Marburger Zeitung. Nr. 66, Marburg, 04.06.1901.Nr. 66, 4. Juni 1901 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] -- In der samstägigen Obmänner-Con- -- Die "Deutschnationale Correspondenz" -- Ueber die Zustände in Lichten- -- Das k. u. k. Reichs-Kriegsministerium -- Strafuntersuchung gegen den Polizei-Chef. Infolge der vor kurzem erfolgten -- Auscultantentag. Der vorgestern in Ausland. -- Die Entbindung der Königin von Italien. Königin Helene genas am -- Wie eine Depesche des "Imparcial" aus -- Wie amtlich verlautbart wird, werden die -- Den englischen Blättern zufolge ist im -- Ruhestörungen in Spanien. In Tagesneuigkeiten. (Das "gelobte Land" des XX. Jahr- [Spaltenumbruch] ten Kanonenrohren hin bis in die blaue, im "Wenn er nur nicht zögern wollte!" brummt Augenscheinlich erbitterte Hendriks Kaltblütigkeit Wieder eine Salve der Buren .... und Mit einem Freudenruf wird seine glückliche Jetzt hat er das Ziel fast erreicht. Pieter und Ist Hendrik getroffen? -- Die jungen, kräftigen Arme haben die seinen "Reiner Zufall, wenn die 'mal treffen? Was, In diesem Augenblick überzieht eine fahle Es ist endlich Abend geworden. Im Westen Mit dem Eintritt der Dunkelheit sind Ver- Hendrik hat seit Stunden regungslos gelegen "Gib Dir keine Mühe mehr mit mir, Doctor", "Den haben wir schon besorgt. Er wird Ein glückliches Lächeln fliegt über die Züge [Spaltenumbruch] Pieter wechselt einen besorgten Blick mit dem "Pieter, bist Du da? Sag', haben wir gesiegt?" "Der Feind ist von allen Kopjes zurück geschlagen". "Gott ist mit uns", sagt der Alte in stärkerem "Vater", beginnt Pieter nach einer Weile, "ich "Gott ist mit uns", wiederholte Hendrik. Da tönt auf einmal durch die Stille der Nacht Nun faltet die Hände, Dass gnädig sich wende Uns Männern das Schlachtenlos! -- -- -- -- -- -- -- Und ob wir siegen Und ob wir erliegen: Vertraut! Die Saat geht auf Und wächst zu Hauf', In Gott war sie gebaut. Nr. 66, 4. Juni 1901 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] — In der ſamstägigen Obmänner-Con- — Die „Deutſchnationale Correſpondenz“ — Ueber die Zuſtände in Lichten- — Das k. u. k. Reichs-Kriegsminiſterium — Strafunterſuchung gegen den Polizei-Chef. Infolge der vor kurzem erfolgten — Auſcultantentag. Der vorgeſtern in Ausland. — Die Entbindung der Königin von Italien. Königin Helene genas am — Wie eine Depeſche des „Imparcial“ aus — Wie amtlich verlautbart wird, werden die — Den engliſchen Blättern zufolge iſt im — Ruheſtörungen in Spanien. In Tagesneuigkeiten. (Das „gelobte Land“ des XX. Jahr- [Spaltenumbruch] ten Kanonenrohren hin bis in die blaue, im „Wenn er nur nicht zögern wollte!“ brummt Augenſcheinlich erbitterte Hendriks Kaltblütigkeit Wieder eine Salve der Buren .... und Mit einem Freudenruf wird ſeine glückliche Jetzt hat er das Ziel faſt erreicht. Pieter und Iſt Hendrik getroffen? — Die jungen, kräftigen Arme haben die ſeinen „Reiner Zufall, wenn die ’mal treffen? Was, In dieſem Augenblick überzieht eine fahle Es iſt endlich Abend geworden. Im Weſten Mit dem Eintritt der Dunkelheit ſind Ver- Hendrik hat ſeit Stunden regungslos gelegen „Gib Dir keine Mühe mehr mit mir, Doctor“, „Den haben wir ſchon beſorgt. Er wird Ein glückliches Lächeln fliegt über die Züge [Spaltenumbruch] Pieter wechſelt einen beſorgten Blick mit dem „Pieter, biſt Du da? Sag’, haben wir geſiegt?“ „Der Feind iſt von allen Kopjes zurück geſchlagen“. „Gott iſt mit uns“, ſagt der Alte in ſtärkerem „Vater“, beginnt Pieter nach einer Weile, „ich „Gott iſt mit uns“, wiederholte Hendrik. Da tönt auf einmal durch die Stille der Nacht Nun faltet die Hände, Daſs gnädig ſich wende Uns Männern das Schlachtenlos! — — — — — — — Und ob wir ſiegen Und ob wir erliegen: Vertraut! Die Saat geht auf Und wächſt zu Hauf’, In Gott war ſie gebaut. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 66, 4. Juni 1901 Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="inland2" prev="#inland1" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In der ſamstägigen <hi rendition="#g">Obmänner-Con-<lb/> ſerenz</hi> wurde beſchloſſen, den Verbänden die<lb/> Tagesordnung vorzulegen, daſs nach der Gewerbe-<lb/> novelle die erſte Leſung der Quotenvorlage, dann<lb/> die zweite Leſung des Localbahngeſetzes auf die<lb/> Tagesordnung des Hauſes geſetzt werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die „Deutſchnationale Correſpondenz“<lb/> ſchreibt: „<hi rendition="#g">Brunnenvergiftung.</hi> In der<lb/> Abendausgabe der „Oſtd. Rundſch.“ vom 29. v.<lb/> war eine Notiz enthalten, welche davon ſprach,<lb/> daſs politiſche Speculanten und Geſchäftemacher<lb/> ſchon eifrigſt an der Arbeit ſeien, längs der zu er-<lb/> bauenden Bahn (Tauernbahn) Grundſtücke aufzu-<lb/> kaufen, obwohl die dritte Leſung des Geſetzes noch<lb/> gar nicht vorgenommen iſt, nach deren Durch-<lb/> ſührung die Grundpreiſe in die Höhe gehen würden.<lb/> Dieſe Käufe würden vorläufig von Mittelsperſonen<lb/> ausgeführt, es werde ſich aber bald zeigen, ob und<lb/> inwieweit vielleicht auch Parlamentarier mit der<lb/> Bahnvorlage ſpeculiert haben und wie viel an dem<lb/> Tauernbahneifer echt, wie viel berechnet war. —<lb/> Die in dieſer Mittheilung enthaltene Verdächtigung,<lb/> als würden die an der Inveſtitionsvorlage intereſ-<lb/> ſierten Abgeordneten ihre parlamentariſche Thä-<lb/> tigkeit dazu miſsbrauchen, daſs ſie durch Mittels-<lb/> perſonen Grundkäufe beſorgen ließen und daſs der<lb/> angebliche Tauernbahneifer nur geſchäftlichen Zwecken<lb/> diente, gab Anlaſs zu einer am 30. Mai einge-<lb/> brachten Interpellation des Abg. Nowak, in welcher<lb/> an den Miniſterpräſidenten und den Eiſenbahn-<lb/> miniſter die Frage gerichtet wird, ob dieſe geneigt<lb/> ſind, unverzüglich, allenfalls telegraphiſch, Auf-<lb/> klärungen und Nachrichten einzuziehen, ob über-<lb/> haupt längs der Tauernbahn irgendwelche Grund-<lb/> transactionen im Zuge ſind. Die Interpellation<lb/> erklärt es übrigens als im ſtaatlichen und parla-<lb/> mentariſchen Intereſſe gelegen, daſs ſofort die<lb/> ſtrengſte Unterſuchung eingeleitet werde, ob dieſe<lb/> Mittheilung einen Hintergrund hat. — Die in<lb/> Rede ſtehende Mittheilung der „Oſtd. Rundſchau“<lb/> hat nicht nur in den Kreiſen der deutſchen Volks-<lb/> partei, ſondern wohl bei allen deutſchen Abgeord-<lb/> neten ſehr berechtigte Entrüſtung erregt. Eine ſolche<lb/> infame Verdächtigung gehört zur ſchlimmſten Sorte<lb/> politiſcher Brunnenvergiftung, deren ſich ein Blatt<lb/> wie die „Oſtdeutſche Rundſchau“ nicht ſchuldig<lb/> machen ſoll. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daſs die ver-<lb/> dächtigten Abgeordneten der deutſchen Volkspartei<lb/> alle Schritte unternehmen werden, um die völlige<lb/> Grundloſigkeit der ausgeſprochenen ſchweren Ver-<lb/> dächtigung vor aller Oeffentlichkeit zu beweiſen und<lb/> den Verleumder zu eruieren. Sachlich iſt noch zu<lb/> bemerken, daſs die Bahn im Möll- und Gaſteiner-<lb/> thal auf hohen Lehnen geführt iſt, wo eine Grund-<lb/> erwerbung überhaupt keinen Sinn hätte. Die<lb/> Gründe an der Bahntrace ſind übrigens nur zum<lb/> allergeringſten Theile im Privatbeſitze, ſie gehören<lb/> zumeiſt dem Forſtärar. Vielleicht hat dem Erſinner<lb/> der Mittheilung die Idee vorgeſchwebt, daſs ſich<lb/><cb/> irgend ein Volksparteiabgeordneter ein Plätzchen<lb/> im Scheidetunnel hinterliſtig ge<supplied>ſi</supplied>chert hat, bei wel-<lb/> chem jeder Zug einen Sonderzoll errichten muſs.<lb/> Das iſt zwar unmöglich, aber Brunnenvergifter<lb/> haben eine äußerſt kühne Phantaſie.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ueber die <hi rendition="#g">Zuſtände in Lichten-<lb/> wald</hi> entnehmen wir einer Zuſchrift des Ober-<lb/> lehrers der dortigen deutſchen Schule an die „D.<lb/> Wacht“ folgende Thatſachen: Gelegentlich der Agi-<lb/> tationen gegen die Lichtenwalder deutſche Schule<lb/> nannte ein Kaplan dieſe Anſtalt einen A ... t,<lb/> ein anderer erklärte, er werde hinkommen und alle<lb/> hinausjagen; ſloveniſche Schalkinder bewarfen durch<lb/> das offene Fenſter einen deutſchen Lehrer mit Eis-<lb/> ſtücken; katholiſche Prieſter ſpucken vor deutſchen<lb/> Lehrern aus; mit Knütteln bewaffnete ſloveniſche<lb/> Schulkinder überfallen und beſchimpfen deutſche<lb/> Schüler. Das elfjährige Töchterchen des Herrn<lb/> Meſicek, Leiters der ſloveniſchen Schule, bedenkt<lb/> deutſche Lehrer mit den Worten: <hi rendition="#aq">„Živio slovenec,<lb/> štrik pa za nemce!“;</hi> ſloveniſche Schüler be-<lb/> ſchimpfen deutſche Lehrer auf offener Straße uſw.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">Das</hi> k. u. k. <hi rendition="#g">Reichs-Kriegsminiſterium</hi><lb/> hat im Wege der höheren Commanden an alle<lb/> Truppen und Heeresanſtalten einen reſervierten Er-<lb/> laſs gerichtet, in welchem bekanntgegeben wurde,<lb/> daſs der Abgeordnete Klofac eine Broſchüre über<lb/> den Fall „Zilak“ verfaſst und in Druck gelegt hat.<lb/> Da dieſer Abgeordnete beabſichtigt, dieſe Broſchüre<lb/> den Unterofficieren aller Regimenter gratis zuzu-<lb/> ſenden, wurden alle Commandanten aufs ſtrengſte<lb/> angewieſen, <hi rendition="#g">die für die Mannſchaft ein-<lb/> langen den Poſtſendungen zu viſitieren<lb/> und die vorgefundenen Exemplare dieſer<lb/> Broſchüre ſofort und directe dem vor-<lb/> geſetzten Corpscommando einzuſenden.</hi><lb/> Die reinſte Paſchawirtſchaft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Strafunterſuchung gegen den<lb/> Polizei-Chef.</hi> </head> <p>Infolge der vor kurzem erfolgten<lb/> Verhaftung dreier Studenten aus Prag wegen<lb/> Tragens ihrer Vereinsabzeichen wurde gegen den<lb/> Chef der Pilſener Polizei, <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi> Schmidt, auf<lb/> Anordnung der Ober-Staatsanwaltſchaft die Straf-<lb/> unterſuchung wegen Miſsbrauches der Amtsgewalt<lb/> eingeleitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Auſcultantentag.</hi> </head> <p>Der vorgeſtern in<lb/> Olmütz abgehaltene Auſcultantentag beſchloſs, in<lb/> jedem Sitze eines Oberlandesgerichtes ein Landes-<lb/> comit<hi rendition="#aq">é</hi> und in Wien eine Centralſtelle zur Vertre-<lb/> tung der Wünſche der Auſcultanten einzuſetzen. 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Geſtern<lb/> kam es zu verſchiedenen <hi rendition="#g">blutigen Zuſammen-<lb/> ſtößen</hi> mit den <hi rendition="#g">Truppen.</hi> Die Gendarmen<lb/> haben vielfach von ihren Schuſswaffen Gebrauch<lb/> gemacht und es gab Todte und Verwundete.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tagesneuigkeiten.</hi> </head><lb/> <div xml:id="jahrhundertes1" next="#jahrhundertes2" type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#g">(Das „gelobte Land“ des</hi><hi rendition="#aq">XX.</hi><hi rendition="#g">Jahr-<lb/> hundertes),</hi> in welchem es „von Milch und Honig<lb/> überfließt“, ſcheint Kanada zu ſein. Der land- und<lb/> forſtwirtſchaftliche Sachverſtändige bei der kaiſerlich<lb/> deutſchen Botſchaft in Waſhington berichtet über die<lb/> kanadiſche Ausfuhr in Molkereierzeugniſſen. Er hebt<lb/> hervor, daſs die kanadiſche Butterausfuhr in den<lb/> letzten Jahren ganz erheblich geſtiegen iſt, ſo daſs<lb/> ſie beiſpielsweiſe die deutſche um das Elffache über-<lb/> ſteigt. Während im Jahre 1894 Kanada nur für</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="heldentod3" prev="#heldentod2" type="jArticle" n="2"> <p>ten Kanonenrohren hin bis in die blaue, im<lb/> Sonnenglanz flimmernde Ferne.</p><lb/> <p>„Wenn er nur nicht zögern wollte!“ brummt<lb/> Pieter oben zwiſchen den Zähnen.</p><lb/> <p>Augenſcheinlich erbitterte Hendriks Kaltblütigkeit<lb/> den Feind. Wieder fliegen die Kugeln um ihn, als er<lb/> mit ſeiner Bürde der Felswand naht und ſie mit aller<lb/> Sorgfalt an dem inzwiſchen von oben herabge-<lb/> laſſenen Seile befeſtigt. Er ſcheint wie gefeit.</p><lb/> <p>Wieder eine Salve der Buren .... und<lb/> drüben fallen ein Kanonier und zwei Hochländer.<lb/> Dann wird es wieder ſtill. Der Eimer ſchwebt<lb/> langſam aufwärts.</p><lb/> <p>Mit einem Freudenruf wird ſeine glückliche<lb/> Ankunft oben begrüßt. Und nun klimmt auch der<lb/> grauhaarige Mann langſam empor. Mühſam, ſehr<lb/> mühſam, aber ſtetig, mit eiſerner Energie zwingt er<lb/> die oft faſt verſagenden Glieder. Ein Fehltritt kann<lb/> verhängnisvoll werden. In jedem Augenblick kann<lb/> ihn die tödtliche Kugel treffen. Aber ſein Fuß<lb/> ſtrauchelt nicht und ſein Auge bleibt klar.</p><lb/> <p>Jetzt hat er das Ziel faſt erreicht. Pieter und<lb/> einer ſeiner Kameraden ſtrecken ihm ſchon die Arme<lb/> entgegen, um ihm die letzte Strecke heraufzuhelfen.<lb/> Da fällt noch ein Schuſs ....</p><lb/> <p>Iſt Hendrik getroffen? —</p><lb/> <p>Die jungen, kräftigen Arme haben die ſeinen<lb/> erfaſst. Man zieht ihn zur Höhe hinauf. Er iſt<lb/> geborgen. Von allen Seiten drängen ſich die Lands-<lb/> leute herzu. Da iſt auch der Commandant und<lb/> ſtreckt dem Tapferen die Hand hin. Hendrik macht<lb/> einen Schritt auf ihn zu. Sein Geſicht iſt von der<lb/> Anſtrengung geröthet. Schweißtropfen rinnen über<lb/><cb/> die Stirne. Aber ein gleichmüthiges Lächeln ſpielt<lb/> um ſeinen Mund.</p><lb/> <p>„Reiner Zufall, wenn die ’mal treffen? Was,<lb/> Commandant?“</p><lb/> <p>In dieſem Augenblick überzieht eine fahle<lb/> Bläſſe Hendriks Züge. Er wankt. Pieter fängt ihn<lb/> in ſeinen Armen auf. Man reißt ihm den Rock<lb/> auf, da ſickert Blut einer Wunde in der Bruſt.</p><lb/> <p>Es iſt endlich Abend geworden. Im Weſten<lb/> iſt eine dunkle Wolkenwand aufgeſtiegen und<lb/> manchmal zuckt am Horizonte ein bläulicher Schein<lb/> auf .... Wetterleuchten! Ueber den Felſenhügeln<lb/> aber glänzen die Sterne mit mildem Licht. Lager-<lb/> feuer flammen hüben und drüben.</p><lb/> <p>Mit dem Eintritt der Dunkelheit ſind Ver-<lb/> ſtärkungen eingetroffen und haben Proviant, Waſſer,<lb/> Munition und Poſtſachen mitgebracht. Ein junger,<lb/> deutſcher Arzt begleitete ſie, der nun beſchäftigt iſt,<lb/> die Verwundeten zu unterſuchen.</p><lb/> <p>Hendrik hat ſeit Stunden regungslos gelegen<lb/> und kein Zeichen des Bewuſstſeins von ſich gegeben.<lb/> Als der Arzt zu ihm tritt, öffnet er die Augen.</p><lb/> <p>„Gib Dir keine Mühe mehr mit mir, Doctor“,<lb/> ſagte er mit ſchwacher Stimme. „Das nützt doch<lb/> nichts. Mein Junge —?“</p><lb/> <p>„Den haben wir ſchon beſorgt. Er wird<lb/> morgen früh ins Lazareth nach K .... gebracht,<lb/> wo wir ihn hoffentlich in einigen Wochen geſund<lb/> pflegen werden.“</p><lb/> <p>Ein glückliches Lächeln fliegt über die Züge<lb/> des Sterbenden. „Johanna“! flüſterte er. Und dann<lb/> wieder kurz und rauh: „Laſs mich doch in Ruhe,<lb/> Doctor ... in Frieden ...“</p><lb/> <cb/> <p>Pieter wechſelt einen beſorgten Blick mit dem<lb/> Arzt. Der nickt ſehr ernſt und tritt zurück. Sein<lb/> Wiſſen iſt machtlos.</p><lb/> <p>„Pieter, biſt Du da? Sag’, haben wir geſiegt?“</p><lb/> <p>„Der Feind iſt von allen Kopjes zurück geſchlagen“.</p><lb/> <p>„Gott iſt mit uns“, ſagt der Alte in ſtärkerem<lb/> und zuverſichtlichem Ton. Und die Umſtehenden nickten<lb/> ernſt.</p><lb/> <p>„Vater“, beginnt Pieter nach einer Weile, „ich<lb/> habe Nachricht von zu Hauſe. Mein Weib hat mir<lb/> am fünfzehnten Zwillingsſöhne geboren.“</p><lb/> <p>„Gott iſt mit uns“, wiederholte Hendrik.<lb/> „Zwei junge Kämpfer für einen alten ... Unſere<lb/> Väter hofften auf Dich und da ſie hofften, halfſt<lb/> Du ihnen ... Der Herr wird ſeinem Volke Kraft<lb/> geben ...“</p><lb/> <p>Da tönt auf einmal durch die Stille der Nacht<lb/> der ferne Geſang von Männerſtimmen herüber vom<lb/> nächſten Kopje. Und nun trägt der Nachtwind auch<lb/> aus anderer Richtung — von einem weiter ent-<lb/> fernten Felſenhügel — dieſelben Töne herzu. Die<lb/> Männer entblößten ernſt die Häupter. Pieter kniet<lb/> neben dem Lager ſeines ſterbenden Vaters nieder.<lb/> Auch aus ſeiner Bruſt ringt ſich der Geſang, und<lb/> die Stimmen der anderen fallen kräftig ein:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Nun faltet die Hände,</l><lb/> <l>Daſs gnädig ſich wende</l><lb/> <l>Uns Männern das Schlachtenlos!</l><lb/> <l>— — — — — — —</l><lb/> <l>Und ob wir ſiegen</l><lb/> <l>Und ob wir erliegen:</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Vertraut!</hi> </l><lb/> <l>Die Saat geht auf</l><lb/> <l>Und wächſt zu Hauf’,</l><lb/> <l>In Gott war ſie gebaut.</l> </lg> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 66, 4. Juni 1901 Marburger Zeitung
— In der ſamstägigen Obmänner-Con-
ſerenz wurde beſchloſſen, den Verbänden die
Tagesordnung vorzulegen, daſs nach der Gewerbe-
novelle die erſte Leſung der Quotenvorlage, dann
die zweite Leſung des Localbahngeſetzes auf die
Tagesordnung des Hauſes geſetzt werde.
— Die „Deutſchnationale Correſpondenz“
ſchreibt: „Brunnenvergiftung. In der
Abendausgabe der „Oſtd. Rundſch.“ vom 29. v.
war eine Notiz enthalten, welche davon ſprach,
daſs politiſche Speculanten und Geſchäftemacher
ſchon eifrigſt an der Arbeit ſeien, längs der zu er-
bauenden Bahn (Tauernbahn) Grundſtücke aufzu-
kaufen, obwohl die dritte Leſung des Geſetzes noch
gar nicht vorgenommen iſt, nach deren Durch-
ſührung die Grundpreiſe in die Höhe gehen würden.
Dieſe Käufe würden vorläufig von Mittelsperſonen
ausgeführt, es werde ſich aber bald zeigen, ob und
inwieweit vielleicht auch Parlamentarier mit der
Bahnvorlage ſpeculiert haben und wie viel an dem
Tauernbahneifer echt, wie viel berechnet war. —
Die in dieſer Mittheilung enthaltene Verdächtigung,
als würden die an der Inveſtitionsvorlage intereſ-
ſierten Abgeordneten ihre parlamentariſche Thä-
tigkeit dazu miſsbrauchen, daſs ſie durch Mittels-
perſonen Grundkäufe beſorgen ließen und daſs der
angebliche Tauernbahneifer nur geſchäftlichen Zwecken
diente, gab Anlaſs zu einer am 30. Mai einge-
brachten Interpellation des Abg. Nowak, in welcher
an den Miniſterpräſidenten und den Eiſenbahn-
miniſter die Frage gerichtet wird, ob dieſe geneigt
ſind, unverzüglich, allenfalls telegraphiſch, Auf-
klärungen und Nachrichten einzuziehen, ob über-
haupt längs der Tauernbahn irgendwelche Grund-
transactionen im Zuge ſind. Die Interpellation
erklärt es übrigens als im ſtaatlichen und parla-
mentariſchen Intereſſe gelegen, daſs ſofort die
ſtrengſte Unterſuchung eingeleitet werde, ob dieſe
Mittheilung einen Hintergrund hat. — Die in
Rede ſtehende Mittheilung der „Oſtd. Rundſchau“
hat nicht nur in den Kreiſen der deutſchen Volks-
partei, ſondern wohl bei allen deutſchen Abgeord-
neten ſehr berechtigte Entrüſtung erregt. Eine ſolche
infame Verdächtigung gehört zur ſchlimmſten Sorte
politiſcher Brunnenvergiftung, deren ſich ein Blatt
wie die „Oſtdeutſche Rundſchau“ nicht ſchuldig
machen ſoll. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daſs die ver-
dächtigten Abgeordneten der deutſchen Volkspartei
alle Schritte unternehmen werden, um die völlige
Grundloſigkeit der ausgeſprochenen ſchweren Ver-
dächtigung vor aller Oeffentlichkeit zu beweiſen und
den Verleumder zu eruieren. Sachlich iſt noch zu
bemerken, daſs die Bahn im Möll- und Gaſteiner-
thal auf hohen Lehnen geführt iſt, wo eine Grund-
erwerbung überhaupt keinen Sinn hätte. Die
Gründe an der Bahntrace ſind übrigens nur zum
allergeringſten Theile im Privatbeſitze, ſie gehören
zumeiſt dem Forſtärar. Vielleicht hat dem Erſinner
der Mittheilung die Idee vorgeſchwebt, daſs ſich
irgend ein Volksparteiabgeordneter ein Plätzchen
im Scheidetunnel hinterliſtig geſichert hat, bei wel-
chem jeder Zug einen Sonderzoll errichten muſs.
Das iſt zwar unmöglich, aber Brunnenvergifter
haben eine äußerſt kühne Phantaſie.“
— Ueber die Zuſtände in Lichten-
wald entnehmen wir einer Zuſchrift des Ober-
lehrers der dortigen deutſchen Schule an die „D.
Wacht“ folgende Thatſachen: Gelegentlich der Agi-
tationen gegen die Lichtenwalder deutſche Schule
nannte ein Kaplan dieſe Anſtalt einen A ... t,
ein anderer erklärte, er werde hinkommen und alle
hinausjagen; ſloveniſche Schalkinder bewarfen durch
das offene Fenſter einen deutſchen Lehrer mit Eis-
ſtücken; katholiſche Prieſter ſpucken vor deutſchen
Lehrern aus; mit Knütteln bewaffnete ſloveniſche
Schulkinder überfallen und beſchimpfen deutſche
Schüler. Das elfjährige Töchterchen des Herrn
Meſicek, Leiters der ſloveniſchen Schule, bedenkt
deutſche Lehrer mit den Worten: „Živio slovenec,
štrik pa za nemce!“; ſloveniſche Schüler be-
ſchimpfen deutſche Lehrer auf offener Straße uſw.
— Das k. u. k. Reichs-Kriegsminiſterium
hat im Wege der höheren Commanden an alle
Truppen und Heeresanſtalten einen reſervierten Er-
laſs gerichtet, in welchem bekanntgegeben wurde,
daſs der Abgeordnete Klofac eine Broſchüre über
den Fall „Zilak“ verfaſst und in Druck gelegt hat.
Da dieſer Abgeordnete beabſichtigt, dieſe Broſchüre
den Unterofficieren aller Regimenter gratis zuzu-
ſenden, wurden alle Commandanten aufs ſtrengſte
angewieſen, die für die Mannſchaft ein-
langen den Poſtſendungen zu viſitieren
und die vorgefundenen Exemplare dieſer
Broſchüre ſofort und directe dem vor-
geſetzten Corpscommando einzuſenden.
Die reinſte Paſchawirtſchaft.
— Strafunterſuchung gegen den
Polizei-Chef. Infolge der vor kurzem erfolgten
Verhaftung dreier Studenten aus Prag wegen
Tragens ihrer Vereinsabzeichen wurde gegen den
Chef der Pilſener Polizei, Dr. jur. Schmidt, auf
Anordnung der Ober-Staatsanwaltſchaft die Straf-
unterſuchung wegen Miſsbrauches der Amtsgewalt
eingeleitet.
— Auſcultantentag. Der vorgeſtern in
Olmütz abgehaltene Auſcultantentag beſchloſs, in
jedem Sitze eines Oberlandesgerichtes ein Landes-
comité und in Wien eine Centralſtelle zur Vertre-
tung der Wünſche der Auſcultanten einzuſetzen. Es
wurde eine Zuſchrift an den Juſtizminiſter beſchloſſen,
in der die Entlohnung der Auſcultanten mit 1600
bis 2000 K jährlich und eine Entlohnung der Ge-
richtspraktikanten verlangt wird.
Ausland.
— Die Entbindung der Königin
von Italien. Königin Helene genas am
Samstag einer Prinzeſſin. Die Königin und
die neugeborene Prinzeſſin befinden ſich vollkommen
wohl. Die Stadt Rom wurde beflaggt, aber auf
den Geſichtern der Leute, die das Ereignis lebhaft
beſprachen, malte ſich doch einige Enttäuſchung da-
rüber, daſs die Erwartungen und Hoffnungen des
Königs und des Volkes ſich nur zum Theile er-
füllt haben.
— Wie eine Depeſche des „Imparcial“ aus
Barcelona meldet, hätten der General-Gouver-
neur und die Behörden daſelbſt aus dem Auslande
die Nachricht von der Entdeckung eines
anarchiſtiſchen Complots gegen die Königin-
Regentin und den König erhalten. Die Nachricht
habe weiters beſagt, daſs ſich die Verſchworenen
zunächſt nach Barcelona und ſodann nach Madrid
begeben.
— Wie amtlich verlautbart wird, werden die
Vereinigten Staaten die Herrſchaft über Cuba
ſolange ausüben, bis das Amendement Platts vom
cubaniſchen Convente in vollem Umfange ange-
nommen iſt.
— Den engliſchen Blättern zufolge iſt im
Truppenlager von Thorncliffe eine
Meuterei ausgebrochen. Es kam zwiſchen den
Aufrührern und der Wache, welche den Befehl
hatte, die Ordnung wieder herzuſtellen, zu einem
Zuſammenſtoſs. Die meuternden Soldaten gaben
auf die Wache mehrere ſcharfe Schüſſe ab und
widerſetzten ſich dann mit aufgepflanzten Bajonetten
ihrer Verhaftung. Zwei Mann der Wache wurden
durch Bajonettſtiche erheblich verwundet, zehn
Dublin-Füſiliere wurden verhaftet.
— Ruheſtörungen in Spanien. In
Coruna herrſcht der Kriegszuſtand. Zuerſt
ſtrikten die Zollbeamten, dann alle Arbeiter. Die
Bäckereien und Fleiſcherläden ſind geſchloſſen, das
Schlachthaus ebenfalls. Die Ausſtändigen laſſen
keinerlei Lebensmittel in die Stadt herein, keine
Zeitung erſcheint, die Waſſerträger ſtriken, verhin-
dern die Mägde am Waſſerholen und verſuchen
Gas- und Waſſerleitung abzuſchneiden. Im Hafen
wird die Beladung der Schiffe verhindert. Geſtern
kam es zu verſchiedenen blutigen Zuſammen-
ſtößen mit den Truppen. Die Gendarmen
haben vielfach von ihren Schuſswaffen Gebrauch
gemacht und es gab Todte und Verwundete.
Tagesneuigkeiten.
(Das „gelobte Land“ des XX. Jahr-
hundertes), in welchem es „von Milch und Honig
überfließt“, ſcheint Kanada zu ſein. Der land- und
forſtwirtſchaftliche Sachverſtändige bei der kaiſerlich
deutſchen Botſchaft in Waſhington berichtet über die
kanadiſche Ausfuhr in Molkereierzeugniſſen. Er hebt
hervor, daſs die kanadiſche Butterausfuhr in den
letzten Jahren ganz erheblich geſtiegen iſt, ſo daſs
ſie beiſpielsweiſe die deutſche um das Elffache über-
ſteigt. Während im Jahre 1894 Kanada nur für
ten Kanonenrohren hin bis in die blaue, im
Sonnenglanz flimmernde Ferne.
„Wenn er nur nicht zögern wollte!“ brummt
Pieter oben zwiſchen den Zähnen.
Augenſcheinlich erbitterte Hendriks Kaltblütigkeit
den Feind. Wieder fliegen die Kugeln um ihn, als er
mit ſeiner Bürde der Felswand naht und ſie mit aller
Sorgfalt an dem inzwiſchen von oben herabge-
laſſenen Seile befeſtigt. Er ſcheint wie gefeit.
Wieder eine Salve der Buren .... und
drüben fallen ein Kanonier und zwei Hochländer.
Dann wird es wieder ſtill. Der Eimer ſchwebt
langſam aufwärts.
Mit einem Freudenruf wird ſeine glückliche
Ankunft oben begrüßt. Und nun klimmt auch der
grauhaarige Mann langſam empor. Mühſam, ſehr
mühſam, aber ſtetig, mit eiſerner Energie zwingt er
die oft faſt verſagenden Glieder. Ein Fehltritt kann
verhängnisvoll werden. In jedem Augenblick kann
ihn die tödtliche Kugel treffen. Aber ſein Fuß
ſtrauchelt nicht und ſein Auge bleibt klar.
Jetzt hat er das Ziel faſt erreicht. Pieter und
einer ſeiner Kameraden ſtrecken ihm ſchon die Arme
entgegen, um ihm die letzte Strecke heraufzuhelfen.
Da fällt noch ein Schuſs ....
Iſt Hendrik getroffen? —
Die jungen, kräftigen Arme haben die ſeinen
erfaſst. Man zieht ihn zur Höhe hinauf. Er iſt
geborgen. Von allen Seiten drängen ſich die Lands-
leute herzu. Da iſt auch der Commandant und
ſtreckt dem Tapferen die Hand hin. Hendrik macht
einen Schritt auf ihn zu. Sein Geſicht iſt von der
Anſtrengung geröthet. Schweißtropfen rinnen über
die Stirne. Aber ein gleichmüthiges Lächeln ſpielt
um ſeinen Mund.
„Reiner Zufall, wenn die ’mal treffen? Was,
Commandant?“
In dieſem Augenblick überzieht eine fahle
Bläſſe Hendriks Züge. Er wankt. Pieter fängt ihn
in ſeinen Armen auf. Man reißt ihm den Rock
auf, da ſickert Blut einer Wunde in der Bruſt.
Es iſt endlich Abend geworden. Im Weſten
iſt eine dunkle Wolkenwand aufgeſtiegen und
manchmal zuckt am Horizonte ein bläulicher Schein
auf .... Wetterleuchten! Ueber den Felſenhügeln
aber glänzen die Sterne mit mildem Licht. Lager-
feuer flammen hüben und drüben.
Mit dem Eintritt der Dunkelheit ſind Ver-
ſtärkungen eingetroffen und haben Proviant, Waſſer,
Munition und Poſtſachen mitgebracht. Ein junger,
deutſcher Arzt begleitete ſie, der nun beſchäftigt iſt,
die Verwundeten zu unterſuchen.
Hendrik hat ſeit Stunden regungslos gelegen
und kein Zeichen des Bewuſstſeins von ſich gegeben.
Als der Arzt zu ihm tritt, öffnet er die Augen.
„Gib Dir keine Mühe mehr mit mir, Doctor“,
ſagte er mit ſchwacher Stimme. „Das nützt doch
nichts. Mein Junge —?“
„Den haben wir ſchon beſorgt. Er wird
morgen früh ins Lazareth nach K .... gebracht,
wo wir ihn hoffentlich in einigen Wochen geſund
pflegen werden.“
Ein glückliches Lächeln fliegt über die Züge
des Sterbenden. „Johanna“! flüſterte er. Und dann
wieder kurz und rauh: „Laſs mich doch in Ruhe,
Doctor ... in Frieden ...“
Pieter wechſelt einen beſorgten Blick mit dem
Arzt. Der nickt ſehr ernſt und tritt zurück. Sein
Wiſſen iſt machtlos.
„Pieter, biſt Du da? Sag’, haben wir geſiegt?“
„Der Feind iſt von allen Kopjes zurück geſchlagen“.
„Gott iſt mit uns“, ſagt der Alte in ſtärkerem
und zuverſichtlichem Ton. Und die Umſtehenden nickten
ernſt.
„Vater“, beginnt Pieter nach einer Weile, „ich
habe Nachricht von zu Hauſe. Mein Weib hat mir
am fünfzehnten Zwillingsſöhne geboren.“
„Gott iſt mit uns“, wiederholte Hendrik.
„Zwei junge Kämpfer für einen alten ... Unſere
Väter hofften auf Dich und da ſie hofften, halfſt
Du ihnen ... Der Herr wird ſeinem Volke Kraft
geben ...“
Da tönt auf einmal durch die Stille der Nacht
der ferne Geſang von Männerſtimmen herüber vom
nächſten Kopje. Und nun trägt der Nachtwind auch
aus anderer Richtung — von einem weiter ent-
fernten Felſenhügel — dieſelben Töne herzu. Die
Männer entblößten ernſt die Häupter. Pieter kniet
neben dem Lager ſeines ſterbenden Vaters nieder.
Auch aus ſeiner Bruſt ringt ſich der Geſang, und
die Stimmen der anderen fallen kräftig ein:
Nun faltet die Hände,
Daſs gnädig ſich wende
Uns Männern das Schlachtenlos!
— — — — — — —
Und ob wir ſiegen
Und ob wir erliegen:
Vertraut!
Die Saat geht auf
Und wächſt zu Hauf’,
In Gott war ſie gebaut.
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