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Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908.

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Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

zündenden Blitzschlägen. Durch einen Blitzschlag
wurde das Wirtschaftsgebäude des Grundbesitzers
Bosnitz vulgo Peitner und die Preß- und
Wagenhütte des Grundbesitzers Hirzer vulgo
Tiltscher eingeäschert.

(Kur-
liste und Unterhaltungen.)

Die letzte Kurliste
weist aus bisher angekommene 1334 Parteien mit
1963 Personen. -- Am 17. Juli: Kammermusik-
abend des Triestiner Quartettes. Am 18. Juli:
Gartenkonzert im Hotel "Erzherzog Johann".
Am 19. Juli: Parkfest.

(Unwetter.)

Gestern
entlud sich über den Bezirk Arnfels ein heftiges
Unwetter, welches einesteils das den ausgetrockneten
Fluren so notwendige Himmelsnaß in reichlichem
Maße brachte, andernteils aber viel Schaden an-
richtete. So soll in den Gemeinden Fötschach und
Glanz sehr starker Hagel gefallen sein. Zweimal
zündete der Blitz. Einmal bei einem Preßgebäude
in Fötschach, welches niederbrannte, während der
zweite Blitzschlag in den Stall des Besitzers Josef
Poßnitz, insgemein Peitler in Schloßberg, schlug.
Das Vieh konnte gerettet werden, während der
Stall und bedeutende Futtervorräte verbrannten.

(Deutscher Schul-
verein.)

Am 19. d. findet im Gasthofe Anton
Ortner die Hauptversammlung der Ortsgruppe
Arnfels des Deutschen Schulvereines statt, bei
welcher das Hauptleitungsmitglied Dr. Baum an-
wesend sein wird.

(Vom Männer-
gesangverein.)

Samstag, fand die Haupt-
versammlung im Vereinsheim "Zur Post" statt.
Aus dem Tätigkeitsbericht ist zu ersehen, daß der
Verein in das 41. Vereinsjahr mit 1 Ehrenmit-
gliede und 23 ausübenden Mitgliedern eintritt.
Neuwahl: Obmann Dr. Zangger (da Direktor
Simony nach langjähriger Tätigkeit wegen Krank-
heit eine Wiederwahl ablehnte), Stellvertreter und
Chormeister Dr. Schuster, Schriftführer Muchitsch,
Säckelwart Weberitsch und Notewart Wretzl. Mit
einem Heil auf das Blühen und Gedeihen des
deutschen Liedes in Rohitsch schloß der Obmann
die Versammlung.

(Pferdezucht.)

Am 11. d. fand hier die Pferdeprämiierung statt.
Eine große Zahl von Preisen kam diesmal zur
Verteilung, und zwar Staats-, Landes- und Be-
zirkspreise, Preise des Wiener- und Marburger
Trabrennvereines. Am Schlusse der Prämiierung
stellte Präsident R. v. Roßmanit fest, daß die
Pferdezucht im Luttenberger Bezirke im Aufschwunge
begriffen sei.

(Konkurs eines
Hutmachers.)

Das Kreisgericht Marburg hat
die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen
des Karl Jurcec, nichtregistrierten Hutmachers in
Friedau, bewilligt. Der Gerichtsvorstand in Friedau
wird zum Konkurskommissär, Dr. Gustav Delpin,
Advokat in Friedau, zum einstweiligen Masse-
verwalter bestellt.

(Tötlicher Unfall
bei einem Erdsturz.)

Heute waren mehrere
Arbeiter beim Bahnerweiterungsbaue bei der Unter-
nehmung Leo Landesberg in Trifail mit dem Ab-
tragen einer Berglehne beschäftigt und rutschte
hiebei auf einer stollenförmig untergrabenen Stelle
die obere hiedurch locker gewordene Erdschichte herab
und vergrub die dort befchäftigten Arbeit Stephan
Kovac und Anton Pesec. Ersterer wurde als
Leiche zu Tage befördert, während Pesec mit einem
schweren Oberschenkelbruch davonkam. Ein strafbares
Verschulden dürfte den Partieführer treffen, weil er
mit der Abtragung statt auf der Höhe, an der
Sohle durch Eingraben eines Stollen begann, wo-
durch das Erdreich in sich zusammenstürzte.

(Von der Be-
zirkshauptmannschaft.)

Das Ackerbau-
ministerium hat den Bezirksförster Oskar Maize-
nowitsch
von Sachsenburg nach Radkersburg
versetzt und denselben mit der Versehung des Forst-
dienstes in den politischen Bezirken Radkersburg,
Luttenberg und im Gerichtsbezirke St. Leonhard
betraut.

(Vom Lehr-
fache.)

In der Leitung der Bürgerschule ist ein
Wechsel eingetreten. Der Direktor Herr Rudolf
Huber ist nach 30jähriger Dienstzeit in den wohl-
verdienten Ruhestand gegangen. Er hat die Anstalt
10 Jahre hindurch zur vollsten Zufriedenheit seiner
Vorgesetzten und zum Besten der Schuljugend ge-
[Spaltenumbruch] leitet. Bei der letzten Konferenz verabschiedete er sich
in herzlichster Weise von seinem ehemaligen
Lehrkörper.

(Zwei Ge-
schwister als Lebensretter.)

Sonntag nach-
mittag glitt ein Fräulein beim Baden in der hiesigen
städtischen Badeanstalt aus und sank, des Schwimmens
unkundig, an einer tieferen Stelle unter. Auf das
Geschrei der Badewärterin überstieg der 13jährige
Sohn des hiesigen Bezirksobmannes, Aug. Günther,
sofort die das Herren- und Damenbad trennende
Wand und sprang dem Fräulein nach. Es gelang
ihm, mit Hintansetzung des eigenen Lebens im
Verein mit seiner 14jährigen Schwester Mika die
schon fast Bewußtlose dem Tode zu entreißen. Für-
wahr eine wackere Tat dieser beiden Kinder!

(Selbstmord aus Ver-
zweiflung.)

Die 26jährige Antonie Tomazin,
eine Besitzerstochter aus Raka in Krain, hat ihrem
Leben durch Gift ein frühes Ende gesetzt. Schuld
an ihrem Tode trägt das treulose Verhalten ihres
Liebhabers, der das Mädchen, das sich als Arbeiterin
ganz gut fortbrachte, ins Unglück stürzte und dann,
als sie infolge ihrer Niederkunft brotlos ward, im
Stiche ließ. Die Unglückliche hat sich mit einer
Phosphorlösung vergiftet.

(Südmarkversamm-
lung.)

Dem Tätigkeitsberichte, welcher in der am
12. d. stattgefundenen Hauptversammlung der hiesigen
Südmarkortsgruppe erstattet wurde, entnehmen wir,
daß die Ortsgruppe im letzten Jahre an die Haupt-
leitung den bedeutenden Betrag von über 2700 K.
abgeführt hat. An Südmarklosen wurden in Cilli
gegen 1600 Stück verkauft. Die Ausschußneuwahl
hatte nachstehendes Ergebnis: Stadtamtsvorstand
Dr. Otto Ambroschitsch Obmann; Dr. Georg
Skoberne, Advokaturskandidat, Obmannstellvertreter;
Gustav Stiger, Kaufmann, Schriftführer; August
Lakitsch, Kaufmann, Schriftführerstellvertreter; Josef
Temerl, Krankenhausverwalter, Zahlmeister; Otto
Kuster, Gastwirt, Zahlmeisterstellvertreter; Hans
Blechinger, Stadtamtssekretär, und Herm. Mauthner,
Bürgerschullehrer, Beiräte und Büchereiverweser.

(Eine große
Hochzeitsfeier.)

Heute hat die Vermählung
des Herrn Georg Tschernigg, einem Sohne des
verstorbenen Herrn Reichsratsabgeordneten Johann
Tschernigg, mit Fräulein Walburga Zipper,
Besitzerin der Stroißnig- und Zipperhube in Jakling,
in St. Marein stattgefunden. Die Hochzeitsfeier-
lichkeiten, wozu 70 Paare eingeladen sind, finden
heute beim Krainerwirt in Altendorf statt.




Pettauer Nachrichten.
Die Dürre in Untersteiermark.

Aus
Kreisen des Pettauer Bezirksausschusses wird uns
geschrieben: Ein furchtbares Bild, -- unsere Wiesen,
Felder, Weiden! Die heuer so gräßliche Dürre hat
uns das Gespenst der Mißernte vorgezaubert und
wirsehen den Bauer hoffnungslos. Der Vernichtung des
gesunden Weinbauernstandes durch die Peronospora-
Katastrophen folgten Hagelschlag auf Hagelschlag
in den mit so gewaltigen Kosten errichteten neuen
Anlagen. Jahr um Jahr Hagelschlag! Man hörte
schon die Ansicht aussprechen: wer sich wirtschaftlich
ruinieren wolle, der kaufe einen Weingarten. Das
heurige Frühjahr aber zeigte wunderbar schöne
Weingärten, 40, 50 bis 60 Trauben auf einer
Rebe zählten die Bauern, und wieder erwachte die
Hoffnung, denn man erwartete eine herrliche Wein-
ernte. Nun, sie wird nicht so herrlich sein, denn die
Dürre, die empfindlichste, unglaublichste Dürre zeigt
schon ihren Einfluß. Die Beeren fallen ab, werden
entwicklungsunfähig, es fehlt ihnen -- Regen. Aber
nicht nur in den Weingärten fehlt Regen. Viel
gräßlicher wütet die Dürre auf unseren Wiesen,
Weiden und Feldern. Die Wiesen ähneln den un-
fruchtbarsten Karstgegenden, wo nur Schafe und
Ziegen aus dem festgestampften Boden ein paar
Gräser hervorzerren können. Das Ackern ist zur
Unmöglichkeit geworden. Das Getreide schaut arm-
selig aus und auch die paar Tropfen der letzten
Gewitter haben nicht mehr helfen können, Infolge-
dessen ein ungeheuerer Aufschwung der Futterpreise,
die bis 14 K. betragen. Dem Bauer ist es unmög-
lich, Futter zu kaufen. Dem Zwange gehorchend,
verkauft er kopfüber sein Vieh, damit es samt ihm
nicht verhungert. Wie grenzenlos die Viehpreise ge-
sunken sind, zeigen folgende Daten. In Pettau ver-
kaufte man an den letzten Viehmärkten: Stiere mit
40--50 K. per 100 Kilogramm, Ochsen mit 40--48 K.,
[Spaltenumbruch] Kühe mit 30--40 K., Jungvieh mit 38--44 K.,
Stechkälber 18--44 K., Schweine 70--80 K. per
100 Kilogram. Tausende von Viehstücken finden aber
keinen Käufer! Ein Beweis des unglaublichen
Sinkens der Viehpreise ist darin zu erblicken, daß
zum Beispiel die Fleischpreise auf 1 K., 80 H., ja
sogar 70 Heller fielen. Wie kolossal werden Vieh-
und Fleischpreise im Frühling emporschnellen! Die
deutsche Bezirksvertretung in Pettau hat darum
Schritte unternommen, um mit aller Energie die
grenzenlose Not zu mildern. Sie fordert die aus-
wärtigen Viehhändler auf, die günstige Gelegenheit
zu benützen und die Pettauer Märkte, welche jeden
ersten und dritten Mittwoch stattfinden, zu besuchen,
damit die niedrigen Preise nicht, bis zum Wahnsinne
herabgedrückt, nur einzelnen Fleischern zugute kommen.
Sie beruft aber auch für Sonntag den 19. d. vor-
mittags nach Pettau einen großen Bauerntag ein,
an welchem über alle Mittel beraten werden soll,
die vom Staate eine notwendige Hilfsaktion ver-
ursachen können. Wenn irgendwo im Norden eine
kleine Katastrophe geschieht, hat der Staat offene
Taschen. Die Alpenländer läßt er -- verhungern.
Die stiefmütterliche Behandlung kann man sich nicht
mehr gefallen lassen. Alle Mann an Bord!

Ein neuer Sokolverein.

Ein aus Rann
a. d. S. hieher übersetzter Südbahnbeamter bemüht
sich, hier einen slowenischen Turnverein zu gründen.
Er hat bereits 22 Turner beisammen, die jeden
Donnerstag in einer Scheune eines hiesigen Gast-
hauses turnen. Als Protektor des Vereines wird der
Landesgymnasialprofessor Dr. Josef Romljanec ge-
nannt. Um den nationalen Frieden kümmern sich
diese Herren wohl wenig.




Marburger Nachrichten.
Schulrat Professor Franz Fasching.

Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach-
stehende, dem Andenken des Schulrates Fasching
gewidmete Zeilen: Und nun ist auch er dahin; der
gütigste, der gerechteste Lehrer. Ich entspreche nur
einem Wunsche vieler Jugendfreunde, wenn ich in
Kürze einige Erinnerungen auffrische an ihn. War
ich doch sein Lieblingsschüler trotz der Sorgen, die
ich ihm bereitet habe oder vielleicht eben deshalb
und wegen der Liebe zur Geographie und Geschichte,
die er vorgetragen hat. Im vorigen Jahre, es war
am 20. April, da traf ich ihn im Stadtparke zu
Marburg. Ich war in düsterster Stimmung, denn
tagsvorher hatte ich mein edles Weib begraben.
Zwanzig Jahre hatten wir uns nicht gesehen. Mein
Neffe machte mich auf ihn aufmerksam. Ich ging
auf ihn zu, grüßte und nun gab's ein Händedrücken,
ein Begrüßen, wie zwischen alten Freunden. Dann
aber gings an ein Zurückerinnern an all die fünf
Jahre; von der dritten Klasse bis zur siebenten der
Staatsoberrealschule; da wurde über einstige seiner
Schüler, meine Kameraden, gesprochen und auch
über so manchen seiner Kollegen. Ich bewunderte
die gleich gebliebene Schärfe seines Denkens und
Gedächtnisses, die felsenfeste Treue, mit der er den
freiheitlichen Gesinnungen seiner jüngeren Jahre
anhing. "Wie steht es mit Ihrer politischen Ge-
sinnung, l. W.? Sind Sie auch christlichsozial ge-
worden?" Ich fuhr auf: "Deutsch und frei." Das
nationale Empfinden hat er nie so recht verstehen
können, aber freiheitlich war er vom Scheitel bis
zur Sohle. Nachdem wir im Laufe unseres Ge-
spräches darüber unsere Einigkeit im Denken fest-
gestellt hatten, daß das deutsche Volk und seine
freiheitlichen Gesinnungen sich schon lange auf einer
nach rück[w]ärts gerichteten Linie bewegten und nach-
dem er an der Hand der Geschichte nachzuweisen
bestrebt gewesen war, daß wieder eine Änderung
eintrelen müsse und werde, kamen wir auf einzelne
meiner Mitschüler, auf mich und unsere alten Un-
taten zu reden. Es wurde Ed., des heiteren Knaben
gedacht, meines unvermeidlichen Einbläsers, heute
in wichtiger Stellung in Marburg; wir erinnerten
uns Sim., der wütend wurde, wenn wir ihn "Ge-
ringelter Staubbeutel" nannten oder wenn wir ihm
gar zuriefen: "Pöltschach müsse zerstört werden"; er
war nämlich ein Pöltschacher. Auch Feldspitzens drollige
Erscheinung, des Dichters der "toten Maus", fesselte
uns, nicht minder erinnerten wir uns Fritzens,
des Krainers, der 14 Jahre brauchte, bis er die
Anstalt hinter sich gebracht. "Aber der größte
Spitzbub sind Sie gewesen, W.", sagte er. "Sie
waren der beste Schüler, den ich hatte, aber Sie
haben mir auch die meisten Sorgen gemacht. Als
ich im Jahre 1879 diese Klasse los geworden,
dankte ich der Vorsehung. Jeden Tag saß ich wie

Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

zündenden Blitzſchlägen. Durch einen Blitzſchlag
wurde das Wirtſchaftsgebäude des Grundbeſitzers
Bosnitz vulgo Peitner und die Preß- und
Wagenhütte des Grundbeſitzers Hirzer vulgo
Tiltſcher eingeäſchert.

(Kur-
liſte und Unterhaltungen.)

Die letzte Kurliſte
weiſt aus bisher angekommene 1334 Parteien mit
1963 Perſonen. — Am 17. Juli: Kammermuſik-
abend des Trieſtiner Quartettes. Am 18. Juli:
Gartenkonzert im Hotel „Erzherzog Johann“.
Am 19. Juli: Parkfeſt.

(Unwetter.)

Geſtern
entlud ſich über den Bezirk Arnfels ein heftiges
Unwetter, welches einesteils das den ausgetrockneten
Fluren ſo notwendige Himmelsnaß in reichlichem
Maße brachte, andernteils aber viel Schaden an-
richtete. So ſoll in den Gemeinden Fötſchach und
Glanz ſehr ſtarker Hagel gefallen ſein. Zweimal
zündete der Blitz. Einmal bei einem Preßgebäude
in Fötſchach, welches niederbrannte, während der
zweite Blitzſchlag in den Stall des Beſitzers Joſef
Poßnitz, insgemein Peitler in Schloßberg, ſchlug.
Das Vieh konnte gerettet werden, während der
Stall und bedeutende Futtervorräte verbrannten.

(Deutſcher Schul-
verein.)

Am 19. d. findet im Gaſthofe Anton
Ortner die Hauptverſammlung der Ortsgruppe
Arnfels des Deutſchen Schulvereines ſtatt, bei
welcher das Hauptleitungsmitglied Dr. Baum an-
weſend ſein wird.

(Vom Männer-
geſangverein.)

Samstag, fand die Haupt-
verſammlung im Vereinsheim „Zur Poſt“ ſtatt.
Aus dem Tätigkeitsbericht iſt zu erſehen, daß der
Verein in das 41. Vereinsjahr mit 1 Ehrenmit-
gliede und 23 ausübenden Mitgliedern eintritt.
Neuwahl: Obmann Dr. Zangger (da Direktor
Simony nach langjähriger Tätigkeit wegen Krank-
heit eine Wiederwahl ablehnte), Stellvertreter und
Chormeiſter Dr. Schuſter, Schriftführer Muchitſch,
Säckelwart Weberitſch und Notewart Wretzl. Mit
einem Heil auf das Blühen und Gedeihen des
deutſchen Liedes in Rohitſch ſchloß der Obmann
die Verſammlung.

(Pferdezucht.)

Am 11. d. fand hier die Pferdeprämiierung ſtatt.
Eine große Zahl von Preiſen kam diesmal zur
Verteilung, und zwar Staats-, Landes- und Be-
zirkspreiſe, Preiſe des Wiener- und Marburger
Trabrennvereines. Am Schluſſe der Prämiierung
ſtellte Präſident R. v. Roßmanit feſt, daß die
Pferdezucht im Luttenberger Bezirke im Aufſchwunge
begriffen ſei.

(Konkurs eines
Hutmachers.)

Das Kreisgericht Marburg hat
die Eröffnung des Konkurſes über das Vermögen
des Karl Jurcec, nichtregiſtrierten Hutmachers in
Friedau, bewilligt. Der Gerichtsvorſtand in Friedau
wird zum Konkurskommiſſär, Dr. Guſtav Delpin,
Advokat in Friedau, zum einſtweiligen Maſſe-
verwalter beſtellt.

(Tötlicher Unfall
bei einem Erdſturz.)

Heute waren mehrere
Arbeiter beim Bahnerweiterungsbaue bei der Unter-
nehmung Leo Landesberg in Trifail mit dem Ab-
tragen einer Berglehne beſchäftigt und rutſchte
hiebei auf einer ſtollenförmig untergrabenen Stelle
die obere hiedurch locker gewordene Erdſchichte herab
und vergrub die dort befchäftigten Arbeit Stephan
Kovac und Anton Peſec. Erſterer wurde als
Leiche zu Tage befördert, während Peſec mit einem
ſchweren Oberſchenkelbruch davonkam. Ein ſtrafbares
Verſchulden dürfte den Partieführer treffen, weil er
mit der Abtragung ſtatt auf der Höhe, an der
Sohle durch Eingraben eines Stollen begann, wo-
durch das Erdreich in ſich zuſammenſtürzte.

(Von der Be-
zirkshauptmannſchaft.)

Das Ackerbau-
miniſterium hat den Bezirksförſter Oskar Maize-
nowitſch
von Sachſenburg nach Radkersburg
verſetzt und denſelben mit der Verſehung des Forſt-
dienſtes in den politiſchen Bezirken Radkersburg,
Luttenberg und im Gerichtsbezirke St. Leonhard
betraut.

(Vom Lehr-
fache.)

In der Leitung der Bürgerſchule iſt ein
Wechſel eingetreten. Der Direktor Herr Rudolf
Huber iſt nach 30jähriger Dienſtzeit in den wohl-
verdienten Ruheſtand gegangen. Er hat die Anſtalt
10 Jahre hindurch zur vollſten Zufriedenheit ſeiner
Vorgeſetzten und zum Beſten der Schuljugend ge-
[Spaltenumbruch] leitet. Bei der letzten Konferenz verabſchiedete er ſich
in herzlichſter Weiſe von ſeinem ehemaligen
Lehrkörper.

(Zwei Ge-
ſchwiſter als Lebensretter.)

Sonntag nach-
mittag glitt ein Fräulein beim Baden in der hieſigen
ſtädtiſchen Badeanſtalt aus und ſank, des Schwimmens
unkundig, an einer tieferen Stelle unter. Auf das
Geſchrei der Badewärterin überſtieg der 13jährige
Sohn des hieſigen Bezirksobmannes, Aug. Günther,
ſofort die das Herren- und Damenbad trennende
Wand und ſprang dem Fräulein nach. Es gelang
ihm, mit Hintanſetzung des eigenen Lebens im
Verein mit ſeiner 14jährigen Schweſter Mika die
ſchon faſt Bewußtloſe dem Tode zu entreißen. Für-
wahr eine wackere Tat dieſer beiden Kinder!

(Selbſtmord aus Ver-
zweiflung.)

Die 26jährige Antonie Tomazin,
eine Beſitzerstochter aus Raka in Krain, hat ihrem
Leben durch Gift ein frühes Ende geſetzt. Schuld
an ihrem Tode trägt das treuloſe Verhalten ihres
Liebhabers, der das Mädchen, das ſich als Arbeiterin
ganz gut fortbrachte, ins Unglück ſtürzte und dann,
als ſie infolge ihrer Niederkunft brotlos ward, im
Stiche ließ. Die Unglückliche hat ſich mit einer
Phosphorlöſung vergiftet.

(Südmarkverſamm-
lung.)

Dem Tätigkeitsberichte, welcher in der am
12. d. ſtattgefundenen Hauptverſammlung der hieſigen
Südmarkortsgruppe erſtattet wurde, entnehmen wir,
daß die Ortsgruppe im letzten Jahre an die Haupt-
leitung den bedeutenden Betrag von über 2700 K.
abgeführt hat. An Südmarkloſen wurden in Cilli
gegen 1600 Stück verkauft. Die Ausſchußneuwahl
hatte nachſtehendes Ergebnis: Stadtamtsvorſtand
Dr. Otto Ambroſchitſch Obmann; Dr. Georg
Skoberne, Advokaturskandidat, Obmannſtellvertreter;
Guſtav Stiger, Kaufmann, Schriftführer; Auguſt
Lakitſch, Kaufmann, Schriftführerſtellvertreter; Joſef
Temerl, Krankenhausverwalter, Zahlmeiſter; Otto
Kuſter, Gaſtwirt, Zahlmeiſterſtellvertreter; Hans
Blechinger, Stadtamtsſekretär, und Herm. Mauthner,
Bürgerſchullehrer, Beiräte und Büchereiverweſer.

(Eine große
Hochzeitsfeier.)

Heute hat die Vermählung
des Herrn Georg Tſchernigg, einem Sohne des
verſtorbenen Herrn Reichsratsabgeordneten Johann
Tſchernigg, mit Fräulein Walburga Zipper,
Beſitzerin der Stroißnig- und Zipperhube in Jakling,
in St. Marein ſtattgefunden. Die Hochzeitsfeier-
lichkeiten, wozu 70 Paare eingeladen ſind, finden
heute beim Krainerwirt in Altendorf ſtatt.




Pettauer Nachrichten.
Die Dürre in Unterſteiermark.

Aus
Kreiſen des Pettauer Bezirksausſchuſſes wird uns
geſchrieben: Ein furchtbares Bild, — unſere Wieſen,
Felder, Weiden! Die heuer ſo gräßliche Dürre hat
uns das Geſpenſt der Mißernte vorgezaubert und
wirſehen den Bauer hoffnungslos. Der Vernichtung des
geſunden Weinbauernſtandes durch die Peronoſpora-
Kataſtrophen folgten Hagelſchlag auf Hagelſchlag
in den mit ſo gewaltigen Koſten errichteten neuen
Anlagen. Jahr um Jahr Hagelſchlag! Man hörte
ſchon die Anſicht ausſprechen: wer ſich wirtſchaftlich
ruinieren wolle, der kaufe einen Weingarten. Das
heurige Frühjahr aber zeigte wunderbar ſchöne
Weingärten, 40, 50 bis 60 Trauben auf einer
Rebe zählten die Bauern, und wieder erwachte die
Hoffnung, denn man erwartete eine herrliche Wein-
ernte. Nun, ſie wird nicht ſo herrlich ſein, denn die
Dürre, die empfindlichſte, unglaublichſte Dürre zeigt
ſchon ihren Einfluß. Die Beeren fallen ab, werden
entwicklungsunfähig, es fehlt ihnen — Regen. Aber
nicht nur in den Weingärten fehlt Regen. Viel
gräßlicher wütet die Dürre auf unſeren Wieſen,
Weiden und Feldern. Die Wieſen ähneln den un-
fruchtbarſten Karſtgegenden, wo nur Schafe und
Ziegen aus dem feſtgeſtampften Boden ein paar
Gräſer hervorzerren können. Das Ackern iſt zur
Unmöglichkeit geworden. Das Getreide ſchaut arm-
ſelig aus und auch die paar Tropfen der letzten
Gewitter haben nicht mehr helfen können, Infolge-
deſſen ein ungeheuerer Aufſchwung der Futterpreiſe,
die bis 14 K. betragen. Dem Bauer iſt es unmög-
lich, Futter zu kaufen. Dem Zwange gehorchend,
verkauft er kopfüber ſein Vieh, damit es ſamt ihm
nicht verhungert. Wie grenzenlos die Viehpreiſe ge-
ſunken ſind, zeigen folgende Daten. In Pettau ver-
kaufte man an den letzten Viehmärkten: Stiere mit
40—50 K. per 100 Kilogramm, Ochſen mit 40—48 K.,
[Spaltenumbruch] Kühe mit 30—40 K., Jungvieh mit 38—44 K.,
Stechkälber 18—44 K., Schweine 70—80 K. per
100 Kilogram. Tauſende von Viehſtücken finden aber
keinen Käufer! Ein Beweis des unglaublichen
Sinkens der Viehpreiſe iſt darin zu erblicken, daß
zum Beiſpiel die Fleiſchpreiſe auf 1 K., 80 H., ja
ſogar 70 Heller fielen. Wie koloſſal werden Vieh-
und Fleiſchpreiſe im Frühling emporſchnellen! Die
deutſche Bezirksvertretung in Pettau hat darum
Schritte unternommen, um mit aller Energie die
grenzenloſe Not zu mildern. Sie fordert die aus-
wärtigen Viehhändler auf, die günſtige Gelegenheit
zu benützen und die Pettauer Märkte, welche jeden
erſten und dritten Mittwoch ſtattfinden, zu beſuchen,
damit die niedrigen Preiſe nicht, bis zum Wahnſinne
herabgedrückt, nur einzelnen Fleiſchern zugute kommen.
Sie beruft aber auch für Sonntag den 19. d. vor-
mittags nach Pettau einen großen Bauerntag ein,
an welchem über alle Mittel beraten werden ſoll,
die vom Staate eine notwendige Hilfsaktion ver-
urſachen können. Wenn irgendwo im Norden eine
kleine Kataſtrophe geſchieht, hat der Staat offene
Taſchen. Die Alpenländer läßt er — verhungern.
Die ſtiefmütterliche Behandlung kann man ſich nicht
mehr gefallen laſſen. Alle Mann an Bord!

Ein neuer Sokolverein.

Ein aus Rann
a. d. S. hieher überſetzter Südbahnbeamter bemüht
ſich, hier einen ſloweniſchen Turnverein zu gründen.
Er hat bereits 22 Turner beiſammen, die jeden
Donnerstag in einer Scheune eines hieſigen Gaſt-
hauſes turnen. Als Protektor des Vereines wird der
Landesgymnaſialprofeſſor Dr. Joſef Romljanec ge-
nannt. Um den nationalen Frieden kümmern ſich
dieſe Herren wohl wenig.




Marburger Nachrichten.
Schulrat Profeſſor Franz Faſching.

Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach-
ſtehende, dem Andenken des Schulrates Faſching
gewidmete Zeilen: Und nun iſt auch er dahin; der
gütigſte, der gerechteſte Lehrer. Ich entſpreche nur
einem Wunſche vieler Jugendfreunde, wenn ich in
Kürze einige Erinnerungen auffriſche an ihn. War
ich doch ſein Lieblingsſchüler trotz der Sorgen, die
ich ihm bereitet habe oder vielleicht eben deshalb
und wegen der Liebe zur Geographie und Geſchichte,
die er vorgetragen hat. Im vorigen Jahre, es war
am 20. April, da traf ich ihn im Stadtparke zu
Marburg. Ich war in düſterſter Stimmung, denn
tagsvorher hatte ich mein edles Weib begraben.
Zwanzig Jahre hatten wir uns nicht geſehen. Mein
Neffe machte mich auf ihn aufmerkſam. Ich ging
auf ihn zu, grüßte und nun gab’s ein Händedrücken,
ein Begrüßen, wie zwiſchen alten Freunden. Dann
aber gings an ein Zurückerinnern an all die fünf
Jahre; von der dritten Klaſſe bis zur ſiebenten der
Staatsoberrealſchule; da wurde über einſtige ſeiner
Schüler, meine Kameraden, geſprochen und auch
über ſo manchen ſeiner Kollegen. Ich bewunderte
die gleich gebliebene Schärfe ſeines Denkens und
Gedächtniſſes, die felſenfeſte Treue, mit der er den
freiheitlichen Geſinnungen ſeiner jüngeren Jahre
anhing. „Wie ſteht es mit Ihrer politiſchen Ge-
ſinnung, l. W.? Sind Sie auch chriſtlichſozial ge-
worden?“ Ich fuhr auf: „Deutſch und frei.“ Das
nationale Empfinden hat er nie ſo recht verſtehen
können, aber freiheitlich war er vom Scheitel bis
zur Sohle. Nachdem wir im Laufe unſeres Ge-
ſpräches darüber unſere Einigkeit im Denken feſt-
geſtellt hatten, daß das deutſche Volk und ſeine
freiheitlichen Geſinnungen ſich ſchon lange auf einer
nach rück[w]ärts gerichteten Linie bewegten und nach-
dem er an der Hand der Geſchichte nachzuweiſen
beſtrebt geweſen war, daß wieder eine Änderung
eintrelen müſſe und werde, kamen wir auf einzelne
meiner Mitſchüler, auf mich und unſere alten Un-
taten zu reden. Es wurde Ed., des heiteren Knaben
gedacht, meines unvermeidlichen Einbläſers, heute
in wichtiger Stellung in Marburg; wir erinnerten
uns Sim., der wütend wurde, wenn wir ihn „Ge-
ringelter Staubbeutel“ nannten oder wenn wir ihm
gar zuriefen: „Pöltſchach müſſe zerſtört werden“; er
war nämlich ein Pöltſchacher. Auch Feldſpitzens drollige
Erſcheinung, des Dichters der „toten Maus“, feſſelte
uns, nicht minder erinnerten wir uns Fritzens,
des Krainers, der 14 Jahre brauchte, bis er die
Anſtalt hinter ſich gebracht. „Aber der größte
Spitzbub ſind Sie geweſen, W.“, ſagte er. „Sie
waren der beſte Schüler, den ich hatte, aber Sie
haben mir auch die meiſten Sorgen gemacht. Als
ich im Jahre 1879 dieſe Klaſſe los geworden,
dankte ich der Vorſehung. Jeden Tag ſaß ich wie

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[3/0003] Nr. 85, 16. Juli 1908 Marburger Zeitung zündenden Blitzſchlägen. Durch einen Blitzſchlag wurde das Wirtſchaftsgebäude des Grundbeſitzers Bosnitz vulgo Peitner und die Preß- und Wagenhütte des Grundbeſitzers Hirzer vulgo Tiltſcher eingeäſchert. Rohitſch-Sauerbrunn, 15. Juli. (Kur- liſte und Unterhaltungen.) Die letzte Kurliſte weiſt aus bisher angekommene 1334 Parteien mit 1963 Perſonen. — Am 17. Juli: Kammermuſik- abend des Trieſtiner Quartettes. Am 18. Juli: Gartenkonzert im Hotel „Erzherzog Johann“. Am 19. Juli: Parkfeſt. Arnfels, 15. Juli. (Unwetter.) Geſtern entlud ſich über den Bezirk Arnfels ein heftiges Unwetter, welches einesteils das den ausgetrockneten Fluren ſo notwendige Himmelsnaß in reichlichem Maße brachte, andernteils aber viel Schaden an- richtete. So ſoll in den Gemeinden Fötſchach und Glanz ſehr ſtarker Hagel gefallen ſein. Zweimal zündete der Blitz. Einmal bei einem Preßgebäude in Fötſchach, welches niederbrannte, während der zweite Blitzſchlag in den Stall des Beſitzers Joſef Poßnitz, insgemein Peitler in Schloßberg, ſchlug. Das Vieh konnte gerettet werden, während der Stall und bedeutende Futtervorräte verbrannten. Arnfels, 15. Juli. (Deutſcher Schul- verein.) Am 19. d. findet im Gaſthofe Anton Ortner die Hauptverſammlung der Ortsgruppe Arnfels des Deutſchen Schulvereines ſtatt, bei welcher das Hauptleitungsmitglied Dr. Baum an- weſend ſein wird. Rohitſch, 14. Juli. (Vom Männer- geſangverein.) Samstag, fand die Haupt- verſammlung im Vereinsheim „Zur Poſt“ ſtatt. Aus dem Tätigkeitsbericht iſt zu erſehen, daß der Verein in das 41. Vereinsjahr mit 1 Ehrenmit- gliede und 23 ausübenden Mitgliedern eintritt. Neuwahl: Obmann Dr. Zangger (da Direktor Simony nach langjähriger Tätigkeit wegen Krank- heit eine Wiederwahl ablehnte), Stellvertreter und Chormeiſter Dr. Schuſter, Schriftführer Muchitſch, Säckelwart Weberitſch und Notewart Wretzl. Mit einem Heil auf das Blühen und Gedeihen des deutſchen Liedes in Rohitſch ſchloß der Obmann die Verſammlung. Luttenberg, 13. Juli. (Pferdezucht.) Am 11. d. fand hier die Pferdeprämiierung ſtatt. Eine große Zahl von Preiſen kam diesmal zur Verteilung, und zwar Staats-, Landes- und Be- zirkspreiſe, Preiſe des Wiener- und Marburger Trabrennvereines. Am Schluſſe der Prämiierung ſtellte Präſident R. v. Roßmanit feſt, daß die Pferdezucht im Luttenberger Bezirke im Aufſchwunge begriffen ſei. Friedau, 14. Juli. (Konkurs eines Hutmachers.) Das Kreisgericht Marburg hat die Eröffnung des Konkurſes über das Vermögen des Karl Jurcec, nichtregiſtrierten Hutmachers in Friedau, bewilligt. Der Gerichtsvorſtand in Friedau wird zum Konkurskommiſſär, Dr. Guſtav Delpin, Advokat in Friedau, zum einſtweiligen Maſſe- verwalter beſtellt. Trifail, 13. Juli. (Tötlicher Unfall bei einem Erdſturz.) Heute waren mehrere Arbeiter beim Bahnerweiterungsbaue bei der Unter- nehmung Leo Landesberg in Trifail mit dem Ab- tragen einer Berglehne beſchäftigt und rutſchte hiebei auf einer ſtollenförmig untergrabenen Stelle die obere hiedurch locker gewordene Erdſchichte herab und vergrub die dort befchäftigten Arbeit Stephan Kovac und Anton Peſec. Erſterer wurde als Leiche zu Tage befördert, während Peſec mit einem ſchweren Oberſchenkelbruch davonkam. Ein ſtrafbares Verſchulden dürfte den Partieführer treffen, weil er mit der Abtragung ſtatt auf der Höhe, an der Sohle durch Eingraben eines Stollen begann, wo- durch das Erdreich in ſich zuſammenſtürzte. Radkersburg, 13. Juli. (Von der Be- zirkshauptmannſchaft.) Das Ackerbau- miniſterium hat den Bezirksförſter Oskar Maize- nowitſch von Sachſenburg nach Radkersburg verſetzt und denſelben mit der Verſehung des Forſt- dienſtes in den politiſchen Bezirken Radkersburg, Luttenberg und im Gerichtsbezirke St. Leonhard betraut. Radkersburg, 13. Juli. (Vom Lehr- fache.) In der Leitung der Bürgerſchule iſt ein Wechſel eingetreten. Der Direktor Herr Rudolf Huber iſt nach 30jähriger Dienſtzeit in den wohl- verdienten Ruheſtand gegangen. Er hat die Anſtalt 10 Jahre hindurch zur vollſten Zufriedenheit ſeiner Vorgeſetzten und zum Beſten der Schuljugend ge- leitet. Bei der letzten Konferenz verabſchiedete er ſich in herzlichſter Weiſe von ſeinem ehemaligen Lehrkörper. Windiſchgraz, 14. Juli. (Zwei Ge- ſchwiſter als Lebensretter.) Sonntag nach- mittag glitt ein Fräulein beim Baden in der hieſigen ſtädtiſchen Badeanſtalt aus und ſank, des Schwimmens unkundig, an einer tieferen Stelle unter. Auf das Geſchrei der Badewärterin überſtieg der 13jährige Sohn des hieſigen Bezirksobmannes, Aug. Günther, ſofort die das Herren- und Damenbad trennende Wand und ſprang dem Fräulein nach. Es gelang ihm, mit Hintanſetzung des eigenen Lebens im Verein mit ſeiner 14jährigen Schweſter Mika die ſchon faſt Bewußtloſe dem Tode zu entreißen. Für- wahr eine wackere Tat dieſer beiden Kinder! Cilli, 14. Juli. (Selbſtmord aus Ver- zweiflung.) Die 26jährige Antonie Tomazin, eine Beſitzerstochter aus Raka in Krain, hat ihrem Leben durch Gift ein frühes Ende geſetzt. Schuld an ihrem Tode trägt das treuloſe Verhalten ihres Liebhabers, der das Mädchen, das ſich als Arbeiterin ganz gut fortbrachte, ins Unglück ſtürzte und dann, als ſie infolge ihrer Niederkunft brotlos ward, im Stiche ließ. Die Unglückliche hat ſich mit einer Phosphorlöſung vergiftet. Cilli, 14. Juli. (Südmarkverſamm- lung.) Dem Tätigkeitsberichte, welcher in der am 12. d. ſtattgefundenen Hauptverſammlung der hieſigen Südmarkortsgruppe erſtattet wurde, entnehmen wir, daß die Ortsgruppe im letzten Jahre an die Haupt- leitung den bedeutenden Betrag von über 2700 K. abgeführt hat. An Südmarkloſen wurden in Cilli gegen 1600 Stück verkauft. Die Ausſchußneuwahl hatte nachſtehendes Ergebnis: Stadtamtsvorſtand Dr. Otto Ambroſchitſch Obmann; Dr. Georg Skoberne, Advokaturskandidat, Obmannſtellvertreter; Guſtav Stiger, Kaufmann, Schriftführer; Auguſt Lakitſch, Kaufmann, Schriftführerſtellvertreter; Joſef Temerl, Krankenhausverwalter, Zahlmeiſter; Otto Kuſter, Gaſtwirt, Zahlmeiſterſtellvertreter; Hans Blechinger, Stadtamtsſekretär, und Herm. Mauthner, Bürgerſchullehrer, Beiräte und Büchereiverweſer. Wolfsberg, 14. Juli. (Eine große Hochzeitsfeier.) Heute hat die Vermählung des Herrn Georg Tſchernigg, einem Sohne des verſtorbenen Herrn Reichsratsabgeordneten Johann Tſchernigg, mit Fräulein Walburga Zipper, Beſitzerin der Stroißnig- und Zipperhube in Jakling, in St. Marein ſtattgefunden. Die Hochzeitsfeier- lichkeiten, wozu 70 Paare eingeladen ſind, finden heute beim Krainerwirt in Altendorf ſtatt. Pettauer Nachrichten. Die Dürre in Unterſteiermark. Aus Kreiſen des Pettauer Bezirksausſchuſſes wird uns geſchrieben: Ein furchtbares Bild, — unſere Wieſen, Felder, Weiden! Die heuer ſo gräßliche Dürre hat uns das Geſpenſt der Mißernte vorgezaubert und wirſehen den Bauer hoffnungslos. Der Vernichtung des geſunden Weinbauernſtandes durch die Peronoſpora- Kataſtrophen folgten Hagelſchlag auf Hagelſchlag in den mit ſo gewaltigen Koſten errichteten neuen Anlagen. Jahr um Jahr Hagelſchlag! Man hörte ſchon die Anſicht ausſprechen: wer ſich wirtſchaftlich ruinieren wolle, der kaufe einen Weingarten. Das heurige Frühjahr aber zeigte wunderbar ſchöne Weingärten, 40, 50 bis 60 Trauben auf einer Rebe zählten die Bauern, und wieder erwachte die Hoffnung, denn man erwartete eine herrliche Wein- ernte. Nun, ſie wird nicht ſo herrlich ſein, denn die Dürre, die empfindlichſte, unglaublichſte Dürre zeigt ſchon ihren Einfluß. Die Beeren fallen ab, werden entwicklungsunfähig, es fehlt ihnen — Regen. Aber nicht nur in den Weingärten fehlt Regen. Viel gräßlicher wütet die Dürre auf unſeren Wieſen, Weiden und Feldern. Die Wieſen ähneln den un- fruchtbarſten Karſtgegenden, wo nur Schafe und Ziegen aus dem feſtgeſtampften Boden ein paar Gräſer hervorzerren können. Das Ackern iſt zur Unmöglichkeit geworden. Das Getreide ſchaut arm- ſelig aus und auch die paar Tropfen der letzten Gewitter haben nicht mehr helfen können, Infolge- deſſen ein ungeheuerer Aufſchwung der Futterpreiſe, die bis 14 K. betragen. Dem Bauer iſt es unmög- lich, Futter zu kaufen. Dem Zwange gehorchend, verkauft er kopfüber ſein Vieh, damit es ſamt ihm nicht verhungert. Wie grenzenlos die Viehpreiſe ge- ſunken ſind, zeigen folgende Daten. In Pettau ver- kaufte man an den letzten Viehmärkten: Stiere mit 40—50 K. per 100 Kilogramm, Ochſen mit 40—48 K., Kühe mit 30—40 K., Jungvieh mit 38—44 K., Stechkälber 18—44 K., Schweine 70—80 K. per 100 Kilogram. Tauſende von Viehſtücken finden aber keinen Käufer! Ein Beweis des unglaublichen Sinkens der Viehpreiſe iſt darin zu erblicken, daß zum Beiſpiel die Fleiſchpreiſe auf 1 K., 80 H., ja ſogar 70 Heller fielen. Wie koloſſal werden Vieh- und Fleiſchpreiſe im Frühling emporſchnellen! Die deutſche Bezirksvertretung in Pettau hat darum Schritte unternommen, um mit aller Energie die grenzenloſe Not zu mildern. Sie fordert die aus- wärtigen Viehhändler auf, die günſtige Gelegenheit zu benützen und die Pettauer Märkte, welche jeden erſten und dritten Mittwoch ſtattfinden, zu beſuchen, damit die niedrigen Preiſe nicht, bis zum Wahnſinne herabgedrückt, nur einzelnen Fleiſchern zugute kommen. Sie beruft aber auch für Sonntag den 19. d. vor- mittags nach Pettau einen großen Bauerntag ein, an welchem über alle Mittel beraten werden ſoll, die vom Staate eine notwendige Hilfsaktion ver- urſachen können. Wenn irgendwo im Norden eine kleine Kataſtrophe geſchieht, hat der Staat offene Taſchen. Die Alpenländer läßt er — verhungern. Die ſtiefmütterliche Behandlung kann man ſich nicht mehr gefallen laſſen. Alle Mann an Bord! Ein neuer Sokolverein. Ein aus Rann a. d. S. hieher überſetzter Südbahnbeamter bemüht ſich, hier einen ſloweniſchen Turnverein zu gründen. Er hat bereits 22 Turner beiſammen, die jeden Donnerstag in einer Scheune eines hieſigen Gaſt- hauſes turnen. Als Protektor des Vereines wird der Landesgymnaſialprofeſſor Dr. Joſef Romljanec ge- nannt. Um den nationalen Frieden kümmern ſich dieſe Herren wohl wenig. Marburger Nachrichten. Schulrat Profeſſor Franz Faſching. Vom Herrn Oberlehrer J. W. erhalten wir nach- ſtehende, dem Andenken des Schulrates Faſching gewidmete Zeilen: Und nun iſt auch er dahin; der gütigſte, der gerechteſte Lehrer. Ich entſpreche nur einem Wunſche vieler Jugendfreunde, wenn ich in Kürze einige Erinnerungen auffriſche an ihn. War ich doch ſein Lieblingsſchüler trotz der Sorgen, die ich ihm bereitet habe oder vielleicht eben deshalb und wegen der Liebe zur Geographie und Geſchichte, die er vorgetragen hat. Im vorigen Jahre, es war am 20. April, da traf ich ihn im Stadtparke zu Marburg. Ich war in düſterſter Stimmung, denn tagsvorher hatte ich mein edles Weib begraben. Zwanzig Jahre hatten wir uns nicht geſehen. Mein Neffe machte mich auf ihn aufmerkſam. Ich ging auf ihn zu, grüßte und nun gab’s ein Händedrücken, ein Begrüßen, wie zwiſchen alten Freunden. Dann aber gings an ein Zurückerinnern an all die fünf Jahre; von der dritten Klaſſe bis zur ſiebenten der Staatsoberrealſchule; da wurde über einſtige ſeiner Schüler, meine Kameraden, geſprochen und auch über ſo manchen ſeiner Kollegen. Ich bewunderte die gleich gebliebene Schärfe ſeines Denkens und Gedächtniſſes, die felſenfeſte Treue, mit der er den freiheitlichen Geſinnungen ſeiner jüngeren Jahre anhing. „Wie ſteht es mit Ihrer politiſchen Ge- ſinnung, l. W.? Sind Sie auch chriſtlichſozial ge- worden?“ Ich fuhr auf: „Deutſch und frei.“ Das nationale Empfinden hat er nie ſo recht verſtehen können, aber freiheitlich war er vom Scheitel bis zur Sohle. Nachdem wir im Laufe unſeres Ge- ſpräches darüber unſere Einigkeit im Denken feſt- geſtellt hatten, daß das deutſche Volk und ſeine freiheitlichen Geſinnungen ſich ſchon lange auf einer nach rückwärts gerichteten Linie bewegten und nach- dem er an der Hand der Geſchichte nachzuweiſen beſtrebt geweſen war, daß wieder eine Änderung eintrelen müſſe und werde, kamen wir auf einzelne meiner Mitſchüler, auf mich und unſere alten Un- taten zu reden. Es wurde Ed., des heiteren Knaben gedacht, meines unvermeidlichen Einbläſers, heute in wichtiger Stellung in Marburg; wir erinnerten uns Sim., der wütend wurde, wenn wir ihn „Ge- ringelter Staubbeutel“ nannten oder wenn wir ihm gar zuriefen: „Pöltſchach müſſe zerſtört werden“; er war nämlich ein Pöltſchacher. Auch Feldſpitzens drollige Erſcheinung, des Dichters der „toten Maus“, feſſelte uns, nicht minder erinnerten wir uns Fritzens, des Krainers, der 14 Jahre brauchte, bis er die Anſtalt hinter ſich gebracht. „Aber der größte Spitzbub ſind Sie geweſen, W.“, ſagte er. „Sie waren der beſte Schüler, den ich hatte, aber Sie haben mir auch die meiſten Sorgen gemacht. Als ich im Jahre 1879 dieſe Klaſſe los geworden, dankte ich der Vorſehung. Jeden Tag ſaß ich wie

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger85_1908/3>, abgerufen am 02.05.2024.