Neue Rheinische Zeitung. Nr. 53. Köln, 23. Juli 1848.[Spaltenumbruch] die Untersuchungskommission es endlich satt bekommen und nicht länger zögern wird, ihr vaevictis über die Junikämpfer zu fällen. Heute hält sie ihre zweite Plenarsitzung im Justizpalaste, um den Generalbericht ihrer Instruktionsrichter anzuhören. Die Kriegsgerichte sind natürlich aus den Koryphäen der Bürgerwehr, welche das Arbeitervolk am meisten haßt, zusammengesetzt, und an der Urteilsstrenge kein Augenblick zu zweifeln. Wir hörten gestern ein Glied dieser Standgerichte verbissen zu seinem Nachbar sagen: ".... Wir werden doch endlich einmal mit der "Canaille" fertig werden!" - Ohne ganz vertraute Freunde zu sein, haben sich doch Frankreich und England entschlossen, eine vereinigte Flotte in das schwarze Meervor die Donaumündung zu schicken, um die Schritte Rußlands zu überwachen. Es frägt sich, was Rußland zu diesem Bruch des Vertrages von Unkiar Skelessy sagen wird, der den französischen und englischen Kriegsschiffen den Eingang in den Bosphor ausdrücklich verbietet. - Die Unterhandlungen zwischen Goudchaur, dem Finanzminister, und der Lyoner Eisenbahndirektion, die so plötzlich abgebrochen wurden, sind wieder angeknüpft. Goudchaux - der honnete Jude, nach Morning Chronicle's eigenem Ausdruck - bietet diesmal nur 7 Frk. 50 Cent. in 5 pCt. Rente für die Umwandlung und resp. Abtretung der von den Aktionären bereits eingezahlten 250 Frk. - General Cavainac heirathet nicht das Fräulein Dubouchet, sondern Dubochet, Tochter des Gasfabrikanten Vinzenz Dubochet, eines alten Freundes und Verwandten des J. J. Dubochet, ehemaligen Geranten des National, und Mitgründer der Illustrirten Zeitung. - Gestern war große Soiree beim General Cavaignac, bei der die alte Mutter desselben, trotz ihrer 70 Jahren, noch die Honneurs machte. Cavaignac bewohnt bekanntlich das Hotel Baudon (ehemals der Prinzessin Adelaide angehörig) in der Rue de Varennes. - Nationalversammlung. Sitzung vom 20. Juli. Vizepräsident Gorbon eröffnet sie um 2 1/2 Uhr. Nach Vorlesung des Protokolls durch einen der Schreiber, theilt der Präsident der Versammlung einen Brief von A. Marrast mit, worin derselbe ihr für das hohe Vertrauen dankt, daß sie ihm durch seine Wahl zum Präsidenten erwiesen. Er bedauert jedoch, nicht sofort den Präsidentenstuhl einnehmen zu können, indem ihn ein heftiges Fieber im Bett zurück halte. Sobald dieses vorüber, werde er sich beeilen, sein hohes Amt zu erfüllen. Ein zweiter Brief, den der Präsident verliest, zeigt der Versammlung den Tod ihres Kollegen Dornes, Redakteur des National, offizell an. Der Präsident zieht eine Deputation von 50 Gliedern, die der Beerdigungsfeier beiwohnen soll. Eine Menge Petitionen wird auf den Büreautisch gelegt. Der Präsident zeigt an, daß die Stimmzettelzählung über die Wahl eines neuen Vizepräsidenten in den Nebensälen vollendet sei und folgendes Resultat gegeben habe. Zahl der Stimmenden 440, absolute Mehrheit 221. Bixio hat 328 Stimmen erhalten und wird somit zum Vizepräsidenten proklamirt. Nach Bixio, der sich so muthig gegen die Insurgenten auf den Barrikaden gezeigt hatte, zählte Trelat, der Exstaatsbauten Dr. und Vivien, der Akademiker, die meisten Stimmen. Ceyras verlangt das Wort, um seinen Vorschlag rücksichtlich der Versorgung arbeitsunfähig gewordener Landbewohner zu entwickeln. Er beklagte sich, daß man ihm das Wort verweigern wolle, weil sein Antrag mit dem Antrage Waldeck-Rousseau, angeblich derselbe sei und mit ihm zusammenzalle. Ein Glied des Arbeitsausschusses springt auf die Tribüne und sagt: "Der Ausschuß trägt auf Vertagung des Antrages an." Nachdem das geehrte Glied, dessen Namen uns leider entfallen, eine Menge nichtssagender vager Gründe unter allgemeinem Lärmen hergesagt, schließt er: Sie sehen also, meine Herren, daß dieser Antrag neue Ausgaben verursachen würde. Da aber die Versammlung jede neue Ausgaben scheuen, und sich mit neuen Einnahmen beschäftigen muß, so scheint die Vertagung mehr als gerechtfertigt. v. Luneau, Ex-Deputirter, richtet den Muth des Antragstellers etwas aufrecht, indem er ihm verspricht, daß der Ausschuß ihn morgen anzuhören geruhen werde. Hiernächst hört die Versammlung den Bericht Vivien's über die Wahl eines Vertreters des Departements von Vacluse an, der an die Stelle Agricole Perdigniers gewählt wurde, weil letzterer für das Seine-Departement angenommen hatte. Der Neugewählte heißt Adolph Gens und ist ein ehemaliger Kommissair der Regierung. Ein halbes Dutzend Protestationen gegen seine Wahl liegen vor. Sie seien mehr oder wenigee begründet, darum der Ausschuß durch sein Organ Vivien auf Einleitung einer Untersuchung antrage. Der Kampf um diese Wahl war ziemlich heiß. Die Einen, selbst Clemens Thomas schrieen nach Annulation, die Anderen nach Untersuchung. Vivien trotz aller möglichen Rücksicht sah sich genöthigt, einige empörende Zeitungsartikel gegen den Gewählten vorzulesen. Dieses Mittelchen zog und der Bestrittene wird von Neuem vor ein Untersuchungsgericht gestellt werden. Der Präsident ladet die Versammlung ein, sich von Montag an fleißig mit Prüfung des Verfassungsentwurfs zu beschäftigen, damit dessen öffentliche Berathung bald beginnen könne. Die Versammlung schreitet bei Postschluß zur Berathung der Glais-Bizoinschen Proposition rücksichtlich der Nebenwege (chemins vicinaux). Luneau dringt auf Vertagung. Die Diskussion entspinnt sich dennoch ohne erhebliches Interesse. Italien.
* Turin, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. *Turin, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 13. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Venedig, 9. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Schweiz
* Zürich, 19. Juli.
Deutschland ist durch die löbliche hannöver'sche Regierung wieder einmal blamirt worden. Diese edle Regierung von Hannover hatte, wie bekannt, auf Grund eines Polizeierlasses von 1834, einen Schweizer aus dem Kanton Zürich schnöde zurückgewiesen, als der Schweizer mit einem regelmäßigen Passe versehen, im Hannöverschen für einige Zeit seinen Aufenthalt nehmen und in Arbeit treten wollte. Die Züricher Regierung ergriff die sehr vernünftige Gegenmaßregel, alle im Kanton ohne Niederlassungsrecht sich aufhaltenden Hannoveraner (34 an der Zahl) mit sofortiger Ausweisung zu bedrohen. Dies und die öffentliche Stimme in deutschen und schweizer Blättern, ist nicht ohne Wirkung geblieben. Die hannöversche Regierung ist zu Kreuze gekrochen, hat ihre Polizei-Brutalität eingestanden und bereut, und Zürich hat Gnade für Recht ergehen lassen und erklärt, daß die anfänglich bedrohten Hannoveraner ungestört sich ferner im Kanton aufhalten dürfen. Spanien.
Das J. d. Debats von der Grenze Navarras: Die montemolinistische Insurrektion hat in Navarra in der Person mehrerer ihrer Chefs einen harten Schlag erlitten. Die Generale Jlzarbe und Zubire haben sich, verfolgt von den Truppen der Königin auf das französische Gebiet flüchten müssen, ebenso die Obersten Soto, Ennetario und Sebirino, im Ganzen 150 Mann, worunter 54 höhere und niedere Offiziere. Sie sind an der Grenze entwaffnet und nach Bayonne gesandt worden. - General Jlzarbe wäre der Madrider Regierung ein gefährlicher Gegner gewesen. Er ist ein sehr braver Soldat, dabei sehr genau bekannt mit Navarra wo er gebürtig ist. Er hat während des Unabhängigskeitskriege unter dem berühmten Mina gedient, der ihn wie seinen Sohn liebte. Später hat er unter Zumalacarregui und Elio gestanden. Zubire ist ein Schüler von Zumalacarregui. Jung, kriegserfahren und tapfer, mit dem Lande wohl bekannt besitzt er Alles, was zu einem tüchtigen Partheigänger erforderlich ist. Auch Sebirino, Ennetario und Soto waren wegen ihres Muthes und ihrer Thätigkeit zu fürchten. So hat denn die moetemolinistische Parthei ein schwerer Verlust getroffen, den sie nicht ersetzen können wird. Portugal.
* Lissabon, 13. Juli.
Der jetzige Marineminister wird ab- und für ihn Gomez de Castro interimistisch eintreten. Wie man hier allgemein glaubt, wird bald nach dem Schluß der jetzigen Cortes die Ultra-Cabralistenpartei an's Ruder kommen. Damit wird jedenfalls ein neuer Ausbruch seitens der Septembristen sehr beschleunigt werden. Griechenland.
* Athen, 7. Juli.
Das Ministerium ist bedeutend verändert worden. Blos Conduriotti, Präsident des Ministerraths und Minister der Marine, und Rhodius, Kriegsminister, haben ihre Posten beibehalten. Die neuen Minister sind: B. Roufos, (Condruiotti's Schwiegersohn), Minister des Innern; Manghinas, (Senator), Finanzen; Colocotroni, Auswärtiges; Rhallis, Justiz; General Mavromichali, Kultus Die neuen Minister gehören der sogenannten englischen Richtung an. - Bei der letzten Revision des Staatsschatzes wurde ein Kassendefekt von 200,000 Drachma's entdeckt. Man verhaftete den Schatzmeister. Die Opposition beschuldigt Coletti, als habe dieser das Geld entnommen und zur Anstiftung des Aufruhrs in Albanien gegen den Sultan verwandt. Die Kammer scheint übrigens mit dem Ministerwechsel keineswegs zufrieden. Sollte sie nun, da ihr Kampf gegen das Ministerium ziemlich wahrscheinlich ist, aufgelöst werden, so dürften ernstliche Unruhen entstehen. Erklärung.
Die Heidelberger Studentenschaft erklärt hiermit, um Mißverständnissen und einseitigen Auffassungen ihres Auszuges vorzubeugen, Folgendes: 1) Die ausgezogenen Studenten gehören keineswegs sämmtlich der republikanischen Richtung an, vielmehr eben so gut der konstitutionellen; aber sämmtlich und einstimmig sind sie jeder Willkür und Polizeiherrschaft feind. 2) Sie haben den Auszug in ihrer Pflicht liegend erachtet aus zwei Gründen: a) weil sie sich als Studenten in ihrer Ehre und dadurch gekränkt fühlten, daß, während andere demokratische Vereine in Baden bis dahin bestanden, gerade der demokratische Studentenverein aufgelöst wurde, worin sie eine politische Unmündigkeits-Erklärung für sich erblicken; b) weil sie sich als deutsche Männer für verpflichtet halten, jeder Willkür entschieden entgegen zu treten, und so weit es in ihren Kräften steht, zu verhindern, daß wir wieder in die alten Zeiten der Knechtschaft und Bevormundung zurückgedrängt werden. 3) Von einer Rückkehr nach Heidelberg kann nicht eher die Rede sein, als bis das freie Associationsrecht wieder hergestellt, oder überhaupt, nach Ergreifung aller gesetzlichen Mittel vor der letzten Instanz über die Sache entschieden ist. Im Namen der Heidelberger Studentenschaft der Ausschuß: Gravelins. v. Schrenck. Schuler. Rothärmel. D. Kleinpell. Ed. Haas. Böhringer. Bacher. Krummel Leutz. Teuner. Herder. Pietsch. Diehl. V. May. Hirsch. Lautz. Spengler. (Hierzu eine Beilage.) [Spaltenumbruch] die Untersuchungskommission es endlich satt bekommen und nicht länger zögern wird, ihr vaevictis über die Junikämpfer zu fällen. Heute hält sie ihre zweite Plenarsitzung im Justizpalaste, um den Generalbericht ihrer Instruktionsrichter anzuhören. Die Kriegsgerichte sind natürlich aus den Koryphäen der Bürgerwehr, welche das Arbeitervolk am meisten haßt, zusammengesetzt, und an der Urteilsstrenge kein Augenblick zu zweifeln. Wir hörten gestern ein Glied dieser Standgerichte verbissen zu seinem Nachbar sagen: „.... Wir werden doch endlich einmal mit der „Canaille“ fertig werden!“ ‒ Ohne ganz vertraute Freunde zu sein, haben sich doch Frankreich und England entschlossen, eine vereinigte Flotte in das schwarze Meervor die Donaumündung zu schicken, um die Schritte Rußlands zu überwachen. Es frägt sich, was Rußland zu diesem Bruch des Vertrages von Unkiar Skelessy sagen wird, der den französischen und englischen Kriegsschiffen den Eingang in den Bosphor ausdrücklich verbietet. ‒ Die Unterhandlungen zwischen Goudchaur, dem Finanzminister, und der Lyoner Eisenbahndirektion, die so plötzlich abgebrochen wurden, sind wieder angeknüpft. Goudchaux ‒ der honnete Jude, nach Morning Chronicle's eigenem Ausdruck ‒ bietet diesmal nur 7 Frk. 50 Cent. in 5 pCt. Rente für die Umwandlung und resp. Abtretung der von den Aktionären bereits eingezahlten 250 Frk. ‒ General Cavainac heirathet nicht das Fräulein Dubouchet, sondern Dubochet, Tochter des Gasfabrikanten Vinzenz Dubochet, eines alten Freundes und Verwandten des J. J. Dubochet, ehemaligen Geranten des National, und Mitgründer der Illustrirten Zeitung. ‒ Gestern war große Soirée beim General Cavaignac, bei der die alte Mutter desselben, trotz ihrer 70 Jahren, noch die Honneurs machte. Cavaignac bewohnt bekanntlich das Hôtel Baudon (ehemals der Prinzessin Adelaide angehörig) in der Rue de Varennes. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 20. Juli. Vizepräsident Gorbon eröffnet sie um 2 1/2 Uhr. Nach Vorlesung des Protokolls durch einen der Schreiber, theilt der Präsident der Versammlung einen Brief von A. Marrast mit, worin derselbe ihr für das hohe Vertrauen dankt, daß sie ihm durch seine Wahl zum Präsidenten erwiesen. Er bedauert jedoch, nicht sofort den Präsidentenstuhl einnehmen zu können, indem ihn ein heftiges Fieber im Bett zurück halte. Sobald dieses vorüber, werde er sich beeilen, sein hohes Amt zu erfüllen. Ein zweiter Brief, den der Präsident verliest, zeigt der Versammlung den Tod ihres Kollegen Dornes, Redakteur des National, offizell an. Der Präsident zieht eine Deputation von 50 Gliedern, die der Beerdigungsfeier beiwohnen soll. Eine Menge Petitionen wird auf den Büreautisch gelegt. Der Präsident zeigt an, daß die Stimmzettelzählung über die Wahl eines neuen Vizepräsidenten in den Nebensälen vollendet sei und folgendes Resultat gegeben habe. Zahl der Stimmenden 440, absolute Mehrheit 221. Bixio hat 328 Stimmen erhalten und wird somit zum Vizepräsidenten proklamirt. Nach Bixio, der sich so muthig gegen die Insurgenten auf den Barrikaden gezeigt hatte, zählte Trelat, der Exstaatsbauten Dr. und Vivien, der Akademiker, die meisten Stimmen. Ceyras verlangt das Wort, um seinen Vorschlag rücksichtlich der Versorgung arbeitsunfähig gewordener Landbewohner zu entwickeln. Er beklagte sich, daß man ihm das Wort verweigern wolle, weil sein Antrag mit dem Antrage Waldeck-Rousseau, angeblich derselbe sei und mit ihm zusammenzalle. Ein Glied des Arbeitsausschusses springt auf die Tribüne und sagt: „Der Ausschuß trägt auf Vertagung des Antrages an.“ Nachdem das geehrte Glied, dessen Namen uns leider entfallen, eine Menge nichtssagender vager Gründe unter allgemeinem Lärmen hergesagt, schließt er: Sie sehen also, meine Herren, daß dieser Antrag neue Ausgaben verursachen würde. Da aber die Versammlung jede neue Ausgaben scheuen, und sich mit neuen Einnahmen beschäftigen muß, so scheint die Vertagung mehr als gerechtfertigt. v. Luneau, Ex-Deputirter, richtet den Muth des Antragstellers etwas aufrecht, indem er ihm verspricht, daß der Ausschuß ihn morgen anzuhören geruhen werde. Hiernächst hört die Versammlung den Bericht Vivien's über die Wahl eines Vertreters des Departements von Vacluse an, der an die Stelle Agricole Perdigniers gewählt wurde, weil letzterer für das Seine-Departement angenommen hatte. Der Neugewählte heißt Adolph Gens und ist ein ehemaliger Kommissair der Regierung. Ein halbes Dutzend Protestationen gegen seine Wahl liegen vor. Sie seien mehr oder wenigee begründet, darum der Ausschuß durch sein Organ Vivien auf Einleitung einer Untersuchung antrage. Der Kampf um diese Wahl war ziemlich heiß. Die Einen, selbst Clemens Thomas schrieen nach Annulation, die Anderen nach Untersuchung. Vivien trotz aller möglichen Rücksicht sah sich genöthigt, einige empörende Zeitungsartikel gegen den Gewählten vorzulesen. Dieses Mittelchen zog und der Bestrittene wird von Neuem vor ein Untersuchungsgericht gestellt werden. Der Präsident ladet die Versammlung ein, sich von Montag an fleißig mit Prüfung des Verfassungsentwurfs zu beschäftigen, damit dessen öffentliche Berathung bald beginnen könne. Die Versammlung schreitet bei Postschluß zur Berathung der Glais-Bizoinschen Proposition rücksichtlich der Nebenwege (chemins vicinaux). Luneau dringt auf Vertagung. Die Diskussion entspinnt sich dennoch ohne erhebliches Interesse. Italien.
* Turin, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. *Turin, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 14. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 13. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Venedig, 9. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Schweiz
* Zürich, 19. Juli.
Deutschland ist durch die löbliche hannöver'sche Regierung wieder einmal blamirt worden. Diese edle Regierung von Hannover hatte, wie bekannt, auf Grund eines Polizeierlasses von 1834, einen Schweizer aus dem Kanton Zürich schnöde zurückgewiesen, als der Schweizer mit einem regelmäßigen Passe versehen, im Hannöverschen für einige Zeit seinen Aufenthalt nehmen und in Arbeit treten wollte. Die Züricher Regierung ergriff die sehr vernünftige Gegenmaßregel, alle im Kanton ohne Niederlassungsrecht sich aufhaltenden Hannoveraner (34 an der Zahl) mit sofortiger Ausweisung zu bedrohen. Dies und die öffentliche Stimme in deutschen und schweizer Blättern, ist nicht ohne Wirkung geblieben. Die hannöversche Regierung ist zu Kreuze gekrochen, hat ihre Polizei-Brutalität eingestanden und bereut, und Zürich hat Gnade für Recht ergehen lassen und erklärt, daß die anfänglich bedrohten Hannoveraner ungestört sich ferner im Kanton aufhalten dürfen. Spanien.
Das J. d. Debats von der Grenze Navarras: Die montemolinistische Insurrektion hat in Navarra in der Person mehrerer ihrer Chefs einen harten Schlag erlitten. Die Generale Jlzarbe und Zubire haben sich, verfolgt von den Truppen der Königin auf das französische Gebiet flüchten müssen, ebenso die Obersten Soto, Ennetario und Sebirino, im Ganzen 150 Mann, worunter 54 höhere und niedere Offiziere. Sie sind an der Grenze entwaffnet und nach Bayonne gesandt worden. ‒ General Jlzarbe wäre der Madrider Regierung ein gefährlicher Gegner gewesen. Er ist ein sehr braver Soldat, dabei sehr genau bekannt mit Navarra wo er gebürtig ist. Er hat während des Unabhängigskeitskriege unter dem berühmten Mina gedient, der ihn wie seinen Sohn liebte. Später hat er unter Zumalacarregui und Elio gestanden. Zubire ist ein Schüler von Zumalacarregui. Jung, kriegserfahren und tapfer, mit dem Lande wohl bekannt besitzt er Alles, was zu einem tüchtigen Partheigänger erforderlich ist. Auch Sebirino, Ennetario und Soto waren wegen ihres Muthes und ihrer Thätigkeit zu fürchten. So hat denn die moetemolinistische Parthei ein schwerer Verlust getroffen, den sie nicht ersetzen können wird. Portugal.
* Lissabon, 13. Juli.
Der jetzige Marineminister wird ab- und für ihn Gomez de Castro interimistisch eintreten. Wie man hier allgemein glaubt, wird bald nach dem Schluß der jetzigen Cortes die Ultra-Cabralistenpartei an's Ruder kommen. Damit wird jedenfalls ein neuer Ausbruch seitens der Septembristen sehr beschleunigt werden. Griechenland.
* Athen, 7. Juli.
Das Ministerium ist bedeutend verändert worden. Blos Conduriotti, Präsident des Ministerraths und Minister der Marine, und Rhodius, Kriegsminister, haben ihre Posten beibehalten. Die neuen Minister sind: B. Roufos, (Condruiotti's Schwiegersohn), Minister des Innern; Manghinas, (Senator), Finanzen; Colocotroni, Auswärtiges; Rhallis, Justiz; General Mavromichali, Kultus Die neuen Minister gehören der sogenannten englischen Richtung an. ‒ Bei der letzten Revision des Staatsschatzes wurde ein Kassendefekt von 200,000 Drachma's entdeckt. Man verhaftete den Schatzmeister. Die Opposition beschuldigt Coletti, als habe dieser das Geld entnommen und zur Anstiftung des Aufruhrs in Albanien gegen den Sultan verwandt. Die Kammer scheint übrigens mit dem Ministerwechsel keineswegs zufrieden. Sollte sie nun, da ihr Kampf gegen das Ministerium ziemlich wahrscheinlich ist, aufgelöst werden, so dürften ernstliche Unruhen entstehen. Erklärung.
Die Heidelberger Studentenschaft erklärt hiermit, um Mißverständnissen und einseitigen Auffassungen ihres Auszuges vorzubeugen, Folgendes: 1) Die ausgezogenen Studenten gehören keineswegs sämmtlich der republikanischen Richtung an, vielmehr eben so gut der konstitutionellen; aber sämmtlich und einstimmig sind sie jeder Willkür und Polizeiherrschaft feind. 2) Sie haben den Auszug in ihrer Pflicht liegend erachtet aus zwei Gründen: a) weil sie sich als Studenten in ihrer Ehre und dadurch gekränkt fühlten, daß, während andere demokratische Vereine in Baden bis dahin bestanden, gerade der demokratische Studentenverein aufgelöst wurde, worin sie eine politische Unmündigkeits-Erklärung für sich erblicken; b) weil sie sich als deutsche Männer für verpflichtet halten, jeder Willkür entschieden entgegen zu treten, und so weit es in ihren Kräften steht, zu verhindern, daß wir wieder in die alten Zeiten der Knechtschaft und Bevormundung zurückgedrängt werden. 3) Von einer Rückkehr nach Heidelberg kann nicht eher die Rede sein, als bis das freie Associationsrecht wieder hergestellt, oder überhaupt, nach Ergreifung aller gesetzlichen Mittel vor der letzten Instanz über die Sache entschieden ist. Im Namen der Heidelberger Studentenschaft der Ausschuß: Gravelins. v. Schrenck. Schuler. Rothärmel. D. Kleinpell. Ed. Haas. Böhringer. Bacher. Krummel Leutz. Teuner. Herder. Pietsch. Diehl. V. May. Hirsch. Lautz. Spengler. (Hierzu eine Beilage.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar053_022" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="0264"/><cb n="1"/> die Untersuchungskommission es endlich satt bekommen und nicht länger zögern wird, ihr vaevictis über die Junikämpfer zu fällen. Heute hält sie ihre zweite Plenarsitzung im Justizpalaste, um den Generalbericht ihrer Instruktionsrichter anzuhören. Die Kriegsgerichte sind natürlich aus den Koryphäen der Bürgerwehr, welche das Arbeitervolk am meisten haßt, zusammengesetzt, und an der Urteilsstrenge kein Augenblick zu zweifeln. Wir hörten gestern ein Glied dieser Standgerichte verbissen zu seinem Nachbar sagen: „.... 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Abtretung der von den Aktionären bereits eingezahlten 250 Frk.</p> <p>‒ General Cavainac heirathet nicht das Fräulein Dubouchet, sondern Dubochet, Tochter des Gasfabrikanten Vinzenz Dubochet, eines alten Freundes und Verwandten des J. J. Dubochet, ehemaligen Geranten des National, und Mitgründer der Illustrirten Zeitung.</p> <p>‒ Gestern war große Soirée beim General Cavaignac, bei der die alte Mutter desselben, trotz ihrer 70 Jahren, noch die Honneurs machte. Cavaignac bewohnt bekanntlich das Hôtel Baudon (ehemals der Prinzessin Adelaide angehörig) in der Rue de Varennes.</p> <p>‒ <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 20. Juli. Vizepräsident Gorbon eröffnet sie um 2 1/2 Uhr. Nach Vorlesung des Protokolls durch einen der Schreiber, theilt der Präsident der Versammlung einen Brief von A. Marrast mit, worin derselbe ihr für das hohe Vertrauen dankt, daß sie ihm durch seine Wahl zum Präsidenten erwiesen. Er bedauert jedoch, nicht sofort den Präsidentenstuhl einnehmen zu können, indem ihn ein heftiges Fieber im Bett zurück halte. Sobald dieses vorüber, werde er sich beeilen, sein hohes Amt zu erfüllen.</p> <p>Ein zweiter Brief, den der Präsident verliest, zeigt der Versammlung den Tod ihres Kollegen Dornes, Redakteur des National, offizell an. Der Präsident zieht eine Deputation von 50 Gliedern, die der Beerdigungsfeier beiwohnen soll.</p> <p>Eine Menge Petitionen wird auf den Büreautisch gelegt.</p> <p>Der Präsident zeigt an, daß die Stimmzettelzählung über die Wahl eines neuen Vizepräsidenten in den Nebensälen vollendet sei und folgendes Resultat gegeben habe. Zahl der Stimmenden 440, absolute Mehrheit 221.</p> <p><hi rendition="#g">Bixio</hi> hat 328 Stimmen erhalten und wird somit zum Vizepräsidenten proklamirt.</p> <p>Nach Bixio, der sich so muthig gegen die Insurgenten auf den Barrikaden gezeigt hatte, zählte Trelat, der Exstaatsbauten Dr. und Vivien, der Akademiker, die meisten Stimmen.</p> <p><hi rendition="#g">Ceyras</hi> verlangt das Wort, um seinen Vorschlag rücksichtlich der Versorgung arbeitsunfähig gewordener Landbewohner zu entwickeln. Er beklagte sich, daß man ihm das Wort verweigern wolle, weil sein Antrag mit dem Antrage Waldeck-Rousseau, angeblich derselbe sei und mit ihm zusammenzalle.</p> <p>Ein Glied des Arbeitsausschusses springt auf die Tribüne und sagt: „Der Ausschuß trägt auf Vertagung des Antrages an.“ Nachdem das geehrte Glied, dessen Namen uns leider entfallen, eine Menge nichtssagender vager Gründe unter allgemeinem Lärmen hergesagt, schließt er: Sie sehen also, meine Herren, daß dieser Antrag neue Ausgaben verursachen würde. Da aber die Versammlung jede neue Ausgaben scheuen, und sich mit neuen Einnahmen beschäftigen muß, so scheint die Vertagung mehr als gerechtfertigt.</p> <p><hi rendition="#g">v. Luneau,</hi> Ex-Deputirter, richtet den Muth des Antragstellers etwas aufrecht, indem er ihm verspricht, daß der Ausschuß ihn morgen anzuhören geruhen werde.</p> <p>Hiernächst hört die Versammlung den Bericht Vivien's über die Wahl eines Vertreters des Departements von Vacluse an, der an die Stelle Agricole Perdigniers gewählt wurde, weil letzterer für das Seine-Departement angenommen hatte. Der Neugewählte heißt <hi rendition="#g">Adolph Gens</hi> und ist ein ehemaliger Kommissair der Regierung. Ein halbes Dutzend Protestationen gegen seine Wahl liegen vor. Sie seien mehr oder wenigee begründet, darum der Ausschuß durch sein Organ Vivien auf Einleitung einer Untersuchung antrage.</p> <p>Der Kampf um diese Wahl war ziemlich heiß. Die Einen, selbst Clemens Thomas schrieen nach Annulation, die Anderen nach Untersuchung. Vivien trotz aller möglichen Rücksicht sah sich genöthigt, einige empörende Zeitungsartikel gegen den Gewählten vorzulesen. 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Die Züricher Regierung ergriff die sehr vernünftige Gegenmaßregel, alle im Kanton ohne Niederlassungsrecht sich aufhaltenden Hannoveraner (34 an der Zahl) mit sofortiger Ausweisung zu bedrohen. Dies und die öffentliche Stimme in deutschen und schweizer Blättern, ist nicht ohne Wirkung geblieben. Die hannöversche Regierung ist zu Kreuze gekrochen, hat ihre Polizei-Brutalität eingestanden und bereut, und Zürich hat Gnade für Recht ergehen lassen und erklärt, daß die anfänglich bedrohten Hannoveraner ungestört sich ferner im Kanton aufhalten dürfen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Spanien.</head> <div xml:id="ar053_030" type="jArticle"> <p>Das J. d. Debats von der Grenze Navarras: Die montemolinistische Insurrektion hat in Navarra in der Person mehrerer ihrer Chefs einen harten Schlag erlitten. Die Generale Jlzarbe und Zubire haben sich, verfolgt von den Truppen der Königin auf das französische Gebiet flüchten müssen, ebenso die Obersten Soto, Ennetario und Sebirino, im Ganzen 150 Mann, worunter 54 höhere und niedere Offiziere. Sie sind an der Grenze entwaffnet und nach Bayonne gesandt worden. ‒ General Jlzarbe wäre der Madrider Regierung ein gefährlicher Gegner gewesen. Er ist ein sehr braver Soldat, dabei sehr genau bekannt mit Navarra wo er gebürtig ist. Er hat während des Unabhängigskeitskriege unter dem berühmten Mina gedient, der ihn wie seinen Sohn liebte. Später hat er unter Zumalacarregui und Elio gestanden. Zubire ist ein Schüler von Zumalacarregui. Jung, kriegserfahren und tapfer, mit dem Lande wohl bekannt besitzt er Alles, was zu einem tüchtigen Partheigänger erforderlich ist. Auch Sebirino, Ennetario und Soto waren wegen ihres Muthes und ihrer Thätigkeit zu fürchten. So hat denn die moetemolinistische Parthei ein schwerer Verlust getroffen, den sie nicht ersetzen können wird.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Portugal.</head> <div xml:id="ar053_031" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Lissabon, 13. Juli.</head> <p>Der jetzige Marineminister wird ab- und für ihn Gomez de Castro interimistisch eintreten. Wie man hier allgemein glaubt, wird bald nach dem Schluß der jetzigen Cortes die Ultra-Cabralistenpartei an's Ruder kommen. Damit wird jedenfalls ein neuer Ausbruch seitens der Septembristen sehr beschleunigt werden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Griechenland.</head> <div xml:id="ar053_032" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Athen, 7. Juli.</head> <p>Das Ministerium ist bedeutend verändert worden. Blos Conduriotti, Präsident des Ministerraths und Minister der Marine, und Rhodius, Kriegsminister, haben ihre Posten beibehalten. Die neuen Minister sind: B. Roufos, (Condruiotti's Schwiegersohn), Minister des Innern; Manghinas, (Senator), Finanzen; Colocotroni, Auswärtiges; Rhallis, Justiz; General Mavromichali, Kultus Die neuen Minister gehören der sogenannten englischen Richtung an. ‒ Bei der letzten Revision des Staatsschatzes wurde ein Kassendefekt von 200,000 Drachma's entdeckt. Man verhaftete den Schatzmeister. Die Opposition beschuldigt Coletti, als habe dieser das Geld entnommen und zur Anstiftung des Aufruhrs in Albanien gegen den Sultan verwandt. Die Kammer scheint übrigens mit dem Ministerwechsel keineswegs zufrieden. Sollte sie nun, da ihr Kampf gegen das Ministerium ziemlich wahrscheinlich ist, aufgelöst werden, so dürften ernstliche Unruhen entstehen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Erklärung.</head> <div xml:id="ar053_033" type="jArticle"> <p>Die Heidelberger Studentenschaft erklärt hiermit, um Mißverständnissen und einseitigen Auffassungen ihres Auszuges vorzubeugen, Folgendes:</p> <p>1) Die ausgezogenen Studenten gehören keineswegs sämmtlich der republikanischen Richtung an, vielmehr eben so gut der konstitutionellen; aber sämmtlich und einstimmig sind sie jeder Willkür und Polizeiherrschaft feind.</p> <p>2) Sie haben den Auszug in ihrer Pflicht liegend erachtet aus zwei Gründen:</p> <p>a) weil sie sich als Studenten in ihrer Ehre und dadurch gekränkt fühlten, daß, während andere demokratische Vereine in Baden bis dahin bestanden, gerade der demokratische Studentenverein aufgelöst wurde, worin sie eine politische Unmündigkeits-Erklärung für sich erblicken;</p> <p>b) weil sie sich als deutsche Männer für verpflichtet halten, jeder Willkür entschieden entgegen zu treten, und so weit es in ihren Kräften steht, zu verhindern, daß wir wieder in die alten Zeiten der Knechtschaft und Bevormundung zurückgedrängt werden.</p> <p>3) Von einer Rückkehr nach Heidelberg kann nicht eher die Rede sein, als bis das freie Associationsrecht wieder hergestellt, oder überhaupt, nach Ergreifung aller gesetzlichen Mittel vor der letzten Instanz über die Sache entschieden ist.</p> <p>Im Namen der Heidelberger Studentenschaft</p> <p> <hi rendition="#g">der Ausschuß:</hi> </p> <p>Gravelins. v. Schrenck. Schuler. Rothärmel. D. Kleinpell. Ed. Haas. Böhringer. Bacher. Krummel Leutz. Teuner. Herder. Pietsch. Diehl. V. May. Hirsch. Lautz. Spengler.</p> </div> </div> <div n="1"> <p> <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0264/0004]
die Untersuchungskommission es endlich satt bekommen und nicht länger zögern wird, ihr vaevictis über die Junikämpfer zu fällen. Heute hält sie ihre zweite Plenarsitzung im Justizpalaste, um den Generalbericht ihrer Instruktionsrichter anzuhören. Die Kriegsgerichte sind natürlich aus den Koryphäen der Bürgerwehr, welche das Arbeitervolk am meisten haßt, zusammengesetzt, und an der Urteilsstrenge kein Augenblick zu zweifeln. Wir hörten gestern ein Glied dieser Standgerichte verbissen zu seinem Nachbar sagen: „.... Wir werden doch endlich einmal mit der „Canaille“ fertig werden!“
‒ Ohne ganz vertraute Freunde zu sein, haben sich doch Frankreich und England entschlossen, eine vereinigte Flotte in das schwarze Meervor die Donaumündung zu schicken, um die Schritte Rußlands zu überwachen.
Es frägt sich, was Rußland zu diesem Bruch des Vertrages von Unkiar Skelessy sagen wird, der den französischen und englischen Kriegsschiffen den Eingang in den Bosphor ausdrücklich verbietet.
‒ Die Unterhandlungen zwischen Goudchaur, dem Finanzminister, und der Lyoner Eisenbahndirektion, die so plötzlich abgebrochen wurden, sind wieder angeknüpft. Goudchaux ‒ der honnete Jude, nach Morning Chronicle's eigenem Ausdruck ‒ bietet diesmal nur 7 Frk. 50 Cent. in 5 pCt. Rente für die Umwandlung und resp. Abtretung der von den Aktionären bereits eingezahlten 250 Frk.
‒ General Cavainac heirathet nicht das Fräulein Dubouchet, sondern Dubochet, Tochter des Gasfabrikanten Vinzenz Dubochet, eines alten Freundes und Verwandten des J. J. Dubochet, ehemaligen Geranten des National, und Mitgründer der Illustrirten Zeitung.
‒ Gestern war große Soirée beim General Cavaignac, bei der die alte Mutter desselben, trotz ihrer 70 Jahren, noch die Honneurs machte. Cavaignac bewohnt bekanntlich das Hôtel Baudon (ehemals der Prinzessin Adelaide angehörig) in der Rue de Varennes.
‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 20. Juli. Vizepräsident Gorbon eröffnet sie um 2 1/2 Uhr. Nach Vorlesung des Protokolls durch einen der Schreiber, theilt der Präsident der Versammlung einen Brief von A. Marrast mit, worin derselbe ihr für das hohe Vertrauen dankt, daß sie ihm durch seine Wahl zum Präsidenten erwiesen. Er bedauert jedoch, nicht sofort den Präsidentenstuhl einnehmen zu können, indem ihn ein heftiges Fieber im Bett zurück halte. Sobald dieses vorüber, werde er sich beeilen, sein hohes Amt zu erfüllen.
Ein zweiter Brief, den der Präsident verliest, zeigt der Versammlung den Tod ihres Kollegen Dornes, Redakteur des National, offizell an. Der Präsident zieht eine Deputation von 50 Gliedern, die der Beerdigungsfeier beiwohnen soll.
Eine Menge Petitionen wird auf den Büreautisch gelegt.
Der Präsident zeigt an, daß die Stimmzettelzählung über die Wahl eines neuen Vizepräsidenten in den Nebensälen vollendet sei und folgendes Resultat gegeben habe. Zahl der Stimmenden 440, absolute Mehrheit 221.
Bixio hat 328 Stimmen erhalten und wird somit zum Vizepräsidenten proklamirt.
Nach Bixio, der sich so muthig gegen die Insurgenten auf den Barrikaden gezeigt hatte, zählte Trelat, der Exstaatsbauten Dr. und Vivien, der Akademiker, die meisten Stimmen.
Ceyras verlangt das Wort, um seinen Vorschlag rücksichtlich der Versorgung arbeitsunfähig gewordener Landbewohner zu entwickeln. Er beklagte sich, daß man ihm das Wort verweigern wolle, weil sein Antrag mit dem Antrage Waldeck-Rousseau, angeblich derselbe sei und mit ihm zusammenzalle.
Ein Glied des Arbeitsausschusses springt auf die Tribüne und sagt: „Der Ausschuß trägt auf Vertagung des Antrages an.“ Nachdem das geehrte Glied, dessen Namen uns leider entfallen, eine Menge nichtssagender vager Gründe unter allgemeinem Lärmen hergesagt, schließt er: Sie sehen also, meine Herren, daß dieser Antrag neue Ausgaben verursachen würde. Da aber die Versammlung jede neue Ausgaben scheuen, und sich mit neuen Einnahmen beschäftigen muß, so scheint die Vertagung mehr als gerechtfertigt.
v. Luneau, Ex-Deputirter, richtet den Muth des Antragstellers etwas aufrecht, indem er ihm verspricht, daß der Ausschuß ihn morgen anzuhören geruhen werde.
Hiernächst hört die Versammlung den Bericht Vivien's über die Wahl eines Vertreters des Departements von Vacluse an, der an die Stelle Agricole Perdigniers gewählt wurde, weil letzterer für das Seine-Departement angenommen hatte. Der Neugewählte heißt Adolph Gens und ist ein ehemaliger Kommissair der Regierung. Ein halbes Dutzend Protestationen gegen seine Wahl liegen vor. Sie seien mehr oder wenigee begründet, darum der Ausschuß durch sein Organ Vivien auf Einleitung einer Untersuchung antrage.
Der Kampf um diese Wahl war ziemlich heiß. Die Einen, selbst Clemens Thomas schrieen nach Annulation, die Anderen nach Untersuchung. Vivien trotz aller möglichen Rücksicht sah sich genöthigt, einige empörende Zeitungsartikel gegen den Gewählten vorzulesen. Dieses Mittelchen zog und der Bestrittene wird von Neuem vor ein Untersuchungsgericht gestellt werden.
Der Präsident ladet die Versammlung ein, sich von Montag an fleißig mit Prüfung des Verfassungsentwurfs zu beschäftigen, damit dessen öffentliche Berathung bald beginnen könne.
Die Versammlung schreitet bei Postschluß zur Berathung der Glais-Bizoinschen Proposition rücksichtlich der Nebenwege (chemins vicinaux).
Luneau dringt auf Vertagung. Die Diskussion entspinnt sich dennoch ohne erhebliches Interesse.
Italien. * Turin, 14. Juli. _ *Turin, 14. Juli. _ * Turin, 14. Juli. _ * Turin, 13. Juli. _ * Venedig, 9. Juli. _ Mozzecane, 11.Juli. _ Schweiz * Zürich, 19. Juli.Deutschland ist durch die löbliche hannöver'sche Regierung wieder einmal blamirt worden. Diese edle Regierung von Hannover hatte, wie bekannt, auf Grund eines Polizeierlasses von 1834, einen Schweizer aus dem Kanton Zürich schnöde zurückgewiesen, als der Schweizer mit einem regelmäßigen Passe versehen, im Hannöverschen für einige Zeit seinen Aufenthalt nehmen und in Arbeit treten wollte. Die Züricher Regierung ergriff die sehr vernünftige Gegenmaßregel, alle im Kanton ohne Niederlassungsrecht sich aufhaltenden Hannoveraner (34 an der Zahl) mit sofortiger Ausweisung zu bedrohen. Dies und die öffentliche Stimme in deutschen und schweizer Blättern, ist nicht ohne Wirkung geblieben. Die hannöversche Regierung ist zu Kreuze gekrochen, hat ihre Polizei-Brutalität eingestanden und bereut, und Zürich hat Gnade für Recht ergehen lassen und erklärt, daß die anfänglich bedrohten Hannoveraner ungestört sich ferner im Kanton aufhalten dürfen.
Spanien.Das J. d. Debats von der Grenze Navarras: Die montemolinistische Insurrektion hat in Navarra in der Person mehrerer ihrer Chefs einen harten Schlag erlitten. Die Generale Jlzarbe und Zubire haben sich, verfolgt von den Truppen der Königin auf das französische Gebiet flüchten müssen, ebenso die Obersten Soto, Ennetario und Sebirino, im Ganzen 150 Mann, worunter 54 höhere und niedere Offiziere. Sie sind an der Grenze entwaffnet und nach Bayonne gesandt worden. ‒ General Jlzarbe wäre der Madrider Regierung ein gefährlicher Gegner gewesen. Er ist ein sehr braver Soldat, dabei sehr genau bekannt mit Navarra wo er gebürtig ist. Er hat während des Unabhängigskeitskriege unter dem berühmten Mina gedient, der ihn wie seinen Sohn liebte. Später hat er unter Zumalacarregui und Elio gestanden. Zubire ist ein Schüler von Zumalacarregui. Jung, kriegserfahren und tapfer, mit dem Lande wohl bekannt besitzt er Alles, was zu einem tüchtigen Partheigänger erforderlich ist. Auch Sebirino, Ennetario und Soto waren wegen ihres Muthes und ihrer Thätigkeit zu fürchten. So hat denn die moetemolinistische Parthei ein schwerer Verlust getroffen, den sie nicht ersetzen können wird.
Portugal. * Lissabon, 13. Juli.Der jetzige Marineminister wird ab- und für ihn Gomez de Castro interimistisch eintreten. Wie man hier allgemein glaubt, wird bald nach dem Schluß der jetzigen Cortes die Ultra-Cabralistenpartei an's Ruder kommen. Damit wird jedenfalls ein neuer Ausbruch seitens der Septembristen sehr beschleunigt werden.
Griechenland. * Athen, 7. Juli.Das Ministerium ist bedeutend verändert worden. Blos Conduriotti, Präsident des Ministerraths und Minister der Marine, und Rhodius, Kriegsminister, haben ihre Posten beibehalten. Die neuen Minister sind: B. Roufos, (Condruiotti's Schwiegersohn), Minister des Innern; Manghinas, (Senator), Finanzen; Colocotroni, Auswärtiges; Rhallis, Justiz; General Mavromichali, Kultus Die neuen Minister gehören der sogenannten englischen Richtung an. ‒ Bei der letzten Revision des Staatsschatzes wurde ein Kassendefekt von 200,000 Drachma's entdeckt. Man verhaftete den Schatzmeister. Die Opposition beschuldigt Coletti, als habe dieser das Geld entnommen und zur Anstiftung des Aufruhrs in Albanien gegen den Sultan verwandt. Die Kammer scheint übrigens mit dem Ministerwechsel keineswegs zufrieden. Sollte sie nun, da ihr Kampf gegen das Ministerium ziemlich wahrscheinlich ist, aufgelöst werden, so dürften ernstliche Unruhen entstehen.
Erklärung.Die Heidelberger Studentenschaft erklärt hiermit, um Mißverständnissen und einseitigen Auffassungen ihres Auszuges vorzubeugen, Folgendes:
1) Die ausgezogenen Studenten gehören keineswegs sämmtlich der republikanischen Richtung an, vielmehr eben so gut der konstitutionellen; aber sämmtlich und einstimmig sind sie jeder Willkür und Polizeiherrschaft feind.
2) Sie haben den Auszug in ihrer Pflicht liegend erachtet aus zwei Gründen:
a) weil sie sich als Studenten in ihrer Ehre und dadurch gekränkt fühlten, daß, während andere demokratische Vereine in Baden bis dahin bestanden, gerade der demokratische Studentenverein aufgelöst wurde, worin sie eine politische Unmündigkeits-Erklärung für sich erblicken;
b) weil sie sich als deutsche Männer für verpflichtet halten, jeder Willkür entschieden entgegen zu treten, und so weit es in ihren Kräften steht, zu verhindern, daß wir wieder in die alten Zeiten der Knechtschaft und Bevormundung zurückgedrängt werden.
3) Von einer Rückkehr nach Heidelberg kann nicht eher die Rede sein, als bis das freie Associationsrecht wieder hergestellt, oder überhaupt, nach Ergreifung aller gesetzlichen Mittel vor der letzten Instanz über die Sache entschieden ist.
Im Namen der Heidelberger Studentenschaft
der Ausschuß:
Gravelins. v. Schrenck. Schuler. Rothärmel. D. Kleinpell. Ed. Haas. Böhringer. Bacher. Krummel Leutz. Teuner. Herder. Pietsch. Diehl. V. May. Hirsch. Lautz. Spengler.
(Hierzu eine Beilage.)
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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