[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. Herr Desfontaines Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge- setzten
zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. Herr Desfontaines Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge- setzten
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="5"> <p><pb facs="#f0042" n="19v"/> zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. <choice><abbr>H.</abbr><expan resp="#CT">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-104130717 http://d-nb.info/gnd/104130717">Desfontaines</persName></hi><lb/> hat uns zuerst auf einen wesentlichen Charakterunterschied der Pflanzen auf-<lb/> merksam gemacht, demgemäß aus der Physiognomie des Holzes selbst die<lb/> Pflanzenfamilie bestimmt werden kann. Es findet sich die merkwürdige Ue-<lb/> bereinstimmung, daß bei allen mit einem Saamenlappen keimenden Pflan-<lb/> zen (<hi rendition="#aq">Monocotyledones</hi>) die Gefäße nicht in concentrischen Ringen, die jüngern<lb/> nach Außen<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 79: "außen".</note> zu, sondern in Bündeln vertheilt, die jüngern im Mittelpunkt<lb/> (<hi rendition="#aq">Endogenen</hi>) des Stammes liegen. Diese Gewächse haben keine wahre Rinde,<lb/> wachsen von Innen nach Außen; der ganze Stamm ist markig, und das Holz<lb/> liegt in Längenbündeln, gleichsam zerstreut, umher in der Marksubstanz. –<lb/> Bei den mit 2 Saamenlappen keimenden Pflanzen (<hi rendition="#aq">Dicotyledones</hi>) liegen die<lb/> Gefäße in concentrischen Lagen, die jüngern nach Außen (<hi rendition="#aq">Exogenen</hi>), und sie<lb/> wachsen indem dem verhärteten, bleibenden Jahrtrieb sich immer ein neuer<lb/> oben ansetzt. – Der Stamm der baumartigen Endogenen ist gewöhnlich schlank<lb/> und lang, fast ungetheilt und astlos, cylindrisch; jener der Exogenen gewöhn-<lb/> lich ästig und conisch. – Was das numerische betrifft so findet man in den we-<lb/> sentlichen Blüthentheilen der Monocotyledonen die Zahl 3 vorherschend, oder<lb/> die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfal-<lb/> tigsten Zahlenverhältnisse statt finden. – Merkwürdig für unsere Er-<lb/> nährung<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 80: "Erwähnung".</note> ist die erstere der Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Grä-<lb/> ser, mit den Cerealien, die unter den Tropen zum baumartigen Pisang<lb/> werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis <hi rendition="#aq">etc.</hi></p><lb/> <p>Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">setzten</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [19v/0042]
zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. H. Desfontaines
hat uns zuerst auf einen wesentlichen Charakterunterschied der Pflanzen auf-
merksam gemacht, demgemäß aus der Physiognomie des Holzes selbst die
Pflanzenfamilie bestimmt werden kann. Es findet sich die merkwürdige Ue-
bereinstimmung, daß bei allen mit einem Saamenlappen keimenden Pflan-
zen (Monocotyledones) die Gefäße nicht in concentrischen Ringen, die jüngern
nach Außen zu, sondern in Bündeln vertheilt, die jüngern im Mittelpunkt
(Endogenen) des Stammes liegen. Diese Gewächse haben keine wahre Rinde,
wachsen von Innen nach Außen; der ganze Stamm ist markig, und das Holz
liegt in Längenbündeln, gleichsam zerstreut, umher in der Marksubstanz. –
Bei den mit 2 Saamenlappen keimenden Pflanzen (Dicotyledones) liegen die
Gefäße in concentrischen Lagen, die jüngern nach Außen (Exogenen), und sie
wachsen indem dem verhärteten, bleibenden Jahrtrieb sich immer ein neuer
oben ansetzt. – Der Stamm der baumartigen Endogenen ist gewöhnlich schlank
und lang, fast ungetheilt und astlos, cylindrisch; jener der Exogenen gewöhn-
lich ästig und conisch. – Was das numerische betrifft so findet man in den we-
sentlichen Blüthentheilen der Monocotyledonen die Zahl 3 vorherschend, oder
die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfal-
tigsten Zahlenverhältnisse statt finden. – Merkwürdig für unsere Er-
nährung ist die erstere der Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Grä-
ser, mit den Cerealien, die unter den Tropen zum baumartigen Pisang
werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis etc.
Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-
setzten
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Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
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