Marburger Zeitung. Nr. 77, Marburg, 10.07.1900.Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] lierung. Stramm marschierten die alten Krieger unter Musikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von Nemethy Auf- stellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem die Fahnen versorgt worden waren, zerstreuten sich die Festtheilnehmer in den verschiedenen, schon vorher bestimmten Gasthäusern zum gemeinsamen Mittag- essen, um sich dann in Götz' Brauhausgarten wieder zu versammeln. Um 1/23 Uhr erfolgte der Abmarsch zum Vereinslocale, woselbst die Fahnen behoben wurden, und dann trat man unter klingendem Spiele den Marsch nach dem Volksgarten an. Hier hatten sich Buschenschänken, eine Juxlotterie, Juxpost, Jux- fischerei etc., etabliert und bald begann bei den flotten Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes Leben, das bis in die Abendstunden anhielt. Bei Anbruch der Dämmerung erstrahlte der Garten in bengalischem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelassen. Die Festlichkeiten verliefen in ungestörter, echt kamerad- schaftlicher Weise und werden gewiss allen Theil- nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben. (Abgeordneter Lorber mandats- müde.) Der Reichsrathsabgeordnete Professor (Von der Realschule.) Herr Professor (Militärkapellen und Narodni dom.) Eine von der "Tagespost" gebrachte Meldung, die (Ausflug nach Pettau.) Sämmtliche An- (Distanzfahren.) Am Sonntag, dem (Vortragsordnung) zum Promenade- ("Stajerc".) Beide, sowohl das windische, (Staatsprüfung im Forstwesen.) Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden (Waffenübungen für des Radfahrens kundige Reservemänner.) Das k. und k. (Die Bismarck-Eiche in Graz.) Vor- (Schlechtes Einschenken -- strafbar.) Schlechtes Einschenken des Bieres ist in Bayern ein (Versteigerungen.) Es gelangen zur (Wetterbericht) der Centralanstalt für (Extra-Beilage.) Die heutige Nummer ent- Aufruf an die Bevölkerung Steier- marks! Am 26. Juni l. J. sind über weite Gebiete Die wilden Fluten der weithin über ihre Trostlos, aller Mittel beraubt, stehen die so Noch lässt sich heute nur annäherungsweise Bei dieser Größe des Unglückes bleibt die Alle müssen unterstützend zusammenwirken, Indem ich somit zur Linderung des durch Die milden Gaben werden sowohl im Prä- Graz, den 3. Juli 1900. Die Lage in China. Neue Kämpfe. London, 9. Juli. Die letzten De- Prinz Tsching und die Gesandtschaften. London, 9. Juli. Nach einer Depesche des Unruhen in der deutschen Colonie Kiaotschau. London, 9. Juli. In der Nähe der deutschen Unwetter in Ungarn. Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich- Eingesendet. Nachstehende Zeilen sind uns anonym zu- Liebe Marburger! Eine Frage, wo sind denn [irrelevantes Material]
Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] lierung. Stramm marſchierten die alten Krieger unter Muſikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von Némethy Auf- ſtellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem die Fahnen verſorgt worden waren, zerſtreuten ſich die Feſttheilnehmer in den verſchiedenen, ſchon vorher beſtimmten Gaſthäuſern zum gemeinſamen Mittag- eſſen, um ſich dann in Götz’ Brauhausgarten wieder zu verſammeln. Um ½3 Uhr erfolgte der Abmarſch zum Vereinslocale, woſelbſt die Fahnen behoben wurden, und dann trat man unter klingendem Spiele den Marſch nach dem Volksgarten an. Hier hatten ſich Buſchenſchänken, eine Juxlotterie, Juxpoſt, Jux- fiſcherei ꝛc., etabliert und bald begann bei den flotten Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes Leben, das bis in die Abendſtunden anhielt. Bei Anbruch der Dämmerung erſtrahlte der Garten in bengaliſchem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelaſſen. Die Feſtlichkeiten verliefen in ungeſtörter, echt kamerad- ſchaftlicher Weiſe und werden gewiſs allen Theil- nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben. (Abgeordneter Lorber mandats- müde.) Der Reichsrathsabgeordnete Profeſſor (Von der Realſchule.) Herr Profeſſor (Militärkapellen und Narodni dom.) Eine von der „Tagespoſt“ gebrachte Meldung, die (Ausflug nach Pettau.) Sämmtliche An- (Diſtanzfahren.) Am Sonntag, dem (Vortragsordnung) zum Promenade- („Stajerc“.) Beide, ſowohl das windiſche, (Staatsprüfung im Forſtweſen.) Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden (Waffenübungen für des Radfahrens kundige Reſervemänner.) Das k. und k. (Die Bismarck-Eiche in Graz.) Vor- (Schlechtes Einſchenken — ſtrafbar.) Schlechtes Einſchenken des Bieres iſt in Bayern ein (Verſteigerungen.) Es gelangen zur (Wetterbericht) der Centralanſtalt für (Extra-Beilage.) Die heutige Nummer ent- Aufruf an die Bevölkerung Steier- marks! Am 26. Juni l. J. ſind über weite Gebiete Die wilden Fluten der weithin über ihre Troſtlos, aller Mittel beraubt, ſtehen die ſo Noch läſst ſich heute nur annäherungsweiſe Bei dieſer Größe des Unglückes bleibt die Alle müſſen unterſtützend zuſammenwirken, Indem ich ſomit zur Linderung des durch Die milden Gaben werden ſowohl im Prä- Graz, den 3. Juli 1900. Die Lage in China. Neue Kämpfe. London, 9. Juli. Die letzten De- Prinz Tſching und die Geſandtſchaften. London, 9. Juli. Nach einer Depeſche des Unruhen in der deutſchen Colonie Kiaotſchau. London, 9. Juli. In der Nähe der deutſchen Unwetter in Ungarn. Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich- Eingeſendet. Nachſtehende Zeilen ſind uns anonym zu- Liebe Marburger! Eine Frage, wo ſind denn [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> lierung. Stramm marſchierten die alten Krieger<lb/> unter Muſikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher<lb/> Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von <hi rendition="#g">N<hi rendition="#aq">é</hi>methy</hi> Auf-<lb/> ſtellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem<lb/> die Fahnen verſorgt worden waren, zerſtreuten ſich<lb/> die Feſttheilnehmer in den verſchiedenen, ſchon vorher<lb/> beſtimmten Gaſthäuſern zum gemeinſamen Mittag-<lb/> eſſen, um ſich dann in Götz’ Brauhausgarten wieder<lb/> zu verſammeln. Um ½3 Uhr erfolgte der Abmarſch<lb/> zum Vereinslocale, woſelbſt die Fahnen behoben wurden,<lb/> und dann trat man unter klingendem Spiele den<lb/> Marſch nach dem Volksgarten an. 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Er wurde nach dem<lb/> Tode Dr. Heilsbergs in das Abgeordnetenhaus<lb/> entſendet und im März 1897 wiedergewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Von der Realſchule.)</hi> </head> <p>Herr Profeſſor<lb/> F. <hi rendition="#g">Kaufmann</hi> rückte vor kurzem in die <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Rang-<lb/> claſſe vor. Derſelbe wurde vom Lande Nieder-<lb/> öſterreich übernommen und an die Realſchule Krems<lb/> a. d. Donau überſetzt, woſelbſt er mit 16. September<lb/> ſeine Wirkſamkeit beginnt. Während ſeines neun-<lb/> jährigen Wirkens in Marburg hat ſich Herr Profeſſor<lb/> Kaufmann durch ſein gewinnendes, liebenswürdiges<lb/> Weſen die Sympathien der Bevölkerung, ſeiner<lb/> Collegen und ſeiner Schüler im vollſten Maße zu<lb/> erwerben gewuſst und viele werden ihn mit Be-<lb/> dauern aus ihrer Mitte ſcheiden ſehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Militärkapellen und Narodni dom.)</hi> </head><lb/> <p>Eine von der „Tagespoſt“ gebrachte Meldung, die<lb/> Marburger Bezirkshauptmannſchaft hätte einer<lb/> Militärkapelle das Spielen im Narodni dom ver-<lb/> boten, wird vom Commandanten des bosn. herzeg.<lb/> Infanterie-Regiments Oberſten Serti<hi rendition="#aq">č</hi> dahin richtig-<lb/> geſtellt, daſs das Anſuchen nach eingeholter Infor-<lb/> mation vom Commando ſelbſt abſchlägig beſchieden<lb/> wurde. Wir ſind neugierig, ob die Regimentskapelle<lb/> des Regiments Graf Khevenhüller Nr. 7, am 15. d.<lb/> den windiſchen Abiturienten im Narodni dom auf-<lb/> ſpielen, oder es vorziehen wird, gleichfalls abzu-<lb/> ſagen. Zu den ſloveniſchen Hetzliedern paſst wohl<lb/> die Begleitung einer Militärmuſik ſchlecht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ausflug nach Pettau.)</hi> </head> <p>Sämmtliche An-<lb/> geſtellte der hieſigen Südbahnwerkſtätte unternehmen<lb/> in Begleitung der eigenen Kapelle am 29. d. Mts.<lb/> einen Ausflug nach Pettau, zu welchem Zwecke zwei<lb/> Sonderzüge abgelaſſen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Diſtanzfahren.)</hi> </head> <p>Am Sonntag, dem<lb/> 26. Auguſt veranſtaltet der Marburger Trabrenn-<lb/> verein ein Diſtanzfahren, wobei vier Preiſe <hi rendition="#aq">à</hi> 1000,<lb/> 400, 200 und 100 Kronen zur Vertheilung kommen,<lb/> außerdem erhält jeder Theilnehmer am Fahren<lb/> eine ſilberne Erinerungsmedaille. Diſtanz circa 46<lb/> Kilometer, Maximalzeit für die vier Preisgewinner<lb/> eine Durchſchnittszeit von 3 Minuten per Kilo-<lb/> meter. Das Fahren iſt für Pferde aller Länder<lb/> und jeden Alters offen. Zu fahren iſt von Mit-<lb/> gliedern des Herrenfahrerclubs, im Trab, in mit<lb/> wenigſtens zwei Sitzplätzen verſehenen Wagen. Wagen<lb/> mit Pneumatikrädern ſind ausgeſchloſſen. Nennungs-<lb/> ſchluſs: 20. Juli 1900.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Vortragsordnung)</hi> </head> <p>zum Promenade-<lb/> concert am 11. Juli: 1. Urban-Marſch von M.<lb/> Schönherr, 2. Ouverture zur Oper „Zampa“ von<lb/> A. Herold, 3. „Coletta“, Walzer von F. v. 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Corps-Commando hat verfügt, daſs jene heuer<lb/> noch waffenübungspflichtige Reſervemänner der In-<lb/> fanterie- und Jägertruppe, welche geübte Radfahrer<lb/> ſind, die Waffenübung in der Verwendung als<lb/> Militär-Radfahrer ableiſten können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Die Bismarck-Eiche in Graz.)</hi> </head> <p>Vor-<lb/> geſtern nachts wurde die am Hilmteiche angepflanzte<lb/> Bismarck-Eiche abgeſchnitten. Die Thäter ſind bisher<lb/> unbekannt. Es wurde ein Preis auf die Eruierung<lb/> derſelben ausgeſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Schlechtes Einſchenken — ſtrafbar.)</hi> </head><lb/> <p>Schlechtes Einſchenken des Bieres iſt in Bayern ein<lb/> Vergehen und wird mit Gefängnis beſtraft. So<lb/> hat kürzlich das Münchner Landgericht entſchieden,<lb/> indem es einen Schankkellner wegen „ſchlechten Ein-<lb/> ſchenkens von Bier“ zu 14 Tagen Gefängnis ver-<lb/> urtheilte. Wäre auch bei uns manchmal zu empfehlen!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Verſteigerungen.)</hi> </head> <p>Es gelangen zur<lb/> Verſteigerung: Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in<lb/> Marburg, Mellingerſtraße Nr. 42: 2 Kleiderkäſten,<lb/> 1 Divan, 1 Tiſch, 5 Seſſel, 1 Spiegel mit Rahmen,<lb/> 2 Landſchaftsbilder, 3 Heiligenbilder, 4 kleine<lb/> Bilder mit Goldrahmen, 1 Credenzkaſten mit Auf-<lb/> ſatz und 1 Stockuhr. — Am 11. Juli vormittags<lb/> 9 Uhr in Marburg, Neue Colonie Nr. 137: 6<lb/> Bände Converſations-Lexikon.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Wetterbericht)</hi> </head> <p>der Centralanſtalt für<lb/> Meteorologie vom 9. Juli. Mäßiger Nordweſtwind,<lb/> trübes und kühles Wetter mit zeitweiſen Nieder-<lb/> ſchlägen vorausſichtlich.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <ref> <hi rendition="#g">(Extra-Beilage.)</hi> </ref> </head> <p>Die heutige Nummer ent-<lb/> hält eine Beilage der Actien-Geſellſchaft für Glasinduſtrie<lb/> vorm. <hi rendition="#g">Friedr. Siemens</hi> in Neuſattl (Böhmen),<lb/> auf welche wir unſere Leſer aufmerkſam machen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aufruf an die Bevölkerung Steier-<lb/> marks!</hi> </head><lb/> <p>Am 26. Juni l. J. ſind über weite Gebiete<lb/> des ſteiriſchen Unterlandes Wolkenbrüche von ſeltener<lb/> Heftigkeit niedergegangen, welche an verſchiedenen<lb/> Orten, insbeſondere in den Gerichtsbezirken Gonobitz,<lb/> Schönſtein und Windiſchgraz ſchwere Hochwaſſer-<lb/> Kataſtrophen zur Folge hatten.</p><lb/> <p>Die wilden Fluten der weithin über ihre<lb/> Ufer getretenen Waſſerläufe haben nicht nur mehrere<lb/> Menſchenleben zum Opfer gefordert, ſondern auch<lb/> im Verlaufe weniger Stunden ungeheuren Schaden<lb/> an menſchlichen Wohnſtätten, Waſſerwerken, Brücken<lb/> und Straßenzügen, ſowie an Grundſtücken und<lb/> Culturen angerichtet.</p><lb/> <p>Troſtlos, aller Mittel beraubt, ſtehen die ſo<lb/> hart betroffenen Beſitzer der Zerſtörung ihrer<lb/> induſtriellen Erwerbsquellen, der Vernichtung der<lb/> erhofften Ernte und der nachhaltigen Verwüſtung<lb/> ihrer Wieſen und Felder gegenüber.</p><lb/> <p>Noch läſst ſich heute nur annäherungsweiſe<lb/> der verurſachte Schaden mit Hunderttauſenden von<lb/> Kronen bemeſſen, zahlreiche Familien ſind in bitterſte<lb/> Noth und Bedrängnis gerathen!</p><lb/> <p>Bei dieſer Größe des Unglückes bleibt die<lb/> eigene Kraft der Heimgeſuchten ohnmächtig und<lb/> verſiegen die localen Hilfsquellen.</p><lb/> <p>Alle müſſen unterſtützend zuſammenwirken,<lb/> ſoll den Verunglückten die ſo nothwendige Hilfe<lb/> raſch und ausgiebig zutheil werden!</p><lb/> <p>Indem ich ſomit zur Linderung des durch<lb/> dieſe Hochwaſſer-Kataſtrophe hervorgerufenen Noth-<lb/> ſtandes eine öffentliche Sammlung milder Spenden<lb/> im ganzen Lande einleite, gebe ich der Ueberzeugung<lb/> Ausdruck, daſs die Bewohnerſchaft Steiermarks, die<lb/> im Vorjahre den ſchwergeprüften Heimatgenoſſen<lb/> im Oberlande ſo opferwillige Nächſtenliebe bewieſen<lb/> hat, auch jetzt der Nothleidenden in werkthätiger<lb/> Fürſorge gedenken wird.</p><lb/> <p>Die milden Gaben werden ſowohl im Prä-<lb/> ſidial-Bureau der k. k. Statthalterei, als auch bei<lb/><cb/> den k. k. Bezirkshauptmannſchaften und den Bürger-<lb/> meiſterämtern in Graz, Marburg, Cilli und Pettau<lb/> entgegengenommen und unverweilt ihrer Beſtimmung<lb/> zugeführt werden.</p><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Graz,</hi> den 3. Juli 1900.</dateline><lb/> <byline>Der k. k. Statthalter: <hi rendition="#g">Clary</hi> <hi rendition="#aq">m. p.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Lage in China.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neue Kämpfe.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">London,</hi> 9. Juli.</dateline> <p>Die letzten De-<lb/> peſchen aus Tſchifu vom Samstag laſſen die <hi rendition="#g">Lage<lb/> in Tientſin höchſt kritiſch</hi> erſcheinen. 10.000<lb/> chineſiſche Soldaten kehrten am Mittwoch nach Tientſin<lb/> zurück, eroberten das Arſenal und befeſtigten die<lb/> Chineſenſtadt. Man glaubt, die Alliierten würden<lb/> Tientſin ſeinem Schickſale überlaſſen müſſen, da die<lb/> Aufrechthaltung der Verbindungen zwiſchen Taku und<lb/> Tientſin ohne viel Truppen unmöglich iſt. Herr<lb/><hi rendition="#g">Sabourand,</hi> der franzöſiſche Conſulatskanzler in<lb/> Tientſin, und zwei japaniſche Artillerie-Officiere<lb/> wurden von einer chineſiſchen Granate getödtet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prinz Tſching und die Geſandtſchaften.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">London,</hi> 9. Juli.</dateline> <p>Nach einer Depeſche des<lb/> Admirals <hi rendition="#g">Bruce</hi> aus <hi rendition="#g">Taku</hi> vom 7. d. ſei Grund<lb/> zur Hoffnung vorhanden, daſs Prinz Tſching mit<lb/> einer Armee die Geſandtſchaften in Peking gegen<lb/> Prinz Tuan und deſſen Armee, ſowie gegen die<lb/> Boxers ſchütze.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Unruhen in der deutſchen Colonie<lb/> Kiaotſchau.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">London,</hi> 9. Juli.</dateline> <p>In der Nähe der deutſchen<lb/> Niederlaſſung in Tſingtau brachen Unruhen aus.<lb/> Lieutenant Schöller ward mit einer Compagnie disci-<lb/> plinierter Chineſen nach dem Schauplatz beordert, die<lb/> chineſiſche Compagnie gieng aber mit Sack und Pack<lb/> zu den Boxers über.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Unwetter in Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich-<lb/> ten über große Verheerungen durch Regengüſſe. Ha-<lb/> gelſchläge und Stürme ein, der Schaden an den Saaten<lb/> und Weinſtöcken iſt enorm. In Iglo ſind zwei Per-<lb/> ſonen ſammt Wagen in den Fluten umgekommen,<lb/> in Nyusztya iſt die Brücke mit 14 Perſonen einge-<lb/> ſtürzt, von denen blos 4 gerettet werden konnten. Im<lb/> Peſter Comitat war der Orkan ſo heftig, daſs er<lb/> Wohngebäude demolierte.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jReadersLetters" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eingeſendet.</hi> </head><lb/> <p>Nachſtehende Zeilen ſind uns anonym zu-<lb/> gekommen und da ſie ſo manches Kernchen Wahr-<lb/> heit enthalten, geben wir ſelbe in der mehr originellen<lb/> als richtig geſchriebenen Weiſe wieder:</p><lb/> <div type="letter" n="2"> <p>Liebe Marburger! Eine Frage, wo ſind denn<lb/> die Deutſchen? Sehr wenig oder gar keine in<lb/> Marburg. Wenn die Schuſterlehrbuben oder vom<lb/> Kaufmann der Lehrbub ſich recht dumm ſtellen,<lb/> das macht den Deutſchen ein großes Vergnügen,<lb/> da laufen alle hin in Noratni dom; das ſind<lb/> Deutſche? Geht man in die kleine deutſche Kirche, die<lb/> iſt ganz leer, bei dem Gottesdienſt in der Dom-<lb/> kirche laufen ſie auf einer Seite hinein, auf der<lb/> anderen hinaus. Der Windiſche wartet doch eine<lb/> halbe Stunde. Iſt ein Feſt deutſch, ſind alle deutſch,<lb/> iſt eines windiſch, ſind alle windiſch. Ein Natur-<lb/> Deutſcher kann ja kaum darunter ſein. In Marburg<lb/> ſind die Leute, auf alle Suppen ein Schnittel, da<lb/> iſt die Falſchheit ohne Grenze. — Ein Kaplan läſst<lb/> ſich in der Schule hören, daſs ſich die Maiandachten<lb/> alle auf Luther bezogen haben wegen dem Hochmuth.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung
lierung. Stramm marſchierten die alten Krieger
unter Muſikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher
Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von Némethy Auf-
ſtellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem
die Fahnen verſorgt worden waren, zerſtreuten ſich
die Feſttheilnehmer in den verſchiedenen, ſchon vorher
beſtimmten Gaſthäuſern zum gemeinſamen Mittag-
eſſen, um ſich dann in Götz’ Brauhausgarten wieder
zu verſammeln. Um ½3 Uhr erfolgte der Abmarſch
zum Vereinslocale, woſelbſt die Fahnen behoben wurden,
und dann trat man unter klingendem Spiele den
Marſch nach dem Volksgarten an. Hier hatten ſich
Buſchenſchänken, eine Juxlotterie, Juxpoſt, Jux-
fiſcherei ꝛc., etabliert und bald begann bei den flotten
Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes
Leben, das bis in die Abendſtunden anhielt. Bei
Anbruch der Dämmerung erſtrahlte der Garten in
bengaliſchem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden
unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelaſſen.
Die Feſtlichkeiten verliefen in ungeſtörter, echt kamerad-
ſchaftlicher Weiſe und werden gewiſs allen Theil-
nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben.
(Abgeordneter Lorber mandats-
müde.) Der Reichsrathsabgeordnete Profeſſor
Lorber hat an den Bürgermeiſter von Frohn-
leiten, Herrn Julius Valentin, ein Schreiben ge-
richtet, worin er aus Geſundheitsrückſichten und
anderen damit zuſammenhängenden perſönlichen
Gründen die Verzichtleiſtung auf ſein Reichsraths-
mandat anzeigt und ſagt, daſs er bisher nur des-
halb ausharrte, weil er hoffte, das Abgeordneten-
haus würde aufgelöst werden. Profeſſor Lorber
trat politiſch nie beſonders hervor. Er wurde nach dem
Tode Dr. Heilsbergs in das Abgeordnetenhaus
entſendet und im März 1897 wiedergewählt.
(Von der Realſchule.) Herr Profeſſor
F. Kaufmann rückte vor kurzem in die VIII. Rang-
claſſe vor. Derſelbe wurde vom Lande Nieder-
öſterreich übernommen und an die Realſchule Krems
a. d. Donau überſetzt, woſelbſt er mit 16. September
ſeine Wirkſamkeit beginnt. Während ſeines neun-
jährigen Wirkens in Marburg hat ſich Herr Profeſſor
Kaufmann durch ſein gewinnendes, liebenswürdiges
Weſen die Sympathien der Bevölkerung, ſeiner
Collegen und ſeiner Schüler im vollſten Maße zu
erwerben gewuſst und viele werden ihn mit Be-
dauern aus ihrer Mitte ſcheiden ſehen.
(Militärkapellen und Narodni dom.)
Eine von der „Tagespoſt“ gebrachte Meldung, die
Marburger Bezirkshauptmannſchaft hätte einer
Militärkapelle das Spielen im Narodni dom ver-
boten, wird vom Commandanten des bosn. herzeg.
Infanterie-Regiments Oberſten Sertič dahin richtig-
geſtellt, daſs das Anſuchen nach eingeholter Infor-
mation vom Commando ſelbſt abſchlägig beſchieden
wurde. Wir ſind neugierig, ob die Regimentskapelle
des Regiments Graf Khevenhüller Nr. 7, am 15. d.
den windiſchen Abiturienten im Narodni dom auf-
ſpielen, oder es vorziehen wird, gleichfalls abzu-
ſagen. Zu den ſloveniſchen Hetzliedern paſst wohl
die Begleitung einer Militärmuſik ſchlecht.
(Ausflug nach Pettau.) Sämmtliche An-
geſtellte der hieſigen Südbahnwerkſtätte unternehmen
in Begleitung der eigenen Kapelle am 29. d. Mts.
einen Ausflug nach Pettau, zu welchem Zwecke zwei
Sonderzüge abgelaſſen werden.
(Diſtanzfahren.) Am Sonntag, dem
26. Auguſt veranſtaltet der Marburger Trabrenn-
verein ein Diſtanzfahren, wobei vier Preiſe à 1000,
400, 200 und 100 Kronen zur Vertheilung kommen,
außerdem erhält jeder Theilnehmer am Fahren
eine ſilberne Erinerungsmedaille. Diſtanz circa 46
Kilometer, Maximalzeit für die vier Preisgewinner
eine Durchſchnittszeit von 3 Minuten per Kilo-
meter. Das Fahren iſt für Pferde aller Länder
und jeden Alters offen. Zu fahren iſt von Mit-
gliedern des Herrenfahrerclubs, im Trab, in mit
wenigſtens zwei Sitzplätzen verſehenen Wagen. Wagen
mit Pneumatikrädern ſind ausgeſchloſſen. Nennungs-
ſchluſs: 20. Juli 1900.
(Vortragsordnung) zum Promenade-
concert am 11. Juli: 1. Urban-Marſch von M.
Schönherr, 2. Ouverture zur Oper „Zampa“ von
A. Herold, 3. „Coletta“, Walzer von F. v. Suppé,
4. „Blümlein traut, ſprich zu mir“, Scene aus der
Oper „Fauſt“ von Ch. Gounod, 5. „Griſette“,
Polka mazur von J. Gleisner, 6. „Am Meer“,
Lied von F. Schubert, 7. Luſtiges Marſchpotpourri
von C. Komzak.
(„Stajerc“.) Beide, ſowohl das windiſche,
als auch das „deutſch“ geſchriebene Domcapitel-Echo
ſpeien über das in Pettau in ſloveniſcher Sprache
erſcheinende Blatt, Stajerc, Gift und Galle und
fallen insbeſondere über die Inſerenten in gewohnter
gemeinſter Weiſe her, was dem windiſchen Wiſch
letzthin eine Confiscation und der Verbrecherin an
der deutſchen Sprache eine Ehrenbeleidigungsklage
einbrachte. Alſo Jonas & ſchwarze Co. thut Geld
in eueren Beutel. Trotz der, oder beſſer infolge der
wüſten Schimpfereien hat es der „Stajerc“ bereits auf
7000 Abnehmer gebracht und ſollte in Kaufmanns-
kreiſen jegliche Unterſtützung finden.
(Staatsprüfung im Forſtweſen.)
Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden
Jahre zur Staatsprüfung für Forſtweſen oder für
das Forſtſchutz- und techniſche Hilfsperſonale oder
den Jagd- und Jagdſchutzdienſt zugelaſſen werden
wollen, haben ihre Geſuche bis 31. d. M. der
Statthalterei vorzulegen.
(Waffenübungen für des Radfahrens
kundige Reſervemänner.) Das k. und k.
3. Corps-Commando hat verfügt, daſs jene heuer
noch waffenübungspflichtige Reſervemänner der In-
fanterie- und Jägertruppe, welche geübte Radfahrer
ſind, die Waffenübung in der Verwendung als
Militär-Radfahrer ableiſten können.
(Die Bismarck-Eiche in Graz.) Vor-
geſtern nachts wurde die am Hilmteiche angepflanzte
Bismarck-Eiche abgeſchnitten. Die Thäter ſind bisher
unbekannt. Es wurde ein Preis auf die Eruierung
derſelben ausgeſetzt.
(Schlechtes Einſchenken — ſtrafbar.)
Schlechtes Einſchenken des Bieres iſt in Bayern ein
Vergehen und wird mit Gefängnis beſtraft. So
hat kürzlich das Münchner Landgericht entſchieden,
indem es einen Schankkellner wegen „ſchlechten Ein-
ſchenkens von Bier“ zu 14 Tagen Gefängnis ver-
urtheilte. Wäre auch bei uns manchmal zu empfehlen!
(Verſteigerungen.) Es gelangen zur
Verſteigerung: Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in
Marburg, Mellingerſtraße Nr. 42: 2 Kleiderkäſten,
1 Divan, 1 Tiſch, 5 Seſſel, 1 Spiegel mit Rahmen,
2 Landſchaftsbilder, 3 Heiligenbilder, 4 kleine
Bilder mit Goldrahmen, 1 Credenzkaſten mit Auf-
ſatz und 1 Stockuhr. — Am 11. Juli vormittags
9 Uhr in Marburg, Neue Colonie Nr. 137: 6
Bände Converſations-Lexikon.
(Wetterbericht) der Centralanſtalt für
Meteorologie vom 9. Juli. Mäßiger Nordweſtwind,
trübes und kühles Wetter mit zeitweiſen Nieder-
ſchlägen vorausſichtlich.
(Extra-Beilage.) Die heutige Nummer ent-
hält eine Beilage der Actien-Geſellſchaft für Glasinduſtrie
vorm. Friedr. Siemens in Neuſattl (Böhmen),
auf welche wir unſere Leſer aufmerkſam machen.
Aufruf an die Bevölkerung Steier-
marks!
Am 26. Juni l. J. ſind über weite Gebiete
des ſteiriſchen Unterlandes Wolkenbrüche von ſeltener
Heftigkeit niedergegangen, welche an verſchiedenen
Orten, insbeſondere in den Gerichtsbezirken Gonobitz,
Schönſtein und Windiſchgraz ſchwere Hochwaſſer-
Kataſtrophen zur Folge hatten.
Die wilden Fluten der weithin über ihre
Ufer getretenen Waſſerläufe haben nicht nur mehrere
Menſchenleben zum Opfer gefordert, ſondern auch
im Verlaufe weniger Stunden ungeheuren Schaden
an menſchlichen Wohnſtätten, Waſſerwerken, Brücken
und Straßenzügen, ſowie an Grundſtücken und
Culturen angerichtet.
Troſtlos, aller Mittel beraubt, ſtehen die ſo
hart betroffenen Beſitzer der Zerſtörung ihrer
induſtriellen Erwerbsquellen, der Vernichtung der
erhofften Ernte und der nachhaltigen Verwüſtung
ihrer Wieſen und Felder gegenüber.
Noch läſst ſich heute nur annäherungsweiſe
der verurſachte Schaden mit Hunderttauſenden von
Kronen bemeſſen, zahlreiche Familien ſind in bitterſte
Noth und Bedrängnis gerathen!
Bei dieſer Größe des Unglückes bleibt die
eigene Kraft der Heimgeſuchten ohnmächtig und
verſiegen die localen Hilfsquellen.
Alle müſſen unterſtützend zuſammenwirken,
ſoll den Verunglückten die ſo nothwendige Hilfe
raſch und ausgiebig zutheil werden!
Indem ich ſomit zur Linderung des durch
dieſe Hochwaſſer-Kataſtrophe hervorgerufenen Noth-
ſtandes eine öffentliche Sammlung milder Spenden
im ganzen Lande einleite, gebe ich der Ueberzeugung
Ausdruck, daſs die Bewohnerſchaft Steiermarks, die
im Vorjahre den ſchwergeprüften Heimatgenoſſen
im Oberlande ſo opferwillige Nächſtenliebe bewieſen
hat, auch jetzt der Nothleidenden in werkthätiger
Fürſorge gedenken wird.
Die milden Gaben werden ſowohl im Prä-
ſidial-Bureau der k. k. Statthalterei, als auch bei
den k. k. Bezirkshauptmannſchaften und den Bürger-
meiſterämtern in Graz, Marburg, Cilli und Pettau
entgegengenommen und unverweilt ihrer Beſtimmung
zugeführt werden.
Graz, den 3. Juli 1900.
Der k. k. Statthalter: Clary m. p.
Die Lage in China.
Neue Kämpfe.
London, 9. Juli. Die letzten De-
peſchen aus Tſchifu vom Samstag laſſen die Lage
in Tientſin höchſt kritiſch erſcheinen. 10.000
chineſiſche Soldaten kehrten am Mittwoch nach Tientſin
zurück, eroberten das Arſenal und befeſtigten die
Chineſenſtadt. Man glaubt, die Alliierten würden
Tientſin ſeinem Schickſale überlaſſen müſſen, da die
Aufrechthaltung der Verbindungen zwiſchen Taku und
Tientſin ohne viel Truppen unmöglich iſt. Herr
Sabourand, der franzöſiſche Conſulatskanzler in
Tientſin, und zwei japaniſche Artillerie-Officiere
wurden von einer chineſiſchen Granate getödtet.
Prinz Tſching und die Geſandtſchaften.
London, 9. Juli. Nach einer Depeſche des
Admirals Bruce aus Taku vom 7. d. ſei Grund
zur Hoffnung vorhanden, daſs Prinz Tſching mit
einer Armee die Geſandtſchaften in Peking gegen
Prinz Tuan und deſſen Armee, ſowie gegen die
Boxers ſchütze.
Unruhen in der deutſchen Colonie
Kiaotſchau.
London, 9. Juli. In der Nähe der deutſchen
Niederlaſſung in Tſingtau brachen Unruhen aus.
Lieutenant Schöller ward mit einer Compagnie disci-
plinierter Chineſen nach dem Schauplatz beordert, die
chineſiſche Compagnie gieng aber mit Sack und Pack
zu den Boxers über.
Unwetter in Ungarn.
Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich-
ten über große Verheerungen durch Regengüſſe. Ha-
gelſchläge und Stürme ein, der Schaden an den Saaten
und Weinſtöcken iſt enorm. In Iglo ſind zwei Per-
ſonen ſammt Wagen in den Fluten umgekommen,
in Nyusztya iſt die Brücke mit 14 Perſonen einge-
ſtürzt, von denen blos 4 gerettet werden konnten. Im
Peſter Comitat war der Orkan ſo heftig, daſs er
Wohngebäude demolierte.
Eingeſendet.
Nachſtehende Zeilen ſind uns anonym zu-
gekommen und da ſie ſo manches Kernchen Wahr-
heit enthalten, geben wir ſelbe in der mehr originellen
als richtig geſchriebenen Weiſe wieder:
Liebe Marburger! Eine Frage, wo ſind denn
die Deutſchen? Sehr wenig oder gar keine in
Marburg. Wenn die Schuſterlehrbuben oder vom
Kaufmann der Lehrbub ſich recht dumm ſtellen,
das macht den Deutſchen ein großes Vergnügen,
da laufen alle hin in Noratni dom; das ſind
Deutſche? Geht man in die kleine deutſche Kirche, die
iſt ganz leer, bei dem Gottesdienſt in der Dom-
kirche laufen ſie auf einer Seite hinein, auf der
anderen hinaus. Der Windiſche wartet doch eine
halbe Stunde. Iſt ein Feſt deutſch, ſind alle deutſch,
iſt eines windiſch, ſind alle windiſch. Ein Natur-
Deutſcher kann ja kaum darunter ſein. In Marburg
ſind die Leute, auf alle Suppen ein Schnittel, da
iſt die Falſchheit ohne Grenze. — Ein Kaplan läſst
ſich in der Schule hören, daſs ſich die Maiandachten
alle auf Luther bezogen haben wegen dem Hochmuth.
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