Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908.Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] zündenden Blitzschlägen. Durch einen Blitzschlag Rohitsch-Sauerbrunn, 15. Juli. (Kur- liste und Unterhaltungen.) Die letzte Kurliste Arnfels, 15. Juli. (Unwetter.) Gestern Arnfels, 15. Juli. (Deutscher Schul- verein.) Am 19. d. findet im Gasthofe Anton Rohitsch, 14. Juli. (Vom Männer- gesangverein.) Samstag, fand die Haupt- Luttenberg, 13. Juli. (Pferdezucht.) Am 11. d. fand hier die Pferdeprämiierung statt. Friedau, 14. Juli. (Konkurs eines Hutmachers.) Das Kreisgericht Marburg hat Trifail, 13. Juli. (Tötlicher Unfall bei einem Erdsturz.) Heute waren mehrere Radkersburg, 13. Juli. (Von der Be- zirkshauptmannschaft.) Das Ackerbau- Radkersburg, 13. Juli. (Vom Lehr- fache.) In der Leitung der Bürgerschule ist ein Windischgraz, 14. Juli. (Zwei Ge- schwister als Lebensretter.) Sonntag nach- Cilli, 14. Juli. (Selbstmord aus Ver- zweiflung.) Die 26jährige Antonie Tomazin, Cilli, 14. Juli. (Südmarkversamm- lung.) Dem Tätigkeitsberichte, welcher in der am Wolfsberg, 14. Juli. (Eine große Hochzeitsfeier.) Heute hat die Vermählung Pettauer Nachrichten. Die Dürre in Untersteiermark. Aus Ein neuer Sokolverein. Ein aus Rann Marburger Nachrichten. Schulrat Professor Franz Fasching. Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach- Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] zündenden Blitzſchlägen. Durch einen Blitzſchlag Rohitſch-Sauerbrunn, 15. Juli. (Kur- liſte und Unterhaltungen.) Die letzte Kurliſte Arnfels, 15. Juli. (Unwetter.) Geſtern Arnfels, 15. Juli. (Deutſcher Schul- verein.) Am 19. d. findet im Gaſthofe Anton Rohitſch, 14. Juli. (Vom Männer- geſangverein.) Samstag, fand die Haupt- Luttenberg, 13. Juli. (Pferdezucht.) Am 11. d. fand hier die Pferdeprämiierung ſtatt. Friedau, 14. Juli. (Konkurs eines Hutmachers.) Das Kreisgericht Marburg hat Trifail, 13. Juli. (Tötlicher Unfall bei einem Erdſturz.) Heute waren mehrere Radkersburg, 13. Juli. (Von der Be- zirkshauptmannſchaft.) Das Ackerbau- Radkersburg, 13. Juli. (Vom Lehr- fache.) In der Leitung der Bürgerſchule iſt ein Windiſchgraz, 14. Juli. (Zwei Ge- ſchwiſter als Lebensretter.) Sonntag nach- Cilli, 14. Juli. (Selbſtmord aus Ver- zweiflung.) Die 26jährige Antonie Tomazin, Cilli, 14. Juli. (Südmarkverſamm- lung.) Dem Tätigkeitsberichte, welcher in der am Wolfsberg, 14. Juli. (Eine große Hochzeitsfeier.) Heute hat die Vermählung Pettauer Nachrichten. Die Dürre in Unterſteiermark. Aus Ein neuer Sokolverein. Ein aus Rann Marburger Nachrichten. Schulrat Profeſſor Franz Faſching. Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div xml:id="leutschach2" prev="#leutschach1" type="jArticle" n="2"> <p>zündenden Blitzſchlägen. 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Die Hochzeitsfeier-<lb/> lichkeiten, wozu 70 Paare eingeladen ſind, finden<lb/> heute beim Krainerwirt in Altendorf ſtatt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Pettauer Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Dürre in Unterſteiermark.</hi> </head> <p>Aus<lb/> Kreiſen des Pettauer Bezirksausſchuſſes wird uns<lb/> geſchrieben: Ein furchtbares Bild, — unſere Wieſen,<lb/> Felder, Weiden! Die heuer ſo gräßliche Dürre hat<lb/> uns das Geſpenſt der Mißernte vorgezaubert und<lb/> wirſehen den Bauer hoffnungslos. Der Vernichtung des<lb/> geſunden Weinbauernſtandes durch die Peronoſpora-<lb/> Kataſtrophen folgten Hagelſchlag auf Hagelſchlag<lb/> in den mit ſo gewaltigen Koſten errichteten neuen<lb/> Anlagen. Jahr um Jahr Hagelſchlag! Man hörte<lb/> ſchon die Anſicht ausſprechen: wer ſich wirtſchaftlich<lb/> ruinieren wolle, der kaufe einen Weingarten. Das<lb/> heurige Frühjahr aber zeigte wunderbar ſchöne<lb/> Weingärten, 40, 50 bis 60 Trauben auf einer<lb/> Rebe zählten die Bauern, und wieder erwachte die<lb/> Hoffnung, denn man erwartete eine herrliche Wein-<lb/> ernte. Nun, ſie wird nicht ſo herrlich ſein, denn die<lb/> Dürre, die empfindlichſte, unglaublichſte Dürre zeigt<lb/> ſchon ihren Einfluß. Die Beeren fallen ab, werden<lb/> entwicklungsunfähig, es fehlt ihnen — Regen. Aber<lb/> nicht nur in den Weingärten fehlt Regen. Viel<lb/> gräßlicher wütet die Dürre auf unſeren Wieſen,<lb/> Weiden und Feldern. Die Wieſen ähneln den un-<lb/> fruchtbarſten Karſtgegenden, wo nur Schafe und<lb/> Ziegen aus dem feſtgeſtampften Boden ein paar<lb/> Gräſer hervorzerren können. Das Ackern iſt zur<lb/> Unmöglichkeit geworden. Das Getreide ſchaut arm-<lb/> ſelig aus und auch die paar Tropfen der letzten<lb/> Gewitter haben nicht mehr helfen können, Infolge-<lb/> deſſen ein ungeheuerer Aufſchwung der Futterpreiſe,<lb/> die bis 14 K. betragen. Dem Bauer iſt es unmög-<lb/> lich, Futter zu kaufen. Dem Zwange gehorchend,<lb/> verkauft er kopfüber ſein Vieh, damit es ſamt ihm<lb/> nicht verhungert. Wie grenzenlos die Viehpreiſe ge-<lb/> ſunken ſind, zeigen folgende Daten. In Pettau ver-<lb/> kaufte man an den letzten Viehmärkten: Stiere mit<lb/> 40—50 K. per 100 Kilogramm, Ochſen mit 40—48 K.,<lb/><cb/> Kühe mit 30—40 K., Jungvieh mit 38—44 K.,<lb/> Stechkälber 18—44 K., Schweine 70—80 K. per<lb/> 100 Kilogram. Tauſende von Viehſtücken finden aber<lb/> keinen Käufer! Ein Beweis des unglaublichen<lb/> Sinkens der Viehpreiſe iſt darin zu erblicken, daß<lb/> zum Beiſpiel die Fleiſchpreiſe auf 1 K., 80 H., ja<lb/> ſogar 70 Heller fielen. Wie koloſſal werden Vieh-<lb/> und Fleiſchpreiſe im Frühling emporſchnellen! Die<lb/> deutſche Bezirksvertretung in Pettau hat darum<lb/> Schritte unternommen, um mit aller Energie die<lb/> grenzenloſe Not zu mildern. Sie fordert die aus-<lb/> wärtigen Viehhändler auf, die günſtige Gelegenheit<lb/> zu benützen und die Pettauer Märkte, welche jeden<lb/> erſten und dritten Mittwoch ſtattfinden, zu beſuchen,<lb/> damit die niedrigen Preiſe nicht, bis zum Wahnſinne<lb/> herabgedrückt, nur einzelnen Fleiſchern zugute kommen.<lb/> Sie beruft aber auch für Sonntag den 19. d. vor-<lb/> mittags nach Pettau einen großen Bauerntag ein,<lb/> an welchem über alle Mittel beraten werden ſoll,<lb/> die vom Staate eine notwendige Hilfsaktion ver-<lb/> urſachen können. Wenn irgendwo im Norden eine<lb/> kleine Kataſtrophe geſchieht, hat der Staat offene<lb/> Taſchen. Die Alpenländer läßt er — verhungern.<lb/> Die ſtiefmütterliche Behandlung kann man ſich nicht<lb/> mehr gefallen laſſen. Alle Mann an Bord!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein neuer Sokolverein.</hi> </head> <p>Ein aus Rann<lb/> a. d. S. hieher überſetzter Südbahnbeamter bemüht<lb/> ſich, hier einen ſloweniſchen Turnverein zu gründen.<lb/> Er hat bereits 22 Turner beiſammen, die jeden<lb/> Donnerstag in einer Scheune eines hieſigen Gaſt-<lb/> hauſes turnen. Als Protektor des Vereines wird der<lb/> Landesgymnaſialprofeſſor Dr. Joſef Romljanec ge-<lb/> nannt. Um den nationalen Frieden kümmern ſich<lb/> dieſe Herren wohl wenig.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schulrat Profeſſor Franz Faſching.</hi> </head><lb/> <p>Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach-<lb/> ſtehende, dem Andenken des Schulrates Faſching<lb/> gewidmete Zeilen: Und nun iſt auch er dahin; der<lb/> gütigſte, der gerechteſte Lehrer. Ich entſpreche nur<lb/> einem Wunſche vieler Jugendfreunde, wenn ich in<lb/> Kürze einige Erinnerungen auffriſche an ihn. War<lb/> ich doch ſein Lieblingsſchüler trotz der Sorgen, die<lb/> ich ihm bereitet habe oder vielleicht eben deshalb<lb/> und wegen der Liebe zur Geographie und Geſchichte,<lb/> die er vorgetragen hat. Im vorigen Jahre, es war<lb/> am 20. April, da traf ich ihn im Stadtparke zu<lb/> Marburg. Ich war in düſterſter Stimmung, denn<lb/> tagsvorher hatte ich mein edles Weib begraben.<lb/> Zwanzig Jahre hatten wir uns nicht geſehen. Mein<lb/> Neffe machte mich auf ihn aufmerkſam. Ich ging<lb/> auf ihn zu, grüßte und nun gab’s ein Händedrücken,<lb/> ein Begrüßen, wie zwiſchen alten Freunden. Dann<lb/> aber gings an ein Zurückerinnern an all die fünf<lb/> Jahre; von der dritten Klaſſe bis zur ſiebenten der<lb/> Staatsoberrealſchule; da wurde über einſtige ſeiner<lb/> Schüler, meine Kameraden, geſprochen und auch<lb/> über ſo manchen ſeiner Kollegen. Ich bewunderte<lb/> die gleich gebliebene Schärfe ſeines Denkens und<lb/> Gedächtniſſes, die felſenfeſte Treue, mit der er den<lb/> freiheitlichen Geſinnungen ſeiner jüngeren Jahre<lb/> anhing. „Wie ſteht es mit Ihrer politiſchen Ge-<lb/> ſinnung, l. W.? Sind Sie auch chriſtlichſozial ge-<lb/> worden?“ Ich fuhr auf: „Deutſch und frei.“ Das<lb/> nationale Empfinden hat er nie ſo recht verſtehen<lb/> können, aber freiheitlich war er vom Scheitel bis<lb/> zur Sohle. Nachdem wir im Laufe unſeres Ge-<lb/> ſpräches darüber unſere Einigkeit im Denken feſt-<lb/> geſtellt hatten, daß das deutſche Volk und ſeine<lb/> freiheitlichen Geſinnungen ſich ſchon lange auf einer<lb/> nach rück<supplied>w</supplied>ärts gerichteten Linie bewegten und nach-<lb/> dem er an der Hand der Geſchichte nachzuweiſen<lb/> beſtrebt geweſen war, daß wieder eine Änderung<lb/> eintrelen müſſe und werde, kamen wir auf einzelne<lb/> meiner Mitſchüler, auf mich und unſere alten Un-<lb/> taten zu reden. Es wurde Ed., des heiteren Knaben<lb/> gedacht, meines unvermeidlichen Einbläſers, heute<lb/> in wichtiger Stellung in Marburg; wir erinnerten<lb/> uns Sim., der wütend wurde, wenn wir ihn „Ge-<lb/> ringelter Staubbeutel“ nannten oder wenn wir ihm<lb/> gar zuriefen: „Pöltſchach müſſe zerſtört werden“; er<lb/> war nämlich ein Pöltſchacher. Auch Feldſpitzens drollige<lb/> Erſcheinung, des Dichters der „toten Maus“, feſſelte<lb/> uns, nicht minder erinnerten wir uns Fritzens,<lb/> des Krainers, der 14 Jahre brauchte, bis er die<lb/> Anſtalt hinter ſich gebracht. „Aber der größte<lb/> Spitzbub ſind Sie geweſen, W.“, ſagte er. „Sie<lb/> waren der beſte Schüler, den ich hatte, aber Sie<lb/> haben mir auch die meiſten Sorgen gemacht. Als<lb/> ich im Jahre 1879 dieſe Klaſſe los geworden,<lb/> dankte ich der Vorſehung. Jeden Tag ſaß ich wie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung
zündenden Blitzſchlägen. Durch einen Blitzſchlag
wurde das Wirtſchaftsgebäude des Grundbeſitzers
Bosnitz vulgo Peitner und die Preß- und
Wagenhütte des Grundbeſitzers Hirzer vulgo
Tiltſcher eingeäſchert.
Rohitſch-Sauerbrunn, 15. Juli. (Kur-
liſte und Unterhaltungen.) Die letzte Kurliſte
weiſt aus bisher angekommene 1334 Parteien mit
1963 Perſonen. — Am 17. Juli: Kammermuſik-
abend des Trieſtiner Quartettes. Am 18. Juli:
Gartenkonzert im Hotel „Erzherzog Johann“.
Am 19. Juli: Parkfeſt.
Arnfels, 15. Juli. (Unwetter.) Geſtern
entlud ſich über den Bezirk Arnfels ein heftiges
Unwetter, welches einesteils das den ausgetrockneten
Fluren ſo notwendige Himmelsnaß in reichlichem
Maße brachte, andernteils aber viel Schaden an-
richtete. So ſoll in den Gemeinden Fötſchach und
Glanz ſehr ſtarker Hagel gefallen ſein. Zweimal
zündete der Blitz. Einmal bei einem Preßgebäude
in Fötſchach, welches niederbrannte, während der
zweite Blitzſchlag in den Stall des Beſitzers Joſef
Poßnitz, insgemein Peitler in Schloßberg, ſchlug.
Das Vieh konnte gerettet werden, während der
Stall und bedeutende Futtervorräte verbrannten.
Arnfels, 15. Juli. (Deutſcher Schul-
verein.) Am 19. d. findet im Gaſthofe Anton
Ortner die Hauptverſammlung der Ortsgruppe
Arnfels des Deutſchen Schulvereines ſtatt, bei
welcher das Hauptleitungsmitglied Dr. Baum an-
weſend ſein wird.
Rohitſch, 14. Juli. (Vom Männer-
geſangverein.) Samstag, fand die Haupt-
verſammlung im Vereinsheim „Zur Poſt“ ſtatt.
Aus dem Tätigkeitsbericht iſt zu erſehen, daß der
Verein in das 41. Vereinsjahr mit 1 Ehrenmit-
gliede und 23 ausübenden Mitgliedern eintritt.
Neuwahl: Obmann Dr. Zangger (da Direktor
Simony nach langjähriger Tätigkeit wegen Krank-
heit eine Wiederwahl ablehnte), Stellvertreter und
Chormeiſter Dr. Schuſter, Schriftführer Muchitſch,
Säckelwart Weberitſch und Notewart Wretzl. Mit
einem Heil auf das Blühen und Gedeihen des
deutſchen Liedes in Rohitſch ſchloß der Obmann
die Verſammlung.
Luttenberg, 13. Juli. (Pferdezucht.)
Am 11. d. fand hier die Pferdeprämiierung ſtatt.
Eine große Zahl von Preiſen kam diesmal zur
Verteilung, und zwar Staats-, Landes- und Be-
zirkspreiſe, Preiſe des Wiener- und Marburger
Trabrennvereines. Am Schluſſe der Prämiierung
ſtellte Präſident R. v. Roßmanit feſt, daß die
Pferdezucht im Luttenberger Bezirke im Aufſchwunge
begriffen ſei.
Friedau, 14. Juli. (Konkurs eines
Hutmachers.) Das Kreisgericht Marburg hat
die Eröffnung des Konkurſes über das Vermögen
des Karl Jurcec, nichtregiſtrierten Hutmachers in
Friedau, bewilligt. Der Gerichtsvorſtand in Friedau
wird zum Konkurskommiſſär, Dr. Guſtav Delpin,
Advokat in Friedau, zum einſtweiligen Maſſe-
verwalter beſtellt.
Trifail, 13. Juli. (Tötlicher Unfall
bei einem Erdſturz.) Heute waren mehrere
Arbeiter beim Bahnerweiterungsbaue bei der Unter-
nehmung Leo Landesberg in Trifail mit dem Ab-
tragen einer Berglehne beſchäftigt und rutſchte
hiebei auf einer ſtollenförmig untergrabenen Stelle
die obere hiedurch locker gewordene Erdſchichte herab
und vergrub die dort befchäftigten Arbeit Stephan
Kovac und Anton Peſec. Erſterer wurde als
Leiche zu Tage befördert, während Peſec mit einem
ſchweren Oberſchenkelbruch davonkam. Ein ſtrafbares
Verſchulden dürfte den Partieführer treffen, weil er
mit der Abtragung ſtatt auf der Höhe, an der
Sohle durch Eingraben eines Stollen begann, wo-
durch das Erdreich in ſich zuſammenſtürzte.
Radkersburg, 13. Juli. (Von der Be-
zirkshauptmannſchaft.) Das Ackerbau-
miniſterium hat den Bezirksförſter Oskar Maize-
nowitſch von Sachſenburg nach Radkersburg
verſetzt und denſelben mit der Verſehung des Forſt-
dienſtes in den politiſchen Bezirken Radkersburg,
Luttenberg und im Gerichtsbezirke St. Leonhard
betraut.
Radkersburg, 13. Juli. (Vom Lehr-
fache.) In der Leitung der Bürgerſchule iſt ein
Wechſel eingetreten. Der Direktor Herr Rudolf
Huber iſt nach 30jähriger Dienſtzeit in den wohl-
verdienten Ruheſtand gegangen. Er hat die Anſtalt
10 Jahre hindurch zur vollſten Zufriedenheit ſeiner
Vorgeſetzten und zum Beſten der Schuljugend ge-
leitet. Bei der letzten Konferenz verabſchiedete er ſich
in herzlichſter Weiſe von ſeinem ehemaligen
Lehrkörper.
Windiſchgraz, 14. Juli. (Zwei Ge-
ſchwiſter als Lebensretter.) Sonntag nach-
mittag glitt ein Fräulein beim Baden in der hieſigen
ſtädtiſchen Badeanſtalt aus und ſank, des Schwimmens
unkundig, an einer tieferen Stelle unter. Auf das
Geſchrei der Badewärterin überſtieg der 13jährige
Sohn des hieſigen Bezirksobmannes, Aug. Günther,
ſofort die das Herren- und Damenbad trennende
Wand und ſprang dem Fräulein nach. Es gelang
ihm, mit Hintanſetzung des eigenen Lebens im
Verein mit ſeiner 14jährigen Schweſter Mika die
ſchon faſt Bewußtloſe dem Tode zu entreißen. Für-
wahr eine wackere Tat dieſer beiden Kinder!
Cilli, 14. Juli. (Selbſtmord aus Ver-
zweiflung.) Die 26jährige Antonie Tomazin,
eine Beſitzerstochter aus Raka in Krain, hat ihrem
Leben durch Gift ein frühes Ende geſetzt. Schuld
an ihrem Tode trägt das treuloſe Verhalten ihres
Liebhabers, der das Mädchen, das ſich als Arbeiterin
ganz gut fortbrachte, ins Unglück ſtürzte und dann,
als ſie infolge ihrer Niederkunft brotlos ward, im
Stiche ließ. Die Unglückliche hat ſich mit einer
Phosphorlöſung vergiftet.
Cilli, 14. Juli. (Südmarkverſamm-
lung.) Dem Tätigkeitsberichte, welcher in der am
12. d. ſtattgefundenen Hauptverſammlung der hieſigen
Südmarkortsgruppe erſtattet wurde, entnehmen wir,
daß die Ortsgruppe im letzten Jahre an die Haupt-
leitung den bedeutenden Betrag von über 2700 K.
abgeführt hat. An Südmarkloſen wurden in Cilli
gegen 1600 Stück verkauft. Die Ausſchußneuwahl
hatte nachſtehendes Ergebnis: Stadtamtsvorſtand
Dr. Otto Ambroſchitſch Obmann; Dr. Georg
Skoberne, Advokaturskandidat, Obmannſtellvertreter;
Guſtav Stiger, Kaufmann, Schriftführer; Auguſt
Lakitſch, Kaufmann, Schriftführerſtellvertreter; Joſef
Temerl, Krankenhausverwalter, Zahlmeiſter; Otto
Kuſter, Gaſtwirt, Zahlmeiſterſtellvertreter; Hans
Blechinger, Stadtamtsſekretär, und Herm. Mauthner,
Bürgerſchullehrer, Beiräte und Büchereiverweſer.
Wolfsberg, 14. Juli. (Eine große
Hochzeitsfeier.) Heute hat die Vermählung
des Herrn Georg Tſchernigg, einem Sohne des
verſtorbenen Herrn Reichsratsabgeordneten Johann
Tſchernigg, mit Fräulein Walburga Zipper,
Beſitzerin der Stroißnig- und Zipperhube in Jakling,
in St. Marein ſtattgefunden. Die Hochzeitsfeier-
lichkeiten, wozu 70 Paare eingeladen ſind, finden
heute beim Krainerwirt in Altendorf ſtatt.
Pettauer Nachrichten.
Die Dürre in Unterſteiermark. Aus
Kreiſen des Pettauer Bezirksausſchuſſes wird uns
geſchrieben: Ein furchtbares Bild, — unſere Wieſen,
Felder, Weiden! Die heuer ſo gräßliche Dürre hat
uns das Geſpenſt der Mißernte vorgezaubert und
wirſehen den Bauer hoffnungslos. Der Vernichtung des
geſunden Weinbauernſtandes durch die Peronoſpora-
Kataſtrophen folgten Hagelſchlag auf Hagelſchlag
in den mit ſo gewaltigen Koſten errichteten neuen
Anlagen. Jahr um Jahr Hagelſchlag! Man hörte
ſchon die Anſicht ausſprechen: wer ſich wirtſchaftlich
ruinieren wolle, der kaufe einen Weingarten. Das
heurige Frühjahr aber zeigte wunderbar ſchöne
Weingärten, 40, 50 bis 60 Trauben auf einer
Rebe zählten die Bauern, und wieder erwachte die
Hoffnung, denn man erwartete eine herrliche Wein-
ernte. Nun, ſie wird nicht ſo herrlich ſein, denn die
Dürre, die empfindlichſte, unglaublichſte Dürre zeigt
ſchon ihren Einfluß. Die Beeren fallen ab, werden
entwicklungsunfähig, es fehlt ihnen — Regen. Aber
nicht nur in den Weingärten fehlt Regen. Viel
gräßlicher wütet die Dürre auf unſeren Wieſen,
Weiden und Feldern. Die Wieſen ähneln den un-
fruchtbarſten Karſtgegenden, wo nur Schafe und
Ziegen aus dem feſtgeſtampften Boden ein paar
Gräſer hervorzerren können. Das Ackern iſt zur
Unmöglichkeit geworden. Das Getreide ſchaut arm-
ſelig aus und auch die paar Tropfen der letzten
Gewitter haben nicht mehr helfen können, Infolge-
deſſen ein ungeheuerer Aufſchwung der Futterpreiſe,
die bis 14 K. betragen. Dem Bauer iſt es unmög-
lich, Futter zu kaufen. Dem Zwange gehorchend,
verkauft er kopfüber ſein Vieh, damit es ſamt ihm
nicht verhungert. Wie grenzenlos die Viehpreiſe ge-
ſunken ſind, zeigen folgende Daten. In Pettau ver-
kaufte man an den letzten Viehmärkten: Stiere mit
40—50 K. per 100 Kilogramm, Ochſen mit 40—48 K.,
Kühe mit 30—40 K., Jungvieh mit 38—44 K.,
Stechkälber 18—44 K., Schweine 70—80 K. per
100 Kilogram. Tauſende von Viehſtücken finden aber
keinen Käufer! Ein Beweis des unglaublichen
Sinkens der Viehpreiſe iſt darin zu erblicken, daß
zum Beiſpiel die Fleiſchpreiſe auf 1 K., 80 H., ja
ſogar 70 Heller fielen. Wie koloſſal werden Vieh-
und Fleiſchpreiſe im Frühling emporſchnellen! Die
deutſche Bezirksvertretung in Pettau hat darum
Schritte unternommen, um mit aller Energie die
grenzenloſe Not zu mildern. Sie fordert die aus-
wärtigen Viehhändler auf, die günſtige Gelegenheit
zu benützen und die Pettauer Märkte, welche jeden
erſten und dritten Mittwoch ſtattfinden, zu beſuchen,
damit die niedrigen Preiſe nicht, bis zum Wahnſinne
herabgedrückt, nur einzelnen Fleiſchern zugute kommen.
Sie beruft aber auch für Sonntag den 19. d. vor-
mittags nach Pettau einen großen Bauerntag ein,
an welchem über alle Mittel beraten werden ſoll,
die vom Staate eine notwendige Hilfsaktion ver-
urſachen können. Wenn irgendwo im Norden eine
kleine Kataſtrophe geſchieht, hat der Staat offene
Taſchen. Die Alpenländer läßt er — verhungern.
Die ſtiefmütterliche Behandlung kann man ſich nicht
mehr gefallen laſſen. Alle Mann an Bord!
Ein neuer Sokolverein. Ein aus Rann
a. d. S. hieher überſetzter Südbahnbeamter bemüht
ſich, hier einen ſloweniſchen Turnverein zu gründen.
Er hat bereits 22 Turner beiſammen, die jeden
Donnerstag in einer Scheune eines hieſigen Gaſt-
hauſes turnen. Als Protektor des Vereines wird der
Landesgymnaſialprofeſſor Dr. Joſef Romljanec ge-
nannt. Um den nationalen Frieden kümmern ſich
dieſe Herren wohl wenig.
Marburger Nachrichten.
Schulrat Profeſſor Franz Faſching.
Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach-
ſtehende, dem Andenken des Schulrates Faſching
gewidmete Zeilen: Und nun iſt auch er dahin; der
gütigſte, der gerechteſte Lehrer. Ich entſpreche nur
einem Wunſche vieler Jugendfreunde, wenn ich in
Kürze einige Erinnerungen auffriſche an ihn. War
ich doch ſein Lieblingsſchüler trotz der Sorgen, die
ich ihm bereitet habe oder vielleicht eben deshalb
und wegen der Liebe zur Geographie und Geſchichte,
die er vorgetragen hat. Im vorigen Jahre, es war
am 20. April, da traf ich ihn im Stadtparke zu
Marburg. Ich war in düſterſter Stimmung, denn
tagsvorher hatte ich mein edles Weib begraben.
Zwanzig Jahre hatten wir uns nicht geſehen. Mein
Neffe machte mich auf ihn aufmerkſam. Ich ging
auf ihn zu, grüßte und nun gab’s ein Händedrücken,
ein Begrüßen, wie zwiſchen alten Freunden. Dann
aber gings an ein Zurückerinnern an all die fünf
Jahre; von der dritten Klaſſe bis zur ſiebenten der
Staatsoberrealſchule; da wurde über einſtige ſeiner
Schüler, meine Kameraden, geſprochen und auch
über ſo manchen ſeiner Kollegen. Ich bewunderte
die gleich gebliebene Schärfe ſeines Denkens und
Gedächtniſſes, die felſenfeſte Treue, mit der er den
freiheitlichen Geſinnungen ſeiner jüngeren Jahre
anhing. „Wie ſteht es mit Ihrer politiſchen Ge-
ſinnung, l. W.? Sind Sie auch chriſtlichſozial ge-
worden?“ Ich fuhr auf: „Deutſch und frei.“ Das
nationale Empfinden hat er nie ſo recht verſtehen
können, aber freiheitlich war er vom Scheitel bis
zur Sohle. Nachdem wir im Laufe unſeres Ge-
ſpräches darüber unſere Einigkeit im Denken feſt-
geſtellt hatten, daß das deutſche Volk und ſeine
freiheitlichen Geſinnungen ſich ſchon lange auf einer
nach rückwärts gerichteten Linie bewegten und nach-
dem er an der Hand der Geſchichte nachzuweiſen
beſtrebt geweſen war, daß wieder eine Änderung
eintrelen müſſe und werde, kamen wir auf einzelne
meiner Mitſchüler, auf mich und unſere alten Un-
taten zu reden. Es wurde Ed., des heiteren Knaben
gedacht, meines unvermeidlichen Einbläſers, heute
in wichtiger Stellung in Marburg; wir erinnerten
uns Sim., der wütend wurde, wenn wir ihn „Ge-
ringelter Staubbeutel“ nannten oder wenn wir ihm
gar zuriefen: „Pöltſchach müſſe zerſtört werden“; er
war nämlich ein Pöltſchacher. Auch Feldſpitzens drollige
Erſcheinung, des Dichters der „toten Maus“, feſſelte
uns, nicht minder erinnerten wir uns Fritzens,
des Krainers, der 14 Jahre brauchte, bis er die
Anſtalt hinter ſich gebracht. „Aber der größte
Spitzbub ſind Sie geweſen, W.“, ſagte er. „Sie
waren der beſte Schüler, den ich hatte, aber Sie
haben mir auch die meiſten Sorgen gemacht. Als
ich im Jahre 1879 dieſe Klaſſe los geworden,
dankte ich der Vorſehung. Jeden Tag ſaß ich wie
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