Neue Rheinische Zeitung. Nr. 16. Köln, 16. Juni 1848. Beilage.Ich fürchte sehr, daß diese Flugblätter nur eine Maschine sind, um ein Votum gegen die Flintenschüsse, von denen man gestern sprach, zu escamotiren. (Lärm auf der Linken.) Buchez, von beständigem Lärm unterbrochen, schlägt Vertagung vor, bis der Augenblick der Gefahr vorrüber sei. (Verworfen.) Die Anträge der Regierung werden von der N.-Versammlung mit ungeheurer Majorität verworfen. Louis Bonaparte hat sich nur noch über Alter und Nationalität auszuweisen, um als Repräsentant seinen Sitz einnehmen zu können. (Große Bestürzung auf den Ministerbänken.) Die Sitzung wird um 61/4 Uhr aufgehoben. - Man ließt in der Gazette des Tribunaux: Der Justizminister hat allen Generalprokuratoren der Republik den Befehl ertheilt, den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte aufsuchen und verhaften zu lassen. Paris, 12. Juni. Zahlreiche Gruppen getrieben, wie man sagt, durch den bloßen Wunsch Louis Bonaparte zu sehen, stationiren vor dem Palais Bourbon auf dem Place la Concorde im Augenblicke, wo sich die Repräsentanten in die Versammlung begaben. Bald hatte die Menge die Zugänge der Versammlung so überströmt, daß die Linientruppen und die Nationalgarde nur mit Schwierigkeit die Cirkulation erhalten konnten. Der Kriegsminister General Negrier, Quästor der Versammlung und der erste Kommandant der Nationalgarde Clement Thomas haben die Truppen, die auf diesen Punkten concentrirt sind, Revue passiren lassen und alle Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Palais Bourbon getroffen, um die Sicherheit der Verhandlungen der Versammlung aufrecht zu erhalten. Gegen drei Uhr, da die Menge immer wächst, wird in mehreren Legionen Rappel geschlagen und General Cavaignac gibt Befehl, die Zugänge des Palastes und des Pont la Concorde zu räumen. In diesem Augenblicke verwundete ein Pistolenschuß, aus einer Gruppe herrührend, einen Kapitain der Nationalgarde. Eine Kugel, die quer durch seine Hand fuhr, zerschmetterte ihm zwei Finger. General Cavaignac läßt dagegen Place la Concorde und die anliegenden Straßen räumen. Die Nationalgarde hat die Gruppen zerstreut. Aufrührerisches Geschrei: Es lebe der Kaiser! Es lebe Napoleon und es lebe Barbes läßt sich stellenweis vernehmen. Zwei Flintenschüsse wurden auf den General Clement Thomas und auf einen Offizier der Armee gerichtet. Sechs Individuen unter denen, die das Volk aufzuhetzen suchten, wurden gegen 5 Uhr arretirt und auf die Posten der Nationalgarde im Pallast der National-Versammlung geführt. Diesen Abend und in der Nacht, auf den Boulevards und beinahe auf allen Straßenecken haben sich Zusammenläufe gebildet, jedoch ohne irgend einen feindlichen Charakter. Die Zugänge zum Luxembourg sind diesen Abend durch Linientruppen und Nationalgarden besetzt. In den Straßen des Odeon und der Seine ist die Circulation untersagt. Das Innere des Palastes und der Garten sind gleichmäßig durch eine imposante Truppenmacht bewacht. Nichts zeigte indeß an, daß auf diesem Punkte eine Manifestation Stattfinden solle. Das Viertel des Odeons ist vollkommen ruhig und die Promenade im Garten findet Statt, wie gewöhnlich. Die Boulevards sind durchströmt von isolirten und durchaus friedfertigen Gruppen. An dem Porte St. Denis findet ein größerer Zusammenfluß Statt wie anderswo. Um 101/2 Uhr verziehen sich die Aufläufe ohne Dazwischenkunft der bewaffneten Gewalt. Um 111/2 Uhr ist dieser Theil der Boulevards fast verödet. Die Bataillone der Nationalgarde und Linie, die ein Piquet bildeten auf dem Platz an dem Hotel de Ville wurden um Mitternacht entlassen. - Die mit dem Entwurf einer Konstitution beauftragte Kommission soll die Wahl durch allgemeines Stimmrecht nicht nur auf den Präsidenten der Republik und die Volksrepräsentanten ausdehnen wollen, sondern auch auf die Friedensrichter, Offiziere und Kommandanten der Nationalgarden, Mairs, Adjunkten und Municipalräthe und endlich auf die Mitglieder der allgemeinen Departementsräthe. Die Organisation der richterlichen Gewalt hat die Kommission während mehrerer Sitzungen beschäftigt. Die National-Versammlung soll die Mitglieder des Kassationshofes, des Rechnungshofes und eines Tribunals der Kompetenzkonflikte ernennen; ihre Richter sollen nur durch Urtheil absetzbar sein. Die Jury soll auch auf Civilprozesse und theilweise auch auf korektionelle ausgedehnt werden und eine besondere Nationaljury für die Beurtheilung politischer Verbrechen und Vergehen gebildet werden. Ein Staatsrath mit politischen Vollmachten, bestehend aus 50 bis 60 Mitgliedern, - eine Art von der National-Versammlung erwähltes Comite - soll gebildet werden. - Der Representant du Peuple, der Almanach du Commerce und die Demokratie pacifique drucken den von Herrn Jober, Bethmont und Trelast so hart angefeindeten Artikel der "Organisation du travail" nebst ihren Listen der Banquiers ab. Dies Blatt selbst hat gestern eine Liste der reichsten Grundbesitzer veröffentlicht. - Fortgesetzte Mittheilung einiger im Hofe der Tuilerien gefundener Briefe. (Siehe die gestrige Nummer). Lissabon, 2. Februar 1842. "Meine sehr theure Freundin, unglücklicherweise bin ich noch nicht im Stande, Dir einen Brief zu schreiben, der Dich über unsere mit jedem Tage kritischer werdende Lage beruhigen könnte. Unser Ministerium behauptet, nicht mehr die Kraft zu haben, die Geschäfte zu führen; es will uns selbst nicht einmal Rath in unserer Lage ertheilen. Wahrhaftig, meine Theure, unsere Position ist entsetzlich; wir sind umringt von Verräthern. In der That, wirklich, das Benehmen des Herzogs von Terceira ist das eines Verräthers. Das ist der Name den er verdient. Mein Brief wird Dir durch Herrn Roan, Sekretär der französischen Gesandschaft überbracht werden. Der gute Herr Barenne sendet ihn als Kurier. Durch Herrn Roan kannst Du die Details über die unglückliche und schimpfliche Geschichte erfahren, in die wir verwickelt sind. Denke Dir, die Junta in Porto hat auf die Mission Sarmento's, des Adjudanten Ferdinands, geantwortet, daß sie auf Lissabon marschiren werde und Costa Cabral hat noch die Unverschämtheit gehabt, mir zu schreiben, daß er uns in wenigen Tagen die Versicherung seiner tiefsten Unterwürfigkeit, zu gleicher Zeit mit der Charte zu überbringen hoffe, trotzdem daß ihn einige Personen als Revolutionär bei uns angeschwärzt hätten. In der That, sie sind nach Lissabon aufgebrochen. Am 4. ist eine Division von 3 Bataillonen, das 6., 18. und 28., zusammen 850 Mann, unter dem Kommando eines Colonels, des Baron das Lagas abmarschirt. Am 5. marschirte die zweite, bestehend aus dem 8., 9. und 14. Bataillon; zusammen 746 Mann und 50 Pferde, kommandirt durch Baron de Vallonzo, Kommandant der Provinz Minho. In Vigue hat man die Charte proklamirt und der Baron von Fonte-Nova, ebenfalls Kommandant der Provinz, ist auf dem Wege sich mit den Insurgenten in Porto zu vereinigen. Mit dem 24. Bataillon erwartete man am 5. Abends den Baron von Vinhaes, Kommandant zu Tras-os-Montes mit dem 9. und 13. Bataillon und einem Regiment Kavallerie. Das 9. Infanterie-Regiment ist ebenfalls nach Porto aufgebrochen, da aber der Kolonel und der größeste Theil der Offiziere sich nicht bei dem Unternehmen betheiligen wollten, so marschirte das Bataillon mit den Unteroffizieren und kommandirt durch einen Kapitain. In Coimbra hat die Junta befohlen, daß die Studenten ein Bataillon bilden, und daß man ihnen dann ein Studienjahr erlassen soll. Diejenigen, welche sich weigern, sollen ein Jahr mehr studiren als die andern. Nun sieh, wie eselhaft sich die Leute in dieser miserablen Geschichte benehmen! Gestern hat, um unser Amüsement vollständig zu machen, das Ministerium seine Demission eingereicht und wir haben unser Möglichstes thun müssen, um ein neues zu finden - " Hier ist das Original-Schreiben durch die vielen Beschmutzungen unleserlich geworden, so daß der Schluß fehlt. Der Inhalt des Vorstehenden zeigt aber nur zu deutlich, daß das Manuscript die Königin selbst zur Verfasserin hat. Belgien. Brüssel, 14. Juni. Die Wahlen in Brüssel sind zu Ende. Die Association liberale und die Union konstitutionelle haben einen glänzenden Sieg über die Alliance davon getragen. Die Zahl der Votirenden war 5,868; die absolute Majorität 2,935. Die aus den Provinzen berichteten Resultate sind derselben Art. Es war daher kein Wunder, daß der konstitutionelle belgische Löwe, in der Person des Herrn Verhaegen, das freudigste Gebrüll erhob und seine lieben Getreuen zu unendlichem Jubel mit sich fortriß. Vernichtet steht die Alliance da, mit ihrem Roussel, "der wie Jesus Christus nur für die kleine Bourgeoisie stimmen wollte" und mit so vielen Andern, die sich weder entschieden für die Konstitution, noch entschieden für die Republik auszusprechen wagten. Sie hat ihre verdiente Strafe gefunden; - wie wird Hr. Rogier über sie lachen; Der Hr. Rogier, diese Karrikatur Guizots, den sie einst selbst auf den Schild erhob! Die Alliance, mit ihren fashionablen jungen Herren, die sich noch im Anfange dieses Jahres der demokratischen Gesellschaft in Brüssel entgegen warf, sie wird jetzt einsehen, daß man nur mit der Masse siegen kann. Das Kurioseste bei der ganzen Sache bleibt indeß, daß die Konstitutionellen nur durch die wahrhaft rührende Einigung der Klerikalen und der Liberalen gesiegt haben, gerade der beiden Parteien, welche sich seit 18 Jahren ohne Unterlaß in den Haaren lagen und daß das Journal de Bruxelles, das Organ der Katholiken, eben den Hr. Verhaegen als Kandidaten in den Vordergrund stellte, den berüchtigten "Pourfendeur du clerical." Großbritannien. * London, 13. Juni. Da das Parlament der Pfingstwoche wegen keine Sitzungen hält, so geht in der Politik augenblicklich wenig vor. Bemerkenswerth ist indeß ein in der Times vom 12. dieses erwähntes Faktum, in Betreff der Waffensendungen England's nach Deutschland. In Folge eines Befehles aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und eines Schreibens des dänischen Gesandten in London, haben nemlich die Zollbeamten der Häfen den Auftrag bekommen, sowohl Waffen als Munition, welche von England aus versandt werden könnten, um von den Deutschen gegen die Dänen benutzt zu werden, nicht verladen zu lassen. Dieser Befehl zu Gunsten Dänemarks und zum Nachtheil Deutschland's wird bereits durch ganz England auf's strengste befolgt. - Die englischen Blätter sind heute voll von Berichten über die am Pfingstmontag an allen Orten gehaltenen Chartisten-Meetings, welche indeß keine weitere Unruhen nach sich zogen. - Der Prozeß der Chartisten nahm gestern im Central-Criminal-Court seinen Anfang, indem der Lord Mayor die Sitzung eröffnete. Die Zahl der zur Untersuchung gezogenen Personen ist 192; zu denen indeß noch weitere erwartet werden. - Konsols 3 Uhr 84 3/8 und 1/2. - Die Summe des Exportes von englischen Manufakturwaaren hat sich in der letzten Zeit um ein Bedeutendes verringert. In dem Monat, der am 5. Mai 1847 endete, betrug die Ausfuhr von Baumwollwaaren L. 1,646,252; in derselben Epoche in diesem Jahre L. 1,272,251. Es zeigt sich also ein Ausfall von L. 400,000. Die Ausfuhr von Baumwollengarn fiel von L. 670,000 auf L. 298,000; die von Wollengarn von L. 116,000 auf L. 48,000.; von Wollen-Manufakturwaaren von L. 549,000 auf L. 340,000. Der Unterschied der Gesammtsumme des Exportes der am meisten versandten Artikel beträgt beinah ein und eine halbe Million Pfund Sterling, welche im Monat April/Mai dieses Jahres weniger als in derselben Zeit vorigen Jahres ausgeführt wurden. Nichts gibt eine bessere Illustration zu der Lage, in der sich jetzt der Kontinent befindet. 7 London, 13. Juni. Die neue Reform-Bewegung, die auf allgemeines Stimmrecht etc. losarbeitet, gewinnt mit jedem Tage auch unter dem kleinern Mittelstande an Umfang. Der aufgeklärtere Theil begreift, daß ein längeres Verweigern der von der arbeitenden Klasse geforderten politischen Rechte nothwendig zu einer Revolution führt. Meetings, in denen Adressen zu jenem Zweck an's Unterhaus debattirt wurden, sind an der Tagesordnung. Mag das Parlament die von Hume beantragte Reform genehmigen oder nicht: eine baldige, und zwar soziale Revolution ist unter allen Umständen unvermeidlich. - Die Truppe des historischen Theaters von Paris, die sich nach London begeben hatte, um hier alle Stücke des Repertoirs von A. Dumas zu spielen, findet unüberwindliche Schwierigkeiten für ihre Vorstellungen. Die Theatercensur hat ihre Autorisation der Aufführung der Giroudins verweigert, weil dies ein revolutionäres Stück sei, der reine Margot, weil sie unmoralisch, den Trois Mousqueteures, weil Karl I. in diesem Drama mißhandelt und verjagt wird und man sucht ähnliche Vorwände, um die Vorstellung des Monte-Christo zu verhindern. Bonn, 9. Juni. Folgende "Ansprache an das deutsche Parlament in Frankfurt über Deutschland und seine Beziehungen zu Frankreich und Polen von Seiten der Central-Bürgerversammlung in Bonn" ist heute an unseren Abgeordneten Prof. Deiters abgesendet worden. Hohe Versammlung! Die Blicke des deutschen Volkes waren im Laufe der Jahrhunderte oftmals nach Frankfurt gerichtet. Ehemals war es die Person und die Majestät des Kaisers, welche Frankfurts Namen bis zu den fernsten Marken des deutschen Vaterlandes trug. Nun tagen in der alten Kaiserstadt des Volkes würdige Vertreter mit der hehren Mission, die vielseitig gelockerten Bande der Freiheit zwischen Germaniens Völkerstämmen zur Wohlfahrt Aller und zur Größe des gemeinsamen Vaterlandes zu knüpfen. Der Grundstein zu dem großen Bau einer neuen Reichsverfassung wurde am 27. Mai gelegt. Das Hochgefühl, das die hohe Versammlung hierbei durchdrungen, findet den freudigsten Wiederhall in den Herzen der Vaterlandsfreunde aller deutschen Gaue und berechtigt zu der erhebenden Zuversicht daß hochdieselbe das begonnene große Werk einer baldigen und segensreichen Vollendung entgegenführen werde. Was aber die volle Befriedigung der Nation erst begründet, sind die Garantien, welche für die Dauer der neuen Ordnung geboten werden. Ohne Zweifel hat das in dieser Hinsicht fehlende Vertrauen bangen Besorgnissen den Weg gebahnt, und den schweren Druck veranlaßt, welcher dermalen Handel und Gewerbe darniederbeugt. Die im Dunkeln schleichendenden Schreckbilder, die Furcht vor der Anarchie und der Reaktion in den politischen Errungenschaften und der dabei zu fürchtenden Kriegsdrangsale scheinen die Faktoren dieser beklagenswerthen Muthlosigkeit zu sein. Zur Wiederbelebung des gesunkenen Vertrauens ist unstreitig die baldige Begründung und Befestigung einer Nationaleinheit und einer gesetzlichen Ordnung, das Beste und Nothwendigste. Erkennt und genießt die deutsche Nation die wahre Freiheit in der Achtung und kräftigen Handhabung der aus der errungenen politischen Freiheit hervorgegangenen Gesetzgebung, so ist die Anarchie entwaffnet und die Reaktion eine Unmöglichkeit. Eine politische und sociale Ordnung in den innern Verhältnissen des Vaterlandes verlangt entsprechende Beziehungen zu den Nachbarvölkern und bei dem gegenwärtigen Stadium der europäischen Politik, besonders zu den Franzosen und Polen. Die in Deutschland gegen die französische Nation vorwaltenden Besorgnisse, haben ihre historische Begründung. Durch Deutschlands Erhebung zu einer imponirenden Nationaleinheit und durch Annahme von demokratischen Institutionen, wird es Frankreich näher gerückt und auf gleiche Stufe der politischen Macht und Größe erhoben. Die jetzige Regierung in Frankreich bietet in den proklamirten Grundsätzen alle Garantien eines guten Einvernehmens dar, und Deutschland sollte zu deren Erhaltung und Befestigung vertrauensvoll den angebotenen freundschaftlichen Beziehungen entgegen kommen. Dieses Bündniß, auf vollständigster Garantie und Achtung der Nationalitäten fußend, würde in beiden Ländern die gesetzliche Ordnung stärken und die am 15. Mai unter Blanquis und Barbes rother Fahne aus dem Hinterhalte getretenen Anarchisten und ihre zahlreichen Freunde in Deutschland entwaffnen. An den Ostmarken des Vaterlandes erhebt sich die Riesenmacht eines Volkes, das ohne durchgreifende politische und sociale Bildung, nur eines Winkes bedarf, um Deutschlands Wohlfahrt und Freiheit für die Dauer zu bedrohen und zu verwirren. Ein kräftiges Bollwerk kann hier durch Polens Wiederherstellung gegründet werden. Dies fordert Deutschlands Politik. Im Bunde mit Frankreich und Polen, getragen und befestigt von gleichen liberalen Institutionen, ist jener im Osten drohenden Gefahr, ein mehr als ausreichendes Gegengewicht geboten. Aber nicht allein die hehre Politik Deutschlands fordert die Freilassung und Wiederherstellung Polens, sondern auch, und dies vor Allen, die Gerechtigkeit und Humanität. Diesem großen Volke ist in Zeiten allgemeiner Bedrückung durch fremde Einmischung seine nationale Selbstständigkeit unrechtmäßig entrissen worden. Die Geschichte spricht nur von einer Theilung Polens, nicht aber von einem Falle, von einer Eroberung desselben. Gegen diesen Akt der Theilung hat Polen bis in die neuesten Zeiten nicht aufgehört, durch Emigrationen und Schilderhebungen Proteste zu erheben, die leider zu den bedauernswürdigsten Folgen geführt haben. Die Humanität und Sympathie, welche die Polen durch ihre ungebeugte glühende Vaterlandsliebe allen gesitteten Nationen einflößen, unterstützen laut die Gerechtigkeit, das begangene Unrecht, durch Wiederherstellung der vom polnischen Volke nie aufgegebenen politischen Selbstständigkeit zu sühnen und so die leider zu oft erneuten blutigen Ereignisse zu verhindern. Von einem streng geschichtlichen Polen aber kann heute bei diesem Akt des Völkerrechts nicht die Rede sein, da nicht eine alte Demarkationslinie, sondern nur das Volk der Gegenwart als Träger der Nationalität betrachtet werden kann und auch die Rechte des deutschen Volkes eine sorgfältige Wahrung erfordern. Die Majestät der Völker muß nach allen Seiten heilig und unverletzbar geachtet werden. Die Losung dieser, wie sie die jetzige franz. Regierung selbst nennt, schwierigsten europ. Frage, als welche die Polenfrage allgemein angesehen wird, ist allerdings keine leichte Aufgabe für den Staatsmann. Große Ereignisse sind inzwischen nicht immer die Resultate blutiger Kämpfe, und es ist gewiß, daß die moralische Macht getragen von dem Willen großer hochherziger Nation oft mehr bewirkt, als eine imponirende physische Gewalt. Dies sind die Wünsche, welche die Central-Bürgerversammlung für die Begründung und Erhaltung von Deutschlands Wohlfahrt in Gegenwart und Zukunft heute fast einstimmig aussprach und in diesem Sinne auch eine Adresse an die Frankf. Nationalversammlung zu richten beschloß, wovon Abschrift einer hohen Versammlung zur gefälligen Kenntnißnahme anliegend übersandt wird. - Bonn, 9. Juni 1848. Namens der Bürger der Ausschuß. Kinkel, der Stellvertreter des Vorsitzenden. Obemier, Kamm, Reinkens, Katz, Kratzberg, Drommer, Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Eisenbahnen. [irrelevantes Material] Offizieller Wechsel-Cours. Köln, den 14. Juni. [irrelevantes Material]Köln, 14. Juni. (Nach der Börse). Rüböl per Compt. 28. Okt. 29 Thlr. Ich fürchte sehr, daß diese Flugblätter nur eine Maschine sind, um ein Votum gegen die Flintenschüsse, von denen man gestern sprach, zu escamotiren. (Lärm auf der Linken.) Buchez, von beständigem Lärm unterbrochen, schlägt Vertagung vor, bis der Augenblick der Gefahr vorrüber sei. (Verworfen.) Die Anträge der Regierung werden von der N.-Versammlung mit ungeheurer Majorität verworfen. Louis Bonaparte hat sich nur noch über Alter und Nationalität auszuweisen, um als Repräsentant seinen Sitz einnehmen zu können. (Große Bestürzung auf den Ministerbänken.) Die Sitzung wird um 61/4 Uhr aufgehoben. ‒ Man ließt in der Gazette des Tribunaux: Der Justizminister hat allen Generalprokuratoren der Republik den Befehl ertheilt, den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte aufsuchen und verhaften zu lassen. Paris, 12. Juni. Zahlreiche Gruppen getrieben, wie man sagt, durch den bloßen Wunsch Louis Bonaparte zu sehen, stationiren vor dem Palais Bourbon auf dem Place la Concorde im Augenblicke, wo sich die Repräsentanten in die Versammlung begaben. Bald hatte die Menge die Zugänge der Versammlung so überströmt, daß die Linientruppen und die Nationalgarde nur mit Schwierigkeit die Cirkulation erhalten konnten. Der Kriegsminister General Negrier, Quästor der Versammlung und der erste Kommandant der Nationalgarde Clement Thomas haben die Truppen, die auf diesen Punkten concentrirt sind, Revue passiren lassen und alle Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Palais Bourbon getroffen, um die Sicherheit der Verhandlungen der Versammlung aufrecht zu erhalten. Gegen drei Uhr, da die Menge immer wächst, wird in mehreren Legionen Rappel geschlagen und General Cavaignac gibt Befehl, die Zugänge des Palastes und des Pont la Concorde zu räumen. In diesem Augenblicke verwundete ein Pistolenschuß, aus einer Gruppe herrührend, einen Kapitain der Nationalgarde. Eine Kugel, die quer durch seine Hand fuhr, zerschmetterte ihm zwei Finger. General Cavaignac läßt dagegen Place la Concorde und die anliegenden Straßen räumen. Die Nationalgarde hat die Gruppen zerstreut. Aufrührerisches Geschrei: Es lebe der Kaiser! Es lebe Napoleon und es lebe Barbès läßt sich stellenweis vernehmen. Zwei Flintenschüsse wurden auf den General Clement Thomas und auf einen Offizier der Armee gerichtet. Sechs Individuen unter denen, die das Volk aufzuhetzen suchten, wurden gegen 5 Uhr arretirt und auf die Posten der Nationalgarde im Pallast der National-Versammlung geführt. Diesen Abend und in der Nacht, auf den Boulevards und beinahe auf allen Straßenecken haben sich Zusammenläufe gebildet, jedoch ohne irgend einen feindlichen Charakter. Die Zugänge zum Luxembourg sind diesen Abend durch Linientruppen und Nationalgarden besetzt. In den Straßen des Odeon und der Seine ist die Circulation untersagt. Das Innere des Palastes und der Garten sind gleichmäßig durch eine imposante Truppenmacht bewacht. Nichts zeigte indeß an, daß auf diesem Punkte eine Manifestation Stattfinden solle. Das Viertel des Odeons ist vollkommen ruhig und die Promenade im Garten findet Statt, wie gewöhnlich. Die Boulevards sind durchströmt von isolirten und durchaus friedfertigen Gruppen. An dem Porte St. Denis findet ein größerer Zusammenfluß Statt wie anderswo. Um 101/2 Uhr verziehen sich die Aufläufe ohne Dazwischenkunft der bewaffneten Gewalt. Um 111/2 Uhr ist dieser Theil der Boulevards fast verödet. Die Bataillone der Nationalgarde und Linie, die ein Piquet bildeten auf dem Platz an dem Hotel de Ville wurden um Mitternacht entlassen. ‒ Die mit dem Entwurf einer Konstitution beauftragte Kommission soll die Wahl durch allgemeines Stimmrecht nicht nur auf den Präsidenten der Republik und die Volksrepräsentanten ausdehnen wollen, sondern auch auf die Friedensrichter, Offiziere und Kommandanten der Nationalgarden, Mairs, Adjunkten und Municipalräthe und endlich auf die Mitglieder der allgemeinen Departementsräthe. Die Organisation der richterlichen Gewalt hat die Kommission während mehrerer Sitzungen beschäftigt. Die National-Versammlung soll die Mitglieder des Kassationshofes, des Rechnungshofes und eines Tribunals der Kompetenzkonflikte ernennen; ihre Richter sollen nur durch Urtheil absetzbar sein. Die Jury soll auch auf Civilprozesse und theilweise auch auf korektionelle ausgedehnt werden und eine besondere Nationaljury für die Beurtheilung politischer Verbrechen und Vergehen gebildet werden. Ein Staatsrath mit politischen Vollmachten, bestehend aus 50 bis 60 Mitgliedern, ‒ eine Art von der National-Versammlung erwähltes Comité ‒ soll gebildet werden. ‒ Der Représentant du Peuple, der Almanach du Commerce und die Demokratie pacifique drucken den von Herrn Jober, Bethmont und Trelast so hart angefeindeten Artikel der „Organisation du travail“ nebst ihren Listen der Banquiers ab. Dies Blatt selbst hat gestern eine Liste der reichsten Grundbesitzer veröffentlicht. ‒ Fortgesetzte Mittheilung einiger im Hofe der Tuilerien gefundener Briefe. (Siehe die gestrige Nummer). Lissabon, 2. Februar 1842. „Meine sehr theure Freundin, unglücklicherweise bin ich noch nicht im Stande, Dir einen Brief zu schreiben, der Dich über unsere mit jedem Tage kritischer werdende Lage beruhigen könnte. Unser Ministerium behauptet, nicht mehr die Kraft zu haben, die Geschäfte zu führen; es will uns selbst nicht einmal Rath in unserer Lage ertheilen. Wahrhaftig, meine Theure, unsere Position ist entsetzlich; wir sind umringt von Verräthern. In der That, wirklich, das Benehmen des Herzogs von Terceira ist das eines Verräthers. Das ist der Name den er verdient. Mein Brief wird Dir durch Herrn Roan, Sekretär der französischen Gesandschaft überbracht werden. Der gute Herr Barenne sendet ihn als Kurier. Durch Herrn Roan kannst Du die Details über die unglückliche und schimpfliche Geschichte erfahren, in die wir verwickelt sind. Denke Dir, die Junta in Porto hat auf die Mission Sarmento's, des Adjudanten Ferdinands, geantwortet, daß sie auf Lissabon marschiren werde und Costa Cabral hat noch die Unverschämtheit gehabt, mir zu schreiben, daß er uns in wenigen Tagen die Versicherung seiner tiefsten Unterwürfigkeit, zu gleicher Zeit mit der Charte zu überbringen hoffe, trotzdem daß ihn einige Personen als Revolutionär bei uns angeschwärzt hätten. In der That, sie sind nach Lissabon aufgebrochen. Am 4. ist eine Division von 3 Bataillonen, das 6., 18. und 28., zusammen 850 Mann, unter dem Kommando eines Colonels, des Baron das Lagas abmarschirt. Am 5. marschirte die zweite, bestehend aus dem 8., 9. und 14. Bataillon; zusammen 746 Mann und 50 Pferde, kommandirt durch Baron de Vallonzo, Kommandant der Provinz Minho. In Vigue hat man die Charte proklamirt und der Baron von Fonte-Nova, ebenfalls Kommandant der Provinz, ist auf dem Wege sich mit den Insurgenten in Porto zu vereinigen. Mit dem 24. Bataillon erwartete man am 5. Abends den Baron von Vinhaes, Kommandant zu Tras-os-Montes mit dem 9. und 13. Bataillon und einem Regiment Kavallerie. Das 9. Infanterie-Regiment ist ebenfalls nach Porto aufgebrochen, da aber der Kolonel und der größeste Theil der Offiziere sich nicht bei dem Unternehmen betheiligen wollten, so marschirte das Bataillon mit den Unteroffizieren und kommandirt durch einen Kapitain. In Coimbra hat die Junta befohlen, daß die Studenten ein Bataillon bilden, und daß man ihnen dann ein Studienjahr erlassen soll. Diejenigen, welche sich weigern, sollen ein Jahr mehr studiren als die andern. Nun sieh, wie eselhaft sich die Leute in dieser miserablen Geschichte benehmen! Gestern hat, um unser Amüsement vollständig zu machen, das Ministerium seine Demission eingereicht und wir haben unser Möglichstes thun müssen, um ein neues zu finden ‒ “ Hier ist das Original-Schreiben durch die vielen Beschmutzungen unleserlich geworden, so daß der Schluß fehlt. Der Inhalt des Vorstehenden zeigt aber nur zu deutlich, daß das Manuscript die Königin selbst zur Verfasserin hat. Belgien. Brüssel, 14. Juni. Die Wahlen in Brüssel sind zu Ende. Die Association libérale und die Union konstitutionelle haben einen glänzenden Sieg über die Alliance davon getragen. Die Zahl der Votirenden war 5,868; die absolute Majorität 2,935. Die aus den Provinzen berichteten Resultate sind derselben Art. Es war daher kein Wunder, daß der konstitutionelle belgische Löwe, in der Person des Herrn Verhaegen, das freudigste Gebrüll erhob und seine lieben Getreuen zu unendlichem Jubel mit sich fortriß. Vernichtet steht die Alliance da, mit ihrem Roussel, „der wie Jesus Christus nur für die kleine Bourgeoisie stimmen wollte“ und mit so vielen Andern, die sich weder entschieden für die Konstitution, noch entschieden für die Republik auszusprechen wagten. Sie hat ihre verdiente Strafe gefunden; ‒ wie wird Hr. Rogier über sie lachen; Der Hr. Rogier, diese Karrikatur Guizots, den sie einst selbst auf den Schild erhob! Die Alliance, mit ihren fashionablen jungen Herren, die sich noch im Anfange dieses Jahres der demokratischen Gesellschaft in Brüssel entgegen warf, sie wird jetzt einsehen, daß man nur mit der Masse siegen kann. Das Kurioseste bei der ganzen Sache bleibt indeß, daß die Konstitutionellen nur durch die wahrhaft rührende Einigung der Klerikalen und der Liberalen gesiegt haben, gerade der beiden Parteien, welche sich seit 18 Jahren ohne Unterlaß in den Haaren lagen und daß das Journal de Bruxelles, das Organ der Katholiken, eben den Hr. Verhaegen als Kandidaten in den Vordergrund stellte, den berüchtigten „Pourfendeur du clerical.“ Großbritannien. * London, 13. Juni. Da das Parlament der Pfingstwoche wegen keine Sitzungen hält, so geht in der Politik augenblicklich wenig vor. Bemerkenswerth ist indeß ein in der Times vom 12. dieses erwähntes Faktum, in Betreff der Waffensendungen England's nach Deutschland. In Folge eines Befehles aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und eines Schreibens des dänischen Gesandten in London, haben nemlich die Zollbeamten der Häfen den Auftrag bekommen, sowohl Waffen als Munition, welche von England aus versandt werden könnten, um von den Deutschen gegen die Dänen benutzt zu werden, nicht verladen zu lassen. Dieser Befehl zu Gunsten Dänemarks und zum Nachtheil Deutschland's wird bereits durch ganz England auf's strengste befolgt. ‒ Die englischen Blätter sind heute voll von Berichten über die am Pfingstmontag an allen Orten gehaltenen Chartisten-Meetings, welche indeß keine weitere Unruhen nach sich zogen. ‒ Der Prozeß der Chartisten nahm gestern im Central-Criminal-Court seinen Anfang, indem der Lord Mayor die Sitzung eröffnete. Die Zahl der zur Untersuchung gezogenen Personen ist 192; zu denen indeß noch weitere erwartet werden. ‒ Konsols 3 Uhr 84 3/8 und 1/2. ‒ Die Summe des Exportes von englischen Manufakturwaaren hat sich in der letzten Zeit um ein Bedeutendes verringert. In dem Monat, der am 5. Mai 1847 endete, betrug die Ausfuhr von Baumwollwaaren L. 1,646,252; in derselben Epoche in diesem Jahre L. 1,272,251. Es zeigt sich also ein Ausfall von L. 400,000. Die Ausfuhr von Baumwollengarn fiel von L. 670,000 auf L. 298,000; die von Wollengarn von L. 116,000 auf L. 48,000.; von Wollen-Manufakturwaaren von L. 549,000 auf L. 340,000. Der Unterschied der Gesammtsumme des Exportes der am meisten versandten Artikel beträgt beinah ein und eine halbe Million Pfund Sterling, welche im Monat April/Mai dieses Jahres weniger als in derselben Zeit vorigen Jahres ausgeführt wurden. Nichts gibt eine bessere Illustration zu der Lage, in der sich jetzt der Kontinent befindet. 7 London, 13. Juni. Die neue Reform-Bewegung, die auf allgemeines Stimmrecht etc. losarbeitet, gewinnt mit jedem Tage auch unter dem kleinern Mittelstande an Umfang. Der aufgeklärtere Theil begreift, daß ein längeres Verweigern der von der arbeitenden Klasse geforderten politischen Rechte nothwendig zu einer Revolution führt. Meetings, in denen Adressen zu jenem Zweck an's Unterhaus debattirt wurden, sind an der Tagesordnung. Mag das Parlament die von Hume beantragte Reform genehmigen oder nicht: eine baldige, und zwar soziale Revolution ist unter allen Umständen unvermeidlich. ‒ Die Truppe des historischen Theaters von Paris, die sich nach London begeben hatte, um hier alle Stücke des Repertoirs von A. Dumas zu spielen, findet unüberwindliche Schwierigkeiten für ihre Vorstellungen. Die Theatercensur hat ihre Autorisation der Aufführung der Giroudins verweigert, weil dies ein revolutionäres Stück sei, der reine Margot, weil sie unmoralisch, den Trois Mousqueteures, weil Karl I. in diesem Drama mißhandelt und verjagt wird und man sucht ähnliche Vorwände, um die Vorstellung des Monte-Christo zu verhindern. Bonn, 9. Juni. Folgende „Ansprache an das deutsche Parlament in Frankfurt über Deutschland und seine Beziehungen zu Frankreich und Polen von Seiten der Central-Bürgerversammlung in Bonn“ ist heute an unseren Abgeordneten Prof. Deiters abgesendet worden. Hohe Versammlung! Die Blicke des deutschen Volkes waren im Laufe der Jahrhunderte oftmals nach Frankfurt gerichtet. Ehemals war es die Person und die Majestät des Kaisers, welche Frankfurts Namen bis zu den fernsten Marken des deutschen Vaterlandes trug. Nun tagen in der alten Kaiserstadt des Volkes würdige Vertreter mit der hehren Mission, die vielseitig gelockerten Bande der Freiheit zwischen Germaniens Völkerstämmen zur Wohlfahrt Aller und zur Größe des gemeinsamen Vaterlandes zu knüpfen. Der Grundstein zu dem großen Bau einer neuen Reichsverfassung wurde am 27. Mai gelegt. Das Hochgefühl, das die hohe Versammlung hierbei durchdrungen, findet den freudigsten Wiederhall in den Herzen der Vaterlandsfreunde aller deutschen Gaue und berechtigt zu der erhebenden Zuversicht daß hochdieselbe das begonnene große Werk einer baldigen und segensreichen Vollendung entgegenführen werde. Was aber die volle Befriedigung der Nation erst begründet, sind die Garantien, welche für die Dauer der neuen Ordnung geboten werden. Ohne Zweifel hat das in dieser Hinsicht fehlende Vertrauen bangen Besorgnissen den Weg gebahnt, und den schweren Druck veranlaßt, welcher dermalen Handel und Gewerbe darniederbeugt. Die im Dunkeln schleichendenden Schreckbilder, die Furcht vor der Anarchie und der Reaktion in den politischen Errungenschaften und der dabei zu fürchtenden Kriegsdrangsale scheinen die Faktoren dieser beklagenswerthen Muthlosigkeit zu sein. Zur Wiederbelebung des gesunkenen Vertrauens ist unstreitig die baldige Begründung und Befestigung einer Nationaleinheit und einer gesetzlichen Ordnung, das Beste und Nothwendigste. Erkennt und genießt die deutsche Nation die wahre Freiheit in der Achtung und kräftigen Handhabung der aus der errungenen politischen Freiheit hervorgegangenen Gesetzgebung, so ist die Anarchie entwaffnet und die Reaktion eine Unmöglichkeit. Eine politische und sociale Ordnung in den innern Verhältnissen des Vaterlandes verlangt entsprechende Beziehungen zu den Nachbarvölkern und bei dem gegenwärtigen Stadium der europäischen Politik, besonders zu den Franzosen und Polen. Die in Deutschland gegen die französische Nation vorwaltenden Besorgnisse, haben ihre historische Begründung. Durch Deutschlands Erhebung zu einer imponirenden Nationaleinheit und durch Annahme von demokratischen Institutionen, wird es Frankreich näher gerückt und auf gleiche Stufe der politischen Macht und Größe erhoben. Die jetzige Regierung in Frankreich bietet in den proklamirten Grundsätzen alle Garantien eines guten Einvernehmens dar, und Deutschland sollte zu deren Erhaltung und Befestigung vertrauensvoll den angebotenen freundschaftlichen Beziehungen entgegen kommen. Dieses Bündniß, auf vollständigster Garantie und Achtung der Nationalitäten fußend, würde in beiden Ländern die gesetzliche Ordnung stärken und die am 15. Mai unter Blanquis und Barbés rother Fahne aus dem Hinterhalte getretenen Anarchisten und ihre zahlreichen Freunde in Deutschland entwaffnen. An den Ostmarken des Vaterlandes erhebt sich die Riesenmacht eines Volkes, das ohne durchgreifende politische und sociale Bildung, nur eines Winkes bedarf, um Deutschlands Wohlfahrt und Freiheit für die Dauer zu bedrohen und zu verwirren. Ein kräftiges Bollwerk kann hier durch Polens Wiederherstellung gegründet werden. Dies fordert Deutschlands Politik. Im Bunde mit Frankreich und Polen, getragen und befestigt von gleichen liberalen Institutionen, ist jener im Osten drohenden Gefahr, ein mehr als ausreichendes Gegengewicht geboten. Aber nicht allein die hehre Politik Deutschlands fordert die Freilassung und Wiederherstellung Polens, sondern auch, und dies vor Allen, die Gerechtigkeit und Humanität. Diesem großen Volke ist in Zeiten allgemeiner Bedrückung durch fremde Einmischung seine nationale Selbstständigkeit unrechtmäßig entrissen worden. Die Geschichte spricht nur von einer Theilung Polens, nicht aber von einem Falle, von einer Eroberung desselben. Gegen diesen Akt der Theilung hat Polen bis in die neuesten Zeiten nicht aufgehört, durch Emigrationen und Schilderhebungen Proteste zu erheben, die leider zu den bedauernswürdigsten Folgen geführt haben. Die Humanität und Sympathie, welche die Polen durch ihre ungebeugte glühende Vaterlandsliebe allen gesitteten Nationen einflößen, unterstützen laut die Gerechtigkeit, das begangene Unrecht, durch Wiederherstellung der vom polnischen Volke nie aufgegebenen politischen Selbstständigkeit zu sühnen und so die leider zu oft erneuten blutigen Ereignisse zu verhindern. Von einem streng geschichtlichen Polen aber kann heute bei diesem Akt des Völkerrechts nicht die Rede sein, da nicht eine alte Demarkationslinie, sondern nur das Volk der Gegenwart als Träger der Nationalität betrachtet werden kann und auch die Rechte des deutschen Volkes eine sorgfältige Wahrung erfordern. Die Majestät der Völker muß nach allen Seiten heilig und unverletzbar geachtet werden. Die Losung dieser, wie sie die jetzige franz. Regierung selbst nennt, schwierigsten europ. Frage, als welche die Polenfrage allgemein angesehen wird, ist allerdings keine leichte Aufgabe für den Staatsmann. Große Ereignisse sind inzwischen nicht immer die Resultate blutiger Kämpfe, und es ist gewiß, daß die moralische Macht getragen von dem Willen großer hochherziger Nation oft mehr bewirkt, als eine imponirende physische Gewalt. Dies sind die Wünsche, welche die Central-Bürgerversammlung für die Begründung und Erhaltung von Deutschlands Wohlfahrt in Gegenwart und Zukunft heute fast einstimmig aussprach und in diesem Sinne auch eine Adresse an die Frankf. Nationalversammlung zu richten beschloß, wovon Abschrift einer hohen Versammlung zur gefälligen Kenntnißnahme anliegend übersandt wird. ‒ Bonn, 9. Juni 1848. Namens der Bürger der Ausschuß. Kinkel, der Stellvertreter des Vorsitzenden. Obemier, Kamm, Reinkens, Katz, Kratzberg, Drommer, Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Eisenbahnen. [irrelevantes Material] Offizieller Wechsel-Cours. Köln, den 14. Juni. [irrelevantes Material]Köln, 14. Juni. (Nach der Börse). Rüböl per Compt. 28. Okt. 29 Thlr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar016b_001" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0070"/> Ich fürchte sehr, daß diese Flugblätter nur eine Maschine sind, um ein Votum gegen die Flintenschüsse, von denen man gestern sprach, zu escamotiren. (Lärm auf der Linken.)</p> <p><hi rendition="#g">Buchez,</hi> von beständigem Lärm unterbrochen, schlägt Vertagung vor, bis der Augenblick der Gefahr vorrüber sei. (Verworfen.)</p> <p>Die Anträge der Regierung werden von der N.-Versammlung mit ungeheurer Majorität verworfen. Louis Bonaparte hat sich nur noch über Alter und Nationalität auszuweisen, um als Repräsentant seinen Sitz einnehmen zu können. (Große Bestürzung auf den Ministerbänken.) Die Sitzung wird um 61/4 Uhr aufgehoben.</p> <p>‒ Man ließt in der <hi rendition="#g">Gazette des Tribunaux:</hi> Der Justizminister hat allen Generalprokuratoren der Republik den Befehl ertheilt, den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte aufsuchen und verhaften zu lassen.</p> </div> <div xml:id="ar016b_002" type="jArticle"> <head>Paris, 12. Juni.</head> <p>Zahlreiche Gruppen getrieben, wie man sagt, durch den bloßen Wunsch Louis Bonaparte zu sehen, stationiren vor dem Palais Bourbon auf dem Place la Concorde im Augenblicke, wo sich die Repräsentanten in die Versammlung begaben. Bald hatte die Menge die Zugänge der Versammlung so überströmt, daß die Linientruppen und die Nationalgarde nur mit Schwierigkeit die Cirkulation erhalten konnten. Der Kriegsminister General Negrier, Quästor der Versammlung und der erste Kommandant der Nationalgarde Clement Thomas haben die Truppen, die auf diesen Punkten concentrirt sind, Revue passiren lassen und alle Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Palais Bourbon getroffen, um die Sicherheit der Verhandlungen der Versammlung aufrecht zu erhalten. Gegen drei Uhr, da die Menge immer wächst, wird in mehreren Legionen Rappel geschlagen und General Cavaignac gibt Befehl, die Zugänge des Palastes und des Pont la Concorde zu räumen. In diesem Augenblicke verwundete ein Pistolenschuß, aus einer Gruppe herrührend, einen Kapitain der Nationalgarde. Eine Kugel, die quer durch seine Hand fuhr, zerschmetterte ihm zwei Finger.</p> <p>General Cavaignac läßt dagegen Place la Concorde und die anliegenden Straßen räumen. Die Nationalgarde hat die Gruppen zerstreut. Aufrührerisches Geschrei: Es lebe der Kaiser! Es lebe Napoleon und es lebe Barbès läßt sich stellenweis vernehmen. Zwei Flintenschüsse wurden auf den General Clement Thomas und auf einen Offizier der Armee gerichtet. Sechs Individuen unter denen, die das Volk aufzuhetzen suchten, wurden gegen 5 Uhr arretirt und auf die Posten der Nationalgarde im Pallast der National-Versammlung geführt.</p> <p>Diesen Abend und in der Nacht, auf den Boulevards und beinahe auf allen Straßenecken haben sich Zusammenläufe gebildet, jedoch ohne irgend einen feindlichen Charakter.</p> <p>Die Zugänge zum Luxembourg sind diesen Abend durch Linientruppen und Nationalgarden besetzt. In den Straßen des Odeon und der Seine ist die Circulation untersagt. Das Innere des Palastes und der Garten sind gleichmäßig durch eine imposante Truppenmacht bewacht. Nichts zeigte indeß an, daß auf diesem Punkte eine Manifestation Stattfinden solle. Das Viertel des Odeons ist vollkommen ruhig und die Promenade im Garten findet Statt, wie gewöhnlich. Die Boulevards sind durchströmt von isolirten und durchaus friedfertigen Gruppen. An dem Porte St. Denis findet ein größerer Zusammenfluß Statt wie anderswo. Um 101/2 Uhr verziehen sich die Aufläufe ohne Dazwischenkunft der bewaffneten Gewalt. Um 111/2 Uhr ist dieser Theil der Boulevards fast verödet. Die Bataillone der Nationalgarde und Linie, die ein Piquet bildeten auf dem Platz an dem Hotel de Ville wurden um Mitternacht entlassen.</p> <p>‒ Die mit dem Entwurf einer Konstitution beauftragte Kommission soll die Wahl durch allgemeines Stimmrecht nicht nur auf den Präsidenten der Republik und die Volksrepräsentanten ausdehnen wollen, sondern auch auf die Friedensrichter, Offiziere und Kommandanten der Nationalgarden, Mairs, Adjunkten und Municipalräthe und endlich auf die Mitglieder der allgemeinen Departementsräthe. Die Organisation der richterlichen Gewalt hat die Kommission während mehrerer Sitzungen beschäftigt. Die National-Versammlung soll die Mitglieder des Kassationshofes, des Rechnungshofes und eines Tribunals der Kompetenzkonflikte ernennen; ihre Richter sollen nur durch Urtheil absetzbar sein. Die Jury soll auch auf Civilprozesse und theilweise auch auf korektionelle ausgedehnt werden und eine besondere Nationaljury für die Beurtheilung politischer Verbrechen und Vergehen gebildet werden.</p> <p>Ein Staatsrath mit politischen Vollmachten, bestehend aus 50 bis 60 Mitgliedern, ‒ eine Art von der National-Versammlung erwähltes Comité ‒ soll gebildet werden.</p> <p>‒ <hi rendition="#g">Der Représentant du Peuple, der Almanach du Commerce</hi> und die <hi rendition="#g">Demokratie pacifique</hi> drucken den von Herrn Jober, Bethmont und Trelast so hart angefeindeten Artikel der „Organisation du travail“ nebst ihren Listen der Banquiers ab. Dies Blatt selbst hat gestern eine Liste der reichsten Grundbesitzer veröffentlicht.</p> <p>‒ Fortgesetzte Mittheilung einiger im Hofe der Tuilerien gefundener Briefe. (Siehe die gestrige Nummer).</p> <p>Lissabon, 2. Februar 1842.</p> <p>„Meine sehr theure Freundin, unglücklicherweise bin ich noch nicht im Stande, Dir einen Brief zu schreiben, der Dich über unsere mit jedem Tage kritischer werdende Lage beruhigen könnte.</p> <p>Unser Ministerium behauptet, nicht mehr die Kraft zu haben, die Geschäfte zu führen; es will uns selbst nicht einmal Rath in unserer Lage ertheilen.</p> <p>Wahrhaftig, meine Theure, unsere Position ist entsetzlich; wir sind umringt von Verräthern. In der That, wirklich, das Benehmen des Herzogs von Terceira ist das eines Verräthers. Das ist der Name den er verdient.</p> <p>Mein Brief wird Dir durch Herrn Roan, Sekretär der französischen Gesandschaft überbracht werden. Der gute Herr Barenne sendet ihn als Kurier. Durch Herrn Roan kannst Du die Details über die unglückliche und schimpfliche Geschichte erfahren, in die wir verwickelt sind. Denke Dir, die Junta in Porto hat auf die Mission Sarmento's, des Adjudanten Ferdinands, geantwortet, daß sie auf Lissabon marschiren werde und Costa Cabral hat noch die Unverschämtheit gehabt, mir zu schreiben, daß er uns in wenigen Tagen die Versicherung seiner tiefsten Unterwürfigkeit, zu gleicher Zeit mit der Charte zu überbringen hoffe, trotzdem daß ihn einige Personen als Revolutionär bei uns angeschwärzt hätten.</p> <p>In der That, sie sind nach Lissabon aufgebrochen. Am 4. ist eine Division von 3 Bataillonen, das 6., 18. und 28., zusammen 850 Mann, unter dem Kommando eines Colonels, des Baron das Lagas abmarschirt. Am 5. marschirte die zweite, bestehend aus dem 8., 9. und 14. Bataillon; zusammen 746 Mann und 50 Pferde, kommandirt durch Baron de Vallonzo, Kommandant der Provinz Minho.</p> <p>In Vigue hat man die Charte proklamirt und der Baron von Fonte-Nova, ebenfalls Kommandant der Provinz, ist auf dem Wege sich mit den Insurgenten in Porto zu vereinigen. Mit dem 24. Bataillon erwartete man am 5. Abends den Baron von Vinhaes, Kommandant zu Tras-os-Montes mit dem 9. und 13. Bataillon und einem Regiment Kavallerie. Das 9. Infanterie-Regiment ist ebenfalls nach Porto aufgebrochen, da aber der Kolonel und der größeste Theil der Offiziere sich nicht bei dem Unternehmen betheiligen wollten, so marschirte das Bataillon mit den Unteroffizieren und kommandirt durch einen Kapitain. In Coimbra hat die Junta befohlen, daß die Studenten ein Bataillon bilden, und daß man ihnen dann ein Studienjahr erlassen soll. Diejenigen, welche sich weigern, sollen ein Jahr mehr studiren als die andern.</p> <p>Nun sieh, wie eselhaft sich die Leute in dieser miserablen Geschichte benehmen!</p> <p>Gestern hat, um unser Amüsement vollständig zu machen, das Ministerium seine Demission eingereicht und wir haben unser Möglichstes thun müssen, um ein neues zu finden ‒ “</p> <p>Hier ist das Original-Schreiben durch die vielen Beschmutzungen unleserlich geworden, so daß der Schluß fehlt. Der Inhalt des Vorstehenden zeigt aber nur zu deutlich, daß das Manuscript die Königin selbst zur Verfasserin hat.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Belgien.</head> <div xml:id="ar016b_003" type="jArticle"> <head>Brüssel, 14. Juni.</head> <p>Die Wahlen in Brüssel sind zu Ende. Die Association libérale und die Union konstitutionelle haben einen glänzenden Sieg über die Alliance davon getragen. Die Zahl der Votirenden war 5,868; die absolute Majorität 2,935. Die aus den Provinzen berichteten Resultate sind derselben Art.</p> <p>Es war daher kein Wunder, daß der konstitutionelle belgische Löwe, in der Person des Herrn Verhaegen, das freudigste Gebrüll erhob und seine lieben Getreuen zu unendlichem Jubel mit sich fortriß. Vernichtet steht die Alliance da, mit ihrem Roussel, „der wie Jesus Christus nur für die kleine Bourgeoisie stimmen wollte“ und mit so vielen Andern, die sich weder entschieden für die Konstitution, noch entschieden für die Republik auszusprechen wagten. Sie hat ihre verdiente Strafe gefunden; ‒ wie wird Hr. Rogier über sie lachen; Der Hr. Rogier, diese Karrikatur Guizots, den sie einst selbst auf den Schild erhob! Die Alliance, mit ihren fashionablen jungen Herren, die sich noch im Anfange dieses Jahres der demokratischen Gesellschaft in Brüssel entgegen warf, sie wird jetzt einsehen, daß man nur mit der Masse siegen kann.</p> <p>Das Kurioseste bei der ganzen Sache bleibt indeß, daß die Konstitutionellen nur durch die wahrhaft rührende Einigung der Klerikalen und der Liberalen gesiegt haben, gerade der beiden Parteien, welche sich seit 18 Jahren ohne Unterlaß in den Haaren lagen und daß das Journal de Bruxelles, das Organ der Katholiken, eben den Hr. Verhaegen als Kandidaten in den Vordergrund stellte, den berüchtigten „Pourfendeur du clerical.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar016b_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 13. Juni.</head> <p>Da das Parlament der Pfingstwoche wegen keine Sitzungen hält, so geht in der Politik augenblicklich wenig vor.</p> <p>Bemerkenswerth ist indeß ein in der Times vom 12. dieses erwähntes Faktum, <hi rendition="#g">in Betreff der Waffensendungen England's nach Deutschland.</hi> In Folge eines Befehles aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und eines Schreibens des dänischen Gesandten in London, haben nemlich die Zollbeamten der Häfen den Auftrag bekommen, sowohl Waffen als Munition, welche von England aus versandt werden könnten, um von den Deutschen gegen die Dänen benutzt zu werden, nicht verladen zu lassen. Dieser Befehl zu Gunsten Dänemarks und zum Nachtheil Deutschland's wird bereits durch ganz England auf's strengste befolgt.</p> <p>‒ Die englischen Blätter sind heute voll von Berichten über die am Pfingstmontag an allen Orten gehaltenen Chartisten-Meetings, welche indeß keine weitere Unruhen nach sich zogen.</p> <p>‒ Der Prozeß der Chartisten nahm gestern im Central-Criminal-Court seinen Anfang, indem der Lord Mayor die Sitzung eröffnete. Die Zahl der zur Untersuchung gezogenen Personen ist 192; zu denen indeß noch weitere erwartet werden.</p> <p>‒ Konsols 3 Uhr 84 3/8 und 1/2.</p> <p>‒ Die Summe des Exportes von englischen Manufakturwaaren hat sich in der letzten Zeit um ein Bedeutendes verringert. In dem Monat, der am 5. Mai 1847 endete, betrug die Ausfuhr von Baumwollwaaren L. 1,646,252; in derselben Epoche in diesem Jahre L. 1,272,251. Es zeigt sich also ein Ausfall von L. 400,000. Die Ausfuhr von Baumwollengarn fiel von L. 670,000 auf L. 298,000; die von Wollengarn von L. 116,000 auf L. 48,000.; von Wollen-Manufakturwaaren von L. 549,000 auf L. 340,000. Der Unterschied der Gesammtsumme des Exportes der am meisten versandten Artikel beträgt beinah ein und eine halbe Million Pfund Sterling, welche im Monat April/Mai dieses Jahres weniger als in derselben Zeit vorigen Jahres ausgeführt wurden.</p> <p>Nichts gibt eine bessere Illustration zu der Lage, in der sich jetzt der Kontinent befindet.</p> </div> <div xml:id="ar016b_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>7</author></bibl> London, 13. Juni.</head> <p>Die neue Reform-Bewegung, die auf allgemeines Stimmrecht etc. losarbeitet, gewinnt mit jedem Tage auch unter dem kleinern Mittelstande an Umfang. Der aufgeklärtere Theil begreift, daß ein längeres Verweigern der von der arbeitenden Klasse geforderten politischen Rechte nothwendig zu einer Revolution führt. Meetings, in denen Adressen zu jenem Zweck an's Unterhaus debattirt wurden, sind an der Tagesordnung. Mag das Parlament die von Hume beantragte Reform genehmigen oder nicht: eine baldige, und zwar soziale Revolution ist unter allen Umständen unvermeidlich.</p> <p>‒ Die Truppe des historischen Theaters von Paris, die sich nach London begeben hatte, um hier alle Stücke des Repertoirs von A. Dumas zu spielen, findet unüberwindliche Schwierigkeiten für ihre Vorstellungen. Die Theatercensur hat ihre Autorisation der Aufführung der <hi rendition="#g">Giroudins</hi> verweigert, weil dies ein revolutionäres Stück sei, der reine Margot, weil sie unmoralisch, den Trois Mousqueteures, weil Karl I. in diesem Drama mißhandelt und verjagt wird und man sucht ähnliche Vorwände, um die Vorstellung des Monte-Christo zu verhindern.</p> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar016b_006" type="jArticle"> <head>Bonn, 9. Juni.</head> <p>Folgende „Ansprache an das deutsche Parlament in Frankfurt über Deutschland und seine Beziehungen zu Frankreich und Polen von Seiten der Central-Bürgerversammlung in Bonn“ ist heute an unseren Abgeordneten Prof. <hi rendition="#g">Deiters</hi> abgesendet worden.</p> <p> <hi rendition="#g">Hohe Versammlung!</hi> </p> <p>Die Blicke des deutschen Volkes waren im Laufe der Jahrhunderte oftmals nach Frankfurt gerichtet. Ehemals war es die Person und die Majestät des Kaisers, welche Frankfurts Namen bis zu den fernsten Marken des deutschen Vaterlandes trug. Nun tagen in der alten Kaiserstadt des Volkes würdige Vertreter mit der hehren Mission, die vielseitig gelockerten Bande der Freiheit zwischen Germaniens Völkerstämmen zur Wohlfahrt Aller und zur Größe des gemeinsamen Vaterlandes zu knüpfen.</p> <p>Der Grundstein zu dem großen Bau einer neuen Reichsverfassung wurde am 27. Mai gelegt. Das Hochgefühl, das die hohe Versammlung hierbei durchdrungen, findet den freudigsten Wiederhall in den Herzen der Vaterlandsfreunde aller deutschen Gaue und berechtigt zu der erhebenden Zuversicht daß hochdieselbe das begonnene große Werk einer baldigen und segensreichen Vollendung entgegenführen werde.</p> <p>Was aber die volle Befriedigung der Nation erst begründet, sind die Garantien, welche für die Dauer der neuen Ordnung geboten werden. Ohne Zweifel hat das in dieser Hinsicht fehlende Vertrauen bangen Besorgnissen den Weg gebahnt, und den schweren Druck veranlaßt, welcher dermalen Handel und Gewerbe darniederbeugt. Die im Dunkeln schleichendenden Schreckbilder, die Furcht vor der Anarchie und der Reaktion in den politischen Errungenschaften und der dabei zu fürchtenden Kriegsdrangsale scheinen die Faktoren dieser beklagenswerthen Muthlosigkeit zu sein. Zur Wiederbelebung des gesunkenen Vertrauens ist unstreitig die baldige Begründung und Befestigung einer Nationaleinheit und einer gesetzlichen Ordnung, das Beste und Nothwendigste. Erkennt und genießt die deutsche Nation die wahre Freiheit in der Achtung und kräftigen Handhabung der aus der errungenen politischen Freiheit hervorgegangenen Gesetzgebung, so ist die Anarchie entwaffnet und die Reaktion eine Unmöglichkeit.</p> <p>Eine politische und sociale Ordnung in den innern Verhältnissen des Vaterlandes verlangt entsprechende Beziehungen zu den Nachbarvölkern und bei dem gegenwärtigen Stadium der europäischen Politik, besonders zu den Franzosen und Polen.</p> <p>Die in Deutschland gegen die französische Nation vorwaltenden Besorgnisse, haben ihre historische Begründung. Durch Deutschlands Erhebung zu einer imponirenden Nationaleinheit und durch Annahme von demokratischen Institutionen, wird es Frankreich näher gerückt und auf gleiche Stufe der politischen Macht und Größe erhoben. Die jetzige Regierung in Frankreich bietet in den proklamirten Grundsätzen alle Garantien eines guten Einvernehmens dar, und Deutschland sollte zu deren Erhaltung und Befestigung vertrauensvoll den angebotenen freundschaftlichen Beziehungen entgegen kommen. Dieses Bündniß, auf vollständigster Garantie und Achtung der Nationalitäten fußend, würde in <hi rendition="#g">beiden</hi> Ländern die gesetzliche Ordnung stärken und die am 15. Mai unter Blanquis und Barbés rother Fahne aus dem Hinterhalte getretenen Anarchisten und ihre zahlreichen Freunde in Deutschland entwaffnen.</p> <p>An den Ostmarken des Vaterlandes erhebt sich die Riesenmacht eines Volkes, das ohne durchgreifende politische und sociale Bildung, nur eines Winkes bedarf, um Deutschlands Wohlfahrt und Freiheit für die Dauer zu bedrohen und zu verwirren. Ein kräftiges Bollwerk kann hier durch Polens Wiederherstellung gegründet werden. Dies fordert Deutschlands Politik. Im Bunde mit Frankreich und Polen, getragen und befestigt von gleichen liberalen Institutionen, ist jener im Osten drohenden Gefahr, ein mehr als ausreichendes Gegengewicht geboten.</p> <p>Aber nicht allein die hehre Politik Deutschlands fordert die Freilassung und Wiederherstellung Polens, sondern auch, und dies vor Allen, die Gerechtigkeit und Humanität. Diesem großen Volke ist in Zeiten allgemeiner Bedrückung durch fremde Einmischung seine nationale Selbstständigkeit unrechtmäßig entrissen worden. Die Geschichte spricht nur von einer Theilung Polens, nicht aber von einem Falle, von einer Eroberung desselben. Gegen diesen Akt der Theilung hat Polen bis in die neuesten Zeiten nicht aufgehört, durch Emigrationen und Schilderhebungen Proteste zu erheben, die leider zu den bedauernswürdigsten Folgen geführt haben. Die Humanität und Sympathie, welche die Polen durch ihre ungebeugte glühende Vaterlandsliebe allen gesitteten Nationen einflößen, unterstützen laut die Gerechtigkeit, das begangene Unrecht, durch Wiederherstellung der vom polnischen Volke nie aufgegebenen politischen Selbstständigkeit zu sühnen und so die leider zu oft erneuten blutigen Ereignisse zu verhindern. Von einem streng geschichtlichen Polen aber kann heute bei diesem Akt des Völkerrechts nicht die Rede sein, da nicht eine alte Demarkationslinie, sondern nur das Volk der Gegenwart als Träger der Nationalität betrachtet werden kann und auch die Rechte des deutschen Volkes eine sorgfältige Wahrung erfordern.</p> <p>Die Majestät der Völker muß nach allen Seiten heilig und unverletzbar geachtet werden.</p> <p>Die Losung dieser, wie sie die jetzige franz. Regierung selbst nennt, schwierigsten europ. Frage, als welche die Polenfrage allgemein angesehen wird, ist allerdings keine leichte Aufgabe für den Staatsmann. Große Ereignisse sind inzwischen nicht immer die Resultate blutiger Kämpfe, und es ist gewiß, daß die moralische Macht getragen von dem Willen großer hochherziger Nation oft mehr bewirkt, als eine imponirende physische Gewalt.</p> <p>Dies sind die Wünsche, welche die Central-Bürgerversammlung für die Begründung und Erhaltung von Deutschlands Wohlfahrt in Gegenwart und Zukunft heute fast einstimmig aussprach und in diesem Sinne auch eine Adresse an die Frankf. Nationalversammlung zu richten beschloß, wovon Abschrift einer hohen Versammlung zur gefälligen Kenntnißnahme anliegend übersandt wird. ‒</p> <p>Bonn, 9. Juni 1848.</p> <p>Namens der Bürger der Ausschuß.</p> <p><hi rendition="#g">Kinkel,</hi> der Stellvertreter des Vorsitzenden.</p> <p rendition="#et">Obemier, Kamm, Reinkens, Katz, Kratzberg, Drommer,<lb/> Dahm, Weber, Hittorff, Kalt, Nettekoven, Hagen,<lb/> Henri, Schiffer, Schmits, Schriftführer.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <head>Eisenbahnen.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <head>Offizieller Wechsel-Cours.</head> <p>Köln, den 14. Juni.</p> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <p>Köln, 14. Juni. (Nach der Börse). <hi rendition="#g">Rüböl</hi> per Compt. 28. Okt. 29 Thlr.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0070/0002]
Ich fürchte sehr, daß diese Flugblätter nur eine Maschine sind, um ein Votum gegen die Flintenschüsse, von denen man gestern sprach, zu escamotiren. (Lärm auf der Linken.)
Buchez, von beständigem Lärm unterbrochen, schlägt Vertagung vor, bis der Augenblick der Gefahr vorrüber sei. (Verworfen.)
Die Anträge der Regierung werden von der N.-Versammlung mit ungeheurer Majorität verworfen. Louis Bonaparte hat sich nur noch über Alter und Nationalität auszuweisen, um als Repräsentant seinen Sitz einnehmen zu können. (Große Bestürzung auf den Ministerbänken.) Die Sitzung wird um 61/4 Uhr aufgehoben.
‒ Man ließt in der Gazette des Tribunaux: Der Justizminister hat allen Generalprokuratoren der Republik den Befehl ertheilt, den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte aufsuchen und verhaften zu lassen.
Paris, 12. Juni. Zahlreiche Gruppen getrieben, wie man sagt, durch den bloßen Wunsch Louis Bonaparte zu sehen, stationiren vor dem Palais Bourbon auf dem Place la Concorde im Augenblicke, wo sich die Repräsentanten in die Versammlung begaben. Bald hatte die Menge die Zugänge der Versammlung so überströmt, daß die Linientruppen und die Nationalgarde nur mit Schwierigkeit die Cirkulation erhalten konnten. Der Kriegsminister General Negrier, Quästor der Versammlung und der erste Kommandant der Nationalgarde Clement Thomas haben die Truppen, die auf diesen Punkten concentrirt sind, Revue passiren lassen und alle Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Palais Bourbon getroffen, um die Sicherheit der Verhandlungen der Versammlung aufrecht zu erhalten. Gegen drei Uhr, da die Menge immer wächst, wird in mehreren Legionen Rappel geschlagen und General Cavaignac gibt Befehl, die Zugänge des Palastes und des Pont la Concorde zu räumen. In diesem Augenblicke verwundete ein Pistolenschuß, aus einer Gruppe herrührend, einen Kapitain der Nationalgarde. Eine Kugel, die quer durch seine Hand fuhr, zerschmetterte ihm zwei Finger.
General Cavaignac läßt dagegen Place la Concorde und die anliegenden Straßen räumen. Die Nationalgarde hat die Gruppen zerstreut. Aufrührerisches Geschrei: Es lebe der Kaiser! Es lebe Napoleon und es lebe Barbès läßt sich stellenweis vernehmen. Zwei Flintenschüsse wurden auf den General Clement Thomas und auf einen Offizier der Armee gerichtet. Sechs Individuen unter denen, die das Volk aufzuhetzen suchten, wurden gegen 5 Uhr arretirt und auf die Posten der Nationalgarde im Pallast der National-Versammlung geführt.
Diesen Abend und in der Nacht, auf den Boulevards und beinahe auf allen Straßenecken haben sich Zusammenläufe gebildet, jedoch ohne irgend einen feindlichen Charakter.
Die Zugänge zum Luxembourg sind diesen Abend durch Linientruppen und Nationalgarden besetzt. In den Straßen des Odeon und der Seine ist die Circulation untersagt. Das Innere des Palastes und der Garten sind gleichmäßig durch eine imposante Truppenmacht bewacht. Nichts zeigte indeß an, daß auf diesem Punkte eine Manifestation Stattfinden solle. Das Viertel des Odeons ist vollkommen ruhig und die Promenade im Garten findet Statt, wie gewöhnlich. Die Boulevards sind durchströmt von isolirten und durchaus friedfertigen Gruppen. An dem Porte St. Denis findet ein größerer Zusammenfluß Statt wie anderswo. Um 101/2 Uhr verziehen sich die Aufläufe ohne Dazwischenkunft der bewaffneten Gewalt. Um 111/2 Uhr ist dieser Theil der Boulevards fast verödet. Die Bataillone der Nationalgarde und Linie, die ein Piquet bildeten auf dem Platz an dem Hotel de Ville wurden um Mitternacht entlassen.
‒ Die mit dem Entwurf einer Konstitution beauftragte Kommission soll die Wahl durch allgemeines Stimmrecht nicht nur auf den Präsidenten der Republik und die Volksrepräsentanten ausdehnen wollen, sondern auch auf die Friedensrichter, Offiziere und Kommandanten der Nationalgarden, Mairs, Adjunkten und Municipalräthe und endlich auf die Mitglieder der allgemeinen Departementsräthe. Die Organisation der richterlichen Gewalt hat die Kommission während mehrerer Sitzungen beschäftigt. Die National-Versammlung soll die Mitglieder des Kassationshofes, des Rechnungshofes und eines Tribunals der Kompetenzkonflikte ernennen; ihre Richter sollen nur durch Urtheil absetzbar sein. Die Jury soll auch auf Civilprozesse und theilweise auch auf korektionelle ausgedehnt werden und eine besondere Nationaljury für die Beurtheilung politischer Verbrechen und Vergehen gebildet werden.
Ein Staatsrath mit politischen Vollmachten, bestehend aus 50 bis 60 Mitgliedern, ‒ eine Art von der National-Versammlung erwähltes Comité ‒ soll gebildet werden.
‒ Der Représentant du Peuple, der Almanach du Commerce und die Demokratie pacifique drucken den von Herrn Jober, Bethmont und Trelast so hart angefeindeten Artikel der „Organisation du travail“ nebst ihren Listen der Banquiers ab. Dies Blatt selbst hat gestern eine Liste der reichsten Grundbesitzer veröffentlicht.
‒ Fortgesetzte Mittheilung einiger im Hofe der Tuilerien gefundener Briefe. (Siehe die gestrige Nummer).
Lissabon, 2. Februar 1842.
„Meine sehr theure Freundin, unglücklicherweise bin ich noch nicht im Stande, Dir einen Brief zu schreiben, der Dich über unsere mit jedem Tage kritischer werdende Lage beruhigen könnte.
Unser Ministerium behauptet, nicht mehr die Kraft zu haben, die Geschäfte zu führen; es will uns selbst nicht einmal Rath in unserer Lage ertheilen.
Wahrhaftig, meine Theure, unsere Position ist entsetzlich; wir sind umringt von Verräthern. In der That, wirklich, das Benehmen des Herzogs von Terceira ist das eines Verräthers. Das ist der Name den er verdient.
Mein Brief wird Dir durch Herrn Roan, Sekretär der französischen Gesandschaft überbracht werden. Der gute Herr Barenne sendet ihn als Kurier. Durch Herrn Roan kannst Du die Details über die unglückliche und schimpfliche Geschichte erfahren, in die wir verwickelt sind. Denke Dir, die Junta in Porto hat auf die Mission Sarmento's, des Adjudanten Ferdinands, geantwortet, daß sie auf Lissabon marschiren werde und Costa Cabral hat noch die Unverschämtheit gehabt, mir zu schreiben, daß er uns in wenigen Tagen die Versicherung seiner tiefsten Unterwürfigkeit, zu gleicher Zeit mit der Charte zu überbringen hoffe, trotzdem daß ihn einige Personen als Revolutionär bei uns angeschwärzt hätten.
In der That, sie sind nach Lissabon aufgebrochen. Am 4. ist eine Division von 3 Bataillonen, das 6., 18. und 28., zusammen 850 Mann, unter dem Kommando eines Colonels, des Baron das Lagas abmarschirt. Am 5. marschirte die zweite, bestehend aus dem 8., 9. und 14. Bataillon; zusammen 746 Mann und 50 Pferde, kommandirt durch Baron de Vallonzo, Kommandant der Provinz Minho.
In Vigue hat man die Charte proklamirt und der Baron von Fonte-Nova, ebenfalls Kommandant der Provinz, ist auf dem Wege sich mit den Insurgenten in Porto zu vereinigen. Mit dem 24. Bataillon erwartete man am 5. Abends den Baron von Vinhaes, Kommandant zu Tras-os-Montes mit dem 9. und 13. Bataillon und einem Regiment Kavallerie. Das 9. Infanterie-Regiment ist ebenfalls nach Porto aufgebrochen, da aber der Kolonel und der größeste Theil der Offiziere sich nicht bei dem Unternehmen betheiligen wollten, so marschirte das Bataillon mit den Unteroffizieren und kommandirt durch einen Kapitain. In Coimbra hat die Junta befohlen, daß die Studenten ein Bataillon bilden, und daß man ihnen dann ein Studienjahr erlassen soll. Diejenigen, welche sich weigern, sollen ein Jahr mehr studiren als die andern.
Nun sieh, wie eselhaft sich die Leute in dieser miserablen Geschichte benehmen!
Gestern hat, um unser Amüsement vollständig zu machen, das Ministerium seine Demission eingereicht und wir haben unser Möglichstes thun müssen, um ein neues zu finden ‒ “
Hier ist das Original-Schreiben durch die vielen Beschmutzungen unleserlich geworden, so daß der Schluß fehlt. Der Inhalt des Vorstehenden zeigt aber nur zu deutlich, daß das Manuscript die Königin selbst zur Verfasserin hat.
Belgien. Brüssel, 14. Juni. Die Wahlen in Brüssel sind zu Ende. Die Association libérale und die Union konstitutionelle haben einen glänzenden Sieg über die Alliance davon getragen. Die Zahl der Votirenden war 5,868; die absolute Majorität 2,935. Die aus den Provinzen berichteten Resultate sind derselben Art.
Es war daher kein Wunder, daß der konstitutionelle belgische Löwe, in der Person des Herrn Verhaegen, das freudigste Gebrüll erhob und seine lieben Getreuen zu unendlichem Jubel mit sich fortriß. Vernichtet steht die Alliance da, mit ihrem Roussel, „der wie Jesus Christus nur für die kleine Bourgeoisie stimmen wollte“ und mit so vielen Andern, die sich weder entschieden für die Konstitution, noch entschieden für die Republik auszusprechen wagten. Sie hat ihre verdiente Strafe gefunden; ‒ wie wird Hr. Rogier über sie lachen; Der Hr. Rogier, diese Karrikatur Guizots, den sie einst selbst auf den Schild erhob! Die Alliance, mit ihren fashionablen jungen Herren, die sich noch im Anfange dieses Jahres der demokratischen Gesellschaft in Brüssel entgegen warf, sie wird jetzt einsehen, daß man nur mit der Masse siegen kann.
Das Kurioseste bei der ganzen Sache bleibt indeß, daß die Konstitutionellen nur durch die wahrhaft rührende Einigung der Klerikalen und der Liberalen gesiegt haben, gerade der beiden Parteien, welche sich seit 18 Jahren ohne Unterlaß in den Haaren lagen und daß das Journal de Bruxelles, das Organ der Katholiken, eben den Hr. Verhaegen als Kandidaten in den Vordergrund stellte, den berüchtigten „Pourfendeur du clerical.“
Großbritannien. * London, 13. Juni. Da das Parlament der Pfingstwoche wegen keine Sitzungen hält, so geht in der Politik augenblicklich wenig vor.
Bemerkenswerth ist indeß ein in der Times vom 12. dieses erwähntes Faktum, in Betreff der Waffensendungen England's nach Deutschland. In Folge eines Befehles aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und eines Schreibens des dänischen Gesandten in London, haben nemlich die Zollbeamten der Häfen den Auftrag bekommen, sowohl Waffen als Munition, welche von England aus versandt werden könnten, um von den Deutschen gegen die Dänen benutzt zu werden, nicht verladen zu lassen. Dieser Befehl zu Gunsten Dänemarks und zum Nachtheil Deutschland's wird bereits durch ganz England auf's strengste befolgt.
‒ Die englischen Blätter sind heute voll von Berichten über die am Pfingstmontag an allen Orten gehaltenen Chartisten-Meetings, welche indeß keine weitere Unruhen nach sich zogen.
‒ Der Prozeß der Chartisten nahm gestern im Central-Criminal-Court seinen Anfang, indem der Lord Mayor die Sitzung eröffnete. Die Zahl der zur Untersuchung gezogenen Personen ist 192; zu denen indeß noch weitere erwartet werden.
‒ Konsols 3 Uhr 84 3/8 und 1/2.
‒ Die Summe des Exportes von englischen Manufakturwaaren hat sich in der letzten Zeit um ein Bedeutendes verringert. In dem Monat, der am 5. Mai 1847 endete, betrug die Ausfuhr von Baumwollwaaren L. 1,646,252; in derselben Epoche in diesem Jahre L. 1,272,251. Es zeigt sich also ein Ausfall von L. 400,000. Die Ausfuhr von Baumwollengarn fiel von L. 670,000 auf L. 298,000; die von Wollengarn von L. 116,000 auf L. 48,000.; von Wollen-Manufakturwaaren von L. 549,000 auf L. 340,000. Der Unterschied der Gesammtsumme des Exportes der am meisten versandten Artikel beträgt beinah ein und eine halbe Million Pfund Sterling, welche im Monat April/Mai dieses Jahres weniger als in derselben Zeit vorigen Jahres ausgeführt wurden.
Nichts gibt eine bessere Illustration zu der Lage, in der sich jetzt der Kontinent befindet.
7 London, 13. Juni. Die neue Reform-Bewegung, die auf allgemeines Stimmrecht etc. losarbeitet, gewinnt mit jedem Tage auch unter dem kleinern Mittelstande an Umfang. Der aufgeklärtere Theil begreift, daß ein längeres Verweigern der von der arbeitenden Klasse geforderten politischen Rechte nothwendig zu einer Revolution führt. Meetings, in denen Adressen zu jenem Zweck an's Unterhaus debattirt wurden, sind an der Tagesordnung. Mag das Parlament die von Hume beantragte Reform genehmigen oder nicht: eine baldige, und zwar soziale Revolution ist unter allen Umständen unvermeidlich.
‒ Die Truppe des historischen Theaters von Paris, die sich nach London begeben hatte, um hier alle Stücke des Repertoirs von A. Dumas zu spielen, findet unüberwindliche Schwierigkeiten für ihre Vorstellungen. Die Theatercensur hat ihre Autorisation der Aufführung der Giroudins verweigert, weil dies ein revolutionäres Stück sei, der reine Margot, weil sie unmoralisch, den Trois Mousqueteures, weil Karl I. in diesem Drama mißhandelt und verjagt wird und man sucht ähnliche Vorwände, um die Vorstellung des Monte-Christo zu verhindern.
Bonn, 9. Juni. Folgende „Ansprache an das deutsche Parlament in Frankfurt über Deutschland und seine Beziehungen zu Frankreich und Polen von Seiten der Central-Bürgerversammlung in Bonn“ ist heute an unseren Abgeordneten Prof. Deiters abgesendet worden.
Hohe Versammlung!
Die Blicke des deutschen Volkes waren im Laufe der Jahrhunderte oftmals nach Frankfurt gerichtet. Ehemals war es die Person und die Majestät des Kaisers, welche Frankfurts Namen bis zu den fernsten Marken des deutschen Vaterlandes trug. Nun tagen in der alten Kaiserstadt des Volkes würdige Vertreter mit der hehren Mission, die vielseitig gelockerten Bande der Freiheit zwischen Germaniens Völkerstämmen zur Wohlfahrt Aller und zur Größe des gemeinsamen Vaterlandes zu knüpfen.
Der Grundstein zu dem großen Bau einer neuen Reichsverfassung wurde am 27. Mai gelegt. Das Hochgefühl, das die hohe Versammlung hierbei durchdrungen, findet den freudigsten Wiederhall in den Herzen der Vaterlandsfreunde aller deutschen Gaue und berechtigt zu der erhebenden Zuversicht daß hochdieselbe das begonnene große Werk einer baldigen und segensreichen Vollendung entgegenführen werde.
Was aber die volle Befriedigung der Nation erst begründet, sind die Garantien, welche für die Dauer der neuen Ordnung geboten werden. Ohne Zweifel hat das in dieser Hinsicht fehlende Vertrauen bangen Besorgnissen den Weg gebahnt, und den schweren Druck veranlaßt, welcher dermalen Handel und Gewerbe darniederbeugt. Die im Dunkeln schleichendenden Schreckbilder, die Furcht vor der Anarchie und der Reaktion in den politischen Errungenschaften und der dabei zu fürchtenden Kriegsdrangsale scheinen die Faktoren dieser beklagenswerthen Muthlosigkeit zu sein. Zur Wiederbelebung des gesunkenen Vertrauens ist unstreitig die baldige Begründung und Befestigung einer Nationaleinheit und einer gesetzlichen Ordnung, das Beste und Nothwendigste. Erkennt und genießt die deutsche Nation die wahre Freiheit in der Achtung und kräftigen Handhabung der aus der errungenen politischen Freiheit hervorgegangenen Gesetzgebung, so ist die Anarchie entwaffnet und die Reaktion eine Unmöglichkeit.
Eine politische und sociale Ordnung in den innern Verhältnissen des Vaterlandes verlangt entsprechende Beziehungen zu den Nachbarvölkern und bei dem gegenwärtigen Stadium der europäischen Politik, besonders zu den Franzosen und Polen.
Die in Deutschland gegen die französische Nation vorwaltenden Besorgnisse, haben ihre historische Begründung. Durch Deutschlands Erhebung zu einer imponirenden Nationaleinheit und durch Annahme von demokratischen Institutionen, wird es Frankreich näher gerückt und auf gleiche Stufe der politischen Macht und Größe erhoben. Die jetzige Regierung in Frankreich bietet in den proklamirten Grundsätzen alle Garantien eines guten Einvernehmens dar, und Deutschland sollte zu deren Erhaltung und Befestigung vertrauensvoll den angebotenen freundschaftlichen Beziehungen entgegen kommen. Dieses Bündniß, auf vollständigster Garantie und Achtung der Nationalitäten fußend, würde in beiden Ländern die gesetzliche Ordnung stärken und die am 15. Mai unter Blanquis und Barbés rother Fahne aus dem Hinterhalte getretenen Anarchisten und ihre zahlreichen Freunde in Deutschland entwaffnen.
An den Ostmarken des Vaterlandes erhebt sich die Riesenmacht eines Volkes, das ohne durchgreifende politische und sociale Bildung, nur eines Winkes bedarf, um Deutschlands Wohlfahrt und Freiheit für die Dauer zu bedrohen und zu verwirren. Ein kräftiges Bollwerk kann hier durch Polens Wiederherstellung gegründet werden. Dies fordert Deutschlands Politik. Im Bunde mit Frankreich und Polen, getragen und befestigt von gleichen liberalen Institutionen, ist jener im Osten drohenden Gefahr, ein mehr als ausreichendes Gegengewicht geboten.
Aber nicht allein die hehre Politik Deutschlands fordert die Freilassung und Wiederherstellung Polens, sondern auch, und dies vor Allen, die Gerechtigkeit und Humanität. Diesem großen Volke ist in Zeiten allgemeiner Bedrückung durch fremde Einmischung seine nationale Selbstständigkeit unrechtmäßig entrissen worden. Die Geschichte spricht nur von einer Theilung Polens, nicht aber von einem Falle, von einer Eroberung desselben. Gegen diesen Akt der Theilung hat Polen bis in die neuesten Zeiten nicht aufgehört, durch Emigrationen und Schilderhebungen Proteste zu erheben, die leider zu den bedauernswürdigsten Folgen geführt haben. Die Humanität und Sympathie, welche die Polen durch ihre ungebeugte glühende Vaterlandsliebe allen gesitteten Nationen einflößen, unterstützen laut die Gerechtigkeit, das begangene Unrecht, durch Wiederherstellung der vom polnischen Volke nie aufgegebenen politischen Selbstständigkeit zu sühnen und so die leider zu oft erneuten blutigen Ereignisse zu verhindern. Von einem streng geschichtlichen Polen aber kann heute bei diesem Akt des Völkerrechts nicht die Rede sein, da nicht eine alte Demarkationslinie, sondern nur das Volk der Gegenwart als Träger der Nationalität betrachtet werden kann und auch die Rechte des deutschen Volkes eine sorgfältige Wahrung erfordern.
Die Majestät der Völker muß nach allen Seiten heilig und unverletzbar geachtet werden.
Die Losung dieser, wie sie die jetzige franz. Regierung selbst nennt, schwierigsten europ. Frage, als welche die Polenfrage allgemein angesehen wird, ist allerdings keine leichte Aufgabe für den Staatsmann. Große Ereignisse sind inzwischen nicht immer die Resultate blutiger Kämpfe, und es ist gewiß, daß die moralische Macht getragen von dem Willen großer hochherziger Nation oft mehr bewirkt, als eine imponirende physische Gewalt.
Dies sind die Wünsche, welche die Central-Bürgerversammlung für die Begründung und Erhaltung von Deutschlands Wohlfahrt in Gegenwart und Zukunft heute fast einstimmig aussprach und in diesem Sinne auch eine Adresse an die Frankf. Nationalversammlung zu richten beschloß, wovon Abschrift einer hohen Versammlung zur gefälligen Kenntnißnahme anliegend übersandt wird. ‒
Bonn, 9. Juni 1848.
Namens der Bürger der Ausschuß.
Kinkel, der Stellvertreter des Vorsitzenden.
Obemier, Kamm, Reinkens, Katz, Kratzberg, Drommer,
Dahm, Weber, Hittorff, Kalt, Nettekoven, Hagen,
Henri, Schiffer, Schmits, Schriftführer.
Handels-Nachrichten. _ Eisenbahnen. _ Offizieller Wechsel-Cours. Köln, den 14. Juni.
_ Köln, 14. Juni. (Nach der Börse). Rüböl per Compt. 28. Okt. 29 Thlr.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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