Marburger Zeitung. Nr. 58, Marburg, 14.05.1903.Marburger Zeitung Nr. 58, 14. Mai 1903. [Spaltenumbruch] Mitglieder solcher klerikaler Verbindungen geworben Sie sind stark geworden, sie haben sich rasch Was tut der Mensch eben nicht alles für ein Sie mögen's tun; wer freiheitlich gesinnt ist, Gegen die Verfälschung der Wahrheit muß Wie schon angedeutet, hat die Ursache der Er- [Spaltenumbruch] nichts von ihm bekämen, ich hätte wohl so viel, Der Buschmüller wollte sich umwenden und "Herr Peters, das kann Ihr letztes Wort "Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen." "Bedenken Sie Lieschens Schmerz." Der Buschmüller seufzte tief auf. "Sie ist "Sie wird es nicht!" fuhr Werner auf "und "In meinem schlichten Hause hat von alters "Das wollen wir sogleich mal sehen!" rief "Halt!" rief er gebieterisch, "nicht einen (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch] bis auch der akademische Boden, von dem in Man wird vielleicht die Ruhe erzwingen, der Politische Umschau. Inland. Zu den jüngsten slovenischen Beamten- ernennungen. Der nunmehrige Oberlandesgerichtsrat Herr Von den windischen Niederlagen. Des Bischofes Napotnik windische "Pest" ist 40.000 -- los von Rom! Nach dem soeben erschienenen Ausweis sind Auch ein "deutscher" Pater"! Aus Laibach wird dem alldeutschen Tagblatt Dr. Schlindra's Lehrerfreundlichkeit. Ein neues Mittel zur Verbesserung der Lage Marburger Zeitung Nr. 58, 14. Mai 1903. [Spaltenumbruch] Mitglieder ſolcher klerikaler Verbindungen geworben Sie ſind ſtark geworden, ſie haben ſich raſch Was tut der Menſch eben nicht alles für ein Sie mögen’s tun; wer freiheitlich geſinnt iſt, Gegen die Verfälſchung der Wahrheit muß Wie ſchon angedeutet, hat die Urſache der Er- [Spaltenumbruch] nichts von ihm bekämen, ich hätte wohl ſo viel, Der Buſchmüller wollte ſich umwenden und „Herr Peters, das kann Ihr letztes Wort „Ich habe Ihnen nichts weiter zu ſagen.“ „Bedenken Sie Lieschens Schmerz.“ Der Buſchmüller ſeufzte tief auf. „Sie iſt „Sie wird es nicht!“ fuhr Werner auf „und „In meinem ſchlichten Hauſe hat von alters „Das wollen wir ſogleich mal ſehen!“ rief „Halt!“ rief er gebieteriſch, „nicht einen (Fortſetzung folgt.) [Spaltenumbruch] bis auch der akademiſche Boden, von dem in Man wird vielleicht die Ruhe erzwingen, der Politiſche Umſchau. Inland. Zu den jüngſten ſloveniſchen Beamten- ernennungen. Der nunmehrige Oberlandesgerichtsrat Herr Von den windiſchen Niederlagen. Des Biſchofes Napotnik windiſche „Peſt“ iſt 40.000 — los von Rom! Nach dem ſoeben erſchienenen Ausweis ſind Auch ein „deutſcher“ Pater“! Aus Laibach wird dem alldeutſchen Tagblatt Dr. Schlindra’s Lehrerfreundlichkeit. Ein neues Mittel zur Verbeſſerung der Lage <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 58, 14. Mai 1903.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div next="#bursch3" xml:id="bursch2" prev="#bursch1" type="jArticle" n="2"> <p>Mitglieder ſolcher klerikaler Verbindungen geworben<lb/> werden, wie es auch kein Geheimnis iſt, daß ſich<lb/> manche darunter befinden, deren Sinn nicht bei der<lb/> Sache iſt, die der bitteren Not und nicht dem ei-<lb/> genen Triebe gehorchen. Unvergeſſen iſt und bleibt,<lb/> wie insbeſondere an den unter geiſtlicher Obhut<lb/> ſtehenden Mittelſchulen ſchon ſeit Jahren vor dem<lb/> Abgang zur Hochſchule alle Ueberredungskünſte an-<lb/> gewendet und jeder nur mögliche Druck verſucht<lb/> wird, die jungen Männer abzuhalten, einer natio-<lb/> nalen Verbindung beizutreten und welche Lockmittel<lb/> in Anwendung kommen und welche Lobpreiſungen<lb/> von den Lippen des Lehrers fließen, um zum<lb/> Beitritt zu einer katholiſchen Verbindung zu be-<lb/> wegen und wie ſelbſt vor einer Eidesabnahme nicht<lb/> zurückgeſchreckt wird.</p><lb/> <p>Sie ſind ſtark geworden, ſie haben ſich raſch<lb/> vermehrt, dieſe katholiſchen Verbindungen, deren<lb/> Mitglieder Band und Mütze tragen, die im Flaus<lb/> und mit dem Schläger in klerikale Konventikel<lb/> eilen, ſich ihren Herren und Meiſtern wohlgefällig<lb/> zu zeigen, welche fleißig die kirchlichen Uebungen<lb/> mitmachen und mit andächtigen Mienen nach oder<lb/> vor dem Kommers ihr Dankgebet heruntermurmeln.</p><lb/> <p>Was tut der Menſch eben nicht alles für ein<lb/> Stipendium, um ein gutes oder doch genügendes<lb/> Mittagsbrot, einige Lektionen und — was doch die<lb/> Hauptſache iſt — um eine geſicherte Verſorgung.<lb/> Das alles wird den Mitgliedern ſolcher Verbin-<lb/> dungen geboten, daher der Zulauf und daher —<lb/> die Begeiſterung, mit welcher ſich die meiſten für<lb/> ihre Schützer und Schirmherren, mit welcher ſie ſich<lb/> auch für deren Sache, wenn ſie auch nicht ihrer<lb/> Ueberzeugung entſpricht, einſetzen.</p><lb/> <p>Sie mögen’s tun; wer freiheitlich geſinnt iſt,<lb/> mag ja jeden nach ſeiner Art ſelig werden laſſen,<lb/> wem das Sklavenmahl beſſer ſchmeckt als das<lb/> dürftige Brot, das in der Freiheit genoſſen wird,<lb/> mag ſich unter das Sklavenjoch beugen, er ſoll<lb/> und darf aber dann nicht die Abzeichen des freien<lb/> Mannes tragen.</p><lb/> <p>Gegen die Verfälſchung der Wahrheit muß<lb/> ſich der rechtliche Sinn unſerer akademiſchen Jugend<lb/> richten, und es iſt eine Fälſchung der Wahrheit,<lb/> wenn junge Leute in Band und Mütze herum-<lb/> laufen, den Abzeichen des freien Burſchentums, die<lb/> ſich der Finſternis und dem Rückſchritt verkauft<lb/> und ergeben haben.</p><lb/> <p>Wie ſchon angedeutet, hat die Urſache der Er-<lb/> regung einen viel tieferen Urſprung als man viel-<lb/> fach annimmt, er liegt in der Erkenntnis der Ge-<lb/> fahren, welche der Hochſchule durch das ungehinderte<lb/> Emporwuchern ſolcher Gewächſe drohen, wie ſie die<lb/> katholiſchen Verbindungen darſtellen, die unter der<lb/> Maske echtdeutſchen Burſchentums auftretend, Un-<lb/> erfahrene anlocken und vom rechten Wege abbringen,<lb/> welche Verbindungen, wie die Chriſtlichſozialen in der<lb/> politiſchen Bewegung, am Gebiete des Studenten-<lb/> lebens das ſchwarze Römlingstum verhüllen wollen,</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="leidenschaft2" prev="#leidenschaft1" type="jArticle" n="2"> <p>nichts von ihm bekämen, ich hätte wohl ſo viel,<lb/> um meinem Schwiegerſohn ein Gütchen zu pachten<lb/> oder zu kaufen, aber gegen ſeinen Willen in offener<lb/> Auflehnung gegen ihn bekommen Sie meine Tochter<lb/> niemals.“</p><lb/> <p>Der Buſchmüller wollte ſich umwenden und<lb/> ins Haus gehen, denn die Unterredung hatte im<lb/> Garten ſtattgefunden; der von Natur ſchweigſame<lb/> Mann hatte in dieſer halben Stunde mehr ge-<lb/> ſprochen, als ſonſt während des ganzen Tages,<lb/> er fühlte ſich förmlich ermüdet und wünſchte abzu-<lb/> brechen, aber Werner hielt ihn am Arme zurück.</p><lb/> <p>„Herr Peters, das kann Ihr letztes Wort<lb/> nicht ſein.“</p><lb/> <p>„Ich habe Ihnen nichts weiter zu ſagen.“</p><lb/> <p>„Bedenken Sie Lieschens Schmerz.“</p><lb/> <p>Der Buſchmüller ſeufzte tief auf. „Sie iſt<lb/> noch jung und wird ſich ins Unabänderliche finden.“</p><lb/> <p>„Sie wird es nicht!“ fuhr Werner auf „und<lb/> ich finde mich ebenſo wenig. Ich laſſe ſie nicht.“</p><lb/> <p>„In meinem ſchlichten Hauſe hat von alters<lb/> her der Spruch gegolten: „Ehre Vater und Mutter“,<lb/> verſetzte der Buſchmüller ſtreng, „und er gilt heute<lb/> noch, Lieschen wird mir nicht ungehorſam ſein.“</p><lb/> <p>„Das wollen wir ſogleich mal ſehen!“ rief<lb/> Werner leidenſchaftlich und wollte fortſtürzen. Der<lb/> Buſchmüller vertrat ihm dem Weg.</p><lb/> <p>„Halt!“ rief er gebieteriſch, „nicht einen<lb/> Schritt weiter. Wenn Sie mein Kind wirklich lieben,<lb/> ſo ſchonen Sie ſeinen Frieden; wenn Sie ein Mann<lb/> von Ehre ſind, ſo meiden Sie von heute ab die<lb/> Buſchmühle.“</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#right">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="bursch3" prev="#bursch2" type="jArticle" n="2"> <p>bis auch der akademiſche Boden, von dem in<lb/> unſeren Tagen der erſte „Los von Rom“-Ruf in<lb/> die Lande gezogen, erobert iſt. Des Schutzes ihrer<lb/> Brot- und Auftraggeber ſicher und vor dem Waffen-<lb/> gange gefeit, entwickelten dieſe dem akademiſchen<lb/> Boden zur Unzier gereichenden Farbenträger eine<lb/> Frechheit, die endlich zu Tätlichkeiten führen mußte.<lb/> Und bei dieſer Lage der Dinge wagt man noch den<lb/> Studenten Vorwürfe zu machen, nimmt man ſich<lb/> in Reden wie in Zeitungsaufſätzen heraus, beleh-<lb/> renden Tones die Jugend zu ermahnen an die<lb/> Folgen zu denken, die eine Schließung der Hoch-<lb/> ſchule haben könnte, ſtatt in Heil- und Wackerrufe<lb/> auszubrechen auf die akademiſche Jugend, die ihrer<lb/> Hochziele tatkräftig gedenkt. Schließlich mußten die<lb/> deutſchen Studenten zur Selbſthilfe greifen, da<lb/> ihnen von der berufenen Seite der entſprechende<lb/> Beiſtand nicht zuteil wurde, weil diejenigen, welche<lb/> die Pflicht gehabt hätten, das Recht, welches auf<lb/> der Seite der nationalen Studenten ſteht, zu<lb/> ſchützen, die Zukunft der Hochſchulen vor Ueber-<lb/> fällen finſterer Mächte zu bewahren, nicht den<lb/> nötigen Mut beſeſſen haben, einen entſcheidenden<lb/> Schritt zu tun, den Klerikalen zu unterſagen, durch<lb/> ihr Auftreten in Farben u. ſ. w. Anlaß zu Aergernis<lb/> zu geben. Alle Ausreden, dahin gehend, daß bisher<lb/> die klerikalen Studenten auch Mütze und Schläger<lb/> getragen haben, daß dieſes nicht ein Zeichen der<lb/> Wehrhaftigkeit, ſondern gewiſſermaßen als Teil<lb/> eines — Maskenanzuges zu gelten habe, ſind<lb/> haltlos. Die Abzeichen des deutſchen Studenten<lb/> ſollen eben nicht zu Maskenanzügen, zu leeren<lb/> Formen herabgewürdigt werden, ſie ſollen einen<lb/> Inhalt haben und zwar jenen Inhalt, den ſie bei<lb/> der Gründung der deutſchen Burſchenſchaft, vor<lb/> faſt hundert Jahren, bekamen, als man den Kor-<lb/> poralſtock und die Schnürbruſt nebſt den deutſch-<lb/> feindlichen Schriften auf der Wartburg verbrannte,<lb/> ſeit überhaupt der Wahlſpruch Freiheit, Ehre und<lb/> Vaterland das Hochziel deutſcher Studentenſchaft<lb/> kennzeichnet.</p><lb/> <p>Man wird vielleicht die Ruhe erzwingen, der<lb/> Gewaltmittel ſind ja mannigfache, die Schließung<lb/> der Hochſchule, Verluſt eines Jahres, der Stipen-<lb/> dien, ſie wiegen bei manchem ſchwer, wir dürfen<lb/> angeſichts dieſer Umſtände nicht zum Widerſtande<lb/> herausfordern, ohne eine ſchwere Verantwortung<lb/> auf unſere Schultern zu laden, wir können aber<lb/> den Wunſch nicht unterdrücken, es möchte auch noch<lb/> heute einer Studentenſchaft möglich ſein, von einer<lb/> Stätte ausziehen zu können, wo man die Freiheit<lb/> knebeln will. Jenen aber, die wie im Abgeordneten-<lb/> hauſe unſeren deutſchen Studenten drohen: „Die<lb/> Nichtakademiker würden ſie zur Ruhe bringen“,<lb/> möchten wir raten jener Zeiten zu gedenken, in der<lb/> ſie dankbar der Studentenſchaft waren, als ſie ſich<lb/> im Kampfe gegen das Judentum auf ihre Seite<lb/> ſtellte. Trotz der böſen Drohung glauben wir auch<lb/> heute noch daran, daß der Philiſter, aber freilich<lb/> nicht der ſchwarze Bierphiliſter, einſtimmt in den<lb/> Sang: „er ahnet im Burſchen was Freiheit heißt“<lb/> und mit warmen Herzen die heutige Bewegung<lb/> verfolgt. Heil dem freiheitlichen deutſchen Studenten-<lb/> geiſt! <hi rendition="#et">P. p. n.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Umſchau.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Inland.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Zu den jüngſten ſloveniſchen Beamten-<lb/> ernennungen.</hi> </head><lb/> <p>Der nunmehrige Oberlandesgerichtsrat Herr<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Vouſchek</hi> ließ in der geſtrigen Nummer des<lb/> hieſigen deutſch geſchriebenen Wendenblattes einen<lb/> Aufſatz erſcheinen, der ſich mit <hi rendition="#g">ſeiner eigenen<lb/> Ernennung</hi> zum Oberlandesgerichtsrate und mit<lb/> den Angriffen befaßt, welche ſich auf ſeine einſtige<lb/> Tätigkeit als Leiter des Marburger Bezirksgerichtes<lb/> beziehen. Herr Dr. <hi rendition="#g">Vouſchek</hi> verweist auf ſeine<lb/> richterliche Tätigkeit bei der Prozeß-Abteilung <hi rendition="#aq">I</hi><lb/> (Stadt Marburg) und auf ſeine während jener Zeit<lb/> gefällten Urteile, von denen jene, welche angefochten<lb/> wurden, bis auf ſechs vom Berufungsgerichte be-<lb/> ſtätigt wurden. „Ob daraus“ — ſo ſchließt der<lb/> kurze Aufſatz — „auf meine mindere Befähigung<lb/> oder mangelhafte Beherrſchung der neuen Zivil-<lb/> prozeßgeſetze zuläſſig iſt, mögen die geehrten Leſer<lb/> ſelbſt entſcheiden.“ Wir bemerken hiezu, daß die<lb/> Ausführungen des nunmehrigen Oberlandesgerichts-<lb/> rates von einer falſchen Vorausſetzung ausgehen<lb/> und etwas zu beweiſen ſuchen, was nicht bewieſen<lb/> werden ſollte. Die diesbezüglichen Blätterangriffe<lb/> erwähnten nichts von der Art und Weiſe der vom<lb/><cb/> Herrn Dr. Vouſchek gepflogenen Urteilsfällung, ſie<lb/> befaßten ſich vielmehr mit der Tätigkeit des Ge-<lb/> nannten als <hi rendition="#g">Leiter</hi> des Bezirksgerichtes. 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B. daraus erſehen<lb/> werden, daß es aus der beiſpielloſen Niederlage<lb/> der windiſchen Klerikalen in <hi rendition="#g">Kerſchbach</hi> richtig<lb/> eine Niederlage der — „<hi rendition="#aq">Š</hi>tajerc“-Partei macht!<lb/> Daß bei der Wahl in <hi rendition="#g">Maria-Neuſtift</hi> bei Pettau<lb/> die Windiſchklerikalen zu den ungeheuerlichſten<lb/> Mitteln greifen mußten, um ihre verfaulte Herrſchaft<lb/> noch für eine Weile zu halten und daß die Statt-<lb/> halterei mit Rückſicht auf dieſe ungeheuerlichen<lb/> Vorkommniſſe die Wahl von amtswegen annullierte<lb/> — darin erblickt dieſe verzweifelte Partei ebenfalls<lb/> keine Niederlage. Das Amt einer Troſtſpenderin<lb/> für Windiſchklerikale verſteht die windiſche „Peſt“<lb/> ſehr ſchlecht!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">40.000 — los von Rom!</hi> </head><lb/> <p>Nach dem ſoeben erſchienenen Ausweis ſind<lb/> ſeit dem Beginn der „Los von Rom“-Bewegung<lb/> in Oeſterreich 40.000 Perſonen zum Proteſtantismus<lb/> übergetreten. Aus dieſem Anlaſſe veranſtaltet der<lb/> Verein Alldeutſche Luther-Sippe heute Donnerstag<lb/> den 14. d. im Saale „zum Engliſchen Hof“ in<lb/> Wien eine <hi rendition="#g">„Los von Rom“</hi>-Feier, bei welcher die<lb/> Abgeordneten Laurenz <hi rendition="#g">Hofer, Iro</hi> und Pfarr-<lb/> vikar <hi rendition="#g">Mahnert</hi> aus Mahrenberg ſprechen werden.<lb/> Aus Anlaß der Feier erſcheint eine Feſtſchrift im<lb/> Verlage des Vereines, zu welcher hervorragende<lb/> völkiſche Schriftſteller wie Felix Dahn und andere<lb/> ſchwungvolle Beiträge geliefert haben. Beginn der<lb/> Feier um halb 8 Uhr abends.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Auch ein „deutſcher“ Pater“!</hi> </head><lb/> <p>Aus Laibach wird dem alldeutſchen Tagblatt<lb/> geſchrieben: Der Komponiſt Pater <hi rendition="#g">Hartmann von<lb/> an der Lahn</hi> hatte vor kurzem — auf weſſen<lb/> Veranlaſſung iſt unbekannt — der <hi rendition="#g">Laibacher<lb/> ſloveniſchen</hi> Muſikgeſellſchaft „Glasbena Matica“<lb/> die Gefälligkeit erwieſen, ſein Oratorium „St. Fran-<lb/> ziskus“ in einer Vereinsaufführung perſönlich zu<lb/> dirigieren. Für die Aufführung, die in der Dom-<lb/> kirche ſtattfand, wurde namentlich von der Geiſtlich-<lb/> keit Stimmung gemacht, ſo daß der Beſuch nichts<lb/> zu wünſchen übrig ließ und der windiſchen halb-<lb/> verkrachten Geſellſchaft, die der berühmten, ſeit<lb/> 200 Jahren beſtehenden deutſchen „Philharmoniſchen<lb/> Geſellſchaft“ zum Trotze errichtet wurde, einen<lb/> namhaften Betrag abgeworfen dürfte. Liegt ſchon<lb/> darin, daß ſich ein Deutſcher zur Förderung einer<lb/> ſlaviſchen Kampfanſtalt bereit findet, ein Stück<lb/> Volksverrat, ſo iſt das Verhalten Pater Hartmanns<lb/> den windiſchen Schlaumeiern gegenüber ſchmählicher<lb/> noch zu nennen. Laut Berichten windiſcher Blätter<lb/> äußerte ſich Hartmann bei dem ihm zu Ehren ver-<lb/> anſtalteten Feſteſſen ſehr ſchmeichelhaft über die<lb/> Slovenen und bedauerte (!), ihre „Kulturſprache“<lb/> nicht zu verſtehen. Von Rom aus ſandte er an<lb/> einige Slovenen Anſichtskarten mit <hi rendition="#g">ſloveniſcher</hi><lb/> Anſchrift und den Worten: „.. ein ſchmetterndes<lb/> Zivijo! ... ein urkräftiges Zivijo!“ So verwendet<lb/> Hartmman den Ruf, der ſeinen bedrängten Volks-<lb/> genoſſen ſo oft als Kampfruf entgegenſchallte, zum<lb/> Ausdruck ſeiner freundlichen Gefühle für die windiſche<lb/> „Nation“!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Dr. Schlindra’s Lehrerfreundlichkeit.</hi> </head><lb/> <p>Ein neues Mittel zur Verbeſſerung der Lage<lb/> des Lehrerſtandes hat Dr. Schuſterſitz, erfunden.<lb/> In ſeiner ſogenannten Wählerverſammlung erfreut<lb/> er — laut einer Meldung des „Slovenec“ — die<lb/> windiſchen Analphabeten durch den Vorſchlag, die<lb/> Erhöhung der Lehrergehälter durch eine Beamten-<lb/> gehaltsſteuer aufzubringen, die Beamten mit über<lb/> 5000 Kronen Gehalt auferlegt werden ſoll. Wie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 58, 14. Mai 1903.
Mitglieder ſolcher klerikaler Verbindungen geworben
werden, wie es auch kein Geheimnis iſt, daß ſich
manche darunter befinden, deren Sinn nicht bei der
Sache iſt, die der bitteren Not und nicht dem ei-
genen Triebe gehorchen. Unvergeſſen iſt und bleibt,
wie insbeſondere an den unter geiſtlicher Obhut
ſtehenden Mittelſchulen ſchon ſeit Jahren vor dem
Abgang zur Hochſchule alle Ueberredungskünſte an-
gewendet und jeder nur mögliche Druck verſucht
wird, die jungen Männer abzuhalten, einer natio-
nalen Verbindung beizutreten und welche Lockmittel
in Anwendung kommen und welche Lobpreiſungen
von den Lippen des Lehrers fließen, um zum
Beitritt zu einer katholiſchen Verbindung zu be-
wegen und wie ſelbſt vor einer Eidesabnahme nicht
zurückgeſchreckt wird.
Sie ſind ſtark geworden, ſie haben ſich raſch
vermehrt, dieſe katholiſchen Verbindungen, deren
Mitglieder Band und Mütze tragen, die im Flaus
und mit dem Schläger in klerikale Konventikel
eilen, ſich ihren Herren und Meiſtern wohlgefällig
zu zeigen, welche fleißig die kirchlichen Uebungen
mitmachen und mit andächtigen Mienen nach oder
vor dem Kommers ihr Dankgebet heruntermurmeln.
Was tut der Menſch eben nicht alles für ein
Stipendium, um ein gutes oder doch genügendes
Mittagsbrot, einige Lektionen und — was doch die
Hauptſache iſt — um eine geſicherte Verſorgung.
Das alles wird den Mitgliedern ſolcher Verbin-
dungen geboten, daher der Zulauf und daher —
die Begeiſterung, mit welcher ſich die meiſten für
ihre Schützer und Schirmherren, mit welcher ſie ſich
auch für deren Sache, wenn ſie auch nicht ihrer
Ueberzeugung entſpricht, einſetzen.
Sie mögen’s tun; wer freiheitlich geſinnt iſt,
mag ja jeden nach ſeiner Art ſelig werden laſſen,
wem das Sklavenmahl beſſer ſchmeckt als das
dürftige Brot, das in der Freiheit genoſſen wird,
mag ſich unter das Sklavenjoch beugen, er ſoll
und darf aber dann nicht die Abzeichen des freien
Mannes tragen.
Gegen die Verfälſchung der Wahrheit muß
ſich der rechtliche Sinn unſerer akademiſchen Jugend
richten, und es iſt eine Fälſchung der Wahrheit,
wenn junge Leute in Band und Mütze herum-
laufen, den Abzeichen des freien Burſchentums, die
ſich der Finſternis und dem Rückſchritt verkauft
und ergeben haben.
Wie ſchon angedeutet, hat die Urſache der Er-
regung einen viel tieferen Urſprung als man viel-
fach annimmt, er liegt in der Erkenntnis der Ge-
fahren, welche der Hochſchule durch das ungehinderte
Emporwuchern ſolcher Gewächſe drohen, wie ſie die
katholiſchen Verbindungen darſtellen, die unter der
Maske echtdeutſchen Burſchentums auftretend, Un-
erfahrene anlocken und vom rechten Wege abbringen,
welche Verbindungen, wie die Chriſtlichſozialen in der
politiſchen Bewegung, am Gebiete des Studenten-
lebens das ſchwarze Römlingstum verhüllen wollen,
nichts von ihm bekämen, ich hätte wohl ſo viel,
um meinem Schwiegerſohn ein Gütchen zu pachten
oder zu kaufen, aber gegen ſeinen Willen in offener
Auflehnung gegen ihn bekommen Sie meine Tochter
niemals.“
Der Buſchmüller wollte ſich umwenden und
ins Haus gehen, denn die Unterredung hatte im
Garten ſtattgefunden; der von Natur ſchweigſame
Mann hatte in dieſer halben Stunde mehr ge-
ſprochen, als ſonſt während des ganzen Tages,
er fühlte ſich förmlich ermüdet und wünſchte abzu-
brechen, aber Werner hielt ihn am Arme zurück.
„Herr Peters, das kann Ihr letztes Wort
nicht ſein.“
„Ich habe Ihnen nichts weiter zu ſagen.“
„Bedenken Sie Lieschens Schmerz.“
Der Buſchmüller ſeufzte tief auf. „Sie iſt
noch jung und wird ſich ins Unabänderliche finden.“
„Sie wird es nicht!“ fuhr Werner auf „und
ich finde mich ebenſo wenig. Ich laſſe ſie nicht.“
„In meinem ſchlichten Hauſe hat von alters
her der Spruch gegolten: „Ehre Vater und Mutter“,
verſetzte der Buſchmüller ſtreng, „und er gilt heute
noch, Lieschen wird mir nicht ungehorſam ſein.“
„Das wollen wir ſogleich mal ſehen!“ rief
Werner leidenſchaftlich und wollte fortſtürzen. Der
Buſchmüller vertrat ihm dem Weg.
„Halt!“ rief er gebieteriſch, „nicht einen
Schritt weiter. Wenn Sie mein Kind wirklich lieben,
ſo ſchonen Sie ſeinen Frieden; wenn Sie ein Mann
von Ehre ſind, ſo meiden Sie von heute ab die
Buſchmühle.“
(Fortſetzung folgt.)
bis auch der akademiſche Boden, von dem in
unſeren Tagen der erſte „Los von Rom“-Ruf in
die Lande gezogen, erobert iſt. Des Schutzes ihrer
Brot- und Auftraggeber ſicher und vor dem Waffen-
gange gefeit, entwickelten dieſe dem akademiſchen
Boden zur Unzier gereichenden Farbenträger eine
Frechheit, die endlich zu Tätlichkeiten führen mußte.
Und bei dieſer Lage der Dinge wagt man noch den
Studenten Vorwürfe zu machen, nimmt man ſich
in Reden wie in Zeitungsaufſätzen heraus, beleh-
renden Tones die Jugend zu ermahnen an die
Folgen zu denken, die eine Schließung der Hoch-
ſchule haben könnte, ſtatt in Heil- und Wackerrufe
auszubrechen auf die akademiſche Jugend, die ihrer
Hochziele tatkräftig gedenkt. Schließlich mußten die
deutſchen Studenten zur Selbſthilfe greifen, da
ihnen von der berufenen Seite der entſprechende
Beiſtand nicht zuteil wurde, weil diejenigen, welche
die Pflicht gehabt hätten, das Recht, welches auf
der Seite der nationalen Studenten ſteht, zu
ſchützen, die Zukunft der Hochſchulen vor Ueber-
fällen finſterer Mächte zu bewahren, nicht den
nötigen Mut beſeſſen haben, einen entſcheidenden
Schritt zu tun, den Klerikalen zu unterſagen, durch
ihr Auftreten in Farben u. ſ. w. Anlaß zu Aergernis
zu geben. Alle Ausreden, dahin gehend, daß bisher
die klerikalen Studenten auch Mütze und Schläger
getragen haben, daß dieſes nicht ein Zeichen der
Wehrhaftigkeit, ſondern gewiſſermaßen als Teil
eines — Maskenanzuges zu gelten habe, ſind
haltlos. Die Abzeichen des deutſchen Studenten
ſollen eben nicht zu Maskenanzügen, zu leeren
Formen herabgewürdigt werden, ſie ſollen einen
Inhalt haben und zwar jenen Inhalt, den ſie bei
der Gründung der deutſchen Burſchenſchaft, vor
faſt hundert Jahren, bekamen, als man den Kor-
poralſtock und die Schnürbruſt nebſt den deutſch-
feindlichen Schriften auf der Wartburg verbrannte,
ſeit überhaupt der Wahlſpruch Freiheit, Ehre und
Vaterland das Hochziel deutſcher Studentenſchaft
kennzeichnet.
Man wird vielleicht die Ruhe erzwingen, der
Gewaltmittel ſind ja mannigfache, die Schließung
der Hochſchule, Verluſt eines Jahres, der Stipen-
dien, ſie wiegen bei manchem ſchwer, wir dürfen
angeſichts dieſer Umſtände nicht zum Widerſtande
herausfordern, ohne eine ſchwere Verantwortung
auf unſere Schultern zu laden, wir können aber
den Wunſch nicht unterdrücken, es möchte auch noch
heute einer Studentenſchaft möglich ſein, von einer
Stätte ausziehen zu können, wo man die Freiheit
knebeln will. Jenen aber, die wie im Abgeordneten-
hauſe unſeren deutſchen Studenten drohen: „Die
Nichtakademiker würden ſie zur Ruhe bringen“,
möchten wir raten jener Zeiten zu gedenken, in der
ſie dankbar der Studentenſchaft waren, als ſie ſich
im Kampfe gegen das Judentum auf ihre Seite
ſtellte. Trotz der böſen Drohung glauben wir auch
heute noch daran, daß der Philiſter, aber freilich
nicht der ſchwarze Bierphiliſter, einſtimmt in den
Sang: „er ahnet im Burſchen was Freiheit heißt“
und mit warmen Herzen die heutige Bewegung
verfolgt. Heil dem freiheitlichen deutſchen Studenten-
geiſt! P. p. n.
Politiſche Umſchau.
Inland.
Zu den jüngſten ſloveniſchen Beamten-
ernennungen.
Der nunmehrige Oberlandesgerichtsrat Herr
Dr. Vouſchek ließ in der geſtrigen Nummer des
hieſigen deutſch geſchriebenen Wendenblattes einen
Aufſatz erſcheinen, der ſich mit ſeiner eigenen
Ernennung zum Oberlandesgerichtsrate und mit
den Angriffen befaßt, welche ſich auf ſeine einſtige
Tätigkeit als Leiter des Marburger Bezirksgerichtes
beziehen. Herr Dr. Vouſchek verweist auf ſeine
richterliche Tätigkeit bei der Prozeß-Abteilung I
(Stadt Marburg) und auf ſeine während jener Zeit
gefällten Urteile, von denen jene, welche angefochten
wurden, bis auf ſechs vom Berufungsgerichte be-
ſtätigt wurden. „Ob daraus“ — ſo ſchließt der
kurze Aufſatz — „auf meine mindere Befähigung
oder mangelhafte Beherrſchung der neuen Zivil-
prozeßgeſetze zuläſſig iſt, mögen die geehrten Leſer
ſelbſt entſcheiden.“ Wir bemerken hiezu, daß die
Ausführungen des nunmehrigen Oberlandesgerichts-
rates von einer falſchen Vorausſetzung ausgehen
und etwas zu beweiſen ſuchen, was nicht bewieſen
werden ſollte. Die diesbezüglichen Blätterangriffe
erwähnten nichts von der Art und Weiſe der vom
Herrn Dr. Vouſchek gepflogenen Urteilsfällung, ſie
befaßten ſich vielmehr mit der Tätigkeit des Ge-
nannten als Leiter des Bezirksgerichtes. Daß
zwiſchen beiden Begriffen eine bedeutende Differenz
beſteht, braucht wohl nicht betont zu werden.
Von den windiſchen Niederlagen.
Des Biſchofes Napotnik windiſche „Peſt“ iſt
begreiflicherweiſe über die fortwährenden windiſch-
klerikalen Wahlniederlagen in keiner roſigen Laune.
Um den deprimierenden Eindruck, den dieſe Hiobs-
meldungen im windiſchklerikalen Lager hervorrufen,
einigermaßen abzuſchwächen, erklärt das Wendenblatt,
daß es in dieſen Wahlergebniſſen „keine Niederlage
der ſloveniſchen Partei erblickt.“ Die pervakiſchen
Hetzer verlieren im ſloveniſchen Volke ſchrittweiſe
den Boden, aber ſie erblicken darin keine Niederlagen!
Uns kann dieſe Auffaſſung recht ſein! In welcher
Weiſe bei der Beſprechung dieſer Wahlergebniſſe
das zitierte Blatt vorgeht, um ſeinen Leſern Sand
in die Augen zu ſtreuen, mag z. B. daraus erſehen
werden, daß es aus der beiſpielloſen Niederlage
der windiſchen Klerikalen in Kerſchbach richtig
eine Niederlage der — „Štajerc“-Partei macht!
Daß bei der Wahl in Maria-Neuſtift bei Pettau
die Windiſchklerikalen zu den ungeheuerlichſten
Mitteln greifen mußten, um ihre verfaulte Herrſchaft
noch für eine Weile zu halten und daß die Statt-
halterei mit Rückſicht auf dieſe ungeheuerlichen
Vorkommniſſe die Wahl von amtswegen annullierte
— darin erblickt dieſe verzweifelte Partei ebenfalls
keine Niederlage. Das Amt einer Troſtſpenderin
für Windiſchklerikale verſteht die windiſche „Peſt“
ſehr ſchlecht!
40.000 — los von Rom!
Nach dem ſoeben erſchienenen Ausweis ſind
ſeit dem Beginn der „Los von Rom“-Bewegung
in Oeſterreich 40.000 Perſonen zum Proteſtantismus
übergetreten. Aus dieſem Anlaſſe veranſtaltet der
Verein Alldeutſche Luther-Sippe heute Donnerstag
den 14. d. im Saale „zum Engliſchen Hof“ in
Wien eine „Los von Rom“-Feier, bei welcher die
Abgeordneten Laurenz Hofer, Iro und Pfarr-
vikar Mahnert aus Mahrenberg ſprechen werden.
Aus Anlaß der Feier erſcheint eine Feſtſchrift im
Verlage des Vereines, zu welcher hervorragende
völkiſche Schriftſteller wie Felix Dahn und andere
ſchwungvolle Beiträge geliefert haben. Beginn der
Feier um halb 8 Uhr abends.
Auch ein „deutſcher“ Pater“!
Aus Laibach wird dem alldeutſchen Tagblatt
geſchrieben: Der Komponiſt Pater Hartmann von
an der Lahn hatte vor kurzem — auf weſſen
Veranlaſſung iſt unbekannt — der Laibacher
ſloveniſchen Muſikgeſellſchaft „Glasbena Matica“
die Gefälligkeit erwieſen, ſein Oratorium „St. Fran-
ziskus“ in einer Vereinsaufführung perſönlich zu
dirigieren. Für die Aufführung, die in der Dom-
kirche ſtattfand, wurde namentlich von der Geiſtlich-
keit Stimmung gemacht, ſo daß der Beſuch nichts
zu wünſchen übrig ließ und der windiſchen halb-
verkrachten Geſellſchaft, die der berühmten, ſeit
200 Jahren beſtehenden deutſchen „Philharmoniſchen
Geſellſchaft“ zum Trotze errichtet wurde, einen
namhaften Betrag abgeworfen dürfte. Liegt ſchon
darin, daß ſich ein Deutſcher zur Förderung einer
ſlaviſchen Kampfanſtalt bereit findet, ein Stück
Volksverrat, ſo iſt das Verhalten Pater Hartmanns
den windiſchen Schlaumeiern gegenüber ſchmählicher
noch zu nennen. Laut Berichten windiſcher Blätter
äußerte ſich Hartmann bei dem ihm zu Ehren ver-
anſtalteten Feſteſſen ſehr ſchmeichelhaft über die
Slovenen und bedauerte (!), ihre „Kulturſprache“
nicht zu verſtehen. Von Rom aus ſandte er an
einige Slovenen Anſichtskarten mit ſloveniſcher
Anſchrift und den Worten: „.. ein ſchmetterndes
Zivijo! ... ein urkräftiges Zivijo!“ So verwendet
Hartmman den Ruf, der ſeinen bedrängten Volks-
genoſſen ſo oft als Kampfruf entgegenſchallte, zum
Ausdruck ſeiner freundlichen Gefühle für die windiſche
„Nation“!
Dr. Schlindra’s Lehrerfreundlichkeit.
Ein neues Mittel zur Verbeſſerung der Lage
des Lehrerſtandes hat Dr. Schuſterſitz, erfunden.
In ſeiner ſogenannten Wählerverſammlung erfreut
er — laut einer Meldung des „Slovenec“ — die
windiſchen Analphabeten durch den Vorſchlag, die
Erhöhung der Lehrergehälter durch eine Beamten-
gehaltsſteuer aufzubringen, die Beamten mit über
5000 Kronen Gehalt auferlegt werden ſoll. Wie
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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