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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 43. Köln, 13. Juli 1848.

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Großbritannien.
* London, 10. Juli.

Die Nachrichten aus den Manufaktur-Destrikten fahren fort ziemlich günstig zu sein. In Manchester wurde mehr als gewöhnlich umgesetzt und in manchen Fällen mußten die Käufer etwas höhere Preise bezahlen.

- Die Deutschen bleiben indeß noch immer aus dem Markte.

Die beabsichtigte Reise der Königin nach Irland wird unterbleiben. Man scheint sich davon überzeugt zu haben, daß sie weder den armen Iren von großem Nutzen noch der Königin von besonderer Annehmlichkeit sein würde.

- In Dublin fanden neue Verhaftungen statt. Hr. Duffy, bekannt als Herausgeber der "irischen Bibliothek" einer Sammlung der bessern literarischen Erzeugnisse Irlands, und als Redakteur der "Nation" wurde nach der Polizei-Station von College-Green gebracht. Ebenso Hr. Dennis Hoban, der Drucker des "Tribune" und die Eigenthümer dieses Blattes. Für Alle wollte man Bürgschaft stellen, die indeß ausgeschlagen wurde.

- Hr. Martin, der Redakteur des "Irish Felon" gegen den bereits ein Verhaftsbefehl erlassen war, stellte sich der Polizei freiwillig. Seine sämmlichen Papiere und die letzten Nummern seiner Zeitung wurden mit Beschlag belegt. Hr. James F. Labor einer der thätigsten Mitarbeiter des "Felon" hat nun einen Plan veröffentlicht, wonach das Blatt, im Falle der Verurtheilung Martins, von einer aus 400 bis zu 1200 Eigenthümern bestehenden Gesellschaft fortgeführt werden soll.

- Von Bermuda hörte man, daß John Mitchell, der Deportirte irische Patriot, wohl und munter dort angekommen sei.

- Heute früh begann der Prozeß des Chartisten-Chefs Ernest Jones. Da die Verhandlungen erst theilweise bekannt sind, so werden wir erst morgen genauen Bericht darüber erstatten können.

Polen.
*

Wir geben in Nachstehendem einen, uns von einem polnischen Adligen aus Lemberg zugesandten Brief, ohne eine Zeile zu ändern. Der Leser wird leicht die reine thatsächlichen Berichte unterscheiden von den Versuchen des Edelmannes, sich Verhältnisse verschiedener Klassen, die er nicht versteht, auf möglichst plausible Weise zu erklären.

Lemberg, 6. Juli.

Seit drei Tagen befinde ich mich hier und habe leider! vieles ganz anders gefunden, als ich es erwartete. Der Zustand Galiziens streift an vollständige Anarchie. Die Behörden sind ohne Kraft und wie abgestorben, das Land selbst unter militärischer Regierung. Das Volk steht dem Grundbesitzer feindlich gegenüber, mißtraut den Civilbehörden und bekundet ohne eigentlich recht zu wissen, warum, die wärmste Anhänglichkeit für den Kaiser. Es nimmt Partei für den Soldaten, der denn auch seinerseits nichts unterläßt, um sich im Fall der Noth dessen thätigster Mitwirkung zu versichern und an ihm einen eben so treuen Verbündeten zu haben, wie dieß bei den Greuelscenen des Jahres 1846 der Fall war. Das jetzige Benehmen des Bauern ist nicht Ergebniß seiner Ueberzeugung und seines freien Willens nein, es ist ein durch die Finanzwache und die Geometer, die nun schon so viele Jahre durch das Land vermessen, und noch bis jetzt zu keinem Resultate gelangt sind, künstlich hervorgerufenes. Nur derjenige, der die polnischen Verhältnisse und das Leben daselbst, besonders auf dem Lande, näher kennt, ist im Stande zu beurtheilen, welch höllische Künste und Vorspiegelungen angewandt werden mußten, um den Bauer zu dem zu machen, was er heute ist.

In den kleinern Städten ist man zwar mit Errichtungen von Nationalgarden beschäftigt, doch geht bis jetzt alles sehr lahm, da, wo nur irgend thunlich, Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden und - was die Hauptsache ist, Waffen fehlen. In Lemberg selbst konnte nur über einige tausend Stück verfügt werden. Das Studentenkorps ist sehr gut einexerzirt und versieht, vereint mit der Bürgergarde, den Dienst in der Stadt.

Von den seiner Zeit in ihr Vaterland zurückgekehrten Emigranten mögen wohl einige hundert im Lande zerstreut sein, doch haben wir auch viele, die aus dem Königreich Polen zu uns herübergekommen sind, in dem Glauben, es würden in Galizien polnische Regimenter formirt. Der Aufenthalt dieser Letzteren hier ist ganz besonders gefährdet, denn schon hat das Gubernium den Befehl erlassen, auf diese Unglücklichen zu fahnden und sie an Rußland auszuliefern. Obgleich ein derartiges Verfahren ganz der gegebenen Konstitution zuwider ist und von Seiten der Bürger auch zahlreiche, wenn gleich leider, bis jetzt erfolglose Schritte geschehen sind, so gehört die Ausführung einer so barbarischen Maßregel, besonders bei der gehässigen Stimmung unter dem Landvolke, durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten.

Ein neues Mittel, Zwietracht auszusäen und Spaltungen herbeizuführen, haben die östlichen Bewohner Galiziens, die sogenannten Rusinen oder Huzulen, dargeboten, die man auf alle mögliche Art und Weise der polnischen Sache abwendig zu machen sucht.

Die Wahlen zur Wiener National-Versammlung sind größtentheils unter dem, wenn auch versteckten Einfluß der Büreaukratie, dieser Blutegel des Landes vor sich gegangen, die denn auch durch angeregtes Mißtrauen überall fleißig nachgeholfen hat, wo Aussicht vorhanden war, die Wahlen würden nicht nach ihrem Geschmacke ausfallen. Manche derselben ist als ungültig erklärt worden, und zwar durch das Gubernium auf Befehl des Ministers, obgleich nach § 39. der Konstitution dieß Recht nur der National-Versammlung allein zusteht. An vielen Orten sind Bauern gewählt worden, aber nur solche, von deren Anhänglichkeit für den Absolutismus des Kaiserthums man überzeugt war, oder Sträflinge, die wegen Diebstahl u. s. w. eine Kriminalstrafe abzubüßen hatten und unlängst entlassen waren. An andern Orten wollten die Bauern an den Wahlen sich gar nicht betheiligen; die Folge davon war, daß sie dann mit wenig Ausnahmen gut ausfielen; gleich waren aber auch die nöthigen Intriguen im Gange, um solch' legale Akte ungültig zu machen.

Fortwährend trägt man sich hier mit Gerüchten über das Einrücken der russischen Streitkräfte, aber jeder Termin, der bis jetzt dafür angesetzt wurde, hat sich als nicht stichhaltig bewiesen, daher weiß heute auch Niemand in wie weit er den täglich neu auftauchenden Nachrichten Glauben schenken darf.

Silbergeld sieht man hier fast gar nicht mehr und jede Banknote erleidet bedeutenden Verlust, da Niemand sie nehmen will. Außer den Fünfguldenscheinen gibt es jetzt auch welche zu einem und zwei Gulden; man spricht sogar davon, daß in einigen Tagen 1/2 und 1/4 Guldenzettel in Kurs gesetzt werden sollen. Doch was hilft das Alles? Der Kredit ist untergraben, und man hat allgemein eine solche Abneigung gegen das Papiergeld, daß man selbst in den Wirthshäusern daran verlieren muß. Das Bild, was ich Ihnen hier gegeben habe, ist kein freundliches aber leider! ein nur zu wahres. An wem liegt die Schuld?

Schweden und Norwegen.
Stockholm, 4. Juli.

Der schwedisch-norwegische Minister in London hat den in englischen Diensten stehenden schwedischen und norwegischen Offizieren den Rath ertheilt, sich in ihre Heimath zu begeben.

- Am 27. v. Mts. kamen in Malmö 24 Kanonenschaluppen an. 700 Mann von den norwegischen Regimentern Aggerhuus und Christiania sind in Malmö eingetroffen.

(B.-H.)
Italien.
* Rom, 1. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Reggio, 24. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Mailand, 1. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Turin, 2. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
27 Neapel, 1. Juli.
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Amerika.
* Liverpool, 9. Juli.

Der Dämpfer "America" brachte uns diesen Mittag Nachrichten aus New-York von 27. und aus Boston vom 28. Juni. Die Frage der im Herbst vorzunehmenden Präsidentenwahl steht jetzt im Vordergrunde und bringt durchs ganze Land eine große Agitation zu Wege. Ein Theil der Demokraten, die sogenannten "Barnburners" stellen als Kandidaten zur Präsidentschaft van Buren, zur Vize-Präsidentschaft Henry Dodge aus Wisconsin auf. Van Buren hat aber mittelst einer öffentlichen Erklärung die Kandidatur abgelehnt; er will nicht mehr aus dem Privatleben heraustreten. - Der ratifizirte Friedensvertrag war noch nicht in Waschington. General Butler hat in Mexico den amerikanischen Truppen bekannt gemacht, daß sie erst in New-Orleans oder einem andern Hafen der Union entlassen werden. Das wird die Anwerbungen in Vera Crux für Yucatan zum größten Theil verhindern. Im mexik. Kongreß wurde der Vorschlag gemacht, sofort nach Yucatan militärische Hilfe zu senden.

Ein weiterer Antrag verlangt Reorganisation der Armee, die in Friedenszeiten aus 10,000 Mann bestehen soll. Dazu kommt die Nationalgarde. Wegen Bau eines Kanals über die Landenge von Tehuantepec wurde auf Etablirung von Kolonien fremder, zu jenem Bau zu benutzender Arbeiter angetragen. Aus Venezuela die Nachricht, daß General Paez Maracaibo eingenommen. Die Regierung wird wahrscheinlich stürzen.

New-York, 27. Juni.

(Handels-Nachrichten.) Unsere Aernte verspricht reichlicher auszufallen, als in irgend einem frühern Jahre. Der Geldmarkt flüssig. Wenig Geschäfte; es ist die todte Zeit: Baumwollpreise fest. Brodstoffe im Preise weichend. Wechselkurs auf London, 109, 1091/2; Paris, 5, 221/2; Amsterdam, 401/2, 41; Antwerpen, 40; Hamburg, 36; Bremen, 80 bis 81.

Brasilien.

Aus Rio de Janeiro wird unterm 21. Mai an New-Yorker Blätter gemeldet, daß die Kammern schon wieder aufgelöst wurden und ein Ministerwechsel bevorstehe.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Fruchtpreise. [irrelevantes Material]

Civilstand der Stadt Köln.

Geburten.

8. Juli. Gottfr., S. v. Heinr. Meyer, Zuckerarbeiter, Kalenhausen.

9. Juli. Ein uneheliches Mädchen. - Eleon. Kath. Hubertina, T. v. Gerhard Jansen, Uhrmacher, Blindg. - Herm. Jos., S. v. Adolph Both, Taglöhner, Breitstr. - Christina, T. van Heem. Jos. Lütgen, Schuster, Maxininstr. - Kath. T. v. Gummerbach, Tagl., gr. Griechenmarkt. - Anna Maria, T. v. Gottfried Pallenberg, Schuster, Severinstr. -

Sterbefälle.

9. Juli. Marg. Crontheur, Wwe. Honrath, 83 J. Lungeng. - Marg. Steinbüchel, geb. Odendahl, 32 J. alt, Maximinstr.

Schiffahrts-Anzeige. Köln, 12. Juli 1848.

Angekomme: J. A. Orts von Wesel.

Abgefahren: Philipp Würges nach dem Niedermain; Eriedr. Kühnle nach Heilbronn.

In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach Andernach und Neuwied H. Schumacher und G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. Zens; nach Bingen Wd. Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem Mittel- und Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim A. L. Müller; nach Antwerpen M. Lamers.

Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.

Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffes Hartmann.

Wasserstand.

Köln, am 12 Juli. Rheinhöhe 8 9".

Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert, daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des Handelsäandes gesorgt ist.

Köln, den 12. Juli 1848 Das Obe-Bürgmeister-Amt.

Gerichtlicher Verkauf.

Am Samstag den 15. Juli 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu St. Aposteln in Köln verschiedene gut erhaltene Hausmobilien, als 2 Sopha, 2 Kommoden, 6 gepolsterte Stühle, 4 Rohrstühle, 1 Ofen, ein Konsol und ein runder Tisch, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.

Der Gerichtsvollzieher Cloeren.

Die Kommissionsmitglieder des Kölner Turnvereins werden gebeten, einigen sehr unwissenden Menschen, welche aber gern in den Verein aufgenommen werden möchten, vor ihrem Eintritte Privatstunden im Heulen, in der Weckung des "Brudersinns" und des blinden, unbedingten Vertrauens in die Unfehlbarkeit des zukünftigen heiligen Turnraths zu ertheilen.

Gründliche Anleitung zur Erweckung des wahren Brudersinns gemäß den neuen Statuten des Kölner Turn-Vereins. § 1. Wohl zu beherzigen!!!

Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11.

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

Großbritannien.
* London, 10. Juli.

Die Nachrichten aus den Manufaktur-Destrikten fahren fort ziemlich günstig zu sein. In Manchester wurde mehr als gewöhnlich umgesetzt und in manchen Fällen mußten die Käufer etwas höhere Preise bezahlen.

‒ Die Deutschen bleiben indeß noch immer aus dem Markte.

Die beabsichtigte Reise der Königin nach Irland wird unterbleiben. Man scheint sich davon überzeugt zu haben, daß sie weder den armen Iren von großem Nutzen noch der Königin von besonderer Annehmlichkeit sein würde.

‒ In Dublin fanden neue Verhaftungen statt. Hr. Duffy, bekannt als Herausgeber der „irischen Bibliothek“ einer Sammlung der bessern literarischen Erzeugnisse Irlands, und als Redakteur der „Nation“ wurde nach der Polizei-Station von College-Green gebracht. Ebenso Hr. Dennis Hoban, der Drucker des „Tribune“ und die Eigenthümer dieses Blattes. Für Alle wollte man Bürgschaft stellen, die indeß ausgeschlagen wurde.

‒ Hr. Martin, der Redakteur des „Irish Felon“ gegen den bereits ein Verhaftsbefehl erlassen war, stellte sich der Polizei freiwillig. Seine sämmlichen Papiere und die letzten Nummern seiner Zeitung wurden mit Beschlag belegt. Hr. James F. Labor einer der thätigsten Mitarbeiter des „Felon“ hat nun einen Plan veröffentlicht, wonach das Blatt, im Falle der Verurtheilung Martins, von einer aus 400 bis zu 1200 Eigenthümern bestehenden Gesellschaft fortgeführt werden soll.

‒ Von Bermuda hörte man, daß John Mitchell, der Deportirte irische Patriot, wohl und munter dort angekommen sei.

‒ Heute früh begann der Prozeß des Chartisten-Chefs Ernest Jones. Da die Verhandlungen erst theilweise bekannt sind, so werden wir erst morgen genauen Bericht darüber erstatten können.

Polen.
*

Wir geben in Nachstehendem einen, uns von einem polnischen Adligen aus Lemberg zugesandten Brief, ohne eine Zeile zu ändern. Der Leser wird leicht die reine thatsächlichen Berichte unterscheiden von den Versuchen des Edelmannes, sich Verhältnisse verschiedener Klassen, die er nicht versteht, auf möglichst plausible Weise zu erklären.

Lemberg, 6. Juli.

Seit drei Tagen befinde ich mich hier und habe leider! vieles ganz anders gefunden, als ich es erwartete. Der Zustand Galiziens streift an vollständige Anarchie. Die Behörden sind ohne Kraft und wie abgestorben, das Land selbst unter militärischer Regierung. Das Volk steht dem Grundbesitzer feindlich gegenüber, mißtraut den Civilbehörden und bekundet ohne eigentlich recht zu wissen, warum, die wärmste Anhänglichkeit für den Kaiser. Es nimmt Partei für den Soldaten, der denn auch seinerseits nichts unterläßt, um sich im Fall der Noth dessen thätigster Mitwirkung zu versichern und an ihm einen eben so treuen Verbündeten zu haben, wie dieß bei den Greuelscenen des Jahres 1846 der Fall war. Das jetzige Benehmen des Bauern ist nicht Ergebniß seiner Ueberzeugung und seines freien Willens nein, es ist ein durch die Finanzwache und die Geometer, die nun schon so viele Jahre durch das Land vermessen, und noch bis jetzt zu keinem Resultate gelangt sind, künstlich hervorgerufenes. Nur derjenige, der die polnischen Verhältnisse und das Leben daselbst, besonders auf dem Lande, näher kennt, ist im Stande zu beurtheilen, welch höllische Künste und Vorspiegelungen angewandt werden mußten, um den Bauer zu dem zu machen, was er heute ist.

In den kleinern Städten ist man zwar mit Errichtungen von Nationalgarden beschäftigt, doch geht bis jetzt alles sehr lahm, da, wo nur irgend thunlich, Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden und ‒ was die Hauptsache ist, Waffen fehlen. In Lemberg selbst konnte nur über einige tausend Stück verfügt werden. Das Studentenkorps ist sehr gut einexerzirt und versieht, vereint mit der Bürgergarde, den Dienst in der Stadt.

Von den seiner Zeit in ihr Vaterland zurückgekehrten Emigranten mögen wohl einige hundert im Lande zerstreut sein, doch haben wir auch viele, die aus dem Königreich Polen zu uns herübergekommen sind, in dem Glauben, es würden in Galizien polnische Regimenter formirt. Der Aufenthalt dieser Letzteren hier ist ganz besonders gefährdet, denn schon hat das Gubernium den Befehl erlassen, auf diese Unglücklichen zu fahnden und sie an Rußland auszuliefern. Obgleich ein derartiges Verfahren ganz der gegebenen Konstitution zuwider ist und von Seiten der Bürger auch zahlreiche, wenn gleich leider, bis jetzt erfolglose Schritte geschehen sind, so gehört die Ausführung einer so barbarischen Maßregel, besonders bei der gehässigen Stimmung unter dem Landvolke, durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten.

Ein neues Mittel, Zwietracht auszusäen und Spaltungen herbeizuführen, haben die östlichen Bewohner Galiziens, die sogenannten Rusinen oder Huzulen, dargeboten, die man auf alle mögliche Art und Weise der polnischen Sache abwendig zu machen sucht.

Die Wahlen zur Wiener National-Versammlung sind größtentheils unter dem, wenn auch versteckten Einfluß der Büreaukratie, dieser Blutegel des Landes vor sich gegangen, die denn auch durch angeregtes Mißtrauen überall fleißig nachgeholfen hat, wo Aussicht vorhanden war, die Wahlen würden nicht nach ihrem Geschmacke ausfallen. Manche derselben ist als ungültig erklärt worden, und zwar durch das Gubernium auf Befehl des Ministers, obgleich nach § 39. der Konstitution dieß Recht nur der National-Versammlung allein zusteht. An vielen Orten sind Bauern gewählt worden, aber nur solche, von deren Anhänglichkeit für den Absolutismus des Kaiserthums man überzeugt war, oder Sträflinge, die wegen Diebstahl u. s. w. eine Kriminalstrafe abzubüßen hatten und unlängst entlassen waren. An andern Orten wollten die Bauern an den Wahlen sich gar nicht betheiligen; die Folge davon war, daß sie dann mit wenig Ausnahmen gut ausfielen; gleich waren aber auch die nöthigen Intriguen im Gange, um solch' legale Akte ungültig zu machen.

Fortwährend trägt man sich hier mit Gerüchten über das Einrücken der russischen Streitkräfte, aber jeder Termin, der bis jetzt dafür angesetzt wurde, hat sich als nicht stichhaltig bewiesen, daher weiß heute auch Niemand in wie weit er den täglich neu auftauchenden Nachrichten Glauben schenken darf.

Silbergeld sieht man hier fast gar nicht mehr und jede Banknote erleidet bedeutenden Verlust, da Niemand sie nehmen will. Außer den Fünfguldenscheinen gibt es jetzt auch welche zu einem und zwei Gulden; man spricht sogar davon, daß in einigen Tagen 1/2 und 1/4 Guldenzettel in Kurs gesetzt werden sollen. Doch was hilft das Alles? Der Kredit ist untergraben, und man hat allgemein eine solche Abneigung gegen das Papiergeld, daß man selbst in den Wirthshäusern daran verlieren muß. Das Bild, was ich Ihnen hier gegeben habe, ist kein freundliches aber leider! ein nur zu wahres. An wem liegt die Schuld?

Schweden und Norwegen.
Stockholm, 4. Juli.

Der schwedisch-norwegische Minister in London hat den in englischen Diensten stehenden schwedischen und norwegischen Offizieren den Rath ertheilt, sich in ihre Heimath zu begeben.

‒ Am 27. v. Mts. kamen in Malmö 24 Kanonenschaluppen an. 700 Mann von den norwegischen Regimentern Aggerhuus und Christiania sind in Malmö eingetroffen.

(B.-H.)
Italien.
* Rom, 1. Juli.
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Reggio, 24. Juni.
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* Mailand, 1. Juli.
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Turin, 2. Juli.
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27 Neapel, 1. Juli.
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Amerika.
* Liverpool, 9. Juli.

Der Dämpfer „America“ brachte uns diesen Mittag Nachrichten aus New-York von 27. und aus Boston vom 28. Juni. Die Frage der im Herbst vorzunehmenden Präsidentenwahl steht jetzt im Vordergrunde und bringt durchs ganze Land eine große Agitation zu Wege. Ein Theil der Demokraten, die sogenannten „Barnburners“ stellen als Kandidaten zur Präsidentschaft van Buren, zur Vize-Präsidentschaft Henry Dodge aus Wisconsin auf. Van Buren hat aber mittelst einer öffentlichen Erklärung die Kandidatur abgelehnt; er will nicht mehr aus dem Privatleben heraustreten. ‒ Der ratifizirte Friedensvertrag war noch nicht in Waschington. General Butler hat in Mexico den amerikanischen Truppen bekannt gemacht, daß sie erst in New-Orleans oder einem andern Hafen der Union entlassen werden. Das wird die Anwerbungen in Vera Crux für Yucatan zum größten Theil verhindern. Im mexik. Kongreß wurde der Vorschlag gemacht, sofort nach Yucatan militärische Hilfe zu senden.

Ein weiterer Antrag verlangt Reorganisation der Armee, die in Friedenszeiten aus 10,000 Mann bestehen soll. Dazu kommt die Nationalgarde. Wegen Bau eines Kanals über die Landenge von Tehuantepec wurde auf Etablirung von Kolonien fremder, zu jenem Bau zu benutzender Arbeiter angetragen. Aus Venezuela die Nachricht, daß General Paez Maracaibo eingenommen. Die Regierung wird wahrscheinlich stürzen.

New-York, 27. Juni.

(Handels-Nachrichten.) Unsere Aernte verspricht reichlicher auszufallen, als in irgend einem frühern Jahre. Der Geldmarkt flüssig. Wenig Geschäfte; es ist die todte Zeit: Baumwollpreise fest. Brodstoffe im Preise weichend. Wechselkurs auf London, 109, 1091/2; Paris, 5, 221/2; Amsterdam, 401/2, 41; Antwerpen, 40; Hamburg, 36; Bremen, 80 bis 81.

Brasilien.

Aus Rio de Janeiro wird unterm 21. Mai an New-Yorker Blätter gemeldet, daß die Kammern schon wieder aufgelöst wurden und ein Ministerwechsel bevorstehe.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Fruchtpreise. [irrelevantes Material]

Civilstand der Stadt Köln.

Geburten.

8. Juli. Gottfr., S. v. Heinr. Meyer, Zuckerarbeiter, Kalenhausen.

9. Juli. Ein uneheliches Mädchen. ‒ Eleon. Kath. Hubertina, T. v. Gerhard Jansen, Uhrmacher, Blindg. ‒ Herm. Jos., S. v. Adolph Both, Taglöhner, Breitstr. ‒ Christina, T. van Heem. Jos. Lütgen, Schuster, Maxininstr. ‒ Kath. T. v. Gummerbach, Tagl., gr. Griechenmarkt. ‒ Anna Maria, T. v. Gottfried Pallenberg, Schuster, Severinstr. ‒

Sterbefälle.

9. Juli. Marg. Crontheur, Wwe. Honrath, 83 J. Lungeng. ‒ Marg. Steinbüchel, geb. Odendahl, 32 J. alt, Maximinstr.

Schiffahrts-Anzeige. Köln, 12. Juli 1848.

Angekomme: J. A. Orts von Wesel.

Abgefahren: Philipp Würges nach dem Niedermain; Eriedr. Kühnle nach Heilbronn.

In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach Andernach und Neuwied H. Schumacher und G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. Zens; nach Bingen Wd. Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem Mittel- und Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim A. L. Müller; nach Antwerpen M. Lamers.

Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.

Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffes Hartmann.

Wasserstand.

Köln, am 12 Juli. Rheinhöhe 8 9″.

Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert, daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des Handelsäandes gesorgt ist.

Köln, den 12. Juli 1848 Das Obe-Bürgmeister-Amt.

Gerichtlicher Verkauf.

Am Samstag den 15. Juli 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu St. Aposteln in Köln verschiedene gut erhaltene Hausmobilien, als 2 Sopha, 2 Kommoden, 6 gepolsterte Stühle, 4 Rohrstühle, 1 Ofen, ein Konsol und ein runder Tisch, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.

Der Gerichtsvollzieher Cloeren.

Die Kommissionsmitglieder des Kölner Turnvereins werden gebeten, einigen sehr unwissenden Menschen, welche aber gern in den Verein aufgenommen werden möchten, vor ihrem Eintritte Privatstunden im Heulen, in der Weckung des „Brudersinns“ und des blinden, unbedingten Vertrauens in die Unfehlbarkeit des zukünftigen heiligen Turnraths zu ertheilen.

Gründliche Anleitung zur Erweckung des wahren Brudersinns gemäß den neuen Statuten des Kölner Turn-Vereins. § 1. Wohl zu beherzigen!!!

Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11.

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

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          <p>&#x2012; Hr. Martin, der Redakteur des &#x201E;Irish Felon&#x201C; gegen den bereits ein                         Verhaftsbefehl erlassen war, stellte sich der Polizei freiwillig. Seine                         sämmlichen Papiere und die letzten Nummern seiner Zeitung wurden mit                         Beschlag belegt. Hr. James F. Labor einer der thätigsten Mitarbeiter des                         &#x201E;Felon&#x201C; hat nun einen Plan veröffentlicht, wonach das Blatt, im Falle der                         Verurtheilung Martins, von einer aus 400 bis zu 1200 Eigenthümern                         bestehenden Gesellschaft fortgeführt werden soll.</p>
          <p>&#x2012; Von Bermuda hörte man, daß John Mitchell, der Deportirte irische Patriot,                         wohl und munter dort angekommen sei.</p>
          <p>&#x2012; Heute früh begann der Prozeß des Chartisten-Chefs Ernest Jones. Da die                         Verhandlungen erst theilweise bekannt sind, so werden wir erst morgen                         genauen Bericht darüber erstatten können.</p>
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          <head>Lemberg, 6. Juli.</head>
          <p>Seit drei Tagen befinde ich mich hier und habe leider! vieles ganz anders                         gefunden, als ich es erwartete. Der Zustand Galiziens streift an                         vollständige Anarchie. Die Behörden sind ohne Kraft und wie abgestorben, das                         Land selbst unter militärischer Regierung. Das Volk steht dem Grundbesitzer                         feindlich gegenüber, mißtraut den Civilbehörden und bekundet ohne eigentlich                         recht zu wissen, warum, die wärmste Anhänglichkeit für den Kaiser. Es nimmt                         Partei für den Soldaten, der denn auch seinerseits nichts unterläßt, um sich                         im Fall der Noth dessen thätigster Mitwirkung zu versichern und an ihm einen                         eben so treuen Verbündeten zu haben, wie dieß bei den Greuelscenen des                         Jahres 1846 der Fall war. Das jetzige Benehmen des Bauern ist nicht Ergebniß                         seiner Ueberzeugung und seines freien Willens nein, es ist ein durch die                         Finanzwache und die Geometer, die nun schon so viele Jahre durch das Land                         vermessen, und noch bis jetzt zu keinem Resultate gelangt sind, künstlich                         hervorgerufenes. Nur derjenige, der die polnischen Verhältnisse und das                         Leben daselbst, besonders auf dem Lande, näher kennt, ist im Stande zu                         beurtheilen, welch höllische Künste und Vorspiegelungen angewandt werden                         mußten, um den Bauer zu dem zu machen, was er heute ist.</p>
          <p>In den kleinern Städten ist man zwar mit Errichtungen von Nationalgarden                         beschäftigt, doch geht bis jetzt alles sehr lahm, da, wo nur irgend                         thunlich, Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden und &#x2012; was die Hauptsache                         ist, Waffen fehlen. In Lemberg selbst konnte nur über einige tausend Stück                         verfügt werden. Das Studentenkorps ist sehr gut einexerzirt und versieht,                         vereint mit der Bürgergarde, den Dienst in der Stadt.</p>
          <p>Von den seiner Zeit in ihr Vaterland zurückgekehrten Emigranten mögen wohl                         einige hundert im Lande zerstreut sein, doch haben wir auch viele, die aus                         dem Königreich Polen zu uns herübergekommen sind, in dem Glauben, es würden                         in Galizien polnische Regimenter formirt. Der Aufenthalt dieser Letzteren                         hier ist ganz besonders gefährdet, denn schon hat das Gubernium den Befehl                         erlassen, auf diese Unglücklichen zu fahnden und sie an Rußland                         auszuliefern. Obgleich ein derartiges Verfahren ganz der gegebenen                         Konstitution zuwider ist und von Seiten der Bürger auch zahlreiche, wenn                         gleich leider, bis jetzt erfolglose Schritte geschehen sind, so gehört die                         Ausführung einer so barbarischen Maßregel, besonders bei der gehässigen                         Stimmung unter dem Landvolke, durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten.</p>
          <p>Ein neues Mittel, Zwietracht auszusäen und Spaltungen herbeizuführen, haben                         die östlichen Bewohner Galiziens, die sogenannten Rusinen oder Huzulen,                         dargeboten, die man auf alle mögliche Art und Weise der polnischen Sache                         abwendig zu machen sucht.</p>
          <p>Die Wahlen zur Wiener National-Versammlung sind größtentheils unter dem, wenn                         auch versteckten Einfluß der Büreaukratie, dieser Blutegel des Landes vor                         sich gegangen, die denn auch durch angeregtes Mißtrauen überall fleißig                         nachgeholfen hat, wo Aussicht vorhanden war, die Wahlen würden nicht nach                         ihrem Geschmacke ausfallen. Manche derselben ist als ungültig erklärt                         worden, und zwar durch das Gubernium auf Befehl des Ministers, obgleich nach                         § 39. der Konstitution dieß Recht nur der National-Versammlung allein                         zusteht. An vielen Orten sind Bauern gewählt worden, aber nur solche, von                         deren Anhänglichkeit für den Absolutismus des Kaiserthums man überzeugt war,                         oder Sträflinge, die wegen Diebstahl u. s. w. eine Kriminalstrafe abzubüßen                         hatten und unlängst entlassen waren. An andern Orten wollten die Bauern an                         den Wahlen sich gar nicht betheiligen; die Folge davon war, daß sie dann mit                         wenig Ausnahmen gut ausfielen; gleich waren aber auch die nöthigen Intriguen                         im Gange, um solch' legale Akte ungültig zu machen.</p>
          <p>Fortwährend trägt man sich hier mit Gerüchten über das Einrücken der                         russischen Streitkräfte, aber jeder Termin, der bis jetzt dafür angesetzt                         wurde, hat sich als nicht stichhaltig bewiesen, daher weiß heute auch                         Niemand in wie weit er den täglich neu auftauchenden Nachrichten Glauben                         schenken darf.</p>
          <p>Silbergeld sieht man hier fast gar nicht mehr und jede Banknote erleidet                         bedeutenden Verlust, da Niemand sie nehmen will. Außer den                         Fünfguldenscheinen gibt es jetzt auch welche zu einem und zwei Gulden; man                         spricht sogar davon, daß in einigen Tagen 1/2 und 1/4 Guldenzettel in Kurs                         gesetzt werden sollen. Doch was hilft das Alles? Der Kredit ist untergraben,                         und man hat allgemein eine solche Abneigung gegen das Papiergeld, daß man                         selbst in den Wirthshäusern daran verlieren muß. Das Bild, was ich Ihnen                         hier gegeben habe, ist kein freundliches aber leider! ein nur zu wahres. An                         wem liegt die Schuld?</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweden und Norwegen.</head>
        <div xml:id="ar043_020" type="jArticle">
          <head>Stockholm, 4. Juli.</head>
          <p>Der schwedisch-norwegische Minister in London hat den in englischen Diensten                         stehenden schwedischen und norwegischen Offizieren den Rath ertheilt, sich                         in ihre Heimath zu begeben.</p>
          <p>&#x2012; Am 27. v. Mts. kamen in Malmö 24 Kanonenschaluppen an. 700 Mann von den                         norwegischen Regimentern Aggerhuus und Christiania sind in Malmö                         eingetroffen.</p>
          <bibl>(B.-H.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar043_021_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 315.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 1. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar043_022_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 315.</bibl></note>
          <head>Reggio, 24. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar043_023_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 315.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mailand, 1. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar043_024_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 315.</bibl></note>
          <head>Turin, 2. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar043_025_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 315.</bibl></note>
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 1. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar043_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Liverpool, 9. Juli.</head>
          <p>Der Dämpfer &#x201E;America&#x201C; brachte uns diesen Mittag Nachrichten aus New-York von                         27. und aus Boston vom 28. Juni. Die Frage der im Herbst vorzunehmenden                         Präsidentenwahl steht jetzt im Vordergrunde und bringt durchs ganze Land                         eine große Agitation zu Wege. Ein Theil der Demokraten, die sogenannten                         &#x201E;Barnburners&#x201C; stellen als Kandidaten zur Präsidentschaft van Buren, zur                         Vize-Präsidentschaft Henry Dodge aus Wisconsin auf. Van Buren hat aber                         mittelst einer öffentlichen Erklärung die Kandidatur abgelehnt; er will                         nicht mehr aus dem Privatleben heraustreten. &#x2012; Der ratifizirte                         Friedensvertrag war noch nicht in Waschington. General Butler hat in Mexico                         den amerikanischen Truppen bekannt gemacht, daß sie erst in New-Orleans oder                         einem andern Hafen der Union entlassen werden. Das wird die Anwerbungen in                         Vera Crux für Yucatan zum größten Theil verhindern. Im mexik. Kongreß wurde                         der Vorschlag gemacht, sofort nach Yucatan militärische Hilfe zu senden.</p>
          <p>Ein weiterer Antrag verlangt Reorganisation der Armee, die in Friedenszeiten                         aus 10,000 Mann bestehen soll. Dazu kommt die Nationalgarde. Wegen Bau eines                         Kanals über die Landenge von Tehuantepec wurde auf Etablirung von Kolonien                         fremder, zu jenem Bau zu benutzender Arbeiter angetragen. Aus Venezuela die                         Nachricht, daß General Paez Maracaibo eingenommen. Die Regierung wird                         wahrscheinlich stürzen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar043_027" type="jArticle">
          <head>New-York, 27. Juni.</head>
          <p><hi rendition="#g">(Handels-Nachrichten.)</hi> Unsere Aernte verspricht                         reichlicher auszufallen, als in irgend einem frühern Jahre. Der Geldmarkt                         flüssig. Wenig Geschäfte; es ist die todte Zeit: Baumwollpreise fest.                         Brodstoffe im Preise weichend. <hi rendition="#g">Wechselkurs</hi> auf                         London, 109, 1091/2; Paris, 5, 221/2; Amsterdam, 401/2, 41; Antwerpen, 40;                         Hamburg, 36; Bremen, 80 bis 81.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Brasilien.</head>
        <div xml:id="ar043_028" type="jArticle">
          <p>Aus <hi rendition="#b">Rio de Janeiro</hi> wird unterm 21. Mai an New-Yorker                         Blätter gemeldet, daß die Kammern schon wieder aufgelöst wurden und ein                         Ministerwechsel bevorstehe.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handelsnachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Fruchtpreise.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div type="jAnnouncements" n="1">
        <div type="jAn">
          <p> <hi rendition="#b">Civilstand der Stadt Köln.</hi> </p>
          <p> <hi rendition="#g">Geburten.</hi> </p>
          <p>8. Juli. Gottfr., S. v. Heinr. Meyer, Zuckerarbeiter, Kalenhausen.</p>
          <p>9. Juli. Ein uneheliches Mädchen. &#x2012; Eleon. Kath. Hubertina, T. v. Gerhard                         Jansen, Uhrmacher, Blindg. &#x2012; Herm. Jos., S. v. Adolph Both, Taglöhner,                         Breitstr. &#x2012; Christina, T. van Heem. Jos. Lütgen, Schuster, Maxininstr. &#x2012;                         Kath. T. v. Gummerbach, Tagl., gr. Griechenmarkt. &#x2012; Anna Maria, T. v.                         Gottfried Pallenberg, Schuster, Severinstr. &#x2012;</p>
          <p> <hi rendition="#g">Sterbefälle.</hi> </p>
          <p>9. Juli. Marg. Crontheur, Wwe. Honrath, 83 J. Lungeng. &#x2012; Marg. Steinbüchel,                         geb. Odendahl, 32 J. alt, Maximinstr.</p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p><hi rendition="#b">Schiffahrts-Anzeige.</hi> Köln, 12. Juli 1848.</p>
          <p><hi rendition="#g">Angekomme:</hi> J. A. Orts von Wesel.</p>
          <p><hi rendition="#g">Abgefahren:</hi> Philipp Würges nach dem Niedermain;                         Eriedr. Kühnle nach Heilbronn.</p>
          <p><hi rendition="#g">In Ladung:</hi> Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach                         Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach Andernach und Neuwied                         H. Schumacher und G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner;                         nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. Zens; nach Bingen Wd. Jonas; nach                         Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem Mittel- und                         Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt und                         Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim A. L. Müller; nach Antwerpen                         M. Lamers.</p>
          <p>Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.<lb/>
Ferner: Nach                         Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.</p>
          <p>Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffes                         Hartmann.</p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p> <hi rendition="#g">Wasserstand.</hi> </p>
          <p><hi rendition="#g">Köln,</hi> am 12 Juli. Rheinhöhe 8 9&#x2033;.</p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p>Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat                         durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert,                         daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als                         auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein                         dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses                         Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines                         besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher                         die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem                         Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des                         Handelsäandes gesorgt ist.</p>
          <p>Köln, den 12. Juli 1848 <hi rendition="#g">Das Obe-Bürgmeister-Amt.</hi></p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p> <hi rendition="#g">Gerichtlicher Verkauf.</hi> </p>
          <p>Am Samstag den 15. Juli 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu St.                         Aposteln in Köln verschiedene gut erhaltene Hausmobilien, als 2 Sopha, 2                         Kommoden, 6 gepolsterte Stühle, 4 Rohrstühle, 1 Ofen, ein Konsol und ein                         runder Tisch, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.</p>
          <p>Der Gerichtsvollzieher <hi rendition="#g">Cloeren.</hi></p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p>Die Kommissionsmitglieder des Kölner Turnvereins werden gebeten, einigen sehr                         unwissenden Menschen, welche aber gern in den Verein aufgenommen werden                         möchten, vor ihrem Eintritte Privatstunden im <hi rendition="#b">Heulen, in                             der Weckung des &#x201E;Brudersinns&#x201C; und des blinden, unbedingten Vertrauens in                             die Unfehlbarkeit des zukünftigen heiligen Turnraths</hi> zu                         ertheilen.</p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p><hi rendition="#b">Gründliche Anleitung</hi> zur <hi rendition="#b">Erweckung                             des wahren Brudersinns</hi> gemäß den neuen Statuten des Kölner                         Turn-Vereins. <hi rendition="#b">§ 1. Wohl zu beherzigen!!!</hi></p>
        </div>
        <div type="jAn">
          <p>Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="imprint">
        <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/>
Druck von W. <hi rendition="#g">Clouth,</hi> St. Agatha Nro. 12.</p>
      </div>
    </body>
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[0214/0004] Großbritannien. * London, 10. Juli. Die Nachrichten aus den Manufaktur-Destrikten fahren fort ziemlich günstig zu sein. In Manchester wurde mehr als gewöhnlich umgesetzt und in manchen Fällen mußten die Käufer etwas höhere Preise bezahlen. ‒ Die Deutschen bleiben indeß noch immer aus dem Markte. Die beabsichtigte Reise der Königin nach Irland wird unterbleiben. Man scheint sich davon überzeugt zu haben, daß sie weder den armen Iren von großem Nutzen noch der Königin von besonderer Annehmlichkeit sein würde. ‒ In Dublin fanden neue Verhaftungen statt. Hr. Duffy, bekannt als Herausgeber der „irischen Bibliothek“ einer Sammlung der bessern literarischen Erzeugnisse Irlands, und als Redakteur der „Nation“ wurde nach der Polizei-Station von College-Green gebracht. Ebenso Hr. Dennis Hoban, der Drucker des „Tribune“ und die Eigenthümer dieses Blattes. Für Alle wollte man Bürgschaft stellen, die indeß ausgeschlagen wurde. ‒ Hr. Martin, der Redakteur des „Irish Felon“ gegen den bereits ein Verhaftsbefehl erlassen war, stellte sich der Polizei freiwillig. Seine sämmlichen Papiere und die letzten Nummern seiner Zeitung wurden mit Beschlag belegt. Hr. James F. Labor einer der thätigsten Mitarbeiter des „Felon“ hat nun einen Plan veröffentlicht, wonach das Blatt, im Falle der Verurtheilung Martins, von einer aus 400 bis zu 1200 Eigenthümern bestehenden Gesellschaft fortgeführt werden soll. ‒ Von Bermuda hörte man, daß John Mitchell, der Deportirte irische Patriot, wohl und munter dort angekommen sei. ‒ Heute früh begann der Prozeß des Chartisten-Chefs Ernest Jones. Da die Verhandlungen erst theilweise bekannt sind, so werden wir erst morgen genauen Bericht darüber erstatten können. Polen. * Wir geben in Nachstehendem einen, uns von einem polnischen Adligen aus Lemberg zugesandten Brief, ohne eine Zeile zu ändern. Der Leser wird leicht die reine thatsächlichen Berichte unterscheiden von den Versuchen des Edelmannes, sich Verhältnisse verschiedener Klassen, die er nicht versteht, auf möglichst plausible Weise zu erklären. Lemberg, 6. Juli. Seit drei Tagen befinde ich mich hier und habe leider! vieles ganz anders gefunden, als ich es erwartete. Der Zustand Galiziens streift an vollständige Anarchie. Die Behörden sind ohne Kraft und wie abgestorben, das Land selbst unter militärischer Regierung. Das Volk steht dem Grundbesitzer feindlich gegenüber, mißtraut den Civilbehörden und bekundet ohne eigentlich recht zu wissen, warum, die wärmste Anhänglichkeit für den Kaiser. Es nimmt Partei für den Soldaten, der denn auch seinerseits nichts unterläßt, um sich im Fall der Noth dessen thätigster Mitwirkung zu versichern und an ihm einen eben so treuen Verbündeten zu haben, wie dieß bei den Greuelscenen des Jahres 1846 der Fall war. Das jetzige Benehmen des Bauern ist nicht Ergebniß seiner Ueberzeugung und seines freien Willens nein, es ist ein durch die Finanzwache und die Geometer, die nun schon so viele Jahre durch das Land vermessen, und noch bis jetzt zu keinem Resultate gelangt sind, künstlich hervorgerufenes. Nur derjenige, der die polnischen Verhältnisse und das Leben daselbst, besonders auf dem Lande, näher kennt, ist im Stande zu beurtheilen, welch höllische Künste und Vorspiegelungen angewandt werden mußten, um den Bauer zu dem zu machen, was er heute ist. In den kleinern Städten ist man zwar mit Errichtungen von Nationalgarden beschäftigt, doch geht bis jetzt alles sehr lahm, da, wo nur irgend thunlich, Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden und ‒ was die Hauptsache ist, Waffen fehlen. In Lemberg selbst konnte nur über einige tausend Stück verfügt werden. Das Studentenkorps ist sehr gut einexerzirt und versieht, vereint mit der Bürgergarde, den Dienst in der Stadt. Von den seiner Zeit in ihr Vaterland zurückgekehrten Emigranten mögen wohl einige hundert im Lande zerstreut sein, doch haben wir auch viele, die aus dem Königreich Polen zu uns herübergekommen sind, in dem Glauben, es würden in Galizien polnische Regimenter formirt. Der Aufenthalt dieser Letzteren hier ist ganz besonders gefährdet, denn schon hat das Gubernium den Befehl erlassen, auf diese Unglücklichen zu fahnden und sie an Rußland auszuliefern. Obgleich ein derartiges Verfahren ganz der gegebenen Konstitution zuwider ist und von Seiten der Bürger auch zahlreiche, wenn gleich leider, bis jetzt erfolglose Schritte geschehen sind, so gehört die Ausführung einer so barbarischen Maßregel, besonders bei der gehässigen Stimmung unter dem Landvolke, durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten. Ein neues Mittel, Zwietracht auszusäen und Spaltungen herbeizuführen, haben die östlichen Bewohner Galiziens, die sogenannten Rusinen oder Huzulen, dargeboten, die man auf alle mögliche Art und Weise der polnischen Sache abwendig zu machen sucht. Die Wahlen zur Wiener National-Versammlung sind größtentheils unter dem, wenn auch versteckten Einfluß der Büreaukratie, dieser Blutegel des Landes vor sich gegangen, die denn auch durch angeregtes Mißtrauen überall fleißig nachgeholfen hat, wo Aussicht vorhanden war, die Wahlen würden nicht nach ihrem Geschmacke ausfallen. Manche derselben ist als ungültig erklärt worden, und zwar durch das Gubernium auf Befehl des Ministers, obgleich nach § 39. der Konstitution dieß Recht nur der National-Versammlung allein zusteht. An vielen Orten sind Bauern gewählt worden, aber nur solche, von deren Anhänglichkeit für den Absolutismus des Kaiserthums man überzeugt war, oder Sträflinge, die wegen Diebstahl u. s. w. eine Kriminalstrafe abzubüßen hatten und unlängst entlassen waren. An andern Orten wollten die Bauern an den Wahlen sich gar nicht betheiligen; die Folge davon war, daß sie dann mit wenig Ausnahmen gut ausfielen; gleich waren aber auch die nöthigen Intriguen im Gange, um solch' legale Akte ungültig zu machen. Fortwährend trägt man sich hier mit Gerüchten über das Einrücken der russischen Streitkräfte, aber jeder Termin, der bis jetzt dafür angesetzt wurde, hat sich als nicht stichhaltig bewiesen, daher weiß heute auch Niemand in wie weit er den täglich neu auftauchenden Nachrichten Glauben schenken darf. Silbergeld sieht man hier fast gar nicht mehr und jede Banknote erleidet bedeutenden Verlust, da Niemand sie nehmen will. Außer den Fünfguldenscheinen gibt es jetzt auch welche zu einem und zwei Gulden; man spricht sogar davon, daß in einigen Tagen 1/2 und 1/4 Guldenzettel in Kurs gesetzt werden sollen. Doch was hilft das Alles? Der Kredit ist untergraben, und man hat allgemein eine solche Abneigung gegen das Papiergeld, daß man selbst in den Wirthshäusern daran verlieren muß. Das Bild, was ich Ihnen hier gegeben habe, ist kein freundliches aber leider! ein nur zu wahres. An wem liegt die Schuld? Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. Juli. Der schwedisch-norwegische Minister in London hat den in englischen Diensten stehenden schwedischen und norwegischen Offizieren den Rath ertheilt, sich in ihre Heimath zu begeben. ‒ Am 27. v. Mts. kamen in Malmö 24 Kanonenschaluppen an. 700 Mann von den norwegischen Regimentern Aggerhuus und Christiania sind in Malmö eingetroffen. (B.-H.) Italien. * Rom, 1. Juli. _ Reggio, 24. Juni. _ * Mailand, 1. Juli. _ Turin, 2. Juli. _ 27 Neapel, 1. Juli. _ Amerika. * Liverpool, 9. Juli. Der Dämpfer „America“ brachte uns diesen Mittag Nachrichten aus New-York von 27. und aus Boston vom 28. Juni. Die Frage der im Herbst vorzunehmenden Präsidentenwahl steht jetzt im Vordergrunde und bringt durchs ganze Land eine große Agitation zu Wege. Ein Theil der Demokraten, die sogenannten „Barnburners“ stellen als Kandidaten zur Präsidentschaft van Buren, zur Vize-Präsidentschaft Henry Dodge aus Wisconsin auf. Van Buren hat aber mittelst einer öffentlichen Erklärung die Kandidatur abgelehnt; er will nicht mehr aus dem Privatleben heraustreten. ‒ Der ratifizirte Friedensvertrag war noch nicht in Waschington. General Butler hat in Mexico den amerikanischen Truppen bekannt gemacht, daß sie erst in New-Orleans oder einem andern Hafen der Union entlassen werden. Das wird die Anwerbungen in Vera Crux für Yucatan zum größten Theil verhindern. Im mexik. Kongreß wurde der Vorschlag gemacht, sofort nach Yucatan militärische Hilfe zu senden. Ein weiterer Antrag verlangt Reorganisation der Armee, die in Friedenszeiten aus 10,000 Mann bestehen soll. Dazu kommt die Nationalgarde. Wegen Bau eines Kanals über die Landenge von Tehuantepec wurde auf Etablirung von Kolonien fremder, zu jenem Bau zu benutzender Arbeiter angetragen. Aus Venezuela die Nachricht, daß General Paez Maracaibo eingenommen. Die Regierung wird wahrscheinlich stürzen. New-York, 27. Juni. (Handels-Nachrichten.) Unsere Aernte verspricht reichlicher auszufallen, als in irgend einem frühern Jahre. Der Geldmarkt flüssig. Wenig Geschäfte; es ist die todte Zeit: Baumwollpreise fest. Brodstoffe im Preise weichend. Wechselkurs auf London, 109, 1091/2; Paris, 5, 221/2; Amsterdam, 401/2, 41; Antwerpen, 40; Hamburg, 36; Bremen, 80 bis 81. Brasilien. Aus Rio de Janeiro wird unterm 21. Mai an New-Yorker Blätter gemeldet, daß die Kammern schon wieder aufgelöst wurden und ein Ministerwechsel bevorstehe. Handelsnachrichten. _ Fruchtpreise. _ Civilstand der Stadt Köln. Geburten. 8. Juli. Gottfr., S. v. Heinr. Meyer, Zuckerarbeiter, Kalenhausen. 9. Juli. Ein uneheliches Mädchen. ‒ Eleon. Kath. Hubertina, T. v. Gerhard Jansen, Uhrmacher, Blindg. ‒ Herm. Jos., S. v. Adolph Both, Taglöhner, Breitstr. ‒ Christina, T. van Heem. Jos. Lütgen, Schuster, Maxininstr. ‒ Kath. T. v. Gummerbach, Tagl., gr. Griechenmarkt. ‒ Anna Maria, T. v. Gottfried Pallenberg, Schuster, Severinstr. ‒ Sterbefälle. 9. Juli. Marg. Crontheur, Wwe. Honrath, 83 J. Lungeng. ‒ Marg. Steinbüchel, geb. Odendahl, 32 J. alt, Maximinstr. Schiffahrts-Anzeige. Köln, 12. Juli 1848. Angekomme: J. A. Orts von Wesel. Abgefahren: Philipp Würges nach dem Niedermain; Eriedr. Kühnle nach Heilbronn. In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach Andernach und Neuwied H. Schumacher und G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. Zens; nach Bingen Wd. Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem Mittel- und Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim A. L. Müller; nach Antwerpen M. Lamers. Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10. Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1. Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffes Hartmann. Wasserstand. Köln, am 12 Juli. Rheinhöhe 8 9″. Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert, daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des Handelsäandes gesorgt ist. Köln, den 12. Juli 1848 Das Obe-Bürgmeister-Amt. Gerichtlicher Verkauf. Am Samstag den 15. Juli 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu St. Aposteln in Köln verschiedene gut erhaltene Hausmobilien, als 2 Sopha, 2 Kommoden, 6 gepolsterte Stühle, 4 Rohrstühle, 1 Ofen, ein Konsol und ein runder Tisch, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher Cloeren. Die Kommissionsmitglieder des Kölner Turnvereins werden gebeten, einigen sehr unwissenden Menschen, welche aber gern in den Verein aufgenommen werden möchten, vor ihrem Eintritte Privatstunden im Heulen, in der Weckung des „Brudersinns“ und des blinden, unbedingten Vertrauens in die Unfehlbarkeit des zukünftigen heiligen Turnraths zu ertheilen. Gründliche Anleitung zur Erweckung des wahren Brudersinns gemäß den neuen Statuten des Kölner Turn-Vereins. § 1. Wohl zu beherzigen!!! Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11. Der Gerant, Korff. Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 43. Köln, 13. Juli 1848, S. 0214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz043_1848/4>, abgerufen am 26.04.2024.