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Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 11.08.1908.

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Nr. 96, 11. August 1908 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

glieder des Zentralausschusses der Landwirtschafts-
gesellschaft, dann Verbandsanwalt Barta mit dem
Leiter der Warenabteilung des Verbandes land-
wirtschaftlicher Genossenschaften Max Ott, Direktor
Göhlert von der Landes-Ackerbauschule Grottenhof,
Landes-Wanderlehrer Jelovsek usw. Es wurde vor
allem einhellig betont, daß der vom Ackerbau-
ministerium der Statthalterei zur Verfügung ge-
stellte Betrag von 300.000 Kronen für die
Milderung der Futternot im Lande mit Rücksicht
auf die Ausdehnung des Notstandsgebietes als ganz
und gar unzureichend bezeichnet werden muß. Der
Statthalter hat sich bereit erklärt, bei der Regierung
eine ausgiebige Erhöhung dieser Summe zu bean-
tragen, sobald das Ergebnis der Detailerhebungen
vorliegen wird.

Der Verband der landwirtschaftlichen Genossen-
schaften in Steiermark wird angewiesen, 150 Waggon
Heu und 250 Waggon Futterstroh anzukaufen.
Diese Futtermittel werden -- das Heu zu 4 K.
und das Futterstroh zu 2 K. der Meterzentner --
an die notleidenden Grundbesitzer in den von der
Dürre betroffenen Bezirken abgegeben. Eine unent-
geltliche Abgabe von Futtermitteln wurde prinzipiell
als ausgeschlossen erklärt. Die Konferenz hat einen
Ausführungausschuß eingesetzt, in dem Hofrat
Freiherr v. Hammer-Purgstall den Vorsitz führt.
Dieser Ausschuß wird Dienstag seine erste Sitzung
abhalten.

Die Verteilung der Futtermittel wird auf ein-
zelnen Stationen vorgenommen werden, und zwar
auf Grund von Verzeichnissen, welche die politischen
Behörden mit Unterstützung durch landwirtschaft-
liche Faktoren abzufassen haben werden. Man hofft,
die Erhebungen in zwei bis drei Wochen abschließen
zu können. Es wird nun Sache der maßgebenden
Kreise sein, die Regierung zu bewegen, es nicht bei
"vorläufigen" Maßregeln bewenden zu lassen, denn
nur eine ausgiebige Unterstützung -- und koste sie
Millionen -- kann bei dem ungeheuren Schaden,
den die Dürre angerichtet, den armen Landwirten
Rettung bringen.




Eigenberichte.

(Feuerwehrfest.)

Am 16. August begeht die
Freiwillige Feuerwehr St. Johann am Draufelde
das Fest ihres 20jährigen Bestandes durch ein
Kränzchen mit Tombola im Gasthause des Herrn
Katz in Lakdorf, und ladet hiezu alle Freunde dieser
Wehr höflichst ein. Das Fest beginnt um 3 Uhr
nachmittags.

(Dilettanten-
theater.)

Samstag, den 15. d. veranstaltet unsere
Liebhabertheatergesellschaft in den Saallokalitäten
des Herrn Ignaz Brand einen Theaterabend,
dessen musikalischen Teil die Leutschacher Musik-
gesellschaft unter der Leitung des Oberlehrers Herrn
Heinrich Mitteregger besorgt. Zur Aufführung
gelangen die drei Einakter: "Der Mord in der
Kohlmessergasse", Posse von A. Berger, "Eine
Gerichtsßene in Trottelhausen" von Josef Doppler
und die Posse "Vom Juristentage" von Anton
Langer. Der Beginn der Vorstellung wurde mit
8 Uhr festgesetzt. Die Namen der Mitwirkenden
versprechen einen höchst genußreichen Abend und es
bleibt nur zu wünschen, daß die viele aufgewandte
Mühe durch ein ausverkauftes Haus gelohnt werde.


(Windische Kollegialität.)

Am 6. d. wurde
aus Anlaß des Scheidens unseres strammen, allge-
mein beliebten Kollegen Herrn Steueramtsoffizial
Alfred Drobnitsch im Gasthause Sarnitz ein
Abschiedsabend gegeben, zu dem die ganze Beamten-
schaft, ohne Rücksicht auf die Nation, geladen war.
Es erschienen jedoch nur die deutschen Kollegen,
während sich die Windischen ferne hielten, ohne es
auch nur der Mühe wert zu finden, ihr Fernbleiben
zu entschuldigen. Dieses Vorgehen ist umso charak-
teristischer, da sich Herr Drobnitsch bei der deutschen
wie slowenischen Bevölkerung allgemeiner Beliebt-
heit erfreute. Es wirft dieser Vorfall wieder einmal
ein recht grelles Licht auf die fanatische Unduld-
samkeit unserer Gegner. Daß sich sein Amtskollege
Kontrollor Krajnc an diesem Abende nicht be-
beteiligte, kann uns nur angenehm sein, da es für
einen Deutschen nicht möglich ist, mit einem Menschen
zu verkehren, den man so manchen Abend in der
Schwemme des Gasthauses betrunken sitzen sieht.


Kammermusikabend. -- Kurliste.)

Diens-
tag den 11. d. findet um halb 9 Uhr abends im
[Spaltenumbruch] hiesigen Kursalon ein Kammermusikabend des Triester
Streichquartettes Augusto Jancovich, Giuseppe
Viezzoli, Manlio Dudovich und Dino Baraldi
unter gefälliger Mitwirkung der Frau Irma Cima-
dori statt. -- Bis heute sind zum Kurgebrauche
2189 Parteien mit 3253 Personen eingetroffen.

(Vom politischen
Dienste.)

Der neue Bezirkshauptmann Herr Franz
Bouvard Edler von Chatelet ist heute hier
eingetroffen und hat die Leitung der Bezirkshaupt-
mannschaft übernommen. Bezirkshauptmann von
Bouvard war seinerzeit als Bezirkskommissär durch
mehrere Jahre der hiesigen Bezirkshauptmannschaft
zugeteilt; er ist somit den Bewohnern von Luttenberg
kein Fremdling und steht hier noch in sehr angenehmer
Erinnerung. Bezirkshauptmann von Rainer hat
heute Luttenberg verlassen und sich zum Kurgebrauche
nach Römerbad begeben. Mitte September wird er
die Leitung der Bezirkshauptmannschaft Bruck a. d.
Mur übernehmen. Mit ihm schied ein allgemein
beliebter und geachteter Beamter.

(Abschiedsfeier.)

Anläßlich des Scheidens des allseits hochgeschätzten
Bezirkshauptmannes Rainer R. v. Harbach,
der in Kürze an seinen neuen Dienstort Bruck über-
siedelt, veranstalteten über Anregung des Bürger-
meisters Thurn die deutschen Bürger Luttenbergs
eine Abschiedsfeier, die sich eines zahlreichen Besuches
aus allen Kreisen der Bevölkerung erfreute und einen
glänzenden Verlauf nahm. Bürgermeister Thurn
begrüßte die Erschienenen und feierte in bewegten
Worten des Scheidenden ehrliche Überzeugung,
rechtlichen Sinn, hohe Bildung und Herzensgüte,
schilderte sein stilles, geräuschloses Wirken der Sache
und dem Volke zuliebe, Eigenschaften, um derent-
willen die Gemeindevertretung ihm das Ehren-
bürgerrecht verliehen. Der Redner schloß unter
stürmischen Heilrufen mit dem Wunsche, der Scheidende
möge sich in seinem neuen Wirkungskreise recht
wohl fühlen. Es sprachen dann noch Dr. Varda
im Namen der politischen Beamten, Dr. Wein-
gerlim
Namen der Gerichtsbeamten, Oberverwalter
Duller für die Steuerbeamten, Fabrikant Hönig-
mann
für den Gesangverein, Lehrer Voller für
den Lehrkörper, Gemeindesekretär Koller im Namen
der Feuerwehr, Stationschef Taschek im Namen
der Stationsbeamten. Alle Redner bedauerten herz-
lich den schweren Verlust, den die Bevölkerung durch
sein Scheiden erleide. Bezirkshauptmann v. Rainer
dankte in vollendeter Rede für die ihm erwiesene
Ehrung. Er werde sich stets mit Stolz Luttenbergs
Ehrenbürger nennen. Er schloß mit dem Wunsche,
es möge Luttenberg das bleiben, was es war:
deutsch! Noch lange blieb man bei Vorträgen des
Gesangvereines und des Viergesanges Voller,
Schmidt, Anoschek und Vidovic fröhlich beisammen,
bis, nur zu früh, die Trennungsstunde schlug.

(Verhaftung
wegen versuchten Betruges.)

Der aus
Schönstein gebürtige Karl Pewetz versuchte kürzlich
bei der "Ljudska hranilnica in posojilnica" ein
Darlehen von 800 Kronen aufzunehmen. Noch den
eingeholten Erkundigungen erwies sich Pewetz selbst
nicht als kreditfähig und wies man ihn daher mit
seinem Ansuchen ab. Hierauf erklärte Pewetz, Bürgen
stellen zu können und nannte als solche seine Mutter,
eine Grundbesitzerin in Schönstein, und den Doktor
Maier. Beide erklärten jedoch, hievon nichts wissen
zu wollen. Pewetz gab nun seine Sache noch nicht
verloren und wies ein Dekret des Wiener Konser-
vatorium vor, wonach er an demselben als Gesangs-
professor mit einer von ihm erdachten neuen Methode
des Gesangsunterrichtes angestellt sei. Das Dekret
wurde aber als Fälschung erkannt und Pewetz wegen
versuchten Betruges verhaftet und dem Kreisgerichte
eingeliefert.




Windisch-Feistritzer Nachrichten.
Kaiserfest.

Anläßlich des 60jährigen Re-
gierungsjubiläums unseres Kaisers soll am Vorabend
des 78. Wiegenfestes unseres greisen Monarchen
hier eine Festfeier, bestehend in einem Konzert,
Fackelzug, Festsitzung usw. abgehalten werden. Man
will wissen, daß der Festausschuß die unter dem
Protektorate der hiesigen "Posojilnica" stehende
"Narodna godba" gedungen hat. Wir halten dies
nicht für möglich. Es wäre doch eine Schmach,
windischnational fühlende Musiker heranzuziehen.

Schuleröffnung.

Mit 15. September l. J.
wird die deutsche Schule der Öffentlichkeit übergeben
und wir hoffen, daß sie bald zu den blühenden
[Spaltenumbruch] Schulen Untersteiermarks gezählt werden wird. Aus
diesem Anlasse soll am 13. September ein großes
Herbstfest stattfinden und werden hiezu bereits die
Vorbereitungen getroffen. Hoffentlich vergessen uns
dabei unsere lieben Nachbarstädte nicht und er-
scheinen zahlreich!

Versammlung.

Die Männer- und Frauen-
ortsgruppe des Vereines "Südmark" hält Mittwoch
den 12. d. in Neuholds Gasthaus eine Versamm-
lung ab, in welcher die Hauptversammlung des
Vereines "Südmark" zur Besprechung gelangen
soll. Es wird auf vollzähliges Erscheinen gerechnet.

Hoteleröffnung.

Wie der "Slovenski
Gospodar" zu berichten weiß, soll am 23., längstens
30. d. die Eröffnung des windischen Hotels "Austria"
stattfinden. Ein großer "Slavnost" ist geplant und
werden die Slowenen zur regen Beteiligung einge-
laden. Da werden wieder windische Fahnen gehißt,
wie am Tage des Gleichenfestes. Nun ihr Verteidiger
der "unrecht unterdrückten" Windischen, nicht wahr,
das heißt international!

Theaterabend.

Die Frauenortsgruppe des
Deutschen Schulvereines mit Frau v. Formacher
an der Spitze will uns im Monate September mit
einem Theaterabend überraschen. Die Leitung wurde
in die bewährten Hände des Herrn Apothekers
Petzolt gelegt und man kann sich deshalb auf
einen recht genußreichen Abend freuen.

Windische Bosheiten.

Als vor Wochen
im Kampforgane für das Deutschtum im Unterlande,
der "Marburger Zeitung", der Artikel "Unter fremder
Flagge" erschien, da waren die Windischen aus dem
Häusel und suchten überall diesen Artikel abzuschwächen.
So mancher "guter" Deutsche erbarmte sich der
Windischen und wußte an Stil und Schreibweise,
ja selbst an dieser schreienden "Ungerechtigkeit" zu
nörgeln. Man suchte damit Persönlichkeiten in Ver-
bindung zu bringen, die überhaupt nichts mit dem
Artikel gemein hatten. Es ist schon einmal den
Windischen nicht recht, daß man ihnen so früh hinter
die Kulissen schaut und daß es die Deutschen mit
ihrer Rechenkunst soweit gebracht haben, um be-
rechnen zu können, daß sich in Windisch-Feistritz ein
Haus, um 200.000 K., errichtet aus einem Reserve-
fond von 22.095 K., nicht bezahlbar macht; ja
selbst dann nicht, wenn der "deutschgesinnte" Wirt
für die Herren Reisenden den Wagen von und zur
Bahn unentgeltlich zur Verfügung stellt. Nicht wahr,
mit Speck fängt man Mäuse? Mit einem Wort,
die Windischen suchten Deutsche auf, die sich als
Verteidiger des großen Wendenvolkes hinausspielen
und alles in Schutt und Asche begraben sollen,
was den Geschäftsbetrieb des am 30. d. zur Er-
öffnung gelangenden Hotel "Austria" beeinträchtigen
könnte. Daß sich Leute zur Verteidigung gefunden
haben, wird uns nie hindern, an dem Kritik zu
üben, was unser Volksbewußtsein in arge Gefahren
stürzt. Wenn sich aber in den letzten Nummern des
"Slovenski Gospodar" windische Hetzer lustig über
Körperschaften und Private machen, da schweigen
diese Herren Verteidiger. Diese Artikel könnten Geld-
institute, Volkswohlfahrtsanstalten vernichten und
da werde sich noch immer niemand finden, um
energisch Protest einzulegen? So wird zum Beispiel
in der Nummer 32 vom 6. August eine allseits
beliebte Persönlichkeit in den Kot gezerrt und man
will ihr alle Verdienste, die sie sich um das deutsche
Schulwesen, den deutschen Schulhausbau, Bahnbau
erwarb, absprechen. Doch das wird dem windischen
Hetzer nicht gelingen und hundert Schmähartikel
werden die Verdienste eines Windisch-Feistritzer
Bürgers nicht wegwischen können, denn wir werden
jederzeit am Platze sein, die Waffe zur Verteidigung
zu ergreifen, denn wir lassen es nicht zu, eine
Person zu beschmutzen, die zum Aufblühen der
Stadt ihren großen Teil beigetragen hat. Das
merke sich der Artikelschreiber und wir empfehlen
ihm, vor der eigenen Türe zu kehren.




Pettauer Nachrichten.
Lehrerinstelle.

An der hiesigen städtischen
Mädchenvolksschule (1. Gehaltsstufe), kommt mit
Beginn des nächsten Schuljahres eine Lehrerinstelle
definitiv zur Besetzung. Gesuche sind bis 30. d.
beim Stadtschulrat einzubringen.

Ein flüchtiger Kellner verhaftet.

Der
21jährige, nach Schiltern, Bezirk Pettau, zuständige
Kellner Ferdinand Just verschwand am 5. d. mit
100 K. Bargeld. Nun wurde er vom Polizeiagenten
Christandl in der Sackstraße in Graz verhaftet und
dem Landes- als Strafgerichte eingeliefert.


Nr. 96, 11. Auguſt 1908 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

glieder des Zentralausſchuſſes der Landwirtſchafts-
geſellſchaft, dann Verbandsanwalt Barta mit dem
Leiter der Warenabteilung des Verbandes land-
wirtſchaftlicher Genoſſenſchaften Max Ott, Direktor
Göhlert von der Landes-Ackerbauſchule Grottenhof,
Landes-Wanderlehrer Jelovſek uſw. Es wurde vor
allem einhellig betont, daß der vom Ackerbau-
miniſterium der Statthalterei zur Verfügung ge-
ſtellte Betrag von 300.000 Kronen für die
Milderung der Futternot im Lande mit Rückſicht
auf die Ausdehnung des Notſtandsgebietes als ganz
und gar unzureichend bezeichnet werden muß. Der
Statthalter hat ſich bereit erklärt, bei der Regierung
eine ausgiebige Erhöhung dieſer Summe zu bean-
tragen, ſobald das Ergebnis der Detailerhebungen
vorliegen wird.

Der Verband der landwirtſchaftlichen Genoſſen-
ſchaften in Steiermark wird angewieſen, 150 Waggon
Heu und 250 Waggon Futterſtroh anzukaufen.
Dieſe Futtermittel werden — das Heu zu 4 K.
und das Futterſtroh zu 2 K. der Meterzentner —
an die notleidenden Grundbeſitzer in den von der
Dürre betroffenen Bezirken abgegeben. Eine unent-
geltliche Abgabe von Futtermitteln wurde prinzipiell
als ausgeſchloſſen erklärt. Die Konferenz hat einen
Ausführungausſchuß eingeſetzt, in dem Hofrat
Freiherr v. Hammer-Purgſtall den Vorſitz führt.
Dieſer Ausſchuß wird Dienstag ſeine erſte Sitzung
abhalten.

Die Verteilung der Futtermittel wird auf ein-
zelnen Stationen vorgenommen werden, und zwar
auf Grund von Verzeichniſſen, welche die politiſchen
Behörden mit Unterſtützung durch landwirtſchaft-
liche Faktoren abzufaſſen haben werden. Man hofft,
die Erhebungen in zwei bis drei Wochen abſchließen
zu können. Es wird nun Sache der maßgebenden
Kreiſe ſein, die Regierung zu bewegen, es nicht bei
„vorläufigen“ Maßregeln bewenden zu laſſen, denn
nur eine ausgiebige Unterſtützung — und koſte ſie
Millionen — kann bei dem ungeheuren Schaden,
den die Dürre angerichtet, den armen Landwirten
Rettung bringen.




Eigenberichte.

(Feuerwehrfeſt.)

Am 16. Auguſt begeht die
Freiwillige Feuerwehr St. Johann am Draufelde
das Feſt ihres 20jährigen Beſtandes durch ein
Kränzchen mit Tombola im Gaſthauſe des Herrn
Katz in Lakdorf, und ladet hiezu alle Freunde dieſer
Wehr höflichſt ein. Das Feſt beginnt um 3 Uhr
nachmittags.

(Dilettanten-
theater.)

Samstag, den 15. d. veranſtaltet unſere
Liebhabertheatergeſellſchaft in den Saallokalitäten
des Herrn Ignaz Brand einen Theaterabend,
deſſen muſikaliſchen Teil die Leutſchacher Muſik-
geſellſchaft unter der Leitung des Oberlehrers Herrn
Heinrich Mitteregger beſorgt. Zur Aufführung
gelangen die drei Einakter: „Der Mord in der
Kohlmeſſergaſſe“, Poſſe von A. Berger, „Eine
Gerichtsſzene in Trottelhauſen“ von Joſef Doppler
und die Poſſe „Vom Juriſtentage“ von Anton
Langer. Der Beginn der Vorſtellung wurde mit
8 Uhr feſtgeſetzt. Die Namen der Mitwirkenden
verſprechen einen höchſt genußreichen Abend und es
bleibt nur zu wünſchen, daß die viele aufgewandte
Mühe durch ein ausverkauftes Haus gelohnt werde.


(Windiſche Kollegialität.)

Am 6. d. wurde
aus Anlaß des Scheidens unſeres ſtrammen, allge-
mein beliebten Kollegen Herrn Steueramtsoffizial
Alfred Drobnitſch im Gaſthauſe Sarnitz ein
Abſchiedsabend gegeben, zu dem die ganze Beamten-
ſchaft, ohne Rückſicht auf die Nation, geladen war.
Es erſchienen jedoch nur die deutſchen Kollegen,
während ſich die Windiſchen ferne hielten, ohne es
auch nur der Mühe wert zu finden, ihr Fernbleiben
zu entſchuldigen. Dieſes Vorgehen iſt umſo charak-
teriſtiſcher, da ſich Herr Drobnitſch bei der deutſchen
wie ſloweniſchen Bevölkerung allgemeiner Beliebt-
heit erfreute. Es wirft dieſer Vorfall wieder einmal
ein recht grelles Licht auf die fanatiſche Unduld-
ſamkeit unſerer Gegner. Daß ſich ſein Amtskollege
Kontrollor Krajnc an dieſem Abende nicht be-
beteiligte, kann uns nur angenehm ſein, da es für
einen Deutſchen nicht möglich iſt, mit einem Menſchen
zu verkehren, den man ſo manchen Abend in der
Schwemme des Gaſthauſes betrunken ſitzen ſieht.


Kammermuſikabend. — Kurliſte.)

Diens-
tag den 11. d. findet um halb 9 Uhr abends im
[Spaltenumbruch] hieſigen Kurſalon ein Kammermuſikabend des Trieſter
Streichquartettes Auguſto Jancovich, Giuſeppe
Viezzoli, Manlio Dudovich und Dino Baraldi
unter gefälliger Mitwirkung der Frau Irma Cima-
dori ſtatt. — Bis heute ſind zum Kurgebrauche
2189 Parteien mit 3253 Perſonen eingetroffen.

(Vom politiſchen
Dienſte.)

Der neue Bezirkshauptmann Herr Franz
Bouvard Edler von Chatelet iſt heute hier
eingetroffen und hat die Leitung der Bezirkshaupt-
mannſchaft übernommen. Bezirkshauptmann von
Bouvard war ſeinerzeit als Bezirkskommiſſär durch
mehrere Jahre der hieſigen Bezirkshauptmannſchaft
zugeteilt; er iſt ſomit den Bewohnern von Luttenberg
kein Fremdling und ſteht hier noch in ſehr angenehmer
Erinnerung. Bezirkshauptmann von Rainer hat
heute Luttenberg verlaſſen und ſich zum Kurgebrauche
nach Römerbad begeben. Mitte September wird er
die Leitung der Bezirkshauptmannſchaft Bruck a. d.
Mur übernehmen. Mit ihm ſchied ein allgemein
beliebter und geachteter Beamter.

(Abſchiedsfeier.)

Anläßlich des Scheidens des allſeits hochgeſchätzten
Bezirkshauptmannes Rainer R. v. Harbach,
der in Kürze an ſeinen neuen Dienſtort Bruck über-
ſiedelt, veranſtalteten über Anregung des Bürger-
meiſters Thurn die deutſchen Bürger Luttenbergs
eine Abſchiedsfeier, die ſich eines zahlreichen Beſuches
aus allen Kreiſen der Bevölkerung erfreute und einen
glänzenden Verlauf nahm. Bürgermeiſter Thurn
begrüßte die Erſchienenen und feierte in bewegten
Worten des Scheidenden ehrliche Überzeugung,
rechtlichen Sinn, hohe Bildung und Herzensgüte,
ſchilderte ſein ſtilles, geräuſchloſes Wirken der Sache
und dem Volke zuliebe, Eigenſchaften, um derent-
willen die Gemeindevertretung ihm das Ehren-
bürgerrecht verliehen. Der Redner ſchloß unter
ſtürmiſchen Heilrufen mit dem Wunſche, der Scheidende
möge ſich in ſeinem neuen Wirkungskreiſe recht
wohl fühlen. Es ſprachen dann noch Dr. Varda
im Namen der politiſchen Beamten, Dr. Wein-
gerlim
Namen der Gerichtsbeamten, Oberverwalter
Duller für die Steuerbeamten, Fabrikant Hönig-
mann
für den Geſangverein, Lehrer Voller für
den Lehrkörper, Gemeindeſekretär Koller im Namen
der Feuerwehr, Stationschef Taſchek im Namen
der Stationsbeamten. Alle Redner bedauerten herz-
lich den ſchweren Verluſt, den die Bevölkerung durch
ſein Scheiden erleide. Bezirkshauptmann v. Rainer
dankte in vollendeter Rede für die ihm erwieſene
Ehrung. Er werde ſich ſtets mit Stolz Luttenbergs
Ehrenbürger nennen. Er ſchloß mit dem Wunſche,
es möge Luttenberg das bleiben, was es war:
deutſch! Noch lange blieb man bei Vorträgen des
Geſangvereines und des Viergeſanges Voller,
Schmidt, Anoſchek und Vidovic fröhlich beiſammen,
bis, nur zu früh, die Trennungsſtunde ſchlug.

(Verhaftung
wegen verſuchten Betruges.)

Der aus
Schönſtein gebürtige Karl Pewetz verſuchte kürzlich
bei der „Ljudska hranilnica in posojilnica“ ein
Darlehen von 800 Kronen aufzunehmen. Noch den
eingeholten Erkundigungen erwies ſich Pewetz ſelbſt
nicht als kreditfähig und wies man ihn daher mit
ſeinem Anſuchen ab. Hierauf erklärte Pewetz, Bürgen
ſtellen zu können und nannte als ſolche ſeine Mutter,
eine Grundbeſitzerin in Schönſtein, und den Doktor
Maier. Beide erklärten jedoch, hievon nichts wiſſen
zu wollen. Pewetz gab nun ſeine Sache noch nicht
verloren und wies ein Dekret des Wiener Konſer-
vatorium vor, wonach er an demſelben als Geſangs-
profeſſor mit einer von ihm erdachten neuen Methode
des Geſangsunterrichtes angeſtellt ſei. Das Dekret
wurde aber als Fälſchung erkannt und Pewetz wegen
verſuchten Betruges verhaftet und dem Kreisgerichte
eingeliefert.




Windiſch-Feiſtritzer Nachrichten.
Kaiſerfeſt.

Anläßlich des 60jährigen Re-
gierungsjubiläums unſeres Kaiſers ſoll am Vorabend
des 78. Wiegenfeſtes unſeres greiſen Monarchen
hier eine Feſtfeier, beſtehend in einem Konzert,
Fackelzug, Feſtſitzung uſw. abgehalten werden. Man
will wiſſen, daß der Feſtausſchuß die unter dem
Protektorate der hieſigen „Poſojilnica“ ſtehende
„Narodna godba“ gedungen hat. Wir halten dies
nicht für möglich. Es wäre doch eine Schmach,
windiſchnational fühlende Muſiker heranzuziehen.

Schuleröffnung.

Mit 15. September l. J.
wird die deutſche Schule der Öffentlichkeit übergeben
und wir hoffen, daß ſie bald zu den blühenden
[Spaltenumbruch] Schulen Unterſteiermarks gezählt werden wird. Aus
dieſem Anlaſſe ſoll am 13. September ein großes
Herbſtfeſt ſtattfinden und werden hiezu bereits die
Vorbereitungen getroffen. Hoffentlich vergeſſen uns
dabei unſere lieben Nachbarſtädte nicht und er-
ſcheinen zahlreich!

Verſammlung.

Die Männer- und Frauen-
ortsgruppe des Vereines „Südmark“ hält Mittwoch
den 12. d. in Neuholds Gaſthaus eine Verſamm-
lung ab, in welcher die Hauptverſammlung des
Vereines „Südmark“ zur Beſprechung gelangen
ſoll. Es wird auf vollzähliges Erſcheinen gerechnet.

Hoteleröffnung.

Wie der „Slovenski
Gospodar“ zu berichten weiß, ſoll am 23., längſtens
30. d. die Eröffnung des windiſchen Hotels „Auſtria“
ſtattfinden. Ein großer „Slavnoſt“ iſt geplant und
werden die Slowenen zur regen Beteiligung einge-
laden. Da werden wieder windiſche Fahnen gehißt,
wie am Tage des Gleichenfeſtes. Nun ihr Verteidiger
der „unrecht unterdrückten“ Windiſchen, nicht wahr,
das heißt international!

Theaterabend.

Die Frauenortsgruppe des
Deutſchen Schulvereines mit Frau v. Formacher
an der Spitze will uns im Monate September mit
einem Theaterabend überraſchen. Die Leitung wurde
in die bewährten Hände des Herrn Apothekers
Petzolt gelegt und man kann ſich deshalb auf
einen recht genußreichen Abend freuen.

Windiſche Bosheiten.

Als vor Wochen
im Kampforgane für das Deutſchtum im Unterlande,
der „Marburger Zeitung“, der Artikel „Unter fremder
Flagge“ erſchien, da waren die Windiſchen aus dem
Häuſel und ſuchten überall dieſen Artikel abzuſchwächen.
So mancher „guter“ Deutſche erbarmte ſich der
Windiſchen und wußte an Stil und Schreibweiſe,
ja ſelbſt an dieſer ſchreienden „Ungerechtigkeit“ zu
nörgeln. Man ſuchte damit Perſönlichkeiten in Ver-
bindung zu bringen, die überhaupt nichts mit dem
Artikel gemein hatten. Es iſt ſchon einmal den
Windiſchen nicht recht, daß man ihnen ſo früh hinter
die Kuliſſen ſchaut und daß es die Deutſchen mit
ihrer Rechenkunſt ſoweit gebracht haben, um be-
rechnen zu können, daß ſich in Windiſch-Feiſtritz ein
Haus, um 200.000 K., errichtet aus einem Reſerve-
fond von 22.095 K., nicht bezahlbar macht; ja
ſelbſt dann nicht, wenn der „deutſchgeſinnte“ Wirt
für die Herren Reiſenden den Wagen von und zur
Bahn unentgeltlich zur Verfügung ſtellt. Nicht wahr,
mit Speck fängt man Mäuſe? Mit einem Wort,
die Windiſchen ſuchten Deutſche auf, die ſich als
Verteidiger des großen Wendenvolkes hinausſpielen
und alles in Schutt und Aſche begraben ſollen,
was den Geſchäftsbetrieb des am 30. d. zur Er-
öffnung gelangenden Hotel „Auſtria“ beeinträchtigen
könnte. Daß ſich Leute zur Verteidigung gefunden
haben, wird uns nie hindern, an dem Kritik zu
üben, was unſer Volksbewußtſein in arge Gefahren
ſtürzt. Wenn ſich aber in den letzten Nummern des
„Slovenski Goſpodar“ windiſche Hetzer luſtig über
Körperſchaften und Private machen, da ſchweigen
dieſe Herren Verteidiger. Dieſe Artikel könnten Geld-
inſtitute, Volkswohlfahrtsanſtalten vernichten und
da werde ſich noch immer niemand finden, um
energiſch Proteſt einzulegen? So wird zum Beiſpiel
in der Nummer 32 vom 6. Auguſt eine allſeits
beliebte Perſönlichkeit in den Kot gezerrt und man
will ihr alle Verdienſte, die ſie ſich um das deutſche
Schulweſen, den deutſchen Schulhausbau, Bahnbau
erwarb, abſprechen. Doch das wird dem windiſchen
Hetzer nicht gelingen und hundert Schmähartikel
werden die Verdienſte eines Windiſch-Feiſtritzer
Bürgers nicht wegwiſchen können, denn wir werden
jederzeit am Platze ſein, die Waffe zur Verteidigung
zu ergreifen, denn wir laſſen es nicht zu, eine
Perſon zu beſchmutzen, die zum Aufblühen der
Stadt ihren großen Teil beigetragen hat. Das
merke ſich der Artikelſchreiber und wir empfehlen
ihm, vor der eigenen Türe zu kehren.




Pettauer Nachrichten.
Lehrerinſtelle.

An der hieſigen ſtädtiſchen
Mädchenvolksſchule (1. Gehaltsſtufe), kommt mit
Beginn des nächſten Schuljahres eine Lehrerinſtelle
definitiv zur Beſetzung. Geſuche ſind bis 30. d.
beim Stadtſchulrat einzubringen.

Ein flüchtiger Kellner verhaftet.

Der
21jährige, nach Schiltern, Bezirk Pettau, zuſtändige
Kellner Ferdinand Juſt verſchwand am 5. d. mit
100 K. Bargeld. Nun wurde er vom Polizeiagenten
Chriſtandl in der Sackſtraße in Graz verhaftet und
dem Landes- als Strafgerichte eingeliefert.


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[3/0003] Nr. 96, 11. Auguſt 1908 Marburger Zeitung glieder des Zentralausſchuſſes der Landwirtſchafts- geſellſchaft, dann Verbandsanwalt Barta mit dem Leiter der Warenabteilung des Verbandes land- wirtſchaftlicher Genoſſenſchaften Max Ott, Direktor Göhlert von der Landes-Ackerbauſchule Grottenhof, Landes-Wanderlehrer Jelovſek uſw. Es wurde vor allem einhellig betont, daß der vom Ackerbau- miniſterium der Statthalterei zur Verfügung ge- ſtellte Betrag von 300.000 Kronen für die Milderung der Futternot im Lande mit Rückſicht auf die Ausdehnung des Notſtandsgebietes als ganz und gar unzureichend bezeichnet werden muß. Der Statthalter hat ſich bereit erklärt, bei der Regierung eine ausgiebige Erhöhung dieſer Summe zu bean- tragen, ſobald das Ergebnis der Detailerhebungen vorliegen wird. Der Verband der landwirtſchaftlichen Genoſſen- ſchaften in Steiermark wird angewieſen, 150 Waggon Heu und 250 Waggon Futterſtroh anzukaufen. Dieſe Futtermittel werden — das Heu zu 4 K. und das Futterſtroh zu 2 K. der Meterzentner — an die notleidenden Grundbeſitzer in den von der Dürre betroffenen Bezirken abgegeben. Eine unent- geltliche Abgabe von Futtermitteln wurde prinzipiell als ausgeſchloſſen erklärt. Die Konferenz hat einen Ausführungausſchuß eingeſetzt, in dem Hofrat Freiherr v. Hammer-Purgſtall den Vorſitz führt. Dieſer Ausſchuß wird Dienstag ſeine erſte Sitzung abhalten. Die Verteilung der Futtermittel wird auf ein- zelnen Stationen vorgenommen werden, und zwar auf Grund von Verzeichniſſen, welche die politiſchen Behörden mit Unterſtützung durch landwirtſchaft- liche Faktoren abzufaſſen haben werden. Man hofft, die Erhebungen in zwei bis drei Wochen abſchließen zu können. Es wird nun Sache der maßgebenden Kreiſe ſein, die Regierung zu bewegen, es nicht bei „vorläufigen“ Maßregeln bewenden zu laſſen, denn nur eine ausgiebige Unterſtützung — und koſte ſie Millionen — kann bei dem ungeheuren Schaden, den die Dürre angerichtet, den armen Landwirten Rettung bringen. Eigenberichte. St. Johann am Draufelde, 10. Auguſt. (Feuerwehrfeſt.) Am 16. Auguſt begeht die Freiwillige Feuerwehr St. Johann am Draufelde das Feſt ihres 20jährigen Beſtandes durch ein Kränzchen mit Tombola im Gaſthauſe des Herrn Katz in Lakdorf, und ladet hiezu alle Freunde dieſer Wehr höflichſt ein. Das Feſt beginnt um 3 Uhr nachmittags. Leutſchach, 10. Auguſt. (Dilettanten- theater.) Samstag, den 15. d. veranſtaltet unſere Liebhabertheatergeſellſchaft in den Saallokalitäten des Herrn Ignaz Brand einen Theaterabend, deſſen muſikaliſchen Teil die Leutſchacher Muſik- geſellſchaft unter der Leitung des Oberlehrers Herrn Heinrich Mitteregger beſorgt. Zur Aufführung gelangen die drei Einakter: „Der Mord in der Kohlmeſſergaſſe“, Poſſe von A. Berger, „Eine Gerichtsſzene in Trottelhauſen“ von Joſef Doppler und die Poſſe „Vom Juriſtentage“ von Anton Langer. Der Beginn der Vorſtellung wurde mit 8 Uhr feſtgeſetzt. Die Namen der Mitwirkenden verſprechen einen höchſt genußreichen Abend und es bleibt nur zu wünſchen, daß die viele aufgewandte Mühe durch ein ausverkauftes Haus gelohnt werde. St. Leonhard, W. B., 4. Auguſt. (Windiſche Kollegialität.) Am 6. d. wurde aus Anlaß des Scheidens unſeres ſtrammen, allge- mein beliebten Kollegen Herrn Steueramtsoffizial Alfred Drobnitſch im Gaſthauſe Sarnitz ein Abſchiedsabend gegeben, zu dem die ganze Beamten- ſchaft, ohne Rückſicht auf die Nation, geladen war. Es erſchienen jedoch nur die deutſchen Kollegen, während ſich die Windiſchen ferne hielten, ohne es auch nur der Mühe wert zu finden, ihr Fernbleiben zu entſchuldigen. Dieſes Vorgehen iſt umſo charak- teriſtiſcher, da ſich Herr Drobnitſch bei der deutſchen wie ſloweniſchen Bevölkerung allgemeiner Beliebt- heit erfreute. Es wirft dieſer Vorfall wieder einmal ein recht grelles Licht auf die fanatiſche Unduld- ſamkeit unſerer Gegner. Daß ſich ſein Amtskollege Kontrollor Krajnc an dieſem Abende nicht be- beteiligte, kann uns nur angenehm ſein, da es für einen Deutſchen nicht möglich iſt, mit einem Menſchen zu verkehren, den man ſo manchen Abend in der Schwemme des Gaſthauſes betrunken ſitzen ſieht. Rohitſch-Sauerbrunn, 10. Auguſt. Kammermuſikabend. — Kurliſte.) Diens- tag den 11. d. findet um halb 9 Uhr abends im hieſigen Kurſalon ein Kammermuſikabend des Trieſter Streichquartettes Auguſto Jancovich, Giuſeppe Viezzoli, Manlio Dudovich und Dino Baraldi unter gefälliger Mitwirkung der Frau Irma Cima- dori ſtatt. — Bis heute ſind zum Kurgebrauche 2189 Parteien mit 3253 Perſonen eingetroffen. Luttenberg, 10. Auguſt. (Vom politiſchen Dienſte.) Der neue Bezirkshauptmann Herr Franz Bouvard Edler von Chatelet iſt heute hier eingetroffen und hat die Leitung der Bezirkshaupt- mannſchaft übernommen. Bezirkshauptmann von Bouvard war ſeinerzeit als Bezirkskommiſſär durch mehrere Jahre der hieſigen Bezirkshauptmannſchaft zugeteilt; er iſt ſomit den Bewohnern von Luttenberg kein Fremdling und ſteht hier noch in ſehr angenehmer Erinnerung. Bezirkshauptmann von Rainer hat heute Luttenberg verlaſſen und ſich zum Kurgebrauche nach Römerbad begeben. Mitte September wird er die Leitung der Bezirkshauptmannſchaft Bruck a. d. Mur übernehmen. Mit ihm ſchied ein allgemein beliebter und geachteter Beamter. Luttenberg, 9. Auguſt. (Abſchiedsfeier.) Anläßlich des Scheidens des allſeits hochgeſchätzten Bezirkshauptmannes Rainer R. v. Harbach, der in Kürze an ſeinen neuen Dienſtort Bruck über- ſiedelt, veranſtalteten über Anregung des Bürger- meiſters Thurn die deutſchen Bürger Luttenbergs eine Abſchiedsfeier, die ſich eines zahlreichen Beſuches aus allen Kreiſen der Bevölkerung erfreute und einen glänzenden Verlauf nahm. Bürgermeiſter Thurn begrüßte die Erſchienenen und feierte in bewegten Worten des Scheidenden ehrliche Überzeugung, rechtlichen Sinn, hohe Bildung und Herzensgüte, ſchilderte ſein ſtilles, geräuſchloſes Wirken der Sache und dem Volke zuliebe, Eigenſchaften, um derent- willen die Gemeindevertretung ihm das Ehren- bürgerrecht verliehen. Der Redner ſchloß unter ſtürmiſchen Heilrufen mit dem Wunſche, der Scheidende möge ſich in ſeinem neuen Wirkungskreiſe recht wohl fühlen. Es ſprachen dann noch Dr. Varda im Namen der politiſchen Beamten, Dr. Wein- gerlim Namen der Gerichtsbeamten, Oberverwalter Duller für die Steuerbeamten, Fabrikant Hönig- mann für den Geſangverein, Lehrer Voller für den Lehrkörper, Gemeindeſekretär Koller im Namen der Feuerwehr, Stationschef Taſchek im Namen der Stationsbeamten. Alle Redner bedauerten herz- lich den ſchweren Verluſt, den die Bevölkerung durch ſein Scheiden erleide. Bezirkshauptmann v. Rainer dankte in vollendeter Rede für die ihm erwieſene Ehrung. Er werde ſich ſtets mit Stolz Luttenbergs Ehrenbürger nennen. Er ſchloß mit dem Wunſche, es möge Luttenberg das bleiben, was es war: deutſch! Noch lange blieb man bei Vorträgen des Geſangvereines und des Viergeſanges Voller, Schmidt, Anoſchek und Vidovic fröhlich beiſammen, bis, nur zu früh, die Trennungsſtunde ſchlug. Schönſtein, 10. Auguſt. (Verhaftung wegen verſuchten Betruges.) Der aus Schönſtein gebürtige Karl Pewetz verſuchte kürzlich bei der „Ljudska hranilnica in posojilnica“ ein Darlehen von 800 Kronen aufzunehmen. Noch den eingeholten Erkundigungen erwies ſich Pewetz ſelbſt nicht als kreditfähig und wies man ihn daher mit ſeinem Anſuchen ab. Hierauf erklärte Pewetz, Bürgen ſtellen zu können und nannte als ſolche ſeine Mutter, eine Grundbeſitzerin in Schönſtein, und den Doktor Maier. Beide erklärten jedoch, hievon nichts wiſſen zu wollen. Pewetz gab nun ſeine Sache noch nicht verloren und wies ein Dekret des Wiener Konſer- vatorium vor, wonach er an demſelben als Geſangs- profeſſor mit einer von ihm erdachten neuen Methode des Geſangsunterrichtes angeſtellt ſei. Das Dekret wurde aber als Fälſchung erkannt und Pewetz wegen verſuchten Betruges verhaftet und dem Kreisgerichte eingeliefert. Windiſch-Feiſtritzer Nachrichten. Kaiſerfeſt. Anläßlich des 60jährigen Re- gierungsjubiläums unſeres Kaiſers ſoll am Vorabend des 78. Wiegenfeſtes unſeres greiſen Monarchen hier eine Feſtfeier, beſtehend in einem Konzert, Fackelzug, Feſtſitzung uſw. abgehalten werden. Man will wiſſen, daß der Feſtausſchuß die unter dem Protektorate der hieſigen „Poſojilnica“ ſtehende „Narodna godba“ gedungen hat. Wir halten dies nicht für möglich. Es wäre doch eine Schmach, windiſchnational fühlende Muſiker heranzuziehen. Schuleröffnung. Mit 15. September l. J. wird die deutſche Schule der Öffentlichkeit übergeben und wir hoffen, daß ſie bald zu den blühenden Schulen Unterſteiermarks gezählt werden wird. Aus dieſem Anlaſſe ſoll am 13. September ein großes Herbſtfeſt ſtattfinden und werden hiezu bereits die Vorbereitungen getroffen. Hoffentlich vergeſſen uns dabei unſere lieben Nachbarſtädte nicht und er- ſcheinen zahlreich! Verſammlung. Die Männer- und Frauen- ortsgruppe des Vereines „Südmark“ hält Mittwoch den 12. d. in Neuholds Gaſthaus eine Verſamm- lung ab, in welcher die Hauptverſammlung des Vereines „Südmark“ zur Beſprechung gelangen ſoll. Es wird auf vollzähliges Erſcheinen gerechnet. Hoteleröffnung. Wie der „Slovenski Gospodar“ zu berichten weiß, ſoll am 23., längſtens 30. d. die Eröffnung des windiſchen Hotels „Auſtria“ ſtattfinden. Ein großer „Slavnoſt“ iſt geplant und werden die Slowenen zur regen Beteiligung einge- laden. Da werden wieder windiſche Fahnen gehißt, wie am Tage des Gleichenfeſtes. Nun ihr Verteidiger der „unrecht unterdrückten“ Windiſchen, nicht wahr, das heißt international! Theaterabend. Die Frauenortsgruppe des Deutſchen Schulvereines mit Frau v. Formacher an der Spitze will uns im Monate September mit einem Theaterabend überraſchen. Die Leitung wurde in die bewährten Hände des Herrn Apothekers Petzolt gelegt und man kann ſich deshalb auf einen recht genußreichen Abend freuen. Windiſche Bosheiten. Als vor Wochen im Kampforgane für das Deutſchtum im Unterlande, der „Marburger Zeitung“, der Artikel „Unter fremder Flagge“ erſchien, da waren die Windiſchen aus dem Häuſel und ſuchten überall dieſen Artikel abzuſchwächen. So mancher „guter“ Deutſche erbarmte ſich der Windiſchen und wußte an Stil und Schreibweiſe, ja ſelbſt an dieſer ſchreienden „Ungerechtigkeit“ zu nörgeln. Man ſuchte damit Perſönlichkeiten in Ver- bindung zu bringen, die überhaupt nichts mit dem Artikel gemein hatten. Es iſt ſchon einmal den Windiſchen nicht recht, daß man ihnen ſo früh hinter die Kuliſſen ſchaut und daß es die Deutſchen mit ihrer Rechenkunſt ſoweit gebracht haben, um be- rechnen zu können, daß ſich in Windiſch-Feiſtritz ein Haus, um 200.000 K., errichtet aus einem Reſerve- fond von 22.095 K., nicht bezahlbar macht; ja ſelbſt dann nicht, wenn der „deutſchgeſinnte“ Wirt für die Herren Reiſenden den Wagen von und zur Bahn unentgeltlich zur Verfügung ſtellt. Nicht wahr, mit Speck fängt man Mäuſe? Mit einem Wort, die Windiſchen ſuchten Deutſche auf, die ſich als Verteidiger des großen Wendenvolkes hinausſpielen und alles in Schutt und Aſche begraben ſollen, was den Geſchäftsbetrieb des am 30. d. zur Er- öffnung gelangenden Hotel „Auſtria“ beeinträchtigen könnte. Daß ſich Leute zur Verteidigung gefunden haben, wird uns nie hindern, an dem Kritik zu üben, was unſer Volksbewußtſein in arge Gefahren ſtürzt. Wenn ſich aber in den letzten Nummern des „Slovenski Goſpodar“ windiſche Hetzer luſtig über Körperſchaften und Private machen, da ſchweigen dieſe Herren Verteidiger. Dieſe Artikel könnten Geld- inſtitute, Volkswohlfahrtsanſtalten vernichten und da werde ſich noch immer niemand finden, um energiſch Proteſt einzulegen? So wird zum Beiſpiel in der Nummer 32 vom 6. Auguſt eine allſeits beliebte Perſönlichkeit in den Kot gezerrt und man will ihr alle Verdienſte, die ſie ſich um das deutſche Schulweſen, den deutſchen Schulhausbau, Bahnbau erwarb, abſprechen. Doch das wird dem windiſchen Hetzer nicht gelingen und hundert Schmähartikel werden die Verdienſte eines Windiſch-Feiſtritzer Bürgers nicht wegwiſchen können, denn wir werden jederzeit am Platze ſein, die Waffe zur Verteidigung zu ergreifen, denn wir laſſen es nicht zu, eine Perſon zu beſchmutzen, die zum Aufblühen der Stadt ihren großen Teil beigetragen hat. Das merke ſich der Artikelſchreiber und wir empfehlen ihm, vor der eigenen Türe zu kehren. Pettauer Nachrichten. Lehrerinſtelle. An der hieſigen ſtädtiſchen Mädchenvolksſchule (1. Gehaltsſtufe), kommt mit Beginn des nächſten Schuljahres eine Lehrerinſtelle definitiv zur Beſetzung. Geſuche ſind bis 30. d. beim Stadtſchulrat einzubringen. Ein flüchtiger Kellner verhaftet. Der 21jährige, nach Schiltern, Bezirk Pettau, zuſtändige Kellner Ferdinand Juſt verſchwand am 5. d. mit 100 K. Bargeld. Nun wurde er vom Polizeiagenten Chriſtandl in der Sackſtraße in Graz verhaftet und dem Landes- als Strafgerichte eingeliefert.

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 96, Marburg, 11.08.1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger96_1908/3>, abgerufen am 21.11.2024.