[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]man neuerdings in England die fossilen Reste, sogar eines grasfressenden Kro- Bemerkenswerth ist die große Verbreitung tropischer Thierformen, wel- Weshalb nun der Reichthum tropischer Regionen sich nicht so weit gegen die meer
man neuerdings in England die fossilen Reste, sogar eines grasfressenden Kro- Bemerkenswerth ist die große Verbreitung tropischer Thierformen, wel- Weshalb nun der Reichthum tropischer Regionen sich nicht so weit gegen die meer
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="9"> <p><pb facs="#f0084" n="40v"/> man neuerdings in England die fossilen Reste, sogar eines grasfressenden Kro-<lb/> kodills gefunden, von einer Länge von 60–70′, da die heutigen nicht über 20′<lb/> lang sind. <choice><abbr>H.</abbr><expan resp="#CT">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116077468 http://d-nb.info/gnd/116077468">Pempland</persName><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 122: Stillschweigende Korrektur: "Pentland".</note></hi>, der sich mit der Untersuchung dieses Thieres beschäf-<lb/> tigte, hat gefunden, daß dies wunderbare Geschöpf ein 5–6 Zoll langes Horn<lb/> auf der Stirn trug. Man hat später im südlichen England, so wie auch im<lb/> Innern von Frankreich, die Spuren ähnlicher Thiere gefunden, die man mit<lb/> dem Namen der <hi rendition="#aq">Igualodonten<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 123: "Ignalodonten".</note></hi> bezeichnet.</p><lb/> <p>Bemerkenswerth ist die große Verbreitung tropischer Thierformen, wel-<lb/> che Amerika durch die Continuirlichkeit seiner Erstreckung gestattet. So finden<lb/> wir die schöne Form der Colibri im nördlichen Amerika unter einer Breite<lb/> wie<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 123: "von".</note> <choice><abbr>z. B.</abbr><expan resp="#BF">zum Beispiel</expan></choice> <hi rendition="#aq">Danzig</hi><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 123: Kursivierung zur Kennzeichnung des Wechsels von deutscher in lateinische Schrift fehlt.</note>, und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-120907534 http://d-nb.info/gnd/120907534">Mackenzie</persName></hi> hat diese zierlichen Vögel am Ufer des Frie-<lb/> densflusses unter einer Breite von 54° angetroffen. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117581143 http://d-nb.info/gnd/117581143">Wilson</persName></hi>, in seinem Wer-<lb/> ke: über die Vögelarten, bemerkt mit Recht, wie auffallend es sey, daß ein<lb/> so zarter, schwacher Vogel eine so weite Reise in einem kurzen Sommer zu-<lb/> rückzulegen vermöge, da diese Thierchen zum Brüten stets in ihre warme Hei-<lb/> math wiederkehren, wo in Pisanggebüschen sie oft den Nachstellungen feindlicher<lb/> Spinnen unterliegen. – Aber nicht bloß gegen <hi rendition="#aq">Canada</hi> erstrecken sich diese Wan-<lb/> derungen; man will, bis an die Magellanische Meerenge, deren strenges<lb/> Klima bekannt ist, Colibri’s, und verwandte Gattungen, wie <hi rendition="#aq">Silvia</hi> und <hi rendition="#aq">Loxia</hi><lb/> bemerkt haben.</p><lb/> <p>Weshalb nun der Reichthum tropischer Regionen sich nicht so weit gegen die<lb/> westlichen Alpen hin verbreitet, scheint einzig auf Localitätsverhältnissen zu<lb/> beruhen. Wenn das mittelländische Meer nicht existirte, und ein 2<hi rendition="#sup #u">tes</hi> Sand-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">meer</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40v/0084]
man neuerdings in England die fossilen Reste, sogar eines grasfressenden Kro-
kodills gefunden, von einer Länge von 60–70′, da die heutigen nicht über 20′
lang sind. H. Pempland, der sich mit der Untersuchung dieses Thieres beschäf-
tigte, hat gefunden, daß dies wunderbare Geschöpf ein 5–6 Zoll langes Horn
auf der Stirn trug. Man hat später im südlichen England, so wie auch im
Innern von Frankreich, die Spuren ähnlicher Thiere gefunden, die man mit
dem Namen der Igualodonten bezeichnet.
Bemerkenswerth ist die große Verbreitung tropischer Thierformen, wel-
che Amerika durch die Continuirlichkeit seiner Erstreckung gestattet. So finden
wir die schöne Form der Colibri im nördlichen Amerika unter einer Breite
wie z. B. Danzig, und Mackenzie hat diese zierlichen Vögel am Ufer des Frie-
densflusses unter einer Breite von 54° angetroffen. Wilson, in seinem Wer-
ke: über die Vögelarten, bemerkt mit Recht, wie auffallend es sey, daß ein
so zarter, schwacher Vogel eine so weite Reise in einem kurzen Sommer zu-
rückzulegen vermöge, da diese Thierchen zum Brüten stets in ihre warme Hei-
math wiederkehren, wo in Pisanggebüschen sie oft den Nachstellungen feindlicher
Spinnen unterliegen. – Aber nicht bloß gegen Canada erstrecken sich diese Wan-
derungen; man will, bis an die Magellanische Meerenge, deren strenges
Klima bekannt ist, Colibri’s, und verwandte Gattungen, wie Silvia und Loxia
bemerkt haben.
Weshalb nun der Reichthum tropischer Regionen sich nicht so weit gegen die
westlichen Alpen hin verbreitet, scheint einzig auf Localitätsverhältnissen zu
beruhen. Wenn das mittelländische Meer nicht existirte, und ein 2tes Sand-
meer
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Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Humboldt-Universität zu Berlin: Projektträger
Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung): Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
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