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Marburger Zeitung. Nr. 74, Marburg, 20.06.1907.

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Nr. 74, 20. Juni 1907 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

die Vollmachtenjäger nicht mehr gut zu sprechen sind.
Wenn übrigens bei diesen Vollmachten nur nicht
wieder Böcke geschossen werden! -- sie könnten dies-
mal gefährlicher werden. Obwohl unser Bürgermeister
und sein Anhängsel Obsieger, (welcher überhaupt
das Sprachrohr unseres lieben Bürgermeisters ist)
die Zeitungen "Schundblätter" nennt, welche Licht
in unsere mißlichen Verhältnisse bringen, unser
Bürgermeister rot wie ein Gockelhahn wird und sich
sein Blähhals wie ein Dudlsack erweitert, wenn er
die "Marburger Zeitung" zu Gesicht bekommt, so
wird Ihnen das echte Leibnitzer Beißzangel dennoch
Berichte einsenden und ich bitte Sie selbe auch zu
veröffentlichen. Das Leibnitzer Beißzangel.

(Flußbad.)

Die
Marktgemeinde hat das hiesige Fluß- und Schwimm-
bad wieder in die Obhut des Badeklubs übergeben.
Gewählt wurden in dessen Leitung die Herren:
Adolf Bouvier zum Ökonomen, Wilhelm Czervenka
zum Zahlmeister, Rudolf Vogl zum Schriftführer,
Dr. Max Pacher und Jos. Zaunschirm zu Beiräten.
Obmann ist der jeweilige Bürgermeister des
Marktes.

(Kur-
liste.)

Bisher sind zum Kurgebrauche eingetroffen
386 Parteien mit 511 Personen.

(Ein geistlicher
Raufbold.)

Am Montag wurde hier ein Jahr-
und Viehmarkt abgehalten und der Kaplan N., der,
wie es hierzulande unter der Geistlichkeit Sitte zu
sein scheint, den ganzen Tag den Wein durch die
Kehle rinnen ließ, beflegelte und vergriff sich an
Bauern, die vom Markte heimkehrten. So überfiel
er einen angesehenen Bauern namens Josef Senitza
aus Sagorje und bearbeitete dessen Kopf mit einem
Wetzstein, bis Senitza blutüberströmt das Feld
räumte. Auch einen zweiten Bauern, den Besitzer
Johann Scharlach aus Süssenheim überfiel er, doch
kam er diesem, der sich kräftig zur Wehr setzte, nicht
leicht bei. Zum Schluß überfiel der geistliche Rauf-
bold die Schwiegermutter des Letztgenannten und
brachte ihr mit dem Wetzstein mehrere Verletzungen
bei. Die Anzeige wurde bei der Gendarmerie bereits
erstattet.

(Todesfall.)

Heute starb
Frau Anna Supanek, geb. Grimmer, Gattin des
Oberlehrers in Ruhe Josef Supanek und Mutter
des Bezirksschulinspektors Josef Supanek in Cilli,
im Alter von 75 Jahren.

(Den Lehrern
Wohnung und Beheizung entzogen. --
Feuerspritze und Weihbrunnkessel.)

Bei
der am 5. d. abgehaltenen Ortsschulratssitzung
wurde beschlossen, dem gesamten, aus neun Lehr-
personen bestehenden Lehrkörper, die zum Teil durch
Anstellungsschreiben gewährleisteten Begünstigungen
zu entziehen, einfach deshalb, weil sie für die Weisen
unserer Geistlichen und deren Hintermänner nicht
die befriedigende Taktsicherheit aufbrachten. Es ist
bezeichnend, wenn man den Lehrer in der Aus-
übung seiner staatbürgerlichen Rechte dadurch be-
hindern will, daß man sein ohnehin standesun-
würdiges Einkommen noch weiter schmälert. Eine
so christlich denkende Gemeinschaft, bei uns genannt
[Spaltenumbruch] Ortsschulrat, glaubt sich weiß wunder welch Kraft-
probe zu leisten, wenn sie an in der gesamten Be-
völkerung hochangesehenen Lehrpersonen ihr Mütchen
zu kühlen sucht. Vom 1. Juli ab sind den Lehr-
personen die Wohnungen gekündigt und das
Recht der unentgeltlichen Beheizung entzogen.
Bezeichnend für den nebelhaften Dunstkreis, in dem
einzelne Ortsponzen sind, der Name sei aus Mit-
leid mit dem Betreffenden verschwiegen, ist die
Äußerung einer dieser Größen, die Lehrer zeigen
Hochmut und Stolz, weil sie Obgenannten an-
geblich nicht in der gebührenden Weise grüßen. Unser
Gemeindevorsteher, Herr Mathias Hochstraßer,
seinerzeit freiheitlich gesinnter Bauernbündler, bot
die Hand dazu, daß sowohl die Gemeindevertretung
als auch nach den neuesten Wahlen der Ortsschul-
rat klerikalen Quertreibereien Tür und Tor öffnete.
So mußten wir es in unserem bisher freiheitlich
gesinnten Orte erleben, daß ein fanatischer slo-
wenischer Geistlicher,
Pater Benedikt
Vidary -- unglaublich aber wahr -- zum
Obmanne des Ortsschulrates gewählt
wurde. Welch segensreiche Tätigkeit dieser Herr ent-
faltet, mag schon daraus erhellen, daß es unsere
Ortsfeuerwehr nicht verschmähte, ihm zum --
Schriftführer zu ernennen. Diese Wahl kann nur
dann eine glückliche genannt werden, wenn sich bei
irgend einer Beschädigung der Feuerspritze unser
Herr Kaplan mit seinem Weihbrunnkessel auszu-
rücken bereit erklärt. Wir können allerdings nicht
der Auffassung beipflichten, daß dadurch der
Menschlichkeit ein besonderer Dienst geleistet würde.
Unsere Gegner mögen gleichzeitig mit der Schilderung
dieser, der freiheitlichen Bewegung in unserem Orte
hohnsprechenden Verhältnisse die Versicherung ent-
gegennehmen, daß wir weitaus mehr als bisher, mit
weit schärferen Mitteln unserer freiheitlichen Ge-
sinnung zum Durchbruche verhelfen werden.

(Verurteilung
des Narodni dom-Wirtes samt Genossen.)

Wie in der "Marburger Zeitung" bereits mitgeteilt
wurde, hat der hiesige Narodni dom-Wirt Josef
Kresnik mit Genossen den Kaufmann Herrn
Ignaz Fantsche bestohlen. Am 13. d. wurde
nun vom Bezirksgerichte St. Paul im Lavanttale
der Wirt Kresnig wegen Diebstahl zu acht
Tagen Arrest verurteilt, sein Stiefsohn Franz
Lackner zu fünf Tagen, Ulrich Pongratz zu
acht Tagen, dessen Frau, Sohn und Tochter zu je
24 Stunden Arrest. -- Tiefe Trauer herrscht im
Narodni dom.

(Mit flüssigem
Eisen übergossen.)

Im Donawitzer
Hüttenwerke ist gestern nachmittags um 6 Uhr am
Krahn eine fünf Meter im Durchmesser besitzende
Pfanne mit glühendem Eisen explodiert.
Die Pfanne war offenbar nicht ganz trocken, als
das flüssige Eisen eingelassen wurde; die dadurch
erzeugten Dämpfe schleuderten das flüssige Eisen
mit furchtbarer Kraft heraus. Der Ingenieur
Rudolph, der Oberschmelzer Guggel und ein
Werksarbeiter wurden gräßlich verletzt. Das Fleisch
wurde ihnen von den Knochen gebrannt. Weitere
sechs Personen erlitten leichtere Beschädigungen. Die
[Spaltenumbruch] Verletzten wurden sofort ins nahegelegene Donawitzer
Werksspital gebracht. Im Laufe der Nacht sind nun
die zwei Schwerverletzten, der Hütteningenieur
Hermann Rudolph und der Schmelzer Josef
Gugal, ihren gräßlichen Brandwunden erlegen.
In der Arbeiterschaft des Werkes herrscht tiefe
Bewegung.

(Zwei Menschen
vom Blitze erschlagen.)

Freitag nachmittags
schlug der Blitz in das Haus des Besitzers
Rupar in Lesnjaka bei Rakek und erschlug zwei
Söhne des
Besitzers. Die Frau Rupar's erlitt
schwere Verletzungen. Das Haus ist bis auf die
Grundmauern abgebrannt.




Marburger Nachrichten.
Todesfälle.

In Tüffer starb vorgestern
Herr Landesgerichtsrat Adolf Pfefferer nach
längerem Leiden im 56. Lebensjahre. Die Leiche
wurde gestern nach Gurkfeld überführt. Landes-
gerichtsrat Pfefferer war Vorsteher des hiesigen
Bezirksgerichtes und ein in allen Kreisen der Be-
völkerung hochgeachteter Mann. -- Der Advokaturs-
beamte Herr Franz Kristl ist am 18. Juni im
28. Lebensjahre gestorben und wurde heute auf
dem Stadtfriedhofe (evang. Abteilung) bestattet.

Vom Postdienste.

Der Postoffizial Peter
Heinrich in Bruck a. d. M. 1 wurde zum Post-
kontrollor in Steinbrück ernannt.

Philharmonisches Konzert.

In dem in
der vorgestrigen Nummer erschienenen Berichte ist
der Name des Klavierbegleiters, welcher seine heikle
Aufgabe in feinsinniger Weise gelöst hat, aus Ver-
sehen ausgeblieben: es ist dies Herr Roman Köle.

Besitzwechsel.

Die landtäfliche Herrschaft
Weixelstätten bei Cilli ging in den Besitz des
Herrn Reichsgrafen und der Frau Reichsgräfin
Friedrich von Neuhaus und St. Mauro über.

Evangelischer Gottesdienst.

Heute um
8 Uhr abends findet in der evangelischen Christus-
kirche wieder ein Wochengottesdienst statt.

Schuhmacher-Genossenschaft.

Montag,
den 24. d., 8 Uhr abends, hält die Schuhmacher-
Genossenschaft ihre zweite ordentliche Ausschuß-
sitzung mit Freisprechung ab.

Sonnenwendfeier.

Der Beginn dieser von
den Marburger Südmarkortsgruppen veranstalteten
Feier, welche, wie bekannt, Samstag, den 22. d.
in Pukls Gastwirtschaftsgarten in Roßwein statt-
findet, ist für 8 Uhr abends angesetzt. Herr Dr. med.
Moritz Fischereder, Arzt in Gratwein, hat in
liebenswürdigster Weise sich bereit erklärt, die Fest-
rede zu halten. Am Festplatze werden genügend
Buden für Ausschank von Bier und Wein, dann
Speisenzelte aufgestellt sein. Herr Martin Pukl
wird bei mäßigen Preisen alles daran setzen, um
seine Gäste durch Verabreichung von guten Speisen
und Getränken zufrieden zu stellen. Bei Einbruch
der Dunkelheit werden aufsteigende Raketen den
Beginn des Entzündens der Feuerstöße auf der
Höhe des Bachern verkünden. Der wackere Männer-




[Spaltenumbruch]

amerika von Napoleon verlangt hatte. -- Auf die
mexikanischen Truppen des Kaisers war nicht mehr
zu rechnen. So ging General Hoskode mit seinem
Korps zu Juarez über. In einem Kampfe der öster-
reichischen Truppen mit den republikanischen fielen
kaiserlich mexikanische Soldaten den Österreichern
in den Rücken und zwangen sie so zum Rückzuge.
Die Lage der österreichischen Soldaten war recht
schwierig geworden; es hieß, sie sind unrettbar ver-
loren, wenn ihnen die Franzosen nicht helfen. Die
ganze Küste war schon von den Republikanern be-
setzt. "Es unterliegt nicht mehr dem geringsten
Zweifel, daß Kaiser Maximilian mit den französischen
Truppen nach Europa segeln wird, denn er sieht
die volle Hoffnungslosigkeit seiner Bemühungen,
das Kaiserreich länger zu halten, ein", heißt es in
einer Nachricht vom Februar 1867. Die Hauptstadt
Mexiko wurde am 6. Februar von den Franzosen
geräumt und es hieß, Maximilian wolle die Stadt
gegen die Republikaner verteidigen. Das Heer der
letzteren zählte über 100.000 Mann; alle Verbin-
dungen mit der Hauptstadt waren abgeschnitten.
Im März besetzten sie dieselbe. Die Franzosen
hatten das Land vollständig geräumt. Von den
7000 österr. Freiwilligen kehrten mit den Franzosen
nur mehr 3000 zurück.

Kaiser Maximilian stand mit 10.000 Mexi-
kanern bei Queretaro. Es gab kaum mehr Hoffnung
auf Rettung. Der republikanische General Escobedo
[Spaltenumbruch] befahl, alle mit Waffen betroffenen Fremdlinge zu
erschießen. Juarez soll von der nordamerikanischen
Regierung ersucht worden sein, den Kaiser, wenn
er in die Hände der Republikaner falle, als Kriegs-
gefangenen zu behandeln, was Juarez seinen Ge-
neralen auftrug. Nun war Maximilian in Queretaro
vollkommen eingeschlossen. Die verschiedensten Ge-
rüchte gelangten nach Europa; es hieß, der Kaiser
werde freies Geleite erhalten, wenn er sich einschiffen
wollte. Maximilian habe sich durchgeschlagen, stünde
in Mexiko und sein General Marquez sei auf dem
Wege, Veracruz zu entsetzen. Keines der Gerüchte
fand Bestätigung und so mußte wohl das schlimmste
erwartet werden.

Am 15. Mai wurde Queretaro von den
Republikanern genommen und der Kaiser geriet in
ihre Hände. Juarez soll ein Lösegeld von 60 Mil-
lionen Dollar verlangt haben. Trotz aller Be-
mühungen von französischer und österreichischer Seite
gelang es nicht, dem Kaiser freien Abzug zu ver-
schaffen -- es war schon zu spät!

Am 19. Juni 1867 wurde der Kaiser mit
zwei Generalen erschossen!

Noch am 21. Juni brachten österreichische
Blätter die Nachricht, der Kaiser wolle nach seiner
Befreiung in Belgien bleibenden Aufenthalt nehmen!
In Paris wurde die Nachricht verbreitet, Meximilian
sei auf dem Wege nach Europa. Und am 26. Juni
las ich noch: "Die Republikaner in Mexiko haben
[Spaltenumbruch] nicht nur ihre Feinde geschlagen, sie haben sich auch
die Achtung ihrer Gegner erworben durch die edle
Behandlung des Besiegten, haben weder Rache ge-
übt, noch Lösegeld gefordert! Der Kaiser habe eine
Erklärung unterzeichnet, daß er auf den Thron von
Mexiko verzichte und nie wieder dorthin zurückkehre."
Erst am 1. Juli traf die Kunde von dem schreck-
lichen Ende des Dramas in Mexiko bei uns ein.

Die amtliche Anzeige, mit welcher die Hin-
richtung dem mexikanischen Volke mitgeteilt wurde,
lautete: "Ferdinand Maximilian von Habsburg,
Erzherzog von Österreich, Verbündeter Napoleons III.,
welcher nach Mexiko gekommen, dem Lande seine
Unabhängigkeit und seine Institutionen zu ent-
reißen, und welcher als Usurpator der National-
Souveränität sich den Titel Kaiser beigelegt hatte,
wurde mit Willen der Nation, nachdem die republi-
kanischen Streitkräfte ihn am 15. Mai 1867 in
Queretaro in Kriegsgefangenschaft gebracht haben,
in Haft gesetzt, von einem Kriegsrate wegen seines
Verbrechens gegen die Unabhängigkeit der Nation
zum Tode verurteilt und in Queretaro selbst am
19. Juni 1867 um 7 Uhr morgens, gleichzeitig
mit den Exgeneralen Miramon und Mejia, hin-
gerichtet. Friede seiner Asche!" Die Leiche des Ge-
opferten wurde später ausgeliefert und durch
Admiral Tegetthoff nach Wien gebracht. E. H.




Nr. 74, 20. Juni 1907 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

die Vollmachtenjäger nicht mehr gut zu ſprechen ſind.
Wenn übrigens bei dieſen Vollmachten nur nicht
wieder Böcke geſchoſſen werden! — ſie könnten dies-
mal gefährlicher werden. Obwohl unſer Bürgermeiſter
und ſein Anhängſel Obſieger, (welcher überhaupt
das Sprachrohr unſeres lieben Bürgermeiſters iſt)
die Zeitungen „Schundblätter“ nennt, welche Licht
in unſere mißlichen Verhältniſſe bringen, unſer
Bürgermeiſter rot wie ein Gockelhahn wird und ſich
ſein Blähhals wie ein Dudlſack erweitert, wenn er
die „Marburger Zeitung“ zu Geſicht bekommt, ſo
wird Ihnen das echte Leibnitzer Beißzangel dennoch
Berichte einſenden und ich bitte Sie ſelbe auch zu
veröffentlichen. Das Leibnitzer Beißzangel.

(Flußbad.)

Die
Marktgemeinde hat das hieſige Fluß- und Schwimm-
bad wieder in die Obhut des Badeklubs übergeben.
Gewählt wurden in deſſen Leitung die Herren:
Adolf Bouvier zum Ökonomen, Wilhelm Czervenka
zum Zahlmeiſter, Rudolf Vogl zum Schriftführer,
Dr. Max Pacher und Joſ. Zaunſchirm zu Beiräten.
Obmann iſt der jeweilige Bürgermeiſter des
Marktes.

(Kur-
liſte.)

Bisher ſind zum Kurgebrauche eingetroffen
386 Parteien mit 511 Perſonen.

(Ein geiſtlicher
Raufbold.)

Am Montag wurde hier ein Jahr-
und Viehmarkt abgehalten und der Kaplan N., der,
wie es hierzulande unter der Geiſtlichkeit Sitte zu
ſein ſcheint, den ganzen Tag den Wein durch die
Kehle rinnen ließ, beflegelte und vergriff ſich an
Bauern, die vom Markte heimkehrten. So überfiel
er einen angeſehenen Bauern namens Joſef Senitza
aus Sagorje und bearbeitete deſſen Kopf mit einem
Wetzſtein, bis Senitza blutüberſtrömt das Feld
räumte. Auch einen zweiten Bauern, den Beſitzer
Johann Scharlach aus Süſſenheim überfiel er, doch
kam er dieſem, der ſich kräftig zur Wehr ſetzte, nicht
leicht bei. Zum Schluß überfiel der geiſtliche Rauf-
bold die Schwiegermutter des Letztgenannten und
brachte ihr mit dem Wetzſtein mehrere Verletzungen
bei. Die Anzeige wurde bei der Gendarmerie bereits
erſtattet.

(Todesfall.)

Heute ſtarb
Frau Anna Supanek, geb. Grimmer, Gattin des
Oberlehrers in Ruhe Joſef Supanek und Mutter
des Bezirksſchulinſpektors Joſef Supanek in Cilli,
im Alter von 75 Jahren.

(Den Lehrern
Wohnung und Beheizung entzogen. —
Feuerſpritze und Weihbrunnkeſſel.)

Bei
der am 5. d. abgehaltenen Ortsſchulratsſitzung
wurde beſchloſſen, dem geſamten, aus neun Lehr-
perſonen beſtehenden Lehrkörper, die zum Teil durch
Anſtellungsſchreiben gewährleiſteten Begünſtigungen
zu entziehen, einfach deshalb, weil ſie für die Weiſen
unſerer Geiſtlichen und deren Hintermänner nicht
die befriedigende Taktſicherheit aufbrachten. Es iſt
bezeichnend, wenn man den Lehrer in der Aus-
übung ſeiner ſtaatbürgerlichen Rechte dadurch be-
hindern will, daß man ſein ohnehin ſtandesun-
würdiges Einkommen noch weiter ſchmälert. Eine
ſo chriſtlich denkende Gemeinſchaft, bei uns genannt
[Spaltenumbruch] Ortsſchulrat, glaubt ſich weiß wunder welch Kraft-
probe zu leiſten, wenn ſie an in der geſamten Be-
völkerung hochangeſehenen Lehrperſonen ihr Mütchen
zu kühlen ſucht. Vom 1. Juli ab ſind den Lehr-
perſonen die Wohnungen gekündigt und das
Recht der unentgeltlichen Beheizung entzogen.
Bezeichnend für den nebelhaften Dunſtkreis, in dem
einzelne Ortsponzen ſind, der Name ſei aus Mit-
leid mit dem Betreffenden verſchwiegen, iſt die
Äußerung einer dieſer Größen, die Lehrer zeigen
Hochmut und Stolz, weil ſie Obgenannten an-
geblich nicht in der gebührenden Weiſe grüßen. Unſer
Gemeindevorſteher, Herr Mathias Hochſtraßer,
ſeinerzeit freiheitlich geſinnter Bauernbündler, bot
die Hand dazu, daß ſowohl die Gemeindevertretung
als auch nach den neueſten Wahlen der Ortsſchul-
rat klerikalen Quertreibereien Tür und Tor öffnete.
So mußten wir es in unſerem bisher freiheitlich
geſinnten Orte erleben, daß ein fanatiſcher ſlo-
weniſcher Geiſtlicher,
Pater Benedikt
Vidary — unglaublich aber wahr — zum
Obmanne des Ortsſchulrates gewählt
wurde. Welch ſegensreiche Tätigkeit dieſer Herr ent-
faltet, mag ſchon daraus erhellen, daß es unſere
Ortsfeuerwehr nicht verſchmähte, ihm zum —
Schriftführer zu ernennen. Dieſe Wahl kann nur
dann eine glückliche genannt werden, wenn ſich bei
irgend einer Beſchädigung der Feuerſpritze unſer
Herr Kaplan mit ſeinem Weihbrunnkeſſel auszu-
rücken bereit erklärt. Wir können allerdings nicht
der Auffaſſung beipflichten, daß dadurch der
Menſchlichkeit ein beſonderer Dienſt geleiſtet würde.
Unſere Gegner mögen gleichzeitig mit der Schilderung
dieſer, der freiheitlichen Bewegung in unſerem Orte
hohnſprechenden Verhältniſſe die Verſicherung ent-
gegennehmen, daß wir weitaus mehr als bisher, mit
weit ſchärferen Mitteln unſerer freiheitlichen Ge-
ſinnung zum Durchbruche verhelfen werden.

(Verurteilung
des Narodni dom-Wirtes ſamt Genoſſen.)

Wie in der „Marburger Zeitung“ bereits mitgeteilt
wurde, hat der hieſige Narodni dom-Wirt Joſef
Kresnik mit Genoſſen den Kaufmann Herrn
Ignaz Fantſche beſtohlen. Am 13. d. wurde
nun vom Bezirksgerichte St. Paul im Lavanttale
der Wirt Kresnig wegen Diebſtahl zu acht
Tagen Arreſt verurteilt, ſein Stiefſohn Franz
Lackner zu fünf Tagen, Ulrich Pongratz zu
acht Tagen, deſſen Frau, Sohn und Tochter zu je
24 Stunden Arreſt. — Tiefe Trauer herrſcht im
Narodni dom.

(Mit flüſſigem
Eiſen übergoſſen.)

Im Donawitzer
Hüttenwerke iſt geſtern nachmittags um 6 Uhr am
Krahn eine fünf Meter im Durchmeſſer beſitzende
Pfanne mit glühendem Eiſen explodiert.
Die Pfanne war offenbar nicht ganz trocken, als
das flüſſige Eiſen eingelaſſen wurde; die dadurch
erzeugten Dämpfe ſchleuderten das flüſſige Eiſen
mit furchtbarer Kraft heraus. Der Ingenieur
Rudolph, der Oberſchmelzer Guggel und ein
Werksarbeiter wurden gräßlich verletzt. Das Fleiſch
wurde ihnen von den Knochen gebrannt. Weitere
ſechs Perſonen erlitten leichtere Beſchädigungen. Die
[Spaltenumbruch] Verletzten wurden ſofort ins nahegelegene Donawitzer
Werksſpital gebracht. Im Laufe der Nacht ſind nun
die zwei Schwerverletzten, der Hütteningenieur
Hermann Rudolph und der Schmelzer Joſef
Gugal, ihren gräßlichen Brandwunden erlegen.
In der Arbeiterſchaft des Werkes herrſcht tiefe
Bewegung.

(Zwei Menſchen
vom Blitze erſchlagen.)

Freitag nachmittags
ſchlug der Blitz in das Haus des Beſitzers
Rupar in Lesnjaka bei Rakek und erſchlug zwei
Söhne des
Beſitzers. Die Frau Rupar’s erlitt
ſchwere Verletzungen. Das Haus iſt bis auf die
Grundmauern abgebrannt.




Marburger Nachrichten.
Todesfälle.

In Tüffer ſtarb vorgeſtern
Herr Landesgerichtsrat Adolf Pfefferer nach
längerem Leiden im 56. Lebensjahre. Die Leiche
wurde geſtern nach Gurkfeld überführt. Landes-
gerichtsrat Pfefferer war Vorſteher des hieſigen
Bezirksgerichtes und ein in allen Kreiſen der Be-
völkerung hochgeachteter Mann. — Der Advokaturs-
beamte Herr Franz Kriſtl iſt am 18. Juni im
28. Lebensjahre geſtorben und wurde heute auf
dem Stadtfriedhofe (evang. Abteilung) beſtattet.

Vom Poſtdienſte.

Der Poſtoffizial Peter
Heinrich in Bruck a. d. M. 1 wurde zum Poſt-
kontrollor in Steinbrück ernannt.

Philharmoniſches Konzert.

In dem in
der vorgeſtrigen Nummer erſchienenen Berichte iſt
der Name des Klavierbegleiters, welcher ſeine heikle
Aufgabe in feinſinniger Weiſe gelöſt hat, aus Ver-
ſehen ausgeblieben: es iſt dies Herr Roman Köle.

Beſitzwechſel.

Die landtäfliche Herrſchaft
Weixelſtätten bei Cilli ging in den Beſitz des
Herrn Reichsgrafen und der Frau Reichsgräfin
Friedrich von Neuhaus und St. Mauro über.

Evangeliſcher Gottesdienſt.

Heute um
8 Uhr abends findet in der evangeliſchen Chriſtus-
kirche wieder ein Wochengottesdienſt ſtatt.

Schuhmacher-Genoſſenſchaft.

Montag,
den 24. d., 8 Uhr abends, hält die Schuhmacher-
Genoſſenſchaft ihre zweite ordentliche Ausſchuß-
ſitzung mit Freiſprechung ab.

Sonnenwendfeier.

Der Beginn dieſer von
den Marburger Südmarkortsgruppen veranſtalteten
Feier, welche, wie bekannt, Samstag, den 22. d.
in Pukls Gaſtwirtſchaftsgarten in Roßwein ſtatt-
findet, iſt für 8 Uhr abends angeſetzt. Herr Dr. med.
Moritz Fiſchereder, Arzt in Gratwein, hat in
liebenswürdigſter Weiſe ſich bereit erklärt, die Feſt-
rede zu halten. Am Feſtplatze werden genügend
Buden für Ausſchank von Bier und Wein, dann
Speiſenzelte aufgeſtellt ſein. Herr Martin Pukl
wird bei mäßigen Preiſen alles daran ſetzen, um
ſeine Gäſte durch Verabreichung von guten Speiſen
und Getränken zufrieden zu ſtellen. Bei Einbruch
der Dunkelheit werden aufſteigende Raketen den
Beginn des Entzündens der Feuerſtöße auf der
Höhe des Bachern verkünden. Der wackere Männer-




[Spaltenumbruch]

amerika von Napoleon verlangt hatte. — Auf die
mexikaniſchen Truppen des Kaiſers war nicht mehr
zu rechnen. So ging General Hoskode mit ſeinem
Korps zu Juarez über. In einem Kampfe der öſter-
reichiſchen Truppen mit den republikaniſchen fielen
kaiſerlich mexikaniſche Soldaten den Öſterreichern
in den Rücken und zwangen ſie ſo zum Rückzuge.
Die Lage der öſterreichiſchen Soldaten war recht
ſchwierig geworden; es hieß, ſie ſind unrettbar ver-
loren, wenn ihnen die Franzoſen nicht helfen. Die
ganze Küſte war ſchon von den Republikanern be-
ſetzt. „Es unterliegt nicht mehr dem geringſten
Zweifel, daß Kaiſer Maximilian mit den franzöſiſchen
Truppen nach Europa ſegeln wird, denn er ſieht
die volle Hoffnungsloſigkeit ſeiner Bemühungen,
das Kaiſerreich länger zu halten, ein“, heißt es in
einer Nachricht vom Februar 1867. Die Hauptſtadt
Mexiko wurde am 6. Februar von den Franzoſen
geräumt und es hieß, Maximilian wolle die Stadt
gegen die Republikaner verteidigen. Das Heer der
letzteren zählte über 100.000 Mann; alle Verbin-
dungen mit der Hauptſtadt waren abgeſchnitten.
Im März beſetzten ſie dieſelbe. Die Franzoſen
hatten das Land vollſtändig geräumt. Von den
7000 öſterr. Freiwilligen kehrten mit den Franzoſen
nur mehr 3000 zurück.

Kaiſer Maximilian ſtand mit 10.000 Mexi-
kanern bei Queretaro. Es gab kaum mehr Hoffnung
auf Rettung. Der republikaniſche General Escobedo
[Spaltenumbruch] befahl, alle mit Waffen betroffenen Fremdlinge zu
erſchießen. Juarez ſoll von der nordamerikaniſchen
Regierung erſucht worden ſein, den Kaiſer, wenn
er in die Hände der Republikaner falle, als Kriegs-
gefangenen zu behandeln, was Juarez ſeinen Ge-
neralen auftrug. Nun war Maximilian in Queretaro
vollkommen eingeſchloſſen. Die verſchiedenſten Ge-
rüchte gelangten nach Europa; es hieß, der Kaiſer
werde freies Geleite erhalten, wenn er ſich einſchiffen
wollte. Maximilian habe ſich durchgeſchlagen, ſtünde
in Mexiko und ſein General Marquez ſei auf dem
Wege, Veracruz zu entſetzen. Keines der Gerüchte
fand Beſtätigung und ſo mußte wohl das ſchlimmſte
erwartet werden.

Am 15. Mai wurde Queretaro von den
Republikanern genommen und der Kaiſer geriet in
ihre Hände. Juarez ſoll ein Löſegeld von 60 Mil-
lionen Dollar verlangt haben. Trotz aller Be-
mühungen von franzöſiſcher und öſterreichiſcher Seite
gelang es nicht, dem Kaiſer freien Abzug zu ver-
ſchaffen — es war ſchon zu ſpät!

Am 19. Juni 1867 wurde der Kaiſer mit
zwei Generalen erſchoſſen!

Noch am 21. Juni brachten öſterreichiſche
Blätter die Nachricht, der Kaiſer wolle nach ſeiner
Befreiung in Belgien bleibenden Aufenthalt nehmen!
In Paris wurde die Nachricht verbreitet, Meximilian
ſei auf dem Wege nach Europa. Und am 26. Juni
las ich noch: „Die Republikaner in Mexiko haben
[Spaltenumbruch] nicht nur ihre Feinde geſchlagen, ſie haben ſich auch
die Achtung ihrer Gegner erworben durch die edle
Behandlung des Beſiegten, haben weder Rache ge-
übt, noch Löſegeld gefordert! Der Kaiſer habe eine
Erklärung unterzeichnet, daß er auf den Thron von
Mexiko verzichte und nie wieder dorthin zurückkehre.“
Erſt am 1. Juli traf die Kunde von dem ſchreck-
lichen Ende des Dramas in Mexiko bei uns ein.

Die amtliche Anzeige, mit welcher die Hin-
richtung dem mexikaniſchen Volke mitgeteilt wurde,
lautete: „Ferdinand Maximilian von Habsburg,
Erzherzog von Öſterreich, Verbündeter Napoleons III.,
welcher nach Mexiko gekommen, dem Lande ſeine
Unabhängigkeit und ſeine Inſtitutionen zu ent-
reißen, und welcher als Uſurpator der National-
Souveränität ſich den Titel Kaiſer beigelegt hatte,
wurde mit Willen der Nation, nachdem die republi-
kaniſchen Streitkräfte ihn am 15. Mai 1867 in
Queretaro in Kriegsgefangenſchaft gebracht haben,
in Haft geſetzt, von einem Kriegsrate wegen ſeines
Verbrechens gegen die Unabhängigkeit der Nation
zum Tode verurteilt und in Queretaro ſelbſt am
19. Juni 1867 um 7 Uhr morgens, gleichzeitig
mit den Exgeneralen Miramon und Mejia, hin-
gerichtet. Friede ſeiner Aſche!“ Die Leiche des Ge-
opferten wurde ſpäter ausgeliefert und durch
Admiral Tegetthoff nach Wien gebracht. E. H.




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[3/0003] Nr. 74, 20. Juni 1907 Marburger Zeitung die Vollmachtenjäger nicht mehr gut zu ſprechen ſind. Wenn übrigens bei dieſen Vollmachten nur nicht wieder Böcke geſchoſſen werden! — ſie könnten dies- mal gefährlicher werden. Obwohl unſer Bürgermeiſter und ſein Anhängſel Obſieger, (welcher überhaupt das Sprachrohr unſeres lieben Bürgermeiſters iſt) die Zeitungen „Schundblätter“ nennt, welche Licht in unſere mißlichen Verhältniſſe bringen, unſer Bürgermeiſter rot wie ein Gockelhahn wird und ſich ſein Blähhals wie ein Dudlſack erweitert, wenn er die „Marburger Zeitung“ zu Geſicht bekommt, ſo wird Ihnen das echte Leibnitzer Beißzangel dennoch Berichte einſenden und ich bitte Sie ſelbe auch zu veröffentlichen. Das Leibnitzer Beißzangel. Arnfels. 17. Juni. (Flußbad.) Die Marktgemeinde hat das hieſige Fluß- und Schwimm- bad wieder in die Obhut des Badeklubs übergeben. Gewählt wurden in deſſen Leitung die Herren: Adolf Bouvier zum Ökonomen, Wilhelm Czervenka zum Zahlmeiſter, Rudolf Vogl zum Schriftführer, Dr. Max Pacher und Joſ. Zaunſchirm zu Beiräten. Obmann iſt der jeweilige Bürgermeiſter des Marktes. Rohitſch-Sauerbrunn, 19. Juni. (Kur- liſte.) Bisher ſind zum Kurgebrauche eingetroffen 386 Parteien mit 511 Perſonen. Peilenſtein, 18. Juni. (Ein geiſtlicher Raufbold.) Am Montag wurde hier ein Jahr- und Viehmarkt abgehalten und der Kaplan N., der, wie es hierzulande unter der Geiſtlichkeit Sitte zu ſein ſcheint, den ganzen Tag den Wein durch die Kehle rinnen ließ, beflegelte und vergriff ſich an Bauern, die vom Markte heimkehrten. So überfiel er einen angeſehenen Bauern namens Joſef Senitza aus Sagorje und bearbeitete deſſen Kopf mit einem Wetzſtein, bis Senitza blutüberſtrömt das Feld räumte. Auch einen zweiten Bauern, den Beſitzer Johann Scharlach aus Süſſenheim überfiel er, doch kam er dieſem, der ſich kräftig zur Wehr ſetzte, nicht leicht bei. Zum Schluß überfiel der geiſtliche Rauf- bold die Schwiegermutter des Letztgenannten und brachte ihr mit dem Wetzſtein mehrere Verletzungen bei. Die Anzeige wurde bei der Gendarmerie bereits erſtattet. D. W. Cilli, 17. Juni. (Todesfall.) Heute ſtarb Frau Anna Supanek, geb. Grimmer, Gattin des Oberlehrers in Ruhe Joſef Supanek und Mutter des Bezirksſchulinſpektors Joſef Supanek in Cilli, im Alter von 75 Jahren. Gratkorn, 14. Juni. (Den Lehrern Wohnung und Beheizung entzogen. — Feuerſpritze und Weihbrunnkeſſel.) Bei der am 5. d. abgehaltenen Ortsſchulratsſitzung wurde beſchloſſen, dem geſamten, aus neun Lehr- perſonen beſtehenden Lehrkörper, die zum Teil durch Anſtellungsſchreiben gewährleiſteten Begünſtigungen zu entziehen, einfach deshalb, weil ſie für die Weiſen unſerer Geiſtlichen und deren Hintermänner nicht die befriedigende Taktſicherheit aufbrachten. Es iſt bezeichnend, wenn man den Lehrer in der Aus- übung ſeiner ſtaatbürgerlichen Rechte dadurch be- hindern will, daß man ſein ohnehin ſtandesun- würdiges Einkommen noch weiter ſchmälert. Eine ſo chriſtlich denkende Gemeinſchaft, bei uns genannt Ortsſchulrat, glaubt ſich weiß wunder welch Kraft- probe zu leiſten, wenn ſie an in der geſamten Be- völkerung hochangeſehenen Lehrperſonen ihr Mütchen zu kühlen ſucht. Vom 1. Juli ab ſind den Lehr- perſonen die Wohnungen gekündigt und das Recht der unentgeltlichen Beheizung entzogen. Bezeichnend für den nebelhaften Dunſtkreis, in dem einzelne Ortsponzen ſind, der Name ſei aus Mit- leid mit dem Betreffenden verſchwiegen, iſt die Äußerung einer dieſer Größen, die Lehrer zeigen Hochmut und Stolz, weil ſie Obgenannten an- geblich nicht in der gebührenden Weiſe grüßen. Unſer Gemeindevorſteher, Herr Mathias Hochſtraßer, ſeinerzeit freiheitlich geſinnter Bauernbündler, bot die Hand dazu, daß ſowohl die Gemeindevertretung als auch nach den neueſten Wahlen der Ortsſchul- rat klerikalen Quertreibereien Tür und Tor öffnete. So mußten wir es in unſerem bisher freiheitlich geſinnten Orte erleben, daß ein fanatiſcher ſlo- weniſcher Geiſtlicher, Pater Benedikt Vidary — unglaublich aber wahr — zum Obmanne des Ortsſchulrates gewählt wurde. Welch ſegensreiche Tätigkeit dieſer Herr ent- faltet, mag ſchon daraus erhellen, daß es unſere Ortsfeuerwehr nicht verſchmähte, ihm zum — Schriftführer zu ernennen. Dieſe Wahl kann nur dann eine glückliche genannt werden, wenn ſich bei irgend einer Beſchädigung der Feuerſpritze unſer Herr Kaplan mit ſeinem Weihbrunnkeſſel auszu- rücken bereit erklärt. Wir können allerdings nicht der Auffaſſung beipflichten, daß dadurch der Menſchlichkeit ein beſonderer Dienſt geleiſtet würde. Unſere Gegner mögen gleichzeitig mit der Schilderung dieſer, der freiheitlichen Bewegung in unſerem Orte hohnſprechenden Verhältniſſe die Verſicherung ent- gegennehmen, daß wir weitaus mehr als bisher, mit weit ſchärferen Mitteln unſerer freiheitlichen Ge- ſinnung zum Durchbruche verhelfen werden. Unter-Drauburg, 16. Juni. (Verurteilung des Narodni dom-Wirtes ſamt Genoſſen.) Wie in der „Marburger Zeitung“ bereits mitgeteilt wurde, hat der hieſige Narodni dom-Wirt Joſef Kresnik mit Genoſſen den Kaufmann Herrn Ignaz Fantſche beſtohlen. Am 13. d. wurde nun vom Bezirksgerichte St. Paul im Lavanttale der Wirt Kresnig wegen Diebſtahl zu acht Tagen Arreſt verurteilt, ſein Stiefſohn Franz Lackner zu fünf Tagen, Ulrich Pongratz zu acht Tagen, deſſen Frau, Sohn und Tochter zu je 24 Stunden Arreſt. — Tiefe Trauer herrſcht im Narodni dom. Leoben, 19. Juni. (Mit flüſſigem Eiſen übergoſſen.) Im Donawitzer Hüttenwerke iſt geſtern nachmittags um 6 Uhr am Krahn eine fünf Meter im Durchmeſſer beſitzende Pfanne mit glühendem Eiſen explodiert. Die Pfanne war offenbar nicht ganz trocken, als das flüſſige Eiſen eingelaſſen wurde; die dadurch erzeugten Dämpfe ſchleuderten das flüſſige Eiſen mit furchtbarer Kraft heraus. Der Ingenieur Rudolph, der Oberſchmelzer Guggel und ein Werksarbeiter wurden gräßlich verletzt. Das Fleiſch wurde ihnen von den Knochen gebrannt. Weitere ſechs Perſonen erlitten leichtere Beſchädigungen. Die Verletzten wurden ſofort ins nahegelegene Donawitzer Werksſpital gebracht. Im Laufe der Nacht ſind nun die zwei Schwerverletzten, der Hütteningenieur Hermann Rudolph und der Schmelzer Joſef Gugal, ihren gräßlichen Brandwunden erlegen. In der Arbeiterſchaft des Werkes herrſcht tiefe Bewegung. Laibach, 18. Juni. (Zwei Menſchen vom Blitze erſchlagen.) Freitag nachmittags ſchlug der Blitz in das Haus des Beſitzers Rupar in Lesnjaka bei Rakek und erſchlug zwei Söhne des Beſitzers. Die Frau Rupar’s erlitt ſchwere Verletzungen. Das Haus iſt bis auf die Grundmauern abgebrannt. Marburger Nachrichten. Todesfälle. In Tüffer ſtarb vorgeſtern Herr Landesgerichtsrat Adolf Pfefferer nach längerem Leiden im 56. Lebensjahre. Die Leiche wurde geſtern nach Gurkfeld überführt. Landes- gerichtsrat Pfefferer war Vorſteher des hieſigen Bezirksgerichtes und ein in allen Kreiſen der Be- völkerung hochgeachteter Mann. — Der Advokaturs- beamte Herr Franz Kriſtl iſt am 18. Juni im 28. Lebensjahre geſtorben und wurde heute auf dem Stadtfriedhofe (evang. Abteilung) beſtattet. Vom Poſtdienſte. Der Poſtoffizial Peter Heinrich in Bruck a. d. M. 1 wurde zum Poſt- kontrollor in Steinbrück ernannt. Philharmoniſches Konzert. In dem in der vorgeſtrigen Nummer erſchienenen Berichte iſt der Name des Klavierbegleiters, welcher ſeine heikle Aufgabe in feinſinniger Weiſe gelöſt hat, aus Ver- ſehen ausgeblieben: es iſt dies Herr Roman Köle. Beſitzwechſel. Die landtäfliche Herrſchaft Weixelſtätten bei Cilli ging in den Beſitz des Herrn Reichsgrafen und der Frau Reichsgräfin Friedrich von Neuhaus und St. Mauro über. Evangeliſcher Gottesdienſt. Heute um 8 Uhr abends findet in der evangeliſchen Chriſtus- kirche wieder ein Wochengottesdienſt ſtatt. Schuhmacher-Genoſſenſchaft. Montag, den 24. d., 8 Uhr abends, hält die Schuhmacher- Genoſſenſchaft ihre zweite ordentliche Ausſchuß- ſitzung mit Freiſprechung ab. Sonnenwendfeier. Der Beginn dieſer von den Marburger Südmarkortsgruppen veranſtalteten Feier, welche, wie bekannt, Samstag, den 22. d. in Pukls Gaſtwirtſchaftsgarten in Roßwein ſtatt- findet, iſt für 8 Uhr abends angeſetzt. Herr Dr. med. Moritz Fiſchereder, Arzt in Gratwein, hat in liebenswürdigſter Weiſe ſich bereit erklärt, die Feſt- rede zu halten. Am Feſtplatze werden genügend Buden für Ausſchank von Bier und Wein, dann Speiſenzelte aufgeſtellt ſein. Herr Martin Pukl wird bei mäßigen Preiſen alles daran ſetzen, um ſeine Gäſte durch Verabreichung von guten Speiſen und Getränken zufrieden zu ſtellen. Bei Einbruch der Dunkelheit werden aufſteigende Raketen den Beginn des Entzündens der Feuerſtöße auf der Höhe des Bachern verkünden. Der wackere Männer- amerika von Napoleon verlangt hatte. — Auf die mexikaniſchen Truppen des Kaiſers war nicht mehr zu rechnen. So ging General Hoskode mit ſeinem Korps zu Juarez über. In einem Kampfe der öſter- reichiſchen Truppen mit den republikaniſchen fielen kaiſerlich mexikaniſche Soldaten den Öſterreichern in den Rücken und zwangen ſie ſo zum Rückzuge. Die Lage der öſterreichiſchen Soldaten war recht ſchwierig geworden; es hieß, ſie ſind unrettbar ver- loren, wenn ihnen die Franzoſen nicht helfen. Die ganze Küſte war ſchon von den Republikanern be- ſetzt. „Es unterliegt nicht mehr dem geringſten Zweifel, daß Kaiſer Maximilian mit den franzöſiſchen Truppen nach Europa ſegeln wird, denn er ſieht die volle Hoffnungsloſigkeit ſeiner Bemühungen, das Kaiſerreich länger zu halten, ein“, heißt es in einer Nachricht vom Februar 1867. Die Hauptſtadt Mexiko wurde am 6. Februar von den Franzoſen geräumt und es hieß, Maximilian wolle die Stadt gegen die Republikaner verteidigen. Das Heer der letzteren zählte über 100.000 Mann; alle Verbin- dungen mit der Hauptſtadt waren abgeſchnitten. Im März beſetzten ſie dieſelbe. Die Franzoſen hatten das Land vollſtändig geräumt. Von den 7000 öſterr. Freiwilligen kehrten mit den Franzoſen nur mehr 3000 zurück. Kaiſer Maximilian ſtand mit 10.000 Mexi- kanern bei Queretaro. Es gab kaum mehr Hoffnung auf Rettung. Der republikaniſche General Escobedo befahl, alle mit Waffen betroffenen Fremdlinge zu erſchießen. Juarez ſoll von der nordamerikaniſchen Regierung erſucht worden ſein, den Kaiſer, wenn er in die Hände der Republikaner falle, als Kriegs- gefangenen zu behandeln, was Juarez ſeinen Ge- neralen auftrug. Nun war Maximilian in Queretaro vollkommen eingeſchloſſen. Die verſchiedenſten Ge- rüchte gelangten nach Europa; es hieß, der Kaiſer werde freies Geleite erhalten, wenn er ſich einſchiffen wollte. Maximilian habe ſich durchgeſchlagen, ſtünde in Mexiko und ſein General Marquez ſei auf dem Wege, Veracruz zu entſetzen. Keines der Gerüchte fand Beſtätigung und ſo mußte wohl das ſchlimmſte erwartet werden. Am 15. Mai wurde Queretaro von den Republikanern genommen und der Kaiſer geriet in ihre Hände. Juarez ſoll ein Löſegeld von 60 Mil- lionen Dollar verlangt haben. Trotz aller Be- mühungen von franzöſiſcher und öſterreichiſcher Seite gelang es nicht, dem Kaiſer freien Abzug zu ver- ſchaffen — es war ſchon zu ſpät! Am 19. Juni 1867 wurde der Kaiſer mit zwei Generalen erſchoſſen! Noch am 21. Juni brachten öſterreichiſche Blätter die Nachricht, der Kaiſer wolle nach ſeiner Befreiung in Belgien bleibenden Aufenthalt nehmen! In Paris wurde die Nachricht verbreitet, Meximilian ſei auf dem Wege nach Europa. Und am 26. Juni las ich noch: „Die Republikaner in Mexiko haben nicht nur ihre Feinde geſchlagen, ſie haben ſich auch die Achtung ihrer Gegner erworben durch die edle Behandlung des Beſiegten, haben weder Rache ge- übt, noch Löſegeld gefordert! Der Kaiſer habe eine Erklärung unterzeichnet, daß er auf den Thron von Mexiko verzichte und nie wieder dorthin zurückkehre.“ Erſt am 1. Juli traf die Kunde von dem ſchreck- lichen Ende des Dramas in Mexiko bei uns ein. Die amtliche Anzeige, mit welcher die Hin- richtung dem mexikaniſchen Volke mitgeteilt wurde, lautete: „Ferdinand Maximilian von Habsburg, Erzherzog von Öſterreich, Verbündeter Napoleons III., welcher nach Mexiko gekommen, dem Lande ſeine Unabhängigkeit und ſeine Inſtitutionen zu ent- reißen, und welcher als Uſurpator der National- Souveränität ſich den Titel Kaiſer beigelegt hatte, wurde mit Willen der Nation, nachdem die republi- kaniſchen Streitkräfte ihn am 15. Mai 1867 in Queretaro in Kriegsgefangenſchaft gebracht haben, in Haft geſetzt, von einem Kriegsrate wegen ſeines Verbrechens gegen die Unabhängigkeit der Nation zum Tode verurteilt und in Queretaro ſelbſt am 19. Juni 1867 um 7 Uhr morgens, gleichzeitig mit den Exgeneralen Miramon und Mejia, hin- gerichtet. Friede ſeiner Aſche!“ Die Leiche des Ge- opferten wurde ſpäter ausgeliefert und durch Admiral Tegetthoff nach Wien gebracht. E. H.

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 74, Marburg, 20.06.1907, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger74_1907/3>, abgerufen am 23.11.2024.