Marburger Zeitung. Nr. 76, Marburg, 27.06.1911.Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] haglichen Volkssängerhumors ins Grab. Im jugend- Kirtagfest am 2. Juli. Der Festausschuß Postellagrabungen. Die erste Grabungs- Fischerei-Bezirksverein. Über eine vom Neuer Telephonanschluß. Herr Med. Dr. Bioskop-Theater. Das grandiose Groß- Gastwirtegenossenschaft des Bezirkes Umgebung Marburg. Am 5. Juli um halb 11 Neue Prüfungsvorschrift für das Lehramt an Mittelschulen. Der Unterrichts- Kriegsbrücke über die Drau. Am 4. Bauernhochzeit beim Kirtagfest am Aufgesessen. Am vergangenen Sonntag Tödlicher Sturz bei einem Neubaue. Als gestern der 20jährige Zimmermann August Im Windenauer Schloßteiche er- trunken. Vorgestern abends badete sich der 17 Selbstmord eines Knaben. Vorgestern Vom Südbahndienste. Neu aufgenommen Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] haglichen Volksſängerhumors ins Grab. Im jugend- Kirtagfeſt am 2. Juli. Der Feſtausſchuß Poštellagrabungen. Die erſte Grabungs- Fiſcherei-Bezirksverein. Über eine vom Neuer Telephonanſchluß. Herr Med. Dr. Bioſkop-Theater. Das grandioſe Groß- Gaſtwirtegenoſſenſchaft des Bezirkes Umgebung Marburg. Am 5. Juli um halb 11 Neue Prüfungsvorſchrift für das Lehramt an Mittelſchulen. Der Unterrichts- Kriegsbrücke über die Drau. Am 4. Bauernhochzeit beim Kirtagfeſt am Aufgeſeſſen. Am vergangenen Sonntag Tödlicher Sturz bei einem Neubaue. Als geſtern der 20jährige Zimmermann Auguſt Im Windenauer Schloßteiche er- trunken. Vorgeſtern abends badete ſich der 17 Selbſtmord eines Knaben. Vorgeſtern Vom Südbahndienſte. Neu aufgenommen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="spira2" prev="#spira1" type="jArticle" n="2"> <p>haglichen Volksſängerhumors ins Grab. Im jugend-<lb/> lichen Alter von 19 Jahren wurde er bereits Volks-<lb/> ſänger, und zwar bei der Geſellſchaft Stöckl in Wien.<lb/> 1867 kam Spira nach Budapeſt und drei Jahre<lb/> ſpäter nahm er ein Engagement an den Theatern<lb/> Bruck und Leoben unter der Direktion Julius Böhm<lb/> an. In Bruck lernte Spira den unvergeßlichen<lb/> Volksdichter Karl <hi rendition="#g">Morre</hi> kennen, der damals Se-<lb/> kretär der Bezirksvertretung war. Morre ſchrieb für<lb/> Spira, der ſich als beſonders draſtiſcher Couplet-<lb/> ſänger zeigte, das erſte Couplet „Die Schand’“,<lb/> das Spira noch vor mehreren Jahren mit großem<lb/> Erfolge vortrug. Später wurde der Verſtorbene<lb/> wieder Volksſänger in Wien und erfreute ſich als<lb/> Mitglied der erſten Geſellſchaften allgemeiner Be-<lb/> liebtheit. Der berühmte Komiker <hi rendition="#g">Matras</hi> ſtellte<lb/> ihm ſein ganzes Coupletrepertoire für das eine<lb/> Couplet Morres „Die Schand’“ zur Verfügung.<lb/> Im Jahre 1874 bereiſte Spira mit einer eigenen<lb/> Geſellſchaft Rußland, Deutſchland, Rumänien, Bul-<lb/> garien und Serbien, wobei er ſich ein kleines Ver-<lb/> mögen erwirtſchaftete. Spira verlor dieſes, als er<lb/> nach der bosniſchen Okkupation mit einem Spaniolen<lb/> ein Theater erbaute und durch volle vier Jahre<lb/> Theaterdirektor in Sarajevo war. Spira wurde<lb/> wieder Volksſänger. Im Jahre 1892 kam Spira<lb/> nach dem Tode des Grazer Volksſängers <hi rendition="#g">Walter</hi><lb/> zu deſſen Witwe Marie ins Engagement. Auch in<lb/> Graz war Spira durch ſeine behagliche Komik bald<lb/> populär geworden. Eine ſchwere Krankheit entzog<lb/> ihn vor einigen Jahren ſeinem Berufe und Not und<lb/> Sorge zog in das Heim der guten Leute. Nun iſt<lb/> der einſtige Liebling des Volksſängerpublikums, be-<lb/> freit von allen Bitterniſſen des Komödiantenlebens,<lb/> in die Ewigkeit gewandert. Man wird ihm ein<lb/> freundliches Andenken bewahren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kirtagfeſt am 2. Juli.</hi> </head> <p>Der Feſtausſchuß<lb/> bittet alle, die ſich an unſeren ſchönen öffentlichen<lb/> Anlagen erfreuen, Spenden für das Feſt zukommen<lb/> zu laſſen. Weine an Herrn Richard Opriſeg, Gegen-<lb/> ſtände für den Glückshafen an Frau Götz und<lb/> Geldſpenden an Herrn Kokoſchinegg. Vielen Dank<lb/> im voraus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Po<hi rendition="#aq">š</hi>tellagrabungen.</hi> </head> <p>Die erſte Grabungs-<lb/> woche iſt abgelaufen. Sie hat einige ſehr bemerkens-<lb/> werte Aufſchlüſſe gegeben, ſo zum Beiſpiel, daß der<lb/> Platz, auf welchem heute die Wallburg ſteht, ſchon<lb/> lange Zeit hindurch beſiedelt war und erſt dann<lb/> mit dem Wallbaue begonnen wurde. Der Wall<lb/> wurde vorerſt, und zwar im beſonderen im Süd-<lb/> oſten nur bis zur Höhe von zwei Meter auf-<lb/> geworfen und erſt ſpäterhin um einen Meter erhöht.<lb/> Im Nordweſten wurden einige Hausſtätten auf-<lb/> gedeckt. Die bedeutendſte liegt heute in einer Tiefe<lb/> von 0·50 bis 0·80 Meter und gab allein beinahe<lb/> 40 Kilogramm Topfſcherben zutage. Die Topf-<lb/> ſcherben und andere Funde, in ihrer Geſamtheit<lb/> gegen 100 Kilogramm, werden, wenn einmal gründ-<lb/> lich gewaſchen, ſehr beachtenswerte Aufſchlüſſe über<lb/> die Beſiedelungsverhältniſſe des vorgeſchichtlichen<lb/> Bachern geben und unſer Muſeum mit einer ſehens-<lb/> werten Kollektion an prähiſtoriſchen Ornamenten,<lb/> Buckeln, Randſtücken ꝛc. bereichern. Metallfunde —<lb/> bisher nur ſehr gering. Die Arbeiten wurden mit<lb/> vier Gräbern (drei aus Petttau) bewerkſtelligt,<lb/> werden nach einer kleinen Pauſe wieder fortgeſetzt<lb/> und laſſen weitere, für die Archäologie unſeres<lb/> Bodens ſehr wichtige Aufklärungen erhoffen. Mögen<lb/> ſie doch in reicherem Maße als bisher ſeitens der<lb/> Bevölkerung Marburgs gefördert werden. Irmela,<lb/> die Unerlöſte — bittet darum. Spenden ſind dem<lb/> Muſeumvereine noch in Ausſicht geſtellt worden.<lb/> Anläßlich eines zweiſtündigen Führungsvortrages<lb/> am vergangenen Sonntag trat die Ortsgruppe<lb/> Marburg des Touriſtenvereines „Die Naturfreunde“,<lb/> deren zahlreich erſchienene Mitglieder mit nicht<lb/> genug rühmenswertem Intereſſe den Ausführungen<lb/> an Ort und Stelle folgten, mit einem unterſtützen-<lb/> den Beitrage von 10 K. dem Muſeumverein als<lb/> Mitglied bei. Für dieſe tatkräftige Förderung ſeiner<lb/> uneigennützigen Bemühungen, die auch bei anderen<lb/> Vereinen Nachahmung finden möge, ſagt der Muſeum-<lb/> verein herzlichen Dank! Auch der Volksmund hat<lb/> ſich der Grabungen auf der Po<hi rendition="#aq">š</hi>tella bereits be-<lb/> mächtigt: „Marmorſtufen“, „Goldgeſchmeide“ und<lb/> dergleichen Prachtſtücke phantaſievollen Schatzglaubens<lb/> mehr, ſollen oben gehoben worden ſein; nichts da-<lb/> von aber weiß jener zu berichten, der es doch in<lb/> erſter Linie wiſſen ſollte ... Der Muſenmverein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fiſcherei-Bezirksverein.</hi> </head> <p>Über eine vom<lb/> Verein gegen die Maſchinendirekton der Südbahn<lb/> gerichtete, auf die §§ 10 und 19 des öſterreichiſchen<lb/> Waſſergeſetzes fußende Beſchwerde wegen fiſcherei-<lb/><cb/> ſchädlicher Verunreinigung des rechtsufrigen Drau-<lb/> waſſers durch täglich 300 Liter Ammoniakgeiſt aus<lb/> der Südbahngasanſtalt hat die Maſchinendirektion<lb/> verfügt, daß der Einlauf des Ammoniakwaſſers in<lb/> die Drau eingeſtellt werde. Ferner hat das Kommando<lb/> des k. u. k. Pionierbataillons Nr. 4 in Erledigung<lb/> einer durch den § 56 des Einquartierungsgeſetzes<lb/> begründeten Eingabe des Fiſchereivereines in An-<lb/> gelegenheit der geplanten Sprengübungen unter<lb/> Waſſer mit Zahl 645/Adj. dem Verein mitgeteilt,<lb/> daß es ſich mit Rückſicht auf die Zuſchrift des letzteren<lb/> bemüßigt ſah, von der Vornahme von Spreng-<lb/> übungen unter Waſſer auf der Drau abzuſehen.<lb/> Beiden Kompetenzſtellen gebührt für ihr gerechtes,<lb/> den Fiſchereibeſtrebungen des Vereines entgegen-<lb/> kommendes Verhalten der wärmſte Dank! An der<lb/> Ende Juli und Anfang Auguſt ſtattfindenden waſſer-<lb/> rechtlichen Lokalerhebung und Verhandlung über das<lb/> von Scherbaum. Buß & Comp. projektierte Elektri-<lb/> zitätswerk bei Faal wird der Fiſchereiverein durch<lb/> zwei Ausſchußmitglieder vertreten ſein, welchen die<lb/> Wahrung der Intereſſen der Fiſcherei und ganz be-<lb/> ſonders die Sicherſtellung des Einbaues eines gut<lb/> funktionierenden Fiſchweges nach einem vom Verein<lb/> vorzulegenden Plane zur ferneren Ermöglichung der<lb/> für die Erhaltung des Fiſchbeſtandes äußerſt<lb/> wichtigen Fiſchwanderung obliegt. Die neuen, in<lb/> Nürnberg äußerſt geſchmackvoll hergeſtellten Vereins-<lb/> abzeichen können von den ordentl. Mitgliedern beim<lb/> Säckelwart Herrn Greiner (Koroſchetz, Trieſterſtraße 2)<lb/> behoben werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neuer Telephonanſchluß.</hi> </head> <p>Herr Med. Dr.<lb/> Hermann <hi rendition="#g">Krauß,</hi> Herrengaſſe 2, wurde mit<lb/> Nr. 150 <hi rendition="#aq">VIII</hi> an das Telephonnetz angeſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bioſkop-Theater.</hi> </head> <p>Das grandioſe Groß-<lb/> ſtadtprogramm fand bei allen bisherigen Vorführungen<lb/> vollſte Anerkennung und mit Recht, die Natur-<lb/> aufnahmen ſind von bewundernswerter Reinheit<lb/> und Schärfe und ſind beſonders hervorzuheben die<lb/> klaſſiſchen Neapel-Serien und die höchſt ſchwierigen<lb/> Gelände-Reitübungen der italieniſchen Königs-Kü-<lb/> raſſiere; in der zoologiſchen Serie ſieht man bei der<lb/> Inſel Island Seehunde in ihrem Elemente, gewiß<lb/> eine höchſt ſeltene Augenweide. Die zwei Schau-<lb/> ſpiele Das Geheimnis der Berge und Der ver-<lb/> hängnisvolle Tintenfleck haben ergreifenden, lebens-<lb/> wahren Inhalt; durch die Darſtellung von erſten<lb/> Künſtlern wird die Wirkung der feſſelnden Szenen<lb/> ſehr erhöht. Der heitere Teil des Programmes be-<lb/> ſteht aus hochkomiſchen Schlagern erſten Ranges,<lb/> von denen die beiden Nummern Fritzchens erſte Zi-<lb/> garette und Fritzchen als Lebensverſicherungsagent,<lb/> geſpielt vom 5jährigen Abelard, ſelbſtverſtändlich am<lb/> meiſten gefallen. Jeden Tag um 8 Uhr iſt Gelegen-<lb/> heit gebotem, um wenig Geld dieſe genußreiche<lb/> Vorführung im kühlen, gut ventilierten Theater-<lb/> ſaal zu beſichtigen. Am kommenden Feiertag ſind<lb/> wie Sonntag vier große Vorſtellungen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gaſtwirtegenoſſenſchaft des Bezirkes<lb/> Umgebung Marburg.</hi> </head> <p>Am 5. Juli um halb 11<lb/> Uhr vormittags wird im Hotel Alte Bierquelle in<lb/> Marburg die Generalverſammlung dieſer Genoſſen-<lb/> ſchaft abgehalten. Auf der Tagesordnung ſtehen<lb/> u. a.: Neuwahl des Ausſchuſſes und Beſprechung<lb/> über eine allfällige Organiſierung der Gaſtgewerbe-<lb/> treibenden. — Falls die Verſammlung zur obigen<lb/> Stunde nicht beſchlußfähig iſt, wird eine Stunde<lb/> ſpäter eine zweite abgehalten, welche bei jeder Teil-<lb/> nehmerzahl beſchlußfähig iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neue Prüfungsvorſchrift für das<lb/> Lehramt an Mittelſchulen.</hi> </head> <p>Der Unterrichts-<lb/> miniſter hat eine neue Prüfungsvorſchrift für das<lb/> Lehramt der wiſſenſchaftlichen <supplied>F</supplied>ächer an Mittelſchulen<lb/> einſchließlich der Mädchenlyzeen erlaſſen. Die wich-<lb/> tigſten Neuerungen beſtehen in folgendem: Vor allem<lb/> erſchien eine Änderung in der Gruppierung der<lb/> Prüfungsgegenſtäude notwendig: ſo wird Latein<lb/> außer mit Griechiſch auch mit jeder lehrplanmäßigen<lb/> lebenden Sprache, die Unterrichtsſprache außer mit<lb/> einer zweiten lebenden Sprache auch mit Geſchichte<lb/> zu einer Fachgruppe vereinigt. Die Geographie kann<lb/> mit Naturgeſchichte, die Philoſophie faſt mit jedem<lb/> der übrigen Prüfungsgegenſtände eine Fachgruppe<lb/> bilden. Dagegen wurde die Fachgruppe Unterrichts-<lb/> ſprache als Hauptfach, Latein und Griechiſch als<lb/> Nebenfächer fallen gelaſſen. Die ſogenannten Neben-<lb/> ſächer wurden ſehr eingeſchränkt. Die Lehrbefähigung<lb/> wird nicht mehr nur für Gymnaſien, für Real-<lb/> ſchulen oder für Mädchenlyzeen erworben, ſondern<lb/> die Gruppen der Prüfungsgegenſtände und die<lb/> Anforderungen in denſelben ſind für alle Typen<lb/> der Mittelſchulen die gleichen. In den lebenden<lb/> Sprachen und ebenſo in der Unterrichtsſprache<lb/><cb/> wird auf deren praktiſche Beherrſchung größeres<lb/> Gewicht gelegt als bisher, bei den realiſtiſchen<lb/> Fächern iſt die praktiſche Übung in den Laboratorien<lb/> und namentlich auch das phyſikaliſche Experiment<lb/> mehr betont als früher, wie überhaupt die praktiſche<lb/> Erprobung ſowohl bei der Vorbereitung als bei<lb/> der Prüfung ſelbſt mehr in den Vordergrund tritt.<lb/> Von nun an ſoll, wo es immer nur angeht, jeder<lb/> Kandidat nach beſtandener wiſſenſchaftlicher Lehr-<lb/> amtsprüfung behufs intenſiver pädagogiſch didakti-<lb/> ſcher Durchbildung ein pädagogiſches Mittelſchul-<lb/> ſemninar beſuchen. Solche Seminare ſollen an ein-<lb/> zelnen Mittelſchulen in Univerſitätsſtädten oder auch<lb/> in anderen Schulorten errichtet werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kriegsbrücke über die Drau.</hi> </head> <p>Am 4.<lb/> Juli nachmittags wird 300 Schritte unterhalb der<lb/> Mellinger Überfuhr vom 4. Pionierbataillon über<lb/> die ganze Breite der Drau eine <hi rendition="#g">Kriegsbrücke</hi><lb/> geſchlagen werden, welche geſchloſſen über Nacht<lb/> beſtehen bleibt. Um Materialſchäden und eventuellen<lb/> Unglücksfällen durch Einfahren von Flößen in die<lb/> geſchloſſene Brücke vorzubeugen, iſt in der Zeit vom<lb/> 4. Juli 1911 4 Uhr nachmittags bis 5. Juli 10<lb/> Uhr vormittags <hi rendition="#g">de Schiffahrt</hi> in der Drau-<lb/> ſtrecke von der Marburger Straßenbrücke bis Unter-<lb/> Poberſch einzuſtellen. Die Truppen der Garniſon<lb/> werden über die Kriegsbrücke marſchieren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bauernhochzeit beim Kirtagfeſt</hi> </head> <p>am<lb/> Sonntag den 2. Juli im Volksgarten. Es ergeht<lb/> vom Feſtausſchuſſe die Aufforderung, es mögen ſich<lb/> recht viele Kinder, klein und groß, an demſelben be-<lb/> teiligen. Herr Bernhard, Tegetthoffſtraße, erklärte<lb/> ſich bereit, Anmeldungen hiezu entgegenzunehmen<lb/> und Auskünfte zu erteilen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aufgeſeſſen.</hi> </head> <p>Am vergangenen Sonntag<lb/> nachmittags trieben mehrere Burſchen, worunter ſich<lb/> der 24 Jahre alte Franz Strauß aus St. Peter<lb/> befand, am Hauptplatze vor dem Gaſthauſe Stram-<lb/> litſch dadurch ihr Unweſen, daß ſie im betrunkenen<lb/> Zuſtande einen derartigen Skandal machten, daß<lb/> ſich Leute anſammelten und ein Wachmann die<lb/> Burſchen zur Ruhe ermahnen mußte. Kaum hatte<lb/> ſich der Wachmann entfernt, ging es von neuem<lb/> los. Strauß, wegen Rauferei gerichtlich wiederholt<lb/> vorbeſtraft, tat ſich beſonders hervor und meinte,<lb/> ihm könne nichts geſchehen. Als wieder weiter ge-<lb/> rauft wurde, nahm der Wachmann den Strauß als<lb/> Rädelsführer feſt, dieſer ergriff aber die Flucht,<lb/> wurde jedoch vom Polizeihund Luchs ſolange ver-<lb/> folgt und feſtgehalten, bis der Wachmann nachkam.<lb/> Bei dieſer Gelegenheit wurde der hintere Teil ſeiner<lb/> Hoſe arg in Mitleidenſchaft gezogen. Abends fand<lb/> am gleichen Platze eine Rauferei ſtatt, wobei der<lb/> Taglöhner Thomas Klinz mit einem Meſſer drohte;<lb/> es erfolgte ſchließlich ſeine Verhaftung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tödlicher Sturz bei einem Neubaue.</hi> </head><lb/> <p>Als geſtern der 20jährige Zimmermann Auguſt<lb/><hi rendition="#g">Habit</hi> mit dem Verſchalen der Stiegenhausdecke<lb/> bei einem Villaneubaue in der Joſefgaſſe beſchäftigt<lb/> war, verlor er plötzlich das Gleichgewicht und<lb/> ſtürzte vom Gerüſte in eine Tiefe von ungefähr<lb/> neun Meter herab und blieb auf der Stelle tot<lb/> liegen. Da er auf das Betonpflaſter des Vorhauſes<lb/> gefallen war, erlitt er einen Schädelbruch. Das<lb/> Verſchulden am Unfalle dürfte den Verunglückten<lb/> zum Teile ſelbſt treffen, weil das Gerüſt, auf dem<lb/> er ſtand und das er ſich ſelbſt hergerichtet hatte,<lb/> ein mangelhaftes war. Der Leichnam wurde in die<lb/> Leichenhalle nach Poberſch überführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Im Windenauer Schloßteiche er-<lb/> trunken.</hi> </head> <p>Vorgeſtern abends badete ſich der 17<lb/> Jahre alte Fleiſcherlehrling Alois <hi rendition="#g">Sobitſch</hi> im<lb/> Teiche nächſt dem Windenauer Schloſſe, wobei er<lb/> ertrank. Der Teich hat bereits mehrere Opfer auf<lb/> dieſe Weiſe gefordert. Sobitſch ſtand beim Fleiſcher-<lb/> meiſter Jakob Wreßnig in der Windenauerſtraße in<lb/> der Lehre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Selbſtmord eines Knaben.</hi> </head> <p>Vorgeſtern<lb/> nachmittags erhängte ſich der 13 Jahre alte Keuſchlers-<lb/> ſohn Ferdinand <hi rendition="#g">Ladera</hi> in Neudorf, Gemeinde<lb/> Rothwein bei Marburg, in einer Holzhütte an einer<lb/> Rebſchnur. Genannter war trübſinnig und hatte vor<lb/> 14 Tagen einen Selbſtmord auf die gleiche Weiſe<lb/> verſucht, wurde jedoch von ſeiner Mutter noch<lb/> rechtzeitig daran gehindert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Südbahndienſte.</hi> </head> <p>Neu aufgenommen<lb/> wurden u. a. die Beamtenaſpiranten: Paul Cchy,<lb/> Schwanberg, Johann Koller, Mureck, Friedrich<lb/> Puncuh, Reichenburg, Franz Zekar, Franzdorf. —<lb/> Verſetzt wurden: Ing. Joſef Leopold Pasnocht,<lb/> Maſchinenadjunkt, von Graz nach Leibnitz; Heinrich<lb/> Ritter von Holle, Aſſiſtent, von Deutſch-Landsberg<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung
haglichen Volksſängerhumors ins Grab. Im jugend-
lichen Alter von 19 Jahren wurde er bereits Volks-
ſänger, und zwar bei der Geſellſchaft Stöckl in Wien.
1867 kam Spira nach Budapeſt und drei Jahre
ſpäter nahm er ein Engagement an den Theatern
Bruck und Leoben unter der Direktion Julius Böhm
an. In Bruck lernte Spira den unvergeßlichen
Volksdichter Karl Morre kennen, der damals Se-
kretär der Bezirksvertretung war. Morre ſchrieb für
Spira, der ſich als beſonders draſtiſcher Couplet-
ſänger zeigte, das erſte Couplet „Die Schand’“,
das Spira noch vor mehreren Jahren mit großem
Erfolge vortrug. Später wurde der Verſtorbene
wieder Volksſänger in Wien und erfreute ſich als
Mitglied der erſten Geſellſchaften allgemeiner Be-
liebtheit. Der berühmte Komiker Matras ſtellte
ihm ſein ganzes Coupletrepertoire für das eine
Couplet Morres „Die Schand’“ zur Verfügung.
Im Jahre 1874 bereiſte Spira mit einer eigenen
Geſellſchaft Rußland, Deutſchland, Rumänien, Bul-
garien und Serbien, wobei er ſich ein kleines Ver-
mögen erwirtſchaftete. Spira verlor dieſes, als er
nach der bosniſchen Okkupation mit einem Spaniolen
ein Theater erbaute und durch volle vier Jahre
Theaterdirektor in Sarajevo war. Spira wurde
wieder Volksſänger. Im Jahre 1892 kam Spira
nach dem Tode des Grazer Volksſängers Walter
zu deſſen Witwe Marie ins Engagement. Auch in
Graz war Spira durch ſeine behagliche Komik bald
populär geworden. Eine ſchwere Krankheit entzog
ihn vor einigen Jahren ſeinem Berufe und Not und
Sorge zog in das Heim der guten Leute. Nun iſt
der einſtige Liebling des Volksſängerpublikums, be-
freit von allen Bitterniſſen des Komödiantenlebens,
in die Ewigkeit gewandert. Man wird ihm ein
freundliches Andenken bewahren.
Kirtagfeſt am 2. Juli. Der Feſtausſchuß
bittet alle, die ſich an unſeren ſchönen öffentlichen
Anlagen erfreuen, Spenden für das Feſt zukommen
zu laſſen. Weine an Herrn Richard Opriſeg, Gegen-
ſtände für den Glückshafen an Frau Götz und
Geldſpenden an Herrn Kokoſchinegg. Vielen Dank
im voraus.
Poštellagrabungen. Die erſte Grabungs-
woche iſt abgelaufen. Sie hat einige ſehr bemerkens-
werte Aufſchlüſſe gegeben, ſo zum Beiſpiel, daß der
Platz, auf welchem heute die Wallburg ſteht, ſchon
lange Zeit hindurch beſiedelt war und erſt dann
mit dem Wallbaue begonnen wurde. Der Wall
wurde vorerſt, und zwar im beſonderen im Süd-
oſten nur bis zur Höhe von zwei Meter auf-
geworfen und erſt ſpäterhin um einen Meter erhöht.
Im Nordweſten wurden einige Hausſtätten auf-
gedeckt. Die bedeutendſte liegt heute in einer Tiefe
von 0·50 bis 0·80 Meter und gab allein beinahe
40 Kilogramm Topfſcherben zutage. Die Topf-
ſcherben und andere Funde, in ihrer Geſamtheit
gegen 100 Kilogramm, werden, wenn einmal gründ-
lich gewaſchen, ſehr beachtenswerte Aufſchlüſſe über
die Beſiedelungsverhältniſſe des vorgeſchichtlichen
Bachern geben und unſer Muſeum mit einer ſehens-
werten Kollektion an prähiſtoriſchen Ornamenten,
Buckeln, Randſtücken ꝛc. bereichern. Metallfunde —
bisher nur ſehr gering. Die Arbeiten wurden mit
vier Gräbern (drei aus Petttau) bewerkſtelligt,
werden nach einer kleinen Pauſe wieder fortgeſetzt
und laſſen weitere, für die Archäologie unſeres
Bodens ſehr wichtige Aufklärungen erhoffen. Mögen
ſie doch in reicherem Maße als bisher ſeitens der
Bevölkerung Marburgs gefördert werden. Irmela,
die Unerlöſte — bittet darum. Spenden ſind dem
Muſeumvereine noch in Ausſicht geſtellt worden.
Anläßlich eines zweiſtündigen Führungsvortrages
am vergangenen Sonntag trat die Ortsgruppe
Marburg des Touriſtenvereines „Die Naturfreunde“,
deren zahlreich erſchienene Mitglieder mit nicht
genug rühmenswertem Intereſſe den Ausführungen
an Ort und Stelle folgten, mit einem unterſtützen-
den Beitrage von 10 K. dem Muſeumverein als
Mitglied bei. Für dieſe tatkräftige Förderung ſeiner
uneigennützigen Bemühungen, die auch bei anderen
Vereinen Nachahmung finden möge, ſagt der Muſeum-
verein herzlichen Dank! Auch der Volksmund hat
ſich der Grabungen auf der Poštella bereits be-
mächtigt: „Marmorſtufen“, „Goldgeſchmeide“ und
dergleichen Prachtſtücke phantaſievollen Schatzglaubens
mehr, ſollen oben gehoben worden ſein; nichts da-
von aber weiß jener zu berichten, der es doch in
erſter Linie wiſſen ſollte ... Der Muſenmverein.
Fiſcherei-Bezirksverein. Über eine vom
Verein gegen die Maſchinendirekton der Südbahn
gerichtete, auf die §§ 10 und 19 des öſterreichiſchen
Waſſergeſetzes fußende Beſchwerde wegen fiſcherei-
ſchädlicher Verunreinigung des rechtsufrigen Drau-
waſſers durch täglich 300 Liter Ammoniakgeiſt aus
der Südbahngasanſtalt hat die Maſchinendirektion
verfügt, daß der Einlauf des Ammoniakwaſſers in
die Drau eingeſtellt werde. Ferner hat das Kommando
des k. u. k. Pionierbataillons Nr. 4 in Erledigung
einer durch den § 56 des Einquartierungsgeſetzes
begründeten Eingabe des Fiſchereivereines in An-
gelegenheit der geplanten Sprengübungen unter
Waſſer mit Zahl 645/Adj. dem Verein mitgeteilt,
daß es ſich mit Rückſicht auf die Zuſchrift des letzteren
bemüßigt ſah, von der Vornahme von Spreng-
übungen unter Waſſer auf der Drau abzuſehen.
Beiden Kompetenzſtellen gebührt für ihr gerechtes,
den Fiſchereibeſtrebungen des Vereines entgegen-
kommendes Verhalten der wärmſte Dank! An der
Ende Juli und Anfang Auguſt ſtattfindenden waſſer-
rechtlichen Lokalerhebung und Verhandlung über das
von Scherbaum. Buß & Comp. projektierte Elektri-
zitätswerk bei Faal wird der Fiſchereiverein durch
zwei Ausſchußmitglieder vertreten ſein, welchen die
Wahrung der Intereſſen der Fiſcherei und ganz be-
ſonders die Sicherſtellung des Einbaues eines gut
funktionierenden Fiſchweges nach einem vom Verein
vorzulegenden Plane zur ferneren Ermöglichung der
für die Erhaltung des Fiſchbeſtandes äußerſt
wichtigen Fiſchwanderung obliegt. Die neuen, in
Nürnberg äußerſt geſchmackvoll hergeſtellten Vereins-
abzeichen können von den ordentl. Mitgliedern beim
Säckelwart Herrn Greiner (Koroſchetz, Trieſterſtraße 2)
behoben werden.
Neuer Telephonanſchluß. Herr Med. Dr.
Hermann Krauß, Herrengaſſe 2, wurde mit
Nr. 150 VIII an das Telephonnetz angeſchloſſen.
Bioſkop-Theater. Das grandioſe Groß-
ſtadtprogramm fand bei allen bisherigen Vorführungen
vollſte Anerkennung und mit Recht, die Natur-
aufnahmen ſind von bewundernswerter Reinheit
und Schärfe und ſind beſonders hervorzuheben die
klaſſiſchen Neapel-Serien und die höchſt ſchwierigen
Gelände-Reitübungen der italieniſchen Königs-Kü-
raſſiere; in der zoologiſchen Serie ſieht man bei der
Inſel Island Seehunde in ihrem Elemente, gewiß
eine höchſt ſeltene Augenweide. Die zwei Schau-
ſpiele Das Geheimnis der Berge und Der ver-
hängnisvolle Tintenfleck haben ergreifenden, lebens-
wahren Inhalt; durch die Darſtellung von erſten
Künſtlern wird die Wirkung der feſſelnden Szenen
ſehr erhöht. Der heitere Teil des Programmes be-
ſteht aus hochkomiſchen Schlagern erſten Ranges,
von denen die beiden Nummern Fritzchens erſte Zi-
garette und Fritzchen als Lebensverſicherungsagent,
geſpielt vom 5jährigen Abelard, ſelbſtverſtändlich am
meiſten gefallen. Jeden Tag um 8 Uhr iſt Gelegen-
heit gebotem, um wenig Geld dieſe genußreiche
Vorführung im kühlen, gut ventilierten Theater-
ſaal zu beſichtigen. Am kommenden Feiertag ſind
wie Sonntag vier große Vorſtellungen.
Gaſtwirtegenoſſenſchaft des Bezirkes
Umgebung Marburg. Am 5. Juli um halb 11
Uhr vormittags wird im Hotel Alte Bierquelle in
Marburg die Generalverſammlung dieſer Genoſſen-
ſchaft abgehalten. Auf der Tagesordnung ſtehen
u. a.: Neuwahl des Ausſchuſſes und Beſprechung
über eine allfällige Organiſierung der Gaſtgewerbe-
treibenden. — Falls die Verſammlung zur obigen
Stunde nicht beſchlußfähig iſt, wird eine Stunde
ſpäter eine zweite abgehalten, welche bei jeder Teil-
nehmerzahl beſchlußfähig iſt.
Neue Prüfungsvorſchrift für das
Lehramt an Mittelſchulen. Der Unterrichts-
miniſter hat eine neue Prüfungsvorſchrift für das
Lehramt der wiſſenſchaftlichen Fächer an Mittelſchulen
einſchließlich der Mädchenlyzeen erlaſſen. Die wich-
tigſten Neuerungen beſtehen in folgendem: Vor allem
erſchien eine Änderung in der Gruppierung der
Prüfungsgegenſtäude notwendig: ſo wird Latein
außer mit Griechiſch auch mit jeder lehrplanmäßigen
lebenden Sprache, die Unterrichtsſprache außer mit
einer zweiten lebenden Sprache auch mit Geſchichte
zu einer Fachgruppe vereinigt. Die Geographie kann
mit Naturgeſchichte, die Philoſophie faſt mit jedem
der übrigen Prüfungsgegenſtände eine Fachgruppe
bilden. Dagegen wurde die Fachgruppe Unterrichts-
ſprache als Hauptfach, Latein und Griechiſch als
Nebenfächer fallen gelaſſen. Die ſogenannten Neben-
ſächer wurden ſehr eingeſchränkt. Die Lehrbefähigung
wird nicht mehr nur für Gymnaſien, für Real-
ſchulen oder für Mädchenlyzeen erworben, ſondern
die Gruppen der Prüfungsgegenſtände und die
Anforderungen in denſelben ſind für alle Typen
der Mittelſchulen die gleichen. In den lebenden
Sprachen und ebenſo in der Unterrichtsſprache
wird auf deren praktiſche Beherrſchung größeres
Gewicht gelegt als bisher, bei den realiſtiſchen
Fächern iſt die praktiſche Übung in den Laboratorien
und namentlich auch das phyſikaliſche Experiment
mehr betont als früher, wie überhaupt die praktiſche
Erprobung ſowohl bei der Vorbereitung als bei
der Prüfung ſelbſt mehr in den Vordergrund tritt.
Von nun an ſoll, wo es immer nur angeht, jeder
Kandidat nach beſtandener wiſſenſchaftlicher Lehr-
amtsprüfung behufs intenſiver pädagogiſch didakti-
ſcher Durchbildung ein pädagogiſches Mittelſchul-
ſemninar beſuchen. Solche Seminare ſollen an ein-
zelnen Mittelſchulen in Univerſitätsſtädten oder auch
in anderen Schulorten errichtet werden.
Kriegsbrücke über die Drau. Am 4.
Juli nachmittags wird 300 Schritte unterhalb der
Mellinger Überfuhr vom 4. Pionierbataillon über
die ganze Breite der Drau eine Kriegsbrücke
geſchlagen werden, welche geſchloſſen über Nacht
beſtehen bleibt. Um Materialſchäden und eventuellen
Unglücksfällen durch Einfahren von Flößen in die
geſchloſſene Brücke vorzubeugen, iſt in der Zeit vom
4. Juli 1911 4 Uhr nachmittags bis 5. Juli 10
Uhr vormittags de Schiffahrt in der Drau-
ſtrecke von der Marburger Straßenbrücke bis Unter-
Poberſch einzuſtellen. Die Truppen der Garniſon
werden über die Kriegsbrücke marſchieren.
Bauernhochzeit beim Kirtagfeſt am
Sonntag den 2. Juli im Volksgarten. Es ergeht
vom Feſtausſchuſſe die Aufforderung, es mögen ſich
recht viele Kinder, klein und groß, an demſelben be-
teiligen. Herr Bernhard, Tegetthoffſtraße, erklärte
ſich bereit, Anmeldungen hiezu entgegenzunehmen
und Auskünfte zu erteilen.
Aufgeſeſſen. Am vergangenen Sonntag
nachmittags trieben mehrere Burſchen, worunter ſich
der 24 Jahre alte Franz Strauß aus St. Peter
befand, am Hauptplatze vor dem Gaſthauſe Stram-
litſch dadurch ihr Unweſen, daß ſie im betrunkenen
Zuſtande einen derartigen Skandal machten, daß
ſich Leute anſammelten und ein Wachmann die
Burſchen zur Ruhe ermahnen mußte. Kaum hatte
ſich der Wachmann entfernt, ging es von neuem
los. Strauß, wegen Rauferei gerichtlich wiederholt
vorbeſtraft, tat ſich beſonders hervor und meinte,
ihm könne nichts geſchehen. Als wieder weiter ge-
rauft wurde, nahm der Wachmann den Strauß als
Rädelsführer feſt, dieſer ergriff aber die Flucht,
wurde jedoch vom Polizeihund Luchs ſolange ver-
folgt und feſtgehalten, bis der Wachmann nachkam.
Bei dieſer Gelegenheit wurde der hintere Teil ſeiner
Hoſe arg in Mitleidenſchaft gezogen. Abends fand
am gleichen Platze eine Rauferei ſtatt, wobei der
Taglöhner Thomas Klinz mit einem Meſſer drohte;
es erfolgte ſchließlich ſeine Verhaftung.
Tödlicher Sturz bei einem Neubaue.
Als geſtern der 20jährige Zimmermann Auguſt
Habit mit dem Verſchalen der Stiegenhausdecke
bei einem Villaneubaue in der Joſefgaſſe beſchäftigt
war, verlor er plötzlich das Gleichgewicht und
ſtürzte vom Gerüſte in eine Tiefe von ungefähr
neun Meter herab und blieb auf der Stelle tot
liegen. Da er auf das Betonpflaſter des Vorhauſes
gefallen war, erlitt er einen Schädelbruch. Das
Verſchulden am Unfalle dürfte den Verunglückten
zum Teile ſelbſt treffen, weil das Gerüſt, auf dem
er ſtand und das er ſich ſelbſt hergerichtet hatte,
ein mangelhaftes war. Der Leichnam wurde in die
Leichenhalle nach Poberſch überführt.
Im Windenauer Schloßteiche er-
trunken. Vorgeſtern abends badete ſich der 17
Jahre alte Fleiſcherlehrling Alois Sobitſch im
Teiche nächſt dem Windenauer Schloſſe, wobei er
ertrank. Der Teich hat bereits mehrere Opfer auf
dieſe Weiſe gefordert. Sobitſch ſtand beim Fleiſcher-
meiſter Jakob Wreßnig in der Windenauerſtraße in
der Lehre.
Selbſtmord eines Knaben. Vorgeſtern
nachmittags erhängte ſich der 13 Jahre alte Keuſchlers-
ſohn Ferdinand Ladera in Neudorf, Gemeinde
Rothwein bei Marburg, in einer Holzhütte an einer
Rebſchnur. Genannter war trübſinnig und hatte vor
14 Tagen einen Selbſtmord auf die gleiche Weiſe
verſucht, wurde jedoch von ſeiner Mutter noch
rechtzeitig daran gehindert.
Vom Südbahndienſte. Neu aufgenommen
wurden u. a. die Beamtenaſpiranten: Paul Cchy,
Schwanberg, Johann Koller, Mureck, Friedrich
Puncuh, Reichenburg, Franz Zekar, Franzdorf. —
Verſetzt wurden: Ing. Joſef Leopold Pasnocht,
Maſchinenadjunkt, von Graz nach Leibnitz; Heinrich
Ritter von Holle, Aſſiſtent, von Deutſch-Landsberg
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