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Marburger Zeitung. Nr. 5, Marburg, 11.01.1910.

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Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] beiliegenden Prospekt der Sanatogenwecke Bauer
und Co., Berlin SW. 48.

Der Feuerwehrball in Kranichsfeld

findet nicht am 15. sondern am 16. Jänner im
Gasthause zur Post statt.

Der unsichere Abort.

Der Bäckergehilfe
Anton Waida, bedienstet in der Bäckerei Kugler
in der Draugasse, machte bei der Sicherheitsbehörde
die Anzeige, daß ihm aus seinem Schlafzimmer ein
Versatzschein über eine silberne Taschenuhr und sil-
berne Kette und ein Geldbeutel, worin sich gegen
vier Kronen Bargeld befanden, aus seinem Koffer
entwendet worden sei. Diesen Diebstahl hat der 16
Jahre alte, früher bei Kugler in der Lehre gestan-
dene Josef Leschtschak aus Windischfeistritz ver-
übt. Dieser benützte die Gelegenheit, als die Gehilfen
bei der Nachtarbeit waren. und schlich sich nach
Überklettern eines Zauues in das Zimmer, wo er
später von Waida getroffen wurde. Der Einschleicher
wurde in den Abort gesperrt, doch gelang es ihm
noch vor dem Eintreffen eines Wachmannes durch
das Abortfenster zu entkommen.




Aus dem Gerichtssaale.
Die Marburger "Hochverrats"-Affäre.

Heute fand vor dem Herrn Bezirksrichter Modriniak
die Fortsetzung der vom Leutnant Czerwenka
des 47. Infanterieregimentes durch Dr. Haas gegen
den Gastwirt Schigart und den absolvierten
Handelsakademiker Ferdinand Graf angestrengten
Ehrenbeleidigungsklage statt. Schigart und Graf
waren heute wieder mit ihrem Vertreter Dr. Ura-
nitsch
aus Graz erschienen. Der Vertreter des
Klägers hatte die Anklage noch ausgedehnt, u. zw.
gegen Herrn Mostböck und Herrn Nonner,
und zwar deshalb, weil Mostböck dem Kommandanten
des Landwehr-Inf.-Reg. 26, Obersten K. Nottes,
die Mitteilung von der angeblichen hochverräterischen
Äußerung des Leutnant Czerwenka gemacht hatte
und gegen Nonner, weil dieser, wie Mostböck dem
Obersten sagte, ihm von jener Äußerung Mitteilung
gemacht hatte. Nonner seinerseits hatte sie wieder
von Graf gehört, worauf er sie dem Mostböck mit-
teilte. Zeuge Öberstleutnant Marcell Labrovsky
vom 47. Infanterieregiment gab an, daß ihm Oberst
Nottes davon Mitteilung machte, daß ein Infanterie-
offizier im Gasthause Schigart die Äußerung getan
haben soll: Evviva! Ich bin stolz darauf, ein Ita-
liener zu sein! Wenn es zum Kriege kommt zwischen
Österreich und Italien, bin ich der erste, der sich
als Spion anwerben läßt, und zwar für Italien!
Zeuge habe hievon die Anzeige erstattet und sämt-
liche in Marburg befindlichen Offiziere des Infanterie-
regiments Nr. 47 versammelt, um zu erfahren,
wer jener Offizier war. Fähnrich Matuzzi habe
sich gemeldet und angegeben, daß er und Leutnant
Czerwenka (der wegen Krankheit nicht erschienen
war) gemeint seien. Zeuge sei dann in
die Wohnung des Leutnants gegangen, der zuge-
geben habe, jene Äußerung gemacht zu haben, aber
in dem Sinne. daß er für Österreich Spionendienste
verrichten würde. Zeuge sei dann mit dem Oberst-
leutnant Glöckler und Major Kasafura zum
Gastwirte Schigart gegangen, der über Befragen so
aussagte, wie es in der Anklage heißt. Graf habe
zuerst nicht aussagen wollen; erst als Zeuge ihm
gesagt habe, er habe ja keinen Schaden zu befürchten,
wenn er die Wahrheit aussage, habe Graf in dem
bekannten Sinne ausgesagt. Allerdings habe er
ihm die Wichtigkeit seiner Aussage vorher vorge-
halten. Zeuge Oberst Nottes schildert, wie Most-
böck ihm den Fall erzählt habe; Zeuge habe ihn
hierauf gefragt, von wem er dies erfahren habe,
worauf ihm Mostböck den Maler Nonner genannt
habe, dessen Adresse er ihm gab, worauf sich Zeuge
zu Nonner begeben habe, der ihn wieder an Schi-
gart wies. Er habe hierauf die Sache abgetreten,
da es sich nicht um sein Regiment handelte. Zeuge
Motschan gibt an, Graf sei nach jener Szene
im Gasthause in den vorderen Raum gestürzt und
habe zu Ferd. Wagrandl gerufen: "Ferdinand,
hast du gehört, was der gesagt hat?" Wagrandl
habe aber darauf nicht reagiert. Schigart habe gleich
darauf mit Bezug auf die Äußerung des Leutnants
gesagt: "Da könnte Einer schön eingehen!" Selbst
habe er sich bei jener Äußerung nichts gedacht, weil
man sie nach seiner Auffassung verschieden habe
auslegen können. Zeuge Wagrandl erklärt, von
nichts zu wissen; er könne sich an die damaligen
Vorfälle nicht erinnern und habe sie auch nicht be-
achtet. Die mosaische Sängerin Selma Wohlmuth
aus Pilsen gibt in ihrem dort aufgenommenen
[Spaltenumbruch] Protokolle ebenfalls nichts Wesentliches an; jene
Äußerung habe sie nicht vernommen. Die beiden
Erstangeklagten bleiben bei ihren Angaben, daß
Leutnant Czerwenka sich so geäußert habe, wie es
in der Anklage steht. Nach einer Besprechung mit
seinen Klienten schlug nach Beendigung des Zeugen-
verhöres Dr. Uranitsch einen Ausgleich vor; behufs
dessen Ermöglichung beantragte er die Vertagung
der Verhandlung, damit die Zustimmung des gegen-
wärtig in Cormons befindlichen Leutnants und des
Regimentskommandos in Görz eingeholt werden
könne. Als Basis des Ausgleiches schlug Doktor
Uranitsch vor, die Abgabe einer Ehrenerklärung, in
welcher seine Klienten erklären, daß sie sich durch
das Beweisverfahren davon überzeugt haben, daß
ihre Auffassung von der Äußerung des Leutnant
eine irrtümliche war, daß ihre Behauptungen dem-
nach unbegründet waren, daß sie diese widerrufen
und den Leutnant um Entschuldigung ersuchen.
Dr. Haas erklärte, dieses Angebot zur Kenntnis
seines Klienten bringen zu wollen; der Vertagung
könne er aber nicht zustimmen, er müsse die Ent-
scheidung dem Richter überlassen. Dieser sprach die
Vertagung aus, auch Mostböck und Nonner er-
klärten, jene Ehrenerklärung zu unterschreiben. Die
wohl ziemlich bedeutenden Kosten haben im Falle
des Ausgleichs diese Angeklagten zu bezahlen und
zwar nach einem bestimmten Schlüssel.




Schaubühne.

"Die geschiedene Frau", Operette von
V. Leon, Musik von Leo Fall. Zum ersten Male
am 8. Jänner. Des Komponisten frühere Werke,
die "Dollarprinzessin" und "Der fidele Bauer" er-
freuen sich ganz besonderer Beliebtheit nicht nur beim
hiesigen Publikum, der allgemeine Erfolg ist ein
heute unbestrittener. Ob der "geschiedenen Frau"
dasselbe Glück beschieden sein wird? Das Karl-
Theater zählte freilich schon an die 250 Aufführungen
und in Graz wurde das Werk dem ständigen Spiel-
plane einverleibt, erzielte volle Häuser und Kassen.
Bleibt aber die großstädtische, glänzend-moderne
Ausstattung weg, ist die Aufführung nicht frei von
Mängeln der Besetzung und des Studiums, dann kann
man nicht wissen, wie jene Frage beantwortet werden
soll. Auch das Buch, das Viktor Leon beistellt, ist
nicht reich an neuen Motiven. Wie zwei Liebende
sich suchen drei Akte lang und sich dann schließlich
kriegen, das sind wir schon so gewöhnt. Zur Ab-
wechslung sind es diesmal ein Ehemann Karel und
seine geschiedene Frau Jana, die so lange Verstecken-
spielen und endlich mit ihrem Versöhnungskuß selbst
dem Apostel der freien Liebe Gonda van der Loo,
die eben noch den geschiedenen Mann hatte heiraten
wollen, zur unmotivierten Eheschließung mit einem
anderen, dem Gerichtspräsidenten, das schlechte Bei-
spiel gaben. So ein Leichtsinn! Das Bessere an der
Operette ist jedenfalls die Musik. Ihre großen
Schlager: "Der Schlafcoupe-Walzer", "Kind, du
kannst tanzen!", "Man steigt nach", mit gutem
Geschick auf die drei Aufzüge verteilt, hatten schon
seit geraumer Zeit ihren Weg auch nach Marburg ge-
funden, und als Samstag zum ersten Male die Ouvertüre
erklungen war, hatte man, soweit das Publikum ein
Zuhören vor dem Aufgehen des Vorhanges nicht
für unnötig hält, nicht mehr die Empfindung, einem
Fremden, ganz Neuen gegenüberzustehen. Und das
kam der Aufführung zustatten, man klatschte und
begehrte die Nummern, wie auch den flotten Marsch
"Ich und du -- Müllers Kuh" stürmisch zur
Wiederholung. Die Stimmung im ausverkauften
Hause wurde recht warm und herzlich, ernüchternd
wirkte erst die öde Szene des letzten Aktes "Kirmes
in Makkum!" Wie farbenfroh und lustig hatte man
sich das ausgemalt und gerade hier versagte die
Inßenierungskunst der Spielleitung. Freilich dürften
die verfügbaren Geldmittel nicht besonders reichlich
gewesen sein. Aber solche Ausgaben verzinsen sich.

Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel
von Lysseweghe die schauspielerischen, nicht aber die
entsprechenden stimmlichen Fähigkeiten mit. Als Jana
hätten wir auch lieber Frl. v. Flamir gehabt. Frl.
Hannsen gab sich alle Mühe, ihrer schweren Auf-
gabe zu entsprechen, und errang durch ihre Tanz-
kunst lauten Beifall. Unserer Diva war der Part
der reizenden Gonda van der Loo anvertraut worden,
eine Soubrettenpartie, die ihr zu tief liegt. Die
Herren von Hainreich und Clement, als diskrete
Komiker, sowie Raul und Reisser boten ihr Bestes;
auch Frl. Laube zeigte in ihrer kleinen Rolle eine
recht liebe Stimme. Die Wiederholungen dürften
noch besser sein als die Erstaufführung. --a--


[Spaltenumbruch]
Eingesendet.
Aufruf.

Südmarkortsgruppengründung Ober-St. Kunigund-
Witschein.

Der ausdauernden Arbeit einiger wackerer Süd-
märker ist es gelungen, in St. Kunigund und Wit-
schein eine so große Zahl Mitglieder für der Verein
zu werben, daß man an die Gründung einer eigenen
Ortsgruppe, Ober-St. Kunigund-Witschein, schreiten
konnte. Sonntag den 16. Jänner findet im Gast-
hause des Herrn Menhardt in Witschein die grün-
dende Hauptversammlung der obgenannten Orts-
gruppe statt. Die Festrede wird Herr Wanderlehrer
Hoyer halten. An alle deutschbewußten Kreise wird
nun die dringende Bitte gerichter, die völkische
Sache zu unterstützen, durch zahlreiches Erscheinen
den Beweis ihres Anteils an unserer Sache zu
geben. Auf nach Witschein.




Verstorbene in Marburg.
2. Jänner. Zwachowetz Elisabeth, Stadtarmenbeteilte, 73
Jahre, Urbanigasse. -- Raskoschan Anna, k. k. Stabs-
feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatschgasse. -- Schullin
Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkstraße. --
Krottmayer Johann, Hausbesitzer, 77 Jahre, Mellin-
gerstraße.
3. Jänner. Greistorfer Karl, k. k. Postunterbeamter, 42 Jahre,
Tegetthoffstraße. -- Imasek Franz, Kondukteurskind,
9 Monate, Gaswerkstraße.
4. Jänner. Schischek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu-
gasse. -- Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre,
Bergstraße.
7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufseherssohn, 4 Jahre,
Josefstraße.



Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.

Die ohne Stern aufgeführten sind Jahr- und Krämermärkte,
die mit einem Stern (*) bezeichneten sind Viehmärkte, die
mit zwei Sternen (**) bezeichneten sind Jahr- und Viehmärkte.

Jänner.

Am 12. zu Pettau (Borstenviehmarkt), Sta-
deldorf (Borstenviehmarkt) im Bez. Drachenburg,
Marburg*.

Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine-
markt), Graz*.

Am 14. Jänner zu St. Philipp** im Bez.
Drachenburg, Graz (Stechviehmarkt).

Am 15. zu Rann (Schweinemarkt), Arnfels
(Kleinviehmarkt).

Am 17. zu Pletrovic** im Bez. Cilli, Stainz**,
St. Peter** im Bez. Oberradkersburg, Kapellen**
im Bez. Rann, Mahrenberg**, Tillmitsch** im
Bez. Leibnitz.

Am 18. zu Friedau (Schweinemarkt), Rad-
kersburg*.




[irrelevantes Material]

Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] beiliegenden Proſpekt der Sanatogenwecke Bauer
und Co., Berlin SW. 48.

Der Feuerwehrball in Kranichsfeld

findet nicht am 15. ſondern am 16. Jänner im
Gaſthauſe zur Poſt ſtatt.

Der unſichere Abort.

Der Bäckergehilfe
Anton Waida, bedienſtet in der Bäckerei Kugler
in der Draugaſſe, machte bei der Sicherheitsbehörde
die Anzeige, daß ihm aus ſeinem Schlafzimmer ein
Verſatzſchein über eine ſilberne Taſchenuhr und ſil-
berne Kette und ein Geldbeutel, worin ſich gegen
vier Kronen Bargeld befanden, aus ſeinem Koffer
entwendet worden ſei. Dieſen Diebſtahl hat der 16
Jahre alte, früher bei Kugler in der Lehre geſtan-
dene Joſef Leſchtſchak aus Windiſchfeiſtritz ver-
übt. Dieſer benützte die Gelegenheit, als die Gehilfen
bei der Nachtarbeit waren. und ſchlich ſich nach
Überklettern eines Zauues in das Zimmer, wo er
ſpäter von Waida getroffen wurde. Der Einſchleicher
wurde in den Abort geſperrt, doch gelang es ihm
noch vor dem Eintreffen eines Wachmannes durch
das Abortfenſter zu entkommen.




Aus dem Gerichtsſaale.
Die Marburger „Hochverrats“-Affäre.

Heute fand vor dem Herrn Bezirksrichter Modriniak
die Fortſetzung der vom Leutnant Czerwenka
des 47. Infanterieregimentes durch Dr. Haas gegen
den Gaſtwirt Schigart und den abſolvierten
Handelsakademiker Ferdinand Graf angeſtrengten
Ehrenbeleidigungsklage ſtatt. Schigart und Graf
waren heute wieder mit ihrem Vertreter Dr. Ura-
nitſch
aus Graz erſchienen. Der Vertreter des
Klägers hatte die Anklage noch ausgedehnt, u. zw.
gegen Herrn Moſtböck und Herrn Nonner,
und zwar deshalb, weil Moſtböck dem Kommandanten
des Landwehr-Inf.-Reg. 26, Oberſten K. Nottes,
die Mitteilung von der angeblichen hochverräteriſchen
Äußerung des Leutnant Czerwenka gemacht hatte
und gegen Nonner, weil dieſer, wie Moſtböck dem
Oberſten ſagte, ihm von jener Äußerung Mitteilung
gemacht hatte. Nonner ſeinerſeits hatte ſie wieder
von Graf gehört, worauf er ſie dem Moſtböck mit-
teilte. Zeuge Öberſtleutnant Marcell Labrovsky
vom 47. Infanterieregiment gab an, daß ihm Oberſt
Nottes davon Mitteilung machte, daß ein Infanterie-
offizier im Gaſthauſe Schigart die Äußerung getan
haben ſoll: Evviva! Ich bin ſtolz darauf, ein Ita-
liener zu ſein! Wenn es zum Kriege kommt zwiſchen
Öſterreich und Italien, bin ich der erſte, der ſich
als Spion anwerben läßt, und zwar für Italien!
Zeuge habe hievon die Anzeige erſtattet und ſämt-
liche in Marburg befindlichen Offiziere des Infanterie-
regiments Nr. 47 verſammelt, um zu erfahren,
wer jener Offizier war. Fähnrich Matuzzi habe
ſich gemeldet und angegeben, daß er und Leutnant
Czerwenka (der wegen Krankheit nicht erſchienen
war) gemeint ſeien. Zeuge ſei dann in
die Wohnung des Leutnants gegangen, der zuge-
geben habe, jene Äußerung gemacht zu haben, aber
in dem Sinne. daß er für Öſterreich Spionendienſte
verrichten würde. Zeuge ſei dann mit dem Oberſt-
leutnant Glöckler und Major Kaſafura zum
Gaſtwirte Schigart gegangen, der über Befragen ſo
ausſagte, wie es in der Anklage heißt. Graf habe
zuerſt nicht ausſagen wollen; erſt als Zeuge ihm
geſagt habe, er habe ja keinen Schaden zu befürchten,
wenn er die Wahrheit ausſage, habe Graf in dem
bekannten Sinne ausgeſagt. Allerdings habe er
ihm die Wichtigkeit ſeiner Ausſage vorher vorge-
halten. Zeuge Oberſt Nottes ſchildert, wie Moſt-
böck ihm den Fall erzählt habe; Zeuge habe ihn
hierauf gefragt, von wem er dies erfahren habe,
worauf ihm Moſtböck den Maler Nonner genannt
habe, deſſen Adreſſe er ihm gab, worauf ſich Zeuge
zu Nonner begeben habe, der ihn wieder an Schi-
gart wies. Er habe hierauf die Sache abgetreten,
da es ſich nicht um ſein Regiment handelte. Zeuge
Motſchan gibt an, Graf ſei nach jener Szene
im Gaſthauſe in den vorderen Raum geſtürzt und
habe zu Ferd. Wagrandl gerufen: „Ferdinand,
haſt du gehört, was der geſagt hat?“ Wagrandl
habe aber darauf nicht reagiert. Schigart habe gleich
darauf mit Bezug auf die Äußerung des Leutnants
geſagt: „Da könnte Einer ſchön eingehen!“ Selbſt
habe er ſich bei jener Äußerung nichts gedacht, weil
man ſie nach ſeiner Auffaſſung verſchieden habe
auslegen können. Zeuge Wagrandl erklärt, von
nichts zu wiſſen; er könne ſich an die damaligen
Vorfälle nicht erinnern und habe ſie auch nicht be-
achtet. Die moſaiſche Sängerin Selma Wohlmuth
aus Pilſen gibt in ihrem dort aufgenommenen
[Spaltenumbruch] Protokolle ebenfalls nichts Weſentliches an; jene
Äußerung habe ſie nicht vernommen. Die beiden
Erſtangeklagten bleiben bei ihren Angaben, daß
Leutnant Czerwenka ſich ſo geäußert habe, wie es
in der Anklage ſteht. Nach einer Beſprechung mit
ſeinen Klienten ſchlug nach Beendigung des Zeugen-
verhöres Dr. Uranitſch einen Ausgleich vor; behufs
deſſen Ermöglichung beantragte er die Vertagung
der Verhandlung, damit die Zuſtimmung des gegen-
wärtig in Cormons befindlichen Leutnants und des
Regimentskommandos in Görz eingeholt werden
könne. Als Baſis des Ausgleiches ſchlug Doktor
Uranitſch vor, die Abgabe einer Ehrenerklärung, in
welcher ſeine Klienten erklären, daß ſie ſich durch
das Beweisverfahren davon überzeugt haben, daß
ihre Auffaſſung von der Äußerung des Leutnant
eine irrtümliche war, daß ihre Behauptungen dem-
nach unbegründet waren, daß ſie dieſe widerrufen
und den Leutnant um Entſchuldigung erſuchen.
Dr. Haas erklärte, dieſes Angebot zur Kenntnis
ſeines Klienten bringen zu wollen; der Vertagung
könne er aber nicht zuſtimmen, er müſſe die Ent-
ſcheidung dem Richter überlaſſen. Dieſer ſprach die
Vertagung aus, auch Moſtböck und Nonner er-
klärten, jene Ehrenerklärung zu unterſchreiben. Die
wohl ziemlich bedeutenden Koſten haben im Falle
des Ausgleichs dieſe Angeklagten zu bezahlen und
zwar nach einem beſtimmten Schlüſſel.




Schaubühne.

„Die geſchiedene Frau“, Operette von
V. Léon, Muſik von Leo Fall. Zum erſten Male
am 8. Jänner. Des Komponiſten frühere Werke,
die „Dollarprinzeſſin“ und „Der fidele Bauer“ er-
freuen ſich ganz beſonderer Beliebtheit nicht nur beim
hieſigen Publikum, der allgemeine Erfolg iſt ein
heute unbeſtrittener. Ob der „geſchiedenen Frau“
dasſelbe Glück beſchieden ſein wird? Das Karl-
Theater zählte freilich ſchon an die 250 Aufführungen
und in Graz wurde das Werk dem ſtändigen Spiel-
plane einverleibt, erzielte volle Häuſer und Kaſſen.
Bleibt aber die großſtädtiſche, glänzend-moderne
Ausſtattung weg, iſt die Aufführung nicht frei von
Mängeln der Beſetzung und des Studiums, dann kann
man nicht wiſſen, wie jene Frage beantwortet werden
ſoll. Auch das Buch, das Viktor Léon beiſtellt, iſt
nicht reich an neuen Motiven. Wie zwei Liebende
ſich ſuchen drei Akte lang und ſich dann ſchließlich
kriegen, das ſind wir ſchon ſo gewöhnt. Zur Ab-
wechſlung ſind es diesmal ein Ehemann Karel und
ſeine geſchiedene Frau Jana, die ſo lange Verſtecken-
ſpielen und endlich mit ihrem Verſöhnungskuß ſelbſt
dem Apoſtel der freien Liebe Gonda van der Loo,
die eben noch den geſchiedenen Mann hatte heiraten
wollen, zur unmotivierten Eheſchließung mit einem
anderen, dem Gerichtspräſidenten, das ſchlechte Bei-
ſpiel gaben. So ein Leichtſinn! Das Beſſere an der
Operette iſt jedenfalls die Muſik. Ihre großen
Schlager: „Der Schlafcoupé-Walzer“, „Kind, du
kannſt tanzen!“, „Man ſteigt nach“, mit gutem
Geſchick auf die drei Aufzüge verteilt, hatten ſchon
ſeit geraumer Zeit ihren Weg auch nach Marburg ge-
funden, und als Samstag zum erſten Male die Ouvertüre
erklungen war, hatte man, ſoweit das Publikum ein
Zuhören vor dem Aufgehen des Vorhanges nicht
für unnötig hält, nicht mehr die Empfindung, einem
Fremden, ganz Neuen gegenüberzuſtehen. Und das
kam der Aufführung zuſtatten, man klatſchte und
begehrte die Nummern, wie auch den flotten Marſch
„Ich und du — Müllers Kuh“ ſtürmiſch zur
Wiederholung. Die Stimmung im ausverkauften
Hauſe wurde recht warm und herzlich, ernüchternd
wirkte erſt die öde Szene des letzten Aktes „Kirmes
in Makkum!“ Wie farbenfroh und luſtig hatte man
ſich das ausgemalt und gerade hier verſagte die
Inſzenierungskunſt der Spielleitung. Freilich dürften
die verfügbaren Geldmittel nicht beſonders reichlich
geweſen ſein. Aber ſolche Ausgaben verzinſen ſich.

Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel
von Lyſſeweghe die ſchauſpieleriſchen, nicht aber die
entſprechenden ſtimmlichen Fähigkeiten mit. Als Jana
hätten wir auch lieber Frl. v. Flamir gehabt. Frl.
Hannſen gab ſich alle Mühe, ihrer ſchweren Auf-
gabe zu entſprechen, und errang durch ihre Tanz-
kunſt lauten Beifall. Unſerer Diva war der Part
der reizenden Gonda van der Loo anvertraut worden,
eine Soubrettenpartie, die ihr zu tief liegt. Die
Herren von Hainreich und Clement, als diskrete
Komiker, ſowie Raul und Reiſſer boten ihr Beſtes;
auch Frl. Laube zeigte in ihrer kleinen Rolle eine
recht liebe Stimme. Die Wiederholungen dürften
noch beſſer ſein als die Erſtaufführung. a


[Spaltenumbruch]
Eingeſendet.
Aufruf.

Südmarkortsgruppengründung Ober-St. Kunigund-
Witſchein.

Der ausdauernden Arbeit einiger wackerer Süd-
märker iſt es gelungen, in St. Kunigund und Wit-
ſchein eine ſo große Zahl Mitglieder für der Verein
zu werben, daß man an die Gründung einer eigenen
Ortsgruppe, Ober-St. Kunigund-Witſchein, ſchreiten
konnte. Sonntag den 16. Jänner findet im Gaſt-
hauſe des Herrn Menhardt in Witſchein die grün-
dende Hauptverſammlung der obgenannten Orts-
gruppe ſtatt. Die Feſtrede wird Herr Wanderlehrer
Hoyer halten. An alle deutſchbewußten Kreiſe wird
nun die dringende Bitte gerichter, die völkiſche
Sache zu unterſtützen, durch zahlreiches Erſcheinen
den Beweis ihres Anteils an unſerer Sache zu
geben. Auf nach Witſchein.




Verſtorbene in Marburg.
2. Jänner. Zwachowetz Eliſabeth, Stadtarmenbeteilte, 73
Jahre, Urbanigaſſe. — Raskoſchan Anna, k. k. Stabs-
feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatſchgaſſe. — Schullin
Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkſtraße. —
Krottmayer Johann, Hausbeſitzer, 77 Jahre, Mellin-
gerſtraße.
3. Jänner. Greiſtorfer Karl, k. k. Poſtunterbeamter, 42 Jahre,
Tegetthoffſtraße. — Imaſek Franz, Kondukteurskind,
9 Monate, Gaswerkſtraße.
4. Jänner. Schiſchek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu-
gaſſe. — Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre,
Bergſtraße.
7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufſehersſohn, 4 Jahre,
Joſefſtraße.



Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.

Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte,
die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die
mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmärkte.

Jänner.

Am 12. zu Pettau (Borſtenviehmarkt), Sta-
deldorf (Borſtenviehmarkt) im Bez. Drachenburg,
Marburg*.

Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine-
markt), Graz*.

Am 14. Jänner zu St. Philipp** im Bez.
Drachenburg, Graz (Stechviehmarkt).

Am 15. zu Rann (Schweinemarkt), Arnfels
(Kleinviehmarkt).

Am 17. zu Pletrovič** im Bez. Cilli, Stainz**,
St. Peter** im Bez. Oberradkersburg, Kapellen**
im Bez. Rann, Mahrenberg**, Tillmitſch** im
Bez. Leibnitz.

Am 18. zu Friedau (Schweinemarkt), Rad-
kersburg*.




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[5/0005] Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung beiliegenden Proſpekt der Sanatogenwecke Bauer und Co., Berlin SW. 48. Der Feuerwehrball in Kranichsfeld findet nicht am 15. ſondern am 16. Jänner im Gaſthauſe zur Poſt ſtatt. Der unſichere Abort. Der Bäckergehilfe Anton Waida, bedienſtet in der Bäckerei Kugler in der Draugaſſe, machte bei der Sicherheitsbehörde die Anzeige, daß ihm aus ſeinem Schlafzimmer ein Verſatzſchein über eine ſilberne Taſchenuhr und ſil- berne Kette und ein Geldbeutel, worin ſich gegen vier Kronen Bargeld befanden, aus ſeinem Koffer entwendet worden ſei. Dieſen Diebſtahl hat der 16 Jahre alte, früher bei Kugler in der Lehre geſtan- dene Joſef Leſchtſchak aus Windiſchfeiſtritz ver- übt. Dieſer benützte die Gelegenheit, als die Gehilfen bei der Nachtarbeit waren. und ſchlich ſich nach Überklettern eines Zauues in das Zimmer, wo er ſpäter von Waida getroffen wurde. Der Einſchleicher wurde in den Abort geſperrt, doch gelang es ihm noch vor dem Eintreffen eines Wachmannes durch das Abortfenſter zu entkommen. Aus dem Gerichtsſaale. Die Marburger „Hochverrats“-Affäre. Heute fand vor dem Herrn Bezirksrichter Modriniak die Fortſetzung der vom Leutnant Czerwenka des 47. Infanterieregimentes durch Dr. Haas gegen den Gaſtwirt Schigart und den abſolvierten Handelsakademiker Ferdinand Graf angeſtrengten Ehrenbeleidigungsklage ſtatt. Schigart und Graf waren heute wieder mit ihrem Vertreter Dr. Ura- nitſch aus Graz erſchienen. Der Vertreter des Klägers hatte die Anklage noch ausgedehnt, u. zw. gegen Herrn Moſtböck und Herrn Nonner, und zwar deshalb, weil Moſtböck dem Kommandanten des Landwehr-Inf.-Reg. 26, Oberſten K. Nottes, die Mitteilung von der angeblichen hochverräteriſchen Äußerung des Leutnant Czerwenka gemacht hatte und gegen Nonner, weil dieſer, wie Moſtböck dem Oberſten ſagte, ihm von jener Äußerung Mitteilung gemacht hatte. 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Zeuge ſei dann mit dem Oberſt- leutnant Glöckler und Major Kaſafura zum Gaſtwirte Schigart gegangen, der über Befragen ſo ausſagte, wie es in der Anklage heißt. Graf habe zuerſt nicht ausſagen wollen; erſt als Zeuge ihm geſagt habe, er habe ja keinen Schaden zu befürchten, wenn er die Wahrheit ausſage, habe Graf in dem bekannten Sinne ausgeſagt. Allerdings habe er ihm die Wichtigkeit ſeiner Ausſage vorher vorge- halten. Zeuge Oberſt Nottes ſchildert, wie Moſt- böck ihm den Fall erzählt habe; Zeuge habe ihn hierauf gefragt, von wem er dies erfahren habe, worauf ihm Moſtböck den Maler Nonner genannt habe, deſſen Adreſſe er ihm gab, worauf ſich Zeuge zu Nonner begeben habe, der ihn wieder an Schi- gart wies. Er habe hierauf die Sache abgetreten, da es ſich nicht um ſein Regiment handelte. Zeuge Motſchan gibt an, Graf ſei nach jener Szene im Gaſthauſe in den vorderen Raum geſtürzt und habe zu Ferd. Wagrandl gerufen: „Ferdinand, haſt du gehört, was der geſagt hat?“ Wagrandl habe aber darauf nicht reagiert. Schigart habe gleich darauf mit Bezug auf die Äußerung des Leutnants geſagt: „Da könnte Einer ſchön eingehen!“ Selbſt habe er ſich bei jener Äußerung nichts gedacht, weil man ſie nach ſeiner Auffaſſung verſchieden habe auslegen können. Zeuge Wagrandl erklärt, von nichts zu wiſſen; er könne ſich an die damaligen Vorfälle nicht erinnern und habe ſie auch nicht be- achtet. Die moſaiſche Sängerin Selma Wohlmuth aus Pilſen gibt in ihrem dort aufgenommenen Protokolle ebenfalls nichts Weſentliches an; jene Äußerung habe ſie nicht vernommen. Die beiden Erſtangeklagten bleiben bei ihren Angaben, daß Leutnant Czerwenka ſich ſo geäußert habe, wie es in der Anklage ſteht. Nach einer Beſprechung mit ſeinen Klienten ſchlug nach Beendigung des Zeugen- verhöres Dr. Uranitſch einen Ausgleich vor; behufs deſſen Ermöglichung beantragte er die Vertagung der Verhandlung, damit die Zuſtimmung des gegen- wärtig in Cormons befindlichen Leutnants und des Regimentskommandos in Görz eingeholt werden könne. Als Baſis des Ausgleiches ſchlug Doktor Uranitſch vor, die Abgabe einer Ehrenerklärung, in welcher ſeine Klienten erklären, daß ſie ſich durch das Beweisverfahren davon überzeugt haben, daß ihre Auffaſſung von der Äußerung des Leutnant eine irrtümliche war, daß ihre Behauptungen dem- nach unbegründet waren, daß ſie dieſe widerrufen und den Leutnant um Entſchuldigung erſuchen. Dr. Haas erklärte, dieſes Angebot zur Kenntnis ſeines Klienten bringen zu wollen; der Vertagung könne er aber nicht zuſtimmen, er müſſe die Ent- ſcheidung dem Richter überlaſſen. Dieſer ſprach die Vertagung aus, auch Moſtböck und Nonner er- klärten, jene Ehrenerklärung zu unterſchreiben. Die wohl ziemlich bedeutenden Koſten haben im Falle des Ausgleichs dieſe Angeklagten zu bezahlen und zwar nach einem beſtimmten Schlüſſel. Schaubühne. „Die geſchiedene Frau“, Operette von V. Léon, Muſik von Leo Fall. Zum erſten Male am 8. Jänner. Des Komponiſten frühere Werke, die „Dollarprinzeſſin“ und „Der fidele Bauer“ er- freuen ſich ganz beſonderer Beliebtheit nicht nur beim hieſigen Publikum, der allgemeine Erfolg iſt ein heute unbeſtrittener. Ob der „geſchiedenen Frau“ dasſelbe Glück beſchieden ſein wird? Das Karl- Theater zählte freilich ſchon an die 250 Aufführungen und in Graz wurde das Werk dem ſtändigen Spiel- plane einverleibt, erzielte volle Häuſer und Kaſſen. Bleibt aber die großſtädtiſche, glänzend-moderne Ausſtattung weg, iſt die Aufführung nicht frei von Mängeln der Beſetzung und des Studiums, dann kann man nicht wiſſen, wie jene Frage beantwortet werden ſoll. Auch das Buch, das Viktor Léon beiſtellt, iſt nicht reich an neuen Motiven. Wie zwei Liebende ſich ſuchen drei Akte lang und ſich dann ſchließlich kriegen, das ſind wir ſchon ſo gewöhnt. Zur Ab- wechſlung ſind es diesmal ein Ehemann Karel und ſeine geſchiedene Frau Jana, die ſo lange Verſtecken- ſpielen und endlich mit ihrem Verſöhnungskuß ſelbſt dem Apoſtel der freien Liebe Gonda van der Loo, die eben noch den geſchiedenen Mann hatte heiraten wollen, zur unmotivierten Eheſchließung mit einem anderen, dem Gerichtspräſidenten, das ſchlechte Bei- ſpiel gaben. So ein Leichtſinn! Das Beſſere an der Operette iſt jedenfalls die Muſik. Ihre großen Schlager: „Der Schlafcoupé-Walzer“, „Kind, du kannſt tanzen!“, „Man ſteigt nach“, mit gutem Geſchick auf die drei Aufzüge verteilt, hatten ſchon ſeit geraumer Zeit ihren Weg auch nach Marburg ge- funden, und als Samstag zum erſten Male die Ouvertüre erklungen war, hatte man, ſoweit das Publikum ein Zuhören vor dem Aufgehen des Vorhanges nicht für unnötig hält, nicht mehr die Empfindung, einem Fremden, ganz Neuen gegenüberzuſtehen. Und das kam der Aufführung zuſtatten, man klatſchte und begehrte die Nummern, wie auch den flotten Marſch „Ich und du — Müllers Kuh“ ſtürmiſch zur Wiederholung. Die Stimmung im ausverkauften Hauſe wurde recht warm und herzlich, ernüchternd wirkte erſt die öde Szene des letzten Aktes „Kirmes in Makkum!“ Wie farbenfroh und luſtig hatte man ſich das ausgemalt und gerade hier verſagte die Inſzenierungskunſt der Spielleitung. Freilich dürften die verfügbaren Geldmittel nicht beſonders reichlich geweſen ſein. Aber ſolche Ausgaben verzinſen ſich. Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel von Lyſſeweghe die ſchauſpieleriſchen, nicht aber die entſprechenden ſtimmlichen Fähigkeiten mit. Als Jana hätten wir auch lieber Frl. v. Flamir gehabt. Frl. Hannſen gab ſich alle Mühe, ihrer ſchweren Auf- gabe zu entſprechen, und errang durch ihre Tanz- kunſt lauten Beifall. Unſerer Diva war der Part der reizenden Gonda van der Loo anvertraut worden, eine Soubrettenpartie, die ihr zu tief liegt. Die Herren von Hainreich und Clement, als diskrete Komiker, ſowie Raul und Reiſſer boten ihr Beſtes; auch Frl. Laube zeigte in ihrer kleinen Rolle eine recht liebe Stimme. Die Wiederholungen dürften noch beſſer ſein als die Erſtaufführung. —a— Eingeſendet. Aufruf. Südmarkortsgruppengründung Ober-St. Kunigund- Witſchein. Der ausdauernden Arbeit einiger wackerer Süd- märker iſt es gelungen, in St. Kunigund und Wit- ſchein eine ſo große Zahl Mitglieder für der Verein zu werben, daß man an die Gründung einer eigenen Ortsgruppe, Ober-St. Kunigund-Witſchein, ſchreiten konnte. Sonntag den 16. Jänner findet im Gaſt- hauſe des Herrn Menhardt in Witſchein die grün- dende Hauptverſammlung der obgenannten Orts- gruppe ſtatt. Die Feſtrede wird Herr Wanderlehrer Hoyer halten. An alle deutſchbewußten Kreiſe wird nun die dringende Bitte gerichter, die völkiſche Sache zu unterſtützen, durch zahlreiches Erſcheinen den Beweis ihres Anteils an unſerer Sache zu geben. Auf nach Witſchein. Verſtorbene in Marburg. 2. Jänner. Zwachowetz Eliſabeth, Stadtarmenbeteilte, 73 Jahre, Urbanigaſſe. — Raskoſchan Anna, k. k. Stabs- feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatſchgaſſe. — Schullin Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkſtraße. — Krottmayer Johann, Hausbeſitzer, 77 Jahre, Mellin- gerſtraße. 3. Jänner. Greiſtorfer Karl, k. k. Poſtunterbeamter, 42 Jahre, Tegetthoffſtraße. — Imaſek Franz, Kondukteurskind, 9 Monate, Gaswerkſtraße. 4. Jänner. Schiſchek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu- gaſſe. — Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre, Bergſtraße. 7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufſehersſohn, 4 Jahre, Joſefſtraße. Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte, die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmärkte. Jänner. Am 12. zu Pettau (Borſtenviehmarkt), Sta- deldorf (Borſtenviehmarkt) im Bez. Drachenburg, Marburg*. Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine- markt), Graz*. Am 14. Jänner zu St. Philipp** im Bez. Drachenburg, Graz (Stechviehmarkt). Am 15. zu Rann (Schweinemarkt), Arnfels (Kleinviehmarkt). Am 17. zu Pletrovič** im Bez. Cilli, Stainz**, St. Peter** im Bez. Oberradkersburg, Kapellen** im Bez. Rann, Mahrenberg**, Tillmitſch** im Bez. Leibnitz. Am 18. zu Friedau (Schweinemarkt), Rad- kersburg*. _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 5, Marburg, 11.01.1910, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger5_1910/5>, abgerufen am 03.12.2024.