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Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 12.08.1902.

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Marburger Zeitung Nr. 95, 9. August 1902.

[Spaltenumbruch] der Landes-Wein- und Obstbau-Kommissär, Herr
Anton Stiegler, einen Vortrag über Weinbau
halten. Beginn 3 Uhr nachmittags.

(Gartenkonzert.)

Am 17. d. M. veranstaltet der bestbekannte Re-
staurateur in der Station Reifnigg-Fresen, Herr
Silv. Grögl, ein Gartenkonzert. Konzertieren wer-
den die beliebten Marburger Schrammeln. Den
Ausflüglern aus Marburg, Wuchern, Mahrenberg
und aus den übrigen Nachbarorten ist mit den
jetzt sehr günstig verkehrenden Personenzügen Gele-
genheit geboten, einige vergnügte Stunden zu ver-
bringen.

(Waldfest.)

Der Verschö-
nerungsverein in Luttenberg, eine von Deutschen
ins Leben gerufene Institution (die Windischen tun
für die Verschönerung unseres Marktes nichts), hat
in letzter Zeit infolge seiner regsamen Tätigkeit
große Auslagen gehabt, die er durch ein Waldfest
am 15. d. wettmachen will. Wer den waldbewach-
senen Steinberg besteigt, wer aus Bedürfnis nach
würziger, staubfreier Luft den sogenannten "Park"
durchwandelt, oder wer im Bade seine Glieder
stärkt, jeder wird voll des Lobes über die Tätigkeit
des Luttenberger Verschönerungsvereines sein. Leider
gibt es in jedem Jahre ruchlose Hände, die die
Werke des genannten Vereines frevelhaft zerstören
und so dem Vereine ein großes Hindernis sind.
Daß die Deutschen Luttenbergs trotzdem diesen ge-
meinnützigen Verein mit viel Aufwand von Geld
und Mühe erhalten, verdient anerkannt zu werden,
auch außer Luttenberg, ist doch dabei auch ein
nationales Moment geltend. Diese Anerkennung
könnte am besten durch einen recht zahlreichen Be-
such des am 15. d. zu veranstaltenden Waldfestes
gezeigt werden. Ein rühriges Komite, an dessen
Spitze Herr Landesgerichtsrat Doxat steht, wird
für genügende Unterhaltung sorgen. Wir wollen
nur verraten: Musikvorträge, Bazar, Rutschbahn,
Wurstautomat, Menagerie, Sacklaufen usw. Auch
der Gesangverein wird sich in den Dienst der guten
Sache stellen. Damit es ein rechtes Volksfest werde,
wurde der Eintritt mit 20 H. festgesetzt. Bei un-
günstiger Witterung findet das Fest am 17. d. M.
statt. Jeder Deutsche ist willkommen.

Gleichenberger Badebrief.


Das schöne Wetter hat nun die Saison rasch
belebt. Allüberall herrscht frisch pulsierendes Leben.
Im Zentrum des Bades sind die Villen besetzt und
weil die Gäste da um verhältnismäßig billiges
Geld hübsche Wohnungen beziehen, kommt auf die
Besitzer der Umgebung, wenn auch noch zur Kur-
ortgemeinde gehörig, wenig und da nur dann,
wenn es von Gästen vorgezogen wird, höher gele-
gene Villen aufzusuchen. Durch die gewaltige Woh-
nungskonkurrenz schädigen sich die Besitzer gegen-
seitig und die Einnahmen sind geringere. Die
Fremden haben dabei allerdings das Gute, daß
ihnen die Kurzeit billiger kommt. Das Ersparnis
bei den Wohnungen kann für das Vergnügen ver-
ausgabt werden. Im Punkte geselliger Zerstreu-
ungen wird Reichliches geboten. Freunde der Musik
finden Gelegenheit, an den hübschen Weisen des
Kurorchesters kunstsinnige Studien zu machen. Den
Verehrern der Muse bietet das niedliche Theaterchen
Stoff zur geistigen Anregung. Lewinsky-Vorlesung,
Militärkonzerte, Varietes, Tanzunterhaltungen,
Tombolas, Lawn-Tennis-Spiel, Lesehallen, Kaffee-
häuser u. s. w. bieten Abwechslung im alltäglichen
Kurleben. Fleißiger als im Juni und Juli kommen
die Jünger Thaliens zu den Vorstellungen und
wenn in den letzten vierzehn Tagen der Spielzeit
der Besuch des Theaters so anhält, wie dies an-
fangs August der Fall ist, so dürfte Dir. Schmid
mit einem kleinen Abgange davonkommen. Der Ge-
sangskomiker E. Kornau erzielte zwei gut besuchte
Häuser. Auch erfreuen sich die meisten Benefize
eines wohlwollenden Besuches seitens des Publi-
kums. Der Direktion kann dies nur angenehm sein.
Wir haben über die Mehrzahl der diesjährigen
Benefize bereits berichtet. Heute haben wir die er-
freuliche Tatsache zu verzeichnen, daß die vielseitig
verwendbare Kraft des Ensembles, der Komiker Lee
als Stix im "Orpheus in der Unterwelt" zu
seinem Benefize ganz gewaltige Triumphe feierte,
mit Beifall, Blumen und anderem ausgezeichnet
wurde und er es auch nicht in materieller Hinsicht
bereuen wird, die Wahl des Stückes getroffen zu
haben. Komiker Lee gehört auch schon durch eine
Reihe von Jahren sozusagen mit zum Inventare
der Schmidt'schen Direktion. Auf seinen Schultern
[Spaltenumbruch] lastet viel, mehr als Uneingeweihte im Theaterfache
ahnen können. Wir sehen ihn gerne auf der Bühne.
An ihm hat die Direktion eine schwer zu ersetzende
Kraft. Wir müssen Herrn Lee zu seinen glänzenden
Erfolgen herzlich beglückwünschen.

Schon vor Beginn dieser Vorstellung wurde
durch die treffliche Exekutierung der Ouverture
seitens des Kurorchesters die Basis zur heiteren
Stimmung im Kreise des Publikums gelegt; hierfür
zeigten sich die Theaterbesucher beim Benefize des
Operettendirigenten Herrn Heinrich Jaksch dankbar.
Er veranstaltete eine musikalisch-deklamatorisch-gesang-
liche und theatralische Akademie, zu der sich Einhei-
mische und Fremde in großer Zahl eingefunden
hatten. Beim Erscheinen des Dirigenten am
geschmückten Pulte begrüßte ihn das Orchester mit
einem kräftigen Tusche, das Publikum aber mit
starkem Beifalle. Nach der Abspielung der Ouver-
ture aus "Mannschaft an Bord", von Zayts,
deklamierte Frl. Koppmann, unsere muntere Lieb-
haberin, gut gewählte Dichtungen, worauf Herr
Bertini Bruchstücke aus Opern vorgetragen hatte.
Frau Dr. Dolfine Fürst sang nun einige Lieder
und ein Duett mit Herrn Bertini und errang
starken Beifall; sie erhielt auch mehrere sehr hübsche
Blumenspenden. An dieser Akademie beteiligten sich
auch die Herren Schönthal und Steiner.
Sämtliche Liedervorträge, die teils der Befiziant,
teils das Orchester begleitete, wie auch die übrigen
Darbietungen waren in jeder Nummer, wie in der
Gesamtheit der Zusammenstellung von selten ein-
heitlicher und harmonischer Abtönung, sowie vor-
nehmster künstlerischer Ausprägung getragen. Den
Schluß bildeten die "Flotte Bursche". Des Kaisers
Geburtsfest wird auch diesmal festlich begangen
werden. Für den 17. d. ist eine Vorfeier, für den
18. ein großes Parkfest projektiert. Das Rein-
erträgnis der unter dem Protektorate des Grafen
Ottokar vou Wickenburg stehenden und abzuhaltenden
Festlichkeiten wird den so arg durch Hagelfälle
Betroffenen im Bezirke Feldbach und den Orts-
armen des Kurortes zugeführt werden. Ein reich-
licher Ertrag wäre sehr erwünscht. S.




Marburger Nachrichten.
(Hochwürden Koroschetz -- tausend
Kronen Geldstrafe.)

Also sprach ein Mar-
burger windisch-klerikales Blatt nach der Verur-
teilung des hochwürdigen Koroschetz zu zwei
Monaten
Kerker: "Koroschetz wird auf keinen
Fall sitzen, denn es bleibt schließlich noch der Kaiser!"
Und diese prophetische Aeußerung, welche das windisch-
klerikale Blatt wohl im sicheren Vertrauen ab-
geben konnte, ist auch in Erfüllung gegangen.
Koroschetz, der Brandlehrer der hiesigen windischen
Presse, welcher in unerhörter Frivolität die deut-
schen Bürger Pettaus beschuldigte, sie zünden aus
nationalem Hasse Häuser der Slovenen an und hiefür
vom Schwurgerichte verurteilt, Koroschetz also wandte
sich mit einem Bittgesuch an den Kaiser, um der über
ihn verhängten Strafe zu entgehen. Und Sr. Gnaden,
der Herr Fürstbischof Napotnik, machte sich rasch
auf die Strümpfe und fuhr nach Wien, um durch seine
persönliche Fürsprache seinen hochwürdigen Schütz-
ling vor der Kreisgerichtszelle zu erretten. Und das
windisch-klerikale Blatt behielt Recht; Koroschetz
wird diesmal nicht sitzen! Er wurde begnadigt und
seine Strafe in eine auf tausend Kronen
bemessene Geldstrafe zu Gunsten der Marburger
Armen umgewandelt. Gestern erlegte der Hoch-
würdige die tausend Kronen bei der Marburger
Stadtkassa. Die bischöfliche Kassa muß wieder ein-
mal bluten .... Nächstens kommt wieder der
"Gospodar" daran .... Koroschetz aber wird
weiter wandeln im sonnigen Lichte und auch ferner-
hin gegen die Deutschen Untersteiermarks in den
windischen Blättern Artikel schreiben!

(Und wiederum zweihundert Kro-
nen!)

Die Marburger Stadtarmen mögen sich
freuen. Zwei schöne "Spenden" sind ihnen in den
Schoß gefallen. Allerdings sind diese "Spenden"
keine freiwilligen und die Geber rechnen durchaus
nicht auf ein "Vergelt's Gott!" Hochwürden
Koroschetz wurde zur Zahlung von 1000 Kronen
an den Armenfond verurteilt und gestern nachmittags
wurde der hies. tschechische Agitator und Versicherungs-
agent Sagl, welcher im Kaffeehause behauptet hatte,
der Schriftleiter unseres Blattes, Herr Norbert
Jahn, habe in ein Fenster der Narodni dom-
Gastwirtschaft einen Stein geworfen (!), hiefür zu
einer Geldstrafe von 200 Kronen zu Gunsten des
Marburger Armenfondes verurteilt. (Siehe
[Spaltenumbruch] Gerichtssaalbericht.) Die Armen von Marburg
werden schließlich an die windisch-tschechischen
Agitatoren in unserer Stadt noch eine Dankadresse
richten, da sie aus der Tätigkeit derselben mühelos
zu den ansehnlichsten Unterstützungen gelangen.
Wenn die windisch-tschechischen Agitatoren in Mar-
burg noch längere Zeit in ihrer, sich mit der
Ehre des Nächsten beschäftigenden Tätigkeit
fortfahren, wird der Armenfond bald Häuser für
die Armen bauen können.

(Vermählung.)

Hier hat sich Herr Viktor
Hartnagel, Militär-Verpflegsoffizial in Mostar,
mit Frl. Johanna Weltzebach, Hausbesitzers-
tochter, vermählt.

(Marburger Schützenverein.)

Trotz
des ungünstigen Wetters hatte sich eine ganz schöne
Zahl Schützenbrüder gestern auf unserer Schießstätte
eingefunden, um wieder einmal recht flott dem
schönen Vergnügen zu fröhnen. Es wurden wieder
1000 Schüße abgegeben. Bestgewinner waren Herr
R. Straßmayer und Herr Alois Dolamitsch.
Es wäre zu wünschen, daß auch beim nächsten
Kranzelschießen, Montag, den 18. d. eine so rege
Beteiligung stattfindet.

(Hochherzige Spende für das
Pettauer deutsche Mädchenheim.)

Dem
Pettauer Mädchenheim wurde von L. Miller (un-
bekannt!) unter der Devise viribus unitis die nam-
hafte Spende von 5000 Kronen gemacht.

(Todesfall.)

In Pettau ist vorgestern
Frau Elise Wratschko nach langem Leiden im
Alter von 67 Jahren gestorben.

(Strafanstalts-Adjunkten-Stelle.)

Die Gesuche um die ausgeschriebene Adjunktenstelle
in der Männer-Strafanstalt Marburg sind bis
längstens 24. August d. J. im Wege der vor-
gesetzten Behörde bei der k. k. Oberstaatsanwalt-
schaft in Graz zu überreichen.

(Im Konkurse)

des protokollierten Kauf-
mannes Josef Krenn in Marburg, Burggasse 5,
wurde über Vorschlag der bei der Wahltagsatzung
erschienenen Gläubiger als Masseverwalter Herr
Dr. Ernst Mravlag, Advokat in Marburg,
bestätigt, und als dessen Stellvertreter Herr Dr.
Julius Feldbacher, Advokat in Marburg,
aufgestellt.

(Parkmusik.)

Programm zum morgigen
Parkkonzert: 1. "Unter dem Sternenbanner", ame-
rikanischer Marsch, von Sousa. 2. "Coletta", Walzer
aus der Operette "Das Modell", von Suppe.
3. Ouverture zur Oper "Raymond", von Thomas.
4. Adagio aus der "Sonate pathetique", von
Beethoven. 5. "Die Dorfkönigin", Mazurka von
Faust. 6. Potpourri aus der Operette "Die Land-
streicher", von Ziehrer. 7. Trompeter-Aufzug aus
der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg", von
Rich. Wagner. -- Beginn 6 Uhr.

(Großes Volksfest zu Gunsten der
deutschen Schule in Rothwein.)

Wie wir
bereits meldeten, findet das Fest am Sonntag, den
17. August bei der "Linde" in Ober-Rothwein statt
und teilen wir mit, daß das Finanzministerium im
Einverständnisse mit dem Ministerium des Innern
die Veranstaltung eines Glückshafens erlaubt hat,
bei welchem recht hübsche Gegenstände zur Verlo-
sung kommen. Durch die zahlreichen Spenden für
die Kosthalle vonseite der vielen Gönner der Schule
wurde es möglich gemacht, dieselbe auf das Beste
auszustatten. Die Südbahnwerkstätten-Musikkapelle
unter der bekannt vorzüglichen Leitung ihres Kapell-
meisters Herrn Max Schönherr hat diesmal aus-
gewählte Nummern auf ihre Vortragsordnung ge-
stellt und steht bei günstiger Witterung ein genuß-
reicher Nachmittag bevor.

(Der Zirkus Viktor)

wird noch diese
Woche in Marburg weilen, worauf hiemit alle
Zirkusfreunde und -Freundinnen aufmerksam gemacht
seien. Morgen Mittwoch finden zwei Vorstellungen
statt und zwar beginnt die erste um 4 Uhr nach-
mittags, welche für Familien, Schüler und Kinder
berechnet ist und für welche ermäßigte Preise
gelten, während die zweite Vorstellung wie gewöhn-
lich um 8 Uhr abends beginnt. Donnerstag ist
der Benefize-Abend des beliebten Klowns Barker.

(Bahnbau Gonobitz--Retschach.

Die
Südbahngesellschaft, welche in Radeldorf bei Gonobitz
Kohlenwerke besitzt, baut zu diesen von Gonobitz
aus eine Kohlenbahn. Die Grundablösung wurde
bereits durchgeführt, mit dem Baue soll schon am
15. August d. J. begonnen wrrden. Mit der Bau-
ausführung sollen Herr Ludwig Miglitsch, Ingenieur
und Bauunternehmer in Rohitsch-Sauerbrunn und
Herr Franz Possek, Gutsbesitzer auf Schloß Pogled

Marburger Zeitung Nr. 95, 9. Auguſt 1902.

[Spaltenumbruch] der Landes-Wein- und Obſtbau-Kommiſſär, Herr
Anton Stiegler, einen Vortrag über Weinbau
halten. Beginn 3 Uhr nachmittags.

(Gartenkonzert.)

Am 17. d. M. veranſtaltet der beſtbekannte Re-
ſtaurateur in der Station Reifnigg-Freſen, Herr
Silv. Grögl, ein Gartenkonzert. Konzertieren wer-
den die beliebten Marburger Schrammeln. Den
Ausflüglern aus Marburg, Wuchern, Mahrenberg
und aus den übrigen Nachbarorten iſt mit den
jetzt ſehr günſtig verkehrenden Perſonenzügen Gele-
genheit geboten, einige vergnügte Stunden zu ver-
bringen.

(Waldfeſt.)

Der Verſchö-
nerungsverein in Luttenberg, eine von Deutſchen
ins Leben gerufene Inſtitution (die Windiſchen tun
für die Verſchönerung unſeres Marktes nichts), hat
in letzter Zeit infolge ſeiner regſamen Tätigkeit
große Auslagen gehabt, die er durch ein Waldfeſt
am 15. d. wettmachen will. Wer den waldbewach-
ſenen Steinberg beſteigt, wer aus Bedürfnis nach
würziger, ſtaubfreier Luft den ſogenannten „Park“
durchwandelt, oder wer im Bade ſeine Glieder
ſtärkt, jeder wird voll des Lobes über die Tätigkeit
des Luttenberger Verſchönerungsvereines ſein. Leider
gibt es in jedem Jahre ruchloſe Hände, die die
Werke des genannten Vereines frevelhaft zerſtören
und ſo dem Vereine ein großes Hindernis ſind.
Daß die Deutſchen Luttenbergs trotzdem dieſen ge-
meinnützigen Verein mit viel Aufwand von Geld
und Mühe erhalten, verdient anerkannt zu werden,
auch außer Luttenberg, iſt doch dabei auch ein
nationales Moment geltend. Dieſe Anerkennung
könnte am beſten durch einen recht zahlreichen Be-
ſuch des am 15. d. zu veranſtaltenden Waldfeſtes
gezeigt werden. Ein rühriges Komité, an deſſen
Spitze Herr Landesgerichtsrat Doxat ſteht, wird
für genügende Unterhaltung ſorgen. Wir wollen
nur verraten: Muſikvorträge, Bazar, Rutſchbahn,
Wurſtautomat, Menagerie, Sacklaufen uſw. Auch
der Geſangverein wird ſich in den Dienſt der guten
Sache ſtellen. Damit es ein rechtes Volksfeſt werde,
wurde der Eintritt mit 20 H. feſtgeſetzt. Bei un-
günſtiger Witterung findet das Feſt am 17. d. M.
ſtatt. Jeder Deutſche iſt willkommen.

Gleichenberger Badebrief.


Das ſchöne Wetter hat nun die Saiſon raſch
belebt. Allüberall herrſcht friſch pulſierendes Leben.
Im Zentrum des Bades ſind die Villen beſetzt und
weil die Gäſte da um verhältnismäßig billiges
Geld hübſche Wohnungen beziehen, kommt auf die
Beſitzer der Umgebung, wenn auch noch zur Kur-
ortgemeinde gehörig, wenig und da nur dann,
wenn es von Gäſten vorgezogen wird, höher gele-
gene Villen aufzuſuchen. Durch die gewaltige Woh-
nungskonkurrenz ſchädigen ſich die Beſitzer gegen-
ſeitig und die Einnahmen ſind geringere. Die
Fremden haben dabei allerdings das Gute, daß
ihnen die Kurzeit billiger kommt. Das Erſparnis
bei den Wohnungen kann für das Vergnügen ver-
ausgabt werden. Im Punkte geſelliger Zerſtreu-
ungen wird Reichliches geboten. Freunde der Muſik
finden Gelegenheit, an den hübſchen Weiſen des
Kurorcheſters kunſtſinnige Studien zu machen. Den
Verehrern der Muſe bietet das niedliche Theaterchen
Stoff zur geiſtigen Anregung. Lewinsky-Vorleſung,
Militärkonzerte, Variétès, Tanzunterhaltungen,
Tombolas, Lawn-Tennis-Spiel, Leſehallen, Kaffee-
häuſer u. ſ. w. bieten Abwechslung im alltäglichen
Kurleben. Fleißiger als im Juni und Juli kommen
die Jünger Thaliens zu den Vorſtellungen und
wenn in den letzten vierzehn Tagen der Spielzeit
der Beſuch des Theaters ſo anhält, wie dies an-
fangs Auguſt der Fall iſt, ſo dürfte Dir. Schmid
mit einem kleinen Abgange davonkommen. Der Ge-
ſangskomiker E. Kornau erzielte zwei gut beſuchte
Häuſer. Auch erfreuen ſich die meiſten Benefize
eines wohlwollenden Beſuches ſeitens des Publi-
kums. Der Direktion kann dies nur angenehm ſein.
Wir haben über die Mehrzahl der diesjährigen
Benefize bereits berichtet. Heute haben wir die er-
freuliche Tatſache zu verzeichnen, daß die vielſeitig
verwendbare Kraft des Enſembles, der Komiker Lee
als Stix im „Orpheus in der Unterwelt“ zu
ſeinem Benefize ganz gewaltige Triumphe feierte,
mit Beifall, Blumen und anderem ausgezeichnet
wurde und er es auch nicht in materieller Hinſicht
bereuen wird, die Wahl des Stückes getroffen zu
haben. Komiker Lee gehört auch ſchon durch eine
Reihe von Jahren ſozuſagen mit zum Inventare
der Schmidt’ſchen Direktion. Auf ſeinen Schultern
[Spaltenumbruch] laſtet viel, mehr als Uneingeweihte im Theaterfache
ahnen können. Wir ſehen ihn gerne auf der Bühne.
An ihm hat die Direktion eine ſchwer zu erſetzende
Kraft. Wir müſſen Herrn Lee zu ſeinen glänzenden
Erfolgen herzlich beglückwünſchen.

Schon vor Beginn dieſer Vorſtellung wurde
durch die treffliche Exekutierung der Ouverture
ſeitens des Kurorcheſters die Baſis zur heiteren
Stimmung im Kreiſe des Publikums gelegt; hierfür
zeigten ſich die Theaterbeſucher beim Benefize des
Operettendirigenten Herrn Heinrich Jakſch dankbar.
Er veranſtaltete eine muſikaliſch-deklamatoriſch-geſang-
liche und theatraliſche Akademie, zu der ſich Einhei-
miſche und Fremde in großer Zahl eingefunden
hatten. Beim Erſcheinen des Dirigenten am
geſchmückten Pulte begrüßte ihn das Orcheſter mit
einem kräftigen Tuſche, das Publikum aber mit
ſtarkem Beifalle. Nach der Abſpielung der Ouver-
ture aus „Mannſchaft an Bord“, von Zayts,
deklamierte Frl. Koppmann, unſere muntere Lieb-
haberin, gut gewählte Dichtungen, worauf Herr
Bertini Bruchſtücke aus Opern vorgetragen hatte.
Frau Dr. Dolfine Fürſt ſang nun einige Lieder
und ein Duett mit Herrn Bertini und errang
ſtarken Beifall; ſie erhielt auch mehrere ſehr hübſche
Blumenſpenden. An dieſer Akademie beteiligten ſich
auch die Herren Schönthal und Steiner.
Sämtliche Liedervorträge, die teils der Befiziant,
teils das Orcheſter begleitete, wie auch die übrigen
Darbietungen waren in jeder Nummer, wie in der
Geſamtheit der Zuſammenſtellung von ſelten ein-
heitlicher und harmoniſcher Abtönung, ſowie vor-
nehmſter künſtleriſcher Ausprägung getragen. Den
Schluß bildeten die „Flotte Burſche“. Des Kaiſers
Geburtsfeſt wird auch diesmal feſtlich begangen
werden. Für den 17. d. iſt eine Vorfeier, für den
18. ein großes Parkfeſt projektiert. Das Rein-
erträgnis der unter dem Protektorate des Grafen
Ottokar vou Wickenburg ſtehenden und abzuhaltenden
Feſtlichkeiten wird den ſo arg durch Hagelfälle
Betroffenen im Bezirke Feldbach und den Orts-
armen des Kurortes zugeführt werden. Ein reich-
licher Ertrag wäre ſehr erwünſcht. S.




Marburger Nachrichten.
(Hochwürden Koroſchetz — tauſend
Kronen Geldſtrafe.)

Alſo ſprach ein Mar-
burger windiſch-klerikales Blatt nach der Verur-
teilung des hochwürdigen Koroſchetz zu zwei
Monaten
Kerker: „Koroſchetz wird auf keinen
Fall ſitzen, denn es bleibt ſchließlich noch der Kaiſer!“
Und dieſe prophetiſche Aeußerung, welche das windiſch-
klerikale Blatt wohl im ſicheren Vertrauen ab-
geben konnte, iſt auch in Erfüllung gegangen.
Koroſchetz, der Brandlehrer der hieſigen windiſchen
Preſſe, welcher in unerhörter Frivolität die deut-
ſchen Bürger Pettaus beſchuldigte, ſie zünden aus
nationalem Haſſe Häuſer der Slovenen an und hiefür
vom Schwurgerichte verurteilt, Koroſchetz alſo wandte
ſich mit einem Bittgeſuch an den Kaiſer, um der über
ihn verhängten Strafe zu entgehen. Und Sr. Gnaden,
der Herr Fürſtbiſchof Napotnik, machte ſich raſch
auf die Strümpfe und fuhr nach Wien, um durch ſeine
perſönliche Fürſprache ſeinen hochwürdigen Schütz-
ling vor der Kreisgerichtszelle zu erretten. Und das
windiſch-klerikale Blatt behielt Recht; Koroſchetz
wird diesmal nicht ſitzen! Er wurde begnadigt und
ſeine Strafe in eine auf tauſend Kronen
bemeſſene Geldſtrafe zu Gunſten der Marburger
Armen umgewandelt. Geſtern erlegte der Hoch-
würdige die tauſend Kronen bei der Marburger
Stadtkaſſa. Die biſchöfliche Kaſſa muß wieder ein-
mal bluten .... Nächſtens kommt wieder der
„Goſpodar“ daran .... Koroſchetz aber wird
weiter wandeln im ſonnigen Lichte und auch ferner-
hin gegen die Deutſchen Unterſteiermarks in den
windiſchen Blättern Artikel ſchreiben!

(Und wiederum zweihundert Kro-
nen!)

Die Marburger Stadtarmen mögen ſich
freuen. Zwei ſchöne „Spenden“ ſind ihnen in den
Schoß gefallen. Allerdings ſind dieſe „Spenden“
keine freiwilligen und die Geber rechnen durchaus
nicht auf ein „Vergelt’s Gott!“ Hochwürden
Koroſchetz wurde zur Zahlung von 1000 Kronen
an den Armenfond verurteilt und geſtern nachmittags
wurde der hieſ. tſchechiſche Agitator und Verſicherungs-
agent Sagl, welcher im Kaffeehauſe behauptet hatte,
der Schriftleiter unſeres Blattes, Herr Norbert
Jahn, habe in ein Fenſter der Narodni dom-
Gaſtwirtſchaft einen Stein geworfen (!), hiefür zu
einer Geldſtrafe von 200 Kronen zu Gunſten des
Marburger Armenfondes verurteilt. (Siehe
[Spaltenumbruch] Gerichtsſaalbericht.) Die Armen von Marburg
werden ſchließlich an die windiſch-tſchechiſchen
Agitatoren in unſerer Stadt noch eine Dankadreſſe
richten, da ſie aus der Tätigkeit derſelben mühelos
zu den anſehnlichſten Unterſtützungen gelangen.
Wenn die windiſch-tſchechiſchen Agitatoren in Mar-
burg noch längere Zeit in ihrer, ſich mit der
Ehre des Nächſten beſchäftigenden Tätigkeit
fortfahren, wird der Armenfond bald Häuſer für
die Armen bauen können.

(Vermählung.)

Hier hat ſich Herr Viktor
Hartnagel, Militär-Verpflegsoffizial in Moſtar,
mit Frl. Johanna Weltzebach, Hausbeſitzers-
tochter, vermählt.

(Marburger Schützenverein.)

Trotz
des ungünſtigen Wetters hatte ſich eine ganz ſchöne
Zahl Schützenbrüder geſtern auf unſerer Schießſtätte
eingefunden, um wieder einmal recht flott dem
ſchönen Vergnügen zu fröhnen. Es wurden wieder
1000 Schüße abgegeben. Beſtgewinner waren Herr
R. Straßmayer und Herr Alois Dolamitſch.
Es wäre zu wünſchen, daß auch beim nächſten
Kranzelſchießen, Montag, den 18. d. eine ſo rege
Beteiligung ſtattfindet.

(Hochherzige Spende für das
Pettauer deutſche Mädchenheim.)

Dem
Pettauer Mädchenheim wurde von L. Miller (un-
bekannt!) unter der Deviſe viribus unitis die nam-
hafte Spende von 5000 Kronen gemacht.

(Todesfall.)

In Pettau iſt vorgeſtern
Frau Eliſe Wratſchko nach langem Leiden im
Alter von 67 Jahren geſtorben.

(Strafanſtalts-Adjunkten-Stelle.)

Die Geſuche um die ausgeſchriebene Adjunktenſtelle
in der Männer-Strafanſtalt Marburg ſind bis
längſtens 24. Auguſt d. J. im Wege der vor-
geſetzten Behörde bei der k. k. Oberſtaatsanwalt-
ſchaft in Graz zu überreichen.

(Im Konkurſe)

des protokollierten Kauf-
mannes Joſef Krenn in Marburg, Burggaſſe 5,
wurde über Vorſchlag der bei der Wahltagſatzung
erſchienenen Gläubiger als Maſſeverwalter Herr
Dr. Ernſt Mravlag, Advokat in Marburg,
beſtätigt, und als deſſen Stellvertreter Herr Dr.
Julius Feldbacher, Advokat in Marburg,
aufgeſtellt.

(Parkmuſik.)

Programm zum morgigen
Parkkonzert: 1. „Unter dem Sternenbanner“, ame-
rikaniſcher Marſch, von Souſa. 2. „Coletta“, Walzer
aus der Operette „Das Modell“, von Suppé.
3. Ouverture zur Oper „Raymond“, von Thomas.
4. Adagio aus der „Sonate pathetique“, von
Beethoven. 5. „Die Dorfkönigin“, Mazurka von
Fauſt. 6. Potpourri aus der Operette „Die Land-
ſtreicher“, von Ziehrer. 7. Trompeter-Aufzug aus
der Oper „Die Meiſterſinger von Nürnberg“, von
Rich. Wagner. — Beginn 6 Uhr.

(Großes Volksfeſt zu Gunſten der
deutſchen Schule in Rothwein.)

Wie wir
bereits meldeten, findet das Feſt am Sonntag, den
17. Auguſt bei der „Linde“ in Ober-Rothwein ſtatt
und teilen wir mit, daß das Finanzminiſterium im
Einverſtändniſſe mit dem Miniſterium des Innern
die Veranſtaltung eines Glückshafens erlaubt hat,
bei welchem recht hübſche Gegenſtände zur Verlo-
ſung kommen. Durch die zahlreichen Spenden für
die Koſthalle vonſeite der vielen Gönner der Schule
wurde es möglich gemacht, dieſelbe auf das Beſte
auszuſtatten. Die Südbahnwerkſtätten-Muſikkapelle
unter der bekannt vorzüglichen Leitung ihres Kapell-
meiſters Herrn Max Schönherr hat diesmal aus-
gewählte Nummern auf ihre Vortragsordnung ge-
ſtellt und ſteht bei günſtiger Witterung ein genuß-
reicher Nachmittag bevor.

(Der Zirkus Viktor)

wird noch dieſe
Woche in Marburg weilen, worauf hiemit alle
Zirkusfreunde und -Freundinnen aufmerkſam gemacht
ſeien. Morgen Mittwoch finden zwei Vorſtellungen
ſtatt und zwar beginnt die erſte um 4 Uhr nach-
mittags, welche für Familien, Schüler und Kinder
berechnet iſt und für welche ermäßigte Preiſe
gelten, während die zweite Vorſtellung wie gewöhn-
lich um 8 Uhr abends beginnt. Donnerstag iſt
der Benefize-Abend des beliebten Klowns Barker.

(Bahnbau Gonobitz—Retſchach.

Die
Südbahngeſellſchaft, welche in Radeldorf bei Gonobitz
Kohlenwerke beſitzt, baut zu dieſen von Gonobitz
aus eine Kohlenbahn. Die Grundablöſung wurde
bereits durchgeführt, mit dem Baue ſoll ſchon am
15. Auguſt d. J. begonnen wrrden. Mit der Bau-
ausführung ſollen Herr Ludwig Miglitſch, Ingenieur
und Bauunternehmer in Rohitſch-Sauerbrunn und
Herr Franz Poſſek, Gutsbeſitzer auf Schloß Pogled

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Im Zentrum des Bades &#x017F;ind die Villen be&#x017F;etzt und<lb/>
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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 95, 9. Auguſt 1902. der Landes-Wein- und Obſtbau-Kommiſſär, Herr Anton Stiegler, einen Vortrag über Weinbau halten. Beginn 3 Uhr nachmittags. Reifnigg-Freſen. (Gartenkonzert.) Am 17. d. M. veranſtaltet der beſtbekannte Re- ſtaurateur in der Station Reifnigg-Freſen, Herr Silv. Grögl, ein Gartenkonzert. Konzertieren wer- den die beliebten Marburger Schrammeln. Den Ausflüglern aus Marburg, Wuchern, Mahrenberg und aus den übrigen Nachbarorten iſt mit den jetzt ſehr günſtig verkehrenden Perſonenzügen Gele- genheit geboten, einige vergnügte Stunden zu ver- bringen. Luttenberg. (Waldfeſt.) Der Verſchö- nerungsverein in Luttenberg, eine von Deutſchen ins Leben gerufene Inſtitution (die Windiſchen tun für die Verſchönerung unſeres Marktes nichts), hat in letzter Zeit infolge ſeiner regſamen Tätigkeit große Auslagen gehabt, die er durch ein Waldfeſt am 15. d. wettmachen will. Wer den waldbewach- ſenen Steinberg beſteigt, wer aus Bedürfnis nach würziger, ſtaubfreier Luft den ſogenannten „Park“ durchwandelt, oder wer im Bade ſeine Glieder ſtärkt, jeder wird voll des Lobes über die Tätigkeit des Luttenberger Verſchönerungsvereines ſein. Leider gibt es in jedem Jahre ruchloſe Hände, die die Werke des genannten Vereines frevelhaft zerſtören und ſo dem Vereine ein großes Hindernis ſind. Daß die Deutſchen Luttenbergs trotzdem dieſen ge- meinnützigen Verein mit viel Aufwand von Geld und Mühe erhalten, verdient anerkannt zu werden, auch außer Luttenberg, iſt doch dabei auch ein nationales Moment geltend. Dieſe Anerkennung könnte am beſten durch einen recht zahlreichen Be- ſuch des am 15. d. zu veranſtaltenden Waldfeſtes gezeigt werden. Ein rühriges Komité, an deſſen Spitze Herr Landesgerichtsrat Doxat ſteht, wird für genügende Unterhaltung ſorgen. Wir wollen nur verraten: Muſikvorträge, Bazar, Rutſchbahn, Wurſtautomat, Menagerie, Sacklaufen uſw. Auch der Geſangverein wird ſich in den Dienſt der guten Sache ſtellen. Damit es ein rechtes Volksfeſt werde, wurde der Eintritt mit 20 H. feſtgeſetzt. Bei un- günſtiger Witterung findet das Feſt am 17. d. M. ſtatt. Jeder Deutſche iſt willkommen. Gleichenberger Badebrief. Gleichenberg, 7. Auguſt. Das ſchöne Wetter hat nun die Saiſon raſch belebt. Allüberall herrſcht friſch pulſierendes Leben. Im Zentrum des Bades ſind die Villen beſetzt und weil die Gäſte da um verhältnismäßig billiges Geld hübſche Wohnungen beziehen, kommt auf die Beſitzer der Umgebung, wenn auch noch zur Kur- ortgemeinde gehörig, wenig und da nur dann, wenn es von Gäſten vorgezogen wird, höher gele- gene Villen aufzuſuchen. Durch die gewaltige Woh- nungskonkurrenz ſchädigen ſich die Beſitzer gegen- ſeitig und die Einnahmen ſind geringere. Die Fremden haben dabei allerdings das Gute, daß ihnen die Kurzeit billiger kommt. Das Erſparnis bei den Wohnungen kann für das Vergnügen ver- ausgabt werden. Im Punkte geſelliger Zerſtreu- ungen wird Reichliches geboten. Freunde der Muſik finden Gelegenheit, an den hübſchen Weiſen des Kurorcheſters kunſtſinnige Studien zu machen. Den Verehrern der Muſe bietet das niedliche Theaterchen Stoff zur geiſtigen Anregung. Lewinsky-Vorleſung, Militärkonzerte, Variétès, Tanzunterhaltungen, Tombolas, Lawn-Tennis-Spiel, Leſehallen, Kaffee- häuſer u. ſ. w. bieten Abwechslung im alltäglichen Kurleben. Fleißiger als im Juni und Juli kommen die Jünger Thaliens zu den Vorſtellungen und wenn in den letzten vierzehn Tagen der Spielzeit der Beſuch des Theaters ſo anhält, wie dies an- fangs Auguſt der Fall iſt, ſo dürfte Dir. Schmid mit einem kleinen Abgange davonkommen. Der Ge- ſangskomiker E. Kornau erzielte zwei gut beſuchte Häuſer. Auch erfreuen ſich die meiſten Benefize eines wohlwollenden Beſuches ſeitens des Publi- kums. Der Direktion kann dies nur angenehm ſein. Wir haben über die Mehrzahl der diesjährigen Benefize bereits berichtet. Heute haben wir die er- freuliche Tatſache zu verzeichnen, daß die vielſeitig verwendbare Kraft des Enſembles, der Komiker Lee als Stix im „Orpheus in der Unterwelt“ zu ſeinem Benefize ganz gewaltige Triumphe feierte, mit Beifall, Blumen und anderem ausgezeichnet wurde und er es auch nicht in materieller Hinſicht bereuen wird, die Wahl des Stückes getroffen zu haben. Komiker Lee gehört auch ſchon durch eine Reihe von Jahren ſozuſagen mit zum Inventare der Schmidt’ſchen Direktion. Auf ſeinen Schultern laſtet viel, mehr als Uneingeweihte im Theaterfache ahnen können. Wir ſehen ihn gerne auf der Bühne. An ihm hat die Direktion eine ſchwer zu erſetzende Kraft. Wir müſſen Herrn Lee zu ſeinen glänzenden Erfolgen herzlich beglückwünſchen. Schon vor Beginn dieſer Vorſtellung wurde durch die treffliche Exekutierung der Ouverture ſeitens des Kurorcheſters die Baſis zur heiteren Stimmung im Kreiſe des Publikums gelegt; hierfür zeigten ſich die Theaterbeſucher beim Benefize des Operettendirigenten Herrn Heinrich Jakſch dankbar. Er veranſtaltete eine muſikaliſch-deklamatoriſch-geſang- liche und theatraliſche Akademie, zu der ſich Einhei- miſche und Fremde in großer Zahl eingefunden hatten. Beim Erſcheinen des Dirigenten am geſchmückten Pulte begrüßte ihn das Orcheſter mit einem kräftigen Tuſche, das Publikum aber mit ſtarkem Beifalle. Nach der Abſpielung der Ouver- ture aus „Mannſchaft an Bord“, von Zayts, deklamierte Frl. Koppmann, unſere muntere Lieb- haberin, gut gewählte Dichtungen, worauf Herr Bertini Bruchſtücke aus Opern vorgetragen hatte. Frau Dr. Dolfine Fürſt ſang nun einige Lieder und ein Duett mit Herrn Bertini und errang ſtarken Beifall; ſie erhielt auch mehrere ſehr hübſche Blumenſpenden. An dieſer Akademie beteiligten ſich auch die Herren Schönthal und Steiner. Sämtliche Liedervorträge, die teils der Befiziant, teils das Orcheſter begleitete, wie auch die übrigen Darbietungen waren in jeder Nummer, wie in der Geſamtheit der Zuſammenſtellung von ſelten ein- heitlicher und harmoniſcher Abtönung, ſowie vor- nehmſter künſtleriſcher Ausprägung getragen. Den Schluß bildeten die „Flotte Burſche“. Des Kaiſers Geburtsfeſt wird auch diesmal feſtlich begangen werden. Für den 17. d. iſt eine Vorfeier, für den 18. ein großes Parkfeſt projektiert. Das Rein- erträgnis der unter dem Protektorate des Grafen Ottokar vou Wickenburg ſtehenden und abzuhaltenden Feſtlichkeiten wird den ſo arg durch Hagelfälle Betroffenen im Bezirke Feldbach und den Orts- armen des Kurortes zugeführt werden. Ein reich- licher Ertrag wäre ſehr erwünſcht. S. Marburger Nachrichten. (Hochwürden Koroſchetz — tauſend Kronen Geldſtrafe.) Alſo ſprach ein Mar- burger windiſch-klerikales Blatt nach der Verur- teilung des hochwürdigen Koroſchetz zu zwei Monaten Kerker: „Koroſchetz wird auf keinen Fall ſitzen, denn es bleibt ſchließlich noch der Kaiſer!“ Und dieſe prophetiſche Aeußerung, welche das windiſch- klerikale Blatt wohl im ſicheren Vertrauen ab- geben konnte, iſt auch in Erfüllung gegangen. Koroſchetz, der Brandlehrer der hieſigen windiſchen Preſſe, welcher in unerhörter Frivolität die deut- ſchen Bürger Pettaus beſchuldigte, ſie zünden aus nationalem Haſſe Häuſer der Slovenen an und hiefür vom Schwurgerichte verurteilt, Koroſchetz alſo wandte ſich mit einem Bittgeſuch an den Kaiſer, um der über ihn verhängten Strafe zu entgehen. Und Sr. Gnaden, der Herr Fürſtbiſchof Napotnik, machte ſich raſch auf die Strümpfe und fuhr nach Wien, um durch ſeine perſönliche Fürſprache ſeinen hochwürdigen Schütz- ling vor der Kreisgerichtszelle zu erretten. Und das windiſch-klerikale Blatt behielt Recht; Koroſchetz wird diesmal nicht ſitzen! Er wurde begnadigt und ſeine Strafe in eine auf tauſend Kronen bemeſſene Geldſtrafe zu Gunſten der Marburger Armen umgewandelt. Geſtern erlegte der Hoch- würdige die tauſend Kronen bei der Marburger Stadtkaſſa. Die biſchöfliche Kaſſa muß wieder ein- mal bluten .... Nächſtens kommt wieder der „Goſpodar“ daran .... Koroſchetz aber wird weiter wandeln im ſonnigen Lichte und auch ferner- hin gegen die Deutſchen Unterſteiermarks in den windiſchen Blättern Artikel ſchreiben! (Und wiederum zweihundert Kro- nen!) Die Marburger Stadtarmen mögen ſich freuen. Zwei ſchöne „Spenden“ ſind ihnen in den Schoß gefallen. Allerdings ſind dieſe „Spenden“ keine freiwilligen und die Geber rechnen durchaus nicht auf ein „Vergelt’s Gott!“ Hochwürden Koroſchetz wurde zur Zahlung von 1000 Kronen an den Armenfond verurteilt und geſtern nachmittags wurde der hieſ. tſchechiſche Agitator und Verſicherungs- agent Sagl, welcher im Kaffeehauſe behauptet hatte, der Schriftleiter unſeres Blattes, Herr Norbert Jahn, habe in ein Fenſter der Narodni dom- Gaſtwirtſchaft einen Stein geworfen (!), hiefür zu einer Geldſtrafe von 200 Kronen zu Gunſten des Marburger Armenfondes verurteilt. (Siehe Gerichtsſaalbericht.) Die Armen von Marburg werden ſchließlich an die windiſch-tſchechiſchen Agitatoren in unſerer Stadt noch eine Dankadreſſe richten, da ſie aus der Tätigkeit derſelben mühelos zu den anſehnlichſten Unterſtützungen gelangen. Wenn die windiſch-tſchechiſchen Agitatoren in Mar- burg noch längere Zeit in ihrer, ſich mit der Ehre des Nächſten beſchäftigenden Tätigkeit fortfahren, wird der Armenfond bald Häuſer für die Armen bauen können. (Vermählung.) Hier hat ſich Herr Viktor Hartnagel, Militär-Verpflegsoffizial in Moſtar, mit Frl. Johanna Weltzebach, Hausbeſitzers- tochter, vermählt. (Marburger Schützenverein.) Trotz des ungünſtigen Wetters hatte ſich eine ganz ſchöne Zahl Schützenbrüder geſtern auf unſerer Schießſtätte eingefunden, um wieder einmal recht flott dem ſchönen Vergnügen zu fröhnen. Es wurden wieder 1000 Schüße abgegeben. Beſtgewinner waren Herr R. Straßmayer und Herr Alois Dolamitſch. Es wäre zu wünſchen, daß auch beim nächſten Kranzelſchießen, Montag, den 18. d. eine ſo rege Beteiligung ſtattfindet. (Hochherzige Spende für das Pettauer deutſche Mädchenheim.) Dem Pettauer Mädchenheim wurde von L. Miller (un- bekannt!) unter der Deviſe viribus unitis die nam- hafte Spende von 5000 Kronen gemacht. (Todesfall.) In Pettau iſt vorgeſtern Frau Eliſe Wratſchko nach langem Leiden im Alter von 67 Jahren geſtorben. (Strafanſtalts-Adjunkten-Stelle.) Die Geſuche um die ausgeſchriebene Adjunktenſtelle in der Männer-Strafanſtalt Marburg ſind bis längſtens 24. Auguſt d. J. im Wege der vor- geſetzten Behörde bei der k. k. Oberſtaatsanwalt- ſchaft in Graz zu überreichen. (Im Konkurſe) des protokollierten Kauf- mannes Joſef Krenn in Marburg, Burggaſſe 5, wurde über Vorſchlag der bei der Wahltagſatzung erſchienenen Gläubiger als Maſſeverwalter Herr Dr. Ernſt Mravlag, Advokat in Marburg, beſtätigt, und als deſſen Stellvertreter Herr Dr. Julius Feldbacher, Advokat in Marburg, aufgeſtellt. (Parkmuſik.) Programm zum morgigen Parkkonzert: 1. „Unter dem Sternenbanner“, ame- rikaniſcher Marſch, von Souſa. 2. „Coletta“, Walzer aus der Operette „Das Modell“, von Suppé. 3. Ouverture zur Oper „Raymond“, von Thomas. 4. Adagio aus der „Sonate pathetique“, von Beethoven. 5. „Die Dorfkönigin“, Mazurka von Fauſt. 6. Potpourri aus der Operette „Die Land- ſtreicher“, von Ziehrer. 7. Trompeter-Aufzug aus der Oper „Die Meiſterſinger von Nürnberg“, von Rich. Wagner. — Beginn 6 Uhr. (Großes Volksfeſt zu Gunſten der deutſchen Schule in Rothwein.) Wie wir bereits meldeten, findet das Feſt am Sonntag, den 17. Auguſt bei der „Linde“ in Ober-Rothwein ſtatt und teilen wir mit, daß das Finanzminiſterium im Einverſtändniſſe mit dem Miniſterium des Innern die Veranſtaltung eines Glückshafens erlaubt hat, bei welchem recht hübſche Gegenſtände zur Verlo- ſung kommen. Durch die zahlreichen Spenden für die Koſthalle vonſeite der vielen Gönner der Schule wurde es möglich gemacht, dieſelbe auf das Beſte auszuſtatten. Die Südbahnwerkſtätten-Muſikkapelle unter der bekannt vorzüglichen Leitung ihres Kapell- meiſters Herrn Max Schönherr hat diesmal aus- gewählte Nummern auf ihre Vortragsordnung ge- ſtellt und ſteht bei günſtiger Witterung ein genuß- reicher Nachmittag bevor. (Der Zirkus Viktor) wird noch dieſe Woche in Marburg weilen, worauf hiemit alle Zirkusfreunde und -Freundinnen aufmerkſam gemacht ſeien. Morgen Mittwoch finden zwei Vorſtellungen ſtatt und zwar beginnt die erſte um 4 Uhr nach- mittags, welche für Familien, Schüler und Kinder berechnet iſt und für welche ermäßigte Preiſe gelten, während die zweite Vorſtellung wie gewöhn- lich um 8 Uhr abends beginnt. Donnerstag iſt der Benefize-Abend des beliebten Klowns Barker. (Bahnbau Gonobitz—Retſchach. Die Südbahngeſellſchaft, welche in Radeldorf bei Gonobitz Kohlenwerke beſitzt, baut zu dieſen von Gonobitz aus eine Kohlenbahn. Die Grundablöſung wurde bereits durchgeführt, mit dem Baue ſoll ſchon am 15. Auguſt d. J. begonnen wrrden. Mit der Bau- ausführung ſollen Herr Ludwig Miglitſch, Ingenieur und Bauunternehmer in Rohitſch-Sauerbrunn und Herr Franz Poſſek, Gutsbeſitzer auf Schloß Pogled

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 12.08.1902, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger96_1902/4>, abgerufen am 21.11.2024.