Neue Rheinische Zeitung. Nr. 2. Köln, 2. Juni 1848.Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 2. Köln, Freitag, 2. Juni 1848 Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an täglich. Der Abonnementspreis beträgt: Für das Vierteljahr in Köln 1 Thlr. 15 Sgr.; für alle übrigen Orte Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsporto's. Das Abonnement für den Monat Juni kann nur unter gleichzeitiger Bestellung des nächsten Quartals (Juli, August, September) geschehen. Der Preis dieses viermonatlichen Abonnements beträgt: Für Köln 2 Thlr.; auswärts 2 Thlr. 25 Sgr. Man abonnirt bei allen Postanstalten und Buchhandlungen des In- und Auslandes; - für Köln in der Expedition der Zeitung bei Fernere Aktienzeichnungen werden entgegen genommen in der Expedition der Zeitung. Auswärtige werden gebeten, sich ebenfalls dorthin franco zu wenden. Insertionsgebühren. Für die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum ... 1 Sgr. 6 Pf. Die Expedition der "Neuen Rheinischen Zeitung." Redaktions-Comite. Karl Marx, Redakteur en Chef. Heinrich Bürgers, Ernst Dronke, Friedrich Engels, Georg Weerth, Ferdinand Wolff, Wilhelm Wolff, Redakteure. Uebersicht. Deutschland.Köln (die demokratische Partei. - Darlehnskassen). Bernkastel (Protest). Elberfeld (Klubs. - Arbeiter). Berlin (Kammerverhandlungen). Schneidemühl (Exzesse der pommerschen Landwehr). Frankfurt (Nationalversammlung). Hoya (Petition). Karlsruhe (Rauschenplatt). Nürnberg (Ausweisung von G. Diezel). München (Kammerbeschlüsse). Wien (neuere Nachrichten). Triest (italian. Flotte entfernt. Rugent angekommen). Schleswig-Holstein (Rückzug der Bundestruppen). Cuxhaven (Blokade). Schweden. Stockholm (Rüstungen). Belgien. Brüssel (Empfang des Prinzen von Preußen. - Das stehende Heer. - Parlamentsreform). Italien. Genua (Stimmung gegen Neapel). Rom (Wahlen. - Wegnahme der Inseln Lissa und Buzo durch die Engländer). Neapel (Neuestes). Französische Republik. Paris (Debatten über die Ehescheidung. - Bericht über die Finanzlage. - Sitzung der Nationalversammlung). Spanien (Finanzen). England (Mitchell. - Chartistenmeetings. - Parlamentsverhandlung). Neueste Nachrichten. Berlin (Erklärung des russischen Gesandten). Hannover (Unruhen). Handels- und Börsennachrichten. Amtliche Nachrichten. Der bisherige Privatdocent, Dr. Eduard Heine in Bonn, ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden. Dem Kaufmann und Fabrikbesitzer J. E. Seppelt zu Wüste-Waltersdorf in Schlesien, ist unter dem 25. Mai 1848 ein Patent auf ein für neue und eigenthümlich erachtete Behandlung der aus bituminösem Holze geschnittenen Fourniere behufs der Verarbeitung zu Möbeln und Geräthschaften auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staates ertheilt worden. Deutschland
** Köln, 1. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Köln, den 29. Mai. Herr Hansemann hat bekanntlich der pariser provisorischen Regierung ihre Darlehnskassen entlehnt. Während aber diese Institution im französischen Original wirklich praktisch war, und sofort ihre Gelder gegen Waaren-Depositen an den Mann brachte, ist die preußische Uebersetzung so verklausulirt, so büreaukratisch ängstlich, so knickrig ausgefallen, daß kein Mensch unter diesen Bedingungen (z. B. Rückzahlung nach zwei Monaten schon) Lust hat Vorschüsse anzunehmen. In Köln z. B. sind 100,000 Thlr. in den Fonds der Darlehnskasse, u. vor wenig Tagen waren trotz der Geldklemme erst 500 Thaler gegen Waaren-Depot erhoben. In andern Städten der Rheinprovinz haben die Kassen noch weniger zu thun. Jetzt bringen die Stettiner Börsennachrichten einen neuen Beweis von dem praktischen Blick unsrer Minister. Die dortige Darlehnskasse ist ermächtigt worden, auch auf Waaren Vorschüsse zu machen, die unter dänischem Embargo liegen, jedoch nur unter Stellung eines besondern Mitbürgen. Natürlich ist durch diese Bedingung die ganze Ermächtigung illusorisch gemacht, denn seufzen die Börsennachrichten, dergleichen der Darlehnskasse genügende Bürgen werden sich jedenfalls nur schwer finden lassen! So versteht unser verantwortliches Ministerium, worin 2 Kaufleute, die Hebung des Handels und der Industrie. Bernkastel, 18. Mai. Heute geht nachfolgender Protest von hier ab: Majestät! Mit der größten Entrüstung hat das Volk die verschiedenen reactionären Bestrebungen der jüngsten Zeit wahrgenommen. Dahiu rechnen wir: Den Aufruf Ew. Maj. vom 1. Mai an die noch nicht auf eine Verfassung vereidigte Armee, worin wir eine große Gefahr für die vom Volke jüngst so blutig errungene Freiheit erblicken; ein Verdacht, welcher auch durch den Umstand verstärkt wird, daß, anstatt die Truppen theilweise zum Schutze gegen Rußland zu verwenden, dieselben in großen Massen in Süddeutschland gesammelt werden. Das geheime Promemoria der Bundesversammlung, welches der constituirenden Versammlung zu Frankfurt a. M. ihre Rechte als solche bestreitet, und ihr nur die Befugniß zu einer mit den Fürsten zu berathenden Verfassung zugestehen will. Die Einberufung des preußischen Landtages gegen die Beschlüsse des Vor-Parlaments und des Fünfziger-Ausschusses. Den kriegsministeriellen Erlaß vom 27. April, wodurch dem Soldaten ein wesentlicher Theil seiner politischen Rechte, nämlich das freie Vereinigungs- und das Petitions-Recht, entzogen wird. Die komischen Kaiser. Von Georg Weerth. I. Kaiser Karl. Herr Kaiser Karl, der fromme Mann, Ließ viele Menschen zu Tode schlah'n; Er schlug sie todt um das Christenthum: Das brachte ihm ungeheuren Ruhm. Und saß zu Aachen in seiner Pracht, Im Wamms aus Otternfell gemacht; Und alle Völker nah und fern Die beugten sich dem gewaltgen Herrn. Und brachten Geschenke aus aller Welt, Viel Gold und Seiden und Gezelt; Ihm bracht der Kalif aus Morgenland Eine Uhr und einen Elephant. Doch Kaiser Karl, der fromme Held, Er sprach: Was nutzt mir Gold und Geld, Was soll der fremde Elephant? - - Hab' schönre Dinge im eignen Land! Und zog hinauf den grünen Rhein Und pflanzte die Rebe zu Ingelheim; Und pflegte sie mit derselben Hand Die hundert Völker überwand. Ja pflegte sie mit der blutrothen Hand Die hundert Völker überwand - Und dies ist der Grund, daß zu Ingelheim Noch heute wächst der blutrothe Wein. Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben. Von Georg Weerth. Der Herr Preiß in Nöthen. Fortsetzung Eine Pause entstand. Herr Preiß bedeckte die gewaltige Stirn mit beiden Händen, indeß der Buchhalter Lenz eine Prise nahm, von den allergrößten. "Wir müssen uns einschränken!" fuhr der Herr Preiß endlich fort. Der Buchhalter spitzte die langen Ohren und hielt unwillkürlich in der zweiten Prise inne. "Wir müssen uns einschränken, Lenz. Die Oekonomie ist das einzige, was uns retten kann." Der Buchhalter wurde immer aufmerksamer. "Man muß sich durchlaviren wie ein guter Seeräuber. Wir verdienen nichts mehr; die Geschichte kann nicht länger so fortgehen." Dem Buchhalter wurde es schwül zu Muthe. "Vor Kurzem habe ich noch unsern alten Commis Sassafraß verabschiedet." - - Dem Buchhalter ging ein Zittern durch beide Waden. "Wir müssen in diesem System fortfahren" - - Heiliger Gott, dachte der Buchhalter. "Mein Entschluß steht felsenfest! Oekonomie! Oekonomie! dies sei die Losung." Des Buchhalters rothe Nase erblaßte. "So merken Sie sich denn" - - Abermals hielt Herr Preiß inne und eine Pause fürchterlicher Angst raubte dem Buchhalter schier die Besinnung. "So merken Sie sich denn, Herr Lenz - - merken Sie sich." Hier schlug der erschütterte Prinzipal mit der Faust auf das Schreibpult, daß alle Tintenfässer und Federn und Bleistifte das lustigste Meuuet begannen. "Merken Sie sich, Herr Lenz, - wir müssen unsre - - Wagenpferde abschaffen." Tief seufzte der Buchhalter auf. ""Der Wille Gottes geschehe!"" murmelte er und seine Augen blickten gerührt gen Himmel. "Aber damit sind wir noch lange nicht fertig, Lenz. Dem alten Sassafraß und den beiden Wagenpferden muß ein Weiteres folgen." - - Es geht auf's Neue los! dachte der entsetzte Buchhalter. "Daß ich den Wagen verkaufe, wenn ich keine Pferde mehr habe, das versteht sich von selbst" - - ""Allerdings!"" versetzte der Buchhalter, ""das ist logisch."" "Aber auch logisch ist es," fuhr der Herr Preiß fort, "daß nicht nur in Stall und Remise Modifikationen eintreten" - - ""Sondern auch in Küche und Keller,"" warf der Buchhalter ein. "So wie namentlich im Getriebe meines Geschäftes," vollendete der Prinzipal. ""Wir sind auf derselben Stelle,"" seufzte der Buchhalter und der Angstschweiß brach ihm aus allen Poren. "Merken Sie sich deswegen ferner, Lenz" - - ""Ich merke mir."" "Und notiren Sie sich" - - ""Ich notire mir."" "Die Produktionskosten und die Betriebsspesen müssen bis auf ein Minimum reduzirt werden". - - ""Bis auf ein wahres Minimum"" - - stotterte der Buchhalter. "Zu diesen Reduktionen gehört erstens" - - ""Erstens"" - - "Daß in unserm Geschäftspersonal" - - ""Verehrter Herr Preiß,"" unterbrach der Buchhalter. "Es geht nicht anders, Lenz! In unserm Geschäftspersonal" -- ""Stoßen Sie nicht ihre treuesten Diener von sich!"" "In unserm Geschäftspersonal" - - ""Kann man mit den Arbeitern im Magazine anfangen"" - "Allerdings, Lenz! und dann müssen wir an's Comptoir gehen" - ""Und den einen Lehrling abschaffen"" - - Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 2. Köln, Freitag, 2. Juni 1848 Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Der Abonnementspreis beträgt: Für das Vierteljahr in Köln 1 Thlr. 15 Sgr.; für alle übrigen Orte Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsporto's. Das Abonnement für den Monat Juni kann nur unter gleichzeitiger Bestellung des nächsten Quartals (Juli, August, September) geschehen. Der Preis dieses viermonatlichen Abonnements beträgt: Für Köln 2 Thlr.; auswärts 2 Thlr. 25 Sgr. Man abonnirt bei allen Postanstalten und Buchhandlungen des In- und Auslandes; ‒ für Köln in der Expedition der Zeitung bei Fernere Aktienzeichnungen werden entgegen genommen in der Expedition der Zeitung. Auswärtige werden gebeten, sich ebenfalls dorthin franco zu wenden. Insertionsgebühren. Für die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum … 1 Sgr. 6 Pf. Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung.“ Redaktions-Comité. Karl Marx, Redakteur en Chef. Heinrich Bürgers, Ernst Dronke, Friedrich Engels, Georg Weerth, Ferdinand Wolff, Wilhelm Wolff, Redakteure. Uebersicht. Deutschland.Köln (die demokratische Partei. ‒ Darlehnskassen). Bernkastel (Protest). Elberfeld (Klubs. ‒ Arbeiter). Berlin (Kammerverhandlungen). Schneidemühl (Exzesse der pommerschen Landwehr). Frankfurt (Nationalversammlung). Hoya (Petition). Karlsruhe (Rauschenplatt). Nürnberg (Ausweisung von G. Diezel). München (Kammerbeschlüsse). Wien (neuere Nachrichten). Triest (italián. Flotte entfernt. Rugent angekommen). Schleswig-Holstein (Rückzug der Bundestruppen). Cuxhaven (Blokade). Schweden. Stockholm (Rüstungen). Belgien. Brüssel (Empfang des Prinzen von Preußen. ‒ Das stehende Heer. ‒ Parlamentsreform). Italien. Genua (Stimmung gegen Neapel). Rom (Wahlen. ‒ Wegnahme der Inseln Lissa und Buzo durch die Engländer). Neapel (Neuestes). Französische Republik. Paris (Debatten über die Ehescheidung. ‒ Bericht über die Finanzlage. ‒ Sitzung der Nationalversammlung). Spanien (Finanzen). England (Mitchell. ‒ Chartistenmeetings. ‒ Parlamentsverhandlung). Neueste Nachrichten. Berlin (Erklärung des russischen Gesandten). Hannover (Unruhen). Handels- und Börsennachrichten. Amtliche Nachrichten. Der bisherige Privatdocent, Dr. Eduard Heine in Bonn, ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden. Dem Kaufmann und Fabrikbesitzer J. E. Seppelt zu Wüste-Waltersdorf in Schlesien, ist unter dem 25. Mai 1848 ein Patent auf ein für neue und eigenthümlich erachtete Behandlung der aus bituminösem Holze geschnittenen Fourniere behufs der Verarbeitung zu Möbeln und Geräthschaften auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staates ertheilt worden. Deutschland
** Köln, 1. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Köln, den 29. Mai. Herr Hansemann hat bekanntlich der pariser provisorischen Regierung ihre Darlehnskassen entlehnt. Während aber diese Institution im französischen Original wirklich praktisch war, und sofort ihre Gelder gegen Waaren-Depositen an den Mann brachte, ist die preußische Uebersetzung so verklausulirt, so büreaukratisch ängstlich, so knickrig ausgefallen, daß kein Mensch unter diesen Bedingungen (z. B. Rückzahlung nach zwei Monaten schon) Lust hat Vorschüsse anzunehmen. In Köln z. B. sind 100,000 Thlr. in den Fonds der Darlehnskasse, u. vor wenig Tagen waren trotz der Geldklemme erst 500 Thaler gegen Waaren-Depot erhoben. In andern Städten der Rheinprovinz haben die Kassen noch weniger zu thun. Jetzt bringen die Stettiner Börsennachrichten einen neuen Beweis von dem praktischen Blick unsrer Minister. Die dortige Darlehnskasse ist ermächtigt worden, auch auf Waaren Vorschüsse zu machen, die unter dänischem Embargo liegen, jedoch nur unter Stellung eines besondern Mitbürgen. Natürlich ist durch diese Bedingung die ganze Ermächtigung illusorisch gemacht, denn seufzen die Börsennachrichten, dergleichen der Darlehnskasse genügende Bürgen werden sich jedenfalls nur schwer finden lassen! So versteht unser verantwortliches Ministerium, worin 2 Kaufleute, die Hebung des Handels und der Industrie. Bernkastel, 18. Mai. Heute geht nachfolgender Protest von hier ab: Majestät! Mit der größten Entrüstung hat das Volk die verschiedenen reactionären Bestrebungen der jüngsten Zeit wahrgenommen. Dahiu rechnen wir: Den Aufruf Ew. Maj. vom 1. Mai an die noch nicht auf eine Verfassung vereidigte Armee, worin wir eine große Gefahr für die vom Volke jüngst so blutig errungene Freiheit erblicken; ein Verdacht, welcher auch durch den Umstand verstärkt wird, daß, anstatt die Truppen theilweise zum Schutze gegen Rußland zu verwenden, dieselben in großen Massen in Süddeutschland gesammelt werden. Das geheime Promemoria der Bundesversammlung, welches der constituirenden Versammlung zu Frankfurt a. M. ihre Rechte als solche bestreitet, und ihr nur die Befugniß zu einer mit den Fürsten zu berathenden Verfassung zugestehen will. Die Einberufung des preußischen Landtages gegen die Beschlüsse des Vor-Parlaments und des Fünfziger-Ausschusses. Den kriegsministeriellen Erlaß vom 27. April, wodurch dem Soldaten ein wesentlicher Theil seiner politischen Rechte, nämlich das freie Vereinigungs- und das Petitions-Recht, entzogen wird. Die komischen Kaiser. Von Georg Weerth. I. Kaiser Karl. Herr Kaiser Karl, der fromme Mann, Ließ viele Menschen zu Tode schlah'n; Er schlug sie todt um das Christenthum: Das brachte ihm ungeheuren Ruhm. Und saß zu Aachen in seiner Pracht, Im Wamms aus Otternfell gemacht; Und alle Völker nah und fern Die beugten sich dem gewaltgen Herrn. Und brachten Geschenke aus aller Welt, Viel Gold und Seiden und Gezelt; Ihm bracht der Kalif aus Morgenland Eine Uhr und einen Elephant. Doch Kaiser Karl, der fromme Held, Er sprach: Was nutzt mir Gold und Geld, Was soll der fremde Elephant? ‒ ‒ Hab' schönre Dinge im eignen Land! Und zog hinauf den grünen Rhein Und pflanzte die Rebe zu Ingelheim; Und pflegte sie mit derselben Hand Die hundert Völker überwand. Ja pflegte sie mit der blutrothen Hand Die hundert Völker überwand ‒ Und dies ist der Grund, daß zu Ingelheim Noch heute wächst der blutrothe Wein. Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben. Von Georg Weerth. Der Herr Preiß in Nöthen. Fortsetzung Eine Pause entstand. Herr Preiß bedeckte die gewaltige Stirn mit beiden Händen, indeß der Buchhalter Lenz eine Prise nahm, von den allergrößten. „Wir müssen uns einschränken!“ fuhr der Herr Preiß endlich fort. Der Buchhalter spitzte die langen Ohren und hielt unwillkürlich in der zweiten Prise inne. „Wir müssen uns einschränken, Lenz. Die Oekonomie ist das einzige, was uns retten kann.“ Der Buchhalter wurde immer aufmerksamer. „Man muß sich durchlaviren wie ein guter Seeräuber. Wir verdienen nichts mehr; die Geschichte kann nicht länger so fortgehen.“ Dem Buchhalter wurde es schwül zu Muthe. „Vor Kurzem habe ich noch unsern alten Commis Sassafraß verabschiedet.“ ‒ ‒ Dem Buchhalter ging ein Zittern durch beide Waden. „Wir müssen in diesem System fortfahren“ ‒ ‒ Heiliger Gott, dachte der Buchhalter. „Mein Entschluß steht felsenfest! Oekonomie! Oekonomie! dies sei die Losung.“ Des Buchhalters rothe Nase erblaßte. „So merken Sie sich denn“ ‒ ‒ Abermals hielt Herr Preiß inne und eine Pause fürchterlicher Angst raubte dem Buchhalter schier die Besinnung. „So merken Sie sich denn, Herr Lenz ‒ ‒ merken Sie sich.“ Hier schlug der erschütterte Prinzipal mit der Faust auf das Schreibpult, daß alle Tintenfässer und Federn und Bleistifte das lustigste Meuuet begannen. „Merken Sie sich, Herr Lenz, ‒ wir müssen unsre ‒ ‒ Wagenpferde abschaffen.“ Tief seufzte der Buchhalter auf. „„Der Wille Gottes geschehe!““ murmelte er und seine Augen blickten gerührt gen Himmel. „Aber damit sind wir noch lange nicht fertig, Lenz. Dem alten Sassafraß und den beiden Wagenpferden muß ein Weiteres folgen.“ ‒ ‒ Es geht auf's Neue los! dachte der entsetzte Buchhalter. „Daß ich den Wagen verkaufe, wenn ich keine Pferde mehr habe, das versteht sich von selbst“ ‒ ‒ „„Allerdings!““ versetzte der Buchhalter, „„das ist logisch.““ „Aber auch logisch ist es,“ fuhr der Herr Preiß fort, „daß nicht nur in Stall und Remise Modifikationen eintreten“ ‒ ‒ „„Sondern auch in Küche und Keller,““ warf der Buchhalter ein. „So wie namentlich im Getriebe meines Geschäftes,“ vollendete der Prinzipal. „„Wir sind auf derselben Stelle,““ seufzte der Buchhalter und der Angstschweiß brach ihm aus allen Poren. „Merken Sie sich deswegen ferner, Lenz“ ‒ ‒ „„Ich merke mir.““ „Und notiren Sie sich“ ‒ ‒ „„Ich notire mir.““ „Die Produktionskosten und die Betriebsspesen müssen bis auf ein Minimum reduzirt werden“. ‒ ‒ „„Bis auf ein wahres Minimum““ ‒ ‒ stotterte der Buchhalter. „Zu diesen Reduktionen gehört erstens“ ‒ ‒ „„Erstens““ ‒ ‒ „Daß in unserm Geschäftspersonal“ ‒ ‒ „„Verehrter Herr Preiß,““ unterbrach der Buchhalter. „Es geht nicht anders, Lenz! In unserm Geschäftspersonal“ ‒‒ „„Stoßen Sie nicht ihre treuesten Diener von sich!““ „In unserm Geschäftspersonal“ ‒ ‒ „„Kann man mit den Arbeitern im Magazine anfangen““ ‒ „Allerdings, Lenz! und dann müssen wir an's Comptoir gehen“ ‒ „„Und den einen Lehrling abschaffen““ ‒ ‒ <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0005"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No 2. Köln, Freitag, 2. Juni 1848</docDate> </docImprint> </titlePage> <div type="jExpedition"> <p>Die <hi rendition="#b">„Neue Rheinische Zeitung“</hi> erscheint vom 1. Juni <hi rendition="#b">an täglich.</hi></p> <p>Der Abonnementspreis beträgt: Für das Vierteljahr in Köln 1 Thlr. 15 Sgr.; für alle übrigen Orte Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. 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Herr Preiß bedeckte die gewaltige Stirn mit beiden Händen, indeß der Buchhalter Lenz eine Prise nahm, von den allergrößten.</p> <p>„Wir müssen uns einschränken!“ fuhr der Herr Preiß endlich fort. Der Buchhalter spitzte die langen Ohren und hielt unwillkürlich in der zweiten Prise inne.</p> <p>„Wir müssen uns einschränken, Lenz. Die Oekonomie ist das einzige, was uns retten kann.“</p> <p>Der Buchhalter wurde immer aufmerksamer.</p> <p>„Man muß sich durchlaviren wie ein guter Seeräuber. Wir verdienen nichts mehr; die Geschichte kann nicht länger so fortgehen.“</p> <p>Dem Buchhalter wurde es schwül zu Muthe.</p> <p>„Vor Kurzem habe ich noch unsern alten Commis Sassafraß verabschiedet.“ ‒ ‒</p> <p>Dem Buchhalter ging ein Zittern durch beide Waden.</p> <p>„Wir müssen in diesem System fortfahren“ ‒ ‒</p> <p>Heiliger Gott, dachte der Buchhalter.</p> <p>„Mein Entschluß steht felsenfest! Oekonomie! Oekonomie! dies sei die Losung.“</p> <p>Des Buchhalters rothe Nase erblaßte.</p> <p>„So merken Sie sich denn“ ‒ ‒</p> <p>Abermals hielt Herr Preiß inne und eine Pause fürchterlicher Angst raubte dem Buchhalter schier die Besinnung.</p> <p>„So merken Sie sich denn, Herr Lenz ‒ ‒ merken Sie sich.“ Hier schlug der erschütterte Prinzipal mit der Faust auf das Schreibpult, daß alle Tintenfässer und Federn und Bleistifte das lustigste Meuuet begannen.</p> <p>„Merken Sie sich, Herr Lenz, ‒ wir müssen unsre ‒ ‒ Wagenpferde abschaffen.“</p> <p>Tief seufzte der Buchhalter auf. „„Der Wille Gottes geschehe!““ murmelte er und seine Augen blickten gerührt gen Himmel.</p> <p>„Aber damit sind wir noch lange nicht fertig, Lenz. Dem alten Sassafraß und den beiden Wagenpferden muß ein Weiteres folgen.“ ‒ ‒</p> <p>Es geht auf's Neue los! dachte der entsetzte Buchhalter.</p> <p>„Daß ich den Wagen verkaufe, wenn ich keine Pferde mehr habe, das versteht sich von selbst“ ‒ ‒</p> <p>„„Allerdings!““ versetzte der Buchhalter, „„das ist logisch.““</p> <p>„Aber auch logisch ist es,“ fuhr der Herr Preiß fort, „daß nicht nur in Stall und Remise Modifikationen eintreten“ ‒ ‒</p> <p>„„Sondern auch in Küche und Keller,““ warf der Buchhalter ein.</p> <p>„So wie namentlich im Getriebe meines Geschäftes,“ vollendete der Prinzipal.</p> <p>„„Wir sind auf derselben Stelle,““ seufzte der Buchhalter und der Angstschweiß brach ihm aus allen Poren.</p> <p>„Merken Sie sich deswegen ferner, Lenz“ ‒ ‒</p> <p>„„Ich merke mir.““</p> <p>„Und notiren Sie sich“ ‒ ‒</p> <p>„„Ich notire mir.““</p> <p>„Die Produktionskosten und die Betriebsspesen müssen bis auf ein Minimum reduzirt werden“. ‒ ‒</p> <p>„„Bis auf ein wahres Minimum““ ‒ ‒ stotterte der Buchhalter.</p> <p>„Zu diesen Reduktionen gehört erstens“ ‒ ‒</p> <p>„„Erstens““ ‒ ‒</p> <p>„Daß in unserm Geschäftspersonal“ ‒ ‒</p> <p>„„Verehrter Herr Preiß,““ unterbrach der Buchhalter.</p> <p>„Es geht nicht anders, Lenz! In unserm Geschäftspersonal“ ‒‒</p> <p>„„Stoßen Sie nicht ihre treuesten Diener von sich!““</p> <p>„In unserm Geschäftspersonal“ ‒ ‒</p> <p>„„Kann man mit den Arbeitern im Magazine anfangen““ ‒</p> <p>„Allerdings, Lenz! und dann müssen wir an's Comptoir gehen“ ‒</p> <p>„„Und den einen Lehrling abschaffen““ ‒ ‒</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0005/0001]
Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 2. Köln, Freitag, 2. Juni 1848 Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich.
Der Abonnementspreis beträgt: Für das Vierteljahr in Köln 1 Thlr. 15 Sgr.; für alle übrigen Orte Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsporto's.
Das Abonnement für den Monat Juni kann nur unter gleichzeitiger Bestellung des nächsten Quartals (Juli, August, September) geschehen. Der Preis dieses viermonatlichen Abonnements beträgt: Für Köln 2 Thlr.; auswärts 2 Thlr. 25 Sgr.
Man abonnirt bei allen Postanstalten und Buchhandlungen des In- und Auslandes; ‒ für Köln in der Expedition der Zeitung bei
Hrn. W. Clouth, St. Agatha 12, Köln.
Fernere Aktienzeichnungen werden entgegen genommen in der Expedition der Zeitung. Auswärtige werden gebeten, sich ebenfalls dorthin franco zu wenden.
Insertionsgebühren.
Für die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum … 1 Sgr. 6 Pf.
Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
Redaktions-Comité.
Karl Marx, Redakteur en Chef.
Heinrich Bürgers,
Ernst Dronke,
Friedrich Engels,
Georg Weerth,
Ferdinand Wolff,
Wilhelm Wolff, Redakteure.
Uebersicht. Deutschland.Köln (die demokratische Partei. ‒ Darlehnskassen). Bernkastel (Protest). Elberfeld (Klubs. ‒ Arbeiter). Berlin (Kammerverhandlungen). Schneidemühl (Exzesse der pommerschen Landwehr). Frankfurt (Nationalversammlung). Hoya (Petition). Karlsruhe (Rauschenplatt). Nürnberg (Ausweisung von G. Diezel). München (Kammerbeschlüsse). Wien (neuere Nachrichten). Triest (italián. Flotte entfernt. Rugent angekommen). Schleswig-Holstein (Rückzug der Bundestruppen). Cuxhaven (Blokade).
Schweden. Stockholm (Rüstungen).
Belgien. Brüssel (Empfang des Prinzen von Preußen. ‒ Das stehende Heer. ‒ Parlamentsreform).
Italien. Genua (Stimmung gegen Neapel). Rom (Wahlen. ‒ Wegnahme der Inseln Lissa und Buzo durch die Engländer). Neapel (Neuestes).
Französische Republik. Paris (Debatten über die Ehescheidung. ‒ Bericht über die Finanzlage. ‒ Sitzung der Nationalversammlung).
Spanien (Finanzen).
England (Mitchell. ‒ Chartistenmeetings. ‒ Parlamentsverhandlung).
Neueste Nachrichten. Berlin (Erklärung des russischen Gesandten).
Hannover (Unruhen).
Handels- und Börsennachrichten.
Amtliche Nachrichten. Der bisherige Privatdocent, Dr. Eduard Heine in Bonn, ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden.
Dem Kaufmann und Fabrikbesitzer J. E. Seppelt zu Wüste-Waltersdorf in Schlesien, ist unter dem 25. Mai 1848 ein Patent auf ein für neue und eigenthümlich erachtete Behandlung der aus bituminösem Holze geschnittenen Fourniere behufs der Verarbeitung zu Möbeln und Geräthschaften auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staates ertheilt worden.
Deutschland ** Köln, 1. Juni. _ * Köln, den 29. Mai. Herr Hansemann hat bekanntlich der pariser provisorischen Regierung ihre Darlehnskassen entlehnt. Während aber diese Institution im französischen Original wirklich praktisch war, und sofort ihre Gelder gegen Waaren-Depositen an den Mann brachte, ist die preußische Uebersetzung so verklausulirt, so büreaukratisch ängstlich, so knickrig ausgefallen, daß kein Mensch unter diesen Bedingungen (z. B. Rückzahlung nach zwei Monaten schon) Lust hat Vorschüsse anzunehmen. In Köln z. B. sind 100,000 Thlr. in den Fonds der Darlehnskasse, u. vor wenig Tagen waren trotz der Geldklemme erst 500 Thaler gegen Waaren-Depot erhoben. In andern Städten der Rheinprovinz haben die Kassen noch weniger zu thun. Jetzt bringen die Stettiner Börsennachrichten einen neuen Beweis von dem praktischen Blick unsrer Minister. Die dortige Darlehnskasse ist ermächtigt worden, auch auf Waaren Vorschüsse zu machen, die unter dänischem Embargo liegen, jedoch nur unter Stellung eines besondern Mitbürgen. Natürlich ist durch diese Bedingung die ganze Ermächtigung illusorisch gemacht, denn seufzen die Börsennachrichten, dergleichen der Darlehnskasse genügende Bürgen werden sich jedenfalls nur schwer finden lassen!
So versteht unser verantwortliches Ministerium, worin 2 Kaufleute, die Hebung des Handels und der Industrie.
Bernkastel, 18. Mai. Heute geht nachfolgender Protest von hier ab:
Majestät!
Mit der größten Entrüstung hat das Volk die verschiedenen reactionären Bestrebungen der jüngsten Zeit wahrgenommen. Dahiu rechnen wir: Den Aufruf Ew. Maj. vom 1. Mai an die noch nicht auf eine Verfassung vereidigte Armee, worin wir eine große Gefahr für die vom Volke jüngst so blutig errungene Freiheit erblicken; ein Verdacht, welcher auch durch den Umstand verstärkt wird, daß, anstatt die Truppen theilweise zum Schutze gegen Rußland zu verwenden, dieselben in großen Massen in Süddeutschland gesammelt werden.
Das geheime Promemoria der Bundesversammlung, welches der constituirenden Versammlung zu Frankfurt a. M. ihre Rechte als solche bestreitet, und ihr nur die Befugniß zu einer mit den Fürsten zu berathenden Verfassung zugestehen will.
Die Einberufung des preußischen Landtages gegen die Beschlüsse des Vor-Parlaments und des Fünfziger-Ausschusses.
Den kriegsministeriellen Erlaß vom 27. April, wodurch dem Soldaten ein wesentlicher Theil seiner politischen Rechte, nämlich das freie Vereinigungs- und das Petitions-Recht, entzogen wird.
Die komischen Kaiser.
Von Georg Weerth.
I. Kaiser Karl. Herr Kaiser Karl, der fromme Mann,
Ließ viele Menschen zu Tode schlah'n;
Er schlug sie todt um das Christenthum:
Das brachte ihm ungeheuren Ruhm.
Und saß zu Aachen in seiner Pracht,
Im Wamms aus Otternfell gemacht;
Und alle Völker nah und fern
Die beugten sich dem gewaltgen Herrn.
Und brachten Geschenke aus aller Welt,
Viel Gold und Seiden und Gezelt;
Ihm bracht der Kalif aus Morgenland
Eine Uhr und einen Elephant.
Doch Kaiser Karl, der fromme Held,
Er sprach: Was nutzt mir Gold und Geld,
Was soll der fremde Elephant? ‒ ‒
Hab' schönre Dinge im eignen Land!
Und zog hinauf den grünen Rhein
Und pflanzte die Rebe zu Ingelheim;
Und pflegte sie mit derselben Hand
Die hundert Völker überwand.
Ja pflegte sie mit der blutrothen Hand
Die hundert Völker überwand ‒
Und dies ist der Grund, daß zu Ingelheim
Noch heute wächst der blutrothe Wein.
Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben.
Von Georg Weerth.
Der Herr Preiß in Nöthen.
Fortsetzung Eine Pause entstand. Herr Preiß bedeckte die gewaltige Stirn mit beiden Händen, indeß der Buchhalter Lenz eine Prise nahm, von den allergrößten.
„Wir müssen uns einschränken!“ fuhr der Herr Preiß endlich fort. Der Buchhalter spitzte die langen Ohren und hielt unwillkürlich in der zweiten Prise inne.
„Wir müssen uns einschränken, Lenz. Die Oekonomie ist das einzige, was uns retten kann.“
Der Buchhalter wurde immer aufmerksamer.
„Man muß sich durchlaviren wie ein guter Seeräuber. Wir verdienen nichts mehr; die Geschichte kann nicht länger so fortgehen.“
Dem Buchhalter wurde es schwül zu Muthe.
„Vor Kurzem habe ich noch unsern alten Commis Sassafraß verabschiedet.“ ‒ ‒
Dem Buchhalter ging ein Zittern durch beide Waden.
„Wir müssen in diesem System fortfahren“ ‒ ‒
Heiliger Gott, dachte der Buchhalter.
„Mein Entschluß steht felsenfest! Oekonomie! Oekonomie! dies sei die Losung.“
Des Buchhalters rothe Nase erblaßte.
„So merken Sie sich denn“ ‒ ‒
Abermals hielt Herr Preiß inne und eine Pause fürchterlicher Angst raubte dem Buchhalter schier die Besinnung.
„So merken Sie sich denn, Herr Lenz ‒ ‒ merken Sie sich.“ Hier schlug der erschütterte Prinzipal mit der Faust auf das Schreibpult, daß alle Tintenfässer und Federn und Bleistifte das lustigste Meuuet begannen.
„Merken Sie sich, Herr Lenz, ‒ wir müssen unsre ‒ ‒ Wagenpferde abschaffen.“
Tief seufzte der Buchhalter auf. „„Der Wille Gottes geschehe!““ murmelte er und seine Augen blickten gerührt gen Himmel.
„Aber damit sind wir noch lange nicht fertig, Lenz. Dem alten Sassafraß und den beiden Wagenpferden muß ein Weiteres folgen.“ ‒ ‒
Es geht auf's Neue los! dachte der entsetzte Buchhalter.
„Daß ich den Wagen verkaufe, wenn ich keine Pferde mehr habe, das versteht sich von selbst“ ‒ ‒
„„Allerdings!““ versetzte der Buchhalter, „„das ist logisch.““
„Aber auch logisch ist es,“ fuhr der Herr Preiß fort, „daß nicht nur in Stall und Remise Modifikationen eintreten“ ‒ ‒
„„Sondern auch in Küche und Keller,““ warf der Buchhalter ein.
„So wie namentlich im Getriebe meines Geschäftes,“ vollendete der Prinzipal.
„„Wir sind auf derselben Stelle,““ seufzte der Buchhalter und der Angstschweiß brach ihm aus allen Poren.
„Merken Sie sich deswegen ferner, Lenz“ ‒ ‒
„„Ich merke mir.““
„Und notiren Sie sich“ ‒ ‒
„„Ich notire mir.““
„Die Produktionskosten und die Betriebsspesen müssen bis auf ein Minimum reduzirt werden“. ‒ ‒
„„Bis auf ein wahres Minimum““ ‒ ‒ stotterte der Buchhalter.
„Zu diesen Reduktionen gehört erstens“ ‒ ‒
„„Erstens““ ‒ ‒
„Daß in unserm Geschäftspersonal“ ‒ ‒
„„Verehrter Herr Preiß,““ unterbrach der Buchhalter.
„Es geht nicht anders, Lenz! In unserm Geschäftspersonal“ ‒‒
„„Stoßen Sie nicht ihre treuesten Diener von sich!““
„In unserm Geschäftspersonal“ ‒ ‒
„„Kann man mit den Arbeitern im Magazine anfangen““ ‒
„Allerdings, Lenz! und dann müssen wir an's Comptoir gehen“ ‒
„„Und den einen Lehrling abschaffen““ ‒ ‒
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
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