Neue Rheinische Zeitung. Nr. 81. Köln, 20. August 1848.aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. - Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht. (Lampion.) - Die "Assemblce Nationale" seufzt: ".... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!" - Wir protestiren, sagt Proudhon's "Repräsentant du Peuple," gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten. - Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht. - Der "Spektateur" meldet heute in aller Eile: 1) Daß Bologna nicht bombardirt worden. 2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe. - Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden. - Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte! - Kriegsminister De Lamoriciere beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt. - Wenn man dem erfinderischen "Kourier Francais" glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe. - Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests. - Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten. - Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um "Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs" handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich. - Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen. 7 Straßburg, 15. August.
Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist "kraft einer aus Paris gekommenen Ordre" und zwar als "verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören", aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe. - Nationalversammlung. Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik. Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort. Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun. Brunet legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt. Goudchaur bekämpft dasselbe. Guerin stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet. Goudchaur bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen. Paulin Gillon, Brunet und Lefranc halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen. Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen. Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen. Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen. Mouraud bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: "den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen." Verworfen. Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate. Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch. Benard erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können. Brillier fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte. Favre, der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften. Freslon hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten. Dupont (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale. Bravard setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen). Marrast, Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll. Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen. Spanien. Madrid, 17. Aug.
Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin. - Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen. Portugal *
Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich. Italien * Florenz, 10. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 9. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Mailand, 10. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Modena, 7. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Genna, 10. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 12. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 12. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 8. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Gerant, Korff. (Hierzu eine Beilage.) aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. ‒ Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht. (Lampion.) ‒ Die „Assemblce Nationale“ seufzt: „.... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!“ ‒ Wir protestiren, sagt Proudhon's „Repräsentant du Peuple,“ gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten. ‒ Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht. ‒ Der „Spektateur“ meldet heute in aller Eile: 1) Daß Bologna nicht bombardirt worden. 2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe. ‒ Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden. ‒ Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte! ‒ Kriegsminister De Lamoricière beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt. ‒ Wenn man dem erfinderischen „Kourier Francais“ glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe. ‒ Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests. ‒ Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten. ‒ Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um „Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs“ handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich. ‒ Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen. 7 Straßburg, 15. August.
Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist „kraft einer aus Paris gekommenen Ordre“ und zwar als „verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören“, aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik. Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort. Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun. Brunet legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt. Goudchaur bekämpft dasselbe. Guerin stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet. Goudchaur bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen. Paulin Gillon, Brunet und Lefranc halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen. Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen. Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen. Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen. Mouraud bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: „den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen.“ Verworfen. Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate. Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch. Benard erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können. Brillier fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte. Favre, der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften. Freslon hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten. Dupont (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale. Bravard setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen). Marrast, Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll. Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen. Spanien. Madrid, 17. Aug.
Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin. ‒ Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen. Portugal *
Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich. Italien * Florenz, 10. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 9. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Mailand, 10. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Modena, 7. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Genna, 10. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 12. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 12. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 8. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Gerant, Korff. (Hierzu eine Beilage.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar081_019" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="0410"/> aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.</p> <p>‒ Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht.</p> <p>(Lampion.)</p> <p>‒ Die „Assemblce Nationale“ seufzt: „.... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!“</p> <p>‒ Wir protestiren, sagt Proudhon's „Repräsentant du Peuple,“ gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten.</p> <p>‒ Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht.</p> <p>‒ Der „Spektateur“ meldet heute in aller Eile:</p> <p>1) Daß Bologna nicht bombardirt worden.</p> <p>2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe.</p> <p>‒ Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden.</p> <p>‒ Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte!</p> <p>‒ Kriegsminister De Lamoricière beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt.</p> <p>‒ Wenn man dem erfinderischen „Kourier Francais“ glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe.</p> <p>‒ Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests.</p> <p>‒ Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten.</p> <p>‒ Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um „Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs“ handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich.</p> <p>‒ Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen.</p> </div> <div xml:id="ar081_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>7</author></bibl> Straßburg, 15. August.</head> <p>Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist „kraft einer aus Paris gekommenen Ordre“ und zwar als „verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören“, aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe.</p> <p>‒ <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik.</p> <p>Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort.</p> <p>Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun.</p> <p><hi rendition="#g">Brunet</hi> legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt.</p> <p><hi rendition="#g">Goudchaur</hi> bekämpft dasselbe.</p> <p><hi rendition="#g">Guerin</hi> stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet.</p> <p><hi rendition="#g">Goudchaur</hi> bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen.</p> <p><hi rendition="#g">Paulin Gillon, Brunet</hi> und <hi rendition="#g">Lefranc</hi> halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen.</p> <p>Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen.</p> <p>Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen.</p> <p>Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen.</p> <p><hi rendition="#g">Mouraud</hi> bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: „den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen.“ Verworfen.</p> <p>Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate.</p> <p>Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch.</p> <p><hi rendition="#g">Benard</hi> erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können.</p> <p><hi rendition="#g">Brillier</hi> fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte.</p> <p><hi rendition="#g">Favre,</hi> der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften.</p> <p><hi rendition="#g">Freslon</hi> hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten.</p> <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale.</p> <p><hi rendition="#g">Bravard</hi> setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen).</p> <p><hi rendition="#g">Marrast,</hi> Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll.</p> <p>Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Spanien.</head> <div xml:id="ar081_021" type="jArticle"> <head>Madrid, 17. Aug.</head> <p>Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin.</p> <p>‒ Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Portugal</head> <div xml:id="ar081_022" type="jArticle"> <bibl> <author>*</author> </bibl> <p>Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien</head> <div xml:id="ar081_023_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 10. Aug.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_024_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head>Florenz.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_025_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 9. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_026_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Mailand, 10. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_027_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Modena, 7. Aug.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_028_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Genna, 10. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_029_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 12. Aug.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_030_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 12. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar081_031_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 8. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div type="imprint"> <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/> Druck von W. <hi rendition="#g">Clouth,</hi> St. Agatha Nro. 12.</p> </div> <div n="1"> <p> <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0410/0004]
aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.
‒ Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht.
(Lampion.)
‒ Die „Assemblce Nationale“ seufzt: „.... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!“
‒ Wir protestiren, sagt Proudhon's „Repräsentant du Peuple,“ gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten.
‒ Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht.
‒ Der „Spektateur“ meldet heute in aller Eile:
1) Daß Bologna nicht bombardirt worden.
2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe.
‒ Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden.
‒ Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte!
‒ Kriegsminister De Lamoricière beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt.
‒ Wenn man dem erfinderischen „Kourier Francais“ glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe.
‒ Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests.
‒ Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten.
‒ Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um „Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs“ handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich.
‒ Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen.
7 Straßburg, 15. August. Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist „kraft einer aus Paris gekommenen Ordre“ und zwar als „verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören“, aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe.
‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik.
Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort.
Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun.
Brunet legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt.
Goudchaur bekämpft dasselbe.
Guerin stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet.
Goudchaur bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen.
Paulin Gillon, Brunet und Lefranc halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen.
Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen.
Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen.
Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen.
Mouraud bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: „den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen.“ Verworfen.
Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate.
Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch.
Benard erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können.
Brillier fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte.
Favre, der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften.
Freslon hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten.
Dupont (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale.
Bravard setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen).
Marrast, Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll.
Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.
Spanien. Madrid, 17. Aug. Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin.
‒ Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen.
Portugal * Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich.
Italien * Florenz, 10. Aug. _ Florenz. _ * Florenz, 9. August. _ * Mailand, 10. August. _ * Modena, 7. Aug. _ * Genna, 10. August. _ * Turin, 12. Aug. _ * Turin, 12. August. _ * Rom, 8. August. _ Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.
(Hierzu eine Beilage.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |