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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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Was die Menschenracen betrifft so bemerkte man in Indien zuerst,
daß nicht alle Aethiopen gleicher Farbe und Gestalt sind, sondern sich in ver-
schiedene Stämme theilen. Wie jetzt, kam man schon damals auf die Ver-
muthung, daß das Klima Einfluß auf das Menschengeschlecht übe, und schrieb
es der Wirkung der feuchten Luft zu, daß die Negerartigen Völker in In-
dien kein Wollhaar haben.

Alexander selbst drang nicht bis in das eigentlich cultivirte und sehr bevöl-
kerte Indien vor, wohl aber nach ihm Seleucus Nicator, der einen gewaltigen
Eroberungszug von Babylon bis an den Ganges unternahm, von welchem er
unter andern 500 Elephanten mit zurückbrachte. Auffallend ist es, daß die
Griechen damals nicht die indischen Zahlen kennen gelernt haben, welche so
sehr viel später, wahrscheinlich über Persien nach Arabien eingewandert,
und erst im 13ten Jahrhundert durch die Araber nach Europa gebracht worden sind.
Wie wichtig die Erfindung war, durch 9 Zeichen, und den Werth der Position
alle möglichen Gruppen von Zahlen auszudrücken, wird dann besonders klar,
wenn man bedenkt, wie beschwerlich die römischen Zahlen, durch ihre Juxta-
position die kleinste Rechnung machen, und wie man, so lange man sich der-
selben bediente, in der Arithmetik unmöglich vorwärts kommen konnte.

Daß die Griechen viel von den Chaldäern in der Himmelskunde lernten,
ist um so wahrscheinlicher als in Babylon eine eigne Priesterkaste, die den
Belus-Tempel bewohnte fast ausschließend mit astronomischen Beobachtungen
beschäftigt war. Die wunderliche Architektur des Gebäudes, das dieser Zunft-
genossenschaft zum Wohnsitz diente, hat ein besonderes historisches Interresse.

Was die Menschenracen betrifft so bemerkte man in Indien zuerst,
daß nicht alle Aethiopen gleicher Farbe und Gestalt sind, sondern sich in ver-
schiedene Stämme theilen. Wie jetzt, kam man schon damals auf die Ver-
muthung, daß das Klima Einfluß auf das Menschengeschlecht übe, und schrieb
es der Wirkung der feuchten Luft zu, daß die Negerartigen Völker in In-
dien kein Wollhaar haben.

Alexander selbst drang nicht bis in das eigentlich cultivirte und sehr bevöl-
kerte Indien vor, wohl aber nach ihm Seleucus Nicator, der einen gewaltigen
Eroberungszug von Babylon bis an den Ganges unternahm, von welchem er
unter andern 500 Elephanten mit zurückbrachte. Auffallend ist es, daß die
Griechen damals nicht die indischen Zahlen kennen gelernt haben, welche so
sehr viel später, wahrscheinlich über Persien nach Arabien eingewandert,
und erst im 13ten Jahrhundert durch die Araber nach Europa gebracht worden sind.
Wie wichtig die Erfindung war, durch 9 Zeichen, und den Werth der Position
alle möglichen Gruppen von Zahlen auszudrücken, wird dann besonders klar,
wenn man bedenkt, wie beschwerlich die römischen Zahlen, durch ihre Juxta-
position die kleinste Rechnung machen, und wie man, so lange man sich der-
selben bediente, in der Arithmetik unmöglich vorwärts kommen konnte.

Daß die Griechen viel von den Chaldäern in der Himmelskunde lernten,
ist um so wahrscheinlicher als in Babylon eine eigne Priesterkaste, die den
Belus-Tempel bewohnte fast ausschließend mit astronomischen Beobachtungen
beschäftigt war. Die wunderliche Architektur des Gebäudes, das dieser Zunft-
genossenschaft zum Wohnsitz diente, hat ein besonderes historisches Interresse.

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[55v/0114] Was die Menschenracen betrifft so bemerkte man in Indien zuerst, daß nicht alle Aethiopen gleicher Farbe und Gestalt sind, sondern sich in ver- schiedene Stämme theilen. Wie jetzt, kam man schon damals auf die Ver- muthung, daß das Klima Einfluß auf das Menschengeschlecht übe, und schrieb es der Wirkung der feuchten Luft zu, daß die Negerartigen Völker in In- dien kein Wollhaar haben. Alexander selbst drang nicht bis in das eigentlich cultivirte und sehr bevöl- kerte Indien vor, wohl aber nach ihm Seleucus Nicator, der einen gewaltigen Eroberungszug von Babylon bis an den Ganges unternahm, von welchem er unter andern 500 Elephanten mit zurückbrachte. Auffallend ist es, daß die Griechen damals nicht die indischen Zahlen kennen gelernt haben, welche so sehr viel später, wahrscheinlich über Persien nach Arabien eingewandert, und erst im 13t Jahrh. durch die Araber nach Europa gebracht worden sind. Wie wichtig die Erfindung war, durch 9 Zeichen, und den Werth der Position alle möglichen Gruppen von Zahlen auszudrucken, wird dann besonders klar, wenn man bedenkt, wie beschwerlich die römischen Zahlen, durch ihre Juxta- position die kleinste Rechnung machen, und wie man, so lange man sich der- selben bediente, in der Arithmetik unmöglich vorwärts kommen konnte. Daß die Griechen viel von den Chaldäern in der Himmelskunde lernten, ist um so wahrscheinlicher als in Babylon eine eigne Priesterkaste, die den Belus Tempel bewohnte fast ausschließend mit astronomischen Beobachtungen beschäftigt war. Die wunderliche Architektur des Gebäudes, das dieser Zunft- genossenschaft zum Wohnsitz diente, hat ein besonderes historisches Interresse.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 55v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/114>, abgerufen am 21.11.2024.