[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am ge
schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am ge
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="11"> <p><pb facs="#f0102" n="49v"/> schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße<lb/> Menschenrace gebe, der höhern Intelligenz fähig, und eine 2<hi rendition="#sup #u">te</hi> häßliche, böse,<lb/> dunkelgefärbte, stumpfsinnige, die er sogar die unvollkomnere nennt, und<lb/> zu ewiger Sclaverei mit Recht verdammt glaubt.</p><lb/> <p>Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man<lb/> auf der Stufenleiter der Humanität sogar den Uebergang<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Übergang".</note> gesucht hat, der un-<lb/> ser Geschlecht an die Thiere knüpft, und den man in der Verwandschaft des<lb/> gefabelten <hi rendition="#aq">Orang-Utang</hi>, mit dem Waldneger, von diesem zum Buschhottentot-<lb/> ten, und zum <hi rendition="#aq">Papua</hi> von <hi rendition="#aq">Neu-Guinea</hi>, gefunden zu haben wähnte.</p><lb/> <p>Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am<lb/> auffallendsten glaubte, sind der <hi rendition="#aq">Orang-Utang</hi> von <hi rendition="#aq">Borneo</hi>, und der <hi rendition="#aq">Schimpanse</hi><lb/> oder <hi rendition="#aq">Jocko</hi> aus Africa<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Afrika".</note>. – Von dem <hi rendition="#aq">Orang-Utang</hi> sind nur sehr<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "sehr" fehlt.</note> selten lebende<lb/> Exemplare nach Europa gekommen. Ein Affe dieser Art, den ich in <hi rendition="#aq">Paris</hi> gesehen<lb/> habe, war ein kleines nur 34 Zoll hohes, sanftes, häßliches Thier, mit einem dik-<lb/> ken Wulst um den Mund, aber mit schöner, fast europäischer Stirn. Ob den<lb/> Affen überhaupt mehr Intelligenz zuzuschreiben sey, als den Hunden, ist noch zwei-<lb/> felhaft, und wenn dem Affen in einiger Beziehung größere Geschicklichkeit zuge-<lb/> sprochen werden muß, so beruht dies hauptsächlich auf der günstigeren Bildung seiner<lb/> Hände. – Ich will hier eines Beispiels anscheinender Ueberlegung erwähnen,<lb/> das ich an eben jenem Thiere bemerkt habe. Der Affe war krank, und eine Flasche<lb/> mit Arzney auf dem Tische vor<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 144: "war".</note> ihm umgefallen, und dadurch in eine rollende Be-<lb/> wegung gerathen. Der Affe legte seinen Daumen dagegen, und hielt ihn so lange<lb/> fest, bis die Oscillation der Flasche aufgehört hatte. – Allerdings eine zweckmäßi-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">ge</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [49v/0102]
schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße
Menschenrace gebe, der höhern Intelligenz fähig, und eine 2te häßliche, böse,
dunkelgefärbte, stumpfsinnige, die er sogar die unvollkomnere nennt, und
zu ewiger Sclaverei mit Recht verdammt glaubt.
Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man
auf der Stufenleiter der Humanität sogar den Uebergang gesucht hat, der un-
ser Geschlecht an die Thiere knüpft, und den man in der Verwandschaft des
gefabelten Orang-Utang, mit dem Waldneger, von diesem zum Buschhottentot-
ten, und zum Papua von Neu-Guinea, gefunden zu haben wähnte.
Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am
auffallendsten glaubte, sind der Orang-Utang von Borneo, und der Schimpanse
oder Jocko aus Africa. – Von dem Orang-Utang sind nur sehr selten lebende
Exemplare nach Europa gekommen. Ein Affe dieser Art, den ich in Paris gesehen
habe, war ein kleines nur 34 Zoll hohes, sanftes, häßliches Thier, mit einem dik-
ken Wulst um den Mund, aber mit schöner, fast europäischer Stirn. Ob den
Affen überhaupt mehr Intelligenz zuzuschreiben sey, als den Hunden, ist noch zwei-
felhaft, und wenn dem Affen in einiger Beziehung größere Geschicklichkeit zuge-
sprochen werden muß, so beruht dies hauptsächlich auf der günstigeren Bildung seiner
Hände. – Ich will hier eines Beispiels anscheinender Ueberlegung erwähnen,
das ich an eben jenem Thiere bemerkt habe. Der Affe war krank, und eine Flasche
mit Arzney auf dem Tische vor ihm umgefallen, und dadurch in eine rollende Be-
wegung gerathen. Der Affe legte seinen Daumen dagegen, und hielt ihn so lange
fest, bis die Oscillation der Flasche aufgehört hatte. – Allerdings eine zweckmäßi-
ge
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Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Humboldt-Universität zu Berlin: Projektträger
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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
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