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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 81. Köln, 20. August 1848.

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aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.

- Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht.

(Lampion.)

- Die "Assemblce Nationale" seufzt: ".... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!"

- Wir protestiren, sagt Proudhon's "Repräsentant du Peuple," gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten.

- Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht.

- Der "Spektateur" meldet heute in aller Eile:

1) Daß Bologna nicht bombardirt worden.

2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe.

- Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden.

- Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte!

- Kriegsminister De Lamoriciere beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt.

- Wenn man dem erfinderischen "Kourier Francais" glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe.

- Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests.

- Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten.

- Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um "Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs" handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich.

- Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen.

7 Straßburg, 15. August.

Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist "kraft einer aus Paris gekommenen Ordre" und zwar als "verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören", aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe.

- Nationalversammlung. Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik.

Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort.

Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun.

Brunet legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt.

Goudchaur bekämpft dasselbe.

Guerin stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet.

Goudchaur bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen.

Paulin Gillon, Brunet und Lefranc halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen.

Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen.

Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen.

Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen.

Mouraud bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: "den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen." Verworfen.

Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate.

Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch.

Benard erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können.

Brillier fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte.

Favre, der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften.

Freslon hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten.

Dupont (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale.

Bravard setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen).

Marrast, Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll.

Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.

Spanien.
Madrid, 17. Aug.

Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin.

- Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen.

Portugal
*

Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich.

Italien
* Florenz, 10. Aug.
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Florenz.
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* Florenz, 9. August.
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* Mailand, 10. August.
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* Modena, 7. Aug.
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* Genna, 10. August.
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* Turin, 12. Aug.
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* Turin, 12. August.
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* Rom, 8. August.
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Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

(Hierzu eine Beilage.)

aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.

‒ Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht.

(Lampion.)

‒ Die „Assemblce Nationale“ seufzt: „.... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!“

‒ Wir protestiren, sagt Proudhon's „Repräsentant du Peuple,“ gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten.

‒ Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht.

‒ Der „Spektateur“ meldet heute in aller Eile:

1) Daß Bologna nicht bombardirt worden.

2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe.

‒ Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden.

‒ Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte!

‒ Kriegsminister De Lamoricière beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt.

‒ Wenn man dem erfinderischen „Kourier Francais“ glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe.

‒ Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests.

‒ Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten.

‒ Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um „Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs“ handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich.

‒ Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen.

7 Straßburg, 15. August.

Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist „kraft einer aus Paris gekommenen Ordre“ und zwar als „verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören“, aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe.

Nationalversammlung. Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik.

Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort.

Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun.

Brunet legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt.

Goudchaur bekämpft dasselbe.

Guerin stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet.

Goudchaur bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen.

Paulin Gillon, Brunet und Lefranc halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen.

Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen.

Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen.

Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen.

Mouraud bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: „den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen.“ Verworfen.

Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate.

Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch.

Benard erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können.

Brillier fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte.

Favre, der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften.

Freslon hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten.

Dupont (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale.

Bravard setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen).

Marrast, Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll.

Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.

Spanien.
Madrid, 17. Aug.

Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin.

‒ Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen.

Portugal
*

Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich.

Italien
* Florenz, 10. Aug.
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Florenz.
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* Florenz, 9. August.
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* Mailand, 10. August.
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* Modena, 7. Aug.
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* Genna, 10. August.
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* Turin, 12. Aug.
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* Rom, 8. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

(Hierzu eine Beilage.)

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          <p>&#x2012; Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche                         frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt                         (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers                         hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des                         bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre                         Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben                         und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es                         sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern                         macht.</p>
          <p>&#x2012; Der &#x201E;Spektateur&#x201C; meldet heute in aller Eile:</p>
          <p>1) Daß Bologna nicht bombardirt worden.</p>
          <p>2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte                         und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet                         hatte, abberufen habe.</p>
          <p>&#x2012; Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden.</p>
          <p>&#x2012; Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut                         machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der                         Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter                         der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen                         erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen                         Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso                         an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen.                         Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte!</p>
          <p>&#x2012; Kriegsminister De Lamoricière beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines                         Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken                         Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der                         ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt.</p>
          <p>&#x2012; Wenn man dem erfinderischen &#x201E;Kourier Francais&#x201C; glauben darf, so wäre die                         Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General                         Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach                         langem Zögern endlich anerkannt habe.</p>
          <p>&#x2012; Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur                         Wiederherstellung des Personalarrests.</p>
          <p>&#x2012; Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner                         Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der                         berüchtigten Concordats Amiables schreiten.</p>
          <p>&#x2012; Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus                         Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen                         Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um &#x201E;Gründung                         eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs&#x201C; handle, an dessen Spitze man                         den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des                         Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch                         England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu                         beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich.</p>
          <p>&#x2012; Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche                         fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann                         Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende                         mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh.                         Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon                         Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber,                         Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul.                         van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß,                         Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport                         28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und                         jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch                         unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar081_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>7</author></bibl> Straßburg, 15. August.</head>
          <p>Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist &#x201E;kraft einer aus Paris gekommenen                         Ordre&#x201C; und zwar als &#x201E;verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe                         Frankreichs zu stören&#x201C;, aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit                         dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze                         transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg                         sich treffen ließe.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1                         1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den                         Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über                         das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die                         gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der                         Republik.</p>
          <p>Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort.</p>
          <p>Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach                         Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden                         Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten                         250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen                         Cessionarien gegenüber zu thun.</p>
          <p><hi rendition="#g">Brunet</hi> legt ein Amendement vor, das den Trägern der                         Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit                         den Unwillen der Versammlung erregt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaur</hi> bekämpft dasselbe.</p>
          <p><hi rendition="#g">Guerin</hi> stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären                         ähnliche Vortheile bietet.</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaur</hi> bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme                         des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu                         vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die                         Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur                         Vollendung der Bahn hinreichen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Paulin Gillon, Brunet</hi> und <hi rendition="#g">Lefranc</hi> halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird                         angenommen.</p>
          <p>Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen                         Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen.</p>
          <p>Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals                         fest. Angenommen.</p>
          <p>Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20                         Mill. Fr. Angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mouraud</hi> bringt einen Additionalparagraphen, der                         darauf anträgt: &#x201E;den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu                         bewilligen.&#x201C; Verworfen.</p>
          <p>Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem                         Staate.</p>
          <p>Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren                         Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000                         Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.)                         abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein                         an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die                         haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des                         Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch.</p>
          <p><hi rendition="#g">Benard</hi> erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den                         Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h.                         die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn                         bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er                         mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß                         man etwas Besseres hätte finden können.</p>
          <p><hi rendition="#g">Brillier</hi> fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los,                         hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen                         über Bankerotte.</p>
          <p><hi rendition="#g">Favre,</hi> der große Redner und Anwalt, vertheidigt den                         Vorschlag natürlich mit allen Kräften.</p>
          <p><hi rendition="#g">Freslon</hi> hält die Concordats amiables für ein bloßes                         Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik                         herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der                         Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten                         sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb                         auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (Bussac), einer der Väter des Vorschlags,                         vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen                         tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der                         Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht                         wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch                         Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom                         Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu                         gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu                         eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum                         sei die Frage eine politische und soziale.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bravard</hi> setzt auseinander, welches die verschiedenen                         Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1.                         freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann                         der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die                         alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die                         kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des                         Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den                         Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die                         Debatte wird abgebrochen).</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast,</hi> Präsident, mit einem dicken gelben                         Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der                         berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte                         bald darauf vertheilt werden soll.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Spanien.</head>
        <div xml:id="ar081_021" type="jArticle">
          <head>Madrid, 17. Aug.</head>
          <p>Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den                         Eid in die Hände der Königin.</p>
          <p>&#x2012; Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note                         zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823                         gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle                         Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines                         absolutistischen Feldzuges bezahlen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Portugal</head>
        <div xml:id="ar081_022" type="jArticle">
          <bibl>
            <author>*</author>
          </bibl>
          <p>Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke                         Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man                         hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die                         Angelegenheit so geheim wie möglich.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien</head>
        <div xml:id="ar081_023_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 10. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar081_024_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head>Florenz.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar081_025_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 9. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar081_026_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mailand, 10. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar081_027_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Modena, 7. Aug.</head>
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        </div>
        <div xml:id="ar081_028_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Genna, 10. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar081_029_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 12. Aug.</head>
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        </div>
        <div xml:id="ar081_030_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 12. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar081_031_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 20. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 597.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 8. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
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      </div>
      <div type="imprint">
        <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/>
Druck von W. <hi rendition="#g">Clouth,</hi> St. Agatha Nro. 12.</p>
      </div>
      <div n="1">
        <p>
          <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0410/0004] aangenheit den legitimistischen Ideen keineswegs feind ist, gestern sehr bitter beschwerten über den Luxus von Militäraufwand und dergl. Aber wenn sich der General Cavaignac ebenso überraschen ließe als die Exekutivkommission am 15. Mai, wie würde man dann in Tadel ausbrechen! Wir antworten allen denen, die sich über die militärischen Präventivmaßregeln wundern, Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. ‒ Paris ist vollkommen ruhig geblieben und wird so lange ruhig bleiben bis es der Hunger wieder auf die Straßen peitscht. (Lampion.) ‒ Die „Assemblce Nationale“ seufzt: „.... Es herrscht im ganzen Lande eine allgemeine Unzufriedenheit. Die Regierung weiß dies und doch läßt sie die Urheber der Anarchie, welche die Diskussion des Bauchart'schen Berichts zur Ausübung neuer Pläne benützen wollen, ruhig gewähren. Wehe! wohin wir auch unsern Blick wenden, überall ist es düster, drohend und unsicher. Nach Außen Isolirtheit und Schwäche, nach Innen Agitation und Hunger; nach Außen Krieg und Demüthigung, nach Innen Verfall und Untergang. Vor uns eine provisorische Regierung und die Aussicht auf eine mehrmonatliche Diskussion einer definitiven!“ ‒ Wir protestiren, sagt Proudhon's „Repräsentant du Peuple,“ gegen jede Volksmanifestation in diesem Augenblick, sei es zu Gunsten Italiens oder zu anderem Zweck. In jeder derartigen Manifestation würden wir eine Schlinge sehen, welche der Demokratie, den Arbeitern oder der Republik selbst gelegt ist. Es gibt Leute, deren Angelegenheiten so schlecht stehen, daß sie nur eine Emeute wieder flott zu machen im Stande ist. Es gibt Prätendenten, die Alles von einem Staatsstreiche erwarten. Das Volk allein kann durch Geduld, Friede und Ordnung gewinnen. Es weiß übrigens, daß die Republik die einzige Regierungsform ist, von der es die Erfüllung seiner Rechte zu erwarten. ‒ Die Präsidentschaft der Nationalversammlung wird mit Ende dieser Woche frei. Die Klubs des Palais Exroyal, des Instituts und der Rue Tai-Comt (Hälfte des Berges) richten ihre Stimmen auf Lamartine. Die Rue de Poitiers hat ihre Wahl noch nicht getroffen. Diese Präsidentenwahl hat wegen des bevorstehenden parlamentarischen Sturmes der nächsten Woche ihre Wichtigkeit. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gibt. Marrast möchte den Donnergott dadurch beschwichtigen, daß es sich an Senard's Stelle setzt, sich nämlich zum Minister des Innern macht. ‒ Der „Spektateur“ meldet heute in aller Eile: 1) Daß Bologna nicht bombardirt worden. 2) Daß das Wiener Kabinet den General Welden, der gegen Bologna marschirte und eine impertinente Proklamation an die römischen Legationen gerichtet hatte, abberufen habe. ‒ Das Gerücht geht, in Genua sei die Republik proklamirt worden. ‒ Was unsere Februar-Oekonomen verballhornt, wollen die Pfaffen wieder gut machen. Von morgen an wird das Hotel Sobrier (ehemalige Civilliste) in der Rue de Rivoli zu einer weiblichen Nationalwerkstätte eingerichtet, die unter der Leitung von Klosterfrauen steht, welche ihrerseits wieder vom hiesigen erzbischöflichen Vikariatamte abhängen. Die Morgenblätter bringen einen Aufruf an alle arbeitslosen Proletarierinnen sich dort einzufinden; ebenso an die Privatindustrie und Frauenwelt, recht viele Bestellungen zu machen. Es lebe die geistliche Nationalwerkstätte! ‒ Kriegsminister De Lamoricière beschäftigt sich so eben mit Ausführung eines Planes, der eine sogenannte fliegende Befestigung des ganzen linken Seineufers zum Zweck hat und dessen Mittelpunkt das Luxemburgschloß ist. Der ehemalige Sitzungssaal der Pairskammer wird in eine Kaserne verwandelt. ‒ Wenn man dem erfinderischen „Kourier Francais“ glauben darf, so wäre die Regierung durch Depeschen benachrichtigt worden, daß die Pforte den General Aupick in feierlicher Audienz empfangen, d. h. die französche Republik nach langem Zögern endlich anerkannt habe. ‒ Unter dem Handelsstande zirkuliren zahlreiche Petitionen zur Wiederherstellung des Personalarrests. ‒ Die Nationalversammlung wird heute Nachmittag das Lyoner Bahn-Rückkaufsgesetz vollends votiren und dann zur Berathung der berüchtigten Concordats Amiables schreiten. ‒ Der bekannte geistliche Agent Karl Alberts, Gioberti, wird morgen aus Italien hier erwartet. Nach einer Privatkorrespondenz soll er dem hiesigen Kabinet anzeigen, daß es sich bei dem Verein der Souveräne um „Gründung eines Lombardisch-Venetianischen Königreichs“ handle, an dessen Spitze man den Fürsten Leuchtenberg (einen Beaurharnais) oder einen Sprößling des Hauses Koburg stellen wolle. Ersterer werde durch Rußland, letzterer durch England empfohlen. Gioberti hat die Aufgabe, das französische Kabinet zu beschwören in eine solche Combination nicht zu willigen. Kaum glaublich. ‒ Mit dem ersten Insurgententransport sind einige Polen und mehrere Deutsche fortgeschafft worden. Unter den polnischen Namen finden sich: Johann Wasselewsky, der bekannte Andreas Towiansky. Von Deutschen sind folgende mitdeportirt worden: Pet. Nehlig, Alex. Binz, Stinger, Theod. Rippert, Joh. Kilian, P F. Becker, Phil. Gauger, Ferd. Gutt, A. L. Siebert, Heinr. Leon Brucker, Karl Lautz, Konstanz Leuher, Franz Stall, F. W. Wiebeck, Arn Weber, Paul Kilch, Matth. Kind, Franz Krämer, Jak. Hoffmann, Matthias Hensel, Jul. van den Stock, Joh. Schneider, Michael Scherr, Stephan Kahler, Franz Stöß, Aug. König, Aug. Mähn, Gottfr. Schulz. Also blos bei diesem ersten Transport 28 Deutsche, die in den Junitagen für die rothe Republik gekämpft haben, und jetzt mit ihren französischen Brüdern nach einer wüsten, übrigens noch unbestimmten, Insel des fernen Ozeans gebracht werden sollen. 7 Straßburg, 15. August. Der deutsche Flüchtling Karl Blind ist „kraft einer aus Paris gekommenen Ordre“ und zwar als „verdächtig, die Ordnung und öffentliche Ruhe Frankreichs zu stören“, aus Straßburg und Frankreich ausgewiesen worden, mit dem Bescheid, daß er durch die öffentliche Gewalt an die Schweizergränze transportirt werde, wenn er 24 Stunden nach dem Befehl noch in Straßburg sich treffen ließe. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 17. Aug. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Ausschußberichte werden vorgelegt über den Gesetzentwurf rücksichtlich der Wahlen für Bildung der Handelsgerichte, über das neue Jagdgesetz und über die Portoreform. Der Ausschuß bevorwortet die gleiche Taxe von 20 Centimen für einen einfachen Brief im Umfang der Republik. Die Versammlung setzt die Diskussion des Rückkaufs der Lyoner Bahn fort. Art. IV verspricht denjenigen Aktionären, welche sich 10 Tage nach Veröffentlichung des Gesetzes zur Fortzahlung der noch restirenden Aktienquoten von sechs zu sechs Monaten verstehen, die bereits eingezahlten 250 Fr. per Aktie mit 4 pCt. zu verzinsen und dies selbst künftigen Cessionarien gegenüber zu thun. Brunet legt ein Amendement vor, das den Trägern der Aktien fast dieselben Vortheile einräumt, aber durch seine Weitschweifigkeit den Unwillen der Versammlung erregt. Goudchaur bekämpft dasselbe. Guerin stellt einen andern Zusatz, der den Aktionären ähnliche Vortheile bietet. Goudchaur bekämpft auch diesen und dringt auf Annahme des Artikels, da ohne ihn dem Staate die Mittel genommen würden, die Bahn zu vollenden. Die Regulirung der alten Aktienforderungen auf diese Weise (die Zahlung der zweiten 250 Fr. zu erheischen) bringt 100 Mill. Fr., welche zur Vollendung der Bahn hinreichen. Paulin Gillon, Brunet und Lefranc halten unbedeutende Gegen vorträge. Der Artikel wird angenommen. Art. V bewilligt dem Finanzminister die nöthigen Einschreibungen im großen Schuldbuche. Ohne Diskussion angenommen. Art. VI stellt den Amortisationsfond auf ein Fünftel des Nominalkapitals fest. Angenommen. Art. VII eröffnet dem Staatsbautenminister einen vorläufigen Kredit von 20 Mill. Fr. Angenommen. Mouraud bringt einen Additionalparagraphen, der darauf anträgt: „den nöthigen Kredit zur Zweigbahn von Chalons nach Lyon zu bewilligen.“ Verworfen. Das ganze Gesetz geht durch. Die Bahn nach Lyon gehört von heute an dem Staate. Nun folgt die Berathung über die berüchtigten Concordats amiables, von deren Annahme oder Verwerfung das Journal des Debats das Schicksal von 30,000 Handlungshäusern, (Krämern u. Kleinfabrikanten, Kleinbürgern u.s.w.) abhängig macht. Man weiß, daß die leidenden Papiere der hiesigen Bank allein an 21 Mill. Fr. betragen; sie will ihr Geld haben, darum widersetzt sich die haute finance dem neuen Projekte. Sie erklärt es für eine Verletzung des Kapitals, einen Angriff auf's Eigenthum, daher kommunistisch. Benard erhielt zuerst das Wort. Er unterstützt den Vorschlag. Wollte man ihn freilich auf immerwährende Zeiten ausdehnen, d. h. die betreffenden Paragraphen des Code streichen, dann würde er ihn bekämpfen. Indessen sei er ja nur provisorisch. Das Einzige, was er mangelhaft dabei finde, sei, daß der Vorschlag nicht genug helfen werde, daß man etwas Besseres hätte finden können. Brillier fährt fürchterlich gegen den Vorschlag los, hält ihn ungemein gefährlich und warnt vor jeder Abweichung in den Gesetzen über Bankerotte. Favre, der große Redner und Anwalt, vertheidigt den Vorschlag natürlich mit allen Kräften. Freslon hält die Concordats amiables für ein bloßes Expedient, das den Kredit vollends erschüttern und gar den Ruin der Republik herbeiführen werde. Da er aber ein Feind aller Expedients und ein Freund der Republik sei, so widersetze er sich dem Vorschlage. Die Februarmänner hätten sich mit bloßen Expedients (Bocksprüngen?) zu helfen gesucht. Dieser Hieb auf die Socialisten erregte großen Beifall zur Rechten. Dupont (Bussac), einer der Väter des Vorschlags, vertheidigt natürlich denselben. Nehmt Ihr ihn nicht an, so seht Ihr morgen tausende von Bankerotten ausbrechen. (Oh! Oh!) Man erklärt die Rechte der Gläubiger gefährdet. Wie aber ist dies möglich, da der Schuldner überwacht wird und er ohne Zustimmung der Kommissarien weder über Einnahmen noch Ausgaben verfügen kann. Wolle übrigens ein Schuldner keinen Gebrauch vom Konkordat machen, so stehe es ihm ja frei. Aber dieser Fall sei nicht zu gewärtigen. Die Verlegenheit sei fürchterlich und man habe sich nur zu eilen, den Vorschlag anzunehmen, um den Arbeitern Brod zu verschaffen. Darum sei die Frage eine politische und soziale. Bravard setzt auseinander, welches die verschiedenen Arten seien, die bisher im französischen Handel obwalteten. Sie heißen: 1. freiwillige Verträge zwischen Gläubiger und Schuldner; 2. die Union. Er kann der dritten, nämlich dem neuen Konkordate, keinen Vorzug zugestehen. Die alten Institutionen und Gebräuche genügten. Die Konkordats würden die kaufmännische Moral stürzen, indem sie die Furcht vor der Schande des Bankerotts abschaffen, oder wenigstens sehr schwächen. Er bekämpfe darum den Antrag. Bravard ist bekanntlich Berichterstatter des Ausschusses. (Die Debatte wird abgebrochen). Marrast, Präsident, mit einem dicken gelben Quartbande in der Hand, zeigt der Versammlung an, daß der erste Band der berüchtigten Aktenstücke morgen früh, der zweite übermorgen und der dritte bald darauf vertheilt werden soll. Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen. Spanien. Madrid, 17. Aug. Mon ist zum Finanzminister ernannt. Er leistete gestern in St. Ildephonse den Eid in die Hände der Königin. ‒ Lesseps, Vertreter der französischen Republik, hat dem Kabinet eine Note zugestellt, in welcher auf endliche Bezahlung der Kriegskosten von 1823 gedrungen wird. Sonderbare Verrenkung der Umstände. Das konstitutionelle Spanien von 1848 soll dem republikanischen Frankreich die Kosten eines absolutistischen Feldzuges bezahlen. Portugal * Donna Maria geht in Cintra, ihrer Residenz, nicht mehr aus ohne eine starke Eskorte. Zahlreiche Verstärkungen von Garden sind daselbst angelangt. Man hat auf sie geschossen in den ersten Tagen des August, hält aber die Angelegenheit so geheim wie möglich. Italien * Florenz, 10. Aug. _ Florenz. _ * Florenz, 9. August. _ * Mailand, 10. August. _ * Modena, 7. Aug. _ * Genna, 10. August. _ * Turin, 12. Aug. _ * Turin, 12. August. _ * Rom, 8. August. _ Der Gerant, Korff. Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12. (Hierzu eine Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 81. Köln, 20. August 1848, S. 0410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz081_1848/4>, abgerufen am 21.11.2024.