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Marburger Zeitung. Nr. 50, Marburg, 05.05.1914.

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Nr. 50, 5. Mai 1914 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] von demselben auch vorgeführt, den dritten Preis
und Haidi von Trauteck im Besitze des Herrn Seidler
d. J., Graz und geführt von Frl. Grete Seidler,
den vierten Preis. Das Revier der Weizer Jagd-
gesellschaft war so schön besetzt, daß jeder Hund
auf Wild kam und dadurch die Beurteilung seiner
Anlagen leichter möglich wurde. Die Hunde haben
durchwegs erstklassige Veranlagung gezeigt und
versprechen für die Herbstzuchtsuche auch glänzende
Leistungen. Auch die Führer, wenn auch teilweise
Anfänger, haben Geschick und Schneid bewiesen
und die sehr schönen und wertvollen Ehrenpreise
wirklich verdient. Unermüdlich zeigten sich die
Preisrichter, Herr Hauptmann Schubert und Dok-
tor Hans Helm, denen als Suchenleiter Herr Ad.
Böswirth zur Seite stand. Die Korona, welche
Herr Rudolf Seidler d. J. führte, verfolgte mit
großem Interesse die glänzende Feldarbeit der
Junghunde. Am späten Nachmittag fand die Preis-
verteilung im gemütlichen Kreis weidgerechter Jäger
im Hotel Haas statt.

Völkische Maifeier.

Wenige Tage nnr mehr
trennen uns vom ersten großen Frühlingsfest, das
der Radfahrerverein der deutschen Arbeiter Mar-
burgs in Herrn Laufers Gastgarten in Oberrot-
wein, diesem beliebten Ausflugsort, veranstaltet.
Neuerdings richten wir an alle, die deutsch denken
und fühlen, wie schon so oft an schönen Sonn-
tagnachmittagen, auch am 10. Mai hinauszuwandern
an den Fuß des Bacher, wo die deutschen Rot-
weiner uns zu Gaste laden, wohin auch wir Mar-
burgs Bürger zu Gaste laden, in fester Uberzeugung
treuer Gesinnungsgemeinschaft nicht allein in den
Tagen der Gefahr. Dies völkische Arbeiterfest soll
unseren Scharen die Überzeugung schaffen, nicht
Deutsche zweiter Güte zu sein, sie vielmehr mit
neuer Begeisterung, Mut und Tatkraft veranlassen,
den betretenen Weg unentwegt auch weiter zu ver-
folgen. Die deutschen Radler und Radlerinnen aber
mögen ihre Räder mit schmuckem Grün versehen
und sich bei unserer Sammelstelle Hotel "Alte
Bierquelle" zur gemeinsamen Abfahrt einfinden.
Den Vorverkauf der Vorverkaufskarten haben in
liebenswürdiger Weise übernommen die Tabak-
trafik der Frau Macher, die Haupttrafik am Haupt-
platze, die Tabaktrafik in der Herrengasse.

Der Blumentag.

Über den Verlauf des
Blumenverkaufes am Samstag haben wir bereits
berichtet und erwähnt, daß die niedrige Temperatur
dieses Tages auch auf den Blumenverkauf einiger-
maßen ,erkältend' einwirkte. Nichtsdestoweniger
waren unsere jungen Damen fleißig wie Honig
sammelnde Bienen und sie brachten eine schöne
Summe zusammen. Das Samstag abends im Prunk-
saal bei Götz stattgefundene Konzert der Kapelle des
Ift.-Reg. König der Belgier war sehr gut besucht;
der große Saal war sehr gut besetzt und auch die
Galerien wiesen Besuch auf. Bei den frohen Klängen
der Belgier unterhielt sich das Publikum bis Mitter-
nacht vorzüglich. Der Sonntag Vormittag war
leider auch von einem kalten Winde beherrscht;
trotzdem versammelte die Stadtparkmusik und der
schöne, von R. v. Roßmanit geleitete Blumen-
korso ein überaus zahlreiches Publikum, welches
mit Interesse die schön geschmückten Wagen besah,
deren Inhaber und Inhaberinnen auf den reizenden
Schmuck der Wagen mit vorzüglichem Geschmack
bedacht waren. Trotz der Ungunst des Wetters
ergab die Rohbilanz doch eine hocherfreuliche
Summe; die Gesamteinnahme des Blumentages be-
trug rund 8800 K., von welcher Summe natürlich
bedeutende Ausgaben abzuziehen sind, wie die
Kosten der Musik, der Blumen, von welch letzteren
mehr als 70000 verkauft wurden und die in vielen
Fällen erfreulicherweise schöne Überzahlungen er-
erzielten. Der genaue Betrag des Reinertrages
wird in der demnächst stattfindenden Schlußsitzung
des großen Ausschusses, bei welcher die Rechnungs-
legung erfolgt, bekannt gegeben werden. Auch
aller Persönlichkeiten, welche sich um den Blumen-
tag verdient gemacht haben, wird dort dankend
gedacht werden; heute sei nur auf die aufopfernde
Tätigkeit der Frau Bayer-Swaty verwiesen,
der Seele des ganzen, sowie auf die Umsicht, die
LGR. Detitschek entfaltete und auf die Ver-
dienste, die sich R. v. Roßmanit um den
[Spaltenumbruch] Blumenkorso erwarb. Das gute Herz der Mar-
burger hai trotz abträglicher Witterungsverhältnisse
für arme Kinder einen Betrag zusammengebracht,
auf den Marburg stolz sein kann.

Ausscheidungsspiel im Volksgarten.

Am
vergangenen Sonntag wehte ein frischer Hauch über
unseren Volksgarten. Ein echt deutsches Spiel wurde
von Mittelschülern aus Graz, Pettau und Marburg
gezeigt. Es galt hier, die zwei besten Mannschaften
im Korbballspielen für die Mittelschülerwettkämpfe,
welche zu Pfingsten in Graz stattfinden, auszuscheiden.
Am Vormittage standen sich die Grazer Landes-
Oberrealschüler und die Marburger Gymnasiasten
gegenüber, welches mit dem Siege der Landes-
Oberrealschule Graz 6:3 endete. Das Spiel wurde
recht gut gebracht. Das tadellose Zuspielen der
Grazer ist bewunderungswert und vor allen die
Verteidigungsabteilung hat recht gut gearbeitet.
Aber auch die Gymnasiasten waren am Platze und
haben recht wacker ausgehalten; nur müssen sie sich
auf ein noch besseres Zuspielen und Fangen ver-
legen. Zwei Schüler dieser Abteilung haben sehr
gut gespielt und eigentlich das ganze Spiel ge-
halten. Es mag aber auch die verschiedene Kleidung
der Grazer am Siege beigetragen haben, da ich
einigemale beobachten konnte, daß von Marburger
Seite einem gleich den Marburger Spielern an
Kleidung stehenden Grazer Spieler irrtümlich zu-
gespielt wurde. Am Nachmittag 3 Uhr folgte die
zweite Ausscheidung, wo sich die Pettauer Gym-
nasiasten und Marburger Realschüler gegeneinander
standen. An diesem Spiel konnte man wohl seine
Freude haben. Ein flottes, lebhaftes und schönes
Bild wurde den Zuschauern geboten und ich muß
hier ehrlich gestehen, daß es mir einen besseren
Eindruck gemacht hat, als das ausländische nicht-
deutsche Fußballspiel. Nur schade, daß die Korbball-
spiele nicht vorher in der Zeitung angekündigt und
deshalb nur 300 bis 400 Personen anwesend waren.
Einzig waren die Einwerfer der beiden Abteilungen;
dagegen die Verteidiger nicht so gut. Pettauer
Verteidigung sollte etwas besser decken und fangen
und Marburg die Strafwürfe vermeiden. Am
interessantesten war es wohl im Mittelspiel und
die Kleinsten haben wohl wie die Eichkatzeln ge-
spielt. Das sichere Aufhalten oder Fangen des
Balles, das schnelle Zuspielen und das weite Werfen
der Marburger Mittelschüler wirkte begeisternd auf
die Zuschauermenge. Hier sieht man, daß nicht
jedesmal die Größe der Person im Vorteil ist,
sondern ich habe die Erfahrung gemacht, daß wohl
Einwerfer und Verteidigung durch Größe im Vor-
teil sind, aber Mittelspieler, bei denen der Ball
sehr oft im Felde ins Rollen kommt, die kleinen,
selbstverständig schnellen, sich besser verwerten und
ich glaube, es dürfte kein Fehler sein, wenn die
Zusammenstellung der Realschüler so bliebe, wie
am Sonntag gespielt wurde. Das Spiel endete mit
dem Siege der Marburger mit 14:9 Bällen. Als
Schiedsrichter waren Monsberger (Graz) und Doktor
Jörg (Marburg) berufen.

Bioskoptheater.

Heute nochmals Edisons
Kinetophon. Mittwoch Progammwechsel. Haupt-
nummer: die weiße Dame, Lustspiel in drei Akten.
Am 7. Mai 5 Uhr Vorstellung zugunsten der Luft-
flotte. Samstag Aufführung des Schwankes: die
blaue Maus.

Fahrraddiebstahl.

Dem Fleischermeister Ed-
mund Muchitsch in der Nagystraße Nr. 12 wurde
gestern zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags sein im
Vorhause des genannten Hauses stehen gelassenes
Fahrrad im Werte von 120 Kronen von einen bis
nun unbekannten Täter entwendet. Das Rad ist
ein Rennrad von der Firma Neger Nr. 950, hat
schwarzen Rahmenbau, solche Felgen mit grünen
Streifen, abgebogene Lenkstange mit roten Leder-
griffen, Vollscheibe mit der Aufschrift "Neger" und
neue Gebirgsmäntel.

Das Feuerwehr-Stadtautomobillösch-
gerät,

welches von unserer freiwilligen Feuerwehr
erworben wurde, wird am 10. d. nach einer internen
Feier der Benützung übergeben werden.

Kürbiskernöl.

In letzter Zeit kommt häufig
gefälschtes Kürbiskernöl in den Handel. Um den
Verfälschungen vorzubengen, wird verlautbart, daß
als Kürbiskernöl nur solches Öl in Handel ge-
[Spaltenumbruch] bracht werden darf, welches ausschließlich durch
Auspressung von Kürbiskernen gewonnen wird,
ohne Zusätze von Ölen anderer Provenienz zu ent-
falten.

Der große Zirkus Krateyl

nächst der neuen
Reichsbrücke gibt heute Dienstag abends seine Er-
öffnungsvorstellung; Mittwoch große Elite-Vor-
stellung mit einem für Marburg neuen Schlager-
programm.

Diebischer Fleischergehilfe.

Gestern wurde
dem bei Wögerer in Kartschowin beschäftigten
Fleischergehilfen Draschkuwic eine silberne Re-
montieruhr mit Doppeldeckel, mit vergoldeten Zei-
gern, weißem Zifferblatte, ohne Glas, Wert 13 K.,
ferners eine schwere goldene Kette, 1 Zentimeter
breit, mit einem Jubiläumsdukaten als Anhängsel,
Wert 110 K. 60 H. und dem ebendort beschäftigten
Fleischergehilfen Josef Pasicek ein goldener Ring
mit dunkelrotem Stein, in der Nähe des Steines
befindet sich eine Gravierung, Wert 18 K., gestohlen.
Der Täter, der Fleischergehilfe Anton Schiffer,
bekleidet mit gestreifter Hose, Piqueweste, blauem
Sacco, schwarzem, steifen Hut, bartlos und mit
roten Wimmerln im Gesichte, hat sich geflüchtet.




Zur Errettung aus dem Lurloche.
Bitte für einen Krüppel.


Am 4. Mai 1914 jährt sich zum 20. Male
der Tag, an dem die Errettuug der im Lurloche
eingeschlossenen sieben Höhlenforscher durch die
heldenhafte Leistung des damaligen Hauptmannes
Rudolf Staindl und seines Dieners Rudolf Fischer
gelungen ist.

Heute am zwanzigsten Jahrestage werden sich
beim Lesen dieser Zeilen viele an den traurigen
Vorfall erinnern, der leider einen kräftigen Menschen
zum Krüppel gemacht hat. Es ist dies der damals
im blühendsten Alter von 21 Jahren gestandene
Infanterist Alois Stelzl, der beim Abladen eines
8 M. langen Balkens samt der schweren Last über einen
Wassergraben geschleudert und dem dabei ein Fuß
gequetscht und beim Sprunggelenk gebrochen wurde.
Die schönsten 20 Jahre sind dem Manne verloren
gegangen. Wohl wurden damals durch Sammlungen
Geldspenden zusammengebracht und bezieht der
Mann seit 1896 eine jährliche Verwundungszulage
von 264 Kronen. Aber was ist das gegen den
Verlust an Kraft und Gesundheit! Wer würde
seine schönsten, kräftigsten Jahre dagegen ein-
tauschen? Stelzl war zur Zeit als das Unglück ge-
schah, ein überaus kräftiger, gesunder Mann. Die
Verletzungen am Fuße machten ihn znm Krüppel.
Sein leidender Fuß hat sich in der langen Zeit
nicht gebessert, sondern vou Jahr zu Jahr ver-
schlechtert, so daß ihm das Gehen selbst mit Hilfe
von Stöcken wegen des großen Schmerzes oft un-
möglich ist. Wohl versucht er, gestützt auf das
Arbeitszeug, ein wenig mitzuarbeiten, aber ver-
dienen läßt sich damit nichts. Es wird wohl jeder-
mann einsehen, daß das damals gesammelte Geld
im Laufe der 20 Jahre verbraucht wurde und daß
es bei der enormen Steigernng der Lebensmittel-
preise mit der Pension nicht reichen will. Der
Schreiber dieses, der den Mann in der Vollkraft
seiner Jahre gekannt hat und sich bei öfteren Be-
suchen von dem fortdauernden und fortschreitenden
Leiden überzeugt hat, möchte deshalb heute, am
20. Jahrestage an die Wohltätigkeit guter Menschen
mit der Bitte herantreten, dem Manne, den der
traurige Borfall am 4. Mai 1894 im schönsteu
Lebensalter zum Krüppel gemacht hat, durch
Spenden das Ertragen seines Unglückes zu er-
leichtern. Spenden mögen geschickt werden an Alois
Stelzl, Grabenstelzlsohn, in Obergreith, Post Ober-
haag bei Arnfels.




Der deutsche Dichter Wieland sagt einmal: der
Mensch ist nur dann an Leib und Seele gesund, wenn ihm
alle seine Verrichtungen, geistige und körperliche, zum Spiele
werden. Eine der wichtigsten körperlichen Verrichtungen nun,
von der das körperliche Wohlbefinden und die geistige Frische
und Regsamkeit in erster Linie abhängig ist, besteht in der
täglichen, ausgiebigen Entleerung und Hunyadi Janos Bitter-
wasser hat sich für diesen Zweck als willkommenste Hilfe er-
wiesen. Ein Berliner Universitätsprofessor äußert sich: "Als
nicht unangenehm schmeckendes, den Magen nicht belästigen-
des, auch bei längerem Gebrauche nicht schödigendes Abführ-
mittel ist Hunyadi Janos Bitterwasser unübertroffen".




[irrelevantes Material]

Nr. 50, 5. Mai 1914 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] von demſelben auch vorgeführt, den dritten Preis
und Haidi von Trauteck im Beſitze des Herrn Seidler
d. J., Graz und geführt von Frl. Grete Seidler,
den vierten Preis. Das Revier der Weizer Jagd-
geſellſchaft war ſo ſchön beſetzt, daß jeder Hund
auf Wild kam und dadurch die Beurteilung ſeiner
Anlagen leichter möglich wurde. Die Hunde haben
durchwegs erſtklaſſige Veranlagung gezeigt und
verſprechen für die Herbſtzuchtſuche auch glänzende
Leiſtungen. Auch die Führer, wenn auch teilweiſe
Anfänger, haben Geſchick und Schneid bewieſen
und die ſehr ſchönen und wertvollen Ehrenpreiſe
wirklich verdient. Unermüdlich zeigten ſich die
Preisrichter, Herr Hauptmann Schubert und Dok-
tor Hans Helm, denen als Suchenleiter Herr Ad.
Böswirth zur Seite ſtand. Die Korona, welche
Herr Rudolf Seidler d. J. führte, verfolgte mit
großem Intereſſe die glänzende Feldarbeit der
Junghunde. Am ſpäten Nachmittag fand die Preis-
verteilung im gemütlichen Kreis weidgerechter Jäger
im Hotel Haas ſtatt.

Völkiſche Maifeier.

Wenige Tage nnr mehr
trennen uns vom erſten großen Frühlingsfeſt, das
der Radfahrerverein der deutſchen Arbeiter Mar-
burgs in Herrn Laufers Gaſtgarten in Oberrot-
wein, dieſem beliebten Ausflugsort, veranſtaltet.
Neuerdings richten wir an alle, die deutſch denken
und fühlen, wie ſchon ſo oft an ſchönen Sonn-
tagnachmittagen, auch am 10. Mai hinauszuwandern
an den Fuß des Bacher, wo die deutſchen Rot-
weiner uns zu Gaſte laden, wohin auch wir Mar-
burgs Bürger zu Gaſte laden, in feſter Uberzeugung
treuer Geſinnungsgemeinſchaft nicht allein in den
Tagen der Gefahr. Dies völkiſche Arbeiterfeſt ſoll
unſeren Scharen die Überzeugung ſchaffen, nicht
Deutſche zweiter Güte zu ſein, ſie vielmehr mit
neuer Begeiſterung, Mut und Tatkraft veranlaſſen,
den betretenen Weg unentwegt auch weiter zu ver-
folgen. Die deutſchen Radler und Radlerinnen aber
mögen ihre Räder mit ſchmuckem Grün verſehen
und ſich bei unſerer Sammelſtelle Hotel „Alte
Bierquelle“ zur gemeinſamen Abfahrt einfinden.
Den Vorverkauf der Vorverkaufskarten haben in
liebenswürdiger Weiſe übernommen die Tabak-
trafik der Frau Macher, die Haupttrafik am Haupt-
platze, die Tabaktrafik in der Herrengaſſe.

Der Blumentag.

Über den Verlauf des
Blumenverkaufes am Samstag haben wir bereits
berichtet und erwähnt, daß die niedrige Temperatur
dieſes Tages auch auf den Blumenverkauf einiger-
maßen ‚erkältend‘ einwirkte. Nichtsdeſtoweniger
waren unſere jungen Damen fleißig wie Honig
ſammelnde Bienen und ſie brachten eine ſchöne
Summe zuſammen. Das Samstag abends im Prunk-
ſaal bei Götz ſtattgefundene Konzert der Kapelle des
Ift.-Reg. König der Belgier war ſehr gut beſucht;
der große Saal war ſehr gut beſetzt und auch die
Galerien wieſen Beſuch auf. Bei den frohen Klängen
der Belgier unterhielt ſich das Publikum bis Mitter-
nacht vorzüglich. Der Sonntag Vormittag war
leider auch von einem kalten Winde beherrſcht;
trotzdem verſammelte die Stadtparkmuſik und der
ſchöne, von R. v. Roßmanit geleitete Blumen-
korſo ein überaus zahlreiches Publikum, welches
mit Intereſſe die ſchön geſchmückten Wagen beſah,
deren Inhaber und Inhaberinnen auf den reizenden
Schmuck der Wagen mit vorzüglichem Geſchmack
bedacht waren. Trotz der Ungunſt des Wetters
ergab die Rohbilanz doch eine hocherfreuliche
Summe; die Geſamteinnahme des Blumentages be-
trug rund 8800 K., von welcher Summe natürlich
bedeutende Ausgaben abzuziehen ſind, wie die
Koſten der Muſik, der Blumen, von welch letzteren
mehr als 70000 verkauft wurden und die in vielen
Fällen erfreulicherweiſe ſchöne Überzahlungen er-
erzielten. Der genaue Betrag des Reinertrages
wird in der demnächſt ſtattfindenden Schlußſitzung
des großen Ausſchuſſes, bei welcher die Rechnungs-
legung erfolgt, bekannt gegeben werden. Auch
aller Perſönlichkeiten, welche ſich um den Blumen-
tag verdient gemacht haben, wird dort dankend
gedacht werden; heute ſei nur auf die aufopfernde
Tätigkeit der Frau Bayer-Swaty verwieſen,
der Seele des ganzen, ſowie auf die Umſicht, die
LGR. Detitſchek entfaltete und auf die Ver-
dienſte, die ſich R. v. Roßmanit um den
[Spaltenumbruch] Blumenkorſo erwarb. Das gute Herz der Mar-
burger hai trotz abträglicher Witterungsverhältniſſe
für arme Kinder einen Betrag zuſammengebracht,
auf den Marburg ſtolz ſein kann.

Ausſcheidungsſpiel im Volksgarten.

Am
vergangenen Sonntag wehte ein friſcher Hauch über
unſeren Volksgarten. Ein echt deutſches Spiel wurde
von Mittelſchülern aus Graz, Pettau und Marburg
gezeigt. Es galt hier, die zwei beſten Mannſchaften
im Korbballſpielen für die Mittelſchülerwettkämpfe,
welche zu Pfingſten in Graz ſtattfinden, auszuſcheiden.
Am Vormittage ſtanden ſich die Grazer Landes-
Oberrealſchüler und die Marburger Gymnaſiaſten
gegenüber, welches mit dem Siege der Landes-
Oberrealſchule Graz 6:3 endete. Das Spiel wurde
recht gut gebracht. Das tadelloſe Zuſpielen der
Grazer iſt bewunderungswert und vor allen die
Verteidigungsabteilung hat recht gut gearbeitet.
Aber auch die Gymnaſiaſten waren am Platze und
haben recht wacker ausgehalten; nur müſſen ſie ſich
auf ein noch beſſeres Zuſpielen und Fangen ver-
legen. Zwei Schüler dieſer Abteilung haben ſehr
gut geſpielt und eigentlich das ganze Spiel ge-
halten. Es mag aber auch die verſchiedene Kleidung
der Grazer am Siege beigetragen haben, da ich
einigemale beobachten konnte, daß von Marburger
Seite einem gleich den Marburger Spielern an
Kleidung ſtehenden Grazer Spieler irrtümlich zu-
geſpielt wurde. Am Nachmittag 3 Uhr folgte die
zweite Ausſcheidung, wo ſich die Pettauer Gym-
naſiaſten und Marburger Realſchüler gegeneinander
ſtanden. An dieſem Spiel konnte man wohl ſeine
Freude haben. Ein flottes, lebhaftes und ſchönes
Bild wurde den Zuſchauern geboten und ich muß
hier ehrlich geſtehen, daß es mir einen beſſeren
Eindruck gemacht hat, als das ausländiſche nicht-
deutſche Fußballſpiel. Nur ſchade, daß die Korbball-
ſpiele nicht vorher in der Zeitung angekündigt und
deshalb nur 300 bis 400 Perſonen anweſend waren.
Einzig waren die Einwerfer der beiden Abteilungen;
dagegen die Verteidiger nicht ſo gut. Pettauer
Verteidigung ſollte etwas beſſer decken und fangen
und Marburg die Strafwürfe vermeiden. Am
intereſſanteſten war es wohl im Mittelſpiel und
die Kleinſten haben wohl wie die Eichkatzeln ge-
ſpielt. Das ſichere Aufhalten oder Fangen des
Balles, das ſchnelle Zuſpielen und das weite Werfen
der Marburger Mittelſchüler wirkte begeiſternd auf
die Zuſchauermenge. Hier ſieht man, daß nicht
jedesmal die Größe der Perſon im Vorteil iſt,
ſondern ich habe die Erfahrung gemacht, daß wohl
Einwerfer und Verteidigung durch Größe im Vor-
teil ſind, aber Mittelſpieler, bei denen der Ball
ſehr oft im Felde ins Rollen kommt, die kleinen,
ſelbſtverſtändig ſchnellen, ſich beſſer verwerten und
ich glaube, es dürfte kein Fehler ſein, wenn die
Zuſammenſtellung der Realſchüler ſo bliebe, wie
am Sonntag geſpielt wurde. Das Spiel endete mit
dem Siege der Marburger mit 14:9 Bällen. Als
Schiedsrichter waren Monsberger (Graz) und Doktor
Jörg (Marburg) berufen.

Bioſkoptheater.

Heute nochmals Ediſons
Kinetophon. Mittwoch Progammwechſel. Haupt-
nummer: die weiße Dame, Luſtſpiel in drei Akten.
Am 7. Mai 5 Uhr Vorſtellung zugunſten der Luft-
flotte. Samstag Aufführung des Schwankes: die
blaue Maus.

Fahrraddiebſtahl.

Dem Fleiſchermeiſter Ed-
mund Muchitſch in der Nagyſtraße Nr. 12 wurde
geſtern zwiſchen 2 und 3 Uhr nachmittags ſein im
Vorhauſe des genannten Hauſes ſtehen gelaſſenes
Fahrrad im Werte von 120 Kronen von einen bis
nun unbekannten Täter entwendet. Das Rad iſt
ein Rennrad von der Firma Neger Nr. 950, hat
ſchwarzen Rahmenbau, ſolche Felgen mit grünen
Streifen, abgebogene Lenkſtange mit roten Leder-
griffen, Vollſcheibe mit der Aufſchrift „Neger“ und
neue Gebirgsmäntel.

Das Feuerwehr-Stadtautomobillöſch-
gerät,

welches von unſerer freiwilligen Feuerwehr
erworben wurde, wird am 10. d. nach einer internen
Feier der Benützung übergeben werden.

Kürbiskernöl.

In letzter Zeit kommt häufig
gefälſchtes Kürbiskernöl in den Handel. Um den
Verfälſchungen vorzubengen, wird verlautbart, daß
als Kürbiskernöl nur ſolches Öl in Handel ge-
[Spaltenumbruch] bracht werden darf, welches ausſchließlich durch
Auspreſſung von Kürbiskernen gewonnen wird,
ohne Zuſätze von Ölen anderer Provenienz zu ent-
falten.

Der große Zirkus Krateyl

nächſt der neuen
Reichsbrücke gibt heute Dienstag abends ſeine Er-
öffnungsvorſtellung; Mittwoch große Elite-Vor-
ſtellung mit einem für Marburg neuen Schlager-
programm.

Diebiſcher Fleiſchergehilfe.

Geſtern wurde
dem bei Wögerer in Kartſchowin beſchäftigten
Fleiſchergehilfen Draſchkuwič eine ſilberne Re-
montieruhr mit Doppeldeckel, mit vergoldeten Zei-
gern, weißem Zifferblatte, ohne Glas, Wert 13 K.,
ferners eine ſchwere goldene Kette, 1 Zentimeter
breit, mit einem Jubiläumsdukaten als Anhängſel,
Wert 110 K. 60 H. und dem ebendort beſchäftigten
Fleiſchergehilfen Joſef Pašiček ein goldener Ring
mit dunkelrotem Stein, in der Nähe des Steines
befindet ſich eine Gravierung, Wert 18 K., geſtohlen.
Der Täter, der Fleiſchergehilfe Anton Schiffer,
bekleidet mit geſtreifter Hoſe, Piqueweſte, blauem
Sacco, ſchwarzem, ſteifen Hut, bartlos und mit
roten Wimmerln im Geſichte, hat ſich geflüchtet.




Zur Errettung aus dem Lurloche.
Bitte für einen Krüppel.


Am 4. Mai 1914 jährt ſich zum 20. Male
der Tag, an dem die Errettuug der im Lurloche
eingeſchloſſenen ſieben Höhlenforſcher durch die
heldenhafte Leiſtung des damaligen Hauptmannes
Rudolf Staindl und ſeines Dieners Rudolf Fiſcher
gelungen iſt.

Heute am zwanzigſten Jahrestage werden ſich
beim Leſen dieſer Zeilen viele an den traurigen
Vorfall erinnern, der leider einen kräftigen Menſchen
zum Krüppel gemacht hat. Es iſt dies der damals
im blühendſten Alter von 21 Jahren geſtandene
Infanteriſt Alois Stelzl, der beim Abladen eines
8 M. langen Balkens ſamt der ſchweren Laſt über einen
Waſſergraben geſchleudert und dem dabei ein Fuß
gequetſcht und beim Sprunggelenk gebrochen wurde.
Die ſchönſten 20 Jahre ſind dem Manne verloren
gegangen. Wohl wurden damals durch Sammlungen
Geldſpenden zuſammengebracht und bezieht der
Mann ſeit 1896 eine jährliche Verwundungszulage
von 264 Kronen. Aber was iſt das gegen den
Verluſt an Kraft und Geſundheit! Wer würde
ſeine ſchönſten, kräftigſten Jahre dagegen ein-
tauſchen? Stelzl war zur Zeit als das Unglück ge-
ſchah, ein überaus kräftiger, geſunder Mann. Die
Verletzungen am Fuße machten ihn znm Krüppel.
Sein leidender Fuß hat ſich in der langen Zeit
nicht gebeſſert, ſondern vou Jahr zu Jahr ver-
ſchlechtert, ſo daß ihm das Gehen ſelbſt mit Hilfe
von Stöcken wegen des großen Schmerzes oft un-
möglich iſt. Wohl verſucht er, geſtützt auf das
Arbeitszeug, ein wenig mitzuarbeiten, aber ver-
dienen läßt ſich damit nichts. Es wird wohl jeder-
mann einſehen, daß das damals geſammelte Geld
im Laufe der 20 Jahre verbraucht wurde und daß
es bei der enormen Steigernng der Lebensmittel-
preiſe mit der Penſion nicht reichen will. Der
Schreiber dieſes, der den Mann in der Vollkraft
ſeiner Jahre gekannt hat und ſich bei öfteren Be-
ſuchen von dem fortdauernden und fortſchreitenden
Leiden überzeugt hat, möchte deshalb heute, am
20. Jahrestage an die Wohltätigkeit guter Menſchen
mit der Bitte herantreten, dem Manne, den der
traurige Borfall am 4. Mai 1894 im ſchönſteu
Lebensalter zum Krüppel gemacht hat, durch
Spenden das Ertragen ſeines Unglückes zu er-
leichtern. Spenden mögen geſchickt werden an Alois
Stelzl, Grabenſtelzlſohn, in Obergreith, Poſt Ober-
haag bei Arnfels.




Der deutſche Dichter Wieland ſagt einmal: der
Menſch iſt nur dann an Leib und Seele geſund, wenn ihm
alle ſeine Verrichtungen, geiſtige und körperliche, zum Spiele
werden. Eine der wichtigſten körperlichen Verrichtungen nun,
von der das körperliche Wohlbefinden und die geiſtige Friſche
und Regſamkeit in erſter Linie abhängig iſt, beſteht in der
täglichen, ausgiebigen Entleerung und Hunyadi Janos Bitter-
waſſer hat ſich für dieſen Zweck als willkommenſte Hilfe er-
wieſen. Ein Berliner Univerſitätsprofeſſor äußert ſich: „Als
nicht unangenehm ſchmeckendes, den Magen nicht beläſtigen-
des, auch bei längerem Gebrauche nicht ſchödigendes Abführ-
mittel iſt Hunyadi Janos Bitterwaſſer unübertroffen“.




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[5/0005] Nr. 50, 5. Mai 1914 Marburger Zeitung von demſelben auch vorgeführt, den dritten Preis und Haidi von Trauteck im Beſitze des Herrn Seidler d. J., Graz und geführt von Frl. Grete Seidler, den vierten Preis. Das Revier der Weizer Jagd- geſellſchaft war ſo ſchön beſetzt, daß jeder Hund auf Wild kam und dadurch die Beurteilung ſeiner Anlagen leichter möglich wurde. Die Hunde haben durchwegs erſtklaſſige Veranlagung gezeigt und verſprechen für die Herbſtzuchtſuche auch glänzende Leiſtungen. Auch die Führer, wenn auch teilweiſe Anfänger, haben Geſchick und Schneid bewieſen und die ſehr ſchönen und wertvollen Ehrenpreiſe wirklich verdient. Unermüdlich zeigten ſich die Preisrichter, Herr Hauptmann Schubert und Dok- tor Hans Helm, denen als Suchenleiter Herr Ad. Böswirth zur Seite ſtand. Die Korona, welche Herr Rudolf Seidler d. J. führte, verfolgte mit großem Intereſſe die glänzende Feldarbeit der Junghunde. Am ſpäten Nachmittag fand die Preis- verteilung im gemütlichen Kreis weidgerechter Jäger im Hotel Haas ſtatt. Völkiſche Maifeier. Wenige Tage nnr mehr trennen uns vom erſten großen Frühlingsfeſt, das der Radfahrerverein der deutſchen Arbeiter Mar- burgs in Herrn Laufers Gaſtgarten in Oberrot- wein, dieſem beliebten Ausflugsort, veranſtaltet. Neuerdings richten wir an alle, die deutſch denken und fühlen, wie ſchon ſo oft an ſchönen Sonn- tagnachmittagen, auch am 10. Mai hinauszuwandern an den Fuß des Bacher, wo die deutſchen Rot- weiner uns zu Gaſte laden, wohin auch wir Mar- burgs Bürger zu Gaſte laden, in feſter Uberzeugung treuer Geſinnungsgemeinſchaft nicht allein in den Tagen der Gefahr. Dies völkiſche Arbeiterfeſt ſoll unſeren Scharen die Überzeugung ſchaffen, nicht Deutſche zweiter Güte zu ſein, ſie vielmehr mit neuer Begeiſterung, Mut und Tatkraft veranlaſſen, den betretenen Weg unentwegt auch weiter zu ver- folgen. Die deutſchen Radler und Radlerinnen aber mögen ihre Räder mit ſchmuckem Grün verſehen und ſich bei unſerer Sammelſtelle Hotel „Alte Bierquelle“ zur gemeinſamen Abfahrt einfinden. Den Vorverkauf der Vorverkaufskarten haben in liebenswürdiger Weiſe übernommen die Tabak- trafik der Frau Macher, die Haupttrafik am Haupt- platze, die Tabaktrafik in der Herrengaſſe. Der Blumentag. Über den Verlauf des Blumenverkaufes am Samstag haben wir bereits berichtet und erwähnt, daß die niedrige Temperatur dieſes Tages auch auf den Blumenverkauf einiger- maßen ‚erkältend‘ einwirkte. Nichtsdeſtoweniger waren unſere jungen Damen fleißig wie Honig ſammelnde Bienen und ſie brachten eine ſchöne Summe zuſammen. Das Samstag abends im Prunk- ſaal bei Götz ſtattgefundene Konzert der Kapelle des Ift.-Reg. König der Belgier war ſehr gut beſucht; der große Saal war ſehr gut beſetzt und auch die Galerien wieſen Beſuch auf. Bei den frohen Klängen der Belgier unterhielt ſich das Publikum bis Mitter- nacht vorzüglich. Der Sonntag Vormittag war leider auch von einem kalten Winde beherrſcht; trotzdem verſammelte die Stadtparkmuſik und der ſchöne, von R. v. Roßmanit geleitete Blumen- korſo ein überaus zahlreiches Publikum, welches mit Intereſſe die ſchön geſchmückten Wagen beſah, deren Inhaber und Inhaberinnen auf den reizenden Schmuck der Wagen mit vorzüglichem Geſchmack bedacht waren. Trotz der Ungunſt des Wetters ergab die Rohbilanz doch eine hocherfreuliche Summe; die Geſamteinnahme des Blumentages be- trug rund 8800 K., von welcher Summe natürlich bedeutende Ausgaben abzuziehen ſind, wie die Koſten der Muſik, der Blumen, von welch letzteren mehr als 70000 verkauft wurden und die in vielen Fällen erfreulicherweiſe ſchöne Überzahlungen er- erzielten. Der genaue Betrag des Reinertrages wird in der demnächſt ſtattfindenden Schlußſitzung des großen Ausſchuſſes, bei welcher die Rechnungs- legung erfolgt, bekannt gegeben werden. Auch aller Perſönlichkeiten, welche ſich um den Blumen- tag verdient gemacht haben, wird dort dankend gedacht werden; heute ſei nur auf die aufopfernde Tätigkeit der Frau Bayer-Swaty verwieſen, der Seele des ganzen, ſowie auf die Umſicht, die LGR. Detitſchek entfaltete und auf die Ver- dienſte, die ſich R. v. Roßmanit um den Blumenkorſo erwarb. Das gute Herz der Mar- burger hai trotz abträglicher Witterungsverhältniſſe für arme Kinder einen Betrag zuſammengebracht, auf den Marburg ſtolz ſein kann. Ausſcheidungsſpiel im Volksgarten. Am vergangenen Sonntag wehte ein friſcher Hauch über unſeren Volksgarten. Ein echt deutſches Spiel wurde von Mittelſchülern aus Graz, Pettau und Marburg gezeigt. Es galt hier, die zwei beſten Mannſchaften im Korbballſpielen für die Mittelſchülerwettkämpfe, welche zu Pfingſten in Graz ſtattfinden, auszuſcheiden. Am Vormittage ſtanden ſich die Grazer Landes- Oberrealſchüler und die Marburger Gymnaſiaſten gegenüber, welches mit dem Siege der Landes- Oberrealſchule Graz 6:3 endete. Das Spiel wurde recht gut gebracht. Das tadelloſe Zuſpielen der Grazer iſt bewunderungswert und vor allen die Verteidigungsabteilung hat recht gut gearbeitet. Aber auch die Gymnaſiaſten waren am Platze und haben recht wacker ausgehalten; nur müſſen ſie ſich auf ein noch beſſeres Zuſpielen und Fangen ver- legen. Zwei Schüler dieſer Abteilung haben ſehr gut geſpielt und eigentlich das ganze Spiel ge- halten. Es mag aber auch die verſchiedene Kleidung der Grazer am Siege beigetragen haben, da ich einigemale beobachten konnte, daß von Marburger Seite einem gleich den Marburger Spielern an Kleidung ſtehenden Grazer Spieler irrtümlich zu- geſpielt wurde. Am Nachmittag 3 Uhr folgte die zweite Ausſcheidung, wo ſich die Pettauer Gym- naſiaſten und Marburger Realſchüler gegeneinander ſtanden. An dieſem Spiel konnte man wohl ſeine Freude haben. Ein flottes, lebhaftes und ſchönes Bild wurde den Zuſchauern geboten und ich muß hier ehrlich geſtehen, daß es mir einen beſſeren Eindruck gemacht hat, als das ausländiſche nicht- deutſche Fußballſpiel. Nur ſchade, daß die Korbball- ſpiele nicht vorher in der Zeitung angekündigt und deshalb nur 300 bis 400 Perſonen anweſend waren. Einzig waren die Einwerfer der beiden Abteilungen; dagegen die Verteidiger nicht ſo gut. Pettauer Verteidigung ſollte etwas beſſer decken und fangen und Marburg die Strafwürfe vermeiden. Am intereſſanteſten war es wohl im Mittelſpiel und die Kleinſten haben wohl wie die Eichkatzeln ge- ſpielt. Das ſichere Aufhalten oder Fangen des Balles, das ſchnelle Zuſpielen und das weite Werfen der Marburger Mittelſchüler wirkte begeiſternd auf die Zuſchauermenge. Hier ſieht man, daß nicht jedesmal die Größe der Perſon im Vorteil iſt, ſondern ich habe die Erfahrung gemacht, daß wohl Einwerfer und Verteidigung durch Größe im Vor- teil ſind, aber Mittelſpieler, bei denen der Ball ſehr oft im Felde ins Rollen kommt, die kleinen, ſelbſtverſtändig ſchnellen, ſich beſſer verwerten und ich glaube, es dürfte kein Fehler ſein, wenn die Zuſammenſtellung der Realſchüler ſo bliebe, wie am Sonntag geſpielt wurde. Das Spiel endete mit dem Siege der Marburger mit 14:9 Bällen. Als Schiedsrichter waren Monsberger (Graz) und Doktor Jörg (Marburg) berufen. Bioſkoptheater. Heute nochmals Ediſons Kinetophon. Mittwoch Progammwechſel. Haupt- nummer: die weiße Dame, Luſtſpiel in drei Akten. Am 7. Mai 5 Uhr Vorſtellung zugunſten der Luft- flotte. Samstag Aufführung des Schwankes: die blaue Maus. Fahrraddiebſtahl. Dem Fleiſchermeiſter Ed- mund Muchitſch in der Nagyſtraße Nr. 12 wurde geſtern zwiſchen 2 und 3 Uhr nachmittags ſein im Vorhauſe des genannten Hauſes ſtehen gelaſſenes Fahrrad im Werte von 120 Kronen von einen bis nun unbekannten Täter entwendet. Das Rad iſt ein Rennrad von der Firma Neger Nr. 950, hat ſchwarzen Rahmenbau, ſolche Felgen mit grünen Streifen, abgebogene Lenkſtange mit roten Leder- griffen, Vollſcheibe mit der Aufſchrift „Neger“ und neue Gebirgsmäntel. Das Feuerwehr-Stadtautomobillöſch- gerät, welches von unſerer freiwilligen Feuerwehr erworben wurde, wird am 10. d. nach einer internen Feier der Benützung übergeben werden. Kürbiskernöl. In letzter Zeit kommt häufig gefälſchtes Kürbiskernöl in den Handel. Um den Verfälſchungen vorzubengen, wird verlautbart, daß als Kürbiskernöl nur ſolches Öl in Handel ge- bracht werden darf, welches ausſchließlich durch Auspreſſung von Kürbiskernen gewonnen wird, ohne Zuſätze von Ölen anderer Provenienz zu ent- falten. Der große Zirkus Krateyl nächſt der neuen Reichsbrücke gibt heute Dienstag abends ſeine Er- öffnungsvorſtellung; Mittwoch große Elite-Vor- ſtellung mit einem für Marburg neuen Schlager- programm. Diebiſcher Fleiſchergehilfe. Geſtern wurde dem bei Wögerer in Kartſchowin beſchäftigten Fleiſchergehilfen Draſchkuwič eine ſilberne Re- montieruhr mit Doppeldeckel, mit vergoldeten Zei- gern, weißem Zifferblatte, ohne Glas, Wert 13 K., ferners eine ſchwere goldene Kette, 1 Zentimeter breit, mit einem Jubiläumsdukaten als Anhängſel, Wert 110 K. 60 H. und dem ebendort beſchäftigten Fleiſchergehilfen Joſef Pašiček ein goldener Ring mit dunkelrotem Stein, in der Nähe des Steines befindet ſich eine Gravierung, Wert 18 K., geſtohlen. Der Täter, der Fleiſchergehilfe Anton Schiffer, bekleidet mit geſtreifter Hoſe, Piqueweſte, blauem Sacco, ſchwarzem, ſteifen Hut, bartlos und mit roten Wimmerln im Geſichte, hat ſich geflüchtet. Zur Errettung aus dem Lurloche. Bitte für einen Krüppel. Marburg, 4. Mai. Am 4. Mai 1914 jährt ſich zum 20. Male der Tag, an dem die Errettuug der im Lurloche eingeſchloſſenen ſieben Höhlenforſcher durch die heldenhafte Leiſtung des damaligen Hauptmannes Rudolf Staindl und ſeines Dieners Rudolf Fiſcher gelungen iſt. Heute am zwanzigſten Jahrestage werden ſich beim Leſen dieſer Zeilen viele an den traurigen Vorfall erinnern, der leider einen kräftigen Menſchen zum Krüppel gemacht hat. Es iſt dies der damals im blühendſten Alter von 21 Jahren geſtandene Infanteriſt Alois Stelzl, der beim Abladen eines 8 M. langen Balkens ſamt der ſchweren Laſt über einen Waſſergraben geſchleudert und dem dabei ein Fuß gequetſcht und beim Sprunggelenk gebrochen wurde. Die ſchönſten 20 Jahre ſind dem Manne verloren gegangen. Wohl wurden damals durch Sammlungen Geldſpenden zuſammengebracht und bezieht der Mann ſeit 1896 eine jährliche Verwundungszulage von 264 Kronen. Aber was iſt das gegen den Verluſt an Kraft und Geſundheit! Wer würde ſeine ſchönſten, kräftigſten Jahre dagegen ein- tauſchen? Stelzl war zur Zeit als das Unglück ge- ſchah, ein überaus kräftiger, geſunder Mann. Die Verletzungen am Fuße machten ihn znm Krüppel. Sein leidender Fuß hat ſich in der langen Zeit nicht gebeſſert, ſondern vou Jahr zu Jahr ver- ſchlechtert, ſo daß ihm das Gehen ſelbſt mit Hilfe von Stöcken wegen des großen Schmerzes oft un- möglich iſt. Wohl verſucht er, geſtützt auf das Arbeitszeug, ein wenig mitzuarbeiten, aber ver- dienen läßt ſich damit nichts. Es wird wohl jeder- mann einſehen, daß das damals geſammelte Geld im Laufe der 20 Jahre verbraucht wurde und daß es bei der enormen Steigernng der Lebensmittel- preiſe mit der Penſion nicht reichen will. Der Schreiber dieſes, der den Mann in der Vollkraft ſeiner Jahre gekannt hat und ſich bei öfteren Be- ſuchen von dem fortdauernden und fortſchreitenden Leiden überzeugt hat, möchte deshalb heute, am 20. Jahrestage an die Wohltätigkeit guter Menſchen mit der Bitte herantreten, dem Manne, den der traurige Borfall am 4. Mai 1894 im ſchönſteu Lebensalter zum Krüppel gemacht hat, durch Spenden das Ertragen ſeines Unglückes zu er- leichtern. Spenden mögen geſchickt werden an Alois Stelzl, Grabenſtelzlſohn, in Obergreith, Poſt Ober- haag bei Arnfels. Der deutſche Dichter Wieland ſagt einmal: der Menſch iſt nur dann an Leib und Seele geſund, wenn ihm alle ſeine Verrichtungen, geiſtige und körperliche, zum Spiele werden. Eine der wichtigſten körperlichen Verrichtungen nun, von der das körperliche Wohlbefinden und die geiſtige Friſche und Regſamkeit in erſter Linie abhängig iſt, beſteht in der täglichen, ausgiebigen Entleerung und Hunyadi Janos Bitter- waſſer hat ſich für dieſen Zweck als willkommenſte Hilfe er- wieſen. Ein Berliner Univerſitätsprofeſſor äußert ſich: „Als nicht unangenehm ſchmeckendes, den Magen nicht beläſtigen- des, auch bei längerem Gebrauche nicht ſchödigendes Abführ- mittel iſt Hunyadi Janos Bitterwaſſer unübertroffen“. _

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 50, Marburg, 05.05.1914, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger50_1914/5>, abgerufen am 24.11.2024.