Neue Rheinische Zeitung. Nr. 20. Köln, 20. Juni 1848.Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No. 20. Köln, Dienstag 20. Juni 1848.Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juli an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate : die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Vereinbarungssitzung v. 17. Juni.) Dortmund. (Deutsche Einheit.) Berlin. (Ministerwechsel. - v. Natzmer in Anklagezustand. - Antrag Borchardt's. - Andere Gerüchte über den Ministerwechsel. - 34 amerikanische Schiffe unterwegs zur Befreiung der deutschen Häfen von der Blokade. - Forderung der französischen Regierung. - Blessons Erklärung.) Breslau. (Die Gegensätze in Schlesien.) Aus dem Großherzogthum Posen. (Präsidialrescript. - Colomb's Abberufung.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Wiesbaden. (Corruption.) Wien. (Arbeiterfrage.) Prag. (Stand der Dinge.) Schleswig-Holstein. (Friedensaussichten. - Rückzug der Dänen.) Ungarn. Pesth. (Militärrevolte.) Französische Republik. Paris. (die Steuer von 45 Cts. auf dem Grundeigenthum. - Kaution für die Presse projektirt. - Bonapartistische Umtriebe. - Die "republique rouge". - Der "Faction des travailleurs". - Die Bourgeoisgarde". - Die "Tribune du peuple". - Der "Volcan".) Italien. Verona (die Piemontesen an der Etsch). - Neapel (der König von Neapel und Karl Albert). Großbritannien. London. (Parlamentsdebatten. - Mehr Chartisten verhaftet. - Tom Steele +. - Olozaga flüchtet nach London. - Handelsnachrichten. Amtliche Nachrichten.
Se. Maj. der König haben allergnädigst geruht : Den bisherigen Kriegsminister, Generallieutenant Grafen v. Kanitz, auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen und den Generallieutenant Freiherrn v. Schreckenstein zum Kriegsminister zu ernennen; Dem Domänenrathe v. Hoevel in Dortmund den rothen Adler-Orden 3. Klasse mit der Schleife; so wie dem Glasermeister Euling in Sachsa, Regierungsbezirk Erfurt, dem evangelischen Schullehrer und Organisten Hilfe zu Seitendorf und dem katholischen Schullehrer Altmann zu Giersdorf, im Regierungsbezirk Liegnitz, das Allgemeine Ehrenzeichen; desgleichen Dem Justizkommissarius und Notarius, Justizrath Franz Gelinek zu Breslau, den Charakter als geh. Justizrath zu verleihen. Deutschland.
**Köln, 19. Juni. "Nichts gelernt und Nichts vergessen" - Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27Dortmund, 17. Juni. O einiges Deutschland! Du hast eine schöne Stadt verloren. An den Pfingstfeiertagen wurde von den Stationsgebäuden die schwarz-roth-goldene Fahne, die im Taumel der Freude durch Subscription angekauft worden, ganz sans facon ad acta gelegt, und dafür das Dortmunder Stadtwappen aufgehißt. Außerdem aber wehen noch drei Fahnen, eine sehr lange schwarz-weiße, eine weiße mit dem preußischen Wappen. Der gute Bürgermeister war sofort dankbar und zog die vom Rathhause wehende Tricolore ein. Wir steuern hier direkt auf den Urzustand los. Unser Beamten-Klub, der einen argen Lärm mit Händen und Füßen macht, wenn bei seinen Diskussionen auch nur das Wort Republik erwähnt wird, hat eine Adresse abgeschickt, daß die Nationalversammlung in Berlin verlegt werden soll. Wahrscheinlich ist die Nationalversammlung dankbar und kommt nach Dortmund. Die hiesigen Hohen, die auch dem Prinzen von Preußen anbieten wollten, hier zu residiren, fürchten blos die Nähe der Rheinländer, - Der Zug, der vom Empfange des Prinzen in der Nacht zur Stadt zurückkehrte, machte einen Mordscandal mit Musik, Hurrah u. s. w., prügelte den Hund eines republikanisch gesinnten Kappenmachers etc. Den armen Dienstmädchen aber ist mit Androhung von Arrest durch Ausschellen verboten worden, am ersten Feiertage, wie dies hier gebräuchlich, im Zuge mit Gesang nach der Stadt zu kommen. 15 Berlin, 17. Juni. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zeigte der Minister-Präsident an, daß die Minister v. Arnim, Schwerin und Caniz abgegangen und an die Stelle des letztern der General von Schreckenstein ernannt sei. Die beiden andern werden am künftigen Dienstag ihre Ernennung erhalten. Man bezeichnet hier den Präsident der Nat.-Vers. Milde und den Abgeordneten Rodbertus als Nachfolger von Schwerin und v. Arnim. Seit der Erstürmung des Zeughauses ist hier nichts Erhebliches vorgefallen. Ein Infanterie-Hauptmann, v. Natzmer, welcher das Zeughaus mit einer Kompagnie Soldaten besetzt hatte, und ohne von seinen Waffen Gebrauch zu machen, abgezogen ist, soll vor das Kriegsgericht gestellt werden, worüber das Volk hier sehr aufgebracht ist. Borchardt aus Köln stellte heute folgenden Antrag in der Nationalversammlung : "Die hohe Versammlung wolle, in Betracht, daß nach den bestehenden Gesetzen, insbesondere nach dem Gesetze aus dem Monat April d. J., dem Militärstande das Associations- und Petitions-Recht gleich jedem andern Staatsbürger gebührt, durch einen sofort zu erlassenden Beschluß, dem Kriegsminister jede fernere Schmälerung des obenerwähnten Rechts des Militärstandes untersagen." Die Adreßdebatte hat noch immer nicht beginnen können, weil der Minister erst vor einigen Tagen der Adreß-Kommission einen weitläufigen Stoß mit Akten über die Vorgänge in Posen gegeben hat. Berlin, 15. Juni. Nach einer uns zugehenden glaubwürdigen Mittheilung hat die französische Regierung an das diesseitige Gouvernement die Forderung gestellt, das gesammte Großherzogthum Posen mit Einschluß der abgegränzten deutschen Distrikte, im Interesse der Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Staates, freizugeben. Es soll von der Gewährung dieser Forderung die Erhaltung des Friedens zwischen Deutschland und Frankreich abhängig gemacht sein. (Rh.- u. M.-Z.)- Mit dem gestern (16.) Abends 8 Uhr hier eingetroffenen Eisenbahnzuge aus Hamburg wurde die Nachricht mitgebracht, daß in Hamburg ein amerikanisches Schiff kurz vor Abfahrt des Dampf-Zuges angekommen sei, welches berichtete : daß 34 amerikanische Schiffe nach Deutschland unterwegs wären, um die Blokade der deutschen Häfen aufzuheben. Berlin, 17. Juni. Zur Würdigung der vom Major Blesson abgegebenen Erklärung: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No. 20. Köln, Dienstag 20. Juni 1848.Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juli an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate : die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Vereinbarungssitzung v. 17. Juni.) Dortmund. (Deutsche Einheit.) Berlin. (Ministerwechsel. ‒ v. Natzmer in Anklagezustand. ‒ Antrag Borchardt's. ‒ Andere Gerüchte über den Ministerwechsel. ‒ 34 amerikanische Schiffe unterwegs zur Befreiung der deutschen Häfen von der Blokade. ‒ Forderung der französischen Regierung. ‒ Blessons Erklärung.) Breslau. (Die Gegensätze in Schlesien.) Aus dem Großherzogthum Posen. (Präsidialrescript. ‒ Colomb's Abberufung.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Wiesbaden. (Corruption.) Wien. (Arbeiterfrage.) Prag. (Stand der Dinge.) Schleswig-Holstein. (Friedensaussichten. ‒ Rückzug der Dänen.) Ungarn. Pesth. (Militärrevolte.) Französische Republik. Paris. (die Steuer von 45 Cts. auf dem Grundeigenthum. ‒ Kaution für die Presse projektirt. ‒ Bonapartistische Umtriebe. ‒ Die „république rouge“. ‒ Der „Faction des travailleurs“. ‒ Die Bourgeoisgarde“. ‒ Die „Tribune du peuple“. ‒ Der „Volcan“.) Italien. Verona (die Piemontesen an der Etsch). ‒ Neapel (der König von Neapel und Karl Albert). Großbritannien. London. (Parlamentsdebatten. ‒ Mehr Chartisten verhaftet. ‒ Tom Steele †. ‒ Olozaga flüchtet nach London. ‒ Handelsnachrichten. Amtliche Nachrichten.
Se. Maj. der König haben allergnädigst geruht : Den bisherigen Kriegsminister, Generallieutenant Grafen v. Kanitz, auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen und den Generallieutenant Freiherrn v. Schreckenstein zum Kriegsminister zu ernennen; Dem Domänenrathe v. Hoevel in Dortmund den rothen Adler-Orden 3. Klasse mit der Schleife; so wie dem Glasermeister Euling in Sachsa, Regierungsbezirk Erfurt, dem evangelischen Schullehrer und Organisten Hilfe zu Seitendorf und dem katholischen Schullehrer Altmann zu Giersdorf, im Regierungsbezirk Liegnitz, das Allgemeine Ehrenzeichen; desgleichen Dem Justizkommissarius und Notarius, Justizrath Franz Gelinek zu Breslau, den Charakter als geh. Justizrath zu verleihen. Deutschland.
**Köln, 19. Juni. „Nichts gelernt und Nichts vergessen“ ‒ Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27Dortmund, 17. Juni. O einiges Deutschland! Du hast eine schöne Stadt verloren. An den Pfingstfeiertagen wurde von den Stationsgebäuden die schwarz-roth-goldene Fahne, die im Taumel der Freude durch Subscription angekauft worden, ganz sans façon ad acta gelegt, und dafür das Dortmunder Stadtwappen aufgehißt. Außerdem aber wehen noch drei Fahnen, eine sehr lange schwarz-weiße, eine weiße mit dem preußischen Wappen. Der gute Bürgermeister war sofort dankbar und zog die vom Rathhause wehende Tricolore ein. Wir steuern hier direkt auf den Urzustand los. Unser Beamten-Klub, der einen argen Lärm mit Händen und Füßen macht, wenn bei seinen Diskussionen auch nur das Wort Republik erwähnt wird, hat eine Adresse abgeschickt, daß die Nationalversammlung in Berlin verlegt werden soll. Wahrscheinlich ist die Nationalversammlung dankbar und kommt nach Dortmund. Die hiesigen Hohen, die auch dem Prinzen von Preußen anbieten wollten, hier zu residiren, fürchten blos die Nähe der Rheinländer, ‒ Der Zug, der vom Empfange des Prinzen in der Nacht zur Stadt zurückkehrte, machte einen Mordscandal mit Musik, Hurrah u. s. w., prügelte den Hund eines republikanisch gesinnten Kappenmachers etc. Den armen Dienstmädchen aber ist mit Androhung von Arrest durch Ausschellen verboten worden, am ersten Feiertage, wie dies hier gebräuchlich, im Zuge mit Gesang nach der Stadt zu kommen. 15 Berlin, 17. Juni. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zeigte der Minister-Präsident an, daß die Minister v. Arnim, Schwerin und Caniz abgegangen und an die Stelle des letztern der General von Schreckenstein ernannt sei. Die beiden andern werden am künftigen Dienstag ihre Ernennung erhalten. Man bezeichnet hier den Präsident der Nat.-Vers. Milde und den Abgeordneten Rodbertus als Nachfolger von Schwerin und v. Arnim. Seit der Erstürmung des Zeughauses ist hier nichts Erhebliches vorgefallen. Ein Infanterie-Hauptmann, v. Natzmer, welcher das Zeughaus mit einer Kompagnie Soldaten besetzt hatte, und ohne von seinen Waffen Gebrauch zu machen, abgezogen ist, soll vor das Kriegsgericht gestellt werden, worüber das Volk hier sehr aufgebracht ist. Borchardt aus Köln stellte heute folgenden Antrag in der Nationalversammlung : „Die hohe Versammlung wolle, in Betracht, daß nach den bestehenden Gesetzen, insbesondere nach dem Gesetze aus dem Monat April d. J., dem Militärstande das Associations- und Petitions-Recht gleich jedem andern Staatsbürger gebührt, durch einen sofort zu erlassenden Beschluß, dem Kriegsminister jede fernere Schmälerung des obenerwähnten Rechts des Militärstandes untersagen.“ Die Adreßdebatte hat noch immer nicht beginnen können, weil der Minister erst vor einigen Tagen der Adreß-Kommission einen weitläufigen Stoß mit Akten über die Vorgänge in Posen gegeben hat. Berlin, 15. Juni. Nach einer uns zugehenden glaubwürdigen Mittheilung hat die französische Regierung an das diesseitige Gouvernement die Forderung gestellt, das gesammte Großherzogthum Posen mit Einschluß der abgegränzten deutschen Distrikte, im Interesse der Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Staates, freizugeben. Es soll von der Gewährung dieser Forderung die Erhaltung des Friedens zwischen Deutschland und Frankreich abhängig gemacht sein. (Rh.- u. M.-Z.)‒ Mit dem gestern (16.) Abends 8 Uhr hier eingetroffenen Eisenbahnzuge aus Hamburg wurde die Nachricht mitgebracht, daß in Hamburg ein amerikanisches Schiff kurz vor Abfahrt des Dampf-Zuges angekommen sei, welches berichtete : daß 34 amerikanische Schiffe nach Deutschland unterwegs wären, um die Blokade der deutschen Häfen aufzuheben. Berlin, 17. Juni. Zur Würdigung der vom Major Blesson abgegebenen Erklärung: <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0085"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No. 20. Köln, Dienstag 20. Juni 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jExpedition"> <p> <hi rendition="#b">Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juli an täglich. 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Klasse mit der Schleife; so wie dem Glasermeister Euling in Sachsa, Regierungsbezirk Erfurt, dem evangelischen Schullehrer und Organisten Hilfe zu Seitendorf und dem katholischen Schullehrer Altmann zu Giersdorf, im Regierungsbezirk Liegnitz, das Allgemeine Ehrenzeichen; desgleichen</p> <p>Dem Justizkommissarius und Notarius, Justizrath Franz Gelinek zu Breslau, den Charakter als geh. Justizrath zu verleihen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Deutschland.</head> <div xml:id="ar020_002_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Vereinbarungssitzung vom 17. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 138.</bibl></note> <head><bibl><author>**</author></bibl>Köln, 19. Juni.</head> <p>„Nichts gelernt und Nichts vergessen“ ‒</p> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar020_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>27</author></bibl>Dortmund, 17. Juni.</head> <p>O einiges Deutschland! Du hast eine schöne Stadt verloren. 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Die hiesigen Hohen, die auch dem Prinzen von Preußen anbieten wollten, hier zu residiren, fürchten blos die Nähe der Rheinländer, ‒ Der Zug, der vom Empfange des Prinzen in der Nacht zur Stadt zurückkehrte, machte einen Mordscandal mit Musik, Hurrah u. s. w., prügelte den Hund eines republikanisch gesinnten Kappenmachers etc. Den armen Dienstmädchen aber ist mit Androhung von Arrest durch Ausschellen verboten worden, am ersten Feiertage, wie dies hier gebräuchlich, im Zuge mit Gesang nach der Stadt zu kommen.</p> </div> <div xml:id="ar020_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>15</author></bibl> Berlin, 17. Juni.</head> <p>In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zeigte der Minister-Präsident an, daß die Minister v. Arnim, Schwerin und Caniz abgegangen und an die Stelle des letztern der General von Schreckenstein ernannt sei. Die beiden andern werden am künftigen Dienstag ihre Ernennung erhalten. Man bezeichnet hier den Präsident der Nat.-Vers. Milde und den Abgeordneten Rodbertus als Nachfolger von Schwerin und v. Arnim.</p> <p>Seit der Erstürmung des Zeughauses ist hier nichts Erhebliches vorgefallen. Ein Infanterie-Hauptmann, v. Natzmer, welcher das Zeughaus mit einer Kompagnie Soldaten besetzt hatte, und ohne von seinen Waffen Gebrauch zu machen, abgezogen ist, soll vor das Kriegsgericht gestellt werden, worüber das Volk hier sehr aufgebracht ist.</p> <p>Borchardt aus Köln stellte heute folgenden Antrag in der Nationalversammlung :</p> <p>„Die hohe Versammlung wolle, in Betracht, daß nach den bestehenden Gesetzen, insbesondere nach dem Gesetze aus dem Monat April d. J., dem Militärstande das Associations- und Petitions-Recht gleich jedem andern Staatsbürger gebührt, durch einen sofort zu erlassenden Beschluß, dem Kriegsminister jede fernere Schmälerung des obenerwähnten Rechts des Militärstandes untersagen.“</p> <p>Die Adreßdebatte hat noch immer nicht beginnen können, weil der Minister erst vor einigen Tagen der Adreß-Kommission einen weitläufigen Stoß mit Akten über die Vorgänge in Posen gegeben hat.</p> </div> <div xml:id="ar020_005" type="jArticle"> <head>Berlin, 15. Juni.</head> <p>Nach einer uns zugehenden glaubwürdigen Mittheilung hat die französische Regierung an das diesseitige Gouvernement die Forderung gestellt, das gesammte Großherzogthum Posen mit Einschluß der abgegränzten deutschen Distrikte, im Interesse der Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Staates, freizugeben. Es soll von der Gewährung dieser Forderung die Erhaltung des Friedens zwischen Deutschland und Frankreich abhängig gemacht sein.</p> <bibl>(Rh.- u. 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Neue Rheinische Zeitung.Organ der Demokratie.No. 20. Köln, Dienstag 20. Juni 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juli an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.
Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.
Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.
Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate : die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.
Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Vereinbarungssitzung v. 17. Juni.) Dortmund. (Deutsche Einheit.) Berlin. (Ministerwechsel. ‒ v. Natzmer in Anklagezustand. ‒ Antrag Borchardt's. ‒ Andere Gerüchte über den Ministerwechsel. ‒ 34 amerikanische Schiffe unterwegs zur Befreiung der deutschen Häfen von der Blokade. ‒ Forderung der französischen Regierung. ‒ Blessons Erklärung.) Breslau. (Die Gegensätze in Schlesien.) Aus dem Großherzogthum Posen. (Präsidialrescript. ‒ Colomb's Abberufung.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Wiesbaden. (Corruption.) Wien. (Arbeiterfrage.) Prag. (Stand der Dinge.) Schleswig-Holstein. (Friedensaussichten. ‒ Rückzug der Dänen.)
Ungarn. Pesth. (Militärrevolte.)
Französische Republik. Paris. (die Steuer von 45 Cts. auf dem Grundeigenthum. ‒ Kaution für die Presse projektirt. ‒ Bonapartistische Umtriebe. ‒ Die „république rouge“. ‒ Der „Faction des travailleurs“. ‒ Die Bourgeoisgarde“. ‒ Die „Tribune du peuple“. ‒ Der „Volcan“.)
Italien. Verona (die Piemontesen an der Etsch). ‒ Neapel (der König von Neapel und Karl Albert).
Großbritannien. London. (Parlamentsdebatten. ‒ Mehr Chartisten verhaftet. ‒ Tom Steele †. ‒ Olozaga flüchtet nach London. ‒ Handelsnachrichten.
Amtliche Nachrichten. Se. Maj. der König haben allergnädigst geruht :
Den bisherigen Kriegsminister, Generallieutenant Grafen v. Kanitz, auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen und den Generallieutenant Freiherrn v. Schreckenstein zum Kriegsminister zu ernennen;
Dem Domänenrathe v. Hoevel in Dortmund den rothen Adler-Orden 3. Klasse mit der Schleife; so wie dem Glasermeister Euling in Sachsa, Regierungsbezirk Erfurt, dem evangelischen Schullehrer und Organisten Hilfe zu Seitendorf und dem katholischen Schullehrer Altmann zu Giersdorf, im Regierungsbezirk Liegnitz, das Allgemeine Ehrenzeichen; desgleichen
Dem Justizkommissarius und Notarius, Justizrath Franz Gelinek zu Breslau, den Charakter als geh. Justizrath zu verleihen.
Deutschland. **Köln, 19. Juni. „Nichts gelernt und Nichts vergessen“ ‒
_ 27Dortmund, 17. Juni. O einiges Deutschland! Du hast eine schöne Stadt verloren. An den Pfingstfeiertagen wurde von den Stationsgebäuden die schwarz-roth-goldene Fahne, die im Taumel der Freude durch Subscription angekauft worden, ganz sans façon ad acta gelegt, und dafür das Dortmunder Stadtwappen aufgehißt. Außerdem aber wehen noch drei Fahnen, eine sehr lange schwarz-weiße, eine weiße mit dem preußischen Wappen. Der gute Bürgermeister war sofort dankbar und zog die vom Rathhause wehende Tricolore ein. Wir steuern hier direkt auf den Urzustand los. Unser Beamten-Klub, der einen argen Lärm mit Händen und Füßen macht, wenn bei seinen Diskussionen auch nur das Wort Republik erwähnt wird, hat eine Adresse abgeschickt, daß die Nationalversammlung in Berlin verlegt werden soll. Wahrscheinlich ist die Nationalversammlung dankbar und kommt nach Dortmund. Die hiesigen Hohen, die auch dem Prinzen von Preußen anbieten wollten, hier zu residiren, fürchten blos die Nähe der Rheinländer, ‒ Der Zug, der vom Empfange des Prinzen in der Nacht zur Stadt zurückkehrte, machte einen Mordscandal mit Musik, Hurrah u. s. w., prügelte den Hund eines republikanisch gesinnten Kappenmachers etc. Den armen Dienstmädchen aber ist mit Androhung von Arrest durch Ausschellen verboten worden, am ersten Feiertage, wie dies hier gebräuchlich, im Zuge mit Gesang nach der Stadt zu kommen.
15 Berlin, 17. Juni. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zeigte der Minister-Präsident an, daß die Minister v. Arnim, Schwerin und Caniz abgegangen und an die Stelle des letztern der General von Schreckenstein ernannt sei. Die beiden andern werden am künftigen Dienstag ihre Ernennung erhalten. Man bezeichnet hier den Präsident der Nat.-Vers. Milde und den Abgeordneten Rodbertus als Nachfolger von Schwerin und v. Arnim.
Seit der Erstürmung des Zeughauses ist hier nichts Erhebliches vorgefallen. Ein Infanterie-Hauptmann, v. Natzmer, welcher das Zeughaus mit einer Kompagnie Soldaten besetzt hatte, und ohne von seinen Waffen Gebrauch zu machen, abgezogen ist, soll vor das Kriegsgericht gestellt werden, worüber das Volk hier sehr aufgebracht ist.
Borchardt aus Köln stellte heute folgenden Antrag in der Nationalversammlung :
„Die hohe Versammlung wolle, in Betracht, daß nach den bestehenden Gesetzen, insbesondere nach dem Gesetze aus dem Monat April d. J., dem Militärstande das Associations- und Petitions-Recht gleich jedem andern Staatsbürger gebührt, durch einen sofort zu erlassenden Beschluß, dem Kriegsminister jede fernere Schmälerung des obenerwähnten Rechts des Militärstandes untersagen.“
Die Adreßdebatte hat noch immer nicht beginnen können, weil der Minister erst vor einigen Tagen der Adreß-Kommission einen weitläufigen Stoß mit Akten über die Vorgänge in Posen gegeben hat.
Berlin, 15. Juni. Nach einer uns zugehenden glaubwürdigen Mittheilung hat die französische Regierung an das diesseitige Gouvernement die Forderung gestellt, das gesammte Großherzogthum Posen mit Einschluß der abgegränzten deutschen Distrikte, im Interesse der Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Staates, freizugeben. Es soll von der Gewährung dieser Forderung die Erhaltung des Friedens zwischen Deutschland und Frankreich abhängig gemacht sein.
(Rh.- u. M.-Z.) ‒ Mit dem gestern (16.) Abends 8 Uhr hier eingetroffenen Eisenbahnzuge aus Hamburg wurde die Nachricht mitgebracht, daß in Hamburg ein amerikanisches Schiff kurz vor Abfahrt des Dampf-Zuges angekommen sei, welches berichtete : daß 34 amerikanische Schiffe nach Deutschland unterwegs wären, um die Blokade der deutschen Häfen aufzuheben.
Berlin, 17. Juni. Zur Würdigung der vom Major Blesson abgegebenen Erklärung:
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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