Marburger Zeitung. Nr. 76, Marburg, 27.06.1911.Marburger Zeitung Nr. 76. 27. Juni 1911 [Spaltenumbruch] Eigenberichte. St. Georgen a. d. P., 26. Juni. (Ver- sammlung wegen des Marburg--Wieser- Bahnbaues.) Im Gasthause des Herrn Alois Friedau, 24. Juni. (Unglücksfalldurch einen Motorfahrer.) Gestern mittag fuhr der Gonobitz, 24. Juni. (Überfahren und getötet.) Während des letzten Jahr- und Vieh- Lichtenwald, 25. Juni. (Todessturz vom Heuwagen.) Der Besitzer Anton Radej Pettauer Nachrichten. Pettauer Sonnenwende. Samstag den Gemeinderatssitzung. Letzten Sonntag Pferdeprämiierung. Am Mittwoch den Todessturz vom Kirchturm. In Zir- Wind.-Feistritzer Nachrichten. Turnfest. Das Mittwoch den 28. Juni Bezirkssparkasse. Die Bezirkssparkasse ist Marburger Nachrichten. Heinrich Spira +. Samstag ist hier der [Spaltenumbruch] Die beiden Männer hoben meinen Vater auf Während des Reinigens der Wunde erwachte "Weine nicht, Minchen", flüsterte er mit ver- "Der Herr Förster schoß noch, als er schon Meine Mutter schauderte. In meines Vaters "Hab ich ihn tot geschossen? Ach, das ist gut, "Dummes Zeug -- zu Ende gehts ja doch Wir drängten uns näher zu ihm. Er ergriff "Sorge für ihn, Minchen", sprach er. "Er- "Ach Gundekar", seufzte meine Mutter, "denk "Ich will aber daran denken", fuhr er auf. Ein Krampfanfall drohte ihn zu ersticken; ein- "Richtet mich auf", stöhnte er. Peter hob ihn empor. Er kämpfte gewaltsam "Hörst du", flüsterte er, "ich habe alles auf- Meine Mutter schluchzte. "Ja, ja", fuhr er fort, "ich hatte mich in dich Der Kranke bäumte sich krampfhaft empor. Niemals werde ich diese schreckliche Nacht ver- Es war eine schreckliche Nacht, die wir an dem Marburger Zeitung Nr. 76. 27. Juni 1911 [Spaltenumbruch] Eigenberichte. St. Georgen a. d. P., 26. Juni. (Ver- ſammlung wegen des Marburg—Wieſer- Bahnbaues.) Im Gaſthauſe des Herrn Alois Friedau, 24. Juni. (Unglücksfalldurch einen Motorfahrer.) Geſtern mittag fuhr der Gonobitz, 24. Juni. (Überfahren und getötet.) Während des letzten Jahr- und Vieh- Lichtenwald, 25. Juni. (Todesſturz vom Heuwagen.) Der Beſitzer Anton Radej Pettauer Nachrichten. Pettauer Sonnenwende. Samstag den Gemeinderatsſitzung. Letzten Sonntag Pferdeprämiierung. Am Mittwoch den Todesſturz vom Kirchturm. In Zir- Wind.-Feiſtritzer Nachrichten. Turnfeſt. Das Mittwoch den 28. Juni Bezirksſparkaſſe. Die Bezirksſparkaſſe iſt Marburger Nachrichten. Heinrich Spira †. Samstag iſt hier der [Spaltenumbruch] Die beiden Männer hoben meinen Vater auf Während des Reinigens der Wunde erwachte „Weine nicht, Minchen“, flüſterte er mit ver- „Der Herr Förſter ſchoß noch, als er ſchon Meine Mutter ſchauderte. In meines Vaters „Hab ich ihn tot geſchoſſen? Ach, das iſt gut, „Dummes Zeug — zu Ende gehts ja doch Wir drängten uns näher zu ihm. Er ergriff „Sorge für ihn, Minchen“, ſprach er. „Er- „Ach Gundekar“, ſeufzte meine Mutter, „denk „Ich will aber daran denken“, fuhr er auf. Ein Krampfanfall drohte ihn zu erſticken; ein- „Richtet mich auf“, ſtöhnte er. Peter hob ihn empor. Er kämpfte gewaltſam „Hörſt du“, flüſterte er, „ich habe alles auf- Meine Mutter ſchluchzte. „Ja, ja“, fuhr er fort, „ich hatte mich in dich Der Kranke bäumte ſich krampfhaft empor. Niemals werde ich dieſe ſchreckliche Nacht ver- Es war eine ſchreckliche Nacht, die wir an dem <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 76. 27. Juni 1911</fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Eigenberichte.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">St. Georgen</hi> a. d. P., 26. 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Dr. Presker, einen<lb/> Ausgleich mit dem Beſchädigten zu vermitteln.<lb/> Sonderbarerweiſe riet ihm der Herr Gerichtsvor-<lb/> ſtand davon ab, er brauche keinen Ausgleich an-<lb/> ſtreben. Wir meinen aber, daß dieſem unvernünf-<lb/> tigen rückſichtsloſen Motorfahren durch die Stadt,<lb/> ohne das Tempo zu vermindern und das immer-<lb/> währende Auspuffergetöſe, welches auch die Pferde<lb/> ſcheu macht, einzuſtellen, endlich einmal Einhalt ge-<lb/> tan werde. Die Gemeinde wird wohl die Mittel<lb/> hiezu finden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Gonobitz,</hi> 24. Juni.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Überfahren und<lb/> getötet.)</hi> </head> <p>Während des letzten Jahr- und Vieh-<lb/> marktes geriet das dreijährige Koſtkind Otto der<lb/><cb/> Wäſcherin Thereſia <hi rendition="#g">Polegeg</hi> in der Mitte des<lb/> Hauptplatzes unter einen fürſtlich Hugo zu Windiſch-<lb/> grätz’ſchen Heuwagen und wurde ſofort getötet. 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Poſt St. Barbara (Kolos) wird gegen-<lb/> wärtig der Kirchturm durch den hieſigen Spengler-<lb/> meiſter Taichner neu gedeckt und es arbeiten dort-<lb/> ſelbſt ſeit mehreren Tagen die Spenglerarbeiter. Am<lb/> Dienstag vorige Woche ſtürzte der Lehrjunge Os-<lb/><cb/> wald aus bisher nicht aufgeklärter Urſache aus einer<lb/> Höhe von faſt 7 Meter in die Tiefe, zog ſich einen<lb/> Beinbruch und ſchwere innere Verletzungen zu und<lb/> ſtarb an deren Folgen am Samstag nachmittag im<lb/> hieſigen Krankenhaus. Hier iſt das Gerücht ver-<lb/> breitet, daß Oswald bei der Arbeit vom Gehilfen<lb/> eine Ohrfeige erhalten, hiedurch das Gleichgewicht<lb/> verloren habe und heruntergeſtürzt ſei. Dies wird<lb/> noch dadurch beſtärkt, daß Oswald nach dem Sturz<lb/> vom Gehilfen eine Krone geſchenkt erhielt. Jeden-<lb/> falls wird die Unterſuchung Klarheit ſchaffen. Os-<lb/> wald hatte an dem Unglückstag ſeinen 15. 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Der Knecht lief nach<lb/> dem Schloß, während der alte Peter, welcher mit<lb/> Schußwunden umzugehen verſtand, unter Beihilfe<lb/> meiner Mutter und der Magd meinen Vater ent-<lb/> kleidete, ſeine Wunde auswuſch und einen vor-<lb/> läufigen, einfachen Verband anlegte.</p><lb/> <p>Während des Reinigens der Wunde erwachte<lb/> mein Vater aus ſeiner Bewußtloſigkeit. Mit ſtieren<lb/> Augen blickte er um ſich. Als er meine Mutter ſah,<lb/> wurde der Ausdruck ſeines Geſichtes weicher. 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Ach, das iſt gut,<lb/> gut, ich war von je ein guter Schütze, und man<lb/> ſoll von mir nicht ſagen, daß ich jemals gefehlt<lb/> habe — ſelbſt mit der Todeswunde in der Bruſt.“<lb/> „Sie dürfen nicht ſo viel reden, Herr Förſter.“</p><lb/> <p>„Dummes Zeug — zu Ende gehts ja doch<lb/> — ob eine Stunde früher oder ſpäter, iſt einerlei<lb/> — weine nicht, Minchen, komm her, Junge, ich<lb/><cb/> habe euch etwas zu ſagen, ſo kommt doch mal —<lb/> ich ſag’s euch—“</p><lb/> <p>Wir drängten uns näher zu ihm. Er ergriff<lb/> meiner Mutter Hand und legte ſie auf mein Haupt.</p><lb/> <p>„Sorge für ihn, Minchen“, ſprach er. „Er-<lb/> ziehe ihn ordentlich, laß ihn etwas Rechtes lernen,<lb/> du weißt, was davon abhängt —“</p><lb/> <p>„Ach Gundekar“, ſeufzte meine Mutter, „denk<lb/> doch jetzt nicht an die alten Geſchichten!“</p><lb/> <p>„Ich will aber daran denken“, fuhr er auf.<lb/> „Und du ſollſt auch daran denken. Erzähle es dem<lb/> Jungen — ich habe alles aufgeſchrieben — und<lb/> dann lebt noch eine, die alles weiß, wenn die wieder<lb/> zur Vernuft kommt —“</p><lb/> <p>Ein Krampfanfall drohte ihn zu erſticken; ein-<lb/> zelne Blustropfen traten ihm auf die Lippen.</p><lb/> <p>„Richtet mich auf“, ſtöhnte er.</p><lb/> <p>Peter hob ihn empor. Er kämpfte gewaltſam<lb/> den Krampf nieder, aber die Augen traten ihm faſt<lb/> aus den Höhlen und ſein Geſicht wurde aſchfahl.</p><lb/> <p>„Hörſt du“, flüſterte er, „ich habe alles auf-<lb/> geſchrieben — gib’s dem Jungen, wenn er zu Ver-<lb/> ſtande kommt — für mich konnts ja nichts nützen<lb/> — ich war ein armer, dummer Teufel, und ich —<lb/> ich habe dich geheiratet —“</p><lb/> <p>Meine Mutter ſchluchzte.</p><lb/> <p>„Ja, ja“, fuhr er fort, „ich hatte mich in dich<lb/> verliebt und Verliebte ſind Toren — aber weine<lb/> nicht, Minchen, die erſten Jahre waren wir doch<lb/> glücklich, bis — bis die alte Decker mir alles —<lb/> alles ſagte — da faßte mich der Teufel — und<lb/><cb/> jetzt — jetzt — haltet mich — ich — ich ſterbe.“<lb/> In dieſem Augenblick öffnete ſich die Tür der Stube<lb/> und der Pfarrer des nächſten Dorfes, der dem Knecht<lb/> begegnet war, trat ein. Er kam gerade zur rechten<lb/> Zeit, um dem unglücklichen Verwundeten den letzten<lb/> Troſt zu ſpenden.</p><lb/> <p>Der Kranke bäumte ſich krampfhaft empor.<lb/> Ein blutig gefärbter Schaum quoll ihm über die<lb/> Lippen und dann brach ein dunkelroter Blutſtrom<lb/> hervor — und aufſtöhnend ſank er zurück — mein<lb/> Vater war tot.</p><lb/> <p>Niemals werde ich dieſe ſchreckliche Nacht ver-<lb/> geſſen. Meine Mutter hielt mich in ihren Armen<lb/> und weinte ſtill in ſich hinein; der alte Peter ſaß<lb/> ſchweigend und mit ernſtem Geſichte da, zuweilen<lb/> einen Seufzer oder ein gut gemeintes Wort des<lb/> Troſtes zu meiner Mutter ſprechend. Die Magd<lb/> drängte ſich ängſtlich in den Winkel hinter dem<lb/> Ofen, ſie fürchtete ſich das Zimmer zu verlaſſen.<lb/> Draußen aber brauſte der Winterſturm und ſtürzten<lb/> krachend die Tannen zuſammen, als ſchöſſe man<lb/> mit Kanonen. Und die Hunde auf dem Hof heulten<lb/> in langgezogenen Tönen und aus dem Walde her-<lb/> aus klang das heiſere Bellen der Füchſe und der<lb/> unheimliche Ruf der Eule.</p><lb/> <p>Es war eine ſchreckliche Nacht, die wir an dem<lb/> Totenbette meines Vaters verbrachten, und wir at-<lb/> meten alle erleichtert auf, als der Morgen langſam<lb/> heraufdämmerte und helles Glockenklingen eines<lb/> nahenden Schlitten die Ankunft anderer Menſchen<lb/> meldete. <space dim="horizontal"/> <ref>Fortſ. folgt.</ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 76. 27. Juni 1911
Eigenberichte.
St. Georgen a. d. P., 26. Juni. (Ver-
ſammlung wegen des Marburg—Wieſer-
Bahnbaues.) Im Gaſthauſe des Herrn Alois
Wratſchko werden wir Söhne der grünen aber ver-
laſſenen Unterſteiermark. Sonntag den 2. Juli 1911
um 3 Uhr nachmittags eine landwirtſchaftliche Ver-
ſammlung abhalten und hiebei nochmals ein Wort
über den Bau der Marburg-Wieſer-Bahn ſprechen.
Denn wir ſind Produzenten und Steuerträger erſter
Klaſſe und wollen als ſolche endlich einen offenen
Verkehr haben, den uns aber nur die Bahn, von
der ſchon vor 30 Jahren die Rede war, geben kann.
Wer das Pößnitztal zwiſchen dem Poßruckgebirge
und den Wind. Büheln mit offenen Augen und
geſundem Verſtand durchwandelt, kann die Renta-
bilität einer Bahn nicht bezweifeln. Aus dieſen
Gründen fordern wir den Landtagsabg. und Obmann
des Eiſenbahnausſchuſſes Herrn Franz Neger auf,
daß er in unſerer Verſammlung erſcheint und uns
einen genauen Bericht über die wahre Sachlage
erſtattet.
Friedau, 24. Juni. (Unglücksfalldurch
einen Motorfahrer.) Geſtern mittag fuhr der
Bauer Koſeinc aus St. Nikolai mit ſeiner Frau
in die Stadt u. zw. in ſeinem mit einem Rappen
beſpannten Wagen. Schon von weitem winkte er
den ihm entgegenkommenden Motorfahrer Ludwig
Kuharic, dieſer möge ſtehenbleiben, weil das
Pferd ſcheut. Allein Kuharic achtete auf dieſe War-
nungszeichen und Rufe nicht, ſondern fuhr unbe-
kümmert mit ſeinem auspuffenden Motor vorüber
und fort; das Pferd ſcheute und der Wagen ſamt
Inſaſſen ſtürzte in den Graben. Die Wagendeichſel
zerbrach, das Pferd kam infolgedeſſen vom Wagen
los und rannte der Straße entlang und wurde ſehr
bald von dem aus St. Nikolai kommenden Poſtillon
aufgefangen. Koſeinc klagt über Schmerzen in der
Schulter; ſein Weib hat anſcheinend ſchwere innere
Verletzungen erlitten. Mit Hilfe eines anderen Ge-
ſpannes hat man die beiden Beſchädigten zu dem
ſloweniſchen Dr. Kriſtan gebracht. Was die dortige
Unterſuchung ergab, ſteht außer unſerer Kenntnis.
Koſeinc machte bei Gericht die Klage anhängig. Als
hievon der ſloweniſche Kaufmann Kuharic erfuhr,
ſtellte er ſich ſelbſt dem Gerichte und bat den ſlo-
weniſchen Amtsleiter L. G. R. Dr. Presker, einen
Ausgleich mit dem Beſchädigten zu vermitteln.
Sonderbarerweiſe riet ihm der Herr Gerichtsvor-
ſtand davon ab, er brauche keinen Ausgleich an-
ſtreben. Wir meinen aber, daß dieſem unvernünf-
tigen rückſichtsloſen Motorfahren durch die Stadt,
ohne das Tempo zu vermindern und das immer-
währende Auspuffergetöſe, welches auch die Pferde
ſcheu macht, einzuſtellen, endlich einmal Einhalt ge-
tan werde. Die Gemeinde wird wohl die Mittel
hiezu finden.
Gonobitz, 24. Juni. (Überfahren und
getötet.) Während des letzten Jahr- und Vieh-
marktes geriet das dreijährige Koſtkind Otto der
Wäſcherin Thereſia Polegeg in der Mitte des
Hauptplatzes unter einen fürſtlich Hugo zu Windiſch-
grätz’ſchen Heuwagen und wurde ſofort getötet. Das
Kind befand ſich ohne Aufſicht. Seine Ziehmutter
hatte in einem daneben befindlichen Gaſthauſe
Gäſte bedient.
Lichtenwald, 25. Juni. (Todesſturz
vom Heuwagen.) Der Beſitzer Anton Radej
aus Blanza war geſtern mit Aufladen von Heu
beſchäftigt und befand ſich auf dem Wagen. Plötz-
lich zogen die eingeſpannten Ochſen, ohne daß ſie
jemand angetrieben hätte, mit einem Ruck den
Wagen an und Radej ſtürzte ſo unglücklich rücklings
vom Wagen, daß er ſich beim Fall das Genick brach
und auf der Stelle tot blieb.
Pettauer Nachrichten.
Pettauer Sonnenwende. Samstag den
24. Juni hielt der Germanenverband Auf Vor-
poſten in Pettau auf der Höhe nächſt der Buſchen-
ſchenke des Herrn Kollenz ſeine diesjährige Sonn-
wendfeier ab. Im Gaſtgarten des Herrn Kollenz
ſammelte ſich eine große Menge treudeutſcher Ge-
ſinnungsgenoſſen an, welche der Feſtrede mit großer
Spannung harrten. Feſtredner Herr Silber-
bauer verſtand es, in treffenden Worten des
niederträchtigen Kampfes, welchen man in den
jüngſten Tagen mit den ſchmutzigſten Waffen und
unter Verbrüderung mit den ſchwärzeſten Truppen
gegen die treudeutſchen charakterfeſten Deutſchen, gegen
deutſche Sprache und deutſche Sitten, gegen deutſche
Treue und deutſche Einigkeit führte, zu gedenken.
Herr Silberbauer forderte in rührenden Worten auf,
an der deutſchen Einigkeit feſtzuhalten und ſelbſt
dem gefährlichſten Gegner unſerer deutſchen Sache
auf dieſem heißen Boden der ſchönen Unterſteiermark,
welch wilder Gegner abſolut nicht in den Reihen
der überzeugten Slowenen zu ſuchen iſt, mannhaft
Stirne zu bieten. Indem wir Herrn Silberbauer
für ſeine deutſchen Worte herzlichſt danken, ver-
ſprechen wir, uns eines treudeutſchen Mannes ſtets
würdig zu zeigen. Mit Recht kann die heurige
Sonnwendfeier als Siegesfeier deutſcher Treue und
Manneswürde über Volksverrat und Knechtſchaft
betrachtet werden. Treudeutſches Heil!
Gemeinderatsſitzung. Letzten Sonntag
11 Uhr vormittag fand eine außerordentliche Ge-
meinderatsſitzung ſtatt. Hiebei wurden für die am
8., 9. und 10. Juli ſtattfindenden Gemeinderats-
wahlen die Herren G.-R. Steudte, Matzun, Ornig
und Kropf in den Reklamationsausſchuß gewählt.
Pferdeprämiierung. Am Mittwoch den
5. Juli findet in Pettau die Prämiierung von
Muſterſtuten ſtatt.
Todesſturz vom Kirchturm. In Zir-
kulane. Poſt St. Barbara (Kolos) wird gegen-
wärtig der Kirchturm durch den hieſigen Spengler-
meiſter Taichner neu gedeckt und es arbeiten dort-
ſelbſt ſeit mehreren Tagen die Spenglerarbeiter. Am
Dienstag vorige Woche ſtürzte der Lehrjunge Os-
wald aus bisher nicht aufgeklärter Urſache aus einer
Höhe von faſt 7 Meter in die Tiefe, zog ſich einen
Beinbruch und ſchwere innere Verletzungen zu und
ſtarb an deren Folgen am Samstag nachmittag im
hieſigen Krankenhaus. Hier iſt das Gerücht ver-
breitet, daß Oswald bei der Arbeit vom Gehilfen
eine Ohrfeige erhalten, hiedurch das Gleichgewicht
verloren habe und heruntergeſtürzt ſei. Dies wird
noch dadurch beſtärkt, daß Oswald nach dem Sturz
vom Gehilfen eine Krone geſchenkt erhielt. Jeden-
falls wird die Unterſuchung Klarheit ſchaffen. Os-
wald hatte an dem Unglückstag ſeinen 15. Geburtstag.
Wind.-Feiſtritzer Nachrichten.
Turnfeſt. Das Mittwoch den 28. Juni
ſtattfindende Turnfeſt enthält folgende Feſtordnung.
Auf der Wieſe des Herrn Werhoſchegg wird um
genau 8 Uhr abends der Holzſtoß entzunden. Hier-
auf folgen Scharlieder und Sonnwendſpruch. Dieſer
Teil der Feſtordnung findet nur bei günſtigem
Wetter ſtatt. Um 9 Uhr abends Einmarſch in die
Stadt. Im Sparkaſſeſaal findet dann das eigent-
liche Turnfeſt ſtatt. Der Begrüßung und dem Feſt-
gedicht reiht ſich die Feuerrede an. Hierauf folgt
das Blumenfeſtſpiel — Der Blumenkönigin Sonn-
wendtraum. — In dieſem Feſtſpiel wird ſich die
Windiſchfeiſtritzer Damenwelt auszeichnen. Nach den
Proben zu ſchließen, wird das Spiel den Beſuchern
etwas großartiges bieten. Die Zöglinge werden ſich
in den Frei-, Pferd- und Barrenübungen zeigen.
Die Lehrlings- und Stammriege werden Stab-,
Pferd- und Barrenübungen bringen. Die Mädchen-
riege, die zum erſtenmal öffentlich auftritt, hat einen
Fahnenreigen großartig eingeübt und wird ſich
außerdem in Seſſel- und Barrengruppen ſehen laſſen.
Dieſen turneriſchen Vorführungen folgt Bernreiters
Tragikomödie — Schwere Sünden. — Ein flottes
Tanzkränzchen wird das Turn- und Jubelfeſt be-
ſchließen. Wir machen beſonders aufmerkſam, daß
das Feſt bei Tiſchen ſtattfindet. Turnfreunde! Der
Turnverein ladet Euch zu dieſem Feſte, bei dem
gegen 50 Turner auftreten werden, geziemend ein
und er bittet um Förderung dieſer Veranſtaltung.
Bezirksſparkaſſe. Die Bezirksſparkaſſe iſt
für den Parteienverkehr Donnerstag und Sonntag
von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Zur Bequemlichkeit
der Parteien und um den zu Beginn des zweiten
Halbjahrs herrſchenden Parteienandrang leichter zu
bewältigen, wird jedoch die Sparkaſſe im Monate
Juli täglich von 8 bis 12 Uhr vormittags für
den Parteienverkehr geöffnet ſein. Zinſenzuſchreibungen
können auch täglich von 2 bis 5 Uhr nachmittags
vorgenommen werden.
Marburger Nachrichten.
Heinrich Spira †. Samstag iſt hier der
bekannte Komiker und ehemalige Theaterdirektor
Heinrich Spira im 67. Lebensjahre geſtorben. In
dem Verblichenen ſinkt wieder ein Stück alten, be-
Die beiden Männer hoben meinen Vater auf
und trugen ihn auf das Bett. Der Knecht lief nach
dem Schloß, während der alte Peter, welcher mit
Schußwunden umzugehen verſtand, unter Beihilfe
meiner Mutter und der Magd meinen Vater ent-
kleidete, ſeine Wunde auswuſch und einen vor-
läufigen, einfachen Verband anlegte.
Während des Reinigens der Wunde erwachte
mein Vater aus ſeiner Bewußtloſigkeit. Mit ſtieren
Augen blickte er um ſich. Als er meine Mutter ſah,
wurde der Ausdruck ſeines Geſichtes weicher. Er
ſtreckte die Hand nach ihr aus, die ſie ergriff und
aufſchluchzend an das Herz drückte.
„Weine nicht, Minchen“, flüſterte er mit ver-
ſchleierter Stimme. „Einmal mußte es ſo kommen,
dieſes Mal haben die Halunken beſſer gezielt, als
ich — aber ſeinen Denkzettel hat der Burſche, der
auf mich ſchoß, doch gekriegt —“
„Der Herr Förſter ſchoß noch, als er ſchon
verwundet war“, ſagte Peter, „und hat den andern
mauſetot geſchoſſen.“
Meine Mutter ſchauderte. In meines Vaters
Augen leuchtete es auf.
„Hab ich ihn tot geſchoſſen? Ach, das iſt gut,
gut, ich war von je ein guter Schütze, und man
ſoll von mir nicht ſagen, daß ich jemals gefehlt
habe — ſelbſt mit der Todeswunde in der Bruſt.“
„Sie dürfen nicht ſo viel reden, Herr Förſter.“
„Dummes Zeug — zu Ende gehts ja doch
— ob eine Stunde früher oder ſpäter, iſt einerlei
— weine nicht, Minchen, komm her, Junge, ich
habe euch etwas zu ſagen, ſo kommt doch mal —
ich ſag’s euch—“
Wir drängten uns näher zu ihm. Er ergriff
meiner Mutter Hand und legte ſie auf mein Haupt.
„Sorge für ihn, Minchen“, ſprach er. „Er-
ziehe ihn ordentlich, laß ihn etwas Rechtes lernen,
du weißt, was davon abhängt —“
„Ach Gundekar“, ſeufzte meine Mutter, „denk
doch jetzt nicht an die alten Geſchichten!“
„Ich will aber daran denken“, fuhr er auf.
„Und du ſollſt auch daran denken. Erzähle es dem
Jungen — ich habe alles aufgeſchrieben — und
dann lebt noch eine, die alles weiß, wenn die wieder
zur Vernuft kommt —“
Ein Krampfanfall drohte ihn zu erſticken; ein-
zelne Blustropfen traten ihm auf die Lippen.
„Richtet mich auf“, ſtöhnte er.
Peter hob ihn empor. Er kämpfte gewaltſam
den Krampf nieder, aber die Augen traten ihm faſt
aus den Höhlen und ſein Geſicht wurde aſchfahl.
„Hörſt du“, flüſterte er, „ich habe alles auf-
geſchrieben — gib’s dem Jungen, wenn er zu Ver-
ſtande kommt — für mich konnts ja nichts nützen
— ich war ein armer, dummer Teufel, und ich —
ich habe dich geheiratet —“
Meine Mutter ſchluchzte.
„Ja, ja“, fuhr er fort, „ich hatte mich in dich
verliebt und Verliebte ſind Toren — aber weine
nicht, Minchen, die erſten Jahre waren wir doch
glücklich, bis — bis die alte Decker mir alles —
alles ſagte — da faßte mich der Teufel — und
jetzt — jetzt — haltet mich — ich — ich ſterbe.“
In dieſem Augenblick öffnete ſich die Tür der Stube
und der Pfarrer des nächſten Dorfes, der dem Knecht
begegnet war, trat ein. Er kam gerade zur rechten
Zeit, um dem unglücklichen Verwundeten den letzten
Troſt zu ſpenden.
Der Kranke bäumte ſich krampfhaft empor.
Ein blutig gefärbter Schaum quoll ihm über die
Lippen und dann brach ein dunkelroter Blutſtrom
hervor — und aufſtöhnend ſank er zurück — mein
Vater war tot.
Niemals werde ich dieſe ſchreckliche Nacht ver-
geſſen. Meine Mutter hielt mich in ihren Armen
und weinte ſtill in ſich hinein; der alte Peter ſaß
ſchweigend und mit ernſtem Geſichte da, zuweilen
einen Seufzer oder ein gut gemeintes Wort des
Troſtes zu meiner Mutter ſprechend. Die Magd
drängte ſich ängſtlich in den Winkel hinter dem
Ofen, ſie fürchtete ſich das Zimmer zu verlaſſen.
Draußen aber brauſte der Winterſturm und ſtürzten
krachend die Tannen zuſammen, als ſchöſſe man
mit Kanonen. Und die Hunde auf dem Hof heulten
in langgezogenen Tönen und aus dem Walde her-
aus klang das heiſere Bellen der Füchſe und der
unheimliche Ruf der Eule.
Es war eine ſchreckliche Nacht, die wir an dem
Totenbette meines Vaters verbrachten, und wir at-
meten alle erleichtert auf, als der Morgen langſam
heraufdämmerte und helles Glockenklingen eines
nahenden Schlitten die Ankunft anderer Menſchen
meldete. Fortſ. folgt.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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