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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 82. Köln, 22. August 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 82 der Neuen Rh. Ztg.
Dienstag 22. August 1848.
Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt. Fortsetzung.) Frankfurt. (Die Reichsminister. - National-Versammlung.) Düsseldorf (Leichenfeier. - Nachträgliches über den 14. August) Berlin. (Der Preußenverein. - Waldeck und Hansemann. - Der geh. Kabinetsrath Illaire. - Das Universitätsgericht. - Das Adelsinstitut zu Warschau. - Wahl Schramms zum Deputirten. - Die Neue Pr. Zeitung über Roherz. - Politische Prozesse. - Neuer Prozeß gegen Korn. - Die Brantweinsteuer. - Adelsparlament.) Posen. (Das Preußenthum in Posen.) Magdeburg. (Censur des Ministerpräsidenten.) Swinemünde. (Dänische Fregatte in Sicht.) Königsberg. (Preußenthum und Deutschthum.) Wien. (Die reaktionäre Presse. - Demokratischer Geist des Reichstags. - Bevorstehender Bruch mit Ungarn. - Jellachich an die Gränzer. - Die Schwarzgelben und Frankreich. - Gescheiterter Polizeiversuch gegen die fliegenden Buchhändler. - Händel zu Hietzing. - Reichstagssitzung vom 14. August. (Schluß.) - Reichstagssitzung vom 16. August. - Das diplomatische Corps zu Schönbrunn. - Adresse des demokratischrn Vereins an die Frankfurter Versammlung. - Dr. Schütte. - Deutschkatholicismus. - Demolition eines Hauses. - Ein Schreiben aus Jassy. - Vom südungarischen Kriegsschauplatze. - Petitionen wegen Aufhebung der Klöster.) München. (Soldatenexcesse.) Stuttgart. [Amnestie. - Schriftsetzer Lenz. - Unruhige Auftritte in Cannstadt) Freiburg. (Katzenmusik. - Militärexcesse.) Kassel. (Wahlagitation.) Kiel. (Die konstituirende Versammlung. - Waffenstillstandsunterhandlungen.) Rendsburg. (Vertagung der konstituirenden Versammlung.)

Dänemark. Helsingör. (Waffenstillstandsunterhandlungen).

Italien. (Erzwungene Illumination in Mailand. - Galizische Politik. - Das Fort Rocca d'Anfo. - Protest des Turiner Ministeriums. - Aufruf Casati's). Bologna. (Proklamation des Prolegaten. - Vertheidigungsanstalten. - Zuzug Bewaffneter). Modena. (Rückkehr des Herzogs. Seine Proklamation).

Französische Republik. Paris. (Die Nationalversammlung vom 18. und 19. - Der Generalstab der Nationalgarde aufgelöst. - Neue Deportation von Insurgenten).

Großbritannien. London. (Die verhafteten Chartisten). Dublin. (Martin schuldig erklärt. - Thurles. Waffen ausgeliefert. - Die katholische Geistlichkeit. - Verhaftungen. - Doheny und O'Doherty)

Amerika. New-York. (Interesse an den europäischen Ereignissen. - Revolution auf Cuba. - Räumung Mexico's).

[Deutschland]

verschimmelten Gesetze noch heute gelten lassen - dann sind wir alle hier Verräther - (rauschender Beifall) das natürliche Recht verlangt somit ebenfalls unbedingte Auflösung. Man will es als Gnade betrachten, wo das unbedingte Recht spricht, und sollte hierbei schon von Gnade die Rede sein, dann wahrlich hätte der durch Jahrhunderte lang Bedrückte eher auf Entschädigung zu bringen, und gerade er sie zu beanspruchen (Beifall)

Man bemerkte hier, es könnten leicht hypothezirte Rechte von Privaten verloren gehen, er frage jedoch, ob man hier sei, um über Rechte von Privaten Gesetze zu bringen? man sei hier, um Recht für Alle unbedingt zu sprechen, eine freisinnige Konstitution zu verfassen. Man spricht von Entschädigung? wer soll diese leisten? etwa der Bauer? dann bekommt er eine Last für die andere; oder die Gesammtheit? dann müßten auch die Städter für die Rechte der Herrschaften zahlen. Uebrigens wolle er keiner Herrschaft rathen, unter heutigen Umständen die Robot einzuheben. (Heiterkeit.) Gegen die unbedingte Aufhebung der Lasten habe man Kommunismus und abermals Kommunismus entgegengestellt - sind diese Grundsätze über Auflösung des unterthänigen Verhältnisses nach dem Gesetze des Rechts und der Vernunft Kommunismus, nun dann müssen wir alle Kommunisten sein! - Ein ehrenwerthes Mitglied von Prag (Barrosch) hat das Beispiel der arbeitenden Volksklasse vom 26 Mai als ein nachahmenswerthes angeführt, als sie an die Thüren der Besitzenden "Heilig ist das Eigenthum" geschrieben: ja wohl ist das Beispiel nachahmungswerth, aber eben deshalb wende man es nun umgekehrt an, und schreibe an die Thüre des Landmanns "Heilig ist das Eigenthum!" (Rauschender Beifall.)

Man hat endlich aus dieser Aufhebung unbegreiflicher Weise ein fürchterliches Proletariat hervorsprossen lassen, er frage aber, sind nicht von einem Ende der Monarchie bis zum andern alle Bewohner mit wenigen Ausnahmen Proletarier?

Nur im poetischen Schwunge könnte man ein solches Proletariat befürchten, oder glaube man etwa, daß die Grundherren durch diese Aufhebung Proletarier würden? der ärmste unter ihnen bleibe immer noch reicher als der reichste Unterthan.

Man müsse vielmehr annehmen, daß durch Aufhebung dieser Lasten nur der Wohlstand sämmtlicher Staatsbürger herbeigeführt würde, durch unnütze Lasten werde der Industrie und dem Gewerbe ein Hemmschuh angelegt, durch Aufhebung Freiheit der Konkurrenz und Flor der Städte, am Ende würde der Grundherr mehr als zuvor gewinnen.

Wer das Unterthanen-Verhältniß vertheidigt, der ist der Meinung, es sei schön, fremde Hände für sich arbeiten zu lassen, und dabei doch der Erste zu sein, der meint, durch Aufhebung werde das Einkommen geschmälert, und man sinke zum Volke herab; das nehme er von einem jeden solchen an, alles Andere sei blauer Dunst. (Allgemeiner Beifall von allen Seiten.) Er spreche somit nur in so ferne gegen Kudlich's Antrag, als in demselben noch in Frage gestellt sei, ob eine Ablösung stattfinden solle? Ob übrigens den Herrschaften für Benutzung der Hutweide u. s. w. eine Ablösung zu geben sei, das gehöre auf ein anderes Feld. Zur Aufhebung der Grundlasten gehöre auch die Regulirung des Gemeindewesens. Doch machte er die Versammlung darauf aufmerksam, in die Antonomie der Provinzen nicht einzugreifen, das hieße im Anstreben zur Einheit dieselbe zersplittern wollen, so verschiedene Nationalitäten bedingen eigene Verhältnisse und Bildung; er hoffe jedoch zu einer glücklichen Lösung der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie zu gelangen, da wir einen gütigen geliebten Kaiser, eine geachtete Dynastie besitzen.

Nachdem noch Peitel gesprochen und beantragt hat, auch Abend- und Feiertag-Sitzungen zu halten wird die Sitzung geschlossen.

61 Wien, 17. Aug.

22. Sitzung des Reichstags vom 16. Aug. Vorsitz: Schmitt; Tagesordnung:

Berathung über den Antrag des Abg. Kudlich; Verlesung des Protokolls vom 14. Aug.; Ertheilung von Urlaubsgesuchen; Verlesung der Namen der Deputirten Dalmatiens, die in den Konstitutions- und Petitionsausschuß gewählt wurden; Wahlberichte; Ankündigung einer Interpellation Zimmers. Dobblhof, Minister des Innern, entschuldigt das Nichterscheinen des, Kriegsministers mit einer von demselben (wahrscheinlich weil einziger ministerieller Nicht-Roturier) bei dem Kaiser abzuführenden Vorstellung des diplomatischen Korps, worauf er zur Beantwortung der letzthin von Löhner gestellten Interpellation übergeht. Er glaube die Frage des Hrn. Abgeordneten dahin verstanden zu haben, sagt er, zu welchem Zwecke und durch wessen Berufung die Provinziallandtage zusammengetreten seien, in welchem Verhältnisse ihre Beschlüsse zu denen des Reichstags stehen und ob das Ministerium hierüber einen Gesetzentwurf einbringen wolle. Die Landtage von Mähren, Schlesien, Oberöstreich, Steiermark, Kärnthen, Krain seien schon seit 14. März berufen gewesen, der von Tyrol habe sich seit 12. Juli vertagt und der von Schlesien am 20. Juli aufgelöst. Der Zweck der Landtage sei eine Erledigung jener Geschäfte, die dringend sind, provisorische Regelung der Urbarialverhältnisse, um dem Reichstag Materialien zu verschiedenen Gesetzentwürfen darzubieten. (Als ob der Reichstag provinzieller Schulmeister bedürfe und nicht jeder seiner Abgeordneten das Material aus den Provinzen mitgebracht habe! Lächerlicher Dobblhof!) Die Legitimation der provinziellen Landtage beruhe auf Ministerialerlässen, indem Gegenstände zu erledigen gewesen, welche vom permanenten Ausschusse nicht verhandelt werden konnten. (Welche denn?) Von Volksvertretung im engern Sinne könne dabei nicht die Rede sein; in keinem Falle könnten die Beschlüsse der Landtage dem Reichstage vorgreifen. (Wozu also diese Fortsetzung des divide et impera?) Nun spricht er von der in der Bukowina angekommenen Cholera und von seiner Sorgfalt für die Erkrankten und für die Bettler in Schlesien.

Löhner: Das Ministerium scheine also nicht gesonnen die Landtage zu suspendiren, er werde darum einen Antrag darüber einbringen; ersuche aber das Ministerium jetzt schon, die Akten über die Beschlüsse der Landtage auf den Tisch des Hauses zu legen. Dobblhof verspricht es nächstens zu thun. Unter allgemeinem Gelächter fragt Selinger, ob das Ministerium dafür gesorgt habe, daß die nach russischen Erfahrungen bewährte Prießnitz'sche Methode in den Spitälern gegen die Cholera zur Anwendung komme.

Auf Ersuchen des Präsidenten besteigt Pillersdorf zur Berichterstattung über die Vorlage des Finanzministeriums die Tribüne und verliest die gemachte Ausarbeitung mit folgendem Antrage: Der heutige Reichstag möge beschließen: 1) Zur Bestreitung der außerordentlichen Ausgaben einen Kredit von 20 Millionen zu eröffnen. 2) Diese Summe durch Kassenanweisungen, Staatsanlehen, oder durch beide zugleich, aufzubringen. 3) Die Emission ohne Zwang und ohne Banknoten zu bewerkstelligen. 4) Das Anlehen, ohne Hypothekirung der Staats- und geistlichen Güter, durch Subskription oder Konkurrenz (die Konkurrenz und Subskription heißt: Rothschild) zu ermöglichen. 5) Den Kredit der Nationalbank dabei nicht in Anspruch zu nehmen. 6) Das Ministerium aufzufordern, einen ehrenvollen (durch Völkerunterdrückung?) Frieden zu bewirken; 7) Die nicht vertretenen Provinzen (Ungarn?) an der Belastung des Staats zu betheiligen. 8) Baldige Vorlage des Büdgets. 9) Vorlegung der Ergebnisse der Finanzoperationen. 10) Aufhebung des Ausfuhrverbotes von Gold und Silber. 11) Bildung einer Finanzkommission im Reichstage. - Aus der Vorlesung der Ausarbeitung geht für das Jahresende ein Defizit von 17 Millioneen hervor. Der Antrag beweist, daß die alte Wirthschaft modifizirt fortgeführt werden soll.

In der Weiterberathung des Kudlich'schen Antrags nimmt darauf Gredler, ein tirolischer Rechtsgelehrter, das Wort und läßt sich in eine juridische Gemsenjagd über das Prinzip der Aufhebung des Unterthänigkeitsverhältnisses und über das Prinzip der Entschädigung ein, indem er sich für beide Prinzipe ausspricht und zuletzt sagt: Es dürfe nicht schwer fallen den Bauernstand über das richtige Verhältniß von Mein und Dein aufzuklären (?); ein Gott werde sich in seinem Busen finden, der ihm zurufe: Du sollst nicht begehren des Fremden Eigenthum. (Gelächter.) Wenn man sich dahin entscheide, daß keine Entschädigung stattzufinden habe, so bleibe nichts übrig, als jene Kapitel, weche über Diebstahl handeln, aus unserer Gesetzgebung auszustreichen (Zischen) und zu den Gefangenhäusern zu eilen, um die Eingesperrten zu befreien. (Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Er verläßt unter forwährendem Zischen des größten Theils der Kammer und des Beifalls von nur zwei im Centrum lagernden Herren die Tribune. - Er war ein Deutscher. - Goldmark verlangt Schluß der Debatte. Angenommen.

Bittner (Mähren): Mit dem bloßen Aussprechen des Prinzips diene man dem Landmann nicht; das Verhältniß müsse aufgehoben werden, hier liege das Unrecht. Früher habe der Gutsherr den Unterthanen geschützt und dafür Schutzgeld erhalten, jetzt thue es der Staat und auch diesem werde Schutzgeld bezahlt, die Herrschaft nehme es also jetzt widerrechtlich und sei zum Ersatz verpflichtet. Jetzt verspritze der Bauer sein Blut auf dem Schlachtfelde, nicht mehr der Edelmann zum Schutze des Bauern. Wenn man der Herrschaft den ungerechten Besitz lassen müsse, so dürfe man auch dem Räuber sein Geraubtes nie abnehmen. Wenn man die Reichen entschädigen wolle, so werde man zuletzt noch fordern, daß die Bankiers entschädigt werden, die bei Staatskrisen Geld verlieren. (Stürmischer Beifall.) Die Entschädigung sei unpolitisch, denn man reiche sie einer feindlichen Kaste. Trägt auf Aufhebung der Lasten ohne Entschädigung an. Es solle mit Namensaufruf abgestimmt werden. Noch werde das Volk seinen Feinden verzeihen, wenn aber etwas geschehe, so seien deren Köpfe nicht mehr werth, als was die Anatomie dafür zahle. (Zur Ordnung! Zur Ordnung! Tumult. Der Redner verläßt die Tribüne. Zischen von einer, Beifall von der andern Seite.)

Ein Abgeordneter ersucht den Präsidenten der Gallerie die Beifallsbezeugungen zu verweisen. Präsident Schmitt, der kein Strobach ist, erklärt der Gallerie, die sich gar nicht hat vernehmen lassen, er werde ihren Terrorismus nicht dulden.

Wiser (Advokat aus Linz) will Entschädigung.

Schuselka meint in einer langen Rede, die anfangs entschädigungslos aussieht, man hätte die erste Aufwallung zur That werden lassen, nicht warten sollen bis der Genius gewichen und die Quälgeister der alten Zeit wieder aufgetaucht seien; man hätte das Prinzip aussprechen, das Ministerium oder eine Kommission mit dem Gesetzentwurf beauftragen sollen. Er sei überzeugt, es mögen Bajonnette oder Sensen hier eintreten, die Abgeordneten werden ruhig auf ihren Plätzen sitzen und lieber sterben als weichen (Anhaltender, stürmischer Applaus.) Er werde in und außer dem Saale dahin wirken, daß eine Entschädigung werde, ohne daß der Bauer einen Pfennig zahle; auch nicht durch Erhöhung der Steuer. Die Frage entscheide das Verhängniß des Reichstags, es müsse sich zeigen, ob die Demokratie eine blose Redensart gewesen. Wenn man ängstlich sei, werde der moralische Eindruck nachwirken; man werde eine Blöße geben, wo die Feinde der Freiheit ihr Geschoß hinrichten können, sie, denen dieser demokratische Reichstag ein Dorn im Auge sei, sie wären froh, wenn sie ihn in die Klemme zwischen das Volk und sich bringen könnten. Er fühle, daß man einer ernsten Zukunft entgegen gehe; man möge die Frage rasch zu Ende führen. Wenn die Versammlung nur die eine Frage entschieden hätte, würde sie dennoch ein Denkmal in der Geschichte haben.

Violand stellt die Nothwendigkeit dar, sogleich eine Erklärung in die Provinzen zu schicken. Sie seien Männer der Revolution und erkennen kein historisches Recht an, das nichts Anderes sei, als ein mit juridischen und philosophischen Floskeln ausgeschmücktes Faustrecht. Er weise auf die Nothwendigkeit einer schnellen Entscheidung hin, denn die in Italien erfochtenen Siege seien nicht bloß Niederlagen der italienischen Unabhängigkeit, sondern der demokratischen Freiheit. (Stürmischer Beifall.)

Trogom: Der Waffenstillstand in Italien dauere nun 6 Wochen und es sei große Besorgniß, was dann geschehen werde. Er trage daher darauf an, daß sich die noch eingeschriebenen Redner vereinigen, um 2 bis 4 aus ihrer Mitte zu wählen, die für sie sprechen.

Löhner besteht auf ungehinderter Fortsetzung der Debatte.

Borrosch meint, ein Ueberstürzen könne am Ersten eine Reaktion herbeiführen. (Heftiger Ruf: Zur Sache!)

Demmel meint, der Staat müsse entschädigen, weil er alle Sünden zu büßen habe.

61 Wien, 17. Aug.

Das diplomatische Korps ist heute Morgen in Schönbrunn von Ihren Majestäten empfangen worden. Man hat mit Vergnügen die Gegenwart des französischen Geschäftsträgers, Herrn Delacour, wahrgenommen, dessen Empfang die Anerkennung der französischen Republik von Seiten Oestreichs zur Folge haben muß. (Nikolaus wird keinen Anstand nehmen, diese Schacher-Republik ebenfalls anzuerkennen.)

Der unmittelbar nach der Revolution von hier ausgewiesene Dr. Schütte ist wieder hier eingetroffen und hat den demokratischen Verein zur Annahme einer Adresse an die Frankfurter Linke vermocht, welche also lautet: "Die Demokraten Wiens, entrüstet über die mannigfachen Anfeindungen und terroristischen Angriffe, welche die Vertreter der wirklichen Volksfreiheit von Seiten der dynastischen Partei in der Nationalversammlung sowohl, als außer derselben zu erleiden hatten und noch haben, und in der Ueberzeugung, daß die von der äußersten Linken in Frankfurt vertretenen und standhaft verfochtenen Prinzipien die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit seien, fühlen sich gedrungen, diesen edlen, wahren Volksvertretern öffentlich vor ganz Deutschland den Ausdruck ihrer wärmsten Sympathie hierdurch mit aller Entschiedenheit freier Männer auszudrücken!"

Diese Adresse wurde durch Dr. Eckard in den Sicherheitsausschuß gebracht und von diesem durch Stimmenmehrheit zu der seinigen gemacht, man beabsichtigt dieselbe auf dem Reichstage vorzulegen, und von ihm sanktionirt an die holde Frankfurterin abzusenden. Auch in der Aula erschien Dr. Schütte und wurde mit einstimmigem Jubel empfangen. In einem Vortrag drückt er den Wunsch aus, in die akademische Legion aufgenommen zu werden und legt unter stürmischem Beifall darauf obige Adresse der akademischen Legion zur Unterzeichnung vor. Nun erzählt er seine in Deutschland seit der Ausweisung gemachten Abentheuer, bringt Grüße von der Frankfurter Linken und den Heidelberger Studenten, und schildert Heckers trauriges Loos, indem er erklärt, das Wiener Ministerium um eine Aufenthaltsbewilligung für Hecker angehen zu wollen. "Hecker," sagt er, "läßt die Universität grüßen und stellt alle Hoffnung auf sie." (Stürmischer Beifall.) Die einzige Hoffnung aller Demokraten Europa's, meint er, sei - Wien. Dr. Schütte will hier politische Vorlesungen halten und wird heute wieder in der Aula reden.

Der Deutschkatholizismus macht hier Riesenfortschritte; am Sonntag hatten sich 8000 Zuhörer in den ungeheuren Räumen der Verbrüderungshalle (früher Odeon) dazu eingefunden. Ein Herr Pauli hält die Vorträge.

Im Schaumburger Grund (Vorstadt) kam gestern eine, von der Demolition eines Hauses begleitete, furchtbare Katzenmusik zur Ausführung. Ein Hausherr hatte wegen rückständiger Miethe von 3 Gulden einem Arbeiter mit einem Eisen der Art auf den Kopf geschlagen, daß derselbe gestern Abend verstorben ist. Sein Haus wurde demolirt, er entkam indessen der Wuth des Volkes. Das Wiener Spießbürgerthum steckt vorzugsweise in den bei der Palastähnlichkeit aller Häuser enorm reichen Hausbesitzern und jüdischen, oder verjudeten Börsenspekulanten, und ist, wie überall, hartherzig und gemein. Es dürfte ihm, wenn es nicht zeitig einlenkt, ebenso schlecht gehen, als dem Adel. Wenn beide es darauf ankommen lassen, so werden sich in ganz Oestreich Scenen ereignen, von welchen die der ersten französischen Revolution wie Larifari aussehen werden. Darum wird auf alle Weise die Armee vermehrt; die Russen werden an den Grenzen behalten, und ich sehe schon den Zeitpunkt, wo die politische Niederträchtigkeit Deutschlands so hoch anschwillt, daß seine Heere per Oestreich anmarschiren werden.

Nach einem Schreiben aus Jassy vom 28. Juli haben die Russen die Moldau nicht verlassen und werden es auch nicht thun. Ein Feldjäger soll aus Petersburg den Befehl gebracht haben, daß die Russen in der Moldau bleiben sollen und noch 4 Divisionen zu ihnen stoßen würden.

Bei Perlaß und in den Römerschanzen stehen 34.000 Illirier und Serber mit 126 Kanonen bereit, den Tanz wider die Ungarn zu beginnen. Ihr Fanatismus soll ungeheuer sein, da der Metropolit Razaczich mit dem Kreuze und Säbel in der Hand allgemeinen Aufstand predigt, dabei aber den Insurgenten einen feierlichen Eid für Kaiser Ferdinand und die Dinastie abnimmt. Vom Wallachbanater Grenzregiment ist die Anzeige angelangt, die Heuschrecken seien über die Donau gesetzt und hätten Alles verheert, ein zweiter Schwarm sei von Altursova nach Caransebes im Anzuge, Herrliche Aussicht! Krieg, Cholera und Heuschrecken, nur die Pest fehlt noch.

Swinemünde, 18. August.

Gestern Abend traf in Begleitung der Kutterbrigg St. Thomas eine zweite dänische Fregatte auf unserer Rhede ein und ankerte neben der Fregatte Havfruen. Heute früh ist die Kutterbrigg wieder aus Sicht, die beiden Fregatten liegen jedoch in einer Entfernung von circa 3/4 Meilen vor Anker. Die Ladung des Dampfschiffes Wladimir ist gestern von 4, von einem Dampfboot bugsirter Leichter nach Stettin befördert worden.

* Kiel, 17. August.

Nachdem der Reichs-Unterstaatssekretär, Max Gagern, in Rendsburg gegen die provisorische Regierung den Wunsch ausgesprochen, die konstituirende Versammlung möge sich bis zum 15. September im Interesse der Waffenstillstands-Unterhandlungen vertagen, haben mehrere vertrauliche Sitzungen stattgefunden, worin hierüber berathen wurde. Die Versammlung sperrte sich anfangs dagegen, scheint jetzt aber, nach erneuten Vorlagen der Regierung, allmählig nachgeben zu wollen. Bis heute Mitternacht ist indeß noch keine Entscheidung da.

Kiel, 17. August.

Dem Vernehmen nach sind die Waffenstillstands-Unterhandlungen ihrem Abschlusse nahe. Wie es heißt, werden Hauptpunkte sein: Abtreten der gegenwärtigen provisorischen Regierung und Wahl einer neuen durch den König von Dänemark, aus einer Anzahl von dem Reichsverweser dazu namhaft gemachter Männer; Zurückziehen der deutschen Truppenmacht außer 4000 Mann Preußen; die gegenwärtige schleswig-holsteinische Armee, nebst den Neueinberufenen, bleibt gerüstet (zusammen circa 16,000 Mann); die Dänen behalten Alsen besetzt mit 3000 Mann.

(K. C. B.)
Rendsburg, 18. August.

Nach offizieller Mittheilung hat sich die konstituirende Versammlung nun wirklich vertagt, jedoch so, daß der Präsident sie jeden Augenblick wieder berufen kann. Hr. Olshausen, der gegen die Vertagung war, wird deßhalb aus der provisorischen Regierung scheiden. - Die Berechnung in Reichsbankgeld ist durch Beschluß der prov. Regierung aufgehoben; man wird alle Rechnungen in schleswig-holsteinischem Courant, die Mark zu 16 Sch., vornehmen.

Dänemark.

Berichten aus Helsingör vom 15. d. M. zufolge, waren am Tage zuvor der König Oskar von Schweden und der preußische Generalmajor v. Below in Malmö angekommen und die Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Dänemark wieder aufgenommen worden. Man hatte Grund zu glauben, daß innerhalb 14 Tagen oder 3 Wochen der Abschluß erfolgen werde. - Nach Aussage eines Reisenden, der Kopenhagen am 10. Morgens und Malmö am 16. Nachmittags verlassen hat, wollte man an beiden Orten wissen, daß der Waffenstillstand bereits zu Stande gebracht sei.

Italien.
*
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* Bologna, 9. Aug.
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* Bologna, 10 Aug.
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Französische Republik.
* Paris, 19. August.

Die beiden letzten Sitzungen der Nationalversammlung bieten ein eigenthümliches Interesse dar. Der ganze Stand der Parteien, der ganze Klassenkampf tritt uns hier in einem Miniaturbilde entgegen, an dessen Rahmen parlamentarische Intriguen, persönliche Vertheidigungen, Eitelkeiten und Befürchtungen etc. die Arabesken bilden.

Den Stoff zum Gemälde selbst bietet die Debatte über die freundschaftlichen Concordate der Falliten; die Hauptarabeske ist die Wiederwahl Marrasts zum Präsidenten, die durchgesetzt wurde durch die Schwäche des gemäßigten Berges (Club des Palais Ex-Royal), der wieder für seinen erbittertsten Feind stimmte. Marrast hatte 611, Bac (Berg) 54, Lacrosse (Candidat Thiers) 46, Dufaure 5, Ledrü Rollin 6, Lamartine 2 Stimmen von 708 Stimmenden.

Beilage zu Nr. 82 der Neuen Rh. Ztg.
Dienstag 22. August 1848.
Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt. Fortsetzung.) Frankfurt. (Die Reichsminister. ‒ National-Versammlung.) Düsseldorf (Leichenfeier. ‒ Nachträgliches über den 14. August) Berlin. (Der Preußenverein. ‒ Waldeck und Hansemann. ‒ Der geh. Kabinetsrath Illaire. ‒ Das Universitätsgericht. ‒ Das Adelsinstitut zu Warschau. ‒ Wahl Schramms zum Deputirten. ‒ Die Neue Pr. Zeitung über Roherz. ‒ Politische Prozesse. ‒ Neuer Prozeß gegen Korn. ‒ Die Brantweinsteuer. ‒ Adelsparlament.) Posen. (Das Preußenthum in Posen.) Magdeburg. (Censur des Ministerpräsidenten.) Swinemünde. (Dänische Fregatte in Sicht.) Königsberg. (Preußenthum und Deutschthum.) Wien. (Die reaktionäre Presse. ‒ Demokratischer Geist des Reichstags. ‒ Bevorstehender Bruch mit Ungarn. ‒ Jellachich an die Gränzer. ‒ Die Schwarzgelben und Frankreich. ‒ Gescheiterter Polizeiversuch gegen die fliegenden Buchhändler. ‒ Händel zu Hietzing. ‒ Reichstagssitzung vom 14. August. (Schluß.) ‒ Reichstagssitzung vom 16. August. ‒ Das diplomatische Corps zu Schönbrunn. ‒ Adresse des demokratischrn Vereins an die Frankfurter Versammlung. ‒ Dr. Schütte. ‒ Deutschkatholicismus. ‒ Demolition eines Hauses. ‒ Ein Schreiben aus Jassy. ‒ Vom südungarischen Kriegsschauplatze. ‒ Petitionen wegen Aufhebung der Klöster.) München. (Soldatenexcesse.) Stuttgart. [Amnestie. ‒ Schriftsetzer Lenz. ‒ Unruhige Auftritte in Cannstadt) Freiburg. (Katzenmusik. ‒ Militärexcesse.) Kassel. (Wahlagitation.) Kiel. (Die konstituirende Versammlung. ‒ Waffenstillstandsunterhandlungen.) Rendsburg. (Vertagung der konstituirenden Versammlung.)

Dänemark. Helsingör. (Waffenstillstandsunterhandlungen).

Italien. (Erzwungene Illumination in Mailand. ‒ Galizische Politik. ‒ Das Fort Rocca d'Anfo. ‒ Protest des Turiner Ministeriums. ‒ Aufruf Casati's). Bologna. (Proklamation des Prolegaten. ‒ Vertheidigungsanstalten. ‒ Zuzug Bewaffneter). Modena. (Rückkehr des Herzogs. Seine Proklamation).

Französische Republik. Paris. (Die Nationalversammlung vom 18. und 19. ‒ Der Generalstab der Nationalgarde aufgelöst. ‒ Neue Deportation von Insurgenten).

Großbritannien. London. (Die verhafteten Chartisten). Dublin. (Martin schuldig erklärt. ‒ Thurles. Waffen ausgeliefert. ‒ Die katholische Geistlichkeit. ‒ Verhaftungen. ‒ Doheny und O'Doherty)

Amerika. New-York. (Interesse an den europäischen Ereignissen. ‒ Revolution auf Cuba. ‒ Räumung Mexico's).

[Deutschland]

verschimmelten Gesetze noch heute gelten lassen ‒ dann sind wir alle hier Verräther ‒ (rauschender Beifall) das natürliche Recht verlangt somit ebenfalls unbedingte Auflösung. Man will es als Gnade betrachten, wo das unbedingte Recht spricht, und sollte hierbei schon von Gnade die Rede sein, dann wahrlich hätte der durch Jahrhunderte lang Bedrückte eher auf Entschädigung zu bringen, und gerade er sie zu beanspruchen (Beifall)

Man bemerkte hier, es könnten leicht hypothezirte Rechte von Privaten verloren gehen, er frage jedoch, ob man hier sei, um über Rechte von Privaten Gesetze zu bringen? man sei hier, um Recht für Alle unbedingt zu sprechen, eine freisinnige Konstitution zu verfassen. Man spricht von Entschädigung? wer soll diese leisten? etwa der Bauer? dann bekommt er eine Last für die andere; oder die Gesammtheit? dann müßten auch die Städter für die Rechte der Herrschaften zahlen. Uebrigens wolle er keiner Herrschaft rathen, unter heutigen Umständen die Robot einzuheben. (Heiterkeit.) Gegen die unbedingte Aufhebung der Lasten habe man Kommunismus und abermals Kommunismus entgegengestellt ‒ sind diese Grundsätze über Auflösung des unterthänigen Verhältnisses nach dem Gesetze des Rechts und der Vernunft Kommunismus, nun dann müssen wir alle Kommunisten sein! ‒ Ein ehrenwerthes Mitglied von Prag (Barrosch) hat das Beispiel der arbeitenden Volksklasse vom 26 Mai als ein nachahmenswerthes angeführt, als sie an die Thüren der Besitzenden „Heilig ist das Eigenthum“ geschrieben: ja wohl ist das Beispiel nachahmungswerth, aber eben deshalb wende man es nun umgekehrt an, und schreibe an die Thüre des Landmanns „Heilig ist das Eigenthum!“ (Rauschender Beifall.)

Man hat endlich aus dieser Aufhebung unbegreiflicher Weise ein fürchterliches Proletariat hervorsprossen lassen, er frage aber, sind nicht von einem Ende der Monarchie bis zum andern alle Bewohner mit wenigen Ausnahmen Proletarier?

Nur im poetischen Schwunge könnte man ein solches Proletariat befürchten, oder glaube man etwa, daß die Grundherren durch diese Aufhebung Proletarier würden? der ärmste unter ihnen bleibe immer noch reicher als der reichste Unterthan.

Man müsse vielmehr annehmen, daß durch Aufhebung dieser Lasten nur der Wohlstand sämmtlicher Staatsbürger herbeigeführt würde, durch unnütze Lasten werde der Industrie und dem Gewerbe ein Hemmschuh angelegt, durch Aufhebung Freiheit der Konkurrenz und Flor der Städte, am Ende würde der Grundherr mehr als zuvor gewinnen.

Wer das Unterthanen-Verhältniß vertheidigt, der ist der Meinung, es sei schön, fremde Hände für sich arbeiten zu lassen, und dabei doch der Erste zu sein, der meint, durch Aufhebung werde das Einkommen geschmälert, und man sinke zum Volke herab; das nehme er von einem jeden solchen an, alles Andere sei blauer Dunst. (Allgemeiner Beifall von allen Seiten.) Er spreche somit nur in so ferne gegen Kudlich's Antrag, als in demselben noch in Frage gestellt sei, ob eine Ablösung stattfinden solle? Ob übrigens den Herrschaften für Benutzung der Hutweide u. s. w. eine Ablösung zu geben sei, das gehöre auf ein anderes Feld. Zur Aufhebung der Grundlasten gehöre auch die Regulirung des Gemeindewesens. Doch machte er die Versammlung darauf aufmerksam, in die Antonomie der Provinzen nicht einzugreifen, das hieße im Anstreben zur Einheit dieselbe zersplittern wollen, so verschiedene Nationalitäten bedingen eigene Verhältnisse und Bildung; er hoffe jedoch zu einer glücklichen Lösung der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie zu gelangen, da wir einen gütigen geliebten Kaiser, eine geachtete Dynastie besitzen.

Nachdem noch Peitel gesprochen und beantragt hat, auch Abend- und Feiertag-Sitzungen zu halten wird die Sitzung geschlossen.

61 Wien, 17. Aug.

22. Sitzung des Reichstags vom 16. Aug. Vorsitz: Schmitt; Tagesordnung:

Berathung über den Antrag des Abg. Kudlich; Verlesung des Protokolls vom 14. Aug.; Ertheilung von Urlaubsgesuchen; Verlesung der Namen der Deputirten Dalmatiens, die in den Konstitutions- und Petitionsausschuß gewählt wurden; Wahlberichte; Ankündigung einer Interpellation Zimmers. Dobblhof, Minister des Innern, entschuldigt das Nichterscheinen des, Kriegsministers mit einer von demselben (wahrscheinlich weil einziger ministerieller Nicht-Roturier) bei dem Kaiser abzuführenden Vorstellung des diplomatischen Korps, worauf er zur Beantwortung der letzthin von Löhner gestellten Interpellation übergeht. Er glaube die Frage des Hrn. Abgeordneten dahin verstanden zu haben, sagt er, zu welchem Zwecke und durch wessen Berufung die Provinziallandtage zusammengetreten seien, in welchem Verhältnisse ihre Beschlüsse zu denen des Reichstags stehen und ob das Ministerium hierüber einen Gesetzentwurf einbringen wolle. Die Landtage von Mähren, Schlesien, Oberöstreich, Steiermark, Kärnthen, Krain seien schon seit 14. März berufen gewesen, der von Tyrol habe sich seit 12. Juli vertagt und der von Schlesien am 20. Juli aufgelöst. Der Zweck der Landtage sei eine Erledigung jener Geschäfte, die dringend sind, provisorische Regelung der Urbarialverhältnisse, um dem Reichstag Materialien zu verschiedenen Gesetzentwürfen darzubieten. (Als ob der Reichstag provinzieller Schulmeister bedürfe und nicht jeder seiner Abgeordneten das Material aus den Provinzen mitgebracht habe! Lächerlicher Dobblhof!) Die Legitimation der provinziellen Landtage beruhe auf Ministerialerlässen, indem Gegenstände zu erledigen gewesen, welche vom permanenten Ausschusse nicht verhandelt werden konnten. (Welche denn?) Von Volksvertretung im engern Sinne könne dabei nicht die Rede sein; in keinem Falle könnten die Beschlüsse der Landtage dem Reichstage vorgreifen. (Wozu also diese Fortsetzung des divide et impera?) Nun spricht er von der in der Bukowina angekommenen Cholera und von seiner Sorgfalt für die Erkrankten und für die Bettler in Schlesien.

Löhner: Das Ministerium scheine also nicht gesonnen die Landtage zu suspendiren, er werde darum einen Antrag darüber einbringen; ersuche aber das Ministerium jetzt schon, die Akten über die Beschlüsse der Landtage auf den Tisch des Hauses zu legen. Dobblhof verspricht es nächstens zu thun. Unter allgemeinem Gelächter fragt Selinger, ob das Ministerium dafür gesorgt habe, daß die nach russischen Erfahrungen bewährte Prießnitz'sche Methode in den Spitälern gegen die Cholera zur Anwendung komme.

Auf Ersuchen des Präsidenten besteigt Pillersdorf zur Berichterstattung über die Vorlage des Finanzministeriums die Tribüne und verliest die gemachte Ausarbeitung mit folgendem Antrage: Der heutige Reichstag möge beschließen: 1) Zur Bestreitung der außerordentlichen Ausgaben einen Kredit von 20 Millionen zu eröffnen. 2) Diese Summe durch Kassenanweisungen, Staatsanlehen, oder durch beide zugleich, aufzubringen. 3) Die Emission ohne Zwang und ohne Banknoten zu bewerkstelligen. 4) Das Anlehen, ohne Hypothekirung der Staats- und geistlichen Güter, durch Subskription oder Konkurrenz (die Konkurrenz und Subskription heißt: Rothschild) zu ermöglichen. 5) Den Kredit der Nationalbank dabei nicht in Anspruch zu nehmen. 6) Das Ministerium aufzufordern, einen ehrenvollen (durch Völkerunterdrückung?) Frieden zu bewirken; 7) Die nicht vertretenen Provinzen (Ungarn?) an der Belastung des Staats zu betheiligen. 8) Baldige Vorlage des Büdgets. 9) Vorlegung der Ergebnisse der Finanzoperationen. 10) Aufhebung des Ausfuhrverbotes von Gold und Silber. 11) Bildung einer Finanzkommission im Reichstage. ‒ Aus der Vorlesung der Ausarbeitung geht für das Jahresende ein Defizit von 17 Millioneen hervor. Der Antrag beweist, daß die alte Wirthschaft modifizirt fortgeführt werden soll.

In der Weiterberathung des Kudlich'schen Antrags nimmt darauf Gredler, ein tirolischer Rechtsgelehrter, das Wort und läßt sich in eine juridische Gemsenjagd über das Prinzip der Aufhebung des Unterthänigkeitsverhältnisses und über das Prinzip der Entschädigung ein, indem er sich für beide Prinzipe ausspricht und zuletzt sagt: Es dürfe nicht schwer fallen den Bauernstand über das richtige Verhältniß von Mein und Dein aufzuklären (?); ein Gott werde sich in seinem Busen finden, der ihm zurufe: Du sollst nicht begehren des Fremden Eigenthum. (Gelächter.) Wenn man sich dahin entscheide, daß keine Entschädigung stattzufinden habe, so bleibe nichts übrig, als jene Kapitel, weche über Diebstahl handeln, aus unserer Gesetzgebung auszustreichen (Zischen) und zu den Gefangenhäusern zu eilen, um die Eingesperrten zu befreien. (Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Er verläßt unter forwährendem Zischen des größten Theils der Kammer und des Beifalls von nur zwei im Centrum lagernden Herren die Tribune. ‒ Er war ein Deutscher. ‒ Goldmark verlangt Schluß der Debatte. Angenommen.

Bittner (Mähren): Mit dem bloßen Aussprechen des Prinzips diene man dem Landmann nicht; das Verhältniß müsse aufgehoben werden, hier liege das Unrecht. Früher habe der Gutsherr den Unterthanen geschützt und dafür Schutzgeld erhalten, jetzt thue es der Staat und auch diesem werde Schutzgeld bezahlt, die Herrschaft nehme es also jetzt widerrechtlich und sei zum Ersatz verpflichtet. Jetzt verspritze der Bauer sein Blut auf dem Schlachtfelde, nicht mehr der Edelmann zum Schutze des Bauern. Wenn man der Herrschaft den ungerechten Besitz lassen müsse, so dürfe man auch dem Räuber sein Geraubtes nie abnehmen. Wenn man die Reichen entschädigen wolle, so werde man zuletzt noch fordern, daß die Bankiers entschädigt werden, die bei Staatskrisen Geld verlieren. (Stürmischer Beifall.) Die Entschädigung sei unpolitisch, denn man reiche sie einer feindlichen Kaste. Trägt auf Aufhebung der Lasten ohne Entschädigung an. Es solle mit Namensaufruf abgestimmt werden. Noch werde das Volk seinen Feinden verzeihen, wenn aber etwas geschehe, so seien deren Köpfe nicht mehr werth, als was die Anatomie dafür zahle. (Zur Ordnung! Zur Ordnung! Tumult. Der Redner verläßt die Tribüne. Zischen von einer, Beifall von der andern Seite.)

Ein Abgeordneter ersucht den Präsidenten der Gallerie die Beifallsbezeugungen zu verweisen. Präsident Schmitt, der kein Strobach ist, erklärt der Gallerie, die sich gar nicht hat vernehmen lassen, er werde ihren Terrorismus nicht dulden.

Wiser (Advokat aus Linz) will Entschädigung.

Schuselka meint in einer langen Rede, die anfangs entschädigungslos aussieht, man hätte die erste Aufwallung zur That werden lassen, nicht warten sollen bis der Genius gewichen und die Quälgeister der alten Zeit wieder aufgetaucht seien; man hätte das Prinzip aussprechen, das Ministerium oder eine Kommission mit dem Gesetzentwurf beauftragen sollen. Er sei überzeugt, es mögen Bajonnette oder Sensen hier eintreten, die Abgeordneten werden ruhig auf ihren Plätzen sitzen und lieber sterben als weichen (Anhaltender, stürmischer Applaus.) Er werde in und außer dem Saale dahin wirken, daß eine Entschädigung werde, ohne daß der Bauer einen Pfennig zahle; auch nicht durch Erhöhung der Steuer. Die Frage entscheide das Verhängniß des Reichstags, es müsse sich zeigen, ob die Demokratie eine blose Redensart gewesen. Wenn man ängstlich sei, werde der moralische Eindruck nachwirken; man werde eine Blöße geben, wo die Feinde der Freiheit ihr Geschoß hinrichten können, sie, denen dieser demokratische Reichstag ein Dorn im Auge sei, sie wären froh, wenn sie ihn in die Klemme zwischen das Volk und sich bringen könnten. Er fühle, daß man einer ernsten Zukunft entgegen gehe; man möge die Frage rasch zu Ende führen. Wenn die Versammlung nur die eine Frage entschieden hätte, würde sie dennoch ein Denkmal in der Geschichte haben.

Violand stellt die Nothwendigkeit dar, sogleich eine Erklärung in die Provinzen zu schicken. Sie seien Männer der Revolution und erkennen kein historisches Recht an, das nichts Anderes sei, als ein mit juridischen und philosophischen Floskeln ausgeschmücktes Faustrecht. Er weise auf die Nothwendigkeit einer schnellen Entscheidung hin, denn die in Italien erfochtenen Siege seien nicht bloß Niederlagen der italienischen Unabhängigkeit, sondern der demokratischen Freiheit. (Stürmischer Beifall.)

Trogom: Der Waffenstillstand in Italien dauere nun 6 Wochen und es sei große Besorgniß, was dann geschehen werde. Er trage daher darauf an, daß sich die noch eingeschriebenen Redner vereinigen, um 2 bis 4 aus ihrer Mitte zu wählen, die für sie sprechen.

Löhner besteht auf ungehinderter Fortsetzung der Debatte.

Borrosch meint, ein Ueberstürzen könne am Ersten eine Reaktion herbeiführen. (Heftiger Ruf: Zur Sache!)

Demmel meint, der Staat müsse entschädigen, weil er alle Sünden zu büßen habe.

61 Wien, 17. Aug.

Das diplomatische Korps ist heute Morgen in Schönbrunn von Ihren Majestäten empfangen worden. Man hat mit Vergnügen die Gegenwart des französischen Geschäftsträgers, Herrn Delacour, wahrgenommen, dessen Empfang die Anerkennung der französischen Republik von Seiten Oestreichs zur Folge haben muß. (Nikolaus wird keinen Anstand nehmen, diese Schacher-Republik ebenfalls anzuerkennen.)

Der unmittelbar nach der Revolution von hier ausgewiesene Dr. Schütte ist wieder hier eingetroffen und hat den demokratischen Verein zur Annahme einer Adresse an die Frankfurter Linke vermocht, welche also lautet: „Die Demokraten Wiens, entrüstet über die mannigfachen Anfeindungen und terroristischen Angriffe, welche die Vertreter der wirklichen Volksfreiheit von Seiten der dynastischen Partei in der Nationalversammlung sowohl, als außer derselben zu erleiden hatten und noch haben, und in der Ueberzeugung, daß die von der äußersten Linken in Frankfurt vertretenen und standhaft verfochtenen Prinzipien die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit seien, fühlen sich gedrungen, diesen edlen, wahren Volksvertretern öffentlich vor ganz Deutschland den Ausdruck ihrer wärmsten Sympathie hierdurch mit aller Entschiedenheit freier Männer auszudrücken!“

Diese Adresse wurde durch Dr. Eckard in den Sicherheitsausschuß gebracht und von diesem durch Stimmenmehrheit zu der seinigen gemacht, man beabsichtigt dieselbe auf dem Reichstage vorzulegen, und von ihm sanktionirt an die holde Frankfurterin abzusenden. Auch in der Aula erschien Dr. Schütte und wurde mit einstimmigem Jubel empfangen. In einem Vortrag drückt er den Wunsch aus, in die akademische Legion aufgenommen zu werden und legt unter stürmischem Beifall darauf obige Adresse der akademischen Legion zur Unterzeichnung vor. Nun erzählt er seine in Deutschland seit der Ausweisung gemachten Abentheuer, bringt Grüße von der Frankfurter Linken und den Heidelberger Studenten, und schildert Heckers trauriges Loos, indem er erklärt, das Wiener Ministerium um eine Aufenthaltsbewilligung für Hecker angehen zu wollen. „Hecker,“ sagt er, „läßt die Universität grüßen und stellt alle Hoffnung auf sie.“ (Stürmischer Beifall.) Die einzige Hoffnung aller Demokraten Europa's, meint er, sei ‒ Wien. Dr. Schütte will hier politische Vorlesungen halten und wird heute wieder in der Aula reden.

Der Deutschkatholizismus macht hier Riesenfortschritte; am Sonntag hatten sich 8000 Zuhörer in den ungeheuren Räumen der Verbrüderungshalle (früher Odeon) dazu eingefunden. Ein Herr Pauli hält die Vorträge.

Im Schaumburger Grund (Vorstadt) kam gestern eine, von der Demolition eines Hauses begleitete, furchtbare Katzenmusik zur Ausführung. Ein Hausherr hatte wegen rückständiger Miethe von 3 Gulden einem Arbeiter mit einem Eisen der Art auf den Kopf geschlagen, daß derselbe gestern Abend verstorben ist. Sein Haus wurde demolirt, er entkam indessen der Wuth des Volkes. Das Wiener Spießbürgerthum steckt vorzugsweise in den bei der Palastähnlichkeit aller Häuser enorm reichen Hausbesitzern und jüdischen, oder verjudeten Börsenspekulanten, und ist, wie überall, hartherzig und gemein. Es dürfte ihm, wenn es nicht zeitig einlenkt, ebenso schlecht gehen, als dem Adel. Wenn beide es darauf ankommen lassen, so werden sich in ganz Oestreich Scenen ereignen, von welchen die der ersten französischen Revolution wie Larifari aussehen werden. Darum wird auf alle Weise die Armee vermehrt; die Russen werden an den Grenzen behalten, und ich sehe schon den Zeitpunkt, wo die politische Niederträchtigkeit Deutschlands so hoch anschwillt, daß seine Heere per Oestreich anmarschiren werden.

Nach einem Schreiben aus Jassy vom 28. Juli haben die Russen die Moldau nicht verlassen und werden es auch nicht thun. Ein Feldjäger soll aus Petersburg den Befehl gebracht haben, daß die Russen in der Moldau bleiben sollen und noch 4 Divisionen zu ihnen stoßen würden.

Bei Perlaß und in den Römerschanzen stehen 34.000 Illirier und Serber mit 126 Kanonen bereit, den Tanz wider die Ungarn zu beginnen. Ihr Fanatismus soll ungeheuer sein, da der Metropolit Razaczich mit dem Kreuze und Säbel in der Hand allgemeinen Aufstand predigt, dabei aber den Insurgenten einen feierlichen Eid für Kaiser Ferdinand und die Dinastie abnimmt. Vom Wallachbanater Grenzregiment ist die Anzeige angelangt, die Heuschrecken seien über die Donau gesetzt und hätten Alles verheert, ein zweiter Schwarm sei von Altursova nach Caransebes im Anzuge, Herrliche Aussicht! Krieg, Cholera und Heuschrecken, nur die Pest fehlt noch.

Swinemünde, 18. August.

Gestern Abend traf in Begleitung der Kutterbrigg St. Thomas eine zweite dänische Fregatte auf unserer Rhede ein und ankerte neben der Fregatte Havfruen. Heute früh ist die Kutterbrigg wieder aus Sicht, die beiden Fregatten liegen jedoch in einer Entfernung von circa 3/4 Meilen vor Anker. Die Ladung des Dampfschiffes Wladimir ist gestern von 4, von einem Dampfboot bugsirter Leichter nach Stettin befördert worden.

* Kiel, 17. August.

Nachdem der Reichs-Unterstaatssekretär, Max Gagern, in Rendsburg gegen die provisorische Regierung den Wunsch ausgesprochen, die konstituirende Versammlung möge sich bis zum 15. September im Interesse der Waffenstillstands-Unterhandlungen vertagen, haben mehrere vertrauliche Sitzungen stattgefunden, worin hierüber berathen wurde. Die Versammlung sperrte sich anfangs dagegen, scheint jetzt aber, nach erneuten Vorlagen der Regierung, allmählig nachgeben zu wollen. Bis heute Mitternacht ist indeß noch keine Entscheidung da.

Kiel, 17. August.

Dem Vernehmen nach sind die Waffenstillstands-Unterhandlungen ihrem Abschlusse nahe. Wie es heißt, werden Hauptpunkte sein: Abtreten der gegenwärtigen provisorischen Regierung und Wahl einer neuen durch den König von Dänemark, aus einer Anzahl von dem Reichsverweser dazu namhaft gemachter Männer; Zurückziehen der deutschen Truppenmacht außer 4000 Mann Preußen; die gegenwärtige schleswig-holsteinische Armee, nebst den Neueinberufenen, bleibt gerüstet (zusammen circa 16,000 Mann); die Dänen behalten Alsen besetzt mit 3000 Mann.

(K. C. B.)
Rendsburg, 18. August.

Nach offizieller Mittheilung hat sich die konstituirende Versammlung nun wirklich vertagt, jedoch so, daß der Präsident sie jeden Augenblick wieder berufen kann. Hr. Olshausen, der gegen die Vertagung war, wird deßhalb aus der provisorischen Regierung scheiden. ‒ Die Berechnung in Reichsbankgeld ist durch Beschluß der prov. Regierung aufgehoben; man wird alle Rechnungen in schleswig-holsteinischem Courant, die Mark zu 16 Sch., vornehmen.

Dänemark.

Berichten aus Helsingör vom 15. d. M. zufolge, waren am Tage zuvor der König Oskar von Schweden und der preußische Generalmajor v. Below in Malmö angekommen und die Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Dänemark wieder aufgenommen worden. Man hatte Grund zu glauben, daß innerhalb 14 Tagen oder 3 Wochen der Abschluß erfolgen werde. ‒ Nach Aussage eines Reisenden, der Kopenhagen am 10. Morgens und Malmö am 16. Nachmittags verlassen hat, wollte man an beiden Orten wissen, daß der Waffenstillstand bereits zu Stande gebracht sei.

Italien.
*
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* Bologna, 9. Aug.
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* Bologna, 10 Aug.
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Französische Republik.
* Paris, 19. August.

Die beiden letzten Sitzungen der Nationalversammlung bieten ein eigenthümliches Interesse dar. Der ganze Stand der Parteien, der ganze Klassenkampf tritt uns hier in einem Miniaturbilde entgegen, an dessen Rahmen parlamentarische Intriguen, persönliche Vertheidigungen, Eitelkeiten und Befürchtungen etc. die Arabesken bilden.

Den Stoff zum Gemälde selbst bietet die Debatte über die freundschaftlichen Concordate der Falliten; die Hauptarabeske ist die Wiederwahl Marrasts zum Präsidenten, die durchgesetzt wurde durch die Schwäche des gemäßigten Berges (Club des Palais Ex-Royal), der wieder für seinen erbittertsten Feind stimmte. Marrast hatte 611, Bac (Berg) 54, Lacrosse (Candidat Thiers) 46, Dufaure 5, Ledrü Rollin 6, Lamartine 2 Stimmen von 708 Stimmenden.

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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 82 der Neuen Rh. Ztg. </titlePart>
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          <docDate>Dienstag 22. August 1848.</docDate>
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        <head>Uebersicht.</head>
        <p><hi rendition="#g">Deutschland.</hi> Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt.                     Fortsetzung.) Frankfurt. (Die Reichsminister. &#x2012; National-Versammlung.)                     Düsseldorf (Leichenfeier. &#x2012; Nachträgliches über den 14. August) Berlin. (Der                     Preußenverein. &#x2012; Waldeck und Hansemann. &#x2012; Der geh. Kabinetsrath Illaire. &#x2012; Das                     Universitätsgericht. &#x2012; Das Adelsinstitut zu Warschau. &#x2012; Wahl Schramms zum                     Deputirten. &#x2012; Die Neue Pr. Zeitung über Roherz. &#x2012; Politische Prozesse. &#x2012; Neuer                     Prozeß gegen Korn. &#x2012; Die Brantweinsteuer. &#x2012; Adelsparlament.) Posen. (Das                     Preußenthum in Posen.) Magdeburg. (Censur des Ministerpräsidenten.) Swinemünde.                     (Dänische Fregatte in Sicht.) Königsberg. (Preußenthum und Deutschthum.) Wien.                     (Die reaktionäre Presse. &#x2012; Demokratischer Geist des Reichstags. &#x2012; Bevorstehender                     Bruch mit Ungarn. &#x2012; Jellachich an die Gränzer. &#x2012; Die Schwarzgelben und                     Frankreich. &#x2012; Gescheiterter Polizeiversuch gegen die fliegenden Buchhändler. &#x2012;                     Händel zu Hietzing. &#x2012; Reichstagssitzung vom 14. August. (Schluß.) &#x2012;                     Reichstagssitzung vom 16. August. &#x2012; Das diplomatische Corps zu Schönbrunn. &#x2012;                     Adresse des demokratischrn Vereins an die Frankfurter Versammlung. &#x2012; Dr.                     Schütte. &#x2012; Deutschkatholicismus. &#x2012; Demolition eines Hauses. &#x2012; Ein Schreiben aus                     Jassy. &#x2012; Vom südungarischen Kriegsschauplatze. &#x2012; Petitionen wegen Aufhebung der                     Klöster.) München. (Soldatenexcesse.) Stuttgart. [Amnestie. &#x2012; Schriftsetzer                     Lenz. &#x2012; Unruhige Auftritte in Cannstadt) Freiburg. (Katzenmusik. &#x2012;                     Militärexcesse.) Kassel. (Wahlagitation.) Kiel. (Die konstituirende Versammlung.                     &#x2012; Waffenstillstandsunterhandlungen.) Rendsburg. (Vertagung der konstituirenden                     Versammlung.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Dänemark.</hi> Helsingör.                     (Waffenstillstandsunterhandlungen).</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien.</hi> (Erzwungene Illumination in Mailand. &#x2012;                     Galizische Politik. &#x2012; Das Fort Rocca d'Anfo. &#x2012; Protest des Turiner Ministeriums.                     &#x2012; Aufruf Casati's). Bologna. (Proklamation des Prolegaten. &#x2012;                     Vertheidigungsanstalten. &#x2012; Zuzug Bewaffneter). Modena. (Rückkehr des Herzogs.                     Seine Proklamation).</p>
        <p><hi rendition="#g">Französische Republik.</hi> Paris. (Die Nationalversammlung                     vom 18. und 19. &#x2012; Der Generalstab der Nationalgarde aufgelöst. &#x2012; Neue                     Deportation von Insurgenten).</p>
        <p><hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> London. (Die verhafteten Chartisten).                     Dublin. (Martin schuldig erklärt. &#x2012; Thurles. Waffen ausgeliefert. &#x2012; Die                     katholische Geistlichkeit. &#x2012; Verhaftungen. &#x2012; Doheny und O'Doherty)</p>
        <p><hi rendition="#g">Amerika.</hi> New-York. (Interesse an den europäischen                     Ereignissen. &#x2012; Revolution auf Cuba. &#x2012; Räumung Mexico's).</p>
      </div>
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        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar082b_001" type="jArticle">
          <p>verschimmelten Gesetze noch heute gelten lassen &#x2012; dann sind wir alle hier                         Verräther &#x2012; (rauschender Beifall) das natürliche Recht verlangt somit                         ebenfalls unbedingte Auflösung. Man will es als Gnade betrachten, wo das                         unbedingte Recht spricht, und sollte hierbei schon von Gnade die Rede sein,                         dann wahrlich hätte der durch Jahrhunderte lang Bedrückte eher auf                         Entschädigung zu bringen, und gerade er sie zu beanspruchen (Beifall)</p>
          <p>Man bemerkte hier, es könnten leicht hypothezirte Rechte von Privaten                         verloren gehen, er frage jedoch, ob man hier sei, um über Rechte von                         Privaten Gesetze zu bringen? man sei hier, um Recht für Alle unbedingt zu                         sprechen, eine freisinnige Konstitution zu verfassen. Man spricht von                         Entschädigung? wer soll diese leisten? etwa der Bauer? dann bekommt er eine                         Last für die andere; oder die Gesammtheit? dann müßten auch die Städter für                         die Rechte der Herrschaften zahlen. Uebrigens wolle er keiner Herrschaft                         rathen, unter heutigen Umständen die Robot einzuheben. (Heiterkeit.) Gegen                         die unbedingte Aufhebung der Lasten habe man Kommunismus und abermals                         Kommunismus entgegengestellt &#x2012; sind diese Grundsätze über Auflösung des                         unterthänigen Verhältnisses nach dem Gesetze des Rechts und der Vernunft                         Kommunismus, nun dann müssen wir alle Kommunisten sein! &#x2012; Ein ehrenwerthes                         Mitglied von Prag (Barrosch) hat das Beispiel der arbeitenden Volksklasse                         vom 26 Mai als ein nachahmenswerthes angeführt, als sie an die Thüren der                         Besitzenden &#x201E;Heilig ist das Eigenthum&#x201C; geschrieben: ja wohl ist das Beispiel                         nachahmungswerth, aber eben deshalb wende man es nun umgekehrt an, und                         schreibe an die Thüre des Landmanns &#x201E;Heilig ist das Eigenthum!&#x201C; (Rauschender                         Beifall.)</p>
          <p>Man hat endlich aus dieser Aufhebung unbegreiflicher Weise ein fürchterliches                         Proletariat hervorsprossen lassen, er frage aber, sind nicht von einem Ende                         der Monarchie bis zum andern alle Bewohner mit wenigen Ausnahmen                         Proletarier?</p>
          <p>Nur im poetischen Schwunge könnte man ein solches Proletariat befürchten,                         oder glaube man etwa, daß die Grundherren durch diese Aufhebung Proletarier                         würden? der ärmste unter ihnen bleibe immer noch reicher als der reichste                         Unterthan.</p>
          <p>Man müsse vielmehr annehmen, daß durch Aufhebung dieser Lasten nur der                         Wohlstand sämmtlicher Staatsbürger herbeigeführt würde, durch unnütze Lasten                         werde der Industrie und dem Gewerbe ein Hemmschuh angelegt, durch Aufhebung                         Freiheit der Konkurrenz und Flor der Städte, am Ende würde der Grundherr                         mehr als zuvor gewinnen.</p>
          <p>Wer das Unterthanen-Verhältniß vertheidigt, der ist der Meinung, es sei                         schön, fremde Hände für sich arbeiten zu lassen, und dabei doch der Erste zu                         sein, der meint, durch Aufhebung werde das Einkommen geschmälert, und man                         sinke zum Volke herab; das nehme er von einem jeden solchen an, alles Andere                         sei blauer Dunst. (Allgemeiner Beifall von allen Seiten.) Er spreche somit                         nur in so ferne gegen Kudlich's Antrag, als in demselben noch in Frage                         gestellt sei, ob eine Ablösung stattfinden solle? Ob übrigens den                         Herrschaften für Benutzung der Hutweide u. s. w. eine Ablösung zu geben sei,                         das gehöre auf ein anderes Feld. Zur Aufhebung der Grundlasten gehöre auch                         die Regulirung des Gemeindewesens. Doch machte er die Versammlung darauf                         aufmerksam, in die Antonomie der Provinzen nicht einzugreifen, das hieße im                         Anstreben zur Einheit dieselbe zersplittern wollen, so verschiedene                         Nationalitäten bedingen eigene Verhältnisse und Bildung; er hoffe jedoch zu                         einer glücklichen Lösung der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie zu                         gelangen, da wir einen gütigen geliebten Kaiser, eine geachtete Dynastie                         besitzen.</p>
          <p>Nachdem noch <hi rendition="#g">Peitel</hi> gesprochen und beantragt hat,                         auch Abend- und Feiertag-Sitzungen zu halten wird die Sitzung                         geschlossen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 17. Aug.</head>
          <p>22. Sitzung des Reichstags vom 16. Aug. Vorsitz: Schmitt; Tagesordnung:</p>
          <p>Berathung über den Antrag des Abg. <hi rendition="#g">Kudlich;</hi> Verlesung                         des Protokolls vom 14. Aug.; Ertheilung von Urlaubsgesuchen; Verlesung der                         Namen der Deputirten Dalmatiens, die in den Konstitutions- und                         Petitionsausschuß gewählt wurden; Wahlberichte; Ankündigung einer                         Interpellation <hi rendition="#g">Zimmers. Dobblhof,</hi> Minister des Innern, entschuldigt das                         Nichterscheinen des, Kriegsministers mit einer von demselben (wahrscheinlich                         weil einziger ministerieller Nicht-Roturier) bei dem Kaiser abzuführenden                         Vorstellung des diplomatischen Korps, worauf er zur Beantwortung der                         letzthin von <hi rendition="#g">Löhner</hi> gestellten Interpellation                         übergeht. Er glaube die Frage des Hrn. Abgeordneten dahin verstanden zu                         haben, sagt er, zu welchem Zwecke und durch wessen Berufung die                         Provinziallandtage zusammengetreten seien, in welchem Verhältnisse ihre                         Beschlüsse zu denen des Reichstags stehen und ob das Ministerium hierüber                         einen Gesetzentwurf einbringen wolle. Die Landtage von Mähren, Schlesien,                         Oberöstreich, Steiermark, Kärnthen, Krain seien schon seit 14. März berufen                         gewesen, der von Tyrol habe sich seit 12. Juli vertagt und der von Schlesien                         am 20. Juli aufgelöst. Der Zweck der Landtage sei eine Erledigung jener                         Geschäfte, die dringend sind, provisorische Regelung der                         Urbarialverhältnisse, um dem Reichstag Materialien zu verschiedenen                         Gesetzentwürfen darzubieten. (Als ob der Reichstag provinzieller                         Schulmeister bedürfe und nicht jeder seiner Abgeordneten das Material aus                         den Provinzen mitgebracht habe! Lächerlicher Dobblhof!) Die Legitimation der                         provinziellen Landtage beruhe auf Ministerialerlässen, indem Gegenstände zu                         erledigen gewesen, welche vom permanenten Ausschusse nicht verhandelt werden                         konnten. (Welche denn?) Von Volksvertretung im engern Sinne könne dabei                         nicht die Rede sein; in keinem Falle könnten die Beschlüsse der Landtage dem                         Reichstage vorgreifen. (Wozu also diese Fortsetzung des divide et impera?)                         Nun spricht er von der in der Bukowina angekommenen Cholera und von seiner                         Sorgfalt für die Erkrankten und für die Bettler in Schlesien.</p>
          <p><hi rendition="#g">Löhner:</hi> Das Ministerium scheine also nicht gesonnen                         die Landtage zu suspendiren, er werde darum einen Antrag darüber einbringen;                         ersuche aber das Ministerium jetzt schon, die Akten über die Beschlüsse der                         Landtage auf den Tisch des Hauses zu legen. Dobblhof verspricht es nächstens                         zu thun. Unter allgemeinem Gelächter fragt <hi rendition="#g">Selinger,</hi> ob das Ministerium dafür gesorgt habe, daß die nach russischen Erfahrungen                         bewährte Prießnitz'sche Methode in den Spitälern gegen die Cholera zur                         Anwendung komme.</p>
          <p>Auf Ersuchen des Präsidenten besteigt <hi rendition="#g">Pillersdorf</hi> zur                         Berichterstattung über die Vorlage des Finanzministeriums die Tribüne und                         verliest die gemachte Ausarbeitung mit folgendem Antrage: Der heutige                         Reichstag möge beschließen: 1) Zur Bestreitung der außerordentlichen                         Ausgaben einen Kredit von 20 Millionen zu eröffnen. 2) Diese Summe durch                         Kassenanweisungen, Staatsanlehen, oder durch beide zugleich, aufzubringen.                         3) Die Emission ohne Zwang und ohne Banknoten zu bewerkstelligen. 4) Das                         Anlehen, ohne Hypothekirung der Staats- und geistlichen Güter, durch                         Subskription oder Konkurrenz (die Konkurrenz und Subskription heißt:                         Rothschild) zu ermöglichen. 5) Den Kredit der Nationalbank dabei nicht in                         Anspruch zu nehmen. 6) Das Ministerium aufzufordern, einen ehrenvollen                         (durch Völkerunterdrückung?) Frieden zu bewirken; 7) Die nicht vertretenen                         Provinzen (Ungarn?) an der Belastung des Staats zu betheiligen. 8) Baldige                         Vorlage des Büdgets. 9) Vorlegung der Ergebnisse der Finanzoperationen. 10)                         Aufhebung des Ausfuhrverbotes von Gold und Silber. 11) Bildung einer                         Finanzkommission im Reichstage. &#x2012; Aus der Vorlesung der Ausarbeitung geht                         für das Jahresende ein Defizit von 17 Millioneen hervor. Der Antrag beweist,                         daß die alte Wirthschaft modifizirt fortgeführt werden soll.</p>
          <p>In der Weiterberathung des Kudlich'schen Antrags nimmt darauf <hi rendition="#g">Gredler,</hi> ein tirolischer Rechtsgelehrter, das Wort                         und läßt sich in eine juridische Gemsenjagd über das Prinzip der Aufhebung                         des Unterthänigkeitsverhältnisses und über das Prinzip der Entschädigung                         ein, indem er sich für beide Prinzipe ausspricht und zuletzt sagt: Es dürfe                         nicht schwer fallen den Bauernstand über das richtige Verhältniß von Mein                         und Dein aufzuklären (?); ein Gott werde sich in seinem Busen finden, der                         ihm zurufe: Du sollst nicht begehren des Fremden Eigenthum. (Gelächter.)                         Wenn man sich dahin entscheide, daß keine Entschädigung stattzufinden habe,                         so bleibe nichts übrig, als jene Kapitel, weche über Diebstahl handeln, aus                         unserer Gesetzgebung auszustreichen (Zischen) und zu den Gefangenhäusern zu                         eilen, um die Eingesperrten zu befreien. (Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Er                         verläßt unter forwährendem Zischen des größten Theils der Kammer und des                         Beifalls von nur zwei im Centrum lagernden Herren die Tribune. &#x2012; Er war ein                         Deutscher. &#x2012; <hi rendition="#g">Goldmark</hi> verlangt Schluß der Debatte.                         Angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bittner</hi> (Mähren): Mit dem bloßen Aussprechen des                         Prinzips diene man dem Landmann nicht; das Verhältniß müsse aufgehoben                         werden, hier liege das Unrecht. Früher habe der Gutsherr den Unterthanen                         geschützt und dafür Schutzgeld erhalten, jetzt thue es der Staat und auch                         diesem werde Schutzgeld bezahlt, die Herrschaft nehme es also jetzt                         widerrechtlich und sei zum Ersatz verpflichtet. Jetzt verspritze der Bauer                         sein Blut auf dem Schlachtfelde, nicht mehr der Edelmann zum Schutze des                         Bauern. Wenn man der Herrschaft den ungerechten Besitz lassen müsse, so                         dürfe man auch dem Räuber sein Geraubtes nie abnehmen. Wenn man die Reichen                         entschädigen wolle, so werde man zuletzt noch fordern, daß die Bankiers                         entschädigt werden, die bei Staatskrisen Geld verlieren. (Stürmischer                         Beifall.) Die Entschädigung sei unpolitisch, denn man reiche sie einer                         feindlichen Kaste. Trägt auf Aufhebung der Lasten ohne Entschädigung an. Es                         solle mit Namensaufruf abgestimmt werden. Noch werde das Volk seinen Feinden                         verzeihen, wenn aber etwas geschehe, so seien deren Köpfe nicht mehr werth,                         als was die Anatomie dafür zahle. (Zur Ordnung! Zur Ordnung! Tumult. Der                         Redner verläßt die Tribüne. Zischen von einer, Beifall von der andern                         Seite.)</p>
          <p>Ein Abgeordneter ersucht den Präsidenten der Gallerie die Beifallsbezeugungen                         zu verweisen. Präsident Schmitt, der kein Strobach ist, erklärt der                         Gallerie, die sich gar nicht hat vernehmen lassen, er werde ihren                         Terrorismus nicht dulden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wiser</hi> (Advokat aus Linz) will Entschädigung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka</hi> meint in einer langen Rede, die anfangs                         entschädigungslos aussieht, man hätte die erste Aufwallung zur That werden                         lassen, nicht warten sollen bis der Genius gewichen und die Quälgeister der                         alten Zeit wieder aufgetaucht seien; man hätte das Prinzip aussprechen, das                         Ministerium oder eine Kommission mit dem Gesetzentwurf beauftragen sollen.                         Er sei überzeugt, es mögen Bajonnette oder Sensen hier eintreten, die                         Abgeordneten werden ruhig auf ihren Plätzen sitzen und lieber sterben als                         weichen (Anhaltender, stürmischer Applaus.) Er werde in und außer dem Saale                         dahin wirken, daß eine Entschädigung werde, ohne daß der Bauer einen Pfennig                         zahle; auch nicht durch Erhöhung der Steuer. Die Frage entscheide das                         Verhängniß des Reichstags, es müsse sich zeigen, ob die Demokratie eine                         blose Redensart gewesen. Wenn man ängstlich sei, werde der moralische                         Eindruck nachwirken; man werde eine Blöße geben, wo die Feinde der Freiheit                         ihr Geschoß hinrichten können, sie, denen dieser demokratische Reichstag ein                         Dorn im Auge sei, sie wären froh, wenn sie ihn in die Klemme zwischen das                         Volk und sich bringen könnten. Er fühle, daß man einer ernsten Zukunft                         entgegen gehe; man möge die Frage rasch zu Ende führen. Wenn die Versammlung                         nur die eine Frage entschieden hätte, würde sie dennoch ein Denkmal in der                         Geschichte haben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Violand</hi> stellt die Nothwendigkeit dar, sogleich eine                         Erklärung in die Provinzen zu schicken. Sie seien Männer der Revolution und                         erkennen kein historisches Recht an, das nichts Anderes sei, als ein mit                         juridischen und philosophischen Floskeln ausgeschmücktes Faustrecht. Er                         weise auf die Nothwendigkeit einer schnellen Entscheidung hin, denn die in                         Italien erfochtenen Siege seien nicht bloß Niederlagen der italienischen                         Unabhängigkeit, sondern der demokratischen Freiheit. (Stürmischer                         Beifall.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Trogom:</hi> Der Waffenstillstand in Italien dauere nun 6                         Wochen und es sei große Besorgniß, was dann geschehen werde. Er trage daher                         darauf an, daß sich die noch eingeschriebenen Redner vereinigen, um 2 bis 4                         aus ihrer Mitte zu wählen, die für sie sprechen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Löhner</hi> besteht auf ungehinderter Fortsetzung der                         Debatte.</p>
          <p><hi rendition="#g">Borrosch</hi> meint, ein Ueberstürzen könne am Ersten eine                         Reaktion herbeiführen. (Heftiger Ruf: Zur Sache!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Demmel</hi> meint, der Staat müsse entschädigen, weil er                         alle Sünden zu büßen habe.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 17. Aug.</head>
          <p>Das diplomatische Korps ist heute Morgen in Schönbrunn von Ihren Majestäten                         empfangen worden. Man hat mit Vergnügen die Gegenwart des französischen                         Geschäftsträgers, Herrn Delacour, wahrgenommen, dessen Empfang die                         Anerkennung der französischen Republik von Seiten Oestreichs zur Folge haben                         muß. (Nikolaus wird keinen Anstand nehmen, diese Schacher-Republik ebenfalls                         anzuerkennen.)</p>
          <p>Der unmittelbar nach der Revolution von hier ausgewiesene Dr. <hi rendition="#g">Schütte</hi> ist wieder hier eingetroffen und hat den                         demokratischen Verein zur Annahme einer Adresse an die Frankfurter Linke                         vermocht, welche also lautet: &#x201E;Die Demokraten Wiens, entrüstet über die                         mannigfachen Anfeindungen und terroristischen Angriffe, welche die Vertreter                         der wirklichen Volksfreiheit von Seiten der dynastischen Partei in der                         Nationalversammlung sowohl, als außer derselben zu erleiden hatten und noch                         haben, und in der Ueberzeugung, daß die von der äußersten Linken in                         Frankfurt vertretenen und standhaft verfochtenen Prinzipien die einzig                         mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit seien, fühlen sich                         gedrungen, diesen edlen, wahren Volksvertretern öffentlich vor ganz                         Deutschland den Ausdruck ihrer wärmsten Sympathie hierdurch mit aller                         Entschiedenheit freier Männer auszudrücken!&#x201C;</p>
          <p>Diese Adresse wurde durch Dr. <hi rendition="#g">Eckard</hi> in den                         Sicherheitsausschuß gebracht und von diesem durch Stimmenmehrheit zu der                         seinigen gemacht, man beabsichtigt dieselbe auf dem Reichstage vorzulegen,                         und von ihm sanktionirt an die holde Frankfurterin abzusenden. Auch in der                         Aula erschien Dr. Schütte und wurde mit einstimmigem Jubel empfangen. In                         einem Vortrag drückt er den Wunsch aus, in die akademische Legion                         aufgenommen zu werden und legt unter stürmischem Beifall darauf obige                         Adresse der akademischen Legion zur Unterzeichnung vor. Nun erzählt er seine                         in Deutschland seit der Ausweisung gemachten Abentheuer, bringt Grüße von                         der Frankfurter Linken und den Heidelberger Studenten, und schildert Heckers                         trauriges Loos, indem er erklärt, das Wiener Ministerium um eine                         Aufenthaltsbewilligung für Hecker angehen zu wollen. &#x201E;Hecker,&#x201C; sagt er,                         &#x201E;läßt die Universität grüßen und stellt alle Hoffnung auf sie.&#x201C; (Stürmischer                         Beifall.) Die einzige Hoffnung aller Demokraten Europa's, meint er, sei &#x2012;                         Wien. Dr. Schütte will hier politische Vorlesungen halten und wird heute                         wieder in der Aula reden.</p>
          <p>Der Deutschkatholizismus macht hier Riesenfortschritte; am Sonntag hatten                         sich 8000 Zuhörer in den ungeheuren Räumen der Verbrüderungshalle (früher                         Odeon) dazu eingefunden. Ein Herr Pauli hält die Vorträge.</p>
          <p>Im Schaumburger Grund (Vorstadt) kam gestern eine, von der Demolition eines                         Hauses begleitete, furchtbare Katzenmusik zur Ausführung. Ein Hausherr hatte                         wegen rückständiger Miethe von 3 Gulden einem Arbeiter mit einem Eisen der                         Art auf den Kopf geschlagen, daß derselbe gestern Abend verstorben ist. Sein                         Haus wurde demolirt, er entkam indessen der Wuth des Volkes. Das Wiener                         Spießbürgerthum steckt vorzugsweise in den bei der Palastähnlichkeit aller                         Häuser enorm reichen Hausbesitzern und jüdischen, oder verjudeten                         Börsenspekulanten, und ist, wie überall, hartherzig und gemein. Es dürfte                         ihm, wenn es nicht zeitig einlenkt, ebenso schlecht gehen, als dem Adel.                         Wenn beide es darauf ankommen lassen, so werden sich in ganz Oestreich                         Scenen ereignen, von welchen die der ersten französischen Revolution wie                         Larifari aussehen werden. Darum wird auf alle Weise die Armee vermehrt; die                         Russen werden an den Grenzen behalten, und ich sehe schon den Zeitpunkt, wo                         die politische Niederträchtigkeit Deutschlands so hoch anschwillt, daß seine                         Heere per Oestreich anmarschiren werden.</p>
          <p>Nach einem Schreiben aus <hi rendition="#g">Jassy</hi> vom 28. Juli haben die                         Russen die Moldau nicht verlassen und werden es auch nicht thun. Ein                         Feldjäger soll aus Petersburg den Befehl gebracht haben, daß die Russen in                         der Moldau bleiben sollen und noch 4 Divisionen zu ihnen stoßen würden.</p>
          <p>Bei Perlaß und in den Römerschanzen stehen 34.000 Illirier und Serber mit 126                         Kanonen bereit, den Tanz wider die Ungarn zu beginnen. Ihr Fanatismus soll                         ungeheuer sein, da der Metropolit Razaczich mit dem Kreuze und Säbel in der                         Hand allgemeinen Aufstand predigt, dabei aber den Insurgenten einen                         feierlichen Eid für Kaiser Ferdinand und die Dinastie abnimmt. Vom                         Wallachbanater Grenzregiment ist die Anzeige angelangt, die Heuschrecken                         seien über die Donau gesetzt und hätten Alles verheert, ein zweiter Schwarm                         sei von Altursova nach Caransebes im Anzuge, Herrliche Aussicht! Krieg,                         Cholera und Heuschrecken, nur die Pest fehlt noch.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_004" type="jArticle">
          <head>Swinemünde, 18. August.</head>
          <p>Gestern Abend traf in Begleitung der Kutterbrigg St. Thomas eine zweite                         dänische Fregatte auf unserer Rhede ein und ankerte neben der Fregatte                         Havfruen. Heute früh ist die Kutterbrigg wieder aus Sicht, die beiden                         Fregatten liegen jedoch in einer Entfernung von circa 3/4 Meilen vor Anker.                         Die Ladung des Dampfschiffes Wladimir ist gestern von 4, von einem Dampfboot                         bugsirter Leichter nach Stettin befördert worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kiel, 17. August.</head>
          <p>Nachdem der Reichs-Unterstaatssekretär, Max Gagern, in Rendsburg gegen die                         provisorische Regierung den Wunsch ausgesprochen, die konstituirende                         Versammlung möge sich bis zum 15. September im Interesse der                         Waffenstillstands-Unterhandlungen vertagen, haben mehrere vertrauliche                         Sitzungen stattgefunden, worin hierüber berathen wurde. Die Versammlung                         sperrte sich anfangs dagegen, scheint jetzt aber, nach erneuten Vorlagen der                         Regierung, allmählig nachgeben zu wollen. Bis heute Mitternacht ist indeß                         noch keine Entscheidung da.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_006" type="jArticle">
          <head>Kiel, 17. August.</head>
          <p>Dem Vernehmen nach sind die Waffenstillstands-Unterhandlungen ihrem                         Abschlusse nahe. Wie es heißt, werden Hauptpunkte sein: Abtreten der                         gegenwärtigen provisorischen Regierung und Wahl einer neuen durch den König                         von Dänemark, aus einer Anzahl von dem Reichsverweser dazu namhaft gemachter                         Männer; Zurückziehen der deutschen Truppenmacht außer 4000 Mann Preußen; die                         gegenwärtige schleswig-holsteinische Armee, nebst den Neueinberufenen,                         bleibt gerüstet (zusammen circa 16,000 Mann); die Dänen behalten Alsen                         besetzt mit 3000 Mann.</p>
          <bibl>(K. C. B.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_007" type="jArticle">
          <head>Rendsburg, 18. August.</head>
          <p>Nach offizieller Mittheilung hat sich die konstituirende Versammlung nun <hi rendition="#g">wirklich vertagt,</hi> jedoch so, daß der Präsident sie                         jeden Augenblick wieder berufen kann. Hr. Olshausen, der gegen die Vertagung                         war, wird deßhalb aus der provisorischen Regierung scheiden. &#x2012; Die                         Berechnung in Reichsbankgeld ist durch Beschluß der prov. Regierung                         aufgehoben; man wird alle Rechnungen in schleswig-holsteinischem Courant,                         die Mark zu 16 Sch., vornehmen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar082b_008" type="jArticle">
          <p>Berichten aus Helsingör vom 15. d. M. zufolge, waren am Tage zuvor der König                         Oskar von Schweden und der preußische Generalmajor v. Below in Malmö                         angekommen und die Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstandes zwischen                         Deutschland und Dänemark wieder aufgenommen worden. Man hatte Grund zu                         glauben, daß innerhalb 14 Tagen oder 3 Wochen der Abschluß erfolgen werde. &#x2012;                         Nach Aussage eines Reisenden, der Kopenhagen am 10. Morgens und Malmö am 16.                         Nachmittags verlassen hat, wollte man an beiden Orten wissen, daß der                         Waffenstillstand bereits zu Stande gebracht sei.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar082b_009_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 22. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 604.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_010_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 22. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 604.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bologna, 9. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar082b_011_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 22. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 604.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bologna, 10 Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar082b_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 19. August.</head>
          <p>Die beiden letzten Sitzungen der Nationalversammlung bieten ein                         eigenthümliches Interesse dar. Der ganze Stand der Parteien, der ganze                         Klassenkampf tritt uns hier in einem Miniaturbilde entgegen, an dessen                         Rahmen parlamentarische Intriguen, persönliche Vertheidigungen, Eitelkeiten                         und Befürchtungen etc. die Arabesken bilden.</p>
          <p>Den Stoff zum Gemälde selbst bietet die Debatte über die freundschaftlichen                         Concordate der Falliten; die Hauptarabeske ist die Wiederwahl Marrasts zum                         Präsidenten, die durchgesetzt wurde durch die Schwäche des gemäßigten Berges                         (Club des Palais Ex-Royal), der wieder für seinen erbittertsten Feind                         stimmte. Marrast hatte 611, Bac (Berg) 54, Lacrosse (Candidat Thiers) 46,                         Dufaure 5, Ledrü Rollin 6, Lamartine 2 Stimmen von 708 Stimmenden.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0417/0001] Beilage zu Nr. 82 der Neuen Rh. Ztg. Dienstag 22. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt. Fortsetzung.) Frankfurt. (Die Reichsminister. ‒ National-Versammlung.) Düsseldorf (Leichenfeier. ‒ Nachträgliches über den 14. August) Berlin. (Der Preußenverein. ‒ Waldeck und Hansemann. ‒ Der geh. Kabinetsrath Illaire. ‒ Das Universitätsgericht. ‒ Das Adelsinstitut zu Warschau. ‒ Wahl Schramms zum Deputirten. ‒ Die Neue Pr. Zeitung über Roherz. ‒ Politische Prozesse. ‒ Neuer Prozeß gegen Korn. ‒ Die Brantweinsteuer. ‒ Adelsparlament.) Posen. (Das Preußenthum in Posen.) Magdeburg. (Censur des Ministerpräsidenten.) Swinemünde. (Dänische Fregatte in Sicht.) Königsberg. (Preußenthum und Deutschthum.) Wien. (Die reaktionäre Presse. ‒ Demokratischer Geist des Reichstags. ‒ Bevorstehender Bruch mit Ungarn. ‒ Jellachich an die Gränzer. ‒ Die Schwarzgelben und Frankreich. ‒ Gescheiterter Polizeiversuch gegen die fliegenden Buchhändler. ‒ Händel zu Hietzing. ‒ Reichstagssitzung vom 14. August. (Schluß.) ‒ Reichstagssitzung vom 16. August. ‒ Das diplomatische Corps zu Schönbrunn. ‒ Adresse des demokratischrn Vereins an die Frankfurter Versammlung. ‒ Dr. Schütte. ‒ Deutschkatholicismus. ‒ Demolition eines Hauses. ‒ Ein Schreiben aus Jassy. ‒ Vom südungarischen Kriegsschauplatze. ‒ Petitionen wegen Aufhebung der Klöster.) München. (Soldatenexcesse.) Stuttgart. [Amnestie. ‒ Schriftsetzer Lenz. ‒ Unruhige Auftritte in Cannstadt) Freiburg. (Katzenmusik. ‒ Militärexcesse.) Kassel. (Wahlagitation.) Kiel. (Die konstituirende Versammlung. ‒ Waffenstillstandsunterhandlungen.) Rendsburg. (Vertagung der konstituirenden Versammlung.) Dänemark. Helsingör. (Waffenstillstandsunterhandlungen). Italien. (Erzwungene Illumination in Mailand. ‒ Galizische Politik. ‒ Das Fort Rocca d'Anfo. ‒ Protest des Turiner Ministeriums. ‒ Aufruf Casati's). Bologna. (Proklamation des Prolegaten. ‒ Vertheidigungsanstalten. ‒ Zuzug Bewaffneter). Modena. (Rückkehr des Herzogs. Seine Proklamation). Französische Republik. Paris. (Die Nationalversammlung vom 18. und 19. ‒ Der Generalstab der Nationalgarde aufgelöst. ‒ Neue Deportation von Insurgenten). Großbritannien. London. (Die verhafteten Chartisten). Dublin. (Martin schuldig erklärt. ‒ Thurles. Waffen ausgeliefert. ‒ Die katholische Geistlichkeit. ‒ Verhaftungen. ‒ Doheny und O'Doherty) Amerika. New-York. (Interesse an den europäischen Ereignissen. ‒ Revolution auf Cuba. ‒ Räumung Mexico's). [Deutschland] verschimmelten Gesetze noch heute gelten lassen ‒ dann sind wir alle hier Verräther ‒ (rauschender Beifall) das natürliche Recht verlangt somit ebenfalls unbedingte Auflösung. Man will es als Gnade betrachten, wo das unbedingte Recht spricht, und sollte hierbei schon von Gnade die Rede sein, dann wahrlich hätte der durch Jahrhunderte lang Bedrückte eher auf Entschädigung zu bringen, und gerade er sie zu beanspruchen (Beifall) Man bemerkte hier, es könnten leicht hypothezirte Rechte von Privaten verloren gehen, er frage jedoch, ob man hier sei, um über Rechte von Privaten Gesetze zu bringen? man sei hier, um Recht für Alle unbedingt zu sprechen, eine freisinnige Konstitution zu verfassen. Man spricht von Entschädigung? wer soll diese leisten? etwa der Bauer? dann bekommt er eine Last für die andere; oder die Gesammtheit? dann müßten auch die Städter für die Rechte der Herrschaften zahlen. Uebrigens wolle er keiner Herrschaft rathen, unter heutigen Umständen die Robot einzuheben. (Heiterkeit.) Gegen die unbedingte Aufhebung der Lasten habe man Kommunismus und abermals Kommunismus entgegengestellt ‒ sind diese Grundsätze über Auflösung des unterthänigen Verhältnisses nach dem Gesetze des Rechts und der Vernunft Kommunismus, nun dann müssen wir alle Kommunisten sein! ‒ Ein ehrenwerthes Mitglied von Prag (Barrosch) hat das Beispiel der arbeitenden Volksklasse vom 26 Mai als ein nachahmenswerthes angeführt, als sie an die Thüren der Besitzenden „Heilig ist das Eigenthum“ geschrieben: ja wohl ist das Beispiel nachahmungswerth, aber eben deshalb wende man es nun umgekehrt an, und schreibe an die Thüre des Landmanns „Heilig ist das Eigenthum!“ (Rauschender Beifall.) Man hat endlich aus dieser Aufhebung unbegreiflicher Weise ein fürchterliches Proletariat hervorsprossen lassen, er frage aber, sind nicht von einem Ende der Monarchie bis zum andern alle Bewohner mit wenigen Ausnahmen Proletarier? Nur im poetischen Schwunge könnte man ein solches Proletariat befürchten, oder glaube man etwa, daß die Grundherren durch diese Aufhebung Proletarier würden? der ärmste unter ihnen bleibe immer noch reicher als der reichste Unterthan. Man müsse vielmehr annehmen, daß durch Aufhebung dieser Lasten nur der Wohlstand sämmtlicher Staatsbürger herbeigeführt würde, durch unnütze Lasten werde der Industrie und dem Gewerbe ein Hemmschuh angelegt, durch Aufhebung Freiheit der Konkurrenz und Flor der Städte, am Ende würde der Grundherr mehr als zuvor gewinnen. Wer das Unterthanen-Verhältniß vertheidigt, der ist der Meinung, es sei schön, fremde Hände für sich arbeiten zu lassen, und dabei doch der Erste zu sein, der meint, durch Aufhebung werde das Einkommen geschmälert, und man sinke zum Volke herab; das nehme er von einem jeden solchen an, alles Andere sei blauer Dunst. (Allgemeiner Beifall von allen Seiten.) Er spreche somit nur in so ferne gegen Kudlich's Antrag, als in demselben noch in Frage gestellt sei, ob eine Ablösung stattfinden solle? Ob übrigens den Herrschaften für Benutzung der Hutweide u. s. w. eine Ablösung zu geben sei, das gehöre auf ein anderes Feld. Zur Aufhebung der Grundlasten gehöre auch die Regulirung des Gemeindewesens. Doch machte er die Versammlung darauf aufmerksam, in die Antonomie der Provinzen nicht einzugreifen, das hieße im Anstreben zur Einheit dieselbe zersplittern wollen, so verschiedene Nationalitäten bedingen eigene Verhältnisse und Bildung; er hoffe jedoch zu einer glücklichen Lösung der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie zu gelangen, da wir einen gütigen geliebten Kaiser, eine geachtete Dynastie besitzen. Nachdem noch Peitel gesprochen und beantragt hat, auch Abend- und Feiertag-Sitzungen zu halten wird die Sitzung geschlossen. 61 Wien, 17. Aug. 22. Sitzung des Reichstags vom 16. Aug. Vorsitz: Schmitt; Tagesordnung: Berathung über den Antrag des Abg. Kudlich; Verlesung des Protokolls vom 14. Aug.; Ertheilung von Urlaubsgesuchen; Verlesung der Namen der Deputirten Dalmatiens, die in den Konstitutions- und Petitionsausschuß gewählt wurden; Wahlberichte; Ankündigung einer Interpellation Zimmers. Dobblhof, Minister des Innern, entschuldigt das Nichterscheinen des, Kriegsministers mit einer von demselben (wahrscheinlich weil einziger ministerieller Nicht-Roturier) bei dem Kaiser abzuführenden Vorstellung des diplomatischen Korps, worauf er zur Beantwortung der letzthin von Löhner gestellten Interpellation übergeht. Er glaube die Frage des Hrn. Abgeordneten dahin verstanden zu haben, sagt er, zu welchem Zwecke und durch wessen Berufung die Provinziallandtage zusammengetreten seien, in welchem Verhältnisse ihre Beschlüsse zu denen des Reichstags stehen und ob das Ministerium hierüber einen Gesetzentwurf einbringen wolle. Die Landtage von Mähren, Schlesien, Oberöstreich, Steiermark, Kärnthen, Krain seien schon seit 14. März berufen gewesen, der von Tyrol habe sich seit 12. Juli vertagt und der von Schlesien am 20. Juli aufgelöst. Der Zweck der Landtage sei eine Erledigung jener Geschäfte, die dringend sind, provisorische Regelung der Urbarialverhältnisse, um dem Reichstag Materialien zu verschiedenen Gesetzentwürfen darzubieten. (Als ob der Reichstag provinzieller Schulmeister bedürfe und nicht jeder seiner Abgeordneten das Material aus den Provinzen mitgebracht habe! Lächerlicher Dobblhof!) Die Legitimation der provinziellen Landtage beruhe auf Ministerialerlässen, indem Gegenstände zu erledigen gewesen, welche vom permanenten Ausschusse nicht verhandelt werden konnten. (Welche denn?) Von Volksvertretung im engern Sinne könne dabei nicht die Rede sein; in keinem Falle könnten die Beschlüsse der Landtage dem Reichstage vorgreifen. (Wozu also diese Fortsetzung des divide et impera?) Nun spricht er von der in der Bukowina angekommenen Cholera und von seiner Sorgfalt für die Erkrankten und für die Bettler in Schlesien. Löhner: Das Ministerium scheine also nicht gesonnen die Landtage zu suspendiren, er werde darum einen Antrag darüber einbringen; ersuche aber das Ministerium jetzt schon, die Akten über die Beschlüsse der Landtage auf den Tisch des Hauses zu legen. Dobblhof verspricht es nächstens zu thun. Unter allgemeinem Gelächter fragt Selinger, ob das Ministerium dafür gesorgt habe, daß die nach russischen Erfahrungen bewährte Prießnitz'sche Methode in den Spitälern gegen die Cholera zur Anwendung komme. Auf Ersuchen des Präsidenten besteigt Pillersdorf zur Berichterstattung über die Vorlage des Finanzministeriums die Tribüne und verliest die gemachte Ausarbeitung mit folgendem Antrage: Der heutige Reichstag möge beschließen: 1) Zur Bestreitung der außerordentlichen Ausgaben einen Kredit von 20 Millionen zu eröffnen. 2) Diese Summe durch Kassenanweisungen, Staatsanlehen, oder durch beide zugleich, aufzubringen. 3) Die Emission ohne Zwang und ohne Banknoten zu bewerkstelligen. 4) Das Anlehen, ohne Hypothekirung der Staats- und geistlichen Güter, durch Subskription oder Konkurrenz (die Konkurrenz und Subskription heißt: Rothschild) zu ermöglichen. 5) Den Kredit der Nationalbank dabei nicht in Anspruch zu nehmen. 6) Das Ministerium aufzufordern, einen ehrenvollen (durch Völkerunterdrückung?) Frieden zu bewirken; 7) Die nicht vertretenen Provinzen (Ungarn?) an der Belastung des Staats zu betheiligen. 8) Baldige Vorlage des Büdgets. 9) Vorlegung der Ergebnisse der Finanzoperationen. 10) Aufhebung des Ausfuhrverbotes von Gold und Silber. 11) Bildung einer Finanzkommission im Reichstage. ‒ Aus der Vorlesung der Ausarbeitung geht für das Jahresende ein Defizit von 17 Millioneen hervor. Der Antrag beweist, daß die alte Wirthschaft modifizirt fortgeführt werden soll. In der Weiterberathung des Kudlich'schen Antrags nimmt darauf Gredler, ein tirolischer Rechtsgelehrter, das Wort und läßt sich in eine juridische Gemsenjagd über das Prinzip der Aufhebung des Unterthänigkeitsverhältnisses und über das Prinzip der Entschädigung ein, indem er sich für beide Prinzipe ausspricht und zuletzt sagt: Es dürfe nicht schwer fallen den Bauernstand über das richtige Verhältniß von Mein und Dein aufzuklären (?); ein Gott werde sich in seinem Busen finden, der ihm zurufe: Du sollst nicht begehren des Fremden Eigenthum. (Gelächter.) Wenn man sich dahin entscheide, daß keine Entschädigung stattzufinden habe, so bleibe nichts übrig, als jene Kapitel, weche über Diebstahl handeln, aus unserer Gesetzgebung auszustreichen (Zischen) und zu den Gefangenhäusern zu eilen, um die Eingesperrten zu befreien. (Zur Ordnung! Zur Ordnung!) Er verläßt unter forwährendem Zischen des größten Theils der Kammer und des Beifalls von nur zwei im Centrum lagernden Herren die Tribune. ‒ Er war ein Deutscher. ‒ Goldmark verlangt Schluß der Debatte. Angenommen. Bittner (Mähren): Mit dem bloßen Aussprechen des Prinzips diene man dem Landmann nicht; das Verhältniß müsse aufgehoben werden, hier liege das Unrecht. Früher habe der Gutsherr den Unterthanen geschützt und dafür Schutzgeld erhalten, jetzt thue es der Staat und auch diesem werde Schutzgeld bezahlt, die Herrschaft nehme es also jetzt widerrechtlich und sei zum Ersatz verpflichtet. Jetzt verspritze der Bauer sein Blut auf dem Schlachtfelde, nicht mehr der Edelmann zum Schutze des Bauern. Wenn man der Herrschaft den ungerechten Besitz lassen müsse, so dürfe man auch dem Räuber sein Geraubtes nie abnehmen. Wenn man die Reichen entschädigen wolle, so werde man zuletzt noch fordern, daß die Bankiers entschädigt werden, die bei Staatskrisen Geld verlieren. (Stürmischer Beifall.) Die Entschädigung sei unpolitisch, denn man reiche sie einer feindlichen Kaste. Trägt auf Aufhebung der Lasten ohne Entschädigung an. Es solle mit Namensaufruf abgestimmt werden. Noch werde das Volk seinen Feinden verzeihen, wenn aber etwas geschehe, so seien deren Köpfe nicht mehr werth, als was die Anatomie dafür zahle. (Zur Ordnung! Zur Ordnung! Tumult. Der Redner verläßt die Tribüne. Zischen von einer, Beifall von der andern Seite.) Ein Abgeordneter ersucht den Präsidenten der Gallerie die Beifallsbezeugungen zu verweisen. Präsident Schmitt, der kein Strobach ist, erklärt der Gallerie, die sich gar nicht hat vernehmen lassen, er werde ihren Terrorismus nicht dulden. Wiser (Advokat aus Linz) will Entschädigung. Schuselka meint in einer langen Rede, die anfangs entschädigungslos aussieht, man hätte die erste Aufwallung zur That werden lassen, nicht warten sollen bis der Genius gewichen und die Quälgeister der alten Zeit wieder aufgetaucht seien; man hätte das Prinzip aussprechen, das Ministerium oder eine Kommission mit dem Gesetzentwurf beauftragen sollen. Er sei überzeugt, es mögen Bajonnette oder Sensen hier eintreten, die Abgeordneten werden ruhig auf ihren Plätzen sitzen und lieber sterben als weichen (Anhaltender, stürmischer Applaus.) Er werde in und außer dem Saale dahin wirken, daß eine Entschädigung werde, ohne daß der Bauer einen Pfennig zahle; auch nicht durch Erhöhung der Steuer. Die Frage entscheide das Verhängniß des Reichstags, es müsse sich zeigen, ob die Demokratie eine blose Redensart gewesen. Wenn man ängstlich sei, werde der moralische Eindruck nachwirken; man werde eine Blöße geben, wo die Feinde der Freiheit ihr Geschoß hinrichten können, sie, denen dieser demokratische Reichstag ein Dorn im Auge sei, sie wären froh, wenn sie ihn in die Klemme zwischen das Volk und sich bringen könnten. Er fühle, daß man einer ernsten Zukunft entgegen gehe; man möge die Frage rasch zu Ende führen. Wenn die Versammlung nur die eine Frage entschieden hätte, würde sie dennoch ein Denkmal in der Geschichte haben. Violand stellt die Nothwendigkeit dar, sogleich eine Erklärung in die Provinzen zu schicken. Sie seien Männer der Revolution und erkennen kein historisches Recht an, das nichts Anderes sei, als ein mit juridischen und philosophischen Floskeln ausgeschmücktes Faustrecht. Er weise auf die Nothwendigkeit einer schnellen Entscheidung hin, denn die in Italien erfochtenen Siege seien nicht bloß Niederlagen der italienischen Unabhängigkeit, sondern der demokratischen Freiheit. (Stürmischer Beifall.) Trogom: Der Waffenstillstand in Italien dauere nun 6 Wochen und es sei große Besorgniß, was dann geschehen werde. Er trage daher darauf an, daß sich die noch eingeschriebenen Redner vereinigen, um 2 bis 4 aus ihrer Mitte zu wählen, die für sie sprechen. Löhner besteht auf ungehinderter Fortsetzung der Debatte. Borrosch meint, ein Ueberstürzen könne am Ersten eine Reaktion herbeiführen. (Heftiger Ruf: Zur Sache!) Demmel meint, der Staat müsse entschädigen, weil er alle Sünden zu büßen habe. 61 Wien, 17. Aug. Das diplomatische Korps ist heute Morgen in Schönbrunn von Ihren Majestäten empfangen worden. Man hat mit Vergnügen die Gegenwart des französischen Geschäftsträgers, Herrn Delacour, wahrgenommen, dessen Empfang die Anerkennung der französischen Republik von Seiten Oestreichs zur Folge haben muß. (Nikolaus wird keinen Anstand nehmen, diese Schacher-Republik ebenfalls anzuerkennen.) Der unmittelbar nach der Revolution von hier ausgewiesene Dr. Schütte ist wieder hier eingetroffen und hat den demokratischen Verein zur Annahme einer Adresse an die Frankfurter Linke vermocht, welche also lautet: „Die Demokraten Wiens, entrüstet über die mannigfachen Anfeindungen und terroristischen Angriffe, welche die Vertreter der wirklichen Volksfreiheit von Seiten der dynastischen Partei in der Nationalversammlung sowohl, als außer derselben zu erleiden hatten und noch haben, und in der Ueberzeugung, daß die von der äußersten Linken in Frankfurt vertretenen und standhaft verfochtenen Prinzipien die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit seien, fühlen sich gedrungen, diesen edlen, wahren Volksvertretern öffentlich vor ganz Deutschland den Ausdruck ihrer wärmsten Sympathie hierdurch mit aller Entschiedenheit freier Männer auszudrücken!“ Diese Adresse wurde durch Dr. Eckard in den Sicherheitsausschuß gebracht und von diesem durch Stimmenmehrheit zu der seinigen gemacht, man beabsichtigt dieselbe auf dem Reichstage vorzulegen, und von ihm sanktionirt an die holde Frankfurterin abzusenden. Auch in der Aula erschien Dr. Schütte und wurde mit einstimmigem Jubel empfangen. In einem Vortrag drückt er den Wunsch aus, in die akademische Legion aufgenommen zu werden und legt unter stürmischem Beifall darauf obige Adresse der akademischen Legion zur Unterzeichnung vor. Nun erzählt er seine in Deutschland seit der Ausweisung gemachten Abentheuer, bringt Grüße von der Frankfurter Linken und den Heidelberger Studenten, und schildert Heckers trauriges Loos, indem er erklärt, das Wiener Ministerium um eine Aufenthaltsbewilligung für Hecker angehen zu wollen. „Hecker,“ sagt er, „läßt die Universität grüßen und stellt alle Hoffnung auf sie.“ (Stürmischer Beifall.) Die einzige Hoffnung aller Demokraten Europa's, meint er, sei ‒ Wien. Dr. Schütte will hier politische Vorlesungen halten und wird heute wieder in der Aula reden. Der Deutschkatholizismus macht hier Riesenfortschritte; am Sonntag hatten sich 8000 Zuhörer in den ungeheuren Räumen der Verbrüderungshalle (früher Odeon) dazu eingefunden. Ein Herr Pauli hält die Vorträge. Im Schaumburger Grund (Vorstadt) kam gestern eine, von der Demolition eines Hauses begleitete, furchtbare Katzenmusik zur Ausführung. Ein Hausherr hatte wegen rückständiger Miethe von 3 Gulden einem Arbeiter mit einem Eisen der Art auf den Kopf geschlagen, daß derselbe gestern Abend verstorben ist. Sein Haus wurde demolirt, er entkam indessen der Wuth des Volkes. Das Wiener Spießbürgerthum steckt vorzugsweise in den bei der Palastähnlichkeit aller Häuser enorm reichen Hausbesitzern und jüdischen, oder verjudeten Börsenspekulanten, und ist, wie überall, hartherzig und gemein. Es dürfte ihm, wenn es nicht zeitig einlenkt, ebenso schlecht gehen, als dem Adel. Wenn beide es darauf ankommen lassen, so werden sich in ganz Oestreich Scenen ereignen, von welchen die der ersten französischen Revolution wie Larifari aussehen werden. Darum wird auf alle Weise die Armee vermehrt; die Russen werden an den Grenzen behalten, und ich sehe schon den Zeitpunkt, wo die politische Niederträchtigkeit Deutschlands so hoch anschwillt, daß seine Heere per Oestreich anmarschiren werden. Nach einem Schreiben aus Jassy vom 28. Juli haben die Russen die Moldau nicht verlassen und werden es auch nicht thun. Ein Feldjäger soll aus Petersburg den Befehl gebracht haben, daß die Russen in der Moldau bleiben sollen und noch 4 Divisionen zu ihnen stoßen würden. Bei Perlaß und in den Römerschanzen stehen 34.000 Illirier und Serber mit 126 Kanonen bereit, den Tanz wider die Ungarn zu beginnen. Ihr Fanatismus soll ungeheuer sein, da der Metropolit Razaczich mit dem Kreuze und Säbel in der Hand allgemeinen Aufstand predigt, dabei aber den Insurgenten einen feierlichen Eid für Kaiser Ferdinand und die Dinastie abnimmt. Vom Wallachbanater Grenzregiment ist die Anzeige angelangt, die Heuschrecken seien über die Donau gesetzt und hätten Alles verheert, ein zweiter Schwarm sei von Altursova nach Caransebes im Anzuge, Herrliche Aussicht! Krieg, Cholera und Heuschrecken, nur die Pest fehlt noch. Swinemünde, 18. August. Gestern Abend traf in Begleitung der Kutterbrigg St. Thomas eine zweite dänische Fregatte auf unserer Rhede ein und ankerte neben der Fregatte Havfruen. Heute früh ist die Kutterbrigg wieder aus Sicht, die beiden Fregatten liegen jedoch in einer Entfernung von circa 3/4 Meilen vor Anker. Die Ladung des Dampfschiffes Wladimir ist gestern von 4, von einem Dampfboot bugsirter Leichter nach Stettin befördert worden. * Kiel, 17. August. Nachdem der Reichs-Unterstaatssekretär, Max Gagern, in Rendsburg gegen die provisorische Regierung den Wunsch ausgesprochen, die konstituirende Versammlung möge sich bis zum 15. September im Interesse der Waffenstillstands-Unterhandlungen vertagen, haben mehrere vertrauliche Sitzungen stattgefunden, worin hierüber berathen wurde. Die Versammlung sperrte sich anfangs dagegen, scheint jetzt aber, nach erneuten Vorlagen der Regierung, allmählig nachgeben zu wollen. Bis heute Mitternacht ist indeß noch keine Entscheidung da. Kiel, 17. August. Dem Vernehmen nach sind die Waffenstillstands-Unterhandlungen ihrem Abschlusse nahe. Wie es heißt, werden Hauptpunkte sein: Abtreten der gegenwärtigen provisorischen Regierung und Wahl einer neuen durch den König von Dänemark, aus einer Anzahl von dem Reichsverweser dazu namhaft gemachter Männer; Zurückziehen der deutschen Truppenmacht außer 4000 Mann Preußen; die gegenwärtige schleswig-holsteinische Armee, nebst den Neueinberufenen, bleibt gerüstet (zusammen circa 16,000 Mann); die Dänen behalten Alsen besetzt mit 3000 Mann. (K. C. B.) Rendsburg, 18. August. Nach offizieller Mittheilung hat sich die konstituirende Versammlung nun wirklich vertagt, jedoch so, daß der Präsident sie jeden Augenblick wieder berufen kann. Hr. Olshausen, der gegen die Vertagung war, wird deßhalb aus der provisorischen Regierung scheiden. ‒ Die Berechnung in Reichsbankgeld ist durch Beschluß der prov. Regierung aufgehoben; man wird alle Rechnungen in schleswig-holsteinischem Courant, die Mark zu 16 Sch., vornehmen. Dänemark. Berichten aus Helsingör vom 15. d. M. zufolge, waren am Tage zuvor der König Oskar von Schweden und der preußische Generalmajor v. Below in Malmö angekommen und die Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Dänemark wieder aufgenommen worden. Man hatte Grund zu glauben, daß innerhalb 14 Tagen oder 3 Wochen der Abschluß erfolgen werde. ‒ Nach Aussage eines Reisenden, der Kopenhagen am 10. Morgens und Malmö am 16. Nachmittags verlassen hat, wollte man an beiden Orten wissen, daß der Waffenstillstand bereits zu Stande gebracht sei. Italien. * _ * Bologna, 9. Aug. _ * Bologna, 10 Aug. _ Französische Republik. * Paris, 19. August. Die beiden letzten Sitzungen der Nationalversammlung bieten ein eigenthümliches Interesse dar. Der ganze Stand der Parteien, der ganze Klassenkampf tritt uns hier in einem Miniaturbilde entgegen, an dessen Rahmen parlamentarische Intriguen, persönliche Vertheidigungen, Eitelkeiten und Befürchtungen etc. die Arabesken bilden. Den Stoff zum Gemälde selbst bietet die Debatte über die freundschaftlichen Concordate der Falliten; die Hauptarabeske ist die Wiederwahl Marrasts zum Präsidenten, die durchgesetzt wurde durch die Schwäche des gemäßigten Berges (Club des Palais Ex-Royal), der wieder für seinen erbittertsten Feind stimmte. Marrast hatte 611, Bac (Berg) 54, Lacrosse (Candidat Thiers) 46, Dufaure 5, Ledrü Rollin 6, Lamartine 2 Stimmen von 708 Stimmenden.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 82. Köln, 22. August 1848. Beilage, S. 0417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz082b_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.