[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]meer, die Wüste Sahara, sich nicht zwischen die eigentliche Tropenwelt lagerte, so Der größte Reichthum an Thier- und Pflanzenformen findet sich überall Es möge sich hieran eine Betrachtung schließen, über den Contrast der Mas- nie
meer, die Wüste Sahara, sich nicht zwischen die eigentliche Tropenwelt lagerte, so Der größte Reichthum an Thier- und Pflanzenformen findet sich überall Es möge sich hieran eine Betrachtung schließen, über den Contrast der Mas- nie
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="9"> <p><pb facs="#f0085" n="41r"/> meer, die Wüste <hi rendition="#aq">Sahara</hi>, sich nicht zwischen die eigentliche Tropenwelt lagerte, so<lb/> würde Europa unstreitig eine große Menge der herrlichsten <choice><orig>Pflanzen</orig><reg resp="#CT">Pflanzen-</reg></choice> und Thier-<lb/> formen mehr besitzen. – Wenn nach alten geographischen Mythen dies Hin-<lb/> derniß früher nicht statt gefunden, und erst nach Entwickelung der organischen<lb/> Formen das Binnenmeer durch die Enge von <hi rendition="#aq">Gibraltar</hi> sich einen Ausweg geöffnet<lb/> hätte, so wäre der auffallende Unterschied in den Erzeugnissen der südeuropäi-<lb/> schen, und nordafrikanischen Küsten weniger erklärbar. Ich bemerke nur, daß<lb/> so viele in Italien häufige <choice><orig>Pflanzen</orig><reg resp="#CT">Pflanzen-</reg></choice> und Thierformen in Nordafrika nicht<lb/> angetroffen werden, und daß <choice><abbr>z. B.</abbr><expan resp="#BF">zum Beispiel</expan></choice> unser Hirsch dort ganz fehlt. – Die auf<lb/> den Felsen von <hi rendition="#aq">Gibraltar</hi> gefundenen wilden Affen, die einen früheren Zu-<lb/> sammenhang der Küsten beweisen sollten, sind genaueren Untersuchungen<lb/> nach, von den Arabern dort ausgesetzt worden.</p><lb/> <p>Der größte Reichthum an <choice><orig>Thier</orig><reg resp="#CT">Thier-</reg></choice> und Pflanzenformen findet sich überall<lb/> in der Tropenwelt; doch macht hiervon Afrika eine Ausnahme, in dessen süd-<lb/> lichste<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 124: "südlicher".</note> Spitze eine größere Menge von Pflanzen und Thieren zusammengedrängt<lb/> ist, als man sonst noch irgendwo beisammen antrifft. Man könnte die <hi rendition="#aq"><choice><orig>Cap<lb/> Colonie</orig><reg resp="#CT">Cap-<lb/> Colonie</reg></choice></hi> eine <hi rendition="#aq">Ménagerie</hi> der übrigen Welt nennen. Vom 30–35°, in der Er-<lb/> streckung vom Vorgebürge<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 124: "Vorgebirge".</note> bis zum <hi rendition="#aq">Orange River</hi>, einem<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 124: "einen".</note> Raume<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 124: "Raum".</note> kaum größer<lb/> als Frankreich, zählt <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118674455 http://d-nb.info/gnd/118674455">Rob. Brown</persName></hi> nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117641049 http://d-nb.info/gnd/117641049">Burchill</persName></hi> allein 6000 Pflanzen; <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100190014 http://d-nb.info/gnd/100190014">Lichten-<lb/> stein</persName></hi> führt 70 Säugethiere, und 500 Vögelarten auf.</p><lb/> <p>Es möge sich hieran eine Betrachtung schließen, über den Contrast der Mas-<lb/> sen, welcher auch bei den Thieren statt findet<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 124: "stattfindet".</note>. Ich will hier nicht einmal jener<lb/> microscopischen Infusorien erwähnen, deren Durchmesser nicht <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">1000</hi> einer Li-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nie</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [41r/0085]
meer, die Wüste Sahara, sich nicht zwischen die eigentliche Tropenwelt lagerte, so
würde Europa unstreitig eine große Menge der herrlichsten Pflanzen und Thier-
formen mehr besitzen. – Wenn nach alten geographischen Mythen dies Hin-
derniß früher nicht statt gefunden, und erst nach Entwickelung der organischen
Formen das Binnenmeer durch die Enge von Gibraltar sich einen Ausweg geöffnet
hätte, so wäre der auffallende Unterschied in den Erzeugnissen der südeuropäi-
schen, und nordafrikanischen Küsten weniger erklärbar. Ich bemerke nur, daß
so viele in Italien häufige Pflanzen und Thierformen in Nordafrika nicht
angetroffen werden, und daß z. B. unser Hirsch dort ganz fehlt. – Die auf
den Felsen von Gibraltar gefundenen wilden Affen, die einen früheren Zu-
sammenhang der Küsten beweisen sollten, sind genaueren Untersuchungen
nach, von den Arabern dort ausgesetzt worden.
Der größte Reichthum an Thier und Pflanzenformen findet sich überall
in der Tropenwelt; doch macht hiervon Afrika eine Ausnahme, in dessen süd-
lichste Spitze eine größere Menge von Pflanzen und Thieren zusammengedrängt
ist, als man sonst noch irgendwo beisammen antrifft. Man könnte die Cap
Colonie eine Ménagerie der übrigen Welt nennen. Vom 30–35°, in der Er-
streckung vom Vorgebürge bis zum Orange River, einem Raume kaum größer
als Frankreich, zählt Rob. Brown nach Burchill allein 6000 Pflanzen; Lichten-
stein führt 70 Säugethiere, und 500 Vögelarten auf.
Es möge sich hieran eine Betrachtung schließen, über den Contrast der Mas-
sen, welcher auch bei den Thieren statt findet. Ich will hier nicht einmal jener
microscopischen Infusorien erwähnen, deren Durchmesser nicht 1/1000 einer Li-
nie
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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
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