Neue Rheinische Zeitung. Nr. 81. Köln, 20. August 1848.[Deutschland] [Fortsetzung] Für die Herren Rittergutsbesitzer wird es nur einer Mittheilung dieser Nachricht und keiner Aufforderung bedürfen, um hoffen zu dürfen, daß sich einige derselben gleichfalls nach Stettin begeben werden. Cöslin, den 30. Juli 1848. Der Regierungs-Chefpräsident v. Fritsche. - An den Königl. Landrath Hrn. v. ***, Hochwohlgeb. in * . "Die Magisträte hier und in Colberg habe ich veranlaßt, die Stadtverordneten zu vermögen, Deputationen abzusenden. In wiefern die Stadtverordneten zu * gleichfalls einen Deputirten absenden wollen, bleibt denselben anheimgestellt. v. Fr." (B. Z. H.) * Breslau, 15. August. In der öffentlichen Sitzung des demokratischen Hauptvereins vom 14. August hat Herr Breinersdorf folgenden Antrag gestellt: Einen Antrag durch die Deputirten Breslau's an die Frankfurter Nationalversammlung: sie solle zu Gunsten der wegen der Pariser Juni-Insurrektion vor die Ausnahmegerichte gestellten Deutschen interveniren und auf deren Auslieferung dringen, namentlich derjenigen, welche deportirt werden sollen; mit Rücksicht auf das gleiche Verfahren der Franzosen bei der republikanischen Schilderhebung Heckers in Baden und dem Zuzuge der Franzosen unter Herwegh und der erfolgreichen Reklamation England's in demselben Falle. - Einstimmig angenommen. - Die mit der Abfassung beauftragte Kommission wird den Protest zur Veröffentlichung übergeben. Wir erwarten, daß auch die demokratischen Vereine von Köln diesen Antrag zu dem ihrigen machen werden. Schweidnitz, 15. August. Die nach Breslau entsandte Deputation hat berichtet, "daß nach der Entscheidung des Herrn Oberpräsidenten Pinder und des kommandirenden Generals Herrn Grafen von Brandenburg, es in unserem eigenen Interesse dringend nothwendig sei, zur Feststellung des Thatbestandes der Untersuchung, um die Möglichkeit der Vernehmung der einzelnen Personen nicht zu hindern, die Entfernung des Füsilier-Bataillons 22. Inf. Regts. bis nach dieser Feststellung auszusetzen; - dagegen bleibe es den Bestimmungen des königl. Kommandanten überlassen, so weit möglich diesen Truppentheil vom Wachtdienste zu dispensiren." Hierauf folgt in dieser Bekanntmachung noch die Meldung, daß die Untersuchungen der stattgefundenen Ereignisse bereits in vollem Gange seien, und eine durch den Kreis-Physikus und den Garnisons-Stabsarzt mit dem vom 31. Juli verwundeten Soldaten veranstaltete Untersuchung ergeben habe, daß dessen Streifschußwunde an der rechten Wange nur aus beträchtlicher Nähe beigebracht, und wahrscheinlich durch die Unbesonnenheit eines feuernden Kameraden verschuldet sei, und daß, da die Richtung des Schusses von unten nach oben gehe, die Behauptung wegfalle, als sei die Verwundung durch einen Schuß aus den gegenüberliegenden Häusern erfolgt. Uebrigens werde das Resultat der Untersuchung seiner Zeit zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. - Seither hat sich die hiesige Einwohnerschaft sehr ruhig verhalten, das Benehmen der Bürgerschaft war wirklich musterhaft, da von dieser Seite her Alles geschehen ist, um die Ruhe dauernd zu erhalten, und die beschwerlichen Wachtdienste mit großer Bereitwilligkeit übernommen und mit Ausdauer versehen werden, in der sichern Erwartung, daß nur dadurch ein Beziehen der Wachtposten durch die Zweiundzwanziger mit Sicherheit zu verhindern sei, und die durch den Mund der Nationalversammlung in Berlin ausgesprochene Versetzung derselben ja überdies binnen Kurzem erfolgen müsse. In dieser Beziehung gab man schon den Tag des Ausmarsches (den 15. oder 16. c.) und den Bestimmungsort (Magdeburg) dieses Truppentheils an, - wie es jetzt scheint, etwas zu voreilig. Denn gestern verbreitete sich das Gerücht, die Zweiundzwanziger würden die Wachen beziehen und zwar mit geladenem Gewehr, - ein Gerücht, das an Wahrscheinlichkeit zunahm, und von Seiten der Bürgerschaft Nachfragen bei den städtischen Behörden erregte. Diese machten hierauf bekannt, daß der Herr Kommandant erklärt habe, "bei dem angreifenden Dienst könne solcher dem 11. Infanterie-Regiment (von dem 2 Kompagnien hier stehen) nicht allein zugemuthet werden, und er müsse die Besetzung der Hauptwache mit dem Füsilier-Bataillon des 22. Inf. R. ts. in einigen Tagen eintreten lassen. Für den Fall der Ruhestörungen oder Insulte gegen das Militär müßte er dann die Wachen mit geladenem Gewehr aufziehen lassen, was bisher nicht geschehen sei und außerdem auch nicht geschehen werde." Für jetzt ist durch die Einwendungen unserer Behörden bei dem Kommandanten jenes Aufziehen der Wachen noch suspendirt und von jenen am gestrigen Tage bei dem General-Kommando und dem Ober-Präsidium gegen jeglichen Wachtdienst des Füsilier-Bataillons in der Stadt protestirt worden. Ob dies von Erfolg sein wird, ist nach den vielen, wie es scheint, absichtlichen Verzögerungen und Beschwichtigungen wohl zu bezweifeln. Dies macht nun von Neuem die Besorgnisse der Bürgerschaft rege. Zudem werden noch die Bürgerwehrmannschaften aufgefordert, kein geladenes Gewehr zu führen, eine Maßregel, die wir keinesweges tadeln, die aber zu der Befürchtung Anlaß gegeben zu haben scheint, als würden jene so jedem Angriffe der rohen Soldateska, der nach den bekannten Excessen von Seiten der letzteren, und nach den Geständnissen ihrer Führer, die den Gehorsam nicht erzwingen können, nicht gerade unmöglich ist von neuem wehrlos blosgestellt. Hierzu kommt noch, daß vorgestern wieder ein Opfer des 31. Juli, der Arbeiter Jenofe (nicht Genovei) gestorben ist, der morgen früh begraben wird, wodurch die traurigsten Erinnerungen wiederum rege geworden sind, und daß man von gewisser Seite her das alberne Gerücht zu verbreiten bemüht ist, als beabsichtige ein Bürger, der oft genannte Speisewirth Schindelwick, das Militär zu vergiften - so wird man gern glauben, daß Stoff genug zu neuer Aufregung vorhanden ist. Von Seite der Bürger ist jedoch gewiß keine Ruhestörung, noch weniger ein Angriff gegen das Militär, selbst wenn die Zweiundzwanziger die Wachen wieder beziehen sollten, zu befürchten. Das sicherste Mittel, allen Eventualitäten vorzubeugen, wäre die Zurückziehung des bewaffneten Truppentheils, die auch den vielen Versicherungen zufolge jetzt eintreten sollte, da, wie wir hören, die gerichtliche Vernehmung des Militärs beendet sein soll. Solche höhnende Zähigkeit Seitens der Militärbehörden kann unmöglich geeignet sein, die Bürger zu versöhnen, und das gute Einvernehmen zwischen diesen und dem Militär wiederherzustellen. Es hat sich in diesen Tagen hier ein Verein gebildet, der Geldbeiträge für die durch die Ereignisse am 31. Juli c. zu Wittwen und Waisen gewordenen Frauen und Kinder, so wie für die an ihrer Berufsthätigkeit gehinderten Verwundeten aufsammelt, und zu diesem Zwecke einen Aufruf von Haus zu Haus zirkuliren läßt. Das Comite (J. Schmidt, Irgahn, Bröcker, Berger) behält sich vor, diesem Aufrufe größere Verbreitung zu geben, und erklärt, daß es, um den Bedürfnissen der Hülfsbedürftigen gerecht zu werden, über die Verwendung der Gaben mit einer aus Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordneten zusammengesetzten Kommission sich berathen und über die eingegangenen Beiträge öffentlich Bericht erstatten werde. Liegnitz, 16. Aug. Der Präsident des hiesigen demokratischen Vereins, Herr Lunerth, befindet sich noch immer im Militär-Lazareth zu Glogau, wohin er unter militärischer Begleitung abgeführt wurde, weil man ihn trotz seiner Kränklichkeit und seines durch ärztliche Untersuchung constatirten Augenübels durchaus, wenn auch nur "versuchsweise", wie es hieß, zur Landwehr einreihen wollte, wogegen Lunerth in Rücksicht der oben angeführten Gründe mit Recht, wenn auch umsonst protestirte. Da indessen unsere sämmtliche Landwehr binnen wenigen Tagen aus Posen zurückkehrt, so ist auch kein Grund zu seiner weitern Entfernthaltung mehr vorhanden und seine Rückkehr wird in kürzester Zeit hier erwartet, freilich zum größten Aerger einer reaktionären Cl que, der die Betreibung seiner plötzlichen Einziehung allgemein zugeschrieben wird. Der demokratische Verein ist übrigens in fortwährender gedeihlicher Zunahme begriffen und wird bald gegen 1000 Mitglieder zählen, wozu auch viele Landleute gehören, welche überhaupt durchweg dieser Richtung mit Eifer anhängen. Der genannte Verein imponirte durch sein Auftreten besonders bei der Feier zu Ehren des Reichsverwesers und der deutschen Einheit, welche auch hier, und zwar in großem Styl, am vorigen Sonntage stattfand, und repräsentirte in der That die einzige politische Partei, welche hier Leben, Energie und Bewegung besitzt, weshalb auch das "Demokratenzelt" auf dem Festplatze den Mittelpunkt alles Lebens und Treibens dabei bildete. Das hiesige Fest zeichnete sich auch vor andern dieser Art dadurch aus, daß eine große Anzahl von Soldaten der hiesigen Garnison mit Ausnahme der Offiziere an den Volksbelustigungen Theil nahmen. Nachdem diese auch den Tag darauf noch fortgesetzt worden waren, bildeten gegen Abend alle Theilnehmer in buntester Reihe, die Soldaten Arm in Arm mit den Mitgliedern des demokratischen Vereins, vielen Bürgern, Gesellen und Arbeitern einen langen Zug, der sich unter dem Klange der Musik und dem Gesange patriotischer Lieder mit fliegenden Fahnen nach der Stadt bewegte, und unter lautem Jubel des zusammenströmenden Volkes seinen Einzug hielt. Auf dem Marktplatze wurde zuletzt ein für das Fest nach der Weise der marseiller Hymne gedichtetes Lied von der ganzen Volksmasse unter Musikbegleitung gesungen, und nach vielfachen Hochs auf die deutsche Einheit, den demokratischen Verein u.s.w. trennte man sich mit dem Bewußtsein, der politischen Gesinnung der großen Mehrzahl der hiesigen Bevölkerung einen klaren Ausdruck durch diese Manifestation gegeben zu haben. Auch in den meisten anderen Städten unserer Provinz ist die zu hoffende deutsche Einheit in diesen Tagen gefeiert worden. Ueberhaupt findet das Altpreußenthum nirgends in Schlesien einen Boden und auch die Reaction wagt in der nationalen Frage nur einen leisen und versteckten Widerstand gegen das "Aufgehen in Deutschland." Posen, 16. Aug. Die Landwehr ist wegen der vollständig hergestellten Ruhe größtentheils entlassen. Es hat ebenfalls ein theilweiser Garnisonwechsel stattgefunden. Für das 7. ist das 5. Regiment hier eingerückt. Letzteres ist wegen seiner Affairen in Schrimm etc. berühmt. Die Soldaten desselben keilten sich sogleich mit den hiesigen Bummlern und mit ihren Kameraden anderer Truppentheile, wahrscheinlich um von ihrem Ruhme nichts einzubüßen. Heute Morgen ist eine Kompagnie des 8. Infanterie-Regiments mit 2 Geschützen von hier nach Kurnik ausgerückt, angeblich um die dort versammelten 1000 Sensenmänner auseinander zu treiben. 61 Wien. Sitzung des Reichstags vom 12. Aug. Streit aus Mähren will den Gemeinden das Recht des Holzklaubens konferviren. Gerne ist gegen alle Entschädigung, indem er sagt: Es handle sich um das Fortbestehen eines Systems von Bedrükkung einer Kaste von Menschen, die über das Volk genug Elend gebracht. Auch in den März- und Maitagen handelte es sich um das Fortbestehen dieses Systems und dieser Kaste. Büreaukratie und Absolutismus waren zwei Tyrannen, welche den Geist niederdrückten und das Eigenthum anderer auszubeuten suchten; auch Aristokratie und Feudalsystem sind solche zwei Tyrannen. Die Versammlung stehe auf dem Gebiete der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; durch den Ausspruch einer Entschädigung handle man diesen Grundsätzen gerade entgegen. Mokry will nur die Laudemialgebühren beim Einkauf von Grundparzellen ohne Entschädigung aufheben. Ein Abgeordneter: Das Recht, in den Waldungen Holz zu sammeln darf nicht geschmälert werden. - Nun entspinnt sich ein langes Hin- und Her über die Frage, ob die Debatte geschlossen werden soll, wobei Helfert bemerkt, die ewig denkwürdige Nacht vom 4. Aug. 1789 müsse als Warnung dienen; die Assemblee Constituante habe sich damals in einem Rausche befunden, aus dem dann die Hälfte mit einem politischen Katzenjammer erwacht sei. - Darauf wird wieder in der Tagesordnung fortgefahren, und es werden noch mehre Anträge über Aufhebung einzelner Rechte vorgebracht. Hönig: entschädigt müsse werden. Borrasch: Die Volksfreiheit sei nicht blos zum irdischen Wohlsein wünschenswerth, sondern weil sie das Göttliche in der Menschenbrust zur Wahrheit mache. Darum dürften die Volksvertreter nicht die sittliche Grundlage fahren lassen; man hätte sonst dem Kommunismus (?) Thor und Thüre geöffnet. Der rechtliche Sinn und der gesunde Menschenverstand des Volks werde über Viele, die sich vergangen, den Mantel der chrilichsten Liebe ausbreiten, aber die Prasser und Dränger müßten verjagt werden. Jonok hält eine sehr lange Rede, in welcher er die Entschädigung bejaht und nur das Abstiftungsrecht, wonach die Herrschaft den Bauer von Grund und Boden jagen und sein Eigenthum verkaufen könne, denn das Unterthanspatent, wonach der Stock noch immer herrsche, abgeschafft wissen will. Ueber die Entschändigung müßten die Landtage bestimmen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit müsse aufgehoben, eine geregelte Gemeindeverfassung eingeführt werden; bloße Begeisterung schaffe noch nicht, darum zeige man mehr Ernst. Sitzung vom 14. Aug. Trogan sucht in einer langen Rede den Entschädigungsanspruch für alle Fälle zu begründen, wo ein Privatkontrakt zum Grunde liege, indem er sagt: Wir sind Vertreter aller Volksinteressen, aller Volksklassen, müssen also über allen Parteien stehen; wir stehen nicht mehr auf dem Boden der Revolution, wo Wahrheit und Gerechtigkeit entscheiden müssen. Alle Gesetze, welche die Beschränkungen der persönlichen Freiheit durch das Unterthansverhältniß betreffen, müssen sofort aufgehoben werden. Ueber dem Drange nach Freiheit darf man die Stimme des Rechts nicht überhören. Darin sind wir einig, daß die Robot sogleich aufgehoben werden müsse. Sie ist faktisch schon aufgehoben. Wir gelangten auf Grundlage gesetzlicher Basis auf den Unterschied der Lasten, die aus Mißbräuchen entstandene Ausflüsse der Leibeigenschaft sind und daher ohne Entgeld aufgehoben müssen, aber auch auf solche, die auf Verträgen beruhen, deren Rechtmäßigkeit außer Zweifel. Die Entschädigung muß billig sein u.s.w. Wien. Der k. k. Generalmajor Ludolf, gegen welchen ähnliche Beschuldigungen vorliegen wie gegen den Grafen Zichy, wurde jüngst nach Olmütz geführt, um bei dem Prozeß gegen Zichy als Mitschuldiger zu figuriren. Auch der Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral Martini, der eben aus der Kriegsgefangenschaft gekommen, wurde nach Olmütz berufen, um dort vor dem Kriegsgericht über die Kapitulation Venedigs Aussagen zu deponiren. (Br. Z.)Triest, 8. Aug. Auf der sardo-venetianischen Flotte, welche in der Bucht bei Pirano vor Anker liegt, ist offene Meuterei ausgebrochen, und wir haben gestern sogar das Aufblitzen des Kleingewehrfeuers von hier aus bemerkt. Albini hat an Gyulai die Bitte um eine Zufluchtsstätte gerichtet, da er seine persönliche Sicherheit unter den Meuterern für gefährdet hält, wurde aber bis zur Entscheidung des Ministeriums abgewiesen. Hauptquartier Apenrade, 15. August, Abends.
Heute Morgen versuchten die Dänen eine heimliche Landung in der Mitte zwischen hier und Hadersleben. Eben so ging von den nordöstlich hinter Hadersleben stehenden preußischen Vorposten die Nachricht ein, daß sich fortwährend mehrere tausend Mann starke dänische Kolonnen zeigten, ohne daß es jedoch bisher noch zu einem Angriff gekommen wäre. Auch auf Fehmarn sind neuerdings wieder Landungsversuche vorgekommen und soll deshalb die dort liegende Besatzung verstärkt werden. So eben kommt die Nachricht, daß die aus preußischen Reichstruppen bestehende Brigade Bonin ein Vorpostengefecht mit den Dänen gehabt und diese zurückgedrängt hat. (B. H.) - Berichten aus Helgoland vom 15. d. M. zufolge, war am 13. in der Nähe der Insel die dänische Fregatte "Bellona" angekommen. Am Bord derselben befindet sich der bekannte Commodore Steen Bille, der vermuthlich den Befehl über das Blokadegeschwader übernehmen soll. Letzteres besteht aus nur drei Fregatten, kann also in keiner Weise als genügend angesehen werden, um in völkerrechtlich gültiger Weise die Mündungen dreier Flüsse (Elbe, Weser und Jahde) zu blockiren und würde auch, wenn, wie dem Vernehmen nach der Fall sein soll, noch eine Fregatte und ein Dampfschiff hinzukommen, zu jenem Zwecke nicht hinreichen. (B. H.)= - Berichten aus Kiel zufolge hat die provisorische Regierung, auf Veranlassung des zur Leitung der Waffenstillstands-Unterhandlungen abgeordneten Max v. Gagern, an die schleswig-holsteinische konstituirende Versammlung den Antrag gestellt, sich auf vier Wochen zu vertagen. Die Berathung über diesen Antrag sollte heute stattfinden. (B. H.) Französische Republik 16 Paris, 17. Aug. "Nach der Quasilegitimität die Quasi-Republik, nach Mister Guizot der Citoyen Thiers, nach Lord Duchatel der Marquis Marrast, nach der Epoche der Schmach die Periode des tückischen Blödsinns, so weit wären wir. ("La vraie Republique.") Wohin geht es? zu Blutüberschwemmungen, zu namenlosem Schmerz, sagen die Einen, zu gerechter Justiz und Volksrache sagen die Andern. Wir richten noch ein Gebet zu Gott, unser letztes: er möge gnädig die Prüfung abkürzen; wir sind aufs Aergste gefaßt, auf Herstellung eines Throngerüstes, eines Vehmtribunals, einer Allianz mit dem Moskauer Czaaren und britischen Leoparden. Im Jahre 1816 spielten die Königthümler im Süden Kegel mit abgehauenen Jakobinerköpfen, wie Augenzeugen besagen; auch 1848 sind sie dazu fähig, wenn wir die Hälse still hinstrecken. Wußtet ihr sentimentalen Philantropen des Provisoriums das nicht einmal? Ihr wollt euch jetzt aufraffen, nachdem ihr der Welt den französischen Namen zum Spott gemacht, euch blamirt habt. Mit eisernen Ruthen also mußte der Erzfeind euch peitschen, ehe ihr euch ermanntet, ihr eiteln, hohlköpfigen Polterer mit dem überbrodelnden Herzenskessel! Was habt ihr denn gethan? weniger als nichts (ruft Impartial du Nord) und nur der Riesenprozeß wird euch wieder etwas Relief geben, ihr großen Stümper der Revolutionskunst. Wahrlich, es ekelt uns diese Zeit, wo nur gefaselt wird und wir wenden uns mit namenloser Sehnsucht zurück nach der heiligen Welt-Epoche 1793 und 94; wir müssen nicht eher schlafen gehen, als bis sie in erneutem Maße wiederholt ist. Laßt uns heute die Fahne des Arbeitsrechts aufziehen mit der ewigen Inschrift: wer nicht arbeitet darf nicht essen! Ugolino's Thurm möge unsre faulenzenden Prasser aufnehmen, sie alle, die den fleißigen Darbenden ins Zellengefängniß mauerten. Wir wollen Vergeltung oder - eine Kugel in die Brust, schrieb ein Toulouser Blatt in seiner letzten Nummer. Die Wahlen werden immer noch aufgeschoben; viele Arbeiter sind entschlossen ihr aktives Bürgerrecht aufzugeben. Der Impartial du Nord sagt: "Kein Wunder, denn sie erinnern sich, daß z. B. in Paris die 698 Stimmzettel der Patienten im Hoteldieu und St. Louishospital ebensowenig wie die 383 des Invalidenhauses zur Wahlurne abgeholt wurden, folglich sämmtlich verloren gingen; daß in unserm Departement die Bestechungen und Beschwatzungen das Votum der Bauern bestimmten u. s. w." Ueber die dänisch-deutsche Sache sagt La Liberte: "Leider hat das deutsche Parlament durch eine fast lächerliche Ländersucht verleitet, sich gegen Italien und Polen versündigt, und nur die demokratische Partei in und außer ihm rettet durch ebenso logische als begeisternde Protestationen die Ehre des zukünftigen Deutschlands. Hätte das Parlament Italien und Posen befreit, wahrlich kein Mensch würde sich jetzt um Das kümmern, was es gegen Dänemarks Südgebiete vorhat; aber nun ist die öffentliche Meinung schon aufgebracht und man will dem Parlamente dort verbieten, was man ihm an seiner Ostgränze leider erlaubt hat; es schmerzt uns dies auszusprechen, aber die deutschen Demokraten, unsere Freunde, werden es uns hoffentlich nicht mißdeuten u. s. w." Die Sympathie der Provinzbourgeois und Bauern für einen Thron wächst natürlich, je miserabler die hohen Macchiavelisten in Paris die Affaire leiten. Proudhon sagt nicht grundlos: "Wenn man nicht Acht gibt, so wird eines Morgens die Munizipalität aller Städte aus Anhängern des Henri-Orleanismus bestehen, und wie unter der Direktion solcher Stadträthe die Deputirtenwahlen ausfallen dürften, ist leicht zu ahnen; auch singt Hr. Genvade's "Gazette de France" Viktoria, außer in Toulouse, wo die Republikaner die entschiedenste Majorität in der Munizipalität erlangten. Wir haben nun das vielbelobte allgemeine direkte Stimmen, und es wird vielleicht bloß dazu dienen um die träge indifferente Waffe von der kleinen gewandten Royalistenbande bei der Nase herumführen, und uns aus dem Felde schlagen zu lassen. Indessen wir haben's ja so beliebt!" Zudem kommt die erbauliche Aussicht auf die Kammerdiskussion der Untersuchungsakten, "wo die Deputirten in eigener Person Ankläger, Advokaten und Richter sein sollen, (sagt der National), und die glühendsten Leidenschaften im Dienste des Privat- und Parteihasses, systematisch und improvisirend auf die Redebühne steigen werden: Ihr seid rasend wenn Ihr's dahin kommen laßt, und wer steht Euch dafür, daß die Pariser draußen in den Straßen, Eurem Beispiel folgend, nicht wieder die eben verbundenen Wunden aufreißen und Emeute machen? Tadelt sie aber alsdann nicht, Ihr werdet allein Schuld sein." Es ist nahe daran, daß dies scheußliche Ungethüm, diese Schein- und Spottrepublik zu Grabe getragen wird, um einem historisch neuen, ehrlichern Zustande Platz zu räumen. Paris, 17. August. Die Befürchtungen der Regierung wegen des Ausbruchs einer Emeute haben sich keineswegs gerechtfertigt. Welche Befürchtungen unsere schreckhafte Bourgeoisie hegte, das beweist folgender Artikel des "Constitutionnel": "Wie am 15. Mai Polen, so sollte dieses Mal Italien zum Deckmantel eines neuen Staatsstreichs dienen. Der Ruf, "Es lebe Heinrich V.!" oder, "Es lebe der Prinz Louis Napoleon!" sollte erschallen. Andere hatten vor zu Gunsten einer allgemeinen Amnestie für die Juni-Insurgenten zu marschiren; wieder Andere wollten für das System Proudhon's, der übrigens gar kein System habe, auftreten. Die Vorsicht der Regierung hat diese Pläne vereitelt." - Der "Estaffette" zufolge, beschränkte sich die Zahl der Verschworenen auf eine kleine Ziffer. Eine Handvoll entschlossener Männer habe, bis an die Zähne bewaffnet, in die Nationalversammlung dringen wollen um den General Cavaignac zu entführen etc. - Cavaignac's "Spektateur Republicain" sagt, "... Wir haben wohl gehört, wie sich gewisse Repräsentanten, deren Ver- [Deutschland] [Fortsetzung] Für die Herren Rittergutsbesitzer wird es nur einer Mittheilung dieser Nachricht und keiner Aufforderung bedürfen, um hoffen zu dürfen, daß sich einige derselben gleichfalls nach Stettin begeben werden. Cöslin, den 30. Juli 1848. Der Regierungs-Chefpräsident v. Fritsche. ‒ An den Königl. Landrath Hrn. v. ***, Hochwohlgeb. in * . „Die Magisträte hier und in Colberg habe ich veranlaßt, die Stadtverordneten zu vermögen, Deputationen abzusenden. In wiefern die Stadtverordneten zu * gleichfalls einen Deputirten absenden wollen, bleibt denselben anheimgestellt. v. Fr.“ (B. Z. H.) * Breslau, 15. August. In der öffentlichen Sitzung des demokratischen Hauptvereins vom 14. August hat Herr Breinersdorf folgenden Antrag gestellt: Einen Antrag durch die Deputirten Breslau's an die Frankfurter Nationalversammlung: sie solle zu Gunsten der wegen der Pariser Juni-Insurrektion vor die Ausnahmegerichte gestellten Deutschen interveniren und auf deren Auslieferung dringen, namentlich derjenigen, welche deportirt werden sollen; mit Rücksicht auf das gleiche Verfahren der Franzosen bei der republikanischen Schilderhebung Heckers in Baden und dem Zuzuge der Franzosen unter Herwegh und der erfolgreichen Reklamation England's in demselben Falle. ‒ Einstimmig angenommen. ‒ Die mit der Abfassung beauftragte Kommission wird den Protest zur Veröffentlichung übergeben. Wir erwarten, daß auch die demokratischen Vereine von Köln diesen Antrag zu dem ihrigen machen werden. Schweidnitz, 15. August. Die nach Breslau entsandte Deputation hat berichtet, „daß nach der Entscheidung des Herrn Oberpräsidenten Pinder und des kommandirenden Generals Herrn Grafen von Brandenburg, es in unserem eigenen Interesse dringend nothwendig sei, zur Feststellung des Thatbestandes der Untersuchung, um die Möglichkeit der Vernehmung der einzelnen Personen nicht zu hindern, die Entfernung des Füsilier-Bataillons 22. Inf. Regts. bis nach dieser Feststellung auszusetzen; ‒ dagegen bleibe es den Bestimmungen des königl. Kommandanten überlassen, so weit möglich diesen Truppentheil vom Wachtdienste zu dispensiren.“ Hierauf folgt in dieser Bekanntmachung noch die Meldung, daß die Untersuchungen der stattgefundenen Ereignisse bereits in vollem Gange seien, und eine durch den Kreis-Physikus und den Garnisons-Stabsarzt mit dem vom 31. Juli verwundeten Soldaten veranstaltete Untersuchung ergeben habe, daß dessen Streifschußwunde an der rechten Wange nur aus beträchtlicher Nähe beigebracht, und wahrscheinlich durch die Unbesonnenheit eines feuernden Kameraden verschuldet sei, und daß, da die Richtung des Schusses von unten nach oben gehe, die Behauptung wegfalle, als sei die Verwundung durch einen Schuß aus den gegenüberliegenden Häusern erfolgt. Uebrigens werde das Resultat der Untersuchung seiner Zeit zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. ‒ Seither hat sich die hiesige Einwohnerschaft sehr ruhig verhalten, das Benehmen der Bürgerschaft war wirklich musterhaft, da von dieser Seite her Alles geschehen ist, um die Ruhe dauernd zu erhalten, und die beschwerlichen Wachtdienste mit großer Bereitwilligkeit übernommen und mit Ausdauer versehen werden, in der sichern Erwartung, daß nur dadurch ein Beziehen der Wachtposten durch die Zweiundzwanziger mit Sicherheit zu verhindern sei, und die durch den Mund der Nationalversammlung in Berlin ausgesprochene Versetzung derselben ja überdies binnen Kurzem erfolgen müsse. In dieser Beziehung gab man schon den Tag des Ausmarsches (den 15. oder 16. c.) und den Bestimmungsort (Magdeburg) dieses Truppentheils an, ‒ wie es jetzt scheint, etwas zu voreilig. Denn gestern verbreitete sich das Gerücht, die Zweiundzwanziger würden die Wachen beziehen und zwar mit geladenem Gewehr, ‒ ein Gerücht, das an Wahrscheinlichkeit zunahm, und von Seiten der Bürgerschaft Nachfragen bei den städtischen Behörden erregte. Diese machten hierauf bekannt, daß der Herr Kommandant erklärt habe, „bei dem angreifenden Dienst könne solcher dem 11. Infanterie-Regiment (von dem 2 Kompagnien hier stehen) nicht allein zugemuthet werden, und er müsse die Besetzung der Hauptwache mit dem Füsilier-Bataillon des 22. Inf. R. ts. in einigen Tagen eintreten lassen. Für den Fall der Ruhestörungen oder Insulte gegen das Militär müßte er dann die Wachen mit geladenem Gewehr aufziehen lassen, was bisher nicht geschehen sei und außerdem auch nicht geschehen werde.“ Für jetzt ist durch die Einwendungen unserer Behörden bei dem Kommandanten jenes Aufziehen der Wachen noch suspendirt und von jenen am gestrigen Tage bei dem General-Kommando und dem Ober-Präsidium gegen jeglichen Wachtdienst des Füsilier-Bataillons in der Stadt protestirt worden. Ob dies von Erfolg sein wird, ist nach den vielen, wie es scheint, absichtlichen Verzögerungen und Beschwichtigungen wohl zu bezweifeln. Dies macht nun von Neuem die Besorgnisse der Bürgerschaft rege. Zudem werden noch die Bürgerwehrmannschaften aufgefordert, kein geladenes Gewehr zu führen, eine Maßregel, die wir keinesweges tadeln, die aber zu der Befürchtung Anlaß gegeben zu haben scheint, als würden jene so jedem Angriffe der rohen Soldateska, der nach den bekannten Excessen von Seiten der letzteren, und nach den Geständnissen ihrer Führer, die den Gehorsam nicht erzwingen können, nicht gerade unmöglich ist von neuem wehrlos blosgestellt. Hierzu kommt noch, daß vorgestern wieder ein Opfer des 31. Juli, der Arbeiter Jenofé (nicht Genovei) gestorben ist, der morgen früh begraben wird, wodurch die traurigsten Erinnerungen wiederum rege geworden sind, und daß man von gewisser Seite her das alberne Gerücht zu verbreiten bemüht ist, als beabsichtige ein Bürger, der oft genannte Speisewirth Schindelwick, das Militär zu vergiften ‒ so wird man gern glauben, daß Stoff genug zu neuer Aufregung vorhanden ist. Von Seite der Bürger ist jedoch gewiß keine Ruhestörung, noch weniger ein Angriff gegen das Militär, selbst wenn die Zweiundzwanziger die Wachen wieder beziehen sollten, zu befürchten. Das sicherste Mittel, allen Eventualitäten vorzubeugen, wäre die Zurückziehung des bewaffneten Truppentheils, die auch den vielen Versicherungen zufolge jetzt eintreten sollte, da, wie wir hören, die gerichtliche Vernehmung des Militärs beendet sein soll. Solche höhnende Zähigkeit Seitens der Militärbehörden kann unmöglich geeignet sein, die Bürger zu versöhnen, und das gute Einvernehmen zwischen diesen und dem Militär wiederherzustellen. Es hat sich in diesen Tagen hier ein Verein gebildet, der Geldbeiträge für die durch die Ereignisse am 31. Juli c. zu Wittwen und Waisen gewordenen Frauen und Kinder, so wie für die an ihrer Berufsthätigkeit gehinderten Verwundeten aufsammelt, und zu diesem Zwecke einen Aufruf von Haus zu Haus zirkuliren läßt. Das Comité (J. Schmidt, Irgahn, Bröcker, Berger) behält sich vor, diesem Aufrufe größere Verbreitung zu geben, und erklärt, daß es, um den Bedürfnissen der Hülfsbedürftigen gerecht zu werden, über die Verwendung der Gaben mit einer aus Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordneten zusammengesetzten Kommission sich berathen und über die eingegangenen Beiträge öffentlich Bericht erstatten werde. Liegnitz, 16. Aug. Der Präsident des hiesigen demokratischen Vereins, Herr Lunerth, befindet sich noch immer im Militär-Lazareth zu Glogau, wohin er unter militärischer Begleitung abgeführt wurde, weil man ihn trotz seiner Kränklichkeit und seines durch ärztliche Untersuchung constatirten Augenübels durchaus, wenn auch nur „versuchsweise“, wie es hieß, zur Landwehr einreihen wollte, wogegen Lunerth in Rücksicht der oben angeführten Gründe mit Recht, wenn auch umsonst protestirte. Da indessen unsere sämmtliche Landwehr binnen wenigen Tagen aus Posen zurückkehrt, so ist auch kein Grund zu seiner weitern Entfernthaltung mehr vorhanden und seine Rückkehr wird in kürzester Zeit hier erwartet, freilich zum größten Aerger einer reaktionären Cl que, der die Betreibung seiner plötzlichen Einziehung allgemein zugeschrieben wird. Der demokratische Verein ist übrigens in fortwährender gedeihlicher Zunahme begriffen und wird bald gegen 1000 Mitglieder zählen, wozu auch viele Landleute gehören, welche überhaupt durchweg dieser Richtung mit Eifer anhängen. Der genannte Verein imponirte durch sein Auftreten besonders bei der Feier zu Ehren des Reichsverwesers und der deutschen Einheit, welche auch hier, und zwar in großem Styl, am vorigen Sonntage stattfand, und repräsentirte in der That die einzige politische Partei, welche hier Leben, Energie und Bewegung besitzt, weshalb auch das „Demokratenzelt“ auf dem Festplatze den Mittelpunkt alles Lebens und Treibens dabei bildete. Das hiesige Fest zeichnete sich auch vor andern dieser Art dadurch aus, daß eine große Anzahl von Soldaten der hiesigen Garnison mit Ausnahme der Offiziere an den Volksbelustigungen Theil nahmen. Nachdem diese auch den Tag darauf noch fortgesetzt worden waren, bildeten gegen Abend alle Theilnehmer in buntester Reihe, die Soldaten Arm in Arm mit den Mitgliedern des demokratischen Vereins, vielen Bürgern, Gesellen und Arbeitern einen langen Zug, der sich unter dem Klange der Musik und dem Gesange patriotischer Lieder mit fliegenden Fahnen nach der Stadt bewegte, und unter lautem Jubel des zusammenströmenden Volkes seinen Einzug hielt. Auf dem Marktplatze wurde zuletzt ein für das Fest nach der Weise der marseiller Hymne gedichtetes Lied von der ganzen Volksmasse unter Musikbegleitung gesungen, und nach vielfachen Hochs auf die deutsche Einheit, den demokratischen Verein u.s.w. trennte man sich mit dem Bewußtsein, der politischen Gesinnung der großen Mehrzahl der hiesigen Bevölkerung einen klaren Ausdruck durch diese Manifestation gegeben zu haben. Auch in den meisten anderen Städten unserer Provinz ist die zu hoffende deutsche Einheit in diesen Tagen gefeiert worden. Ueberhaupt findet das Altpreußenthum nirgends in Schlesien einen Boden und auch die Reaction wagt in der nationalen Frage nur einen leisen und versteckten Widerstand gegen das „Aufgehen in Deutschland.“ Posen, 16. Aug. Die Landwehr ist wegen der vollständig hergestellten Ruhe größtentheils entlassen. Es hat ebenfalls ein theilweiser Garnisonwechsel stattgefunden. Für das 7. ist das 5. Regiment hier eingerückt. Letzteres ist wegen seiner Affairen in Schrimm etc. berühmt. Die Soldaten desselben keilten sich sogleich mit den hiesigen Bummlern und mit ihren Kameraden anderer Truppentheile, wahrscheinlich um von ihrem Ruhme nichts einzubüßen. Heute Morgen ist eine Kompagnie des 8. Infanterie-Regiments mit 2 Geschützen von hier nach Kurnik ausgerückt, angeblich um die dort versammelten 1000 Sensenmänner auseinander zu treiben. 61 Wien. Sitzung des Reichstags vom 12. Aug. Streit aus Mähren will den Gemeinden das Recht des Holzklaubens konferviren. Gerne ist gegen alle Entschädigung, indem er sagt: Es handle sich um das Fortbestehen eines Systems von Bedrükkung einer Kaste von Menschen, die über das Volk genug Elend gebracht. Auch in den März- und Maitagen handelte es sich um das Fortbestehen dieses Systems und dieser Kaste. Büreaukratie und Absolutismus waren zwei Tyrannen, welche den Geist niederdrückten und das Eigenthum anderer auszubeuten suchten; auch Aristokratie und Feudalsystem sind solche zwei Tyrannen. Die Versammlung stehe auf dem Gebiete der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; durch den Ausspruch einer Entschädigung handle man diesen Grundsätzen gerade entgegen. Mokry will nur die Laudemialgebühren beim Einkauf von Grundparzellen ohne Entschädigung aufheben. Ein Abgeordneter: Das Recht, in den Waldungen Holz zu sammeln darf nicht geschmälert werden. ‒ Nun entspinnt sich ein langes Hin- und Her über die Frage, ob die Debatte geschlossen werden soll, wobei Helfert bemerkt, die ewig denkwürdige Nacht vom 4. Aug. 1789 müsse als Warnung dienen; die Assemblée Constituante habe sich damals in einem Rausche befunden, aus dem dann die Hälfte mit einem politischen Katzenjammer erwacht sei. ‒ Darauf wird wieder in der Tagesordnung fortgefahren, und es werden noch mehre Anträge über Aufhebung einzelner Rechte vorgebracht. Hönig: entschädigt müsse werden. Borrasch: Die Volksfreiheit sei nicht blos zum irdischen Wohlsein wünschenswerth, sondern weil sie das Göttliche in der Menschenbrust zur Wahrheit mache. Darum dürften die Volksvertreter nicht die sittliche Grundlage fahren lassen; man hätte sonst dem Kommunismus (?) Thor und Thüre geöffnet. Der rechtliche Sinn und der gesunde Menschenverstand des Volks werde über Viele, die sich vergangen, den Mantel der chrilichsten Liebe ausbreiten, aber die Prasser und Dränger müßten verjagt werden. Jonok hält eine sehr lange Rede, in welcher er die Entschädigung bejaht und nur das Abstiftungsrecht, wonach die Herrschaft den Bauer von Grund und Boden jagen und sein Eigenthum verkaufen könne, denn das Unterthanspatent, wonach der Stock noch immer herrsche, abgeschafft wissen will. Ueber die Entschändigung müßten die Landtage bestimmen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit müsse aufgehoben, eine geregelte Gemeindeverfassung eingeführt werden; bloße Begeisterung schaffe noch nicht, darum zeige man mehr Ernst. Sitzung vom 14. Aug. Trogan sucht in einer langen Rede den Entschädigungsanspruch für alle Fälle zu begründen, wo ein Privatkontrakt zum Grunde liege, indem er sagt: Wir sind Vertreter aller Volksinteressen, aller Volksklassen, müssen also über allen Parteien stehen; wir stehen nicht mehr auf dem Boden der Revolution, wo Wahrheit und Gerechtigkeit entscheiden müssen. Alle Gesetze, welche die Beschränkungen der persönlichen Freiheit durch das Unterthansverhältniß betreffen, müssen sofort aufgehoben werden. Ueber dem Drange nach Freiheit darf man die Stimme des Rechts nicht überhören. Darin sind wir einig, daß die Robot sogleich aufgehoben werden müsse. Sie ist faktisch schon aufgehoben. Wir gelangten auf Grundlage gesetzlicher Basis auf den Unterschied der Lasten, die aus Mißbräuchen entstandene Ausflüsse der Leibeigenschaft sind und daher ohne Entgeld aufgehoben müssen, aber auch auf solche, die auf Verträgen beruhen, deren Rechtmäßigkeit außer Zweifel. Die Entschädigung muß billig sein u.s.w. Wien. Der k. k. Generalmajor Ludolf, gegen welchen ähnliche Beschuldigungen vorliegen wie gegen den Grafen Zichy, wurde jüngst nach Olmütz geführt, um bei dem Prozeß gegen Zichy als Mitschuldiger zu figuriren. Auch der Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral Martini, der eben aus der Kriegsgefangenschaft gekommen, wurde nach Olmütz berufen, um dort vor dem Kriegsgericht über die Kapitulation Venedigs Aussagen zu deponiren. (Br. Z.)Triest, 8. Aug. Auf der sardo-venetianischen Flotte, welche in der Bucht bei Pirano vor Anker liegt, ist offene Meuterei ausgebrochen, und wir haben gestern sogar das Aufblitzen des Kleingewehrfeuers von hier aus bemerkt. Albini hat an Gyulai die Bitte um eine Zufluchtsstätte gerichtet, da er seine persönliche Sicherheit unter den Meuterern für gefährdet hält, wurde aber bis zur Entscheidung des Ministeriums abgewiesen. Hauptquartier Apenrade, 15. August, Abends.
Heute Morgen versuchten die Dänen eine heimliche Landung in der Mitte zwischen hier und Hadersleben. Eben so ging von den nordöstlich hinter Hadersleben stehenden preußischen Vorposten die Nachricht ein, daß sich fortwährend mehrere tausend Mann starke dänische Kolonnen zeigten, ohne daß es jedoch bisher noch zu einem Angriff gekommen wäre. Auch auf Fehmarn sind neuerdings wieder Landungsversuche vorgekommen und soll deshalb die dort liegende Besatzung verstärkt werden. So eben kommt die Nachricht, daß die aus preußischen Reichstruppen bestehende Brigade Bonin ein Vorpostengefecht mit den Dänen gehabt und diese zurückgedrängt hat. (B. H.) ‒ Berichten aus Helgoland vom 15. d. M. zufolge, war am 13. in der Nähe der Insel die dänische Fregatte „Bellona“ angekommen. Am Bord derselben befindet sich der bekannte Commodore Steen Bille, der vermuthlich den Befehl über das Blokadegeschwader übernehmen soll. Letzteres besteht aus nur drei Fregatten, kann also in keiner Weise als genügend angesehen werden, um in völkerrechtlich gültiger Weise die Mündungen dreier Flüsse (Elbe, Weser und Jahde) zu blockiren und würde auch, wenn, wie dem Vernehmen nach der Fall sein soll, noch eine Fregatte und ein Dampfschiff hinzukommen, zu jenem Zwecke nicht hinreichen. (B. H.)= ‒ Berichten aus Kiel zufolge hat die provisorische Regierung, auf Veranlassung des zur Leitung der Waffenstillstands-Unterhandlungen abgeordneten Max v. Gagern, an die schleswig-holsteinische konstituirende Versammlung den Antrag gestellt, sich auf vier Wochen zu vertagen. Die Berathung über diesen Antrag sollte heute stattfinden. (B. H.) Französische Republik 16 Paris, 17. Aug. „Nach der Quasilegitimität die Quasi-Republik, nach Mister Guizot der Citoyen Thiers, nach Lord Duchatel der Marquis Marrast, nach der Epoche der Schmach die Periode des tückischen Blödsinns, so weit wären wir. („La vraie Republique.“) Wohin geht es? zu Blutüberschwemmungen, zu namenlosem Schmerz, sagen die Einen, zu gerechter Justiz und Volksrache sagen die Andern. Wir richten noch ein Gebet zu Gott, unser letztes: er möge gnädig die Prüfung abkürzen; wir sind aufs Aergste gefaßt, auf Herstellung eines Throngerüstes, eines Vehmtribunals, einer Allianz mit dem Moskauer Czaaren und britischen Leoparden. Im Jahre 1816 spielten die Königthümler im Süden Kegel mit abgehauenen Jakobinerköpfen, wie Augenzeugen besagen; auch 1848 sind sie dazu fähig, wenn wir die Hälse still hinstrecken. Wußtet ihr sentimentalen Philantropen des Provisoriums das nicht einmal? Ihr wollt euch jetzt aufraffen, nachdem ihr der Welt den französischen Namen zum Spott gemacht, euch blamirt habt. Mit eisernen Ruthen also mußte der Erzfeind euch peitschen, ehe ihr euch ermanntet, ihr eiteln, hohlköpfigen Polterer mit dem überbrodelnden Herzenskessel! Was habt ihr denn gethan? weniger als nichts (ruft Impartial du Nord) und nur der Riesenprozeß wird euch wieder etwas Relief geben, ihr großen Stümper der Revolutionskunst. Wahrlich, es ekelt uns diese Zeit, wo nur gefaselt wird und wir wenden uns mit namenloser Sehnsucht zurück nach der heiligen Welt-Epoche 1793 und 94; wir müssen nicht eher schlafen gehen, als bis sie in erneutem Maße wiederholt ist. Laßt uns heute die Fahne des Arbeitsrechts aufziehen mit der ewigen Inschrift: wer nicht arbeitet darf nicht essen! Ugolino's Thurm möge unsre faulenzenden Prasser aufnehmen, sie alle, die den fleißigen Darbenden ins Zellengefängniß mauerten. Wir wollen Vergeltung oder ‒ eine Kugel in die Brust, schrieb ein Toulouser Blatt in seiner letzten Nummer. Die Wahlen werden immer noch aufgeschoben; viele Arbeiter sind entschlossen ihr aktives Bürgerrecht aufzugeben. Der Impartial du Nord sagt: „Kein Wunder, denn sie erinnern sich, daß z. B. in Paris die 698 Stimmzettel der Patienten im Hoteldieu und St. Louishospital ebensowenig wie die 383 des Invalidenhauses zur Wahlurne abgeholt wurden, folglich sämmtlich verloren gingen; daß in unserm Departement die Bestechungen und Beschwatzungen das Votum der Bauern bestimmten u. s. w.“ Ueber die dänisch-deutsche Sache sagt La Liberté: „Leider hat das deutsche Parlament durch eine fast lächerliche Ländersucht verleitet, sich gegen Italien und Polen versündigt, und nur die demokratische Partei in und außer ihm rettet durch ebenso logische als begeisternde Protestationen die Ehre des zukünftigen Deutschlands. Hätte das Parlament Italien und Posen befreit, wahrlich kein Mensch würde sich jetzt um Das kümmern, was es gegen Dänemarks Südgebiete vorhat; aber nun ist die öffentliche Meinung schon aufgebracht und man will dem Parlamente dort verbieten, was man ihm an seiner Ostgränze leider erlaubt hat; es schmerzt uns dies auszusprechen, aber die deutschen Demokraten, unsere Freunde, werden es uns hoffentlich nicht mißdeuten u. s. w.“ Die Sympathie der Provinzbourgeois und Bauern für einen Thron wächst natürlich, je miserabler die hohen Macchiavelisten in Paris die Affaire leiten. Proudhon sagt nicht grundlos: „Wenn man nicht Acht gibt, so wird eines Morgens die Munizipalität aller Städte aus Anhängern des Henri-Orleanismus bestehen, und wie unter der Direktion solcher Stadträthe die Deputirtenwahlen ausfallen dürften, ist leicht zu ahnen; auch singt Hr. Genvade's „Gazette de France“ Viktoria, außer in Toulouse, wo die Republikaner die entschiedenste Majorität in der Munizipalität erlangten. Wir haben nun das vielbelobte allgemeine direkte Stimmen, und es wird vielleicht bloß dazu dienen um die träge indifferente Waffe von der kleinen gewandten Royalistenbande bei der Nase herumführen, und uns aus dem Felde schlagen zu lassen. Indessen wir haben's ja so beliebt!“ Zudem kommt die erbauliche Aussicht auf die Kammerdiskussion der Untersuchungsakten, „wo die Deputirten in eigener Person Ankläger, Advokaten und Richter sein sollen, (sagt der National), und die glühendsten Leidenschaften im Dienste des Privat- und Parteihasses, systematisch und improvisirend auf die Redebühne steigen werden: Ihr seid rasend wenn Ihr's dahin kommen laßt, und wer steht Euch dafür, daß die Pariser draußen in den Straßen, Eurem Beispiel folgend, nicht wieder die eben verbundenen Wunden aufreißen und Emeute machen? Tadelt sie aber alsdann nicht, Ihr werdet allein Schuld sein.“ Es ist nahe daran, daß dies scheußliche Ungethüm, diese Schein- und Spottrepublik zu Grabe getragen wird, um einem historisch neuen, ehrlichern Zustande Platz zu räumen. Paris, 17. August. Die Befürchtungen der Regierung wegen des Ausbruchs einer Emeute haben sich keineswegs gerechtfertigt. Welche Befürchtungen unsere schreckhafte Bourgeoisie hegte, das beweist folgender Artikel des „Constitutionnel“: „Wie am 15. Mai Polen, so sollte dieses Mal Italien zum Deckmantel eines neuen Staatsstreichs dienen. Der Ruf, „Es lebe Heinrich V.!“ oder, „Es lebe der Prinz Louis Napoleon!“ sollte erschallen. Andere hatten vor zu Gunsten einer allgemeinen Amnestie für die Juni-Insurgenten zu marschiren; wieder Andere wollten für das System Proudhon's, der übrigens gar kein System habe, auftreten. Die Vorsicht der Regierung hat diese Pläne vereitelt.“ ‒ Der „Estaffette“ zufolge, beschränkte sich die Zahl der Verschworenen auf eine kleine Ziffer. Eine Handvoll entschlossener Männer habe, bis an die Zähne bewaffnet, in die Nationalversammlung dringen wollen um den General Cavaignac zu entführen etc. ‒ Cavaignac's „Spektateur Republicain“ sagt, „… Wir haben wohl gehört, wie sich gewisse Repräsentanten, deren Ver- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="0409"/> <div n="1"> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar081_009" type="jArticle"> <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> Für die Herren Rittergutsbesitzer wird es nur einer Mittheilung dieser Nachricht und keiner Aufforderung bedürfen, um hoffen zu dürfen, daß sich einige derselben gleichfalls nach Stettin begeben werden. Cöslin, den 30. Juli 1848. Der Regierungs-Chefpräsident v. Fritsche. ‒ An den Königl. Landrath Hrn. v. ***, Hochwohlgeb. in <bibl><author>*</author></bibl>.</p> <p>„Die Magisträte hier und in Colberg habe ich veranlaßt, die Stadtverordneten zu vermögen, Deputationen abzusenden. In wiefern die Stadtverordneten zu <bibl><author>*</author></bibl> gleichfalls einen Deputirten absenden wollen, bleibt denselben anheimgestellt. v. Fr.“</p> <bibl>(B. Z. H.)</bibl> </div> <div xml:id="ar081_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Breslau, 15. August.</head> <p>In der öffentlichen Sitzung des demokratischen Hauptvereins vom 14. August hat Herr <hi rendition="#g">Breinersdorf</hi> folgenden Antrag gestellt: Einen Antrag durch die Deputirten Breslau's an die Frankfurter Nationalversammlung: sie solle zu Gunsten der wegen der Pariser Juni-Insurrektion vor die Ausnahmegerichte gestellten Deutschen interveniren und auf deren Auslieferung dringen, namentlich derjenigen, welche deportirt werden sollen; mit Rücksicht auf das gleiche Verfahren der Franzosen bei der republikanischen Schilderhebung Heckers in Baden und dem Zuzuge der Franzosen unter Herwegh und der erfolgreichen Reklamation England's in demselben Falle. ‒ Einstimmig angenommen. ‒ Die mit der Abfassung beauftragte Kommission wird den Protest zur Veröffentlichung übergeben.</p> <p>Wir erwarten, daß auch die demokratischen Vereine von Köln diesen Antrag zu dem ihrigen machen werden.</p> </div> <div xml:id="ar081_011" type="jArticle"> <head>Schweidnitz, 15. August.</head> <p>Die nach Breslau entsandte Deputation hat berichtet, „daß nach der Entscheidung des Herrn Oberpräsidenten Pinder und des kommandirenden Generals Herrn Grafen von Brandenburg, es in unserem eigenen Interesse dringend nothwendig sei, zur Feststellung des Thatbestandes der Untersuchung, um die Möglichkeit der Vernehmung der einzelnen Personen nicht zu hindern, die Entfernung des Füsilier-Bataillons 22. Inf. Regts. bis nach dieser Feststellung auszusetzen; ‒ dagegen bleibe es den Bestimmungen des königl. Kommandanten überlassen, so weit möglich diesen Truppentheil vom Wachtdienste zu dispensiren.“ Hierauf folgt in dieser Bekanntmachung noch die Meldung, daß die Untersuchungen der stattgefundenen Ereignisse bereits in vollem Gange seien, und eine durch den Kreis-Physikus und den Garnisons-Stabsarzt mit dem vom 31. Juli verwundeten Soldaten veranstaltete Untersuchung ergeben habe, daß dessen Streifschußwunde an der rechten Wange nur aus beträchtlicher Nähe beigebracht, und wahrscheinlich durch die Unbesonnenheit eines feuernden Kameraden verschuldet sei, und daß, da die Richtung des Schusses von unten nach oben gehe, die Behauptung wegfalle, als sei die Verwundung durch einen Schuß aus den gegenüberliegenden Häusern erfolgt. Uebrigens werde das Resultat der Untersuchung seiner Zeit zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. ‒ Seither hat sich die hiesige Einwohnerschaft sehr ruhig verhalten, das Benehmen der Bürgerschaft war wirklich musterhaft, da von dieser Seite her Alles geschehen ist, um die Ruhe dauernd zu erhalten, und die beschwerlichen Wachtdienste mit großer Bereitwilligkeit übernommen und mit Ausdauer versehen werden, in der sichern Erwartung, daß nur dadurch ein Beziehen der Wachtposten durch die Zweiundzwanziger mit Sicherheit zu verhindern sei, und die durch den Mund der Nationalversammlung in Berlin ausgesprochene Versetzung derselben ja überdies binnen Kurzem erfolgen müsse. In dieser Beziehung gab man schon den Tag des Ausmarsches (den 15. oder 16. c.) und den Bestimmungsort (Magdeburg) dieses Truppentheils an, ‒ wie es jetzt scheint, etwas zu voreilig. Denn gestern verbreitete sich das Gerücht, die Zweiundzwanziger würden die Wachen beziehen und zwar mit geladenem Gewehr, ‒ ein Gerücht, das an Wahrscheinlichkeit zunahm, und von Seiten der Bürgerschaft Nachfragen bei den städtischen Behörden erregte. Diese machten hierauf bekannt, daß der Herr Kommandant erklärt habe, „bei dem angreifenden Dienst könne solcher dem 11. Infanterie-Regiment (von dem 2 Kompagnien hier stehen) nicht allein zugemuthet werden, und er müsse die Besetzung der Hauptwache mit dem Füsilier-Bataillon des 22. Inf. R. ts. in einigen Tagen eintreten lassen. Für den Fall der Ruhestörungen oder Insulte gegen das Militär müßte er dann die Wachen mit geladenem Gewehr aufziehen lassen, was bisher nicht geschehen sei und außerdem auch nicht geschehen werde.“ Für jetzt ist durch die Einwendungen unserer Behörden bei dem Kommandanten jenes Aufziehen der Wachen noch suspendirt und von jenen am gestrigen Tage bei dem General-Kommando und dem Ober-Präsidium gegen jeglichen Wachtdienst des Füsilier-Bataillons in der Stadt protestirt worden. Ob dies von Erfolg sein wird, ist nach den vielen, wie es scheint, absichtlichen Verzögerungen und Beschwichtigungen wohl zu bezweifeln. Dies macht nun von Neuem die Besorgnisse der Bürgerschaft rege. Zudem werden noch die Bürgerwehrmannschaften aufgefordert, kein geladenes Gewehr zu führen, eine Maßregel, die wir keinesweges tadeln, die aber zu der Befürchtung Anlaß gegeben zu haben scheint, als würden jene so jedem Angriffe der rohen Soldateska, der nach den bekannten Excessen von Seiten der letzteren, und nach den Geständnissen ihrer Führer, die den Gehorsam nicht erzwingen können, nicht gerade unmöglich ist von neuem wehrlos blosgestellt.</p> <p>Hierzu kommt noch, daß vorgestern wieder ein Opfer des 31. Juli, der Arbeiter Jenofé (nicht Genovei) gestorben ist, der morgen früh begraben wird, wodurch die traurigsten Erinnerungen wiederum rege geworden sind, und daß man von gewisser Seite her das alberne Gerücht zu verbreiten bemüht ist, als beabsichtige ein Bürger, der oft genannte Speisewirth Schindelwick, das Militär zu vergiften ‒ so wird man gern glauben, daß Stoff genug zu neuer Aufregung vorhanden ist. Von Seite der Bürger ist jedoch gewiß keine Ruhestörung, noch weniger ein Angriff gegen das Militär, selbst wenn die Zweiundzwanziger die Wachen wieder beziehen sollten, zu befürchten. Das sicherste Mittel, allen Eventualitäten vorzubeugen, wäre die Zurückziehung des bewaffneten Truppentheils, die auch den vielen Versicherungen zufolge jetzt eintreten sollte, da, wie wir hören, die gerichtliche Vernehmung des Militärs beendet sein soll. Solche höhnende Zähigkeit Seitens der Militärbehörden kann unmöglich geeignet sein, die Bürger zu versöhnen, und das gute Einvernehmen zwischen diesen und dem Militär wiederherzustellen.</p> <p>Es hat sich in diesen Tagen hier ein Verein gebildet, der Geldbeiträge für die durch die Ereignisse am 31. Juli c. zu Wittwen und Waisen gewordenen Frauen und Kinder, so wie für die an ihrer Berufsthätigkeit gehinderten Verwundeten aufsammelt, und zu diesem Zwecke einen Aufruf von Haus zu Haus zirkuliren läßt. Das Comité (J. Schmidt, Irgahn, Bröcker, Berger) behält sich vor, diesem Aufrufe größere Verbreitung zu geben, und erklärt, daß es, um den Bedürfnissen der Hülfsbedürftigen gerecht zu werden, über die Verwendung der Gaben mit einer aus Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordneten zusammengesetzten Kommission sich berathen und über die eingegangenen Beiträge öffentlich Bericht erstatten werde.</p> </div> <div xml:id="ar081_012" type="jArticle"> <head>Liegnitz, 16. Aug.</head> <p>Der Präsident des hiesigen demokratischen Vereins, Herr <hi rendition="#g">Lunerth,</hi> befindet sich noch immer im Militär-Lazareth zu Glogau, wohin er unter militärischer Begleitung abgeführt wurde, weil man ihn trotz seiner Kränklichkeit und seines durch ärztliche Untersuchung constatirten Augenübels durchaus, wenn auch nur „versuchsweise“, wie es hieß, zur Landwehr einreihen wollte, wogegen Lunerth in Rücksicht der oben angeführten Gründe mit Recht, wenn auch umsonst protestirte. Da indessen unsere sämmtliche Landwehr binnen wenigen Tagen aus Posen zurückkehrt, so ist auch kein Grund zu seiner weitern Entfernthaltung mehr vorhanden und seine Rückkehr wird in kürzester Zeit hier erwartet, freilich zum größten Aerger einer reaktionären Cl que, der die Betreibung seiner plötzlichen Einziehung allgemein zugeschrieben wird. Der demokratische Verein ist übrigens in fortwährender gedeihlicher Zunahme begriffen und wird bald gegen 1000 Mitglieder zählen, wozu auch viele Landleute gehören, welche überhaupt durchweg dieser Richtung mit Eifer anhängen. Der genannte Verein imponirte durch sein Auftreten besonders bei der Feier zu Ehren des Reichsverwesers und der deutschen Einheit, welche auch hier, und zwar in großem Styl, am vorigen Sonntage stattfand, und repräsentirte in der That die einzige politische Partei, welche hier Leben, Energie und Bewegung besitzt, weshalb auch das „Demokratenzelt“ auf dem Festplatze den Mittelpunkt alles Lebens und Treibens dabei bildete. Das hiesige Fest zeichnete sich auch vor andern dieser Art dadurch aus, daß eine große Anzahl von Soldaten der hiesigen Garnison mit Ausnahme der Offiziere an den Volksbelustigungen Theil nahmen. Nachdem diese auch den Tag darauf noch fortgesetzt worden waren, bildeten gegen Abend alle Theilnehmer in buntester Reihe, die Soldaten Arm in Arm mit den Mitgliedern des demokratischen Vereins, vielen Bürgern, Gesellen und Arbeitern einen langen Zug, der sich unter dem Klange der Musik und dem Gesange patriotischer Lieder mit fliegenden Fahnen nach der Stadt bewegte, und unter lautem Jubel des zusammenströmenden Volkes seinen Einzug hielt. Auf dem Marktplatze wurde zuletzt ein für das Fest nach der Weise der marseiller Hymne gedichtetes Lied von der ganzen Volksmasse unter Musikbegleitung gesungen, und nach vielfachen Hochs auf die deutsche Einheit, den demokratischen Verein u.s.w. trennte man sich mit dem Bewußtsein, der politischen Gesinnung der großen Mehrzahl der hiesigen Bevölkerung einen klaren Ausdruck durch diese Manifestation gegeben zu haben. Auch in den meisten anderen Städten unserer Provinz ist die zu hoffende deutsche Einheit in diesen Tagen gefeiert worden. Ueberhaupt findet das Altpreußenthum nirgends in Schlesien einen Boden und auch die Reaction wagt in der nationalen Frage nur einen leisen und versteckten Widerstand gegen das „Aufgehen in Deutschland.“</p> </div> <div xml:id="ar081_013" type="jArticle"> <head>Posen, 16. Aug.</head> <p>Die Landwehr ist wegen der vollständig hergestellten Ruhe größtentheils entlassen. Es hat ebenfalls ein theilweiser Garnisonwechsel stattgefunden. Für das 7. ist das 5. Regiment hier eingerückt. Letzteres ist wegen seiner Affairen in Schrimm etc. berühmt. Die Soldaten desselben keilten sich sogleich mit den hiesigen Bummlern und mit ihren Kameraden anderer Truppentheile, wahrscheinlich um von ihrem Ruhme nichts einzubüßen. Heute Morgen ist eine Kompagnie des 8. Infanterie-Regiments mit 2 Geschützen von hier nach Kurnik ausgerückt, angeblich um die dort versammelten 1000 Sensenmänner auseinander zu treiben.</p> </div> <div xml:id="ar081_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien.</head> <p>Sitzung des Reichstags vom 12. Aug. <hi rendition="#g">Streit</hi> aus Mähren will den Gemeinden das Recht des Holzklaubens konferviren. <hi rendition="#g">Gerne</hi> ist gegen alle Entschädigung, indem er sagt: Es handle sich um das Fortbestehen eines Systems von Bedrükkung einer Kaste von Menschen, die über das Volk genug Elend gebracht. Auch in den März- und Maitagen handelte es sich um das Fortbestehen dieses Systems und dieser Kaste. Büreaukratie und Absolutismus waren zwei Tyrannen, welche den Geist niederdrückten und das Eigenthum anderer auszubeuten suchten; auch Aristokratie und Feudalsystem sind solche zwei Tyrannen. Die Versammlung stehe auf dem Gebiete der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; durch den Ausspruch einer Entschädigung handle man diesen Grundsätzen gerade entgegen. <hi rendition="#g">Mokry</hi> will nur die Laudemialgebühren beim Einkauf von Grundparzellen ohne Entschädigung aufheben. Ein Abgeordneter: Das Recht, in den Waldungen Holz zu sammeln darf nicht geschmälert werden. ‒ Nun entspinnt sich ein langes Hin- und Her über die Frage, ob die Debatte geschlossen werden soll, wobei <hi rendition="#g">Helfert</hi> bemerkt, die ewig denkwürdige Nacht vom 4. Aug. 1789 müsse als Warnung dienen; die Assemblée Constituante habe sich damals in einem Rausche befunden, aus dem dann die Hälfte mit einem politischen Katzenjammer erwacht sei. ‒ Darauf wird wieder in der Tagesordnung fortgefahren, und es werden noch mehre Anträge über Aufhebung einzelner Rechte vorgebracht. <hi rendition="#g">Hönig:</hi> entschädigt müsse werden. <hi rendition="#g">Borrasch:</hi> Die Volksfreiheit sei nicht blos zum irdischen Wohlsein wünschenswerth, sondern weil sie das Göttliche in der Menschenbrust zur Wahrheit mache. Darum dürften die Volksvertreter nicht die sittliche Grundlage fahren lassen; man hätte sonst dem Kommunismus (?) Thor und Thüre geöffnet. Der rechtliche Sinn und der gesunde Menschenverstand des Volks werde über Viele, die sich vergangen, den Mantel der chrilichsten Liebe ausbreiten, aber die Prasser und Dränger müßten verjagt werden. <hi rendition="#g">Jonok</hi> hält eine sehr lange Rede, in welcher er die Entschädigung bejaht und nur das Abstiftungsrecht, wonach die Herrschaft den Bauer von Grund und Boden jagen und sein Eigenthum verkaufen könne, denn das Unterthanspatent, wonach der Stock noch immer herrsche, abgeschafft wissen will. Ueber die Entschändigung müßten die Landtage bestimmen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit müsse aufgehoben, eine geregelte Gemeindeverfassung eingeführt werden; bloße Begeisterung schaffe noch nicht, darum zeige man mehr Ernst.</p> <p><hi rendition="#g">Sitzung vom 14. Aug. Trogan</hi> sucht in einer langen Rede den Entschädigungsanspruch für alle Fälle zu begründen, wo ein Privatkontrakt zum Grunde liege, indem er sagt:</p> <p>Wir sind Vertreter aller Volksinteressen, aller Volksklassen, müssen also über allen Parteien stehen; wir stehen nicht mehr auf dem Boden der Revolution, wo Wahrheit und Gerechtigkeit entscheiden müssen. Alle Gesetze, welche die Beschränkungen der persönlichen Freiheit durch das Unterthansverhältniß betreffen, müssen sofort aufgehoben werden. Ueber dem Drange nach Freiheit darf man die Stimme des Rechts nicht überhören. Darin sind wir einig, daß die Robot sogleich aufgehoben werden müsse. Sie ist faktisch schon aufgehoben. Wir gelangten auf Grundlage gesetzlicher Basis auf den Unterschied der Lasten, die aus Mißbräuchen entstandene Ausflüsse der Leibeigenschaft sind und daher ohne Entgeld aufgehoben müssen, aber auch auf solche, die auf Verträgen beruhen, deren Rechtmäßigkeit außer Zweifel. Die Entschädigung muß billig sein u.s.w.</p> </div> <div xml:id="ar081_015" type="jArticle"> <head>Wien.</head> <p>Der k. k. Generalmajor Ludolf, gegen welchen ähnliche Beschuldigungen vorliegen wie gegen den Grafen Zichy, wurde jüngst nach Olmütz geführt, um bei dem Prozeß gegen Zichy als Mitschuldiger zu figuriren. Auch der Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral Martini, der eben aus der Kriegsgefangenschaft gekommen, wurde nach Olmütz berufen, um dort vor dem Kriegsgericht über die Kapitulation Venedigs Aussagen zu deponiren.</p> <bibl>(Br. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar081_016" type="jArticle"> <head>Triest, 8. Aug.</head> <p>Auf der sardo-venetianischen Flotte, welche in der Bucht bei Pirano vor Anker liegt, ist offene <hi rendition="#g">Meuterei</hi> ausgebrochen, und wir haben gestern sogar das Aufblitzen des Kleingewehrfeuers von hier aus bemerkt. Albini hat an Gyulai die Bitte um eine Zufluchtsstätte gerichtet, da er seine persönliche Sicherheit unter den Meuterern für gefährdet hält, wurde aber bis zur Entscheidung des Ministeriums abgewiesen.</p> </div> <div xml:id="ar081_017" type="jArticle"> <head>Hauptquartier Apenrade, 15. August, Abends.</head> <p>Heute Morgen versuchten die Dänen eine heimliche Landung in der Mitte zwischen hier und Hadersleben. Eben so ging von den nordöstlich hinter Hadersleben stehenden preußischen Vorposten die Nachricht ein, daß sich fortwährend mehrere tausend Mann starke dänische Kolonnen zeigten, ohne daß es jedoch bisher noch zu einem Angriff gekommen wäre. Auch auf Fehmarn sind neuerdings wieder Landungsversuche vorgekommen und soll deshalb die dort liegende Besatzung verstärkt werden. So eben kommt die Nachricht, daß die aus preußischen Reichstruppen bestehende Brigade Bonin ein Vorpostengefecht mit den Dänen gehabt und diese zurückgedrängt hat. <bibl>(B. H.)</bibl> </p> <p>‒ Berichten aus Helgoland vom 15. d. M. zufolge, war am 13. in der Nähe der Insel die dänische Fregatte „Bellona“ angekommen. Am Bord derselben befindet sich der bekannte Commodore Steen Bille, der vermuthlich den Befehl über das Blokadegeschwader übernehmen soll. Letzteres besteht aus nur drei Fregatten, kann also in keiner Weise als genügend angesehen werden, um in völkerrechtlich gültiger Weise die Mündungen dreier Flüsse (Elbe, Weser und Jahde) zu blockiren und würde auch, wenn, wie dem Vernehmen nach der Fall sein soll, noch eine Fregatte und ein Dampfschiff hinzukommen, zu jenem Zwecke nicht hinreichen. <bibl>(B. H.)=</bibl> </p> <p>‒ Berichten aus Kiel zufolge hat die provisorische Regierung, auf Veranlassung des zur Leitung der Waffenstillstands-Unterhandlungen abgeordneten Max v. Gagern, an die schleswig-holsteinische konstituirende Versammlung den Antrag gestellt, sich auf vier Wochen zu vertagen. Die Berathung über diesen Antrag sollte heute stattfinden. <bibl>(B. H.)</bibl> </p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik</head> <div xml:id="ar081_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>16</author></bibl> Paris, 17. Aug.</head> <p>„Nach der Quasilegitimität die Quasi-Republik, nach Mister Guizot der Citoyen Thiers, nach Lord Duchatel der Marquis Marrast, nach der Epoche der Schmach die Periode des tückischen Blödsinns, so weit wären wir. („La vraie Republique.“) Wohin geht es? zu Blutüberschwemmungen, zu namenlosem Schmerz, sagen die Einen, zu gerechter Justiz und Volksrache sagen die Andern. Wir richten noch ein Gebet zu Gott, unser letztes: er möge gnädig die Prüfung abkürzen; wir sind aufs Aergste gefaßt, auf Herstellung eines Throngerüstes, eines Vehmtribunals, einer Allianz mit dem Moskauer Czaaren und britischen Leoparden. Im Jahre 1816 spielten die Königthümler im Süden Kegel mit abgehauenen Jakobinerköpfen, wie Augenzeugen besagen; auch 1848 sind sie dazu fähig, wenn wir die Hälse still hinstrecken. Wußtet ihr sentimentalen Philantropen des Provisoriums das nicht einmal? Ihr wollt euch jetzt aufraffen, nachdem ihr der Welt den französischen Namen zum Spott gemacht, euch blamirt habt. Mit eisernen Ruthen also mußte der Erzfeind euch peitschen, ehe ihr euch ermanntet, ihr eiteln, hohlköpfigen Polterer mit dem überbrodelnden Herzenskessel! Was habt ihr denn gethan? weniger als nichts (ruft Impartial du Nord) und nur der Riesenprozeß wird euch wieder etwas Relief geben, ihr großen Stümper der Revolutionskunst. Wahrlich, es ekelt uns diese Zeit, wo nur gefaselt wird und wir wenden uns mit namenloser Sehnsucht zurück nach der heiligen Welt-Epoche 1793 und 94; wir müssen nicht eher schlafen gehen, als bis sie in erneutem Maße wiederholt ist. Laßt uns heute die Fahne des Arbeitsrechts aufziehen mit der ewigen Inschrift: <hi rendition="#g">wer nicht arbeitet darf nicht essen!</hi> Ugolino's Thurm möge unsre faulenzenden Prasser aufnehmen, sie alle, die den fleißigen Darbenden ins Zellengefängniß mauerten. Wir wollen Vergeltung oder ‒ eine Kugel in die Brust, schrieb ein Toulouser Blatt in seiner letzten Nummer. Die Wahlen werden immer noch aufgeschoben; viele Arbeiter sind entschlossen ihr aktives Bürgerrecht aufzugeben. Der Impartial du Nord sagt: „Kein Wunder, denn sie erinnern sich, daß z. B. in Paris die 698 Stimmzettel der Patienten im Hoteldieu und St. Louishospital ebensowenig wie die 383 des Invalidenhauses zur Wahlurne abgeholt wurden, folglich sämmtlich <hi rendition="#g">verloren</hi> gingen; daß in unserm Departement die Bestechungen und Beschwatzungen das Votum der Bauern bestimmten u. s. w.“ Ueber die dänisch-deutsche Sache sagt La Liberté: „Leider hat das deutsche Parlament durch eine fast lächerliche Ländersucht verleitet, sich gegen Italien und Polen versündigt, und nur die demokratische Partei in und außer ihm rettet durch ebenso logische als begeisternde Protestationen die Ehre des <hi rendition="#g">zukünftigen</hi> Deutschlands. Hätte das Parlament Italien und Posen befreit, wahrlich kein Mensch würde sich jetzt um Das kümmern, was es gegen Dänemarks Südgebiete vorhat; aber nun ist die öffentliche Meinung schon aufgebracht und man will dem Parlamente dort verbieten, was man ihm an seiner <hi rendition="#g">Ostgränze</hi> leider erlaubt hat; es schmerzt uns dies auszusprechen, aber die deutschen Demokraten, unsere Freunde, werden es uns hoffentlich nicht mißdeuten u. s. w.“ Die Sympathie der Provinzbourgeois und Bauern für einen Thron wächst natürlich, je miserabler die hohen Macchiavelisten in Paris die Affaire leiten. Proudhon sagt nicht grundlos: „Wenn man nicht Acht gibt, so wird eines Morgens die Munizipalität aller Städte aus Anhängern des Henri-Orleanismus bestehen, und wie unter der Direktion solcher Stadträthe die Deputirtenwahlen ausfallen dürften, ist leicht zu ahnen; auch singt Hr. Genvade's „Gazette de France“ Viktoria, außer in Toulouse, wo die Republikaner die entschiedenste Majorität in der Munizipalität erlangten. Wir haben nun das vielbelobte allgemeine direkte Stimmen, und es wird vielleicht bloß dazu dienen um die träge indifferente Waffe von der kleinen gewandten Royalistenbande bei der Nase herumführen, und uns aus dem Felde schlagen zu lassen. Indessen wir haben's ja so beliebt!“ Zudem kommt die erbauliche Aussicht auf die Kammerdiskussion der Untersuchungsakten, „wo die Deputirten in eigener Person Ankläger, Advokaten und Richter sein sollen, (sagt der National), und die glühendsten Leidenschaften im Dienste des Privat- und Parteihasses, systematisch und improvisirend auf die Redebühne steigen werden: Ihr seid rasend wenn Ihr's dahin kommen laßt, und wer steht Euch dafür, daß die Pariser draußen in den Straßen, Eurem Beispiel folgend, nicht wieder die eben verbundenen Wunden aufreißen und Emeute machen? Tadelt sie aber alsdann nicht, Ihr werdet allein Schuld sein.“ Es ist nahe daran, daß dies scheußliche Ungethüm, diese Schein- und Spottrepublik zu Grabe getragen wird, um einem historisch neuen, ehrlichern Zustande Platz zu räumen.</p> </div> <div xml:id="ar081_019" type="jArticle"> <head>Paris, 17. August.</head> <p>Die Befürchtungen der Regierung wegen des Ausbruchs einer Emeute haben sich keineswegs gerechtfertigt. Welche Befürchtungen unsere schreckhafte Bourgeoisie hegte, das beweist folgender Artikel des „Constitutionnel“: „Wie am 15. Mai Polen, so sollte dieses Mal Italien zum Deckmantel eines neuen Staatsstreichs dienen. Der Ruf, „Es lebe Heinrich V.!“ oder, „Es lebe der Prinz Louis Napoleon!“ sollte erschallen. Andere hatten vor zu Gunsten einer allgemeinen Amnestie für die Juni-Insurgenten zu marschiren; wieder Andere wollten für das System Proudhon's, der übrigens gar kein System habe, auftreten. Die Vorsicht der Regierung hat diese Pläne vereitelt.“</p> <p>‒ Der „Estaffette“ zufolge, beschränkte sich die Zahl der Verschworenen auf eine kleine Ziffer. Eine Handvoll entschlossener Männer habe, bis an die Zähne bewaffnet, in die Nationalversammlung dringen wollen um den General Cavaignac zu entführen etc.</p> <p>‒ Cavaignac's „Spektateur Republicain“ sagt, „… Wir haben wohl gehört, wie sich gewisse Repräsentanten, deren Ver- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0409/0003]
[Deutschland] [Fortsetzung] Für die Herren Rittergutsbesitzer wird es nur einer Mittheilung dieser Nachricht und keiner Aufforderung bedürfen, um hoffen zu dürfen, daß sich einige derselben gleichfalls nach Stettin begeben werden. Cöslin, den 30. Juli 1848. Der Regierungs-Chefpräsident v. Fritsche. ‒ An den Königl. Landrath Hrn. v. ***, Hochwohlgeb. in * .
„Die Magisträte hier und in Colberg habe ich veranlaßt, die Stadtverordneten zu vermögen, Deputationen abzusenden. In wiefern die Stadtverordneten zu * gleichfalls einen Deputirten absenden wollen, bleibt denselben anheimgestellt. v. Fr.“
(B. Z. H.) * Breslau, 15. August. In der öffentlichen Sitzung des demokratischen Hauptvereins vom 14. August hat Herr Breinersdorf folgenden Antrag gestellt: Einen Antrag durch die Deputirten Breslau's an die Frankfurter Nationalversammlung: sie solle zu Gunsten der wegen der Pariser Juni-Insurrektion vor die Ausnahmegerichte gestellten Deutschen interveniren und auf deren Auslieferung dringen, namentlich derjenigen, welche deportirt werden sollen; mit Rücksicht auf das gleiche Verfahren der Franzosen bei der republikanischen Schilderhebung Heckers in Baden und dem Zuzuge der Franzosen unter Herwegh und der erfolgreichen Reklamation England's in demselben Falle. ‒ Einstimmig angenommen. ‒ Die mit der Abfassung beauftragte Kommission wird den Protest zur Veröffentlichung übergeben.
Wir erwarten, daß auch die demokratischen Vereine von Köln diesen Antrag zu dem ihrigen machen werden.
Schweidnitz, 15. August. Die nach Breslau entsandte Deputation hat berichtet, „daß nach der Entscheidung des Herrn Oberpräsidenten Pinder und des kommandirenden Generals Herrn Grafen von Brandenburg, es in unserem eigenen Interesse dringend nothwendig sei, zur Feststellung des Thatbestandes der Untersuchung, um die Möglichkeit der Vernehmung der einzelnen Personen nicht zu hindern, die Entfernung des Füsilier-Bataillons 22. Inf. Regts. bis nach dieser Feststellung auszusetzen; ‒ dagegen bleibe es den Bestimmungen des königl. Kommandanten überlassen, so weit möglich diesen Truppentheil vom Wachtdienste zu dispensiren.“ Hierauf folgt in dieser Bekanntmachung noch die Meldung, daß die Untersuchungen der stattgefundenen Ereignisse bereits in vollem Gange seien, und eine durch den Kreis-Physikus und den Garnisons-Stabsarzt mit dem vom 31. Juli verwundeten Soldaten veranstaltete Untersuchung ergeben habe, daß dessen Streifschußwunde an der rechten Wange nur aus beträchtlicher Nähe beigebracht, und wahrscheinlich durch die Unbesonnenheit eines feuernden Kameraden verschuldet sei, und daß, da die Richtung des Schusses von unten nach oben gehe, die Behauptung wegfalle, als sei die Verwundung durch einen Schuß aus den gegenüberliegenden Häusern erfolgt. Uebrigens werde das Resultat der Untersuchung seiner Zeit zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. ‒ Seither hat sich die hiesige Einwohnerschaft sehr ruhig verhalten, das Benehmen der Bürgerschaft war wirklich musterhaft, da von dieser Seite her Alles geschehen ist, um die Ruhe dauernd zu erhalten, und die beschwerlichen Wachtdienste mit großer Bereitwilligkeit übernommen und mit Ausdauer versehen werden, in der sichern Erwartung, daß nur dadurch ein Beziehen der Wachtposten durch die Zweiundzwanziger mit Sicherheit zu verhindern sei, und die durch den Mund der Nationalversammlung in Berlin ausgesprochene Versetzung derselben ja überdies binnen Kurzem erfolgen müsse. In dieser Beziehung gab man schon den Tag des Ausmarsches (den 15. oder 16. c.) und den Bestimmungsort (Magdeburg) dieses Truppentheils an, ‒ wie es jetzt scheint, etwas zu voreilig. Denn gestern verbreitete sich das Gerücht, die Zweiundzwanziger würden die Wachen beziehen und zwar mit geladenem Gewehr, ‒ ein Gerücht, das an Wahrscheinlichkeit zunahm, und von Seiten der Bürgerschaft Nachfragen bei den städtischen Behörden erregte. Diese machten hierauf bekannt, daß der Herr Kommandant erklärt habe, „bei dem angreifenden Dienst könne solcher dem 11. Infanterie-Regiment (von dem 2 Kompagnien hier stehen) nicht allein zugemuthet werden, und er müsse die Besetzung der Hauptwache mit dem Füsilier-Bataillon des 22. Inf. R. ts. in einigen Tagen eintreten lassen. Für den Fall der Ruhestörungen oder Insulte gegen das Militär müßte er dann die Wachen mit geladenem Gewehr aufziehen lassen, was bisher nicht geschehen sei und außerdem auch nicht geschehen werde.“ Für jetzt ist durch die Einwendungen unserer Behörden bei dem Kommandanten jenes Aufziehen der Wachen noch suspendirt und von jenen am gestrigen Tage bei dem General-Kommando und dem Ober-Präsidium gegen jeglichen Wachtdienst des Füsilier-Bataillons in der Stadt protestirt worden. Ob dies von Erfolg sein wird, ist nach den vielen, wie es scheint, absichtlichen Verzögerungen und Beschwichtigungen wohl zu bezweifeln. Dies macht nun von Neuem die Besorgnisse der Bürgerschaft rege. Zudem werden noch die Bürgerwehrmannschaften aufgefordert, kein geladenes Gewehr zu führen, eine Maßregel, die wir keinesweges tadeln, die aber zu der Befürchtung Anlaß gegeben zu haben scheint, als würden jene so jedem Angriffe der rohen Soldateska, der nach den bekannten Excessen von Seiten der letzteren, und nach den Geständnissen ihrer Führer, die den Gehorsam nicht erzwingen können, nicht gerade unmöglich ist von neuem wehrlos blosgestellt.
Hierzu kommt noch, daß vorgestern wieder ein Opfer des 31. Juli, der Arbeiter Jenofé (nicht Genovei) gestorben ist, der morgen früh begraben wird, wodurch die traurigsten Erinnerungen wiederum rege geworden sind, und daß man von gewisser Seite her das alberne Gerücht zu verbreiten bemüht ist, als beabsichtige ein Bürger, der oft genannte Speisewirth Schindelwick, das Militär zu vergiften ‒ so wird man gern glauben, daß Stoff genug zu neuer Aufregung vorhanden ist. Von Seite der Bürger ist jedoch gewiß keine Ruhestörung, noch weniger ein Angriff gegen das Militär, selbst wenn die Zweiundzwanziger die Wachen wieder beziehen sollten, zu befürchten. Das sicherste Mittel, allen Eventualitäten vorzubeugen, wäre die Zurückziehung des bewaffneten Truppentheils, die auch den vielen Versicherungen zufolge jetzt eintreten sollte, da, wie wir hören, die gerichtliche Vernehmung des Militärs beendet sein soll. Solche höhnende Zähigkeit Seitens der Militärbehörden kann unmöglich geeignet sein, die Bürger zu versöhnen, und das gute Einvernehmen zwischen diesen und dem Militär wiederherzustellen.
Es hat sich in diesen Tagen hier ein Verein gebildet, der Geldbeiträge für die durch die Ereignisse am 31. Juli c. zu Wittwen und Waisen gewordenen Frauen und Kinder, so wie für die an ihrer Berufsthätigkeit gehinderten Verwundeten aufsammelt, und zu diesem Zwecke einen Aufruf von Haus zu Haus zirkuliren läßt. Das Comité (J. Schmidt, Irgahn, Bröcker, Berger) behält sich vor, diesem Aufrufe größere Verbreitung zu geben, und erklärt, daß es, um den Bedürfnissen der Hülfsbedürftigen gerecht zu werden, über die Verwendung der Gaben mit einer aus Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordneten zusammengesetzten Kommission sich berathen und über die eingegangenen Beiträge öffentlich Bericht erstatten werde.
Liegnitz, 16. Aug. Der Präsident des hiesigen demokratischen Vereins, Herr Lunerth, befindet sich noch immer im Militär-Lazareth zu Glogau, wohin er unter militärischer Begleitung abgeführt wurde, weil man ihn trotz seiner Kränklichkeit und seines durch ärztliche Untersuchung constatirten Augenübels durchaus, wenn auch nur „versuchsweise“, wie es hieß, zur Landwehr einreihen wollte, wogegen Lunerth in Rücksicht der oben angeführten Gründe mit Recht, wenn auch umsonst protestirte. Da indessen unsere sämmtliche Landwehr binnen wenigen Tagen aus Posen zurückkehrt, so ist auch kein Grund zu seiner weitern Entfernthaltung mehr vorhanden und seine Rückkehr wird in kürzester Zeit hier erwartet, freilich zum größten Aerger einer reaktionären Cl que, der die Betreibung seiner plötzlichen Einziehung allgemein zugeschrieben wird. Der demokratische Verein ist übrigens in fortwährender gedeihlicher Zunahme begriffen und wird bald gegen 1000 Mitglieder zählen, wozu auch viele Landleute gehören, welche überhaupt durchweg dieser Richtung mit Eifer anhängen. Der genannte Verein imponirte durch sein Auftreten besonders bei der Feier zu Ehren des Reichsverwesers und der deutschen Einheit, welche auch hier, und zwar in großem Styl, am vorigen Sonntage stattfand, und repräsentirte in der That die einzige politische Partei, welche hier Leben, Energie und Bewegung besitzt, weshalb auch das „Demokratenzelt“ auf dem Festplatze den Mittelpunkt alles Lebens und Treibens dabei bildete. Das hiesige Fest zeichnete sich auch vor andern dieser Art dadurch aus, daß eine große Anzahl von Soldaten der hiesigen Garnison mit Ausnahme der Offiziere an den Volksbelustigungen Theil nahmen. Nachdem diese auch den Tag darauf noch fortgesetzt worden waren, bildeten gegen Abend alle Theilnehmer in buntester Reihe, die Soldaten Arm in Arm mit den Mitgliedern des demokratischen Vereins, vielen Bürgern, Gesellen und Arbeitern einen langen Zug, der sich unter dem Klange der Musik und dem Gesange patriotischer Lieder mit fliegenden Fahnen nach der Stadt bewegte, und unter lautem Jubel des zusammenströmenden Volkes seinen Einzug hielt. Auf dem Marktplatze wurde zuletzt ein für das Fest nach der Weise der marseiller Hymne gedichtetes Lied von der ganzen Volksmasse unter Musikbegleitung gesungen, und nach vielfachen Hochs auf die deutsche Einheit, den demokratischen Verein u.s.w. trennte man sich mit dem Bewußtsein, der politischen Gesinnung der großen Mehrzahl der hiesigen Bevölkerung einen klaren Ausdruck durch diese Manifestation gegeben zu haben. Auch in den meisten anderen Städten unserer Provinz ist die zu hoffende deutsche Einheit in diesen Tagen gefeiert worden. Ueberhaupt findet das Altpreußenthum nirgends in Schlesien einen Boden und auch die Reaction wagt in der nationalen Frage nur einen leisen und versteckten Widerstand gegen das „Aufgehen in Deutschland.“
Posen, 16. Aug. Die Landwehr ist wegen der vollständig hergestellten Ruhe größtentheils entlassen. Es hat ebenfalls ein theilweiser Garnisonwechsel stattgefunden. Für das 7. ist das 5. Regiment hier eingerückt. Letzteres ist wegen seiner Affairen in Schrimm etc. berühmt. Die Soldaten desselben keilten sich sogleich mit den hiesigen Bummlern und mit ihren Kameraden anderer Truppentheile, wahrscheinlich um von ihrem Ruhme nichts einzubüßen. Heute Morgen ist eine Kompagnie des 8. Infanterie-Regiments mit 2 Geschützen von hier nach Kurnik ausgerückt, angeblich um die dort versammelten 1000 Sensenmänner auseinander zu treiben.
61 Wien. Sitzung des Reichstags vom 12. Aug. Streit aus Mähren will den Gemeinden das Recht des Holzklaubens konferviren. Gerne ist gegen alle Entschädigung, indem er sagt: Es handle sich um das Fortbestehen eines Systems von Bedrükkung einer Kaste von Menschen, die über das Volk genug Elend gebracht. Auch in den März- und Maitagen handelte es sich um das Fortbestehen dieses Systems und dieser Kaste. Büreaukratie und Absolutismus waren zwei Tyrannen, welche den Geist niederdrückten und das Eigenthum anderer auszubeuten suchten; auch Aristokratie und Feudalsystem sind solche zwei Tyrannen. Die Versammlung stehe auf dem Gebiete der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; durch den Ausspruch einer Entschädigung handle man diesen Grundsätzen gerade entgegen. Mokry will nur die Laudemialgebühren beim Einkauf von Grundparzellen ohne Entschädigung aufheben. Ein Abgeordneter: Das Recht, in den Waldungen Holz zu sammeln darf nicht geschmälert werden. ‒ Nun entspinnt sich ein langes Hin- und Her über die Frage, ob die Debatte geschlossen werden soll, wobei Helfert bemerkt, die ewig denkwürdige Nacht vom 4. Aug. 1789 müsse als Warnung dienen; die Assemblée Constituante habe sich damals in einem Rausche befunden, aus dem dann die Hälfte mit einem politischen Katzenjammer erwacht sei. ‒ Darauf wird wieder in der Tagesordnung fortgefahren, und es werden noch mehre Anträge über Aufhebung einzelner Rechte vorgebracht. Hönig: entschädigt müsse werden. Borrasch: Die Volksfreiheit sei nicht blos zum irdischen Wohlsein wünschenswerth, sondern weil sie das Göttliche in der Menschenbrust zur Wahrheit mache. Darum dürften die Volksvertreter nicht die sittliche Grundlage fahren lassen; man hätte sonst dem Kommunismus (?) Thor und Thüre geöffnet. Der rechtliche Sinn und der gesunde Menschenverstand des Volks werde über Viele, die sich vergangen, den Mantel der chrilichsten Liebe ausbreiten, aber die Prasser und Dränger müßten verjagt werden. Jonok hält eine sehr lange Rede, in welcher er die Entschädigung bejaht und nur das Abstiftungsrecht, wonach die Herrschaft den Bauer von Grund und Boden jagen und sein Eigenthum verkaufen könne, denn das Unterthanspatent, wonach der Stock noch immer herrsche, abgeschafft wissen will. Ueber die Entschändigung müßten die Landtage bestimmen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit müsse aufgehoben, eine geregelte Gemeindeverfassung eingeführt werden; bloße Begeisterung schaffe noch nicht, darum zeige man mehr Ernst.
Sitzung vom 14. Aug. Trogan sucht in einer langen Rede den Entschädigungsanspruch für alle Fälle zu begründen, wo ein Privatkontrakt zum Grunde liege, indem er sagt:
Wir sind Vertreter aller Volksinteressen, aller Volksklassen, müssen also über allen Parteien stehen; wir stehen nicht mehr auf dem Boden der Revolution, wo Wahrheit und Gerechtigkeit entscheiden müssen. Alle Gesetze, welche die Beschränkungen der persönlichen Freiheit durch das Unterthansverhältniß betreffen, müssen sofort aufgehoben werden. Ueber dem Drange nach Freiheit darf man die Stimme des Rechts nicht überhören. Darin sind wir einig, daß die Robot sogleich aufgehoben werden müsse. Sie ist faktisch schon aufgehoben. Wir gelangten auf Grundlage gesetzlicher Basis auf den Unterschied der Lasten, die aus Mißbräuchen entstandene Ausflüsse der Leibeigenschaft sind und daher ohne Entgeld aufgehoben müssen, aber auch auf solche, die auf Verträgen beruhen, deren Rechtmäßigkeit außer Zweifel. Die Entschädigung muß billig sein u.s.w.
Wien. Der k. k. Generalmajor Ludolf, gegen welchen ähnliche Beschuldigungen vorliegen wie gegen den Grafen Zichy, wurde jüngst nach Olmütz geführt, um bei dem Prozeß gegen Zichy als Mitschuldiger zu figuriren. Auch der Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral Martini, der eben aus der Kriegsgefangenschaft gekommen, wurde nach Olmütz berufen, um dort vor dem Kriegsgericht über die Kapitulation Venedigs Aussagen zu deponiren.
(Br. Z.) Triest, 8. Aug. Auf der sardo-venetianischen Flotte, welche in der Bucht bei Pirano vor Anker liegt, ist offene Meuterei ausgebrochen, und wir haben gestern sogar das Aufblitzen des Kleingewehrfeuers von hier aus bemerkt. Albini hat an Gyulai die Bitte um eine Zufluchtsstätte gerichtet, da er seine persönliche Sicherheit unter den Meuterern für gefährdet hält, wurde aber bis zur Entscheidung des Ministeriums abgewiesen.
Hauptquartier Apenrade, 15. August, Abends. Heute Morgen versuchten die Dänen eine heimliche Landung in der Mitte zwischen hier und Hadersleben. Eben so ging von den nordöstlich hinter Hadersleben stehenden preußischen Vorposten die Nachricht ein, daß sich fortwährend mehrere tausend Mann starke dänische Kolonnen zeigten, ohne daß es jedoch bisher noch zu einem Angriff gekommen wäre. Auch auf Fehmarn sind neuerdings wieder Landungsversuche vorgekommen und soll deshalb die dort liegende Besatzung verstärkt werden. So eben kommt die Nachricht, daß die aus preußischen Reichstruppen bestehende Brigade Bonin ein Vorpostengefecht mit den Dänen gehabt und diese zurückgedrängt hat. (B. H.)
‒ Berichten aus Helgoland vom 15. d. M. zufolge, war am 13. in der Nähe der Insel die dänische Fregatte „Bellona“ angekommen. Am Bord derselben befindet sich der bekannte Commodore Steen Bille, der vermuthlich den Befehl über das Blokadegeschwader übernehmen soll. Letzteres besteht aus nur drei Fregatten, kann also in keiner Weise als genügend angesehen werden, um in völkerrechtlich gültiger Weise die Mündungen dreier Flüsse (Elbe, Weser und Jahde) zu blockiren und würde auch, wenn, wie dem Vernehmen nach der Fall sein soll, noch eine Fregatte und ein Dampfschiff hinzukommen, zu jenem Zwecke nicht hinreichen. (B. H.)=
‒ Berichten aus Kiel zufolge hat die provisorische Regierung, auf Veranlassung des zur Leitung der Waffenstillstands-Unterhandlungen abgeordneten Max v. Gagern, an die schleswig-holsteinische konstituirende Versammlung den Antrag gestellt, sich auf vier Wochen zu vertagen. Die Berathung über diesen Antrag sollte heute stattfinden. (B. H.)
Französische Republik 16 Paris, 17. Aug. „Nach der Quasilegitimität die Quasi-Republik, nach Mister Guizot der Citoyen Thiers, nach Lord Duchatel der Marquis Marrast, nach der Epoche der Schmach die Periode des tückischen Blödsinns, so weit wären wir. („La vraie Republique.“) Wohin geht es? zu Blutüberschwemmungen, zu namenlosem Schmerz, sagen die Einen, zu gerechter Justiz und Volksrache sagen die Andern. Wir richten noch ein Gebet zu Gott, unser letztes: er möge gnädig die Prüfung abkürzen; wir sind aufs Aergste gefaßt, auf Herstellung eines Throngerüstes, eines Vehmtribunals, einer Allianz mit dem Moskauer Czaaren und britischen Leoparden. Im Jahre 1816 spielten die Königthümler im Süden Kegel mit abgehauenen Jakobinerköpfen, wie Augenzeugen besagen; auch 1848 sind sie dazu fähig, wenn wir die Hälse still hinstrecken. Wußtet ihr sentimentalen Philantropen des Provisoriums das nicht einmal? Ihr wollt euch jetzt aufraffen, nachdem ihr der Welt den französischen Namen zum Spott gemacht, euch blamirt habt. Mit eisernen Ruthen also mußte der Erzfeind euch peitschen, ehe ihr euch ermanntet, ihr eiteln, hohlköpfigen Polterer mit dem überbrodelnden Herzenskessel! Was habt ihr denn gethan? weniger als nichts (ruft Impartial du Nord) und nur der Riesenprozeß wird euch wieder etwas Relief geben, ihr großen Stümper der Revolutionskunst. Wahrlich, es ekelt uns diese Zeit, wo nur gefaselt wird und wir wenden uns mit namenloser Sehnsucht zurück nach der heiligen Welt-Epoche 1793 und 94; wir müssen nicht eher schlafen gehen, als bis sie in erneutem Maße wiederholt ist. Laßt uns heute die Fahne des Arbeitsrechts aufziehen mit der ewigen Inschrift: wer nicht arbeitet darf nicht essen! Ugolino's Thurm möge unsre faulenzenden Prasser aufnehmen, sie alle, die den fleißigen Darbenden ins Zellengefängniß mauerten. Wir wollen Vergeltung oder ‒ eine Kugel in die Brust, schrieb ein Toulouser Blatt in seiner letzten Nummer. Die Wahlen werden immer noch aufgeschoben; viele Arbeiter sind entschlossen ihr aktives Bürgerrecht aufzugeben. Der Impartial du Nord sagt: „Kein Wunder, denn sie erinnern sich, daß z. B. in Paris die 698 Stimmzettel der Patienten im Hoteldieu und St. Louishospital ebensowenig wie die 383 des Invalidenhauses zur Wahlurne abgeholt wurden, folglich sämmtlich verloren gingen; daß in unserm Departement die Bestechungen und Beschwatzungen das Votum der Bauern bestimmten u. s. w.“ Ueber die dänisch-deutsche Sache sagt La Liberté: „Leider hat das deutsche Parlament durch eine fast lächerliche Ländersucht verleitet, sich gegen Italien und Polen versündigt, und nur die demokratische Partei in und außer ihm rettet durch ebenso logische als begeisternde Protestationen die Ehre des zukünftigen Deutschlands. Hätte das Parlament Italien und Posen befreit, wahrlich kein Mensch würde sich jetzt um Das kümmern, was es gegen Dänemarks Südgebiete vorhat; aber nun ist die öffentliche Meinung schon aufgebracht und man will dem Parlamente dort verbieten, was man ihm an seiner Ostgränze leider erlaubt hat; es schmerzt uns dies auszusprechen, aber die deutschen Demokraten, unsere Freunde, werden es uns hoffentlich nicht mißdeuten u. s. w.“ Die Sympathie der Provinzbourgeois und Bauern für einen Thron wächst natürlich, je miserabler die hohen Macchiavelisten in Paris die Affaire leiten. Proudhon sagt nicht grundlos: „Wenn man nicht Acht gibt, so wird eines Morgens die Munizipalität aller Städte aus Anhängern des Henri-Orleanismus bestehen, und wie unter der Direktion solcher Stadträthe die Deputirtenwahlen ausfallen dürften, ist leicht zu ahnen; auch singt Hr. Genvade's „Gazette de France“ Viktoria, außer in Toulouse, wo die Republikaner die entschiedenste Majorität in der Munizipalität erlangten. Wir haben nun das vielbelobte allgemeine direkte Stimmen, und es wird vielleicht bloß dazu dienen um die träge indifferente Waffe von der kleinen gewandten Royalistenbande bei der Nase herumführen, und uns aus dem Felde schlagen zu lassen. Indessen wir haben's ja so beliebt!“ Zudem kommt die erbauliche Aussicht auf die Kammerdiskussion der Untersuchungsakten, „wo die Deputirten in eigener Person Ankläger, Advokaten und Richter sein sollen, (sagt der National), und die glühendsten Leidenschaften im Dienste des Privat- und Parteihasses, systematisch und improvisirend auf die Redebühne steigen werden: Ihr seid rasend wenn Ihr's dahin kommen laßt, und wer steht Euch dafür, daß die Pariser draußen in den Straßen, Eurem Beispiel folgend, nicht wieder die eben verbundenen Wunden aufreißen und Emeute machen? Tadelt sie aber alsdann nicht, Ihr werdet allein Schuld sein.“ Es ist nahe daran, daß dies scheußliche Ungethüm, diese Schein- und Spottrepublik zu Grabe getragen wird, um einem historisch neuen, ehrlichern Zustande Platz zu räumen.
Paris, 17. August. Die Befürchtungen der Regierung wegen des Ausbruchs einer Emeute haben sich keineswegs gerechtfertigt. Welche Befürchtungen unsere schreckhafte Bourgeoisie hegte, das beweist folgender Artikel des „Constitutionnel“: „Wie am 15. Mai Polen, so sollte dieses Mal Italien zum Deckmantel eines neuen Staatsstreichs dienen. Der Ruf, „Es lebe Heinrich V.!“ oder, „Es lebe der Prinz Louis Napoleon!“ sollte erschallen. Andere hatten vor zu Gunsten einer allgemeinen Amnestie für die Juni-Insurgenten zu marschiren; wieder Andere wollten für das System Proudhon's, der übrigens gar kein System habe, auftreten. Die Vorsicht der Regierung hat diese Pläne vereitelt.“
‒ Der „Estaffette“ zufolge, beschränkte sich die Zahl der Verschworenen auf eine kleine Ziffer. Eine Handvoll entschlossener Männer habe, bis an die Zähne bewaffnet, in die Nationalversammlung dringen wollen um den General Cavaignac zu entführen etc.
‒ Cavaignac's „Spektateur Republicain“ sagt, „… Wir haben wohl gehört, wie sich gewisse Repräsentanten, deren Ver-
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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