[Nordischer Mercurius]. Hamburg, März 1673, S. 141–148.Anno 1673. Martius. und gantz Franckreich in disen Zeiten berühmtesten Poeten und Comödianten Mons. Moliere gehö- ret/ und seine Actiones gesehen haben. Diser ist jüngst/ nach der vor den größesten Spectateurn und Zuhörern in diser Stadt zur grösten Admira- tion gepraesentirten Comödie von eingebildeter Kranckheit/ die er selbst ohne Vergleichniß praesen- tirte/ nach vollendeten Dingen/ zwo Stunden dar- nach/ weil er/ Zweiffels ohne/ sich hierinnen zu sehr angegriffen hatte/ als von einem Schlage/ gestor- ben. Sein Tod ist anjetzt bey den Martialischen Dißcursen/ die meiste Rede/ und bezeigt der gantze Hof welchen er so manche Jahre belustiget hat/ sei- ne Mit-Klagen/ also thut auch fast alles Volck/ außer denen Heuchlern in der Religion/ welche er offtmals in seinen subtilen Wercken wegen ihrer Laster angestochen hat. Die Medici haben auch ihre innerliche Belibung daran/ weil er in seiner gepraesentirten Kranckheit die ordentliche Artzeney- Mitteln nicht begehret hat. Er ist am 11. Febr. Abends um 9. Uhr/ in St. Eustachij Kirchen zu des unglaublich groß gewesenen Volckes Beli- bung seinem Leichname zufolgen Einhaltung still begraben worden. Gleichwol waren in 800. Per- sohnen zur Folge/ worbey sich 8. Prister und vil Kinder von St. Trinite/ vorauß aber vil Arme/ denen er ein großes legirt hat/ befunden. Man sagt/
Anno 1673. Martius. und gantz Franckreich in disen Zeiten berühmtesten Poeten und Comödianten Mons. Moliere gehö- ret/ und seine Actiones gesehen haben. Diser ist jüngst/ nach der vor den größesten Spectateurn und Zuhörern in diser Stadt zur grösten Admira- tion gepræsentirten Comödie von eingebildeter Kranckheit/ die er selbst ohne Vergleichniß præsen- tirte/ nach vollendeten Dingen/ zwo Stunden dar- nach/ weil er/ Zweiffels ohne/ sich hierinnen zu sehr angegriffen hatte/ als von einem Schlage/ gestor- ben. Sein Tod ist anjetzt bey den Martialischen Dißcursen/ die meiste Rede/ und bezeigt der gantze Hof welchen er so manche Jahre belustiget hat/ sei- ne Mit-Klagen/ also thut auch fast alles Volck/ außer denen Heuchlern in der Religion/ welche er offtmals in seinen subtilen Wercken wegen ihrer Laster angestochen hat. Die Medici haben auch ihre innerliche Belibung daran/ weil er in seiner gepræsentirten Kranckheit die ordentliche Artzeney- Mitteln nicht begehret hat. Er ist am 11. Febr. Abends um 9. Uhr/ in St. Eustachij Kirchen zu des unglaublich groß gewesenen Volckes Beli- bung seinem Leichname zufolgen Einhaltung still begraben worden. Gleichwol waren in 800. Per- sohnen zur Folge/ worbey sich 8. Prister und vil Kinder von St. Trinite/ vorauß aber vil Arme/ denen er ein großes legirt hat/ befunden. Man sagt/
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Anno 1673. Martius.
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Poeten und Comödianten Mons. Moliere gehö-
ret/ und seine Actiones gesehen haben. Diser ist
jüngst/ nach der vor den größesten Spectateurn
und Zuhörern in diser Stadt zur grösten Admira-
tion gepræsentirten Comödie von eingebildeter
Kranckheit/ die er selbst ohne Vergleichniß præsen-
tirte/ nach vollendeten Dingen/ zwo Stunden dar-
nach/ weil er/ Zweiffels ohne/ sich hierinnen zu sehr
angegriffen hatte/ als von einem Schlage/ gestor-
ben. Sein Tod ist anjetzt bey den Martialischen
Dißcursen/ die meiste Rede/ und bezeigt der gantze
Hof welchen er so manche Jahre belustiget hat/ sei-
ne Mit-Klagen/ also thut auch fast alles Volck/
außer denen Heuchlern in der Religion/ welche er
offtmals in seinen subtilen Wercken wegen ihrer
Laster angestochen hat. Die Medici haben auch
ihre innerliche Belibung daran/ weil er in seiner
gepræsentirten Kranckheit die ordentliche Artzeney-
Mitteln nicht begehret hat. Er ist am 11. Febr.
Abends um 9. Uhr/ in St. Eustachij Kirchen zu
des unglaublich groß gewesenen Volckes Beli-
bung seinem Leichname zufolgen Einhaltung still
begraben worden. Gleichwol waren in 800. Per-
sohnen zur Folge/ worbey sich 8. Prister und vil
Kinder von St. Trinite/ vorauß aber vil Arme/
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(2020-03-30T10:29:34Z)
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