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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 3. Köln, 3. Juni 1848.

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*Berlin, 31. Mai.

Auf das Trauerspiel folgt die Komödie, auf den furchtbaren Ernst den Scherz, auf die Volksjustiz gegen den Prinzen von Preußen die Bürgerwehrjustiz gegen den General v. Aschoff. Unsere gebildeten Stände, die Bürgergardisten, haben gestern Abend ein sehr ergötzliches Lynchgericht über ihren Kommandanten Aschoff abgehalten. Die noch vor Kurzem reaktionäre, aber durch die letzten Akte der Regierung wieder aufgeregte Bürgerwehr war mit ihrem ehemaligen Liebling sehr unzufrieden geworden. Man verlangte seine Absetzung so laut, daß Herr Aschoff sich wirklich veranlaßt sah, deswegen an die gesammte Bürgerwehr zu appelliren. Er berief also die sämmtlichen Bataillone der Bürgerwehr nebst den fliegenden Korps zusammen, und der Erfolg scheint für ihn nicht glänzend gewesen zu sein. Im zweiten Bataillon wenigstens ging es ihm schlecht, obwohl ein Major Wimpfen für ihn auftrat und nachzuweisen suchte, daß die Cumulirung des Kommandos der Bürgerwehr mit der Kommandantur der Stadt in seinen Händen keine reaktionäre Sicherheitsmaßregel, sondern ein königliches Kompliment für die Bürgerwehr sei. Trotzdem stimmte eine starke Majorität für seine Absetzung; dasselbe geschah beim Künstlercorps. Dahin konnte es kommen, daß ein kgl. preuß. General, ein Mann, der Dannewirke gestürmt haben könnte, sich gefallen lassen muß, von Häringskrämern, Commis-Voyageurs, bei der Steuerpartie angestellten Unteroffizieren, Studenten u. s. w. abgesetzt zu werden!

Berlin, 31. Mai.

Sitzung der konstituirenden Versammlung. Das Protokoll wird verworfen, weil die Antwort Hrn. Camphausens auf die Interpellation des Hrn. Jung sehr ausführlich gegeben war. - Hr. Frenken nimmt in Beziehung auf die Interpellation selbst das Wort, versichert, das Militär habe nicht die Schuld an den Aachener Unruhen, es habe sich mit bewundernswürdiger Mäßigung benommen, alle Beschimpfungen ertragen etc. Ob einzelne Reservisten Ordnungswidrigkeiten begangen, sei noch gar nicht erwiesen u. s. w. Hr. Jung replicirt kurz; die Versammlung geht zur Tagesordnung über. - Ein Schreiben des Generalstabs des 5. Armeekorps (Posen) antwortet auf eine vor einiger Zeit gemachte Angabe des Hrn. Reichenbach. Dieser hatte gesagt, in der polnischen Ausgabe des Erlasses des Generals v. Pfuel fehle die in der deutschen vorhandene Drohung, die gefangenen Aufrührer würden mit aller Strenge bestraft werden. Jetzt erklärt Hr. Pfuel, daß dieser Satz eingerückt sei, nachdem schon 100 Exemplare abgezogen waren, in den übrigen 5000 Exemplaren stehe er aber. Diesen "Zufall" hätten die Polen leider wieder auf's Gehässigste ausgebeutet. Hr. Reichenbach antwortet, dieser Zufall gehöre wahrscheinlich auch zu den beliebten "Mißverständnissen". - Es folgte eine sehr konfuse Debatte darüber, ob die eingegangenen Anträge an Kommissionen oder an die Abtheilungen gehen sollten. Der Gegenstand wurde fallen gelassen. - Die Sitzung dauerte fort. (S. unten.)

XBerlin, 31. Mai.

Die Sitzungen unserer Deputirtenkammer werden intressanter, schmälern aber auch unsere Hoffnungen auf den Sieg der demokratischen Partei. Die Linke zersplittert sich zu sehr und hat bis jetzt noch kein Talent aufgewiesen, das fähig wäre, sie zu leiten und gegenüber einem furchtsamen Centrum, das mit dem Sturze des Ministeriums nur Anarchie sieht, gegenüber einem konservativen, parteiischen Präsidenten zusammenzuhalten. In der heutigen Sitzung erstattete Hr. v. Unruh, als Vorsitzender der Kommission zur Prüfung der Wahlen, Bericht über die Wahl des Wirsitzer Kreises. Die Kommission entschied sich für die Gültigkeit der bloß wegen Verspätung beanstandeten Wahl. Die Versammlung stimmt der Kommission bei und wir sind begierig, ob der Prinz von Preußen diese auf ihn gefallene Wahl annehmen wird. - Baumstark interpellirt den Minister der öffentlichen Arbeiten über die gestern Abend vor seinem Hotel statt gehabte Arbeiterversammlung. Herr Patow besteigt die Tribüne und sagt, daß er zwar noch sehr angegriffen sei von dem Vorfalle, daß er aber doch, so viel in seinen Kräften stehe, darüber Bericht erstatten wolle. Die Regierung, ebenso wie die Stadt Berlin, habe sich bei der eingetretenen Geschäftsstockung bemüht, die brodlosen Arbeiter möglichst zu beschäftigen; erstere habe 3000, letztere 2500 Arbeitern Beschäftigung gegeben; die Regierung wie die Stadt habe den Vorstellungen der Arbeiter auf einen Taglohn von 15 Sgr. und zehnstündige Arbeitszeit Folge gegeben. Hierdurch seien aber bald Uebelstände eingetreten, die Arbeiter hätten nichts gethan, und habe man sich deshalb genöthigt gesehen, die Leute im Akkord zu beschaftigen. Weil man nicht alle beschäftigen konnte, überließ man der Stadt, eine Auswahl zu treffen, und z. B. junge Leute zu berücksichtigen. Hierdurch sind mehrere der bisher Beschäftigten ohne Verdienst. Gestern nun stellte sich eine bedeutende Anzahl von Arbeitslosen vor seinen Hotel ein, und schickte ihm eine Deputation zu mit der Forderung einer Arbeitsversprechung für den kommenden Morgen. Auf die Vorstellung, daß viele von den Untenstehenden schon den ganzen Tag nichts genossen, erklärte er, daß er aus seiner Tasche ihnen etwas geben wolle, daß er aber bis morgen keineswegs Arbeit zu schaffen wisse. Die Deputation wagte es nicht, diesen Bescheid herunter zu bringen. Der Minister zog sich jetzt in sein Zimmer zurück, vernahm aber bald ein fürchterliches Krachen an seiner Hausthür. Er ging herunter und ließ öffnen. Zwei Stunden lang parlamentirte er mit dem Volke; zuletzt wurde die angebotene Unterstützung nicht als Geschenk, sondern auf Abschlag für zu leistende Arbeit angenommen, worauf sich die Ruhe wieder herstellte. - Herr Baumstark stellte hierauf den Antrag, die Versammlung solle zu Protokoll erklären, sie ersuche das Ministerium, dte geeignetsten Maßregeln für die Sicherung der Ruhe zu ergreifen. In die Abtheilungen verwiesen. - Der Abg. Jung stellt hierauf an den Kriegsminister die Frage, ob es wahr sei, daß alle Waffen aus dem Zeughause geräumt und verschickt werden. Es gehe das Gerücht, daß man Berlin entwaffnen wolle. Man habe schon Waffensendungen angehalten und es seien deshalb heute Unruhen*) vor dem Zeughause. Der Kriegsminister schickt seinen Kommissarius, Herrn Fischer, auf auf die Tribüne. Dieser giebt zu, daß seit 14 Tagen gegen 10,000 Gewehre aus dem Zeughause genommen und verschickt seien; daß diese aber zur Bewaffnung der Bürgerwehr, z.B. in Lückenwalde dienen sollten, oder alte, hier reparirte Gewehre fremder Garnisonen seien Das Gerücht, daß geladene Geschütze im Zeughause stehen, zog er ins Lächerliche. Hr. Jung antwortete nicht. Ich bemerke nur, daß es bis jetzt beim Militär nicht Gebrauch war, die schlechten Gewehre in andern als den resp. Garnisonsorten repariren zu lassen (und vollends in Berlin wo gar keine Gewehrfabrik ist! die nächste ist in Potsdam); daß 6 nicht geladene, aber zur Abfahrt fertige Geschütze mit und 8 Geschütze ohne Munition im Zeughause stehen und daß die dort kampirende Kompagnie Infanterie per Mann 60 scharfe Patronen führt. - Hr. Camphausen erwähnte der zirkulirenden Gerüchte über angeblich reaktionäre Maßregeln der Minister nur um bei dieser Gelegenheit zu erklären, die Versammlung und das Ministerium müßten solidarisch sein, und man müsse sobald wie möglich eine Abstimmung provoziren, die die Existenz oder den Mangel dieser Uebereinstimmung konstatire. Die Minister wünschten nichts mehr als in einer großen Debatte ihre Ansichten zu entwickeln. - Dunker trägt nun auf eine Adresse als Antwort auf die Thronrede an. Weichsel aus Magdeburg spricht dagegen. Adressen seien leere Fömlichkeiten, die Versammlung habe etwas Besseres zu thun. Hansemann: Mit Entrüstung weise ich die Zumuthung zurück, als verfolge die Regierung reaktionäre Tendenzen. Die Adreßdebatte wird Gelegenheit geben uns auszusprechen; harmoniren wir nicht mit der Versammlung, so treten wir ab. - Berends ist gegen die Adresse, ohne darum ein unbedingter Gegner des Ministeriums zu sein. Man spreche vom Usus konstitutioneller Kammern; hier sei keine Kommer, sondern eine Konstituante. Die Gesetzvorschläge selbst bieten dem Ministerium Gelegenheit sich über seine Grundsätze aussprechen, und solche Debatten sind die wichtigsten. Hansemann erklärt hierauf, daß er das Erlassen einer Adresse für wichtig genug halte, um daraus eine Kabinetsfrage zu machen. Der Abg. Mätze aus Schlesien: Ein Dank an den König ist nicht nöthig, da die Zusammenberufung der Versammlung keine Gnade, sondern eine Nothwendigkeit war. Sehr viele Mitglieder sind nicht zu politischen Debatten hier, sondern nur zur Entscheidung sozialer Fragen. Der Minister Auerswald erklärt jetzt, daß der Finanzminister nicht blos in seinem eigenen, sondern im Namen des ganzen Kabinets gesprochen. - Bei der Abstimmung erklärte sich eine bedeutende Majorität für die Adresse. Mitglieder zu Einer Kommission für die Entwerfung der Adresse werden durch die Abtheilungen gewählt. - Nächste Sitzung Freitag 2. Juni.

Auszug aus dem von einem im Königreich Polen unmittelbar an der Gränze des Großherzogthums Polen wohnhaften Gutsbesitzers an seine im Großherzogthum ansäßigen Verwandten gerichteten Briefe.

Den 22. Mai.

Ich habe längere Zeit hindurch viel Russen im Quartier gehabt, die uns wahrlich besser behandeln, als die civilisirten preußischen Truppen. Du wirst Dir die Entrüstung der russischen Soldaten kaum vorstellen könnrn, als sie sahen, wie preußische Husaren unglückliche schuldlose Bauern auf den Feldern herumgejagt und niedergehauen haben! Die Russen sprechen es unverholen aus, daß sie mit Ungeduld dem Augenblick entgegenharren, in welchem sie gegen Preußen zu Felde ziehen und den an Polen verübten Frevel rächen werden.

(Zeit.-Halle.)
Frankfurt, 31. Mai.

(Nachtrag zur 10. Sitzung). Abg. Fuchs erstattet Bericht im Namen des Prioritätsausschusses. Der Ansschuß ist der Ansicht, daß vor Allem die Anträge auf Bildung einer Centralgewalt ihrer Dringlichkeit wegen zur Berathung kommen sollten, und empflehlt deßwegen den Antrag Simons: einen Ausschuß zur Prüfung dieser Anträge zu wählen. Dieses Gutachten des Prioritätsausschusses, so wie ein weiterer, den Umfang seiner Kompetenz betreffender Bericht desselben, kommen auf die nächste Tagesordnung. Der in voriger Sitzung gewählte Ausschuß zur Prüfung völkerrechtlicher und internationaler Fragen besteht aus den Abgg. Heckscher, Jaup, v. Raumer aus Berlin, Esmarch, Schubert aus Königsberg, Zachariä, Wurm, Gervinus, Cucumus, v. Wydenbruck, Stenzel, Schuselka, Arndt, Gombart, Höfken. In den Marine-Ausschuß sind u. A. Roß aus Hamburg, die 3 Triester Deputirten, Kerst aus Posen, Gevekohl aus Bremen, v. Radowitz gewählt, Vorstand ist v. Bruck aus Triest.

Mainz, 2. Juni.

Der hiesige Bürgermeister veröffentlicht heute im Namen des Stadtvorstandes eine "Erklärung", der wir Folgendes entnehmen:

,;Das hiesige Festungsgouvernement hat es für angemessen erachtet, zur Rechtfertigung der über hiesige Stadt verhängten Maßregeln einen offiziellen Artikel zu veröffentlichen, worin dasselbe zwar ebenfalls auf das zu erwartende Resultat der Untersuchung hinweist, zugleich aber damit eine Darstellung von Begebnissen verbindet, welche, für sich allein betrachtet, immerhin geeignet erscheinen dürften, jetzt schon die öffentliche Meinung zu präokkupiren und zum Nachtheil der hiesigen Bürgerschaft festzustellen.

Es würde zu weit von unserm Vorsatze, der Untersuchung nicht vorzugreifen, abführen und uns ebenfalls dem begründeten Vorwurfe aussetzen, das Publikum nach eigener einseitiger Anschauung belehren zu wollen, wenn wir in Details und Berichtigungen hier eingehen wollten, zu welchen der oben erwähnte offizielle Artikel des Festungs-Gouvernements Anlaß geben könnte.

Wir beschränken uns daher vorläufig nur, unsere ausdrückliche Verwahrung gegen die Richtigkeit nicht durch gerichtliche Untersuchung konstatirter Thatsachen sowohl, als der darauf gebauten Schtusse hiermit einzulegen, erwartend, daß die öffentliche Meinung in ganz Deutschland, an welche ja auch das Feßungs-Couvernement appellirt, als die kompetenteste Richterin nach erlangter vollkommener Kenntniß aller Verhältnisse entscheiden wird : wem die Schuld der betrübenden Ereignisse, deren Folgen Niemand mehr zu beklagen hat, als die Bürgerschaft von Mainz, hauptsächlich beizumessen ist; ob insbesondere eine Rauferei zwischen Militär und Bürger, wobei von beiden Seiten die Waffen durch Einzelne mißbraucht wurden, wie die neuere Zeit Beispiele fast in allen größern Städten, worin sich Militär befindet, aufzuweisen hat, für sich allein die Maßregeln rechtfertigen konnte, welche die ganze Prosperität einer Stadt zu zernichten drohen!

Hoffentlich wird diese letztere Befürchtung jedoch nicht in Erfüllung gehen, vielmehr durch die Fürsorge unserer Staatsregierung den an sie gestellten Anträgen zu einer bessern und zeitgemäßern Regulirung der Verhältnisse unserer Stadt als Bundesfestung und zur festeren Begründung ihrer Wohlfahrt baldige Geltung verschafft werden, so daß sie einer glücklichern Zukunft entgegensehen darf.

Zur wahren Genugthuung gereicht es dem Stadtvorstande, jetzt schon die Versicherung ertheilen zu können, daß nicht minder durch die nunmehr getroffenen Maßregeln, als durch den richtigen Takt und die besonnene Haltung der Bürger und Bewohner von Mainz, Ordnung und Ruhe in unserer Vaterstadt, sowie das öffentliche Vertragen wieder hergestellt, Handel und Gewerbe wieder thätig sind, und der unsere Stadt besuchende Fremde sich in ungestörter Sicherheit und Rahe der Annehmlichkeiten erfreut, welche sie in so vielfacher Beziehung auszeichnet.

Stuttgart, 30. Mai.

Die Organisation der Bürgerwehr, mit welcher nun, nach langen Wehen, endlich ein ernstlicher Anfang gemacht werden sollte, droht in der Entstehung wieder einzuschlafen.

Donaueschingen, 29. Mai.

Gestern ist ein Bataillon des bairischen Infanterie-Regiments König mit reitender Artillerie hier eingerückt, und hat zum Theil hier, zum Theil in der Umgegend Quartier bezogen.

*Schleßwig.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Rendsburg, 29. Mai.

Der gestrige Tag (Sonntag, den 28.) war zur Ablösung der vor Alfen auf den Vorposten stehenden Bundestruppen bestimmt. Davon müssen die Dänen, die überhaupt in dortiger Gegend durch ihre Spione gut bedient werden, Kunde erhalten haben. Bedeutend verstärkt durch die Truppen, die in den letzten Tagen wieder von Fühnen nach Alfen übergeführt worden waren, unternahmen sie eine Landung auf dem diesseitigen Ufer, die man deutscher Seits nicht in ihrer ganzen Bedeutsamkeit bemerkt zu haben scheint, da die Aufmerksamkeit von ab- und zuziehenden eignen Truppen in Anspruch genommen war. Bald nach Aufstellung der neuen Pikets sah man sich plötzlich von einer großen dänischen Uebermacht an Infanterie und Artillerie unter der Düppeler Höhe angegriffen, während gleichzeitig westlich von Erkensund (bei Alnoer und Treppe) eine Anzahl von Schiffen und Kanonenböten erschien, als solle auch hier eine Landung bewerkstelligt werden. Offenbar wollten die Dänen dadurch die deutschen Streitkräfte theilen, was ihnen jedoch nur in geringem Grade gelang. Auf den Düppeler Höhen entspann sich nun ein heißer Kampf, in welchem auf beiden Seiten durch Geschützfeuer große Verluste an Verwundeten und auch an Todten (Zahlen lassen sich noch nicht angeben) herbeigeführt sind. Die Dänen haben ruhmvoll gefochten. Ihre Anzahl wird auf 8000 Mann geschätzt, die unter dem Schutze der Schiffskanonen, so wie flankirt durch Geschütze auf dem Lande in den Kampf gestellt wurden, während die Unserigen kaum 7000 Mann stark gewesen sein mögen. Die Entscheidung des Kampfes stand mehrere Stunden hin, bis endlich gegen 7 Uhr Abends die deutschen Truppen sich veranlaßt sahen, den Rückzug über Gravenstein und nördlich davon bis gegen Quars anzutreten, während die Dänen sich Gravenstein, wo unser Nachtrab stehen blieb, bis auf etwa eine Stunde näherten.

Ungarn.
Ofen-Pest.

Aus Agram geht soeben (23. Mai, 3 Uhr Nachmittag) die Nachricht ein, daß sich der Baron Fellachich den Verordnungen des ungarischen Ministeriums unterworfen, diese seine Unterwerfung in der croatischen Zeitung publicirt und in derselben auch die Bewohner Croatiens, Slavoniens und Dalmatiens zum Gehorsam gegen das ungarische Ministerium aufgefordert hat.

(Ofner-Pester Z.)
Belgien.
Brüssel, 31. Mai.

Die Association liberale et Union constitutionnelle hat das Skrutinium über die von ihr bei den am 13. d. Statt findenden allgemeinen Wahlen aufzustellenden Kandidaten eröffnet. Vorgeschlagen wurden in der heutigen Sitzung u. A. für den Senat der Bürgermeister von Brüssel; Chev. Wyns de Raucourt, für die Repräsentantenkammer Verhaegen der Aeltere, Lebeau, Anspach, H. de Brouckere etc.

Diese fanden in der That statt und endeten mit der Besetzung des Zeughauses durch die Bürgerwehr. Näheres morgen. Red.
*Berlin, 31. Mai.

Auf das Trauerspiel folgt die Komödie, auf den furchtbaren Ernst den Scherz, auf die Volksjustiz gegen den Prinzen von Preußen die Bürgerwehrjustiz gegen den General v. Aschoff. Unsere gebildeten Stände, die Bürgergardisten, haben gestern Abend ein sehr ergötzliches Lynchgericht über ihren Kommandanten Aschoff abgehalten. Die noch vor Kurzem reaktionäre, aber durch die letzten Akte der Regierung wieder aufgeregte Bürgerwehr war mit ihrem ehemaligen Liebling sehr unzufrieden geworden. Man verlangte seine Absetzung so laut, daß Herr Aschoff sich wirklich veranlaßt sah, deswegen an die gesammte Bürgerwehr zu appelliren. Er berief also die sämmtlichen Bataillone der Bürgerwehr nebst den fliegenden Korps zusammen, und der Erfolg scheint für ihn nicht glänzend gewesen zu sein. Im zweiten Bataillon wenigstens ging es ihm schlecht, obwohl ein Major Wimpfen für ihn auftrat und nachzuweisen suchte, daß die Cumulirung des Kommandos der Bürgerwehr mit der Kommandantur der Stadt in seinen Händen keine reaktionäre Sicherheitsmaßregel, sondern ein königliches Kompliment für die Bürgerwehr sei. Trotzdem stimmte eine starke Majorität für seine Absetzung; dasselbe geschah beim Künstlercorps. Dahin konnte es kommen, daß ein kgl. preuß. General, ein Mann, der Dannewirke gestürmt haben könnte, sich gefallen lassen muß, von Häringskrämern, Commis-Voyageurs, bei der Steuerpartie angestellten Unteroffizieren, Studenten u. s. w. abgesetzt zu werden!

Berlin, 31. Mai.

Sitzung der konstituirenden Versammlung. Das Protokoll wird verworfen, weil die Antwort Hrn. Camphausens auf die Interpellation des Hrn. Jung sehr ausführlich gegeben war. ‒ Hr. Frenken nimmt in Beziehung auf die Interpellation selbst das Wort, versichert, das Militär habe nicht die Schuld an den Aachener Unruhen, es habe sich mit bewundernswürdiger Mäßigung benommen, alle Beschimpfungen ertragen etc. Ob einzelne Reservisten Ordnungswidrigkeiten begangen, sei noch gar nicht erwiesen u. s. w. Hr. Jung replicirt kurz; die Versammlung geht zur Tagesordnung über. ‒ Ein Schreiben des Generalstabs des 5. Armeekorps (Posen) antwortet auf eine vor einiger Zeit gemachte Angabe des Hrn. Reichenbach. Dieser hatte gesagt, in der polnischen Ausgabe des Erlasses des Generals v. Pfuel fehle die in der deutschen vorhandene Drohung, die gefangenen Aufrührer würden mit aller Strenge bestraft werden. Jetzt erklärt Hr. Pfuel, daß dieser Satz eingerückt sei, nachdem schon 100 Exemplare abgezogen waren, in den übrigen 5000 Exemplaren stehe er aber. Diesen „Zufall“ hätten die Polen leider wieder auf's Gehässigste ausgebeutet. Hr. Reichenbach antwortet, dieser Zufall gehöre wahrscheinlich auch zu den beliebten „Mißverständnissen“. ‒ Es folgte eine sehr konfuse Debatte darüber, ob die eingegangenen Anträge an Kommissionen oder an die Abtheilungen gehen sollten. Der Gegenstand wurde fallen gelassen. ‒ Die Sitzung dauerte fort. (S. unten.)

XBerlin, 31. Mai.

Die Sitzungen unserer Deputirtenkammer werden intressanter, schmälern aber auch unsere Hoffnungen auf den Sieg der demokratischen Partei. Die Linke zersplittert sich zu sehr und hat bis jetzt noch kein Talent aufgewiesen, das fähig wäre, sie zu leiten und gegenüber einem furchtsamen Centrum, das mit dem Sturze des Ministeriums nur Anarchie sieht, gegenüber einem konservativen, parteiischen Präsidenten zusammenzuhalten. In der heutigen Sitzung erstattete Hr. v. Unruh, als Vorsitzender der Kommission zur Prüfung der Wahlen, Bericht über die Wahl des Wirsitzer Kreises. Die Kommission entschied sich für die Gültigkeit der bloß wegen Verspätung beanstandeten Wahl. Die Versammlung stimmt der Kommission bei und wir sind begierig, ob der Prinz von Preußen diese auf ihn gefallene Wahl annehmen wird. ‒ Baumstark interpellirt den Minister der öffentlichen Arbeiten über die gestern Abend vor seinem Hotel statt gehabte Arbeiterversammlung. Herr Patow besteigt die Tribüne und sagt, daß er zwar noch sehr angegriffen sei von dem Vorfalle, daß er aber doch, so viel in seinen Kräften stehe, darüber Bericht erstatten wolle. Die Regierung, ebenso wie die Stadt Berlin, habe sich bei der eingetretenen Geschäftsstockung bemüht, die brodlosen Arbeiter möglichst zu beschäftigen; erstere habe 3000, letztere 2500 Arbeitern Beschäftigung gegeben; die Regierung wie die Stadt habe den Vorstellungen der Arbeiter auf einen Taglohn von 15 Sgr. und zehnstündige Arbeitszeit Folge gegeben. Hierdurch seien aber bald Uebelstände eingetreten, die Arbeiter hätten nichts gethan, und habe man sich deshalb genöthigt gesehen, die Leute im Akkord zu beschaftigen. Weil man nicht alle beschäftigen konnte, überließ man der Stadt, eine Auswahl zu treffen, und z. B. junge Leute zu berücksichtigen. Hierdurch sind mehrere der bisher Beschäftigten ohne Verdienst. Gestern nun stellte sich eine bedeutende Anzahl von Arbeitslosen vor seinen Hotel ein, und schickte ihm eine Deputation zu mit der Forderung einer Arbeitsversprechung für den kommenden Morgen. Auf die Vorstellung, daß viele von den Untenstehenden schon den ganzen Tag nichts genossen, erklärte er, daß er aus seiner Tasche ihnen etwas geben wolle, daß er aber bis morgen keineswegs Arbeit zu schaffen wisse. Die Deputation wagte es nicht, diesen Bescheid herunter zu bringen. Der Minister zog sich jetzt in sein Zimmer zurück, vernahm aber bald ein fürchterliches Krachen an seiner Hausthür. Er ging herunter und ließ öffnen. Zwei Stunden lang parlamentirte er mit dem Volke; zuletzt wurde die angebotene Unterstützung nicht als Geschenk, sondern auf Abschlag für zu leistende Arbeit angenommen, worauf sich die Ruhe wieder herstellte. ‒ Herr Baumstark stellte hierauf den Antrag, die Versammlung solle zu Protokoll erklären, sie ersuche das Ministerium, dte geeignetsten Maßregeln für die Sicherung der Ruhe zu ergreifen. In die Abtheilungen verwiesen. ‒ Der Abg. Jung stellt hierauf an den Kriegsminister die Frage, ob es wahr sei, daß alle Waffen aus dem Zeughause geräumt und verschickt werden. Es gehe das Gerücht, daß man Berlin entwaffnen wolle. Man habe schon Waffensendungen angehalten und es seien deshalb heute Unruhen*) vor dem Zeughause. Der Kriegsminister schickt seinen Kommissarius, Herrn Fischer, auf auf die Tribüne. Dieser giebt zu, daß seit 14 Tagen gegen 10,000 Gewehre aus dem Zeughause genommen und verschickt seien; daß diese aber zur Bewaffnung der Bürgerwehr, z.B. in Lückenwalde dienen sollten, oder alte, hier reparirte Gewehre fremder Garnisonen seien Das Gerücht, daß geladene Geschütze im Zeughause stehen, zog er ins Lächerliche. Hr. Jung antwortete nicht. Ich bemerke nur, daß es bis jetzt beim Militär nicht Gebrauch war, die schlechten Gewehre in andern als den resp. Garnisonsorten repariren zu lassen (und vollends in Berlin wo gar keine Gewehrfabrik ist! die nächste ist in Potsdam); daß 6 nicht geladene, aber zur Abfahrt fertige Geschütze mit und 8 Geschütze ohne Munition im Zeughause stehen und daß die dort kampirende Kompagnie Infanterie per Mann 60 scharfe Patronen führt. ‒ Hr. Camphausen erwähnte der zirkulirenden Gerüchte über angeblich reaktionäre Maßregeln der Minister nur um bei dieser Gelegenheit zu erklären, die Versammlung und das Ministerium müßten solidarisch sein, und man müsse sobald wie möglich eine Abstimmung provoziren, die die Existenz oder den Mangel dieser Uebereinstimmung konstatire. Die Minister wünschten nichts mehr als in einer großen Debatte ihre Ansichten zu entwickeln. ‒ Dunker trägt nun auf eine Adresse als Antwort auf die Thronrede an. Weichsel aus Magdeburg spricht dagegen. Adressen seien leere Fömlichkeiten, die Versammlung habe etwas Besseres zu thun. Hansemann: Mit Entrüstung weise ich die Zumuthung zurück, als verfolge die Regierung reaktionäre Tendenzen. Die Adreßdebatte wird Gelegenheit geben uns auszusprechen; harmoniren wir nicht mit der Versammlung, so treten wir ab. ‒ Berends ist gegen die Adresse, ohne darum ein unbedingter Gegner des Ministeriums zu sein. Man spreche vom Usus konstitutioneller Kammern; hier sei keine Kommer, sondern eine Konstituante. Die Gesetzvorschläge selbst bieten dem Ministerium Gelegenheit sich über seine Grundsätze aussprechen, und solche Debatten sind die wichtigsten. Hansemann erklärt hierauf, daß er das Erlassen einer Adresse für wichtig genug halte, um daraus eine Kabinetsfrage zu machen. Der Abg. Mätze aus Schlesien: Ein Dank an den König ist nicht nöthig, da die Zusammenberufung der Versammlung keine Gnade, sondern eine Nothwendigkeit war. Sehr viele Mitglieder sind nicht zu politischen Debatten hier, sondern nur zur Entscheidung sozialer Fragen. Der Minister Auerswald erklärt jetzt, daß der Finanzminister nicht blos in seinem eigenen, sondern im Namen des ganzen Kabinets gesprochen. ‒ Bei der Abstimmung erklärte sich eine bedeutende Majorität für die Adresse. Mitglieder zu Einer Kommission für die Entwerfung der Adresse werden durch die Abtheilungen gewählt. ‒ Nächste Sitzung Freitag 2. Juni.

Auszug aus dem von einem im Königreich Polen unmittelbar an der Gränze des Großherzogthums Polen wohnhaften Gutsbesitzers an seine im Großherzogthum ansäßigen Verwandten gerichteten Briefe.

Den 22. Mai.

Ich habe längere Zeit hindurch viel Russen im Quartier gehabt, die uns wahrlich besser behandeln, als die civilisirten preußischen Truppen. Du wirst Dir die Entrüstung der russischen Soldaten kaum vorstellen könnrn, als sie sahen, wie preußische Husaren unglückliche schuldlose Bauern auf den Feldern herumgejagt und niedergehauen haben! Die Russen sprechen es unverholen aus, daß sie mit Ungeduld dem Augenblick entgegenharren, in welchem sie gegen Preußen zu Felde ziehen und den an Polen verübten Frevel rächen werden.

(Zeit.-Halle.)
Frankfurt, 31. Mai.

(Nachtrag zur 10. Sitzung). Abg. Fuchs erstattet Bericht im Namen des Prioritätsausschusses. Der Ansschuß ist der Ansicht, daß vor Allem die Anträge auf Bildung einer Centralgewalt ihrer Dringlichkeit wegen zur Berathung kommen sollten, und empflehlt deßwegen den Antrag Simons: einen Ausschuß zur Prüfung dieser Anträge zu wählen. Dieses Gutachten des Prioritätsausschusses, so wie ein weiterer, den Umfang seiner Kompetenz betreffender Bericht desselben, kommen auf die nächste Tagesordnung. Der in voriger Sitzung gewählte Ausschuß zur Prüfung völkerrechtlicher und internationaler Fragen besteht aus den Abgg. Heckscher, Jaup, v. Raumer aus Berlin, Esmarch, Schubert aus Königsberg, Zachariä, Wurm, Gervinus, Cucumus, v. Wydenbruck, Stenzel, Schuselka, Arndt, Gombart, Höfken. In den Marine-Ausschuß sind u. A. Roß aus Hamburg, die 3 Triester Deputirten, Kerst aus Posen, Gevekohl aus Bremen, v. Radowitz gewählt, Vorstand ist v. Bruck aus Triest.

Mainz, 2. Juni.

Der hiesige Bürgermeister veröffentlicht heute im Namen des Stadtvorstandes eine „Erklärung“, der wir Folgendes entnehmen:

,;Das hiesige Festungsgouvernement hat es für angemessen erachtet, zur Rechtfertigung der über hiesige Stadt verhängten Maßregeln einen offiziellen Artikel zu veröffentlichen, worin dasselbe zwar ebenfalls auf das zu erwartende Resultat der Untersuchung hinweist, zugleich aber damit eine Darstellung von Begebnissen verbindet, welche, für sich allein betrachtet, immerhin geeignet erscheinen dürften, jetzt schon die öffentliche Meinung zu präokkupiren und zum Nachtheil der hiesigen Bürgerschaft festzustellen.

Es würde zu weit von unserm Vorsatze, der Untersuchung nicht vorzugreifen, abführen und uns ebenfalls dem begründeten Vorwurfe aussetzen, das Publikum nach eigener einseitiger Anschauung belehren zu wollen, wenn wir in Details und Berichtigungen hier eingehen wollten, zu welchen der oben erwähnte offizielle Artikel des Festungs-Gouvernements Anlaß geben könnte.

Wir beschränken uns daher vorläufig nur, unsere ausdrückliche Verwahrung gegen die Richtigkeit nicht durch gerichtliche Untersuchung konstatirter Thatsachen sowohl, als der darauf gebauten Schtusse hiermit einzulegen, erwartend, daß die öffentliche Meinung in ganz Deutschland, an welche ja auch das Feßungs-Couvernement appellirt, als die kompetenteste Richterin nach erlangter vollkommener Kenntniß aller Verhältnisse entscheiden wird : wem die Schuld der betrübenden Ereignisse, deren Folgen Niemand mehr zu beklagen hat, als die Bürgerschaft von Mainz, hauptsächlich beizumessen ist; ob insbesondere eine Rauferei zwischen Militär und Bürger, wobei von beiden Seiten die Waffen durch Einzelne mißbraucht wurden, wie die neuere Zeit Beispiele fast in allen größern Städten, worin sich Militär befindet, aufzuweisen hat, für sich allein die Maßregeln rechtfertigen konnte, welche die ganze Prosperität einer Stadt zu zernichten drohen!

Hoffentlich wird diese letztere Befürchtung jedoch nicht in Erfüllung gehen, vielmehr durch die Fürsorge unserer Staatsregierung den an sie gestellten Anträgen zu einer bessern und zeitgemäßern Regulirung der Verhältnisse unserer Stadt als Bundesfestung und zur festeren Begründung ihrer Wohlfahrt baldige Geltung verschafft werden, so daß sie einer glücklichern Zukunft entgegensehen darf.

Zur wahren Genugthuung gereicht es dem Stadtvorstande, jetzt schon die Versicherung ertheilen zu können, daß nicht minder durch die nunmehr getroffenen Maßregeln, als durch den richtigen Takt und die besonnene Haltung der Bürger und Bewohner von Mainz, Ordnung und Ruhe in unserer Vaterstadt, sowie das öffentliche Vertragen wieder hergestellt, Handel und Gewerbe wieder thätig sind, und der unsere Stadt besuchende Fremde sich in ungestörter Sicherheit und Rahe der Annehmlichkeiten erfreut, welche sie in so vielfacher Beziehung auszeichnet.

Stuttgart, 30. Mai.

Die Organisation der Bürgerwehr, mit welcher nun, nach langen Wehen, endlich ein ernstlicher Anfang gemacht werden sollte, droht in der Entstehung wieder einzuschlafen.

Donaueschingen, 29. Mai.

Gestern ist ein Bataillon des bairischen Infanterie-Regiments König mit reitender Artillerie hier eingerückt, und hat zum Theil hier, zum Theil in der Umgegend Quartier bezogen.

*Schleßwig.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Rendsburg, 29. Mai.

Der gestrige Tag (Sonntag, den 28.) war zur Ablösung der vor Alfen auf den Vorposten stehenden Bundestruppen bestimmt. Davon müssen die Dänen, die überhaupt in dortiger Gegend durch ihre Spione gut bedient werden, Kunde erhalten haben. Bedeutend verstärkt durch die Truppen, die in den letzten Tagen wieder von Fühnen nach Alfen übergeführt worden waren, unternahmen sie eine Landung auf dem diesseitigen Ufer, die man deutscher Seits nicht in ihrer ganzen Bedeutsamkeit bemerkt zu haben scheint, da die Aufmerksamkeit von ab- und zuziehenden eignen Truppen in Anspruch genommen war. Bald nach Aufstellung der neuen Pikets sah man sich plötzlich von einer großen dänischen Uebermacht an Infanterie und Artillerie unter der Düppeler Höhe angegriffen, während gleichzeitig westlich von Erkensund (bei Alnoer und Treppe) eine Anzahl von Schiffen und Kanonenböten erschien, als solle auch hier eine Landung bewerkstelligt werden. Offenbar wollten die Dänen dadurch die deutschen Streitkräfte theilen, was ihnen jedoch nur in geringem Grade gelang. Auf den Düppeler Höhen entspann sich nun ein heißer Kampf, in welchem auf beiden Seiten durch Geschützfeuer große Verluste an Verwundeten und auch an Todten (Zahlen lassen sich noch nicht angeben) herbeigeführt sind. Die Dänen haben ruhmvoll gefochten. Ihre Anzahl wird auf 8000 Mann geschätzt, die unter dem Schutze der Schiffskanonen, so wie flankirt durch Geschütze auf dem Lande in den Kampf gestellt wurden, während die Unserigen kaum 7000 Mann stark gewesen sein mögen. Die Entscheidung des Kampfes stand mehrere Stunden hin, bis endlich gegen 7 Uhr Abends die deutschen Truppen sich veranlaßt sahen, den Rückzug über Gravenstein und nördlich davon bis gegen Quars anzutreten, während die Dänen sich Gravenstein, wo unser Nachtrab stehen blieb, bis auf etwa eine Stunde näherten.

Ungarn.
Ofen-Pest.

Aus Agram geht soeben (23. Mai, 3 Uhr Nachmittag) die Nachricht ein, daß sich der Baron Fellachich den Verordnungen des ungarischen Ministeriums unterworfen, diese seine Unterwerfung in der croatischen Zeitung publicirt und in derselben auch die Bewohner Croatiens, Slavoniens und Dalmatiens zum Gehorsam gegen das ungarische Ministerium aufgefordert hat.

(Ofner-Pester Z.)
Belgien.
Brüssel, 31. Mai.

Die Association libérale et Union constitutionnelle hat das Skrutinium über die von ihr bei den am 13. d. Statt findenden allgemeinen Wahlen aufzustellenden Kandidaten eröffnet. Vorgeschlagen wurden in der heutigen Sitzung u. A. für den Senat der Bürgermeister von Brüssel; Chev. Wyns de Raucourt, für die Repräsentantenkammer Verhaegen der Aeltere, Lebeau, Anspach, H. de Brouckère etc.

Diese fanden in der That statt und endeten mit der Besetzung des Zeughauses durch die Bürgerwehr. Näheres morgen. Red.
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          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 31.                         Mai.</head>
          <p>Auf das Trauerspiel folgt die Komödie, auf den furchtbaren Ernst den Scherz,                         auf die Volksjustiz gegen den Prinzen von Preußen die Bürgerwehrjustiz gegen                         den General v. Aschoff. Unsere gebildeten Stände, die Bürgergardisten, haben                         gestern Abend ein sehr ergötzliches Lynchgericht über ihren Kommandanten                         Aschoff abgehalten. Die noch vor Kurzem reaktionäre, aber durch die letzten                         Akte der Regierung wieder aufgeregte Bürgerwehr war mit ihrem ehemaligen                         Liebling sehr unzufrieden geworden. Man verlangte seine Absetzung so laut,                         daß Herr Aschoff sich wirklich veranlaßt sah, deswegen an die gesammte                         Bürgerwehr zu appelliren. Er berief also die sämmtlichen Bataillone der                         Bürgerwehr nebst den fliegenden Korps zusammen, und der Erfolg scheint für                         ihn nicht glänzend gewesen zu sein. Im zweiten Bataillon wenigstens ging es                         ihm schlecht, obwohl ein Major Wimpfen für ihn auftrat und nachzuweisen                         suchte, daß die Cumulirung des Kommandos der Bürgerwehr mit der Kommandantur                         der Stadt in seinen Händen keine reaktionäre Sicherheitsmaßregel, sondern                         ein königliches Kompliment für die Bürgerwehr sei. Trotzdem stimmte eine                         starke Majorität für seine Absetzung; dasselbe geschah beim Künstlercorps.                         Dahin konnte es kommen, daß ein kgl. preuß. General, ein Mann, der                         Dannewirke gestürmt haben könnte, sich gefallen lassen muß, von                         Häringskrämern, Commis-Voyageurs, bei der Steuerpartie angestellten                         Unteroffizieren, Studenten u. s. w. abgesetzt zu werden!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar003_005" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 31. Mai.</head>
          <p><hi rendition="#g">Sitzung der konstituirenden Versammlung.</hi> Das                         Protokoll wird verworfen, weil die Antwort Hrn. Camphausens auf die                         Interpellation des Hrn. Jung sehr ausführlich gegeben war. &#x2012; Hr. <hi rendition="#g">Frenken</hi> nimmt in Beziehung auf die Interpellation                         selbst das Wort, versichert, das Militär habe nicht die Schuld an den                         Aachener Unruhen, es habe sich mit bewundernswürdiger Mäßigung benommen,                         alle Beschimpfungen ertragen etc. Ob einzelne Reservisten                         Ordnungswidrigkeiten begangen, sei noch gar nicht erwiesen u. s. w. Hr. <hi rendition="#g">Jung</hi> replicirt kurz; die Versammlung geht zur                         Tagesordnung über. &#x2012; Ein Schreiben des Generalstabs des 5. Armeekorps                         (Posen) antwortet auf eine vor einiger Zeit gemachte Angabe des Hrn.                         Reichenbach. Dieser hatte gesagt, in der polnischen Ausgabe des Erlasses des                         Generals v. Pfuel fehle die in der deutschen vorhandene Drohung, die                         gefangenen Aufrührer würden mit aller Strenge bestraft werden. Jetzt erklärt                         Hr. Pfuel, daß dieser Satz eingerückt sei, nachdem schon 100 Exemplare                         abgezogen waren, in den übrigen 5000 Exemplaren stehe er aber. Diesen                         &#x201E;Zufall&#x201C; hätten die Polen leider wieder auf's Gehässigste ausgebeutet. Hr. <hi rendition="#g">Reichenbach</hi> antwortet, dieser Zufall gehöre                         wahrscheinlich auch zu den beliebten &#x201E;Mißverständnissen&#x201C;. &#x2012; Es folgte eine                         sehr konfuse Debatte darüber, ob die eingegangenen Anträge an Kommissionen                         oder an die Abtheilungen gehen sollten. Der Gegenstand wurde fallen                         gelassen. &#x2012; Die Sitzung dauerte fort. (S. unten.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar003_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 31.                         Mai.</head>
          <p>Die Sitzungen unserer Deputirtenkammer werden intressanter, schmälern aber                         auch unsere Hoffnungen auf den Sieg der demokratischen Partei. Die Linke                         zersplittert sich zu sehr und hat bis jetzt noch kein Talent aufgewiesen,                         das fähig wäre, sie zu leiten und gegenüber einem furchtsamen Centrum, das                         mit dem Sturze des Ministeriums nur Anarchie sieht, gegenüber einem                         konservativen, parteiischen Präsidenten zusammenzuhalten. In der heutigen                         Sitzung erstattete <hi rendition="#g">Hr. v. Unruh,</hi> als Vorsitzender                         der Kommission zur Prüfung der Wahlen, Bericht über die Wahl des Wirsitzer                         Kreises. Die Kommission entschied sich für die Gültigkeit der bloß wegen                         Verspätung beanstandeten Wahl. Die Versammlung stimmt der Kommission bei und                         wir sind begierig, ob der <hi rendition="#g">Prinz von Preußen</hi> diese                         auf ihn gefallene Wahl annehmen wird. &#x2012; <hi rendition="#g">Baumstark</hi> interpellirt den Minister der öffentlichen Arbeiten über die gestern Abend                         vor seinem Hotel statt gehabte Arbeiterversammlung. Herr Patow besteigt die                         Tribüne und sagt, daß er zwar noch sehr angegriffen sei von dem Vorfalle,                         daß er aber doch, so viel in seinen Kräften stehe, darüber Bericht erstatten                         wolle. Die Regierung, ebenso wie die Stadt Berlin, habe sich bei der                         eingetretenen Geschäftsstockung bemüht, die brodlosen Arbeiter möglichst zu                         beschäftigen; erstere habe 3000, letztere 2500 Arbeitern Beschäftigung                         gegeben; die Regierung wie die Stadt habe den Vorstellungen der Arbeiter auf                         einen Taglohn von 15 Sgr. und zehnstündige Arbeitszeit Folge gegeben.                         Hierdurch seien aber bald Uebelstände eingetreten, die Arbeiter hätten                         nichts gethan, und habe man sich deshalb genöthigt gesehen, die Leute im                         Akkord zu beschaftigen. Weil man nicht alle beschäftigen konnte, überließ                         man der Stadt, eine Auswahl zu treffen, und z. B. junge Leute zu                         berücksichtigen. Hierdurch sind mehrere der bisher Beschäftigten ohne                         Verdienst. Gestern nun stellte sich eine bedeutende Anzahl von Arbeitslosen                         vor seinen Hotel ein, und schickte ihm eine Deputation zu mit der Forderung                         einer Arbeitsversprechung für den kommenden Morgen. Auf die Vorstellung, daß                         viele von den Untenstehenden schon den ganzen Tag nichts genossen, erklärte                         er, daß er aus seiner Tasche ihnen etwas geben wolle, daß er aber bis morgen                         keineswegs Arbeit zu schaffen wisse. Die Deputation wagte es nicht, diesen                         Bescheid herunter zu bringen. Der Minister zog sich jetzt in sein Zimmer                         zurück, vernahm aber bald ein fürchterliches Krachen an seiner Hausthür. Er                         ging herunter und ließ öffnen. Zwei Stunden lang parlamentirte er mit dem                         Volke; zuletzt wurde die angebotene Unterstützung nicht als Geschenk,                         sondern auf Abschlag für zu leistende Arbeit angenommen, worauf sich die                         Ruhe wieder herstellte. &#x2012; Herr <hi rendition="#g">Baumstark</hi> stellte                         hierauf den Antrag, die Versammlung solle zu Protokoll erklären, sie ersuche                         das Ministerium, dte geeignetsten Maßregeln für die Sicherung der Ruhe zu                         ergreifen. In die Abtheilungen verwiesen. &#x2012; Der Abg. <hi rendition="#g">Jung</hi> stellt hierauf an den Kriegsminister die Frage, ob es wahr                         sei, daß alle Waffen aus dem Zeughause geräumt und verschickt werden. Es                         gehe das Gerücht, daß man Berlin entwaffnen wolle. Man habe schon                         Waffensendungen angehalten und es seien deshalb heute Unruhen*) vor dem                         Zeughause. Der Kriegsminister schickt seinen Kommissarius, Herrn Fischer,                         auf auf die Tribüne. Dieser giebt zu, daß seit 14 Tagen gegen 10,000 Gewehre                         aus dem Zeughause genommen und verschickt seien; daß diese aber zur                         Bewaffnung der Bürgerwehr, z.B. in Lückenwalde dienen sollten, oder alte,                         hier reparirte Gewehre fremder Garnisonen seien Das Gerücht, daß geladene                         Geschütze im Zeughause stehen, zog er ins Lächerliche. Hr. Jung antwortete                         nicht. Ich bemerke nur, daß es bis jetzt beim Militär nicht Gebrauch war,                         die schlechten Gewehre in andern als den resp. Garnisonsorten repariren zu                         lassen (und vollends in Berlin wo gar keine Gewehrfabrik ist! die nächste                         ist in Potsdam); daß 6 nicht geladene, aber zur Abfahrt fertige Geschütze                         mit und 8 Geschütze ohne Munition im Zeughause stehen und daß die dort                         kampirende Kompagnie Infanterie per Mann 60 scharfe Patronen führt. &#x2012; Hr. <hi rendition="#g">Camphausen</hi> erwähnte der zirkulirenden Gerüchte                         über angeblich reaktionäre Maßregeln der Minister nur um bei dieser                         Gelegenheit zu erklären, die Versammlung und das Ministerium müßten                         solidarisch sein, und man müsse sobald wie möglich eine Abstimmung                         provoziren, die die Existenz oder den Mangel dieser Uebereinstimmung                         konstatire. Die Minister wünschten nichts mehr als in einer großen Debatte                         ihre Ansichten zu entwickeln. &#x2012; <hi rendition="#g">Dunker</hi> trägt nun auf                         eine <hi rendition="#g">Adresse</hi> als Antwort auf die Thronrede an. <hi rendition="#g">Weichsel</hi> aus Magdeburg spricht dagegen. Adressen                         seien leere Fömlichkeiten, die Versammlung habe etwas Besseres zu thun. <hi rendition="#g">Hansemann:</hi> Mit Entrüstung weise ich die Zumuthung                         zurück, als verfolge die Regierung reaktionäre Tendenzen. Die Adreßdebatte                         wird Gelegenheit geben uns auszusprechen; harmoniren wir nicht mit der                         Versammlung, so treten wir ab. &#x2012; <hi rendition="#g">Berends</hi> ist gegen                         die Adresse, ohne darum ein unbedingter Gegner des Ministeriums zu sein. Man                         spreche vom Usus konstitutioneller Kammern; hier sei keine Kommer, sondern                         eine Konstituante. Die Gesetzvorschläge selbst bieten dem Ministerium                         Gelegenheit sich über seine Grundsätze aussprechen, und solche Debatten sind                         die wichtigsten. <hi rendition="#g">Hansemann erklärt hierauf, daß er das                             Erlassen einer Adresse für wichtig genug halte, um daraus eine                             Kabinetsfrage zu machen.</hi> Der Abg. Mätze aus Schlesien: Ein Dank an                         den König ist nicht nöthig, da die Zusammenberufung der Versammlung keine                         Gnade, sondern eine Nothwendigkeit war. Sehr viele Mitglieder sind nicht zu                         politischen Debatten hier, sondern nur zur Entscheidung <hi rendition="#g">sozialer Fragen.</hi> Der Minister Auerswald erklärt jetzt, daß der                         Finanzminister nicht blos in seinem eigenen, sondern im Namen des ganzen                         Kabinets gesprochen. &#x2012; Bei der Abstimmung erklärte sich eine bedeutende                         Majorität für die Adresse. Mitglieder zu Einer Kommission für die Entwerfung                         der Adresse werden durch die Abtheilungen gewählt. &#x2012; Nächste Sitzung Freitag                         2. Juni.</p>
          <p>Auszug aus dem von einem im Königreich Polen unmittelbar an der Gränze des                         Großherzogthums Polen wohnhaften Gutsbesitzers an seine im Großherzogthum                         ansäßigen Verwandten gerichteten Briefe.</p>
          <p>Den 22. Mai.</p>
          <p>Ich habe längere Zeit hindurch viel Russen im Quartier gehabt, die uns                         wahrlich besser behandeln, als die civilisirten preußischen Truppen. Du                         wirst Dir die Entrüstung der russischen Soldaten kaum vorstellen könnrn, als                         sie sahen, wie preußische Husaren unglückliche schuldlose Bauern auf den                         Feldern herumgejagt und niedergehauen haben! Die Russen sprechen es                         unverholen aus, daß sie mit Ungeduld dem Augenblick entgegenharren, in                         welchem sie gegen Preußen zu Felde ziehen und den an Polen verübten Frevel                         rächen werden.</p>
          <bibl>(Zeit.-Halle.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar003_007" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Frankfurt,</hi> 31. Mai.</head>
          <p>(Nachtrag zur 10. Sitzung). Abg. <hi rendition="#g">Fuchs</hi> erstattet                         Bericht im Namen des Prioritätsausschusses. Der Ansschuß ist der Ansicht,                         daß vor Allem die Anträge auf Bildung einer Centralgewalt ihrer                         Dringlichkeit wegen zur Berathung kommen sollten, und empflehlt deßwegen den                         Antrag Simons: einen Ausschuß zur Prüfung dieser Anträge zu wählen. Dieses                         Gutachten des Prioritätsausschusses, so wie ein weiterer, den Umfang seiner                         Kompetenz betreffender Bericht desselben, kommen auf <note place="foot">Diese fanden in der That statt und endeten mit der Besetzung des                             Zeughauses durch die Bürgerwehr. Näheres morgen. Red.</note> die nächste                         Tagesordnung. Der in voriger Sitzung gewählte Ausschuß zur Prüfung                         völkerrechtlicher und internationaler Fragen besteht aus den Abgg.                         Heckscher, Jaup, v. Raumer aus Berlin, Esmarch, Schubert aus Königsberg,                         Zachariä, Wurm, Gervinus, Cucumus, v. Wydenbruck, Stenzel, Schuselka, Arndt,                         Gombart, Höfken. In den Marine-Ausschuß sind u. A. Roß aus Hamburg, die 3                         Triester Deputirten, Kerst aus Posen, Gevekohl aus Bremen, v. Radowitz                         gewählt, Vorstand ist v. Bruck aus Triest.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar003_008" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Mainz,</hi> 2. Juni.</head>
          <p>Der hiesige Bürgermeister veröffentlicht heute im Namen des Stadtvorstandes                         eine &#x201E;Erklärung&#x201C;, der wir Folgendes entnehmen:</p>
          <p>,;Das hiesige Festungsgouvernement hat es für angemessen erachtet, zur                         Rechtfertigung der über hiesige Stadt verhängten Maßregeln einen offiziellen                         Artikel zu veröffentlichen, worin dasselbe zwar ebenfalls auf das zu                         erwartende Resultat der Untersuchung hinweist, zugleich aber damit eine                         Darstellung von Begebnissen verbindet, <hi rendition="#g">welche, für sich                             allein betrachtet,</hi> immerhin geeignet erscheinen dürften, jetzt                         schon die öffentliche Meinung zu präokkupiren und zum Nachtheil der hiesigen                         Bürgerschaft festzustellen.</p>
          <p>Es würde zu weit von unserm Vorsatze, der Untersuchung nicht vorzugreifen,                         abführen und uns ebenfalls dem begründeten Vorwurfe aussetzen, das Publikum                         nach eigener einseitiger Anschauung belehren zu wollen, wenn wir in Details                         und Berichtigungen hier eingehen wollten, zu welchen der oben erwähnte                         offizielle Artikel des Festungs-Gouvernements Anlaß geben könnte.</p>
          <p>Wir beschränken uns daher vorläufig nur, <hi rendition="#g">unsere                             ausdrückliche Verwahrung</hi> gegen die Richtigkeit nicht durch                         gerichtliche Untersuchung konstatirter Thatsachen sowohl, als der darauf                         gebauten Schtusse hiermit einzulegen, erwartend, daß die öffentliche Meinung                         in ganz Deutschland, an welche ja auch das Feßungs-Couvernement appellirt,                         als die kompetenteste Richterin nach erlangter vollkommener Kenntniß aller                         Verhältnisse entscheiden wird : wem die Schuld der betrübenden Ereignisse,                         deren Folgen Niemand mehr zu beklagen hat, als die Bürgerschaft von Mainz,                         hauptsächlich beizumessen ist; ob insbesondere eine Rauferei zwischen                         Militär und Bürger, wobei von beiden Seiten die Waffen durch Einzelne                         mißbraucht wurden, wie die neuere Zeit Beispiele fast in allen größern                         Städten, worin sich Militär befindet, aufzuweisen hat, für sich allein die                         Maßregeln rechtfertigen konnte, welche die ganze Prosperität einer Stadt zu                         zernichten drohen!</p>
          <p>Hoffentlich wird diese letztere Befürchtung jedoch nicht in Erfüllung gehen,                         vielmehr durch die Fürsorge unserer Staatsregierung den an sie gestellten                         Anträgen zu einer bessern und zeitgemäßern Regulirung der Verhältnisse                         unserer Stadt als Bundesfestung und zur festeren Begründung ihrer Wohlfahrt                         baldige Geltung verschafft werden, so daß sie einer glücklichern Zukunft                         entgegensehen darf.</p>
          <p>Zur wahren Genugthuung gereicht es dem Stadtvorstande, jetzt schon die                         Versicherung ertheilen zu können, daß nicht minder durch die nunmehr                         getroffenen Maßregeln, als durch den richtigen Takt und die besonnene                         Haltung der Bürger und Bewohner von Mainz, Ordnung und Ruhe in unserer                         Vaterstadt, sowie das öffentliche Vertragen wieder hergestellt, Handel und                         Gewerbe wieder thätig sind, und der unsere Stadt besuchende Fremde sich in                         ungestörter Sicherheit und Rahe der Annehmlichkeiten erfreut, welche sie in                         so vielfacher Beziehung auszeichnet.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar003_009" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Stuttgart,</hi> 30. Mai.</head>
          <p>Die Organisation der Bürgerwehr, mit welcher nun, nach langen Wehen, endlich                         ein ernstlicher Anfang gemacht werden sollte, droht in der Entstehung wieder                         einzuschlafen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar003_010" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Donaueschingen,</hi> 29. Mai.</head>
          <p>Gestern ist ein Bataillon des bairischen Infanterie-Regiments König mit                         reitender Artillerie hier eingerückt, und hat zum Theil hier, zum Theil in                         der Umgegend Quartier bezogen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar003_011_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Niederlage der deutschen Truppen bei Sundewitt. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 50.</bibl></note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl> <hi rendition="#g">Schleßwig.</hi> </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar003_012" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Rendsburg,</hi> 29. Mai.</head>
          <p>Der gestrige Tag (Sonntag, den 28.) war zur Ablösung der vor Alfen auf den                         Vorposten stehenden Bundestruppen bestimmt. Davon müssen die Dänen, die                         überhaupt in dortiger Gegend durch ihre Spione gut bedient werden, Kunde                         erhalten haben. Bedeutend verstärkt durch die Truppen, die in den letzten                         Tagen wieder von Fühnen nach Alfen übergeführt worden waren, unternahmen sie                         eine Landung auf dem diesseitigen Ufer, die man deutscher Seits nicht in                         ihrer ganzen Bedeutsamkeit bemerkt zu haben scheint, da die Aufmerksamkeit                         von ab- und zuziehenden eignen Truppen in Anspruch genommen war. Bald nach                         Aufstellung der neuen Pikets sah man sich plötzlich von einer großen                         dänischen Uebermacht an Infanterie und Artillerie unter der Düppeler Höhe                         angegriffen, während gleichzeitig westlich von Erkensund (bei Alnoer und                         Treppe) eine Anzahl von Schiffen und Kanonenböten erschien, als solle auch                         hier eine Landung bewerkstelligt werden. Offenbar wollten die Dänen dadurch                         die deutschen Streitkräfte theilen, was ihnen jedoch nur in geringem Grade                         gelang. Auf den Düppeler Höhen entspann sich nun ein heißer Kampf, in                         welchem auf beiden Seiten durch Geschützfeuer große Verluste an Verwundeten                         und auch an Todten (Zahlen lassen sich noch nicht angeben) herbeigeführt                         sind. Die Dänen haben ruhmvoll gefochten. Ihre Anzahl wird auf 8000 Mann                         geschätzt, die unter dem Schutze der Schiffskanonen, so wie flankirt durch                         Geschütze auf dem Lande in den Kampf gestellt wurden, während die Unserigen                         kaum 7000 Mann stark gewesen sein mögen. Die Entscheidung des Kampfes stand                         mehrere Stunden hin, bis endlich gegen 7 Uhr Abends die deutschen Truppen                         sich veranlaßt sahen, den Rückzug über Gravenstein und nördlich davon bis                         gegen Quars anzutreten, während die Dänen sich Gravenstein, wo unser                         Nachtrab stehen blieb, bis auf etwa eine Stunde näherten.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar003_013" type="jArticle">
          <head> <hi rendition="#g">Ofen-Pest.</hi> </head>
          <p>Aus Agram geht soeben (23. Mai, 3 Uhr Nachmittag) die Nachricht ein, daß sich                         der Baron Fellachich den Verordnungen des ungarischen Ministeriums                         unterworfen, diese seine Unterwerfung in der croatischen Zeitung publicirt                         und in derselben auch die Bewohner Croatiens, Slavoniens und Dalmatiens zum                         Gehorsam gegen das ungarische Ministerium aufgefordert hat.</p>
          <bibl>(Ofner-Pester Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Belgien.</head>
        <div xml:id="ar003_014" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Brüssel,</hi> 31. Mai.</head>
          <p>Die Association libérale et Union constitutionnelle hat das Skrutinium über                         die von ihr bei den am 13. d. Statt findenden allgemeinen Wahlen                         aufzustellenden Kandidaten eröffnet. Vorgeschlagen wurden in der heutigen                         Sitzung u. A. für den Senat der Bürgermeister von Brüssel; Chev. Wyns de                         Raucourt, für die Repräsentantenkammer Verhaegen der Aeltere, Lebeau,                         Anspach, H. de Brouckère etc.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0010/0002] *Berlin, 31. Mai. Auf das Trauerspiel folgt die Komödie, auf den furchtbaren Ernst den Scherz, auf die Volksjustiz gegen den Prinzen von Preußen die Bürgerwehrjustiz gegen den General v. Aschoff. Unsere gebildeten Stände, die Bürgergardisten, haben gestern Abend ein sehr ergötzliches Lynchgericht über ihren Kommandanten Aschoff abgehalten. Die noch vor Kurzem reaktionäre, aber durch die letzten Akte der Regierung wieder aufgeregte Bürgerwehr war mit ihrem ehemaligen Liebling sehr unzufrieden geworden. Man verlangte seine Absetzung so laut, daß Herr Aschoff sich wirklich veranlaßt sah, deswegen an die gesammte Bürgerwehr zu appelliren. Er berief also die sämmtlichen Bataillone der Bürgerwehr nebst den fliegenden Korps zusammen, und der Erfolg scheint für ihn nicht glänzend gewesen zu sein. Im zweiten Bataillon wenigstens ging es ihm schlecht, obwohl ein Major Wimpfen für ihn auftrat und nachzuweisen suchte, daß die Cumulirung des Kommandos der Bürgerwehr mit der Kommandantur der Stadt in seinen Händen keine reaktionäre Sicherheitsmaßregel, sondern ein königliches Kompliment für die Bürgerwehr sei. Trotzdem stimmte eine starke Majorität für seine Absetzung; dasselbe geschah beim Künstlercorps. Dahin konnte es kommen, daß ein kgl. preuß. General, ein Mann, der Dannewirke gestürmt haben könnte, sich gefallen lassen muß, von Häringskrämern, Commis-Voyageurs, bei der Steuerpartie angestellten Unteroffizieren, Studenten u. s. w. abgesetzt zu werden! Berlin, 31. Mai. Sitzung der konstituirenden Versammlung. Das Protokoll wird verworfen, weil die Antwort Hrn. Camphausens auf die Interpellation des Hrn. Jung sehr ausführlich gegeben war. ‒ Hr. Frenken nimmt in Beziehung auf die Interpellation selbst das Wort, versichert, das Militär habe nicht die Schuld an den Aachener Unruhen, es habe sich mit bewundernswürdiger Mäßigung benommen, alle Beschimpfungen ertragen etc. Ob einzelne Reservisten Ordnungswidrigkeiten begangen, sei noch gar nicht erwiesen u. s. w. Hr. Jung replicirt kurz; die Versammlung geht zur Tagesordnung über. ‒ Ein Schreiben des Generalstabs des 5. Armeekorps (Posen) antwortet auf eine vor einiger Zeit gemachte Angabe des Hrn. Reichenbach. Dieser hatte gesagt, in der polnischen Ausgabe des Erlasses des Generals v. Pfuel fehle die in der deutschen vorhandene Drohung, die gefangenen Aufrührer würden mit aller Strenge bestraft werden. Jetzt erklärt Hr. Pfuel, daß dieser Satz eingerückt sei, nachdem schon 100 Exemplare abgezogen waren, in den übrigen 5000 Exemplaren stehe er aber. Diesen „Zufall“ hätten die Polen leider wieder auf's Gehässigste ausgebeutet. Hr. Reichenbach antwortet, dieser Zufall gehöre wahrscheinlich auch zu den beliebten „Mißverständnissen“. ‒ Es folgte eine sehr konfuse Debatte darüber, ob die eingegangenen Anträge an Kommissionen oder an die Abtheilungen gehen sollten. Der Gegenstand wurde fallen gelassen. ‒ Die Sitzung dauerte fort. (S. unten.) XBerlin, 31. Mai. Die Sitzungen unserer Deputirtenkammer werden intressanter, schmälern aber auch unsere Hoffnungen auf den Sieg der demokratischen Partei. Die Linke zersplittert sich zu sehr und hat bis jetzt noch kein Talent aufgewiesen, das fähig wäre, sie zu leiten und gegenüber einem furchtsamen Centrum, das mit dem Sturze des Ministeriums nur Anarchie sieht, gegenüber einem konservativen, parteiischen Präsidenten zusammenzuhalten. In der heutigen Sitzung erstattete Hr. v. Unruh, als Vorsitzender der Kommission zur Prüfung der Wahlen, Bericht über die Wahl des Wirsitzer Kreises. Die Kommission entschied sich für die Gültigkeit der bloß wegen Verspätung beanstandeten Wahl. Die Versammlung stimmt der Kommission bei und wir sind begierig, ob der Prinz von Preußen diese auf ihn gefallene Wahl annehmen wird. ‒ Baumstark interpellirt den Minister der öffentlichen Arbeiten über die gestern Abend vor seinem Hotel statt gehabte Arbeiterversammlung. Herr Patow besteigt die Tribüne und sagt, daß er zwar noch sehr angegriffen sei von dem Vorfalle, daß er aber doch, so viel in seinen Kräften stehe, darüber Bericht erstatten wolle. Die Regierung, ebenso wie die Stadt Berlin, habe sich bei der eingetretenen Geschäftsstockung bemüht, die brodlosen Arbeiter möglichst zu beschäftigen; erstere habe 3000, letztere 2500 Arbeitern Beschäftigung gegeben; die Regierung wie die Stadt habe den Vorstellungen der Arbeiter auf einen Taglohn von 15 Sgr. und zehnstündige Arbeitszeit Folge gegeben. Hierdurch seien aber bald Uebelstände eingetreten, die Arbeiter hätten nichts gethan, und habe man sich deshalb genöthigt gesehen, die Leute im Akkord zu beschaftigen. Weil man nicht alle beschäftigen konnte, überließ man der Stadt, eine Auswahl zu treffen, und z. B. junge Leute zu berücksichtigen. Hierdurch sind mehrere der bisher Beschäftigten ohne Verdienst. Gestern nun stellte sich eine bedeutende Anzahl von Arbeitslosen vor seinen Hotel ein, und schickte ihm eine Deputation zu mit der Forderung einer Arbeitsversprechung für den kommenden Morgen. Auf die Vorstellung, daß viele von den Untenstehenden schon den ganzen Tag nichts genossen, erklärte er, daß er aus seiner Tasche ihnen etwas geben wolle, daß er aber bis morgen keineswegs Arbeit zu schaffen wisse. Die Deputation wagte es nicht, diesen Bescheid herunter zu bringen. Der Minister zog sich jetzt in sein Zimmer zurück, vernahm aber bald ein fürchterliches Krachen an seiner Hausthür. Er ging herunter und ließ öffnen. Zwei Stunden lang parlamentirte er mit dem Volke; zuletzt wurde die angebotene Unterstützung nicht als Geschenk, sondern auf Abschlag für zu leistende Arbeit angenommen, worauf sich die Ruhe wieder herstellte. ‒ Herr Baumstark stellte hierauf den Antrag, die Versammlung solle zu Protokoll erklären, sie ersuche das Ministerium, dte geeignetsten Maßregeln für die Sicherung der Ruhe zu ergreifen. In die Abtheilungen verwiesen. ‒ Der Abg. Jung stellt hierauf an den Kriegsminister die Frage, ob es wahr sei, daß alle Waffen aus dem Zeughause geräumt und verschickt werden. Es gehe das Gerücht, daß man Berlin entwaffnen wolle. Man habe schon Waffensendungen angehalten und es seien deshalb heute Unruhen*) vor dem Zeughause. Der Kriegsminister schickt seinen Kommissarius, Herrn Fischer, auf auf die Tribüne. Dieser giebt zu, daß seit 14 Tagen gegen 10,000 Gewehre aus dem Zeughause genommen und verschickt seien; daß diese aber zur Bewaffnung der Bürgerwehr, z.B. in Lückenwalde dienen sollten, oder alte, hier reparirte Gewehre fremder Garnisonen seien Das Gerücht, daß geladene Geschütze im Zeughause stehen, zog er ins Lächerliche. Hr. Jung antwortete nicht. Ich bemerke nur, daß es bis jetzt beim Militär nicht Gebrauch war, die schlechten Gewehre in andern als den resp. Garnisonsorten repariren zu lassen (und vollends in Berlin wo gar keine Gewehrfabrik ist! die nächste ist in Potsdam); daß 6 nicht geladene, aber zur Abfahrt fertige Geschütze mit und 8 Geschütze ohne Munition im Zeughause stehen und daß die dort kampirende Kompagnie Infanterie per Mann 60 scharfe Patronen führt. ‒ Hr. Camphausen erwähnte der zirkulirenden Gerüchte über angeblich reaktionäre Maßregeln der Minister nur um bei dieser Gelegenheit zu erklären, die Versammlung und das Ministerium müßten solidarisch sein, und man müsse sobald wie möglich eine Abstimmung provoziren, die die Existenz oder den Mangel dieser Uebereinstimmung konstatire. Die Minister wünschten nichts mehr als in einer großen Debatte ihre Ansichten zu entwickeln. ‒ Dunker trägt nun auf eine Adresse als Antwort auf die Thronrede an. Weichsel aus Magdeburg spricht dagegen. Adressen seien leere Fömlichkeiten, die Versammlung habe etwas Besseres zu thun. Hansemann: Mit Entrüstung weise ich die Zumuthung zurück, als verfolge die Regierung reaktionäre Tendenzen. Die Adreßdebatte wird Gelegenheit geben uns auszusprechen; harmoniren wir nicht mit der Versammlung, so treten wir ab. ‒ Berends ist gegen die Adresse, ohne darum ein unbedingter Gegner des Ministeriums zu sein. Man spreche vom Usus konstitutioneller Kammern; hier sei keine Kommer, sondern eine Konstituante. Die Gesetzvorschläge selbst bieten dem Ministerium Gelegenheit sich über seine Grundsätze aussprechen, und solche Debatten sind die wichtigsten. Hansemann erklärt hierauf, daß er das Erlassen einer Adresse für wichtig genug halte, um daraus eine Kabinetsfrage zu machen. Der Abg. Mätze aus Schlesien: Ein Dank an den König ist nicht nöthig, da die Zusammenberufung der Versammlung keine Gnade, sondern eine Nothwendigkeit war. Sehr viele Mitglieder sind nicht zu politischen Debatten hier, sondern nur zur Entscheidung sozialer Fragen. Der Minister Auerswald erklärt jetzt, daß der Finanzminister nicht blos in seinem eigenen, sondern im Namen des ganzen Kabinets gesprochen. ‒ Bei der Abstimmung erklärte sich eine bedeutende Majorität für die Adresse. Mitglieder zu Einer Kommission für die Entwerfung der Adresse werden durch die Abtheilungen gewählt. ‒ Nächste Sitzung Freitag 2. Juni. Auszug aus dem von einem im Königreich Polen unmittelbar an der Gränze des Großherzogthums Polen wohnhaften Gutsbesitzers an seine im Großherzogthum ansäßigen Verwandten gerichteten Briefe. Den 22. Mai. Ich habe längere Zeit hindurch viel Russen im Quartier gehabt, die uns wahrlich besser behandeln, als die civilisirten preußischen Truppen. Du wirst Dir die Entrüstung der russischen Soldaten kaum vorstellen könnrn, als sie sahen, wie preußische Husaren unglückliche schuldlose Bauern auf den Feldern herumgejagt und niedergehauen haben! Die Russen sprechen es unverholen aus, daß sie mit Ungeduld dem Augenblick entgegenharren, in welchem sie gegen Preußen zu Felde ziehen und den an Polen verübten Frevel rächen werden. (Zeit.-Halle.) Frankfurt, 31. Mai. (Nachtrag zur 10. Sitzung). Abg. Fuchs erstattet Bericht im Namen des Prioritätsausschusses. Der Ansschuß ist der Ansicht, daß vor Allem die Anträge auf Bildung einer Centralgewalt ihrer Dringlichkeit wegen zur Berathung kommen sollten, und empflehlt deßwegen den Antrag Simons: einen Ausschuß zur Prüfung dieser Anträge zu wählen. Dieses Gutachten des Prioritätsausschusses, so wie ein weiterer, den Umfang seiner Kompetenz betreffender Bericht desselben, kommen auf die nächste Tagesordnung. Der in voriger Sitzung gewählte Ausschuß zur Prüfung völkerrechtlicher und internationaler Fragen besteht aus den Abgg. Heckscher, Jaup, v. Raumer aus Berlin, Esmarch, Schubert aus Königsberg, Zachariä, Wurm, Gervinus, Cucumus, v. Wydenbruck, Stenzel, Schuselka, Arndt, Gombart, Höfken. In den Marine-Ausschuß sind u. A. Roß aus Hamburg, die 3 Triester Deputirten, Kerst aus Posen, Gevekohl aus Bremen, v. Radowitz gewählt, Vorstand ist v. Bruck aus Triest. Mainz, 2. Juni. Der hiesige Bürgermeister veröffentlicht heute im Namen des Stadtvorstandes eine „Erklärung“, der wir Folgendes entnehmen: ,;Das hiesige Festungsgouvernement hat es für angemessen erachtet, zur Rechtfertigung der über hiesige Stadt verhängten Maßregeln einen offiziellen Artikel zu veröffentlichen, worin dasselbe zwar ebenfalls auf das zu erwartende Resultat der Untersuchung hinweist, zugleich aber damit eine Darstellung von Begebnissen verbindet, welche, für sich allein betrachtet, immerhin geeignet erscheinen dürften, jetzt schon die öffentliche Meinung zu präokkupiren und zum Nachtheil der hiesigen Bürgerschaft festzustellen. Es würde zu weit von unserm Vorsatze, der Untersuchung nicht vorzugreifen, abführen und uns ebenfalls dem begründeten Vorwurfe aussetzen, das Publikum nach eigener einseitiger Anschauung belehren zu wollen, wenn wir in Details und Berichtigungen hier eingehen wollten, zu welchen der oben erwähnte offizielle Artikel des Festungs-Gouvernements Anlaß geben könnte. Wir beschränken uns daher vorläufig nur, unsere ausdrückliche Verwahrung gegen die Richtigkeit nicht durch gerichtliche Untersuchung konstatirter Thatsachen sowohl, als der darauf gebauten Schtusse hiermit einzulegen, erwartend, daß die öffentliche Meinung in ganz Deutschland, an welche ja auch das Feßungs-Couvernement appellirt, als die kompetenteste Richterin nach erlangter vollkommener Kenntniß aller Verhältnisse entscheiden wird : wem die Schuld der betrübenden Ereignisse, deren Folgen Niemand mehr zu beklagen hat, als die Bürgerschaft von Mainz, hauptsächlich beizumessen ist; ob insbesondere eine Rauferei zwischen Militär und Bürger, wobei von beiden Seiten die Waffen durch Einzelne mißbraucht wurden, wie die neuere Zeit Beispiele fast in allen größern Städten, worin sich Militär befindet, aufzuweisen hat, für sich allein die Maßregeln rechtfertigen konnte, welche die ganze Prosperität einer Stadt zu zernichten drohen! Hoffentlich wird diese letztere Befürchtung jedoch nicht in Erfüllung gehen, vielmehr durch die Fürsorge unserer Staatsregierung den an sie gestellten Anträgen zu einer bessern und zeitgemäßern Regulirung der Verhältnisse unserer Stadt als Bundesfestung und zur festeren Begründung ihrer Wohlfahrt baldige Geltung verschafft werden, so daß sie einer glücklichern Zukunft entgegensehen darf. Zur wahren Genugthuung gereicht es dem Stadtvorstande, jetzt schon die Versicherung ertheilen zu können, daß nicht minder durch die nunmehr getroffenen Maßregeln, als durch den richtigen Takt und die besonnene Haltung der Bürger und Bewohner von Mainz, Ordnung und Ruhe in unserer Vaterstadt, sowie das öffentliche Vertragen wieder hergestellt, Handel und Gewerbe wieder thätig sind, und der unsere Stadt besuchende Fremde sich in ungestörter Sicherheit und Rahe der Annehmlichkeiten erfreut, welche sie in so vielfacher Beziehung auszeichnet. Stuttgart, 30. Mai. Die Organisation der Bürgerwehr, mit welcher nun, nach langen Wehen, endlich ein ernstlicher Anfang gemacht werden sollte, droht in der Entstehung wieder einzuschlafen. Donaueschingen, 29. Mai. Gestern ist ein Bataillon des bairischen Infanterie-Regiments König mit reitender Artillerie hier eingerückt, und hat zum Theil hier, zum Theil in der Umgegend Quartier bezogen. *Schleßwig. _ Rendsburg, 29. Mai. Der gestrige Tag (Sonntag, den 28.) war zur Ablösung der vor Alfen auf den Vorposten stehenden Bundestruppen bestimmt. Davon müssen die Dänen, die überhaupt in dortiger Gegend durch ihre Spione gut bedient werden, Kunde erhalten haben. Bedeutend verstärkt durch die Truppen, die in den letzten Tagen wieder von Fühnen nach Alfen übergeführt worden waren, unternahmen sie eine Landung auf dem diesseitigen Ufer, die man deutscher Seits nicht in ihrer ganzen Bedeutsamkeit bemerkt zu haben scheint, da die Aufmerksamkeit von ab- und zuziehenden eignen Truppen in Anspruch genommen war. Bald nach Aufstellung der neuen Pikets sah man sich plötzlich von einer großen dänischen Uebermacht an Infanterie und Artillerie unter der Düppeler Höhe angegriffen, während gleichzeitig westlich von Erkensund (bei Alnoer und Treppe) eine Anzahl von Schiffen und Kanonenböten erschien, als solle auch hier eine Landung bewerkstelligt werden. Offenbar wollten die Dänen dadurch die deutschen Streitkräfte theilen, was ihnen jedoch nur in geringem Grade gelang. Auf den Düppeler Höhen entspann sich nun ein heißer Kampf, in welchem auf beiden Seiten durch Geschützfeuer große Verluste an Verwundeten und auch an Todten (Zahlen lassen sich noch nicht angeben) herbeigeführt sind. Die Dänen haben ruhmvoll gefochten. Ihre Anzahl wird auf 8000 Mann geschätzt, die unter dem Schutze der Schiffskanonen, so wie flankirt durch Geschütze auf dem Lande in den Kampf gestellt wurden, während die Unserigen kaum 7000 Mann stark gewesen sein mögen. Die Entscheidung des Kampfes stand mehrere Stunden hin, bis endlich gegen 7 Uhr Abends die deutschen Truppen sich veranlaßt sahen, den Rückzug über Gravenstein und nördlich davon bis gegen Quars anzutreten, während die Dänen sich Gravenstein, wo unser Nachtrab stehen blieb, bis auf etwa eine Stunde näherten. Ungarn. Ofen-Pest. Aus Agram geht soeben (23. Mai, 3 Uhr Nachmittag) die Nachricht ein, daß sich der Baron Fellachich den Verordnungen des ungarischen Ministeriums unterworfen, diese seine Unterwerfung in der croatischen Zeitung publicirt und in derselben auch die Bewohner Croatiens, Slavoniens und Dalmatiens zum Gehorsam gegen das ungarische Ministerium aufgefordert hat. (Ofner-Pester Z.) Belgien. Brüssel, 31. Mai. Die Association libérale et Union constitutionnelle hat das Skrutinium über die von ihr bei den am 13. d. Statt findenden allgemeinen Wahlen aufzustellenden Kandidaten eröffnet. Vorgeschlagen wurden in der heutigen Sitzung u. A. für den Senat der Bürgermeister von Brüssel; Chev. Wyns de Raucourt, für die Repräsentantenkammer Verhaegen der Aeltere, Lebeau, Anspach, H. de Brouckère etc. Diese fanden in der That statt und endeten mit der Besetzung des Zeughauses durch die Bürgerwehr. Näheres morgen. Red.

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 3. Köln, 3. Juni 1848, S. 0010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz003_1848/2>, abgerufen am 09.11.2024.