S. Logik 1826/27. Schönheit in seinen eignen Individualität. Allein es gibt Begriffe von Anmuth und Schonheit die von Volksstämmen unabhängig sind, diese gehören einer höhere Ideewelt an. Der schwarze Farbe wurde wenn sie auch noch so zart wäre; doch immer das schöne so viel ausdrückende Eröthen abgehen, daß nur bei der weißen Farbe hervortritt. Bei den Negerfrauen sind die Wangen zwar bisweilen etwas roth gefärbt, doch ist dieß nur sehr gering, der Ausdruck der Frisch- heit zeigt sich bei ihnen in der Intensität der Färbung. Die Geschichte im eigentliche Sinne des Worts reicht nicht bis zum Ursprung hinaus: so ist es unmöglich zu beantworten, ob alle Sprache von einer Ursprache, alle Schriften von einer Schriftart abstammen.
Man kann den Formen der Schriften und Sprachen Gewalt anthun, und Abstammungen herleiten die immer nur von denen geglaubt werden die diese Entdeckungen gemacht zu haben sich einbilden; Beweise hat man aber noch nicht dafür. Wenn man eine Ursprache annehmen will, so kann wohl überall Tümmern davon entdecken, selbst in den Wurzeln, wenn man von alter höhern Phi- losophie abstrahirt wird man in allen Sprachen Ähn- lichkeiten finden, und so kann man sich einbilden daß
man
S. Logik 1826/27. Schönheit in ſeinen eignen Individualität. Allein es gibt Begriffe von Anmuth und Schonheit die von Volksſtämmen unabhängig ſind, dieſe gehören einer höhere Ideewelt an. Der ſchwarze Farbe wurde weñ ſie auch noch ſo zart wäre; doch immer das ſchöne ſo viel ausdrückende Eröthen abgehen, daß nur bei der weißen Farbe hervortritt. Bei den Negerfrauen ſind die Wangen zwar bisweilen etwas roth gefärbt, doch iſt dieß nur ſehr gering, der Ausdruck der Friſch- heit zeigt ſich bei ihnen in der Intensität der Färbung. Die Geſchichte im eigentliche Sinne des Worts reicht nicht bis zum Urſprung hinaus: ſo iſt es unmöglich zu beantworten, ob alle Sprache von einer Urſprache, alle Schriften von einer Schriftart abſtammen.
Man kann den Formen der Schriften und Sprachen Gewalt anthun, und Abſtammungen herleiten die immer nur von denen geglaubt werden die dieſe Entdeckungen gemacht zu haben ſich einbilden; Beweiſe hat man aber noch nicht dafür. Wenn man eine Urſprache annehmen will, ſo kann wohl überall Tümmern davon entdecken, ſelbſt in den Wurzeln, wenn man von alter höhern Phi- losophie abſtrahirt wird man in allen Sprachen Ähn- lichkeiten finden, und ſo kann man ſich einbilden daß
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Schönheit in ſeinen eignen Individualität. Allein es
gibt Begriffe von Anmuth und Schonheit die von
Volksſtämmen unabhängig ſind, dieſe gehören einer
höhere Ideewelt an. Der ſchwarze Farbe wurde weñ
ſie auch noch ſo zart wäre; doch immer das ſchöne ſo
viel ausdrückende Eröthen abgehen, daß nur bei der
weißen Farbe hervortritt. Bei den Negerfrauen
ſind die Wangen zwar bisweilen etwas roth gefärbt,
doch iſt dieß nur ſehr gering, der Ausdruck der Friſch-
heit zeigt ſich bei ihnen in der Intensität der Färbung.
Die Geſchichte im eigentliche Sinne des Worts reicht
nicht bis zum Urſprung hinaus: ſo iſt es unmöglich zu
beantworten, ob alle Sprache von einer Urſprache,
alle Schriften von einer Schriftart abſtammen.
S. Logik 1826/27.
Man kann den Formen der Schriften und Sprachen Gewalt
anthun, und Abſtammungen herleiten die immer nur
von denen geglaubt werden die dieſe Entdeckungen
gemacht zu haben ſich einbilden; Beweiſe hat man aber
noch nicht dafür. Wenn man eine Urſprache annehmen
will, ſo kann wohl überall Tümmern davon entdecken,
ſelbſt in den Wurzeln, wenn man von alter höhern Phi-
losophie abſtrahirt wird man in allen Sprachen Ähn-
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[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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