der Tropenzonen mit der der temperirten zu vergleichen, und gab deshalb den Missio- nairen nach Indien Thermometer mit. Man traute den Instrumenten förmlich nicht mehr da sie einen weit geringeren Grad der Wärme in den Tropen anzeigten, als man sich vorgestellt hatte, daß dort herrschen müsse. Da man sich aber näher von der Richtigkeit der Anzeigen dieses Instruments überzeugte, suchte man die Ursache vielmehr im Phaenomen selbst. Es ist wenig Unterschied in der Wärme ob die Stralen unter einen Win- kel von 80° oder 100°*) einfallen.
Wenn aber auch die Temperatur hauptsächlich von dem Einfalls Winkel der Sonnenstralen abhängt, so ist doch häufig vergessen worden, daß die Dauer der Wirkung die Stärke derselben compensiren kann. Unter den Tropen würde eine Hitze sein, die gar nicht auszuhalten wäre, wenn die Tageszeit länger wäre als die der Nacht, da aber alle 12 Stunden gleichmäßig sich der Zustand abwechselt, so kann die Erde wieder einen Theil der Wärme, dem sie während
des
*) Französ: Grade; die Franzosen theilen den Aequator in 100 Theile.
der Tropenzonen mit der der temperirten zu vergleichen, und gab deshalb den Miſsio- nairen nach Indien Thermometer mit. Man traute den Inſtrumenten förmlich nicht mehr da ſie einen weit geringeren Grad der Wärme in den Tropen anzeigten, als man ſich vorgeſtellt hatte, daß dort herrſchen müſse. Da man ſich aber näher von der Richtigkeit der Anzeigen dieſes Inſtruments überzeugte, ſuchte man die Ursache vielmehr im Phaenomen ſelbſt. Es iſt wenig Unterſchied in der Wärme ob die Stralen unter einen Win- kel von 80° oder 100°*) einfallen.
Wenn aber auch die Temperatur hauptsächlich von dem Einfalls Winkel der Sonnenſtralen abhängt, ſo iſt doch häufig vergeſsen worden, daß die Dauer der Wirkung die Stärke derſelben compensiren kann. Unter den Tropen würde eine Hitze ſein, die gar nicht auszuhalten wäre, wenn die Tageszeit länger wäre als die der Nacht, da aber alle 12 Stunden gleichmäßig ſich der Zuſtand abwechselt, ſo kann die Erde wieder einen Theil der Wärme, dem ſie während
des
*) Franzöſ: Grade; die Franzosen theilen den Aequator in 100 Theile.
<TEI><text><body><divtype="session"n="47"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0460"/>
der Tropenzonen mit der der temperirten<lb/>
zu vergleichen, und gab deshalb den Miſsio-<lb/>
nairen nach Indien Thermometer mit. Man<lb/>
traute den Inſtrumenten förmlich nicht mehr<lb/>
da ſie <choice><sic>eimen</sic><corrresp="#BF">einen</corr></choice> weit geringeren Grad der<lb/>
Wärme in den Tropen anzeigten, als man<lb/>ſich vorgeſtellt hatte, daß dort herrſchen müſse.<lb/>
Da man ſich aber näher von der Richtigkeit<lb/>
der Anzeigen dieſes Inſtruments überzeugte,<lb/>ſuchte man die Ursache vielmehr im Phaenomen<lb/>ſelbſt. Es iſt wenig Unterſchied in der<lb/>
Wärme ob die Stralen unter einen Win-<lb/>
kel von 80° oder 100°<noteplace="foot"n="*)">Franzöſ: Grade; die Franzosen theilen<lb/>
den Aequator in 100 Theile.</note> einfallen.</p><lb/><p>Wenn aber auch die Temperatur hauptsächlich<lb/>
von dem Einfalls Winkel der Sonnenſtralen<lb/>
abhängt, ſo iſt doch häufig vergeſsen worden,<lb/>
daß die Dauer der Wirkung die Stärke derſelben<lb/>
compensiren kann. Unter den Tropen würde<lb/>
eine Hitze ſein, die gar nicht auszuhalten wäre,<lb/>
wenn die Tageszeit länger wäre als die der<lb/>
Nacht, da aber alle 12 Stunden gleichmäßig<lb/>ſich der Zuſtand abwechselt, ſo kann die Erde<lb/>
wieder einen Theil der Wärme, dem ſie während<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#u">des</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[0460]
der Tropenzonen mit der der temperirten
zu vergleichen, und gab deshalb den Miſsio-
nairen nach Indien Thermometer mit. Man
traute den Inſtrumenten förmlich nicht mehr
da ſie einen weit geringeren Grad der
Wärme in den Tropen anzeigten, als man
ſich vorgeſtellt hatte, daß dort herrſchen müſse.
Da man ſich aber näher von der Richtigkeit
der Anzeigen dieſes Inſtruments überzeugte,
ſuchte man die Ursache vielmehr im Phaenomen
ſelbſt. Es iſt wenig Unterſchied in der
Wärme ob die Stralen unter einen Win-
kel von 80° oder 100° *) einfallen.
Wenn aber auch die Temperatur hauptsächlich
von dem Einfalls Winkel der Sonnenſtralen
abhängt, ſo iſt doch häufig vergeſsen worden,
daß die Dauer der Wirkung die Stärke derſelben
compensiren kann. Unter den Tropen würde
eine Hitze ſein, die gar nicht auszuhalten wäre,
wenn die Tageszeit länger wäre als die der
Nacht, da aber alle 12 Stunden gleichmäßig
ſich der Zuſtand abwechselt, ſo kann die Erde
wieder einen Theil der Wärme, dem ſie während
des
*) Franzöſ: Grade; die Franzosen theilen
den Aequator in 100 Theile.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Anmerkungen zur Edition:
Im Manuskript fehlt ein Blatt (S. 359–360), aus technischen Gründen wurde
auf die Einschaltung von zwei Leerseiten im Digitalisat verzichtet. Ein
entsprechendes Tag weist an der betreffenden Stelle darauf hin.
Zwei Blätter sind vom Schreiber falsch paginiert und falsch gebunden
(S. 291–294). Die Reihenfolge der Bilder wurde korrigiert, die
dementsprechend korrigierten Seitenzahlen wurden durch eckige Klammern
gekennzeichnet.
Vom Schreiber selbst berichtigte Seitenzahlen wurden ebenfalls durch eckige
Klammern gekennzeichnet.
[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/460>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.