Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 12.08.1902.Nr. 96, 12. August 1902. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Ausland. Bennigsen + Der am 7. August auf dem Gute Bennigsen -- In Brüssel ist der Burengeneral -- Die Krönung König Eduards VII. -- Ueber den Stand der Cholera in [Spaltenumbruch] Tagesneuigkeiten. ("Bourgeoisie" und Sozialdemo- kratie in der Sommerfrische.) Die "Schle- (Die Entwicklung der chinesischen Kolonie Kiautschou.) Bald fünf Jahre sind (Selbstmord wegen unglücklicher Liebe.) In Waldegg bei Wiener-Neustadt hat ein (Neue Repetierpistolen.) Dem Reichs- (Dreifacher Raubmord.) In Seuler- (Beim Fensterln ermordet.) In (Blitzschlag in eine Wetterschieß- hütte.) Aus Graz wird berichtet: In der Nähe (Ein Betbruder läßt seine Schwe- ster im Stalle sterben.) Aus Tamsweg wird (Selbsthilfe-Genossenschaft "Ost- mark" in Wien), reg. Genossenschaft mit be- Eigen-Berichte. Leibnitz, am 11. August. (Landwirt- schaftliches.) Am 17. d. hält die hiesige landw. Nr. 96, 12. Auguſt 1902. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Ausland. Bennigſen † Der am 7. Auguſt auf dem Gute Bennigſen — In Brüſſel iſt der Burengeneral — Die Krönung König Eduards VII. — Ueber den Stand der Cholera in [Spaltenumbruch] Tagesneuigkeiten. („Bourgeoiſie“ und Sozialdemo- kratie in der Sommerfriſche.) Die „Schle- (Die Entwicklung der chineſiſchen Kolonie Kiautſchou.) Bald fünf Jahre ſind (Selbſtmord wegen unglücklicher Liebe.) In Waldegg bei Wiener-Neuſtadt hat ein (Neue Repetierpiſtolen.) Dem Reichs- (Dreifacher Raubmord.) In Seuler- (Beim Fenſterln ermordet.) In (Blitzſchlag in eine Wetterſchieß- hütte.) Aus Graz wird berichtet: In der Nähe (Ein Betbruder läßt ſeine Schwe- ſter im Stalle ſterben.) Aus Tamsweg wird (Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſt- mark“ in Wien), reg. Genoſſenſchaft mit be- Eigen-Berichte. Leibnitz, am 11. Auguſt. (Landwirt- ſchaftliches.) Am 17. d. hält die hieſige landw. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 96, 12. Auguſt 1902. Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ausland.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Bennigſen †</hi> </head><lb/> <p>Der am 7. Auguſt auf dem Gute Bennigſen<lb/> erfolgte Tod des ehemaligen Ober-Präſidenten der<lb/> Provinz Hannover, des um das deutſche Vaterland<lb/> hochverdienten Politikers, Staatsmannes, Parla-<lb/> mentariers, Parteiführers und Patrioten Dr. Rudolf<lb/> v. <hi rendition="#g">Bennigſen,</hi> iſt weiteren Kreiſen durchaus<lb/> unerwartet gekommen. Wie inzwiſchen bekannt ge-<lb/> worden iſt, litt der nun Verewigte in jüngſter Zeit<lb/> an einer ſtarken Magenverſtimmung und war deshalb<lb/> bettlägerig. Außerdem hatte er ſich an einer<lb/> Wärmflaſche das Bein verletzt, und dieſe anfänglich<lb/> nicht beachtete Wunde verſchlimmte ſich raſch; man<lb/> vermutet, daß ſchließlich Blutvergiftung hinzutrat,<lb/> durch welche auch der Tod herbeigeführt worden<lb/> ſein dürfte. Rudolf v. Bennigſen hat namentlich<lb/> am Werdegange des neuen Deutſchen Reiches hervor-<lb/> ragenden Anteil gehabt, als er den deutſchen<lb/> Volksverein gründete und an deſſen Spitze unter<lb/> den mannigfachſten Anfechtungen ſchon damals<lb/> für den Reichs- und Kaiſergedanken hingebend und<lb/> unermüdlich wirkte. Im Jahre des deutſchen Bruder-<lb/> krieges 1866 gründete er die nationalliberale Partei,<lb/> deren politiſcher und parlamentariſcher Führer<lb/> Benningſen dann lange Jahre blieb, in dieſer<lb/> Stellung einen bedeutenden Einfluß auf das politiſche<lb/> Leben in Deutſchland ausübend. 1870 nahm er im<lb/> Hauptquartier zu Verſailles hervorragenden Anteil<lb/> an den Verhandlungen mit den ſüdeutſchen Staaten.<lb/> Nach der Wiederaufrichtung des Reiches aber war<lb/> er in allen nationalen Fragen ein ſelbſtloſer Gehilfe<lb/> Bismarck’s, und ſelbſt tiefgehende Differenzen<lb/> mit dem Kanzler vermochten ihn in ſeinem freudigen<lb/> patriotiſchen Wirken nicht zu beirren. Im Sonſtigen<lb/> war Rudolf v. Bennigſen ein erprobter langjähriger<lb/> Leiter der parlamentariſchen Verhandlungen des<lb/> preußiſchen Abgeordnetenhauſes und des Reichstages.<lb/> 1868 wurde er vom hannoverſchen Provinzial-<lb/> landtag zum Landesdirektor von Hannover gewählt,<lb/> 1888 ernannte ihn Kaiſer Wilhelm <hi rendition="#aq">II.</hi> zum Ober-<lb/> präſidenten dieſer Provinz, welches Amt Bennigſen<lb/> zehn Jahre lang bekleidete. Sein Mandat zum<lb/> Abgeordnetenhaus legte R. v. Bennigſen 1881<lb/> definitiv nieder, jenes zum Reichstage 1897. 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Vor kurzem ſtattete er dem Präſidenten<lb/> Krüger in deſſen holländiſchen Exil einen Beſuch<lb/> ab und reiſte dann weiter nach Brüſſel, wo ihn<lb/> nun der Tod ereilt hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die <hi rendition="#g">Krönung König Eduards</hi> <hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/> und der Königin Alexandra iſt nun am Sonnabend<lb/> in der hiſtoriſchen Weſtminſter-Abtei zu London<lb/> endlich vor ſich gegangen. Die letzten Tage über<lb/> war das Befinden des Königs ein ganz beſonders<lb/> befriedigendes. Der bisherige Premierminiſter Lord<lb/> Salisbury hat ſich eine leichte Indispoſition zuge-<lb/> zogen, ſo daß ihm vom Könige erlaubt wurde, der<lb/> Krönungsfeier fern zu bleiben. — In das Londoner<lb/> Kabinet ſind zwei neue Mitglieder eingetreten,<lb/> Walrand als Kanzler des Herzogtums Lancaſter<lb/> und Auſten Chamberlain, ein Bruder des Kolonial-<lb/> miniſters, als Generalpoſtmeiſter. — Zwiſchen der<lb/> britiſchen Admiralität und dem Morgan’ſchen<lb/> Schiffahrtsring ſind Unterhandlungen eingeleitet<lb/> worden, zu einem förmlichen Vertragsſchluß iſt es<lb/> aber noch nicht gekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ueber den <hi rendition="#g">Stand der Cholera</hi> in<lb/> der <hi rendition="#g">Mandſchurei</hi> und in <hi rendition="#g">Ruſſiſch-Oſt-<lb/> aſien</hi> ſind jetzt von Petersburg aus neue amtliche<lb/> Angaben gemacht. Aus ihnen erhellt, daß die<lb/> Cholera namentlich in der Mandſchurei noch immer<lb/> ziemlich erhebliche Opfer fordert, während ſie in<lb/> den anſtoßenden ruſſiſchen Gebieten bedeutend ab-<lb/> genommen hat. Eine Depeſche aus Charbin vom<lb/> 8. Auguſt behauptet allerdings, daß die Cholera-<lb/> epidemie auch an dieſem mandſchuriſchen Orte<lb/> zurückgehe, ſo daß die chineſiſchen Arbeiter allmählich<lb/> zurückkehrten. In Blagoweſchtſchens erkrankten vom<lb/> 21. Juli bis 7. Auguſt 206 Perſonen an Cholera,<lb/> von ihnen ſtarben 123, 56 genaſen, die übrigen<lb/> ſind noch krank.</p> </div> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tagesneuigkeiten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(„Bourgeoiſie“ und Sozialdemo-<lb/> kratie in der Sommerfriſche.)</hi> </head> <p>Die „Schle-<lb/> ſiſche Zeitung“ ſchreibt: „Wie bezeichnend iſt es<lb/> doch, wenn der „Vorwärts“ ausruft: „Unſere<lb/> Bourgeoiſie weilt ſorglos in den Bädern und<lb/> Sommerfriſchen“. Möchte das Blatt ſeinen Leſern<lb/> nicht vielleicht auch einmal mitteilen, wo die Kori-<lb/> phäen ſeiner eigenen Partei ſich aufzuhalten pflegen?<lb/> Herrn von Vollmars reizender Sommeraufenthalt<lb/> iſt allen Beſuchern des Walchenſees bekannt. Von<lb/> Bebels Villa am Züricher Ser iſt in der Preſſe<lb/> oftmals die Rede geweſen. Herrn Singer ſagt man<lb/> nach, ein Habitu<hi rendition="#aq">é</hi> der Nordſeebäder zu ſein. Auch<lb/> von der zweiten Garnitur der Führer kann man<lb/> manchem in der Schweiz und in Tirol. auf Helgo-<lb/> land u. ſ. w. begegnen. Und die <hi rendition="#aq">misera contribuens<lb/> plebs?</hi> In derſelben Nummer des „Vorwärts“, in<lb/> welcher vorn über „die Not“ geleitartikelt wird,<lb/> umfaßt hinten der Vergnügungsanzeiger faſt volle<lb/> zwei Seiten. Dazu kommen die offiziellen Partei-<lb/> feſte. In der in Rede ſtehenden Nummer kündigt<lb/> der 6. Berliner Wahlkreis gleich zwei auf einmal<lb/> an, beide mit großem Konzert von je zwei ſtark-<lb/> beſetzten Kapellen, Feſtball, Feuerwerk, Kinder-Fackel-<lb/> Polonaiſe u. ſ. w. Auch die „Genoſſen von Pan-<lb/> kow und Niederſchönhauſen“ laden zu einem großen<lb/> Sommerfeſt mit ähnlichen Veranſtaltungen ein. Wie<lb/> ſtimmt das zu den Kaſſandrarufen des „Vorwärts“<lb/> über die bittere Not? Daß in Berlin Tauſende von<lb/> „Genoſſen“ frohe Feſte feiern können, daß die<lb/> ſozialdemokratiſchen Führer ſich den Freuden ſommer-<lb/> lichen Wohllebens ergeben dürfen, iſt freilich kein<lb/> Beweis dagegen, daß, wie der „Vorwärts“ behauptet,<lb/> zahlloſe Arbeiter hungernd auf der Landſtraße ein-<lb/> herziehen. Aber mit welchem Rechte erhebt dann<lb/> das ſozialdemokratiſche Blatt gegen die „Bourgeoiſie“<lb/> den Vorwurf ſorgloſer Unbekümmertheit, wenn die<lb/> Genoſſen „Führer“ zur Sommerszeit ſelbſt in<lb/> eleganten Bädern und Sommerfriſchen weilen?</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Die Entwicklung der chineſiſchen<lb/> Kolonie Kiautſchou.)</hi> </head> <p>Bald fünf Jahre ſind<lb/> verfloſſen, ſeit Deutſchland von der Kiautſchou-Bucht<lb/> Beſitz ergriffen hat. Da erſcheint die Frage, was<lb/> aus dieſer deutſchen Kolonie im fernen Oſten bis<lb/> jetzt geworden iſt, berechtigt, um ſo mehr, als zu<lb/> jener Zeit, da Deutſchland ſich ſeinen Platz an der<lb/> Sonne ſicherte, gar manche Stimmen ertönten,<lb/> welche dieſen Platz als den denkbar ungünſtigſten<lb/> bezeichneten. Nun, dieſe Stimmen haben nicht recht<lb/> behalten, denn mit der Entwicklung der deutſchen<lb/> Kolonie kann man bis jetzt zufrieden ſein. An der<lb/> einſamen Klautſchou-Bucht iſt eine moderne Stadt,<lb/> das neue Tſingtau, mit großartigen ſtädtiſchen und<lb/> induſtriellen Anlagen entſtanden; die Erſchließung<lb/> des Hinterlandes iſt bereits im Gange; der Bau<lb/> der Eiſenbahn iſt bis Weihſien (183 <hi rendition="#aq">km</hi>) gediehen,<lb/> die vorläufige Endſtation Tſinanfu (420 <hi rendition="#aq">km</hi>) wird<lb/> im Jahre 1904 erreicht werden. Freilich iſt in<lb/> dieſem Eiſenbahnbau, in den Hafenanlagen u. ſ. w.<lb/> ein gut Stück deutſchen Geldes feſtgelegt, aber daß<lb/> ſich dasſelbe rentieren wird, erſcheint zweifellos, da<lb/> die Ausbeutung der reichen Kohlen- und Mineral-<lb/> ſchätze durch deutſche Unternehmer mit Hilfe der<lb/> Bahn eine ſehr bedeutende Steigerung der Ausfuhr<lb/> herbeiführen und auch die Einfuhr, wenn auch in<lb/> vorerſt langſamerem Tempo, durch die Ausnutzung<lb/> der Handelsbeziehungen mit dem Inland zu einem<lb/> weſentlichen Faktor werden wird. Die <hi rendition="#g">„Garten-<lb/> laube“</hi> bringt aus der Feder von B. v. Strantz<lb/> einen Bericht über die Kolonie Kiautſchou, in<lb/> welchem ſich manches Intereſſante über die Ent-<lb/> wicklung derſelben findet, und in dem ſich auch eine<lb/> Reihe höchſt anſchaulicher Abbildungen von Tſingtau<lb/> und dem Eiſenbahnbau vorfindet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Selbſtmord wegen unglücklicher<lb/> Liebe.)</hi> </head> <p>In Waldegg bei Wiener-Neuſtadt hat ein<lb/> 22jähriges Fräulein Lola Paſſon, welche den Som-<lb/> mer über dort im Hauſe ihres Schwagers weilte,<lb/> durch einen Schuß ins Herz ihrem Leben ein Ende<lb/> gemacht. Das lebensfrohe, junge Mädchen hatte vor<lb/> einigen Jahren in Waldegg die Bekanntſchaft des<lb/> Sohnes des Großinduſtriellen Zugmayer gemacht<lb/> und eine tiefe Neigung zu ihm gefaßt, die Zug-<lb/> mayer anfänglich zu erwidern ſchien; da er ſich aber<lb/> in der letzten Zeit ihr gegenüber auffallend zurück-<lb/> haltend benahm und ſchließlich den Verkehr mit ihr<lb/> ganz abbrach, griff Fräulein Paſſon zum Revolver.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Neue Repetierpiſtolen.)</hi> </head> <p>Dem Reichs-<lb/> kriegsminiſterium liegen derzeit drei Modelle von<lb/> Repetierpiſtolen zur Prüfung vor. Sämmtliche<lb/> Offiziere, ſowie die jetzt mit Revolvern ausgerü-<lb/><cb/> ſteten Truppen ſollen künftig ſolche Repetierpiſtolen<lb/> erhalten. Eines dieſer Modelle iſt vom Ingenieur<lb/> Mannlicher, dem Erfinder des Repetiergewehres.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Dreifacher Raubmord.)</hi> </head> <p>In Seuler-<lb/> halde (Weſtfalen) ermordete der polniſche Land-<lb/> arbeiter Werſinski drei Kollegen durch Meſſerſtiche<lb/> im Schlafe, worauf er ſeine Opfer beraubte. Der<lb/> Raubmörder iſt flüchtig.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Beim Fenſterln ermordet.)</hi> </head> <p>In<lb/> Gmunden wurde der 29jährige Maurergehilfe F.<lb/> Dannert oberhalb des Schneiderbühels in einer<lb/> Blutlache als Leiche aufgefunden. Die an Ort und<lb/> Stelle erſchienene Gerichtskommiſſion ſtellte feſt,<lb/> daß Dannert durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt<lb/> wurde und infolge Verblutung geſtorben war. Als<lb/> der Täter wurde Franz Heitzinger aus St. Konrad,<lb/> Vater von neun Kindern, verhaftet. Die Tat ſoll<lb/> eine Folge des „Fenſterln“ ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Blitzſchlag in eine Wetterſchieß-<lb/> hütte.)</hi> </head> <p>Aus Graz wird berichtet: In der Nähe<lb/> des Schloſſes Vasholdsberg bei Hausmannsſtätten<lb/> befindet ſich eine Wetterſchießſtation, welche von<lb/> den Bedienſteten des Schloſſes bedient wird. Als<lb/> Donnerstag abends ein Gewitter heranzog, begaben<lb/> ſich der Obergärtner Joh. Hofer und der Gärtner-<lb/> burſche Thomas Blebnik in die Schießſtation. Nach<lb/> einigen Minuten erſchütterte ein donnerähnlicher<lb/> Krach die ganze Gegend. Die Hütte, in welcher ſich<lb/> die Wetterſchießſtation befand, war in einen Trüm-<lb/> merhaufen verwandelt, der in hellen Flammen ſtand.<lb/> Der Blitz hatte in die Hütte eingeſchlagen und das<lb/> dortſelbſt befindliche Schießpulver zur Exploſion<lb/> gebracht. Der Obergärtner Hofer erlitt leichtere<lb/> Brandwunden, Blebnik ſchwere, ſo daß an ſeinem<lb/> Aufkommen gezweifelt wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ein Betbruder läßt ſeine Schwe-<lb/> ſter im Stalle ſterben.)</hi> </head> <p>Aus Tamsweg wird<lb/> vom 6. d. M. gemeldet: Der hieſige Arzt Dr.<lb/> Leopold Haſcheyer erſtattete Mittwoch der Be-<lb/> hörde die Anzeige, daß eine 36 Jahre alte Frau-<lb/> ensperſon, eine Kretin, die als Ausnehmerin bei<lb/> ihrem Bruder in Litzeldorf lebte, am Vortage,<lb/> abends, auf ihrem Lager in einer finſteren Abtei-<lb/> lung des Stalles tot aufgefunden wurde. Aus<lb/> dem ärztlichen Befunde geht hervor, daß die<lb/> arme Perſon an Zellgewebs-Entzündung des linken<lb/> Fußes mit nachfolgender Blutzerſetzung geſtorben<lb/> ſei. Wie der Bruder der Verſtorbenen ſelbſt an-<lb/> gibt, war er verpflichtet, ſeine Schweſter Marga-<lb/> rethe Sautner zu verpflegen. Bis zum Tode ſeiner<lb/> Mutter wohnte ſeine Schweſter zuſammen mit<lb/> ihrer Mutter in einem Stübel. Einige Zeit nach<lb/> dem Ableben der Mutter hat er ſeine Schweſter<lb/> in einem Verſchlag des Stalles der Schneiderkeuſche,<lb/> in welchem er früher Schweine gehalten hatte, ge-<lb/> ſperrt. Die beiden Stalltüren waren immer ver-<lb/> ſchloſſen, und die Bedauernswerte konnte nicht ins<lb/> Freie gelangen. In dieſem Stalle ſind im Sommer<lb/> zwei Kühe und im Winter vier Kühe und ein<lb/> Schwein eingeſtellt. In ihrem Verſchlage mußte<lb/> ſie auf Stroh liegen. Ungefähr vierzehn Tage vor<lb/> ihrem Tode klagte die Verſtorbene ihrem Bruder,<lb/> daß ſie am linken Fuße große Schmerzen fühle,<lb/> und daß ihr der Fuß ſehr wehe tue. Trotzdem<lb/> ließ er ſie in kein ordentliches Bett bringen und<lb/> auch keinen Arzt herbeirufen. Der Bruder iſt be-<lb/> kannt als ein <hi rendition="#g">Frömmler</hi> und <hi rendition="#g">Betbruder.</hi><lb/> Gegen ihn wurde das Strafverfahren eingeleitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſt-<lb/> mark“ in Wien),</hi> </head> <p>reg. Genoſſenſchaft mit be-<lb/> ſchränkter Haftung. In der am 1. Juli 1900 ins<lb/> Leben gerufenen Sparabteilung wurden in der Zeit<lb/> vom 1. bis 31. Juli 1902 K. 46.487·98 eingelegt<lb/> und K. 33.079·50 behoben. Der Zuwachs an Ein-<lb/> lagen betrug alſo K. 1340·48, das geſamte Ein-<lb/> lage-Kapital betrug mit Ende Juli K. 549489·07.<lb/> Die Geſinnungsgenoſſen werden eingeladen, verfüg-<lb/> bare Gelder der „Oſtmark“ zuzuführen, welche die-<lb/> ſelben bei vollſter Sicherheit mit 5% verzinst und<lb/> dadurch in die Lage verſetzt wird, die zahlreichen<lb/> Vorſchußwerber raſcher und in reichlicherem Maße<lb/> befriedigen zu können, als dies bisher möglich war.<lb/> Nähere Auskunft über die Sparabteilung gibt die<lb/> Kanzlei der Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſtmark“,<lb/> Wien, 4, Kettenbrückengaſſe 20. Amtsſtunden an<lb/> Werktagen von 4—7 Uhr nachmittags.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eigen-Berichte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#g">Leibnitz,</hi> am 11. Auguſt.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Landwirt-<lb/> ſchaftliches.)</hi> </head> <p>Am 17. d. hält die hieſige landw.<lb/> Filiale im Gaſthauſe des Herrn Brand in Glein-<lb/> ſtätten eine Wanderverſammlung ab; hiebei wird<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 96, 12. Auguſt 1902. Marburger Zeitung
Ausland.
Bennigſen †
Der am 7. Auguſt auf dem Gute Bennigſen
erfolgte Tod des ehemaligen Ober-Präſidenten der
Provinz Hannover, des um das deutſche Vaterland
hochverdienten Politikers, Staatsmannes, Parla-
mentariers, Parteiführers und Patrioten Dr. Rudolf
v. Bennigſen, iſt weiteren Kreiſen durchaus
unerwartet gekommen. Wie inzwiſchen bekannt ge-
worden iſt, litt der nun Verewigte in jüngſter Zeit
an einer ſtarken Magenverſtimmung und war deshalb
bettlägerig. Außerdem hatte er ſich an einer
Wärmflaſche das Bein verletzt, und dieſe anfänglich
nicht beachtete Wunde verſchlimmte ſich raſch; man
vermutet, daß ſchließlich Blutvergiftung hinzutrat,
durch welche auch der Tod herbeigeführt worden
ſein dürfte. Rudolf v. Bennigſen hat namentlich
am Werdegange des neuen Deutſchen Reiches hervor-
ragenden Anteil gehabt, als er den deutſchen
Volksverein gründete und an deſſen Spitze unter
den mannigfachſten Anfechtungen ſchon damals
für den Reichs- und Kaiſergedanken hingebend und
unermüdlich wirkte. Im Jahre des deutſchen Bruder-
krieges 1866 gründete er die nationalliberale Partei,
deren politiſcher und parlamentariſcher Führer
Benningſen dann lange Jahre blieb, in dieſer
Stellung einen bedeutenden Einfluß auf das politiſche
Leben in Deutſchland ausübend. 1870 nahm er im
Hauptquartier zu Verſailles hervorragenden Anteil
an den Verhandlungen mit den ſüdeutſchen Staaten.
Nach der Wiederaufrichtung des Reiches aber war
er in allen nationalen Fragen ein ſelbſtloſer Gehilfe
Bismarck’s, und ſelbſt tiefgehende Differenzen
mit dem Kanzler vermochten ihn in ſeinem freudigen
patriotiſchen Wirken nicht zu beirren. Im Sonſtigen
war Rudolf v. Bennigſen ein erprobter langjähriger
Leiter der parlamentariſchen Verhandlungen des
preußiſchen Abgeordnetenhauſes und des Reichstages.
1868 wurde er vom hannoverſchen Provinzial-
landtag zum Landesdirektor von Hannover gewählt,
1888 ernannte ihn Kaiſer Wilhelm II. zum Ober-
präſidenten dieſer Provinz, welches Amt Bennigſen
zehn Jahre lang bekleidete. Sein Mandat zum
Abgeordnetenhaus legte R. v. Bennigſen 1881
definitiv nieder, jenes zum Reichstage 1897. Er
hat ein Alter von etwas über 78 Jahren erreicht.
— In Brüſſel iſt der Burengeneral
Lukas Meyer plötzlich einem Herzleiden,
von dem er bereits während des Südafrikaniſchen
Krieges mehreremale befallen worden war, erlegen.
Lukas Meyer gehörte zu den Friedensunterhändlern
von Pretoria und unterzeichnete auch den Friedens-
vertrag mit. Nach Abſchluß des Friedens begab er
ſich nach London, wo er auszeichnend behandelt
wurde. Vor kurzem ſtattete er dem Präſidenten
Krüger in deſſen holländiſchen Exil einen Beſuch
ab und reiſte dann weiter nach Brüſſel, wo ihn
nun der Tod ereilt hat.
— Die Krönung König Eduards VII.
und der Königin Alexandra iſt nun am Sonnabend
in der hiſtoriſchen Weſtminſter-Abtei zu London
endlich vor ſich gegangen. Die letzten Tage über
war das Befinden des Königs ein ganz beſonders
befriedigendes. Der bisherige Premierminiſter Lord
Salisbury hat ſich eine leichte Indispoſition zuge-
zogen, ſo daß ihm vom Könige erlaubt wurde, der
Krönungsfeier fern zu bleiben. — In das Londoner
Kabinet ſind zwei neue Mitglieder eingetreten,
Walrand als Kanzler des Herzogtums Lancaſter
und Auſten Chamberlain, ein Bruder des Kolonial-
miniſters, als Generalpoſtmeiſter. — Zwiſchen der
britiſchen Admiralität und dem Morgan’ſchen
Schiffahrtsring ſind Unterhandlungen eingeleitet
worden, zu einem förmlichen Vertragsſchluß iſt es
aber noch nicht gekommen.
— Ueber den Stand der Cholera in
der Mandſchurei und in Ruſſiſch-Oſt-
aſien ſind jetzt von Petersburg aus neue amtliche
Angaben gemacht. Aus ihnen erhellt, daß die
Cholera namentlich in der Mandſchurei noch immer
ziemlich erhebliche Opfer fordert, während ſie in
den anſtoßenden ruſſiſchen Gebieten bedeutend ab-
genommen hat. Eine Depeſche aus Charbin vom
8. Auguſt behauptet allerdings, daß die Cholera-
epidemie auch an dieſem mandſchuriſchen Orte
zurückgehe, ſo daß die chineſiſchen Arbeiter allmählich
zurückkehrten. In Blagoweſchtſchens erkrankten vom
21. Juli bis 7. Auguſt 206 Perſonen an Cholera,
von ihnen ſtarben 123, 56 genaſen, die übrigen
ſind noch krank.
Tagesneuigkeiten.
(„Bourgeoiſie“ und Sozialdemo-
kratie in der Sommerfriſche.) Die „Schle-
ſiſche Zeitung“ ſchreibt: „Wie bezeichnend iſt es
doch, wenn der „Vorwärts“ ausruft: „Unſere
Bourgeoiſie weilt ſorglos in den Bädern und
Sommerfriſchen“. Möchte das Blatt ſeinen Leſern
nicht vielleicht auch einmal mitteilen, wo die Kori-
phäen ſeiner eigenen Partei ſich aufzuhalten pflegen?
Herrn von Vollmars reizender Sommeraufenthalt
iſt allen Beſuchern des Walchenſees bekannt. Von
Bebels Villa am Züricher Ser iſt in der Preſſe
oftmals die Rede geweſen. Herrn Singer ſagt man
nach, ein Habitué der Nordſeebäder zu ſein. Auch
von der zweiten Garnitur der Führer kann man
manchem in der Schweiz und in Tirol. auf Helgo-
land u. ſ. w. begegnen. Und die misera contribuens
plebs? In derſelben Nummer des „Vorwärts“, in
welcher vorn über „die Not“ geleitartikelt wird,
umfaßt hinten der Vergnügungsanzeiger faſt volle
zwei Seiten. Dazu kommen die offiziellen Partei-
feſte. In der in Rede ſtehenden Nummer kündigt
der 6. Berliner Wahlkreis gleich zwei auf einmal
an, beide mit großem Konzert von je zwei ſtark-
beſetzten Kapellen, Feſtball, Feuerwerk, Kinder-Fackel-
Polonaiſe u. ſ. w. Auch die „Genoſſen von Pan-
kow und Niederſchönhauſen“ laden zu einem großen
Sommerfeſt mit ähnlichen Veranſtaltungen ein. Wie
ſtimmt das zu den Kaſſandrarufen des „Vorwärts“
über die bittere Not? Daß in Berlin Tauſende von
„Genoſſen“ frohe Feſte feiern können, daß die
ſozialdemokratiſchen Führer ſich den Freuden ſommer-
lichen Wohllebens ergeben dürfen, iſt freilich kein
Beweis dagegen, daß, wie der „Vorwärts“ behauptet,
zahlloſe Arbeiter hungernd auf der Landſtraße ein-
herziehen. Aber mit welchem Rechte erhebt dann
das ſozialdemokratiſche Blatt gegen die „Bourgeoiſie“
den Vorwurf ſorgloſer Unbekümmertheit, wenn die
Genoſſen „Führer“ zur Sommerszeit ſelbſt in
eleganten Bädern und Sommerfriſchen weilen?
(Die Entwicklung der chineſiſchen
Kolonie Kiautſchou.) Bald fünf Jahre ſind
verfloſſen, ſeit Deutſchland von der Kiautſchou-Bucht
Beſitz ergriffen hat. Da erſcheint die Frage, was
aus dieſer deutſchen Kolonie im fernen Oſten bis
jetzt geworden iſt, berechtigt, um ſo mehr, als zu
jener Zeit, da Deutſchland ſich ſeinen Platz an der
Sonne ſicherte, gar manche Stimmen ertönten,
welche dieſen Platz als den denkbar ungünſtigſten
bezeichneten. Nun, dieſe Stimmen haben nicht recht
behalten, denn mit der Entwicklung der deutſchen
Kolonie kann man bis jetzt zufrieden ſein. An der
einſamen Klautſchou-Bucht iſt eine moderne Stadt,
das neue Tſingtau, mit großartigen ſtädtiſchen und
induſtriellen Anlagen entſtanden; die Erſchließung
des Hinterlandes iſt bereits im Gange; der Bau
der Eiſenbahn iſt bis Weihſien (183 km) gediehen,
die vorläufige Endſtation Tſinanfu (420 km) wird
im Jahre 1904 erreicht werden. Freilich iſt in
dieſem Eiſenbahnbau, in den Hafenanlagen u. ſ. w.
ein gut Stück deutſchen Geldes feſtgelegt, aber daß
ſich dasſelbe rentieren wird, erſcheint zweifellos, da
die Ausbeutung der reichen Kohlen- und Mineral-
ſchätze durch deutſche Unternehmer mit Hilfe der
Bahn eine ſehr bedeutende Steigerung der Ausfuhr
herbeiführen und auch die Einfuhr, wenn auch in
vorerſt langſamerem Tempo, durch die Ausnutzung
der Handelsbeziehungen mit dem Inland zu einem
weſentlichen Faktor werden wird. Die „Garten-
laube“ bringt aus der Feder von B. v. Strantz
einen Bericht über die Kolonie Kiautſchou, in
welchem ſich manches Intereſſante über die Ent-
wicklung derſelben findet, und in dem ſich auch eine
Reihe höchſt anſchaulicher Abbildungen von Tſingtau
und dem Eiſenbahnbau vorfindet.
(Selbſtmord wegen unglücklicher
Liebe.) In Waldegg bei Wiener-Neuſtadt hat ein
22jähriges Fräulein Lola Paſſon, welche den Som-
mer über dort im Hauſe ihres Schwagers weilte,
durch einen Schuß ins Herz ihrem Leben ein Ende
gemacht. Das lebensfrohe, junge Mädchen hatte vor
einigen Jahren in Waldegg die Bekanntſchaft des
Sohnes des Großinduſtriellen Zugmayer gemacht
und eine tiefe Neigung zu ihm gefaßt, die Zug-
mayer anfänglich zu erwidern ſchien; da er ſich aber
in der letzten Zeit ihr gegenüber auffallend zurück-
haltend benahm und ſchließlich den Verkehr mit ihr
ganz abbrach, griff Fräulein Paſſon zum Revolver.
(Neue Repetierpiſtolen.) Dem Reichs-
kriegsminiſterium liegen derzeit drei Modelle von
Repetierpiſtolen zur Prüfung vor. Sämmtliche
Offiziere, ſowie die jetzt mit Revolvern ausgerü-
ſteten Truppen ſollen künftig ſolche Repetierpiſtolen
erhalten. Eines dieſer Modelle iſt vom Ingenieur
Mannlicher, dem Erfinder des Repetiergewehres.
(Dreifacher Raubmord.) In Seuler-
halde (Weſtfalen) ermordete der polniſche Land-
arbeiter Werſinski drei Kollegen durch Meſſerſtiche
im Schlafe, worauf er ſeine Opfer beraubte. Der
Raubmörder iſt flüchtig.
(Beim Fenſterln ermordet.) In
Gmunden wurde der 29jährige Maurergehilfe F.
Dannert oberhalb des Schneiderbühels in einer
Blutlache als Leiche aufgefunden. Die an Ort und
Stelle erſchienene Gerichtskommiſſion ſtellte feſt,
daß Dannert durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt
wurde und infolge Verblutung geſtorben war. Als
der Täter wurde Franz Heitzinger aus St. Konrad,
Vater von neun Kindern, verhaftet. Die Tat ſoll
eine Folge des „Fenſterln“ ſein.
(Blitzſchlag in eine Wetterſchieß-
hütte.) Aus Graz wird berichtet: In der Nähe
des Schloſſes Vasholdsberg bei Hausmannsſtätten
befindet ſich eine Wetterſchießſtation, welche von
den Bedienſteten des Schloſſes bedient wird. Als
Donnerstag abends ein Gewitter heranzog, begaben
ſich der Obergärtner Joh. Hofer und der Gärtner-
burſche Thomas Blebnik in die Schießſtation. Nach
einigen Minuten erſchütterte ein donnerähnlicher
Krach die ganze Gegend. Die Hütte, in welcher ſich
die Wetterſchießſtation befand, war in einen Trüm-
merhaufen verwandelt, der in hellen Flammen ſtand.
Der Blitz hatte in die Hütte eingeſchlagen und das
dortſelbſt befindliche Schießpulver zur Exploſion
gebracht. Der Obergärtner Hofer erlitt leichtere
Brandwunden, Blebnik ſchwere, ſo daß an ſeinem
Aufkommen gezweifelt wird.
(Ein Betbruder läßt ſeine Schwe-
ſter im Stalle ſterben.) Aus Tamsweg wird
vom 6. d. M. gemeldet: Der hieſige Arzt Dr.
Leopold Haſcheyer erſtattete Mittwoch der Be-
hörde die Anzeige, daß eine 36 Jahre alte Frau-
ensperſon, eine Kretin, die als Ausnehmerin bei
ihrem Bruder in Litzeldorf lebte, am Vortage,
abends, auf ihrem Lager in einer finſteren Abtei-
lung des Stalles tot aufgefunden wurde. Aus
dem ärztlichen Befunde geht hervor, daß die
arme Perſon an Zellgewebs-Entzündung des linken
Fußes mit nachfolgender Blutzerſetzung geſtorben
ſei. Wie der Bruder der Verſtorbenen ſelbſt an-
gibt, war er verpflichtet, ſeine Schweſter Marga-
rethe Sautner zu verpflegen. Bis zum Tode ſeiner
Mutter wohnte ſeine Schweſter zuſammen mit
ihrer Mutter in einem Stübel. Einige Zeit nach
dem Ableben der Mutter hat er ſeine Schweſter
in einem Verſchlag des Stalles der Schneiderkeuſche,
in welchem er früher Schweine gehalten hatte, ge-
ſperrt. Die beiden Stalltüren waren immer ver-
ſchloſſen, und die Bedauernswerte konnte nicht ins
Freie gelangen. In dieſem Stalle ſind im Sommer
zwei Kühe und im Winter vier Kühe und ein
Schwein eingeſtellt. In ihrem Verſchlage mußte
ſie auf Stroh liegen. Ungefähr vierzehn Tage vor
ihrem Tode klagte die Verſtorbene ihrem Bruder,
daß ſie am linken Fuße große Schmerzen fühle,
und daß ihr der Fuß ſehr wehe tue. Trotzdem
ließ er ſie in kein ordentliches Bett bringen und
auch keinen Arzt herbeirufen. Der Bruder iſt be-
kannt als ein Frömmler und Betbruder.
Gegen ihn wurde das Strafverfahren eingeleitet.
(Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſt-
mark“ in Wien), reg. Genoſſenſchaft mit be-
ſchränkter Haftung. In der am 1. Juli 1900 ins
Leben gerufenen Sparabteilung wurden in der Zeit
vom 1. bis 31. Juli 1902 K. 46.487·98 eingelegt
und K. 33.079·50 behoben. Der Zuwachs an Ein-
lagen betrug alſo K. 1340·48, das geſamte Ein-
lage-Kapital betrug mit Ende Juli K. 549489·07.
Die Geſinnungsgenoſſen werden eingeladen, verfüg-
bare Gelder der „Oſtmark“ zuzuführen, welche die-
ſelben bei vollſter Sicherheit mit 5% verzinst und
dadurch in die Lage verſetzt wird, die zahlreichen
Vorſchußwerber raſcher und in reichlicherem Maße
befriedigen zu können, als dies bisher möglich war.
Nähere Auskunft über die Sparabteilung gibt die
Kanzlei der Selbſthilfe-Genoſſenſchaft „Oſtmark“,
Wien, 4, Kettenbrückengaſſe 20. Amtsſtunden an
Werktagen von 4—7 Uhr nachmittags.
Eigen-Berichte.
Leibnitz, am 11. Auguſt. (Landwirt-
ſchaftliches.) Am 17. d. hält die hieſige landw.
Filiale im Gaſthauſe des Herrn Brand in Glein-
ſtätten eine Wanderverſammlung ab; hiebei wird
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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