Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 11.08.1908.Marburger Zeitung Nr. 96, 11. August 1908 [Spaltenumbruch] parteipolitisches Geschäft zu machen. Den Jesuiten Alles hat jetzt wieder den Namen Bismarck "Die Deutschen in Österreich gehen nicht zu- Diese herrlichen Bismarckworte gehören ins Der Notstand im Unterlande. Eine Petition des Abg. Malik. Abg. Malik hat an das Finanzministerium K. k. Finanzministerium! Sowohl die Leitung der großen Notstands- Die Pettauer Entschließung ist von den Ich habe die Pettauer Entschließung am In der Teilerfüllung der übernommenen Auf- Ich stelle daher an das k. k. Finanzministerium Dabei äußere ich meine Meinung dahin, daß Ich zweifle zwar nicht, daß der Durchführung Ich erbitte nochmals in dringender Form Vinzenz Malik, Reichsratsabgeordneter. Wien, am 7. August 1908. Beratung über die Hilfsaktion. Wie die "Gr. Tgpst." meldet, fand Samstag [Spaltenumbruch] "Hatte Ihr Bruder einen solchen kleinen "Ja, einen außergewöhnlich kleinen Fuß sogar. "So weit ich in dieser Sache blicke, ist die "Nein. Er schrieb mir, daß er mich am 20. "Hatte jemand außer Ihnen Beiden Kenntnis "Das halte ich für unmöglich". "Sie sind auch gewiß, daß Ihr Bruder von [Spaltenumbruch] "Mein Bruder sagte selbst, daß nur eine alte "Er ist doch wohl nicht als einziger Passagier "Ja, außer ihm war noch ein anderer Herr, Der Agent, der während dieses Zwiegesprächs "Niemanden, der Park und der Wald war, Der Agent schien immer noch nicht befriedigt. "Selbstverständlich kann nach Ihren Wahr- "Ja, wenigstens wüßte ich nicht, wie das zu- Der Detektiv lehnte sich jetzt in den Sessel "Ja", sagte das Mädchen. "Gnädige Frau, "Ich habe die Einsiedelei niemals verschlosseu "Befinden sich mehrere Räume darin?" "Ja, außer dem Hauptraum eine Art Kammer, Der Detektiv hatte sich gespannt aufgerichtet, Frau Mertens zögerte mit der Antwort. "Sie scheinen von dieser Ihrer Kenntnis noch "Nein". (Fortsetzung folgt.) Marburger Zeitung Nr. 96, 11. Auguſt 1908 [Spaltenumbruch] parteipolitiſches Geſchäft zu machen. Den Jeſuiten Alles hat jetzt wieder den Namen Bismarck „Die Deutſchen in Öſterreich gehen nicht zu- Dieſe herrlichen Bismarckworte gehören ins Der Notſtand im Unterlande. Eine Petition des Abg. Malik. Abg. Malik hat an das Finanzminiſterium K. k. Finanzminiſterium! Sowohl die Leitung der großen Notſtands- Die Pettauer Entſchließung iſt von den Ich habe die Pettauer Entſchließung am In der Teilerfüllung der übernommenen Auf- Ich ſtelle daher an das k. k. Finanzminiſterium Dabei äußere ich meine Meinung dahin, daß Ich zweifle zwar nicht, daß der Durchführung Ich erbitte nochmals in dringender Form Vinzenz Malik, Reichsratsabgeordneter. Wien, am 7. Auguſt 1908. Beratung über die Hilfsaktion. Wie die „Gr. Tgpſt.“ meldet, fand Samstag [Spaltenumbruch] „Hatte Ihr Bruder einen ſolchen kleinen „Ja, einen außergewöhnlich kleinen Fuß ſogar. „So weit ich in dieſer Sache blicke, iſt die „Nein. Er ſchrieb mir, daß er mich am 20. „Hatte jemand außer Ihnen Beiden Kenntnis „Das halte ich für unmöglich“. „Sie ſind auch gewiß, daß Ihr Bruder von [Spaltenumbruch] „Mein Bruder ſagte ſelbſt, daß nur eine alte „Er iſt doch wohl nicht als einziger Paſſagier „Ja, außer ihm war noch ein anderer Herr, Der Agent, der während dieſes Zwiegeſprächs „Niemanden, der Park und der Wald war, Der Agent ſchien immer noch nicht befriedigt. „Selbſtverſtändlich kann nach Ihren Wahr- „Ja, wenigſtens wüßte ich nicht, wie das zu- Der Detektiv lehnte ſich jetzt in den Seſſel „Ja“, ſagte das Mädchen. „Gnädige Frau, „Ich habe die Einſiedelei niemals verſchloſſeu „Befinden ſich mehrere Räume darin?“ „Ja, außer dem Hauptraum eine Art Kammer, Der Detektiv hatte ſich geſpannt aufgerichtet, Frau Mertens zögerte mit der Antwort. „Sie ſcheinen von dieſer Ihrer Kenntnis noch „Nein“. (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 96, 11. Auguſt 1908</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="rom2" prev="#rom1" type="jArticle" n="2"> <p>parteipolitiſches Geſchäft zu machen. Den Jeſuiten<lb/> iſt kein Mittel zu ſchlecht. Ihre ſcheinbare Bis-<lb/> marckverehrung iſt nur Geſchäft, wie auch ihre ge-<lb/> heuchelte nationale Geſinnung ihnen nur dazu dienen<lb/> ſoll, um die Deutſchen Öſterreichs vom Kampfe um<lb/> die Freiheit des Geiſtes abzulenken. Vor dem<lb/> Kampfe, den wir heuer um die Freiheit der Wiſſen-<lb/> ſchaft geführt haben, hat keiner dieſer Römlinge<lb/> gewußt, daß er ein Deutſcher iſt. Jahrzehntelang<lb/> haben ſie das Deutſchtum verraten und jetzt, da<lb/> alle Völker Öſterreichs geeint waren im Kampfe<lb/> gegen dieſe ſchwarzen Mächte, da haben ſie ihr<lb/> deutſches Herz entdeckt, ein aufrichtiges, ein beſſeres<lb/> als die freiheitliche Studentenſchaft hat, „die in ſo<lb/> ſchweren Zeiten für das deutſche Volk kein Ver-<lb/> ſtändnis hat und den Bruderkampf auf ihre Fahne<lb/> ſchreibt.“ Und die Klerikalen ſind die größte deutſche<lb/> Partei, hört man ſo manchen ſagen; wir müſſen<lb/> uns für nationale Angelegenheiten ihre Stimmen<lb/> ſichern uſw. Ich meine, wenn wir den Römlingen<lb/> ihr Deutſchtum erſt durch Preisgabe unſerer frei-<lb/> heitlichen Geſinnung abkaufen müſſen, dann brauchen<lb/> wir ſie nicht. Sie ſollen nur im Parlamente wie<lb/> früher gegen die Belange des deutſchen Volkes<lb/> auftreten, wenigſtens erſehen wir ihre wirkliche<lb/> Geſinnung. Und als offene Feinde unſeres Volks-<lb/> tums werden wir ſie leichter bekämpfen, als wenn<lb/> wir ihnen ſelbſt ein nationales Mäntelchen um-<lb/> hängen.</p><lb/> <p>Alles hat jetzt wieder den Namen Bismarck<lb/> auf den Lippen gehabt. Seien wir echte Bismärcker,<lb/> dann müſſen wir aber den Klerikalen gegenüber<lb/> anders auftreten. Bismarck ſelbſt hat uns Deutſchen<lb/> in Öſterreich die Wege gewieſen, die wir den Röm-<lb/> lingen gegenüber gehen müſſen. Er ſagt:</p><lb/> <p>„Die Deutſchen in Öſterreich gehen nicht zu-<lb/> grunde, ſie müſſen ſich nur ſelber helfen; ſie müſſen<lb/> es machen wie die Slawen, die Tſchechen und<lb/> Ungarn. Das getrennt marſchieren und vereint<lb/> ſchlagen iſt allerdings eine bewährte Regel, aber<lb/> nur dann, wenn man eine einheitliche Führung<lb/> wie die Moltkes hat. Aber wenn gar die Ultra-<lb/> montanen (Klerikalen) ſich zur Führung unter die<lb/> Deutſchen drängen, dann weiß ich im voraus, daß<lb/> es nicht auf eine Einigung der Deutſchen, ſondern<lb/> auf ihre Zerſplitterung und Schwächung abge-<lb/> ſehen iſt.“</p><lb/> <p>Dieſe herrlichen Bismarckworte gehören ins<lb/> Stammbuch des deutſchnationalen Verbandes und<lb/> ſeiner Abgeordneten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="unterlande1" next="#unterlande2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Notſtand im Unterlande.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Eine Petition des Abg. Malik.</hi> </head><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Malik</hi> hat an das Finanzminiſterium<lb/> nachſtehende Eingabe gerichtet:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">K. k. Finanzminiſterium!</hi> </p><lb/> <p>Sowohl die Leitung der großen Notſtands-<lb/> verſammlung in Pettau am 19. Juli als auch die<lb/> Bauernverſammlung in Oberradkersburg vom<lb/> 2. 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Gemeinden vorzugehen<lb/> wäre. In der Anlage geſtatte ich mir einen in<lb/> einem ſteiermärkiſchen Blatte erſchienenen Zeitungs-<lb/> aufſatz anzuſchließen, mit der Bitte, das k. k. Finanz-<lb/> miniſterium wolle den Inhalt zur Kenntnis nehmen.<lb/> Dem füge ich die Meinung an, daß, wenn gemäß<lb/> der beſtehenden Vorſchriften die bezüglichen Ein-<lb/> gaben von jeder einzelnen Gemeinde verfaßt und im<lb/> langwierigen Dienſtwege hinauf, die Aufträge ebenſo<lb/> einzeln wieder bis zu unterſten Inſtanzen hinab-<lb/> geleitet, die Erhebungen ſodann von dieſen veran-<lb/> laßt, was, wie ich höre, z. B. im Steuerbezirk<lb/> Luttenberg im Laufe der nächſten Woche geſchehen<lb/> ſoll — und <hi rendition="#g">parzellenweiſe nach Vorſchrift<lb/> durchgeführt werden ſollen, die k. k.<lb/> Regierung mit dieſem Teile der Steuer-<lb/> hilfsaktion bis tief in den Herbſt hin-<lb/> ein gelangen muß.</hi> Dies aus dem Grunde,<lb/> weil einesteils die geſamten Kulturen mit Aus-<lb/> nahme von Wald- und Weingärten zu ermitteln<lb/> ſein werden, demnach ungeheuere Flächen, anderſeits<lb/> aber naturgemäß die Arbeitskräfte zu dieſer geradezu<lb/> ungeheueren Arbeit bei den Steueradminiſtrationen<lb/> gar nicht vorhanden ſein können. Die Koſtſpieligkeit<lb/> der Arbeit ſei gar nicht betont.</p><lb/> <p>Ich ſtelle daher an das k. k. Finanzminiſterium<lb/> in meiner Eigenſchaft als Reichsratsabgeordneter<lb/> und Vertreter aller jener Gemeinden und Gebiete,<lb/> welche einesteils durch das Wahlgeſetz meiner ſelbſt-<lb/><cb/> verſtändlichen Fürſorge zugehören, anderſeits ſich<lb/> meiner Obhut durch die erwähnten Entſchließungen<lb/> freiwillig anvertrauten, <hi rendition="#g">die dringende Bitte,<lb/> das k. k. Finanz miniſterium</hi> möge im<lb/> Sinne des beiliegenden Zeitungsaufſatzes unverweilt<lb/> an die unterſtehenden Behörden <hi rendition="#g">Aufträge er-<lb/> laſſen,</hi> dahingehend, in welcher <hi rendition="#b">abgekürzten<lb/> Art</hi> die Erhebungen in den durch die Dürre aus-<lb/> gebrannten Gebieten durchzuführen wären.</p><lb/> <p>Dabei äußere ich meine Meinung dahin, daß<lb/> z. B. das betreffende erhebende Organ ſich in die<lb/> Gemeinde verfüge, das Gemeindegebiet beſichtige<lb/> und hierüber berichte, ob die Gemeinde von der<lb/> Dürre, was ja leider in ganz Unterſteiermark der<lb/> Fall iſt — und in welchem Maße betroffen wurde.<lb/> Wälder, Weingärten und etwa ſchön ſtehende<lb/> Parzellen (?) abgerechnet, wäre ſodann der Grad<lb/> der Beſchädigung einer Gemeinde, beziehungsweiſe<lb/> der Wirtſchaftskörper ſummariſch leicht und raſch nach<lb/> den Grundbuchsvorlagen zu ermitteln. In den<lb/> politiſchen Bezirken Radkersburg, Luttenberg und<lb/> Pettau fanden z. B. ſeit April keine Niederſchläge<lb/> ſtatt, beziehungsweiſe nur in vereinzelten Gegenden<lb/> ganz unbedeutende; und wer dieſe Gegenden nicht<lb/> geſehen hat, weiß das bevorſtehende, ſichere Elend<lb/> nicht zu ermeſſen. Das Reſultat wäre eheſtens der<lb/> armen, vor der ärgſten Hungersnot ſtehenden Be-<lb/> völkerung bekannt zu geben, damit wenigſtens nach<lb/> dieſer Richtung hin die ſchwere Sorge und hoch-<lb/> gradige Erregung gemildert werde.</p><lb/> <p>Ich zweifle zwar nicht, daß der Durchführung<lb/> meines Petites vorſchriftliche Schwierigkeiten ent-<lb/> gegenſtehen, aber ich betone, daß im <hi rendition="#g">ganzen<lb/> ſteiriſchen Unterlande die außerordent-<lb/> lichen Notverhältniſſe, welche eine<lb/> ſichere Hungersnot und die Gefahr<lb/> einer Notſtandsrevolution</hi> vorausſehen<lb/> laſſen, auch <hi rendition="#g">außerordentliche Aktionen<lb/> erheiſchen.</hi> Aus dieſem Grunde iſt die Pflicht<lb/> der Erlaſſung außerordentlicher ſofortiger viel<lb/> dringender und unbedingter als die ſtrikte, buch-<lb/> ſtäbliche Einhaltung beſtehender uſueller admini-<lb/> ſtrativer Beſtimmungen.</p><lb/> <p>Ich erbitte nochmals in dringender Form<lb/> die ſchleunigſte Erledigung und Stattgebung<lb/> dieſer Eingabe.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Vinzenz <hi rendition="#g">Malik,</hi> Reichsratsabgeordneter.</hi> </p><lb/> <p>Wien, am 7. Auguſt 1908.</p><lb/> <p> <hi rendition="#g">Beratung über die Hilfsaktion.</hi> </p><lb/> <p>Wie die „Gr. Tgpſt.“ meldet, fand Samstag<lb/> im Statthalterei-Sitzungsſaale eine <hi rendition="#g">Konferenz</hi><lb/> ſtatt, in der man die Modalitäten der Bekämpfung<lb/> der im Lande durch die Dürre hervorgerufenen<lb/> Futternot in vierſtündiger Beratung eingehend er-<lb/> örterte. Den Vorſitz führte Statthalter Graf<lb/><hi rendition="#g">Clary</hi> und <hi rendition="#g">Aldringen.</hi> Außer ihm nahmen<lb/> an der Konferenz teil: Landeshauptmann Edmund<lb/> Graf Attems, Präſident der Landwirtſchaftsgeſell-<lb/> ſchaft, die Landesausſchüſſe Franz Graf Attems und<lb/> Robic, Hofrat Freiherr v. 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Aber er iſt gut konſtruiert, er iſt das<lb/> ſchließliche Ergebnis einer ganzen Reihe von ſcharf-<lb/> ſinnig und ſchlagfertig erſonnenen Momenten.<lb/> Unſere Aufgabe iſt es, den künſtlich verſchlungenen<lb/> Knoten mühſam zu löſen, hätten wir nur erſt das<lb/> Ende des Fadens! Ich komme ſo im Taſten nach<lb/> dieſem Fadenende wieder auf meine Fragen zurück.<lb/> Haben Sie mit Ihrem Bruder die Art und Weiſe<lb/> erörtert, natürlich brieflich, wie Sie ihm aus ſeiner<lb/> Notlage zu helfen verſuchen werden?“</p><lb/> <p>„Nein. Er ſchrieb mir, daß er mich am 20.<lb/> oder 21. ſprechen müſſe, unter allen Umſtänden.<lb/> Daraufhin gab ich ihm an, wann und wo ich ihn<lb/> treffen würde“.</p><lb/> <p>„Hatte jemand außer Ihnen Beiden Kenntnis<lb/> von dieſer geplanten Zuſammenkunft?“</p><lb/> <p>„Das halte ich für unmöglich“.</p><lb/> <p>„Sie ſind auch gewiß, daß Ihr Bruder von<lb/> niemandem geſehen worden iſt, d. h. von jemandem,<lb/> der ihn perſönlich kannte?“</p><lb/> <cb/> <p>„Mein Bruder ſagte ſelbſt, daß nur eine alte<lb/> Frau ihm auf dem Wege zum Park begegnet ſei,<lb/> nach ſeiner Beſchreibung war es unſere Butterfrau“.</p><lb/> <p>„Er iſt doch wohl nicht als einziger Paſſagier<lb/> aus dem Zuge geſtiegen?“</p><lb/> <p>„Ja, außer ihm war noch ein anderer Herr,<lb/> den er nicht kannte und den er auch bald aus<lb/> den Augen verlor, da derſelbe auf dem Bahnhof<lb/> zurückblieb“.</p><lb/> <p>Der Agent, der während dieſes Zwiegeſprächs<lb/> ſein Taſchenbuch zur Hand genommen hatte, ſchrieb<lb/> einige Worte und fuhr dann fort: „Und Sie ſelbſt<lb/> haben auf Ihrem Gange nach der Einſiedelei<lb/> niemanden geſehen?“</p><lb/> <p>„Niemanden, der Park und der Wald war,<lb/> ſo viel ich bemerkt habe, abſolut menſchenleer“.</p><lb/> <p>Der Agent ſchien immer noch nicht befriedigt.<lb/> Er blickte vor ſich hin und ſeine Finger drehten<lb/> ungeduldig die feine Bleifeder hin und her. —</p><lb/> <p>„Selbſtverſtändlich kann nach Ihren Wahr-<lb/> nehmungen auch ein Belauſchen Ihres Geſprächs<lb/> unmöglich geweſen ſein?“</p><lb/> <p>„Ja, wenigſtens wüßte ich nicht, wie das zu-<lb/> gegangen ſein ſollte“.</p><lb/> <p>Der Detektiv lehnte ſich jetzt in den Seſſel<lb/> zurück, es ſprach niemand, man ſah, daß der Agent<lb/> nachſann. Nach einer Weile nickte er ſeiner Tochter<lb/> zu: „Du willſt etwas fragen, Ruth?“</p><lb/> <p>„Ja“, ſagte das Mädchen. „Gnädige Frau,<lb/> wiſſen Sie darüber Beſcheid, ob dieſes Gartenhaus,<lb/> das Sie als Rendezvous gewählt hatten, verſchloſſen<lb/><cb/> zu werden pflegte oder ob es ſtets Tag und Nacht<lb/> geöffnet war?“</p><lb/> <p>„Ich habe die Einſiedelei niemals verſchloſſeu<lb/> gefunden“.</p><lb/> <p>„Befinden ſich mehrere Räume darin?“</p><lb/> <p>„Ja, außer dem Hauptraum eine Art Kammer,<lb/> in welcher ſich Gartengeräte und Ähnliches befinden.<lb/> Sie erinnern mich mit Ihrer Frage übrigens an<lb/> einen kleinen Vorgang, der während unſerer Unter-<lb/> redung ſtattfand. Wir wurden durch ein leiſes<lb/> Geräuſch in der Nebenkammer erſchreckt, wir<lb/> forſchten nach, haben aber trotz genauer Beſichtigung<lb/> keine Spur der Anweſenheit eines Menſchen wahr-<lb/> genommen. Eine Maus war das einzige Geſchöpf,<lb/> das wir erblickten“.</p><lb/> <p>Der Detektiv hatte ſich geſpannt aufgerichtet,<lb/> mit einem befriedigenden Lächeln um die ſchmalen<lb/> Lippen bemerkte er: „Das Suchen iſt eine Kunſt,<lb/> meine Gnädige, die gelernt ſein will. Ich habe nur<lb/> noch wenige Fragen. Haben Sie eine Vermutung,<lb/> wohin Ihr entflohener Bruder ſich gewandt haben<lb/> könnte?“</p><lb/> <p>Frau Mertens zögerte mit der Antwort.<lb/> Auf einen ermutigenden Blick des Rechtsanwalts<lb/> aber erwiderte ſie dann: „Er ſprach von Hamburg<lb/> als ſeinem nächſten Ziele.</p><lb/> <p>„Sie ſcheinen von dieſer Ihrer Kenntnis noch<lb/> niemandem eine Mitteilung gemacht zu haben?“</p><lb/> <p>„Nein“.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#right">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 96, 11. Auguſt 1908
parteipolitiſches Geſchäft zu machen. Den Jeſuiten
iſt kein Mittel zu ſchlecht. Ihre ſcheinbare Bis-
marckverehrung iſt nur Geſchäft, wie auch ihre ge-
heuchelte nationale Geſinnung ihnen nur dazu dienen
ſoll, um die Deutſchen Öſterreichs vom Kampfe um
die Freiheit des Geiſtes abzulenken. Vor dem
Kampfe, den wir heuer um die Freiheit der Wiſſen-
ſchaft geführt haben, hat keiner dieſer Römlinge
gewußt, daß er ein Deutſcher iſt. Jahrzehntelang
haben ſie das Deutſchtum verraten und jetzt, da
alle Völker Öſterreichs geeint waren im Kampfe
gegen dieſe ſchwarzen Mächte, da haben ſie ihr
deutſches Herz entdeckt, ein aufrichtiges, ein beſſeres
als die freiheitliche Studentenſchaft hat, „die in ſo
ſchweren Zeiten für das deutſche Volk kein Ver-
ſtändnis hat und den Bruderkampf auf ihre Fahne
ſchreibt.“ Und die Klerikalen ſind die größte deutſche
Partei, hört man ſo manchen ſagen; wir müſſen
uns für nationale Angelegenheiten ihre Stimmen
ſichern uſw. Ich meine, wenn wir den Römlingen
ihr Deutſchtum erſt durch Preisgabe unſerer frei-
heitlichen Geſinnung abkaufen müſſen, dann brauchen
wir ſie nicht. Sie ſollen nur im Parlamente wie
früher gegen die Belange des deutſchen Volkes
auftreten, wenigſtens erſehen wir ihre wirkliche
Geſinnung. Und als offene Feinde unſeres Volks-
tums werden wir ſie leichter bekämpfen, als wenn
wir ihnen ſelbſt ein nationales Mäntelchen um-
hängen.
Alles hat jetzt wieder den Namen Bismarck
auf den Lippen gehabt. Seien wir echte Bismärcker,
dann müſſen wir aber den Klerikalen gegenüber
anders auftreten. Bismarck ſelbſt hat uns Deutſchen
in Öſterreich die Wege gewieſen, die wir den Röm-
lingen gegenüber gehen müſſen. Er ſagt:
„Die Deutſchen in Öſterreich gehen nicht zu-
grunde, ſie müſſen ſich nur ſelber helfen; ſie müſſen
es machen wie die Slawen, die Tſchechen und
Ungarn. Das getrennt marſchieren und vereint
ſchlagen iſt allerdings eine bewährte Regel, aber
nur dann, wenn man eine einheitliche Führung
wie die Moltkes hat. Aber wenn gar die Ultra-
montanen (Klerikalen) ſich zur Führung unter die
Deutſchen drängen, dann weiß ich im voraus, daß
es nicht auf eine Einigung der Deutſchen, ſondern
auf ihre Zerſplitterung und Schwächung abge-
ſehen iſt.“
Dieſe herrlichen Bismarckworte gehören ins
Stammbuch des deutſchnationalen Verbandes und
ſeiner Abgeordneten.
Der Notſtand im Unterlande.
Eine Petition des Abg. Malik.
Abg. Malik hat an das Finanzminiſterium
nachſtehende Eingabe gerichtet:
K. k. Finanzminiſterium!
Sowohl die Leitung der großen Notſtands-
verſammlung in Pettau am 19. Juli als auch die
Bauernverſammlung in Oberradkersburg vom
2. Auguſt beauftragten mich zur Übergabe der
gefaßten Entſchließungen an die k. k. Regierung,
bezw. zur Durchführung aller jener mir zur
Linderung der bereits jetzt beſtehenden furchtbaren
Not geeignet erſcheinenden Schritte bei den in
Betracht gelangenden k. k. behördlichen Stellen.
Die Pettauer Entſchließung iſt von den
Vertretern des Bezirkes Pettau und 60 Gemeinde-
vorſtehern, ſowie Vertretern von Gemeinden des
Bezirkes Pettau, die Oberradkersburger Entſchließung
von 15 Gemeindevorſtehern, einer großen Anzahl
von ſtellvertretenden Gemeindeausſchüſſen und den
Mitgliedern des Hilfsaktions-Komitee, welches zur
Hilfeleiſtung bei der Durchführung der Notſtands-
arbeiten im Bezirke Oberradkersburg von der Ver-
ſammlung gewählt worden iſt, gefertigt.
Ich habe die Pettauer Entſchließung am
21. Juli Sr. Exzellenz, dem Herrn Miniſter-
präſidenten Freiherrn von Beck übergeben. Die
Übergabe der zweiten Entſchließung in einer ge-
eigneten Weiſe ſteht unmittelbar bevor, nachdem ich
vorher an verſchiedenen Stellen, wie dies auch
früher geſchah, eine Einſicht veranlaßt haben werde.
In beiden Entſchließungen iſt auch die Bitte ent-
halten, es mögen: „Sämtliche landesfürſt-
lichen Steuern abgeſchrieben und die Bezirks-
und Gemeindeumlagen erſetzt werden“, ferner mögen
„die Steuerexekutionen ſofort auf ein
Jahr zinſenlos eingeſtellt werden.“
In der Teilerfüllung der übernommenen Auf-
gabe geſtatte ich mir nunmehr die Bitte, daß das
k. k. Finanzminiſterium ohne Verzug an die Finanz-
Landesdirektion in Graz und dieſe unverweilt an
die unterſtehenden Steueradminiſtrationen die Weiſung
ergehen laſſe, dahingehend, in welcher Art bei den
bevorſtehenden Erhebungen in den von der Dürre
betroffenen Gegenden, bezw. Gemeinden vorzugehen
wäre. In der Anlage geſtatte ich mir einen in
einem ſteiermärkiſchen Blatte erſchienenen Zeitungs-
aufſatz anzuſchließen, mit der Bitte, das k. k. Finanz-
miniſterium wolle den Inhalt zur Kenntnis nehmen.
Dem füge ich die Meinung an, daß, wenn gemäß
der beſtehenden Vorſchriften die bezüglichen Ein-
gaben von jeder einzelnen Gemeinde verfaßt und im
langwierigen Dienſtwege hinauf, die Aufträge ebenſo
einzeln wieder bis zu unterſten Inſtanzen hinab-
geleitet, die Erhebungen ſodann von dieſen veran-
laßt, was, wie ich höre, z. B. im Steuerbezirk
Luttenberg im Laufe der nächſten Woche geſchehen
ſoll — und parzellenweiſe nach Vorſchrift
durchgeführt werden ſollen, die k. k.
Regierung mit dieſem Teile der Steuer-
hilfsaktion bis tief in den Herbſt hin-
ein gelangen muß. Dies aus dem Grunde,
weil einesteils die geſamten Kulturen mit Aus-
nahme von Wald- und Weingärten zu ermitteln
ſein werden, demnach ungeheuere Flächen, anderſeits
aber naturgemäß die Arbeitskräfte zu dieſer geradezu
ungeheueren Arbeit bei den Steueradminiſtrationen
gar nicht vorhanden ſein können. Die Koſtſpieligkeit
der Arbeit ſei gar nicht betont.
Ich ſtelle daher an das k. k. Finanzminiſterium
in meiner Eigenſchaft als Reichsratsabgeordneter
und Vertreter aller jener Gemeinden und Gebiete,
welche einesteils durch das Wahlgeſetz meiner ſelbſt-
verſtändlichen Fürſorge zugehören, anderſeits ſich
meiner Obhut durch die erwähnten Entſchließungen
freiwillig anvertrauten, die dringende Bitte,
das k. k. Finanz miniſterium möge im
Sinne des beiliegenden Zeitungsaufſatzes unverweilt
an die unterſtehenden Behörden Aufträge er-
laſſen, dahingehend, in welcher abgekürzten
Art die Erhebungen in den durch die Dürre aus-
gebrannten Gebieten durchzuführen wären.
Dabei äußere ich meine Meinung dahin, daß
z. B. das betreffende erhebende Organ ſich in die
Gemeinde verfüge, das Gemeindegebiet beſichtige
und hierüber berichte, ob die Gemeinde von der
Dürre, was ja leider in ganz Unterſteiermark der
Fall iſt — und in welchem Maße betroffen wurde.
Wälder, Weingärten und etwa ſchön ſtehende
Parzellen (?) abgerechnet, wäre ſodann der Grad
der Beſchädigung einer Gemeinde, beziehungsweiſe
der Wirtſchaftskörper ſummariſch leicht und raſch nach
den Grundbuchsvorlagen zu ermitteln. In den
politiſchen Bezirken Radkersburg, Luttenberg und
Pettau fanden z. B. ſeit April keine Niederſchläge
ſtatt, beziehungsweiſe nur in vereinzelten Gegenden
ganz unbedeutende; und wer dieſe Gegenden nicht
geſehen hat, weiß das bevorſtehende, ſichere Elend
nicht zu ermeſſen. Das Reſultat wäre eheſtens der
armen, vor der ärgſten Hungersnot ſtehenden Be-
völkerung bekannt zu geben, damit wenigſtens nach
dieſer Richtung hin die ſchwere Sorge und hoch-
gradige Erregung gemildert werde.
Ich zweifle zwar nicht, daß der Durchführung
meines Petites vorſchriftliche Schwierigkeiten ent-
gegenſtehen, aber ich betone, daß im ganzen
ſteiriſchen Unterlande die außerordent-
lichen Notverhältniſſe, welche eine
ſichere Hungersnot und die Gefahr
einer Notſtandsrevolution vorausſehen
laſſen, auch außerordentliche Aktionen
erheiſchen. Aus dieſem Grunde iſt die Pflicht
der Erlaſſung außerordentlicher ſofortiger viel
dringender und unbedingter als die ſtrikte, buch-
ſtäbliche Einhaltung beſtehender uſueller admini-
ſtrativer Beſtimmungen.
Ich erbitte nochmals in dringender Form
die ſchleunigſte Erledigung und Stattgebung
dieſer Eingabe.
Vinzenz Malik, Reichsratsabgeordneter.
Wien, am 7. Auguſt 1908.
Beratung über die Hilfsaktion.
Wie die „Gr. Tgpſt.“ meldet, fand Samstag
im Statthalterei-Sitzungsſaale eine Konferenz
ſtatt, in der man die Modalitäten der Bekämpfung
der im Lande durch die Dürre hervorgerufenen
Futternot in vierſtündiger Beratung eingehend er-
örterte. Den Vorſitz führte Statthalter Graf
Clary und Aldringen. Außer ihm nahmen
an der Konferenz teil: Landeshauptmann Edmund
Graf Attems, Präſident der Landwirtſchaftsgeſell-
ſchaft, die Landesausſchüſſe Franz Graf Attems und
Robic, Hofrat Freiherr v. Hammer-Purgſtall als
Referent, die Landtagsabgeordneten Stocker aus
Übersbach und Klammer aus Ebensfeld als Mit-
„Hatte Ihr Bruder einen ſolchen kleinen
Fuß?“
„Ja, einen außergewöhnlich kleinen Fuß ſogar.
Eine Frage aber, Herr Senden, können Sie mir
jetzt gewiß ſchon beantworten, nicht wahr, auch Sie
ſind der Überzeugung, daß der Verdacht, der auf
meinem Bruder laſtet, durchaus ungerechtfertigt iſt?“
„So weit ich in dieſer Sache blicke, iſt die
Annahme, daß Ihr Bruder den Mord begangen
haben könnte, gewiß falſch; wir Leute vom Fach
nennen dieſe Sorte von Verdacht einen markierten
Verdacht. Aber er iſt gut konſtruiert, er iſt das
ſchließliche Ergebnis einer ganzen Reihe von ſcharf-
ſinnig und ſchlagfertig erſonnenen Momenten.
Unſere Aufgabe iſt es, den künſtlich verſchlungenen
Knoten mühſam zu löſen, hätten wir nur erſt das
Ende des Fadens! Ich komme ſo im Taſten nach
dieſem Fadenende wieder auf meine Fragen zurück.
Haben Sie mit Ihrem Bruder die Art und Weiſe
erörtert, natürlich brieflich, wie Sie ihm aus ſeiner
Notlage zu helfen verſuchen werden?“
„Nein. Er ſchrieb mir, daß er mich am 20.
oder 21. ſprechen müſſe, unter allen Umſtänden.
Daraufhin gab ich ihm an, wann und wo ich ihn
treffen würde“.
„Hatte jemand außer Ihnen Beiden Kenntnis
von dieſer geplanten Zuſammenkunft?“
„Das halte ich für unmöglich“.
„Sie ſind auch gewiß, daß Ihr Bruder von
niemandem geſehen worden iſt, d. h. von jemandem,
der ihn perſönlich kannte?“
„Mein Bruder ſagte ſelbſt, daß nur eine alte
Frau ihm auf dem Wege zum Park begegnet ſei,
nach ſeiner Beſchreibung war es unſere Butterfrau“.
„Er iſt doch wohl nicht als einziger Paſſagier
aus dem Zuge geſtiegen?“
„Ja, außer ihm war noch ein anderer Herr,
den er nicht kannte und den er auch bald aus
den Augen verlor, da derſelbe auf dem Bahnhof
zurückblieb“.
Der Agent, der während dieſes Zwiegeſprächs
ſein Taſchenbuch zur Hand genommen hatte, ſchrieb
einige Worte und fuhr dann fort: „Und Sie ſelbſt
haben auf Ihrem Gange nach der Einſiedelei
niemanden geſehen?“
„Niemanden, der Park und der Wald war,
ſo viel ich bemerkt habe, abſolut menſchenleer“.
Der Agent ſchien immer noch nicht befriedigt.
Er blickte vor ſich hin und ſeine Finger drehten
ungeduldig die feine Bleifeder hin und her. —
„Selbſtverſtändlich kann nach Ihren Wahr-
nehmungen auch ein Belauſchen Ihres Geſprächs
unmöglich geweſen ſein?“
„Ja, wenigſtens wüßte ich nicht, wie das zu-
gegangen ſein ſollte“.
Der Detektiv lehnte ſich jetzt in den Seſſel
zurück, es ſprach niemand, man ſah, daß der Agent
nachſann. Nach einer Weile nickte er ſeiner Tochter
zu: „Du willſt etwas fragen, Ruth?“
„Ja“, ſagte das Mädchen. „Gnädige Frau,
wiſſen Sie darüber Beſcheid, ob dieſes Gartenhaus,
das Sie als Rendezvous gewählt hatten, verſchloſſen
zu werden pflegte oder ob es ſtets Tag und Nacht
geöffnet war?“
„Ich habe die Einſiedelei niemals verſchloſſeu
gefunden“.
„Befinden ſich mehrere Räume darin?“
„Ja, außer dem Hauptraum eine Art Kammer,
in welcher ſich Gartengeräte und Ähnliches befinden.
Sie erinnern mich mit Ihrer Frage übrigens an
einen kleinen Vorgang, der während unſerer Unter-
redung ſtattfand. Wir wurden durch ein leiſes
Geräuſch in der Nebenkammer erſchreckt, wir
forſchten nach, haben aber trotz genauer Beſichtigung
keine Spur der Anweſenheit eines Menſchen wahr-
genommen. Eine Maus war das einzige Geſchöpf,
das wir erblickten“.
Der Detektiv hatte ſich geſpannt aufgerichtet,
mit einem befriedigenden Lächeln um die ſchmalen
Lippen bemerkte er: „Das Suchen iſt eine Kunſt,
meine Gnädige, die gelernt ſein will. Ich habe nur
noch wenige Fragen. Haben Sie eine Vermutung,
wohin Ihr entflohener Bruder ſich gewandt haben
könnte?“
Frau Mertens zögerte mit der Antwort.
Auf einen ermutigenden Blick des Rechtsanwalts
aber erwiderte ſie dann: „Er ſprach von Hamburg
als ſeinem nächſten Ziele.
„Sie ſcheinen von dieſer Ihrer Kenntnis noch
niemandem eine Mitteilung gemacht zu haben?“
„Nein“.
(Fortſetzung folgt.)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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