[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]gezeigt, daß sie nicht so eben sind als man bisher geglaubt, so *) Auf dieses Gesetz hat zuerst Ritter aufmerksam gemacht.
gezeigt, daß sie nicht so eben sind als man bisher geglaubt, so *) Auf dieses Gesetz hat zuerst Ritter aufmerksam gemacht.
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="40"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0223" n="[217]"/> gezeigt, daß sie nicht so eben sind als man bisher geglaubt, so<lb/> daß es nicht ihr characteristisches <orig>Kenntzeichen</orig> ist, daß sie Wüsten<lb/> oder Grasfluren wären. In diesen Ebenen entwickeln sich die<lb/> Flüße. Wenn sie durch die Längenthäler der Gebirge durchbrechen<lb/><subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> durch ein Querthal entströmen, laufen sie der Axe der Ge-<lb/> birge eine zeitlang parallel<note resp="#original" place="foot" xml:id="ftn254" n="*)">Auf dieses Gesetz hat zuerst <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11860130X http://d-nb.info/gnd/11860130X">Ritter</persName></hi> aufmerksam gemacht.</note> und erst d<subst><del rendition="#ow">e</del><add place="across">a</add></subst>nn entwickeln sie sich<lb/> freier <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> unabhängiger. In den Ebenen bilden sie <hi rendition="#aq">Anastomosen</hi>.<lb/> Flüße können sich nemlich dadurch theilen, daß sie verschiedenen<lb/> Flußthälern folgen, oder, was seltener ist, in einem <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> demselben<lb/> Flußthal sich scheiden. Wenn sie in solchem Fall nicht in der Mitte,<lb/><note place="left" hand="#pencil"><metamark>?</metamark><lb/> 219<lb/></note>sondern nahe an der <hi rendition="#u" hand="#pencil">Grate</hi> des Flußthales fortrinnen und hier<lb/> sich ein niedriger Punkt findet, so muß eine <hi rendition="#aq">Bifurcation</hi> geschehen,<lb/> woraus hervorgeht, daß der Fluß zweien Flußgebieten angehört.<lb/> So sendet der <hi rendition="#aq">Orinoco</hi> einen Arm in den <hi rendition="#aq">rio negro</hi> <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> verbindet<lb/> sich auf diese Art mit dem Amazonenstrom. Dieser Fall ist nicht<lb/> so ganz einzig in seiner Art.<note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Prony, Riche: Extrait des Recherches de M. De Prony: Sur le Système hydraulique de l’Italie. In: Journal de l’École polytechnique. Band 4 (1810). Paris 1810, S. 59–64.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k433667x/f63">Gallica (BnF), abgerufen am 14.01.2016</ref> und <bibl>Humboldt, Alexander von: Note sur la Communication qui existe entre l’Orénoque et la Rivière des Amazones. In: Journal de l’École polytechnique. Band 4 (1810). Paris 1810, S. 65–68.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k433667x/f70">Gallica (BnF), abgerufen am 14.01.2016</ref>.</note> Der <hi rendition="#aq">Arno</hi> hatte früher einen Arm,<lb/><hi rendition="#aq">arno Teverone</hi> genannt, der in die Tiber ging; es ist jetzt diese<lb/> Anastomose versandet bei <hi rendition="#aq">lago de Montecaçiano</hi>, wo sich eine<lb/> Schnelle gebildet hat. Eine ähnliche Erscheinung findet sich noch<lb/> nach <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">v. Buch</persName></hi> bei <hi rendition="#aq">Torneo</hi> in der <hi rendition="#aq">Calixtelf</hi>. Die durch <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118593234 http://d-nb.info/gnd/118593234">Petrarcas</persName></hi><lb/> Gesänge berühmte <hi rendition="#aq">Vaucluse</hi> geht in die <hi rendition="#aq">Sorge</hi><add place="superlinear" hand="#pencil">Sorbe<metamark>?</metamark></add><note resp="#BF" type="editorial">In Anonym 1934 geändert zu: Sorgue.</note> und in die <hi rendition="#aq">Nesse</hi><note place="right" hand="#pencil">Neste <metamark>?</metamark><lb/></note><note resp="#BF" type="editorial">In Anonym 1934 geändert zu: Nesse.</note><lb/><subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> <hi rendition="#aq">Lau<unclear reason="illegible" cert="high" resp="#BF">v</unclear>aise</hi>. Unentwickelte Flußsÿsteme können freilich die<lb/> Bifurcation hindern. Doch sind alle Delta’s ja nichts weiter<lb/> als Bifurcationen. Auch Regenwasser bildet manchmal solche<lb/> Vereinigungen. So sind bei starken Regengüssen der Lorenzostrom<lb/><subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> der <hi rendition="#aq">Ohio</hi> mit einander verknüpft.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[217]/0223]
gezeigt, daß sie nicht so eben sind als man bisher geglaubt, so
daß es nicht ihr characteristisches Kenntzeichen ist, daß sie Wüsten
oder Grasfluren wären. In diesen Ebenen entwickeln sich die
Flüße. Wenn sie durch die Längenthäler der Gebirge durchbrechen
und durch ein Querthal entströmen, laufen sie der Axe der Ge-
birge eine zeitlang parallel *) und erst dann entwickeln sie sich
freier und unabhängiger. In den Ebenen bilden sie Anastomosen.
Flüße können sich nemlich dadurch theilen, daß sie verschiedenen
Flußthälern folgen, oder, was seltener ist, in einem und demselben
Flußthal sich scheiden. Wenn sie in solchem Fall nicht in der Mitte,
sondern nahe an der Grate des Flußthales fortrinnen und hier
sich ein niedriger Punkt findet, so muß eine Bifurcation geschehen,
woraus hervorgeht, daß der Fluß zweien Flußgebieten angehört.
So sendet der Orinoco einen Arm in den rio negro und verbindet
sich auf diese Art mit dem Amazonenstrom. Dieser Fall ist nicht
so ganz einzig in seiner Art. Der Arno hatte früher einen Arm,
arno Teverone genannt, der in die Tiber ging; es ist jetzt diese
Anastomose versandet bei lago de Montecaçiano, wo sich eine
Schnelle gebildet hat. Eine ähnliche Erscheinung findet sich noch
nach v. Buch bei Torneo in der Calixtelf. Die durch Petrarcas
Gesänge berühmte Vaucluse geht in die SorgeSorbe? und in die Nesse
und Lauvaise. Unentwickelte Flußsÿsteme können freilich die
Bifurcation hindern. Doch sind alle Delta’s ja nichts weiter
als Bifurcationen. Auch Regenwasser bildet manchmal solche
Vereinigungen. So sind bei starken Regengüssen der Lorenzostrom
und der Ohio mit einander verknüpft.
?
219
Neste ?
*) Auf dieses Gesetz hat zuerst Ritter aufmerksam gemacht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Humboldt-Universität zu Berlin: Projektträger
Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung): Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |