Neue Rheinische Zeitung. Nr. 24. Köln, 24. Juni 1848.Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No. 24. Köln, Samstag 24.. Juni 1848.Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Das Kabinet Hansemann. - Die "Neue Berlinische Zeitung" über die Chartisten). Düsseldorf. (Juristisches). Berlin. (Hansemann Ministerpräsident. Russische Politik. Ruhe. - Ganz der Wohlfahrtskommission zu Camphausen. Bornemann. Ghroth. Bauer. Nicolaus. Wollmarkt. - Die russische Rote). Frankfurt. (Der Demokratenkongreß). Von der schlesisch-polnischen Gränze (Neues Manifest des russischen Czar). Ungarn. Preßburg. (Hradiwiz nimmt Carlowitz nach einem heftigen Bombardement). Schweiz. Zürich. (Bundesrevision). Italien. Mailand. (Der Exminister Montecuculi von den Italiänern gefangen. Der Angriff auf Verona auf den 14. Juni festgesetzt). Valeggio. (Brutalitäten der Oestreicher). Turin. (Union zwischen Lombardei und Piemont). Padua. (Welden). Venedig. (Verlangen nach französ. Intervention. Vorbereitungen gegen die Oesterreicher). Rom. (Die Grundstücke der Jesuiten bei der neuen Staatsschuld nicht hypothecirt. - Deputirtenkammer). Neapel. (Gesetz über die Nationalgarde). Palermo. (Anerkennung Siciliens von Seite Englands). Französische Republik. Paris (der Finanzvorschlag Duclercs. - Nationalversammlung vom 21. Juni. - Der Gesandte von Venedig in Paris. - Vermischtes). Spanien. Madrid (Entlassung des Finanzministers). Großbritannien. London (Unterhaussitzung. - Hume's Motion). Liverpool (Nachrichten aus Amerika) Bedford. Amerika. Westindien. Mexico (der Vertrag mit Amerika. - Paredes. - Die Indianer). Asien. Ostindien und China (Lahore. - Indien ruhig. - Hong-Kong). Afrika. Aegypten (Mehemet Ali. - Maßregeln Imbrahims. - Noth im Delta). Handelsnachrichten. Deutschland.
** Köln, 23. Juni. Neue Wendung der Ministerkrisis in Berlin! Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Köln, 23. Juni. Die Neue Berliner Zeitung berichtet uns mit Nr. 1 ihres Blattes allerlei wunderliche Dinge aus England. Es ist hübsch, wenn man originell ist; die Neue Berliner Zeitung hat wenigstens das Verdienst, daß sie die englischen Zustände in ganz funkelnagel neuer Weise darstellt. Zuerst heißt es: "O'Connor, welcher in der That ein Mann ohne Geist und Charakter zu sein scheint, ist hier gänzlich ohne Ansehen." Wir wollen nicht entscheiden, ob O'Connor so viel Geist und Charakter besitzt wie die Neue Berliner Zeitung. Der Sprosse altirischer Könige, der Führer des großbritannischen Proletariats, mag in diesen Vorzügen hinter der gebildeten Berlinerin zurück bleiben; was aber das Ansehen betrifft, o gebildete Berlinerin, so hast du allerdings recht; O'Connor steht, wie alle Revolutionärs, in sehr üblem Geruche; er hat sich nie die Achtung aller Frommen so zu erobern gewußt, wie Du sie schon durch Deine erste Nummer erlangt hast. Weiter sagt die Berlinerin: "O'Connell sagte, er (nämlich O'Connor) habe wohl Energie, aber keine Logik." Dies ist nun wieder ganz prächtig. Der selige Dan war ein ehrenwerther Mann; die Logik seiner Energie bestand darin, daß er jährlich eine Rente von 30_000 Pf. Sterl. aus den Taschen seiner armen Landsleute zog; die Logik der O'Connor'schen Agitation brachte dem berüchtigten Chartisten nur den Verkauf seiner sämmtlichen Güter. "Herr Jones, der zweite Führer der Chartisten von der extremen Fraktion, auf welchen jetzt die Gerichte fahnden und der nirgend zu finden ist, kann nicht einmal einen Bürgen mit 1000 Pf. Sterl. für sich stellen." Das ist die dritte Neuigkeit der extremgebildeten Berlinerin; sie sagt in diesen drei Zeilen, drei extreme Lächerlichkeiten. Für's erste kann von Bürgschaft gar nicht die Rede sein, so lange die Gerichte noch auf Jemanden fahnden. Für's zweite befindet sich Herr Ernest Jones schon seit 14 Tagen in Newgate, und die gebildete Berlinerin war wohl nur bei irgend einer andern extrem-gebildeten und unterrichteten Kollegin zum Thee eingeladen, als noch vor Kurzem die ganze englische Bourgeois-Presse ihre brutale Freude über die Verhaftung Jones' zu erkennen gab. Drittens hat endlich Herr Jones allerdings Jemanden gefunden, der gern 1000 Pf. Sterl. für ihn bezahlen wollte, nämlich den geist- und charakterlosen O'Connor selbst, der aber von den Gerichten zurückgewiesen wurde, da er als Parlamentsmitglied keine Bürgschaft stellen darf. Die Berlinerin schließt damit, daß sie die Chartisten in den kleinern Städten des Landes sich häufig unter einander prügeln läßt. Theure Berlinerin, hättest Du doch einmal eine englische Zeitung gelesen! Du würdest gefunden haben, daß es den Chartisten von jeher viel mehr Vergnügen gemacht hat, die Polizei zu prügeln, als sich selbst. Wir empfehlen die geist- und charaktervolle Neue Berliner Zeitung der besonderen Aufmerksamkeit uns'rer Leser. 122 Düsseldorf, 22. Juni. Gestern gab unser hiesiges Landgericht einen anerkennenswerthen Beweis davon, daß der "Zopf" bei unserm Beamtenthume doch hier und da schon im Abnehmen begriffen ist. In dem Ehescheidungs-Prozesse zwischen dem Grafen und der Gräfin v. Hatzfeldt, war von der Letzteren vor wenigen Monaten die Einrede der Incompetenz erhoben worden. Selbige war hauptsächlich darauf gestützt, daß der Graf nicht, wie er angebe, wirklich in dem hiesigen Landgerichtsbezirk, sondern zu Schonstein unter dem Gemeinen-Rechte domizilirt sei und nur einen fraudulösen, scheinbaren Domizilswechsel vorgenommen, um die Gräfin durch eine betrügerische Operation um die Vortheile der eigentlich competenten Gesetzgebung zu bringen. Thatsachen, welche dies darthun sollten, wurden zum Beweise anerboten. War es - es fand dies im März, noch in den letzten Tagen der untergehenden Adelssonne Statt - eine zu harte Zumuthung für das Gericht, einen Standesherrn der Gefahr auszusetzen, überführt zu werden? Genug, das Gericht verwarf den angebotenen Beweis und erklärte sich für competent. Von Seiten der Gräfin wurde appellirt und bei der großen Wichtigkeit dieser Rechtsfrage für die Parteien, Gutachten von verschiedenen Rechtsgelehrten eingeholt, gedruckte ausführlicher begründete Memoire gefertigt und dem Appellhof übergeben. Der Appellhof hat indeß in dieser Sache noch nicht entschieden. - Vor 3 Wochen aber wurde von der Gräfin in einer andern vom Grafen angestellten Klage auf Löschung eines von ihr auf Verkaufspreise von Gütern gelegten Arrestes, dieselbe Incompetezeinrede vor dem hiesigen Landgerichte nochmals wiederholt und zugleich die ausführlichere, dem Appellhof überreichte Begründung geltend gemacht. Das hauptsächliche oben angedeutete moralische Hinderniß, welches der Gräfin im Wege stand, - die genannte Unanehmlichkeit, einen Standesherrn so arg zu kompromittiren, war nun inzwischen durch die neue Umgestaltung der Geister und der Ereignisse allerdings geschwunden. Dafür aber trat dieser wiederholten Einrede ein noch riesigeres Hinderniß in den Weg, nämlich der "bekannte Richtereigensinn". Dasselbe Gericht, dieselben Richter sollten eine bereits von ihnen verworfene Einrede acceptiren? Dennoch - die bessern Gründe siegten; das Wunder geschah. Gestern wurde nach einer 14tägigen Aussetzung, das Urtheil publizirt, welches den früher verworfenen Beweis verordnet. Dieses gewiß mit etwas Ueberwindung verbundene "Ablassen von sich selbst" und Weichen den bessern Gründen, hat unter dem hiesigen juristischen Publikum eine freudige und gerechtfertigte Sensation erregt. - Um so gespannter sieht man nun der obenerwähn-Entscheidung des Appellhofes die mit Nächstem erfolgen muß entgegen. Um so mehr als der Appellhof - wie wir aus dem Munde vieler unparteiischer Rechtsgelehrten vernommen - in seinen bisherigen vielfachen Entscheidungen in den gräflich-hatzfeld'schen Prozessen die klarsten Sätze des Code civil auf eine wahrhaft schauderhafte Weise zu Gunsten des Grafen mißhandelt haben soll; so daß eine Veröffentlichung sämmtlicher von dem Appellhof zwischen dem Grafen und der Gräfin erlassnen Urtheile dem juristisch gebildeten Publikum Beispiele von seltener Massivität gewähren dürfte, wie sehr auch die "Rechtssprechung" in dem bisherigen Zustande eine Illusion war, wie sehr unsre Gerichte in ihrer bisherigen Bestehung mit Rang und Einfluß zu koquettiren liebten. Kein Wunder wenn man die Persönlichkeiten ins Auge zieht, aus welchen der mit den hatzs. Angelegenheiten bisher stets befaßte erste Senat des Appellhofes besteht, und welche fast durchgängig der entschiedensten reaktionären-pietistischen Färbung angehören. 25 Berlin, 21. Juni. Hr Hansemann ist mit der Zusammensetzung des neuen Ministeriums beauftragt. Sollte etwa Hansemann seinem lieben Kollegen ein Bein gestellt haben? Waren nicht beide unter den 138 Männern des Rechtsbodens im vereinigten Landtage und handelten sie nicht von Beginn ihrer Ministerien bis heut ganz d'accord? - Man spricht davon, daß in dem abgetretenen Ministerium eine sonderbare Wirthschaft geherrscht habe, vornehmlich in dem der auswärtigen Angelegenheiten. Man sagt, nur der Minister des Auswärtigen habe von den jedesmaligen Depeschen Kenntniß erhalten, während das Gesammtministerium nie etwas davon erfahren habe. Wäre dies nicht ganz beispiellos? würde es nicht ganz offen zeigen, wie eine Hofpartei hinter dem Rücken der verantwortlichen Minister, ja eine Partei im Ministerium geheim gegen den Konstitutionalismus sogar operirt? Und wahrlich, diese Vermuthung wird um so wahrscheinlicher, wenn man die auswärtige preußischen Politik seit der Revolution näher ins Auge faßt. - Die Politik Preußens ist nach wie vor eine russische. Deutschland ist und wird an den Czaren verkauft in Schleswig-Holstein wie in Posen. - Mit Rußland fraternisirt das preußische Kabinet; die lauten Forderungen des Volks, die Ostgränze zu besetzen, will es nicht hören. An der Gränze stehen russische Heere, russische Kriegsschiffe bedecken die Ostsee; aber das preußische Kabinet sieht nicht, denn es will nicht sehen. Gleichgültig gegen die öffentliche Meinung verschmäht man die uns vom Westen gereichte Bruderhand, ja man ist schaamlos genug, das angebotene Bündniß mit Truppenaufstellungen und Kriegsrüstungen zu erwidern. Uebrigens ist Berlin ruhig, ja so ruhig, wie es seit der Revolution fast noch nie war. Keine Gruppen mehr unter den Linden; nur hie und da an den Straßenecken noch Leute, die sich mit der Lektüre der wenigen Plakate, die dort angeheftet sind, abgeben. Auch die Zahl der Flugschriften, von denen wir vor Kurzem gleichsam überfluthet wurde, hat abgenommen, Alles eine Folge der hier herrschenden Abspannung, die seit 8 Tagen eingetreten ist. - Die materielle Noth greift täglich mehr um sich; Handel und Gewerbe liegen ganz darnieder. Wie lange wird es dauern, daß das Volk auch die Steuern nicht mehr wird zahlen können? 107 Berlin, 21. Juni. Gestern Abend spät wurden wir noch mit folgendem Anschlagzettel überrascht: Seine Majestät der König haben den Finanzminister Hansemann mit der Bildung des Ministeriums beauftragt." Herr Hansemann übernimmt also das zu versuchen was Camphausen unmöglich schien, ein Ministerium zu bilden, welches das Vertrauen der Nationalversammlung und des Volkes besitzt. Wie man sich heute in gut unterrichten Kreisen erzählte, will Herr Hansemann die andern, noch im Amte sich befindenden, fünf Minister beibehalten, sich durch Rodbertus, der das Ministerium des Innern erhalten soll, etwas stärken und auf die bisherige Art fortregieren, so lang es nur gehen will. Uebrigens ist es für gewiß anzunehmen, daß Hansemann das Vertrauen, was doch zu seiner neuen Stellung im höchsten Grade nothwendig ist, durch diese Uebernahme des Präsidiums gänzlich verlieren wird. Im Falle Rodbertus wirklich das Ministerium des Innern annehmen sollte, so würde Auerswald, der bisherige Inhaber dieses Ministeriums, das des öffentlichen Unterrichts und der geistlichen Angelegenheiten übernehmen. Unsere Bourgeosie macht sich schon mit dem Gedanken an eine provisorische Regierung vertraut, welche sie in Folge der Einrückung einer russischen Armee in unsere Provinzen für unvermeidlich hält. Unsere schon verschollen geglaubte Wohlfahrts-Kommission hat heute wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die allgemeine Stimmung wegen der Entlassung Camphausens, die allgemein der Reaktion zugeschrieben wurde, schien der Wohlfahrts-Kommission doch zu bedenklich und sie begab sich zu Camphausen, dem abgetretenen Minister. Dieser versicherte aber, daß die Furcht vor einer Reaktion eine ganz ungegründete sei, da es keine gäbe, denn der König wolle treu seinem gegebenen Versprechen auf dem bisherigen Wege fortwandeln. Der König habe Hansemann rufen lassen und ihm gesagt: ich kenne Sie als einen freisinnigen Mann und beauftrage Sie mit der Bildung eines neuen Ministeriums. - Das macht die gemischte Wohlfahrts-Kommission bekannt, wer es hört, schüttelt aber den Kopf dazu. - Von den jetzigen Ministern ist der Justiz-Minister Bornemann der Einzige, der das Vertrauen der Linken besitzt und um ihm dies zu erkennen zu geben, besuchten auch gestern Abend die sämmtlichen Mitglieder der Linken die Salons des Justiz-Ministers. Da gleichzeitig Herr Hansemann seinen Salon geöffnet hatte, wo demnach nur Mitglieder der Rechten waren, war die Demonstration um so auffallender. Dem Geheimen Revisions-Rath Bauer, für Berlin gewählt, der sich gern als Führer der Rechten aufgeschwungen hätte, scheint unter den jetzigen Umständen seine Stellung nicht mehr haltbar zu sein und er ist deshalb zum Centrum übergegangen. Er scheint den Mantel nach dem Winde hängen zu wollen und da er über die allgemeine Stimmung gewöhnlich gut unterrichtet ist, so läßt sich daraus sehen, wohin sich das Uebergewicht neigt. Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, kann ich Ihnen eine nicht gewöhnliche Mittheilung machen. Durch den Herzog von Leuchtenberg haben die Bonapartisten beim Kaiser Nikolaus anfragen lassen, wie er sich verhalten würde, im Falle sich Louis Bonaparte zum französischen Diktator aufschwinge. Der Kaiser Nikolaus soll diesem Unternehmen seine Zustimmung und Unterstützung im Voraus zugesagt haben. Unser Wollmarkt ist so gut als beendet anzusehen. Die Zufuhren waren diesmal sehr gering, theils wegen einer unbegründeten Furcht vor möglichen Emeuten, theils weil einige neue Wollmärkte in der Provinz eingerichtet waren. An neuer Wolle mögen 25,000 Ctr. hier angekommen sein, wozu noch der alte Bestand von circa 20,000 Ctr. hinzu zu rechnen ist. Bis diesen Augenblick sind sämmtliche Zufuhren so ziemlich mit einer Preiserniedrigung von 25 bis 33 Thlr. per Ctr. gegen voriges Jahr verkauft. Die feinern Wollen, die voriges Jahr 80 Thlr. und darüber kosteten, haben den größten Abschlag erlitten, dagegen blieben die billigern mit einem Abschlag von 25 Thlr. gegen voriges Jahr sehr gesucht. Die Engländer bilden auch hier die Haupteinkäufer und ohne ihre Konkurrenz würden die Preise noch mehr zurückgegangen sein. Die Seehandlung kauft ihnen ihre Wechsel prompt ab und haben die Landjunker dieser Anordnung des Finanzministers die Preiserhöhung Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No. 24. Köln, Samstag 24.. Juni 1848.Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements das Königliche Ober-Post-Amt in Aachen; für Belgien und Holland die Königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Außerhalb Preußens mit Zuschlag des fremden Zeitungsportos. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Das Kabinet Hansemann. ‒ Die „Neue Berlinische Zeitung“ über die Chartisten). Düsseldorf. (Juristisches). Berlin. (Hansemann Ministerpräsident. Russische Politik. Ruhe. ‒ Ganz der Wohlfahrtskommission zu Camphausen. Bornemann. Ghroth. Bauer. Nicolaus. Wollmarkt. ‒ Die russische Rote). Frankfurt. (Der Demokratenkongreß). Von der schlesisch-polnischen Gränze (Neues Manifest des russischen Czar). Ungarn. Preßburg. (Hradiwiz nimmt Carlowitz nach einem heftigen Bombardement). Schweiz. Zürich. (Bundesrevision). Italien. Mailand. (Der Exminister Montecuculi von den Italiänern gefangen. Der Angriff auf Verona auf den 14. Juni festgesetzt). Valeggio. (Brutalitäten der Oestreicher). Turin. (Union zwischen Lombardei und Piemont). Padua. (Welden). Venedig. (Verlangen nach französ. Intervention. Vorbereitungen gegen die Oesterreicher). Rom. (Die Grundstücke der Jesuiten bei der neuen Staatsschuld nicht hypothecirt. ‒ Deputirtenkammer). Neapel. (Gesetz über die Nationalgarde). Palermo. (Anerkennung Siciliens von Seite Englands). Französische Republik. Paris (der Finanzvorschlag Duclercs. ‒ Nationalversammlung vom 21. Juni. ‒ Der Gesandte von Venedig in Paris. ‒ Vermischtes). Spanien. Madrid (Entlassung des Finanzministers). Großbritannien. London (Unterhaussitzung. ‒ Hume's Motion). Liverpool (Nachrichten aus Amerika) Bedford. Amerika. Westindien. Mexico (der Vertrag mit Amerika. ‒ Paredes. ‒ Die Indianer). Asien. Ostindien und China (Lahore. ‒ Indien ruhig. ‒ Hong-Kong). Afrika. Aegypten (Mehemet Ali. ‒ Maßregeln Imbrahims. ‒ Noth im Delta). Handelsnachrichten. Deutschland.
** Köln, 23. Juni. Neue Wendung der Ministerkrisis in Berlin! Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Köln, 23. Juni. Die Neue Berliner Zeitung berichtet uns mit Nr. 1 ihres Blattes allerlei wunderliche Dinge aus England. Es ist hübsch, wenn man originell ist; die Neue Berliner Zeitung hat wenigstens das Verdienst, daß sie die englischen Zustände in ganz funkelnagel neuer Weise darstellt. Zuerst heißt es: „O'Connor, welcher in der That ein Mann ohne Geist und Charakter zu sein scheint, ist hier gänzlich ohne Ansehen.“ Wir wollen nicht entscheiden, ob O'Connor so viel Geist und Charakter besitzt wie die Neue Berliner Zeitung. Der Sprosse altirischer Könige, der Führer des großbritannischen Proletariats, mag in diesen Vorzügen hinter der gebildeten Berlinerin zurück bleiben; was aber das Ansehen betrifft, o gebildete Berlinerin, so hast du allerdings recht; O'Connor steht, wie alle Revolutionärs, in sehr üblem Geruche; er hat sich nie die Achtung aller Frommen so zu erobern gewußt, wie Du sie schon durch Deine erste Nummer erlangt hast. Weiter sagt die Berlinerin: „O'Connell sagte, er (nämlich O'Connor) habe wohl Energie, aber keine Logik.“ Dies ist nun wieder ganz prächtig. Der selige Dan war ein ehrenwerther Mann; die Logik seiner Energie bestand darin, daß er jährlich eine Rente von 30_000 Pf. Sterl. aus den Taschen seiner armen Landsleute zog; die Logik der O'Connor'schen Agitation brachte dem berüchtigten Chartisten nur den Verkauf seiner sämmtlichen Güter. „Herr Jones, der zweite Führer der Chartisten von der extremen Fraktion, auf welchen jetzt die Gerichte fahnden und der nirgend zu finden ist, kann nicht einmal einen Bürgen mit 1000 Pf. Sterl. für sich stellen.“ Das ist die dritte Neuigkeit der extremgebildeten Berlinerin; sie sagt in diesen drei Zeilen, drei extreme Lächerlichkeiten. Für's erste kann von Bürgschaft gar nicht die Rede sein, so lange die Gerichte noch auf Jemanden fahnden. Für's zweite befindet sich Herr Ernest Jones schon seit 14 Tagen in Newgate, und die gebildete Berlinerin war wohl nur bei irgend einer andern extrem-gebildeten und unterrichteten Kollegin zum Thee eingeladen, als noch vor Kurzem die ganze englische Bourgeois-Presse ihre brutale Freude über die Verhaftung Jones' zu erkennen gab. Drittens hat endlich Herr Jones allerdings Jemanden gefunden, der gern 1000 Pf. Sterl. für ihn bezahlen wollte, nämlich den geist- und charakterlosen O'Connor selbst, der aber von den Gerichten zurückgewiesen wurde, da er als Parlamentsmitglied keine Bürgschaft stellen darf. Die Berlinerin schließt damit, daß sie die Chartisten in den kleinern Städten des Landes sich häufig unter einander prügeln läßt. Theure Berlinerin, hättest Du doch einmal eine englische Zeitung gelesen! Du würdest gefunden haben, daß es den Chartisten von jeher viel mehr Vergnügen gemacht hat, die Polizei zu prügeln, als sich selbst. Wir empfehlen die geist- und charaktervolle Neue Berliner Zeitung der besonderen Aufmerksamkeit uns'rer Leser. 122 Düsseldorf, 22. Juni. Gestern gab unser hiesiges Landgericht einen anerkennenswerthen Beweis davon, daß der „Zopf“ bei unserm Beamtenthume doch hier und da schon im Abnehmen begriffen ist. In dem Ehescheidungs-Prozesse zwischen dem Grafen und der Gräfin v. Hatzfeldt, war von der Letzteren vor wenigen Monaten die Einrede der Incompetenz erhoben worden. Selbige war hauptsächlich darauf gestützt, daß der Graf nicht, wie er angebe, wirklich in dem hiesigen Landgerichtsbezirk, sondern zu Schonstein unter dem Gemeinen-Rechte domizilirt sei und nur einen fraudulösen, scheinbaren Domizilswechsel vorgenommen, um die Gräfin durch eine betrügerische Operation um die Vortheile der eigentlich competenten Gesetzgebung zu bringen. Thatsachen, welche dies darthun sollten, wurden zum Beweise anerboten. War es ‒ es fand dies im März, noch in den letzten Tagen der untergehenden Adelssonne Statt ‒ eine zu harte Zumuthung für das Gericht, einen Standesherrn der Gefahr auszusetzen, überführt zu werden? Genug, das Gericht verwarf den angebotenen Beweis und erklärte sich für competent. Von Seiten der Gräfin wurde appellirt und bei der großen Wichtigkeit dieser Rechtsfrage für die Parteien, Gutachten von verschiedenen Rechtsgelehrten eingeholt, gedruckte ausführlicher begründete Memoire gefertigt und dem Appellhof übergeben. Der Appellhof hat indeß in dieser Sache noch nicht entschieden. ‒ Vor 3 Wochen aber wurde von der Gräfin in einer andern vom Grafen angestellten Klage auf Löschung eines von ihr auf Verkaufspreise von Gütern gelegten Arrestes, dieselbe Incompetezeinrede vor dem hiesigen Landgerichte nochmals wiederholt und zugleich die ausführlichere, dem Appellhof überreichte Begründung geltend gemacht. Das hauptsächliche oben angedeutete moralische Hinderniß, welches der Gräfin im Wege stand, ‒ die genannte Unanehmlichkeit, einen Standesherrn so arg zu kompromittiren, war nun inzwischen durch die neue Umgestaltung der Geister und der Ereignisse allerdings geschwunden. Dafür aber trat dieser wiederholten Einrede ein noch riesigeres Hinderniß in den Weg, nämlich der „bekannte Richtereigensinn“. Dasselbe Gericht, dieselben Richter sollten eine bereits von ihnen verworfene Einrede acceptiren? Dennoch ‒ die bessern Gründe siegten; das Wunder geschah. Gestern wurde nach einer 14tägigen Aussetzung, das Urtheil publizirt, welches den früher verworfenen Beweis verordnet. Dieses gewiß mit etwas Ueberwindung verbundene „Ablassen von sich selbst“ und Weichen den bessern Gründen, hat unter dem hiesigen juristischen Publikum eine freudige und gerechtfertigte Sensation erregt. ‒ Um so gespannter sieht man nun der obenerwähn-Entscheidung des Appellhofes die mit Nächstem erfolgen muß entgegen. Um so mehr als der Appellhof ‒ wie wir aus dem Munde vieler unparteiischer Rechtsgelehrten vernommen ‒ in seinen bisherigen vielfachen Entscheidungen in den gräflich-hatzfeld'schen Prozessen die klarsten Sätze des Code civil auf eine wahrhaft schauderhafte Weise zu Gunsten des Grafen mißhandelt haben soll; so daß eine Veröffentlichung sämmtlicher von dem Appellhof zwischen dem Grafen und der Gräfin erlassnen Urtheile dem juristisch gebildeten Publikum Beispiele von seltener Massivität gewähren dürfte, wie sehr auch die „Rechtssprechung“ in dem bisherigen Zustande eine Illusion war, wie sehr unsre Gerichte in ihrer bisherigen Bestehung mit Rang und Einfluß zu koquettiren liebten. Kein Wunder wenn man die Persönlichkeiten ins Auge zieht, aus welchen der mit den hatzs. Angelegenheiten bisher stets befaßte erste Senat des Appellhofes besteht, und welche fast durchgängig der entschiedensten reaktionären-pietistischen Färbung angehören. 25 Berlin, 21. Juni. Hr Hansemann ist mit der Zusammensetzung des neuen Ministeriums beauftragt. Sollte etwa Hansemann seinem lieben Kollegen ein Bein gestellt haben? Waren nicht beide unter den 138 Männern des Rechtsbodens im vereinigten Landtage und handelten sie nicht von Beginn ihrer Ministerien bis heut ganz d'accord? ‒ Man spricht davon, daß in dem abgetretenen Ministerium eine sonderbare Wirthschaft geherrscht habe, vornehmlich in dem der auswärtigen Angelegenheiten. Man sagt, nur der Minister des Auswärtigen habe von den jedesmaligen Depeschen Kenntniß erhalten, während das Gesammtministerium nie etwas davon erfahren habe. Wäre dies nicht ganz beispiellos? würde es nicht ganz offen zeigen, wie eine Hofpartei hinter dem Rücken der verantwortlichen Minister, ja eine Partei im Ministerium geheim gegen den Konstitutionalismus sogar operirt? Und wahrlich, diese Vermuthung wird um so wahrscheinlicher, wenn man die auswärtige preußischen Politik seit der Revolution näher ins Auge faßt. ‒ Die Politik Preußens ist nach wie vor eine russische. Deutschland ist und wird an den Czaren verkauft in Schleswig-Holstein wie in Posen. ‒ Mit Rußland fraternisirt das preußische Kabinet; die lauten Forderungen des Volks, die Ostgränze zu besetzen, will es nicht hören. An der Gränze stehen russische Heere, russische Kriegsschiffe bedecken die Ostsee; aber das preußische Kabinet sieht nicht, denn es will nicht sehen. Gleichgültig gegen die öffentliche Meinung verschmäht man die uns vom Westen gereichte Bruderhand, ja man ist schaamlos genug, das angebotene Bündniß mit Truppenaufstellungen und Kriegsrüstungen zu erwidern. Uebrigens ist Berlin ruhig, ja so ruhig, wie es seit der Revolution fast noch nie war. Keine Gruppen mehr unter den Linden; nur hie und da an den Straßenecken noch Leute, die sich mit der Lektüre der wenigen Plakate, die dort angeheftet sind, abgeben. Auch die Zahl der Flugschriften, von denen wir vor Kurzem gleichsam überfluthet wurde, hat abgenommen, Alles eine Folge der hier herrschenden Abspannung, die seit 8 Tagen eingetreten ist. ‒ Die materielle Noth greift täglich mehr um sich; Handel und Gewerbe liegen ganz darnieder. Wie lange wird es dauern, daß das Volk auch die Steuern nicht mehr wird zahlen können? 107 Berlin, 21. Juni. Gestern Abend spät wurden wir noch mit folgendem Anschlagzettel überrascht: Seine Majestät der König haben den Finanzminister Hansemann mit der Bildung des Ministeriums beauftragt.“ Herr Hansemann übernimmt also das zu versuchen was Camphausen unmöglich schien, ein Ministerium zu bilden, welches das Vertrauen der Nationalversammlung und des Volkes besitzt. Wie man sich heute in gut unterrichten Kreisen erzählte, will Herr Hansemann die andern, noch im Amte sich befindenden, fünf Minister beibehalten, sich durch Rodbertus, der das Ministerium des Innern erhalten soll, etwas stärken und auf die bisherige Art fortregieren, so lang es nur gehen will. Uebrigens ist es für gewiß anzunehmen, daß Hansemann das Vertrauen, was doch zu seiner neuen Stellung im höchsten Grade nothwendig ist, durch diese Uebernahme des Präsidiums gänzlich verlieren wird. Im Falle Rodbertus wirklich das Ministerium des Innern annehmen sollte, so würde Auerswald, der bisherige Inhaber dieses Ministeriums, das des öffentlichen Unterrichts und der geistlichen Angelegenheiten übernehmen. Unsere Bourgeosie macht sich schon mit dem Gedanken an eine provisorische Regierung vertraut, welche sie in Folge der Einrückung einer russischen Armee in unsere Provinzen für unvermeidlich hält. 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Der König habe Hansemann rufen lassen und ihm gesagt: ich kenne Sie als einen freisinnigen Mann und beauftrage Sie mit der Bildung eines neuen Ministeriums. ‒ Das macht die gemischte Wohlfahrts-Kommission bekannt, wer es hört, schüttelt aber den Kopf dazu. ‒ Von den jetzigen Ministern ist der Justiz-Minister Bornemann der Einzige, der das Vertrauen der Linken besitzt und um ihm dies zu erkennen zu geben, besuchten auch gestern Abend die sämmtlichen Mitglieder der Linken die Salons des Justiz-Ministers. Da gleichzeitig Herr Hansemann seinen Salon geöffnet hatte, wo demnach nur Mitglieder der Rechten waren, war die Demonstration um so auffallender. Dem Geheimen Revisions-Rath Bauer, für Berlin gewählt, der sich gern als Führer der Rechten aufgeschwungen hätte, scheint unter den jetzigen Umständen seine Stellung nicht mehr haltbar zu sein und er ist deshalb zum Centrum übergegangen. Er scheint den Mantel nach dem Winde hängen zu wollen und da er über die allgemeine Stimmung gewöhnlich gut unterrichtet ist, so läßt sich daraus sehen, wohin sich das Uebergewicht neigt. Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, kann ich Ihnen eine nicht gewöhnliche Mittheilung machen. Durch den Herzog von Leuchtenberg haben die Bonapartisten beim Kaiser Nikolaus anfragen lassen, wie er sich verhalten würde, im Falle sich Louis Bonaparte zum französischen Diktator aufschwinge. Der Kaiser Nikolaus soll diesem Unternehmen seine Zustimmung und Unterstützung im Voraus zugesagt haben. Unser Wollmarkt ist so gut als beendet anzusehen. Die Zufuhren waren diesmal sehr gering, theils wegen einer unbegründeten Furcht vor möglichen Emeuten, theils weil einige neue Wollmärkte in der Provinz eingerichtet waren. An neuer Wolle mögen 25,000 Ctr. hier angekommen sein, wozu noch der alte Bestand von circa 20,000 Ctr. hinzu zu rechnen ist. Bis diesen Augenblick sind sämmtliche Zufuhren so ziemlich mit einer Preiserniedrigung von 25 bis 33 Thlr. per Ctr. gegen voriges Jahr verkauft. Die feinern Wollen, die voriges Jahr 80 Thlr. und darüber kosteten, haben den größten Abschlag erlitten, dagegen blieben die billigern mit einem Abschlag von 25 Thlr. gegen voriges Jahr sehr gesucht. Die Engländer bilden auch hier die Haupteinkäufer und ohne ihre Konkurrenz würden die Preise noch mehr zurückgegangen sein. Die Seehandlung kauft ihnen ihre Wechsel prompt ab und haben die Landjunker dieser Anordnung des Finanzministers die Preiserhöhung <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0107"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No. 24. Köln, Samstag 24.. 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(Das Kabinet Hansemann. ‒ Die „Neue Berlinische Zeitung“ über die Chartisten). Düsseldorf. (Juristisches). Berlin. (Hansemann Ministerpräsident. Russische Politik. Ruhe. ‒ Ganz der Wohlfahrtskommission zu Camphausen. Bornemann. Ghroth. Bauer. Nicolaus. Wollmarkt. ‒ Die russische Rote). Frankfurt. (Der Demokratenkongreß). Von der schlesisch-polnischen Gränze (Neues Manifest des russischen Czar).</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn.</hi> Preßburg. (Hradiwiz nimmt Carlowitz nach einem heftigen Bombardement).</p> <p><hi rendition="#g">Schweiz.</hi> Zürich. (Bundesrevision).</p> <p><hi rendition="#g">Italien.</hi> Mailand. (Der Exminister Montecuculi von den Italiänern gefangen. Der Angriff auf Verona auf den 14. Juni festgesetzt). Valeggio. (Brutalitäten der Oestreicher). Turin. (Union zwischen Lombardei und Piemont). Padua. (Welden). Venedig. (Verlangen nach französ. Intervention. Vorbereitungen gegen die Oesterreicher). Rom. 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Mexico (der Vertrag mit Amerika. ‒ Paredes. ‒ Die Indianer).</p> <p><hi rendition="#g">Asien.</hi> Ostindien und China (Lahore. ‒ Indien ruhig. ‒ Hong-Kong).</p> <p><hi rendition="#g">Afrika.</hi> Aegypten (Mehemet Ali. ‒ Maßregeln Imbrahims. ‒ Noth <hi rendition="#i">im Delta</hi>).</p> <p> <hi rendition="#g">Handelsnachrichten.</hi> </p> </div> <div n="1"> <head>Deutschland.</head> <div xml:id="ar024_001_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Das Kabinett Hansemann. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 162.</bibl></note> <head><bibl><author>**</author></bibl> Köln, 23. Juni.</head> <p>Neue Wendung der Ministerkrisis in Berlin!</p> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar024_002" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl><hi rendition="#b">Köln</hi>, 23. Juni.</head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Neue Berliner Zeitung</hi> berichtet uns mit Nr. 1 ihres Blattes allerlei wunderliche Dinge aus England. Es ist hübsch, wenn man originell ist; die Neue Berliner Zeitung hat wenigstens das Verdienst, daß sie die englischen Zustände in ganz <choice><sic>funkelnager</sic><corr>funkelnagel</corr></choice> neuer Weise darstellt. Zuerst heißt es: „O'Connor, welcher in der That ein Mann ohne Geist und Charakter zu sein scheint, ist hier gänzlich ohne Ansehen.“</p> <p>Wir wollen nicht entscheiden, ob O'Connor so viel Geist und Charakter besitzt wie die Neue Berliner Zeitung. Der Sprosse altirischer Könige, der Führer des großbritannischen Proletariats, mag in diesen Vorzügen hinter der gebildeten Berlinerin zurück bleiben; was aber das Ansehen betrifft, o gebildete Berlinerin, so hast du allerdings recht; O'Connor steht, wie alle Revolutionärs, in sehr üblem Geruche; er hat sich nie die Achtung aller Frommen so zu <choice><sic>erorbern</sic><corr>erobern</corr></choice> gewußt, wie Du sie schon durch Deine erste Nummer erlangt hast. Weiter sagt die Berlinerin: „O'Connell sagte, er (nämlich O'Connor) habe wohl Energie, aber keine Logik.“ Dies ist nun wieder ganz prächtig. Der selige Dan war ein ehrenwerther Mann; die Logik seiner Energie bestand darin, daß er jährlich eine Rente von 30_000 Pf. Sterl. aus den Taschen seiner armen Landsleute zog; die Logik der O'Connor'schen Agitation <choice><sic>verursachte brachte</sic><corr>brachte</corr></choice> dem berüchtigten Chartisten nur den Verkauf seiner sämmtlichen Güter. „Herr Jones, der zweite Führer der Chartisten von der extremen Fraktion, auf welchen jetzt die Gerichte fahnden und der nirgend zu finden ist, kann nicht einmal einen Bürgen mit 1000 Pf. Sterl. für sich stellen.“ Das ist die dritte Neuigkeit der extremgebildeten Berlinerin; sie sagt in diesen drei Zeilen, drei extreme Lächerlichkeiten. Für's erste kann von Bürgschaft gar nicht die Rede sein, so lange die Gerichte noch auf Jemanden fahnden. Für's zweite befindet sich Herr Ernest Jones schon seit 14 Tagen in Newgate, und die gebildete Berlinerin war wohl nur bei irgend einer andern extrem-gebildeten und unterrichteten Kollegin zum Thee eingeladen, als noch vor Kurzem die ganze englische Bourgeois-Presse ihre brutale Freude über die Verhaftung Jones' zu erkennen gab. Drittens hat endlich Herr Jones allerdings Jemanden gefunden, der gern 1000 Pf. Sterl. für ihn bezahlen wollte, nämlich den geist- und charakterlosen O'Connor selbst, der aber von den Gerichten zurückgewiesen wurde, da er als Parlamentsmitglied keine Bürgschaft stellen darf.</p> <p>Die Berlinerin schließt damit, daß sie die Chartisten in den kleinern Städten des Landes sich häufig unter einander prügeln läßt. Theure <choice><sic>Berlinern</sic><corr>Berlinerin,</corr></choice> hättest Du doch einmal eine englische Zeitung gelesen! Du würdest gefunden haben, daß es den Chartisten von jeher viel mehr Vergnügen gemacht hat, die Polizei zu prügeln, als sich selbst.</p> <p>Wir empfehlen die geist- und charaktervolle Neue Berliner Zeitung der besonderen Aufmerksamkeit uns'rer Leser.</p> </div> <div xml:id="ar024_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>122</author></bibl> Düsseldorf, 22. Juni.</head> <p>Gestern gab unser hiesiges Landgericht einen anerkennenswerthen Beweis davon, daß der „Zopf“ bei unserm Beamtenthume doch hier und da schon im Abnehmen begriffen ist.</p> <p>In dem Ehescheidungs-Prozesse zwischen dem Grafen und der Gräfin v. Hatzfeldt, war von der Letzteren vor wenigen Monaten die Einrede der Incompetenz erhoben worden. Selbige war hauptsächlich darauf gestützt, daß der Graf nicht, wie er angebe, wirklich in dem hiesigen Landgerichtsbezirk, sondern zu Schonstein unter dem Gemeinen-Rechte domizilirt sei und nur einen fraudulösen, scheinbaren Domizilswechsel vorgenommen, um die Gräfin durch eine betrügerische Operation um die Vortheile der eigentlich competenten Gesetzgebung zu bringen. Thatsachen, welche dies darthun sollten, wurden zum Beweise anerboten. War es ‒ es fand dies im März, noch in den letzten Tagen der untergehenden Adelssonne Statt ‒ eine zu harte Zumuthung für das Gericht, einen Standesherrn der Gefahr auszusetzen, überführt zu werden? Genug, das Gericht verwarf den angebotenen Beweis und erklärte sich für competent.</p> <p>Von Seiten der Gräfin wurde appellirt und bei der großen Wichtigkeit dieser Rechtsfrage für die Parteien, Gutachten von verschiedenen Rechtsgelehrten eingeholt, gedruckte ausführlicher begründete Memoire gefertigt und dem Appellhof übergeben. Der Appellhof hat indeß in dieser Sache noch nicht entschieden. ‒ Vor 3 Wochen aber wurde von der Gräfin in einer andern vom Grafen angestellten Klage auf Löschung eines von ihr auf Verkaufspreise von Gütern gelegten Arrestes, dieselbe Incompetezeinrede vor dem hiesigen Landgerichte nochmals wiederholt und zugleich die ausführlichere, dem Appellhof überreichte Begründung geltend gemacht. Das hauptsächliche oben angedeutete moralische Hinderniß, welches der Gräfin im Wege stand, ‒ die genannte Unanehmlichkeit, einen Standesherrn so arg zu kompromittiren, war nun inzwischen durch die neue Umgestaltung der Geister und der Ereignisse allerdings geschwunden. Dafür aber trat dieser wiederholten Einrede ein noch riesigeres Hinderniß in den Weg, nämlich der „bekannte Richtereigensinn“. Dasselbe Gericht, dieselben Richter sollten eine bereits von ihnen verworfene Einrede acceptiren? Dennoch ‒ die bessern Gründe siegten; das Wunder geschah. Gestern wurde nach einer 14tägigen Aussetzung, das Urtheil publizirt, welches den früher <hi rendition="#g">verworfenen</hi> Beweis <hi rendition="#g">verordnet.</hi></p> <p>Dieses gewiß mit etwas Ueberwindung verbundene „Ablassen von sich selbst“ und Weichen den bessern Gründen, hat unter dem hiesigen juristischen Publikum eine freudige und gerechtfertigte Sensation erregt. ‒ Um so gespannter sieht man nun der obenerwähn-Entscheidung des Appellhofes die mit Nächstem erfolgen muß entgegen. Um so mehr als der Appellhof ‒ wie wir aus dem Munde vieler unparteiischer Rechtsgelehrten vernommen ‒ in seinen bisherigen vielfachen Entscheidungen in den gräflich-hatzfeld'schen Prozessen die klarsten Sätze des Code civil auf eine wahrhaft schauderhafte Weise zu Gunsten des Grafen mißhandelt haben soll; so daß eine Veröffentlichung sämmtlicher von dem Appellhof zwischen dem Grafen und der Gräfin erlassnen Urtheile dem juristisch gebildeten Publikum Beispiele von seltener Massivität gewähren dürfte, wie sehr auch die „Rechtssprechung“ in dem bisherigen Zustande eine Illusion war, wie sehr unsre Gerichte in ihrer bisherigen Bestehung mit Rang und Einfluß zu koquettiren liebten. Kein Wunder wenn man die Persönlichkeiten ins Auge zieht, aus welchen der mit den hatzs. Angelegenheiten bisher stets befaßte erste Senat des Appellhofes besteht, und welche fast durchgängig der entschiedensten reaktionären-pietistischen Färbung angehören.</p> </div> <div xml:id="ar024_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>25</author></bibl> Berlin, 21. Juni.</head> <p>Hr <hi rendition="#g">Hansemann</hi> ist mit der Zusammensetzung des neuen Ministeriums beauftragt. Sollte etwa Hansemann seinem lieben Kollegen ein Bein gestellt haben? Waren nicht beide unter den 138 Männern des Rechtsbodens im vereinigten Landtage und handelten sie nicht von Beginn ihrer Ministerien bis heut ganz d'accord? ‒ Man spricht davon, daß in dem abgetretenen Ministerium eine sonderbare Wirthschaft geherrscht habe, vornehmlich in dem der auswärtigen Angelegenheiten. Man sagt, nur der Minister des Auswärtigen habe von den jedesmaligen Depeschen Kenntniß erhalten, während das Gesammtministerium nie etwas davon erfahren habe. Wäre dies nicht ganz beispiellos? würde es nicht ganz offen zeigen, wie eine Hofpartei hinter dem Rücken der verantwortlichen Minister, ja eine Partei im Ministerium geheim gegen den Konstitutionalismus sogar operirt? Und wahrlich, diese Vermuthung wird um so wahrscheinlicher, wenn man die auswärtige preußischen Politik seit der Revolution näher ins Auge faßt. ‒ Die Politik Preußens ist nach wie vor eine russische. Deutschland ist und wird an den Czaren verkauft in Schleswig-Holstein wie in Posen. ‒ Mit Rußland fraternisirt das preußische Kabinet; die lauten Forderungen des Volks, die Ostgränze zu besetzen, will es nicht hören. An der Gränze stehen russische Heere, russische Kriegsschiffe bedecken die Ostsee; aber das preußische Kabinet sieht nicht, denn es <hi rendition="#g">will</hi> nicht sehen. Gleichgültig gegen die öffentliche Meinung verschmäht man die uns vom Westen gereichte Bruderhand, ja man ist schaamlos genug, das angebotene Bündniß mit Truppenaufstellungen und Kriegsrüstungen zu erwidern. Uebrigens ist Berlin ruhig, ja so ruhig, wie es seit der Revolution fast noch nie war. Keine Gruppen mehr unter den Linden; nur hie und da an den Straßenecken noch Leute, die sich mit der Lektüre der wenigen Plakate, die dort angeheftet sind, abgeben. Auch die Zahl der Flugschriften, von denen wir vor Kurzem gleichsam überfluthet wurde, hat abgenommen, Alles eine Folge der hier herrschenden Abspannung, die seit 8 Tagen eingetreten ist. ‒ Die materielle Noth greift täglich mehr um sich; Handel und Gewerbe liegen ganz darnieder. Wie lange wird es dauern, daß das Volk auch die Steuern nicht mehr wird zahlen können?</p> </div> <div xml:id="ar024_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>107</author></bibl> Berlin, 21. Juni.</head> <p>Gestern Abend spät wurden wir noch mit folgendem Anschlagzettel überrascht: <hi rendition="#g">Seine Majestät der König haben den Finanzminister Hansemann mit der Bildung des Ministeriums beauftragt.“</hi> Herr Hansemann übernimmt also das zu versuchen was Camphausen unmöglich schien, ein Ministerium zu bilden, welches das Vertrauen der Nationalversammlung und des Volkes besitzt. Wie man sich heute in gut unterrichten Kreisen erzählte, will Herr Hansemann die andern, noch im Amte sich befindenden, fünf Minister beibehalten, sich durch Rodbertus, der das Ministerium des Innern erhalten soll, etwas stärken und auf die bisherige Art fortregieren, so lang es nur gehen will. Uebrigens ist es für gewiß anzunehmen, daß Hansemann das Vertrauen, was doch zu seiner neuen Stellung im höchsten Grade nothwendig ist, durch diese Uebernahme des Präsidiums gänzlich verlieren wird. Im Falle Rodbertus wirklich das Ministerium des Innern annehmen sollte, so würde Auerswald, der bisherige Inhaber dieses Ministeriums, das des öffentlichen Unterrichts und der geistlichen Angelegenheiten übernehmen.</p> <p>Unsere Bourgeosie macht sich schon mit dem Gedanken an eine provisorische Regierung vertraut, welche sie in Folge der Einrückung einer russischen Armee in unsere Provinzen für unvermeidlich hält.</p> <p>Unsere schon verschollen geglaubte Wohlfahrts-Kommission hat heute wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die allgemeine Stimmung wegen der Entlassung Camphausens, die allgemein der Reaktion zugeschrieben wurde, schien der Wohlfahrts-Kommission doch zu bedenklich und sie begab sich zu Camphausen, dem abgetretenen Minister. Dieser versicherte aber, daß die Furcht vor einer Reaktion eine ganz ungegründete sei, da es keine gäbe, denn der König wolle treu seinem gegebenen Versprechen auf dem bisherigen Wege fortwandeln. Der König habe Hansemann rufen lassen und ihm gesagt: ich kenne Sie als einen freisinnigen Mann und beauftrage Sie mit der Bildung eines neuen Ministeriums. ‒ Das macht die gemischte Wohlfahrts-Kommission bekannt, wer es hört, schüttelt aber den Kopf dazu. ‒</p> <p>Von den jetzigen Ministern ist der Justiz-Minister Bornemann der Einzige, der das Vertrauen der Linken besitzt und um ihm dies zu erkennen zu geben, besuchten auch gestern Abend die sämmtlichen Mitglieder der Linken die Salons des Justiz-Ministers. Da gleichzeitig Herr Hansemann seinen Salon geöffnet hatte, wo demnach nur Mitglieder der Rechten waren, war die Demonstration um so auffallender.</p> <p>Dem Geheimen Revisions-Rath Bauer, für Berlin gewählt, der sich gern als Führer der Rechten aufgeschwungen hätte, scheint unter den jetzigen Umständen seine Stellung nicht mehr haltbar zu sein und er ist deshalb zum Centrum übergegangen. Er scheint den Mantel nach dem Winde hängen zu wollen und da er über die allgemeine Stimmung gewöhnlich gut unterrichtet ist, so läßt sich daraus sehen, wohin sich das Uebergewicht neigt.</p> <p>Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, kann ich Ihnen eine nicht gewöhnliche Mittheilung machen. Durch den Herzog von Leuchtenberg haben die Bonapartisten beim Kaiser Nikolaus anfragen lassen, wie er sich verhalten würde, im Falle sich Louis Bonaparte zum französischen Diktator aufschwinge. Der Kaiser Nikolaus soll diesem Unternehmen seine Zustimmung und Unterstützung im Voraus zugesagt haben.</p> <p>Unser <hi rendition="#g">Wollmarkt</hi> ist so gut als beendet anzusehen. Die Zufuhren waren diesmal sehr gering, theils wegen einer unbegründeten Furcht vor möglichen Emeuten, theils weil einige neue Wollmärkte in der Provinz eingerichtet waren. An neuer Wolle mögen 25,000 Ctr. hier angekommen sein, wozu noch der alte Bestand von circa 20,000 Ctr. hinzu zu rechnen ist. Bis diesen Augenblick sind sämmtliche Zufuhren so ziemlich mit einer Preiserniedrigung von 25 bis 33 Thlr. per Ctr. gegen voriges Jahr verkauft. Die feinern Wollen, die voriges Jahr 80 Thlr. und darüber kosteten, haben den größten Abschlag erlitten, dagegen blieben die billigern mit einem Abschlag von 25 Thlr. gegen voriges Jahr sehr gesucht. Die Engländer bilden auch hier die Haupteinkäufer und ohne ihre Konkurrenz würden die Preise noch mehr zurückgegangen sein. Die Seehandlung kauft ihnen ihre Wechsel prompt ab und haben die Landjunker dieser Anordnung des Finanzministers die Preiserhöhung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0107/0001]
Neue Rheinische Zeitung.Organ der Demokratie.No. 24. Köln, Samstag 24.. Juni 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen.
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Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Das Kabinet Hansemann. ‒ Die „Neue Berlinische Zeitung“ über die Chartisten). Düsseldorf. (Juristisches). Berlin. (Hansemann Ministerpräsident. Russische Politik. Ruhe. ‒ Ganz der Wohlfahrtskommission zu Camphausen. Bornemann. Ghroth. Bauer. Nicolaus. Wollmarkt. ‒ Die russische Rote). Frankfurt. (Der Demokratenkongreß). Von der schlesisch-polnischen Gränze (Neues Manifest des russischen Czar).
Ungarn. Preßburg. (Hradiwiz nimmt Carlowitz nach einem heftigen Bombardement).
Schweiz. Zürich. (Bundesrevision).
Italien. Mailand. (Der Exminister Montecuculi von den Italiänern gefangen. Der Angriff auf Verona auf den 14. Juni festgesetzt). Valeggio. (Brutalitäten der Oestreicher). Turin. (Union zwischen Lombardei und Piemont). Padua. (Welden). Venedig. (Verlangen nach französ. Intervention. Vorbereitungen gegen die Oesterreicher). Rom. (Die Grundstücke der Jesuiten bei der neuen Staatsschuld nicht hypothecirt. ‒ Deputirtenkammer). Neapel. (Gesetz über die Nationalgarde). Palermo. (Anerkennung Siciliens von Seite Englands).
Französische Republik. Paris (der Finanzvorschlag Duclercs. ‒ Nationalversammlung vom 21. Juni. ‒ Der Gesandte von Venedig in Paris. ‒ Vermischtes).
Spanien. Madrid (Entlassung des Finanzministers).
Großbritannien. London (Unterhaussitzung. ‒ Hume's Motion). Liverpool (Nachrichten aus Amerika) Bedford.
Amerika. Westindien. Mexico (der Vertrag mit Amerika. ‒ Paredes. ‒ Die Indianer).
Asien. Ostindien und China (Lahore. ‒ Indien ruhig. ‒ Hong-Kong).
Afrika. Aegypten (Mehemet Ali. ‒ Maßregeln Imbrahims. ‒ Noth im Delta).
Handelsnachrichten.
Deutschland. ** Köln, 23. Juni. Neue Wendung der Ministerkrisis in Berlin!
_ ** Köln, 23. Juni.
Die Neue Berliner Zeitung berichtet uns mit Nr. 1 ihres Blattes allerlei wunderliche Dinge aus England. Es ist hübsch, wenn man originell ist; die Neue Berliner Zeitung hat wenigstens das Verdienst, daß sie die englischen Zustände in ganz funkelnagel neuer Weise darstellt. Zuerst heißt es: „O'Connor, welcher in der That ein Mann ohne Geist und Charakter zu sein scheint, ist hier gänzlich ohne Ansehen.“
Wir wollen nicht entscheiden, ob O'Connor so viel Geist und Charakter besitzt wie die Neue Berliner Zeitung. Der Sprosse altirischer Könige, der Führer des großbritannischen Proletariats, mag in diesen Vorzügen hinter der gebildeten Berlinerin zurück bleiben; was aber das Ansehen betrifft, o gebildete Berlinerin, so hast du allerdings recht; O'Connor steht, wie alle Revolutionärs, in sehr üblem Geruche; er hat sich nie die Achtung aller Frommen so zu erobern gewußt, wie Du sie schon durch Deine erste Nummer erlangt hast. Weiter sagt die Berlinerin: „O'Connell sagte, er (nämlich O'Connor) habe wohl Energie, aber keine Logik.“ Dies ist nun wieder ganz prächtig. Der selige Dan war ein ehrenwerther Mann; die Logik seiner Energie bestand darin, daß er jährlich eine Rente von 30_000 Pf. Sterl. aus den Taschen seiner armen Landsleute zog; die Logik der O'Connor'schen Agitation brachte dem berüchtigten Chartisten nur den Verkauf seiner sämmtlichen Güter. „Herr Jones, der zweite Führer der Chartisten von der extremen Fraktion, auf welchen jetzt die Gerichte fahnden und der nirgend zu finden ist, kann nicht einmal einen Bürgen mit 1000 Pf. Sterl. für sich stellen.“ Das ist die dritte Neuigkeit der extremgebildeten Berlinerin; sie sagt in diesen drei Zeilen, drei extreme Lächerlichkeiten. Für's erste kann von Bürgschaft gar nicht die Rede sein, so lange die Gerichte noch auf Jemanden fahnden. Für's zweite befindet sich Herr Ernest Jones schon seit 14 Tagen in Newgate, und die gebildete Berlinerin war wohl nur bei irgend einer andern extrem-gebildeten und unterrichteten Kollegin zum Thee eingeladen, als noch vor Kurzem die ganze englische Bourgeois-Presse ihre brutale Freude über die Verhaftung Jones' zu erkennen gab. Drittens hat endlich Herr Jones allerdings Jemanden gefunden, der gern 1000 Pf. Sterl. für ihn bezahlen wollte, nämlich den geist- und charakterlosen O'Connor selbst, der aber von den Gerichten zurückgewiesen wurde, da er als Parlamentsmitglied keine Bürgschaft stellen darf.
Die Berlinerin schließt damit, daß sie die Chartisten in den kleinern Städten des Landes sich häufig unter einander prügeln läßt. Theure Berlinerin, hättest Du doch einmal eine englische Zeitung gelesen! Du würdest gefunden haben, daß es den Chartisten von jeher viel mehr Vergnügen gemacht hat, die Polizei zu prügeln, als sich selbst.
Wir empfehlen die geist- und charaktervolle Neue Berliner Zeitung der besonderen Aufmerksamkeit uns'rer Leser.
122 Düsseldorf, 22. Juni. Gestern gab unser hiesiges Landgericht einen anerkennenswerthen Beweis davon, daß der „Zopf“ bei unserm Beamtenthume doch hier und da schon im Abnehmen begriffen ist.
In dem Ehescheidungs-Prozesse zwischen dem Grafen und der Gräfin v. Hatzfeldt, war von der Letzteren vor wenigen Monaten die Einrede der Incompetenz erhoben worden. Selbige war hauptsächlich darauf gestützt, daß der Graf nicht, wie er angebe, wirklich in dem hiesigen Landgerichtsbezirk, sondern zu Schonstein unter dem Gemeinen-Rechte domizilirt sei und nur einen fraudulösen, scheinbaren Domizilswechsel vorgenommen, um die Gräfin durch eine betrügerische Operation um die Vortheile der eigentlich competenten Gesetzgebung zu bringen. Thatsachen, welche dies darthun sollten, wurden zum Beweise anerboten. War es ‒ es fand dies im März, noch in den letzten Tagen der untergehenden Adelssonne Statt ‒ eine zu harte Zumuthung für das Gericht, einen Standesherrn der Gefahr auszusetzen, überführt zu werden? Genug, das Gericht verwarf den angebotenen Beweis und erklärte sich für competent.
Von Seiten der Gräfin wurde appellirt und bei der großen Wichtigkeit dieser Rechtsfrage für die Parteien, Gutachten von verschiedenen Rechtsgelehrten eingeholt, gedruckte ausführlicher begründete Memoire gefertigt und dem Appellhof übergeben. Der Appellhof hat indeß in dieser Sache noch nicht entschieden. ‒ Vor 3 Wochen aber wurde von der Gräfin in einer andern vom Grafen angestellten Klage auf Löschung eines von ihr auf Verkaufspreise von Gütern gelegten Arrestes, dieselbe Incompetezeinrede vor dem hiesigen Landgerichte nochmals wiederholt und zugleich die ausführlichere, dem Appellhof überreichte Begründung geltend gemacht. Das hauptsächliche oben angedeutete moralische Hinderniß, welches der Gräfin im Wege stand, ‒ die genannte Unanehmlichkeit, einen Standesherrn so arg zu kompromittiren, war nun inzwischen durch die neue Umgestaltung der Geister und der Ereignisse allerdings geschwunden. Dafür aber trat dieser wiederholten Einrede ein noch riesigeres Hinderniß in den Weg, nämlich der „bekannte Richtereigensinn“. Dasselbe Gericht, dieselben Richter sollten eine bereits von ihnen verworfene Einrede acceptiren? Dennoch ‒ die bessern Gründe siegten; das Wunder geschah. Gestern wurde nach einer 14tägigen Aussetzung, das Urtheil publizirt, welches den früher verworfenen Beweis verordnet.
Dieses gewiß mit etwas Ueberwindung verbundene „Ablassen von sich selbst“ und Weichen den bessern Gründen, hat unter dem hiesigen juristischen Publikum eine freudige und gerechtfertigte Sensation erregt. ‒ Um so gespannter sieht man nun der obenerwähn-Entscheidung des Appellhofes die mit Nächstem erfolgen muß entgegen. Um so mehr als der Appellhof ‒ wie wir aus dem Munde vieler unparteiischer Rechtsgelehrten vernommen ‒ in seinen bisherigen vielfachen Entscheidungen in den gräflich-hatzfeld'schen Prozessen die klarsten Sätze des Code civil auf eine wahrhaft schauderhafte Weise zu Gunsten des Grafen mißhandelt haben soll; so daß eine Veröffentlichung sämmtlicher von dem Appellhof zwischen dem Grafen und der Gräfin erlassnen Urtheile dem juristisch gebildeten Publikum Beispiele von seltener Massivität gewähren dürfte, wie sehr auch die „Rechtssprechung“ in dem bisherigen Zustande eine Illusion war, wie sehr unsre Gerichte in ihrer bisherigen Bestehung mit Rang und Einfluß zu koquettiren liebten. Kein Wunder wenn man die Persönlichkeiten ins Auge zieht, aus welchen der mit den hatzs. Angelegenheiten bisher stets befaßte erste Senat des Appellhofes besteht, und welche fast durchgängig der entschiedensten reaktionären-pietistischen Färbung angehören.
25 Berlin, 21. Juni. Hr Hansemann ist mit der Zusammensetzung des neuen Ministeriums beauftragt. Sollte etwa Hansemann seinem lieben Kollegen ein Bein gestellt haben? Waren nicht beide unter den 138 Männern des Rechtsbodens im vereinigten Landtage und handelten sie nicht von Beginn ihrer Ministerien bis heut ganz d'accord? ‒ Man spricht davon, daß in dem abgetretenen Ministerium eine sonderbare Wirthschaft geherrscht habe, vornehmlich in dem der auswärtigen Angelegenheiten. Man sagt, nur der Minister des Auswärtigen habe von den jedesmaligen Depeschen Kenntniß erhalten, während das Gesammtministerium nie etwas davon erfahren habe. Wäre dies nicht ganz beispiellos? würde es nicht ganz offen zeigen, wie eine Hofpartei hinter dem Rücken der verantwortlichen Minister, ja eine Partei im Ministerium geheim gegen den Konstitutionalismus sogar operirt? Und wahrlich, diese Vermuthung wird um so wahrscheinlicher, wenn man die auswärtige preußischen Politik seit der Revolution näher ins Auge faßt. ‒ Die Politik Preußens ist nach wie vor eine russische. Deutschland ist und wird an den Czaren verkauft in Schleswig-Holstein wie in Posen. ‒ Mit Rußland fraternisirt das preußische Kabinet; die lauten Forderungen des Volks, die Ostgränze zu besetzen, will es nicht hören. An der Gränze stehen russische Heere, russische Kriegsschiffe bedecken die Ostsee; aber das preußische Kabinet sieht nicht, denn es will nicht sehen. Gleichgültig gegen die öffentliche Meinung verschmäht man die uns vom Westen gereichte Bruderhand, ja man ist schaamlos genug, das angebotene Bündniß mit Truppenaufstellungen und Kriegsrüstungen zu erwidern. Uebrigens ist Berlin ruhig, ja so ruhig, wie es seit der Revolution fast noch nie war. Keine Gruppen mehr unter den Linden; nur hie und da an den Straßenecken noch Leute, die sich mit der Lektüre der wenigen Plakate, die dort angeheftet sind, abgeben. Auch die Zahl der Flugschriften, von denen wir vor Kurzem gleichsam überfluthet wurde, hat abgenommen, Alles eine Folge der hier herrschenden Abspannung, die seit 8 Tagen eingetreten ist. ‒ Die materielle Noth greift täglich mehr um sich; Handel und Gewerbe liegen ganz darnieder. Wie lange wird es dauern, daß das Volk auch die Steuern nicht mehr wird zahlen können?
107 Berlin, 21. Juni. Gestern Abend spät wurden wir noch mit folgendem Anschlagzettel überrascht: Seine Majestät der König haben den Finanzminister Hansemann mit der Bildung des Ministeriums beauftragt.“ Herr Hansemann übernimmt also das zu versuchen was Camphausen unmöglich schien, ein Ministerium zu bilden, welches das Vertrauen der Nationalversammlung und des Volkes besitzt. Wie man sich heute in gut unterrichten Kreisen erzählte, will Herr Hansemann die andern, noch im Amte sich befindenden, fünf Minister beibehalten, sich durch Rodbertus, der das Ministerium des Innern erhalten soll, etwas stärken und auf die bisherige Art fortregieren, so lang es nur gehen will. Uebrigens ist es für gewiß anzunehmen, daß Hansemann das Vertrauen, was doch zu seiner neuen Stellung im höchsten Grade nothwendig ist, durch diese Uebernahme des Präsidiums gänzlich verlieren wird. Im Falle Rodbertus wirklich das Ministerium des Innern annehmen sollte, so würde Auerswald, der bisherige Inhaber dieses Ministeriums, das des öffentlichen Unterrichts und der geistlichen Angelegenheiten übernehmen.
Unsere Bourgeosie macht sich schon mit dem Gedanken an eine provisorische Regierung vertraut, welche sie in Folge der Einrückung einer russischen Armee in unsere Provinzen für unvermeidlich hält.
Unsere schon verschollen geglaubte Wohlfahrts-Kommission hat heute wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die allgemeine Stimmung wegen der Entlassung Camphausens, die allgemein der Reaktion zugeschrieben wurde, schien der Wohlfahrts-Kommission doch zu bedenklich und sie begab sich zu Camphausen, dem abgetretenen Minister. Dieser versicherte aber, daß die Furcht vor einer Reaktion eine ganz ungegründete sei, da es keine gäbe, denn der König wolle treu seinem gegebenen Versprechen auf dem bisherigen Wege fortwandeln. Der König habe Hansemann rufen lassen und ihm gesagt: ich kenne Sie als einen freisinnigen Mann und beauftrage Sie mit der Bildung eines neuen Ministeriums. ‒ Das macht die gemischte Wohlfahrts-Kommission bekannt, wer es hört, schüttelt aber den Kopf dazu. ‒
Von den jetzigen Ministern ist der Justiz-Minister Bornemann der Einzige, der das Vertrauen der Linken besitzt und um ihm dies zu erkennen zu geben, besuchten auch gestern Abend die sämmtlichen Mitglieder der Linken die Salons des Justiz-Ministers. Da gleichzeitig Herr Hansemann seinen Salon geöffnet hatte, wo demnach nur Mitglieder der Rechten waren, war die Demonstration um so auffallender.
Dem Geheimen Revisions-Rath Bauer, für Berlin gewählt, der sich gern als Führer der Rechten aufgeschwungen hätte, scheint unter den jetzigen Umständen seine Stellung nicht mehr haltbar zu sein und er ist deshalb zum Centrum übergegangen. Er scheint den Mantel nach dem Winde hängen zu wollen und da er über die allgemeine Stimmung gewöhnlich gut unterrichtet ist, so läßt sich daraus sehen, wohin sich das Uebergewicht neigt.
Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, kann ich Ihnen eine nicht gewöhnliche Mittheilung machen. Durch den Herzog von Leuchtenberg haben die Bonapartisten beim Kaiser Nikolaus anfragen lassen, wie er sich verhalten würde, im Falle sich Louis Bonaparte zum französischen Diktator aufschwinge. Der Kaiser Nikolaus soll diesem Unternehmen seine Zustimmung und Unterstützung im Voraus zugesagt haben.
Unser Wollmarkt ist so gut als beendet anzusehen. Die Zufuhren waren diesmal sehr gering, theils wegen einer unbegründeten Furcht vor möglichen Emeuten, theils weil einige neue Wollmärkte in der Provinz eingerichtet waren. An neuer Wolle mögen 25,000 Ctr. hier angekommen sein, wozu noch der alte Bestand von circa 20,000 Ctr. hinzu zu rechnen ist. Bis diesen Augenblick sind sämmtliche Zufuhren so ziemlich mit einer Preiserniedrigung von 25 bis 33 Thlr. per Ctr. gegen voriges Jahr verkauft. Die feinern Wollen, die voriges Jahr 80 Thlr. und darüber kosteten, haben den größten Abschlag erlitten, dagegen blieben die billigern mit einem Abschlag von 25 Thlr. gegen voriges Jahr sehr gesucht. Die Engländer bilden auch hier die Haupteinkäufer und ohne ihre Konkurrenz würden die Preise noch mehr zurückgegangen sein. Die Seehandlung kauft ihnen ihre Wechsel prompt ab und haben die Landjunker dieser Anordnung des Finanzministers die Preiserhöhung
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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