Neue Rheinische Zeitung. Nr. 72. Köln, 11. August 1848.zigte, knebelte und ihnen siedendes Wasser auf's Haupt goß, wofür er auch zum schweren Kerker und zu 50 Stockstreichen verurtheilt wurde. So einen Menschen hat man zum Deputirten gewählt. Ich werde mir diesen Deputirten des konstituirenden Reichstags morgen näher betrachten. Innsbruck, 5. August. Folgendes ist die wörtliche Antwort, die der Kaiser unserer Deputation gab: "Ich freue mich die Herren Abgeordneten des konstituirenden Reichstags bei mir zu empfangen. Stets nur das Beste meiner Staaten wollend, werde ich unter den dargestellten Verhältnissen dem Wunsche Ihrer Kommittenten gerne entsprechen und mich in Ihre Mitte begeben. Trotz meiner noch nicht befestigten Gesundheit gedenke ich meine Rückreise nach Wien - zu meinen getreuen Oestreichern - in durch mein gegenwärtiges Befinden bedingten kleineren Tagreisen am 8. d. M. anzutreten. Den Ausdruck der loyalen Gesinnungen nehme ich mit Wohlgefallen auf." (A. Z.) * Wien, 6. Aug. Aus Italien langte gestern Abend die offizielle telegraphische Nachricht hier an, daß sich Karl Albert nach Pavia zurückgezogen. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 1. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Ungarn. * Pesth, 3. Aug.
Die heutige Sitzung der Repäsentantenkammer war höchst interessant; es handelte sich das um das Verhältniß Ungarns zu Deutschland. Ein Deputirter von der ministeriellen Seite schloß seine Rede, in welcher er unter Anderm gesagt: "Deutschland halte ich für die Fackel (!) im Herzen Europa's, Ungarn wird die Rolle des Fackelträgers übernehmen müssen", mit folgenden Worten: "Ich will das Haus bloß einfach auffordern, daß selbes billigend die bisher in dieser Angelegenheit geschehenen Schritte unseres Ministeriums sich feierlichst für einen auf Grundlage der gegenseitigen Interessen Ungarns und Deutschlands als zweier selbstständiger Reiche zu schließenden Bund erkläre." (Beifall und Zuruf.) Graf Teleky (äußere Linke) unterstützt, was der vorige Redner gesagt und fordert die Versammlung auf, gleich wie es in Frankfurt geschehen, ihre Bereitwilligkeit zum Bunde mit Deutschland durch Aufstehen zu erkennen zu geben. (Sämmtliche Deputirte erheben sich von den Sitzen). Er schließt: "Ich erkläre es daher nochmals, daß ich als Ungar, als freier Mensch, als Freund der Civilisation mich darob freue, daß die Morgenröthe der deutschen Freiheit herannaht; und erkläre Alle als Veräther, welche dagegen zu handeln wagten, mögen es Ungarn oder Deutsche sein." (Zuruf: Wir auch, wir auch, Beifall!) In einer wahrhaft begeisterten Rede folgt diesem ein anderes Mitglied der äußersten Linken und Nyary, der Chef der Linken beantragt folgendes Amendement: "Die ungarische Nation erklärt ferner, daß, wenn das östr. Ministerium oder die östreich. Regierung gegen die Einheit Deutschlands sich in einen Krieg verwickelte, sie auf Ungarns Hilfe niemals rechnen dürfen." (Zuruf. - Beifall.) Die Politik des Ministeriums in Betreff Deutschlands und sämmtliche Amendements werden unter lautem Jubel angenommen. Dänemark. 7 Kopenhagen, 5. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 16 Paris, 8. August. Gestern Nacht zog der Dampfwagen die ersten 800 zur Deportation (wie der heuchlerische Siecle sagt: "Zu milder Transportation") nach Havre; alte Minizipalgardisten in der neuen Uniform der "republikanischen Garde" begleiteten sie. Daß die frühern Schergen andere Namen bekommen, die Personen aber dieselbe bleiben, findet Le Commerce ebenso natürlich als heilsam." Man riskirte nicht diese Märtyrer der Arbeit in Paris aufsteigen lassen, sondern erst in Antieres, wo der Polizeipräfekt, der Herr Eisenbahndirektor, ein Ingenieur, sogar ein Herr Volksrepräsendant bereitstanden die Opfer unter Bedeckung von Kavalerie und Kanonen in Empfang zu nehmen. Täglich wird denunzirt, und die Gendarmen in Batignolles z. B. laufen Tag und Nacht herum, die Taschen voll Mandate. Ich sprach einen dieser Gendarmen, und es wäre kein Wunder würden auch unter diesem Korps Verhaftungen geschehen, wie unter den Polizisten von Paris. - Viele Gefangene sind durch die Kerkerpein verrückt geworden und im Irrenhause. Der "Corsaire" macht die zarte Bemerkung: sie verstellten sich. Er hält bereits die Arrestation L. Blancs und Caussidieres für bald bevorstehend. - Alexander Dumas der Hofnarr des Herzogs Montpensier und ehemaliger Marquis de la Patlleterie predigt in einem wohlbezahlten Artikel das Lob des Herrn Thiers in Victor Hugo's Zeitung "L'Evenement", worin er so gütig ist Proudhon's System in 150 Jahren für realisirbar zu erklären. Ernsthafter ist seine Prophezeiung, die nächste Repräsentanten-Kammer werde noch weit weniger Republikaner de la veille erhalten als die jetzige. Diese zwei reactionären Bühnendichter rufen im Feuilleton: 1789 war die Revolution des Geistes, wie schlimm wenn man sagen müßte, die von 1848 war die des Magens; der Expair und der Exmarquis haben allerdings bisher nur an überfülltem Magen gelitten, bemerkt La Republique, und als Gegenstück zu diesem "parfümirten Moder" berichtet sie wieder mehrere Heldenzüge der unbezähmbaren Gefangnen, wie z. B. die denkwürdige, echt spartanische Antwort eines derselben auf die schmunzelnde Frage des Inquisionsrichters: wieviel Patronen er verschossen und ob er wirklich meine mit jeder getroffen zu haben? "Ich hatte acht Patronen, rief er, und kann freudig betheuern daß sieben sieben Feinde niederstreckten; von der letzten weiß ichs leider nicht genau, dann da haben meine Nebenmänner zugleich auf denselben gefeuert, aber gefallen ist er." Diese Antwort ist historisch genau, sie ward mir auch von einem Ohrenzeugen erzählt. - Ein Bursche von 14 Jahren, dem die Mobilen fast alle Haare ausgerauft und die Zähne eingeschlagen hatten, sagte dem Inquisitor: "ich kann nicht geläufig reden, nehmen Sie meinen Fluch anstatt aller weitern Antworten." Sehr häufig begnügten sie sich auf jede Frage zu erwiedern: "Gebt uns Brod oder Blei." Ein Weib antwortete höhnisch lachend: "ich bin aus Rouen wo das Bauermädchen Jeanne d'Arc von den englischen Lords und Pfaffen lebendig verbrannt ward; die französischen Bourgeois sind heute lauter Engländer geworden, aber die Rolle wird sich bald umkehren, meine Töchter und Schwestern werden Euch den Scheiterhaufen und nicht länger das Kamin anzünden. Ich habe zwei verrätherische Mobilen, zwei Neffen, mit eigener Hand erschlagen; es lebe das Volk!" - Mehrere Proletarierinnen, angeklagt an einem Mobilen, der vorher sich der gräulichsten Ausschweifungen gegen gefangene Frauen schuldig gemacht, die summarische Strafoperation des Abälard vollstreckt zu haben, antworteten kalt: "Wir rächten die Ehre unsres Proletariats, vivent les femmes du peuple!" Ein hinkender Greis hatte 24 Stunden lang Kugeln gegossen; der Inquisitor wollte ihn gern losgeben und sprach ihm vom ewigen Leben: "Ha, ich danke für Ihre Predigt," rief der Alte, "schade daß keine meiner Pillen in Ihren Mund geflogen ist; vivat Barbes und Raspail der Arzt der Proletarier!" Diese und ähnliche lakonische Züge kursiren unter dem Volke; wenn ein Bourgeois sie hört, spuckt er aus und ächzt: oh mon Dieu! cette canaille! - Die Kanaille hat, wie man versichert, im ganzen Lande beschlossen nicht mehr zu votiren um das Ding schneller zum Bruch zu treiben; darüber großes Lamento im National, der noch immer den Unterschied zwischen Volk und Bourgeoisie zu leugnen wagt. - La Reforme und Peuple constituant werden dieser Tage die Reihe der Preßprozesse eröffnen; La Presse ist wieder erschienen, ganz im alten Marktschreierstyl. Le Siecle und Konstitutionnel lächeln süß nach Potsdam hinüber "wo ein hohes erleuchtetes Ministerium das Beste der Polen wolle und durch ihren schwarzen Undank herbe Kränkung, ja Verleumdung erfahren habe"; nebenbei ein grimmiger Seitenblick auf die Berliner Nachahmer des pariser Sanscülotismus, die im Stande seien Europa's Ruhe und friedlichen Erwerb noch einmal zu stören." Daran wird eine rührende Lobrede auf Dänemark geknüpft, und auf das "gesetzmäßig sich entfaltende" Belgien. - In der Provinz sind die "guten" Leute bis zu dem Grade gegen die "schlechten" aufgeregt, daß ein Journal der Gironde naiv vorschlägt, Namenslisten der letztern in jedem Ort zu verfertigen und nach Paris zu schicken. "Die Deutschen, schließt es, sind jetzt sehr hitzig, viel zu hitzig geworden; die Umtriebe der Wiener, die dem konstitutionellen Monarchen fast drohend entgegentreten, die Berliner die eine Art Ochlokratie, wir meinen Proletarierherrschaft (!) anstreben, die Badener, die eine dem soliden Zustande unsres Welttheils nur unerwünscht sein könnende Demokratie wollen, das Alles zusammen trägt dazu bei daß Deutschland in diesem Augen keinen angenehmen Eindruck auf das Gemüth (ame!) seiner auf bürgerlichen Verkehr bedachten Nachbaren und Geschäftsfreunde machen kann; möge es unsern sanften Rath befolgen und einlenken," u. s. w. - Die Nationalversammlung findet daß die Zeit zu lang und ihre Arbeit zu kurz ist, und wird Ferien nehmen, wie es heißt. Paris, 7. Aug. (Verspätet.) Der Moniteur bringt diesen Morgen folgendes Dekret: "Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Bruderschaft!" Der mit Ausübung der Staatsgewalt beauftragte Konseilpräsident beschließt: Art. I. Die mittelst Beschlusses vom 28. Juni 1848 ausgesprochene Suspension der Journale: La Revolution, La vraie Republique, L'Organisation du Travail, La Presse, L'Assemblee Nationale, Le Napoleon republicain, Le Journal de la Canaille, Le Pere Duchene, Le Pilori, La Liberte und Le Lampion hört von heute an gerechnet auf. Art. II. Die Siegel, welche kraft obigen Beschlusses auf die Pressen dieser Journale gelegt wurden, sind durch dieselben Beamten zu lösen, welche sie anlegten. Das Druckverbot, so wie alle von den Druckern rücksichtlich des Verbots jener Journale unterzeichneten Verpflichtungen sind als nicht geschehen zu betrachten. Art. III. Dem Polizeipräfekten ist die Ausführung dieses Beschlusses übertragen. Paris, 6. August 1848. (gez.) E. Cavaignac. Vorstehendes Dekret wurde gestern Abend den betreffenden Blättern zugestellt von denen La Presse, L'Assemblee nationale, La Liberte, diesen Morgen bereits erschienen sind. Man vermisst darunter mit Erstaunen Proudhon's Representant du Peuple. Ist denn dieses Blatt der Republik gefährlicher als die anderen? - Die demokratischen Klubs von Bordeaux haben folgende Adresse an die Juni-Insurgenten erlassen: Brüder! Mit einem Gefühl zugleich der Bewunderung und der Trauer haben wir aus der Entfernung dem Kampf beigewohnt, den ihr so eben bestanden habt. Unsere Wünsche, ihr zweifelt nicht daran, waren vollständig für euch; sie beschworen den Triumph der socialen Demokratie herbei und tief war unser Schmerz, als wir sahen, daß der Erfolg euere Anstrengungen nicht krönte. Ja, ihr habt heldenmüthig die Ehre der einzigen Partei in Europa behauptet, die zu kämpfen und für ihre Meinungen zu sterben weiß. Ja, ihr habt diese Ehre noch vergrößert durch einen Riesenkampf, wie er ohne Beispiel in der Geschichte ist. Der Welt habt ihr das unglaubliche Schauspiel gezeigt, von Bürgern, die meist waffenlos während fünf Tagen eine regelmäßig bewaffnete Bürgergarde im Schach hielten und mehr als 100,000 regelmäßige Truppen, die mit einer furchtbaren Artillerie versehen waren und über Zerstörungsmittel aller Art verfügten. Vor diesen Thatsachen wird die Geschichte nur Ein Urtheil fällen: Schmach den Siegern, ewige Ehre den Besiegten! Aber neben diesen Enthusiasmus, womit uns euer Benehmen erfüllt, stellen wir hier den Ausdruck des Kummers, der uns durchdringt, indem wir dem Leichenzug der Opfer der Reaktion folgen. Seid überzeugt, Brüder, daß unser Herz für sie alle Trauer trägt und daß wir nur den einen Wunsch hegen, sie eines Tages rächen zu können. Möge all ihr Blut, vergossen für die Sache des Vaterlandes, zurückfallen auf diese infame Rotte von Verräthern und Royalisten, die man Nationalversammlung nennt; sie sei für immer verflucht und verwünscht; mögen die Namen derer, die sie bilden, an den Pranger der Infamie geschlagen werden und alle Patrioten überzeugt sein, daß nur mehr ein Mittel gegen diese elenden Deputirten anzuzuwenden ist: die Vernichtung. - Das Journal des Debats sagt: Der Marquis Brignole-Sale, sardinischer Gesandter zu Paris und der Marquis A. Ricci wurden am 7. vom General Cavaignac empfangen. Man versichert, daß in dieser Zusammenkunft die sardinischen Gesandten vom Chef der exekutiven Gewalt die unmittelbare Intervention der französischen Armee in Italien offiziell verlangt haben. Auf diese Forderung soll General Cavaignac geantwortet haben, die Regierung habe diese Eventualität vorhergesehen und über diesen Gegenstand mit England Unterhandlungen eröffnet, deren sehr nahes Resultat das Anerbieten einer Vermittlung an die beiden kriegführenden Mächte in Italien sein werde. Man versichert diesen Abend, die Grundlagen dieser Vermittlung seien schon beschlossen zwischen den zwei Kabinetten, und sie seien so abgefaßt, um Europa das Unglück eines allgemeinen Kriegs zu ersparen. (Hierzu eine Beilage.) Der Gerant, Korff. zigte, knebelte und ihnen siedendes Wasser auf's Haupt goß, wofür er auch zum schweren Kerker und zu 50 Stockstreichen verurtheilt wurde. So einen Menschen hat man zum Deputirten gewählt. Ich werde mir diesen Deputirten des konstituirenden Reichstags morgen näher betrachten. Innsbruck, 5. August. Folgendes ist die wörtliche Antwort, die der Kaiser unserer Deputation gab: „Ich freue mich die Herren Abgeordneten des konstituirenden Reichstags bei mir zu empfangen. Stets nur das Beste meiner Staaten wollend, werde ich unter den dargestellten Verhältnissen dem Wunsche Ihrer Kommittenten gerne entsprechen und mich in Ihre Mitte begeben. Trotz meiner noch nicht befestigten Gesundheit gedenke ich meine Rückreise nach Wien ‒ zu meinen getreuen Oestreichern ‒ in durch mein gegenwärtiges Befinden bedingten kleineren Tagreisen am 8. d. M. anzutreten. Den Ausdruck der loyalen Gesinnungen nehme ich mit Wohlgefallen auf.“ (A. Z.) * Wien, 6. Aug. Aus Italien langte gestern Abend die offizielle telegraphische Nachricht hier an, daß sich Karl Albert nach Pavia zurückgezogen. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 1. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Ungarn. * Pesth, 3. Aug.
Die heutige Sitzung der Repäsentantenkammer war höchst interessant; es handelte sich das um das Verhältniß Ungarns zu Deutschland. Ein Deputirter von der ministeriellen Seite schloß seine Rede, in welcher er unter Anderm gesagt: „Deutschland halte ich für die Fackel (!) im Herzen Europa's, Ungarn wird die Rolle des Fackelträgers übernehmen müssen“, mit folgenden Worten: „Ich will das Haus bloß einfach auffordern, daß selbes billigend die bisher in dieser Angelegenheit geschehenen Schritte unseres Ministeriums sich feierlichst für einen auf Grundlage der gegenseitigen Interessen Ungarns und Deutschlands als zweier selbstständiger Reiche zu schließenden Bund erkläre.“ (Beifall und Zuruf.) Graf Teleky (äußere Linke) unterstützt, was der vorige Redner gesagt und fordert die Versammlung auf, gleich wie es in Frankfurt geschehen, ihre Bereitwilligkeit zum Bunde mit Deutschland durch Aufstehen zu erkennen zu geben. (Sämmtliche Deputirte erheben sich von den Sitzen). Er schließt: „Ich erkläre es daher nochmals, daß ich als Ungar, als freier Mensch, als Freund der Civilisation mich darob freue, daß die Morgenröthe der deutschen Freiheit herannaht; und erkläre Alle als Veräther, welche dagegen zu handeln wagten, mögen es Ungarn oder Deutsche sein.“ (Zuruf: Wir auch, wir auch, Beifall!) In einer wahrhaft begeisterten Rede folgt diesem ein anderes Mitglied der äußersten Linken und Nyary, der Chef der Linken beantragt folgendes Amendement: „Die ungarische Nation erklärt ferner, daß, wenn das östr. Ministerium oder die östreich. Regierung gegen die Einheit Deutschlands sich in einen Krieg verwickelte, sie auf Ungarns Hilfe niemals rechnen dürfen.“ (Zuruf. ‒ Beifall.) Die Politik des Ministeriums in Betreff Deutschlands und sämmtliche Amendements werden unter lautem Jubel angenommen. Dänemark. 7 Kopenhagen, 5. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 16 Paris, 8. August. Gestern Nacht zog der Dampfwagen die ersten 800 zur Deportation (wie der heuchlerische Siècle sagt: „Zu milder Transportation“) nach Havre; alte Minizipalgardisten in der neuen Uniform der „republikanischen Garde“ begleiteten sie. Daß die frühern Schergen andere Namen bekommen, die Personen aber dieselbe bleiben, findet Le Commerce ebenso natürlich als heilsam.“ Man riskirte nicht diese Märtyrer der Arbeit in Paris aufsteigen lassen, sondern erst in Antieres, wo der Polizeipräfekt, der Herr Eisenbahndirektor, ein Ingenieur, sogar ein Herr Volksrepräsendant bereitstanden die Opfer unter Bedeckung von Kavalerie und Kanonen in Empfang zu nehmen. Täglich wird denunzirt, und die Gendarmen in Batignolles z. B. laufen Tag und Nacht herum, die Taschen voll Mandate. Ich sprach einen dieser Gendarmen, und es wäre kein Wunder würden auch unter diesem Korps Verhaftungen geschehen, wie unter den Polizisten von Paris. ‒ Viele Gefangene sind durch die Kerkerpein verrückt geworden und im Irrenhause. Der „Corsaire“ macht die zarte Bemerkung: sie verstellten sich. Er hält bereits die Arrestation L. Blancs und Caussidiéres für bald bevorstehend. ‒ Alexander Dumas der Hofnarr des Herzogs Montpensier und ehemaliger Marquis de la Patlleterie predigt in einem wohlbezahlten Artikel das Lob des Herrn Thiers in Victor Hugo's Zeitung „L'Evenement“, worin er so gütig ist Proudhon's System in 150 Jahren für realisirbar zu erklären. Ernsthafter ist seine Prophezeiung, die nächste Repräsentanten-Kammer werde noch weit weniger Republikaner de la veille erhalten als die jetzige. Diese zwei reactionären Bühnendichter rufen im Feuilleton: 1789 war die Revolution des Geistes, wie schlimm wenn man sagen müßte, die von 1848 war die des Magens; der Expair und der Exmarquis haben allerdings bisher nur an überfülltem Magen gelitten, bemerkt La Republique, und als Gegenstück zu diesem „parfümirten Moder“ berichtet sie wieder mehrere Heldenzüge der unbezähmbaren Gefangnen, wie z. B. die denkwürdige, echt spartanische Antwort eines derselben auf die schmunzelnde Frage des Inquisionsrichters: wieviel Patronen er verschossen und ob er wirklich meine mit jeder getroffen zu haben? „Ich hatte acht Patronen, rief er, und kann freudig betheuern daß sieben sieben Feinde niederstreckten; von der letzten weiß ichs leider nicht genau, dann da haben meine Nebenmänner zugleich auf denselben gefeuert, aber gefallen ist er.“ Diese Antwort ist historisch genau, sie ward mir auch von einem Ohrenzeugen erzählt. ‒ Ein Bursche von 14 Jahren, dem die Mobilen fast alle Haare ausgerauft und die Zähne eingeschlagen hatten, sagte dem Inquisitor: „ich kann nicht geläufig reden, nehmen Sie meinen Fluch anstatt aller weitern Antworten.“ Sehr häufig begnügten sie sich auf jede Frage zu erwiedern: „Gebt uns Brod oder Blei.“ Ein Weib antwortete höhnisch lachend: „ich bin aus Rouen wo das Bauermädchen Jeanne d'Arc von den englischen Lords und Pfaffen lebendig verbrannt ward; die französischen Bourgeois sind heute lauter Engländer geworden, aber die Rolle wird sich bald umkehren, meine Töchter und Schwestern werden Euch den Scheiterhaufen und nicht länger das Kamin anzünden. Ich habe zwei verrätherische Mobilen, zwei Neffen, mit eigener Hand erschlagen; es lebe das Volk!“ ‒ Mehrere Proletarierinnen, angeklagt an einem Mobilen, der vorher sich der gräulichsten Ausschweifungen gegen gefangene Frauen schuldig gemacht, die summarische Strafoperation des Abälard vollstreckt zu haben, antworteten kalt: „Wir rächten die Ehre unsres Proletariats, vivent les femmes du peuple!“ Ein hinkender Greis hatte 24 Stunden lang Kugeln gegossen; der Inquisitor wollte ihn gern losgeben und sprach ihm vom ewigen Leben: „Ha, ich danke für Ihre Predigt,“ rief der Alte, „schade daß keine meiner Pillen in Ihren Mund geflogen ist; vivat Barbes und Raspail der Arzt der Proletarier!“ Diese und ähnliche lakonische Züge kursiren unter dem Volke; wenn ein Bourgeois sie hört, spuckt er aus und ächzt: oh mon Dieu! cette canaille! ‒ Die Kanaille hat, wie man versichert, im ganzen Lande beschlossen nicht mehr zu votiren um das Ding schneller zum Bruch zu treiben; darüber großes Lamento im National, der noch immer den Unterschied zwischen Volk und Bourgeoisie zu leugnen wagt. ‒ La Reforme und Peuple constituant werden dieser Tage die Reihe der Preßprozesse eröffnen; La Presse ist wieder erschienen, ganz im alten Marktschreierstyl. Le Siècle und Konstitutionnel lächeln süß nach Potsdam hinüber „wo ein hohes erleuchtetes Ministerium das Beste der Polen wolle und durch ihren schwarzen Undank herbe Kränkung, ja Verleumdung erfahren habe“; nebenbei ein grimmiger Seitenblick auf die Berliner Nachahmer des pariser Sanscülotismus, die im Stande seien Europa's Ruhe und friedlichen Erwerb noch einmal zu stören.“ Daran wird eine rührende Lobrede auf Dänemark geknüpft, und auf das „gesetzmäßig sich entfaltende“ Belgien. ‒ In der Provinz sind die „guten“ Leute bis zu dem Grade gegen die „schlechten“ aufgeregt, daß ein Journal der Gironde naiv vorschlägt, Namenslisten der letztern in jedem Ort zu verfertigen und nach Paris zu schicken. „Die Deutschen, schließt es, sind jetzt sehr hitzig, viel zu hitzig geworden; die Umtriebe der Wiener, die dem konstitutionellen Monarchen fast drohend entgegentreten, die Berliner die eine Art Ochlokratie, wir meinen Proletarierherrschaft (!) anstreben, die Badener, die eine dem soliden Zustande unsres Welttheils nur unerwünscht sein könnende Demokratie wollen, das Alles zusammen trägt dazu bei daß Deutschland in diesem Augen keinen angenehmen Eindruck auf das Gemüth (ame!) seiner auf bürgerlichen Verkehr bedachten Nachbaren und Geschäftsfreunde machen kann; möge es unsern sanften Rath befolgen und einlenken,“ u. s. w. ‒ Die Nationalversammlung findet daß die Zeit zu lang und ihre Arbeit zu kurz ist, und wird Ferien nehmen, wie es heißt. Paris, 7. Aug. (Verspätet.) Der Moniteur bringt diesen Morgen folgendes Dekret: „Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Bruderschaft!“ Der mit Ausübung der Staatsgewalt beauftragte Konseilpräsident beschließt: Art. I. Die mittelst Beschlusses vom 28. Juni 1848 ausgesprochene Suspension der Journale: La Revolution, La vraie Republique, L'Organisation du Travail, La Presse, L'Assemblee Nationale, Le Napoleon republicain, Le Journal de la Canaille, Le Pére Duchène, Le Pilori, La Liberté und Le Lampion hört von heute an gerechnet auf. Art. II. Die Siegel, welche kraft obigen Beschlusses auf die Pressen dieser Journale gelegt wurden, sind durch dieselben Beamten zu lösen, welche sie anlegten. Das Druckverbot, so wie alle von den Druckern rücksichtlich des Verbots jener Journale unterzeichneten Verpflichtungen sind als nicht geschehen zu betrachten. Art. III. Dem Polizeipräfekten ist die Ausführung dieses Beschlusses übertragen. Paris, 6. August 1848. (gez.) E. Cavaignac. Vorstehendes Dekret wurde gestern Abend den betreffenden Blättern zugestellt von denen La Presse, L'Assemblée nationale, La Liberté, diesen Morgen bereits erschienen sind. Man vermisst darunter mit Erstaunen Proudhon's Représentant du Peuple. Ist denn dieses Blatt der Republik gefährlicher als die anderen? ‒ Die demokratischen Klubs von Bordeaux haben folgende Adresse an die Juni-Insurgenten erlassen: Brüder! Mit einem Gefühl zugleich der Bewunderung und der Trauer haben wir aus der Entfernung dem Kampf beigewohnt, den ihr so eben bestanden habt. Unsere Wünsche, ihr zweifelt nicht daran, waren vollständig für euch; sie beschworen den Triumph der socialen Demokratie herbei und tief war unser Schmerz, als wir sahen, daß der Erfolg euere Anstrengungen nicht krönte. Ja, ihr habt heldenmüthig die Ehre der einzigen Partei in Europa behauptet, die zu kämpfen und für ihre Meinungen zu sterben weiß. Ja, ihr habt diese Ehre noch vergrößert durch einen Riesenkampf, wie er ohne Beispiel in der Geschichte ist. Der Welt habt ihr das unglaubliche Schauspiel gezeigt, von Bürgern, die meist waffenlos während fünf Tagen eine regelmäßig bewaffnete Bürgergarde im Schach hielten und mehr als 100,000 regelmäßige Truppen, die mit einer furchtbaren Artillerie versehen waren und über Zerstörungsmittel aller Art verfügten. Vor diesen Thatsachen wird die Geschichte nur Ein Urtheil fällen: Schmach den Siegern, ewige Ehre den Besiegten! Aber neben diesen Enthusiasmus, womit uns euer Benehmen erfüllt, stellen wir hier den Ausdruck des Kummers, der uns durchdringt, indem wir dem Leichenzug der Opfer der Reaktion folgen. Seid überzeugt, Brüder, daß unser Herz für sie alle Trauer trägt und daß wir nur den einen Wunsch hegen, sie eines Tages rächen zu können. Möge all ihr Blut, vergossen für die Sache des Vaterlandes, zurückfallen auf diese infame Rotte von Verräthern und Royalisten, die man Nationalversammlung nennt; sie sei für immer verflucht und verwünscht; mögen die Namen derer, die sie bilden, an den Pranger der Infamie geschlagen werden und alle Patrioten überzeugt sein, daß nur mehr ein Mittel gegen diese elenden Deputirten anzuzuwenden ist: die Vernichtung. ‒ Das Journal des Debats sagt: Der Marquis Brignole-Sale, sardinischer Gesandter zu Paris und der Marquis A. Ricci wurden am 7. vom General Cavaignac empfangen. Man versichert, daß in dieser Zusammenkunft die sardinischen Gesandten vom Chef der exekutiven Gewalt die unmittelbare Intervention der französischen Armee in Italien offiziell verlangt haben. Auf diese Forderung soll General Cavaignac geantwortet haben, die Regierung habe diese Eventualität vorhergesehen und über diesen Gegenstand mit England Unterhandlungen eröffnet, deren sehr nahes Resultat das Anerbieten einer Vermittlung an die beiden kriegführenden Mächte in Italien sein werde. Man versichert diesen Abend, die Grundlagen dieser Vermittlung seien schon beschlossen zwischen den zwei Kabinetten, und sie seien so abgefaßt, um Europa das Unglück eines allgemeinen Kriegs zu ersparen. (Hierzu eine Beilage.) Der Gerant, Korff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar072_014" type="jArticle"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0004" n="0366"/> zigte, knebelte und ihnen siedendes Wasser auf's Haupt goß, wofür er auch zum schweren Kerker und zu 50 Stockstreichen verurtheilt wurde. 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Die Politik des Ministeriums in Betreff Deutschlands und sämmtliche Amendements werden unter lautem Jubel angenommen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Dänemark.</head> <div xml:id="ar072_021_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Geschichte des Waffenstillstandes. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 571.</bibl> </note> <head><bibl><author>7</author></bibl> Kopenhagen, 5. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar072_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>16</author></bibl> Paris, 8. August.</head> <p>Gestern <hi rendition="#g">Nacht</hi> zog der Dampfwagen die ersten 800 zur Deportation (wie der heuchlerische Siècle sagt: „Zu milder Transportation“) nach Havre; alte Minizipalgardisten in der neuen Uniform der „republikanischen Garde“ begleiteten sie. Daß die frühern Schergen andere Namen bekommen, die Personen aber dieselbe bleiben, findet Le Commerce ebenso natürlich als heilsam.“ Man riskirte nicht diese Märtyrer der Arbeit in Paris aufsteigen lassen, sondern erst in Antieres, wo der Polizeipräfekt, der Herr Eisenbahndirektor, ein Ingenieur, sogar ein Herr Volksrepräsendant bereitstanden die Opfer unter Bedeckung von Kavalerie und Kanonen in Empfang zu nehmen. Täglich wird denunzirt, und die Gendarmen in Batignolles z. B. laufen Tag und Nacht herum, die Taschen voll Mandate. Ich sprach einen dieser Gendarmen, und es wäre kein Wunder würden auch unter diesem Korps Verhaftungen geschehen, wie unter den Polizisten von Paris. ‒ Viele Gefangene sind durch die Kerkerpein verrückt geworden und im Irrenhause. Der „Corsaire“ macht die zarte Bemerkung: sie verstellten sich. Er hält bereits die Arrestation L. Blancs und Caussidiéres für bald bevorstehend. ‒ <hi rendition="#g">Alexander Dumas</hi> der Hofnarr des Herzogs Montpensier und ehemaliger Marquis de la Patlleterie predigt in einem wohlbezahlten Artikel das Lob des Herrn Thiers in <hi rendition="#g">Victor Hugo's</hi> Zeitung „L'Evenement“, worin er so gütig ist Proudhon's System in 150 Jahren für realisirbar zu erklären. Ernsthafter ist seine Prophezeiung, die nächste Repräsentanten-Kammer werde noch weit weniger Republikaner de la veille erhalten als die jetzige. Diese zwei reactionären Bühnendichter rufen im Feuilleton: 1789 war die Revolution des Geistes, wie schlimm wenn man sagen müßte, die von 1848 war die des Magens; der Expair und der Exmarquis haben allerdings bisher nur an überfülltem Magen gelitten, bemerkt La Republique, und als Gegenstück zu diesem „parfümirten Moder“ berichtet sie wieder mehrere Heldenzüge der unbezähmbaren Gefangnen, wie z. B. die denkwürdige, echt spartanische Antwort eines derselben auf die schmunzelnde Frage des Inquisionsrichters: wieviel Patronen er verschossen und ob er wirklich meine mit <hi rendition="#g">jeder</hi> getroffen zu haben? „Ich hatte <hi rendition="#g">acht</hi> Patronen, rief er, und kann freudig betheuern daß <hi rendition="#g">sieben</hi> sieben Feinde niederstreckten; von der letzten weiß ichs leider nicht genau, dann da haben meine Nebenmänner zugleich auf denselben gefeuert, aber gefallen ist er.“ Diese Antwort ist historisch genau, sie ward mir auch von einem Ohrenzeugen erzählt. ‒ Ein Bursche von 14 Jahren, dem die Mobilen fast alle Haare ausgerauft und die Zähne eingeschlagen hatten, sagte dem Inquisitor: „ich kann nicht geläufig reden, nehmen Sie meinen Fluch anstatt aller weitern Antworten.“ Sehr häufig begnügten sie sich auf jede Frage zu erwiedern: „Gebt uns Brod oder Blei.“ Ein Weib antwortete höhnisch lachend: „ich bin aus Rouen wo das Bauermädchen Jeanne d'Arc von den englischen Lords und Pfaffen lebendig verbrannt ward; die französischen Bourgeois sind heute lauter Engländer geworden, aber die Rolle wird sich bald umkehren, meine Töchter und Schwestern werden Euch den Scheiterhaufen und nicht länger das Kamin anzünden. Ich habe zwei verrätherische Mobilen, zwei Neffen, mit eigener Hand erschlagen; es lebe das Volk!“ ‒ Mehrere Proletarierinnen, angeklagt an einem Mobilen, der vorher sich der gräulichsten Ausschweifungen gegen gefangene Frauen schuldig gemacht, die summarische Strafoperation des Abälard vollstreckt zu haben, antworteten kalt: „Wir rächten die Ehre unsres Proletariats, vivent les femmes du peuple!“ Ein hinkender Greis hatte 24 Stunden lang Kugeln gegossen; der Inquisitor wollte ihn gern losgeben und sprach ihm vom ewigen Leben: „Ha, ich danke für Ihre Predigt,“ rief der Alte, „schade daß keine meiner Pillen in Ihren Mund geflogen ist; vivat Barbes und Raspail der Arzt der Proletarier!“ Diese und ähnliche lakonische Züge kursiren unter dem Volke; wenn ein Bourgeois sie hört, spuckt er aus und ächzt: oh mon Dieu! cette canaille! ‒ Die Kanaille hat, wie man versichert, im ganzen Lande beschlossen nicht mehr zu votiren um das Ding schneller zum Bruch zu treiben; darüber großes Lamento im National, der noch immer den Unterschied zwischen Volk und Bourgeoisie zu leugnen wagt. ‒ La Reforme und Peuple constituant werden dieser Tage die Reihe der Preßprozesse eröffnen; La Presse ist wieder erschienen, ganz im alten Marktschreierstyl. Le Siècle und Konstitutionnel lächeln süß nach Potsdam hinüber „wo ein hohes erleuchtetes Ministerium das Beste der Polen wolle und durch ihren schwarzen Undank herbe Kränkung, ja Verleumdung erfahren habe“; nebenbei ein grimmiger Seitenblick auf die Berliner Nachahmer des pariser Sanscülotismus, die im Stande seien Europa's Ruhe und friedlichen Erwerb noch einmal zu stören.“ Daran wird eine rührende Lobrede auf Dänemark geknüpft, und auf das „gesetzmäßig sich entfaltende“ Belgien. ‒ In der Provinz sind die „guten“ Leute bis zu dem Grade gegen die „schlechten“ aufgeregt, daß ein Journal der Gironde naiv vorschlägt, Namenslisten der letztern in jedem Ort zu verfertigen und nach Paris zu schicken. „Die Deutschen, schließt es, sind jetzt sehr hitzig, viel zu hitzig geworden; die Umtriebe der Wiener, die dem konstitutionellen Monarchen fast drohend entgegentreten, die Berliner die eine Art Ochlokratie, wir meinen Proletarierherrschaft (!) anstreben, die Badener, die eine dem <hi rendition="#g">soliden Zustande</hi> unsres Welttheils nur unerwünscht sein könnende Demokratie wollen, das Alles zusammen trägt dazu bei daß Deutschland in diesem Augen keinen angenehmen Eindruck auf das Gemüth (ame!) seiner auf bürgerlichen Verkehr bedachten Nachbaren und Geschäftsfreunde machen kann; möge es unsern sanften Rath befolgen und einlenken,“ u. s. w. ‒ Die Nationalversammlung findet daß die Zeit zu lang und ihre Arbeit zu kurz ist, und wird Ferien nehmen, wie es heißt.</p> </div> <div xml:id="ar072_023" type="jArticle"> <head>Paris, 7. Aug.</head> <p>(Verspätet.) Der Moniteur bringt diesen Morgen folgendes Dekret:</p> <p>„Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Bruderschaft!“</p> <p>Der mit Ausübung der Staatsgewalt beauftragte Konseilpräsident beschließt:</p> <p>Art. I. Die mittelst Beschlusses vom 28. Juni 1848 ausgesprochene Suspension der Journale: La Revolution, La vraie Republique, L'Organisation du Travail, La Presse, L'Assemblee Nationale, Le Napoleon republicain, Le Journal de la Canaille, Le Pére Duchène, Le Pilori, La Liberté und Le Lampion hört von heute an gerechnet auf.</p> <p>Art. II. Die Siegel, welche kraft obigen Beschlusses auf die Pressen dieser Journale gelegt wurden, sind durch dieselben Beamten zu lösen, welche sie anlegten.</p> <p>Das Druckverbot, so wie alle von den Druckern rücksichtlich des Verbots jener Journale unterzeichneten Verpflichtungen sind als nicht geschehen zu betrachten.</p> <p>Art. III. Dem Polizeipräfekten ist die Ausführung dieses Beschlusses übertragen.</p> <p>Paris, 6. August 1848.</p> <p>(gez.) <hi rendition="#g">E. Cavaignac.</hi> </p> <p>Vorstehendes Dekret wurde gestern Abend den betreffenden Blättern zugestellt von denen La Presse, L'Assemblée nationale, La Liberté, diesen Morgen bereits erschienen sind. Man vermisst darunter mit Erstaunen Proudhon's <hi rendition="#g">Représentant du Peuple.</hi> Ist denn dieses Blatt der Republik gefährlicher als die anderen?</p> <p>‒ Die demokratischen Klubs von Bordeaux haben folgende Adresse an die Juni-Insurgenten erlassen:</p> <p>Brüder!</p> <p>Mit einem Gefühl zugleich der Bewunderung und der Trauer haben wir aus der Entfernung dem Kampf beigewohnt, den ihr so eben bestanden habt. Unsere Wünsche, ihr zweifelt nicht daran, waren vollständig für euch; sie beschworen den Triumph der socialen Demokratie herbei und tief war unser Schmerz, als wir sahen, daß der Erfolg euere Anstrengungen nicht krönte. Ja, ihr habt heldenmüthig die Ehre der einzigen Partei in Europa behauptet, die zu kämpfen und für ihre Meinungen zu sterben weiß. Ja, ihr habt diese Ehre noch vergrößert durch einen Riesenkampf, wie er ohne Beispiel in der Geschichte ist. Der Welt habt ihr das unglaubliche Schauspiel gezeigt, von Bürgern, die meist waffenlos während fünf Tagen eine regelmäßig bewaffnete Bürgergarde im Schach hielten und mehr als 100,000 regelmäßige Truppen, die mit einer furchtbaren Artillerie versehen waren und über Zerstörungsmittel aller Art verfügten. Vor diesen Thatsachen wird die Geschichte nur Ein Urtheil fällen: Schmach den Siegern, ewige Ehre den Besiegten! Aber neben diesen Enthusiasmus, womit uns euer Benehmen erfüllt, stellen wir hier den Ausdruck des Kummers, der uns durchdringt, indem wir dem Leichenzug der Opfer der Reaktion folgen. Seid überzeugt, Brüder, daß unser Herz für sie alle Trauer trägt und daß wir nur den einen Wunsch hegen, sie eines Tages rächen zu können. Möge all ihr Blut, vergossen für die Sache des Vaterlandes, zurückfallen auf diese infame Rotte von Verräthern und Royalisten, die man Nationalversammlung nennt; sie sei für immer verflucht und verwünscht; mögen die Namen derer, die sie bilden, an den Pranger der Infamie geschlagen werden und alle Patrioten überzeugt sein, daß nur mehr ein Mittel gegen diese elenden Deputirten anzuzuwenden ist: <hi rendition="#g">die Vernichtung.</hi> </p> <p>‒ Das Journal des Debats sagt: Der Marquis Brignole-Sale, sardinischer Gesandter zu Paris und der Marquis A. Ricci wurden am 7. vom General Cavaignac empfangen. Man versichert, daß in dieser Zusammenkunft die sardinischen Gesandten vom Chef der exekutiven Gewalt die unmittelbare Intervention der französischen Armee in Italien offiziell verlangt haben. Auf diese Forderung soll General Cavaignac geantwortet haben, die Regierung habe diese Eventualität vorhergesehen und über diesen Gegenstand mit England Unterhandlungen eröffnet, deren sehr nahes Resultat das Anerbieten einer Vermittlung an die beiden kriegführenden Mächte in Italien sein werde. Man versichert diesen Abend, die Grundlagen dieser Vermittlung seien schon beschlossen zwischen den zwei Kabinetten, und sie seien so abgefaßt, um Europa das Unglück eines allgemeinen Kriegs zu ersparen.</p> <p> <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref> </p> </div> </div> <div type="imprint"> <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/> Druck von <hi rendition="#g">W. Clouth,</hi> St. Agatha Nro. 12.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0366/0004]
zigte, knebelte und ihnen siedendes Wasser auf's Haupt goß, wofür er auch zum schweren Kerker und zu 50 Stockstreichen verurtheilt wurde. So einen Menschen hat man zum Deputirten gewählt. Ich werde mir diesen Deputirten des konstituirenden Reichstags morgen näher betrachten.
Innsbruck, 5. August. Folgendes ist die wörtliche Antwort, die der Kaiser unserer Deputation gab: „Ich freue mich die Herren Abgeordneten des konstituirenden Reichstags bei mir zu empfangen. Stets nur das Beste meiner Staaten wollend, werde ich unter den dargestellten Verhältnissen dem Wunsche Ihrer Kommittenten gerne entsprechen und mich in Ihre Mitte begeben. Trotz meiner noch nicht befestigten Gesundheit gedenke ich meine Rückreise nach Wien ‒ zu meinen getreuen Oestreichern ‒ in durch mein gegenwärtiges Befinden bedingten kleineren Tagreisen am 8. d. M. anzutreten. Den Ausdruck der loyalen Gesinnungen nehme ich mit Wohlgefallen auf.“
(A. Z.) * Wien, 6. Aug. Aus Italien langte gestern Abend die offizielle telegraphische Nachricht hier an, daß sich Karl Albert nach Pavia zurückgezogen.
Italien. * _ Bern, 7. Aug. _ * Florenz, 1. August. _ Ungarn. * Pesth, 3. Aug. Die heutige Sitzung der Repäsentantenkammer war höchst interessant; es handelte sich das um das Verhältniß Ungarns zu Deutschland. Ein Deputirter von der ministeriellen Seite schloß seine Rede, in welcher er unter Anderm gesagt: „Deutschland halte ich für die Fackel (!) im Herzen Europa's, Ungarn wird die Rolle des Fackelträgers übernehmen müssen“, mit folgenden Worten:
„Ich will das Haus bloß einfach auffordern, daß selbes billigend die bisher in dieser Angelegenheit geschehenen Schritte unseres Ministeriums sich feierlichst für einen auf Grundlage der gegenseitigen Interessen Ungarns und Deutschlands als zweier selbstständiger Reiche zu schließenden Bund erkläre.“ (Beifall und Zuruf.)
Graf Teleky (äußere Linke) unterstützt, was der vorige Redner gesagt und fordert die Versammlung auf, gleich wie es in Frankfurt geschehen, ihre Bereitwilligkeit zum Bunde mit Deutschland durch Aufstehen zu erkennen zu geben. (Sämmtliche Deputirte erheben sich von den Sitzen). Er schließt: „Ich erkläre es daher nochmals, daß ich als Ungar, als freier Mensch, als Freund der Civilisation mich darob freue, daß die Morgenröthe der deutschen Freiheit herannaht; und erkläre Alle als Veräther, welche dagegen zu handeln wagten, mögen es Ungarn oder Deutsche sein.“ (Zuruf: Wir auch, wir auch, Beifall!) In einer wahrhaft begeisterten Rede folgt diesem ein anderes Mitglied der äußersten Linken und Nyary, der Chef der Linken beantragt folgendes Amendement: „Die ungarische Nation erklärt ferner, daß, wenn das östr. Ministerium oder die östreich. Regierung gegen die Einheit Deutschlands sich in einen Krieg verwickelte, sie auf Ungarns Hilfe niemals rechnen dürfen.“ (Zuruf. ‒ Beifall.) Die Politik des Ministeriums in Betreff Deutschlands und sämmtliche Amendements werden unter lautem Jubel angenommen.
Dänemark. 7 Kopenhagen, 5. August. _ Französische Republik. 16 Paris, 8. August. Gestern Nacht zog der Dampfwagen die ersten 800 zur Deportation (wie der heuchlerische Siècle sagt: „Zu milder Transportation“) nach Havre; alte Minizipalgardisten in der neuen Uniform der „republikanischen Garde“ begleiteten sie. Daß die frühern Schergen andere Namen bekommen, die Personen aber dieselbe bleiben, findet Le Commerce ebenso natürlich als heilsam.“ Man riskirte nicht diese Märtyrer der Arbeit in Paris aufsteigen lassen, sondern erst in Antieres, wo der Polizeipräfekt, der Herr Eisenbahndirektor, ein Ingenieur, sogar ein Herr Volksrepräsendant bereitstanden die Opfer unter Bedeckung von Kavalerie und Kanonen in Empfang zu nehmen. Täglich wird denunzirt, und die Gendarmen in Batignolles z. B. laufen Tag und Nacht herum, die Taschen voll Mandate. Ich sprach einen dieser Gendarmen, und es wäre kein Wunder würden auch unter diesem Korps Verhaftungen geschehen, wie unter den Polizisten von Paris. ‒ Viele Gefangene sind durch die Kerkerpein verrückt geworden und im Irrenhause. Der „Corsaire“ macht die zarte Bemerkung: sie verstellten sich. Er hält bereits die Arrestation L. Blancs und Caussidiéres für bald bevorstehend. ‒ Alexander Dumas der Hofnarr des Herzogs Montpensier und ehemaliger Marquis de la Patlleterie predigt in einem wohlbezahlten Artikel das Lob des Herrn Thiers in Victor Hugo's Zeitung „L'Evenement“, worin er so gütig ist Proudhon's System in 150 Jahren für realisirbar zu erklären. Ernsthafter ist seine Prophezeiung, die nächste Repräsentanten-Kammer werde noch weit weniger Republikaner de la veille erhalten als die jetzige. Diese zwei reactionären Bühnendichter rufen im Feuilleton: 1789 war die Revolution des Geistes, wie schlimm wenn man sagen müßte, die von 1848 war die des Magens; der Expair und der Exmarquis haben allerdings bisher nur an überfülltem Magen gelitten, bemerkt La Republique, und als Gegenstück zu diesem „parfümirten Moder“ berichtet sie wieder mehrere Heldenzüge der unbezähmbaren Gefangnen, wie z. B. die denkwürdige, echt spartanische Antwort eines derselben auf die schmunzelnde Frage des Inquisionsrichters: wieviel Patronen er verschossen und ob er wirklich meine mit jeder getroffen zu haben? „Ich hatte acht Patronen, rief er, und kann freudig betheuern daß sieben sieben Feinde niederstreckten; von der letzten weiß ichs leider nicht genau, dann da haben meine Nebenmänner zugleich auf denselben gefeuert, aber gefallen ist er.“ Diese Antwort ist historisch genau, sie ward mir auch von einem Ohrenzeugen erzählt. ‒ Ein Bursche von 14 Jahren, dem die Mobilen fast alle Haare ausgerauft und die Zähne eingeschlagen hatten, sagte dem Inquisitor: „ich kann nicht geläufig reden, nehmen Sie meinen Fluch anstatt aller weitern Antworten.“ Sehr häufig begnügten sie sich auf jede Frage zu erwiedern: „Gebt uns Brod oder Blei.“ Ein Weib antwortete höhnisch lachend: „ich bin aus Rouen wo das Bauermädchen Jeanne d'Arc von den englischen Lords und Pfaffen lebendig verbrannt ward; die französischen Bourgeois sind heute lauter Engländer geworden, aber die Rolle wird sich bald umkehren, meine Töchter und Schwestern werden Euch den Scheiterhaufen und nicht länger das Kamin anzünden. Ich habe zwei verrätherische Mobilen, zwei Neffen, mit eigener Hand erschlagen; es lebe das Volk!“ ‒ Mehrere Proletarierinnen, angeklagt an einem Mobilen, der vorher sich der gräulichsten Ausschweifungen gegen gefangene Frauen schuldig gemacht, die summarische Strafoperation des Abälard vollstreckt zu haben, antworteten kalt: „Wir rächten die Ehre unsres Proletariats, vivent les femmes du peuple!“ Ein hinkender Greis hatte 24 Stunden lang Kugeln gegossen; der Inquisitor wollte ihn gern losgeben und sprach ihm vom ewigen Leben: „Ha, ich danke für Ihre Predigt,“ rief der Alte, „schade daß keine meiner Pillen in Ihren Mund geflogen ist; vivat Barbes und Raspail der Arzt der Proletarier!“ Diese und ähnliche lakonische Züge kursiren unter dem Volke; wenn ein Bourgeois sie hört, spuckt er aus und ächzt: oh mon Dieu! cette canaille! ‒ Die Kanaille hat, wie man versichert, im ganzen Lande beschlossen nicht mehr zu votiren um das Ding schneller zum Bruch zu treiben; darüber großes Lamento im National, der noch immer den Unterschied zwischen Volk und Bourgeoisie zu leugnen wagt. ‒ La Reforme und Peuple constituant werden dieser Tage die Reihe der Preßprozesse eröffnen; La Presse ist wieder erschienen, ganz im alten Marktschreierstyl. Le Siècle und Konstitutionnel lächeln süß nach Potsdam hinüber „wo ein hohes erleuchtetes Ministerium das Beste der Polen wolle und durch ihren schwarzen Undank herbe Kränkung, ja Verleumdung erfahren habe“; nebenbei ein grimmiger Seitenblick auf die Berliner Nachahmer des pariser Sanscülotismus, die im Stande seien Europa's Ruhe und friedlichen Erwerb noch einmal zu stören.“ Daran wird eine rührende Lobrede auf Dänemark geknüpft, und auf das „gesetzmäßig sich entfaltende“ Belgien. ‒ In der Provinz sind die „guten“ Leute bis zu dem Grade gegen die „schlechten“ aufgeregt, daß ein Journal der Gironde naiv vorschlägt, Namenslisten der letztern in jedem Ort zu verfertigen und nach Paris zu schicken. „Die Deutschen, schließt es, sind jetzt sehr hitzig, viel zu hitzig geworden; die Umtriebe der Wiener, die dem konstitutionellen Monarchen fast drohend entgegentreten, die Berliner die eine Art Ochlokratie, wir meinen Proletarierherrschaft (!) anstreben, die Badener, die eine dem soliden Zustande unsres Welttheils nur unerwünscht sein könnende Demokratie wollen, das Alles zusammen trägt dazu bei daß Deutschland in diesem Augen keinen angenehmen Eindruck auf das Gemüth (ame!) seiner auf bürgerlichen Verkehr bedachten Nachbaren und Geschäftsfreunde machen kann; möge es unsern sanften Rath befolgen und einlenken,“ u. s. w. ‒ Die Nationalversammlung findet daß die Zeit zu lang und ihre Arbeit zu kurz ist, und wird Ferien nehmen, wie es heißt.
Paris, 7. Aug. (Verspätet.) Der Moniteur bringt diesen Morgen folgendes Dekret:
„Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Bruderschaft!“
Der mit Ausübung der Staatsgewalt beauftragte Konseilpräsident beschließt:
Art. I. Die mittelst Beschlusses vom 28. Juni 1848 ausgesprochene Suspension der Journale: La Revolution, La vraie Republique, L'Organisation du Travail, La Presse, L'Assemblee Nationale, Le Napoleon republicain, Le Journal de la Canaille, Le Pére Duchène, Le Pilori, La Liberté und Le Lampion hört von heute an gerechnet auf.
Art. II. Die Siegel, welche kraft obigen Beschlusses auf die Pressen dieser Journale gelegt wurden, sind durch dieselben Beamten zu lösen, welche sie anlegten.
Das Druckverbot, so wie alle von den Druckern rücksichtlich des Verbots jener Journale unterzeichneten Verpflichtungen sind als nicht geschehen zu betrachten.
Art. III. Dem Polizeipräfekten ist die Ausführung dieses Beschlusses übertragen.
Paris, 6. August 1848.
(gez.) E. Cavaignac.
Vorstehendes Dekret wurde gestern Abend den betreffenden Blättern zugestellt von denen La Presse, L'Assemblée nationale, La Liberté, diesen Morgen bereits erschienen sind. Man vermisst darunter mit Erstaunen Proudhon's Représentant du Peuple. Ist denn dieses Blatt der Republik gefährlicher als die anderen?
‒ Die demokratischen Klubs von Bordeaux haben folgende Adresse an die Juni-Insurgenten erlassen:
Brüder!
Mit einem Gefühl zugleich der Bewunderung und der Trauer haben wir aus der Entfernung dem Kampf beigewohnt, den ihr so eben bestanden habt. Unsere Wünsche, ihr zweifelt nicht daran, waren vollständig für euch; sie beschworen den Triumph der socialen Demokratie herbei und tief war unser Schmerz, als wir sahen, daß der Erfolg euere Anstrengungen nicht krönte. Ja, ihr habt heldenmüthig die Ehre der einzigen Partei in Europa behauptet, die zu kämpfen und für ihre Meinungen zu sterben weiß. Ja, ihr habt diese Ehre noch vergrößert durch einen Riesenkampf, wie er ohne Beispiel in der Geschichte ist. Der Welt habt ihr das unglaubliche Schauspiel gezeigt, von Bürgern, die meist waffenlos während fünf Tagen eine regelmäßig bewaffnete Bürgergarde im Schach hielten und mehr als 100,000 regelmäßige Truppen, die mit einer furchtbaren Artillerie versehen waren und über Zerstörungsmittel aller Art verfügten. Vor diesen Thatsachen wird die Geschichte nur Ein Urtheil fällen: Schmach den Siegern, ewige Ehre den Besiegten! Aber neben diesen Enthusiasmus, womit uns euer Benehmen erfüllt, stellen wir hier den Ausdruck des Kummers, der uns durchdringt, indem wir dem Leichenzug der Opfer der Reaktion folgen. Seid überzeugt, Brüder, daß unser Herz für sie alle Trauer trägt und daß wir nur den einen Wunsch hegen, sie eines Tages rächen zu können. Möge all ihr Blut, vergossen für die Sache des Vaterlandes, zurückfallen auf diese infame Rotte von Verräthern und Royalisten, die man Nationalversammlung nennt; sie sei für immer verflucht und verwünscht; mögen die Namen derer, die sie bilden, an den Pranger der Infamie geschlagen werden und alle Patrioten überzeugt sein, daß nur mehr ein Mittel gegen diese elenden Deputirten anzuzuwenden ist: die Vernichtung.
‒ Das Journal des Debats sagt: Der Marquis Brignole-Sale, sardinischer Gesandter zu Paris und der Marquis A. Ricci wurden am 7. vom General Cavaignac empfangen. Man versichert, daß in dieser Zusammenkunft die sardinischen Gesandten vom Chef der exekutiven Gewalt die unmittelbare Intervention der französischen Armee in Italien offiziell verlangt haben. Auf diese Forderung soll General Cavaignac geantwortet haben, die Regierung habe diese Eventualität vorhergesehen und über diesen Gegenstand mit England Unterhandlungen eröffnet, deren sehr nahes Resultat das Anerbieten einer Vermittlung an die beiden kriegführenden Mächte in Italien sein werde. Man versichert diesen Abend, die Grundlagen dieser Vermittlung seien schon beschlossen zwischen den zwei Kabinetten, und sie seien so abgefaßt, um Europa das Unglück eines allgemeinen Kriegs zu ersparen.
(Hierzu eine Beilage.)
Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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