Neue Rheinische Zeitung. Nr. 57. Köln, 27. Juli 1848.Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 57. Köln, Donnerstag 27. Juli 1848. Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für dies Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexander, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J.J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Deutschland.
* Köln, 26. Juli. Unter den mehr oder minder royalistischen oder imperialistischen Zeitungen unsrer Provinz hat ein Kampf begonnen, auf den wir unsre Leser aufmerksam machen müssen. Die "Rhein- und Moselzeitung" vom 21. Juli brachte folgenden Artikel: Koblenz, 19. Juli. Betrachtet man den Reichsverweser als Vorgänger des künftigen deutschen Kaisers, so wird auch dieser Kaiser nicht aus der Reihe der regierenden Fürsten gewählt werden, oder, wenn dieses geschieht, auf die Regierung seines Landes verzichten müssen. Der Grundsatz: daß die Kaiserwürde sich nicht mit der Territorialhoheit vertrage, ist öfters ausgesprochen worden und bei der Wahl des Reichsverwesers in die Praxis übergegangen. So richtig dieser Grundsatz auch ist, weil dadurch die Zwietracht der Fürsten gehindert wird, die deutsche Einheit zu gefährden, so wenig entspricht er der nothwendigen Macht eines Kaisers. Ein Kaiser ohne Land ist ein Schattenkaiser. Der Grundsatz ließe sich jedoch dadurch vermitteln, daß man dem jeweiligen Kaiser eine Dotation in reichsunmittelbarem Lande schaffte; denn nur die Gefahr, daß der Kaiser seine Würde zur Hebung seiner Hausmacht benutze und den Neid der übrigen Länder errege, hat den fraglichen Grundsatz hervorgerufen, welcher aber bei reichsunmittelbarem Lande, eben deshalb, weil dieses Land nicht zur Hausmacht des Kaisers gehört, nicht eintritt. Das frühere Großherzogthum Niederrhein, die jetzige preußische Rheinprovinz, stellt sich als passendstes Kaiserland dar. Die anerkannten und nicht anerkannten Revolutionen in Deutschland berührten nur die Verfassungen der einzelnen Länder und die Einheit Deutschlands, nicht aber das Verhältniß der europäischen Staaten zu einander. In dieser Beziehung gilt noch die Politik von 1815, welche für nöthig fand, Frankreich kräftige Grenznachbarn zu geben. Aus diesem Grunde wurde Belgien an Holland gekettet; derselbe Grund ließ Metternich die preußische Monarchie durch die Rheinprovinz an die französische Gränze rücken. Um wie viel mehr würde aber dieser Zweck erreicht werden, wenn die Rheinprovinz reichsunmittelbar wäre und jeder Angriff gegen dieselbe dem ganzen Reiche und nicht einzelnen Fürsten gälte! Würden dadurch nicht die 40 Millionen Deutsche, und nicht nur Preußen oder Baiern etc, direkte Gränznachbarn der Franzosen? Eine Entschädigung für Preußen würde sich finden z. B. in Hannover, welches von jeher Sympathie für Preußen hatte. Die Rheinländer selbst würden allerdings nur mit Wehmuth von dem liebgewonnenen specifischen Preußenthume scheiden, sich aber mit der Zeit doch trösten, wenn sie erwägen, daß sie der Kräftigung Deutschlands ein Opfer bringen müssen; daß trotz eines Menschenalters die recht innige Verschmelzung und Uebereinstimmung mit dem lieben Mutterlande noch nicht stattgefunden; daß endlich Böswillige sie nicht mehr zur Unzufriedenheit durch die Vorspiegelungen aufreizen können:-ihre Religion würde unterdrückt; sie würden bei Besetzung von Beamtenstellen immer zurückgesetzt, müßten mehr Steuer als andere Provinzen bezahlen, namentlich die volle Grundsteuer, während anderswo kaum zwei Drittel des Eigenthums durch die Exemtionen dieser Steuer entrichte; erfreuten sich nicht des vollen Vertrauens ihrer "Mitunterthanen", weil man sie für "Bastarde", halbe Franzosen hielt und weil sie nicht werth seien, echte Preußen zu sein, da ihre Liebe zum "angestammten Fürstenhaus" noch nicht die nötige Vollkommenheit erreicht habe etc. Hierzu die Redaktions anmerkung: Indem der Altpreuße uns den Vorwurf der Hinneigung zur Fremdherrschaft, des Treubruchs an dem Nationalverband macht, vergißt er, daß er mit uns weit weniger stammverwandt als der Bewohner des östlichen Frankreichs, der von den Franken herstammend, mit uns desselben Ursprungs ist, während der Altpreuße jenseits der Elbe schon mehr dem slavischen Elemente angehört. Der Preuße ist ein von uns wesentlich verschiedenes Wesen: die einzige Beziehung, in welcher wir zu ihm stehen, ist, daß bei dem großen Markt, welchen im Jahre 1814 die Landesväter über die Waisen, d. h. die damals augenblicklich eines Landesvaters entbehrenden deutschen Landestheile, hielten, die Rheinprovinz gleichsam als eine feile Waare an Preußen fiel. Nur murrend wurde sie von Preußen angenommen; Sachsen wäre ihm zur Abrundung seines Gebiets lieber gewesen, und einzig die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba [Spaltenumbruch] bewog es, mit der in seinen Augen schlechtern Waare auf gütlichem Wege Verlieb zu nehmen. Die "Kölnische Zeitung" vom 22. Juli, zieht diesen Artikel aus der "Rhein- und Moselzeitung" aus mit folgender Zuthat ihrer Redaktion: Koblenz, 19. Juli. Unter vorstehendem Datum bringt die "Rhein- u. Moselzeitung" einen Artikel und dazu eine Redaktions-Anmerkung, welche es wagen, von den gewöhnlich mehr verhüllt gehaltenen Gedanken ihrer Partei jetzt einmal den Schleier recht stark zu heben. Sind die Umstände so günstig, daß sie glaubt, ihren Freunden schon ein vorläufiges öffentliches Signal geben zu müssen? In ihrer Nummer vom 23. Juli entwickelt die "Rhein- und Moselzeitung" ihr Thema weiter: Koblenz, 21. Juli. Der Reichsverweser hat die Oberleitung der gesammten deutschen Heeresmacht übernommen. Ein wichtiges Ereigniß, wenn er mit Ernst die Mittel zur Vollziehung seines Amtes in seine Hände zu nehmen gedenkt. Und Ernst scheint es ihm zu sein: denn er mußte voraussehen, daß dieser Schritt bei Preußen, bereits durch das Ergebniß der Wahl des Reichsverwesers mißstimmt, die Erbitterung noch möglichst steigern werde. Wäre doch dem Prinzen von Preußen der Oberbefehl übertragen worden, dieser Staat hätte dann schon eher, vielleicht mit einigem Vergnügen, sich bequemt; ihm wäre doch die materielle Macht verblieben, wenn auch der Sprößling eines andern und verhaßten Hauses den Titel davon getragen hätte. Aber so ganz leer auszugehn und, was das Schlimmste, das militärische Talent des Prinzen von Preußen in Ermangelung eines angemessenen Wirkungskreises ohne Nutzen und Frommen dahin kümmern zu sehen! Alexander dem Großen rief einst sein Vater zu: "Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Mazedonien ist für dich zu klein." Was wird dem Prinzen von Preußen der königliche Bruder zurufen? Wird der Prinz ein anderes Königreich finden? Preußen liebte es , sich mit Sparta zu vergleichen. Dieses Völkchen duldete nicht den Oberbefehl Alexanders des Großen. Wird Preußen den Oberbefehl eines Mannes dulden, der bei aller Anerkennung seiner Verdienste die Verdienste, die Größe Alexanders nicht erreicht? Wir glauben, im Nothfall wird Preußen eine Rücklehne an Rußland haben. Ist dieses Land nicht der Hort der Bedrängten? - Schwer ist zu begreifen die Möglichkeit der Fortdauer einer Souveränität, welche ihre Macht unter die Befehle eines Andern stellen muß, und die Uebernahme des Oberbefehls durch den Reichsverweser ist für die Frage über Deutschlands mögliche Einheit ein weit sicherer Prüfstein als der Jacoby'sche Antrag. Hier handelte es sich um Worte, dort um die That. Die tapfere "Kölnische Zeitung" vom 24. Juli zieht diesen Artikel abermals aus und und schmückt ihn mit folgenden gedankenschweren Glossen aus: Koblenz, 23. Juli. Die "Rhein-und Moselztg." fährt in ihren loyalen Bemühungen fort. Wir fügen der neulich mitgetheilten Probe einige aus dem heutigen Blatte hinzu. Es ist nothwendig, daß man im Vaterlande und namentlich in Frankfurt aufmerksam werde, wie neben der republikanischen noch eine andere Partei mit aller Anstrengung auf die Hervorrufung von Konflikten hinarbeitet. Folgt der besagte Artikel und als Schlußnote der "Kölnischen Zeitung": "Die Mitglieder der deutschen National-Versammlung werden wohl thun, die "Rhein-und Moselzeitung" zuweilen zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen!" Die "Rhein-und Moselzeitung" antwortet in ihrer Nummer vom 25. Juli: Koblenz, 24. Juli. Die "Kölnische Zeitung," die bisher bemüht gewesen, die Grimace eines vornehmen Uebersehens der nicht ihre lukrativen Tendenzen verfolgenden Blätter sich anzueignen, findet urplötzlich Veranlassung, unser Blatt zu befehden, nicht zwar durch des Wortes, des Gedankens Macht, sondern, wie das dem Nachfolger des "Rheinischen Beobachters" wohl anständig, durch Verdächtigungen, durch eine förmliche Denunciation an die Nationalversammlung. "Die Mitglieder der deutschen Nationalversammlung werden wohl thun, die "Rhein-und Moselzeitung" zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen," mit diesem Rathschlage beschließt die Kölnerin ihre gar magere Philippica. Wir aber, wenn es überhaupt in unsern Tendenzen liegen könnte, einen Rath, der von Niemanden begehrt, auszusprechen, wir würden rathen, eine Zeitung, die nicht nur gesinnungslos, sondern auch bei allen Vortheilen ihrer Lage gehaltlos, wie die Kölnerin, ganz und gar ungelesen zu lassen. In derselben Nummer theilt die "Rhein- u. Moselzeitung" einen Korrespondenzartikel aus Köln mit, worin es unterm heißt: "Hier macht man allgemein der "Kölnischen Zeitung" den Vorwurf, daß dieselbe, eigennützige Plane verfolgend, im Interesse des Preußenthums an ganz Deutschland Verrath begehe. Niemand, auch dem unaufmerksamsten Leser, ist es entgangen, wie dieselbe, um Preußen, als den würdigsten Kandidaten der Kaiserkrone hinzustellen, über die Bedrängnisse eines mächtigen deutschen Staates, Oestreichs, frohlockte, die Vortheile der Italiener vergrößerte oder gar erdichtete, über die Niederlage der weit mehr als die Italiener mißhandelten preußischen Polen ein Siegesgeschrei erhob, über den Uebermuth der Ungarn und Böhmen jubelte; wie dieselbe für die Einheit Deutschlands schwärmte, so lange sich daraus für Preußen Vortheil erwarten ließ, und jetzt die Nothwendigkeit der Erhaltung der Sonder-Interessen empfiehlt. Die "Kölnische Zeitung" hätte vermöge ihrer Gelegenheit eine der ersten Deutschlands werden können; aber durch ihr kriechendes, feiles Benehmen hat sie das Vertrauen des Publikums verscherzt, und um es wieder zu erlangen, muß sie ganz andere Pfade einschlagen, als diejenigen, auf welchen sie jetzt wandelt." Die "Kölnische Zeitung" desselben Datums erwiedert mit einem Zitat aus der "Rhein- und Moselzeitung: Koblenz, 23. Juli. Der dänische Krieg scheint eine größere Wichtigkeit zu erlangen, als man bei seinem Beginn ahnen durfte. Es ist durchaus unwahrscheinlich, daß man in Frankfurt Waffenstillstands- oder Friedensbedingungen genehmigen wird, welche jeden Vortheil dem Besiegten zutheilen. Man wird also sich für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten erklären, und alsdann hat Preußen die Alternative, den Krieg über die jütische Gränze zu tragen oder sich von Deutschland loszusagen. Beide Schritte werden höchst folgenreich sein: in Betreff des erstern hat Rußland bereits entschieden sich ausgesprochen; der zweite Schritt wird Preußen zwingen, sich Rußland in die Arme zu werfen. (Rh.-u. M.-Z.)Die "Kölnische Zeitung" begnügt sich mit diesem protokollarischen Auszug. Bewunderungswürdiger Lokonismus der "breitgeschnittenen Federn" der "Kölnischen Zeitung". Selbst die wenigen Worte hätte sich das Organ des Herrn Dumont ersparen können. Es genügte die Artikel der Rhein- und Mosel-Zeitung abzudrucken und sie in zwei Riesenhände einzuklammern mit der Ueberschrift: Nicht zu übersehen. Zur rechten Zeit aber kömmt der "Kölnischen Zeitung" ein tapferer Kämpe zur Hülfe, das Blatt des kleinen, doktrinären, mit klugthuender Kannegießerei die Zeitereignisse überschüttenden Liberalismus - die Aachener Zeitung. Vergnügt reibt sich die Kölnerin am 26. Juli die Hände und bringt die fröhliche Botschaft: "Aachen, 24. Juli. Auch unsere hiesige Zeitung ist auf das Gebahren der "Rhein-und Mosel-Zeitung" aufmerksam geworden. Sie sagt:" - doch wir ersparen unsern Lesern, was die "Aachener Zeitung" sagt. Sie protestirt gegen die Verwandlung der Rheinprovinz in ein Reichslehn und stellt Preußen die Kaiserkrone in Aussicht. Wir unserer Seits haben diesem Kampf nur zuzuschauen. Die Verwirklichung der deutschen Einheit wird andere Kollisionen herbeiführen, als dynastische Rivalitäten zwischen dem Hause Oestreich und dem Hause Preußen. Diese kleinlichen Rivalitäten haben nur das Verdienst und das Interesse die komische Einleitung zu großen tragischen Konflikten zu sein. Schließlich noch die Bemerkung, daß die aus Pommern, Markanern und Belgiern zusammengesetzte Redaktion der "Kölnischen Zeitung" sie zum "offiziellen Moniteur" rheinischer Sympathien und Antipathien ganz besonders qualifizirt. !!! Frankfurt, 24. Juli. Die Bänke rechts und links sehr leer. 46. Sitzung. Beginn 9 1/4 Uhr. Präsident: v. Gagern. Verlesung des Protokolls. Anzeige, daß zwei Abgeordnete ausgetreten, Reaktionäre Gedanken einer Dame, so ist ein längerer Artikel in Nro. 196 der Karlsruher Zeitung überschrieben. Ich muß gestehen, ich habe die Bibel öfter gelesen als die Karlsruher Zeitung. Was geht mich die Karlsruher Zeitung an? Ich lese den westphälischen Merkur, ich lese die Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, ich lese die deutsche Zeitung von Gervinus, ich lese die Trierische Zeitung, diesen Moniteur der grünen Republik, ich lese die Annoncen und die Leitartikel der Kölnischen Zeitung und ich lese das poetische Handelsorgan von Lewin Schücking - die besten deutschen Blätter, welche existiren - was will ich mehr? Aber: "Reaktionäre Gedanken einer Dame?" - nein, ich konnte nicht anders, ich nahm die Karlsruher Zeitung gestern Abend mit in's Bett - eine wollüstig-religiöse Stimmung überkam mich; ich mußte sehen, was jenes liebliche Wesen schrieb, eine reaktionäre Dame. Kann Jemand glücklicher sein, als der Redakteur der Karlsruher Zeitung? Eine Dame mit reaktionären Gedanken zur Mitarbeiterin zu haben? Ach, wär ich dieser Redakteur, da säße ich Morgens auf einem Dreifuß und meine reaktionäre Dame käme, in Hut und Schleier und in seidenem Gewande und legte ihre Lilienfinger auf meine Schulter und lispelte mir mit einem wunderbaren süddeutschen Dialekt in die Ohren, daß sie mich ewig lieben würde, wenn ich sofort ihren schlechten Artikel auf die Setzerei schickte. - - Glücklicher Redakteur! Die reaktionäre Dame ist gewiß schön - verzeihen Sie, bildschön! Weshalb sollte ein Frauenzimmer nicht schön sein? Die Karlsruher Zeitung muß indeß auch beweisen, daß unsere Dame Gedanken hat - und welche? reaktionäre! Schön und Gedanken - - hören Sie 'mal, verehrte Frau oder liebwerthes Fräulein, ich fühle die größeste Zuneigung zu Ihnen, Zuneigung auf dreißig bis vierzig Meilen, Zuneigung in einer Entfernung von Köln bis Karlsruhe - geistreiche, gedankenschwere Dame, ich schwärme für Dich! Wie schön nimmt sich doch ein politisches Blatt aus, das auf seiner dritten Spalte, so recht zwischen Reichsdebatten über Heimathsgesetze, Paßzwang, Emigration und bürgerlichen Tod, mitten zwischen Korrespondenzen aus Langensteinbach, Paris, Radolzburg, Madrid, Hadersleben und Wien, ja, zwischen Härings-Annoncen, großherzoglich badischen Steckbriefen und Erklärungen des Ministeriums des Innern, die "Reaktionären Gedanken einer Dame "bringt! Eine Perle unter tauben Nüssen; eine Nachtigall unter den Spatzen; eine Rose unter Disteln, ja: "lilium undern dornen! Sancta Maria." Die reaktionäre Dame erzählt uns zuerst, daß sie vor einigen Tagen aus Zufall eine Bäuerin des badischen Oberlandes gesprochen hat. Unsere Dame ist unter die Bauern gerathen - - die Bäuerin hat ihr mitgetheilt, daß sie gern ihre Steuern bezahlen will, daß sie nicht für die Republik und deswegen auch nicht für Herrn Hecker begeistert ist; daß nur die Lumpen republikanisch gestimmt sind, d. h. "die Lumpen in moralischer Beziehung "setzt die reaktionäre Dame hinzu - "indem ein zerrissener Rock oft das redlichste Herz deckt." Merkwürdige Entdeckung einer reaktionären Dame! "Diese Aeußerungen sind buchstäblich wahr" - nämlich die Aeußerungen der Bäuerin - "ich könnte sie mit einem Eide bekräftigen, wenn dieser seit Hecker's Hochverrath nicht in Mißkredit gekommen wäre." Die Karlsruher Zeitung ist wirklich sehr glücklich, daß sie noch ein Bäuerin aus dem badischen Oberlande und eine reaktionäre Dame hat, welche sie über die Stimmung des Landes unterrichtet halten. Trotz der loyalen Gesinnungen der badisch-oberländischen Bäuerinnen, fährt unsere Dame fort, zeigt es sich indeß da und dort, "daß die offnen Reden, die heimlichen Intriguen und die nach allen Richtungen ausgesandten Emissäre der verderbenslustigen Partei nicht ohne Wirkung geblieben sind. - " Die oberländischen Bäuerinnen haben also doch irgend einem schnurbärtig-jugendlichen Republikaner nicht widerstehen können? Arme Bäuerinnen! sehr wahrscheinlich dachtet ihr bisher, daß eure krummen Schulzen, eure Pastöre und eure fuchsigen Steuereinnehmer die einzigen Menschen sein möchten, welche einen Schuß Pulver werth wären? - Man kann einer Bäuerin so etwas nicht übel nehmen. "Warum geschieht aber Nichts " - ruft unsere Dame aus - "um diese Wühler möglichst unschädlich zu machen? Gegen Pest und Cholera wird ein Kordon gezogen, damit die Ansteckung sich nicht weiter verbreite. Gegen die Hetzer kann diese Maßregel freilich nicht angewendet werden; aber man kann jeden Bürger, jeden Soldaten berechtigen, Alle, die zum Aufruhr verleiten wollen, sofort zu verhaften. Viele werden dann schon den Versuch unterlassen, und die es nicht thun, können nur so unschädlich gemacht werden. Wenn Einer für Alle und Alle für Einen stehen sollen und das Volk sich selbst regieren, so muß auch jedem freien deutschen Bürger das Recht zukommen, im Namen des Gesetzes für Ruhe und Ordnung zu sorgen." Mit andern Worten: Die reaktionäre Dame will, daß sich das ganze Volk in Polizeidiener und Gensdarmen verwandle. Theure, reaktionäre Dame, wärst Du mein Gensdarm! Du würdest mir folgen auf Schritten und Tritten, wenn ich Morgens auf dem Rechtsboden meiner Väter spazieren ginge, wenn ich Mittags in die Gasthöfe der Gegenwart eilte, um republikanischen Champagner zu trinken oder wenn ich mich Abends auf den Divan streckte, um, theure Freundin, deine Artikel in der Karlsruher Zeitung zu lesen. Neben mir würdest Du stehen, bis zu dem Augenblick, wo ich den Frack zur Erde würfe, wo ich die Stiefel unter die Decke schleuderte, wo ich... doch - verhaften Du würdest mich dann plötzlich mit deinen seligen Armen, wenn ich mein revolutionäres Nachtgebet spräche und mich gefangen halten in den Fesseln deiner rauschenden Locken - hören Sie 'mal, verehrte Freundin, ich hoffe, daß Sie sehr schön sind, sonst würde ich mich ärgern, in so erbauliche Phantasien hineingepurzelt zu sein. "Es wurde Rede- und Preßfreiheit gegeben," fährt dann die Karlsruherin fort, " allein diese ist vielfach in Rede-und Preßfreiheit ausgeartet. Die Franzosen haben ihren König abgesetzt, [Fortsetzung] Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 57. Köln, Donnerstag 27. Juli 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für dies Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexander, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J.J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Deutschland.
* Köln, 26. Juli. Unter den mehr oder minder royalistischen oder imperialistischen Zeitungen unsrer Provinz hat ein Kampf begonnen, auf den wir unsre Leser aufmerksam machen müssen. Die „Rhein- und Moselzeitung“ vom 21. Juli brachte folgenden Artikel: Koblenz, 19. Juli. Betrachtet man den Reichsverweser als Vorgänger des künftigen deutschen Kaisers, so wird auch dieser Kaiser nicht aus der Reihe der regierenden Fürsten gewählt werden, oder, wenn dieses geschieht, auf die Regierung seines Landes verzichten müssen. Der Grundsatz: daß die Kaiserwürde sich nicht mit der Territorialhoheit vertrage, ist öfters ausgesprochen worden und bei der Wahl des Reichsverwesers in die Praxis übergegangen. So richtig dieser Grundsatz auch ist, weil dadurch die Zwietracht der Fürsten gehindert wird, die deutsche Einheit zu gefährden, so wenig entspricht er der nothwendigen Macht eines Kaisers. Ein Kaiser ohne Land ist ein Schattenkaiser. Der Grundsatz ließe sich jedoch dadurch vermitteln, daß man dem jeweiligen Kaiser eine Dotation in reichsunmittelbarem Lande schaffte; denn nur die Gefahr, daß der Kaiser seine Würde zur Hebung seiner Hausmacht benutze und den Neid der übrigen Länder errege, hat den fraglichen Grundsatz hervorgerufen, welcher aber bei reichsunmittelbarem Lande, eben deshalb, weil dieses Land nicht zur Hausmacht des Kaisers gehört, nicht eintritt. Das frühere Großherzogthum Niederrhein, die jetzige preußische Rheinprovinz, stellt sich als passendstes Kaiserland dar. Die anerkannten und nicht anerkannten Revolutionen in Deutschland berührten nur die Verfassungen der einzelnen Länder und die Einheit Deutschlands, nicht aber das Verhältniß der europäischen Staaten zu einander. In dieser Beziehung gilt noch die Politik von 1815, welche für nöthig fand, Frankreich kräftige Grenznachbarn zu geben. Aus diesem Grunde wurde Belgien an Holland gekettet; derselbe Grund ließ Metternich die preußische Monarchie durch die Rheinprovinz an die französische Gränze rücken. Um wie viel mehr würde aber dieser Zweck erreicht werden, wenn die Rheinprovinz reichsunmittelbar wäre und jeder Angriff gegen dieselbe dem ganzen Reiche und nicht einzelnen Fürsten gälte! Würden dadurch nicht die 40 Millionen Deutsche, und nicht nur Preußen oder Baiern etc, direkte Gränznachbarn der Franzosen? Eine Entschädigung für Preußen würde sich finden z. B. in Hannover, welches von jeher Sympathie für Preußen hatte. Die Rheinländer selbst würden allerdings nur mit Wehmuth von dem liebgewonnenen specifischen Preußenthume scheiden, sich aber mit der Zeit doch trösten, wenn sie erwägen, daß sie der Kräftigung Deutschlands ein Opfer bringen müssen; daß trotz eines Menschenalters die recht innige Verschmelzung und Uebereinstimmung mit dem lieben Mutterlande noch nicht stattgefunden; daß endlich Böswillige sie nicht mehr zur Unzufriedenheit durch die Vorspiegelungen aufreizen können:-ihre Religion würde unterdrückt; sie würden bei Besetzung von Beamtenstellen immer zurückgesetzt, müßten mehr Steuer als andere Provinzen bezahlen, namentlich die volle Grundsteuer, während anderswo kaum zwei Drittel des Eigenthums durch die Exemtionen dieser Steuer entrichte; erfreuten sich nicht des vollen Vertrauens ihrer „Mitunterthanen“, weil man sie für „Bastarde“, halbe Franzosen hielt und weil sie nicht werth seien, echte Preußen zu sein, da ihre Liebe zum „angestammten Fürstenhaus“ noch nicht die nötige Vollkommenheit erreicht habe etc. Hierzu die Redaktions anmerkung: Indem der Altpreuße uns den Vorwurf der Hinneigung zur Fremdherrschaft, des Treubruchs an dem Nationalverband macht, vergißt er, daß er mit uns weit weniger stammverwandt als der Bewohner des östlichen Frankreichs, der von den Franken herstammend, mit uns desselben Ursprungs ist, während der Altpreuße jenseits der Elbe schon mehr dem slavischen Elemente angehört. Der Preuße ist ein von uns wesentlich verschiedenes Wesen: die einzige Beziehung, in welcher wir zu ihm stehen, ist, daß bei dem großen Markt, welchen im Jahre 1814 die Landesväter über die Waisen, d. h. die damals augenblicklich eines Landesvaters entbehrenden deutschen Landestheile, hielten, die Rheinprovinz gleichsam als eine feile Waare an Preußen fiel. Nur murrend wurde sie von Preußen angenommen; Sachsen wäre ihm zur Abrundung seines Gebiets lieber gewesen, und einzig die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba [Spaltenumbruch] bewog es, mit der in seinen Augen schlechtern Waare auf gütlichem Wege Verlieb zu nehmen. Die „Kölnische Zeitung“ vom 22. Juli, zieht diesen Artikel aus der „Rhein- und Moselzeitung“ aus mit folgender Zuthat ihrer Redaktion: Koblenz, 19. Juli. Unter vorstehendem Datum bringt die „Rhein- u. Moselzeitung“ einen Artikel und dazu eine Redaktions-Anmerkung, welche es wagen, von den gewöhnlich mehr verhüllt gehaltenen Gedanken ihrer Partei jetzt einmal den Schleier recht stark zu heben. Sind die Umstände so günstig, daß sie glaubt, ihren Freunden schon ein vorläufiges öffentliches Signal geben zu müssen? In ihrer Nummer vom 23. Juli entwickelt die „Rhein- und Moselzeitung“ ihr Thema weiter: Koblenz, 21. Juli. Der Reichsverweser hat die Oberleitung der gesammten deutschen Heeresmacht übernommen. Ein wichtiges Ereigniß, wenn er mit Ernst die Mittel zur Vollziehung seines Amtes in seine Hände zu nehmen gedenkt. Und Ernst scheint es ihm zu sein: denn er mußte voraussehen, daß dieser Schritt bei Preußen, bereits durch das Ergebniß der Wahl des Reichsverwesers mißstimmt, die Erbitterung noch möglichst steigern werde. Wäre doch dem Prinzen von Preußen der Oberbefehl übertragen worden, dieser Staat hätte dann schon eher, vielleicht mit einigem Vergnügen, sich bequemt; ihm wäre doch die materielle Macht verblieben, wenn auch der Sprößling eines andern und verhaßten Hauses den Titel davon getragen hätte. Aber so ganz leer auszugehn und, was das Schlimmste, das militärische Talent des Prinzen von Preußen in Ermangelung eines angemessenen Wirkungskreises ohne Nutzen und Frommen dahin kümmern zu sehen! Alexander dem Großen rief einst sein Vater zu: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Mazedonien ist für dich zu klein.“ Was wird dem Prinzen von Preußen der königliche Bruder zurufen? Wird der Prinz ein anderes Königreich finden? Preußen liebte es , sich mit Sparta zu vergleichen. Dieses Völkchen duldete nicht den Oberbefehl Alexanders des Großen. Wird Preußen den Oberbefehl eines Mannes dulden, der bei aller Anerkennung seiner Verdienste die Verdienste, die Größe Alexanders nicht erreicht? Wir glauben, im Nothfall wird Preußen eine Rücklehne an Rußland haben. Ist dieses Land nicht der Hort der Bedrängten? ‒ Schwer ist zu begreifen die Möglichkeit der Fortdauer einer Souveränität, welche ihre Macht unter die Befehle eines Andern stellen muß, und die Uebernahme des Oberbefehls durch den Reichsverweser ist für die Frage über Deutschlands mögliche Einheit ein weit sicherer Prüfstein als der Jacoby'sche Antrag. Hier handelte es sich um Worte, dort um die That. Die tapfere „Kölnische Zeitung“ vom 24. Juli zieht diesen Artikel abermals aus und und schmückt ihn mit folgenden gedankenschweren Glossen aus: Koblenz, 23. Juli. Die „Rhein-und Moselztg.“ fährt in ihren loyalen Bemühungen fort. Wir fügen der neulich mitgetheilten Probe einige aus dem heutigen Blatte hinzu. Es ist nothwendig, daß man im Vaterlande und namentlich in Frankfurt aufmerksam werde, wie neben der republikanischen noch eine andere Partei mit aller Anstrengung auf die Hervorrufung von Konflikten hinarbeitet. Folgt der besagte Artikel und als Schlußnote der „Kölnischen Zeitung“: „Die Mitglieder der deutschen National-Versammlung werden wohl thun, die „Rhein-und Moselzeitung“ zuweilen zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen!“ Die „Rhein-und Moselzeitung“ antwortet in ihrer Nummer vom 25. Juli: Koblenz, 24. Juli. Die „Kölnische Zeitung,“ die bisher bemüht gewesen, die Grimace eines vornehmen Uebersehens der nicht ihre lukrativen Tendenzen verfolgenden Blätter sich anzueignen, findet urplötzlich Veranlassung, unser Blatt zu befehden, nicht zwar durch des Wortes, des Gedankens Macht, sondern, wie das dem Nachfolger des „Rheinischen Beobachters“ wohl anständig, durch Verdächtigungen, durch eine förmliche Denunciation an die Nationalversammlung. „Die Mitglieder der deutschen Nationalversammlung werden wohl thun, die „Rhein-und Moselzeitung“ zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen,“ mit diesem Rathschlage beschließt die Kölnerin ihre gar magere Philippica. Wir aber, wenn es überhaupt in unsern Tendenzen liegen könnte, einen Rath, der von Niemanden begehrt, auszusprechen, wir würden rathen, eine Zeitung, die nicht nur gesinnungslos, sondern auch bei allen Vortheilen ihrer Lage gehaltlos, wie die Kölnerin, ganz und gar ungelesen zu lassen. In derselben Nummer theilt die „Rhein- u. Moselzeitung“ einen Korrespondenzartikel aus Köln mit, worin es unterm heißt: „Hier macht man allgemein der „Kölnischen Zeitung“ den Vorwurf, daß dieselbe, eigennützige Plane verfolgend, im Interesse des Preußenthums an ganz Deutschland Verrath begehe. Niemand, auch dem unaufmerksamsten Leser, ist es entgangen, wie dieselbe, um Preußen, als den würdigsten Kandidaten der Kaiserkrone hinzustellen, über die Bedrängnisse eines mächtigen deutschen Staates, Oestreichs, frohlockte, die Vortheile der Italiener vergrößerte oder gar erdichtete, über die Niederlage der weit mehr als die Italiener mißhandelten preußischen Polen ein Siegesgeschrei erhob, über den Uebermuth der Ungarn und Böhmen jubelte; wie dieselbe für die Einheit Deutschlands schwärmte, so lange sich daraus für Preußen Vortheil erwarten ließ, und jetzt die Nothwendigkeit der Erhaltung der Sonder-Interessen empfiehlt. Die „Kölnische Zeitung“ hätte vermöge ihrer Gelegenheit eine der ersten Deutschlands werden können; aber durch ihr kriechendes, feiles Benehmen hat sie das Vertrauen des Publikums verscherzt, und um es wieder zu erlangen, muß sie ganz andere Pfade einschlagen, als diejenigen, auf welchen sie jetzt wandelt.“ Die „Kölnische Zeitung“ desselben Datums erwiedert mit einem Zitat aus der „Rhein- und Moselzeitung: Koblenz, 23. Juli. Der dänische Krieg scheint eine größere Wichtigkeit zu erlangen, als man bei seinem Beginn ahnen durfte. Es ist durchaus unwahrscheinlich, daß man in Frankfurt Waffenstillstands- oder Friedensbedingungen genehmigen wird, welche jeden Vortheil dem Besiegten zutheilen. Man wird also sich für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten erklären, und alsdann hat Preußen die Alternative, den Krieg über die jütische Gränze zu tragen oder sich von Deutschland loszusagen. Beide Schritte werden höchst folgenreich sein: in Betreff des erstern hat Rußland bereits entschieden sich ausgesprochen; der zweite Schritt wird Preußen zwingen, sich Rußland in die Arme zu werfen. (Rh.-u. M.-Z.)Die „Kölnische Zeitung“ begnügt sich mit diesem protokollarischen Auszug. Bewunderungswürdiger Lokonismus der „breitgeschnittenen Federn“ der „Kölnischen Zeitung“. Selbst die wenigen Worte hätte sich das Organ des Herrn Dumont ersparen können. Es genügte die Artikel der Rhein- und Mosel-Zeitung abzudrucken und sie in zwei Riesenhände einzuklammern mit der Ueberschrift: Nicht zu übersehen. Zur rechten Zeit aber kömmt der „Kölnischen Zeitung“ ein tapferer Kämpe zur Hülfe, das Blatt des kleinen, doktrinären, mit klugthuender Kannegießerei die Zeitereignisse überschüttenden Liberalismus ‒ die Aachener Zeitung. Vergnügt reibt sich die Kölnerin am 26. Juli die Hände und bringt die fröhliche Botschaft: „Aachen, 24. Juli. Auch unsere hiesige Zeitung ist auf das Gebahren der „Rhein-und Mosel-Zeitung“ aufmerksam geworden. Sie sagt:“ ‒ doch wir ersparen unsern Lesern, was die „Aachener Zeitung“ sagt. Sie protestirt gegen die Verwandlung der Rheinprovinz in ein Reichslehn und stellt Preußen die Kaiserkrone in Aussicht. Wir unserer Seits haben diesem Kampf nur zuzuschauen. Die Verwirklichung der deutschen Einheit wird andere Kollisionen herbeiführen, als dynastische Rivalitäten zwischen dem Hause Oestreich und dem Hause Preußen. Diese kleinlichen Rivalitäten haben nur das Verdienst und das Interesse die komische Einleitung zu großen tragischen Konflikten zu sein. Schließlich noch die Bemerkung, daß die aus Pommern, Markanern und Belgiern zusammengesetzte Redaktion der „Kölnischen Zeitung“ sie zum „offiziellen Moniteur“ rheinischer Sympathien und Antipathien ganz besonders qualifizirt. !!! Frankfurt, 24. Juli. Die Bänke rechts und links sehr leer. 46. Sitzung. Beginn 9 1/4 Uhr. Präsident: v. Gagern. Verlesung des Protokolls. Anzeige, daß zwei Abgeordnete ausgetreten, Reaktionäre Gedanken einer Dame, so ist ein längerer Artikel in Nro. 196 der Karlsruher Zeitung überschrieben. Ich muß gestehen, ich habe die Bibel öfter gelesen als die Karlsruher Zeitung. Was geht mich die Karlsruher Zeitung an? Ich lese den westphälischen Merkur, ich lese die Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, ich lese die deutsche Zeitung von Gervinus, ich lese die Trierische Zeitung, diesen Moniteur der grünen Republik, ich lese die Annoncen und die Leitartikel der Kölnischen Zeitung und ich lese das poetische Handelsorgan von Lewin Schücking ‒ die besten deutschen Blätter, welche existiren ‒ was will ich mehr? Aber: „Reaktionäre Gedanken einer Dame?“ ‒ nein, ich konnte nicht anders, ich nahm die Karlsruher Zeitung gestern Abend mit in's Bett ‒ eine wollüstig-religiöse Stimmung überkam mich; ich mußte sehen, was jenes liebliche Wesen schrieb, eine reaktionäre Dame. Kann Jemand glücklicher sein, als der Redakteur der Karlsruher Zeitung? Eine Dame mit reaktionären Gedanken zur Mitarbeiterin zu haben? Ach, wär ich dieser Redakteur, da säße ich Morgens auf einem Dreifuß und meine reaktionäre Dame käme, in Hut und Schleier und in seidenem Gewande und legte ihre Lilienfinger auf meine Schulter und lispelte mir mit einem wunderbaren süddeutschen Dialekt in die Ohren, daß sie mich ewig lieben würde, wenn ich sofort ihren schlechten Artikel auf die Setzerei schickte. ‒ ‒ Glücklicher Redakteur! Die reaktionäre Dame ist gewiß schön ‒ verzeihen Sie, bildschön! Weshalb sollte ein Frauenzimmer nicht schön sein? Die Karlsruher Zeitung muß indeß auch beweisen, daß unsere Dame Gedanken hat ‒ und welche? reaktionäre! Schön und Gedanken ‒ ‒ hören Sie 'mal, verehrte Frau oder liebwerthes Fräulein, ich fühle die größeste Zuneigung zu Ihnen, Zuneigung auf dreißig bis vierzig Meilen, Zuneigung in einer Entfernung von Köln bis Karlsruhe ‒ geistreiche, gedankenschwere Dame, ich schwärme für Dich! Wie schön nimmt sich doch ein politisches Blatt aus, das auf seiner dritten Spalte, so recht zwischen Reichsdebatten über Heimathsgesetze, Paßzwang, Emigration und bürgerlichen Tod, mitten zwischen Korrespondenzen aus Langensteinbach, Paris, Radolzburg, Madrid, Hadersleben und Wien, ja, zwischen Härings-Annoncen, großherzoglich badischen Steckbriefen und Erklärungen des Ministeriums des Innern, die „Reaktionären Gedanken einer Dame “bringt! Eine Perle unter tauben Nüssen; eine Nachtigall unter den Spatzen; eine Rose unter Disteln, ja: „lilium undern dornen! Sancta Maria.“ Die reaktionäre Dame erzählt uns zuerst, daß sie vor einigen Tagen aus Zufall eine Bäuerin des badischen Oberlandes gesprochen hat. Unsere Dame ist unter die Bauern gerathen ‒ ‒ die Bäuerin hat ihr mitgetheilt, daß sie gern ihre Steuern bezahlen will, daß sie nicht für die Republik und deswegen auch nicht für Herrn Hecker begeistert ist; daß nur die Lumpen republikanisch gestimmt sind, d. h. „die Lumpen in moralischer Beziehung “setzt die reaktionäre Dame hinzu ‒ „indem ein zerrissener Rock oft das redlichste Herz deckt.“ Merkwürdige Entdeckung einer reaktionären Dame! „Diese Aeußerungen sind buchstäblich wahr“ ‒ nämlich die Aeußerungen der Bäuerin ‒ „ich könnte sie mit einem Eide bekräftigen, wenn dieser seit Hecker's Hochverrath nicht in Mißkredit gekommen wäre.“ Die Karlsruher Zeitung ist wirklich sehr glücklich, daß sie noch ein Bäuerin aus dem badischen Oberlande und eine reaktionäre Dame hat, welche sie über die Stimmung des Landes unterrichtet halten. Trotz der loyalen Gesinnungen der badisch-oberländischen Bäuerinnen, fährt unsere Dame fort, zeigt es sich indeß da und dort, „daß die offnen Reden, die heimlichen Intriguen und die nach allen Richtungen ausgesandten Emissäre der verderbenslustigen Partei nicht ohne Wirkung geblieben sind. ‒ „ Die oberländischen Bäuerinnen haben also doch irgend einem schnurbärtig-jugendlichen Republikaner nicht widerstehen können? Arme Bäuerinnen! sehr wahrscheinlich dachtet ihr bisher, daß eure krummen Schulzen, eure Pastöre und eure fuchsigen Steuereinnehmer die einzigen Menschen sein möchten, welche einen Schuß Pulver werth wären? ‒ Man kann einer Bäuerin so etwas nicht übel nehmen. „Warum geschieht aber Nichts “ ‒ ruft unsere Dame aus ‒ „um diese Wühler möglichst unschädlich zu machen? Gegen Pest und Cholera wird ein Kordon gezogen, damit die Ansteckung sich nicht weiter verbreite. Gegen die Hetzer kann diese Maßregel freilich nicht angewendet werden; aber man kann jeden Bürger, jeden Soldaten berechtigen, Alle, die zum Aufruhr verleiten wollen, sofort zu verhaften. Viele werden dann schon den Versuch unterlassen, und die es nicht thun, können nur so unschädlich gemacht werden. Wenn Einer für Alle und Alle für Einen stehen sollen und das Volk sich selbst regieren, so muß auch jedem freien deutschen Bürger das Recht zukommen, im Namen des Gesetzes für Ruhe und Ordnung zu sorgen.“ Mit andern Worten: Die reaktionäre Dame will, daß sich das ganze Volk in Polizeidiener und Gensdarmen verwandle. Theure, reaktionäre Dame, wärst Du mein Gensdarm! Du würdest mir folgen auf Schritten und Tritten, wenn ich Morgens auf dem Rechtsboden meiner Väter spazieren ginge, wenn ich Mittags in die Gasthöfe der Gegenwart eilte, um republikanischen Champagner zu trinken oder wenn ich mich Abends auf den Divan streckte, um, theure Freundin, deine Artikel in der Karlsruher Zeitung zu lesen. Neben mir würdest Du stehen, bis zu dem Augenblick, wo ich den Frack zur Erde würfe, wo ich die Stiefel unter die Decke schleuderte, wo ich… doch ‒ verhaften Du würdest mich dann plötzlich mit deinen seligen Armen, wenn ich mein revolutionäres Nachtgebet spräche und mich gefangen halten in den Fesseln deiner rauschenden Locken ‒ hören Sie 'mal, verehrte Freundin, ich hoffe, daß Sie sehr schön sind, sonst würde ich mich ärgern, in so erbauliche Phantasien hineingepurzelt zu sein. „Es wurde Rede- und Preßfreiheit gegeben,“ fährt dann die Karlsruherin fort, „ allein diese ist vielfach in Rede-und Preßfreiheit ausgeartet. Die Franzosen haben ihren König abgesetzt, [Fortsetzung] <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0281"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No 57. Köln, Donnerstag 27. Juli 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jExpedition"> <p>Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für dies Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.</p> <p>Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr <hi rendition="#g">G. A. Alexander</hi>, Nr. 28, Brandgasse in <hi rendition="#g">Straßburg,</hi> und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. <hi rendition="#g">J.J. Ewer </hi>& Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.</p> <p>Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. <hi rendition="#g">Inserate:</hi> die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.</p> <p>Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.</p> </div> <div n="1"> <head>Deutschland.</head> <div xml:id="ar057_001" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 26. Juli.</head> <p>Unter den mehr oder minder royalistischen oder imperialistischen Zeitungen unsrer Provinz hat ein Kampf begonnen, auf den wir unsre Leser aufmerksam machen müssen.</p> <p>Die „<hi rendition="#g">Rhein- und Moselzeitung</hi>“ vom 21. Juli brachte folgenden Artikel:</p> <p><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 19. Juli. Betrachtet man den Reichsverweser als Vorgänger des künftigen deutschen Kaisers, so wird auch dieser Kaiser nicht aus der Reihe der regierenden Fürsten gewählt werden, oder, wenn dieses geschieht, auf die Regierung seines Landes verzichten müssen. Der Grundsatz: daß die Kaiserwürde sich nicht mit der Territorialhoheit vertrage, ist öfters ausgesprochen worden und bei der Wahl des Reichsverwesers in die Praxis übergegangen. So richtig dieser Grundsatz auch ist, weil dadurch die Zwietracht der Fürsten gehindert wird, die deutsche Einheit zu gefährden, so wenig entspricht er der nothwendigen Macht eines Kaisers. Ein Kaiser ohne Land ist ein Schattenkaiser. Der Grundsatz ließe sich jedoch dadurch vermitteln, daß man dem jeweiligen Kaiser eine Dotation in reichsunmittelbarem Lande schaffte; denn nur die Gefahr, daß der Kaiser seine Würde zur Hebung seiner Hausmacht benutze und den Neid der übrigen Länder errege, hat den fraglichen Grundsatz hervorgerufen, welcher aber bei reichsunmittelbarem Lande, eben deshalb, weil dieses Land nicht zur Hausmacht des Kaisers gehört, nicht eintritt. Das frühere Großherzogthum Niederrhein, die jetzige preußische Rheinprovinz, stellt sich als passendstes Kaiserland dar. Die anerkannten und nicht anerkannten Revolutionen in Deutschland berührten nur die Verfassungen der einzelnen Länder und die Einheit Deutschlands, nicht aber das Verhältniß der europäischen Staaten zu einander. In dieser Beziehung gilt noch die Politik von 1815, welche für nöthig fand, Frankreich kräftige Grenznachbarn zu geben. Aus diesem Grunde wurde Belgien an Holland gekettet; derselbe Grund ließ Metternich die preußische Monarchie durch die Rheinprovinz an die französische Gränze rücken. Um wie viel mehr würde aber dieser Zweck erreicht werden, wenn die Rheinprovinz reichsunmittelbar wäre und jeder Angriff gegen dieselbe dem ganzen Reiche und nicht einzelnen Fürsten gälte! Würden dadurch nicht die 40 Millionen Deutsche, und nicht nur Preußen oder Baiern etc, direkte Gränznachbarn der Franzosen? Eine Entschädigung für Preußen würde sich finden z. B. in Hannover, welches von jeher Sympathie für Preußen hatte. Die Rheinländer selbst würden allerdings nur mit Wehmuth von dem liebgewonnenen specifischen Preußenthume scheiden, sich aber mit der Zeit doch trösten, wenn sie erwägen, daß sie der Kräftigung Deutschlands ein Opfer bringen müssen; daß trotz eines Menschenalters die recht innige Verschmelzung und Uebereinstimmung mit dem lieben Mutterlande noch nicht stattgefunden; daß endlich Böswillige sie nicht mehr zur Unzufriedenheit durch die Vorspiegelungen aufreizen können:-ihre Religion würde unterdrückt; sie würden bei Besetzung von Beamtenstellen immer zurückgesetzt, müßten mehr Steuer als andere Provinzen bezahlen, namentlich die volle Grundsteuer, während anderswo kaum zwei Drittel des Eigenthums durch die Exemtionen dieser Steuer entrichte; erfreuten sich nicht des vollen Vertrauens ihrer „Mitunterthanen“, weil man sie für „Bastarde“, halbe Franzosen hielt und weil sie nicht werth seien, echte Preußen zu sein, da ihre Liebe zum „angestammten Fürstenhaus“ noch nicht die nötige Vollkommenheit erreicht habe etc. </p> <p>Hierzu die <hi rendition="#g">Redaktions</hi> anmerkung:</p> <p>Indem der Altpreuße uns den Vorwurf der Hinneigung zur Fremdherrschaft, des Treubruchs an dem Nationalverband macht, vergißt er, daß er mit uns weit weniger stammverwandt als der Bewohner des östlichen Frankreichs, der von den Franken herstammend, mit uns desselben Ursprungs ist, während der Altpreuße jenseits der Elbe schon mehr dem slavischen Elemente angehört. Der Preuße ist ein von uns wesentlich verschiedenes Wesen: die einzige Beziehung, in welcher wir zu ihm stehen, ist, daß bei dem großen Markt, welchen im Jahre 1814 die Landesväter über die Waisen, d. h. die damals augenblicklich eines Landesvaters entbehrenden deutschen Landestheile, hielten, die Rheinprovinz gleichsam als eine feile Waare an Preußen fiel. Nur murrend wurde sie von Preußen angenommen; Sachsen wäre ihm zur Abrundung seines Gebiets lieber gewesen, und einzig die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba <cb n="2"/> bewog es, mit der in seinen Augen schlechtern Waare auf gütlichem Wege Verlieb zu nehmen.</p> <p>Die „<hi rendition="#g">Kölnische Zeitung</hi>“ vom 22. Juli, zieht diesen Artikel aus der „Rhein- und Moselzeitung“ aus mit folgender Zuthat ihrer Redaktion:</p> <p><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 19. Juli. Unter vorstehendem Datum bringt die „Rhein- u. Moselzeitung“ einen Artikel und dazu eine Redaktions-Anmerkung, welche es wagen, von den gewöhnlich mehr verhüllt gehaltenen Gedanken ihrer Partei jetzt einmal den Schleier recht stark zu heben. Sind die Umstände so günstig, daß sie glaubt, ihren Freunden schon ein vorläufiges öffentliches Signal geben zu müssen?</p> <p>In ihrer Nummer vom 23. Juli entwickelt die „<hi rendition="#g">Rhein- und Moselzeitung</hi>“ ihr Thema weiter:</p> <p><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 21. Juli. Der Reichsverweser hat die Oberleitung der gesammten deutschen Heeresmacht übernommen. Ein wichtiges Ereigniß, wenn er mit Ernst die Mittel zur Vollziehung seines Amtes in seine Hände zu nehmen gedenkt. Und Ernst scheint es ihm zu sein: denn er mußte voraussehen, daß dieser Schritt bei Preußen, bereits durch das Ergebniß der Wahl des Reichsverwesers mißstimmt, die Erbitterung noch möglichst steigern werde. Wäre doch dem Prinzen von Preußen der Oberbefehl übertragen worden, dieser Staat hätte dann schon eher, vielleicht mit einigem Vergnügen, sich bequemt; ihm wäre doch die materielle Macht verblieben, wenn auch der Sprößling eines andern und verhaßten Hauses den Titel davon getragen hätte. Aber so ganz leer auszugehn und, was das Schlimmste, das militärische Talent des Prinzen von Preußen in Ermangelung eines angemessenen Wirkungskreises ohne Nutzen und Frommen dahin kümmern zu sehen! Alexander dem Großen rief einst sein Vater zu: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Mazedonien ist für dich zu klein.“ Was wird dem Prinzen von Preußen der königliche Bruder zurufen? Wird der Prinz ein anderes Königreich finden? Preußen liebte es , sich mit Sparta zu vergleichen. Dieses Völkchen duldete nicht den Oberbefehl Alexanders des Großen. Wird Preußen den Oberbefehl eines Mannes dulden, der bei aller Anerkennung seiner Verdienste die Verdienste, die Größe Alexanders nicht erreicht? Wir glauben, im Nothfall wird Preußen eine Rücklehne an Rußland haben. Ist dieses Land nicht der Hort der Bedrängten? ‒ Schwer ist zu begreifen die Möglichkeit der Fortdauer einer Souveränität, welche ihre Macht unter die Befehle eines Andern stellen <hi rendition="#g">muß,</hi> und die Uebernahme des Oberbefehls durch den Reichsverweser ist für die Frage über Deutschlands mögliche Einheit ein weit sicherer Prüfstein als der Jacoby'sche Antrag. Hier handelte es sich um Worte, dort um die That.</p> <p>Die tapfere „<hi rendition="#g">Kölnische Zeitung</hi>“ vom 24. Juli zieht diesen Artikel abermals aus und und schmückt ihn mit folgenden gedankenschweren Glossen aus: </p> <p><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 23. Juli. Die „Rhein-und Moselztg.“ fährt in ihren loyalen Bemühungen fort. Wir fügen der neulich mitgetheilten Probe einige aus dem heutigen Blatte hinzu. Es ist nothwendig, daß man im Vaterlande und namentlich in Frankfurt aufmerksam werde, wie neben der republikanischen noch eine andere Partei mit aller Anstrengung auf die Hervorrufung von Konflikten hinarbeitet.</p> <p>Folgt der besagte Artikel und als Schlußnote der „Kölnischen Zeitung“: </p> <p>„Die Mitglieder der deutschen National-Versammlung werden wohl thun, die „Rhein-und Moselzeitung“ zuweilen zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen!“</p> <p>Die „Rhein-und Moselzeitung“ antwortet in ihrer Nummer vom 25. Juli: </p> <p><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 24. Juli. Die „Kölnische Zeitung,“ die bisher bemüht gewesen, die Grimace eines vornehmen Uebersehens der nicht ihre lukrativen Tendenzen verfolgenden Blätter sich anzueignen, findet urplötzlich Veranlassung, unser Blatt zu befehden, nicht zwar durch des Wortes, des Gedankens Macht, sondern, wie das dem Nachfolger des „Rheinischen Beobachters“ wohl anständig, durch Verdächtigungen, durch eine förmliche Denunciation an die Nationalversammlung. „Die Mitglieder der deutschen Nationalversammlung werden wohl thun, die „Rhein-und Moselzeitung“ zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen,“ mit diesem Rathschlage beschließt die Kölnerin ihre gar magere Philippica. Wir aber, wenn es überhaupt in unsern Tendenzen liegen könnte, einen Rath, der von Niemanden begehrt, auszusprechen, wir würden rathen, eine Zeitung, die nicht nur gesinnungslos, sondern auch bei allen Vortheilen ihrer Lage gehaltlos, wie die Kölnerin, ganz und gar ungelesen zu lassen.</p> <p>In derselben Nummer theilt die „Rhein- u. Moselzeitung“ einen Korrespondenzartikel aus Köln mit, worin es unterm heißt:</p> <p>„Hier macht man allgemein der „Kölnischen Zeitung“ den Vorwurf, daß dieselbe, eigennützige Plane verfolgend, im Interesse des Preußenthums an ganz Deutschland Verrath begehe. Niemand, auch dem unaufmerksamsten Leser, ist es entgangen, wie dieselbe, um Preußen, als den würdigsten Kandidaten der Kaiserkrone hinzustellen, über die Bedrängnisse eines mächtigen deutschen Staates, Oestreichs, frohlockte, die Vortheile der Italiener vergrößerte oder gar erdichtete, über die Niederlage der weit mehr als die Italiener mißhandelten preußischen Polen ein Siegesgeschrei erhob, über den Uebermuth der Ungarn und Böhmen jubelte; wie dieselbe für die Einheit Deutschlands schwärmte, so lange sich daraus für Preußen Vortheil erwarten ließ, und jetzt die Nothwendigkeit der Erhaltung der Sonder-Interessen empfiehlt. Die „Kölnische Zeitung“ hätte vermöge ihrer Gelegenheit eine der ersten Deutschlands werden können; aber durch ihr kriechendes, feiles Benehmen hat sie das Vertrauen des Publikums verscherzt, und um es wieder zu erlangen, muß sie ganz andere Pfade einschlagen, als diejenigen, auf welchen sie jetzt wandelt.“</p> <p>Die „<hi rendition="#g">Kölnische Zeitung</hi>“ desselben Datums erwiedert mit einem Zitat aus der „Rhein- und Moselzeitung:</p> <p><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 23. Juli. Der dänische Krieg scheint eine größere Wichtigkeit zu erlangen, als man bei seinem Beginn ahnen durfte. Es ist durchaus unwahrscheinlich, daß man in Frankfurt Waffenstillstands- oder Friedensbedingungen genehmigen wird, welche jeden Vortheil dem Besiegten zutheilen. Man wird also sich für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten erklären, und alsdann hat Preußen die Alternative, den Krieg über die jütische Gränze zu tragen oder sich von Deutschland loszusagen. Beide Schritte werden höchst folgenreich sein: in Betreff des erstern hat Rußland bereits entschieden sich ausgesprochen; der zweite Schritt wird Preußen zwingen, sich Rußland in die Arme zu werfen.</p> <bibl>(Rh.-u. M.-Z.)</bibl> <p>Die „Kölnische Zeitung“ begnügt sich mit diesem protokollarischen Auszug.</p> <p>Bewunderungswürdiger Lokonismus der „<hi rendition="#g">breitgeschnittenen</hi> Federn“ der „Kölnischen Zeitung“. Selbst die wenigen Worte hätte sich das Organ des Herrn Dumont ersparen können. Es genügte die Artikel der Rhein- und Mosel-Zeitung abzudrucken und sie in zwei <hi rendition="#g">Riesenhände</hi> einzuklammern mit der Ueberschrift: <hi rendition="#g">Nicht zu übersehen.</hi> </p> <p>Zur rechten Zeit aber kömmt der „Kölnischen Zeitung“ ein tapferer Kämpe zur Hülfe, das Blatt des kleinen, doktrinären, mit klugthuender Kannegießerei die Zeitereignisse überschüttenden Liberalismus ‒ die <hi rendition="#g">Aachener Zeitung.</hi> Vergnügt reibt sich die Kölnerin am 26. Juli die Hände und bringt die fröhliche Botschaft:</p> <p>„<hi rendition="#g">Aachen,</hi> 24. Juli. Auch unsere hiesige Zeitung ist auf das Gebahren der „Rhein-und Mosel-Zeitung“ aufmerksam geworden. Sie sagt:“ ‒ doch wir ersparen unsern Lesern, was die „Aachener Zeitung“ sagt. Sie protestirt gegen die Verwandlung der Rheinprovinz in ein Reichslehn und stellt Preußen die Kaiserkrone in Aussicht.</p> <p>Wir unserer Seits haben diesem Kampf nur zuzuschauen. Die Verwirklichung der <hi rendition="#g">deutschen Einheit</hi> wird andere Kollisionen herbeiführen, als dynastische Rivalitäten zwischen dem Hause Oestreich und dem Hause Preußen.</p> <p>Diese kleinlichen Rivalitäten haben nur das Verdienst und das Interesse die komische Einleitung zu großen tragischen Konflikten zu sein.</p> <p>Schließlich noch die Bemerkung, daß die aus Pommern, Markanern und Belgiern zusammengesetzte Redaktion der „Kölnischen Zeitung“ sie zum „offiziellen Moniteur“ rheinischer Sympathien und Antipathien ganz besonders qualifizirt.</p> </div> <div xml:id="ar057_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>!!!</author></bibl>Frankfurt, 24. Juli. </head> <p>Die Bänke rechts und links sehr leer. 46. Sitzung. Beginn 9 1/4 Uhr. Präsident: v. Gagern. Verlesung des Protokolls. Anzeige, daß zwei Abgeordnete ausgetreten,</p> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar057_005" type="jArticle"> <head>Reaktionäre Gedanken einer Dame,</head> <p>so ist ein längerer Artikel in Nro. 196 der Karlsruher Zeitung überschrieben. </p> <p>Ich muß gestehen, ich habe die Bibel öfter gelesen als die Karlsruher Zeitung. Was geht mich die Karlsruher Zeitung an? Ich lese den westphälischen Merkur, ich lese die Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, ich lese die deutsche Zeitung von Gervinus, ich lese die Trierische Zeitung, diesen Moniteur der <hi rendition="#g">grünen</hi> Republik, ich lese die Annoncen und die Leitartikel der Kölnischen Zeitung und ich lese das poetische Handelsorgan von Lewin Schücking ‒ die besten deutschen Blätter, welche existiren ‒ was will ich mehr?</p> <p>Aber: „Reaktionäre Gedanken einer Dame?“ ‒ nein, ich konnte nicht anders, ich nahm die Karlsruher Zeitung gestern Abend mit in's Bett ‒ eine wollüstig-religiöse Stimmung überkam mich; ich mußte sehen, was jenes liebliche Wesen schrieb, eine reaktionäre Dame. Kann Jemand glücklicher sein, als der Redakteur der Karlsruher Zeitung? Eine Dame mit reaktionären Gedanken zur Mitarbeiterin zu haben? Ach, wär ich dieser Redakteur, da säße ich Morgens auf einem Dreifuß und meine reaktionäre Dame käme, in Hut und Schleier und in seidenem Gewande und legte ihre Lilienfinger auf meine Schulter und lispelte mir mit einem wunderbaren süddeutschen Dialekt in die Ohren, daß sie mich ewig lieben würde, wenn ich sofort ihren schlechten Artikel auf die Setzerei schickte. ‒ ‒ Glücklicher Redakteur!</p> <p>Die reaktionäre Dame ist gewiß schön ‒ verzeihen Sie, bildschön! Weshalb sollte ein Frauenzimmer nicht schön sein? Die Karlsruher Zeitung muß indeß auch beweisen, daß unsere Dame Gedanken hat ‒ und welche? reaktionäre! Schön und Gedanken ‒ ‒ hören Sie 'mal, verehrte Frau oder liebwerthes Fräulein, ich fühle die größeste Zuneigung zu Ihnen, Zuneigung auf dreißig bis vierzig Meilen, Zuneigung in einer Entfernung von Köln bis Karlsruhe ‒ geistreiche, gedankenschwere Dame, ich schwärme für Dich!</p> <p>Wie schön nimmt sich doch ein politisches Blatt aus, das auf seiner dritten Spalte, so recht zwischen Reichsdebatten über Heimathsgesetze, Paßzwang, Emigration und bürgerlichen Tod, mitten zwischen Korrespondenzen aus Langensteinbach, Paris, Radolzburg, Madrid, Hadersleben und Wien, ja, zwischen Härings-Annoncen, großherzoglich badischen Steckbriefen und Erklärungen des Ministeriums des Innern, die „Reaktionären Gedanken einer Dame “bringt! Eine Perle unter tauben Nüssen; eine Nachtigall unter den Spatzen; eine Rose unter Disteln, ja: „lilium undern dornen! Sancta Maria.“</p> <p>Die reaktionäre Dame erzählt uns zuerst, daß sie vor einigen Tagen aus Zufall eine Bäuerin des badischen Oberlandes gesprochen hat. Unsere Dame ist unter die Bauern gerathen ‒ ‒ die Bäuerin hat ihr mitgetheilt, daß sie gern ihre Steuern bezahlen will, daß sie nicht für die Republik und deswegen auch nicht für Herrn Hecker begeistert ist; daß nur die Lumpen republikanisch gestimmt sind, d. h. „die Lumpen in moralischer Beziehung “setzt die reaktionäre Dame hinzu ‒ „indem ein zerrissener Rock oft das redlichste Herz deckt.“</p> <p>Merkwürdige Entdeckung einer reaktionären Dame!</p> <p>„Diese Aeußerungen sind buchstäblich wahr“ ‒ nämlich die Aeußerungen der Bäuerin ‒ „ich könnte sie mit einem Eide bekräftigen, wenn dieser seit Hecker's Hochverrath nicht in Mißkredit gekommen wäre.“</p> <p>Die Karlsruher Zeitung ist wirklich sehr glücklich, daß sie noch ein Bäuerin aus dem badischen Oberlande und eine reaktionäre Dame hat, welche sie über die Stimmung des Landes unterrichtet halten.</p> <p>Trotz der loyalen Gesinnungen der badisch-oberländischen Bäuerinnen, fährt unsere Dame fort, zeigt es sich indeß da und dort, „daß die offnen Reden, die heimlichen Intriguen und die nach allen Richtungen ausgesandten Emissäre der verderbenslustigen Partei nicht ohne Wirkung geblieben sind. ‒ „ Die oberländischen Bäuerinnen haben also doch irgend einem schnurbärtig-jugendlichen Republikaner nicht widerstehen können? Arme Bäuerinnen! sehr wahrscheinlich dachtet ihr bisher, daß eure krummen Schulzen, eure Pastöre und eure fuchsigen Steuereinnehmer die einzigen Menschen sein möchten, welche einen Schuß Pulver werth wären? ‒ Man kann einer Bäuerin so etwas nicht übel nehmen.</p> <p>„Warum geschieht aber Nichts “ ‒ ruft unsere Dame aus ‒ „um diese Wühler möglichst unschädlich zu machen? Gegen Pest und Cholera wird ein Kordon gezogen, damit die Ansteckung sich nicht weiter verbreite. Gegen die Hetzer kann <hi rendition="#g">diese</hi> Maßregel freilich nicht angewendet werden; aber man kann jeden Bürger, jeden Soldaten berechtigen, Alle, die zum Aufruhr verleiten wollen, sofort zu verhaften. Viele werden dann schon den Versuch unterlassen, und die es nicht thun, können nur so unschädlich gemacht werden. Wenn Einer für Alle und Alle für Einen stehen sollen und das Volk sich selbst regieren, so muß auch jedem freien deutschen Bürger das Recht zukommen, im Namen des Gesetzes für Ruhe und Ordnung zu sorgen.“</p> <p>Mit andern Worten: Die reaktionäre Dame will, daß sich das ganze Volk in Polizeidiener und Gensdarmen verwandle. Theure, reaktionäre Dame, wärst Du mein Gensdarm! Du würdest mir folgen auf Schritten und Tritten, wenn ich Morgens auf dem Rechtsboden meiner Väter spazieren ginge, wenn ich Mittags in die Gasthöfe der Gegenwart eilte, um republikanischen Champagner zu trinken oder wenn ich mich Abends auf den Divan streckte, um, theure Freundin, deine Artikel in der Karlsruher Zeitung zu lesen. Neben mir würdest Du stehen, bis zu dem Augenblick, wo ich den Frack zur Erde würfe, wo ich die Stiefel unter die Decke schleuderte, wo ich… doch ‒ verhaften Du würdest mich dann plötzlich mit deinen seligen Armen, wenn ich mein revolutionäres Nachtgebet spräche und mich gefangen halten in den Fesseln deiner rauschenden Locken ‒ hören Sie 'mal, verehrte Freundin, ich hoffe, daß Sie sehr schön sind, sonst würde ich mich ärgern, in so erbauliche Phantasien hineingepurzelt zu sein.</p> <p>„Es wurde Rede- und Preßfreiheit gegeben,“ fährt dann die Karlsruherin fort, „ allein diese ist vielfach in Rede-und Preßfreiheit ausgeartet. Die Franzosen haben ihren König abgesetzt, <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0281/0001]
Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. No 57. Köln, Donnerstag 27. Juli 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an täglich. Bestellungen für dies Quartal, Juli bis September, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.
Für Frankreich übernehmen Abonnements Herr G. A. Alexander, Nr. 28, Brandgasse in Straßburg, und 23, rue Notre Dame de Nazareth in Paris; so wie das königliche Ober-Post-Amt in Aachen. Für England die HH. J.J. Ewer & Comp. 72, Newgate Street in London. Für Belgien und Holland die respekt. königlichen Briefpost-Aemter und das Postbüreau zu Lüttich.
Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.
Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.
Deutschland. * Köln, 26. Juli. Unter den mehr oder minder royalistischen oder imperialistischen Zeitungen unsrer Provinz hat ein Kampf begonnen, auf den wir unsre Leser aufmerksam machen müssen.
Die „Rhein- und Moselzeitung“ vom 21. Juli brachte folgenden Artikel:
Koblenz, 19. Juli. Betrachtet man den Reichsverweser als Vorgänger des künftigen deutschen Kaisers, so wird auch dieser Kaiser nicht aus der Reihe der regierenden Fürsten gewählt werden, oder, wenn dieses geschieht, auf die Regierung seines Landes verzichten müssen. Der Grundsatz: daß die Kaiserwürde sich nicht mit der Territorialhoheit vertrage, ist öfters ausgesprochen worden und bei der Wahl des Reichsverwesers in die Praxis übergegangen. So richtig dieser Grundsatz auch ist, weil dadurch die Zwietracht der Fürsten gehindert wird, die deutsche Einheit zu gefährden, so wenig entspricht er der nothwendigen Macht eines Kaisers. Ein Kaiser ohne Land ist ein Schattenkaiser. Der Grundsatz ließe sich jedoch dadurch vermitteln, daß man dem jeweiligen Kaiser eine Dotation in reichsunmittelbarem Lande schaffte; denn nur die Gefahr, daß der Kaiser seine Würde zur Hebung seiner Hausmacht benutze und den Neid der übrigen Länder errege, hat den fraglichen Grundsatz hervorgerufen, welcher aber bei reichsunmittelbarem Lande, eben deshalb, weil dieses Land nicht zur Hausmacht des Kaisers gehört, nicht eintritt. Das frühere Großherzogthum Niederrhein, die jetzige preußische Rheinprovinz, stellt sich als passendstes Kaiserland dar. Die anerkannten und nicht anerkannten Revolutionen in Deutschland berührten nur die Verfassungen der einzelnen Länder und die Einheit Deutschlands, nicht aber das Verhältniß der europäischen Staaten zu einander. In dieser Beziehung gilt noch die Politik von 1815, welche für nöthig fand, Frankreich kräftige Grenznachbarn zu geben. Aus diesem Grunde wurde Belgien an Holland gekettet; derselbe Grund ließ Metternich die preußische Monarchie durch die Rheinprovinz an die französische Gränze rücken. Um wie viel mehr würde aber dieser Zweck erreicht werden, wenn die Rheinprovinz reichsunmittelbar wäre und jeder Angriff gegen dieselbe dem ganzen Reiche und nicht einzelnen Fürsten gälte! Würden dadurch nicht die 40 Millionen Deutsche, und nicht nur Preußen oder Baiern etc, direkte Gränznachbarn der Franzosen? Eine Entschädigung für Preußen würde sich finden z. B. in Hannover, welches von jeher Sympathie für Preußen hatte. Die Rheinländer selbst würden allerdings nur mit Wehmuth von dem liebgewonnenen specifischen Preußenthume scheiden, sich aber mit der Zeit doch trösten, wenn sie erwägen, daß sie der Kräftigung Deutschlands ein Opfer bringen müssen; daß trotz eines Menschenalters die recht innige Verschmelzung und Uebereinstimmung mit dem lieben Mutterlande noch nicht stattgefunden; daß endlich Böswillige sie nicht mehr zur Unzufriedenheit durch die Vorspiegelungen aufreizen können:-ihre Religion würde unterdrückt; sie würden bei Besetzung von Beamtenstellen immer zurückgesetzt, müßten mehr Steuer als andere Provinzen bezahlen, namentlich die volle Grundsteuer, während anderswo kaum zwei Drittel des Eigenthums durch die Exemtionen dieser Steuer entrichte; erfreuten sich nicht des vollen Vertrauens ihrer „Mitunterthanen“, weil man sie für „Bastarde“, halbe Franzosen hielt und weil sie nicht werth seien, echte Preußen zu sein, da ihre Liebe zum „angestammten Fürstenhaus“ noch nicht die nötige Vollkommenheit erreicht habe etc.
Hierzu die Redaktions anmerkung:
Indem der Altpreuße uns den Vorwurf der Hinneigung zur Fremdherrschaft, des Treubruchs an dem Nationalverband macht, vergißt er, daß er mit uns weit weniger stammverwandt als der Bewohner des östlichen Frankreichs, der von den Franken herstammend, mit uns desselben Ursprungs ist, während der Altpreuße jenseits der Elbe schon mehr dem slavischen Elemente angehört. Der Preuße ist ein von uns wesentlich verschiedenes Wesen: die einzige Beziehung, in welcher wir zu ihm stehen, ist, daß bei dem großen Markt, welchen im Jahre 1814 die Landesväter über die Waisen, d. h. die damals augenblicklich eines Landesvaters entbehrenden deutschen Landestheile, hielten, die Rheinprovinz gleichsam als eine feile Waare an Preußen fiel. Nur murrend wurde sie von Preußen angenommen; Sachsen wäre ihm zur Abrundung seines Gebiets lieber gewesen, und einzig die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba
bewog es, mit der in seinen Augen schlechtern Waare auf gütlichem Wege Verlieb zu nehmen.
Die „Kölnische Zeitung“ vom 22. Juli, zieht diesen Artikel aus der „Rhein- und Moselzeitung“ aus mit folgender Zuthat ihrer Redaktion:
Koblenz, 19. Juli. Unter vorstehendem Datum bringt die „Rhein- u. Moselzeitung“ einen Artikel und dazu eine Redaktions-Anmerkung, welche es wagen, von den gewöhnlich mehr verhüllt gehaltenen Gedanken ihrer Partei jetzt einmal den Schleier recht stark zu heben. Sind die Umstände so günstig, daß sie glaubt, ihren Freunden schon ein vorläufiges öffentliches Signal geben zu müssen?
In ihrer Nummer vom 23. Juli entwickelt die „Rhein- und Moselzeitung“ ihr Thema weiter:
Koblenz, 21. Juli. Der Reichsverweser hat die Oberleitung der gesammten deutschen Heeresmacht übernommen. Ein wichtiges Ereigniß, wenn er mit Ernst die Mittel zur Vollziehung seines Amtes in seine Hände zu nehmen gedenkt. Und Ernst scheint es ihm zu sein: denn er mußte voraussehen, daß dieser Schritt bei Preußen, bereits durch das Ergebniß der Wahl des Reichsverwesers mißstimmt, die Erbitterung noch möglichst steigern werde. Wäre doch dem Prinzen von Preußen der Oberbefehl übertragen worden, dieser Staat hätte dann schon eher, vielleicht mit einigem Vergnügen, sich bequemt; ihm wäre doch die materielle Macht verblieben, wenn auch der Sprößling eines andern und verhaßten Hauses den Titel davon getragen hätte. Aber so ganz leer auszugehn und, was das Schlimmste, das militärische Talent des Prinzen von Preußen in Ermangelung eines angemessenen Wirkungskreises ohne Nutzen und Frommen dahin kümmern zu sehen! Alexander dem Großen rief einst sein Vater zu: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Mazedonien ist für dich zu klein.“ Was wird dem Prinzen von Preußen der königliche Bruder zurufen? Wird der Prinz ein anderes Königreich finden? Preußen liebte es , sich mit Sparta zu vergleichen. Dieses Völkchen duldete nicht den Oberbefehl Alexanders des Großen. Wird Preußen den Oberbefehl eines Mannes dulden, der bei aller Anerkennung seiner Verdienste die Verdienste, die Größe Alexanders nicht erreicht? Wir glauben, im Nothfall wird Preußen eine Rücklehne an Rußland haben. Ist dieses Land nicht der Hort der Bedrängten? ‒ Schwer ist zu begreifen die Möglichkeit der Fortdauer einer Souveränität, welche ihre Macht unter die Befehle eines Andern stellen muß, und die Uebernahme des Oberbefehls durch den Reichsverweser ist für die Frage über Deutschlands mögliche Einheit ein weit sicherer Prüfstein als der Jacoby'sche Antrag. Hier handelte es sich um Worte, dort um die That.
Die tapfere „Kölnische Zeitung“ vom 24. Juli zieht diesen Artikel abermals aus und und schmückt ihn mit folgenden gedankenschweren Glossen aus:
Koblenz, 23. Juli. Die „Rhein-und Moselztg.“ fährt in ihren loyalen Bemühungen fort. Wir fügen der neulich mitgetheilten Probe einige aus dem heutigen Blatte hinzu. Es ist nothwendig, daß man im Vaterlande und namentlich in Frankfurt aufmerksam werde, wie neben der republikanischen noch eine andere Partei mit aller Anstrengung auf die Hervorrufung von Konflikten hinarbeitet.
Folgt der besagte Artikel und als Schlußnote der „Kölnischen Zeitung“:
„Die Mitglieder der deutschen National-Versammlung werden wohl thun, die „Rhein-und Moselzeitung“ zuweilen zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen!“
Die „Rhein-und Moselzeitung“ antwortet in ihrer Nummer vom 25. Juli:
Koblenz, 24. Juli. Die „Kölnische Zeitung,“ die bisher bemüht gewesen, die Grimace eines vornehmen Uebersehens der nicht ihre lukrativen Tendenzen verfolgenden Blätter sich anzueignen, findet urplötzlich Veranlassung, unser Blatt zu befehden, nicht zwar durch des Wortes, des Gedankens Macht, sondern, wie das dem Nachfolger des „Rheinischen Beobachters“ wohl anständig, durch Verdächtigungen, durch eine förmliche Denunciation an die Nationalversammlung. „Die Mitglieder der deutschen Nationalversammlung werden wohl thun, die „Rhein-und Moselzeitung“ zu lesen und die Partei, deren Organ sie ist, nicht aus den Augen zu lassen,“ mit diesem Rathschlage beschließt die Kölnerin ihre gar magere Philippica. Wir aber, wenn es überhaupt in unsern Tendenzen liegen könnte, einen Rath, der von Niemanden begehrt, auszusprechen, wir würden rathen, eine Zeitung, die nicht nur gesinnungslos, sondern auch bei allen Vortheilen ihrer Lage gehaltlos, wie die Kölnerin, ganz und gar ungelesen zu lassen.
In derselben Nummer theilt die „Rhein- u. Moselzeitung“ einen Korrespondenzartikel aus Köln mit, worin es unterm heißt:
„Hier macht man allgemein der „Kölnischen Zeitung“ den Vorwurf, daß dieselbe, eigennützige Plane verfolgend, im Interesse des Preußenthums an ganz Deutschland Verrath begehe. Niemand, auch dem unaufmerksamsten Leser, ist es entgangen, wie dieselbe, um Preußen, als den würdigsten Kandidaten der Kaiserkrone hinzustellen, über die Bedrängnisse eines mächtigen deutschen Staates, Oestreichs, frohlockte, die Vortheile der Italiener vergrößerte oder gar erdichtete, über die Niederlage der weit mehr als die Italiener mißhandelten preußischen Polen ein Siegesgeschrei erhob, über den Uebermuth der Ungarn und Böhmen jubelte; wie dieselbe für die Einheit Deutschlands schwärmte, so lange sich daraus für Preußen Vortheil erwarten ließ, und jetzt die Nothwendigkeit der Erhaltung der Sonder-Interessen empfiehlt. Die „Kölnische Zeitung“ hätte vermöge ihrer Gelegenheit eine der ersten Deutschlands werden können; aber durch ihr kriechendes, feiles Benehmen hat sie das Vertrauen des Publikums verscherzt, und um es wieder zu erlangen, muß sie ganz andere Pfade einschlagen, als diejenigen, auf welchen sie jetzt wandelt.“
Die „Kölnische Zeitung“ desselben Datums erwiedert mit einem Zitat aus der „Rhein- und Moselzeitung:
Koblenz, 23. Juli. Der dänische Krieg scheint eine größere Wichtigkeit zu erlangen, als man bei seinem Beginn ahnen durfte. Es ist durchaus unwahrscheinlich, daß man in Frankfurt Waffenstillstands- oder Friedensbedingungen genehmigen wird, welche jeden Vortheil dem Besiegten zutheilen. Man wird also sich für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten erklären, und alsdann hat Preußen die Alternative, den Krieg über die jütische Gränze zu tragen oder sich von Deutschland loszusagen. Beide Schritte werden höchst folgenreich sein: in Betreff des erstern hat Rußland bereits entschieden sich ausgesprochen; der zweite Schritt wird Preußen zwingen, sich Rußland in die Arme zu werfen.
(Rh.-u. M.-Z.) Die „Kölnische Zeitung“ begnügt sich mit diesem protokollarischen Auszug.
Bewunderungswürdiger Lokonismus der „breitgeschnittenen Federn“ der „Kölnischen Zeitung“. Selbst die wenigen Worte hätte sich das Organ des Herrn Dumont ersparen können. Es genügte die Artikel der Rhein- und Mosel-Zeitung abzudrucken und sie in zwei Riesenhände einzuklammern mit der Ueberschrift: Nicht zu übersehen.
Zur rechten Zeit aber kömmt der „Kölnischen Zeitung“ ein tapferer Kämpe zur Hülfe, das Blatt des kleinen, doktrinären, mit klugthuender Kannegießerei die Zeitereignisse überschüttenden Liberalismus ‒ die Aachener Zeitung. Vergnügt reibt sich die Kölnerin am 26. Juli die Hände und bringt die fröhliche Botschaft:
„Aachen, 24. Juli. Auch unsere hiesige Zeitung ist auf das Gebahren der „Rhein-und Mosel-Zeitung“ aufmerksam geworden. Sie sagt:“ ‒ doch wir ersparen unsern Lesern, was die „Aachener Zeitung“ sagt. Sie protestirt gegen die Verwandlung der Rheinprovinz in ein Reichslehn und stellt Preußen die Kaiserkrone in Aussicht.
Wir unserer Seits haben diesem Kampf nur zuzuschauen. Die Verwirklichung der deutschen Einheit wird andere Kollisionen herbeiführen, als dynastische Rivalitäten zwischen dem Hause Oestreich und dem Hause Preußen.
Diese kleinlichen Rivalitäten haben nur das Verdienst und das Interesse die komische Einleitung zu großen tragischen Konflikten zu sein.
Schließlich noch die Bemerkung, daß die aus Pommern, Markanern und Belgiern zusammengesetzte Redaktion der „Kölnischen Zeitung“ sie zum „offiziellen Moniteur“ rheinischer Sympathien und Antipathien ganz besonders qualifizirt.
!!! Frankfurt, 24. Juli. Die Bänke rechts und links sehr leer. 46. Sitzung. Beginn 9 1/4 Uhr. Präsident: v. Gagern. Verlesung des Protokolls. Anzeige, daß zwei Abgeordnete ausgetreten,
Reaktionäre Gedanken einer Dame, so ist ein längerer Artikel in Nro. 196 der Karlsruher Zeitung überschrieben.
Ich muß gestehen, ich habe die Bibel öfter gelesen als die Karlsruher Zeitung. Was geht mich die Karlsruher Zeitung an? Ich lese den westphälischen Merkur, ich lese die Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, ich lese die deutsche Zeitung von Gervinus, ich lese die Trierische Zeitung, diesen Moniteur der grünen Republik, ich lese die Annoncen und die Leitartikel der Kölnischen Zeitung und ich lese das poetische Handelsorgan von Lewin Schücking ‒ die besten deutschen Blätter, welche existiren ‒ was will ich mehr?
Aber: „Reaktionäre Gedanken einer Dame?“ ‒ nein, ich konnte nicht anders, ich nahm die Karlsruher Zeitung gestern Abend mit in's Bett ‒ eine wollüstig-religiöse Stimmung überkam mich; ich mußte sehen, was jenes liebliche Wesen schrieb, eine reaktionäre Dame. Kann Jemand glücklicher sein, als der Redakteur der Karlsruher Zeitung? Eine Dame mit reaktionären Gedanken zur Mitarbeiterin zu haben? Ach, wär ich dieser Redakteur, da säße ich Morgens auf einem Dreifuß und meine reaktionäre Dame käme, in Hut und Schleier und in seidenem Gewande und legte ihre Lilienfinger auf meine Schulter und lispelte mir mit einem wunderbaren süddeutschen Dialekt in die Ohren, daß sie mich ewig lieben würde, wenn ich sofort ihren schlechten Artikel auf die Setzerei schickte. ‒ ‒ Glücklicher Redakteur!
Die reaktionäre Dame ist gewiß schön ‒ verzeihen Sie, bildschön! Weshalb sollte ein Frauenzimmer nicht schön sein? Die Karlsruher Zeitung muß indeß auch beweisen, daß unsere Dame Gedanken hat ‒ und welche? reaktionäre! Schön und Gedanken ‒ ‒ hören Sie 'mal, verehrte Frau oder liebwerthes Fräulein, ich fühle die größeste Zuneigung zu Ihnen, Zuneigung auf dreißig bis vierzig Meilen, Zuneigung in einer Entfernung von Köln bis Karlsruhe ‒ geistreiche, gedankenschwere Dame, ich schwärme für Dich!
Wie schön nimmt sich doch ein politisches Blatt aus, das auf seiner dritten Spalte, so recht zwischen Reichsdebatten über Heimathsgesetze, Paßzwang, Emigration und bürgerlichen Tod, mitten zwischen Korrespondenzen aus Langensteinbach, Paris, Radolzburg, Madrid, Hadersleben und Wien, ja, zwischen Härings-Annoncen, großherzoglich badischen Steckbriefen und Erklärungen des Ministeriums des Innern, die „Reaktionären Gedanken einer Dame “bringt! Eine Perle unter tauben Nüssen; eine Nachtigall unter den Spatzen; eine Rose unter Disteln, ja: „lilium undern dornen! Sancta Maria.“
Die reaktionäre Dame erzählt uns zuerst, daß sie vor einigen Tagen aus Zufall eine Bäuerin des badischen Oberlandes gesprochen hat. Unsere Dame ist unter die Bauern gerathen ‒ ‒ die Bäuerin hat ihr mitgetheilt, daß sie gern ihre Steuern bezahlen will, daß sie nicht für die Republik und deswegen auch nicht für Herrn Hecker begeistert ist; daß nur die Lumpen republikanisch gestimmt sind, d. h. „die Lumpen in moralischer Beziehung “setzt die reaktionäre Dame hinzu ‒ „indem ein zerrissener Rock oft das redlichste Herz deckt.“
Merkwürdige Entdeckung einer reaktionären Dame!
„Diese Aeußerungen sind buchstäblich wahr“ ‒ nämlich die Aeußerungen der Bäuerin ‒ „ich könnte sie mit einem Eide bekräftigen, wenn dieser seit Hecker's Hochverrath nicht in Mißkredit gekommen wäre.“
Die Karlsruher Zeitung ist wirklich sehr glücklich, daß sie noch ein Bäuerin aus dem badischen Oberlande und eine reaktionäre Dame hat, welche sie über die Stimmung des Landes unterrichtet halten.
Trotz der loyalen Gesinnungen der badisch-oberländischen Bäuerinnen, fährt unsere Dame fort, zeigt es sich indeß da und dort, „daß die offnen Reden, die heimlichen Intriguen und die nach allen Richtungen ausgesandten Emissäre der verderbenslustigen Partei nicht ohne Wirkung geblieben sind. ‒ „ Die oberländischen Bäuerinnen haben also doch irgend einem schnurbärtig-jugendlichen Republikaner nicht widerstehen können? Arme Bäuerinnen! sehr wahrscheinlich dachtet ihr bisher, daß eure krummen Schulzen, eure Pastöre und eure fuchsigen Steuereinnehmer die einzigen Menschen sein möchten, welche einen Schuß Pulver werth wären? ‒ Man kann einer Bäuerin so etwas nicht übel nehmen.
„Warum geschieht aber Nichts “ ‒ ruft unsere Dame aus ‒ „um diese Wühler möglichst unschädlich zu machen? Gegen Pest und Cholera wird ein Kordon gezogen, damit die Ansteckung sich nicht weiter verbreite. Gegen die Hetzer kann diese Maßregel freilich nicht angewendet werden; aber man kann jeden Bürger, jeden Soldaten berechtigen, Alle, die zum Aufruhr verleiten wollen, sofort zu verhaften. Viele werden dann schon den Versuch unterlassen, und die es nicht thun, können nur so unschädlich gemacht werden. Wenn Einer für Alle und Alle für Einen stehen sollen und das Volk sich selbst regieren, so muß auch jedem freien deutschen Bürger das Recht zukommen, im Namen des Gesetzes für Ruhe und Ordnung zu sorgen.“
Mit andern Worten: Die reaktionäre Dame will, daß sich das ganze Volk in Polizeidiener und Gensdarmen verwandle. Theure, reaktionäre Dame, wärst Du mein Gensdarm! Du würdest mir folgen auf Schritten und Tritten, wenn ich Morgens auf dem Rechtsboden meiner Väter spazieren ginge, wenn ich Mittags in die Gasthöfe der Gegenwart eilte, um republikanischen Champagner zu trinken oder wenn ich mich Abends auf den Divan streckte, um, theure Freundin, deine Artikel in der Karlsruher Zeitung zu lesen. Neben mir würdest Du stehen, bis zu dem Augenblick, wo ich den Frack zur Erde würfe, wo ich die Stiefel unter die Decke schleuderte, wo ich… doch ‒ verhaften Du würdest mich dann plötzlich mit deinen seligen Armen, wenn ich mein revolutionäres Nachtgebet spräche und mich gefangen halten in den Fesseln deiner rauschenden Locken ‒ hören Sie 'mal, verehrte Freundin, ich hoffe, daß Sie sehr schön sind, sonst würde ich mich ärgern, in so erbauliche Phantasien hineingepurzelt zu sein.
„Es wurde Rede- und Preßfreiheit gegeben,“ fährt dann die Karlsruherin fort, „ allein diese ist vielfach in Rede-und Preßfreiheit ausgeartet. Die Franzosen haben ihren König abgesetzt, [Fortsetzung]
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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