Neue Rheinische Zeitung. Nr. 3. Köln, 3. Juni 1848.Italien. *Turin, 25. Mai. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Livorno, 18. Mai. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Neapel, 31. Mai. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Mailand. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. Paris, 31. Mai. Die Exekutivkommission hat einen langen Bericht über den Tag des 15. deponirt. Wir werden, nach diesem Bericht und andern Quellen der verschiedensten Art, eine Darstellung dieses Aufstandes in kurzer Frist unsern Lesern vorlegen. - Die Verhaftungen wegen des 15. Mai fahren noch immer fort. - Gestern wurden an allen Straßenecken von Paris in ungeheurer Anzahl Riesen-Plakate angeschlagen, in denen den Arbeitern empfohlen ward den Prinzen von Joinville zum Deputirten in die National-Versammlung zu wählen, da er besser für die Arbeiter sorgen werde, als die egoistischen Bourgeois, die jetzt regierten. Diese Zettel, mit mitleidigem Lächeln gelesen, waren in einer Stunde schon sämmtlich wieder abgerissen. Sitzung der National-Versammlung vom 30. Mai. Die Verlesung einer Reihe von Gesetz-Vorschlägen eröffnet die Sitzung. - Eine Petition der Arbeiter in den National-Ateliers wegen Entfernung des Hrn. Thomas wird als erledigt betrachtet, erhält aber die Ehre der Erwähnung im Protokoll. Reorganisation der National-Werkstätten. Hr. Paul Sevestre legt eine Reihe Papiere vor, in denen mehrere Industriechefs betheuren 1) in einer großen Zahl Ateliers sei Arbeit genug zu haben, 2) viele Arbeiter hätten Privat-Ateliers verlassen wo sie 4-6 Fr. verdienen konnten, um sich in den National-Ateliers mit einem Salair von 1-2 Fr. einschreiben lassen; 3) daß "Wühlereien" unter den Arbeitern existirten, und beruft sich deßwegen auf Unordnungen die den 30. Mai (also vor sechs Wochen!) in einer Tapetenfabrik vorfielen. (Die Arbeiter, um den Staat zu zwingen, den Betrieb der Industrie in seine Hände zu nehmen, koalisiren sich gegen die Privatindustrie und werfen sich massenweise auf die National-Ateliers). - Hr. Joigneaux beginnt mit einigen sozialistischen Wendungen, die die Versammlung gerade wie die vorige Deputirtenkammer, durch allgemeines Gelächter abschneidet; er schlägt sozialistische Experimente vor, namentlich für den Ackerbau. - Hr. Douire liest im Namen des erkrankten Hrn. Benoit eine Rede vor, worin auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht wird, zahlreichen brodlosen Arbeitern Beschäftigung zu schaffen. - Hr. Michot: Repräsentanten, ich glaube allerdings daß die Nationalwerkstätten reorganisirt werden müssen. Ich will der Kommission keine Opposition machen. Aber ich muß protestiren gegen die Sprache des Citoyen Sevestre - das ist die eines Fabrikanten der die Leiden eines Arbeiters nie durchgemacht hat (anhaltendes Murren). Ich wohne bei Arbeitern, täglich kommen Arbeiter hin, die Arbeit suchen und keine finden. Man sage nur nicht, daß die Arbeiter nicht arbeiten wollen! (doch! doch!) Wenn ihrer Einige die Arbeit verweigert haben, so wissen wir warum (neue Unterbrechung) und so hatten sie ihre Gründe dazu. - Hr. Grandin entdeckt, daß das Hinziehen der Arbeiter in die Nationalwerkstätten und ihr Verlassen der Privatindustrie einen geheimen Grund haben müsse. Er erinnert an den Brief von Blanqui, worin die Demokraten aufgefordert werden, die Bourgeoisie durch einen anhaltenden kleinen industriellen Krieg zu ermüden. Die Regierung habe mit Recht anfangs abgewartet. Jetzt aber sei die Zeit der halben Maßregeln vorbei. (Beifall.) Die Fabrikanten haben kein Geld und keine Sicherheit. Durch die Aufhetzung der Arbeiter sind sie zu wahren Sklaven geworden. Die Versammlung muß hier einschreiten. - Hr. Trelat bedauert sagen zu müssen, daß die Arbeiter viel weniger Tugenden haben, als er geglaubt hatte. Eine Anzahl allerdings hätte Anstandsgefühl genug gehabt, nicht in die Nationalwerkstätten zu gehen, bis die äußerste Noth sie dazu trieb. Das ist edel. (Herr Proudhon: Das ist die schöne Seite der Sache!) Aber es gebe auch Arbeiter, wie die, welche vor 14 Tagen eine schöne Rede des Herrn Ministers voll empfindsamer Gemeinplätze mit lautem Murren bei jedem Gemeinplatz empfangen; Arbeiter, die eine andre gesellschaftliche Einrichtung erstrebten, welche nur zum Elend und Ruin führen könne; Arbeiter, die eine Klasse der Gesellschaft gegen die andere aufhetzen wollen; glücklicher Weise seien das die wahren Arbeiter nicht. Diese letzteren, diejenigen, welche in seinem Geist dächten, würden morgen mit einer neuen Maßregel des Herrn Ministers bescheert werden. - Nachdem noch Hr. Wolowski, Hr. Joigneaux, Hr. Grandin gesprochen, wurden alle vier § des Dekrets angenommen. Ein Zusatzartikel, der die regelmäßig zu bestimmten Zeiten nach Paris kommenden Arbeiter von der Ausweisung ausnimmt, wird angenommen. Stellung der Exekutive. Die Kommission hat einen neuen Berichterstatter; schon den dritten. Sie schlägt einen Zusatzartikel im Sinne des im ursprünglichen Dekret vorhandenen vor. Herr Labordere, ehemaliger Berichterstatter, schlägt im Sinne der Minorität der Kommission ein Amendement vor. Er spricht gegen die demokratische Partei, wobei er häufig unterbrochen wird, erklärt, jede gute Regierung müsse einheitlich sein; entwickelt sein spitzfindiges Amendement und schließt unter allgemeinem Geräusch. - Herr Billault, Herr Düfaure und Herr Lamartine sprachen noch über den Artikel. Letzterer schlug einen kleinen Zusatz vor, mit dem der Artikel angenommen wird. Der Artikel besagt: Die militärischen Dispositionen außerhalb des Versammlungspalastes gehören zum Ressort der Exekutive; die Rechte des Präsidenten für Fälle der Dringlichkeit, (worüber er allein urtheilt) welche im Reglement festgestellt sind, bleiben vorbehalten. Die eingeklammerten Worte bilden Lamartines Amendement. Hr. Rolland legte hierauf den Bericht des Ausschusses über die Unvereinbarkeit von besoldeten Amtsverrichtungen mit der Stelle eines Volksvertreters vor. Der Bericht trägt darauf an, daß kein Volksvertreter, der nicht schon Beamter ist, während der Dauer der Sitzung und bis nach den nächsten Wahlen Beamter werden oder irgend eine Besoldung erhalten könne. Ausgenommen hiervon sind die Minister, die Unterstaats-Sekretäre, der Polizei-Präfekt, der Maire von Paris, der Ober-Kommandant der Nationalgarde und der General-Prokurator des Appellgerichtes von Paris. Aber auch diese Personen können nicht noch nebst ihrem Gehalte die Entschädigung für die Volksvertreter beziehen. Die Volksvertretung darf sonst auf die ihm zugewiesene Entschädigung von 25 Frs. täglich verzichten. Die Vertreter können mit Missionen im In- oder Auslande beauftragt werden. Der Entwurf wird übermorgen erörtert werden. Heute finden die Interpellationen wegen der Vorfälle in Neapel Statt. National-Versammlung. Sitzung vom 31. Mai. Hr. Durrieu (Red. des Courrier Francais) interpellirt den Minister der auswärtigen Angelegenheiten wegen Neapel. Hr. Bastide erklärte, gleich bei Beginn des Kampfes habe Admiral Baudin protestirt, aber vergebens. Am 16. habe er seine Schiffe vor das Schloß des Königs gelegt und eine zweite Aufforderung geschickt. Hierauf sei die Plünderung eingestellt, die gefangenen Franzosen freigegeben, und ihnen Entschädigung zugesagt worden. Weiter habe Baudin völkerrechtlich nichts thun können. Von Paris aus seien gleich energische Instruktionen an die Gesandten in Neapel und Bern, so wie an Baudin geschickt. Das sei Alles was er für jetzt sagen könne und dürfe. Die Tagesordnung wird einstimmig beschlossen. - Hr. Dahirel interpellirt den Marineminister Casy wegen des ohne Zuziehung der Versammlung reorganisirten Admiralitätsraths. Hr. Casy: Da der Admiralitätsrath keine organisirende sondern eine bloß berathende Behörde ist, so gehört seine Organisation nicht der Gesetzgebung, sondern der Verwaltung an. Die Exekutivkommission habe ihre Zustimmung zu der Maßregel gegeben. Hr. Lacrosse, Präsident des Marine-Comites, schließt sich der Ansicht des Hrn. Dahrel an. Dem Marine-Comite habe die Sache übrigens nicht vorgelegt werden können, weil dies noch nicht konstituirt sei. Hr. Cremieur vertheidigt den Marineminister der nur ein Dekret der provisorischen Regierung ausgeführt habe, was noch nicht aufgehoben sei. Hr. Delaussat kündigt Interpellationen wegen der noch nicht ausgeführten Aufhebung der Negersklaverei an. Hr. Dahirel, Hrn. Cremieux an twortend,erklärt daß die Maßreg el des Hrn. Casy mit dem fraglichen Dekret der provisorischen Regierung in Widerspruch stehe. Tagesordnung beschlossen. - Der Präsident kündet eine wichtige Milttheilung an: das Verlangen des General-Prokurators: LouisBlancalsTheilnehmerandenEreignissen des 15. Mai inAnklagestand setzen und verhaften zu dürfen, auf Grund seiner eigenen Zeugenaussagen und der Aussagen Anderer. Ein Mitglied der Linken erklärt, wenn L. Blanc vom Peristyl herab das Volk zu beruhigen gesucht habe, so sei dies auf Ersuchen des Präsidenten Buchez geschehen. Ein zweites Mitglied von den Linken trägt auf Ernennung einer Kommission an. Louis Blanc: Nicht für mich persönlich, sondern als Repräsentant des Volks spreche ich in dieser Angelegenheit, protestire ich gegen diese zahllosen, auf blose Indizien hin erfolgenden Verhaftungen. Die Epoche der Proskriptionen beginnt, und der Aechtung fallen zuerst die als Opfer, die in der Stunde der Gefahr die Leitung übernahmen, die die Todesstrafe für politische Verbrechen abschafften, die die persönliche Freiheit heilig erklärten! Aber nehmt Euch in Acht, Citoyens! Die Epurationen fangen an; heute erliegen wir, morgen kommen andre an die Reihe, so hat die Reaktion von jeher verfahren. Ich habe mich stets gegen die Demonstration des 15. Mai ausgesprochen. Sie hat der Republik einen harten Schlag versetzt. Aber ächtet nur immerhin die Republikaner, die Republik ist fortan unsterblich und Ihr werdet sie nicht tödten. Was ich am 15. gesagt, will ich verantworten. Ich sagte es, um euer bedrohtes Leben zu retten. Nur warne ich nochmals; haltet ein auf dem betretenen Wege, eh' es zu spät ist; wo nicht, so wird bald das politische Schaffot wieder errichtet werden. Am 15. Mai - meine Collegen, die neben mir saßen, wissen es - blieb ich trotz aller Aufforderungen an meinem Platz, bis der Citoyen Präsident mir auftrug, zum Volke zu sprechen. Ich that es, ich sprach nur beruhigende, versöhnende Worte, und jetzt tritt die Verschwörung der Lüge und Heuchelei hervor und klagt mich an! Es sei, stellt mich vor Gericht, so werde ich das Schweigen wenigstens brechen können das ich, der infamsten Verdächtigung bloßgestellt, bisher freiwillig gehalten. Ich gebe diese Erklärung wegen meiner Stellung als Publizist, keineswegs um mich zu rechtfertigen. Ein Redner der Linken bestätigt feierlich Blanc's Aussage. Ein Redner der Rechten: Ich protestire gegen den Ausdruck Proscription - (Unterbrechung; der Redner muß die Tribüne verlassen.) Auf Etienne Aragos Aufforderung bestätigt Buchez Louis Blanc's Aussage ebenfalls. Ein neuer Redner sagt: Während so viele Bänke leer standen, blieb L. Blanc ruhig auf seinem Platz (lautes Geschrei, Protestationen, Repliken von allen Seiten, allgemeiner Tumult). Cremieur, als Justizminister, spricht im Interesse seines Fachs für die Verfolgung; doch möge man die Sache an eine Kommission verweisen. Dies geschieht, und die Kammer zieht sich in die Bureaux zurück, um die Kommission zu ernennen, nachdem die Sitzung suspendirt ist. Spanien. Madrid, 26. Mai. Eine telegraphische Depesche von Lissabon zeigt an, daß die Insurgenten von Sevilla auf portugiesisches Gebiet übergetreten und dort entwaffnet worden sind. Es waren 4-600 M. zu Fuß und 260 Lanciers mit 2 Kanonen. Waffen und Pferde sind wieder zur Verfügung der spanischen Regierung gestellt. Die Insurgenten werden nach den Azoren eingeschifft werden. Großbritannien. *London, 31. Mai. Während die Franzosen die Lage der Arbeiter in ihrem eigenen Lande zu heben suchen, beschäftigen sich die Engländer wieder mit gigantischen Emigrationsplänen. Der Arbeiter, ruft die Times ungefähr aus, ist dabei interessirt, seinen niedrigen Lohn mit den Annehmlichkeiten des Lebens zu vertauschen. Der Fabrikant ist dabei interessirt, statt eines Paupers einen Kolonisten zu seinem Kunden zu bekommen. Der wahrhaft heruntergekommene Arme ist dabei interessirt, aus jener verpesteten Masse arbeitsfähiger Pauvers, welche der öffentlichen Mildthätigkeit zur Last fallen, herausgerissen zu werden. Der Arbeitgebende der Kolonie ist dabei interessirt Diener zu erhalten, welche seinen Pflug, seine Schafe, seine Pferde besorgen, welche seine Kinder waren, seine Küche bestellen und sogar die Speise verzehren, welche um ihn her verdirbt. Der Kaufmann und der Rheder sind bei dem Kolonialhandel und dem Transport von Emigranten interessirt. Alle Partheien sind dabei interessirt und es fragt sich nur, wie die Sache zu thun ist, und wer sie thun soll. Das Gouvernement, meint dann die Times, solle sie in seine Hand nehmen. Der Lenker eines Staates sei der Oedipus, der das nationale Räthsel zu lösen habe u. s. w. Wir sehen aus diesen Raisonnements wie die Briten aufs Neue ein Experiment in jener wichtigsten aller Fragen vorbereiten, in der sie von den Zeiten der Königin Elisabeth bis auf den heutigen Tag, fast ununterbrochen die wunderlichsten Versuche aneinander gereiht haben. Wenn man zu Heinrich VIII. oder zu Elisabeths Zeiten die Bettler brandmarkte und sie zu hunderten auf das Schaffot schleifte oder wenn man ihnen unter der Königin Victoria, wie vor wenigen Jahren in der Andover Union, in dem Bereich der Armenbastille so wenig zu essen gab, daß sie hungergefoltert über die der Knochenmühle bestimmten Reste der Beinhäuser und der Schindergruben herfielen, um durch das Abnagen der letzten faulen Fleischfasern ihr Leben von einem zum andern Tage zu fristen: so sehen wir in diesen Vorfällen nur dasselbe, daß die bisherigen Versuche der Noth ein Ende zu machen, trotz der enormen dadurch verursachten Staatsausgaben ebenso barbarisch als unwirksam waren. Die Tunes, welche mehr als jedes andere Blatt mit Hohn und Spott über die Experimente der republ. Franzosen hergefallen ist, beschäftigt sich nur wie gesagt mit dem Plane, die ganze "überflüssige Bevölkerung" des Landes über das Meer nach den gesegneten Fluren einer besseren Hemisphäre hinüber zu transportiren. Wie den unglücklichen Irländer Mitchell schickte sie gern halb Großbrittanien und Irland nach Botany-Bay; das wäre freilich gar nicht übel; auf diese Weise brächte man alle Schwierigkeiten aus der Welt, oder wenigstens nach der ungefährlichsten Ecke der Welt. Die armen Iren und Briten sind leider aber gar nicht bereit, den reichen Hr. Walter in seinen welterleichternden Spekulationen zu unterstützen. Sie wissen, daß die Schafzüchter auf van Diemens Land nicht so glücklich sind wie die Schäfer Arkadiens. Sie wissen, daß man von Staatswegen noch vor kurzem mit dem Projekte umging, eine Schiffsladung armer Mädchen, deren einziges Verbrechen die Liebe war, nach Botany-Bay zu transportiren um - wir bitten es wohl zu merken: "die Moralität unter den Männern in Ihrer Majestät fernsten Besitzungen zu verbessern!" Die englischen und irischen Paupers wissen dies; ungefällig wie sie sind, ziehen sie es vor auf dem Schauplatz der Begebenheiten zu bleiben. Uebrigens hat der Entvölkerungs-Malthus ja be eits nachgewiesen, daß es mit der ganzen Emigrationsgeschichte dumm s Z ug ist. Die überflüssige Bevölkerung und die Misere der Arbeiter ist die Basis der englischen Industrie und beim Lichte besehen, ist es auch eine Unmöglichkeit alle Paupers nach jener Welt zu befördern. Sollte Großbritannien aber gar noch in Kriege verwickelt werden, da würde man vollends erst wieder wie Anno 1810, in alten Gassen London's singen: Suppose the Duke be short of men, What would old England say: They'd wish, they had those lads again They'd sent to Botany-Bay. Und hätte der Herzog im Kriege kein Glück Wie würde wohl lauten Alt-Englands Schrei: O hätten wir doch die Jungens zurück Die geschickt wir nach Botany-Bai. London, 31. Mai. Im Hause der Gemeinden erklärte Sir G. Grey gestern Abend auf eine Interpellation des Hrn. Roch, daß Maßregeln getroffen seien, um die Verurtheilung Mitchell's vollkommen in Ausführung zu bringen; eine Erklärung, welche von fast allen Mitgliedern des Hauses mit lautem Beifall aufgenommen wurde. - Lord Robert Grosvenor machte hierauf eine Motion in Betreff einer Petition der Bäckermeister und Gesellen wegen der Dauer ihrer Arbeitsstunden u. s. w., die jedoch nach einer kurzen Debatte mit einer Majorität von 12 Stimmen verworfen wurde. - Hr. Bouverie beantragte dann eine Reform der geistlichen Gerichtshöfe; da Sir Georg Grey indeß eröffnete, daß das Gouvernement diese Sache in seine eigene Hände zu nehmen beabsichtige, so kam es darüber nicht zur Abstimmung. - Dr. Bowring richtete dann die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand, daß fast 7 Millionen Pfund, ein Achtel der Staatseinnahme, der Kontrolle des Parlamentes entgehe. - Sir C. Wood suchte von Seiten des Gouvernements die deswegen gemachte Motion zu bekämpfen. - Colonel Sibthorp erwiederte durch einen persönlichen Angriff auf Dr. Bowring. - Hr. Hume forderte den letztern indeß auf, bei seinem Vorschlag zu beharren, und bei einer dann erfolgenden ersten Abstimmung ergab sich eine Majorität von 1 Stimme, bei einer zweiten eine Majorität von 5 Stimmen gegen die Minister. Diese Niederlage des Gouvernements wurde mit lautem Applaus entgegengenommen. Auf einen Antrag Feargus O'Connor's wurde dann ein Comite in Betreff der chartistischen Landkompagnie ernannt. Im Hause der Lords trug das Ministerium bei einer Abstimmung in Betreff des irischen Armenges tzes gestern Abend eine Schlappe davon, indem eine Mo ion Lord Lucan's, trotz der Opposition des Marquis von Landsdowne, Earl Grey's und Lord Campbell's, mit einer Majorität von 6 Stimm n angenommen wurde. Konsols sanken in Folge der Chartistenbewegung von 84 1/4 auf 83 3/4 und 7/8 31. Mai. 3 Uhr. *Bradford. Die Arbeiter der hiesigen Gegend, schon seit langer Zeit in Folge der Handelskrisis sehr aufgeregt, haben eine Emeute gemacht. Die Manufaktur-Distrikte des Nordens, Lancashire und West-Riding, seit fünfzig Jahren das Centrum der radikalen Arbeiterbewegung, waren durch die Niederlage der Londoner Chartisten am 10. April keineswegs geschlagen. Im Gegentheil, sie bereiteten ihre Aktion erst vor. Namentlich die Arbeiter des West-Riding gingen mit großer Ruhe und Entschlossenheit zu Werke. Sie fingen an sich in militärischen Evolutionen zu üben, sie exerzierten in Massen von mehreren Tausend, sie hielten Posttauben bereit, die ihre Befehle überall hin trugen. Die Agitation wuchs täglich. Die Behörden fingen an, Spezialkonstabler einzuschwören; das Exerzieren wurde für ungesetzlich erklärt. Freitag, 26. d. wurden zwei wegen Exerzierens verhaftete Chartisten an der Eisenbahnstation von Bingley durch 2000 Menschen befreit; einen derselben trat am Sonntag Mittag schon wieder in einem Meeting auf. Am 29. gingen 40. Spezialkonstabler in Bradford aus um zwei Chartistenchefs zu verhaften, wurden dabei vom Volk überfallen und schmählich geprügelt. Sofort schlossen sich alle Läden, die Chartisten der Vorstädte zogen nach Bradford, paradirten durch die Straßen, und zogen wieder ab, nachdem sie ihren Freunden der Umgegend durch Taubenpost Rendezvous gegeben hatten. Inzwischen zogen die Behörden ihre Truppen, Yeomanry (reitende Bauernmiliz), Polizei und Spezialkonstabler zusammen und ließen gegen 4 Uhr ihre Bewaffneten gegen die in den Straßen angehäuften Menschenmassen anrücken. In der Adelaide-Street sperrte ihnen eine kompakte Masse Chartisten den Weg. Die Polizei griff an. Die Chartisten wehrten sich mit Knitteln und Steinen und trieben die Polizei zu Paaren. Aber im Rücken von Dragonern angegriffen, mußten sie nach tapferm Widerstand weichen. 18 wurden gefangen. Die gefährlichste Waffe, die man bei den Chartisten fand war ein einziger Dolch! Nachher wurden noch viele Verhaftungen vorgenommen und einige Lanzen vorgefunden. Auf den Straßen wurde die Aufruhrakte verlesen, damit man diese lästige Förmlichkeit ein für allemal abgemacht hätte. Leeds. Auch hier haben die Chartisten in den letzten 14 Tagen fortwährend exerzirt. Pr. Elektr. Telegraphen. Oldham, 31. Mai. Hier sind Unruhen ausgebrochen; die Fenster werden eingeworfen und die Fabriken stillgesetzt. Manchester, 31. Mai, Mittag. Die Oldhamer stehen eine halbe Stunde von hier. Polizei und Spezialkonstabler sperren ihnen in Massen den Weg. Manchester ist ruhig. Polen.
Krakau, 27. Mai. Die galizische Deputation hat vom Ministerium Antwort auf ihre Petition erhalten. In Lemberg und hier in Krakau wird ein Landtag stattfinden. Die Wahlen werden im Krakauer Gebiete Dienstag den 30. d. und in der Stadt Freitag den 2. Juni vor sich gehen. Den hier zurückgebliebenen Emigranten ist vom Ministerium der fernere Aufenthalt hierselbst gestattet worden. (A. A. Z.)Italien. *Turin, 25. Mai. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Livorno, 18. Mai. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Neapel, 31. Mai. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Mailand. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. Paris, 31. Mai. Die Exekutivkommission hat einen langen Bericht über den Tag des 15. deponirt. Wir werden, nach diesem Bericht und andern Quellen der verschiedensten Art, eine Darstellung dieses Aufstandes in kurzer Frist unsern Lesern vorlegen. ‒ Die Verhaftungen wegen des 15. Mai fahren noch immer fort. ‒ Gestern wurden an allen Straßenecken von Paris in ungeheurer Anzahl Riesen-Plakate angeschlagen, in denen den Arbeitern empfohlen ward den Prinzen von Joinville zum Deputirten in die National-Versammlung zu wählen, da er besser für die Arbeiter sorgen werde, als die egoistischen Bourgeois, die jetzt regierten. Diese Zettel, mit mitleidigem Lächeln gelesen, waren in einer Stunde schon sämmtlich wieder abgerissen. Sitzung der National-Versammlung vom 30. Mai. Die Verlesung einer Reihe von Gesetz-Vorschlägen eröffnet die Sitzung. ‒ Eine Petition der Arbeiter in den National-Ateliers wegen Entfernung des Hrn. Thomas wird als erledigt betrachtet, erhält aber die Ehre der Erwähnung im Protokoll. Reorganisation der National-Werkstätten. Hr. Paul Sevestre legt eine Reihe Papiere vor, in denen mehrere Industriechefs betheuren 1) in einer großen Zahl Ateliers sei Arbeit genug zu haben, 2) viele Arbeiter hätten Privat-Ateliers verlassen wo sie 4‒6 Fr. verdienen konnten, um sich in den National-Ateliers mit einem Salair von 1‒2 Fr. einschreiben lassen; 3) daß „Wühlereien“ unter den Arbeitern existirten, und beruft sich deßwegen auf Unordnungen die den 30. Mai (also vor sechs Wochen!) in einer Tapetenfabrik vorfielen. (Die Arbeiter, um den Staat zu zwingen, den Betrieb der Industrie in seine Hände zu nehmen, koalisiren sich gegen die Privatindustrie und werfen sich massenweise auf die National-Ateliers). ‒ Hr. Joigneaux beginnt mit einigen sozialistischen Wendungen, die die Versammlung gerade wie die vorige Deputirtenkammer, durch allgemeines Gelächter abschneidet; er schlägt sozialistische Experimente vor, namentlich für den Ackerbau. ‒ Hr. Douire liest im Namen des erkrankten Hrn. Benoit eine Rede vor, worin auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht wird, zahlreichen brodlosen Arbeitern Beschäftigung zu schaffen. ‒ Hr. Michot: Repräsentanten, ich glaube allerdings daß die Nationalwerkstätten reorganisirt werden müssen. Ich will der Kommission keine Opposition machen. Aber ich muß protestiren gegen die Sprache des Citoyen Sevestre ‒ das ist die eines Fabrikanten der die Leiden eines Arbeiters nie durchgemacht hat (anhaltendes Murren). Ich wohne bei Arbeitern, täglich kommen Arbeiter hin, die Arbeit suchen und keine finden. Man sage nur nicht, daß die Arbeiter nicht arbeiten wollen! (doch! doch!) Wenn ihrer Einige die Arbeit verweigert haben, so wissen wir warum (neue Unterbrechung) und so hatten sie ihre Gründe dazu. ‒ Hr. Grandin entdeckt, daß das Hinziehen der Arbeiter in die Nationalwerkstätten und ihr Verlassen der Privatindustrie einen geheimen Grund haben müsse. Er erinnert an den Brief von Blanqui, worin die Demokraten aufgefordert werden, die Bourgeoisie durch einen anhaltenden kleinen industriellen Krieg zu ermüden. Die Regierung habe mit Recht anfangs abgewartet. Jetzt aber sei die Zeit der halben Maßregeln vorbei. (Beifall.) Die Fabrikanten haben kein Geld und keine Sicherheit. Durch die Aufhetzung der Arbeiter sind sie zu wahren Sklaven geworden. Die Versammlung muß hier einschreiten. ‒ Hr. Trélat bedauert sagen zu müssen, daß die Arbeiter viel weniger Tugenden haben, als er geglaubt hatte. Eine Anzahl allerdings hätte Anstandsgefühl genug gehabt, nicht in die Nationalwerkstätten zu gehen, bis die äußerste Noth sie dazu trieb. Das ist edel. (Herr Proudhon: Das ist die schöne Seite der Sache!) Aber es gebe auch Arbeiter, wie die, welche vor 14 Tagen eine schöne Rede des Herrn Ministers voll empfindsamer Gemeinplätze mit lautem Murren bei jedem Gemeinplatz empfangen; Arbeiter, die eine andre gesellschaftliche Einrichtung erstrebten, welche nur zum Elend und Ruin führen könne; Arbeiter, die eine Klasse der Gesellschaft gegen die andere aufhetzen wollen; glücklicher Weise seien das die wahren Arbeiter nicht. Diese letzteren, diejenigen, welche in seinem Geist dächten, würden morgen mit einer neuen Maßregel des Herrn Ministers bescheert werden. ‒ Nachdem noch Hr. Wolowski, Hr. Joigneaux, Hr. Grandin gesprochen, wurden alle vier § des Dekrets angenommen. Ein Zusatzartikel, der die regelmäßig zu bestimmten Zeiten nach Paris kommenden Arbeiter von der Ausweisung ausnimmt, wird angenommen. Stellung der Exekutive. Die Kommission hat einen neuen Berichterstatter; schon den dritten. Sie schlägt einen Zusatzartikel im Sinne des im ursprünglichen Dekret vorhandenen vor. Herr Labordère, ehemaliger Berichterstatter, schlägt im Sinne der Minorität der Kommission ein Amendement vor. Er spricht gegen die demokratische Partei, wobei er häufig unterbrochen wird, erklärt, jede gute Regierung müsse einheitlich sein; entwickelt sein spitzfindiges Amendement und schließt unter allgemeinem Geräusch. ‒ Herr Billault, Herr Düfaure und Herr Lamartine sprachen noch über den Artikel. Letzterer schlug einen kleinen Zusatz vor, mit dem der Artikel angenommen wird. Der Artikel besagt: Die militärischen Dispositionen außerhalb des Versammlungspalastes gehören zum Ressort der Exekutive; die Rechte des Präsidenten für Fälle der Dringlichkeit, (worüber er allein urtheilt) welche im Reglement festgestellt sind, bleiben vorbehalten. Die eingeklammerten Worte bilden Lamartines Amendement. Hr. Rolland legte hierauf den Bericht des Ausschusses über die Unvereinbarkeit von besoldeten Amtsverrichtungen mit der Stelle eines Volksvertreters vor. Der Bericht trägt darauf an, daß kein Volksvertreter, der nicht schon Beamter ist, während der Dauer der Sitzung und bis nach den nächsten Wahlen Beamter werden oder irgend eine Besoldung erhalten könne. Ausgenommen hiervon sind die Minister, die Unterstaats-Sekretäre, der Polizei-Präfekt, der Maire von Paris, der Ober-Kommandant der Nationalgarde und der General-Prokurator des Appellgerichtes von Paris. Aber auch diese Personen können nicht noch nebst ihrem Gehalte die Entschädigung für die Volksvertreter beziehen. Die Volksvertretung darf sonst auf die ihm zugewiesene Entschädigung von 25 Frs. täglich verzichten. Die Vertreter können mit Missionen im In- oder Auslande beauftragt werden. Der Entwurf wird übermorgen erörtert werden. Heute finden die Interpellationen wegen der Vorfälle in Neapel Statt. National-Versammlung. Sitzung vom 31. Mai. Hr. Durrieu (Red. des Courrier Français) interpellirt den Minister der auswärtigen Angelegenheiten wegen Neapel. Hr. Bastide erklärte, gleich bei Beginn des Kampfes habe Admiral Baudin protestirt, aber vergebens. Am 16. habe er seine Schiffe vor das Schloß des Königs gelegt und eine zweite Aufforderung geschickt. Hierauf sei die Plünderung eingestellt, die gefangenen Franzosen freigegeben, und ihnen Entschädigung zugesagt worden. Weiter habe Baudin völkerrechtlich nichts thun können. Von Paris aus seien gleich energische Instruktionen an die Gesandten in Neapel und Bern, so wie an Baudin geschickt. Das sei Alles was er für jetzt sagen könne und dürfe. Die Tagesordnung wird einstimmig beschlossen. ‒ Hr. Dahirel interpellirt den Marineminister Casy wegen des ohne Zuziehung der Versammlung reorganisirten Admiralitätsraths. Hr. Casy: Da der Admiralitätsrath keine organisirende sondern eine bloß berathende Behörde ist, so gehört seine Organisation nicht der Gesetzgebung, sondern der Verwaltung an. Die Exekutivkommission habe ihre Zustimmung zu der Maßregel gegeben. Hr. Lacrosse, Präsident des Marine-Comités, schließt sich der Ansicht des Hrn. Dahrel an. Dem Marine-Comité habe die Sache übrigens nicht vorgelegt werden können, weil dies noch nicht konstituirt sei. Hr. Crémieur vertheidigt den Marineminister der nur ein Dekret der provisorischen Regierung ausgeführt habe, was noch nicht aufgehoben sei. Hr. Delaussat kündigt Interpellationen wegen der noch nicht ausgeführten Aufhebung der Negersklaverei an. Hr. Dahirel, Hrn. Cremieux an twortend,erklärt daß die Maßreg el des Hrn. Casy mit dem fraglichen Dekret der provisorischen Regierung in Widerspruch stehe. Tagesordnung beschlossen. ‒ Der Präsident kündet eine wichtige Milttheilung an: das Verlangen des General-Prokurators: LouisBlancalsTheilnehmerandenEreignissen des 15. Mai inAnklagestand setzen und verhaften zu dürfen, auf Grund seiner eigenen Zeugenaussagen und der Aussagen Anderer. Ein Mitglied der Linken erklärt, wenn L. Blanc vom Peristyl herab das Volk zu beruhigen gesucht habe, so sei dies auf Ersuchen des Präsidenten Buchez geschehen. Ein zweites Mitglied von den Linken trägt auf Ernennung einer Kommission an. Louis Blanc: Nicht für mich persönlich, sondern als Repräsentant des Volks spreche ich in dieser Angelegenheit, protestire ich gegen diese zahllosen, auf blose Indizien hin erfolgenden Verhaftungen. Die Epoche der Proskriptionen beginnt, und der Aechtung fallen zuerst die als Opfer, die in der Stunde der Gefahr die Leitung übernahmen, die die Todesstrafe für politische Verbrechen abschafften, die die persönliche Freiheit heilig erklärten! Aber nehmt Euch in Acht, Citoyens! Die Epurationen fangen an; heute erliegen wir, morgen kommen andre an die Reihe, so hat die Reaktion von jeher verfahren. Ich habe mich stets gegen die Demonstration des 15. Mai ausgesprochen. Sie hat der Republik einen harten Schlag versetzt. Aber ächtet nur immerhin die Republikaner, die Republik ist fortan unsterblich und Ihr werdet sie nicht tödten. Was ich am 15. gesagt, will ich verantworten. Ich sagte es, um euer bedrohtes Leben zu retten. Nur warne ich nochmals; haltet ein auf dem betretenen Wege, eh' es zu spät ist; wo nicht, so wird bald das politische Schaffot wieder errichtet werden. Am 15. Mai ‒ meine Collegen, die neben mir saßen, wissen es ‒ blieb ich trotz aller Aufforderungen an meinem Platz, bis der Citoyen Präsident mir auftrug, zum Volke zu sprechen. Ich that es, ich sprach nur beruhigende, versöhnende Worte, und jetzt tritt die Verschwörung der Lüge und Heuchelei hervor und klagt mich an! Es sei, stellt mich vor Gericht, so werde ich das Schweigen wenigstens brechen können das ich, der infamsten Verdächtigung bloßgestellt, bisher freiwillig gehalten. Ich gebe diese Erklärung wegen meiner Stellung als Publizist, keineswegs um mich zu rechtfertigen. Ein Redner der Linken bestätigt feierlich Blanc's Aussage. Ein Redner der Rechten: Ich protestire gegen den Ausdruck Proscription ‒ (Unterbrechung; der Redner muß die Tribüne verlassen.) Auf Etienne Aragos Aufforderung bestätigt Buchez Louis Blanc's Aussage ebenfalls. Ein neuer Redner sagt: Während so viele Bänke leer standen, blieb L. Blanc ruhig auf seinem Platz (lautes Geschrei, Protestationen, Repliken von allen Seiten, allgemeiner Tumult). Crémieur, als Justizminister, spricht im Interesse seines Fachs für die Verfolgung; doch möge man die Sache an eine Kommission verweisen. Dies geschieht, und die Kammer zieht sich in die Bureaux zurück, um die Kommission zu ernennen, nachdem die Sitzung suspendirt ist. Spanien. Madrid, 26. Mai. Eine telegraphische Depesche von Lissabon zeigt an, daß die Insurgenten von Sevilla auf portugiesisches Gebiet übergetreten und dort entwaffnet worden sind. Es waren 4‒600 M. zu Fuß und 260 Lanciers mit 2 Kanonen. Waffen und Pferde sind wieder zur Verfügung der spanischen Regierung gestellt. Die Insurgenten werden nach den Azoren eingeschifft werden. Großbritannien. *London, 31. Mai. Während die Franzosen die Lage der Arbeiter in ihrem eigenen Lande zu heben suchen, beschäftigen sich die Engländer wieder mit gigantischen Emigrationsplänen. Der Arbeiter, ruft die Times ungefähr aus, ist dabei interessirt, seinen niedrigen Lohn mit den Annehmlichkeiten des Lebens zu vertauschen. Der Fabrikant ist dabei interessirt, statt eines Paupers einen Kolonisten zu seinem Kunden zu bekommen. Der wahrhaft heruntergekommene Arme ist dabei interessirt, aus jener verpesteten Masse arbeitsfähiger Pauvers, welche der öffentlichen Mildthätigkeit zur Last fallen, herausgerissen zu werden. Der Arbeitgebende der Kolonie ist dabei interessirt Diener zu erhalten, welche seinen Pflug, seine Schafe, seine Pferde besorgen, welche seine Kinder waren, seine Küche bestellen und sogar die Speise verzehren, welche um ihn her verdirbt. Der Kaufmann und der Rheder sind bei dem Kolonialhandel und dem Transport von Emigranten interessirt. Alle Partheien sind dabei interessirt und es fragt sich nur, wie die Sache zu thun ist, und wer sie thun soll. Das Gouvernement, meint dann die Times, solle sie in seine Hand nehmen. Der Lenker eines Staates sei der Oedipus, der das nationale Räthsel zu lösen habe u. s. w. Wir sehen aus diesen Raisonnements wie die Briten aufs Neue ein Experiment in jener wichtigsten aller Fragen vorbereiten, in der sie von den Zeiten der Königin Elisabeth bis auf den heutigen Tag, fast ununterbrochen die wunderlichsten Versuche aneinander gereiht haben. Wenn man zu Heinrich VIII. oder zu Elisabeths Zeiten die Bettler brandmarkte und sie zu hunderten auf das Schaffot schleifte oder wenn man ihnen unter der Königin Victoria, wie vor wenigen Jahren in der Andover Union, in dem Bereich der Armenbastille so wenig zu essen gab, daß sie hungergefoltert über die der Knochenmühle bestimmten Reste der Beinhäuser und der Schindergruben herfielen, um durch das Abnagen der letzten faulen Fleischfasern ihr Leben von einem zum andern Tage zu fristen: so sehen wir in diesen Vorfällen nur dasselbe, daß die bisherigen Versuche der Noth ein Ende zu machen, trotz der enormen dadurch verursachten Staatsausgaben ebenso barbarisch als unwirksam waren. Die Tunes, welche mehr als jedes andere Blatt mit Hohn und Spott über die Experimente der republ. Franzosen hergefallen ist, beschäftigt sich nur wie gesagt mit dem Plane, die ganze „überflüssige Bevölkerung“ des Landes über das Meer nach den gesegneten Fluren einer besseren Hemisphäre hinüber zu transportiren. Wie den unglücklichen Irländer Mitchell schickte sie gern halb Großbrittanien und Irland nach Botany-Bay; das wäre freilich gar nicht übel; auf diese Weise brächte man alle Schwierigkeiten aus der Welt, oder wenigstens nach der ungefährlichsten Ecke der Welt. Die armen Iren und Briten sind leider aber gar nicht bereit, den reichen Hr. Walter in seinen welterleichternden Spekulationen zu unterstützen. Sie wissen, daß die Schafzüchter auf van Diemens Land nicht so glücklich sind wie die Schäfer Arkadiens. Sie wissen, daß man von Staatswegen noch vor kurzem mit dem Projekte umging, eine Schiffsladung armer Mädchen, deren einziges Verbrechen die Liebe war, nach Botany-Bay zu transportiren um ‒ wir bitten es wohl zu merken: „die Moralität unter den Männern in Ihrer Majestät fernsten Besitzungen zu verbessern!“ Die englischen und irischen Paupers wissen dies; ungefällig wie sie sind, ziehen sie es vor auf dem Schauplatz der Begebenheiten zu bleiben. Uebrigens hat der Entvölkerungs-Malthus ja be eits nachgewiesen, daß es mit der ganzen Emigrationsgeschichte dumm s Z ug ist. Die überflüssige Bevölkerung und die Misere der Arbeiter ist die Basis der englischen Industrie und beim Lichte besehen, ist es auch eine Unmöglichkeit alle Paupers nach jener Welt zu befördern. Sollte Großbritannien aber gar noch in Kriege verwickelt werden, da würde man vollends erst wieder wie Anno 1810, in alten Gassen London's singen: Suppose the Duke be short of men, What would old England say: They'd wish, they had those lads again They'd sent to Botany-Bay. Und hätte der Herzog im Kriege kein Glück Wie würde wohl lauten Alt-Englands Schrei: O hätten wir doch die Jungens zurück Die geschickt wir nach Botany-Bai. London, 31. Mai. Im Hause der Gemeinden erklärte Sir G. Grey gestern Abend auf eine Interpellation des Hrn. Roch, daß Maßregeln getroffen seien, um die Verurtheilung Mitchell's vollkommen in Ausführung zu bringen; eine Erklärung, welche von fast allen Mitgliedern des Hauses mit lautem Beifall aufgenommen wurde. ‒ Lord Robert Grosvenor machte hierauf eine Motion in Betreff einer Petition der Bäckermeister und Gesellen wegen der Dauer ihrer Arbeitsstunden u. s. w., die jedoch nach einer kurzen Debatte mit einer Majorität von 12 Stimmen verworfen wurde. ‒ Hr. Bouverie beantragte dann eine Reform der geistlichen Gerichtshöfe; da Sir Georg Grey indeß eröffnete, daß das Gouvernement diese Sache in seine eigene Hände zu nehmen beabsichtige, so kam es darüber nicht zur Abstimmung. ‒ Dr. Bowring richtete dann die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand, daß fast 7 Millionen Pfund, ein Achtel der Staatseinnahme, der Kontrolle des Parlamentes entgehe. ‒ Sir C. Wood suchte von Seiten des Gouvernements die deswegen gemachte Motion zu bekämpfen. ‒ Colonel Sibthorp erwiederte durch einen persönlichen Angriff auf Dr. Bowring. ‒ Hr. Hume forderte den letztern indeß auf, bei seinem Vorschlag zu beharren, und bei einer dann erfolgenden ersten Abstimmung ergab sich eine Majorität von 1 Stimme, bei einer zweiten eine Majorität von 5 Stimmen gegen die Minister. Diese Niederlage des Gouvernements wurde mit lautem Applaus entgegengenommen. Auf einen Antrag Feargus O'Connor's wurde dann ein Comité in Betreff der chartistischen Landkompagnie ernannt. Im Hause der Lords trug das Ministerium bei einer Abstimmung in Betreff des irischen Armenges tzes gestern Abend eine Schlappe davon, indem eine Mo ion Lord Lucan's, trotz der Opposition des Marquis von Landsdowne, Earl Grey's und Lord Campbell's, mit einer Majorität von 6 Stimm n angenommen wurde. Konsols sanken in Folge der Chartistenbewegung von 84 1/4 auf 83 3/4 und 7/8 31. Mai. 3 Uhr. *Bradford. Die Arbeiter der hiesigen Gegend, schon seit langer Zeit in Folge der Handelskrisis sehr aufgeregt, haben eine Emeute gemacht. Die Manufaktur-Distrikte des Nordens, Lancashire und West-Riding, seit fünfzig Jahren das Centrum der radikalen Arbeiterbewegung, waren durch die Niederlage der Londoner Chartisten am 10. April keineswegs geschlagen. Im Gegentheil, sie bereiteten ihre Aktion erst vor. Namentlich die Arbeiter des West-Riding gingen mit großer Ruhe und Entschlossenheit zu Werke. Sie fingen an sich in militärischen Evolutionen zu üben, sie exerzierten in Massen von mehreren Tausend, sie hielten Posttauben bereit, die ihre Befehle überall hin trugen. Die Agitation wuchs täglich. Die Behörden fingen an, Spezialkonstabler einzuschwören; das Exerzieren wurde für ungesetzlich erklärt. Freitag, 26. d. wurden zwei wegen Exerzierens verhaftete Chartisten an der Eisenbahnstation von Bingley durch 2000 Menschen befreit; einen derselben trat am Sonntag Mittag schon wieder in einem Meeting auf. Am 29. gingen 40. Spezialkonstabler in Bradford aus um zwei Chartistenchefs zu verhaften, wurden dabei vom Volk überfallen und schmählich geprügelt. Sofort schlossen sich alle Läden, die Chartisten der Vorstädte zogen nach Bradford, paradirten durch die Straßen, und zogen wieder ab, nachdem sie ihren Freunden der Umgegend durch Taubenpost Rendezvous gegeben hatten. Inzwischen zogen die Behörden ihre Truppen, Yeomanry (reitende Bauernmiliz), Polizei und Spezialkonstabler zusammen und ließen gegen 4 Uhr ihre Bewaffneten gegen die in den Straßen angehäuften Menschenmassen anrücken. In der Adelaide-Street sperrte ihnen eine kompakte Masse Chartisten den Weg. Die Polizei griff an. Die Chartisten wehrten sich mit Knitteln und Steinen und trieben die Polizei zu Paaren. Aber im Rücken von Dragonern angegriffen, mußten sie nach tapferm Widerstand weichen. 18 wurden gefangen. Die gefährlichste Waffe, die man bei den Chartisten fand war ein einziger Dolch! Nachher wurden noch viele Verhaftungen vorgenommen und einige Lanzen vorgefunden. Auf den Straßen wurde die Aufruhrakte verlesen, damit man diese lästige Förmlichkeit ein für allemal abgemacht hätte. Leeds. Auch hier haben die Chartisten in den letzten 14 Tagen fortwährend exerzirt. Pr. Elektr. Telegraphen. Oldham, 31. Mai. Hier sind Unruhen ausgebrochen; die Fenster werden eingeworfen und die Fabriken stillgesetzt. Manchester, 31. Mai, Mittag. Die Oldhamer stehen eine halbe Stunde von hier. Polizei und Spezialkonstabler sperren ihnen in Massen den Weg. Manchester ist ruhig. Polen.
Krakau, 27. Mai. Die galizische Deputation hat vom Ministerium Antwort auf ihre Petition erhalten. In Lemberg und hier in Krakau wird ein Landtag stattfinden. Die Wahlen werden im Krakauer Gebiete Dienstag den 30. d. und in der Stadt Freitag den 2. Juni vor sich gehen. Den hier zurückgebliebenen Emigranten ist vom Ministerium der fernere Aufenthalt hierselbst gestattet worden. (A. A. Z.)<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="0011"/> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar003_015_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 51.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">Turin,</hi> 25. Mai.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar003_016_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 51.</bibl></note> <head><hi rendition="#g">Livorno,</hi> 18. Mai.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar003_017_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 51.</bibl></note> <head><hi rendition="#g">Neapel,</hi> 31. Mai.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar003_018_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 3. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 51.</bibl></note> <head> <hi rendition="#g">Mailand.</hi> </head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar003_019" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">Paris,</hi> 31. Mai.</head> <p>Die Exekutivkommission hat einen langen Bericht über den Tag des 15. deponirt. Wir werden, nach diesem Bericht und andern Quellen der verschiedensten Art, eine Darstellung dieses Aufstandes in kurzer Frist unsern Lesern vorlegen.</p> <p>‒ Die Verhaftungen wegen des 15. Mai fahren noch immer fort.</p> <p>‒ Gestern wurden an allen Straßenecken von Paris in ungeheurer Anzahl Riesen-Plakate angeschlagen, in denen den <hi rendition="#g">Arbeitern</hi> empfohlen ward den <hi rendition="#g">Prinzen von Joinville</hi> zum Deputirten in die National-Versammlung zu wählen, da er besser für die Arbeiter sorgen werde, als die egoistischen Bourgeois, die jetzt regierten. Diese Zettel, mit mitleidigem Lächeln gelesen, waren in einer Stunde schon sämmtlich wieder abgerissen.</p> <p>Sitzung der National-Versammlung vom 30. Mai. Die Verlesung einer Reihe von Gesetz-Vorschlägen eröffnet die Sitzung. ‒ Eine Petition der Arbeiter in den National-Ateliers wegen Entfernung des Hrn. Thomas wird als erledigt betrachtet, erhält aber die Ehre der Erwähnung im Protokoll.</p> <p>Reorganisation der National-Werkstätten. Hr. Paul <hi rendition="#g">Sevestre</hi> legt eine Reihe Papiere vor, in denen mehrere Industriechefs betheuren 1) in einer großen Zahl Ateliers sei Arbeit genug zu haben, 2) viele Arbeiter hätten Privat-Ateliers verlassen wo sie 4‒6 Fr. verdienen konnten, um sich in den National-Ateliers mit einem Salair von 1‒2 Fr. einschreiben lassen; 3) daß „Wühlereien“ unter den Arbeitern existirten, und beruft sich deßwegen auf Unordnungen die den 30. Mai (also vor sechs Wochen!) in einer Tapetenfabrik vorfielen. (Die Arbeiter, um den Staat zu zwingen, den Betrieb der Industrie in seine Hände zu nehmen, koalisiren sich gegen die Privatindustrie und werfen sich massenweise auf die National-Ateliers). ‒ Hr. <hi rendition="#g">Joigneaux</hi> beginnt mit einigen sozialistischen Wendungen, die die Versammlung gerade wie die vorige Deputirtenkammer, durch allgemeines Gelächter abschneidet; er schlägt sozialistische Experimente vor, namentlich für den Ackerbau. ‒ Hr. <hi rendition="#g">Douire</hi> liest im Namen des erkrankten Hrn. <hi rendition="#g">Benoit</hi> eine Rede vor, worin auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht wird, zahlreichen brodlosen Arbeitern Beschäftigung zu schaffen. ‒ Hr. <hi rendition="#g">Michot:</hi> Repräsentanten, ich glaube allerdings daß die Nationalwerkstätten reorganisirt werden müssen. Ich will der Kommission keine Opposition machen. Aber ich muß protestiren gegen die Sprache des Citoyen Sevestre ‒ das ist die eines Fabrikanten der die Leiden eines Arbeiters nie durchgemacht hat (anhaltendes Murren). Ich wohne bei Arbeitern, täglich kommen Arbeiter hin, die Arbeit suchen und keine finden. Man sage nur nicht, daß die Arbeiter nicht arbeiten wollen! (doch! doch!) Wenn ihrer Einige die Arbeit verweigert haben, so wissen wir warum (neue Unterbrechung) und so hatten sie ihre Gründe dazu. ‒ Hr. <hi rendition="#g">Grandin</hi> entdeckt, daß das Hinziehen der Arbeiter in die Nationalwerkstätten und ihr Verlassen der Privatindustrie einen geheimen Grund haben müsse. Er erinnert an den Brief von Blanqui, worin die Demokraten aufgefordert werden, die Bourgeoisie durch einen anhaltenden kleinen industriellen Krieg zu ermüden. Die Regierung habe mit Recht anfangs abgewartet. Jetzt aber sei die Zeit der halben Maßregeln vorbei. (Beifall.) Die Fabrikanten haben kein Geld und keine Sicherheit. Durch die Aufhetzung der Arbeiter sind sie zu wahren Sklaven geworden. Die Versammlung muß hier einschreiten. ‒ Hr. <hi rendition="#g">Trélat</hi> bedauert sagen zu müssen, daß die Arbeiter viel weniger Tugenden haben, als er geglaubt hatte. Eine Anzahl allerdings hätte Anstandsgefühl genug gehabt, nicht in die Nationalwerkstätten zu gehen, bis die äußerste Noth sie dazu trieb. Das ist edel. (Herr Proudhon: Das ist die schöne Seite der Sache!) Aber es gebe auch Arbeiter, wie die, welche vor 14 Tagen eine schöne Rede des Herrn Ministers voll empfindsamer Gemeinplätze mit lautem Murren bei jedem Gemeinplatz empfangen; Arbeiter, die eine andre gesellschaftliche Einrichtung erstrebten, welche nur zum Elend und Ruin führen könne; Arbeiter, die eine Klasse der Gesellschaft gegen die andere aufhetzen wollen; glücklicher Weise seien das die wahren Arbeiter nicht. Diese letzteren, diejenigen, welche in seinem Geist dächten, würden morgen mit einer neuen Maßregel des Herrn Ministers bescheert werden. ‒ Nachdem noch Hr. Wolowski, Hr. Joigneaux, Hr. Grandin gesprochen, wurden alle vier § des Dekrets angenommen. Ein Zusatzartikel, der die regelmäßig zu bestimmten Zeiten nach Paris kommenden Arbeiter von der Ausweisung ausnimmt, wird angenommen.</p> <p>Stellung der Exekutive. Die Kommission hat einen neuen Berichterstatter; schon den dritten. Sie schlägt einen Zusatzartikel im Sinne des im ursprünglichen Dekret vorhandenen vor. Herr <hi rendition="#g">Labordère,</hi> ehemaliger Berichterstatter, schlägt im Sinne der Minorität der Kommission ein Amendement vor. Er spricht gegen die demokratische Partei, wobei er häufig unterbrochen wird, erklärt, jede gute Regierung müsse <hi rendition="#g">einheitlich</hi> sein; entwickelt sein spitzfindiges Amendement und schließt unter allgemeinem Geräusch. ‒ Herr <hi rendition="#g">Billault,</hi> Herr <hi rendition="#g">Düfaure</hi> und Herr <hi rendition="#g">Lamartine</hi> sprachen noch über den Artikel. Letzterer schlug einen kleinen Zusatz vor, mit dem der Artikel angenommen wird. Der Artikel besagt: Die militärischen Dispositionen außerhalb des Versammlungspalastes gehören zum Ressort der Exekutive; die Rechte des Präsidenten für Fälle der Dringlichkeit, (worüber er allein urtheilt) welche im Reglement festgestellt sind, bleiben vorbehalten. Die eingeklammerten Worte bilden Lamartines Amendement. <hi rendition="#g">Hr. Rolland</hi> legte hierauf den Bericht des Ausschusses über die Unvereinbarkeit von besoldeten Amtsverrichtungen mit der Stelle eines Volksvertreters vor. Der Bericht trägt darauf an, daß kein Volksvertreter, der nicht schon Beamter ist, während der Dauer der Sitzung und bis nach den nächsten Wahlen Beamter werden oder irgend eine Besoldung erhalten könne. Ausgenommen hiervon sind die Minister, die Unterstaats-Sekretäre, der Polizei-Präfekt, der Maire von Paris, der Ober-Kommandant der Nationalgarde und der General-Prokurator des Appellgerichtes von Paris. Aber auch diese Personen können nicht noch nebst ihrem Gehalte die Entschädigung für die Volksvertreter beziehen. Die Volksvertretung darf sonst auf die ihm zugewiesene Entschädigung von 25 Frs. täglich verzichten. Die Vertreter können mit Missionen im In- oder Auslande beauftragt werden. Der Entwurf wird übermorgen erörtert werden. Heute finden die Interpellationen wegen der Vorfälle in Neapel Statt.</p> <p><hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 31. Mai. Hr. <hi rendition="#g">Durrieu</hi> (Red. des Courrier Français) interpellirt den Minister der auswärtigen Angelegenheiten wegen Neapel. Hr. <hi rendition="#g">Bastide</hi> erklärte, gleich bei Beginn des Kampfes habe Admiral Baudin protestirt, aber vergebens. Am 16. habe er seine Schiffe vor das Schloß des Königs gelegt und eine zweite Aufforderung geschickt. Hierauf sei die Plünderung eingestellt, die gefangenen Franzosen freigegeben, und ihnen Entschädigung zugesagt worden. Weiter habe Baudin völkerrechtlich nichts thun können. Von Paris aus seien gleich energische Instruktionen an die Gesandten in Neapel und Bern, so wie an Baudin geschickt. Das sei Alles was er für jetzt sagen könne und dürfe. Die Tagesordnung wird einstimmig beschlossen. ‒ Hr. <hi rendition="#g">Dahirel</hi> interpellirt den Marineminister Casy wegen des ohne Zuziehung der Versammlung reorganisirten Admiralitätsraths. Hr. <hi rendition="#g">Casy:</hi> Da der Admiralitätsrath keine organisirende sondern eine bloß berathende Behörde ist, so gehört seine Organisation nicht der Gesetzgebung, sondern der Verwaltung an. Die Exekutivkommission habe ihre Zustimmung zu der Maßregel gegeben. Hr. <hi rendition="#g">Lacrosse,</hi> Präsident des Marine-Comités, schließt sich der Ansicht des Hrn. <hi rendition="#g">Dahrel</hi> an. Dem Marine-Comité habe die Sache übrigens nicht vorgelegt werden können, weil dies noch nicht konstituirt sei. Hr. Crémieur vertheidigt den Marineminister der nur ein Dekret der provisorischen Regierung ausgeführt habe, was noch nicht aufgehoben sei. Hr. <hi rendition="#g">Delaussat</hi> kündigt Interpellationen wegen der noch nicht ausgeführten Aufhebung der Negersklaverei an. Hr. <hi rendition="#g">Dahirel,</hi> Hrn. Cremieux an twortend,erklärt daß die Maßreg el des Hrn. Casy mit dem fraglichen Dekret der provisorischen Regierung in Widerspruch stehe. Tagesordnung beschlossen. ‒ Der Präsident kündet eine wichtige Milttheilung an: das Verlangen des General-Prokurators: <hi rendition="#g">LouisBlancalsTheilnehmerandenEreignissen des 15. Mai inAnklagestand setzen und verhaften zu dürfen,</hi> auf Grund seiner eigenen Zeugenaussagen und der Aussagen Anderer. Ein Mitglied der Linken erklärt, wenn L. Blanc vom Peristyl herab das Volk zu beruhigen gesucht habe, so sei dies auf Ersuchen des Präsidenten Buchez geschehen. Ein zweites Mitglied von den Linken trägt auf Ernennung einer Kommission an. <hi rendition="#g">Louis Blanc:</hi> Nicht für mich persönlich, sondern als Repräsentant des Volks spreche ich in dieser Angelegenheit, protestire ich gegen diese zahllosen, auf blose Indizien hin erfolgenden Verhaftungen. Die Epoche der Proskriptionen beginnt, und der Aechtung fallen zuerst die als Opfer, die in der Stunde der Gefahr die Leitung übernahmen, die die Todesstrafe für politische Verbrechen abschafften, die die persönliche Freiheit heilig erklärten! Aber nehmt Euch in Acht, Citoyens! Die Epurationen fangen an; heute erliegen wir, morgen kommen andre an die Reihe, so hat die Reaktion von jeher verfahren. Ich habe mich stets gegen die Demonstration des 15. Mai ausgesprochen. Sie hat der Republik einen harten Schlag versetzt. Aber ächtet nur immerhin die Republikaner, die Republik ist fortan unsterblich und Ihr werdet sie nicht tödten. Was ich am 15. gesagt, will ich verantworten. Ich sagte es, um euer bedrohtes Leben zu retten. Nur warne ich nochmals; haltet ein auf dem betretenen Wege, eh' es zu spät ist; wo nicht, so wird bald das politische Schaffot wieder errichtet werden. Am 15. Mai ‒ meine Collegen, die neben mir saßen, wissen es ‒ blieb ich trotz aller Aufforderungen an meinem Platz, bis der Citoyen Präsident mir auftrug, zum Volke zu sprechen. Ich that es, ich sprach nur beruhigende, versöhnende Worte, und jetzt tritt die Verschwörung der Lüge und Heuchelei hervor und klagt mich an! Es sei, stellt mich vor Gericht, so werde ich das Schweigen wenigstens brechen können das ich, der infamsten Verdächtigung bloßgestellt, bisher freiwillig gehalten. Ich gebe diese Erklärung wegen meiner Stellung als Publizist, keineswegs um mich zu rechtfertigen. Ein Redner der <hi rendition="#g">Linken</hi> bestätigt feierlich Blanc's Aussage. Ein Redner der <hi rendition="#g">Rechten:</hi> Ich protestire gegen den Ausdruck Proscription ‒ (Unterbrechung; der Redner muß die Tribüne verlassen.) Auf <hi rendition="#g">Etienne Aragos</hi> Aufforderung bestätigt <hi rendition="#g">Buchez</hi> Louis Blanc's Aussage ebenfalls. Ein neuer Redner sagt: Während so viele Bänke leer standen, blieb L. Blanc ruhig auf seinem Platz (lautes Geschrei, Protestationen, Repliken von allen Seiten, allgemeiner Tumult). <hi rendition="#g">Crémieur,</hi> als Justizminister, spricht im Interesse seines Fachs für die Verfolgung; doch möge man die Sache an eine Kommission verweisen. Dies geschieht, und die Kammer zieht sich in die Bureaux zurück, um die Kommission zu ernennen, nachdem die Sitzung suspendirt ist.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Spanien.</head> <div xml:id="ar003_020" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">Madrid,</hi> 26. Mai.</head> <p>Eine telegraphische Depesche von Lissabon zeigt an, daß die Insurgenten von Sevilla auf portugiesisches Gebiet übergetreten und dort entwaffnet worden sind. Es waren 4‒600 M. zu Fuß und 260 Lanciers mit 2 Kanonen. Waffen und Pferde sind wieder zur Verfügung der spanischen Regierung gestellt. Die Insurgenten werden nach den Azoren eingeschifft werden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar003_021" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">London,</hi> 31. Mai.</head> <p>Während die Franzosen die Lage der Arbeiter in ihrem eigenen Lande zu heben suchen, beschäftigen sich die Engländer wieder mit gigantischen Emigrationsplänen. Der Arbeiter, ruft die Times ungefähr aus, ist dabei interessirt, seinen niedrigen Lohn mit den Annehmlichkeiten des Lebens zu vertauschen. Der Fabrikant ist dabei interessirt, statt eines Paupers einen Kolonisten zu seinem Kunden zu bekommen. Der wahrhaft heruntergekommene Arme ist dabei interessirt, aus jener verpesteten Masse arbeitsfähiger Pauvers, welche der öffentlichen Mildthätigkeit zur Last fallen, herausgerissen zu werden. Der Arbeitgebende der Kolonie ist dabei interessirt Diener zu erhalten, welche seinen Pflug, seine Schafe, seine Pferde besorgen, welche seine Kinder waren, seine Küche bestellen und sogar die Speise verzehren, welche um ihn her verdirbt. Der Kaufmann und der Rheder sind bei dem Kolonialhandel und dem Transport von Emigranten interessirt. Alle Partheien sind dabei interessirt und es fragt sich nur, wie die Sache zu thun ist, und wer sie thun soll. Das Gouvernement, meint dann die Times, solle sie in seine Hand nehmen. Der Lenker eines Staates sei der Oedipus, der das nationale Räthsel zu lösen habe u. s. w.</p> <p>Wir sehen aus diesen Raisonnements wie die Briten aufs Neue ein Experiment in jener wichtigsten aller Fragen vorbereiten, in der sie von den Zeiten der Königin Elisabeth bis auf den heutigen Tag, fast ununterbrochen die wunderlichsten Versuche aneinander gereiht haben. Wenn man zu Heinrich VIII. oder zu Elisabeths Zeiten die Bettler brandmarkte und sie zu hunderten auf das Schaffot schleifte oder wenn man ihnen unter der Königin Victoria, wie vor wenigen Jahren in der Andover Union, in dem Bereich der Armenbastille so wenig zu essen gab, daß sie hungergefoltert über die der Knochenmühle bestimmten Reste der Beinhäuser und der Schindergruben herfielen, um durch das Abnagen der letzten faulen Fleischfasern ihr Leben von einem zum andern Tage zu fristen: so sehen wir in diesen Vorfällen nur dasselbe, daß die bisherigen Versuche der Noth ein Ende zu machen, trotz der enormen dadurch verursachten Staatsausgaben ebenso barbarisch als unwirksam waren. Die Tunes, welche mehr als jedes andere Blatt mit Hohn und Spott über die Experimente der republ. Franzosen hergefallen ist, beschäftigt sich nur wie gesagt mit dem Plane, die ganze „überflüssige Bevölkerung“ des Landes über das Meer nach den gesegneten Fluren einer besseren Hemisphäre hinüber zu transportiren. Wie den unglücklichen Irländer Mitchell schickte sie gern halb Großbrittanien und Irland nach Botany-Bay; das wäre freilich gar nicht übel; auf diese Weise brächte man alle Schwierigkeiten aus der Welt, oder wenigstens nach der ungefährlichsten Ecke der Welt.</p> <p>Die armen Iren und Briten sind leider aber gar nicht bereit, den reichen Hr. Walter in seinen welterleichternden Spekulationen zu unterstützen. Sie wissen, daß die Schafzüchter auf van Diemens Land nicht so glücklich sind wie die Schäfer Arkadiens. Sie wissen, daß man von Staatswegen noch vor kurzem mit dem Projekte umging, eine Schiffsladung armer Mädchen, deren einziges Verbrechen die Liebe war, nach Botany-Bay zu transportiren um ‒ wir bitten es wohl zu merken: „die Moralität unter den Männern in Ihrer Majestät fernsten Besitzungen zu verbessern!“ Die englischen und irischen Paupers wissen dies; ungefällig wie sie sind, ziehen sie es vor auf dem Schauplatz der Begebenheiten zu bleiben.</p> <p>Uebrigens hat der Entvölkerungs-Malthus ja be eits nachgewiesen, daß es mit der ganzen Emigrationsgeschichte dumm s Z ug ist. Die überflüssige Bevölkerung und die Misere der Arbeiter ist die Basis der englischen Industrie und beim Lichte besehen, ist es auch eine Unmöglichkeit alle Paupers nach jener Welt zu befördern.</p> <p>Sollte Großbritannien aber gar noch in Kriege verwickelt werden, da würde man vollends erst wieder wie Anno 1810, in alten Gassen London's singen:</p> <lg type="poem"> <l>Suppose the Duke be short of men,</l><lb/> <l>What would old England say:</l><lb/> <l>They'd wish, they had those lads again</l><lb/> <l>They'd sent to Botany-Bay.</l><lb/> <l>Und hätte der Herzog im Kriege kein Glück</l><lb/> <l>Wie würde wohl lauten Alt-Englands Schrei:</l><lb/> <l>O hätten wir doch die Jungens zurück</l><lb/> <l>Die geschickt wir nach Botany-Bai.</l><lb/> </lg> </div> <div xml:id="ar003_022" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">London,</hi> 31. Mai.</head> <p>Im Hause der Gemeinden erklärte Sir G. Grey gestern Abend auf eine Interpellation des Hrn. Roch, daß Maßregeln getroffen seien, um die Verurtheilung Mitchell's vollkommen in Ausführung zu bringen; eine Erklärung, welche von fast allen Mitgliedern des Hauses mit lautem Beifall aufgenommen wurde. ‒ Lord Robert Grosvenor machte hierauf eine Motion in Betreff einer Petition der Bäckermeister und Gesellen wegen der Dauer ihrer Arbeitsstunden u. s. w., die jedoch nach einer kurzen Debatte mit einer Majorität von 12 Stimmen verworfen wurde. ‒ Hr. Bouverie beantragte dann eine Reform der geistlichen Gerichtshöfe; da Sir Georg Grey indeß eröffnete, daß das Gouvernement diese Sache in seine eigene Hände zu nehmen beabsichtige, so kam es darüber nicht zur Abstimmung. ‒ Dr. Bowring richtete dann die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand, daß fast 7 Millionen Pfund, ein Achtel der Staatseinnahme, der Kontrolle des Parlamentes entgehe. ‒ Sir C. Wood suchte von Seiten des Gouvernements die deswegen gemachte Motion zu bekämpfen. ‒ Colonel Sibthorp erwiederte durch einen persönlichen Angriff auf Dr. Bowring. ‒ Hr. Hume forderte den letztern indeß auf, bei seinem Vorschlag zu beharren, und bei einer dann erfolgenden ersten Abstimmung ergab sich eine <hi rendition="#g">Majorität</hi> von 1 Stimme, bei einer zweiten eine Majorität von 5 Stimmen <hi rendition="#g">gegen die Minister</hi>. Diese Niederlage des Gouvernements wurde mit lautem Applaus entgegengenommen.</p> <p>Auf einen Antrag Feargus O'Connor's wurde dann ein Comité in Betreff der chartistischen Landkompagnie ernannt.</p> <p>Im Hause der Lords trug das Ministerium bei einer Abstimmung in Betreff des irischen Armenges tzes gestern Abend eine Schlappe davon, indem eine Mo ion Lord Lucan's, trotz der Opposition des Marquis von Landsdowne, Earl Grey's und Lord Campbell's, mit einer Majorität von 6 Stimm n angenommen wurde.</p> <p>Konsols sanken in Folge der Chartistenbewegung von 84 1/4 auf 83 3/4 und 7/8 31. Mai. 3 Uhr.</p> </div> <div xml:id="ar003_023" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> <hi rendition="#g">Bradford.</hi> </head> <p>Die Arbeiter der hiesigen Gegend, schon seit langer Zeit in Folge der Handelskrisis sehr aufgeregt, haben eine Emeute gemacht. Die Manufaktur-Distrikte des Nordens, Lancashire und West-Riding, seit fünfzig Jahren das Centrum der radikalen Arbeiterbewegung, waren durch die Niederlage der Londoner Chartisten am 10. April keineswegs geschlagen. Im Gegentheil, sie bereiteten ihre Aktion erst vor. Namentlich die Arbeiter des West-Riding gingen mit großer Ruhe und Entschlossenheit zu Werke. Sie fingen an sich in militärischen Evolutionen zu üben, sie exerzierten in Massen von mehreren Tausend, sie hielten Posttauben bereit, die ihre Befehle überall hin trugen. Die Agitation wuchs täglich. Die Behörden fingen an, Spezialkonstabler einzuschwören; das Exerzieren wurde für ungesetzlich erklärt.</p> <p>Freitag, 26. d. wurden zwei wegen Exerzierens verhaftete Chartisten an der Eisenbahnstation von Bingley durch 2000 Menschen befreit; einen derselben trat am Sonntag Mittag schon wieder in einem Meeting auf. Am 29. gingen 40. Spezialkonstabler in Bradford aus um zwei Chartistenchefs zu verhaften, wurden dabei vom Volk überfallen und schmählich geprügelt. Sofort schlossen sich alle Läden, die Chartisten der Vorstädte zogen nach Bradford, paradirten durch die Straßen, und zogen wieder ab, nachdem sie ihren Freunden der Umgegend durch Taubenpost Rendezvous gegeben hatten.</p> <p>Inzwischen zogen die Behörden ihre Truppen, Yeomanry (reitende Bauernmiliz), Polizei und Spezialkonstabler zusammen und ließen gegen 4 Uhr ihre Bewaffneten gegen die in den Straßen angehäuften Menschenmassen anrücken. In der Adelaide-Street sperrte ihnen eine kompakte Masse Chartisten den Weg. Die Polizei griff an. Die Chartisten wehrten sich mit Knitteln und Steinen und trieben die Polizei zu Paaren. Aber im Rücken von Dragonern angegriffen, mußten sie nach tapferm Widerstand weichen. 18 wurden gefangen. Die gefährlichste Waffe, die man bei den Chartisten fand war ein einziger Dolch! Nachher wurden noch viele Verhaftungen vorgenommen und einige Lanzen vorgefunden. Auf den Straßen wurde die Aufruhrakte verlesen, damit man diese lästige Förmlichkeit ein für allemal abgemacht hätte.</p> </div> <div xml:id="ar003_024" type="jArticle"> <head> <hi rendition="#g">Leeds.</hi> </head> <p>Auch hier haben die Chartisten in den letzten 14 Tagen fortwährend exerzirt.</p> </div> <div> <head> <hi rendition="#g">Pr. Elektr. Telegraphen.</hi> </head> <div xml:id="ar003_025" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">Oldham,</hi> 31. Mai.</head> <p>Hier sind Unruhen ausgebrochen; die Fenster werden eingeworfen und die Fabriken stillgesetzt.</p> </div> <div xml:id="ar003_026" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">Manchester,</hi> 31. Mai, Mittag.</head> <p>Die Oldhamer stehen eine halbe Stunde von hier. Polizei und Spezialkonstabler sperren ihnen in Massen den Weg. Manchester ist ruhig.</p> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Polen.</hi> </head> <div xml:id="ar003_027" type="jArticle"> <head><hi rendition="#g">Krakau,</hi> 27. Mai.</head> <p>Die galizische Deputation hat vom Ministerium Antwort auf ihre Petition erhalten. In Lemberg und hier in Krakau wird ein Landtag stattfinden. Die Wahlen werden im Krakauer Gebiete Dienstag den 30. d. und in der Stadt Freitag den 2. Juni vor sich gehen. Den hier zurückgebliebenen Emigranten ist vom Ministerium der fernere Aufenthalt hierselbst gestattet worden.</p> <bibl>(A. A. Z.)</bibl> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0011/0003]
Italien. *Turin, 25. Mai. _ Livorno, 18. Mai. _ Neapel, 31. Mai. _ Mailand. _ Französische Republik. Paris, 31. Mai. Die Exekutivkommission hat einen langen Bericht über den Tag des 15. deponirt. Wir werden, nach diesem Bericht und andern Quellen der verschiedensten Art, eine Darstellung dieses Aufstandes in kurzer Frist unsern Lesern vorlegen.
‒ Die Verhaftungen wegen des 15. Mai fahren noch immer fort.
‒ Gestern wurden an allen Straßenecken von Paris in ungeheurer Anzahl Riesen-Plakate angeschlagen, in denen den Arbeitern empfohlen ward den Prinzen von Joinville zum Deputirten in die National-Versammlung zu wählen, da er besser für die Arbeiter sorgen werde, als die egoistischen Bourgeois, die jetzt regierten. Diese Zettel, mit mitleidigem Lächeln gelesen, waren in einer Stunde schon sämmtlich wieder abgerissen.
Sitzung der National-Versammlung vom 30. Mai. Die Verlesung einer Reihe von Gesetz-Vorschlägen eröffnet die Sitzung. ‒ Eine Petition der Arbeiter in den National-Ateliers wegen Entfernung des Hrn. Thomas wird als erledigt betrachtet, erhält aber die Ehre der Erwähnung im Protokoll.
Reorganisation der National-Werkstätten. Hr. Paul Sevestre legt eine Reihe Papiere vor, in denen mehrere Industriechefs betheuren 1) in einer großen Zahl Ateliers sei Arbeit genug zu haben, 2) viele Arbeiter hätten Privat-Ateliers verlassen wo sie 4‒6 Fr. verdienen konnten, um sich in den National-Ateliers mit einem Salair von 1‒2 Fr. einschreiben lassen; 3) daß „Wühlereien“ unter den Arbeitern existirten, und beruft sich deßwegen auf Unordnungen die den 30. Mai (also vor sechs Wochen!) in einer Tapetenfabrik vorfielen. (Die Arbeiter, um den Staat zu zwingen, den Betrieb der Industrie in seine Hände zu nehmen, koalisiren sich gegen die Privatindustrie und werfen sich massenweise auf die National-Ateliers). ‒ Hr. Joigneaux beginnt mit einigen sozialistischen Wendungen, die die Versammlung gerade wie die vorige Deputirtenkammer, durch allgemeines Gelächter abschneidet; er schlägt sozialistische Experimente vor, namentlich für den Ackerbau. ‒ Hr. Douire liest im Namen des erkrankten Hrn. Benoit eine Rede vor, worin auf die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht wird, zahlreichen brodlosen Arbeitern Beschäftigung zu schaffen. ‒ Hr. Michot: Repräsentanten, ich glaube allerdings daß die Nationalwerkstätten reorganisirt werden müssen. Ich will der Kommission keine Opposition machen. Aber ich muß protestiren gegen die Sprache des Citoyen Sevestre ‒ das ist die eines Fabrikanten der die Leiden eines Arbeiters nie durchgemacht hat (anhaltendes Murren). Ich wohne bei Arbeitern, täglich kommen Arbeiter hin, die Arbeit suchen und keine finden. Man sage nur nicht, daß die Arbeiter nicht arbeiten wollen! (doch! doch!) Wenn ihrer Einige die Arbeit verweigert haben, so wissen wir warum (neue Unterbrechung) und so hatten sie ihre Gründe dazu. ‒ Hr. Grandin entdeckt, daß das Hinziehen der Arbeiter in die Nationalwerkstätten und ihr Verlassen der Privatindustrie einen geheimen Grund haben müsse. Er erinnert an den Brief von Blanqui, worin die Demokraten aufgefordert werden, die Bourgeoisie durch einen anhaltenden kleinen industriellen Krieg zu ermüden. Die Regierung habe mit Recht anfangs abgewartet. Jetzt aber sei die Zeit der halben Maßregeln vorbei. (Beifall.) Die Fabrikanten haben kein Geld und keine Sicherheit. Durch die Aufhetzung der Arbeiter sind sie zu wahren Sklaven geworden. Die Versammlung muß hier einschreiten. ‒ Hr. Trélat bedauert sagen zu müssen, daß die Arbeiter viel weniger Tugenden haben, als er geglaubt hatte. Eine Anzahl allerdings hätte Anstandsgefühl genug gehabt, nicht in die Nationalwerkstätten zu gehen, bis die äußerste Noth sie dazu trieb. Das ist edel. (Herr Proudhon: Das ist die schöne Seite der Sache!) Aber es gebe auch Arbeiter, wie die, welche vor 14 Tagen eine schöne Rede des Herrn Ministers voll empfindsamer Gemeinplätze mit lautem Murren bei jedem Gemeinplatz empfangen; Arbeiter, die eine andre gesellschaftliche Einrichtung erstrebten, welche nur zum Elend und Ruin führen könne; Arbeiter, die eine Klasse der Gesellschaft gegen die andere aufhetzen wollen; glücklicher Weise seien das die wahren Arbeiter nicht. Diese letzteren, diejenigen, welche in seinem Geist dächten, würden morgen mit einer neuen Maßregel des Herrn Ministers bescheert werden. ‒ Nachdem noch Hr. Wolowski, Hr. Joigneaux, Hr. Grandin gesprochen, wurden alle vier § des Dekrets angenommen. Ein Zusatzartikel, der die regelmäßig zu bestimmten Zeiten nach Paris kommenden Arbeiter von der Ausweisung ausnimmt, wird angenommen.
Stellung der Exekutive. Die Kommission hat einen neuen Berichterstatter; schon den dritten. Sie schlägt einen Zusatzartikel im Sinne des im ursprünglichen Dekret vorhandenen vor. Herr Labordère, ehemaliger Berichterstatter, schlägt im Sinne der Minorität der Kommission ein Amendement vor. Er spricht gegen die demokratische Partei, wobei er häufig unterbrochen wird, erklärt, jede gute Regierung müsse einheitlich sein; entwickelt sein spitzfindiges Amendement und schließt unter allgemeinem Geräusch. ‒ Herr Billault, Herr Düfaure und Herr Lamartine sprachen noch über den Artikel. Letzterer schlug einen kleinen Zusatz vor, mit dem der Artikel angenommen wird. Der Artikel besagt: Die militärischen Dispositionen außerhalb des Versammlungspalastes gehören zum Ressort der Exekutive; die Rechte des Präsidenten für Fälle der Dringlichkeit, (worüber er allein urtheilt) welche im Reglement festgestellt sind, bleiben vorbehalten. Die eingeklammerten Worte bilden Lamartines Amendement. Hr. Rolland legte hierauf den Bericht des Ausschusses über die Unvereinbarkeit von besoldeten Amtsverrichtungen mit der Stelle eines Volksvertreters vor. Der Bericht trägt darauf an, daß kein Volksvertreter, der nicht schon Beamter ist, während der Dauer der Sitzung und bis nach den nächsten Wahlen Beamter werden oder irgend eine Besoldung erhalten könne. Ausgenommen hiervon sind die Minister, die Unterstaats-Sekretäre, der Polizei-Präfekt, der Maire von Paris, der Ober-Kommandant der Nationalgarde und der General-Prokurator des Appellgerichtes von Paris. Aber auch diese Personen können nicht noch nebst ihrem Gehalte die Entschädigung für die Volksvertreter beziehen. Die Volksvertretung darf sonst auf die ihm zugewiesene Entschädigung von 25 Frs. täglich verzichten. Die Vertreter können mit Missionen im In- oder Auslande beauftragt werden. Der Entwurf wird übermorgen erörtert werden. Heute finden die Interpellationen wegen der Vorfälle in Neapel Statt.
National-Versammlung. Sitzung vom 31. Mai. Hr. Durrieu (Red. des Courrier Français) interpellirt den Minister der auswärtigen Angelegenheiten wegen Neapel. Hr. Bastide erklärte, gleich bei Beginn des Kampfes habe Admiral Baudin protestirt, aber vergebens. Am 16. habe er seine Schiffe vor das Schloß des Königs gelegt und eine zweite Aufforderung geschickt. Hierauf sei die Plünderung eingestellt, die gefangenen Franzosen freigegeben, und ihnen Entschädigung zugesagt worden. Weiter habe Baudin völkerrechtlich nichts thun können. Von Paris aus seien gleich energische Instruktionen an die Gesandten in Neapel und Bern, so wie an Baudin geschickt. Das sei Alles was er für jetzt sagen könne und dürfe. Die Tagesordnung wird einstimmig beschlossen. ‒ Hr. Dahirel interpellirt den Marineminister Casy wegen des ohne Zuziehung der Versammlung reorganisirten Admiralitätsraths. Hr. Casy: Da der Admiralitätsrath keine organisirende sondern eine bloß berathende Behörde ist, so gehört seine Organisation nicht der Gesetzgebung, sondern der Verwaltung an. Die Exekutivkommission habe ihre Zustimmung zu der Maßregel gegeben. Hr. Lacrosse, Präsident des Marine-Comités, schließt sich der Ansicht des Hrn. Dahrel an. Dem Marine-Comité habe die Sache übrigens nicht vorgelegt werden können, weil dies noch nicht konstituirt sei. Hr. Crémieur vertheidigt den Marineminister der nur ein Dekret der provisorischen Regierung ausgeführt habe, was noch nicht aufgehoben sei. Hr. Delaussat kündigt Interpellationen wegen der noch nicht ausgeführten Aufhebung der Negersklaverei an. Hr. Dahirel, Hrn. Cremieux an twortend,erklärt daß die Maßreg el des Hrn. Casy mit dem fraglichen Dekret der provisorischen Regierung in Widerspruch stehe. Tagesordnung beschlossen. ‒ Der Präsident kündet eine wichtige Milttheilung an: das Verlangen des General-Prokurators: LouisBlancalsTheilnehmerandenEreignissen des 15. Mai inAnklagestand setzen und verhaften zu dürfen, auf Grund seiner eigenen Zeugenaussagen und der Aussagen Anderer. Ein Mitglied der Linken erklärt, wenn L. Blanc vom Peristyl herab das Volk zu beruhigen gesucht habe, so sei dies auf Ersuchen des Präsidenten Buchez geschehen. Ein zweites Mitglied von den Linken trägt auf Ernennung einer Kommission an. Louis Blanc: Nicht für mich persönlich, sondern als Repräsentant des Volks spreche ich in dieser Angelegenheit, protestire ich gegen diese zahllosen, auf blose Indizien hin erfolgenden Verhaftungen. Die Epoche der Proskriptionen beginnt, und der Aechtung fallen zuerst die als Opfer, die in der Stunde der Gefahr die Leitung übernahmen, die die Todesstrafe für politische Verbrechen abschafften, die die persönliche Freiheit heilig erklärten! Aber nehmt Euch in Acht, Citoyens! Die Epurationen fangen an; heute erliegen wir, morgen kommen andre an die Reihe, so hat die Reaktion von jeher verfahren. Ich habe mich stets gegen die Demonstration des 15. Mai ausgesprochen. Sie hat der Republik einen harten Schlag versetzt. Aber ächtet nur immerhin die Republikaner, die Republik ist fortan unsterblich und Ihr werdet sie nicht tödten. Was ich am 15. gesagt, will ich verantworten. Ich sagte es, um euer bedrohtes Leben zu retten. Nur warne ich nochmals; haltet ein auf dem betretenen Wege, eh' es zu spät ist; wo nicht, so wird bald das politische Schaffot wieder errichtet werden. Am 15. Mai ‒ meine Collegen, die neben mir saßen, wissen es ‒ blieb ich trotz aller Aufforderungen an meinem Platz, bis der Citoyen Präsident mir auftrug, zum Volke zu sprechen. Ich that es, ich sprach nur beruhigende, versöhnende Worte, und jetzt tritt die Verschwörung der Lüge und Heuchelei hervor und klagt mich an! Es sei, stellt mich vor Gericht, so werde ich das Schweigen wenigstens brechen können das ich, der infamsten Verdächtigung bloßgestellt, bisher freiwillig gehalten. Ich gebe diese Erklärung wegen meiner Stellung als Publizist, keineswegs um mich zu rechtfertigen. Ein Redner der Linken bestätigt feierlich Blanc's Aussage. Ein Redner der Rechten: Ich protestire gegen den Ausdruck Proscription ‒ (Unterbrechung; der Redner muß die Tribüne verlassen.) Auf Etienne Aragos Aufforderung bestätigt Buchez Louis Blanc's Aussage ebenfalls. Ein neuer Redner sagt: Während so viele Bänke leer standen, blieb L. Blanc ruhig auf seinem Platz (lautes Geschrei, Protestationen, Repliken von allen Seiten, allgemeiner Tumult). Crémieur, als Justizminister, spricht im Interesse seines Fachs für die Verfolgung; doch möge man die Sache an eine Kommission verweisen. Dies geschieht, und die Kammer zieht sich in die Bureaux zurück, um die Kommission zu ernennen, nachdem die Sitzung suspendirt ist.
Spanien. Madrid, 26. Mai. Eine telegraphische Depesche von Lissabon zeigt an, daß die Insurgenten von Sevilla auf portugiesisches Gebiet übergetreten und dort entwaffnet worden sind. Es waren 4‒600 M. zu Fuß und 260 Lanciers mit 2 Kanonen. Waffen und Pferde sind wieder zur Verfügung der spanischen Regierung gestellt. Die Insurgenten werden nach den Azoren eingeschifft werden.
Großbritannien. *London, 31. Mai. Während die Franzosen die Lage der Arbeiter in ihrem eigenen Lande zu heben suchen, beschäftigen sich die Engländer wieder mit gigantischen Emigrationsplänen. Der Arbeiter, ruft die Times ungefähr aus, ist dabei interessirt, seinen niedrigen Lohn mit den Annehmlichkeiten des Lebens zu vertauschen. Der Fabrikant ist dabei interessirt, statt eines Paupers einen Kolonisten zu seinem Kunden zu bekommen. Der wahrhaft heruntergekommene Arme ist dabei interessirt, aus jener verpesteten Masse arbeitsfähiger Pauvers, welche der öffentlichen Mildthätigkeit zur Last fallen, herausgerissen zu werden. Der Arbeitgebende der Kolonie ist dabei interessirt Diener zu erhalten, welche seinen Pflug, seine Schafe, seine Pferde besorgen, welche seine Kinder waren, seine Küche bestellen und sogar die Speise verzehren, welche um ihn her verdirbt. Der Kaufmann und der Rheder sind bei dem Kolonialhandel und dem Transport von Emigranten interessirt. Alle Partheien sind dabei interessirt und es fragt sich nur, wie die Sache zu thun ist, und wer sie thun soll. Das Gouvernement, meint dann die Times, solle sie in seine Hand nehmen. Der Lenker eines Staates sei der Oedipus, der das nationale Räthsel zu lösen habe u. s. w.
Wir sehen aus diesen Raisonnements wie die Briten aufs Neue ein Experiment in jener wichtigsten aller Fragen vorbereiten, in der sie von den Zeiten der Königin Elisabeth bis auf den heutigen Tag, fast ununterbrochen die wunderlichsten Versuche aneinander gereiht haben. Wenn man zu Heinrich VIII. oder zu Elisabeths Zeiten die Bettler brandmarkte und sie zu hunderten auf das Schaffot schleifte oder wenn man ihnen unter der Königin Victoria, wie vor wenigen Jahren in der Andover Union, in dem Bereich der Armenbastille so wenig zu essen gab, daß sie hungergefoltert über die der Knochenmühle bestimmten Reste der Beinhäuser und der Schindergruben herfielen, um durch das Abnagen der letzten faulen Fleischfasern ihr Leben von einem zum andern Tage zu fristen: so sehen wir in diesen Vorfällen nur dasselbe, daß die bisherigen Versuche der Noth ein Ende zu machen, trotz der enormen dadurch verursachten Staatsausgaben ebenso barbarisch als unwirksam waren. Die Tunes, welche mehr als jedes andere Blatt mit Hohn und Spott über die Experimente der republ. Franzosen hergefallen ist, beschäftigt sich nur wie gesagt mit dem Plane, die ganze „überflüssige Bevölkerung“ des Landes über das Meer nach den gesegneten Fluren einer besseren Hemisphäre hinüber zu transportiren. Wie den unglücklichen Irländer Mitchell schickte sie gern halb Großbrittanien und Irland nach Botany-Bay; das wäre freilich gar nicht übel; auf diese Weise brächte man alle Schwierigkeiten aus der Welt, oder wenigstens nach der ungefährlichsten Ecke der Welt.
Die armen Iren und Briten sind leider aber gar nicht bereit, den reichen Hr. Walter in seinen welterleichternden Spekulationen zu unterstützen. Sie wissen, daß die Schafzüchter auf van Diemens Land nicht so glücklich sind wie die Schäfer Arkadiens. Sie wissen, daß man von Staatswegen noch vor kurzem mit dem Projekte umging, eine Schiffsladung armer Mädchen, deren einziges Verbrechen die Liebe war, nach Botany-Bay zu transportiren um ‒ wir bitten es wohl zu merken: „die Moralität unter den Männern in Ihrer Majestät fernsten Besitzungen zu verbessern!“ Die englischen und irischen Paupers wissen dies; ungefällig wie sie sind, ziehen sie es vor auf dem Schauplatz der Begebenheiten zu bleiben.
Uebrigens hat der Entvölkerungs-Malthus ja be eits nachgewiesen, daß es mit der ganzen Emigrationsgeschichte dumm s Z ug ist. Die überflüssige Bevölkerung und die Misere der Arbeiter ist die Basis der englischen Industrie und beim Lichte besehen, ist es auch eine Unmöglichkeit alle Paupers nach jener Welt zu befördern.
Sollte Großbritannien aber gar noch in Kriege verwickelt werden, da würde man vollends erst wieder wie Anno 1810, in alten Gassen London's singen:
Suppose the Duke be short of men,
What would old England say:
They'd wish, they had those lads again
They'd sent to Botany-Bay.
Und hätte der Herzog im Kriege kein Glück
Wie würde wohl lauten Alt-Englands Schrei:
O hätten wir doch die Jungens zurück
Die geschickt wir nach Botany-Bai.
London, 31. Mai. Im Hause der Gemeinden erklärte Sir G. Grey gestern Abend auf eine Interpellation des Hrn. Roch, daß Maßregeln getroffen seien, um die Verurtheilung Mitchell's vollkommen in Ausführung zu bringen; eine Erklärung, welche von fast allen Mitgliedern des Hauses mit lautem Beifall aufgenommen wurde. ‒ Lord Robert Grosvenor machte hierauf eine Motion in Betreff einer Petition der Bäckermeister und Gesellen wegen der Dauer ihrer Arbeitsstunden u. s. w., die jedoch nach einer kurzen Debatte mit einer Majorität von 12 Stimmen verworfen wurde. ‒ Hr. Bouverie beantragte dann eine Reform der geistlichen Gerichtshöfe; da Sir Georg Grey indeß eröffnete, daß das Gouvernement diese Sache in seine eigene Hände zu nehmen beabsichtige, so kam es darüber nicht zur Abstimmung. ‒ Dr. Bowring richtete dann die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand, daß fast 7 Millionen Pfund, ein Achtel der Staatseinnahme, der Kontrolle des Parlamentes entgehe. ‒ Sir C. Wood suchte von Seiten des Gouvernements die deswegen gemachte Motion zu bekämpfen. ‒ Colonel Sibthorp erwiederte durch einen persönlichen Angriff auf Dr. Bowring. ‒ Hr. Hume forderte den letztern indeß auf, bei seinem Vorschlag zu beharren, und bei einer dann erfolgenden ersten Abstimmung ergab sich eine Majorität von 1 Stimme, bei einer zweiten eine Majorität von 5 Stimmen gegen die Minister. Diese Niederlage des Gouvernements wurde mit lautem Applaus entgegengenommen.
Auf einen Antrag Feargus O'Connor's wurde dann ein Comité in Betreff der chartistischen Landkompagnie ernannt.
Im Hause der Lords trug das Ministerium bei einer Abstimmung in Betreff des irischen Armenges tzes gestern Abend eine Schlappe davon, indem eine Mo ion Lord Lucan's, trotz der Opposition des Marquis von Landsdowne, Earl Grey's und Lord Campbell's, mit einer Majorität von 6 Stimm n angenommen wurde.
Konsols sanken in Folge der Chartistenbewegung von 84 1/4 auf 83 3/4 und 7/8 31. Mai. 3 Uhr.
*Bradford. Die Arbeiter der hiesigen Gegend, schon seit langer Zeit in Folge der Handelskrisis sehr aufgeregt, haben eine Emeute gemacht. Die Manufaktur-Distrikte des Nordens, Lancashire und West-Riding, seit fünfzig Jahren das Centrum der radikalen Arbeiterbewegung, waren durch die Niederlage der Londoner Chartisten am 10. April keineswegs geschlagen. Im Gegentheil, sie bereiteten ihre Aktion erst vor. Namentlich die Arbeiter des West-Riding gingen mit großer Ruhe und Entschlossenheit zu Werke. Sie fingen an sich in militärischen Evolutionen zu üben, sie exerzierten in Massen von mehreren Tausend, sie hielten Posttauben bereit, die ihre Befehle überall hin trugen. Die Agitation wuchs täglich. Die Behörden fingen an, Spezialkonstabler einzuschwören; das Exerzieren wurde für ungesetzlich erklärt.
Freitag, 26. d. wurden zwei wegen Exerzierens verhaftete Chartisten an der Eisenbahnstation von Bingley durch 2000 Menschen befreit; einen derselben trat am Sonntag Mittag schon wieder in einem Meeting auf. Am 29. gingen 40. Spezialkonstabler in Bradford aus um zwei Chartistenchefs zu verhaften, wurden dabei vom Volk überfallen und schmählich geprügelt. Sofort schlossen sich alle Läden, die Chartisten der Vorstädte zogen nach Bradford, paradirten durch die Straßen, und zogen wieder ab, nachdem sie ihren Freunden der Umgegend durch Taubenpost Rendezvous gegeben hatten.
Inzwischen zogen die Behörden ihre Truppen, Yeomanry (reitende Bauernmiliz), Polizei und Spezialkonstabler zusammen und ließen gegen 4 Uhr ihre Bewaffneten gegen die in den Straßen angehäuften Menschenmassen anrücken. In der Adelaide-Street sperrte ihnen eine kompakte Masse Chartisten den Weg. Die Polizei griff an. Die Chartisten wehrten sich mit Knitteln und Steinen und trieben die Polizei zu Paaren. Aber im Rücken von Dragonern angegriffen, mußten sie nach tapferm Widerstand weichen. 18 wurden gefangen. Die gefährlichste Waffe, die man bei den Chartisten fand war ein einziger Dolch! Nachher wurden noch viele Verhaftungen vorgenommen und einige Lanzen vorgefunden. Auf den Straßen wurde die Aufruhrakte verlesen, damit man diese lästige Förmlichkeit ein für allemal abgemacht hätte.
Leeds. Auch hier haben die Chartisten in den letzten 14 Tagen fortwährend exerzirt.
Pr. Elektr. Telegraphen. Oldham, 31. Mai. Hier sind Unruhen ausgebrochen; die Fenster werden eingeworfen und die Fabriken stillgesetzt.
Manchester, 31. Mai, Mittag. Die Oldhamer stehen eine halbe Stunde von hier. Polizei und Spezialkonstabler sperren ihnen in Massen den Weg. Manchester ist ruhig.
Polen. Krakau, 27. Mai. Die galizische Deputation hat vom Ministerium Antwort auf ihre Petition erhalten. In Lemberg und hier in Krakau wird ein Landtag stattfinden. Die Wahlen werden im Krakauer Gebiete Dienstag den 30. d. und in der Stadt Freitag den 2. Juni vor sich gehen. Den hier zurückgebliebenen Emigranten ist vom Ministerium der fernere Aufenthalt hierselbst gestattet worden.
(A. A. Z.)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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