Neue Rheinische Zeitung. Nr. 18. Köln, 18. Juni 1848.vorläufig für das Inland eingetreten, wird aber wohl auch für auswärtige Blätter verhältnißmäßig ausgedehnt werden. Wien, 10. Juni. Auf Antrag des Dr. Schuselka in der gestrigen Abendsitzung des Ausschusses der Bürger, Nationalgarde und Studenten, geht heute eine Deputation nach Frankfurt ab, um das Parlament, die Nationalversammlung, einzuladen, daß sie ihren Sitz nach Wien verlegen möge. Die Deputirten sind die Doktoren Schuselka und Goldmark und Herr Gimbel, Deputirter im obigen Ausschuß. Professor Hye, von dem ich Ihnen berichtete, daß er durch die Ereignisse des 26. Mai arg kompromittirt sein soll, wurde durch die Untersuchungskommission von jeder Schuld freigesprochen. Ein Theil der öffentlichen Meinung ist jedoch mit diesem Urtheil nicht zufrieden gestellt und verlangt Appellation gegen Hye. (A. O.-Z.)Wien, 11. Juni. Eine "Wiener Studenten-Burschenschaft" hat sich neu organisirt und wird mit den Nationalgarden morgen in dem romantisch gelegenen Haimbach ihr Gründungs- und sogenanntes "Verbrüderungsfest" feiern. Ueberhaupt scheint sich das noch junge politische Leben bei uns in jene Schau- und Vergnügungssucht umwandeln und zersetzen zu wollen, welche dem Wiener gleichsam angeboren. Uebungsmärsche (Lustpartien) der Nationalgarde mit Musik in die schönen Umgebungen finden sehr häufig statt, während der durch die Beseitigung des Militärs bei den meisten Posten stark gewordene Wacht- und Patrouillendienst wegen vielfältigen Ausbleibens derselben den Oberkommandanten Pannasch zu der Strafbestimmung veranlaßt hat, daß die säumigen Nationalgarden durch öffentlichen Anschlag an den Straßenecken und unter Umständen sogar mit dem Beisatze: "Hat sich der Gefahr entzogen" bekannt gegeben werden sollen. - Hinsichtlich der in dieser Woche beginnenden Wahlen für den Reichstag wird es, trotz der Protestation der radikalen Partei, welche die Wahlfähigkeit und Wählbarkeit auch auf die Arbeiter im Tag- und Wochenlohn ausgedehnt wissen wollte, bei den Anordnungen des Ministeriums verbleiben. Der Ausschuß der Bürger- und Nationalgarden äußerte sich über denselben dahin, daß er das Begehren im Prinzip zwar anerkenne, aber seine Berücksichtigung wegen Dringlichkeit der Zeit jetzt unausführbar halte. (A. O.-Z.)Wien, 12. Juni. Mit Erlaß des Ministeriums des Innern vom 10. d. M. wird nachträglich zu den Bestimmungen über die Wahlen der Abgeordneten zum constituirenden Reichstage erklärt, das selbstständige Arbeiter, welche das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben, und sich in der freien Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte befinden, in jenen Wahlbezirken, in welchen sie ihren bleibenden Wohnsitz haben, als Wähler auftreten dürfen. Nach der am 18. Mai d. J. erlassenen prov. Verordnung über das Verfahren in Preßsachen und mit Rücksicht auf die Bevölkerung dieser Residenz werden nunmehr zur Zusammensetzung des vorgesehenen Geschwornen-Gerichtes für Wien 800 Geschworne und 25 Ersatzmänner gewählt. (W. Z.)Botzen, 11. Juni. Heute langte kein Postwagen von Verona hier an; nur Briefe kamen, die man auf Umwegen über die Höhe des Gebirges brachte. Die Straße soll wegen der anhaltenden hitzigen Gefechte bei Rivoli und Dolce gesperrt sein. Man behauptet die Piemontesen hätten mit Uebermacht sich auf unsern verhältnißmäßig schwachen rechten Flügel geworfen, und sich unserer Verbindungslinie zwischen Tirol und Verona bemächtigt. Triest, 9. Juni. Der jüngste Bericht über die Kriegsoperationen des Reservearmeekorps wird durch einen offiziellen Bericht aus Conegliano bestätigt und ergänzt. Die Hindernisse der Kommunikation mit Tirol, heißt es in demselben, sind gehoben, die Strada d'Allemagna ist offen und für den Postenlauf hergestellt, indem in Folge einer Umgehung mit 2000 Mann durch das obere Tagliamentothal die feste Stellung von Cadore genommen, und an demselben Tag auch die Verbindung mit Belluno hergestellt worden ist. Die Insurgenten sind in das Zoldo- und Agordothal gejagt, dort eingesperrt, und fünf Kolonnen von uns halten so eben Treibjagd auf dieselben, während drei Bataillone das Piavethal besetzen. Am 6. wurde Primolano angegriffen und hierdurch auch das Bal-Sucana geöffnet. Am 5. rückten 1500 Mann in Bassano ein, besetzten Marostica und sind nun bemüht den hartnäckig vertheidigten Kanal di Brenta, d. h. die Schlucht zwischen Bassano und Primolano zu nehmen. Nebstdem sind 5000 Mann nächst den Lagunen Venedigs und haben Portegrandi wieder besetzt. Ueberall zeigten die Bewohner guten Willen, sogar Zuvorkommenheit und die Verpflegung der Truppen wird ohne Anstand besorgt, so daß es an nichts fehlt. (J. d. Oesterr. L.)Ungarn.
In Folge der dringenden Ereignisse ist der Landtag bereits auf den 2. Juli einberufen. Ein Handschreiben des Königs an den Erzherzog Palatin kündigt an, daß der "König mit seiner Familie nach Ungarn kommen und daselbst längere Zeit verweilen werde." - Die Pester Zeitung bringt einen Bericht des Ministerpräsidenten Bathiany, welchem zufolge ein Aufruf an die Szekler: "sich bei der Gefahr, welcher der ungarischen Freiheit und Nationalität droht, dem in der Gegend von Szegedin zusammenzuziehenden Heere anzuschließen" - den besten Erfolg gehabt hat. Dagegen steht es in Kroatien um so schlimmer. Dem Befehl des Kaisers zum Trotz, welcher in einem Schreiben an den Ban von Kroatien, d. d. Innsbruck den 29., die Abhaltung eines Landtags untersagt und dem Banus befahl, innerhalb 24 Stunden nach Empfang des Befehls aufzubrechen und zu seiner Rechtfertigung nach Innsbruck zu kommen; fand am 4. Mai zu Agram die erste Sitzung des kroatisch-slavonischen Landtags statt, wobei der Ban einstimmig zum Landeskapitain ausgerufen ward. Der Jubel war ungeheuer. - Also hier wie überall dasselbe Spiel mit der Loyalität! Diejenigen, welche sich als die ergebensten Anhänger der Dynastie bezeichnen lassen, sind die gründlichsten Verächter derselben, sobald ihre persönlichen Interessen sich kreuzen. Ein Rescript des ungarischen Kultus-Ministeriums bedeutet den Erzbischof und Patriarchen v. Carlowitz, daß er sich ungesetzlicher Weise in die dortigen Verhältnisse eingemengt habe und die Patriarchenwahl, so wie die Art, in welcher dieselbe vorgegangen, ungesetzlich und ungültig sei. (A. O. Z.)Französische Republik.
12 Paris, 16. Juni. In diesem Augenblicke, wo ein Kaisers vor der Thüre steht, darf sich die Petarchie zurückziehen oder nicht? daß aber ein Kaiser vor der Thüre steht, wer könnte nach allen Himmels- und sonstigen Omina daran zweifeln? Gestern Nachmittag z. B., gegen 4 oder 5 Uhr, im Augenblicke, wo eine kompackte Masse vor dem Eingange der Deputirten-Kammer versammelt war, um die muthmaßliche Ankunft des Prinzen Louis Napoleon abzuwarten, kam plötzlich ein Adler hergeflogen, und ließ sich auf das Dach eines benachbarten Hauses in der Rivoli Straße nieder, wo er sehr lange Zeit verweilte. Alle Anstrengungen, ihn zu fangen, waren vergebens und der Kaiser aller Vögel entfaltete endlich seine breiten Flügel, und nahm seine Richtung nach der Seite der Madelaine-Kirche hin, die grade der Deputirten-Kammer gegenüber liegt und symmetrisch ihr entspricht. Wie sich später herausstellte, war dieses ein Adler, der aus den Käfigen des Thiergartens, des sogenannten jardin des plantes entkommen war. Aber mehr bedurfte es nicht, um eine ungeheure Volksmasse herbeizuziehen, die sich in die verschiedenartigsten Commentaren erging, wozu die jetzige Lage der Dinge natürlich den reichsten Stoff bot. Die Freunde der exekutiven Gewalt und selbst die Roform behaupten, daß dieser Adler die zweite Ausgabe jenes ersten Adlers von Boulogne sei. Aber abgesehen von der Adlergeschichte, so zeigen sich noch andere Symptome, die weit ernsterer Natur sind. So hat man in der rue Mont-Thabor angefangen Barrikaden zu bauen, deren Vollendung jedoch durch die Dazwischenkunft eines Infanterie-Bataillons verhindert wurde. Der Posten am Finanzministerium ward genöthigt, sich ins Innere des Hotels zurückzuziehen, das ebenfalls auf dem Punkt war, von der Volksmasse eingenommen zu werden. In den Straßen trägt man das Bildniß Napoleons auf einen Stocke befestigt, andere verkaufen eine Medaille mit seinem Kopfbilde und dem Datum seiner Geburt und seiner Wahl. Zu den zwei Napoleonischen Journalen ist ein drittes hinzukommen: la constitution, journal de la republique Napoleonienne. - Alles dieses sind für die exekutive Gewalt Symptome eines bevorstehenden Kaisers. Nun protestiren zwar die beiden andern ehrlichen Napoleons gegen eine solche Spötterei von Seiten ihres Vetters, und verbürgen sich für seine Unschuld; nun erklärt Ludwig Napoleon selbst, daß er nie französischer Kaiser werden wolle, selbst wenn man ihn mit Gewalt dazu zwinge ; aber das genügt der Kommission nicht. Sie sieht die Bewegung des Volkes , die kaiserlich aussehenden Manifestationen, und fürchtet den Ehrgeiz des "Prinzen." Diese hochweise Kommission, mit dem ernsten Lamartine an der Spitze sieht gar nicht, daß das Volk in seiner Laune, in seinem Aerger, sie alle zum Besten hält: Kommission, Kammer und Invaliden-Haus mit Napoleon an der Spitze. Es läßt einen Adler über die Bourgeoisie-Häupter des National fliegen, und die Bourgeoisie-Republikaner wenden ihr Antlitz ab von diesem ,Götzenbilde." Es läßt von Invaliden das Bildniß des 40jährigen Konstablers durch die Straßen tragen, und vor der Pentarchie den Ruf erschallen: Es lebe der Kaiser! Da muß in der Brust der Pentarchie das republikanische Gefühl mit neuer Kraft erwachen. Um das Volk vor dem Kaiser zu bewahren, resignirt sie sich, Pentarchie zu bleiben. Nun kömmt ihr republikanisches Bewußtsein in Konflikt mit ihrem parlamentarischen Gewissen. Die Herren der Pentarchie hatten sich vorgestern ein Vertrauensvotum stimmen lassen von der Repräsentantenkammer; auf dieses Vertrauensvotum vertrauend hatten sie die Ausschließung des Louis Bonaparte aus der Deputirtenkammer beschlossen. Letztere dagegen, trotz ihres beschlossenen Vertrauens zu den Herren der Pentarchie, bricht den Entschluß dieser Herren und läßt den Bürger Louis Napoleon zu. Dem Beschlusse der Pentarchie gemäß gab es keinen Bürger Louis Napoleon, sondern einen Kaiser Napoleon, Napoleon den Zweiten, der ein zweiter Napoleon zu werden drohte. Wollte daher die Pentarchie, auf dem Vertrauensboden bleiben, so blieb ihr weiter nichts übrig, als ihre Entlassung einzureichen. Wollte sie aber auf dem republikanischen Boden bleiben, so mußte sie als Pentarchie der Monarchie, ob Königthum oder Kaiserthum, auf jede mögliche Weise entgegentreten, und am Ruder bleiben, trotz des Mißtrauensvotums. Um beides mit einander zu vereinigen, haben sie den Bürger Pascal Düprat bestellt, Interpellationen an die Kammer zu richten, um zu erfahren, ob das Vertrauensvotum von vorgestern sich über das mißtrauige Votum von gestern erstrecke, und heute noch seine Gültigkeit habe. [#] Nationalversammlung vom 15. Juni. Großer Zudrang auf dem Pont de la Revolution. Die Tribünen sind mit Neugierigen, besonders auch Damen, überströmt. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Duprats an die executive Commission, man erwartet, daß sich bei dieser Gelegenheit das Loos der Regierung entscheiden wird. Aber Duprat verzichtet auf seine Interpellation. Es scheint, daß die exekutive Commission und das Kabinet es nicht geeignet gefunden, der Versammlung über ihre Widersprüche Rechenschaft abzuverlangen. Auf der Tagesordnung steht nun die Debatte des Vorschlags über die Vereinigung Algiers mit Frankreich. Dieser Vorschlag geht aus von den Herren Rance, Didier, Prebois. Sie lautet wie folgt: das Territorium von Algier bildet einen integrirenden Theil des französischen Territoriums; die Franzosen in Algier sind durch dieselbe Constitution regiert, wie die Franzosen des Continents. An der Debatte betheiligen sich Cavaignac, Charles Dupin, Pierre Lerour und Goudchaur. Der Präsident theilt am Schluß der Sitzung der Nationalversammlung folgenden ihm aus London zugekommenen Brief mit: "London, 12, Juni. Ich war in der Abreise begriffen um mich auf meinen Posten zu begeben, als ich erfuhr, daß meine Wahl zum Vorwand für Unordnungen diene, die ich tadle. Ich habe nicht die Ehre gesucht, Repräsentant zu sein, aber wenn das Volk mir Pflichten auferlegte, würde ich sie zu erfüllen wissen. Mein Name ist ein Symbol der Ordnung und eher als Spaltungen hervorzurufen, würde ich es hundertmal vorziehen im Exil zu bleiben. Ich bin bereit, mich auf meinem Posten zu begeben. Danken Sie in meinem Namen meinen Kollegen."(Ungeheurer Tumult.) Cavaignac: Das Wort Republik ist nicht ausgesprochen in diesem Briefe. Die Versammlung erhebt sich mit dem Geschrei : Es lebe die Republik. Lannac: Das ist eine Kriegserklärung, die der junge Unbesonnene der Republik macht. Thouret schlägt vor, Louis Bonaparte in Anklagezustand zu versetzen und zum Landesverräther zu erklären. (Ja! Ja! Es lebe die Republik.) Die Sitzung wird einen Augenblick unterbrochen durch einen Drohbrief, den der Präsident von einem verrückten Schüler der polytechnischen Schule erhält. Cavaignac, Favre, Leclerc ermahnen die Versammlung, keinen Beschluß in einem Augenblick der Aufregung zu fassen. Die Sitzung wird um 9 Uhr in Mitte der größten Agitation aufgehoben, ohne daß es zu einem Beschlusse gekommen wäre. - Wir geben hier den Brief Louis Bonaparte's, welcher in der Nationalversammlung vom 13. Durch den Bürger Bonjean verlesen worden ist: "Bürger Repräsentanten ! Ich erfahre aus den Journalen vom 22., daß man in den Bureau's der Nationalversammlung den Antrag gemacht hat, gegen mich allein das Verbannungsdekret aufrecht zu halten, unter welchem meine Familie seit dem Jahre 1816 schon seufzt. Ich darf von den Repräsentanten des Volks wohl die richtigen Gründe verlangen, welche mir eine solche Strafe zuziehen sollten. Sollte es dafür sein, daß ich zu jeder Zeit meine Meinung öffentlich dahin aussprach, Frankreich gehöre weder einem Einzelnen, noch einer Dynastie, noch einer Partei? Sollte es dafür sein, daß ich in dem heißen Wunsch, das Prinzip der Volkssouveränetät, welches allein unserm Zwiespalt ein Ziel setzen konnte, ohne Anachie und Ausschweifungen zur Anerkennung zu bringen, zwei mal das Opfer meines Auftretens gegen eine Regierung wurde, die ihr jetzt selbst zertrümmert habt? Sollte es dafür sein, daß ich aus Achtung für die provisorische Regierung, nachdem ich auf die erste Nachricht von der Revolution, nach Paris geeilt war, einwilligte, in die Fremde zurückzukehren? Sollte es endlich sein, weil ich aus Uneigennützigkeit die mir angetragenen Kandidaturen zur Nationalversammlung ablehnte, da ich nicht vor Begründung der neuen Konstitution, vor Befestigung der Republik nach Frankreich zurückkehren wollte? Dieselben Grundsätze, welche mich die Waffen gegen die Regierung Louis Philippe's ergreifen ließen, werden mich auch bestimmen, mich der Vertheidigung der Nationalversammlung, des aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Volkswillens zu widmen, wenn man meine Dienste verlangen sollte. Gegenüber einem von 200 Deputirten erwählten Könige konnte ich mich den Erben eines von vier Millionen Franzosen begründeten Kaiserreichs nennen; gegenüber dem souveränen Volk kann und will ich nichts Anderes als das Recht eines französischen Bürgers in Anspruch nehmen, das aber auch ohne Unterlaß und mit aller derjenigen Energie verlangen, welche das Gefühl, seinem Vaterland niemals Unehre gemacht zu haben, jedem Ehrenmanne geben muß. Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung meiner Hochachtung: Ihr Mitbürger, Napoleon Louis Napoleon." London, den 24. Mai 1848. Großbritannien.
24 London, 15. Juni. Gestern reiste Isturitz, der spanische Gesandte, von London ab. Nach mehreren resultatlosen Unterredungen mit Lord Palmerstom erhielt er schließlich Seitens des letzteren die Aufforderung innerhalb 36 Stunden England zu verlassen. Graf Mirasol, der vergebens seine Anerkennung von Palmerston erwartete, zog am Freitage ab mit Trauer im Herzen, daß er mit seiner delikaten Mission so gänzlich gescheitert. Dublin, 12 Juni. Vereinigung giebt Kraft! Das fühlen und begreifen die Repealer täglich mehr. Daher die Anstrengungen aller aufrichtigen Repealer, welcher Schattirung sie auch bisher angehörten, ihre Zwistigkeiten fahren zu lassen und ihre Gesammtkraft auf Befreiung ihres Landes von der Herrschaft der englischen Geld- und Bodenaristokratie allein zu verwenden. In der heutigen Sitzung der Repeal-Assoziation wurden die Statuten verlesen, nach welchen ein neuer mächtiger Repeal-Verein gegründet und somit die Trennung der Alt- und Jung-Irländer aufhören soll. Es sind 10 Paragraphen. Danach soll die neue Assoziation den Namen "die irische League" erhalten und ihr Zweck: Erlangung legislativer Unabhängigkeit für Irland sein. Die Zahl der Mitglieder ist unbegränzt. Jeder im Jahre 1848 zu Alt- oder Jung-Irland Eingeschriebene und jeder Andere, der 1 Schilling oder mehr in die Kasse der "irischen League" zahlt, hat das Recht, zum Mitglied der letzteren vorgeschlagen zu werden. Das Comite soll zum Theil aus den Comite-Mitgliedern Alt- und Jung-Irlands, zum Theil aus andern dazu passenden Personen gebildet werden. Unter diesem stehend verwaltet ein verantwortliches Finanzcomite die Gelder der League. Jeder Antrag etc. muß, ehe er an die League selbst gelangt, zuvor von dem Hauptcomite geprüft sein. Kein Mitglied hat für die von irgend einem andern Mitglied geäußerten Ansichten zu haften oder sich dadurch für gebunden zu erachten. Die Basis der irischen League soll auf völliger Unabhängigkeit von allen englischen Partheien beruhen. Wer als Comite-Mitglied von irgend einer Verwaltung, die sich nicht zur Durchsetzung der Repeal verpflichtet hat, ein besoldetes Amt für sich annimmt oder für Andere darum wirbt, muß sofort austreten. Gegenstände sektirerischen Inhalts sollen nicht zur Diskussion kommen, damit aber im Uebrigen der freien Erörterung jedes Uebelstandes keinerlei Fesseln angelegt werden. Am bemerkenswerthesten bei der darauf folgenden Verhandlung war das vollständige Durchfallen J. O'Connell's, dessen Rede fast bei jedem fünften Wort mit fürchterlichem Lärm und Gezische unterbrochen wurde. Die Macht der O'Connell'schen Dynastie ist gebrochen und J. O'Connell nicht der Mann, der sie je wieder aufrichten könnte. Das wäre selbst seinem Vater, dem "Liberator" nicht mehr gelungen. Denn das irische Volk hat nach grade das O'Connell'sche Gaukelspiel durchschaut. Die oben angeführten Statuten sollen zur Prüfung durch's ganze Land versandt und über 14 Tage nach vorgängigem Bericht die definitiven Beschlüsse gefaßt werden. Die Consols schlossen zu 835/8, ex div. Von den Bankdirektoren wurde der Diskontosatz auf 31/2 % erniedrigt. Amerika.
Den von der "Caledonia" am 14. d. nach Liverpool überbrachten Nachrichten entlehnen wir in Bezug auf die Friedensunterhandlungen mit Mexiko noch Folgendes: Die hinreichende Anzahl von Mitgliedern des Kongresses in Queretaro kam erst dann zu Stande, als einer der Hauptstaaten Mexicos, der Staat Jalisco, erklärt hatte: wenn der Kongreß nicht bald zusammentrete, so werde er (Jalisco) für seinen Theil den von der Regier. mit Nordamerika abgeschlossenen Friedens-Vertrag als ratifizirt betrachten und sich von dem übrigen Mexiko trennen. Das war die eigentliche Ursache weshalb endlich am 8. Mai der Kongreß in stimmfähiger Anzahl zu Queretaro zusammentrat. Inzwischen ziehen aber Paredes, Almonte und Jarauta durch die verschiedenen Theile Mexiko's und bieten Alles auf, um ein neues Pronunciamiento gegen die Regierung zu Stande zu bringen und den Krieg auf's Neue anzufachen. Gleichwohl herrscht in Mexiko selbst wie in den Hauptstädten der Union die Ansicht vor, daß nun doch der auch vom mexikanischen Präsidenten Pena y Pena aufrichtig und energisch bevorwortete Friedensvertrag zu einem baldigen Abschluß kommen werde. Die Halbinsel Yucatan, in welcher der Vernichtungskampf zwischen Indianern und Weißen auf's Neue begonnen, hat sich den Verein. Staaten, England und Spanien angeboten als integrirender Theil eines der genannten Staaten. Der englische Gesandte in Mexiko hat jetzt dem Gouverneur von Yucatan sehr freundlich geantwortet, daß er den Antrag an seine Regierung geschickt und daß er nicht zweifele, dieselbe werde das Anerbieten, von der Halbinsel Yucatan Besitz zu nehmen, schnell in Erwägung ziehen und zugleich den bedrängten Yucatanern baldmögliche und wirksame Hülfe gewähren: Bruder Jonathan hat aber längst erklärt und die Erklärung neuerdings wiederholt, daß er dergleichen von europäischen Mächten beabsichtigte Souveränetät und Besitzergreifung niemals dulden werde. Der Börsenbericht aus New-York vom 31. Mai sagt: "Unsere Banken sind in guter Lage, und wenngleich die Goldausfuhr nach Europa fortdauert, so erleidet doch der Vorrath keine Verminderung, denn zahlreiche kleine Bäche, die alle hier zusammenlaufen, ersetzen reichlich den Abgang. In dieser Hinsicht wirkt besonders der große Andrang von europäischen Auswanderern , Mehr als 10,000, meistens deutsche, Ansiedler langten allein am vorigen Sonnabend und Sonntag hier an. Sie waren Alle munter, dem Anschein nach wohlhabend. Sie bringen sämmtlich mehr oder weniger baares Geld mit sich. Italien.
* Neapel, 8, Juni.
Der König hat 4000 Mann nach Kalabrien abgesandt. Während der letzten Tage ließ er verschiedene große Kisten auf eine englische Fregatte bringen. Letztere hält sich beständig in der Nähe seines Palastes. "Ich werde von Neapel abreisen, aber erst will ich es so sehen!" und bei diesen Worten streckte er seine Hand aus und blies über dieselbe hin!! - Aus Malta wird gemeldet: "Unsere Insel ist ein wahrer Zufluchtort für Jesuiten und Jesuitenlinge geworden. In ihrem alten Kloster vereinigt hatten sie die Unverschämtheit, als die Nachricht von der Metzelei und Plünderung in Neapel anlangte, ein feierliches Te Deum zu veranstalten. vorläufig für das Inland eingetreten, wird aber wohl auch für auswärtige Blätter verhältnißmäßig ausgedehnt werden. Wien, 10. Juni. Auf Antrag des Dr. Schuselka in der gestrigen Abendsitzung des Ausschusses der Bürger, Nationalgarde und Studenten, geht heute eine Deputation nach Frankfurt ab, um das Parlament, die Nationalversammlung, einzuladen, daß sie ihren Sitz nach Wien verlegen möge. Die Deputirten sind die Doktoren Schuselka und Goldmark und Herr Gimbel, Deputirter im obigen Ausschuß. Professor Hye, von dem ich Ihnen berichtete, daß er durch die Ereignisse des 26. Mai arg kompromittirt sein soll, wurde durch die Untersuchungskommission von jeder Schuld freigesprochen. Ein Theil der öffentlichen Meinung ist jedoch mit diesem Urtheil nicht zufrieden gestellt und verlangt Appellation gegen Hye. (A. O.-Z.)Wien, 11. Juni. Eine „Wiener Studenten-Burschenschaft“ hat sich neu organisirt und wird mit den Nationalgarden morgen in dem romantisch gelegenen Haimbach ihr Gründungs- und sogenanntes „Verbrüderungsfest“ feiern. Ueberhaupt scheint sich das noch junge politische Leben bei uns in jene Schau- und Vergnügungssucht umwandeln und zersetzen zu wollen, welche dem Wiener gleichsam angeboren. Uebungsmärsche (Lustpartien) der Nationalgarde mit Musik in die schönen Umgebungen finden sehr häufig statt, während der durch die Beseitigung des Militärs bei den meisten Posten stark gewordene Wacht- und Patrouillendienst wegen vielfältigen Ausbleibens derselben den Oberkommandanten Pannasch zu der Strafbestimmung veranlaßt hat, daß die säumigen Nationalgarden durch öffentlichen Anschlag an den Straßenecken und unter Umständen sogar mit dem Beisatze: „Hat sich der Gefahr entzogen“ bekannt gegeben werden sollen. ‒ Hinsichtlich der in dieser Woche beginnenden Wahlen für den Reichstag wird es, trotz der Protestation der radikalen Partei, welche die Wahlfähigkeit und Wählbarkeit auch auf die Arbeiter im Tag- und Wochenlohn ausgedehnt wissen wollte, bei den Anordnungen des Ministeriums verbleiben. Der Ausschuß der Bürger- und Nationalgarden äußerte sich über denselben dahin, daß er das Begehren im Prinzip zwar anerkenne, aber seine Berücksichtigung wegen Dringlichkeit der Zeit jetzt unausführbar halte. (A. O.-Z.)Wien, 12. Juni. Mit Erlaß des Ministeriums des Innern vom 10. d. M. wird nachträglich zu den Bestimmungen über die Wahlen der Abgeordneten zum constituirenden Reichstage erklärt, das selbstständige Arbeiter, welche das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben, und sich in der freien Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte befinden, in jenen Wahlbezirken, in welchen sie ihren bleibenden Wohnsitz haben, als Wähler auftreten dürfen. Nach der am 18. Mai d. J. erlassenen prov. Verordnung über das Verfahren in Preßsachen und mit Rücksicht auf die Bevölkerung dieser Residenz werden nunmehr zur Zusammensetzung des vorgesehenen Geschwornen-Gerichtes für Wien 800 Geschworne und 25 Ersatzmänner gewählt. (W. Z.)Botzen, 11. Juni. Heute langte kein Postwagen von Verona hier an; nur Briefe kamen, die man auf Umwegen über die Höhe des Gebirges brachte. Die Straße soll wegen der anhaltenden hitzigen Gefechte bei Rivoli und Dolce gesperrt sein. Man behauptet die Piemontesen hätten mit Uebermacht sich auf unsern verhältnißmäßig schwachen rechten Flügel geworfen, und sich unserer Verbindungslinie zwischen Tirol und Verona bemächtigt. Triest, 9. Juni. Der jüngste Bericht über die Kriegsoperationen des Reservearmeekorps wird durch einen offiziellen Bericht aus Conegliano bestätigt und ergänzt. Die Hindernisse der Kommunikation mit Tirol, heißt es in demselben, sind gehoben, die Strada d'Allemagna ist offen und für den Postenlauf hergestellt, indem in Folge einer Umgehung mit 2000 Mann durch das obere Tagliamentothal die feste Stellung von Cadore genommen, und an demselben Tag auch die Verbindung mit Belluno hergestellt worden ist. Die Insurgenten sind in das Zoldo- und Agordothal gejagt, dort eingesperrt, und fünf Kolonnen von uns halten so eben Treibjagd auf dieselben, während drei Bataillone das Piavethal besetzen. Am 6. wurde Primolano angegriffen und hierdurch auch das Bal-Sucana geöffnet. Am 5. rückten 1500 Mann in Bassano ein, besetzten Marostica und sind nun bemüht den hartnäckig vertheidigten Kanal di Brenta, d. h. die Schlucht zwischen Bassano und Primolano zu nehmen. Nebstdem sind 5000 Mann nächst den Lagunen Venedigs und haben Portegrandi wieder besetzt. Ueberall zeigten die Bewohner guten Willen, sogar Zuvorkommenheit und die Verpflegung der Truppen wird ohne Anstand besorgt, so daß es an nichts fehlt. (J. d. Oesterr. L.)Ungarn.
In Folge der dringenden Ereignisse ist der Landtag bereits auf den 2. Juli einberufen. Ein Handschreiben des Königs an den Erzherzog Palatin kündigt an, daß der „König mit seiner Familie nach Ungarn kommen und daselbst längere Zeit verweilen werde.“ ‒ Die Pester Zeitung bringt einen Bericht des Ministerpräsidenten Bathiany, welchem zufolge ein Aufruf an die Szekler: „sich bei der Gefahr, welcher der ungarischen Freiheit und Nationalität droht, dem in der Gegend von Szegedin zusammenzuziehenden Heere anzuschließen“ ‒ den besten Erfolg gehabt hat. Dagegen steht es in Kroatien um so schlimmer. Dem Befehl des Kaisers zum Trotz, welcher in einem Schreiben an den Ban von Kroatien, d. d. Innsbruck den 29., die Abhaltung eines Landtags untersagt und dem Banus befahl, innerhalb 24 Stunden nach Empfang des Befehls aufzubrechen und zu seiner Rechtfertigung nach Innsbruck zu kommen; fand am 4. Mai zu Agram die erste Sitzung des kroatisch-slavonischen Landtags statt, wobei der Ban einstimmig zum Landeskapitain ausgerufen ward. Der Jubel war ungeheuer. ‒ Also hier wie überall dasselbe Spiel mit der Loyalität! Diejenigen, welche sich als die ergebensten Anhänger der Dynastie bezeichnen lassen, sind die gründlichsten Verächter derselben, sobald ihre persönlichen Interessen sich kreuzen. Ein Rescript des ungarischen Kultus-Ministeriums bedeutet den Erzbischof und Patriarchen v. Carlowitz, daß er sich ungesetzlicher Weise in die dortigen Verhältnisse eingemengt habe und die Patriarchenwahl, so wie die Art, in welcher dieselbe vorgegangen, ungesetzlich und ungültig sei. (A. O. Z.)Französische Republik.
12 Paris, 16. Juni. In diesem Augenblicke, wo ein Kaisers vor der Thüre steht, darf sich die Petarchie zurückziehen oder nicht? daß aber ein Kaiser vor der Thüre steht, wer könnte nach allen Himmels- und sonstigen Omina daran zweifeln? Gestern Nachmittag z. B., gegen 4 oder 5 Uhr, im Augenblicke, wo eine kompackte Masse vor dem Eingange der Deputirten-Kammer versammelt war, um die muthmaßliche Ankunft des Prinzen Louis Napoleon abzuwarten, kam plötzlich ein Adler hergeflogen, und ließ sich auf das Dach eines benachbarten Hauses in der Rivoli Straße nieder, wo er sehr lange Zeit verweilte. Alle Anstrengungen, ihn zu fangen, waren vergebens und der Kaiser aller Vögel entfaltete endlich seine breiten Flügel, und nahm seine Richtung nach der Seite der Madelaine-Kirche hin, die grade der Deputirten-Kammer gegenüber liegt und symmetrisch ihr entspricht. Wie sich später herausstellte, war dieses ein Adler, der aus den Käfigen des Thiergartens, des sogenannten jardin des plantes entkommen war. Aber mehr bedurfte es nicht, um eine ungeheure Volksmasse herbeizuziehen, die sich in die verschiedenartigsten Commentaren erging, wozu die jetzige Lage der Dinge natürlich den reichsten Stoff bot. Die Freunde der exekutiven Gewalt und selbst die Roform behaupten, daß dieser Adler die zweite Ausgabe jenes ersten Adlers von Boulogne sei. Aber abgesehen von der Adlergeschichte, so zeigen sich noch andere Symptome, die weit ernsterer Natur sind. So hat man in der rue Mont-Thabor angefangen Barrikaden zu bauen, deren Vollendung jedoch durch die Dazwischenkunft eines Infanterie-Bataillons verhindert wurde. Der Posten am Finanzministerium ward genöthigt, sich ins Innere des Hotels zurückzuziehen, das ebenfalls auf dem Punkt war, von der Volksmasse eingenommen zu werden. In den Straßen trägt man das Bildniß Napoleons auf einen Stocke befestigt, andere verkaufen eine Medaille mit seinem Kopfbilde und dem Datum seiner Geburt und seiner Wahl. Zu den zwei Napoleonischen Journalen ist ein drittes hinzukommen: la constitution, journal de la république Napoléonienne. ‒ Alles dieses sind für die exekutive Gewalt Symptome eines bevorstehenden Kaisers. Nun protestiren zwar die beiden andern ehrlichen Napoleons gegen eine solche Spötterei von Seiten ihres Vetters, und verbürgen sich für seine Unschuld; nun erklärt Ludwig Napoleon selbst, daß er nie französischer Kaiser werden wolle, selbst wenn man ihn mit Gewalt dazu zwinge ; aber das genügt der Kommission nicht. Sie sieht die Bewegung des Volkes , die kaiserlich aussehenden Manifestationen, und fürchtet den Ehrgeiz des „Prinzen.“ Diese hochweise Kommission, mit dem ernsten Lamartine an der Spitze sieht gar nicht, daß das Volk in seiner Laune, in seinem Aerger, sie alle zum Besten hält: Kommission, Kammer und Invaliden-Haus mit Napoleon an der Spitze. Es läßt einen Adler über die Bourgeoisie-Häupter des National fliegen, und die Bourgeoisie-Republikaner wenden ihr Antlitz ab von diesem ‚Götzenbilde.“ Es läßt von Invaliden das Bildniß des 40jährigen Konstablers durch die Straßen tragen, und vor der Pentarchie den Ruf erschallen: Es lebe der Kaiser! Da muß in der Brust der Pentarchie das republikanische Gefühl mit neuer Kraft erwachen. Um das Volk vor dem Kaiser zu bewahren, resignirt sie sich, Pentarchie zu bleiben. Nun kömmt ihr republikanisches Bewußtsein in Konflikt mit ihrem parlamentarischen Gewissen. Die Herren der Pentarchie hatten sich vorgestern ein Vertrauensvotum stimmen lassen von der Repräsentantenkammer; auf dieses Vertrauensvotum vertrauend hatten sie die Ausschließung des Louis Bonaparte aus der Deputirtenkammer beschlossen. Letztere dagegen, trotz ihres beschlossenen Vertrauens zu den Herren der Pentarchie, bricht den Entschluß dieser Herren und läßt den Bürger Louis Napoleon zu. Dem Beschlusse der Pentarchie gemäß gab es keinen Bürger Louis Napoleon, sondern einen Kaiser Napoleon, Napoleon den Zweiten, der ein zweiter Napoleon zu werden drohte. Wollte daher die Pentarchie, auf dem Vertrauensboden bleiben, so blieb ihr weiter nichts übrig, als ihre Entlassung einzureichen. Wollte sie aber auf dem republikanischen Boden bleiben, so mußte sie als Pentarchie der Monarchie, ob Königthum oder Kaiserthum, auf jede mögliche Weise entgegentreten, und am Ruder bleiben, trotz des Mißtrauensvotums. Um beides mit einander zu vereinigen, haben sie den Bürger Pascal Düprat bestellt, Interpellationen an die Kammer zu richten, um zu erfahren, ob das Vertrauensvotum von vorgestern sich über das mißtrauige Votum von gestern erstrecke, und heute noch seine Gültigkeit habe. [#] Nationalversammlung vom 15. Juni. Großer Zudrang auf dem Pont de la Revolution. Die Tribünen sind mit Neugierigen, besonders auch Damen, überströmt. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Duprats an die executive Commission, man erwartet, daß sich bei dieser Gelegenheit das Loos der Regierung entscheiden wird. Aber Duprat verzichtet auf seine Interpellation. Es scheint, daß die exekutive Commission und das Kabinet es nicht geeignet gefunden, der Versammlung über ihre Widersprüche Rechenschaft abzuverlangen. Auf der Tagesordnung steht nun die Debatte des Vorschlags über die Vereinigung Algiers mit Frankreich. Dieser Vorschlag geht aus von den Herren Rance, Didier, Prèbois. Sie lautet wie folgt: das Territorium von Algier bildet einen integrirenden Theil des französischen Territoriums; die Franzosen in Algier sind durch dieselbe Constitution regiert, wie die Franzosen des Continents. An der Debatte betheiligen sich Cavaignac, Charles Dupin, Pierre Lerour und Goudchaur. Der Präsident theilt am Schluß der Sitzung der Nationalversammlung folgenden ihm aus London zugekommenen Brief mit: „London, 12, Juni. Ich war in der Abreise begriffen um mich auf meinen Posten zu begeben, als ich erfuhr, daß meine Wahl zum Vorwand für Unordnungen diene, die ich tadle. Ich habe nicht die Ehre gesucht, Repräsentant zu sein, aber wenn das Volk mir Pflichten auferlegte, würde ich sie zu erfüllen wissen. Mein Name ist ein Symbol der Ordnung und eher als Spaltungen hervorzurufen, würde ich es hundertmal vorziehen im Exil zu bleiben. Ich bin bereit, mich auf meinem Posten zu begeben. Danken Sie in meinem Namen meinen Kollegen.“(Ungeheurer Tumult.) Cavaignac: Das Wort Republik ist nicht ausgesprochen in diesem Briefe. Die Versammlung erhebt sich mit dem Geschrei : Es lebe die Republik. Lannac: Das ist eine Kriegserklärung, die der junge Unbesonnene der Republik macht. Thouret schlägt vor, Louis Bonaparte in Anklagezustand zu versetzen und zum Landesverräther zu erklären. (Ja! Ja! Es lebe die Republik.) Die Sitzung wird einen Augenblick unterbrochen durch einen Drohbrief, den der Präsident von einem verrückten Schüler der polytechnischen Schule erhält. Cavaignac, Favre, Leclerc ermahnen die Versammlung, keinen Beschluß in einem Augenblick der Aufregung zu fassen. Die Sitzung wird um 9 Uhr in Mitte der größten Agitation aufgehoben, ohne daß es zu einem Beschlusse gekommen wäre. ‒ Wir geben hier den Brief Louis Bonaparte's, welcher in der Nationalversammlung vom 13. Durch den Bürger Bonjean verlesen worden ist: „Bürger Repräsentanten ! Ich erfahre aus den Journalen vom 22., daß man in den Bureau's der Nationalversammlung den Antrag gemacht hat, gegen mich allein das Verbannungsdekret aufrecht zu halten, unter welchem meine Familie seit dem Jahre 1816 schon seufzt. Ich darf von den Repräsentanten des Volks wohl die richtigen Gründe verlangen, welche mir eine solche Strafe zuziehen sollten. Sollte es dafür sein, daß ich zu jeder Zeit meine Meinung öffentlich dahin aussprach, Frankreich gehöre weder einem Einzelnen, noch einer Dynastie, noch einer Partei? Sollte es dafür sein, daß ich in dem heißen Wunsch, das Prinzip der Volkssouveränetät, welches allein unserm Zwiespalt ein Ziel setzen konnte, ohne Anachie und Ausschweifungen zur Anerkennung zu bringen, zwei mal das Opfer meines Auftretens gegen eine Regierung wurde, die ihr jetzt selbst zertrümmert habt? Sollte es dafür sein, daß ich aus Achtung für die provisorische Regierung, nachdem ich auf die erste Nachricht von der Revolution, nach Paris geeilt war, einwilligte, in die Fremde zurückzukehren? Sollte es endlich sein, weil ich aus Uneigennützigkeit die mir angetragenen Kandidaturen zur Nationalversammlung ablehnte, da ich nicht vor Begründung der neuen Konstitution, vor Befestigung der Republik nach Frankreich zurückkehren wollte? Dieselben Grundsätze, welche mich die Waffen gegen die Regierung Louis Philippe's ergreifen ließen, werden mich auch bestimmen, mich der Vertheidigung der Nationalversammlung, des aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Volkswillens zu widmen, wenn man meine Dienste verlangen sollte. Gegenüber einem von 200 Deputirten erwählten Könige konnte ich mich den Erben eines von vier Millionen Franzosen begründeten Kaiserreichs nennen; gegenüber dem souveränen Volk kann und will ich nichts Anderes als das Recht eines französischen Bürgers in Anspruch nehmen, das aber auch ohne Unterlaß und mit aller derjenigen Energie verlangen, welche das Gefühl, seinem Vaterland niemals Unehre gemacht zu haben, jedem Ehrenmanne geben muß. Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung meiner Hochachtung: Ihr Mitbürger, Napoleon Louis Napoleon.“ London, den 24. Mai 1848. Großbritannien.
24 London, 15. Juni. Gestern reiste Isturitz, der spanische Gesandte, von London ab. Nach mehreren resultatlosen Unterredungen mit Lord Palmerstom erhielt er schließlich Seitens des letzteren die Aufforderung innerhalb 36 Stunden England zu verlassen. Graf Mirasol, der vergebens seine Anerkennung von Palmerston erwartete, zog am Freitage ab mit Trauer im Herzen, daß er mit seiner delikaten Mission so gänzlich gescheitert. Dublin, 12 Juni. Vereinigung giebt Kraft! Das fühlen und begreifen die Repealer täglich mehr. Daher die Anstrengungen aller aufrichtigen Repealer, welcher Schattirung sie auch bisher angehörten, ihre Zwistigkeiten fahren zu lassen und ihre Gesammtkraft auf Befreiung ihres Landes von der Herrschaft der englischen Geld- und Bodenaristokratie allein zu verwenden. In der heutigen Sitzung der Repeal-Assoziation wurden die Statuten verlesen, nach welchen ein neuer mächtiger Repeal-Verein gegründet und somit die Trennung der Alt- und Jung-Irländer aufhören soll. Es sind 10 Paragraphen. Danach soll die neue Assoziation den Namen „die irische League“ erhalten und ihr Zweck: Erlangung legislativer Unabhängigkeit für Irland sein. Die Zahl der Mitglieder ist unbegränzt. Jeder im Jahre 1848 zu Alt- oder Jung-Irland Eingeschriebene und jeder Andere, der 1 Schilling oder mehr in die Kasse der „irischen League“ zahlt, hat das Recht, zum Mitglied der letzteren vorgeschlagen zu werden. Das Comite soll zum Theil aus den Comite-Mitgliedern Alt- und Jung-Irlands, zum Theil aus andern dazu passenden Personen gebildet werden. Unter diesem stehend verwaltet ein verantwortliches Finanzcomite die Gelder der League. Jeder Antrag etc. muß, ehe er an die League selbst gelangt, zuvor von dem Hauptcomite geprüft sein. Kein Mitglied hat für die von irgend einem andern Mitglied geäußerten Ansichten zu haften oder sich dadurch für gebunden zu erachten. Die Basis der irischen League soll auf völliger Unabhängigkeit von allen englischen Partheien beruhen. Wer als Comite-Mitglied von irgend einer Verwaltung, die sich nicht zur Durchsetzung der Repeal verpflichtet hat, ein besoldetes Amt für sich annimmt oder für Andere darum wirbt, muß sofort austreten. Gegenstände sektirerischen Inhalts sollen nicht zur Diskussion kommen, damit aber im Uebrigen der freien Erörterung jedes Uebelstandes keinerlei Fesseln angelegt werden. Am bemerkenswerthesten bei der darauf folgenden Verhandlung war das vollständige Durchfallen J. O'Connell's, dessen Rede fast bei jedem fünften Wort mit fürchterlichem Lärm und Gezische unterbrochen wurde. Die Macht der O'Connell'schen Dynastie ist gebrochen und J. O'Connell nicht der Mann, der sie je wieder aufrichten könnte. Das wäre selbst seinem Vater, dem „Liberator“ nicht mehr gelungen. Denn das irische Volk hat nach grade das O'Connell'sche Gaukelspiel durchschaut. Die oben angeführten Statuten sollen zur Prüfung durch's ganze Land versandt und über 14 Tage nach vorgängigem Bericht die definitiven Beschlüsse gefaßt werden. Die Consols schlossen zu 835/8, ex div. Von den Bankdirektoren wurde der Diskontosatz auf 31/2 % erniedrigt. Amerika.
Den von der „Caledonia“ am 14. d. nach Liverpool überbrachten Nachrichten entlehnen wir in Bezug auf die Friedensunterhandlungen mit Mexiko noch Folgendes: Die hinreichende Anzahl von Mitgliedern des Kongresses in Queretaro kam erst dann zu Stande, als einer der Hauptstaaten Mexicos, der Staat Jalisco, erklärt hatte: wenn der Kongreß nicht bald zusammentrete, so werde er (Jalisco) für seinen Theil den von der Regier. mit Nordamerika abgeschlossenen Friedens-Vertrag als ratifizirt betrachten und sich von dem übrigen Mexiko trennen. Das war die eigentliche Ursache weshalb endlich am 8. Mai der Kongreß in stimmfähiger Anzahl zu Queretaro zusammentrat. Inzwischen ziehen aber Paredes, Almonte und Jarauta durch die verschiedenen Theile Mexiko's und bieten Alles auf, um ein neues Pronunciamiento gegen die Regierung zu Stande zu bringen und den Krieg auf's Neue anzufachen. Gleichwohl herrscht in Mexiko selbst wie in den Hauptstädten der Union die Ansicht vor, daß nun doch der auch vom mexikanischen Präsidenten Pena y Pena aufrichtig und energisch bevorwortete Friedensvertrag zu einem baldigen Abschluß kommen werde. Die Halbinsel Yucatan, in welcher der Vernichtungskampf zwischen Indianern und Weißen auf's Neue begonnen, hat sich den Verein. Staaten, England und Spanien angeboten als integrirender Theil eines der genannten Staaten. Der englische Gesandte in Mexiko hat jetzt dem Gouverneur von Yucatan sehr freundlich geantwortet, daß er den Antrag an seine Regierung geschickt und daß er nicht zweifele, dieselbe werde das Anerbieten, von der Halbinsel Yucatan Besitz zu nehmen, schnell in Erwägung ziehen und zugleich den bedrängten Yucatanern baldmögliche und wirksame Hülfe gewähren: Bruder Jonathan hat aber längst erklärt und die Erklärung neuerdings wiederholt, daß er dergleichen von europäischen Mächten beabsichtigte Souveränetät und Besitzergreifung niemals dulden werde. Der Börsenbericht aus New-York vom 31. Mai sagt: „Unsere Banken sind in guter Lage, und wenngleich die Goldausfuhr nach Europa fortdauert, so erleidet doch der Vorrath keine Verminderung, denn zahlreiche kleine Bäche, die alle hier zusammenlaufen, ersetzen reichlich den Abgang. In dieser Hinsicht wirkt besonders der große Andrang von europäischen Auswanderern , Mehr als 10,000, meistens deutsche, Ansiedler langten allein am vorigen Sonnabend und Sonntag hier an. Sie waren Alle munter, dem Anschein nach wohlhabend. Sie bringen sämmtlich mehr oder weniger baares Geld mit sich. Italien.
* Neapel, 8, Juni.
Der König hat 4000 Mann nach Kalabrien abgesandt. Während der letzten Tage ließ er verschiedene große Kisten auf eine englische Fregatte bringen. Letztere hält sich beständig in der Nähe seines Palastes. „Ich werde von Neapel abreisen, aber erst will ich es so sehen!“ und bei diesen Worten streckte er seine Hand aus und blies über dieselbe hin!! ‒ Aus Malta wird gemeldet: „Unsere Insel ist ein wahrer Zufluchtort für Jesuiten und Jesuitenlinge geworden. In ihrem alten Kloster vereinigt hatten sie die Unverschämtheit, als die Nachricht von der Metzelei und Plünderung in Neapel anlangte, ein feierliches Te Deum zu veranstalten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar018_016" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0079"/> vorläufig für das Inland eingetreten, wird aber wohl auch für auswärtige Blätter verhältnißmäßig ausgedehnt werden.</p> </div> <div xml:id="ar018_017" type="jArticle"> <head>Wien, 10. Juni.</head> <p>Auf Antrag des Dr. Schuselka in der gestrigen Abendsitzung des Ausschusses der Bürger, Nationalgarde und Studenten, geht heute eine Deputation nach Frankfurt ab, um das Parlament, die Nationalversammlung, einzuladen, daß sie ihren Sitz nach Wien verlegen möge. Die Deputirten sind die Doktoren Schuselka und Goldmark und Herr Gimbel, Deputirter im obigen Ausschuß.</p> <p>Professor Hye, von dem ich Ihnen berichtete, daß er durch die Ereignisse des 26. Mai arg kompromittirt sein soll, wurde durch die Untersuchungskommission von jeder Schuld freigesprochen. Ein Theil der öffentlichen Meinung ist jedoch mit diesem Urtheil nicht zufrieden gestellt und verlangt Appellation gegen Hye.</p> <bibl>(A. O.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar018_018" type="jArticle"> <head>Wien, 11. Juni.</head> <p>Eine „Wiener Studenten-Burschenschaft“ hat sich neu organisirt und wird mit den Nationalgarden morgen in dem romantisch gelegenen Haimbach ihr Gründungs- und sogenanntes „Verbrüderungsfest“ feiern. Ueberhaupt scheint sich das noch junge politische Leben bei uns in jene Schau- und Vergnügungssucht umwandeln und zersetzen zu wollen, welche dem Wiener gleichsam angeboren. Uebungsmärsche (Lustpartien) der Nationalgarde mit Musik in die schönen Umgebungen finden sehr häufig statt, während der durch die Beseitigung des Militärs bei den meisten Posten stark gewordene Wacht- und Patrouillendienst wegen vielfältigen Ausbleibens derselben den Oberkommandanten Pannasch zu der Strafbestimmung veranlaßt hat, daß die säumigen Nationalgarden durch öffentlichen Anschlag an den Straßenecken und unter Umständen sogar mit dem Beisatze: „Hat sich der Gefahr entzogen“ bekannt gegeben werden sollen. ‒ Hinsichtlich der in dieser Woche beginnenden Wahlen für den Reichstag wird es, trotz der Protestation der radikalen Partei, welche die Wahlfähigkeit und Wählbarkeit auch auf die Arbeiter im Tag- und Wochenlohn ausgedehnt wissen wollte, bei den Anordnungen des Ministeriums verbleiben. Der Ausschuß der Bürger- und Nationalgarden äußerte sich über denselben dahin, daß er das Begehren im Prinzip zwar anerkenne, aber seine Berücksichtigung wegen Dringlichkeit der Zeit jetzt unausführbar halte.</p> <bibl>(A. O.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar018_019" type="jArticle"> <head>Wien, 12. Juni.</head> <p>Mit Erlaß des Ministeriums des Innern vom 10. d. M. wird nachträglich zu den Bestimmungen über die Wahlen der Abgeordneten zum constituirenden Reichstage erklärt, das selbstständige Arbeiter, welche das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben, und sich in der freien Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte befinden, in jenen Wahlbezirken, in welchen sie ihren bleibenden Wohnsitz haben, als Wähler auftreten dürfen.</p> <p>Nach der am 18. Mai d. J. erlassenen prov. Verordnung über das Verfahren in Preßsachen und mit Rücksicht auf die Bevölkerung dieser Residenz werden nunmehr zur Zusammensetzung des vorgesehenen Geschwornen-Gerichtes für Wien 800 Geschworne und 25 Ersatzmänner gewählt.</p> <bibl>(W. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar018_020" type="jArticle"> <head>Botzen, 11. Juni.</head> <p>Heute langte kein Postwagen von Verona hier an; nur Briefe kamen, die man auf Umwegen über die Höhe des Gebirges brachte. <hi rendition="#g">Die Straße soll wegen der anhaltenden hitzigen Gefechte bei Rivoli und Dolce gesperrt sein.</hi> Man behauptet die Piemontesen hätten mit Uebermacht sich auf unsern verhältnißmäßig schwachen rechten Flügel geworfen, und sich <hi rendition="#g">unserer Verbindungslinie zwischen Tirol und Verona bemächtigt.</hi></p> </div> <div xml:id="ar018_021" type="jArticle"> <head>Triest, 9. Juni.</head> <p>Der jüngste Bericht über die Kriegsoperationen des Reservearmeekorps wird durch einen offiziellen Bericht aus Conegliano bestätigt und ergänzt. Die Hindernisse der Kommunikation mit Tirol, heißt es in demselben, sind gehoben, die Strada d'Allemagna ist offen und für den Postenlauf hergestellt, indem in Folge einer Umgehung mit 2000 Mann durch das obere Tagliamentothal die feste Stellung von Cadore genommen, und an demselben Tag auch die Verbindung mit Belluno hergestellt worden ist. Die Insurgenten sind in das Zoldo- und Agordothal gejagt, dort eingesperrt, und fünf Kolonnen von uns halten so eben Treibjagd auf dieselben, während drei Bataillone das Piavethal besetzen. Am 6. wurde Primolano angegriffen und hierdurch auch das Bal-Sucana geöffnet. Am 5. rückten 1500 Mann in Bassano ein, besetzten Marostica und sind nun bemüht den hartnäckig vertheidigten Kanal di Brenta, d. h. die Schlucht zwischen Bassano und Primolano zu nehmen. Nebstdem sind 5000 Mann nächst den Lagunen Venedigs und haben Portegrandi wieder besetzt. Ueberall zeigten die Bewohner guten Willen, sogar Zuvorkommenheit und die Verpflegung der Truppen wird ohne Anstand besorgt, so daß es an nichts fehlt.</p> <bibl>(J. d. Oesterr. L.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar018_022" type="jArticle"> <p>In Folge der dringenden Ereignisse ist der Landtag bereits auf den 2. Juli einberufen. Ein Handschreiben des Königs an den Erzherzog Palatin kündigt an, daß der „König mit seiner Familie nach Ungarn kommen und daselbst längere Zeit verweilen werde.“</p> <p>‒ Die Pester Zeitung bringt einen Bericht des Ministerpräsidenten Bathiany, welchem zufolge ein Aufruf an die Szekler: „sich bei der Gefahr, welcher der ungarischen Freiheit und Nationalität droht, dem in der Gegend von Szegedin zusammenzuziehenden Heere anzuschließen“ ‒ den besten Erfolg gehabt hat. Dagegen steht es in Kroatien um so schlimmer. Dem Befehl des Kaisers zum Trotz, welcher in einem Schreiben an den Ban von Kroatien, d. d. Innsbruck den 29., die Abhaltung eines Landtags untersagt und dem Banus befahl, innerhalb 24 Stunden nach Empfang des Befehls aufzubrechen und zu seiner Rechtfertigung nach Innsbruck zu kommen; fand am 4. Mai zu Agram die erste Sitzung des kroatisch-slavonischen Landtags statt, wobei der Ban einstimmig zum Landeskapitain ausgerufen ward. Der Jubel war ungeheuer. ‒ Also hier wie überall dasselbe Spiel mit der Loyalität! Diejenigen, welche sich als die ergebensten Anhänger der Dynastie bezeichnen lassen, sind die gründlichsten Verächter derselben, sobald ihre persönlichen Interessen sich kreuzen.</p> <p>Ein Rescript des ungarischen Kultus-Ministeriums bedeutet den Erzbischof und Patriarchen v. Carlowitz, daß er sich ungesetzlicher Weise in die dortigen Verhältnisse eingemengt habe und die Patriarchenwahl, so wie die Art, in welcher dieselbe vorgegangen, ungesetzlich und ungültig sei.</p> <bibl>(A. O. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar018_023" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 16. Juni.</head> <p>In diesem Augenblicke, wo ein Kaisers vor der Thüre steht, darf sich die Petarchie zurückziehen oder nicht? daß aber ein Kaiser vor der Thüre steht, wer könnte nach allen Himmels- und sonstigen Omina daran zweifeln? Gestern Nachmittag z. B., gegen 4 oder 5 Uhr, im Augenblicke, wo eine kompackte Masse vor dem Eingange der Deputirten-Kammer versammelt war, um die muthmaßliche Ankunft des Prinzen Louis Napoleon abzuwarten, kam plötzlich ein Adler hergeflogen, und ließ sich auf das Dach eines benachbarten Hauses in der Rivoli Straße nieder, wo er sehr lange Zeit verweilte. Alle Anstrengungen, ihn zu fangen, waren vergebens und der Kaiser aller Vögel entfaltete endlich seine breiten Flügel, und nahm seine Richtung nach der Seite der Madelaine-Kirche hin, die grade der Deputirten-Kammer gegenüber liegt und symmetrisch ihr entspricht. Wie sich später herausstellte, war dieses ein Adler, der aus den Käfigen des Thiergartens, des sogenannten jardin des plantes entkommen war. Aber mehr bedurfte es nicht, um eine ungeheure Volksmasse herbeizuziehen, die sich in die verschiedenartigsten Commentaren erging, wozu die jetzige Lage der Dinge natürlich den reichsten Stoff bot. Die Freunde der exekutiven Gewalt und selbst die Roform behaupten, daß dieser Adler die zweite Ausgabe jenes ersten Adlers von Boulogne sei. Aber abgesehen von der Adlergeschichte, so zeigen sich noch andere Symptome, die weit ernsterer Natur sind. So hat man in der rue Mont-Thabor angefangen Barrikaden zu bauen, deren Vollendung jedoch durch die Dazwischenkunft eines Infanterie-Bataillons verhindert wurde.</p> <p>Der Posten am Finanzministerium ward genöthigt, sich ins Innere des Hotels zurückzuziehen, das ebenfalls auf dem Punkt war, von der Volksmasse eingenommen zu werden. In den Straßen trägt man das Bildniß Napoleons auf einen Stocke befestigt, andere verkaufen eine Medaille mit seinem Kopfbilde und dem Datum seiner Geburt und seiner Wahl. Zu den zwei Napoleonischen Journalen ist ein drittes hinzukommen: la constitution, journal de la république Napoléonienne. ‒ Alles dieses sind für die exekutive Gewalt Symptome eines bevorstehenden Kaisers. Nun protestiren zwar die beiden andern ehrlichen Napoleons gegen eine solche Spötterei von Seiten ihres Vetters, und verbürgen sich für seine Unschuld; nun erklärt Ludwig Napoleon selbst, daß er nie französischer Kaiser werden wolle, selbst wenn man ihn mit Gewalt dazu zwinge ; aber das genügt der Kommission nicht. Sie sieht die Bewegung des Volkes , die kaiserlich aussehenden Manifestationen, und fürchtet den Ehrgeiz des „Prinzen.“ Diese hochweise Kommission, mit dem ernsten Lamartine an der Spitze sieht gar nicht, daß das Volk in seiner Laune, in seinem Aerger, sie alle zum Besten hält: Kommission, Kammer und Invaliden-Haus mit Napoleon an der Spitze. Es läßt einen Adler über die Bourgeoisie-Häupter des National fliegen, und die Bourgeoisie-Republikaner wenden ihr Antlitz ab von diesem ‚Götzenbilde.“ Es läßt von Invaliden das Bildniß des 40jährigen Konstablers durch die Straßen tragen, und vor der Pentarchie den Ruf erschallen: Es lebe der Kaiser! Da muß in der Brust der Pentarchie das republikanische Gefühl mit neuer Kraft erwachen. Um das Volk vor dem Kaiser zu bewahren, resignirt sie sich, Pentarchie zu bleiben.</p> <p>Nun kömmt ihr republikanisches Bewußtsein in Konflikt mit ihrem parlamentarischen Gewissen. Die Herren der Pentarchie hatten sich vorgestern ein Vertrauensvotum stimmen lassen von der Repräsentantenkammer; auf dieses Vertrauensvotum vertrauend hatten sie die Ausschließung des Louis Bonaparte aus der Deputirtenkammer beschlossen. Letztere dagegen, trotz ihres beschlossenen Vertrauens zu den Herren der Pentarchie, bricht den Entschluß dieser Herren und läßt den Bürger Louis Napoleon zu. Dem Beschlusse der Pentarchie gemäß gab es keinen Bürger Louis Napoleon, sondern einen Kaiser Napoleon, Napoleon den Zweiten, der ein zweiter Napoleon zu werden drohte. Wollte daher die Pentarchie, auf dem Vertrauensboden bleiben, so blieb ihr weiter nichts übrig, als ihre Entlassung einzureichen. Wollte sie aber auf dem republikanischen Boden bleiben, so mußte sie als Pentarchie der Monarchie, ob Königthum oder Kaiserthum, auf jede mögliche Weise entgegentreten, und am Ruder bleiben, trotz des Mißtrauensvotums. Um beides mit einander zu vereinigen, haben sie den Bürger Pascal Düprat bestellt, Interpellationen an die Kammer zu richten, um zu erfahren, ob das Vertrauensvotum von vorgestern sich über das mißtrauige Votum von gestern erstrecke, und heute noch seine Gültigkeit habe.</p> <p>[#] Nationalversammlung vom 15. Juni. Großer Zudrang auf dem Pont de la Revolution. Die Tribünen sind mit Neugierigen, besonders auch Damen, überströmt. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Duprats an die executive Commission, man erwartet, daß sich bei dieser Gelegenheit das Loos der Regierung entscheiden wird. Aber Duprat verzichtet auf seine Interpellation. Es scheint, daß die exekutive Commission und das Kabinet es nicht geeignet gefunden, der Versammlung über ihre Widersprüche Rechenschaft abzuverlangen. Auf der Tagesordnung steht nun die Debatte des Vorschlags über die Vereinigung Algiers mit Frankreich. Dieser Vorschlag geht aus von den Herren Rance, Didier, Prèbois. Sie lautet wie folgt: das Territorium von Algier bildet einen integrirenden Theil des französischen Territoriums; die Franzosen in Algier sind durch dieselbe Constitution regiert, wie die Franzosen des Continents. An der Debatte betheiligen sich Cavaignac, Charles Dupin, Pierre Lerour und Goudchaur.</p> <p>Der Präsident theilt am Schluß der Sitzung der Nationalversammlung folgenden ihm aus London zugekommenen Brief mit:</p> <p>„London, 12, Juni. Ich war in der Abreise begriffen um mich auf meinen Posten zu begeben, als ich erfuhr, daß meine Wahl zum Vorwand für Unordnungen diene, die ich tadle. Ich habe nicht die Ehre gesucht, Repräsentant zu sein, aber <hi rendition="#g">wenn das Volk mir Pflichten auferlegte, würde ich sie zu erfüllen wissen.</hi> Mein Name ist ein Symbol der Ordnung und eher als Spaltungen hervorzurufen, würde ich es hundertmal vorziehen im Exil zu bleiben. Ich bin bereit, mich auf meinem Posten zu begeben. Danken Sie in meinem Namen meinen Kollegen.“(Ungeheurer Tumult.)</p> <p><hi rendition="#g">Cavaignac:</hi> Das Wort Republik ist nicht ausgesprochen in diesem Briefe.</p> <p>Die Versammlung erhebt sich mit dem Geschrei : Es lebe die Republik. <hi rendition="#g">Lannac:</hi> Das ist eine Kriegserklärung, die der junge Unbesonnene der Republik macht.</p> <p><hi rendition="#g">Thouret</hi> schlägt vor, Louis Bonaparte in Anklagezustand zu versetzen und zum Landesverräther zu erklären. (Ja! Ja! Es lebe die Republik.)</p> <p>Die Sitzung wird einen Augenblick unterbrochen durch einen Drohbrief, den der Präsident von einem verrückten Schüler der polytechnischen Schule erhält.</p> <p>Cavaignac, Favre, Leclerc ermahnen die Versammlung, keinen Beschluß in einem Augenblick der Aufregung zu fassen.</p> <p>Die Sitzung wird um 9 Uhr in Mitte der größten Agitation aufgehoben, ohne daß es zu einem Beschlusse gekommen wäre.</p> <p>‒ Wir geben hier den Brief Louis Bonaparte's, welcher in der Nationalversammlung vom 13. Durch den Bürger Bonjean verlesen worden ist:</p> <p>„Bürger Repräsentanten !</p> <p>Ich erfahre aus den Journalen vom 22., daß man in den Bureau's der Nationalversammlung den Antrag gemacht hat, gegen mich allein das Verbannungsdekret aufrecht zu halten, unter welchem meine Familie seit dem Jahre 1816 schon seufzt. Ich darf von den Repräsentanten des Volks wohl die richtigen Gründe verlangen, welche mir eine solche Strafe zuziehen sollten. Sollte es dafür sein, daß ich zu jeder Zeit meine Meinung öffentlich dahin aussprach, Frankreich gehöre weder einem Einzelnen, noch einer Dynastie, noch einer Partei? Sollte es dafür sein, daß ich in dem heißen Wunsch, das Prinzip der Volkssouveränetät, welches allein unserm Zwiespalt ein Ziel setzen konnte, ohne Anachie und Ausschweifungen zur Anerkennung zu bringen, zwei mal das Opfer meines Auftretens gegen eine Regierung wurde, die ihr jetzt selbst zertrümmert habt? Sollte es dafür sein, daß ich aus Achtung für die provisorische Regierung, nachdem ich auf die erste Nachricht von der Revolution, nach Paris geeilt war, einwilligte, in die Fremde zurückzukehren? Sollte es endlich sein, weil ich aus Uneigennützigkeit die mir angetragenen Kandidaturen zur Nationalversammlung ablehnte, da ich nicht vor Begründung der neuen Konstitution, vor Befestigung der Republik nach Frankreich zurückkehren wollte?</p> <p>Dieselben Grundsätze, welche mich die Waffen gegen die Regierung Louis Philippe's ergreifen ließen, werden mich auch bestimmen, mich der Vertheidigung der Nationalversammlung, des aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Volkswillens zu widmen, wenn man meine Dienste verlangen sollte.</p> <p>Gegenüber einem von 200 Deputirten erwählten Könige konnte ich mich den Erben eines von vier Millionen Franzosen begründeten Kaiserreichs nennen; gegenüber dem souveränen Volk kann und will ich nichts Anderes als das Recht eines französischen Bürgers in Anspruch nehmen, das aber auch ohne Unterlaß und mit aller derjenigen Energie verlangen, welche das Gefühl, seinem Vaterland niemals Unehre gemacht zu haben, jedem Ehrenmanne geben muß.</p> <p>Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung meiner Hochachtung:</p> <p>Ihr Mitbürger,</p> <p> <hi rendition="#g">Napoleon Louis Napoleon.“</hi> </p> <p>London, den 24. Mai 1848.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar018_024" type="jArticle"> <head><bibl><author>24</author></bibl> London, 15. Juni.</head> <p>Gestern reiste Isturitz, der spanische Gesandte, von London ab. Nach mehreren resultatlosen Unterredungen mit Lord Palmerstom erhielt er schließlich Seitens des letzteren die Aufforderung innerhalb 36 Stunden England zu verlassen. Graf Mirasol, der vergebens seine Anerkennung von Palmerston erwartete, zog am Freitage ab mit Trauer im Herzen, daß er mit seiner delikaten Mission so gänzlich gescheitert.</p> </div> <div xml:id="ar018_025" type="jArticle"> <head>Dublin, 12 Juni.</head> <p>Vereinigung giebt Kraft! Das fühlen und begreifen die Repealer täglich mehr. Daher die Anstrengungen aller aufrichtigen Repealer, welcher Schattirung sie auch bisher angehörten, ihre Zwistigkeiten fahren zu lassen und ihre Gesammtkraft auf Befreiung ihres Landes von der Herrschaft der englischen Geld- und Bodenaristokratie allein zu verwenden.</p> <p>In der heutigen Sitzung der Repeal-Assoziation wurden die Statuten verlesen, nach welchen ein neuer mächtiger Repeal-Verein gegründet und somit die Trennung der Alt- und Jung-Irländer aufhören soll. Es sind 10 Paragraphen. Danach soll die neue Assoziation den Namen „die irische League“ erhalten und ihr Zweck: Erlangung legislativer Unabhängigkeit für Irland sein. Die Zahl der Mitglieder ist unbegränzt. Jeder im Jahre 1848 zu Alt- oder Jung-Irland Eingeschriebene und jeder Andere, der 1 Schilling oder mehr in die Kasse der „irischen League“ zahlt, hat das Recht, zum Mitglied der letzteren vorgeschlagen zu werden. Das Comite soll zum Theil aus den Comite-Mitgliedern Alt- und Jung-Irlands, zum Theil aus andern dazu passenden Personen gebildet werden. Unter diesem stehend verwaltet ein verantwortliches Finanzcomite die Gelder der League. Jeder Antrag etc. muß, ehe er an die League selbst gelangt, zuvor von dem Hauptcomite geprüft sein. Kein Mitglied hat für die von irgend einem andern Mitglied geäußerten Ansichten zu haften oder sich dadurch für gebunden zu erachten. Die Basis der irischen League soll auf völliger Unabhängigkeit von allen englischen Partheien beruhen. Wer als Comite-Mitglied von irgend einer Verwaltung, die sich nicht zur Durchsetzung der Repeal verpflichtet hat, ein besoldetes Amt für sich annimmt oder für Andere darum wirbt, muß sofort austreten. Gegenstände sektirerischen Inhalts sollen nicht zur Diskussion kommen, damit aber im Uebrigen der freien Erörterung jedes Uebelstandes keinerlei Fesseln angelegt werden.</p> <p>Am bemerkenswerthesten bei der darauf folgenden Verhandlung war das vollständige Durchfallen J. O'Connell's, dessen Rede fast bei jedem fünften Wort mit fürchterlichem Lärm und Gezische unterbrochen wurde. Die Macht der O'Connell'schen Dynastie ist gebrochen und J. O'Connell nicht der Mann, der sie je wieder aufrichten könnte. Das wäre selbst seinem Vater, dem „Liberator“ nicht mehr gelungen. Denn das irische Volk hat nach grade das O'Connell'sche Gaukelspiel durchschaut.</p> <p>Die oben angeführten Statuten sollen zur Prüfung durch's ganze Land versandt und über 14 Tage nach vorgängigem Bericht die definitiven Beschlüsse gefaßt werden.</p> <p>Die Consols schlossen zu 835/8, ex div. Von den Bankdirektoren wurde der Diskontosatz auf 31/2 % erniedrigt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Amerika.</head> <div xml:id="ar018_026" type="jArticle"> <p>Den von der „Caledonia“ am 14. d. nach Liverpool überbrachten Nachrichten entlehnen wir in Bezug auf die Friedensunterhandlungen mit Mexiko noch Folgendes:</p> <p>Die hinreichende Anzahl von Mitgliedern des Kongresses in Queretaro kam erst dann zu Stande, als einer der Hauptstaaten Mexicos, der Staat Jalisco, erklärt hatte: wenn der Kongreß nicht bald zusammentrete, so werde er (Jalisco) für seinen Theil den von der Regier. mit Nordamerika abgeschlossenen Friedens-Vertrag als ratifizirt betrachten und sich von dem übrigen Mexiko trennen. Das war die eigentliche Ursache weshalb endlich am 8. Mai der Kongreß in stimmfähiger Anzahl zu Queretaro zusammentrat. Inzwischen ziehen aber Paredes, Almonte und Jarauta durch die verschiedenen Theile Mexiko's und bieten Alles auf, um ein neues Pronunciamiento gegen die Regierung zu Stande zu bringen und den Krieg auf's Neue anzufachen. Gleichwohl herrscht in Mexiko selbst wie in den Hauptstädten der Union die Ansicht vor, daß nun doch der auch vom mexikanischen Präsidenten Pena y Pena aufrichtig und energisch bevorwortete Friedensvertrag zu einem baldigen Abschluß kommen werde.</p> <p>Die Halbinsel Yucatan, in welcher der Vernichtungskampf zwischen Indianern und Weißen auf's Neue begonnen, hat sich den Verein. Staaten, England und Spanien angeboten als integrirender Theil eines der genannten Staaten. Der englische Gesandte in Mexiko hat jetzt dem Gouverneur von Yucatan sehr freundlich geantwortet, daß er den Antrag an seine Regierung geschickt und daß er nicht zweifele, dieselbe werde das Anerbieten, von der Halbinsel Yucatan Besitz zu nehmen, schnell in Erwägung ziehen und zugleich den bedrängten Yucatanern baldmögliche und wirksame Hülfe gewähren: Bruder Jonathan hat aber längst erklärt und die Erklärung neuerdings wiederholt, daß er dergleichen von europäischen Mächten beabsichtigte Souveränetät und Besitzergreifung niemals dulden werde.</p> <p>Der Börsenbericht aus New-York vom 31. Mai sagt: „Unsere Banken sind in guter Lage, und wenngleich die Goldausfuhr nach Europa fortdauert, so erleidet doch der Vorrath keine Verminderung, denn zahlreiche kleine Bäche, die alle hier zusammenlaufen, ersetzen reichlich den Abgang. In dieser Hinsicht wirkt besonders der große Andrang von europäischen Auswanderern , Mehr als 10,000, meistens <hi rendition="#g">deutsche,</hi> Ansiedler langten allein am vorigen Sonnabend und Sonntag hier an. Sie waren Alle munter, dem Anschein nach wohlhabend. Sie bringen sämmtlich mehr oder weniger baares Geld mit sich.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar018_027" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Neapel, 8, Juni.</head> <p>Der König hat 4000 Mann nach Kalabrien abgesandt. Während der letzten Tage ließ er verschiedene große Kisten auf eine englische Fregatte bringen. Letztere hält sich beständig in der Nähe seines Palastes. <hi rendition="#g">„Ich werde von Neapel abreisen, aber erst will ich es so sehen!“</hi> und bei diesen Worten streckte er seine Hand aus und blies über dieselbe hin!!</p> <p>‒ Aus Malta wird gemeldet: „Unsere Insel ist ein wahrer Zufluchtort für Jesuiten und Jesuitenlinge geworden. In ihrem alten Kloster vereinigt hatten sie die Unverschämtheit, als die Nachricht von der Metzelei und Plünderung in Neapel anlangte, ein feierliches Te Deum zu veranstalten.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079/0003]
vorläufig für das Inland eingetreten, wird aber wohl auch für auswärtige Blätter verhältnißmäßig ausgedehnt werden.
Wien, 10. Juni. Auf Antrag des Dr. Schuselka in der gestrigen Abendsitzung des Ausschusses der Bürger, Nationalgarde und Studenten, geht heute eine Deputation nach Frankfurt ab, um das Parlament, die Nationalversammlung, einzuladen, daß sie ihren Sitz nach Wien verlegen möge. Die Deputirten sind die Doktoren Schuselka und Goldmark und Herr Gimbel, Deputirter im obigen Ausschuß.
Professor Hye, von dem ich Ihnen berichtete, daß er durch die Ereignisse des 26. Mai arg kompromittirt sein soll, wurde durch die Untersuchungskommission von jeder Schuld freigesprochen. Ein Theil der öffentlichen Meinung ist jedoch mit diesem Urtheil nicht zufrieden gestellt und verlangt Appellation gegen Hye.
(A. O.-Z.) Wien, 11. Juni. Eine „Wiener Studenten-Burschenschaft“ hat sich neu organisirt und wird mit den Nationalgarden morgen in dem romantisch gelegenen Haimbach ihr Gründungs- und sogenanntes „Verbrüderungsfest“ feiern. Ueberhaupt scheint sich das noch junge politische Leben bei uns in jene Schau- und Vergnügungssucht umwandeln und zersetzen zu wollen, welche dem Wiener gleichsam angeboren. Uebungsmärsche (Lustpartien) der Nationalgarde mit Musik in die schönen Umgebungen finden sehr häufig statt, während der durch die Beseitigung des Militärs bei den meisten Posten stark gewordene Wacht- und Patrouillendienst wegen vielfältigen Ausbleibens derselben den Oberkommandanten Pannasch zu der Strafbestimmung veranlaßt hat, daß die säumigen Nationalgarden durch öffentlichen Anschlag an den Straßenecken und unter Umständen sogar mit dem Beisatze: „Hat sich der Gefahr entzogen“ bekannt gegeben werden sollen. ‒ Hinsichtlich der in dieser Woche beginnenden Wahlen für den Reichstag wird es, trotz der Protestation der radikalen Partei, welche die Wahlfähigkeit und Wählbarkeit auch auf die Arbeiter im Tag- und Wochenlohn ausgedehnt wissen wollte, bei den Anordnungen des Ministeriums verbleiben. Der Ausschuß der Bürger- und Nationalgarden äußerte sich über denselben dahin, daß er das Begehren im Prinzip zwar anerkenne, aber seine Berücksichtigung wegen Dringlichkeit der Zeit jetzt unausführbar halte.
(A. O.-Z.) Wien, 12. Juni. Mit Erlaß des Ministeriums des Innern vom 10. d. M. wird nachträglich zu den Bestimmungen über die Wahlen der Abgeordneten zum constituirenden Reichstage erklärt, das selbstständige Arbeiter, welche das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben, und sich in der freien Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte befinden, in jenen Wahlbezirken, in welchen sie ihren bleibenden Wohnsitz haben, als Wähler auftreten dürfen.
Nach der am 18. Mai d. J. erlassenen prov. Verordnung über das Verfahren in Preßsachen und mit Rücksicht auf die Bevölkerung dieser Residenz werden nunmehr zur Zusammensetzung des vorgesehenen Geschwornen-Gerichtes für Wien 800 Geschworne und 25 Ersatzmänner gewählt.
(W. Z.) Botzen, 11. Juni. Heute langte kein Postwagen von Verona hier an; nur Briefe kamen, die man auf Umwegen über die Höhe des Gebirges brachte. Die Straße soll wegen der anhaltenden hitzigen Gefechte bei Rivoli und Dolce gesperrt sein. Man behauptet die Piemontesen hätten mit Uebermacht sich auf unsern verhältnißmäßig schwachen rechten Flügel geworfen, und sich unserer Verbindungslinie zwischen Tirol und Verona bemächtigt.
Triest, 9. Juni. Der jüngste Bericht über die Kriegsoperationen des Reservearmeekorps wird durch einen offiziellen Bericht aus Conegliano bestätigt und ergänzt. Die Hindernisse der Kommunikation mit Tirol, heißt es in demselben, sind gehoben, die Strada d'Allemagna ist offen und für den Postenlauf hergestellt, indem in Folge einer Umgehung mit 2000 Mann durch das obere Tagliamentothal die feste Stellung von Cadore genommen, und an demselben Tag auch die Verbindung mit Belluno hergestellt worden ist. Die Insurgenten sind in das Zoldo- und Agordothal gejagt, dort eingesperrt, und fünf Kolonnen von uns halten so eben Treibjagd auf dieselben, während drei Bataillone das Piavethal besetzen. Am 6. wurde Primolano angegriffen und hierdurch auch das Bal-Sucana geöffnet. Am 5. rückten 1500 Mann in Bassano ein, besetzten Marostica und sind nun bemüht den hartnäckig vertheidigten Kanal di Brenta, d. h. die Schlucht zwischen Bassano und Primolano zu nehmen. Nebstdem sind 5000 Mann nächst den Lagunen Venedigs und haben Portegrandi wieder besetzt. Ueberall zeigten die Bewohner guten Willen, sogar Zuvorkommenheit und die Verpflegung der Truppen wird ohne Anstand besorgt, so daß es an nichts fehlt.
(J. d. Oesterr. L.) Ungarn. In Folge der dringenden Ereignisse ist der Landtag bereits auf den 2. Juli einberufen. Ein Handschreiben des Königs an den Erzherzog Palatin kündigt an, daß der „König mit seiner Familie nach Ungarn kommen und daselbst längere Zeit verweilen werde.“
‒ Die Pester Zeitung bringt einen Bericht des Ministerpräsidenten Bathiany, welchem zufolge ein Aufruf an die Szekler: „sich bei der Gefahr, welcher der ungarischen Freiheit und Nationalität droht, dem in der Gegend von Szegedin zusammenzuziehenden Heere anzuschließen“ ‒ den besten Erfolg gehabt hat. Dagegen steht es in Kroatien um so schlimmer. Dem Befehl des Kaisers zum Trotz, welcher in einem Schreiben an den Ban von Kroatien, d. d. Innsbruck den 29., die Abhaltung eines Landtags untersagt und dem Banus befahl, innerhalb 24 Stunden nach Empfang des Befehls aufzubrechen und zu seiner Rechtfertigung nach Innsbruck zu kommen; fand am 4. Mai zu Agram die erste Sitzung des kroatisch-slavonischen Landtags statt, wobei der Ban einstimmig zum Landeskapitain ausgerufen ward. Der Jubel war ungeheuer. ‒ Also hier wie überall dasselbe Spiel mit der Loyalität! Diejenigen, welche sich als die ergebensten Anhänger der Dynastie bezeichnen lassen, sind die gründlichsten Verächter derselben, sobald ihre persönlichen Interessen sich kreuzen.
Ein Rescript des ungarischen Kultus-Ministeriums bedeutet den Erzbischof und Patriarchen v. Carlowitz, daß er sich ungesetzlicher Weise in die dortigen Verhältnisse eingemengt habe und die Patriarchenwahl, so wie die Art, in welcher dieselbe vorgegangen, ungesetzlich und ungültig sei.
(A. O. Z.) Französische Republik. 12 Paris, 16. Juni. In diesem Augenblicke, wo ein Kaisers vor der Thüre steht, darf sich die Petarchie zurückziehen oder nicht? daß aber ein Kaiser vor der Thüre steht, wer könnte nach allen Himmels- und sonstigen Omina daran zweifeln? Gestern Nachmittag z. B., gegen 4 oder 5 Uhr, im Augenblicke, wo eine kompackte Masse vor dem Eingange der Deputirten-Kammer versammelt war, um die muthmaßliche Ankunft des Prinzen Louis Napoleon abzuwarten, kam plötzlich ein Adler hergeflogen, und ließ sich auf das Dach eines benachbarten Hauses in der Rivoli Straße nieder, wo er sehr lange Zeit verweilte. Alle Anstrengungen, ihn zu fangen, waren vergebens und der Kaiser aller Vögel entfaltete endlich seine breiten Flügel, und nahm seine Richtung nach der Seite der Madelaine-Kirche hin, die grade der Deputirten-Kammer gegenüber liegt und symmetrisch ihr entspricht. Wie sich später herausstellte, war dieses ein Adler, der aus den Käfigen des Thiergartens, des sogenannten jardin des plantes entkommen war. Aber mehr bedurfte es nicht, um eine ungeheure Volksmasse herbeizuziehen, die sich in die verschiedenartigsten Commentaren erging, wozu die jetzige Lage der Dinge natürlich den reichsten Stoff bot. Die Freunde der exekutiven Gewalt und selbst die Roform behaupten, daß dieser Adler die zweite Ausgabe jenes ersten Adlers von Boulogne sei. Aber abgesehen von der Adlergeschichte, so zeigen sich noch andere Symptome, die weit ernsterer Natur sind. So hat man in der rue Mont-Thabor angefangen Barrikaden zu bauen, deren Vollendung jedoch durch die Dazwischenkunft eines Infanterie-Bataillons verhindert wurde.
Der Posten am Finanzministerium ward genöthigt, sich ins Innere des Hotels zurückzuziehen, das ebenfalls auf dem Punkt war, von der Volksmasse eingenommen zu werden. In den Straßen trägt man das Bildniß Napoleons auf einen Stocke befestigt, andere verkaufen eine Medaille mit seinem Kopfbilde und dem Datum seiner Geburt und seiner Wahl. Zu den zwei Napoleonischen Journalen ist ein drittes hinzukommen: la constitution, journal de la république Napoléonienne. ‒ Alles dieses sind für die exekutive Gewalt Symptome eines bevorstehenden Kaisers. Nun protestiren zwar die beiden andern ehrlichen Napoleons gegen eine solche Spötterei von Seiten ihres Vetters, und verbürgen sich für seine Unschuld; nun erklärt Ludwig Napoleon selbst, daß er nie französischer Kaiser werden wolle, selbst wenn man ihn mit Gewalt dazu zwinge ; aber das genügt der Kommission nicht. Sie sieht die Bewegung des Volkes , die kaiserlich aussehenden Manifestationen, und fürchtet den Ehrgeiz des „Prinzen.“ Diese hochweise Kommission, mit dem ernsten Lamartine an der Spitze sieht gar nicht, daß das Volk in seiner Laune, in seinem Aerger, sie alle zum Besten hält: Kommission, Kammer und Invaliden-Haus mit Napoleon an der Spitze. Es läßt einen Adler über die Bourgeoisie-Häupter des National fliegen, und die Bourgeoisie-Republikaner wenden ihr Antlitz ab von diesem ‚Götzenbilde.“ Es läßt von Invaliden das Bildniß des 40jährigen Konstablers durch die Straßen tragen, und vor der Pentarchie den Ruf erschallen: Es lebe der Kaiser! Da muß in der Brust der Pentarchie das republikanische Gefühl mit neuer Kraft erwachen. Um das Volk vor dem Kaiser zu bewahren, resignirt sie sich, Pentarchie zu bleiben.
Nun kömmt ihr republikanisches Bewußtsein in Konflikt mit ihrem parlamentarischen Gewissen. Die Herren der Pentarchie hatten sich vorgestern ein Vertrauensvotum stimmen lassen von der Repräsentantenkammer; auf dieses Vertrauensvotum vertrauend hatten sie die Ausschließung des Louis Bonaparte aus der Deputirtenkammer beschlossen. Letztere dagegen, trotz ihres beschlossenen Vertrauens zu den Herren der Pentarchie, bricht den Entschluß dieser Herren und läßt den Bürger Louis Napoleon zu. Dem Beschlusse der Pentarchie gemäß gab es keinen Bürger Louis Napoleon, sondern einen Kaiser Napoleon, Napoleon den Zweiten, der ein zweiter Napoleon zu werden drohte. Wollte daher die Pentarchie, auf dem Vertrauensboden bleiben, so blieb ihr weiter nichts übrig, als ihre Entlassung einzureichen. Wollte sie aber auf dem republikanischen Boden bleiben, so mußte sie als Pentarchie der Monarchie, ob Königthum oder Kaiserthum, auf jede mögliche Weise entgegentreten, und am Ruder bleiben, trotz des Mißtrauensvotums. Um beides mit einander zu vereinigen, haben sie den Bürger Pascal Düprat bestellt, Interpellationen an die Kammer zu richten, um zu erfahren, ob das Vertrauensvotum von vorgestern sich über das mißtrauige Votum von gestern erstrecke, und heute noch seine Gültigkeit habe.
[#] Nationalversammlung vom 15. Juni. Großer Zudrang auf dem Pont de la Revolution. Die Tribünen sind mit Neugierigen, besonders auch Damen, überströmt. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Duprats an die executive Commission, man erwartet, daß sich bei dieser Gelegenheit das Loos der Regierung entscheiden wird. Aber Duprat verzichtet auf seine Interpellation. Es scheint, daß die exekutive Commission und das Kabinet es nicht geeignet gefunden, der Versammlung über ihre Widersprüche Rechenschaft abzuverlangen. Auf der Tagesordnung steht nun die Debatte des Vorschlags über die Vereinigung Algiers mit Frankreich. Dieser Vorschlag geht aus von den Herren Rance, Didier, Prèbois. Sie lautet wie folgt: das Territorium von Algier bildet einen integrirenden Theil des französischen Territoriums; die Franzosen in Algier sind durch dieselbe Constitution regiert, wie die Franzosen des Continents. An der Debatte betheiligen sich Cavaignac, Charles Dupin, Pierre Lerour und Goudchaur.
Der Präsident theilt am Schluß der Sitzung der Nationalversammlung folgenden ihm aus London zugekommenen Brief mit:
„London, 12, Juni. Ich war in der Abreise begriffen um mich auf meinen Posten zu begeben, als ich erfuhr, daß meine Wahl zum Vorwand für Unordnungen diene, die ich tadle. Ich habe nicht die Ehre gesucht, Repräsentant zu sein, aber wenn das Volk mir Pflichten auferlegte, würde ich sie zu erfüllen wissen. Mein Name ist ein Symbol der Ordnung und eher als Spaltungen hervorzurufen, würde ich es hundertmal vorziehen im Exil zu bleiben. Ich bin bereit, mich auf meinem Posten zu begeben. Danken Sie in meinem Namen meinen Kollegen.“(Ungeheurer Tumult.)
Cavaignac: Das Wort Republik ist nicht ausgesprochen in diesem Briefe.
Die Versammlung erhebt sich mit dem Geschrei : Es lebe die Republik. Lannac: Das ist eine Kriegserklärung, die der junge Unbesonnene der Republik macht.
Thouret schlägt vor, Louis Bonaparte in Anklagezustand zu versetzen und zum Landesverräther zu erklären. (Ja! Ja! Es lebe die Republik.)
Die Sitzung wird einen Augenblick unterbrochen durch einen Drohbrief, den der Präsident von einem verrückten Schüler der polytechnischen Schule erhält.
Cavaignac, Favre, Leclerc ermahnen die Versammlung, keinen Beschluß in einem Augenblick der Aufregung zu fassen.
Die Sitzung wird um 9 Uhr in Mitte der größten Agitation aufgehoben, ohne daß es zu einem Beschlusse gekommen wäre.
‒ Wir geben hier den Brief Louis Bonaparte's, welcher in der Nationalversammlung vom 13. Durch den Bürger Bonjean verlesen worden ist:
„Bürger Repräsentanten !
Ich erfahre aus den Journalen vom 22., daß man in den Bureau's der Nationalversammlung den Antrag gemacht hat, gegen mich allein das Verbannungsdekret aufrecht zu halten, unter welchem meine Familie seit dem Jahre 1816 schon seufzt. Ich darf von den Repräsentanten des Volks wohl die richtigen Gründe verlangen, welche mir eine solche Strafe zuziehen sollten. Sollte es dafür sein, daß ich zu jeder Zeit meine Meinung öffentlich dahin aussprach, Frankreich gehöre weder einem Einzelnen, noch einer Dynastie, noch einer Partei? Sollte es dafür sein, daß ich in dem heißen Wunsch, das Prinzip der Volkssouveränetät, welches allein unserm Zwiespalt ein Ziel setzen konnte, ohne Anachie und Ausschweifungen zur Anerkennung zu bringen, zwei mal das Opfer meines Auftretens gegen eine Regierung wurde, die ihr jetzt selbst zertrümmert habt? Sollte es dafür sein, daß ich aus Achtung für die provisorische Regierung, nachdem ich auf die erste Nachricht von der Revolution, nach Paris geeilt war, einwilligte, in die Fremde zurückzukehren? Sollte es endlich sein, weil ich aus Uneigennützigkeit die mir angetragenen Kandidaturen zur Nationalversammlung ablehnte, da ich nicht vor Begründung der neuen Konstitution, vor Befestigung der Republik nach Frankreich zurückkehren wollte?
Dieselben Grundsätze, welche mich die Waffen gegen die Regierung Louis Philippe's ergreifen ließen, werden mich auch bestimmen, mich der Vertheidigung der Nationalversammlung, des aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Volkswillens zu widmen, wenn man meine Dienste verlangen sollte.
Gegenüber einem von 200 Deputirten erwählten Könige konnte ich mich den Erben eines von vier Millionen Franzosen begründeten Kaiserreichs nennen; gegenüber dem souveränen Volk kann und will ich nichts Anderes als das Recht eines französischen Bürgers in Anspruch nehmen, das aber auch ohne Unterlaß und mit aller derjenigen Energie verlangen, welche das Gefühl, seinem Vaterland niemals Unehre gemacht zu haben, jedem Ehrenmanne geben muß.
Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung meiner Hochachtung:
Ihr Mitbürger,
Napoleon Louis Napoleon.“
London, den 24. Mai 1848.
Großbritannien. 24 London, 15. Juni. Gestern reiste Isturitz, der spanische Gesandte, von London ab. Nach mehreren resultatlosen Unterredungen mit Lord Palmerstom erhielt er schließlich Seitens des letzteren die Aufforderung innerhalb 36 Stunden England zu verlassen. Graf Mirasol, der vergebens seine Anerkennung von Palmerston erwartete, zog am Freitage ab mit Trauer im Herzen, daß er mit seiner delikaten Mission so gänzlich gescheitert.
Dublin, 12 Juni. Vereinigung giebt Kraft! Das fühlen und begreifen die Repealer täglich mehr. Daher die Anstrengungen aller aufrichtigen Repealer, welcher Schattirung sie auch bisher angehörten, ihre Zwistigkeiten fahren zu lassen und ihre Gesammtkraft auf Befreiung ihres Landes von der Herrschaft der englischen Geld- und Bodenaristokratie allein zu verwenden.
In der heutigen Sitzung der Repeal-Assoziation wurden die Statuten verlesen, nach welchen ein neuer mächtiger Repeal-Verein gegründet und somit die Trennung der Alt- und Jung-Irländer aufhören soll. Es sind 10 Paragraphen. Danach soll die neue Assoziation den Namen „die irische League“ erhalten und ihr Zweck: Erlangung legislativer Unabhängigkeit für Irland sein. Die Zahl der Mitglieder ist unbegränzt. Jeder im Jahre 1848 zu Alt- oder Jung-Irland Eingeschriebene und jeder Andere, der 1 Schilling oder mehr in die Kasse der „irischen League“ zahlt, hat das Recht, zum Mitglied der letzteren vorgeschlagen zu werden. Das Comite soll zum Theil aus den Comite-Mitgliedern Alt- und Jung-Irlands, zum Theil aus andern dazu passenden Personen gebildet werden. Unter diesem stehend verwaltet ein verantwortliches Finanzcomite die Gelder der League. Jeder Antrag etc. muß, ehe er an die League selbst gelangt, zuvor von dem Hauptcomite geprüft sein. Kein Mitglied hat für die von irgend einem andern Mitglied geäußerten Ansichten zu haften oder sich dadurch für gebunden zu erachten. Die Basis der irischen League soll auf völliger Unabhängigkeit von allen englischen Partheien beruhen. Wer als Comite-Mitglied von irgend einer Verwaltung, die sich nicht zur Durchsetzung der Repeal verpflichtet hat, ein besoldetes Amt für sich annimmt oder für Andere darum wirbt, muß sofort austreten. Gegenstände sektirerischen Inhalts sollen nicht zur Diskussion kommen, damit aber im Uebrigen der freien Erörterung jedes Uebelstandes keinerlei Fesseln angelegt werden.
Am bemerkenswerthesten bei der darauf folgenden Verhandlung war das vollständige Durchfallen J. O'Connell's, dessen Rede fast bei jedem fünften Wort mit fürchterlichem Lärm und Gezische unterbrochen wurde. Die Macht der O'Connell'schen Dynastie ist gebrochen und J. O'Connell nicht der Mann, der sie je wieder aufrichten könnte. Das wäre selbst seinem Vater, dem „Liberator“ nicht mehr gelungen. Denn das irische Volk hat nach grade das O'Connell'sche Gaukelspiel durchschaut.
Die oben angeführten Statuten sollen zur Prüfung durch's ganze Land versandt und über 14 Tage nach vorgängigem Bericht die definitiven Beschlüsse gefaßt werden.
Die Consols schlossen zu 835/8, ex div. Von den Bankdirektoren wurde der Diskontosatz auf 31/2 % erniedrigt.
Amerika. Den von der „Caledonia“ am 14. d. nach Liverpool überbrachten Nachrichten entlehnen wir in Bezug auf die Friedensunterhandlungen mit Mexiko noch Folgendes:
Die hinreichende Anzahl von Mitgliedern des Kongresses in Queretaro kam erst dann zu Stande, als einer der Hauptstaaten Mexicos, der Staat Jalisco, erklärt hatte: wenn der Kongreß nicht bald zusammentrete, so werde er (Jalisco) für seinen Theil den von der Regier. mit Nordamerika abgeschlossenen Friedens-Vertrag als ratifizirt betrachten und sich von dem übrigen Mexiko trennen. Das war die eigentliche Ursache weshalb endlich am 8. Mai der Kongreß in stimmfähiger Anzahl zu Queretaro zusammentrat. Inzwischen ziehen aber Paredes, Almonte und Jarauta durch die verschiedenen Theile Mexiko's und bieten Alles auf, um ein neues Pronunciamiento gegen die Regierung zu Stande zu bringen und den Krieg auf's Neue anzufachen. Gleichwohl herrscht in Mexiko selbst wie in den Hauptstädten der Union die Ansicht vor, daß nun doch der auch vom mexikanischen Präsidenten Pena y Pena aufrichtig und energisch bevorwortete Friedensvertrag zu einem baldigen Abschluß kommen werde.
Die Halbinsel Yucatan, in welcher der Vernichtungskampf zwischen Indianern und Weißen auf's Neue begonnen, hat sich den Verein. Staaten, England und Spanien angeboten als integrirender Theil eines der genannten Staaten. Der englische Gesandte in Mexiko hat jetzt dem Gouverneur von Yucatan sehr freundlich geantwortet, daß er den Antrag an seine Regierung geschickt und daß er nicht zweifele, dieselbe werde das Anerbieten, von der Halbinsel Yucatan Besitz zu nehmen, schnell in Erwägung ziehen und zugleich den bedrängten Yucatanern baldmögliche und wirksame Hülfe gewähren: Bruder Jonathan hat aber längst erklärt und die Erklärung neuerdings wiederholt, daß er dergleichen von europäischen Mächten beabsichtigte Souveränetät und Besitzergreifung niemals dulden werde.
Der Börsenbericht aus New-York vom 31. Mai sagt: „Unsere Banken sind in guter Lage, und wenngleich die Goldausfuhr nach Europa fortdauert, so erleidet doch der Vorrath keine Verminderung, denn zahlreiche kleine Bäche, die alle hier zusammenlaufen, ersetzen reichlich den Abgang. In dieser Hinsicht wirkt besonders der große Andrang von europäischen Auswanderern , Mehr als 10,000, meistens deutsche, Ansiedler langten allein am vorigen Sonnabend und Sonntag hier an. Sie waren Alle munter, dem Anschein nach wohlhabend. Sie bringen sämmtlich mehr oder weniger baares Geld mit sich.
Italien. * Neapel, 8, Juni. Der König hat 4000 Mann nach Kalabrien abgesandt. Während der letzten Tage ließ er verschiedene große Kisten auf eine englische Fregatte bringen. Letztere hält sich beständig in der Nähe seines Palastes. „Ich werde von Neapel abreisen, aber erst will ich es so sehen!“ und bei diesen Worten streckte er seine Hand aus und blies über dieselbe hin!!
‒ Aus Malta wird gemeldet: „Unsere Insel ist ein wahrer Zufluchtort für Jesuiten und Jesuitenlinge geworden. In ihrem alten Kloster vereinigt hatten sie die Unverschämtheit, als die Nachricht von der Metzelei und Plünderung in Neapel anlangte, ein feierliches Te Deum zu veranstalten.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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