Neue Rheinische Zeitung. Nr. 20. Köln, 20. Juni 1848.daß er keine Garantie für die Berliner Bürgerwehr übernehmen könne, und daß er nicht wisse, ob die bestellte Mannschaft erscheine, noch weniger, ob sie ihre Pflicht thun werde, finden wir uns zu der Veröffentlichung veranlaßt: daß am 14. d. M. die 59. Kompagnie sofort auf die ihr zugegangene Ordre um 7 Uhr Abends nach dem Zeughause ausgerückt ist, daselbst über anderthalb Stunden auf weitere Befehle gewartet und demnächst Seitens des Major Blesson nur die Ordre erhalten hat, in ihren Bezirk zurück zu rücken. Diese Ordre hat die Kompagnie genöthigt, den Platz am Zeughause, zu dessen Vertheidigung sie nirgend verwendet worden, zu verlassen, nachdem dasselbe schon von verschiedenen anderen Kompagnieen geschehen war. In ihrem Bezirk hat hierauf die versammelte Kompagnie bis in die Nacht um 2 Uhr vergeblich auf weitere Befehle gewartet. Berlin, den 17. Juni 1848. Die 59. Kompagnie der Bürgerwehr. - Nach der "D. Z." soll der bisherige Minister des Innern, Auerswald, an die Stelle des Grafen Schwerin treten, seinen Platz dagegen dem Herrn Pinder, Oberpräsidenten von Schlesien, abtreten. Für Arnim soll Usedom Minister der auswärtigen Angelegenheiten werden. Stettin, 16. Juni. In den Katzenmusiken scheint ein kontagiöses Element zu sein; sie gehen wie die Cholera; sie kommen, nehmen überhand und verschwinden spurlos. Auch hier in Stettin sind sie aufgetaucht, und trotz des energischen Widerstandes, den die Bürgerwehr ihnen leistet, scheinen sie noch im Wachsen begriffen zu sein. Vor dem Büreau der "Königlich privilegirten Stettinischen Zeitung" erscheinen sie seit einiger Zeit allabendlich; so auch gestern; von da zog die Menge nach dem Büreau der "Neuen Stettiner Zeitung" und nach dem d. Bl., und brachten den beiden letzteren Serenaden, wunderliche Serenaden mit Posaunen! Man konnte, wenn man die Musik hörte, zweifelhaft sein, ob Serenade, ob Katzenmusik, wenn nicht die einmüthigen Hurrahs jeden Zweifel vernichtet hätten. (Osts.-Z.)103 Breslau, 12. Juni. Schlesien befindet sich in einer schwierigeren, weil unglaublich verwickelteren Lage, als irgend ein anderer Theil Deutschlands, mit Ausnahme von Böhmen. Anderswo, wie in den Rheinlanden ist die Feudalität unter der französischen Herrschaft vollständig zertrümmert, oder sie hat sich wie in vielen Gegenden Nord- und Süddeutschlands in ihrer Reinheit erhalten. Bei uns dagegen lagern die verschiedenen Jahrhunderte des Mittelalters noch immer neben und über einander und in ihrer Mitte hat sich das moderne Leben die moderne Industrie umfangreich entwickelt. Bald haben wir's mit ungezählten Schaaren hohen und niederen Adels zu thun, die gleich verderblichen Heuschreckenschwärmen die Mühen des arbeitenden Volkes zu ihrem Vortheil vernichteten, bald stehen wir der Macht der großen Fabrikherrn und der Finanziers der hohen Bourgeoisie gegenüber. Nicht selten ist der feudale Grundherr, der sich auf seine Ahnen aus der Hunnenperiode stützt, und der moderne Industrie-Unternehmer, der das Volk im Namen der freien Konkurrenz ausbeutet, friedlich und gemüthlich in einer und derselben Person vereinigt. Die Besitzer von Adelsprivilegien und die Kapitalisten denen die "freie Konkurrenz" zum gewaltigen Monopol verhilft, sind sich über ihre Zwecke sehr klar. Sie bilden die Partei der Konservativen, die ihre Vorrechte möglichst ungeschmälert forterhalten wollen. Sie verfechten sie aus allen Kräften, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln. Der neuen Bewegung stemmen sie sich als entschiedene Reaktionäre entgegen. Auf der andern Seite drängt und stürmt die große Volksmasse mit ihren Forderungen heran. In diesen aber herrscht noch ein Wirrwarr der ganz den verschiedenen, oft völlig entgegengesetzten Verhältnissen und Lebenslagen entspricht, in welchen sich dieser oder jener Volkstheil bisher bewegte. Im Shakespeare'schen Hexenkessel kann es nicht wunderlicher durch einander brodeln, als hier. Die Herren Reaktionäre rühren fleißig drin herum; sie glauben immer noch des Gebräues Meister zu werden. Sie kennen aber den Zauberspruch nicht oder wollen doch nichts von ihm wissen und so werden wir bald den Kessel übersprudeln, jene Herren aber verbrannt und versengt zu Boden liegen sehen. Dies Eine Resultat wenigstens kann nicht ausbleiben. Wenden wir uns zuerst auf's platte Land. Da bestehen hier alle Feudallasten noch in voller Glorie; dort sind sie zum Theil, dort gänzlich, abgelöst, jedoch überall mit vielen Geldopfern, Abgabe von Aeckern und Uebernahme schwerer Renten, Seitens des Landvolks. Je nachdem das Eine oder Andere der Fall, ist auch der Haß und die Erbitterung gegen den Adel und die Rittergutsbesitzer überhaupt mehr oder minder groß. Die Zahl der Dörfer, wo alle und jede Feudallast durch Ablösung beseitigt worden, ist verhältnißmäßig gering. Gemeinsame Nahrung zieht aber der Volkshaß, die revolutionäre Stimmung der Landbewohner aus der bisherigen Patrimonialgerichtsbarkeit, der Polizeigewalt der Gutsherren, aus der ungerechten Steuervertheilung. Eine Menge Gutsherren tragen so gut wie gar nichts, oder doch im Verhältniß zu ihrer Einnahme unendlich wenig zu den Staatslasten bei. Der "Bauer" (Besitzer von mindestens 1/2 Hufe Landes, oft von 2, 3, 4 und mehr Hufen), würde zufriedengestellt sein, wenn die Feudallasten und andere gutsherrliche Vorrechte ohne Entschädigung aufhörten. Der "kleine Mann" der nur einige Morgen Acker besitzt, verlangt schon mehr; verlangt, daß er noch so viel Acker bekomme, um mit seiner Familie sorgenfrei leben zu können. Der "Häusler" ohne Acker verlangt also noch mehr. Nun kommt aber das ganze zahlreiche Proletariat des platten Landes: Inlieger, Hofeknechte etc. Die Leute sehen vor sich gewaltige Herrschaften, sehen in ihrer Nähe Majorats-, Standes- und andere Gutsherren, von denen Einer oft 40, 50 ja 100 Dörfer und Dominien nebst einer ungeheuren Fläche von Forst-, Wiese- und Ackerland besitzt. Wir wollen, rufen sie, so viel davon haben, daß wir endlich auch einmal als Menschen leben können. Dieses Proletariat ist gegen die "Bauern" fast eben so erbittert, als gegen die "gnädigen" Gutsherrschaften. Es will nun ebenfalls "Bauer" werden, oder mindestens Freigärtner. Zu diesem Widerstreit der Interessen gesellt sich an andern Orten, wo die moderne Baumwoll-, Leinen- und Eisenindustrie mit ihren Maschinen, wo ausgedehnter Bergbau betrieben wird, das ganz besondere Interesse des industriellen Proletariats. Soweit das industrielle Proletariat auf dem Lande existirt, wird es von den feudalen Lasten gedrückt und so zugleich im Namen der freien Konkurrenz und im Namen des Mittelalters exploitirt. Auch hier werden entgegengesetzte Forderungen laut: theils dringt man auf Abschaffung der Maschinen, theils auf Uebernahme derselben durch den Staat, theils ebenfalls auf Gewährung von Grund und Boden. In den Städten spricht sich der Kleinbürger, der kleine Meister und mit ihm eine Anzahl Gesellen für Herstellung der alten Zünfte aus. Diesem reaktionären Verlangen gegenüber macht die Klasse der Kapitalisten die Nothwendigkeit und wohlthätigen Folgen der "freien Konkurrenz" geltend. Das städtische industrielle Proletariat ist das entschiedenste und aufgeklärteste. Es weist die Einen wie die Andern mit ihren Anpreisungen ab und fordert eine Umgestaltung seiner Stellung, welche nicht raktionär, sondern progressiv ist. Zwischen Stadt und Land fand außerdem bisher eine Trennung statt, die namentlich durch völlige Verschiedenheit der Gemeindeverfassung, mehr aber noch dadurch bedingt wurde, daß die städtischen Kommunen im Besitz von Kämmereigütern, Dominien und Vorwerken, zum Landbewohner im Verhältniß des gehaßten mittelalterlichen Gutsherren standen. Daher kommt es auch zum Theil, daß Magistrate und Stadtverordnete sich in Bezug auf Abschaffung der Feudallasten meist reaktionär verhalten. In den Dörfern entschied der Gutsherr; er ernannte die Schulzen und die Gerichtsleute. Ihm und dem Landrath (ebenfalls Gutsbesitzer) war die Dorfgemeinde in jeder Hinsicht preisgegeben. Die Stadt verwaltet sich wenigstens theilweise durch selbstgewählte Vertreter und Beamte. Die Städte waren somit bevorrechtet vor dem platten Lande. Ferner wohnten ja gerade in jenen ein Theil der Leute, gegen welche das Landvolk mit am höchsten aufgebracht ist: die Juristen und Advokaten (Patrimonialrichter) und die Ablösungskommissionen. Auch die meisten Gutsherren besitzen Häuser in der Stadt und halten sich daselbst oft den größten Theil des Jahres auf und das Steueramt ist ebenfalls dort. Das Alles trug dazu bei, daß das Landvolk mit zornigem Auge auf die Städte blickte, wo seiner Ansicht nach "Müssiggänger" schwelgten, wo ein Theil seiner Bedrücker in Karrossen einherfuhr und sich's von den Steuern und Abgaben der Landleute wohl sein ließ. Daß die Städte es gewesen, von welchen die Revolution und damit der Anfang zu einer bessern Umgestaltung, der Dinge gemacht worden, das hat jene Spannung zwischen Stadt und Land bedeutend vermindert, aber noch nicht völlig aufgehoben; denn grade hier haben die Reaktionäre mit den ehrlosesten Mitteln fortwährend geschürt um nicht nur die frühere Trennung zu erhalten, sondern auch den alten Haß noch mehr zu entflammen. Zu diesen mannichfaltigen Gegensätzen kommen nun noch die Stamm- und Sprachverschiedenheiten, die Sonderung in Deutsche und Wasser-Polacken und bei dem nicht geringen unaufgeklärten und fanatischen Theile der Bevölkerung die Verschiedenheit der Religions-Bekenntnisse. Das Alles wird von den Reaktionären bestens benutzt. Doch kann ihnen keine Anstrengung zu ihrem Ziele verhelfen. Sie bewirken lediglich, daß der Ausbruch viel blutiger und heftiger wird und daß der herannahende Sturm sie selbst in erster Reihe zu Boden wirft und für immer hinwegfegt. Die Russen sind es, die durch ihren Einmarsch den Sturm zum Ausbruch bringen werden. Sie werden in das unentwirrbare Durcheinander unsrer zahllosen Stände und Klassen Ordnung bringen; sie werden alle unterdrückten Klassen der Städte wie des Landes zur Vereinigung, zur Abwehr des gemeinsammen Feindes, zum Sturz der Reaktion zwingen. Schlesien wird bei einem russischen Einfall furchtbar leiden, aber Schlesien selbst hat zu seiner Reinigung von feudalem Unrath, zur Vereinfachung der Klassen- und Parteistellungen die russische Invasion wirklich nöthig. Aus dem Großh. Posen. Es ist nothwendig, das Verhalten aller Derjenigen genau zu überwachen, welche sich bei den neuesten Ereignissen betheiligt haben. Zu diesem Behufe bestimme ich Folgendes: 1) Alle Individuen, welche ihre Theilnahme an den jüngsten Ereignissen, sei es durch thätiges Eingreifen oder durch Förderung und Unterstützung des Aufstandes an den Tag gelegt haben, werden unter polizeiliche Aufsicht gestellt und zwar der Art, daß Diejenigen, welche zu den höhern Ständen gehören, ohne besondere schriftliche Erlaubniß der Landräthe ihren jetzigen Wohn- und resp. Aufenthaltsort, Diejenigen aber, welche zu den niedern Ständen gehören, ohne eine solche Erlaubniß den Kreis nicht verlassen dürfen. In der zu ertheilenden Erlaubniß ist der Zweck der Reise, der Ort, wohin dieselbe gerichtet ist, und die Dauer derselben deutlich und bestimmt auszudrücken. Reisen nach Posen dürfen die Herren Landräthe nur dann gestatten, wenn das hiesige königliche Polizei-Direktorium seine Zustimmung hierzu ertheilt hat. Zu Reisen außerhalb des Regierungsbezirks ist die Erlaubniß der königl. Regierung einzuholen. 2) Vorstehende Bestimmungen sind zur Kenntniß der Betheiligten mit dem Bemerken zu bringen, daß Kontraventionen gegen dieselben sofortige Verhaftung zur Folge haben würden. 3) Die Herren Landräthe haben ein Verzeichniß der in ihrem Kreise wohnenden Gutsbesitzer und Geistlichen, welche zu den sub 1 bezeichneten Individuen zu rechnen sind, anzulegen und Abschrift desselben mir einzureichen. Es sind diese Personen vorzugsweise zu überwachen, und es ist mir über das Verhalten derselben von 4 zu 4 Wochen Bericht zu erstatten, wenn nicht besondere Wahrnehmungen zu einer sofortigen Anzeige veranlassen sollten. Posen, den 25. Mai 1848. Der Oberpräsident des Großherzogthums Posen, (gez.) v. Beurmann. An die sämmtliche Herren Landräthe der Provinz und das hiesige königliche Polizei-Direktorium. Posen, 14. Juni. Alle Deutschen in unserer Stadt sind heute in der größten Bestürzung, weil gestern Abend die offizielle Nachricht hier eingegangen ist, daß unser kommandirender General Colomb plötzlich von hier abberufen und als Gouverneur nach Königsberg in Preußen versetzt worden ist. Da es hier nicht bekannt geworden, daß General Colomb eine Versetzung selbst nachgesucht, so ist Jedermann geneigt, dieselbe mit der Polenfrage in Verbindung, und mit der unfreiwilligen Versetzung des Chefs des Generalstabes Hrn. Olberg, in Zusammenhang zu bringen. (O.-P.-A.-Z.)Wiesbaden, 17. Juni. Das geheime Protokoll des Bundestages beginnt seine Früchte zu tragen. Der Vorschlag des hessischen Gesandten zielte darauf hin, die Nationalversammlung im Interesse der Fürsten gegen die Nation zu gebrauchen, und deshalb Mitglieder der Versammlung zu gewinnen. - Baiern hat die Sache begriffen, und darnach gehandelt. Es zahlt an Eisenmann eine Entschädigung von 12,000 fl. und an Behr eine Pension; damit glaubt es diese Männer gewonnen zu haben. Beabsichtigte die Regierung von Baiern nicht, auf das Parlament einzuwirken, so war es ebensowohl eine Entschädigung an Wirth, Siebenpfeiffer's Erben etc. schuldig. - Aber nein! es giebt sie nur denen, die im Parlament sitzen und macht sich dadurch selbst verdächtig; es verdächtigt aber auch diese Männer, deren Entschädigungsansprüche wohl begründet sind. Die diesen gewährte Ausnahme und die Art der Zahlung lassen den Akt der Gerechtigkeit nur als einen Gnadenakt oder als einen Bestechungsversuch ansehen. (F. Z.)* Frankfurt. Sitzung der Nationalversammlung von 17. Juni. Eröffnung der Sitzung um halb eilf Uhr. Der Präsident gibt in Betreff der gestern ausgeschriebenen Sitzung das Wort an: Wesendonk: In der Sitzung vom vergangenen Mittwoch sei bestimmt worden, wie auch in dem Protokoll feststehe, daß gestern und nicht heute eine Sitzung Statt finden sollte, es lag also ein förmlicher Beschluß vor. - Statt dessen sei gestern ein Cirkular des Präsidenten erschienen, worin gesagt ist, daß die Sitzung ausfallen müsse, weil die erwarteten Berichte nicht eingegangen seien. Es frage sich jetzt, wem es zustehe zu bestimmen, wann die Sitzung sein solle, der Versammlung oder dem Präsidenten? Die Geschäftsordnung bestimme darüber nichts, dem Präsidenten liege es nur ob, die Tagesordnung jeder Sitzung zu bestimmen. So viel er erfahren, habe der Präsident nicht allein, sondern die Versammlung zu bestimmen, wann Sitzung angesagt werden solle. Er sei weit entfernt annehmen zu wollen, daß aus irgend einem andern Grunde die Sitzung nicht gehalten worden, als wie es im Circular erwähnt - (oh! oh!) es seien ihm aber doch Aeußerungen zu Ohren gekommen, die etwas Anderes schließen laßen könnten - (Oh - Oh - Mißfallen) es handle sich aber jedenfalls darum, für die Folge eine bestimmte Form festzusetzen, und sie seien nicht hieher gesandt worden um zu feiern, sondern zu arbeiten! (Lautes Bravo der Gallerie.) Nachdem sie vier Feiertage gehabt, hätten sie erst einen Tag gearbeitet, wenn also gestern nicht Kommissionsberichte vorgelegen hatden, um zu verhandeln, so würde die Versammlung vielleicht dennoch eben einen oder anderen Gegenstand zur Verhandlung aufgefunden haben, heute seien sie ja schon in demselben Falle, weil nicht einmal gedruckte Kommissionsberichte vorlägen. - Für die Folge sei also eine bestimmte Entscheidung nöthig, desfalls trage er darauf an: Daß ihre Sitzungen ausschließlich Sonn- und Feiertags und wo die Versammlung selbst es anders bestimme, unausgesetzt stattfänden. Seine Absicht sei nicht, einen Tadel auszusprechen, er könne aber dem Präsidenten die Befugniß nicht einräumen, Sitzungen auszusetzen. Die Consequenzen müsse man ins Auge fassen, habe er dieses Recht, so könne er nicht allein einen Tag, sondern acht Tage und zwei Wochen lang die Sitzung aufheben, man würde ihm in diesem Falle eine discretionaire Gewalt geben, das dürfte nicht sein, die Versammlung müsse also die Sitzungstage selbst bestimmen. Präsident: Ich bin nicht zweifelhaft gewesen, daß dem Vorsitzenden das Recht zustehen müsse, die Sitzung anzuberaumen oder nicht; er habe in letzter Sitzung bei Feststellung der Tagesordnung ausdrücklich gesagt, in der Voraussetzung, daß die Berichte bis dahin fertig, beraume ich die nächste Sitzung auf Freitag. Er sei vorgestern bei allen Ausschüssen und Vorständen gewesen, und es habe nichts vorgelegen um etwas zu verhandeln, und so habe er es nicht für gut befunden, eine Versammlung anzuberaumen, weil nichts auf der Tagesordnung gestanden, er versichere übrigens, daß kein anderer Grund vorhanden sei. - Jordan Dr.: Es könne das Recht des Vorsitzenden in dem Falle, wo ein Gegenstand der Berathung nicht vorliege, die Sitzung aussetzen zu dürfen, nicht zweifelhaft sein. - Es müsse aber von moralischer Seite die Frage aufgefaßt werden und da könne er es nicht billigen, daß man einen Tag nach dem andern vorüber gehen lasse, ohne zu handeln; kaum seien die Kalenderfeiertage vorüber, so kämen auch noch andere Feiertage. Er fährt fort: Wir stehen noch müßig und sehen zu, wie die Feuersbrunst der Revolution um sich greift, und die Ereignisse sich wie Lawinen anhäufen. - Im Süden Europas berichte man die feierliche Enthauptung eines Königs und wir sitzen hier und feiern und sprechen, was gehen uns diese Dinge, was gehen uns die Türken etc. an. (Bravo der Gallerie). Jordan: Wo fremde Flotten deutsche Häfen bombardiren, sitzen wir hier und halten Feiertag. Wo in Prag der Slavenkongreß den deutschen Landen Abfall und Beeinträchtigung droht, sitzen wir abermals hier, sprechen, das geht uns nichts an und halten Feiertage. In Berlin sei auch schon wieder Blut geflossen, kaum daß sich die Uniform eines Generals - gezeigt habe, und noch immer hielten wir Feiertage. Präsident: Verweist den Redner, weil er lange genug eine Mißachtung gegen die gesammte Versammlung ausgesprochen. (Siehe den Verfolg auf der vierten Seite.) Lübeck, 15. Juni. Das Dampfboot "Malmö" hat leider noch nicht die Bestätigung des Gerüchts, daß ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, gebracht. Briefliche Nachrichten, die mit gedachtem Boote von Kopenhagen eingegangen sind, lauten übrigens sehr friedlich, so daß man doch wohl hoffen kann, daß die nächste Woche uns die Nachricht von einem abgeschlossenen Waffenstillstande bringt. Auch erfährt man aus Malmö selbst, daß die weitere Einschiffung der Schweden fistirt worden ist; als Grund dieser Maßregel vermuthet man die in Schweden allgemein werdende Abneigung gegen den Krieg. Ein Theil der schwedischen Flotte, bestehend aus einigen Fregatten, Briggs, Schoonern und Dampfböten, lag auf der Rhede von Malmö. - Als Gerücht wird von Kopenhagen noch gemeldet, daß die russische Flotten-Abtheilung ansehnliche Landungstruppen, man schreibt von 11,000 Mann (?) am Bord habe. - Die Kopenhagener Blätter vom 13. bringen keine neue Nachrichten von Erheblichkeit. General Bülau war mit vier Bataillonen von Alsen nach Jütland übergeführt worden. (B.-H.)Flensburg, 13. Juni. Das früher erwähnte Gefecht am ersten Pfingsttage zwischen Hadersleben und Christiansfeld hat sich nur auf die Vorposten beschränkt, die einige Kugeln gewechselt haben. Von unserer Seite sind es hauptsächlich die Bracklow'schen Scharfschützen gewesen. - Hadersleben ist denselben Tag noch von dem deutschen Militär wieder geräumt und bald dararf von den Dänen besetzt worden. (R. T.)Apenrade, 12. Juni. Nachdem die Kanonenböte seit einigen Tagen den hiesigen Hafen verlassen hatten, fing man an, in der Stadt etwas freier aufzuathmen. Gestern Nachmittag kehrten sie aber wieder, begleitet von einem Dampfschiffe, und legten sich wie gewöhnlich an der Chaussee hin. Letzteres entfernte sich gegen Abend und heute ist nur noch ein Boot sichtbar, etwa in der Mite des Fjords vor Anker liegend. - Nördlich von uns stehen jetzt die schleswig-holsteinischen Truppen, an deren fortwährenden Bewegungen nun auch das bei uns einquartirte v. d. Tann'sche Corps (mit dem sich das Aldossersche hier gestern Morgen vereinigt hat), Theil nimmt. Südlich von uns stehen preußische Truppen, deren Vorposten sich der Stadt bis auf 1/8 Meile genähert haben und ihre Patrouillen auch durch die Stadt schicken. Gestern (11.) Morgens um 6 Uhr erschienen plötzlich circa 100 Mann vom Alexanderregiment, deren Anführer von unsern Anhöhen bemerkt haben wollte, daß der Schiffsbaumeister Andersen mit den dänischen Boten signalisire. Letzterer mußte nun sofort seine dänische Flagge ausliefern, wurde nebst einigen andern dänischgesinnten Bürgern nach dem Marktplatz beschieden und nun mußten sie am ersten Pfingstfesttage eine erbauliche Straf- und Bußpredigt vom preußischen Hauptmann anhörenr Als Andersen zu seiner Entschuldigung das Wort nrhmen wollte, brachte ihn energisches "schweig Verräther!" zum Stillschweigen, und damit, wie mit der Drohung im Wiederholungsfalle fortgeführt zu werden, wurde er denn für diesmal entlassen. Die Preußen zogen mit der dänischen Flagge ab, welche noch vom Kanonenboot - nicht wissend, in wessen Händen sie sei - durch einen Kanonenschuß salutirt wurde. Ihr Führer hätte den mehrgedachten Andersen ohne Weiteres mitgenommen; da indessen der dänische Befehlshaber der Kriegsschiffe, Steen Bille, sein Wort gegeben, keinen hiesigen Einwohner mehr wegschleppen, auch die Stadt nicht bombardiren lassen zu wollen, so ist vermuthlich darauf Rücksicht genommen worden. (S. H. Z.)7 Prag. Nach den letzten Nachrichten über Dresden halten sich die Insurgenten, mit den Studenten und den Swornost an der Spitze, noch in vier engen Straßen um das Universitätsgebäude, wo ihre Barikaden von den Soldaten belagert, aber nicht beschossen werden. Die Thore sind von Soldaten und deutsch-böhmischen Nationalgarden besetzt. Die Stellung des Militärs ist jedoch noch immer nicht die günstigste, da die Czechische Partei jeden Augenblick im Rücken der Soldaten den Kampf wieder beginnen kann. Die Verbindung über die Moldau mit den Kleinseiten ist unterbrochen; die Kleinseite soll in den Händen der Bauern und Fabrikarbeiter sein. Die czechischen Führer benahmen sich im höchsten Grade feig; Franz Thun floh, Leo Thun mußte von seiner eignen Partei gefangen gehalten werden, die provisorische Regierung war verschwunden und erschien nur wieder um sich aufzulösen. * Oesterreichische Blätter melden, daß die Piemontesen die Höhen von Rivoli genommen haben, und hart am rechten Etschufer stehen; die Tiroler Straße, welche hart am linken Ufer vorbeiführt, ist nur 300 Schritte entfernt, und kann mit leichter Mühe beschossen werden. Die Einnahme des wehrlosen Vicenza hat also den Oestreichern wenig Vortheil gebracht, da sie für die Verbindung nur den Umweg über Bassano frei haben. Wien, im Juni. Der provisorische Ausschuß der Bürger-Nationalgarde und Studenten ist eifrig bemüht die Sicherheit und Ruhe der Hauptstadt zu erhalten und die Hauptaufgabe, den Arbeitern Beschäftigung und Erwerb zu geben, nach Möglichkeit zu erfüllen. Bereits übee 14,000 Arbeiter sind dermalen mit Arbeit versorgt worden, allein die Zahl derselben dürfte nicht so leicht erschöpft werden, wenn man nicht kräftige Vorkehrungen trifft, den fortwährenden Zufluß solcher Individuen vom Lande her und aus den Nachbarprovinzen hintanzuhalten. Früher zählte man in Wien kaum 8-9000 solcher Arbeiter und nun gibt es deren hier über 15,000! Die Zahl derselben könnte aber bald noch weit größer werden. Bei dem Umstande, daß hier jeder Arbeiter 25 fr., jedes Weib 20 fr. und jedes Kind bis 15 fr. täglich bekommt, werden sich viele Arbeiterfamilien, die sonst eine Profession betrieben und in Werkstätten oder Fabriken beschäftigt waren, angelockt daß er keine Garantie für die Berliner Bürgerwehr übernehmen könne, und daß er nicht wisse, ob die bestellte Mannschaft erscheine, noch weniger, ob sie ihre Pflicht thun werde, finden wir uns zu der Veröffentlichung veranlaßt: daß am 14. d. M. die 59. Kompagnie sofort auf die ihr zugegangene Ordre um 7 Uhr Abends nach dem Zeughause ausgerückt ist, daselbst über anderthalb Stunden auf weitere Befehle gewartet und demnächst Seitens des Major Blesson nur die Ordre erhalten hat, in ihren Bezirk zurück zu rücken. Diese Ordre hat die Kompagnie genöthigt, den Platz am Zeughause, zu dessen Vertheidigung sie nirgend verwendet worden, zu verlassen, nachdem dasselbe schon von verschiedenen anderen Kompagnieen geschehen war. In ihrem Bezirk hat hierauf die versammelte Kompagnie bis in die Nacht um 2 Uhr vergeblich auf weitere Befehle gewartet. Berlin, den 17. Juni 1848. Die 59. Kompagnie der Bürgerwehr. ‒ Nach der „D. Z.“ soll der bisherige Minister des Innern, Auerswald, an die Stelle des Grafen Schwerin treten, seinen Platz dagegen dem Herrn Pinder, Oberpräsidenten von Schlesien, abtreten. Für Arnim soll Usedom Minister der auswärtigen Angelegenheiten werden. Stettin, 16. Juni. In den Katzenmusiken scheint ein kontagiöses Element zu sein; sie gehen wie die Cholera; sie kommen, nehmen überhand und verschwinden spurlos. Auch hier in Stettin sind sie aufgetaucht, und trotz des energischen Widerstandes, den die Bürgerwehr ihnen leistet, scheinen sie noch im Wachsen begriffen zu sein. Vor dem Büreau der „Königlich privilegirten Stettinischen Zeitung“ erscheinen sie seit einiger Zeit allabendlich; so auch gestern; von da zog die Menge nach dem Büreau der „Neuen Stettiner Zeitung“ und nach dem d. Bl., und brachten den beiden letzteren Serenaden, wunderliche Serenaden mit Posaunen! Man konnte, wenn man die Musik hörte, zweifelhaft sein, ob Serenade, ob Katzenmusik, wenn nicht die einmüthigen Hurrahs jeden Zweifel vernichtet hätten. (Osts.-Z.)103 Breslau, 12. Juni. Schlesien befindet sich in einer schwierigeren, weil unglaublich verwickelteren Lage, als irgend ein anderer Theil Deutschlands, mit Ausnahme von Böhmen. Anderswo, wie in den Rheinlanden ist die Feudalität unter der französischen Herrschaft vollständig zertrümmert, oder sie hat sich wie in vielen Gegenden Nord- und Süddeutschlands in ihrer Reinheit erhalten. Bei uns dagegen lagern die verschiedenen Jahrhunderte des Mittelalters noch immer neben und über einander und in ihrer Mitte hat sich das moderne Leben die moderne Industrie umfangreich entwickelt. Bald haben wir's mit ungezählten Schaaren hohen und niederen Adels zu thun, die gleich verderblichen Heuschreckenschwärmen die Mühen des arbeitenden Volkes zu ihrem Vortheil vernichteten, bald stehen wir der Macht der großen Fabrikherrn und der Finanziers der hohen Bourgeoisie gegenüber. Nicht selten ist der feudale Grundherr, der sich auf seine Ahnen aus der Hunnenperiode stützt, und der moderne Industrie-Unternehmer, der das Volk im Namen der freien Konkurrenz ausbeutet, friedlich und gemüthlich in einer und derselben Person vereinigt. Die Besitzer von Adelsprivilegien und die Kapitalisten denen die „freie Konkurrenz“ zum gewaltigen Monopol verhilft, sind sich über ihre Zwecke sehr klar. Sie bilden die Partei der Konservativen, die ihre Vorrechte möglichst ungeschmälert forterhalten wollen. Sie verfechten sie aus allen Kräften, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln. Der neuen Bewegung stemmen sie sich als entschiedene Reaktionäre entgegen. Auf der andern Seite drängt und stürmt die große Volksmasse mit ihren Forderungen heran. In diesen aber herrscht noch ein Wirrwarr der ganz den verschiedenen, oft völlig entgegengesetzten Verhältnissen und Lebenslagen entspricht, in welchen sich dieser oder jener Volkstheil bisher bewegte. Im Shakespeare'schen Hexenkessel kann es nicht wunderlicher durch einander brodeln, als hier. Die Herren Reaktionäre rühren fleißig drin herum; sie glauben immer noch des Gebräues Meister zu werden. Sie kennen aber den Zauberspruch nicht oder wollen doch nichts von ihm wissen und so werden wir bald den Kessel übersprudeln, jene Herren aber verbrannt und versengt zu Boden liegen sehen. Dies Eine Resultat wenigstens kann nicht ausbleiben. Wenden wir uns zuerst auf's platte Land. Da bestehen hier alle Feudallasten noch in voller Glorie; dort sind sie zum Theil, dort gänzlich, abgelöst, jedoch überall mit vielen Geldopfern, Abgabe von Aeckern und Uebernahme schwerer Renten, Seitens des Landvolks. Je nachdem das Eine oder Andere der Fall, ist auch der Haß und die Erbitterung gegen den Adel und die Rittergutsbesitzer überhaupt mehr oder minder groß. Die Zahl der Dörfer, wo alle und jede Feudallast durch Ablösung beseitigt worden, ist verhältnißmäßig gering. Gemeinsame Nahrung zieht aber der Volkshaß, die revolutionäre Stimmung der Landbewohner aus der bisherigen Patrimonialgerichtsbarkeit, der Polizeigewalt der Gutsherren, aus der ungerechten Steuervertheilung. Eine Menge Gutsherren tragen so gut wie gar nichts, oder doch im Verhältniß zu ihrer Einnahme unendlich wenig zu den Staatslasten bei. Der „Bauer“ (Besitzer von mindestens 1/2 Hufe Landes, oft von 2, 3, 4 und mehr Hufen), würde zufriedengestellt sein, wenn die Feudallasten und andere gutsherrliche Vorrechte ohne Entschädigung aufhörten. Der „kleine Mann“ der nur einige Morgen Acker besitzt, verlangt schon mehr; verlangt, daß er noch so viel Acker bekomme, um mit seiner Familie sorgenfrei leben zu können. Der „Häusler“ ohne Acker verlangt also noch mehr. Nun kommt aber das ganze zahlreiche Proletariat des platten Landes: Inlieger, Hofeknechte etc. Die Leute sehen vor sich gewaltige Herrschaften, sehen in ihrer Nähe Majorats-, Standes- und andere Gutsherren, von denen Einer oft 40, 50 ja 100 Dörfer und Dominien nebst einer ungeheuren Fläche von Forst-, Wiese- und Ackerland besitzt. Wir wollen, rufen sie, so viel davon haben, daß wir endlich auch einmal als Menschen leben können. Dieses Proletariat ist gegen die „Bauern“ fast eben so erbittert, als gegen die „gnädigen“ Gutsherrschaften. Es will nun ebenfalls „Bauer“ werden, oder mindestens Freigärtner. Zu diesem Widerstreit der Interessen gesellt sich an andern Orten, wo die moderne Baumwoll-, Leinen- und Eisenindustrie mit ihren Maschinen, wo ausgedehnter Bergbau betrieben wird, das ganz besondere Interesse des industriellen Proletariats. Soweit das industrielle Proletariat auf dem Lande existirt, wird es von den feudalen Lasten gedrückt und so zugleich im Namen der freien Konkurrenz und im Namen des Mittelalters exploitirt. Auch hier werden entgegengesetzte Forderungen laut: theils dringt man auf Abschaffung der Maschinen, theils auf Uebernahme derselben durch den Staat, theils ebenfalls auf Gewährung von Grund und Boden. In den Städten spricht sich der Kleinbürger, der kleine Meister und mit ihm eine Anzahl Gesellen für Herstellung der alten Zünfte aus. Diesem reaktionären Verlangen gegenüber macht die Klasse der Kapitalisten die Nothwendigkeit und wohlthätigen Folgen der „freien Konkurrenz“ geltend. Das städtische industrielle Proletariat ist das entschiedenste und aufgeklärteste. Es weist die Einen wie die Andern mit ihren Anpreisungen ab und fordert eine Umgestaltung seiner Stellung, welche nicht raktionär, sondern progressiv ist. Zwischen Stadt und Land fand außerdem bisher eine Trennung statt, die namentlich durch völlige Verschiedenheit der Gemeindeverfassung, mehr aber noch dadurch bedingt wurde, daß die städtischen Kommunen im Besitz von Kämmereigütern, Dominien und Vorwerken, zum Landbewohner im Verhältniß des gehaßten mittelalterlichen Gutsherren standen. Daher kommt es auch zum Theil, daß Magistrate und Stadtverordnete sich in Bezug auf Abschaffung der Feudallasten meist reaktionär verhalten. In den Dörfern entschied der Gutsherr; er ernannte die Schulzen und die Gerichtsleute. Ihm und dem Landrath (ebenfalls Gutsbesitzer) war die Dorfgemeinde in jeder Hinsicht preisgegeben. Die Stadt verwaltet sich wenigstens theilweise durch selbstgewählte Vertreter und Beamte. Die Städte waren somit bevorrechtet vor dem platten Lande. Ferner wohnten ja gerade in jenen ein Theil der Leute, gegen welche das Landvolk mit am höchsten aufgebracht ist: die Juristen und Advokaten (Patrimonialrichter) und die Ablösungskommissionen. Auch die meisten Gutsherren besitzen Häuser in der Stadt und halten sich daselbst oft den größten Theil des Jahres auf und das Steueramt ist ebenfalls dort. Das Alles trug dazu bei, daß das Landvolk mit zornigem Auge auf die Städte blickte, wo seiner Ansicht nach „Müssiggänger“ schwelgten, wo ein Theil seiner Bedrücker in Karrossen einherfuhr und sich's von den Steuern und Abgaben der Landleute wohl sein ließ. Daß die Städte es gewesen, von welchen die Revolution und damit der Anfang zu einer bessern Umgestaltung, der Dinge gemacht worden, das hat jene Spannung zwischen Stadt und Land bedeutend vermindert, aber noch nicht völlig aufgehoben; denn grade hier haben die Reaktionäre mit den ehrlosesten Mitteln fortwährend geschürt um nicht nur die frühere Trennung zu erhalten, sondern auch den alten Haß noch mehr zu entflammen. Zu diesen mannichfaltigen Gegensätzen kommen nun noch die Stamm- und Sprachverschiedenheiten, die Sonderung in Deutsche und Wasser-Polacken und bei dem nicht geringen unaufgeklärten und fanatischen Theile der Bevölkerung die Verschiedenheit der Religions-Bekenntnisse. Das Alles wird von den Reaktionären bestens benutzt. Doch kann ihnen keine Anstrengung zu ihrem Ziele verhelfen. Sie bewirken lediglich, daß der Ausbruch viel blutiger und heftiger wird und daß der herannahende Sturm sie selbst in erster Reihe zu Boden wirft und für immer hinwegfegt. Die Russen sind es, die durch ihren Einmarsch den Sturm zum Ausbruch bringen werden. Sie werden in das unentwirrbare Durcheinander unsrer zahllosen Stände und Klassen Ordnung bringen; sie werden alle unterdrückten Klassen der Städte wie des Landes zur Vereinigung, zur Abwehr des gemeinsammen Feindes, zum Sturz der Reaktion zwingen. Schlesien wird bei einem russischen Einfall furchtbar leiden, aber Schlesien selbst hat zu seiner Reinigung von feudalem Unrath, zur Vereinfachung der Klassen- und Parteistellungen die russische Invasion wirklich nöthig. Aus dem Großh. Posen. Es ist nothwendig, das Verhalten aller Derjenigen genau zu überwachen, welche sich bei den neuesten Ereignissen betheiligt haben. Zu diesem Behufe bestimme ich Folgendes: 1) Alle Individuen, welche ihre Theilnahme an den jüngsten Ereignissen, sei es durch thätiges Eingreifen oder durch Förderung und Unterstützung des Aufstandes an den Tag gelegt haben, werden unter polizeiliche Aufsicht gestellt und zwar der Art, daß Diejenigen, welche zu den höhern Ständen gehören, ohne besondere schriftliche Erlaubniß der Landräthe ihren jetzigen Wohn- und resp. Aufenthaltsort, Diejenigen aber, welche zu den niedern Ständen gehören, ohne eine solche Erlaubniß den Kreis nicht verlassen dürfen. In der zu ertheilenden Erlaubniß ist der Zweck der Reise, der Ort, wohin dieselbe gerichtet ist, und die Dauer derselben deutlich und bestimmt auszudrücken. Reisen nach Posen dürfen die Herren Landräthe nur dann gestatten, wenn das hiesige königliche Polizei-Direktorium seine Zustimmung hierzu ertheilt hat. Zu Reisen außerhalb des Regierungsbezirks ist die Erlaubniß der königl. Regierung einzuholen. 2) Vorstehende Bestimmungen sind zur Kenntniß der Betheiligten mit dem Bemerken zu bringen, daß Kontraventionen gegen dieselben sofortige Verhaftung zur Folge haben würden. 3) Die Herren Landräthe haben ein Verzeichniß der in ihrem Kreise wohnenden Gutsbesitzer und Geistlichen, welche zu den sub 1 bezeichneten Individuen zu rechnen sind, anzulegen und Abschrift desselben mir einzureichen. Es sind diese Personen vorzugsweise zu überwachen, und es ist mir über das Verhalten derselben von 4 zu 4 Wochen Bericht zu erstatten, wenn nicht besondere Wahrnehmungen zu einer sofortigen Anzeige veranlassen sollten. Posen, den 25. Mai 1848. Der Oberpräsident des Großherzogthums Posen, (gez.) v. Beurmann. An die sämmtliche Herren Landräthe der Provinz und das hiesige königliche Polizei-Direktorium. Posen, 14. Juni. Alle Deutschen in unserer Stadt sind heute in der größten Bestürzung, weil gestern Abend die offizielle Nachricht hier eingegangen ist, daß unser kommandirender General Colomb plötzlich von hier abberufen und als Gouverneur nach Königsberg in Preußen versetzt worden ist. Da es hier nicht bekannt geworden, daß General Colomb eine Versetzung selbst nachgesucht, so ist Jedermann geneigt, dieselbe mit der Polenfrage in Verbindung, und mit der unfreiwilligen Versetzung des Chefs des Generalstabes Hrn. Olberg, in Zusammenhang zu bringen. (O.-P.-A.-Z.)Wiesbaden, 17. Juni. Das geheime Protokoll des Bundestages beginnt seine Früchte zu tragen. Der Vorschlag des hessischen Gesandten zielte darauf hin, die Nationalversammlung im Interesse der Fürsten gegen die Nation zu gebrauchen, und deshalb Mitglieder der Versammlung zu gewinnen. ‒ Baiern hat die Sache begriffen, und darnach gehandelt. Es zahlt an Eisenmann eine Entschädigung von 12,000 fl. und an Behr eine Pension; damit glaubt es diese Männer gewonnen zu haben. Beabsichtigte die Regierung von Baiern nicht, auf das Parlament einzuwirken, so war es ebensowohl eine Entschädigung an Wirth, Siebenpfeiffer's Erben etc. schuldig. ‒ Aber nein! es giebt sie nur denen, die im Parlament sitzen und macht sich dadurch selbst verdächtig; es verdächtigt aber auch diese Männer, deren Entschädigungsansprüche wohl begründet sind. Die diesen gewährte Ausnahme und die Art der Zahlung lassen den Akt der Gerechtigkeit nur als einen Gnadenakt oder als einen Bestechungsversuch ansehen. (F. Z.)* Frankfurt. Sitzung der Nationalversammlung von 17. Juni. Eröffnung der Sitzung um halb eilf Uhr. Der Präsident gibt in Betreff der gestern ausgeschriebenen Sitzung das Wort an: Wesendonk: In der Sitzung vom vergangenen Mittwoch sei bestimmt worden, wie auch in dem Protokoll feststehe, daß gestern und nicht heute eine Sitzung Statt finden sollte, es lag also ein förmlicher Beschluß vor. ‒ Statt dessen sei gestern ein Cirkular des Präsidenten erschienen, worin gesagt ist, daß die Sitzung ausfallen müsse, weil die erwarteten Berichte nicht eingegangen seien. Es frage sich jetzt, wem es zustehe zu bestimmen, wann die Sitzung sein solle, der Versammlung oder dem Präsidenten? Die Geschäftsordnung bestimme darüber nichts, dem Präsidenten liege es nur ob, die Tagesordnung jeder Sitzung zu bestimmen. So viel er erfahren, habe der Präsident nicht allein, sondern die Versammlung zu bestimmen, wann Sitzung angesagt werden solle. Er sei weit entfernt annehmen zu wollen, daß aus irgend einem andern Grunde die Sitzung nicht gehalten worden, als wie es im Circular erwähnt ‒ (oh! oh!) es seien ihm aber doch Aeußerungen zu Ohren gekommen, die etwas Anderes schließen laßen könnten ‒ (Oh ‒ Oh ‒ Mißfallen) es handle sich aber jedenfalls darum, für die Folge eine bestimmte Form festzusetzen, und sie seien nicht hieher gesandt worden um zu feiern, sondern zu arbeiten! (Lautes Bravo der Gallerie.) Nachdem sie vier Feiertage gehabt, hätten sie erst einen Tag gearbeitet, wenn also gestern nicht Kommissionsberichte vorgelegen hatden, um zu verhandeln, so würde die Versammlung vielleicht dennoch eben einen oder anderen Gegenstand zur Verhandlung aufgefunden haben, heute seien sie ja schon in demselben Falle, weil nicht einmal gedruckte Kommissionsberichte vorlägen. ‒ Für die Folge sei also eine bestimmte Entscheidung nöthig, desfalls trage er darauf an: Daß ihre Sitzungen ausschließlich Sonn- und Feiertags und wo die Versammlung selbst es anders bestimme, unausgesetzt stattfänden. Seine Absicht sei nicht, einen Tadel auszusprechen, er könne aber dem Präsidenten die Befugniß nicht einräumen, Sitzungen auszusetzen. Die Consequenzen müsse man ins Auge fassen, habe er dieses Recht, so könne er nicht allein einen Tag, sondern acht Tage und zwei Wochen lang die Sitzung aufheben, man würde ihm in diesem Falle eine discretionaire Gewalt geben, das dürfte nicht sein, die Versammlung müsse also die Sitzungstage selbst bestimmen. Präsident: Ich bin nicht zweifelhaft gewesen, daß dem Vorsitzenden das Recht zustehen müsse, die Sitzung anzuberaumen oder nicht; er habe in letzter Sitzung bei Feststellung der Tagesordnung ausdrücklich gesagt, in der Voraussetzung, daß die Berichte bis dahin fertig, beraume ich die nächste Sitzung auf Freitag. Er sei vorgestern bei allen Ausschüssen und Vorständen gewesen, und es habe nichts vorgelegen um etwas zu verhandeln, und so habe er es nicht für gut befunden, eine Versammlung anzuberaumen, weil nichts auf der Tagesordnung gestanden, er versichere übrigens, daß kein anderer Grund vorhanden sei. ‒ Jordan Dr.: Es könne das Recht des Vorsitzenden in dem Falle, wo ein Gegenstand der Berathung nicht vorliege, die Sitzung aussetzen zu dürfen, nicht zweifelhaft sein. ‒ Es müsse aber von moralischer Seite die Frage aufgefaßt werden und da könne er es nicht billigen, daß man einen Tag nach dem andern vorüber gehen lasse, ohne zu handeln; kaum seien die Kalenderfeiertage vorüber, so kämen auch noch andere Feiertage. Er fährt fort: Wir stehen noch müßig und sehen zu, wie die Feuersbrunst der Revolution um sich greift, und die Ereignisse sich wie Lawinen anhäufen. ‒ Im Süden Europas berichte man die feierliche Enthauptung eines Königs und wir sitzen hier und feiern und sprechen, was gehen uns diese Dinge, was gehen uns die Türken etc. an. (Bravo der Gallerie). Jordan: Wo fremde Flotten deutsche Häfen bombardiren, sitzen wir hier und halten Feiertag. Wo in Prag der Slavenkongreß den deutschen Landen Abfall und Beeinträchtigung droht, sitzen wir abermals hier, sprechen, das geht uns nichts an und halten Feiertage. In Berlin sei auch schon wieder Blut geflossen, kaum daß sich die Uniform eines Generals ‒ gezeigt habe, und noch immer hielten wir Feiertage. Präsident: Verweist den Redner, weil er lange genug eine Mißachtung gegen die gesammte Versammlung ausgesprochen. (Siehe den Verfolg auf der vierten Seite.) Lübeck, 15. Juni. Das Dampfboot „Malmö“ hat leider noch nicht die Bestätigung des Gerüchts, daß ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, gebracht. Briefliche Nachrichten, die mit gedachtem Boote von Kopenhagen eingegangen sind, lauten übrigens sehr friedlich, so daß man doch wohl hoffen kann, daß die nächste Woche uns die Nachricht von einem abgeschlossenen Waffenstillstande bringt. Auch erfährt man aus Malmö selbst, daß die weitere Einschiffung der Schweden fistirt worden ist; als Grund dieser Maßregel vermuthet man die in Schweden allgemein werdende Abneigung gegen den Krieg. Ein Theil der schwedischen Flotte, bestehend aus einigen Fregatten, Briggs, Schoonern und Dampfböten, lag auf der Rhede von Malmö. ‒ Als Gerücht wird von Kopenhagen noch gemeldet, daß die russische Flotten-Abtheilung ansehnliche Landungstruppen, man schreibt von 11,000 Mann (?) am Bord habe. ‒ Die Kopenhagener Blätter vom 13. bringen keine neue Nachrichten von Erheblichkeit. General Bülau war mit vier Bataillonen von Alsen nach Jütland übergeführt worden. (B.-H.)Flensburg, 13. Juni. Das früher erwähnte Gefecht am ersten Pfingsttage zwischen Hadersleben und Christiansfeld hat sich nur auf die Vorposten beschränkt, die einige Kugeln gewechselt haben. Von unserer Seite sind es hauptsächlich die Bracklow'schen Scharfschützen gewesen. ‒ Hadersleben ist denselben Tag noch von dem deutschen Militär wieder geräumt und bald dararf von den Dänen besetzt worden. (R. T.)Apenrade, 12. Juni. Nachdem die Kanonenböte seit einigen Tagen den hiesigen Hafen verlassen hatten, fing man an, in der Stadt etwas freier aufzuathmen. Gestern Nachmittag kehrten sie aber wieder, begleitet von einem Dampfschiffe, und legten sich wie gewöhnlich an der Chaussee hin. Letzteres entfernte sich gegen Abend und heute ist nur noch ein Boot sichtbar, etwa in der Mite des Fjords vor Anker liegend. ‒ Nördlich von uns stehen jetzt die schleswig-holsteinischen Truppen, an deren fortwährenden Bewegungen nun auch das bei uns einquartirte v. d. Tann'sche Corps (mit dem sich das Aldossersche hier gestern Morgen vereinigt hat), Theil nimmt. Südlich von uns stehen preußische Truppen, deren Vorposten sich der Stadt bis auf 1/8 Meile genähert haben und ihre Patrouillen auch durch die Stadt schicken. Gestern (11.) Morgens um 6 Uhr erschienen plötzlich circa 100 Mann vom Alexanderregiment, deren Anführer von unsern Anhöhen bemerkt haben wollte, daß der Schiffsbaumeister Andersen mit den dänischen Bòten signalisire. Letzterer mußte nun sofort seine dänische Flagge ausliefern, wurde nebst einigen andern dänischgesinnten Bürgern nach dem Marktplatz beschieden und nun mußten sie am ersten Pfingstfesttage eine erbauliche Straf- und Bußpredigt vom preußischen Hauptmann anhörenr Als Andersen zu seiner Entschuldigung das Wort nrhmen wollte, brachte ihn energisches „schweig Verräther!“ zum Stillschweigen, und damit, wie mit der Drohung im Wiederholungsfalle fortgeführt zu werden, wurde er denn für diesmal entlassen. Die Preußen zogen mit der dänischen Flagge ab, welche noch vom Kanonenboot ‒ nicht wissend, in wessen Händen sie sei ‒ durch einen Kanonenschuß salutirt wurde. Ihr Führer hätte den mehrgedachten Andersen ohne Weiteres mitgenommen; da indessen der dänische Befehlshaber der Kriegsschiffe, Steen Bille, sein Wort gegeben, keinen hiesigen Einwohner mehr wegschleppen, auch die Stadt nicht bombardiren lassen zu wollen, so ist vermuthlich darauf Rücksicht genommen worden. (S. H. Z.)7 Prag. Nach den letzten Nachrichten über Dresden halten sich die Insurgenten, mit den Studenten und den Swornost an der Spitze, noch in vier engen Straßen um das Universitätsgebäude, wo ihre Barikaden von den Soldaten belagert, aber nicht beschossen werden. Die Thore sind von Soldaten und deutsch-böhmischen Nationalgarden besetzt. Die Stellung des Militärs ist jedoch noch immer nicht die günstigste, da die Czechische Partei jeden Augenblick im Rücken der Soldaten den Kampf wieder beginnen kann. Die Verbindung über die Moldau mit den Kleinseiten ist unterbrochen; die Kleinseite soll in den Händen der Bauern und Fabrikarbeiter sein. Die czechischen Führer benahmen sich im höchsten Grade feig; Franz Thun floh, Leo Thun mußte von seiner eignen Partei gefangen gehalten werden, die provisorische Regierung war verschwunden und erschien nur wieder um sich aufzulösen. * Oesterreichische Blätter melden, daß die Piemontesen die Höhen von Rivoli genommen haben, und hart am rechten Etschufer stehen; die Tiroler Straße, welche hart am linken Ufer vorbeiführt, ist nur 300 Schritte entfernt, und kann mit leichter Mühe beschossen werden. Die Einnahme des wehrlosen Vicenza hat also den Oestreichern wenig Vortheil gebracht, da sie für die Verbindung nur den Umweg über Bassano frei haben. Wien, im Juni. Der provisorische Ausschuß der Bürger-Nationalgarde und Studenten ist eifrig bemüht die Sicherheit und Ruhe der Hauptstadt zu erhalten und die Hauptaufgabe, den Arbeitern Beschäftigung und Erwerb zu geben, nach Möglichkeit zu erfüllen. Bereits übee 14,000 Arbeiter sind dermalen mit Arbeit versorgt worden, allein die Zahl derselben dürfte nicht so leicht erschöpft werden, wenn man nicht kräftige Vorkehrungen trifft, den fortwährenden Zufluß solcher Individuen vom Lande her und aus den Nachbarprovinzen hintanzuhalten. Früher zählte man in Wien kaum 8-9000 solcher Arbeiter und nun gibt es deren hier über 15,000! Die Zahl derselben könnte aber bald noch weit größer werden. Bei dem Umstande, daß hier jeder Arbeiter 25 fr., jedes Weib 20 fr. und jedes Kind bis 15 fr. täglich bekommt, werden sich viele Arbeiterfamilien, die sonst eine Profession betrieben und in Werkstätten oder Fabriken beschäftigt waren, angelockt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar020_006" type="jArticle"> <pb facs="#f0002" n="0086"/> <p rendition="#et">daß er keine Garantie für die Berliner Bürgerwehr übernehmen könne, und daß er nicht wisse, ob die bestellte Mannschaft erscheine, noch weniger, ob sie ihre Pflicht thun werde,</p> <p>finden wir uns zu der Veröffentlichung veranlaßt:</p> <p rendition="#et">daß am 14. d. M. die 59. Kompagnie sofort auf die ihr zugegangene Ordre um 7 Uhr Abends nach dem Zeughause ausgerückt ist, daselbst über anderthalb Stunden auf weitere Befehle gewartet und demnächst Seitens des Major Blesson nur die Ordre erhalten hat, in ihren Bezirk zurück zu rücken.</p> <p>Diese Ordre hat die Kompagnie genöthigt, den Platz am Zeughause, zu dessen Vertheidigung sie nirgend verwendet worden, zu verlassen, nachdem dasselbe schon von verschiedenen anderen Kompagnieen geschehen war. In ihrem Bezirk hat hierauf die versammelte Kompagnie bis in die Nacht um 2 Uhr vergeblich auf weitere Befehle gewartet.</p> <p>Berlin, den 17. Juni 1848.</p> <p> <hi rendition="#g">Die 59. Kompagnie der Bürgerwehr.</hi> </p> <p>‒ Nach der „D. Z.“ soll der bisherige Minister des Innern, Auerswald, an die Stelle des Grafen Schwerin treten, seinen Platz dagegen dem Herrn Pinder, Oberpräsidenten von Schlesien, abtreten. Für Arnim soll Usedom Minister der auswärtigen Angelegenheiten werden.</p> </div> <div xml:id="ar020_007" type="jArticle"> <head>Stettin, 16. Juni.</head> <p>In den Katzenmusiken scheint ein kontagiöses Element zu sein; sie gehen wie die Cholera; sie kommen, nehmen überhand und verschwinden spurlos. Auch hier in Stettin sind sie aufgetaucht, und trotz des energischen Widerstandes, den die Bürgerwehr ihnen leistet, scheinen sie noch im Wachsen begriffen zu sein. Vor dem Büreau der „Königlich privilegirten Stettinischen Zeitung“ erscheinen sie seit einiger Zeit allabendlich; so auch gestern; von da zog die Menge nach dem Büreau der „Neuen Stettiner Zeitung“ und nach dem d. Bl., und brachten den beiden letzteren Serenaden, wunderliche Serenaden mit Posaunen! Man konnte, wenn man die Musik hörte, zweifelhaft sein, ob Serenade, ob Katzenmusik, wenn nicht die einmüthigen Hurrahs jeden Zweifel vernichtet hätten.</p> <bibl>(Osts.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar020_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>103</author></bibl> Breslau, 12. Juni.</head> <p>Schlesien befindet sich in einer schwierigeren, weil unglaublich verwickelteren Lage, als irgend ein anderer Theil Deutschlands, mit Ausnahme von Böhmen. Anderswo, wie in den Rheinlanden ist die Feudalität unter der französischen Herrschaft vollständig zertrümmert, oder sie hat sich wie in vielen Gegenden Nord- und Süddeutschlands in ihrer Reinheit erhalten. Bei uns dagegen lagern die verschiedenen Jahrhunderte des Mittelalters noch immer neben und über einander und in ihrer Mitte hat sich das moderne Leben die moderne Industrie umfangreich entwickelt. Bald haben wir's mit ungezählten Schaaren hohen und niederen Adels zu thun, die gleich verderblichen Heuschreckenschwärmen die Mühen des arbeitenden Volkes zu ihrem Vortheil vernichteten, bald stehen wir der Macht der großen Fabrikherrn und der Finanziers der hohen Bourgeoisie gegenüber. Nicht selten ist der feudale Grundherr, der sich auf seine Ahnen aus der Hunnenperiode stützt, und der moderne Industrie-Unternehmer, der das Volk im Namen der freien Konkurrenz ausbeutet, friedlich und gemüthlich in einer und derselben Person vereinigt.</p> <p>Die Besitzer von Adelsprivilegien und die Kapitalisten denen die „freie Konkurrenz“ zum gewaltigen Monopol verhilft, sind sich über ihre Zwecke sehr klar. Sie bilden die Partei der Konservativen, die ihre Vorrechte möglichst ungeschmälert forterhalten wollen. Sie verfechten sie aus allen Kräften, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln. Der neuen Bewegung stemmen sie sich als entschiedene Reaktionäre entgegen.</p> <p>Auf der andern Seite drängt und stürmt die große Volksmasse mit ihren Forderungen heran. In diesen aber herrscht noch ein Wirrwarr der ganz den verschiedenen, oft völlig entgegengesetzten Verhältnissen und Lebenslagen entspricht, in welchen sich dieser oder jener Volkstheil bisher bewegte.</p> <p>Im Shakespeare'schen Hexenkessel kann es nicht wunderlicher durch einander brodeln, als hier. Die Herren Reaktionäre rühren fleißig drin herum; sie glauben immer noch des Gebräues Meister zu werden. Sie kennen aber den Zauberspruch nicht oder wollen doch nichts von ihm wissen und so werden wir bald den Kessel übersprudeln, jene Herren aber verbrannt und versengt zu Boden liegen sehen. Dies Eine Resultat wenigstens kann nicht ausbleiben.</p> <p>Wenden wir uns zuerst auf's platte Land. Da bestehen hier alle Feudallasten noch in voller Glorie; dort sind sie zum Theil, dort gänzlich, abgelöst, jedoch überall mit vielen Geldopfern, Abgabe von Aeckern und Uebernahme schwerer Renten, Seitens des Landvolks. Je nachdem das Eine oder Andere der Fall, ist auch der Haß und die Erbitterung gegen den Adel und die Rittergutsbesitzer überhaupt mehr oder minder groß. Die Zahl der Dörfer, wo alle und jede Feudallast durch Ablösung beseitigt worden, ist verhältnißmäßig gering. Gemeinsame Nahrung zieht aber der Volkshaß, die revolutionäre Stimmung der Landbewohner aus der bisherigen Patrimonialgerichtsbarkeit, der Polizeigewalt der Gutsherren, aus der ungerechten Steuervertheilung. Eine Menge Gutsherren tragen so gut wie gar nichts, oder doch im Verhältniß zu ihrer Einnahme unendlich wenig zu den Staatslasten bei.</p> <p>Der <hi rendition="#g">„Bauer“</hi> (Besitzer von mindestens 1/2 Hufe Landes, oft von 2, 3, 4 und mehr Hufen), würde zufriedengestellt sein, wenn die Feudallasten und andere gutsherrliche Vorrechte ohne Entschädigung aufhörten. Der <hi rendition="#g">„kleine Mann“</hi> der nur einige Morgen Acker besitzt, verlangt schon mehr; verlangt, daß er noch so viel Acker bekomme, um mit seiner Familie sorgenfrei leben zu können. Der <hi rendition="#g">„Häusler“</hi> ohne Acker verlangt also noch mehr. Nun kommt aber das ganze zahlreiche Proletariat des platten Landes: <hi rendition="#g">Inlieger, Hofeknechte etc.</hi> Die Leute sehen vor sich gewaltige Herrschaften, sehen in ihrer Nähe Majorats-, Standes- und andere Gutsherren, von denen Einer oft 40, 50 ja 100 Dörfer und Dominien nebst einer ungeheuren Fläche von Forst-, Wiese- und Ackerland besitzt. Wir wollen, rufen sie, so viel davon haben, daß wir endlich auch einmal als Menschen leben können. Dieses Proletariat ist gegen die „Bauern“ fast eben so erbittert, als gegen die „gnädigen“ Gutsherrschaften. Es will nun ebenfalls „Bauer“ werden, oder mindestens Freigärtner.</p> <p>Zu diesem Widerstreit der Interessen gesellt sich an andern Orten, wo die moderne Baumwoll-, Leinen- und Eisenindustrie mit ihren Maschinen, wo ausgedehnter Bergbau betrieben wird, das ganz besondere Interesse des industriellen Proletariats. Soweit das industrielle Proletariat auf dem Lande existirt, wird es von den feudalen Lasten gedrückt und so zugleich im Namen der freien Konkurrenz und im Namen des Mittelalters exploitirt. Auch hier werden entgegengesetzte Forderungen laut: theils dringt man auf Abschaffung der Maschinen, theils auf Uebernahme derselben durch den Staat, theils ebenfalls auf Gewährung von Grund und Boden.</p> <p>In den Städten spricht sich der Kleinbürger, der kleine Meister und mit ihm eine Anzahl Gesellen für Herstellung der alten Zünfte aus. Diesem reaktionären Verlangen gegenüber macht die Klasse der Kapitalisten die Nothwendigkeit und wohlthätigen Folgen der „freien Konkurrenz“ geltend.</p> <p>Das städtische industrielle Proletariat ist das entschiedenste und aufgeklärteste. Es weist die Einen wie die Andern mit ihren Anpreisungen ab und fordert eine Umgestaltung seiner Stellung, welche nicht raktionär, sondern progressiv ist. Zwischen Stadt und Land fand außerdem bisher eine Trennung statt, die namentlich durch völlige Verschiedenheit der Gemeindeverfassung, mehr aber noch dadurch bedingt wurde, daß die städtischen Kommunen im Besitz von Kämmereigütern, Dominien und Vorwerken, zum Landbewohner im Verhältniß des gehaßten mittelalterlichen Gutsherren standen. Daher kommt es auch zum Theil, daß Magistrate und Stadtverordnete sich in Bezug auf Abschaffung der Feudallasten meist reaktionär verhalten. In den Dörfern entschied der Gutsherr; er ernannte die Schulzen und die Gerichtsleute. Ihm und dem Landrath (ebenfalls Gutsbesitzer) war die Dorfgemeinde in jeder Hinsicht preisgegeben. Die Stadt verwaltet sich wenigstens theilweise durch selbstgewählte Vertreter und Beamte. Die Städte waren somit bevorrechtet vor dem platten Lande.</p> <p>Ferner wohnten ja gerade in jenen ein Theil der Leute, gegen welche das Landvolk mit am höchsten aufgebracht ist: die Juristen und Advokaten (Patrimonialrichter) und die Ablösungskommissionen. Auch die meisten Gutsherren besitzen Häuser in der Stadt und halten sich daselbst oft den größten Theil des Jahres auf und das Steueramt ist ebenfalls dort. Das Alles trug dazu bei, daß das Landvolk mit zornigem Auge auf die Städte blickte, wo seiner Ansicht nach „Müssiggänger“ schwelgten, wo ein Theil seiner Bedrücker in Karrossen einherfuhr und sich's von den Steuern und Abgaben der Landleute wohl sein ließ.</p> <p>Daß die Städte es gewesen, von welchen die Revolution und damit der Anfang zu einer bessern Umgestaltung, der Dinge gemacht worden, das hat jene Spannung zwischen Stadt und Land bedeutend vermindert, aber noch nicht völlig aufgehoben; denn grade hier haben die Reaktionäre mit den ehrlosesten Mitteln fortwährend geschürt um nicht nur die frühere Trennung zu erhalten, sondern auch den alten Haß noch mehr zu entflammen. Zu diesen mannichfaltigen Gegensätzen kommen nun noch die Stamm- und Sprachverschiedenheiten, die Sonderung in Deutsche und Wasser-Polacken und bei dem nicht geringen unaufgeklärten und fanatischen Theile der Bevölkerung die Verschiedenheit der Religions-Bekenntnisse. Das Alles wird von den Reaktionären bestens benutzt. Doch kann ihnen keine Anstrengung zu ihrem Ziele verhelfen. Sie bewirken lediglich, daß der Ausbruch viel blutiger und heftiger wird und daß der herannahende Sturm sie selbst in erster Reihe zu Boden wirft und für immer hinwegfegt.</p> <p>Die Russen sind es, die durch ihren Einmarsch den Sturm zum Ausbruch bringen werden. Sie werden in das unentwirrbare Durcheinander unsrer zahllosen Stände und Klassen Ordnung bringen; sie werden alle unterdrückten Klassen der Städte wie des Landes zur Vereinigung, zur Abwehr des gemeinsammen Feindes, zum Sturz der Reaktion zwingen. Schlesien wird bei einem russischen Einfall furchtbar leiden, aber Schlesien selbst hat zu seiner Reinigung von feudalem Unrath, zur Vereinfachung der Klassen- und Parteistellungen die russische Invasion wirklich nöthig.</p> </div> <div xml:id="ar020_008a" type="jArticle"> <head>Aus dem Großh. Posen.</head> <p>Es ist nothwendig, das Verhalten aller Derjenigen genau zu überwachen, welche sich bei den neuesten Ereignissen betheiligt haben.</p> <p>Zu diesem Behufe bestimme ich Folgendes:</p> <p>1) Alle Individuen, welche ihre Theilnahme an den jüngsten Ereignissen, sei es durch thätiges Eingreifen oder durch Förderung und Unterstützung des Aufstandes an den Tag gelegt haben, werden unter polizeiliche Aufsicht gestellt und zwar der Art,</p> <p rendition="#et">daß Diejenigen, welche zu den höhern Ständen gehören, ohne besondere schriftliche Erlaubniß der Landräthe ihren jetzigen Wohn- und resp. Aufenthaltsort, Diejenigen aber, welche zu den niedern Ständen gehören, ohne eine solche Erlaubniß den Kreis nicht verlassen dürfen.</p> <p>In der zu ertheilenden Erlaubniß ist der Zweck der Reise, der Ort, wohin dieselbe gerichtet ist, und die Dauer derselben deutlich und bestimmt auszudrücken.</p> <p>Reisen nach Posen dürfen die Herren Landräthe nur dann gestatten, wenn das hiesige königliche Polizei-Direktorium seine Zustimmung hierzu ertheilt hat.</p> <p>Zu Reisen außerhalb des Regierungsbezirks ist die Erlaubniß der königl. Regierung einzuholen.</p> <p>2) Vorstehende Bestimmungen sind zur Kenntniß der Betheiligten mit dem Bemerken zu bringen, daß Kontraventionen gegen dieselben sofortige Verhaftung zur Folge haben würden.</p> <p>3) Die Herren Landräthe haben ein Verzeichniß der in ihrem Kreise wohnenden Gutsbesitzer und Geistlichen, welche zu den sub 1 bezeichneten Individuen zu rechnen sind, anzulegen und Abschrift desselben mir einzureichen.</p> <p>Es sind diese Personen vorzugsweise zu überwachen, und es ist mir über das Verhalten derselben von 4 zu 4 Wochen Bericht zu erstatten, wenn nicht besondere Wahrnehmungen zu einer sofortigen Anzeige veranlassen sollten.</p> <p><hi rendition="#g">Posen,</hi> den 25. Mai 1848.</p> <p>Der Oberpräsident des Großherzogthums Posen,</p> <p>(gez.) <hi rendition="#g">v. Beurmann.</hi></p> <p>An die sämmtliche Herren Landräthe der Provinz und das hiesige königliche Polizei-Direktorium.</p> </div> <div xml:id="ar020_009" type="jArticle"> <head>Posen, 14. Juni.</head> <p>Alle Deutschen in unserer Stadt sind heute in der größten Bestürzung, weil gestern Abend die offizielle Nachricht hier eingegangen ist, daß unser kommandirender General Colomb plötzlich von hier abberufen und als Gouverneur nach Königsberg in Preußen versetzt worden ist. Da es hier nicht bekannt geworden, daß General Colomb eine Versetzung selbst nachgesucht, so ist Jedermann geneigt, dieselbe mit der Polenfrage in Verbindung, und mit der unfreiwilligen Versetzung des Chefs des Generalstabes Hrn. Olberg, in Zusammenhang zu bringen.</p> <bibl>(O.-P.-A.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar020_010" type="jArticle"> <head>Wiesbaden, 17. Juni.</head> <p>Das geheime Protokoll des Bundestages beginnt seine Früchte zu tragen. Der Vorschlag des hessischen Gesandten zielte darauf hin, die Nationalversammlung im Interesse der Fürsten gegen die Nation zu gebrauchen, und deshalb Mitglieder der Versammlung zu gewinnen. ‒ Baiern hat die Sache begriffen, und darnach gehandelt. Es zahlt an <hi rendition="#g">Eisenmann</hi> eine Entschädigung von 12,000 fl. und an <hi rendition="#g">Behr</hi> eine Pension; damit glaubt es diese Männer gewonnen zu haben.</p> <p>Beabsichtigte die Regierung von Baiern nicht, auf das Parlament einzuwirken, so war es ebensowohl eine Entschädigung an <hi rendition="#g">Wirth, Siebenpfeiffer's</hi> Erben etc. schuldig. ‒ Aber nein! es giebt sie nur denen, die im Parlament sitzen und macht sich dadurch selbst verdächtig; es verdächtigt aber auch diese Männer, deren Entschädigungsansprüche wohl begründet sind. Die diesen gewährte Ausnahme und die Art der Zahlung lassen den Akt der Gerechtigkeit nur als einen Gnadenakt oder als einen Bestechungsversuch ansehen.</p> <bibl>(F. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar020_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt. Sitzung der Nationalversammlung von 17. Juni.</head> <p>Eröffnung der Sitzung um halb eilf Uhr.</p> <p>Der <hi rendition="#g">Präsident</hi> gibt in Betreff der gestern ausgeschriebenen Sitzung das Wort an:</p> <p><hi rendition="#g">Wesendonk:</hi> In der Sitzung vom vergangenen Mittwoch sei bestimmt worden, wie auch in dem Protokoll feststehe, daß gestern und nicht heute eine Sitzung Statt finden sollte, es lag also ein förmlicher Beschluß vor. ‒ Statt dessen sei gestern ein Cirkular des Präsidenten erschienen, worin gesagt ist, daß die Sitzung ausfallen müsse, weil die erwarteten Berichte nicht eingegangen seien. Es frage sich jetzt, wem es zustehe zu bestimmen, wann die Sitzung sein solle, der Versammlung oder dem Präsidenten?</p> <p>Die Geschäftsordnung bestimme darüber nichts, dem Präsidenten liege es nur ob, die Tagesordnung jeder Sitzung zu bestimmen.</p> <p>So viel er erfahren, habe der Präsident nicht allein, sondern die Versammlung zu bestimmen, wann Sitzung angesagt werden solle. Er sei weit entfernt annehmen zu wollen, daß aus irgend einem andern Grunde die Sitzung nicht gehalten worden, als wie es im Circular erwähnt ‒ (oh! oh!) es seien ihm aber doch Aeußerungen zu Ohren gekommen, die etwas Anderes schließen laßen könnten ‒ (Oh ‒ Oh ‒ Mißfallen) es handle sich aber jedenfalls darum, für die Folge eine bestimmte Form festzusetzen, und sie seien nicht hieher gesandt worden um zu feiern, sondern zu arbeiten! (Lautes Bravo der Gallerie.)</p> <p>Nachdem sie vier Feiertage gehabt, hätten sie erst einen Tag gearbeitet, wenn also gestern nicht Kommissionsberichte vorgelegen hatden, um zu verhandeln, so würde die Versammlung vielleicht dennoch eben einen oder anderen Gegenstand zur Verhandlung aufgefunden haben, heute seien sie ja schon in demselben Falle, weil nicht einmal gedruckte Kommissionsberichte vorlägen. ‒ Für die Folge sei also eine bestimmte Entscheidung nöthig, desfalls trage er darauf an:</p> <p>Daß ihre Sitzungen ausschließlich Sonn- und Feiertags und wo die Versammlung selbst es anders bestimme, unausgesetzt stattfänden.</p> <p>Seine Absicht sei nicht, einen Tadel auszusprechen, er könne aber dem Präsidenten die Befugniß nicht einräumen, Sitzungen auszusetzen. Die Consequenzen müsse man ins Auge fassen, habe er dieses Recht, so könne er nicht allein einen Tag, sondern acht Tage und zwei Wochen lang die Sitzung aufheben, man würde ihm in diesem Falle eine discretionaire Gewalt geben, das dürfte nicht sein, die Versammlung müsse also die Sitzungstage selbst bestimmen.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Ich bin nicht zweifelhaft gewesen, daß dem Vorsitzenden das Recht zustehen müsse, die Sitzung anzuberaumen oder nicht; er habe in letzter Sitzung bei Feststellung der Tagesordnung ausdrücklich gesagt, in der Voraussetzung, daß die Berichte bis dahin fertig, beraume ich die nächste Sitzung auf Freitag. Er sei vorgestern bei allen Ausschüssen und Vorständen gewesen, und es habe nichts vorgelegen um etwas zu verhandeln, und so habe er es nicht für gut befunden, eine Versammlung anzuberaumen, weil nichts auf der Tagesordnung gestanden, er versichere übrigens, daß kein anderer Grund vorhanden sei. ‒</p> <p><hi rendition="#g">Jordan</hi> Dr.: Es könne das Recht des Vorsitzenden in dem Falle, wo ein Gegenstand der Berathung nicht vorliege, die Sitzung aussetzen zu dürfen, nicht zweifelhaft sein. ‒</p> <p>Es müsse aber von moralischer Seite die Frage aufgefaßt werden und da könne er es nicht billigen, daß man einen Tag nach dem andern vorüber gehen lasse, ohne zu handeln; kaum seien die Kalenderfeiertage vorüber, so kämen auch noch andere Feiertage. Er fährt fort:</p> <p>Wir stehen noch müßig und sehen zu, wie die Feuersbrunst der Revolution um sich greift, und die Ereignisse sich wie Lawinen anhäufen. ‒ Im Süden Europas berichte man die feierliche Enthauptung eines Königs und wir sitzen hier und feiern und sprechen, was gehen uns diese Dinge, was gehen uns die Türken etc. an. (Bravo der Gallerie).</p> <p><hi rendition="#g">Jordan:</hi> Wo fremde Flotten deutsche Häfen bombardiren, sitzen wir hier und halten Feiertag. Wo in Prag der Slavenkongreß den deutschen Landen Abfall und Beeinträchtigung droht, sitzen wir abermals hier, sprechen, das geht uns nichts an und halten Feiertage. In Berlin sei auch schon wieder Blut geflossen, kaum daß sich die Uniform eines Generals ‒ gezeigt habe, und noch immer hielten wir Feiertage.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Verweist den Redner, weil er lange genug eine Mißachtung gegen die gesammte Versammlung ausgesprochen.</p> <p> <ref type="link">(Siehe den Verfolg auf der vierten Seite.)</ref> </p> </div> <div xml:id="ar020_012" type="jArticle"> <head>Lübeck, 15. Juni.</head> <p>Das Dampfboot „Malmö“ hat leider noch nicht die Bestätigung des Gerüchts, daß ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, gebracht. Briefliche Nachrichten, die mit gedachtem Boote von Kopenhagen eingegangen sind, lauten übrigens sehr friedlich, so daß man doch wohl hoffen kann, daß die nächste Woche uns die Nachricht von einem abgeschlossenen Waffenstillstande bringt. Auch erfährt man aus Malmö selbst, daß die weitere Einschiffung der Schweden fistirt worden ist; als Grund dieser Maßregel vermuthet man die in Schweden allgemein werdende Abneigung gegen den Krieg. Ein Theil der schwedischen Flotte, bestehend aus einigen Fregatten, Briggs, Schoonern und Dampfböten, lag auf der Rhede von Malmö. ‒ Als Gerücht wird von Kopenhagen noch gemeldet, daß die russische Flotten-Abtheilung ansehnliche Landungstruppen, man schreibt von 11,000 Mann (?) am Bord habe. ‒ Die Kopenhagener Blätter vom 13. bringen keine neue Nachrichten von Erheblichkeit. General Bülau war mit vier Bataillonen von Alsen nach Jütland übergeführt worden.</p> <bibl>(B.-H.)</bibl> </div> <div xml:id="ar020_013" type="jArticle"> <head>Flensburg, 13. Juni.</head> <p>Das früher erwähnte Gefecht am ersten Pfingsttage zwischen Hadersleben und Christiansfeld hat sich nur auf die Vorposten beschränkt, die einige Kugeln gewechselt haben. Von unserer Seite sind es hauptsächlich die Bracklow'schen Scharfschützen gewesen. ‒ Hadersleben ist denselben Tag noch von dem deutschen Militär wieder geräumt und bald dararf von den Dänen besetzt worden.</p> <bibl>(R. T.)</bibl> </div> <div xml:id="ar020_014" type="jArticle"> <head>Apenrade, 12. Juni.</head> <p>Nachdem die Kanonenböte seit einigen Tagen den hiesigen Hafen verlassen hatten, fing man an, in der Stadt etwas freier aufzuathmen. Gestern Nachmittag kehrten sie aber wieder, begleitet von einem Dampfschiffe, und legten sich wie gewöhnlich an der Chaussee hin. Letzteres entfernte sich gegen Abend und heute ist nur noch ein Boot sichtbar, etwa in der Mite des Fjords vor Anker liegend. ‒ Nördlich von uns stehen jetzt die schleswig-holsteinischen Truppen, an deren fortwährenden Bewegungen nun auch das bei uns einquartirte v. d. Tann'sche Corps (mit dem sich das Aldossersche hier gestern Morgen vereinigt hat), Theil nimmt. Südlich von uns stehen preußische Truppen, deren Vorposten sich der Stadt bis auf 1/8 Meile genähert haben und ihre Patrouillen auch durch die Stadt schicken. Gestern (11.) Morgens um 6 Uhr erschienen plötzlich circa 100 Mann vom Alexanderregiment, deren Anführer von unsern Anhöhen bemerkt haben wollte, daß der Schiffsbaumeister Andersen mit den dänischen Bòten signalisire. Letzterer mußte nun sofort seine dänische Flagge ausliefern, wurde nebst einigen andern dänischgesinnten Bürgern nach dem Marktplatz beschieden und nun mußten sie am ersten Pfingstfesttage eine erbauliche Straf- und Bußpredigt vom preußischen Hauptmann anhörenr Als Andersen zu seiner Entschuldigung das Wort nrhmen wollte, brachte ihn energisches „schweig Verräther!“ zum Stillschweigen, und damit, wie mit der Drohung im Wiederholungsfalle fortgeführt zu werden, wurde er denn für diesmal entlassen. Die Preußen zogen mit der dänischen Flagge ab, welche noch vom Kanonenboot ‒ nicht wissend, in wessen Händen sie sei ‒ durch einen Kanonenschuß salutirt wurde. Ihr Führer hätte den mehrgedachten Andersen ohne Weiteres mitgenommen; da indessen der dänische Befehlshaber der Kriegsschiffe, Steen Bille, sein Wort gegeben, keinen hiesigen Einwohner mehr wegschleppen, auch die Stadt nicht bombardiren lassen zu wollen, so ist vermuthlich darauf Rücksicht genommen worden.</p> <bibl>(S. H. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar020_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>7</author></bibl> Prag.</head> <p>Nach den letzten Nachrichten über Dresden halten sich die Insurgenten, mit den Studenten und den Swornost an der Spitze, noch in vier engen Straßen um das Universitätsgebäude, wo ihre Barikaden von den Soldaten belagert, aber nicht beschossen werden. Die Thore sind von Soldaten und deutsch-böhmischen Nationalgarden besetzt. Die Stellung des Militärs ist jedoch noch immer nicht die günstigste, da die Czechische Partei jeden Augenblick im Rücken der Soldaten den Kampf wieder beginnen kann. Die Verbindung über die Moldau mit den Kleinseiten ist unterbrochen; die Kleinseite soll in den Händen der Bauern und Fabrikarbeiter sein. Die czechischen Führer benahmen sich im höchsten Grade feig; Franz Thun floh, Leo Thun mußte von seiner eignen Partei gefangen gehalten werden, die provisorische Regierung war verschwunden und erschien nur wieder um sich aufzulösen.</p> <p><bibl><author>*</author></bibl> Oesterreichische Blätter melden, daß die Piemontesen die Höhen von Rivoli genommen haben, und hart am rechten Etschufer stehen; die Tiroler Straße, welche hart am linken Ufer vorbeiführt, ist nur 300 Schritte entfernt, und kann mit leichter Mühe beschossen werden. Die Einnahme des wehrlosen Vicenza hat also den Oestreichern wenig Vortheil gebracht, da sie für die Verbindung nur den Umweg über Bassano frei haben.</p> </div> <div xml:id="ar020_016" type="jArticle"> <head>Wien, im Juni.</head> <p>Der provisorische Ausschuß der Bürger-Nationalgarde und Studenten ist eifrig bemüht die Sicherheit und Ruhe der Hauptstadt zu erhalten und die Hauptaufgabe, den Arbeitern Beschäftigung und Erwerb zu geben, nach Möglichkeit zu erfüllen. Bereits übee 14,000 Arbeiter sind dermalen mit Arbeit versorgt worden, allein die Zahl derselben dürfte nicht so leicht erschöpft werden, wenn man nicht kräftige Vorkehrungen trifft, den fortwährenden Zufluß solcher Individuen vom Lande her und aus den Nachbarprovinzen hintanzuhalten. Früher zählte man in Wien kaum 8-9000 solcher Arbeiter und nun gibt es deren hier über 15,000! Die Zahl derselben könnte aber bald noch weit größer werden. Bei dem Umstande, daß hier jeder Arbeiter 25 fr., jedes Weib 20 fr. und jedes Kind bis 15 fr. täglich bekommt, werden sich viele Arbeiterfamilien, die sonst eine Profession betrieben und in Werkstätten oder Fabriken beschäftigt waren, angelockt </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0086/0002]
daß er keine Garantie für die Berliner Bürgerwehr übernehmen könne, und daß er nicht wisse, ob die bestellte Mannschaft erscheine, noch weniger, ob sie ihre Pflicht thun werde,
finden wir uns zu der Veröffentlichung veranlaßt:
daß am 14. d. M. die 59. Kompagnie sofort auf die ihr zugegangene Ordre um 7 Uhr Abends nach dem Zeughause ausgerückt ist, daselbst über anderthalb Stunden auf weitere Befehle gewartet und demnächst Seitens des Major Blesson nur die Ordre erhalten hat, in ihren Bezirk zurück zu rücken.
Diese Ordre hat die Kompagnie genöthigt, den Platz am Zeughause, zu dessen Vertheidigung sie nirgend verwendet worden, zu verlassen, nachdem dasselbe schon von verschiedenen anderen Kompagnieen geschehen war. In ihrem Bezirk hat hierauf die versammelte Kompagnie bis in die Nacht um 2 Uhr vergeblich auf weitere Befehle gewartet.
Berlin, den 17. Juni 1848.
Die 59. Kompagnie der Bürgerwehr.
‒ Nach der „D. Z.“ soll der bisherige Minister des Innern, Auerswald, an die Stelle des Grafen Schwerin treten, seinen Platz dagegen dem Herrn Pinder, Oberpräsidenten von Schlesien, abtreten. Für Arnim soll Usedom Minister der auswärtigen Angelegenheiten werden.
Stettin, 16. Juni. In den Katzenmusiken scheint ein kontagiöses Element zu sein; sie gehen wie die Cholera; sie kommen, nehmen überhand und verschwinden spurlos. Auch hier in Stettin sind sie aufgetaucht, und trotz des energischen Widerstandes, den die Bürgerwehr ihnen leistet, scheinen sie noch im Wachsen begriffen zu sein. Vor dem Büreau der „Königlich privilegirten Stettinischen Zeitung“ erscheinen sie seit einiger Zeit allabendlich; so auch gestern; von da zog die Menge nach dem Büreau der „Neuen Stettiner Zeitung“ und nach dem d. Bl., und brachten den beiden letzteren Serenaden, wunderliche Serenaden mit Posaunen! Man konnte, wenn man die Musik hörte, zweifelhaft sein, ob Serenade, ob Katzenmusik, wenn nicht die einmüthigen Hurrahs jeden Zweifel vernichtet hätten.
(Osts.-Z.) 103 Breslau, 12. Juni. Schlesien befindet sich in einer schwierigeren, weil unglaublich verwickelteren Lage, als irgend ein anderer Theil Deutschlands, mit Ausnahme von Böhmen. Anderswo, wie in den Rheinlanden ist die Feudalität unter der französischen Herrschaft vollständig zertrümmert, oder sie hat sich wie in vielen Gegenden Nord- und Süddeutschlands in ihrer Reinheit erhalten. Bei uns dagegen lagern die verschiedenen Jahrhunderte des Mittelalters noch immer neben und über einander und in ihrer Mitte hat sich das moderne Leben die moderne Industrie umfangreich entwickelt. Bald haben wir's mit ungezählten Schaaren hohen und niederen Adels zu thun, die gleich verderblichen Heuschreckenschwärmen die Mühen des arbeitenden Volkes zu ihrem Vortheil vernichteten, bald stehen wir der Macht der großen Fabrikherrn und der Finanziers der hohen Bourgeoisie gegenüber. Nicht selten ist der feudale Grundherr, der sich auf seine Ahnen aus der Hunnenperiode stützt, und der moderne Industrie-Unternehmer, der das Volk im Namen der freien Konkurrenz ausbeutet, friedlich und gemüthlich in einer und derselben Person vereinigt.
Die Besitzer von Adelsprivilegien und die Kapitalisten denen die „freie Konkurrenz“ zum gewaltigen Monopol verhilft, sind sich über ihre Zwecke sehr klar. Sie bilden die Partei der Konservativen, die ihre Vorrechte möglichst ungeschmälert forterhalten wollen. Sie verfechten sie aus allen Kräften, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln. Der neuen Bewegung stemmen sie sich als entschiedene Reaktionäre entgegen.
Auf der andern Seite drängt und stürmt die große Volksmasse mit ihren Forderungen heran. In diesen aber herrscht noch ein Wirrwarr der ganz den verschiedenen, oft völlig entgegengesetzten Verhältnissen und Lebenslagen entspricht, in welchen sich dieser oder jener Volkstheil bisher bewegte.
Im Shakespeare'schen Hexenkessel kann es nicht wunderlicher durch einander brodeln, als hier. Die Herren Reaktionäre rühren fleißig drin herum; sie glauben immer noch des Gebräues Meister zu werden. Sie kennen aber den Zauberspruch nicht oder wollen doch nichts von ihm wissen und so werden wir bald den Kessel übersprudeln, jene Herren aber verbrannt und versengt zu Boden liegen sehen. Dies Eine Resultat wenigstens kann nicht ausbleiben.
Wenden wir uns zuerst auf's platte Land. Da bestehen hier alle Feudallasten noch in voller Glorie; dort sind sie zum Theil, dort gänzlich, abgelöst, jedoch überall mit vielen Geldopfern, Abgabe von Aeckern und Uebernahme schwerer Renten, Seitens des Landvolks. Je nachdem das Eine oder Andere der Fall, ist auch der Haß und die Erbitterung gegen den Adel und die Rittergutsbesitzer überhaupt mehr oder minder groß. Die Zahl der Dörfer, wo alle und jede Feudallast durch Ablösung beseitigt worden, ist verhältnißmäßig gering. Gemeinsame Nahrung zieht aber der Volkshaß, die revolutionäre Stimmung der Landbewohner aus der bisherigen Patrimonialgerichtsbarkeit, der Polizeigewalt der Gutsherren, aus der ungerechten Steuervertheilung. Eine Menge Gutsherren tragen so gut wie gar nichts, oder doch im Verhältniß zu ihrer Einnahme unendlich wenig zu den Staatslasten bei.
Der „Bauer“ (Besitzer von mindestens 1/2 Hufe Landes, oft von 2, 3, 4 und mehr Hufen), würde zufriedengestellt sein, wenn die Feudallasten und andere gutsherrliche Vorrechte ohne Entschädigung aufhörten. Der „kleine Mann“ der nur einige Morgen Acker besitzt, verlangt schon mehr; verlangt, daß er noch so viel Acker bekomme, um mit seiner Familie sorgenfrei leben zu können. Der „Häusler“ ohne Acker verlangt also noch mehr. Nun kommt aber das ganze zahlreiche Proletariat des platten Landes: Inlieger, Hofeknechte etc. Die Leute sehen vor sich gewaltige Herrschaften, sehen in ihrer Nähe Majorats-, Standes- und andere Gutsherren, von denen Einer oft 40, 50 ja 100 Dörfer und Dominien nebst einer ungeheuren Fläche von Forst-, Wiese- und Ackerland besitzt. Wir wollen, rufen sie, so viel davon haben, daß wir endlich auch einmal als Menschen leben können. Dieses Proletariat ist gegen die „Bauern“ fast eben so erbittert, als gegen die „gnädigen“ Gutsherrschaften. Es will nun ebenfalls „Bauer“ werden, oder mindestens Freigärtner.
Zu diesem Widerstreit der Interessen gesellt sich an andern Orten, wo die moderne Baumwoll-, Leinen- und Eisenindustrie mit ihren Maschinen, wo ausgedehnter Bergbau betrieben wird, das ganz besondere Interesse des industriellen Proletariats. Soweit das industrielle Proletariat auf dem Lande existirt, wird es von den feudalen Lasten gedrückt und so zugleich im Namen der freien Konkurrenz und im Namen des Mittelalters exploitirt. Auch hier werden entgegengesetzte Forderungen laut: theils dringt man auf Abschaffung der Maschinen, theils auf Uebernahme derselben durch den Staat, theils ebenfalls auf Gewährung von Grund und Boden.
In den Städten spricht sich der Kleinbürger, der kleine Meister und mit ihm eine Anzahl Gesellen für Herstellung der alten Zünfte aus. Diesem reaktionären Verlangen gegenüber macht die Klasse der Kapitalisten die Nothwendigkeit und wohlthätigen Folgen der „freien Konkurrenz“ geltend.
Das städtische industrielle Proletariat ist das entschiedenste und aufgeklärteste. Es weist die Einen wie die Andern mit ihren Anpreisungen ab und fordert eine Umgestaltung seiner Stellung, welche nicht raktionär, sondern progressiv ist. Zwischen Stadt und Land fand außerdem bisher eine Trennung statt, die namentlich durch völlige Verschiedenheit der Gemeindeverfassung, mehr aber noch dadurch bedingt wurde, daß die städtischen Kommunen im Besitz von Kämmereigütern, Dominien und Vorwerken, zum Landbewohner im Verhältniß des gehaßten mittelalterlichen Gutsherren standen. Daher kommt es auch zum Theil, daß Magistrate und Stadtverordnete sich in Bezug auf Abschaffung der Feudallasten meist reaktionär verhalten. In den Dörfern entschied der Gutsherr; er ernannte die Schulzen und die Gerichtsleute. Ihm und dem Landrath (ebenfalls Gutsbesitzer) war die Dorfgemeinde in jeder Hinsicht preisgegeben. Die Stadt verwaltet sich wenigstens theilweise durch selbstgewählte Vertreter und Beamte. Die Städte waren somit bevorrechtet vor dem platten Lande.
Ferner wohnten ja gerade in jenen ein Theil der Leute, gegen welche das Landvolk mit am höchsten aufgebracht ist: die Juristen und Advokaten (Patrimonialrichter) und die Ablösungskommissionen. Auch die meisten Gutsherren besitzen Häuser in der Stadt und halten sich daselbst oft den größten Theil des Jahres auf und das Steueramt ist ebenfalls dort. Das Alles trug dazu bei, daß das Landvolk mit zornigem Auge auf die Städte blickte, wo seiner Ansicht nach „Müssiggänger“ schwelgten, wo ein Theil seiner Bedrücker in Karrossen einherfuhr und sich's von den Steuern und Abgaben der Landleute wohl sein ließ.
Daß die Städte es gewesen, von welchen die Revolution und damit der Anfang zu einer bessern Umgestaltung, der Dinge gemacht worden, das hat jene Spannung zwischen Stadt und Land bedeutend vermindert, aber noch nicht völlig aufgehoben; denn grade hier haben die Reaktionäre mit den ehrlosesten Mitteln fortwährend geschürt um nicht nur die frühere Trennung zu erhalten, sondern auch den alten Haß noch mehr zu entflammen. Zu diesen mannichfaltigen Gegensätzen kommen nun noch die Stamm- und Sprachverschiedenheiten, die Sonderung in Deutsche und Wasser-Polacken und bei dem nicht geringen unaufgeklärten und fanatischen Theile der Bevölkerung die Verschiedenheit der Religions-Bekenntnisse. Das Alles wird von den Reaktionären bestens benutzt. Doch kann ihnen keine Anstrengung zu ihrem Ziele verhelfen. Sie bewirken lediglich, daß der Ausbruch viel blutiger und heftiger wird und daß der herannahende Sturm sie selbst in erster Reihe zu Boden wirft und für immer hinwegfegt.
Die Russen sind es, die durch ihren Einmarsch den Sturm zum Ausbruch bringen werden. Sie werden in das unentwirrbare Durcheinander unsrer zahllosen Stände und Klassen Ordnung bringen; sie werden alle unterdrückten Klassen der Städte wie des Landes zur Vereinigung, zur Abwehr des gemeinsammen Feindes, zum Sturz der Reaktion zwingen. Schlesien wird bei einem russischen Einfall furchtbar leiden, aber Schlesien selbst hat zu seiner Reinigung von feudalem Unrath, zur Vereinfachung der Klassen- und Parteistellungen die russische Invasion wirklich nöthig.
Aus dem Großh. Posen. Es ist nothwendig, das Verhalten aller Derjenigen genau zu überwachen, welche sich bei den neuesten Ereignissen betheiligt haben.
Zu diesem Behufe bestimme ich Folgendes:
1) Alle Individuen, welche ihre Theilnahme an den jüngsten Ereignissen, sei es durch thätiges Eingreifen oder durch Förderung und Unterstützung des Aufstandes an den Tag gelegt haben, werden unter polizeiliche Aufsicht gestellt und zwar der Art,
daß Diejenigen, welche zu den höhern Ständen gehören, ohne besondere schriftliche Erlaubniß der Landräthe ihren jetzigen Wohn- und resp. Aufenthaltsort, Diejenigen aber, welche zu den niedern Ständen gehören, ohne eine solche Erlaubniß den Kreis nicht verlassen dürfen.
In der zu ertheilenden Erlaubniß ist der Zweck der Reise, der Ort, wohin dieselbe gerichtet ist, und die Dauer derselben deutlich und bestimmt auszudrücken.
Reisen nach Posen dürfen die Herren Landräthe nur dann gestatten, wenn das hiesige königliche Polizei-Direktorium seine Zustimmung hierzu ertheilt hat.
Zu Reisen außerhalb des Regierungsbezirks ist die Erlaubniß der königl. Regierung einzuholen.
2) Vorstehende Bestimmungen sind zur Kenntniß der Betheiligten mit dem Bemerken zu bringen, daß Kontraventionen gegen dieselben sofortige Verhaftung zur Folge haben würden.
3) Die Herren Landräthe haben ein Verzeichniß der in ihrem Kreise wohnenden Gutsbesitzer und Geistlichen, welche zu den sub 1 bezeichneten Individuen zu rechnen sind, anzulegen und Abschrift desselben mir einzureichen.
Es sind diese Personen vorzugsweise zu überwachen, und es ist mir über das Verhalten derselben von 4 zu 4 Wochen Bericht zu erstatten, wenn nicht besondere Wahrnehmungen zu einer sofortigen Anzeige veranlassen sollten.
Posen, den 25. Mai 1848.
Der Oberpräsident des Großherzogthums Posen,
(gez.) v. Beurmann.
An die sämmtliche Herren Landräthe der Provinz und das hiesige königliche Polizei-Direktorium.
Posen, 14. Juni. Alle Deutschen in unserer Stadt sind heute in der größten Bestürzung, weil gestern Abend die offizielle Nachricht hier eingegangen ist, daß unser kommandirender General Colomb plötzlich von hier abberufen und als Gouverneur nach Königsberg in Preußen versetzt worden ist. Da es hier nicht bekannt geworden, daß General Colomb eine Versetzung selbst nachgesucht, so ist Jedermann geneigt, dieselbe mit der Polenfrage in Verbindung, und mit der unfreiwilligen Versetzung des Chefs des Generalstabes Hrn. Olberg, in Zusammenhang zu bringen.
(O.-P.-A.-Z.) Wiesbaden, 17. Juni. Das geheime Protokoll des Bundestages beginnt seine Früchte zu tragen. Der Vorschlag des hessischen Gesandten zielte darauf hin, die Nationalversammlung im Interesse der Fürsten gegen die Nation zu gebrauchen, und deshalb Mitglieder der Versammlung zu gewinnen. ‒ Baiern hat die Sache begriffen, und darnach gehandelt. Es zahlt an Eisenmann eine Entschädigung von 12,000 fl. und an Behr eine Pension; damit glaubt es diese Männer gewonnen zu haben.
Beabsichtigte die Regierung von Baiern nicht, auf das Parlament einzuwirken, so war es ebensowohl eine Entschädigung an Wirth, Siebenpfeiffer's Erben etc. schuldig. ‒ Aber nein! es giebt sie nur denen, die im Parlament sitzen und macht sich dadurch selbst verdächtig; es verdächtigt aber auch diese Männer, deren Entschädigungsansprüche wohl begründet sind. Die diesen gewährte Ausnahme und die Art der Zahlung lassen den Akt der Gerechtigkeit nur als einen Gnadenakt oder als einen Bestechungsversuch ansehen.
(F. Z.) * Frankfurt. Sitzung der Nationalversammlung von 17. Juni. Eröffnung der Sitzung um halb eilf Uhr.
Der Präsident gibt in Betreff der gestern ausgeschriebenen Sitzung das Wort an:
Wesendonk: In der Sitzung vom vergangenen Mittwoch sei bestimmt worden, wie auch in dem Protokoll feststehe, daß gestern und nicht heute eine Sitzung Statt finden sollte, es lag also ein förmlicher Beschluß vor. ‒ Statt dessen sei gestern ein Cirkular des Präsidenten erschienen, worin gesagt ist, daß die Sitzung ausfallen müsse, weil die erwarteten Berichte nicht eingegangen seien. Es frage sich jetzt, wem es zustehe zu bestimmen, wann die Sitzung sein solle, der Versammlung oder dem Präsidenten?
Die Geschäftsordnung bestimme darüber nichts, dem Präsidenten liege es nur ob, die Tagesordnung jeder Sitzung zu bestimmen.
So viel er erfahren, habe der Präsident nicht allein, sondern die Versammlung zu bestimmen, wann Sitzung angesagt werden solle. Er sei weit entfernt annehmen zu wollen, daß aus irgend einem andern Grunde die Sitzung nicht gehalten worden, als wie es im Circular erwähnt ‒ (oh! oh!) es seien ihm aber doch Aeußerungen zu Ohren gekommen, die etwas Anderes schließen laßen könnten ‒ (Oh ‒ Oh ‒ Mißfallen) es handle sich aber jedenfalls darum, für die Folge eine bestimmte Form festzusetzen, und sie seien nicht hieher gesandt worden um zu feiern, sondern zu arbeiten! (Lautes Bravo der Gallerie.)
Nachdem sie vier Feiertage gehabt, hätten sie erst einen Tag gearbeitet, wenn also gestern nicht Kommissionsberichte vorgelegen hatden, um zu verhandeln, so würde die Versammlung vielleicht dennoch eben einen oder anderen Gegenstand zur Verhandlung aufgefunden haben, heute seien sie ja schon in demselben Falle, weil nicht einmal gedruckte Kommissionsberichte vorlägen. ‒ Für die Folge sei also eine bestimmte Entscheidung nöthig, desfalls trage er darauf an:
Daß ihre Sitzungen ausschließlich Sonn- und Feiertags und wo die Versammlung selbst es anders bestimme, unausgesetzt stattfänden.
Seine Absicht sei nicht, einen Tadel auszusprechen, er könne aber dem Präsidenten die Befugniß nicht einräumen, Sitzungen auszusetzen. Die Consequenzen müsse man ins Auge fassen, habe er dieses Recht, so könne er nicht allein einen Tag, sondern acht Tage und zwei Wochen lang die Sitzung aufheben, man würde ihm in diesem Falle eine discretionaire Gewalt geben, das dürfte nicht sein, die Versammlung müsse also die Sitzungstage selbst bestimmen.
Präsident: Ich bin nicht zweifelhaft gewesen, daß dem Vorsitzenden das Recht zustehen müsse, die Sitzung anzuberaumen oder nicht; er habe in letzter Sitzung bei Feststellung der Tagesordnung ausdrücklich gesagt, in der Voraussetzung, daß die Berichte bis dahin fertig, beraume ich die nächste Sitzung auf Freitag. Er sei vorgestern bei allen Ausschüssen und Vorständen gewesen, und es habe nichts vorgelegen um etwas zu verhandeln, und so habe er es nicht für gut befunden, eine Versammlung anzuberaumen, weil nichts auf der Tagesordnung gestanden, er versichere übrigens, daß kein anderer Grund vorhanden sei. ‒
Jordan Dr.: Es könne das Recht des Vorsitzenden in dem Falle, wo ein Gegenstand der Berathung nicht vorliege, die Sitzung aussetzen zu dürfen, nicht zweifelhaft sein. ‒
Es müsse aber von moralischer Seite die Frage aufgefaßt werden und da könne er es nicht billigen, daß man einen Tag nach dem andern vorüber gehen lasse, ohne zu handeln; kaum seien die Kalenderfeiertage vorüber, so kämen auch noch andere Feiertage. Er fährt fort:
Wir stehen noch müßig und sehen zu, wie die Feuersbrunst der Revolution um sich greift, und die Ereignisse sich wie Lawinen anhäufen. ‒ Im Süden Europas berichte man die feierliche Enthauptung eines Königs und wir sitzen hier und feiern und sprechen, was gehen uns diese Dinge, was gehen uns die Türken etc. an. (Bravo der Gallerie).
Jordan: Wo fremde Flotten deutsche Häfen bombardiren, sitzen wir hier und halten Feiertag. Wo in Prag der Slavenkongreß den deutschen Landen Abfall und Beeinträchtigung droht, sitzen wir abermals hier, sprechen, das geht uns nichts an und halten Feiertage. In Berlin sei auch schon wieder Blut geflossen, kaum daß sich die Uniform eines Generals ‒ gezeigt habe, und noch immer hielten wir Feiertage.
Präsident: Verweist den Redner, weil er lange genug eine Mißachtung gegen die gesammte Versammlung ausgesprochen.
(Siehe den Verfolg auf der vierten Seite.)
Lübeck, 15. Juni. Das Dampfboot „Malmö“ hat leider noch nicht die Bestätigung des Gerüchts, daß ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, gebracht. Briefliche Nachrichten, die mit gedachtem Boote von Kopenhagen eingegangen sind, lauten übrigens sehr friedlich, so daß man doch wohl hoffen kann, daß die nächste Woche uns die Nachricht von einem abgeschlossenen Waffenstillstande bringt. Auch erfährt man aus Malmö selbst, daß die weitere Einschiffung der Schweden fistirt worden ist; als Grund dieser Maßregel vermuthet man die in Schweden allgemein werdende Abneigung gegen den Krieg. Ein Theil der schwedischen Flotte, bestehend aus einigen Fregatten, Briggs, Schoonern und Dampfböten, lag auf der Rhede von Malmö. ‒ Als Gerücht wird von Kopenhagen noch gemeldet, daß die russische Flotten-Abtheilung ansehnliche Landungstruppen, man schreibt von 11,000 Mann (?) am Bord habe. ‒ Die Kopenhagener Blätter vom 13. bringen keine neue Nachrichten von Erheblichkeit. General Bülau war mit vier Bataillonen von Alsen nach Jütland übergeführt worden.
(B.-H.) Flensburg, 13. Juni. Das früher erwähnte Gefecht am ersten Pfingsttage zwischen Hadersleben und Christiansfeld hat sich nur auf die Vorposten beschränkt, die einige Kugeln gewechselt haben. Von unserer Seite sind es hauptsächlich die Bracklow'schen Scharfschützen gewesen. ‒ Hadersleben ist denselben Tag noch von dem deutschen Militär wieder geräumt und bald dararf von den Dänen besetzt worden.
(R. T.) Apenrade, 12. Juni. Nachdem die Kanonenböte seit einigen Tagen den hiesigen Hafen verlassen hatten, fing man an, in der Stadt etwas freier aufzuathmen. Gestern Nachmittag kehrten sie aber wieder, begleitet von einem Dampfschiffe, und legten sich wie gewöhnlich an der Chaussee hin. Letzteres entfernte sich gegen Abend und heute ist nur noch ein Boot sichtbar, etwa in der Mite des Fjords vor Anker liegend. ‒ Nördlich von uns stehen jetzt die schleswig-holsteinischen Truppen, an deren fortwährenden Bewegungen nun auch das bei uns einquartirte v. d. Tann'sche Corps (mit dem sich das Aldossersche hier gestern Morgen vereinigt hat), Theil nimmt. Südlich von uns stehen preußische Truppen, deren Vorposten sich der Stadt bis auf 1/8 Meile genähert haben und ihre Patrouillen auch durch die Stadt schicken. Gestern (11.) Morgens um 6 Uhr erschienen plötzlich circa 100 Mann vom Alexanderregiment, deren Anführer von unsern Anhöhen bemerkt haben wollte, daß der Schiffsbaumeister Andersen mit den dänischen Bòten signalisire. Letzterer mußte nun sofort seine dänische Flagge ausliefern, wurde nebst einigen andern dänischgesinnten Bürgern nach dem Marktplatz beschieden und nun mußten sie am ersten Pfingstfesttage eine erbauliche Straf- und Bußpredigt vom preußischen Hauptmann anhörenr Als Andersen zu seiner Entschuldigung das Wort nrhmen wollte, brachte ihn energisches „schweig Verräther!“ zum Stillschweigen, und damit, wie mit der Drohung im Wiederholungsfalle fortgeführt zu werden, wurde er denn für diesmal entlassen. Die Preußen zogen mit der dänischen Flagge ab, welche noch vom Kanonenboot ‒ nicht wissend, in wessen Händen sie sei ‒ durch einen Kanonenschuß salutirt wurde. Ihr Führer hätte den mehrgedachten Andersen ohne Weiteres mitgenommen; da indessen der dänische Befehlshaber der Kriegsschiffe, Steen Bille, sein Wort gegeben, keinen hiesigen Einwohner mehr wegschleppen, auch die Stadt nicht bombardiren lassen zu wollen, so ist vermuthlich darauf Rücksicht genommen worden.
(S. H. Z.) 7 Prag. Nach den letzten Nachrichten über Dresden halten sich die Insurgenten, mit den Studenten und den Swornost an der Spitze, noch in vier engen Straßen um das Universitätsgebäude, wo ihre Barikaden von den Soldaten belagert, aber nicht beschossen werden. Die Thore sind von Soldaten und deutsch-böhmischen Nationalgarden besetzt. Die Stellung des Militärs ist jedoch noch immer nicht die günstigste, da die Czechische Partei jeden Augenblick im Rücken der Soldaten den Kampf wieder beginnen kann. Die Verbindung über die Moldau mit den Kleinseiten ist unterbrochen; die Kleinseite soll in den Händen der Bauern und Fabrikarbeiter sein. Die czechischen Führer benahmen sich im höchsten Grade feig; Franz Thun floh, Leo Thun mußte von seiner eignen Partei gefangen gehalten werden, die provisorische Regierung war verschwunden und erschien nur wieder um sich aufzulösen.
* Oesterreichische Blätter melden, daß die Piemontesen die Höhen von Rivoli genommen haben, und hart am rechten Etschufer stehen; die Tiroler Straße, welche hart am linken Ufer vorbeiführt, ist nur 300 Schritte entfernt, und kann mit leichter Mühe beschossen werden. Die Einnahme des wehrlosen Vicenza hat also den Oestreichern wenig Vortheil gebracht, da sie für die Verbindung nur den Umweg über Bassano frei haben.
Wien, im Juni. Der provisorische Ausschuß der Bürger-Nationalgarde und Studenten ist eifrig bemüht die Sicherheit und Ruhe der Hauptstadt zu erhalten und die Hauptaufgabe, den Arbeitern Beschäftigung und Erwerb zu geben, nach Möglichkeit zu erfüllen. Bereits übee 14,000 Arbeiter sind dermalen mit Arbeit versorgt worden, allein die Zahl derselben dürfte nicht so leicht erschöpft werden, wenn man nicht kräftige Vorkehrungen trifft, den fortwährenden Zufluß solcher Individuen vom Lande her und aus den Nachbarprovinzen hintanzuhalten. Früher zählte man in Wien kaum 8-9000 solcher Arbeiter und nun gibt es deren hier über 15,000! Die Zahl derselben könnte aber bald noch weit größer werden. Bei dem Umstande, daß hier jeder Arbeiter 25 fr., jedes Weib 20 fr. und jedes Kind bis 15 fr. täglich bekommt, werden sich viele Arbeiterfamilien, die sonst eine Profession betrieben und in Werkstätten oder Fabriken beschäftigt waren, angelockt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |