Marburger Zeitung. Nr. 5, Marburg, 11.01.1910.Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] beiliegenden Prospekt der Sanatogenwecke Bauer und Co., Berlin SW. 48. Der Feuerwehrball in Kranichsfeld findet nicht am 15. sondern am 16. Jänner im Der unsichere Abort. Der Bäckergehilfe Aus dem Gerichtssaale. Die Marburger "Hochverrats"-Affäre. Heute fand vor dem Herrn Bezirksrichter Modriniak Schaubühne. "Die geschiedene Frau", Operette von Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel [Spaltenumbruch] Eingesendet. Aufruf. Südmarkortsgruppengründung Ober-St. Kunigund- Der ausdauernden Arbeit einiger wackerer Süd- Verstorbene in Marburg. 2. Jänner. Zwachowetz Elisabeth, Stadtarmenbeteilte, 73 Jahre, Urbanigasse. -- Raskoschan Anna, k. k. Stabs- feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatschgasse. -- Schullin Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkstraße. -- Krottmayer Johann, Hausbesitzer, 77 Jahre, Mellin- gerstraße. 3. Jänner. Greistorfer Karl, k. k. Postunterbeamter, 42 Jahre, Tegetthoffstraße. -- Imasek Franz, Kondukteurskind, 9 Monate, Gaswerkstraße. 4. Jänner. Schischek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu- gasse. -- Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre, Bergstraße. 7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufseherssohn, 4 Jahre, Josefstraße. Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten sind Jahr- und Krämermärkte, Jänner. Am 12. zu Pettau (Borstenviehmarkt), Sta- Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine- Am 14. Jänner zu St. Philipp** im Bez. Am 15. zu Rann (Schweinemarkt), Arnfels Am 17. zu Pletrovic** im Bez. Cilli, Stainz**, Am 18. zu Friedau (Schweinemarkt), Rad- [irrelevantes Material]
Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] beiliegenden Proſpekt der Sanatogenwecke Bauer und Co., Berlin SW. 48. Der Feuerwehrball in Kranichsfeld findet nicht am 15. ſondern am 16. Jänner im Der unſichere Abort. Der Bäckergehilfe Aus dem Gerichtsſaale. Die Marburger „Hochverrats“-Affäre. Heute fand vor dem Herrn Bezirksrichter Modriniak Schaubühne. „Die geſchiedene Frau“, Operette von Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel [Spaltenumbruch] Eingeſendet. Aufruf. Südmarkortsgruppengründung Ober-St. Kunigund- Der ausdauernden Arbeit einiger wackerer Süd- Verſtorbene in Marburg. 2. Jänner. Zwachowetz Eliſabeth, Stadtarmenbeteilte, 73 Jahre, Urbanigaſſe. — Raskoſchan Anna, k. k. Stabs- feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatſchgaſſe. — Schullin Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkſtraße. — Krottmayer Johann, Hausbeſitzer, 77 Jahre, Mellin- gerſtraße. 3. Jänner. Greiſtorfer Karl, k. k. Poſtunterbeamter, 42 Jahre, Tegetthoffſtraße. — Imaſek Franz, Kondukteurskind, 9 Monate, Gaswerkſtraße. 4. Jänner. Schiſchek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu- gaſſe. — Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre, Bergſtraße. 7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufſehersſohn, 4 Jahre, Joſefſtraße. Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte, Jänner. Am 12. zu Pettau (Borſtenviehmarkt), Sta- Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine- Am 14. Jänner zu St. Philipp** im Bez. Am 15. zu Rann (Schweinemarkt), Arnfels Am 17. zu Pletrovič** im Bez. Cilli, Stainz**, Am 18. zu Friedau (Schweinemarkt), Rad- [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> beiliegenden Proſpekt der Sanatogenwecke Bauer<lb/> und Co., Berlin <hi rendition="#aq">SW.</hi> 48.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Feuerwehrball in Kranichsfeld</hi> </head><lb/> <p>findet nicht am 15. ſondern am 16. Jänner im<lb/> Gaſthauſe zur Poſt ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der unſichere Abort.</hi> </head> <p>Der Bäckergehilfe<lb/> Anton <hi rendition="#g">Waida,</hi> bedienſtet in der Bäckerei Kugler<lb/> in der Draugaſſe, machte bei der Sicherheitsbehörde<lb/> die Anzeige, daß ihm aus ſeinem Schlafzimmer ein<lb/> Verſatzſchein über eine ſilberne Taſchenuhr und ſil-<lb/> berne Kette und ein Geldbeutel, worin ſich gegen<lb/> vier Kronen Bargeld befanden, aus ſeinem Koffer<lb/> entwendet worden ſei. 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Zeuge ſei dann in<lb/> die Wohnung des Leutnants gegangen, der zuge-<lb/> geben habe, jene Äußerung gemacht zu haben, aber<lb/> in dem Sinne. daß er für Öſterreich Spionendienſte<lb/> verrichten würde. Zeuge ſei dann mit dem Oberſt-<lb/> leutnant <hi rendition="#g">Glöckler</hi> und Major <hi rendition="#g">Kaſafura</hi> zum<lb/> Gaſtwirte Schigart gegangen, der über Befragen ſo<lb/> ausſagte, wie es in der Anklage heißt. Graf habe<lb/> zuerſt nicht ausſagen wollen; erſt als Zeuge ihm<lb/> geſagt habe, er habe ja keinen Schaden zu befürchten,<lb/> wenn er die Wahrheit ausſage, habe Graf in dem<lb/> bekannten Sinne ausgeſagt. Allerdings habe er<lb/> ihm die Wichtigkeit ſeiner Ausſage vorher vorge-<lb/> halten. Zeuge Oberſt <hi rendition="#g">Nottes</hi> ſchildert, wie Moſt-<lb/> böck ihm den Fall erzählt habe; Zeuge habe ihn<lb/> hierauf gefragt, von wem er dies erfahren habe,<lb/> worauf ihm Moſtböck den Maler Nonner genannt<lb/> habe, deſſen Adreſſe er ihm gab, worauf ſich Zeuge<lb/> zu Nonner begeben habe, der ihn wieder an Schi-<lb/> gart wies. Er habe hierauf die Sache abgetreten,<lb/> da es ſich nicht um ſein Regiment handelte. Zeuge<lb/><hi rendition="#g">Motſchan</hi> gibt an, Graf ſei nach jener Szene<lb/> im Gaſthauſe in den vorderen Raum geſtürzt und<lb/> habe zu Ferd. <hi rendition="#g">Wagrandl</hi> gerufen: „Ferdinand,<lb/> haſt du gehört, was der geſagt hat?“ Wagrandl<lb/> habe aber darauf nicht reagiert. Schigart habe gleich<lb/> darauf mit Bezug auf die Äußerung des Leutnants<lb/> geſagt: „Da könnte Einer ſchön eingehen!“ Selbſt<lb/> habe er ſich bei jener Äußerung nichts gedacht, weil<lb/> man ſie nach ſeiner Auffaſſung verſchieden habe<lb/> auslegen können. Zeuge <hi rendition="#g">Wagrandl</hi> erklärt, von<lb/> nichts zu wiſſen; er könne ſich an die damaligen<lb/> Vorfälle nicht erinnern und habe ſie auch nicht be-<lb/> achtet. Die moſaiſche Sängerin Selma <hi rendition="#g">Wohlmuth</hi><lb/> aus Pilſen gibt in ihrem dort aufgenommenen<lb/><cb/> Protokolle ebenfalls nichts Weſentliches an; jene<lb/> Äußerung habe ſie nicht vernommen. Die beiden<lb/> Erſtangeklagten bleiben bei ihren Angaben, daß<lb/> Leutnant Czerwenka ſich ſo geäußert habe, wie es<lb/> in der Anklage ſteht. Nach einer Beſprechung mit<lb/> ſeinen Klienten ſchlug nach Beendigung des Zeugen-<lb/> verhöres Dr. Uranitſch einen Ausgleich vor; behufs<lb/> deſſen Ermöglichung beantragte er die Vertagung<lb/> der Verhandlung, damit die Zuſtimmung des gegen-<lb/> wärtig in Cormons befindlichen Leutnants und des<lb/> Regimentskommandos in Görz eingeholt werden<lb/> könne. Als Baſis des Ausgleiches ſchlug Doktor<lb/> Uranitſch vor, die Abgabe einer Ehrenerklärung, in<lb/> welcher ſeine Klienten erklären, daß ſie ſich durch<lb/> das Beweisverfahren davon überzeugt haben, daß<lb/> ihre Auffaſſung von der Äußerung des Leutnant<lb/> eine irrtümliche war, daß ihre Behauptungen dem-<lb/> nach unbegründet waren, daß ſie dieſe widerrufen<lb/> und den Leutnant um Entſchuldigung erſuchen.<lb/> Dr. Haas erklärte, dieſes Angebot zur Kenntnis<lb/> ſeines Klienten bringen zu wollen; der Vertagung<lb/> könne er aber nicht zuſtimmen, er müſſe die Ent-<lb/> ſcheidung dem Richter überlaſſen. Dieſer ſprach die<lb/> Vertagung aus, auch Moſtböck und Nonner er-<lb/> klärten, jene Ehrenerklärung zu unterſchreiben. 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Das Karl-<lb/> Theater zählte freilich ſchon an die 250 Aufführungen<lb/> und in Graz wurde das Werk dem ſtändigen Spiel-<lb/> plane einverleibt, erzielte volle Häuſer und Kaſſen.<lb/> Bleibt aber die großſtädtiſche, glänzend-moderne<lb/> Ausſtattung weg, iſt die Aufführung nicht frei von<lb/> Mängeln der Beſetzung und des Studiums, dann kann<lb/> man nicht wiſſen, wie jene Frage beantwortet werden<lb/> ſoll. Auch das Buch, das Viktor L<hi rendition="#aq">é</hi>on beiſtellt, iſt<lb/> nicht reich an neuen Motiven. Wie zwei Liebende<lb/> ſich ſuchen drei Akte lang und ſich dann ſchließlich<lb/> kriegen, das ſind wir ſchon ſo gewöhnt. Zur Ab-<lb/> wechſlung ſind es diesmal ein Ehemann Karel und<lb/> ſeine geſchiedene Frau Jana, die ſo lange Verſtecken-<lb/> ſpielen und endlich mit ihrem Verſöhnungskuß ſelbſt<lb/> dem Apoſtel der freien Liebe Gonda van der Loo,<lb/> die eben noch den geſchiedenen Mann hatte heiraten<lb/> wollen, zur unmotivierten Eheſchließung mit einem<lb/> anderen, dem Gerichtspräſidenten, das ſchlechte Bei-<lb/> ſpiel gaben. So ein Leichtſinn! Das Beſſere an der<lb/> Operette iſt jedenfalls die Muſik. Ihre großen<lb/> Schlager: „Der Schlafcoup<hi rendition="#aq">é</hi>-Walzer“, „Kind, du<lb/> kannſt tanzen!“, „Man ſteigt nach“, mit gutem<lb/> Geſchick auf die drei Aufzüge verteilt, hatten ſchon<lb/> ſeit geraumer Zeit ihren Weg auch nach Marburg ge-<lb/> funden, und als Samstag zum erſten Male die Ouvertüre<lb/> erklungen war, hatte man, ſoweit das Publikum ein<lb/> Zuhören vor dem Aufgehen des Vorhanges nicht<lb/> für unnötig hält, nicht mehr die Empfindung, einem<lb/> Fremden, ganz Neuen gegenüberzuſtehen. Und das<lb/> kam der Aufführung zuſtatten, man klatſchte und<lb/> begehrte die Nummern, wie auch den flotten Marſch<lb/> „Ich und du — Müllers Kuh“ ſtürmiſch zur<lb/> Wiederholung. Die Stimmung im ausverkauften<lb/> Hauſe wurde recht warm und herzlich, ernüchternd<lb/> wirkte erſt die öde Szene des letzten Aktes „Kirmes<lb/> in Makkum!“ Wie farbenfroh und luſtig hatte man<lb/> ſich das ausgemalt und gerade hier verſagte die<lb/> Inſzenierungskunſt der Spielleitung. Freilich dürften<lb/> die verfügbaren Geldmittel nicht beſonders reichlich<lb/> geweſen ſein. Aber ſolche Ausgaben verzinſen ſich.</p><lb/> <p>Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel<lb/> von Lyſſeweghe die ſchauſpieleriſchen, nicht aber die<lb/> entſprechenden ſtimmlichen Fähigkeiten mit. Als Jana<lb/> hätten wir auch lieber Frl. v. Flamir gehabt. Frl.<lb/> Hannſen gab ſich alle Mühe, ihrer ſchweren Auf-<lb/> gabe zu entſprechen, und errang durch ihre Tanz-<lb/> kunſt lauten Beifall. Unſerer Diva war der Part<lb/> der reizenden Gonda van der Loo anvertraut worden,<lb/> eine Soubrettenpartie, die ihr zu tief liegt. Die<lb/> Herren von Hainreich und Clement, als diskrete<lb/> Komiker, ſowie Raul und Reiſſer boten ihr Beſtes;<lb/> auch Frl. Laube zeigte in ihrer kleinen Rolle eine<lb/> recht liebe Stimme. 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An alle deutſchbewußten Kreiſe wird<lb/> nun die dringende Bitte gerichter, die völkiſche<lb/> Sache zu unterſtützen, durch zahlreiches Erſcheinen<lb/> den Beweis ihres Anteils an unſerer Sache zu<lb/> geben. Auf nach Witſchein.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verſtorbene in Marburg.</hi> </head><lb/> <list> <item>2. Jänner. Zwachowetz Eliſabeth, Stadtarmenbeteilte, 73<lb/> Jahre, Urbanigaſſe. — Raskoſchan Anna, k. k. Stabs-<lb/> feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatſchgaſſe. — Schullin<lb/> Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkſtraße. —<lb/> Krottmayer Johann, Hausbeſitzer, 77 Jahre, Mellin-<lb/> gerſtraße.</item><lb/> <item>3. Jänner. Greiſtorfer Karl, k. k. Poſtunterbeamter, 42 Jahre,<lb/> Tegetthoffſtraße. — Imaſek Franz, Kondukteurskind,<lb/> 9 Monate, Gaswerkſtraße.</item><lb/> <item>4. Jänner. Schiſchek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu-<lb/> gaſſe. — Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre,<lb/> Bergſtraße.</item><lb/> <item>7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufſehersſohn, 4 Jahre,<lb/> Joſefſtraße.</item> </list> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.</hi> </head><lb/> <p>Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte,<lb/> die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die<lb/> mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmärkte.</p><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Jänner.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Am 12. zu Pettau (Borſtenviehmarkt), Sta-<lb/> deldorf (Borſtenviehmarkt) im Bez. Drachenburg,<lb/> Marburg*.</p><lb/> <p>Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine-<lb/> markt), Graz*.</p><lb/> <p>Am 14. 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Nr. 5, 11. Jänner 1910 Marburger Zeitung
beiliegenden Proſpekt der Sanatogenwecke Bauer
und Co., Berlin SW. 48.
Der Feuerwehrball in Kranichsfeld
findet nicht am 15. ſondern am 16. Jänner im
Gaſthauſe zur Poſt ſtatt.
Der unſichere Abort. Der Bäckergehilfe
Anton Waida, bedienſtet in der Bäckerei Kugler
in der Draugaſſe, machte bei der Sicherheitsbehörde
die Anzeige, daß ihm aus ſeinem Schlafzimmer ein
Verſatzſchein über eine ſilberne Taſchenuhr und ſil-
berne Kette und ein Geldbeutel, worin ſich gegen
vier Kronen Bargeld befanden, aus ſeinem Koffer
entwendet worden ſei. Dieſen Diebſtahl hat der 16
Jahre alte, früher bei Kugler in der Lehre geſtan-
dene Joſef Leſchtſchak aus Windiſchfeiſtritz ver-
übt. Dieſer benützte die Gelegenheit, als die Gehilfen
bei der Nachtarbeit waren. und ſchlich ſich nach
Überklettern eines Zauues in das Zimmer, wo er
ſpäter von Waida getroffen wurde. Der Einſchleicher
wurde in den Abort geſperrt, doch gelang es ihm
noch vor dem Eintreffen eines Wachmannes durch
das Abortfenſter zu entkommen.
Aus dem Gerichtsſaale.
Die Marburger „Hochverrats“-Affäre.
Heute fand vor dem Herrn Bezirksrichter Modriniak
die Fortſetzung der vom Leutnant Czerwenka
des 47. Infanterieregimentes durch Dr. Haas gegen
den Gaſtwirt Schigart und den abſolvierten
Handelsakademiker Ferdinand Graf angeſtrengten
Ehrenbeleidigungsklage ſtatt. Schigart und Graf
waren heute wieder mit ihrem Vertreter Dr. Ura-
nitſch aus Graz erſchienen. Der Vertreter des
Klägers hatte die Anklage noch ausgedehnt, u. zw.
gegen Herrn Moſtböck und Herrn Nonner,
und zwar deshalb, weil Moſtböck dem Kommandanten
des Landwehr-Inf.-Reg. 26, Oberſten K. Nottes,
die Mitteilung von der angeblichen hochverräteriſchen
Äußerung des Leutnant Czerwenka gemacht hatte
und gegen Nonner, weil dieſer, wie Moſtböck dem
Oberſten ſagte, ihm von jener Äußerung Mitteilung
gemacht hatte. Nonner ſeinerſeits hatte ſie wieder
von Graf gehört, worauf er ſie dem Moſtböck mit-
teilte. Zeuge Öberſtleutnant Marcell Labrovsky
vom 47. Infanterieregiment gab an, daß ihm Oberſt
Nottes davon Mitteilung machte, daß ein Infanterie-
offizier im Gaſthauſe Schigart die Äußerung getan
haben ſoll: Evviva! Ich bin ſtolz darauf, ein Ita-
liener zu ſein! Wenn es zum Kriege kommt zwiſchen
Öſterreich und Italien, bin ich der erſte, der ſich
als Spion anwerben läßt, und zwar für Italien!
Zeuge habe hievon die Anzeige erſtattet und ſämt-
liche in Marburg befindlichen Offiziere des Infanterie-
regiments Nr. 47 verſammelt, um zu erfahren,
wer jener Offizier war. Fähnrich Matuzzi habe
ſich gemeldet und angegeben, daß er und Leutnant
Czerwenka (der wegen Krankheit nicht erſchienen
war) gemeint ſeien. Zeuge ſei dann in
die Wohnung des Leutnants gegangen, der zuge-
geben habe, jene Äußerung gemacht zu haben, aber
in dem Sinne. daß er für Öſterreich Spionendienſte
verrichten würde. Zeuge ſei dann mit dem Oberſt-
leutnant Glöckler und Major Kaſafura zum
Gaſtwirte Schigart gegangen, der über Befragen ſo
ausſagte, wie es in der Anklage heißt. Graf habe
zuerſt nicht ausſagen wollen; erſt als Zeuge ihm
geſagt habe, er habe ja keinen Schaden zu befürchten,
wenn er die Wahrheit ausſage, habe Graf in dem
bekannten Sinne ausgeſagt. Allerdings habe er
ihm die Wichtigkeit ſeiner Ausſage vorher vorge-
halten. Zeuge Oberſt Nottes ſchildert, wie Moſt-
böck ihm den Fall erzählt habe; Zeuge habe ihn
hierauf gefragt, von wem er dies erfahren habe,
worauf ihm Moſtböck den Maler Nonner genannt
habe, deſſen Adreſſe er ihm gab, worauf ſich Zeuge
zu Nonner begeben habe, der ihn wieder an Schi-
gart wies. Er habe hierauf die Sache abgetreten,
da es ſich nicht um ſein Regiment handelte. Zeuge
Motſchan gibt an, Graf ſei nach jener Szene
im Gaſthauſe in den vorderen Raum geſtürzt und
habe zu Ferd. Wagrandl gerufen: „Ferdinand,
haſt du gehört, was der geſagt hat?“ Wagrandl
habe aber darauf nicht reagiert. Schigart habe gleich
darauf mit Bezug auf die Äußerung des Leutnants
geſagt: „Da könnte Einer ſchön eingehen!“ Selbſt
habe er ſich bei jener Äußerung nichts gedacht, weil
man ſie nach ſeiner Auffaſſung verſchieden habe
auslegen können. Zeuge Wagrandl erklärt, von
nichts zu wiſſen; er könne ſich an die damaligen
Vorfälle nicht erinnern und habe ſie auch nicht be-
achtet. Die moſaiſche Sängerin Selma Wohlmuth
aus Pilſen gibt in ihrem dort aufgenommenen
Protokolle ebenfalls nichts Weſentliches an; jene
Äußerung habe ſie nicht vernommen. Die beiden
Erſtangeklagten bleiben bei ihren Angaben, daß
Leutnant Czerwenka ſich ſo geäußert habe, wie es
in der Anklage ſteht. Nach einer Beſprechung mit
ſeinen Klienten ſchlug nach Beendigung des Zeugen-
verhöres Dr. Uranitſch einen Ausgleich vor; behufs
deſſen Ermöglichung beantragte er die Vertagung
der Verhandlung, damit die Zuſtimmung des gegen-
wärtig in Cormons befindlichen Leutnants und des
Regimentskommandos in Görz eingeholt werden
könne. Als Baſis des Ausgleiches ſchlug Doktor
Uranitſch vor, die Abgabe einer Ehrenerklärung, in
welcher ſeine Klienten erklären, daß ſie ſich durch
das Beweisverfahren davon überzeugt haben, daß
ihre Auffaſſung von der Äußerung des Leutnant
eine irrtümliche war, daß ihre Behauptungen dem-
nach unbegründet waren, daß ſie dieſe widerrufen
und den Leutnant um Entſchuldigung erſuchen.
Dr. Haas erklärte, dieſes Angebot zur Kenntnis
ſeines Klienten bringen zu wollen; der Vertagung
könne er aber nicht zuſtimmen, er müſſe die Ent-
ſcheidung dem Richter überlaſſen. Dieſer ſprach die
Vertagung aus, auch Moſtböck und Nonner er-
klärten, jene Ehrenerklärung zu unterſchreiben. Die
wohl ziemlich bedeutenden Koſten haben im Falle
des Ausgleichs dieſe Angeklagten zu bezahlen und
zwar nach einem beſtimmten Schlüſſel.
Schaubühne.
„Die geſchiedene Frau“, Operette von
V. Léon, Muſik von Leo Fall. Zum erſten Male
am 8. Jänner. Des Komponiſten frühere Werke,
die „Dollarprinzeſſin“ und „Der fidele Bauer“ er-
freuen ſich ganz beſonderer Beliebtheit nicht nur beim
hieſigen Publikum, der allgemeine Erfolg iſt ein
heute unbeſtrittener. Ob der „geſchiedenen Frau“
dasſelbe Glück beſchieden ſein wird? Das Karl-
Theater zählte freilich ſchon an die 250 Aufführungen
und in Graz wurde das Werk dem ſtändigen Spiel-
plane einverleibt, erzielte volle Häuſer und Kaſſen.
Bleibt aber die großſtädtiſche, glänzend-moderne
Ausſtattung weg, iſt die Aufführung nicht frei von
Mängeln der Beſetzung und des Studiums, dann kann
man nicht wiſſen, wie jene Frage beantwortet werden
ſoll. Auch das Buch, das Viktor Léon beiſtellt, iſt
nicht reich an neuen Motiven. Wie zwei Liebende
ſich ſuchen drei Akte lang und ſich dann ſchließlich
kriegen, das ſind wir ſchon ſo gewöhnt. Zur Ab-
wechſlung ſind es diesmal ein Ehemann Karel und
ſeine geſchiedene Frau Jana, die ſo lange Verſtecken-
ſpielen und endlich mit ihrem Verſöhnungskuß ſelbſt
dem Apoſtel der freien Liebe Gonda van der Loo,
die eben noch den geſchiedenen Mann hatte heiraten
wollen, zur unmotivierten Eheſchließung mit einem
anderen, dem Gerichtspräſidenten, das ſchlechte Bei-
ſpiel gaben. So ein Leichtſinn! Das Beſſere an der
Operette iſt jedenfalls die Muſik. Ihre großen
Schlager: „Der Schlafcoupé-Walzer“, „Kind, du
kannſt tanzen!“, „Man ſteigt nach“, mit gutem
Geſchick auf die drei Aufzüge verteilt, hatten ſchon
ſeit geraumer Zeit ihren Weg auch nach Marburg ge-
funden, und als Samstag zum erſten Male die Ouvertüre
erklungen war, hatte man, ſoweit das Publikum ein
Zuhören vor dem Aufgehen des Vorhanges nicht
für unnötig hält, nicht mehr die Empfindung, einem
Fremden, ganz Neuen gegenüberzuſtehen. Und das
kam der Aufführung zuſtatten, man klatſchte und
begehrte die Nummern, wie auch den flotten Marſch
„Ich und du — Müllers Kuh“ ſtürmiſch zur
Wiederholung. Die Stimmung im ausverkauften
Hauſe wurde recht warm und herzlich, ernüchternd
wirkte erſt die öde Szene des letzten Aktes „Kirmes
in Makkum!“ Wie farbenfroh und luſtig hatte man
ſich das ausgemalt und gerade hier verſagte die
Inſzenierungskunſt der Spielleitung. Freilich dürften
die verfügbaren Geldmittel nicht beſonders reichlich
geweſen ſein. Aber ſolche Ausgaben verzinſen ſich.
Herr Schirocky bringt für die Rolle des Karel
von Lyſſeweghe die ſchauſpieleriſchen, nicht aber die
entſprechenden ſtimmlichen Fähigkeiten mit. Als Jana
hätten wir auch lieber Frl. v. Flamir gehabt. Frl.
Hannſen gab ſich alle Mühe, ihrer ſchweren Auf-
gabe zu entſprechen, und errang durch ihre Tanz-
kunſt lauten Beifall. Unſerer Diva war der Part
der reizenden Gonda van der Loo anvertraut worden,
eine Soubrettenpartie, die ihr zu tief liegt. Die
Herren von Hainreich und Clement, als diskrete
Komiker, ſowie Raul und Reiſſer boten ihr Beſtes;
auch Frl. Laube zeigte in ihrer kleinen Rolle eine
recht liebe Stimme. Die Wiederholungen dürften
noch beſſer ſein als die Erſtaufführung. —a—
Eingeſendet.
Aufruf.
Südmarkortsgruppengründung Ober-St. Kunigund-
Witſchein.
Der ausdauernden Arbeit einiger wackerer Süd-
märker iſt es gelungen, in St. Kunigund und Wit-
ſchein eine ſo große Zahl Mitglieder für der Verein
zu werben, daß man an die Gründung einer eigenen
Ortsgruppe, Ober-St. Kunigund-Witſchein, ſchreiten
konnte. Sonntag den 16. Jänner findet im Gaſt-
hauſe des Herrn Menhardt in Witſchein die grün-
dende Hauptverſammlung der obgenannten Orts-
gruppe ſtatt. Die Feſtrede wird Herr Wanderlehrer
Hoyer halten. An alle deutſchbewußten Kreiſe wird
nun die dringende Bitte gerichter, die völkiſche
Sache zu unterſtützen, durch zahlreiches Erſcheinen
den Beweis ihres Anteils an unſerer Sache zu
geben. Auf nach Witſchein.
Verſtorbene in Marburg.
2. Jänner. Zwachowetz Eliſabeth, Stadtarmenbeteilte, 73
Jahre, Urbanigaſſe. — Raskoſchan Anna, k. k. Stabs-
feldwebelswitwe, 74 Jahre, Duchatſchgaſſe. — Schullin
Johann, Buchhalterskind, 7 Tage, Gaswerkſtraße. —
Krottmayer Johann, Hausbeſitzer, 77 Jahre, Mellin-
gerſtraße.
3. Jänner. Greiſtorfer Karl, k. k. Poſtunterbeamter, 42 Jahre,
Tegetthoffſtraße. — Imaſek Franz, Kondukteurskind,
9 Monate, Gaswerkſtraße.
4. Jänner. Schiſchek Rudolf, Näherinskind, 5 Monate, Heu-
gaſſe. — Brumetz Johanna, Inwohnerin, 34 Jahre,
Bergſtraße.
7. Jänner. Jurinez Roman, Magazinsaufſehersſohn, 4 Jahre,
Joſefſtraße.
Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.
Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte,
die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die
mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmärkte.
Jänner.
Am 12. zu Pettau (Borſtenviehmarkt), Sta-
deldorf (Borſtenviehmarkt) im Bez. Drachenburg,
Marburg*.
Am 13. Jänner zu Rann bei Pettau (Schweine-
markt), Graz*.
Am 14. Jänner zu St. Philipp** im Bez.
Drachenburg, Graz (Stechviehmarkt).
Am 15. zu Rann (Schweinemarkt), Arnfels
(Kleinviehmarkt).
Am 17. zu Pletrovič** im Bez. Cilli, Stainz**,
St. Peter** im Bez. Oberradkersburg, Kapellen**
im Bez. Rann, Mahrenberg**, Tillmitſch** im
Bez. Leibnitz.
Am 18. zu Friedau (Schweinemarkt), Rad-
kersburg*.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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