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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 5. Köln, 5. Juni 1848.

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erröthen, wenn er hörte, wie die von ihm so verachteten Wiener nicht nur die Berliner Märzrevolution durch einen Volkssieg hervorgerufen, sondern auch Schlag auf Schlag jeden Reaktionsversuch durch siegreiche Aufstände vereitelt hatten. Alles das hat seine Wirkung gehabt. Die Berliner Bürgerschaft hat den Konservatismus, den ihr die Schrecken der Handelskrisis aufgedrängt, fahren lassen; sie spricht sich entschieden gegen die Regierung aus und schließt sich mehr und mehr der demokratischen Partei an.

XBerlin, 2. Juni.

Unsere konstituirende Versammlung scheint nur dazu da zu sein, daß das Ministerium Gelegenheit bekomme, sich rein zu waschen. Nach der provisorisch angenommenen Geschäftsordnung kann der Interpellant seine Frage nur ganz einfach, ohne sie motiviren zu dürfen, an das Ministerium stellen, und nach der Antwort desselben muß er sich befriedigt zurückziehen, eine fernere Diskussion ist nicht gestattet. Heute waren mehrere Interpellationen an der Tagesordnung, alle hatten sie das Schicksal, mit einigen Phrasen abgewiesen zu werden. Die Minister hatten sich hinter dem Geschäftsreglement verschanzt, sie sollen eine Antwort geben, sie thun dies, ob diese Antwort die richtige oder genügende ist, das zu entscheiden ist jedem Einzelnen, aber nicht der Versammlung überlassen. Die erste Interpellation stellte Herr Berg. Man hatte erwartet, sagte er, daß das Ministerium gleich nach seinem Antritt beruhigend wirken und wieder das öffentliche Vertrauen in unsere neuen Zustände herbeiführen werde. Am Rhein hatte man gehofft, es werde das Gesetz wiederhergestellt werden, wonach Aufruhrschäden den Gemeinden zur Last fallen, es werde die exekutive Gewalt den richterlichen Behörden übergeben werden. Der Minister Auerswald antwortet hierauf, daß allerdings gesetzliche Bestimmungen vorbereitet werden; das Ministerium fühle sich aber nicht befugt, ohne die Vertreter des Volkes, so wichtige Gesetze zu erlassen. Die Polizei und die Bürgerwehr hätten jetzt hauptsächlich für die Aufrechthaltung der Ruhe zu sorgen. Der Abgeordnete Jung fragt hierauf den Kriegsminister, ob für die Aufhebung des Kartelvertrages mit Rußland die nöthigen Schritte geschehen seien und ob noch Auslieferungen stattfinden. Der Graf von Arnim antwortet, daß der Kartelvertrag sich nur auf Vagabunden und niedrige, nicht aber auf politische Verbrecher, beziehe. Eine Interpellation des Abgeordneten Tretzdorff, welche Maßregeln gegen die dänische Blokade getroffen seien, ob die Verluste, welche die Stadt Stettin erlitten, vom deutschen Bunde ersetzt werden sollen und ob diese Stadt ferner noch werde den Sundzoll bezahlen müssen, beantwortet derselbe Minister, daß die von England eingeleiteten Unterhandlungen vom Bundestage anerkannt seien und daß sie in Kopenhagen mit der nöthigen Energie vertreten werden. Ueber zu leistende Entschädigung, sowie über den Sundzoll erwähnt der Minister gar nichts. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Feldzug bald beendet sein werde, und als Ursache des Rückzuges aus Jütland giebt er an, daß die Preußen dort keine Feinde gefunden haben. - Von den vielen Anträgen, welche heute an die Abtheilungen verwiesen wurden, erwähnen wir den vom Abgeordneten Stein auf Aufhebnng des ausschließlichen Jagdrechts ohne Entschädigung für die Gutsherren, den des Abgeordneten Graf Reichenbach, auf Abschaffung der bäuerlichen Lasten, Laudemien, des Schutzgeldes u. s. w., als Entschädigung will er den Gutsherren die Last der Patrimonial-Gerichtsbarkeit nehmen. (Allgemeine Heiterkeit.) Der Minister Hansemann bemerkt hierbei, daß auf Veranlassung des Ministeriums der Fiskus jetzt von Einziehung des Schutzgeldes abstehen solle. Die Minister haben, wie wir hören, eine Gesetzesvorlage für die bäuerlichen Verhältnisse fertig und sind sehr unglücklich darüber, daß man ihnen von vorn herein dasselbe schon in einzelnen Anträgen zersplittert. Hierauf nimmt ein Antrag des Abgeordneten Reuter eine lange Zeit fort. Der Antragsteller wollte nämlich zur Abstimmung bringen, ob die Versammlung nicht sogleich eine Kommission zur Ermittlung der Ursachen ernennen wolle, welche bei der in der Provinz Posen eingeführten Reorganisation einen so blutigen Zwiespalt zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung herbeigeführt, anstatt diesen Antrag reglementsmäßig in die Abtheilungen zu verweisen. Der Minister Hansemann gab zu bedenken, daß die Frage zu wichtig sei, sie enthalte zu viel über die Stellung, die die "Kammer" überhaupt einnehmen wolle, als daß man sie so schnell beschließen könnte. Es lag darin eine Entgegnung auf die Ansicht des Abgeordneten Reuter, daß die Kammer das unumschränkte Recht habe, Untersuchungskommissionen in allen Fällen zu ernennen , daß sie überhaupt souverän sei. Der Antrag wurde an die Abtheilungen verwiesen. - Das Ergebniß der Wahlen für die Adreß-Kommission ist folgendes. Es wurden gewählt die Abgeordneten Waldeck, Löwe, Lydow, Tierschke, Baumstark, Grabow, Duncker, von Dahlwitz, Wachsmuth, Philipps, Esser, Balzer, Elsner, Ebel, Zachariä und Behrends.

Breslau, den 1. Juni.

Aus der interessanten Correspondenz des Erzbischofs von Gnesen und Posen Przyluski mit den berliner Ministern, theilen wir die Stellen mit, welche für die Schilderung der posenschen Zustände und der preußischene Bhörden am schlagendsten sind.

Schreiben des Erzbischofs an den Minister v. Schwerin

Ich werde durch das Ministerial-Rescript Ew. Excellenz vom 15. April , und das des Herrn Ministers des Innern vom 17. April , ebenso durch die Erlasse des Herrn Ober-Präsidenten der Provinz und des Herrn commandirenden Generals von Colomb respect. vom 16. und 3. ej. dahin aufgefordert: "selbst und durch Geistliche meiner Diözese Worte der Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht zwischen Deutschland und Polen zu predigen und predigen zu lassen."

Ich habe darauf ergebenst zu erwiedern: daß nach den Ereignissen von Berlin, bei den kundgewordenen Sympathien Deutschlands für die Sache Polens und bei dem freudigen Dankgefühle, womit diese edle Regung der Gerechtigkeit von den Polen dieser Provinz aufgenommen wurde, es sowohl von meiner wie von jeder andern Seite keiner Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht bedurfte, denn diese war da, sie schien unvergänglich, wurde durch meine Geistlichen von allen Kanzeln gepredigt und durch Gottesdienst gefeiert.

Bald freilich trat eine traurige Wendung ein. Bedeutende Truppenmassen wurden herbeigezogen, und sofort trat auch eine der Polensache feindliche Reaction entgegen unter der deutschen und jüdischen Bevölkerung, welche besonders in dem Bromberger Regierungsdepartement in eine Verfolgung des polnischen Elementes ausartete.

Es ist nicht meines Amtes, Ew. Excellenz, alle diese Details anzuführen, ich bemerke nur, daß sich Geistliche aus jenen Gegenden in Folge dieser Verfolgung hierher haben flüchten müssen.

Die Erklärung der Stadt Posen in Belagerungs-Zustand, die Entsendung fliegender Colonnen nach allen Kreisen, während man in Berlin über die nationale Reorganisation unterhandelte, waren eben so viel Mittel, die Aufregung der Gemüther zu vergrößern, statt zu besänftigen.

Ew. Excellenz werden selbst einsehen, daß wenn auf diese Weise mit Waffengewalt die Ordnung hat hergestellt werden sollen, ich unmöglich Worte des Friedens im Namen der Kirche habe erlassen können, denn Gotteswort soll und darf nicht durch Bajonette unterstützt werden.

Allein es ist den Bemühungen einflußreicher Männer gelungen, durch die Uebereinkunft von Jaroslawicc ein Blutvergießen zu verhindern und die drohende Spannung friedlich abzuleiten.

Der General von Willisen erklärt in seiner Bekanntmachung vom 17. April 1848: "Es kann der ersehnte Friedenszustand in der Provinz als völlig wieder hergestellt betrachtet werden."

Allein das Volk wird aufgereizt und zu lokalen bewaffneten Versammlungen provocirt durch die Unordnungen und Excesse, welche sich das Militair und die Exaltirten unter den Deutschen und Juden erlauben, von Beamten aufgehetzt, die um ihre Stellen besorgt sind.

Täglich gehen die traurigsten Berichte ein, daß Städte und Dörfer geplündert, die Nationalkokarden und Fahnen abgerissen, die Leute beschimpft und geschlagen, Kirchen entweiht, Geistliche insultirt und mißhandelt, Todtengrüfte durchwühlt, kurz allerlei Unfug getrieben wird.

Der kommandirende General v. Colomb hat sich selbst bewogen gefunden, durch den Corps-Befehl zu erklären, daß einzelne räudige Schafe in den Mannschaften sich befinden. Die angesagte Untersuchung wird ergeben, daß diese Räude schrecklich um sich gegriffen hat.

Rechnet man dazu die geschäftigen Agitationen der Beamten, die polnischen Bauern gegen ihre Gutsherrn und die polnische Sache und für die deutsche Regierung zu stimmen, die maßlosen Forderungen und Umtriebe der sogenannten deutschen Volksversammlungen, - die angedrohte Theilung des Großherzogthums Posen und alle die über Nacht neu auftauchenden Gerüchte, - so ist es wahrlich nicht zu verwundern, daß Conflicte und einzelne Auflehnungen, ja Excesse vorkommen und die Gemüther aufgeregt werden.

Mir scheint aber die Zumuthung, das polnische Volk durch einen Hirtenbrief zur Ruhe zu ermahnen, unbegreiflich, wenn die Unruhe von den Deutschen und vom Militär provocirt wird. Ich könnte es nur zur Duldung ermahnen, die ihm gewordene Schmach und Gewaltthätigkeiten aller Art in christlicher Ergebenheit zu ertragen, und dieses kann ich dem Gouvernement gegenüber nicht, und wahrlich das Volk erträgt viel und hat die Geduld eines Lammes.

Vier Wochen sind bereits verflossen und es ist noch kein Anfang von der versprochenen nationalen Reorganisation gemacht und welche Riesenschritte hat seitdem die der Polensache feindliche Reaction gethan!

Und doch ist die Reorganisation das geeignetste Pacificationsmittel. Ich bürge dafür, daß Ruhe erhalten wird, wenn man das Heer zurückzieht und die Reorganisation auszuführen beginnt.

Posen, den 22. April 1848.

Der Erzbischof von Gnesen und Posen

gez. X. Pzryluski.

Zweites Schreiben des Erzbischofs.

An Minister Auerswald.

Ew. Excellenz sage ich meinen innigsten ganz ergebensten Dank für die Worte der Güte und des Vertrauens, die Hochdieselben unterm 17. d. M. an mich gerichtet haben.

Aber geruhen Ew. Excellenz aus meinem in Abschrift hier beigefügten Berichte an den Herrn Minister der geistlichen Angelegenheiten vom 22. d. Mts. geneigtest zu ersehen, in welcher schrecklichen Lage die hiesige Provinz sich befindet.

Ich berufe mich auf die Bekanntmachung des Herrn Generals v. Willisen, d. d Berlin, den 24. d. M. Derselbe giebt den hiesigen polnischen Führern das Zeugniß, daß sie den königlichen Verheißungen vertrauend, mit Gefahr ihres Lebens die bewaffneten Massen beschwichtigten und zum Auseinandergehen bestimmten.

Diese gingen auch auseinander und ich stand nun im Begriff, auch meinerseits Worte der Beschwichtigung dem Volke zuzusprechen.

Leider haben die Erklärung Posens in Belagerungszustand und die Absendung mobiler Kolonnen in die Provinz den kaum hergestellten Frieden wieder infringirt und die Bemühungen des Generals v. Willisen und der polnischen Führer wie geflisseutlich vereitelt.

Die mobilen Kolonnen durchziehen das Land in allen Richtungen, sie verüben überall die gröbsten Excesse, sie mißhandeln Männer und Weiber, sie plündern und tödten Menschen, sie entweihen Kirchen und Todtengrüfte, sie provoziren, was nicht ausbleiben kann, parzielle Widerstände, es fließt Menschenblut.

Dazu kommt die Bestimmung, daß das Großherzogthum Posen wieder getheilt werden solle - dies wird die achte Zersplitterung des unglücklichen Polens sein. Diese uuglückselige Bestimmung verbreitet den tiefsten Unmuth, sie schlägt jedes Vertrauen, jede Hoffnung, jeden Glauben an Gerechtigkeit nieder.

Und wie soll es auch anders sein, weun die Deutschen, von hohen Beamten angeführt, dem General v. Willisen, den Bevollmächtigten des Königs, offen und tumultuarisch Pereat bringen und dieser Großthat in öffentlichen Schrifteu sich zu rühmen, den v. Willisen für einen Verräther zu erklären nicht scheuen, wenn dieser Tumult während des Belagerungszustandes Posens, der jede Versammlung von mehr als 4 Menschen auf der Straße verbietet, mit aller Ostentation stattfindet.

Vielleicht werden Ew. Excellenz sagen, Alles dieses haben die Bewegungen der Polen veranlaßt. Gut. Aber wer hat die Bewegung in der Schweiz, in Italien, in Frankreich in ganz Deutschland, in Ungarn, ja sogar in Wien und Berlin verschuldet, welche physische Macht hat sie zu brechen vermocht und welches Volk auf der Welt hat über mehr schreiendes Unrecht, als die Polen zu klagen?

Geruhen Ew. Excellenz geneigtest zu erwägen, was unter sö traurigen Umständen Worte des Friedens von meiner Seite fruchten könnten, worauf kann ich dieselben basiren? Auf Christenliebe? Aber die Christenliebe wird gegen die Polen mit Hohn verletzt. Auf die Hoffnung einer bessern Zukunft? Aber diese Hoffnung wird den Polen abgeschnitten. Soll ich dem Volke sagen: Es solle sich geduldig niedertreten lassen? Das vermag ich nicht. Ich glaube an Gottes Gerechtigkeit. Meine Worte würden Oel in die Flammen gießen.

Posen, den 26. April 1848.

Der Erzbischof von Gnesen und Posen.

gez. X. Przyluski.

Posen.

Eine Bekanntmachung des Herrn von Steinäcker (Festungs-Kommandanten) in der hiesigen Zeitung verbietet andere Farben als die preußischen und deutschen, also auch die polnischen, für die Zeit des Belagerungszustandes. Zugleich verbietet sie speziell einen für die nächsten Tage beabsichtigten Umzug mit polnischen Fahnen und Bändern. - Aller Verkehr mit den Gefangenen des Fort Winiary ist ebenfalls verboten.

(Z.-H.)
Frankfurt, 3. Juni.

Die konstituirende Nationalversammlung hat heute beschlossen, einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zur Prüfung und Begutachtung der auf die Bildung einer provisorischen Centralgewalt bezüglichen Anträge niederzusetzen. Die Wahl dieses Ausschusses sollte alsbald nach der öffentlichen Sitzung durch die Abtheilungen vorgenommen werden.

14 Marburg, 2. Juni.

Die Sache der Demokratie schreitet bei uns rasch vorwärts. Wir haben hier einen demokratischen Verein, an dessen Spitze die Herren Bayrhoffer und Ludolph stehen, und der neulich in sehr entschiedenen Ausdrücken gegen den Beschluß der Frankfurter Versammlung über die Mainzer Angelegenheit protestirte. Auch ein demokratischer Arbeiterverein besteht und hat guten Fortgang. An Verdächtigungen fehlt es natürlich nicht. Diese brachten es unter Andern dahin, daß neulich mehre Marburger, die in Kirchheim öffentlich sprachen, von der reaktionären Partei mit Gewalt bedroht und gezwungen wurden, das Städtchen zu verlassen. Diese Contrerevolutionärs verbreiten die abgeschmacktesten Gerüchte, z. B. von Sensenschaaren, die hier zum Schutz der Nationalversammlung gebildet würden und was dergleichen Albernheiten mehr sind. Hier lacht man natürlich über solche Schreckgespenster zaghafter Philister.

Wien, 31. Mai.

Die Wiener Zeitung enthält den, vom 25. Mai datirten Erlaß des Kaisers, wonach in Kurnthen die Feudallasten gegen später vom Reichstag zu ermittelnde Entschädigung aufgehoben werden. Sie bilden eine schöne Reihe: Abschütte, Getreide, Dominikalgaben, Laudamien, Ehrungen, Kauffreigelder, Kollektur, Landgerichts-, Marschall-, Hunde-, Voigtei-, Zoll-, Hafer u. s. w. - Deßgleichen den Erlaß, der die körperliche Züchtigung als selbständige und Disziplinarstrafe, die Aussteckung an der Schandbühne und im Kreise, und die Brandmarkung aufhebt, die Haussuchung der ausschließlichen Competenz der Gerichte überweist und den Untersuchungsarrest in virlen Fällen in Kaution verwandelt.

Die Zeitungshalle behauptet aus Wien in einer Korrespondenz: Die große Errungenschaft des 26. Mai sei der definitive Sieg der demokratischen Institution, speziell der Volkssouverainetät. Bürger, Arbeiter, Studenten vereint hätten sie erobert. Die reaktionäre Partei habe, durch Entführung des Kaisers, Wien zur übereilten Proklamirung der Republik und dadurch zur Anarchie und zum Bruch mit den Provinzen drängen wollen; aber das Wiener Volk sei nicht in die Schlinge gegangen, es habe die Monarchie vor der Hand beibehalten, aber gänzlich vom Volkswillen abhängig gemacht. - Dem Ministerium stehe halb überwachend, halb unterstützend ein Nationalgarden- und Studenten-Ausschuß zur Seite; die mißtrauische Stellung beider gegen einandern, verhindere indeß, daß Etwas geschieht.

Prag, 1. Juni.

Die Gäste zum Slawenkongreß finden sich hier immer zahlreicher ein. Polen, Kroaten, Serben sind bereits eingetroffen, und dieser Tage wird auch der Vladika von Montenegro erwartet. Ueber die Gegenstände, welche zur Verhandlung kommen, wird ein Programm in vier Sprachen erscheinen: polnisch, böhmisch, deutsch und illyrisch. Wir führen vorläufig nur die Punkte des Programms an: 1) über die Bedeutung der Slawen im österreichischen Kaiserreiche und ihre gegenseitigen Beziehungen; 2) über die Beziehungen der Slawenvölker zu den übrigen Völkern des österreichischen Staates; 3) über die gegenwärtigen Beziehungen der österreichischen zu den übrigen Slawen; 4) Bestimmung der Beziehungen der österreichischen Slawen zu den übrigen nicht slawischen Völkern Europa's.

(D. A. Z.)
Rendsburg 1. Juni.

Es bestätigt sich, daß Hadersleben von deutschen Truppen geräumt und von einer großen Zahl seiner Bewohner verlassen ist. Hadersleben war am 31. Mai schon von dänischen Husaren besetzt. In Christiansfeld sollen 180 Mann zum Militärdienst ausgehoben sein. In Hadersleben weht schon die dänische Fahne - wird dem Hamb. Corr. aus Flensburg 30. Mai Abends geschrieben. - Die Haderslebener werden ohne Zweifel jetzt als "forräderiske Tydskere" angesehen. Es bestätigt sich ferner, daß die Dänen auch in Apenrade eingerückt sind, nachdem sie vorher einige Kugeln hineingeworfen hatten. Auch aus Apenrade sind viele Flüchtlinge in Rendsburg eingetroffen. Ein Reisender brachte am 31. Mai nach Rendsburg die Nachricht, daß die Dänen Abends zuvor um 6 Uhr Apenrade besetzt hatten. Die nach Hadersleben bestimmte Post hat nur bis Seegard kommen können.

Ein Patent der provisorischen Regierung vom 29. Mai beruft die vereinigte schleswig-holsteinische Ständeversammlung zum 14. Juni ein. - Ein Erlaß der provisorischen Regierung von demselben Tage enthält die Bestätigung der Statuten des Ausschusses für die deutsche Flotte in Kiel.

In einer Nachschrift enthält das "Rendsb. Tageblatt" Folgendes: Nach dem Bericht eines Augenzeugen ist gestern (am 31. Mai) im Sundewittschen ein hitziges Treffen vorgefallen, in welchem die Dänen mit großem Verluste aus ihren Stellungen geschlagen und von den Meklenburgern bis an die Küste so hartnäckig verfolgt sind, daß mehrere ihren Kolbenschlägen erlegen, andere ertrunken sind.

(W. Z.)
XAltona, 2. Juni.

So eben trifft die Nachricht ein, daß die Dänen wieder geschlagen worden sind; 2000 Dänen sollen umgangen und abgeschnitten worden sein; mehrere Hundert sind gefangen und schon ist unsere Bürgergarde aufgeboten, um sie heute Abend in Empfang zu nehmen und zu bewachen, da sie erst morgen früh weiter nach Stade transportirt werden können. Zugleich rückt aber auch General Wrangel wieder vor und zwar nicht nur nach Nordschleswig, sondern aufs Neue nach Jütland. Diese Ordre brachte gestern ein Expresse ins Hauptquartier. Auf diese Weise wird die letzte Schmach vielleicht einigermaßen wieder abgewaschen. Es ist übrigens ruhmvoll für die Deutschen. Schon in den wenigen Wochen ist wieder die ganze alte Reichswirthschaft eingetretreten; es wird nicht lange währen, so werden wir wiederum auf dem alten Status quo sein, welchen einst das liebe heilige römische Reich und die deutsche Reichsarmee einnahm. Heut morgen ging eine Deputation von Hadersleben nach Frankfurt ab, um gegen die Abtretung desselben von den Herzogthümern zn protestiren. Ob man in Frankfurt auch durch russische Noten sich schrecken lassen wird? Ohnehin hat England erklärt, daß es eine Flotte auslaufen lassen würde, wenn Rußland und Schweden Miene machen sollte, thätlich einzuschreiten. Von der schwedischen Hülfe hoffen die Dänen wenig, wie die jüngsten dänischen Zeitungen am klarsten darthun.

* Schleswig-Holstein.
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erröthen, wenn er hörte, wie die von ihm so verachteten Wiener nicht nur die Berliner Märzrevolution durch einen Volkssieg hervorgerufen, sondern auch Schlag auf Schlag jeden Reaktionsversuch durch siegreiche Aufstände vereitelt hatten. Alles das hat seine Wirkung gehabt. Die Berliner Bürgerschaft hat den Konservatismus, den ihr die Schrecken der Handelskrisis aufgedrängt, fahren lassen; sie spricht sich entschieden gegen die Regierung aus und schließt sich mehr und mehr der demokratischen Partei an.

XBerlin, 2. Juni.

Unsere konstituirende Versammlung scheint nur dazu da zu sein, daß das Ministerium Gelegenheit bekomme, sich rein zu waschen. Nach der provisorisch angenommenen Geschäftsordnung kann der Interpellant seine Frage nur ganz einfach, ohne sie motiviren zu dürfen, an das Ministerium stellen, und nach der Antwort desselben muß er sich befriedigt zurückziehen, eine fernere Diskussion ist nicht gestattet. Heute waren mehrere Interpellationen an der Tagesordnung, alle hatten sie das Schicksal, mit einigen Phrasen abgewiesen zu werden. Die Minister hatten sich hinter dem Geschäftsreglement verschanzt, sie sollen eine Antwort geben, sie thun dies, ob diese Antwort die richtige oder genügende ist, das zu entscheiden ist jedem Einzelnen, aber nicht der Versammlung überlassen. Die erste Interpellation stellte Herr Berg. Man hatte erwartet, sagte er, daß das Ministerium gleich nach seinem Antritt beruhigend wirken und wieder das öffentliche Vertrauen in unsere neuen Zustände herbeiführen werde. Am Rhein hatte man gehofft, es werde das Gesetz wiederhergestellt werden, wonach Aufruhrschäden den Gemeinden zur Last fallen, es werde die exekutive Gewalt den richterlichen Behörden übergeben werden. Der Minister Auerswald antwortet hierauf, daß allerdings gesetzliche Bestimmungen vorbereitet werden; das Ministerium fühle sich aber nicht befugt, ohne die Vertreter des Volkes, so wichtige Gesetze zu erlassen. Die Polizei und die Bürgerwehr hätten jetzt hauptsächlich für die Aufrechthaltung der Ruhe zu sorgen. Der Abgeordnete Jung fragt hierauf den Kriegsminister, ob für die Aufhebung des Kartelvertrages mit Rußland die nöthigen Schritte geschehen seien und ob noch Auslieferungen stattfinden. Der Graf von Arnim antwortet, daß der Kartelvertrag sich nur auf Vagabunden und niedrige, nicht aber auf politische Verbrecher, beziehe. Eine Interpellation des Abgeordneten Tretzdorff, welche Maßregeln gegen die dänische Blokade getroffen seien, ob die Verluste, welche die Stadt Stettin erlitten, vom deutschen Bunde ersetzt werden sollen und ob diese Stadt ferner noch werde den Sundzoll bezahlen müssen, beantwortet derselbe Minister, daß die von England eingeleiteten Unterhandlungen vom Bundestage anerkannt seien und daß sie in Kopenhagen mit der nöthigen Energie vertreten werden. Ueber zu leistende Entschädigung, sowie über den Sundzoll erwähnt der Minister gar nichts. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Feldzug bald beendet sein werde, und als Ursache des Rückzuges aus Jütland giebt er an, daß die Preußen dort keine Feinde gefunden haben. ‒ Von den vielen Anträgen, welche heute an die Abtheilungen verwiesen wurden, erwähnen wir den vom Abgeordneten Stein auf Aufhebnng des ausschließlichen Jagdrechts ohne Entschädigung für die Gutsherren, den des Abgeordneten Graf Reichenbach, auf Abschaffung der bäuerlichen Lasten, Laudemien, des Schutzgeldes u. s. w., als Entschädigung will er den Gutsherren die Last der Patrimonial-Gerichtsbarkeit nehmen. (Allgemeine Heiterkeit.) Der Minister Hansemann bemerkt hierbei, daß auf Veranlassung des Ministeriums der Fiskus jetzt von Einziehung des Schutzgeldes abstehen solle. Die Minister haben, wie wir hören, eine Gesetzesvorlage für die bäuerlichen Verhältnisse fertig und sind sehr unglücklich darüber, daß man ihnen von vorn herein dasselbe schon in einzelnen Anträgen zersplittert. Hierauf nimmt ein Antrag des Abgeordneten Reuter eine lange Zeit fort. Der Antragsteller wollte nämlich zur Abstimmung bringen, ob die Versammlung nicht sogleich eine Kommission zur Ermittlung der Ursachen ernennen wolle, welche bei der in der Provinz Posen eingeführten Reorganisation einen so blutigen Zwiespalt zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung herbeigeführt, anstatt diesen Antrag reglementsmäßig in die Abtheilungen zu verweisen. Der Minister Hansemann gab zu bedenken, daß die Frage zu wichtig sei, sie enthalte zu viel über die Stellung, die die „Kammer“ überhaupt einnehmen wolle, als daß man sie so schnell beschließen könnte. Es lag darin eine Entgegnung auf die Ansicht des Abgeordneten Reuter, daß die Kammer das unumschränkte Recht habe, Untersuchungskommissionen in allen Fällen zu ernennen , daß sie überhaupt souverän sei. Der Antrag wurde an die Abtheilungen verwiesen. ‒ Das Ergebniß der Wahlen für die Adreß-Kommission ist folgendes. Es wurden gewählt die Abgeordneten Waldeck, Löwe, Lydow, Tierschke, Baumstark, Grabow, Duncker, von Dahlwitz, Wachsmuth, Philipps, Esser, Balzer, Elsner, Ebel, Zachariä und Behrends.

Breslau, den 1. Juni.

Aus der interessanten Correspondenz des Erzbischofs von Gnesen und Posen Przyluski mit den berliner Ministern, theilen wir die Stellen mit, welche für die Schilderung der posenschen Zustände und der preußischene Bhörden am schlagendsten sind.

Schreiben des Erzbischofs an den Minister v. Schwerin

Ich werde durch das Ministerial-Rescript Ew. Excellenz vom 15. April , und das des Herrn Ministers des Innern vom 17. April , ebenso durch die Erlasse des Herrn Ober-Präsidenten der Provinz und des Herrn commandirenden Generals von Colomb respect. vom 16. und 3. ej. dahin aufgefordert: „selbst und durch Geistliche meiner Diözese Worte der Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht zwischen Deutschland und Polen zu predigen und predigen zu lassen.“

Ich habe darauf ergebenst zu erwiedern: daß nach den Ereignissen von Berlin, bei den kundgewordenen Sympathien Deutschlands für die Sache Polens und bei dem freudigen Dankgefühle, womit diese edle Regung der Gerechtigkeit von den Polen dieser Provinz aufgenommen wurde, es sowohl von meiner wie von jeder andern Seite keiner Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht bedurfte, denn diese war da, sie schien unvergänglich, wurde durch meine Geistlichen von allen Kanzeln gepredigt und durch Gottesdienst gefeiert.

Bald freilich trat eine traurige Wendung ein. Bedeutende Truppenmassen wurden herbeigezogen, und sofort trat auch eine der Polensache feindliche Reaction entgegen unter der deutschen und jüdischen Bevölkerung, welche besonders in dem Bromberger Regierungsdepartement in eine Verfolgung des polnischen Elementes ausartete.

Es ist nicht meines Amtes, Ew. Excellenz, alle diese Details anzuführen, ich bemerke nur, daß sich Geistliche aus jenen Gegenden in Folge dieser Verfolgung hierher haben flüchten müssen.

Die Erklärung der Stadt Posen in Belagerungs-Zustand, die Entsendung fliegender Colonnen nach allen Kreisen, während man in Berlin über die nationale Reorganisation unterhandelte, waren eben so viel Mittel, die Aufregung der Gemüther zu vergrößern, statt zu besänftigen.

Ew. Excellenz werden selbst einsehen, daß wenn auf diese Weise mit Waffengewalt die Ordnung hat hergestellt werden sollen, ich unmöglich Worte des Friedens im Namen der Kirche habe erlassen können, denn Gotteswort soll und darf nicht durch Bajonette unterstützt werden.

Allein es ist den Bemühungen einflußreicher Männer gelungen, durch die Uebereinkunft von Jaroslawicc ein Blutvergießen zu verhindern und die drohende Spannung friedlich abzuleiten.

Der General von Willisen erklärt in seiner Bekanntmachung vom 17. April 1848: „Es kann der ersehnte Friedenszustand in der Provinz als völlig wieder hergestellt betrachtet werden.“

Allein das Volk wird aufgereizt und zu lokalen bewaffneten Versammlungen provocirt durch die Unordnungen und Excesse, welche sich das Militair und die Exaltirten unter den Deutschen und Juden erlauben, von Beamten aufgehetzt, die um ihre Stellen besorgt sind.

Täglich gehen die traurigsten Berichte ein, daß Städte und Dörfer geplündert, die Nationalkokarden und Fahnen abgerissen, die Leute beschimpft und geschlagen, Kirchen entweiht, Geistliche insultirt und mißhandelt, Todtengrüfte durchwühlt, kurz allerlei Unfug getrieben wird.

Der kommandirende General v. Colomb hat sich selbst bewogen gefunden, durch den Corps-Befehl zu erklären, daß einzelne räudige Schafe in den Mannschaften sich befinden. Die angesagte Untersuchung wird ergeben, daß diese Räude schrecklich um sich gegriffen hat.

Rechnet man dazu die geschäftigen Agitationen der Beamten, die polnischen Bauern gegen ihre Gutsherrn und die polnische Sache und für die deutsche Regierung zu stimmen, die maßlosen Forderungen und Umtriebe der sogenannten deutschen Volksversammlungen, ‒ die angedrohte Theilung des Großherzogthums Posen und alle die über Nacht neu auftauchenden Gerüchte, ‒ so ist es wahrlich nicht zu verwundern, daß Conflicte und einzelne Auflehnungen, ja Excesse vorkommen und die Gemüther aufgeregt werden.

Mir scheint aber die Zumuthung, das polnische Volk durch einen Hirtenbrief zur Ruhe zu ermahnen, unbegreiflich, wenn die Unruhe von den Deutschen und vom Militär provocirt wird. Ich könnte es nur zur Duldung ermahnen, die ihm gewordene Schmach und Gewaltthätigkeiten aller Art in christlicher Ergebenheit zu ertragen, und dieses kann ich dem Gouvernement gegenüber nicht, und wahrlich das Volk erträgt viel und hat die Geduld eines Lammes.

Vier Wochen sind bereits verflossen und es ist noch kein Anfang von der versprochenen nationalen Reorganisation gemacht und welche Riesenschritte hat seitdem die der Polensache feindliche Reaction gethan!

Und doch ist die Reorganisation das geeignetste Pacificationsmittel. Ich bürge dafür, daß Ruhe erhalten wird, wenn man das Heer zurückzieht und die Reorganisation auszuführen beginnt.

Posen, den 22. April 1848.

Der Erzbischof von Gnesen und Posen

gez. X. Pzryluski.

Zweites Schreiben des Erzbischofs.

An Minister Auerswald.

Ew. Excellenz sage ich meinen innigsten ganz ergebensten Dank für die Worte der Güte und des Vertrauens, die Hochdieselben unterm 17. d. M. an mich gerichtet haben.

Aber geruhen Ew. Excellenz aus meinem in Abschrift hier beigefügten Berichte an den Herrn Minister der geistlichen Angelegenheiten vom 22. d. Mts. geneigtest zu ersehen, in welcher schrecklichen Lage die hiesige Provinz sich befindet.

Ich berufe mich auf die Bekanntmachung des Herrn Generals v. Willisen, d. d Berlin, den 24. d. M. Derselbe giebt den hiesigen polnischen Führern das Zeugniß, daß sie den königlichen Verheißungen vertrauend, mit Gefahr ihres Lebens die bewaffneten Massen beschwichtigten und zum Auseinandergehen bestimmten.

Diese gingen auch auseinander und ich stand nun im Begriff, auch meinerseits Worte der Beschwichtigung dem Volke zuzusprechen.

Leider haben die Erklärung Posens in Belagerungszustand und die Absendung mobiler Kolonnen in die Provinz den kaum hergestellten Frieden wieder infringirt und die Bemühungen des Generals v. Willisen und der polnischen Führer wie geflisseutlich vereitelt.

Die mobilen Kolonnen durchziehen das Land in allen Richtungen, sie verüben überall die gröbsten Excesse, sie mißhandeln Männer und Weiber, sie plündern und tödten Menschen, sie entweihen Kirchen und Todtengrüfte, sie provoziren, was nicht ausbleiben kann, parzielle Widerstände, es fließt Menschenblut.

Dazu kommt die Bestimmung, daß das Großherzogthum Posen wieder getheilt werden solle ‒ dies wird die achte Zersplitterung des unglücklichen Polens sein. Diese uuglückselige Bestimmung verbreitet den tiefsten Unmuth, sie schlägt jedes Vertrauen, jede Hoffnung, jeden Glauben an Gerechtigkeit nieder.

Und wie soll es auch anders sein, weun die Deutschen, von hohen Beamten angeführt, dem General v. Willisen, den Bevollmächtigten des Königs, offen und tumultuarisch Pereat bringen und dieser Großthat in öffentlichen Schrifteu sich zu rühmen, den v. Willisen für einen Verräther zu erklären nicht scheuen, wenn dieser Tumult während des Belagerungszustandes Posens, der jede Versammlung von mehr als 4 Menschen auf der Straße verbietet, mit aller Ostentation stattfindet.

Vielleicht werden Ew. Excellenz sagen, Alles dieses haben die Bewegungen der Polen veranlaßt. Gut. Aber wer hat die Bewegung in der Schweiz, in Italien, in Frankreich in ganz Deutschland, in Ungarn, ja sogar in Wien und Berlin verschuldet, welche physische Macht hat sie zu brechen vermocht und welches Volk auf der Welt hat über mehr schreiendes Unrecht, als die Polen zu klagen?

Geruhen Ew. Excellenz geneigtest zu erwägen, was unter sö traurigen Umständen Worte des Friedens von meiner Seite fruchten könnten, worauf kann ich dieselben basiren? Auf Christenliebe? Aber die Christenliebe wird gegen die Polen mit Hohn verletzt. Auf die Hoffnung einer bessern Zukunft? Aber diese Hoffnung wird den Polen abgeschnitten. Soll ich dem Volke sagen: Es solle sich geduldig niedertreten lassen? Das vermag ich nicht. Ich glaube an Gottes Gerechtigkeit. Meine Worte würden Oel in die Flammen gießen.

Posen, den 26. April 1848.

Der Erzbischof von Gnesen und Posen.

gez. X. Przyluski.

Posen.

Eine Bekanntmachung des Herrn von Steinäcker (Festungs-Kommandanten) in der hiesigen Zeitung verbietet andere Farben als die preußischen und deutschen, also auch die polnischen, für die Zeit des Belagerungszustandes. Zugleich verbietet sie speziell einen für die nächsten Tage beabsichtigten Umzug mit polnischen Fahnen und Bändern. ‒ Aller Verkehr mit den Gefangenen des Fort Winiary ist ebenfalls verboten.

(Z.-H.)
Frankfurt, 3. Juni.

Die konstituirende Nationalversammlung hat heute beschlossen, einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zur Prüfung und Begutachtung der auf die Bildung einer provisorischen Centralgewalt bezüglichen Anträge niederzusetzen. Die Wahl dieses Ausschusses sollte alsbald nach der öffentlichen Sitzung durch die Abtheilungen vorgenommen werden.

14 Marburg, 2. Juni.

Die Sache der Demokratie schreitet bei uns rasch vorwärts. Wir haben hier einen demokratischen Verein, an dessen Spitze die Herren Bayrhoffer und Ludolph stehen, und der neulich in sehr entschiedenen Ausdrücken gegen den Beschluß der Frankfurter Versammlung über die Mainzer Angelegenheit protestirte. Auch ein demokratischer Arbeiterverein besteht und hat guten Fortgang. An Verdächtigungen fehlt es natürlich nicht. Diese brachten es unter Andern dahin, daß neulich mehre Marburger, die in Kirchheim öffentlich sprachen, von der reaktionären Partei mit Gewalt bedroht und gezwungen wurden, das Städtchen zu verlassen. Diese Contrerevolutionärs verbreiten die abgeschmacktesten Gerüchte, z. B. von Sensenschaaren, die hier zum Schutz der Nationalversammlung gebildet würden und was dergleichen Albernheiten mehr sind. Hier lacht man natürlich über solche Schreckgespenster zaghafter Philister.

Wien, 31. Mai.

Die Wiener Zeitung enthält den, vom 25. Mai datirten Erlaß des Kaisers, wonach in Kurnthen die Feudallasten gegen später vom Reichstag zu ermittelnde Entschädigung aufgehoben werden. Sie bilden eine schöne Reihe: Abschütte, Getreide, Dominikalgaben, Laudamien, Ehrungen, Kauffreigelder, Kollektur, Landgerichts-, Marschall-, Hunde-, Voigtei-, Zoll-, Hafer u. s. w. ‒ Deßgleichen den Erlaß, der die körperliche Züchtigung als selbständige und Disziplinarstrafe, die Aussteckung an der Schandbühne und im Kreise, und die Brandmarkung aufhebt, die Haussuchung der ausschließlichen Competenz der Gerichte überweist und den Untersuchungsarrest in virlen Fällen in Kaution verwandelt.

Die Zeitungshalle behauptet aus Wien in einer Korrespondenz: Die große Errungenschaft des 26. Mai sei der definitive Sieg der demokratischen Institution, speziell der Volkssouverainetät. Bürger, Arbeiter, Studenten vereint hätten sie erobert. Die reaktionäre Partei habe, durch Entführung des Kaisers, Wien zur übereilten Proklamirung der Republik und dadurch zur Anarchie und zum Bruch mit den Provinzen drängen wollen; aber das Wiener Volk sei nicht in die Schlinge gegangen, es habe die Monarchie vor der Hand beibehalten, aber gänzlich vom Volkswillen abhängig gemacht. ‒ Dem Ministerium stehe halb überwachend, halb unterstützend ein Nationalgarden- und Studenten-Ausschuß zur Seite; die mißtrauische Stellung beider gegen einandern, verhindere indeß, daß Etwas geschieht.

Prag, 1. Juni.

Die Gäste zum Slawenkongreß finden sich hier immer zahlreicher ein. Polen, Kroaten, Serben sind bereits eingetroffen, und dieser Tage wird auch der Vladika von Montenegro erwartet. Ueber die Gegenstände, welche zur Verhandlung kommen, wird ein Programm in vier Sprachen erscheinen: polnisch, böhmisch, deutsch und illyrisch. Wir führen vorläufig nur die Punkte des Programms an: 1) über die Bedeutung der Slawen im österreichischen Kaiserreiche und ihre gegenseitigen Beziehungen; 2) über die Beziehungen der Slawenvölker zu den übrigen Völkern des österreichischen Staates; 3) über die gegenwärtigen Beziehungen der österreichischen zu den übrigen Slawen; 4) Bestimmung der Beziehungen der österreichischen Slawen zu den übrigen nicht slawischen Völkern Europa's.

(D. A. Z.)
Rendsburg 1. Juni.

Es bestätigt sich, daß Hadersleben von deutschen Truppen geräumt und von einer großen Zahl seiner Bewohner verlassen ist. Hadersleben war am 31. Mai schon von dänischen Husaren besetzt. In Christiansfeld sollen 180 Mann zum Militärdienst ausgehoben sein. In Hadersleben weht schon die dänische Fahne ‒ wird dem Hamb. Corr. aus Flensburg 30. Mai Abends geschrieben. ‒ Die Haderslebener werden ohne Zweifel jetzt als „forräderiske Tydskere“ angesehen. Es bestätigt sich ferner, daß die Dänen auch in Apenrade eingerückt sind, nachdem sie vorher einige Kugeln hineingeworfen hatten. Auch aus Apenrade sind viele Flüchtlinge in Rendsburg eingetroffen. Ein Reisender brachte am 31. Mai nach Rendsburg die Nachricht, daß die Dänen Abends zuvor um 6 Uhr Apenrade besetzt hatten. Die nach Hadersleben bestimmte Post hat nur bis Seegard kommen können.

Ein Patent der provisorischen Regierung vom 29. Mai beruft die vereinigte schleswig-holsteinische Ständeversammlung zum 14. Juni ein. ‒ Ein Erlaß der provisorischen Regierung von demselben Tage enthält die Bestätigung der Statuten des Ausschusses für die deutsche Flotte in Kiel.

In einer Nachschrift enthält das „Rendsb. Tageblatt“ Folgendes: Nach dem Bericht eines Augenzeugen ist gestern (am 31. Mai) im Sundewittschen ein hitziges Treffen vorgefallen, in welchem die Dänen mit großem Verluste aus ihren Stellungen geschlagen und von den Meklenburgern bis an die Küste so hartnäckig verfolgt sind, daß mehrere ihren Kolbenschlägen erlegen, andere ertrunken sind.

(W. Z.)
XAltona, 2. Juni.

So eben trifft die Nachricht ein, daß die Dänen wieder geschlagen worden sind; 2000 Dänen sollen umgangen und abgeschnitten worden sein; mehrere Hundert sind gefangen und schon ist unsere Bürgergarde aufgeboten, um sie heute Abend in Empfang zu nehmen und zu bewachen, da sie erst morgen früh weiter nach Stade transportirt werden können. Zugleich rückt aber auch General Wrangel wieder vor und zwar nicht nur nach Nordschleswig, sondern aufs Neue nach Jütland. Diese Ordre brachte gestern ein Expresse ins Hauptquartier. Auf diese Weise wird die letzte Schmach vielleicht einigermaßen wieder abgewaschen. Es ist übrigens ruhmvoll für die Deutschen. Schon in den wenigen Wochen ist wieder die ganze alte Reichswirthschaft eingetretreten; es wird nicht lange währen, so werden wir wiederum auf dem alten Status quo sein, welchen einst das liebe heilige römische Reich und die deutsche Reichsarmee einnahm. Heut morgen ging eine Deputation von Hadersleben nach Frankfurt ab, um gegen die Abtretung desselben von den Herzogthümern zn protestiren. Ob man in Frankfurt auch durch russische Noten sich schrecken lassen wird? Ohnehin hat England erklärt, daß es eine Flotte auslaufen lassen würde, wenn Rußland und Schweden Miene machen sollte, thätlich einzuschreiten. Von der schwedischen Hülfe hoffen die Dänen wenig, wie die jüngsten dänischen Zeitungen am klarsten darthun.

* Schleswig-Holstein.
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          <p>erröthen, wenn er hörte, wie die von ihm so        verachteten Wiener nicht nur die Berliner Märzrevolution durch einen Volkssieg hervorgerufen,        sondern auch Schlag auf Schlag jeden Reaktionsversuch durch siegreiche Aufstände vereitelt        hatten. Alles das hat seine Wirkung gehabt. Die Berliner Bürgerschaft hat den Konservatismus,        den ihr die Schrecken der Handelskrisis aufgedrängt, fahren lassen; sie spricht sich        entschieden gegen die Regierung aus und schließt sich mehr und mehr der demokratischen Partei        an.</p>
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          <head><bibl><author>X</author></bibl><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 2. Juni.</head>
          <p>Unsere konstituirende Versammlung scheint nur dazu da zu sein, daß das Ministerium        Gelegenheit bekomme, sich rein zu waschen. Nach der provisorisch angenommenen        Geschäftsordnung kann der Interpellant seine Frage nur ganz einfach, ohne sie motiviren zu        dürfen, an das Ministerium stellen, und nach der Antwort desselben muß er sich befriedigt        zurückziehen, eine fernere Diskussion ist nicht gestattet. Heute waren mehrere        Interpellationen an der Tagesordnung, alle hatten sie das Schicksal, mit einigen Phrasen        abgewiesen zu werden. Die Minister hatten sich hinter dem Geschäftsreglement verschanzt, sie        sollen eine Antwort geben, sie thun dies, ob diese Antwort die richtige oder genügende ist,        das zu entscheiden ist jedem Einzelnen, aber nicht der Versammlung überlassen. Die erste        Interpellation stellte Herr Berg. Man hatte erwartet, sagte er, daß das Ministerium gleich        nach seinem Antritt beruhigend wirken und wieder das öffentliche Vertrauen in unsere neuen        Zustände herbeiführen werde. Am Rhein hatte man gehofft, es werde das Gesetz        wiederhergestellt werden, wonach Aufruhrschäden den Gemeinden zur Last fallen, es werde die        exekutive Gewalt den richterlichen Behörden übergeben werden. Der Minister Auerswald        antwortet hierauf, daß allerdings gesetzliche Bestimmungen vorbereitet werden; das        Ministerium fühle sich aber nicht befugt, ohne die Vertreter des Volkes, so wichtige Gesetze        zu erlassen. Die Polizei und die Bürgerwehr hätten jetzt hauptsächlich für die        Aufrechthaltung der Ruhe zu sorgen. Der Abgeordnete Jung fragt hierauf den Kriegsminister, ob        für die Aufhebung des Kartelvertrages mit Rußland die nöthigen Schritte geschehen seien und        ob noch Auslieferungen stattfinden. Der Graf von Arnim antwortet, daß der Kartelvertrag sich        nur auf Vagabunden und niedrige, nicht aber auf politische Verbrecher, beziehe. Eine        Interpellation des Abgeordneten Tretzdorff, welche Maßregeln gegen die dänische Blokade        getroffen seien, ob die Verluste, welche die Stadt Stettin erlitten, vom deutschen Bunde        ersetzt werden sollen und ob diese Stadt ferner noch werde den Sundzoll bezahlen müssen,        beantwortet derselbe Minister, daß die von England eingeleiteten Unterhandlungen vom        Bundestage anerkannt seien und daß sie in Kopenhagen mit der nöthigen Energie vertreten        werden. Ueber zu leistende Entschädigung, sowie über den Sundzoll erwähnt der Minister gar        nichts. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Feldzug bald beendet sein werde, und als Ursache        des Rückzuges aus Jütland giebt er an, daß die Preußen dort keine Feinde gefunden haben. &#x2012;        Von den vielen Anträgen, welche heute an die Abtheilungen verwiesen wurden, erwähnen wir den        vom Abgeordneten Stein auf Aufhebnng des ausschließlichen Jagdrechts ohne Entschädigung für        die Gutsherren, den des Abgeordneten Graf Reichenbach, auf Abschaffung der bäuerlichen        Lasten, Laudemien, des Schutzgeldes u. s. w., als Entschädigung will er den Gutsherren die        Last der Patrimonial-Gerichtsbarkeit nehmen. (Allgemeine Heiterkeit.) Der Minister Hansemann        bemerkt hierbei, daß auf Veranlassung des Ministeriums der Fiskus jetzt von Einziehung des        Schutzgeldes abstehen solle. Die Minister haben, wie wir hören, eine Gesetzesvorlage für die        bäuerlichen Verhältnisse fertig und sind sehr unglücklich darüber, daß man ihnen von vorn        herein dasselbe schon in einzelnen Anträgen zersplittert. Hierauf nimmt ein Antrag des        Abgeordneten Reuter eine lange Zeit fort. Der Antragsteller wollte nämlich zur Abstimmung        bringen, ob die Versammlung nicht sogleich eine Kommission zur Ermittlung der Ursachen        ernennen wolle, welche bei der in der Provinz Posen eingeführten Reorganisation einen so        blutigen Zwiespalt zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung herbeigeführt, anstatt        diesen Antrag reglementsmäßig in die Abtheilungen zu verweisen. Der Minister Hansemann gab zu        bedenken, daß die Frage zu wichtig sei, sie enthalte zu viel über die Stellung, die die        &#x201E;Kammer&#x201C; überhaupt einnehmen wolle, als daß man sie so schnell beschließen könnte. Es lag        darin eine Entgegnung auf die Ansicht des Abgeordneten Reuter, daß die Kammer das        unumschränkte Recht habe, Untersuchungskommissionen in allen Fällen zu ernennen , daß sie        überhaupt souverän sei. Der Antrag wurde an die Abtheilungen verwiesen. &#x2012; Das Ergebniß der        Wahlen für die Adreß-Kommission ist folgendes. Es wurden gewählt die Abgeordneten Waldeck,        Löwe, Lydow, Tierschke, Baumstark, Grabow, Duncker, von Dahlwitz, Wachsmuth, Philipps, Esser,        Balzer, Elsner, Ebel, Zachariä und Behrends.</p>
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          <head><hi rendition="#g">Breslau,</hi> den 1. Juni.</head>
          <p>Aus der interessanten Correspondenz des Erzbischofs von Gnesen und Posen Przyluski mit den        berliner Ministern, theilen wir die Stellen mit, welche für die Schilderung der posenschen        Zustände und der preußischene Bhörden am schlagendsten sind.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Schreiben des Erzbischofs an den Minister v.       Schwerin</hi> </p>
          <p>Ich werde durch das Ministerial-Rescript Ew. Excellenz vom 15. April , und das des Herrn       Ministers des Innern vom 17. April , ebenso durch die Erlasse des Herrn Ober-Präsidenten der       Provinz und des Herrn commandirenden Generals von Colomb respect. vom 16. und 3. ej. dahin       aufgefordert: &#x201E;selbst und durch Geistliche meiner Diözese Worte der Ermahnung zur       Brüderlichkeit und Eintracht zwischen Deutschland und Polen zu predigen und predigen zu       lassen.&#x201C;</p>
          <p>Ich habe darauf ergebenst zu erwiedern: daß nach den Ereignissen von Berlin, bei den       kundgewordenen Sympathien Deutschlands für die Sache Polens und bei dem freudigen Dankgefühle,       womit diese edle Regung der Gerechtigkeit von den Polen dieser Provinz aufgenommen wurde, es       sowohl von meiner wie von jeder andern Seite keiner Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht       bedurfte, denn diese war da, sie schien unvergänglich, wurde durch meine Geistlichen von allen       Kanzeln gepredigt und durch Gottesdienst gefeiert.</p>
          <p>Bald freilich trat eine traurige Wendung ein. Bedeutende Truppenmassen wurden herbeigezogen,       und sofort trat auch eine der Polensache feindliche Reaction entgegen unter der deutschen und       jüdischen Bevölkerung, welche besonders in dem Bromberger Regierungsdepartement in eine       Verfolgung des polnischen Elementes ausartete.</p>
          <p>Es ist nicht meines Amtes, Ew. Excellenz, alle diese Details anzuführen, ich bemerke nur,       daß sich Geistliche aus jenen Gegenden in Folge dieser Verfolgung hierher haben flüchten       müssen.</p>
          <p>Die Erklärung der Stadt Posen in Belagerungs-Zustand, die Entsendung fliegender Colonnen       nach allen Kreisen, während man in Berlin über die nationale Reorganisation unterhandelte,       waren eben so viel Mittel, die Aufregung der Gemüther zu vergrößern, statt zu besänftigen.</p>
          <p>Ew. Excellenz werden selbst einsehen, daß wenn auf diese Weise mit Waffengewalt die Ordnung       hat hergestellt werden sollen, ich unmöglich Worte des Friedens im Namen der Kirche habe       erlassen können, denn Gotteswort soll und darf nicht durch Bajonette unterstützt werden.</p>
          <p>Allein es ist den Bemühungen einflußreicher Männer gelungen, durch die Uebereinkunft von       Jaroslawicc ein Blutvergießen zu verhindern und die drohende Spannung friedlich       abzuleiten.</p>
          <p>Der General von Willisen erklärt in seiner Bekanntmachung vom 17. April 1848: &#x201E;Es kann der       ersehnte Friedenszustand in der Provinz als völlig wieder hergestellt betrachtet werden.&#x201C;</p>
          <p>Allein das Volk wird aufgereizt und zu lokalen bewaffneten Versammlungen provocirt durch die       Unordnungen und Excesse, welche sich das Militair und die Exaltirten unter den Deutschen und       Juden erlauben, von Beamten aufgehetzt, die um ihre Stellen besorgt sind.</p>
          <p>Täglich gehen die traurigsten Berichte ein, daß Städte und Dörfer geplündert, die       Nationalkokarden und Fahnen abgerissen, die Leute beschimpft und geschlagen, Kirchen entweiht,       Geistliche insultirt und mißhandelt, Todtengrüfte durchwühlt, kurz allerlei Unfug getrieben       wird.</p>
          <p>Der kommandirende General v. Colomb hat sich selbst bewogen gefunden, durch den Corps-Befehl       zu erklären, daß einzelne räudige Schafe in den Mannschaften sich befinden. Die angesagte       Untersuchung wird ergeben, daß diese Räude schrecklich um sich gegriffen hat.</p>
          <p>Rechnet man dazu die geschäftigen Agitationen der Beamten, die polnischen Bauern gegen ihre       Gutsherrn und die polnische Sache und <hi rendition="#g">für</hi> die deutsche Regierung zu       stimmen, die maßlosen Forderungen und Umtriebe der sogenannten deutschen Volksversammlungen, &#x2012;       die angedrohte Theilung des Großherzogthums Posen und alle die über Nacht neu auftauchenden       Gerüchte, &#x2012; so ist es wahrlich nicht zu verwundern, daß Conflicte und einzelne Auflehnungen,       ja Excesse vorkommen und die Gemüther aufgeregt werden.</p>
          <p>Mir scheint aber die Zumuthung, das polnische Volk durch einen Hirtenbrief zur Ruhe zu       ermahnen, unbegreiflich, wenn die Unruhe von den Deutschen und vom Militär provocirt wird. Ich       könnte es nur zur Duldung ermahnen, die ihm gewordene Schmach und Gewaltthätigkeiten aller Art       in christlicher Ergebenheit zu ertragen, und dieses kann ich dem Gouvernement gegenüber nicht,       und wahrlich das Volk erträgt viel und hat die Geduld eines Lammes.</p>
          <p>Vier Wochen sind bereits verflossen und es ist noch kein Anfang von der versprochenen       nationalen Reorganisation gemacht und welche Riesenschritte hat seitdem die der Polensache       feindliche Reaction gethan!</p>
          <p>Und doch ist die Reorganisation das geeignetste Pacificationsmittel. Ich bürge dafür, daß       Ruhe erhalten wird, wenn man das Heer zurückzieht und die Reorganisation auszuführen       beginnt.</p>
          <p>Posen, den 22. April 1848.</p>
          <p>Der Erzbischof von Gnesen und Posen</p>
          <p>gez. X. Pzryluski.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Zweites Schreiben des Erzbischofs.</hi> </p>
          <p>An Minister Auerswald.</p>
          <p>Ew. Excellenz sage ich meinen innigsten ganz ergebensten Dank für die Worte der Güte und des       Vertrauens, die Hochdieselben unterm 17. d. M. an mich gerichtet haben.</p>
          <p>Aber geruhen Ew. Excellenz aus meinem in Abschrift hier beigefügten Berichte an den Herrn       Minister der geistlichen Angelegenheiten vom 22. d. Mts. geneigtest zu ersehen, in welcher       schrecklichen Lage die hiesige Provinz sich befindet.</p>
          <p>Ich berufe mich auf die Bekanntmachung des Herrn Generals v. Willisen, d. d Berlin, den 24.       d. M. Derselbe giebt den hiesigen polnischen Führern das Zeugniß, daß sie den königlichen       Verheißungen vertrauend, mit Gefahr ihres Lebens die bewaffneten Massen beschwichtigten und       zum Auseinandergehen bestimmten.</p>
          <p>Diese gingen auch auseinander und ich stand nun im Begriff, auch meinerseits Worte der       Beschwichtigung dem Volke zuzusprechen.</p>
          <p>Leider haben die Erklärung Posens in Belagerungszustand und die Absendung mobiler Kolonnen       in die Provinz den kaum hergestellten Frieden wieder infringirt und die Bemühungen des       Generals v. Willisen und der polnischen Führer wie geflisseutlich vereitelt.</p>
          <p>Die mobilen Kolonnen durchziehen das Land in allen Richtungen, sie verüben überall die       gröbsten Excesse, sie mißhandeln Männer und Weiber, sie plündern und tödten Menschen, sie       entweihen Kirchen und Todtengrüfte, sie provoziren, was nicht ausbleiben kann, parzielle       Widerstände, es fließt Menschenblut.</p>
          <p>Dazu kommt die Bestimmung, daß das Großherzogthum Posen wieder getheilt werden solle &#x2012; dies       wird die achte Zersplitterung des unglücklichen Polens sein. Diese uuglückselige Bestimmung       verbreitet den tiefsten Unmuth, sie schlägt jedes Vertrauen, jede Hoffnung, jeden Glauben an       Gerechtigkeit nieder.</p>
          <p>Und wie soll es auch anders sein, weun die Deutschen, von hohen Beamten angeführt, dem       General v. Willisen, den Bevollmächtigten des Königs, offen und tumultuarisch Pereat bringen       und dieser Großthat in öffentlichen Schrifteu sich zu rühmen, den v. Willisen für einen       Verräther zu erklären nicht scheuen, wenn dieser Tumult während des Belagerungszustandes       Posens, der jede Versammlung von mehr als 4 Menschen auf der Straße verbietet, mit aller       Ostentation stattfindet.</p>
          <p>Vielleicht werden Ew. Excellenz sagen, Alles dieses haben die Bewegungen der Polen       veranlaßt. Gut. Aber wer hat die Bewegung in der Schweiz, in Italien, in Frankreich in ganz       Deutschland, in Ungarn, ja sogar in Wien und Berlin verschuldet, welche physische Macht hat       sie zu brechen vermocht und welches Volk auf der Welt hat über mehr schreiendes Unrecht, als       die Polen zu klagen?</p>
          <p>Geruhen Ew. Excellenz geneigtest zu erwägen, was unter sö traurigen Umständen Worte des       Friedens von meiner Seite fruchten könnten, worauf kann ich dieselben basiren? Auf       Christenliebe? Aber die Christenliebe wird gegen die Polen mit Hohn verletzt. Auf die Hoffnung       einer bessern Zukunft? Aber diese Hoffnung wird den Polen abgeschnitten. Soll ich dem Volke       sagen: Es solle sich geduldig niedertreten lassen? Das vermag ich nicht. Ich glaube an Gottes       Gerechtigkeit. Meine Worte würden Oel in die Flammen gießen.</p>
          <p>Posen, den 26. April 1848.</p>
          <p>Der Erzbischof von Gnesen und Posen.</p>
          <p>gez. X. <hi rendition="#g">Przyluski.</hi></p>
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          <head> <hi rendition="#g">Posen.</hi> </head>
          <p>Eine Bekanntmachung des Herrn von Steinäcker (Festungs-Kommandanten) in der hiesigen Zeitung       verbietet andere Farben als die preußischen und deutschen, also auch die polnischen, für die       Zeit des Belagerungszustandes. Zugleich verbietet sie speziell einen für die nächsten Tage       beabsichtigten Umzug mit polnischen Fahnen und Bändern. &#x2012; Aller Verkehr mit den Gefangenen des       Fort Winiary ist ebenfalls verboten.</p>
          <bibl>(Z.-H.)</bibl>
        </div>
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          <head><hi rendition="#g">Frankfurt,</hi> 3. Juni.</head>
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          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
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          <head><hi rendition="#g">Rendsburg</hi> 1. Juni.</head>
          <p>Es bestätigt sich, daß <hi rendition="#g">Hadersleben von deutschen Truppen geräumt</hi> und       von einer großen Zahl seiner Bewohner verlassen ist. Hadersleben war am 31. Mai schon von       dänischen Husaren besetzt. In Christiansfeld sollen 180 Mann zum Militärdienst ausgehoben       sein. <hi rendition="#g">In Hadersleben weht schon die dänische Fahne</hi> &#x2012; wird dem Hamb.       Corr. aus Flensburg 30. Mai Abends geschrieben. &#x2012; Die Haderslebener werden ohne Zweifel jetzt       als &#x201E;forräderiske Tydskere&#x201C; angesehen. Es bestätigt sich ferner, daß die Dänen auch in <hi rendition="#g">Apenrade</hi> eingerückt sind, nachdem sie vorher einige Kugeln hineingeworfen       hatten. Auch aus Apenrade sind viele Flüchtlinge in Rendsburg eingetroffen. Ein Reisender       brachte am 31. Mai nach Rendsburg die Nachricht, daß <hi rendition="#g">die Dänen Abends zuvor        um 6 Uhr Apenrade besetzt hatten.</hi> Die nach Hadersleben bestimmte Post hat nur bis       Seegard kommen können.</p>
          <p>Ein <hi rendition="#g">Patent der provisorischen Regierung</hi> vom 29. Mai beruft die       vereinigte schleswig-holsteinische Ständeversammlung zum 14. Juni ein. &#x2012; Ein Erlaß der       provisorischen Regierung von demselben Tage enthält die Bestätigung der Statuten des       Ausschusses für die deutsche Flotte in Kiel.</p>
          <p>In einer <hi rendition="#g">Nachschrift</hi> enthält das &#x201E;Rendsb. Tageblatt&#x201C; Folgendes: Nach       dem Bericht eines Augenzeugen ist gestern (am 31. Mai) im Sundewittschen ein hitziges Treffen       vorgefallen, in welchem die Dänen mit großem Verluste aus ihren Stellungen geschlagen und von       den Meklenburgern bis an die Küste so hartnäckig verfolgt sind, daß mehrere ihren       Kolbenschlägen erlegen, andere ertrunken sind.</p>
          <bibl>(W. Z.)</bibl>
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          <head><bibl><author>X</author></bibl><hi rendition="#g">Altona,</hi> 2. Juni.</head>
          <p>So eben trifft die Nachricht ein, daß die Dänen wieder geschlagen worden sind; 2000 Dänen       sollen umgangen und abgeschnitten worden sein; mehrere Hundert sind gefangen und schon ist       unsere Bürgergarde aufgeboten, um sie heute Abend in Empfang zu nehmen und zu bewachen, da sie       erst morgen früh weiter nach Stade transportirt werden können. Zugleich rückt aber auch       General Wrangel wieder vor und zwar nicht nur nach Nordschleswig, sondern aufs Neue nach       Jütland. Diese Ordre brachte gestern ein Expresse ins Hauptquartier. Auf diese Weise wird die       letzte Schmach vielleicht einigermaßen wieder abgewaschen. Es ist übrigens ruhmvoll für die       Deutschen. Schon in den wenigen Wochen ist wieder die ganze alte Reichswirthschaft       eingetretreten; es wird nicht lange währen, so werden wir wiederum auf dem alten Status quo       sein, welchen einst das liebe heilige römische Reich und die deutsche Reichsarmee einnahm.       Heut morgen ging eine Deputation von Hadersleben nach Frankfurt ab, um gegen die Abtretung       desselben von den Herzogthümern zn protestiren. Ob man in Frankfurt auch durch russische Noten       sich schrecken lassen wird? Ohnehin hat England erklärt, daß es eine Flotte auslaufen lassen       würde, wenn Rußland und Schweden Miene machen sollte, thätlich einzuschreiten. Von der       schwedischen Hülfe hoffen die Dänen wenig, wie die jüngsten dänischen Zeitungen am klarsten       darthun.</p>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Kriegskomödie (Schleswig-Holstein). In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 66.</bibl></note>
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            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl> <hi rendition="#g">Schleswig-Holstein.</hi> </head>
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[0018/0002] erröthen, wenn er hörte, wie die von ihm so verachteten Wiener nicht nur die Berliner Märzrevolution durch einen Volkssieg hervorgerufen, sondern auch Schlag auf Schlag jeden Reaktionsversuch durch siegreiche Aufstände vereitelt hatten. Alles das hat seine Wirkung gehabt. Die Berliner Bürgerschaft hat den Konservatismus, den ihr die Schrecken der Handelskrisis aufgedrängt, fahren lassen; sie spricht sich entschieden gegen die Regierung aus und schließt sich mehr und mehr der demokratischen Partei an. XBerlin, 2. Juni. Unsere konstituirende Versammlung scheint nur dazu da zu sein, daß das Ministerium Gelegenheit bekomme, sich rein zu waschen. Nach der provisorisch angenommenen Geschäftsordnung kann der Interpellant seine Frage nur ganz einfach, ohne sie motiviren zu dürfen, an das Ministerium stellen, und nach der Antwort desselben muß er sich befriedigt zurückziehen, eine fernere Diskussion ist nicht gestattet. Heute waren mehrere Interpellationen an der Tagesordnung, alle hatten sie das Schicksal, mit einigen Phrasen abgewiesen zu werden. Die Minister hatten sich hinter dem Geschäftsreglement verschanzt, sie sollen eine Antwort geben, sie thun dies, ob diese Antwort die richtige oder genügende ist, das zu entscheiden ist jedem Einzelnen, aber nicht der Versammlung überlassen. Die erste Interpellation stellte Herr Berg. Man hatte erwartet, sagte er, daß das Ministerium gleich nach seinem Antritt beruhigend wirken und wieder das öffentliche Vertrauen in unsere neuen Zustände herbeiführen werde. Am Rhein hatte man gehofft, es werde das Gesetz wiederhergestellt werden, wonach Aufruhrschäden den Gemeinden zur Last fallen, es werde die exekutive Gewalt den richterlichen Behörden übergeben werden. Der Minister Auerswald antwortet hierauf, daß allerdings gesetzliche Bestimmungen vorbereitet werden; das Ministerium fühle sich aber nicht befugt, ohne die Vertreter des Volkes, so wichtige Gesetze zu erlassen. Die Polizei und die Bürgerwehr hätten jetzt hauptsächlich für die Aufrechthaltung der Ruhe zu sorgen. Der Abgeordnete Jung fragt hierauf den Kriegsminister, ob für die Aufhebung des Kartelvertrages mit Rußland die nöthigen Schritte geschehen seien und ob noch Auslieferungen stattfinden. Der Graf von Arnim antwortet, daß der Kartelvertrag sich nur auf Vagabunden und niedrige, nicht aber auf politische Verbrecher, beziehe. Eine Interpellation des Abgeordneten Tretzdorff, welche Maßregeln gegen die dänische Blokade getroffen seien, ob die Verluste, welche die Stadt Stettin erlitten, vom deutschen Bunde ersetzt werden sollen und ob diese Stadt ferner noch werde den Sundzoll bezahlen müssen, beantwortet derselbe Minister, daß die von England eingeleiteten Unterhandlungen vom Bundestage anerkannt seien und daß sie in Kopenhagen mit der nöthigen Energie vertreten werden. Ueber zu leistende Entschädigung, sowie über den Sundzoll erwähnt der Minister gar nichts. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Feldzug bald beendet sein werde, und als Ursache des Rückzuges aus Jütland giebt er an, daß die Preußen dort keine Feinde gefunden haben. ‒ Von den vielen Anträgen, welche heute an die Abtheilungen verwiesen wurden, erwähnen wir den vom Abgeordneten Stein auf Aufhebnng des ausschließlichen Jagdrechts ohne Entschädigung für die Gutsherren, den des Abgeordneten Graf Reichenbach, auf Abschaffung der bäuerlichen Lasten, Laudemien, des Schutzgeldes u. s. w., als Entschädigung will er den Gutsherren die Last der Patrimonial-Gerichtsbarkeit nehmen. (Allgemeine Heiterkeit.) Der Minister Hansemann bemerkt hierbei, daß auf Veranlassung des Ministeriums der Fiskus jetzt von Einziehung des Schutzgeldes abstehen solle. Die Minister haben, wie wir hören, eine Gesetzesvorlage für die bäuerlichen Verhältnisse fertig und sind sehr unglücklich darüber, daß man ihnen von vorn herein dasselbe schon in einzelnen Anträgen zersplittert. Hierauf nimmt ein Antrag des Abgeordneten Reuter eine lange Zeit fort. Der Antragsteller wollte nämlich zur Abstimmung bringen, ob die Versammlung nicht sogleich eine Kommission zur Ermittlung der Ursachen ernennen wolle, welche bei der in der Provinz Posen eingeführten Reorganisation einen so blutigen Zwiespalt zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung herbeigeführt, anstatt diesen Antrag reglementsmäßig in die Abtheilungen zu verweisen. Der Minister Hansemann gab zu bedenken, daß die Frage zu wichtig sei, sie enthalte zu viel über die Stellung, die die „Kammer“ überhaupt einnehmen wolle, als daß man sie so schnell beschließen könnte. Es lag darin eine Entgegnung auf die Ansicht des Abgeordneten Reuter, daß die Kammer das unumschränkte Recht habe, Untersuchungskommissionen in allen Fällen zu ernennen , daß sie überhaupt souverän sei. Der Antrag wurde an die Abtheilungen verwiesen. ‒ Das Ergebniß der Wahlen für die Adreß-Kommission ist folgendes. Es wurden gewählt die Abgeordneten Waldeck, Löwe, Lydow, Tierschke, Baumstark, Grabow, Duncker, von Dahlwitz, Wachsmuth, Philipps, Esser, Balzer, Elsner, Ebel, Zachariä und Behrends. Breslau, den 1. Juni. Aus der interessanten Correspondenz des Erzbischofs von Gnesen und Posen Przyluski mit den berliner Ministern, theilen wir die Stellen mit, welche für die Schilderung der posenschen Zustände und der preußischene Bhörden am schlagendsten sind. Schreiben des Erzbischofs an den Minister v. Schwerin Ich werde durch das Ministerial-Rescript Ew. Excellenz vom 15. April , und das des Herrn Ministers des Innern vom 17. April , ebenso durch die Erlasse des Herrn Ober-Präsidenten der Provinz und des Herrn commandirenden Generals von Colomb respect. vom 16. und 3. ej. dahin aufgefordert: „selbst und durch Geistliche meiner Diözese Worte der Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht zwischen Deutschland und Polen zu predigen und predigen zu lassen.“ Ich habe darauf ergebenst zu erwiedern: daß nach den Ereignissen von Berlin, bei den kundgewordenen Sympathien Deutschlands für die Sache Polens und bei dem freudigen Dankgefühle, womit diese edle Regung der Gerechtigkeit von den Polen dieser Provinz aufgenommen wurde, es sowohl von meiner wie von jeder andern Seite keiner Ermahnung zur Brüderlichkeit und Eintracht bedurfte, denn diese war da, sie schien unvergänglich, wurde durch meine Geistlichen von allen Kanzeln gepredigt und durch Gottesdienst gefeiert. Bald freilich trat eine traurige Wendung ein. Bedeutende Truppenmassen wurden herbeigezogen, und sofort trat auch eine der Polensache feindliche Reaction entgegen unter der deutschen und jüdischen Bevölkerung, welche besonders in dem Bromberger Regierungsdepartement in eine Verfolgung des polnischen Elementes ausartete. Es ist nicht meines Amtes, Ew. Excellenz, alle diese Details anzuführen, ich bemerke nur, daß sich Geistliche aus jenen Gegenden in Folge dieser Verfolgung hierher haben flüchten müssen. Die Erklärung der Stadt Posen in Belagerungs-Zustand, die Entsendung fliegender Colonnen nach allen Kreisen, während man in Berlin über die nationale Reorganisation unterhandelte, waren eben so viel Mittel, die Aufregung der Gemüther zu vergrößern, statt zu besänftigen. Ew. Excellenz werden selbst einsehen, daß wenn auf diese Weise mit Waffengewalt die Ordnung hat hergestellt werden sollen, ich unmöglich Worte des Friedens im Namen der Kirche habe erlassen können, denn Gotteswort soll und darf nicht durch Bajonette unterstützt werden. Allein es ist den Bemühungen einflußreicher Männer gelungen, durch die Uebereinkunft von Jaroslawicc ein Blutvergießen zu verhindern und die drohende Spannung friedlich abzuleiten. Der General von Willisen erklärt in seiner Bekanntmachung vom 17. April 1848: „Es kann der ersehnte Friedenszustand in der Provinz als völlig wieder hergestellt betrachtet werden.“ Allein das Volk wird aufgereizt und zu lokalen bewaffneten Versammlungen provocirt durch die Unordnungen und Excesse, welche sich das Militair und die Exaltirten unter den Deutschen und Juden erlauben, von Beamten aufgehetzt, die um ihre Stellen besorgt sind. Täglich gehen die traurigsten Berichte ein, daß Städte und Dörfer geplündert, die Nationalkokarden und Fahnen abgerissen, die Leute beschimpft und geschlagen, Kirchen entweiht, Geistliche insultirt und mißhandelt, Todtengrüfte durchwühlt, kurz allerlei Unfug getrieben wird. Der kommandirende General v. Colomb hat sich selbst bewogen gefunden, durch den Corps-Befehl zu erklären, daß einzelne räudige Schafe in den Mannschaften sich befinden. Die angesagte Untersuchung wird ergeben, daß diese Räude schrecklich um sich gegriffen hat. Rechnet man dazu die geschäftigen Agitationen der Beamten, die polnischen Bauern gegen ihre Gutsherrn und die polnische Sache und für die deutsche Regierung zu stimmen, die maßlosen Forderungen und Umtriebe der sogenannten deutschen Volksversammlungen, ‒ die angedrohte Theilung des Großherzogthums Posen und alle die über Nacht neu auftauchenden Gerüchte, ‒ so ist es wahrlich nicht zu verwundern, daß Conflicte und einzelne Auflehnungen, ja Excesse vorkommen und die Gemüther aufgeregt werden. Mir scheint aber die Zumuthung, das polnische Volk durch einen Hirtenbrief zur Ruhe zu ermahnen, unbegreiflich, wenn die Unruhe von den Deutschen und vom Militär provocirt wird. Ich könnte es nur zur Duldung ermahnen, die ihm gewordene Schmach und Gewaltthätigkeiten aller Art in christlicher Ergebenheit zu ertragen, und dieses kann ich dem Gouvernement gegenüber nicht, und wahrlich das Volk erträgt viel und hat die Geduld eines Lammes. Vier Wochen sind bereits verflossen und es ist noch kein Anfang von der versprochenen nationalen Reorganisation gemacht und welche Riesenschritte hat seitdem die der Polensache feindliche Reaction gethan! Und doch ist die Reorganisation das geeignetste Pacificationsmittel. Ich bürge dafür, daß Ruhe erhalten wird, wenn man das Heer zurückzieht und die Reorganisation auszuführen beginnt. Posen, den 22. April 1848. Der Erzbischof von Gnesen und Posen gez. X. Pzryluski. Zweites Schreiben des Erzbischofs. An Minister Auerswald. Ew. Excellenz sage ich meinen innigsten ganz ergebensten Dank für die Worte der Güte und des Vertrauens, die Hochdieselben unterm 17. d. M. an mich gerichtet haben. Aber geruhen Ew. Excellenz aus meinem in Abschrift hier beigefügten Berichte an den Herrn Minister der geistlichen Angelegenheiten vom 22. d. Mts. geneigtest zu ersehen, in welcher schrecklichen Lage die hiesige Provinz sich befindet. Ich berufe mich auf die Bekanntmachung des Herrn Generals v. Willisen, d. d Berlin, den 24. d. M. Derselbe giebt den hiesigen polnischen Führern das Zeugniß, daß sie den königlichen Verheißungen vertrauend, mit Gefahr ihres Lebens die bewaffneten Massen beschwichtigten und zum Auseinandergehen bestimmten. Diese gingen auch auseinander und ich stand nun im Begriff, auch meinerseits Worte der Beschwichtigung dem Volke zuzusprechen. Leider haben die Erklärung Posens in Belagerungszustand und die Absendung mobiler Kolonnen in die Provinz den kaum hergestellten Frieden wieder infringirt und die Bemühungen des Generals v. Willisen und der polnischen Führer wie geflisseutlich vereitelt. Die mobilen Kolonnen durchziehen das Land in allen Richtungen, sie verüben überall die gröbsten Excesse, sie mißhandeln Männer und Weiber, sie plündern und tödten Menschen, sie entweihen Kirchen und Todtengrüfte, sie provoziren, was nicht ausbleiben kann, parzielle Widerstände, es fließt Menschenblut. Dazu kommt die Bestimmung, daß das Großherzogthum Posen wieder getheilt werden solle ‒ dies wird die achte Zersplitterung des unglücklichen Polens sein. Diese uuglückselige Bestimmung verbreitet den tiefsten Unmuth, sie schlägt jedes Vertrauen, jede Hoffnung, jeden Glauben an Gerechtigkeit nieder. Und wie soll es auch anders sein, weun die Deutschen, von hohen Beamten angeführt, dem General v. Willisen, den Bevollmächtigten des Königs, offen und tumultuarisch Pereat bringen und dieser Großthat in öffentlichen Schrifteu sich zu rühmen, den v. Willisen für einen Verräther zu erklären nicht scheuen, wenn dieser Tumult während des Belagerungszustandes Posens, der jede Versammlung von mehr als 4 Menschen auf der Straße verbietet, mit aller Ostentation stattfindet. Vielleicht werden Ew. Excellenz sagen, Alles dieses haben die Bewegungen der Polen veranlaßt. Gut. Aber wer hat die Bewegung in der Schweiz, in Italien, in Frankreich in ganz Deutschland, in Ungarn, ja sogar in Wien und Berlin verschuldet, welche physische Macht hat sie zu brechen vermocht und welches Volk auf der Welt hat über mehr schreiendes Unrecht, als die Polen zu klagen? Geruhen Ew. Excellenz geneigtest zu erwägen, was unter sö traurigen Umständen Worte des Friedens von meiner Seite fruchten könnten, worauf kann ich dieselben basiren? Auf Christenliebe? Aber die Christenliebe wird gegen die Polen mit Hohn verletzt. Auf die Hoffnung einer bessern Zukunft? Aber diese Hoffnung wird den Polen abgeschnitten. Soll ich dem Volke sagen: Es solle sich geduldig niedertreten lassen? Das vermag ich nicht. Ich glaube an Gottes Gerechtigkeit. Meine Worte würden Oel in die Flammen gießen. Posen, den 26. April 1848. Der Erzbischof von Gnesen und Posen. gez. X. Przyluski. Posen. Eine Bekanntmachung des Herrn von Steinäcker (Festungs-Kommandanten) in der hiesigen Zeitung verbietet andere Farben als die preußischen und deutschen, also auch die polnischen, für die Zeit des Belagerungszustandes. Zugleich verbietet sie speziell einen für die nächsten Tage beabsichtigten Umzug mit polnischen Fahnen und Bändern. ‒ Aller Verkehr mit den Gefangenen des Fort Winiary ist ebenfalls verboten. (Z.-H.) Frankfurt, 3. Juni. Die konstituirende Nationalversammlung hat heute beschlossen, einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zur Prüfung und Begutachtung der auf die Bildung einer provisorischen Centralgewalt bezüglichen Anträge niederzusetzen. Die Wahl dieses Ausschusses sollte alsbald nach der öffentlichen Sitzung durch die Abtheilungen vorgenommen werden. 14 Marburg, 2. Juni. Die Sache der Demokratie schreitet bei uns rasch vorwärts. Wir haben hier einen demokratischen Verein, an dessen Spitze die Herren Bayrhoffer und Ludolph stehen, und der neulich in sehr entschiedenen Ausdrücken gegen den Beschluß der Frankfurter Versammlung über die Mainzer Angelegenheit protestirte. Auch ein demokratischer Arbeiterverein besteht und hat guten Fortgang. An Verdächtigungen fehlt es natürlich nicht. Diese brachten es unter Andern dahin, daß neulich mehre Marburger, die in Kirchheim öffentlich sprachen, von der reaktionären Partei mit Gewalt bedroht und gezwungen wurden, das Städtchen zu verlassen. Diese Contrerevolutionärs verbreiten die abgeschmacktesten Gerüchte, z. B. von Sensenschaaren, die hier zum Schutz der Nationalversammlung gebildet würden und was dergleichen Albernheiten mehr sind. Hier lacht man natürlich über solche Schreckgespenster zaghafter Philister. Wien, 31. Mai. Die Wiener Zeitung enthält den, vom 25. Mai datirten Erlaß des Kaisers, wonach in Kurnthen die Feudallasten gegen später vom Reichstag zu ermittelnde Entschädigung aufgehoben werden. Sie bilden eine schöne Reihe: Abschütte, Getreide, Dominikalgaben, Laudamien, Ehrungen, Kauffreigelder, Kollektur, Landgerichts-, Marschall-, Hunde-, Voigtei-, Zoll-, Hafer u. s. w. ‒ Deßgleichen den Erlaß, der die körperliche Züchtigung als selbständige und Disziplinarstrafe, die Aussteckung an der Schandbühne und im Kreise, und die Brandmarkung aufhebt, die Haussuchung der ausschließlichen Competenz der Gerichte überweist und den Untersuchungsarrest in virlen Fällen in Kaution verwandelt. Die Zeitungshalle behauptet aus Wien in einer Korrespondenz: Die große Errungenschaft des 26. Mai sei der definitive Sieg der demokratischen Institution, speziell der Volkssouverainetät. Bürger, Arbeiter, Studenten vereint hätten sie erobert. Die reaktionäre Partei habe, durch Entführung des Kaisers, Wien zur übereilten Proklamirung der Republik und dadurch zur Anarchie und zum Bruch mit den Provinzen drängen wollen; aber das Wiener Volk sei nicht in die Schlinge gegangen, es habe die Monarchie vor der Hand beibehalten, aber gänzlich vom Volkswillen abhängig gemacht. ‒ Dem Ministerium stehe halb überwachend, halb unterstützend ein Nationalgarden- und Studenten-Ausschuß zur Seite; die mißtrauische Stellung beider gegen einandern, verhindere indeß, daß Etwas geschieht. Prag, 1. Juni. Die Gäste zum Slawenkongreß finden sich hier immer zahlreicher ein. Polen, Kroaten, Serben sind bereits eingetroffen, und dieser Tage wird auch der Vladika von Montenegro erwartet. Ueber die Gegenstände, welche zur Verhandlung kommen, wird ein Programm in vier Sprachen erscheinen: polnisch, böhmisch, deutsch und illyrisch. Wir führen vorläufig nur die Punkte des Programms an: 1) über die Bedeutung der Slawen im österreichischen Kaiserreiche und ihre gegenseitigen Beziehungen; 2) über die Beziehungen der Slawenvölker zu den übrigen Völkern des österreichischen Staates; 3) über die gegenwärtigen Beziehungen der österreichischen zu den übrigen Slawen; 4) Bestimmung der Beziehungen der österreichischen Slawen zu den übrigen nicht slawischen Völkern Europa's. (D. A. Z.) Rendsburg 1. Juni. Es bestätigt sich, daß Hadersleben von deutschen Truppen geräumt und von einer großen Zahl seiner Bewohner verlassen ist. Hadersleben war am 31. Mai schon von dänischen Husaren besetzt. In Christiansfeld sollen 180 Mann zum Militärdienst ausgehoben sein. In Hadersleben weht schon die dänische Fahne ‒ wird dem Hamb. Corr. aus Flensburg 30. Mai Abends geschrieben. ‒ Die Haderslebener werden ohne Zweifel jetzt als „forräderiske Tydskere“ angesehen. Es bestätigt sich ferner, daß die Dänen auch in Apenrade eingerückt sind, nachdem sie vorher einige Kugeln hineingeworfen hatten. Auch aus Apenrade sind viele Flüchtlinge in Rendsburg eingetroffen. Ein Reisender brachte am 31. Mai nach Rendsburg die Nachricht, daß die Dänen Abends zuvor um 6 Uhr Apenrade besetzt hatten. Die nach Hadersleben bestimmte Post hat nur bis Seegard kommen können. Ein Patent der provisorischen Regierung vom 29. Mai beruft die vereinigte schleswig-holsteinische Ständeversammlung zum 14. Juni ein. ‒ Ein Erlaß der provisorischen Regierung von demselben Tage enthält die Bestätigung der Statuten des Ausschusses für die deutsche Flotte in Kiel. In einer Nachschrift enthält das „Rendsb. Tageblatt“ Folgendes: Nach dem Bericht eines Augenzeugen ist gestern (am 31. Mai) im Sundewittschen ein hitziges Treffen vorgefallen, in welchem die Dänen mit großem Verluste aus ihren Stellungen geschlagen und von den Meklenburgern bis an die Küste so hartnäckig verfolgt sind, daß mehrere ihren Kolbenschlägen erlegen, andere ertrunken sind. (W. Z.) XAltona, 2. Juni. So eben trifft die Nachricht ein, daß die Dänen wieder geschlagen worden sind; 2000 Dänen sollen umgangen und abgeschnitten worden sein; mehrere Hundert sind gefangen und schon ist unsere Bürgergarde aufgeboten, um sie heute Abend in Empfang zu nehmen und zu bewachen, da sie erst morgen früh weiter nach Stade transportirt werden können. Zugleich rückt aber auch General Wrangel wieder vor und zwar nicht nur nach Nordschleswig, sondern aufs Neue nach Jütland. Diese Ordre brachte gestern ein Expresse ins Hauptquartier. Auf diese Weise wird die letzte Schmach vielleicht einigermaßen wieder abgewaschen. Es ist übrigens ruhmvoll für die Deutschen. Schon in den wenigen Wochen ist wieder die ganze alte Reichswirthschaft eingetretreten; es wird nicht lange währen, so werden wir wiederum auf dem alten Status quo sein, welchen einst das liebe heilige römische Reich und die deutsche Reichsarmee einnahm. Heut morgen ging eine Deputation von Hadersleben nach Frankfurt ab, um gegen die Abtretung desselben von den Herzogthümern zn protestiren. Ob man in Frankfurt auch durch russische Noten sich schrecken lassen wird? Ohnehin hat England erklärt, daß es eine Flotte auslaufen lassen würde, wenn Rußland und Schweden Miene machen sollte, thätlich einzuschreiten. Von der schwedischen Hülfe hoffen die Dänen wenig, wie die jüngsten dänischen Zeitungen am klarsten darthun. * Schleswig-Holstein. _

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 5. Köln, 5. Juni 1848, S. 0018. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz005_1848/2>, abgerufen am 03.12.2024.