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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Die kleinen Magellanschen oder capschen Wolken, krei-
sen um den Pol auf ähnliche Weise wie der große Bär;
jetzt auch in gleichem Abstande. Sie sind an Glanz der
Milchstraße gleich; ob sie auflösbar oder nicht sind,
vermag jetzt noch nicht entschieden zu werden. V. Humboldt
der sie beobachtete, hatte keine sehr starken Telescope bei
sich.
Sie nehmen 8 Mondbreiten, 3-4° in ihrer längern
Axe ein. Von den Griechen sind sie nie beschrieben, allein
arabische Schriftsteller haben sie aufgeführt. Im südlichen
Arabien sah man sie und nannte sie die alabasternen
Ochsen. Dr Horner hat geäußert, daß sie vielleicht ehemals
da gestanden hätten, wo jetzt die schwarzen, leeren Flecke,
die Kohlensäcke, sich befinden; allein wir glauben nicht daß
beide in einer Beziehung zu einander stehen.

Das Kreuz ist von den Alten gekannt, von Eudoxus
in Alexandria gesehen, selbst der südliche, glänzendste
Theil mit dem a. Als man anfing das rothe Meer zu
beschiffen sind Nachrichten davon zu den Astronomen des
Mittelalters gekommen. Die Griechen rechneten die 4
Hauptsterne des Kreuzes zu den Füßen des Centauren.
Acosta hat zuerst den Nutzen angeführt den man von
diesem Sternbilde zum Zeitmaaß ziehen kann; und wir
haben bemerkt, daß selbst die W[unleserliches Material]ilden des Orinoko darnach
die Stunden zählen. In Südamerika ist es sprichwörtlich:
"es ist schon spät und das südliche Kreuz steht senkrecht."
Dante (+ 1321) hat dieß Sternbild gekannt und in seinem
purgatorio davon gesprochen. Dieß ist sehr auffallend;

Die kleinen Magellanschen oder capschen Wolken, krei-
sen um den Pol auf ähnliche Weise wie der große Bär;
jetzt auch in gleichem Abstande. Sie sind an Glanz der
Milchstraße gleich; ob sie auflösbar oder nicht sind,
vermag jetzt noch nicht entschieden zu werden. V. Humboldt
der sie beobachtete, hatte keine sehr starken Telescope bei
sich.
Sie nehmen 8 Mondbreiten, 3–4° in ihrer längern
Axe ein. Von den Griechen sind sie nie beschrieben, allein
arabische Schriftsteller haben sie aufgeführt. Im südlichen
Arabien sah man sie und nannte sie die alabasternen
Ochsen. Dr Horner hat geäußert, daß sie vielleicht ehemals
da gestanden hätten, wo jetzt die schwarzen, leeren Flecke,
die Kohlensäcke, sich befinden; allein wir glauben nicht daß
beide in einer Beziehung zu einander stehen.

Das Kreuz ist von den Alten gekannt, von Eudoxus
in Alexandria gesehen, selbst der südliche, glänzendste
Theil mit dem α. Als man anfing das rothe Meer zu
beschiffen sind Nachrichten davon zu den Astronomen des
Mittelalters gekommen. Die Griechen rechneten die 4
Hauptsterne des Kreuzes zu den Füßen des Centauren.
Acosta hat zuerst den Nutzen angeführt den man von
diesem Sternbilde zum Zeitmaaß ziehen kann; und wir
haben bemerkt, daß selbst die W[unleserliches Material]ilden des Orinoko darnach
die Stunden zählen. In Südamerika ist es sprichwörtlich:
es ist schon spät und das südliche Kreuz steht senkrecht.
Dante († 1321) hat dieß Sternbild gekannt und in seinem
purgatorio davon gesprochen. Dieß ist sehr auffallend;

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Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/71>, abgerufen am 24.11.2024.