Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.

Bild:
<< vorherige Seite

Vers 199 sun, Vers 200So solstu adellicher tun. Vers 201Dein weis gefelt
mir nichte.
Vers 202Werstu von adellichem stam Vers 203So
testu pas geparen."
Vers 204Do der teuffel die wort ver-
nam,
Vers 205Das tet ym also zoren, Vers 206Das er dem kunig
trug gros has.
Vers 207Er wolt den vater toten, Vers 208Wen
er verpringen mochte das.

Vers 209Dem edlen kung vor etlich iarn Vers 210Het ym
sein weib ein sun geparn.
Vers 211Der was starck,
frum und kune
Vers 212Und ym man grosse ere
seit.
Vers 213Dem trug der panckhart has und neit
Vers 214Wol umb sein sein er und schune. Vers 215Der pa-
nckhart stellet nach seim leben
Vers 216Dem vater
und dem sune.
Vers 217Er tet ser nach dem kunck-
reich strebn.
Vers 218Er wolt in den tot tune
Vers 219Und er wolt selber here sein. Vers 220Darumb vil
mancher werder man
Vers 221Von ym kom in
des dotes pein.
Vers 222Do der vater und sein sun sach, Vers 223Das er in
also stellet nach
Vers 224Wol umb ir peider leben,
Vers 225Do sprach der vater zu seim sun: Vers 226"Dein
pruder wirt uns den todt tun
Vers 227Und hut
wir uns nit eben.
Vers 228Mich dunckt nit, das
er mein sun sey,
Vers 229Das er uns wil der-

Vers 199 sun, Vers 200So solstu adellicher tun. Vers 201Dein weis gefelt
mir nichte.
Vers 202Werstu von adellichem stam Vers 203So
testu pas geparen.“
Vers 204Do der teuffel die wort ver-
nam,
Vers 205Das tet ym also zoren, Vers 206Das er dem kunig
trug gros has.
Vers 207Er wolt den vater toten, Vers 208Wen
er verpringen mochte das.

Vers 209Dem edlen kung vor etlich iarn Vers 210Het ym
sein weib ein sun geparn.
Vers 211Der was starck,
frum und kune
Vers 212Und ym man grosse ere
seit.
Vers 213Dem trug der panckhart has und neit
Vers 214Wol umb sein sein er und schune. Vers 215Der pa-
nckhart stellet nach seim leben
Vers 216Dem vater
und dem sune.
Vers 217Er tet ser nach dem kunck-
reich strebn.
Vers 218Er wolt in den tot tune
Vers 219Und er wolt selber here sein. Vers 220Darumb vil
mancher werder man
Vers 221Von ym kom in
des dotes pein.
Vers 222Do der vater und sein sun sach, Vers 223Das er in
also stellet nach
Vers 224Wol umb ir peider leben,
Vers 225Do sprach der vater zu seim sun: Vers 226„Dein
pruder wirt uns den todt tun
Vers 227Und hut
wir uns nit eben.
Vers 228Mich dunckt nit, das
er mein sun sey,
Vers 229Das er uns wil der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="16">
            <l n="199"><pb facs="#f0011" n="196v" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/407/"/>
sun,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Er sprach zu ihm: &#x201E;Wärst Du mein Sohn, &#x201C;</note></l>
            <l n="200">So solstu adellicher tun.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Müsstest du adliger handeln. &#x201C;</note></l>
            <l n="201">Dein weis gefelt<lb/>
mir nichte.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Deine Verhaltensweise gefällt mir nicht. &#x201C;</note></l>
            <l n="202">Werstu von adellichem stam<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wärst du von adliger Abstammung, &#x201C;</note></l>
            <l n="203">So<lb/>
testu pas geparen.&#x201C;<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Verhieltest du dich besser.&#x201C;</note></l>
            <l n="204">Do der teuffel die wort ver<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/>
nam,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Als der Teufel diese Worte hörte, &#x201C;</note></l>
            <l n="205">Das tet ym also zoren,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Verursachte ihm das derartigen Zorn, &#x201C;</note></l>
            <l n="206">Das er dem kunig<lb/>
trug gros has.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dass er den König sehr hasste. &#x201C;</note></l>
            <l n="207">Er wolt den vater toten,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Er wollte den Vater töten, &#x201C;</note></l>
            <l n="208">Wen<lb/>
er verpringen mochte das.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wenn er es zustande bringen könnte.&#x201C;</note></l>
          </lg>
          <lg n="17">
            <l n="209">Dem edlen kung vor etlich iarn<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dem edlen König hatte seine Frau vor etlichen Jahren&#x201C;</note></l>
            <l n="210">Het ym<lb/>
sein weib ein sun geparn.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Einen Sohn geboren.&#x201C;</note></l>
            <l n="211">Der was starck,<lb/>
frum und kune<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Der war stark, tapfer und mutig&#x201C;</note></l>
            <l n="212">Und ym man grosse ere<lb/>
seit.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Und man zollte ihm große Ehre.&#x201C;</note></l>
            <l n="213">Dem trug der panckhart has und neit<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Gegen ihn hegte der Bastard Hass und Neid,&#x201C;</note></l><lb/>
            <l n="214">Wol umb sein <del rendition="#s">sein</del> er und schune.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wegen seiner Ehre und Schönheit.&#x201C;</note></l>
            <l n="215">Der pa<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/>
nckhart stellet nach seim leben<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Der Bastard trachtete dem Vater &#x201C;</note></l>
            <l n="216">Dem vater<lb/>
und dem sune.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Und dem Sohn nach dem Leben.&#x201C;</note></l>
            <l n="217">Er tet ser nach dem kunck<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/>
reich strebn.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Er strebte sehr nach dem Königreich.&#x201C;</note></l>
            <l n="218">Er wolt in den tot tune<note resp="#textsource-1" type="editorial"><bibl><ref target="http://d-nb.info/979763177">Kofler [2006]</ref></bibl>: tane</note><note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Er wollte sie umbringen&#x201C;</note></l><lb/>
            <l n="219">Und er wolt selber here sein.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Und selber Herrscher sein.&#x201C;</note></l>
            <l n="220">Darumb vil<lb/>
mancher werder man<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Deswegen erlitten sehr viele ehrenwerte Männer&#x201C;</note></l>
            <l n="221">Von ym kom in<lb/>
des dotes pein.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Durch ihn einen qualvollen Tod.&#x201C;</note></l>
          </lg>
          <lg n="18">
            <l n="222">Do der vater und sein sun sach,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Als der Vater und der Sohn bemerkten,&#x201C;</note></l>
            <l n="223">Das er in<lb/>
also stellet nach<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dass er ihnen in dieser Weise nachstellte,&#x201C;</note></l>
            <l n="224">Wol umb ir peider leben,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Um sie beide umzubringen,&#x201C;</note></l><lb/>
            <l n="225">Do sprach der vater zu seim sun:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Da sagte der Vater zu seinem Sohn: &#x201C;</note></l>
            <l n="226">&#x201E;Dein<lb/>
pruder wirt uns den todt tun<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dein Bruder wird uns umbringen,&#x201C;</note></l>
            <l n="227">Und hut<lb/>
wir uns nit eben.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wenn wir uns nicht ganz besonders hüten.&#x201C;</note></l>
            <l n="228">Mich dunckt nit, das<lb/>
er mein sun sey,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Ich glaube nicht, dass er mein Sohn ist,&#x201C;</note></l>
            <l n="229">Das er uns wil der<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196v/0011] sun, So solstu adellicher tun. Dein weis gefelt mir nichte. Werstu von adellichem stam So testu pas geparen.“ Do der teuffel die wort ver nam, Das tet ym also zoren, Das er dem kunig trug gros has. Er wolt den vater toten, Wen er verpringen mochte das. Dem edlen kung vor etlich iarn Het ym sein weib ein sun geparn. Der was starck, frum und kune Und ym man grosse ere seit. Dem trug der panckhart has und neit Wol umb sein er und schune. Der pa nckhart stellet nach seim leben Dem vater und dem sune. Er tet ser nach dem kunck reich strebn. Er wolt in den tot tune Und er wolt selber here sein. Darumb vil mancher werder man Von ym kom in des dotes pein. Do der vater und sein sun sach, Das er in also stellet nach Wol umb ir peider leben, Do sprach der vater zu seim sun: „Dein pruder wirt uns den todt tun Und hut wir uns nit eben. Mich dunckt nit, das er mein sun sey, Das er uns wil der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Anja Braun, Nora Ketschik, Matthias Kirchhoff, Anne Kirchhoff, Stephanie Seidl: Edition und Übersetzung dreier Fassungen des „Meerwunders“ (2018-02-22T15:10:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nora Ketschik, Christian Thomas: Konvertierung der Ausgangsdaten (HTML) nach DTABf und Nachbearbeitung des XML-Dokuments.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: keine Angabe;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert;
  • i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: normalisiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.

Zeilenanfänge werden immer, ggf. auch entgegen der Vorlage, groß geschrieben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_meerwunder_1472
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_meerwunder_1472/11
Zitationshilfe: [N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017, S. 196v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_meerwunder_1472/11>, abgerufen am 03.12.2024.