Neue Rheinische Zeitung. Nr. 66. Köln, 5. August 1848. Beilage.[Spaltenumbruch] den namentlich aufgeführten (O'Brien, Meagher Doheny etc.) oder andern der nämlichen Verbrechen angeschuldigten Personen Aufnahme, Obdach, Speise oder Trank, Kleidung oder irgend einen andern Vorschub oder Beistand gewährt, gleichfalls als Hochverräther behandelt werden soll. In einem hiesigen Handlungshause wurden zehn Commis verhaftet. Bei Dreien fand man Offiziers-Patente für die Insurgenten-Armee. Das 75. Regiment und Artillerie nebst zwei Geschützen sind von hier nach Thurles abgesandt worden. General M'Donald hat sein Hauptquartier in Ballingarry aufgeschlagen. Von morgen an treten nach einem Erlaß des Lordlieutenans abermals neun ganze Grafschaften und sechs Grafschaftsbaronien unter die Verbrechens-(Zwangs-) Akte. In Tuam wären die Einwohner sehr erschrocken, als sie plötzlich früh Morgens eine starke Abtheilung Polizisten und eine Kompagnie des 40. Regiments in den Straßen aufmarschiren sahen. Man glaubte der Feind rückte heran; bald aber zeigte es sich, daß blos eine strenge Haussuchung nach Waffen angestellt werden sollte. Das geschah und das Ergebniß bestand in - vier Piken. Donaufürstenthümer. Galatz, 17. Juli. Das türkische Lager bei Galatz ist bereits etwa 5000 Mann stark. Die Truppen besuchen täglich die Stadt und benehmen sich mit großer Manneszucht, wogegen wir aus Berlad fortwährend Klagen über das Benehmen der dort gelagerten 20,000 Russen vernehmen. In dortiger Gegend ist Niemand mehr seines Eigenthums sicher. Aus Jassy erhalten wir so eben die Nachricht von dem Einrücken von 4000 Mann Russen. In dem türkischen Lager bei Galatz sollen bis 15,000 Mann reguläre türkische Truppen zusammengezogen werden, und dieses Korps sonach nach Fokschan rücken. Es heißt auch daß die beiden Fürstenthümer im ganzen von 110,000 Mann, d. i. 40,000 Türken und 70,000 Russen besetzt werden sollen. Wozu diese außerordentlichen Truppenmassen? Um die Ruhe aufrecht zu erhalten oder um Fürst Bibesko wieder auf den Thron zu setzen? Wahrlich hierzu genügten 30,000 Mann für beide Fürstenthümer. Sonderbar, daß weder von dem türkischen noch von dem russischen Truppenkommandanten, noch von der Landesregierung bis jetzt ein Manifest über jene Truppeneinmärsche erlassen worden ist. Die türkischen Truppen wurden in Galatz, ohne daß selbe Quarantäne hielten, ausgeschifft. Die nun faktisch erfolgte Besetzung der Moldau durch russische Truppen verdient die größte Aufmerksamkeit Europa's; insbesondere sind aber dabei Deutschland und die österreichischen Staaten betheiligt. Für die österreichische Regierung wäre gewiß jetzt der geeignetste Augenblick ihren früher in den Donaufürstenthümern gänzlich verlornen Einfluß wieder zu gewinnen. Die Walachen und Moldauer setzen ihre letzte Hoffnung auf das konstitutionelle Nachbarland. Es wäre gewiß nicht klug, die Hülfesuchenden von sich zu weisen, und diese ihrer geographischen Lage nach schon so wichtigen Provinzen ganz an die Russen verfallen und uns somit schon am eisernen Thore die Donau entfremden zu lassen. (A. Z.)Amerika. In Liverpool traf am 2. August die "Caledonia" mit Nachrichten aus New-York vom 19. Juli ein. Aus Mexiko lauten die Nachrichten wie bisher. Seine Lage wird schlimmer statt besser. Paredes rückte gegen die Hauptstadt vor. In der Union gingen die Geschäfte flau, wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Wechselkours auf London 109 3/4 a 110. (Telegr. Depesche)Köln, 31. Juli. Der am 3. Juli hier verhaftete Bürger Anneke wandte sich vor einigen Wochen an den Regierungspräsidenten Wittgenstein mit dem Ersuchen, ihm zu gestatten, daß er sich während seiner Gefangenschaft mit literarischen Arbeiten beschäftigen dürfe; Herr Wittgenstein aber hielt es für unnöthig, auf diesen Antrag zu antworten. Der augenblicklich hier anwesende Bruder des etc. Anneke fand sich dadurch veranlaßt, an die hiesige Regierung folgendes Schreiben zu richten: [Spaltenumbruch] "Einer hochlöblichen Regierung erlaube ich mir Folgendes ergebenst anzutragen. "Vor einigen Wochen schon hat mein Bruder, der Lieutnant a. D. Friedrich Anneke, welcher auf eine Denunziation wegen eines politischen Verbrechens verhaftet und im hiesigen Zuchthaus eingesperrt ist, an den Präsidenten Einer hochlöblichen Regierung das Gesuch gerichtet, sich während seiner Einsperrung mit literarischen Arbeiten beschäftigen zu dürfen, doch der Herr Präsident hat sich nicht bewogen gefunden, auf dies Gesuch eine Antwort zu ertheilen. "Mein Bruder hat darauf denselben Antrag an die Polizeibehörde und zwar an den ihm unter den jetzigen Verhältnissen zunächst stehenden Beamten derselben, Herrn Instruktionsrichter Leuthaus gestellt; dieser hat erklärt, er sehe durchaus nichts für die Untersuchung Nachtheiliges darin, wenn mein Bruder sich mit literarischen Arbeiten beschäftige; er gestatte es also. Doch die Direktion des Zuchthauses hat ihre Einwilligung dazu nicht gegeben; sie hat gesagt, es sei gegen die Hausordnung, daß ein Arrestant sich mit literarischen Arbeiten beschäftige. Ich habe dies von Herrn Assessor Leuthaus selbst erfahren. - "Mein Bruder lebt mit seiner Familie von dem Honorare, welches er für seine literarischen Arbeiten erhält; fährt man also fort, ihm die Mittel zu diesem Erwerbszweige zu entziehen, so bringt man seine Familie an den Bettelstab, so zwingt man ihn am Ende, sobald er seinen Unterhalt im Arresthause nicht mehr zu bezahlen im Stande ist, zu einer für ihn unwürdigen Beschäftigung, etwa zum Wollespinnen oder dergleichen. Es ist wohl unmöglich, anzunehmen, daß dies Absicht der Regierung sei; es wäre ein zu abscheuliches und raffinirtes boshaftes Verfahren gegen einen Mann, von dem man noch gar nicht weiß, ob er ein politisches Verbrechen wirklich begangen hat, indem es sich wahrscheinlich binnen Kurzem herausstellen wird, daß man ihn ohne Grund eine Zeit lang in enger Haft gehalten hat; nein, es steht wohl vielmehr zu erwarten, daß eine Hochlöbliche Regierung ein solch unsinniges und widerrechtliches Verbot, falls es wirklich existiren sollte, aufheben, eventuell meinem Bruder erlauben werde, sich während seiner Gefangenschaft durch literarische Arbeiten die Mittel zu seinem und seiner Familie Lebensunterhalt zu verschaffen. (gez.) Emil Anneke. Der Herr Major von Voigts Rhetz hat in Nro. 173 der Vossischen und Spenerschen Zeitung, indem er meine, seine "aktenmäßige Darstellung" beleuchtende Schrift erwähnt, anstatt diese zu widerlegen, mich persönlich anzugreifen sich bemüht. Er wundert sich darüber, daß ich, ein preußischer Landwehroffizier, meine bewaffneten Landsleute angeführt habe, und vom General v. Willisen, um an den Minister v. Auerswald mündlich zu berichten, nach Berlin geschickt worden bin. Ich bin weit entfernt, mit dem Hrn. v. Voigts-Rhetz zu wetteifern, thatsächliche Behauptungen, in seiner Art und Weise, nur mit persönlichen, verdächtigenden Angriffen zu beantworten. - Ja, ich habe meine einjährige Dienstpflicht beim ersten Kuirassier-Regiment gemacht und bin im J. 1844 Landwehr-Offizier geworden. Glaubt denn der Hr. Major aber, daß man als preußischer Offizier nicht mehr ein ehrlicher Mensch sein darf? Glaubt er denn etwa, daß, weil man die preußischen Epaulettes trägt, man sein Vaterland verrathen, auf seine eigene Brüder schießen, und sich mit ihrem Blute beflecken muß? sollte auch ich etwa dem Wahlspruche: mit Gott für Colomb und Steinäcker folgen? - Immerhin mag der Hr. Major die Uniform über die Gesinnung eines wahren Mannes stellen; - ich für meinen Theil, vermag und werde es nicht; - bevor ich die preußische Uniform anlegte, war ich, was ich auch in derselben immer geblieben und so Gott will bleiben werde - ein Pole. Ueber die Mission selbst aber, scheint der Hr. v. Voigts-Rhetz sehr ungenau unterrichtet zu sein. Diejenigen Leute - welche dies dem Hrn. Major berichtet haben scheinen sich eben so streng an die Wahrheit zu halten - als er es selbst zu thun pflegt; sonst hätten sie ihm sagen müssen, daß ich mit einer Depesche auch mündliche Aufträge für den Hrn. Minister erhalten habe - und nur nach den genaustenInstruktionen handeln konnte. [Spaltenumbruch]Ich halte es nicht der Mühe werth, dem Hrn. Major zu erklären - warum dies geschehen ist - da der hämische Angriff, welcher in jener Erwähnung gegen eine dritte Person verborgen ist, mir zu unritterlich und zu plump erscheint, aber daß ich mehr Worte darüber zu verlieren mich entschließen könnte. - Uebrigens danke ich dem Hrn. Major, daß er nicht nur meine Schrift, aber auch die des Hrn. Senff dem Publikum empfiehlt - denn diese ist noch mehr geeignet alle Verläumdungen und Gehässigkeiten jener Aktenmäßigen Darstellung, worin - wie der Hr. General Willisen selbst sagt: - Alle wichtigen Aktenstücke fehlen, - unwiderruflich zu widerlegen. Wladyslaw Koscielski. Vor einiger Zeit ließen die Amtmänner des Kreises Herford die Probenummer einer in Berlin erscheinenden Zeitung, "Neue Preuß. Zeitung" betitelt, mit folgendem dienstlichen Schreiben des Landrathsamts zirkuliren: An den Herrn Amtmann N. N. Auf höhere Veranlassung übermache ich Ew. Wohlgeboren die angeschlossene Probenummer der in Berlin erscheinenden "Neuen Preuß. Zeitung" mit dem Ersuchen, dieses in einem guten Sinne geschriebene Blatt in Ihrem Bezirke thunlichst zu empfehlen. Herford, den 29. Juni 1848. Der Landrath abwesend: Der Kreissekretär, Consbruch. Ich suchte diese amtlich empfohlene, angeblich in gutem Sinne geschriebene Zeitung zu Händen zu bekommen und indem ich nichts weniger glaubte, als daß dieselbe dem neuen Ministerium, das so eben mit großer Mühe des Ministers Hansemann zusammengesetzt war, das Wort reden würde, fand ich gerade das Gegentheil darin! In der 12. Nummer jener Zeitung der schmachvollsten Reaktion steht nämlich wörtlich: "Die Minister führen sich wie konstitutionelle Minister, um jetzt schon "durch anticipirten Pseudoconstitutionalismus die Krone zu nullifiziren." - Dies ist etwas sehr gelehrt geschrieben und Gott sei Dank, daß die Herren Reaktionäre nicht im Stande sind, sich dem Volke besonders verständlich zu machen. Jene Redensart heißt aber zu deutsch nichts anders, als daß die Minister noch gar nicht dem Volke verantwortlich wären, daß sie aber so thäten, als wenn sie es seien, um die Krone null und nichtig, um den König zu einer Null zu machen! Heißt das aber die Krone vernichten, wenn die Minister die Errungenschaften des Volks, das früher gar keine Rechte hatte, festzuhalten suchen? - Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] [] [Spaltenumbruch] den namentlich aufgeführten (O'Brien, Meagher Doheny etc.) oder andern der nämlichen Verbrechen angeschuldigten Personen Aufnahme, Obdach, Speise oder Trank, Kleidung oder irgend einen andern Vorschub oder Beistand gewährt, gleichfalls als Hochverräther behandelt werden soll. In einem hiesigen Handlungshause wurden zehn Commis verhaftet. Bei Dreien fand man Offiziers-Patente für die Insurgenten-Armee. Das 75. Regiment und Artillerie nebst zwei Geschützen sind von hier nach Thurles abgesandt worden. General M'Donald hat sein Hauptquartier in Ballingarry aufgeschlagen. Von morgen an treten nach einem Erlaß des Lordlieutenans abermals neun ganze Grafschaften und sechs Grafschaftsbaronien unter die Verbrechens-(Zwangs-) Akte. In Tuam wären die Einwohner sehr erschrocken, als sie plötzlich früh Morgens eine starke Abtheilung Polizisten und eine Kompagnie des 40. Regiments in den Straßen aufmarschiren sahen. Man glaubte der Feind rückte heran; bald aber zeigte es sich, daß blos eine strenge Haussuchung nach Waffen angestellt werden sollte. Das geschah und das Ergebniß bestand in ‒ vier Piken. Donaufürstenthümer. Galatz, 17. Juli. Das türkische Lager bei Galatz ist bereits etwa 5000 Mann stark. Die Truppen besuchen täglich die Stadt und benehmen sich mit großer Manneszucht, wogegen wir aus Berlad fortwährend Klagen über das Benehmen der dort gelagerten 20,000 Russen vernehmen. In dortiger Gegend ist Niemand mehr seines Eigenthums sicher. Aus Jassy erhalten wir so eben die Nachricht von dem Einrücken von 4000 Mann Russen. In dem türkischen Lager bei Galatz sollen bis 15,000 Mann reguläre türkische Truppen zusammengezogen werden, und dieses Korps sonach nach Fokschan rücken. Es heißt auch daß die beiden Fürstenthümer im ganzen von 110,000 Mann, d. i. 40,000 Türken und 70,000 Russen besetzt werden sollen. Wozu diese außerordentlichen Truppenmassen? Um die Ruhe aufrecht zu erhalten oder um Fürst Bibesko wieder auf den Thron zu setzen? Wahrlich hierzu genügten 30,000 Mann für beide Fürstenthümer. Sonderbar, daß weder von dem türkischen noch von dem russischen Truppenkommandanten, noch von der Landesregierung bis jetzt ein Manifest über jene Truppeneinmärsche erlassen worden ist. Die türkischen Truppen wurden in Galatz, ohne daß selbe Quarantäne hielten, ausgeschifft. Die nun faktisch erfolgte Besetzung der Moldau durch russische Truppen verdient die größte Aufmerksamkeit Europa's; insbesondere sind aber dabei Deutschland und die österreichischen Staaten betheiligt. Für die österreichische Regierung wäre gewiß jetzt der geeignetste Augenblick ihren früher in den Donaufürstenthümern gänzlich verlornen Einfluß wieder zu gewinnen. Die Walachen und Moldauer setzen ihre letzte Hoffnung auf das konstitutionelle Nachbarland. Es wäre gewiß nicht klug, die Hülfesuchenden von sich zu weisen, und diese ihrer geographischen Lage nach schon so wichtigen Provinzen ganz an die Russen verfallen und uns somit schon am eisernen Thore die Donau entfremden zu lassen. (A. Z.)Amerika. In Liverpool traf am 2. August die „Caledonia“ mit Nachrichten aus New-York vom 19. Juli ein. Aus Mexiko lauten die Nachrichten wie bisher. Seine Lage wird schlimmer statt besser. Paredes rückte gegen die Hauptstadt vor. In der Union gingen die Geschäfte flau, wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Wechselkours auf London 109 3/4 à 110. (Telegr. Depesche)Köln, 31. Juli. Der am 3. Juli hier verhaftete Bürger Anneke wandte sich vor einigen Wochen an den Regierungspräsidenten Wittgenstein mit dem Ersuchen, ihm zu gestatten, daß er sich während seiner Gefangenschaft mit literarischen Arbeiten beschäftigen dürfe; Herr Wittgenstein aber hielt es für unnöthig, auf diesen Antrag zu antworten. Der augenblicklich hier anwesende Bruder des etc. Anneke fand sich dadurch veranlaßt, an die hiesige Regierung folgendes Schreiben zu richten: [Spaltenumbruch] „Einer hochlöblichen Regierung erlaube ich mir Folgendes ergebenst anzutragen. „Vor einigen Wochen schon hat mein Bruder, der Lieutnant a. D. Friedrich Anneke, welcher auf eine Denunziation wegen eines politischen Verbrechens verhaftet und im hiesigen Zuchthaus eingesperrt ist, an den Präsidenten Einer hochlöblichen Regierung das Gesuch gerichtet, sich während seiner Einsperrung mit literarischen Arbeiten beschäftigen zu dürfen, doch der Herr Präsident hat sich nicht bewogen gefunden, auf dies Gesuch eine Antwort zu ertheilen. „Mein Bruder hat darauf denselben Antrag an die Polizeibehörde und zwar an den ihm unter den jetzigen Verhältnissen zunächst stehenden Beamten derselben, Herrn Instruktionsrichter Leuthaus gestellt; dieser hat erklärt, er sehe durchaus nichts für die Untersuchung Nachtheiliges darin, wenn mein Bruder sich mit literarischen Arbeiten beschäftige; er gestatte es also. Doch die Direktion des Zuchthauses hat ihre Einwilligung dazu nicht gegeben; sie hat gesagt, es sei gegen die Hausordnung, daß ein Arrestant sich mit literarischen Arbeiten beschäftige. Ich habe dies von Herrn Assessor Leuthaus selbst erfahren. ‒ „Mein Bruder lebt mit seiner Familie von dem Honorare, welches er für seine literarischen Arbeiten erhält; fährt man also fort, ihm die Mittel zu diesem Erwerbszweige zu entziehen, so bringt man seine Familie an den Bettelstab, so zwingt man ihn am Ende, sobald er seinen Unterhalt im Arresthause nicht mehr zu bezahlen im Stande ist, zu einer für ihn unwürdigen Beschäftigung, etwa zum Wollespinnen oder dergleichen. Es ist wohl unmöglich, anzunehmen, daß dies Absicht der Regierung sei; es wäre ein zu abscheuliches und raffinirtes boshaftes Verfahren gegen einen Mann, von dem man noch gar nicht weiß, ob er ein politisches Verbrechen wirklich begangen hat, indem es sich wahrscheinlich binnen Kurzem herausstellen wird, daß man ihn ohne Grund eine Zeit lang in enger Haft gehalten hat; nein, es steht wohl vielmehr zu erwarten, daß eine Hochlöbliche Regierung ein solch unsinniges und widerrechtliches Verbot, falls es wirklich existiren sollte, aufheben, eventuell meinem Bruder erlauben werde, sich während seiner Gefangenschaft durch literarische Arbeiten die Mittel zu seinem und seiner Familie Lebensunterhalt zu verschaffen. (gez.) Emil Anneke. Der Herr Major von Voigts Rhetz hat in Nro. 173 der Vossischen und Spenerschen Zeitung, indem er meine, seine „aktenmäßige Darstellung“ beleuchtende Schrift erwähnt, anstatt diese zu widerlegen, mich persönlich anzugreifen sich bemüht. Er wundert sich darüber, daß ich, ein preußischer Landwehroffizier, meine bewaffneten Landsleute angeführt habe, und vom General v. Willisen, um an den Minister v. Auerswald mündlich zu berichten, nach Berlin geschickt worden bin. Ich bin weit entfernt, mit dem Hrn. v. Voigts-Rhetz zu wetteifern, thatsächliche Behauptungen, in seiner Art und Weise, nur mit persönlichen, verdächtigenden Angriffen zu beantworten. ‒ Ja, ich habe meine einjährige Dienstpflicht beim ersten Kuirassier-Regiment gemacht und bin im J. 1844 Landwehr-Offizier geworden. Glaubt denn der Hr. Major aber, daß man als preußischer Offizier nicht mehr ein ehrlicher Mensch sein darf? Glaubt er denn etwa, daß, weil man die preußischen Epaulettes trägt, man sein Vaterland verrathen, auf seine eigene Brüder schießen, und sich mit ihrem Blute beflecken muß? sollte auch ich etwa dem Wahlspruche: mit Gott für Colomb und Steinäcker folgen? ‒ Immerhin mag der Hr. Major die Uniform über die Gesinnung eines wahren Mannes stellen; ‒ ich für meinen Theil, vermag und werde es nicht; ‒ bevor ich die preußische Uniform anlegte, war ich, was ich auch in derselben immer geblieben und so Gott will bleiben werde ‒ ein Pole. Ueber die Mission selbst aber, scheint der Hr. v. Voigts-Rhetz sehr ungenau unterrichtet zu sein. Diejenigen Leute ‒ welche dies dem Hrn. Major berichtet haben scheinen sich eben so streng an die Wahrheit zu halten ‒ als er es selbst zu thun pflegt; sonst hätten sie ihm sagen müssen, daß ich mit einer Depesche auch mündliche Aufträge für den Hrn. Minister erhalten habe ‒ und nur nach den genaustenInstruktionen handeln konnte. [Spaltenumbruch]Ich halte es nicht der Mühe werth, dem Hrn. Major zu erklären ‒ warum dies geschehen ist ‒ da der hämische Angriff, welcher in jener Erwähnung gegen eine dritte Person verborgen ist, mir zu unritterlich und zu plump erscheint, aber daß ich mehr Worte darüber zu verlieren mich entschließen könnte. ‒ Uebrigens danke ich dem Hrn. Major, daß er nicht nur meine Schrift, aber auch die des Hrn. Senff dem Publikum empfiehlt ‒ denn diese ist noch mehr geeignet alle Verläumdungen und Gehässigkeiten jener Aktenmäßigen Darstellung, worin ‒ wie der Hr. General Willisen selbst sagt: ‒ Alle wichtigen Aktenstücke fehlen, ‒ unwiderruflich zu widerlegen. Wladyslaw Koscielski. Vor einiger Zeit ließen die Amtmänner des Kreises Herford die Probenummer einer in Berlin erscheinenden Zeitung, „Neue Preuß. Zeitung“ betitelt, mit folgendem dienstlichen Schreiben des Landrathsamts zirkuliren: An den Herrn Amtmann N. N. Auf höhere Veranlassung übermache ich Ew. Wohlgeboren die angeschlossene Probenummer der in Berlin erscheinenden „Neuen Preuß. Zeitung“ mit dem Ersuchen, dieses in einem guten Sinne geschriebene Blatt in Ihrem Bezirke thunlichst zu empfehlen. Herford, den 29. Juni 1848. Der Landrath abwesend: Der Kreissekretär, Consbruch. Ich suchte diese amtlich empfohlene, angeblich in gutem Sinne geschriebene Zeitung zu Händen zu bekommen und indem ich nichts weniger glaubte, als daß dieselbe dem neuen Ministerium, das so eben mit großer Mühe des Ministers Hansemann zusammengesetzt war, das Wort reden würde, fand ich gerade das Gegentheil darin! In der 12. Nummer jener Zeitung der schmachvollsten Reaktion steht nämlich wörtlich: „Die Minister führen sich wie konstitutionelle Minister, um jetzt schon „durch anticipirten Pseudoconstitutionalismus die Krone zu nullifiziren.“ ‒ Dies ist etwas sehr gelehrt geschrieben und Gott sei Dank, daß die Herren Reaktionäre nicht im Stande sind, sich dem Volke besonders verständlich zu machen. Jene Redensart heißt aber zu deutsch nichts anders, als daß die Minister noch gar nicht dem Volke verantwortlich wären, daß sie aber so thäten, als wenn sie es seien, um die Krone null und nichtig, um den König zu einer Null zu machen! Heißt das aber die Krone vernichten, wenn die Minister die Errungenschaften des Volks, das früher gar keine Rechte hatte, festzuhalten suchen? ‒ Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] [] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar066b_007" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0332"/><cb n="1"/> den namentlich aufgeführten (O'Brien, Meagher Doheny etc.) oder andern der nämlichen Verbrechen angeschuldigten Personen Aufnahme, Obdach, Speise oder Trank, Kleidung oder irgend einen andern Vorschub oder Beistand gewährt, gleichfalls als Hochverräther behandelt werden soll. In einem hiesigen Handlungshause wurden zehn Commis verhaftet. Bei Dreien fand man Offiziers-Patente für die Insurgenten-Armee. Das 75. Regiment und Artillerie nebst zwei Geschützen sind von hier nach Thurles abgesandt worden. General M'Donald hat sein Hauptquartier in Ballingarry aufgeschlagen. Von morgen an treten nach einem Erlaß des Lordlieutenans abermals neun ganze Grafschaften und sechs Grafschaftsbaronien unter die Verbrechens-(Zwangs-) Akte. In Tuam wären die Einwohner sehr erschrocken, als sie plötzlich früh Morgens eine starke Abtheilung Polizisten und eine Kompagnie des 40. Regiments in den Straßen aufmarschiren sahen. Man glaubte der Feind rückte heran; bald aber zeigte es sich, daß blos eine strenge Haussuchung nach Waffen angestellt werden sollte. Das geschah und das Ergebniß bestand in ‒ vier Piken.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Donaufürstenthümer.</head> <div xml:id="ar066b_008" type="jArticle"> <head>Galatz, 17. Juli.</head> <p>Das türkische Lager bei Galatz ist bereits etwa 5000 Mann stark. Die Truppen besuchen täglich die Stadt und benehmen sich mit großer Manneszucht, wogegen wir aus Berlad fortwährend Klagen über das Benehmen der dort gelagerten 20,000 Russen vernehmen. In dortiger Gegend ist Niemand mehr seines Eigenthums sicher. Aus Jassy erhalten wir so eben die Nachricht von dem Einrücken von 4000 Mann Russen. In dem türkischen Lager bei Galatz sollen bis 15,000 Mann reguläre türkische Truppen zusammengezogen werden, und dieses Korps sonach nach Fokschan rücken. Es heißt auch daß die beiden Fürstenthümer im ganzen von 110,000 Mann, d. i. 40,000 Türken und 70,000 Russen besetzt werden sollen. Wozu diese außerordentlichen Truppenmassen? Um die Ruhe aufrecht zu erhalten oder um Fürst Bibesko wieder auf den Thron zu setzen? Wahrlich hierzu genügten 30,000 Mann für beide Fürstenthümer. Sonderbar, daß weder von dem türkischen noch von dem russischen Truppenkommandanten, noch von der Landesregierung bis jetzt ein Manifest über jene Truppeneinmärsche erlassen worden ist. Die türkischen Truppen wurden in Galatz, ohne daß selbe Quarantäne hielten, ausgeschifft. Die nun faktisch erfolgte Besetzung der Moldau durch russische Truppen verdient die größte Aufmerksamkeit Europa's; insbesondere sind aber dabei Deutschland und die österreichischen Staaten betheiligt. Für die österreichische Regierung wäre gewiß jetzt der geeignetste Augenblick ihren früher in den Donaufürstenthümern gänzlich verlornen Einfluß wieder zu gewinnen. Die Walachen und Moldauer setzen ihre letzte Hoffnung auf das konstitutionelle Nachbarland. Es wäre gewiß nicht klug, die Hülfesuchenden von sich zu weisen, und diese ihrer geographischen Lage nach schon so wichtigen Provinzen ganz an die Russen verfallen und uns somit schon am eisernen Thore die Donau entfremden zu lassen.</p> <bibl>(A. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Amerika.</head> <div xml:id="ar066b_009" type="jArticle"> <p>In Liverpool traf am 2. August die „Caledonia“ mit Nachrichten aus New-York vom 19. Juli ein. 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Der augenblicklich hier anwesende Bruder des etc. Anneke fand sich dadurch veranlaßt, an die hiesige Regierung folgendes Schreiben zu richten: <cb n="2"/> „Einer hochlöblichen Regierung erlaube ich mir Folgendes ergebenst anzutragen.</p> <p>„Vor einigen Wochen schon hat mein Bruder, der Lieutnant a. D. Friedrich Anneke, welcher auf eine Denunziation wegen eines politischen Verbrechens verhaftet und im hiesigen Zuchthaus eingesperrt ist, an den Präsidenten Einer hochlöblichen Regierung das Gesuch gerichtet, sich während seiner Einsperrung mit literarischen Arbeiten beschäftigen zu dürfen, doch der Herr Präsident hat sich nicht bewogen gefunden, auf dies Gesuch eine Antwort zu ertheilen.</p> <p>„Mein Bruder hat darauf denselben Antrag an die Polizeibehörde und zwar an den ihm unter den jetzigen Verhältnissen zunächst stehenden Beamten derselben, Herrn Instruktionsrichter Leuthaus gestellt; dieser hat erklärt, er sehe durchaus nichts für die Untersuchung Nachtheiliges darin, wenn mein Bruder sich mit literarischen Arbeiten beschäftige; er gestatte es also. Doch die Direktion des Zuchthauses hat ihre Einwilligung dazu nicht gegeben; sie hat gesagt, es sei gegen die Hausordnung, daß ein Arrestant sich mit literarischen Arbeiten beschäftige. Ich habe dies von Herrn Assessor Leuthaus selbst erfahren. ‒</p> <p>„Mein Bruder lebt mit seiner Familie von dem Honorare, welches er für seine literarischen Arbeiten erhält; fährt man also fort, ihm die Mittel zu diesem Erwerbszweige zu entziehen, so bringt man seine Familie an den Bettelstab, so zwingt man ihn am Ende, sobald er seinen Unterhalt im Arresthause nicht mehr zu bezahlen im Stande ist, zu einer für ihn unwürdigen Beschäftigung, etwa zum Wollespinnen oder dergleichen. Es ist wohl unmöglich, anzunehmen, daß dies Absicht der Regierung sei; es wäre ein zu abscheuliches und raffinirtes boshaftes Verfahren gegen einen Mann, von dem man noch gar nicht weiß, ob er ein politisches Verbrechen wirklich begangen hat, indem es sich wahrscheinlich binnen Kurzem herausstellen wird, daß man ihn ohne Grund eine Zeit lang in enger Haft gehalten hat; nein, es steht wohl vielmehr zu erwarten, daß eine Hochlöbliche Regierung ein solch unsinniges und widerrechtliches Verbot, falls es wirklich existiren sollte, aufheben, eventuell meinem Bruder erlauben werde, sich während seiner Gefangenschaft durch literarische Arbeiten die Mittel zu seinem und seiner Familie Lebensunterhalt zu verschaffen.</p> <p>(gez.) Emil Anneke.</p> </div> <div xml:id="ar066b_011" type="jArticle"> <head>Der Herr Major von Voigts Rhetz</head> <p>hat in Nro. 173 der Vossischen und Spenerschen Zeitung, indem er meine, seine „aktenmäßige Darstellung“ beleuchtende Schrift erwähnt, anstatt diese zu widerlegen, mich persönlich anzugreifen sich bemüht. Er wundert sich darüber, daß ich, <hi rendition="#g">ein preußischer Landwehroffizier,</hi> meine bewaffneten Landsleute angeführt habe, und vom General v. Willisen, um an den Minister v. Auerswald <hi rendition="#g">mündlich zu berichten,</hi> nach Berlin geschickt worden bin.</p> <p>Ich bin weit entfernt, mit dem Hrn. v. Voigts-Rhetz zu wetteifern, thatsächliche Behauptungen, in seiner <hi rendition="#g">Art und Weise,</hi> nur mit persönlichen, verdächtigenden Angriffen zu beantworten. ‒ Ja, ich habe meine einjährige Dienstpflicht beim ersten Kuirassier-Regiment gemacht und bin im J. 1844 Landwehr-Offizier geworden. Glaubt denn der Hr. Major aber, daß man als preußischer Offizier nicht mehr ein <hi rendition="#g">ehrlicher Mensch sein darf?</hi> Glaubt er denn etwa, daß, weil man die preußischen Epaulettes trägt, man sein Vaterland verrathen, auf seine eigene Brüder schießen, und sich mit ihrem Blute beflecken <hi rendition="#g">muß?</hi> sollte auch ich etwa dem Wahlspruche: <hi rendition="#b">mit Gott für Colomb und Steinäcker</hi> folgen? ‒ Immerhin mag der Hr. Major die <hi rendition="#g">Uniform</hi> über die Gesinnung eines <hi rendition="#g">wahren Mannes</hi> stellen; ‒ ich für meinen Theil, vermag und werde es nicht; ‒ bevor ich die preußische Uniform anlegte, war ich, was ich auch in derselben immer geblieben und so Gott will bleiben werde ‒ <hi rendition="#g">ein Pole.</hi> </p> <p>Ueber die Mission selbst aber, scheint der Hr. v. Voigts-Rhetz sehr ungenau unterrichtet zu sein. Diejenigen Leute ‒ welche dies dem Hrn. 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Zeitung“</hi> </p> <p>mit dem Ersuchen, dieses in <hi rendition="#g">einem guten Sinne</hi> geschriebene Blatt in Ihrem Bezirke thunlichst zu empfehlen.</p> <p>Herford, den 29. Juni 1848.</p> <p>Der Landrath abwesend:</p> <p>Der Kreissekretär, </p> <p> <hi rendition="#g">Consbruch.</hi> </p> <p>Ich suchte diese <hi rendition="#g">amtlich empfohlene, angeblich in gutem Sinne</hi> geschriebene Zeitung zu Händen zu bekommen und indem ich nichts weniger glaubte, als daß dieselbe dem neuen Ministerium, das so eben mit großer Mühe des Ministers Hansemann zusammengesetzt war, das Wort reden würde, fand ich gerade das Gegentheil darin! In der 12. Nummer jener Zeitung der schmachvollsten Reaktion steht nämlich wörtlich:</p> <p>„Die Minister führen sich wie konstitutionelle Minister, um jetzt schon „durch anticipirten Pseudoconstitutionalismus die Krone zu nullifiziren.“ ‒ Dies ist etwas sehr gelehrt geschrieben und Gott sei Dank, daß die Herren Reaktionäre nicht im Stande sind, sich dem Volke besonders verständlich zu machen. Jene Redensart heißt aber zu deutsch nichts anders, als daß die Minister noch gar nicht dem Volke verantwortlich wären, daß sie aber so thäten, als wenn sie es seien, um die Krone null und nichtig, um den König zu einer Null zu machen!</p> <p>Heißt das aber die Krone vernichten, wenn die Minister die Errungenschaften des Volks, das früher gar keine Rechte hatte, festzuhalten suchen? ‒</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="lapse"/> </div> </body> </text> </TEI> [0332/0002]
den namentlich aufgeführten (O'Brien, Meagher Doheny etc.) oder andern der nämlichen Verbrechen angeschuldigten Personen Aufnahme, Obdach, Speise oder Trank, Kleidung oder irgend einen andern Vorschub oder Beistand gewährt, gleichfalls als Hochverräther behandelt werden soll. In einem hiesigen Handlungshause wurden zehn Commis verhaftet. Bei Dreien fand man Offiziers-Patente für die Insurgenten-Armee. Das 75. Regiment und Artillerie nebst zwei Geschützen sind von hier nach Thurles abgesandt worden. General M'Donald hat sein Hauptquartier in Ballingarry aufgeschlagen. Von morgen an treten nach einem Erlaß des Lordlieutenans abermals neun ganze Grafschaften und sechs Grafschaftsbaronien unter die Verbrechens-(Zwangs-) Akte. In Tuam wären die Einwohner sehr erschrocken, als sie plötzlich früh Morgens eine starke Abtheilung Polizisten und eine Kompagnie des 40. Regiments in den Straßen aufmarschiren sahen. Man glaubte der Feind rückte heran; bald aber zeigte es sich, daß blos eine strenge Haussuchung nach Waffen angestellt werden sollte. Das geschah und das Ergebniß bestand in ‒ vier Piken.
Donaufürstenthümer. Galatz, 17. Juli. Das türkische Lager bei Galatz ist bereits etwa 5000 Mann stark. Die Truppen besuchen täglich die Stadt und benehmen sich mit großer Manneszucht, wogegen wir aus Berlad fortwährend Klagen über das Benehmen der dort gelagerten 20,000 Russen vernehmen. In dortiger Gegend ist Niemand mehr seines Eigenthums sicher. Aus Jassy erhalten wir so eben die Nachricht von dem Einrücken von 4000 Mann Russen. In dem türkischen Lager bei Galatz sollen bis 15,000 Mann reguläre türkische Truppen zusammengezogen werden, und dieses Korps sonach nach Fokschan rücken. Es heißt auch daß die beiden Fürstenthümer im ganzen von 110,000 Mann, d. i. 40,000 Türken und 70,000 Russen besetzt werden sollen. Wozu diese außerordentlichen Truppenmassen? Um die Ruhe aufrecht zu erhalten oder um Fürst Bibesko wieder auf den Thron zu setzen? Wahrlich hierzu genügten 30,000 Mann für beide Fürstenthümer. Sonderbar, daß weder von dem türkischen noch von dem russischen Truppenkommandanten, noch von der Landesregierung bis jetzt ein Manifest über jene Truppeneinmärsche erlassen worden ist. Die türkischen Truppen wurden in Galatz, ohne daß selbe Quarantäne hielten, ausgeschifft. Die nun faktisch erfolgte Besetzung der Moldau durch russische Truppen verdient die größte Aufmerksamkeit Europa's; insbesondere sind aber dabei Deutschland und die österreichischen Staaten betheiligt. Für die österreichische Regierung wäre gewiß jetzt der geeignetste Augenblick ihren früher in den Donaufürstenthümern gänzlich verlornen Einfluß wieder zu gewinnen. Die Walachen und Moldauer setzen ihre letzte Hoffnung auf das konstitutionelle Nachbarland. Es wäre gewiß nicht klug, die Hülfesuchenden von sich zu weisen, und diese ihrer geographischen Lage nach schon so wichtigen Provinzen ganz an die Russen verfallen und uns somit schon am eisernen Thore die Donau entfremden zu lassen.
(A. Z.) Amerika. In Liverpool traf am 2. August die „Caledonia“ mit Nachrichten aus New-York vom 19. Juli ein. Aus Mexiko lauten die Nachrichten wie bisher. Seine Lage wird schlimmer statt besser. Paredes rückte gegen die Hauptstadt vor. In der Union gingen die Geschäfte flau, wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Wechselkours auf London 109 3/4 à 110.
(Telegr. Depesche) Köln, 31. Juli. Der am 3. Juli hier verhaftete Bürger Anneke wandte sich vor einigen Wochen an den Regierungspräsidenten Wittgenstein mit dem Ersuchen, ihm zu gestatten, daß er sich während seiner Gefangenschaft mit literarischen Arbeiten beschäftigen dürfe; Herr Wittgenstein aber hielt es für unnöthig, auf diesen Antrag zu antworten. Der augenblicklich hier anwesende Bruder des etc. Anneke fand sich dadurch veranlaßt, an die hiesige Regierung folgendes Schreiben zu richten:
„Einer hochlöblichen Regierung erlaube ich mir Folgendes ergebenst anzutragen.
„Vor einigen Wochen schon hat mein Bruder, der Lieutnant a. D. Friedrich Anneke, welcher auf eine Denunziation wegen eines politischen Verbrechens verhaftet und im hiesigen Zuchthaus eingesperrt ist, an den Präsidenten Einer hochlöblichen Regierung das Gesuch gerichtet, sich während seiner Einsperrung mit literarischen Arbeiten beschäftigen zu dürfen, doch der Herr Präsident hat sich nicht bewogen gefunden, auf dies Gesuch eine Antwort zu ertheilen.
„Mein Bruder hat darauf denselben Antrag an die Polizeibehörde und zwar an den ihm unter den jetzigen Verhältnissen zunächst stehenden Beamten derselben, Herrn Instruktionsrichter Leuthaus gestellt; dieser hat erklärt, er sehe durchaus nichts für die Untersuchung Nachtheiliges darin, wenn mein Bruder sich mit literarischen Arbeiten beschäftige; er gestatte es also. Doch die Direktion des Zuchthauses hat ihre Einwilligung dazu nicht gegeben; sie hat gesagt, es sei gegen die Hausordnung, daß ein Arrestant sich mit literarischen Arbeiten beschäftige. Ich habe dies von Herrn Assessor Leuthaus selbst erfahren. ‒
„Mein Bruder lebt mit seiner Familie von dem Honorare, welches er für seine literarischen Arbeiten erhält; fährt man also fort, ihm die Mittel zu diesem Erwerbszweige zu entziehen, so bringt man seine Familie an den Bettelstab, so zwingt man ihn am Ende, sobald er seinen Unterhalt im Arresthause nicht mehr zu bezahlen im Stande ist, zu einer für ihn unwürdigen Beschäftigung, etwa zum Wollespinnen oder dergleichen. Es ist wohl unmöglich, anzunehmen, daß dies Absicht der Regierung sei; es wäre ein zu abscheuliches und raffinirtes boshaftes Verfahren gegen einen Mann, von dem man noch gar nicht weiß, ob er ein politisches Verbrechen wirklich begangen hat, indem es sich wahrscheinlich binnen Kurzem herausstellen wird, daß man ihn ohne Grund eine Zeit lang in enger Haft gehalten hat; nein, es steht wohl vielmehr zu erwarten, daß eine Hochlöbliche Regierung ein solch unsinniges und widerrechtliches Verbot, falls es wirklich existiren sollte, aufheben, eventuell meinem Bruder erlauben werde, sich während seiner Gefangenschaft durch literarische Arbeiten die Mittel zu seinem und seiner Familie Lebensunterhalt zu verschaffen.
(gez.) Emil Anneke.
Der Herr Major von Voigts Rhetz hat in Nro. 173 der Vossischen und Spenerschen Zeitung, indem er meine, seine „aktenmäßige Darstellung“ beleuchtende Schrift erwähnt, anstatt diese zu widerlegen, mich persönlich anzugreifen sich bemüht. Er wundert sich darüber, daß ich, ein preußischer Landwehroffizier, meine bewaffneten Landsleute angeführt habe, und vom General v. Willisen, um an den Minister v. Auerswald mündlich zu berichten, nach Berlin geschickt worden bin.
Ich bin weit entfernt, mit dem Hrn. v. Voigts-Rhetz zu wetteifern, thatsächliche Behauptungen, in seiner Art und Weise, nur mit persönlichen, verdächtigenden Angriffen zu beantworten. ‒ Ja, ich habe meine einjährige Dienstpflicht beim ersten Kuirassier-Regiment gemacht und bin im J. 1844 Landwehr-Offizier geworden. Glaubt denn der Hr. Major aber, daß man als preußischer Offizier nicht mehr ein ehrlicher Mensch sein darf? Glaubt er denn etwa, daß, weil man die preußischen Epaulettes trägt, man sein Vaterland verrathen, auf seine eigene Brüder schießen, und sich mit ihrem Blute beflecken muß? sollte auch ich etwa dem Wahlspruche: mit Gott für Colomb und Steinäcker folgen? ‒ Immerhin mag der Hr. Major die Uniform über die Gesinnung eines wahren Mannes stellen; ‒ ich für meinen Theil, vermag und werde es nicht; ‒ bevor ich die preußische Uniform anlegte, war ich, was ich auch in derselben immer geblieben und so Gott will bleiben werde ‒ ein Pole.
Ueber die Mission selbst aber, scheint der Hr. v. Voigts-Rhetz sehr ungenau unterrichtet zu sein. Diejenigen Leute ‒ welche dies dem Hrn. Major berichtet haben scheinen sich eben so streng an die Wahrheit zu halten ‒ als er es selbst zu thun pflegt; sonst hätten sie ihm sagen müssen, daß ich mit einer Depesche auch mündliche Aufträge für den Hrn. Minister erhalten habe ‒ und nur nach den genaustenInstruktionen handeln konnte.
Ich halte es nicht der Mühe werth, dem Hrn. Major zu erklären ‒ warum dies geschehen ist ‒ da der hämische Angriff, welcher in jener Erwähnung gegen eine dritte Person verborgen ist, mir zu unritterlich und zu plump erscheint, aber daß ich mehr Worte darüber zu verlieren mich entschließen könnte. ‒ Uebrigens danke ich dem Hrn. Major, daß er nicht nur meine Schrift, aber auch die des Hrn. Senff dem Publikum empfiehlt ‒ denn diese ist noch mehr geeignet alle Verläumdungen und Gehässigkeiten jener Aktenmäßigen Darstellung, worin ‒ wie der Hr. General Willisen selbst sagt: ‒ Alle wichtigen Aktenstücke fehlen, ‒ unwiderruflich zu widerlegen.
Wladyslaw Koscielski.
Vor einiger Zeit ließen die Amtmänner des Kreises Herford die Probenummer einer in Berlin erscheinenden Zeitung, „Neue Preuß. Zeitung“ betitelt, mit folgendem dienstlichen Schreiben des Landrathsamts zirkuliren:
An den Herrn Amtmann N. N.
Auf höhere Veranlassung übermache ich Ew. Wohlgeboren die angeschlossene Probenummer der in Berlin erscheinenden
„Neuen Preuß. Zeitung“
mit dem Ersuchen, dieses in einem guten Sinne geschriebene Blatt in Ihrem Bezirke thunlichst zu empfehlen.
Herford, den 29. Juni 1848.
Der Landrath abwesend:
Der Kreissekretär,
Consbruch.
Ich suchte diese amtlich empfohlene, angeblich in gutem Sinne geschriebene Zeitung zu Händen zu bekommen und indem ich nichts weniger glaubte, als daß dieselbe dem neuen Ministerium, das so eben mit großer Mühe des Ministers Hansemann zusammengesetzt war, das Wort reden würde, fand ich gerade das Gegentheil darin! In der 12. Nummer jener Zeitung der schmachvollsten Reaktion steht nämlich wörtlich:
„Die Minister führen sich wie konstitutionelle Minister, um jetzt schon „durch anticipirten Pseudoconstitutionalismus die Krone zu nullifiziren.“ ‒ Dies ist etwas sehr gelehrt geschrieben und Gott sei Dank, daß die Herren Reaktionäre nicht im Stande sind, sich dem Volke besonders verständlich zu machen. Jene Redensart heißt aber zu deutsch nichts anders, als daß die Minister noch gar nicht dem Volke verantwortlich wären, daß sie aber so thäten, als wenn sie es seien, um die Krone null und nichtig, um den König zu einer Null zu machen!
Heißt das aber die Krone vernichten, wenn die Minister die Errungenschaften des Volks, das früher gar keine Rechte hatte, festzuhalten suchen? ‒
Handels-Nachrichten. _ _
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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