Neue Rheinische Zeitung. Nr. 83. Köln, 23. August 1848. Beilage.welche früher oder später an's Ruder zu kommen hofft. Hr. Disraeli hatte die Rolle, als Vorkämpfer der letztern aufzutrete. Seine Rede war sehr sorgfältig ausgearbeitet und es versteht sich demnach von selbst, daß eine wohlgedrechselte Phrase der andern folgte und die Logik, welche darin herrschte, jeden Tory (außer Lord G. Bentinck) zum Entzücken brachte. Die Logik bestand darin, nachzuweisen, daß England mit Beiseitesetzung der heiligen Allianz-Verträge gewisse neuere Ideen von Konstitution und dergleichen bei den italienischen Regierungen bevorwortet und begünstigt habe. Namentlich wurde Palmerstons Spezialbevollmächtigter, Lord Minto, (Schwiegervater von Lord J. Russel) hart mitgenommen wegen seines Auftretens in Neapel und Sizilien. Hr. Disraeli und die Tory-Parthei sehen in den Sizilianern nichts als Rebellen, infame Empörer, die man durch Kartätschen, Galgen etc. zur Liebe und zum Gehorsam zurückbringt. In demselben Lichte, ja in einem schrecklicheren erscheinen ihm und ihr die Lombarden, die Venetianer, die Modenesen, die Parmesaner: sie alle haben gottlose Rebellion gemacht; drum hätte England stets den legitimen Regierungen zur Seite stehen sollen. Nun aber gar eine englische Vermittlung im Einverständniß mit Frankreich! Disraeli begreift am allerwenigsten, wie man jetzt in Oberitalien etwas vermitteln könne. Das natürlichste sei, daß Lord Palmerston sich einmal den Battel zur Hand nehme und die Verträge von 1815 durchlese. Oestreich sei wieder im Besitz alles dessen, was ihm in Wien garantirt worden; Sardinien ebenfalls. Wolle man etwa aus der Lombardei eine rothe oder weiße Republik machen? Da der Witz von seiner Partei belacht wird, so münzt er ihn noch auf verschiedene Weise aus und wird allen langweilig, nur nicht den Tories. Das Schrecklichste für England ist jedenfalls das Handinhandgehen mit der Regierung in Frankreich, mit den schrecklichen Jacobinern. Der Redner zieht wie ein Rohrsperling gegen Frankreich los u. weiß nicht oder will nicht wissen, daß das jetzige Bourgeoisregime in Paris von dem englischen sich nur durch seine offenherzige Rücksichtslosigkeit unterscheidet. Lord Palmerston erscheint nun als Kämpe auf dem Turnierplatz des Auswärtigen. Der Cupido lächelt siegbewußt. Er ist auch von Disraeli viel schwärzer und schlimmer geschildert worden, als er wirklich ist. Cupido-Palmerston würde selbst mit Satan in herzliches Einverständniß treten, wenn dies der Whig-Politik von Nutzen wäre. Er hat sich freilich für gewisse konstitutionelle Conzessionen in Italien ausgesprochen; aber wer thäte das heutzutage nicht. Und wahrlich, eine Politik, wie sie der Tory Disraeali empfiehlt, wäre für die Emanzipation Italiens 1000mal erfolgreicher gewesen, als die hinterlistige zweideutige des Lord Palmerston. Durch eine Disraeli'sche Politik wäre Frankreich längst zum Einschreiten gezwungen worden und Italien hätte nicht auch auf England lächerliche Hoffnungen gebaut. Lord Palmerston geht aus der Debatte als Sieger hervor, weil er klar nachweist, daß er gerade überall das englische Krämerinteresse wahrgenommen habe. wie er dies auch ferner thun werde. * London, 19. Aug. Der Economist giebt in seiner heutigen Nummer die genausten Nachrichten über den Stand der Aernte in Irland, Schottland und England. Es geht daraus hervor, daß die Kartoffelärnte durch den ganzen Süden und Westen von Irland, namentlich in den Grafschaften Cork, Kerry und Limerick als total mißrathen und die Aernte im Allgemeinen nicht besser als die von 1846 anzusehen ist. In Schottland und England wird der Ertrag jedenfalls geringer als der von 1847 sein, und dürfte er mit Ausnahme von Hafer und Gerste wohl kaum ein besseres Resultat als der Herbst von 1846 liefern. Die nachtheiligen Folgen, meint der Economist, welche aus einem solchen Stand der Dinge entstehen müssen, werden noch dadurch fühlbarer gemacht, daß man nicht wie in 1846 eine Periode der Prosperität, sondern eine Zeit großer Entbehrungen und Verluste hinter sich hat, und bei den obwaltenden politischen Verhältnissen keineswegs jenen geregelten Waarenabsatz der früheren Jahre nach dem Kontinent erwarten kann. Auf der andern Seite wird indeß das bevorstehende Unheil dadurch wieder einigermaßen gut gemacht, daß die Aernte nicht, wie im Jahre 1846, ebenfalls in Frankreich, Belgien, Holland und der Rheinprovinz mißrathen ist, so daß diese Länder also nicht mit England auf den noch Proviant besitzenden Märkten im Einkauf konkurriren, sondern im Gegentheil im Stande sein werden, zur Befriedigung der englischen Getreide-Nachfrage sehr bedeutend beizutragen. Der Hauptunterschied zwischen den Jahren 1846/47 und 1848/49 wird aber darin liegen, daß der Stand unsrer heutigen Handelsverhältnisse bei weitem gesünder als der der damaligen Zeit ist, die großen kommerziellen Unternehmungen der letzten Jahre vor 1846 wurden auf Credit und nicht mit einem entsprechenden Kapital geführt, so daß sie zu den entsetzlichsten Schwindeleien ausarteten und Häusern, die schon seit Jahren insolvent waren, zu den gefährlichsten Spekulationen und schließlich zu allgemeinem Ruin Veranlassung gaben. Alles zusammengenommen wird daher das unleugbar große Unheil einer fast durchgängig schlechten Aernte dieses Mal nicht jene entsetzlichen Folgen haben, wie man es vielleicht dem ersten Anschein nach erwarten sollte. Am meisten wird natürlich nach wie vor Irland zu leiden haben. Schweiz. Chur, 16. Aug. Nach Aussagen eines Puschlavers, der den 15. Morgens angelangt ist, nachdem er die ganze Nacht durch gefahren war, hat sich eine bedeutende Colonne Brescianer und Bergamasker mit Geschütz, Munition und Proviant ins Veltlin zurückgezogen mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Tonale und Stelvio gegen die von Tyrol und von der italienischen Seite herandringenden Oesterreicher zu halten. Wenn diese Truppe, wie wir erwarten, sich tüchtig zeigt, so ist doch wenigstens da die Ehre der Lombarden gerettet. Die Brescianer und Bergamasker sind unstreitig die kriegerischste Völkerschaft der Lombardei. *** Zürich den 19. Aug. Während Karl Albert capitulirt und die Lombarden schaarenweise fliehen, fleht noch eine kleine Heeresmacht unter den Waffen, entschlossen, wie es scheint, den Kampf gegen die verhaßten Oestreicher fortzusetzen. Auf dem Stevio, den die Oestreicher schon mehrmals von Tyrol aus zu übersteigen versuchten, wobei sie einmal sogar mit den im Münsterthal stationiten Schweizer Soldaten zusammengerathen, die 24 Oesterreicher gefangen nahmen, auf dem Stelvio commandirt General d'Aspice noch etwa 1200 M., entschlossen diese Höhe nebst dem Tonale zu behaupten. Das Veltlin (Val Tellina hat sich erhoben u. die Republik erklärt. General d'Aspice ist Präsident. Die republikanischen Farben sind bereits als Abzeichen bei den Truppen auf dem Stelvio eingeführt. Bereits haben mehrere Gefechte, namentlich am 11. d., auf dem Stelvio und am Tonale statt gefunden, und man erwartet bald neue Operationen. Eine Colonne Breaner und Bergamasken soll sich mit Geschütz, Munition und Proviant in's Veltlin zurückgezogen haben mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Stelvio und Tonale gegen die von Tyrol und der italienischen Seite her andringenden Oestreicher zu halten. Flüchtlinge verstärken täglich die kleine Heeresmacht. Also berichten Bündner Blätter und italienische Flüchtlinge, die man auch in Zürich sehr zahlreich, manche in Uniform, sich auf den Promenaden und Kaffehäusern umhertreiben sieht. Einer derselben wurde von einem Zürcher, dem er diese Nachricht mittheilte, in eine große schnurbartdrehende Verlegenheit gesetzt durch die einfache Frage, warum er nicht auch dort sei anstatt seine Kokarde und Uniform hier zur Schau zu tragen. Die Sympathie der Schweizer für Italien hat sich bedeutend abgekühlt, theils wegen der gar zu schnellen Niederlage der Italiener, theils weil Radetzky ein paar bei Vicenza gefangene Schweizer anständig behandeln und frei in ihre Heimath ziehen ließ. Diese sind ganz entzückt darüber, wie "herablassend und anerkennend" Radetzky zu ihnen gesprochen habe, und auch viele andere Schweizer fühlen sich dadurch geschmeichelt. Uebrigens ist es unbillig, den Lombarden wegen Mangels an Muth Vorwürfe zu machen, denn Hauptschuld an der Niederlage bleibt Karl Alberts Verrath und die Unthätigkeit der provisorischen Regierung. Die Zahl der Flüchtlinge steigt in's Unglaubliche; allein aus Mailand sollen bereits über 3000 Flüchtlinge angekommen sein. Von dem ganz überfüllten Canton Tessin verbreiten sie sich über die übrigen Cantonen; viele ziehen nach Frankreich. Von Seiten der Regierungen wird Vorsorge getroffen, daß sie auf dem Zuge nach Frankreich Quartier und Kost finden. Die tapferen Tessiner, die den grimmigen Redetzky im Geist schon in ihrer Mitte sehen, schicken täglich Depeschen an den Vorort und verlangen Truppen zu ihrem Schutz. Der Vorort hat darauf die Herrn Munzinger von Solothurm und Thalschreiber Kathoi von Ursern als eidgenöss. Commission nach Tessin geschickt mit dem Auftrage, die dortige Regierung in ihren Bestrebungen zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Innern, zur Wahrung der Unverletzlichkeit des schweizerischen Gebietes, zu unterstützen und nach Maßgabe der Umstände die geeigneten Mittel anzuordnen. Die Herren Franscini und Collin, die nach Neapel geschickt waren, um über das Benehmen der Schweizer-Regimenter in den Neapolitanischen Bluttagen eine Untersuchung anzustellen, sind zurückgekehrt, ohne daß bis jetzt über das Resultat ihre Sendung Etwas verlautet hätte. Wahrscheinlich haben sie nicht viel herausgebracht, obgleich seiner Zeit Schweizer-Officiere selbst in ihren Briefen erzählten, es sei allerdings Einiges geplündert worden, aber man habe nach beendigter Action den Soldaten die Taschen visitirt, und so seien die meisten geraubten Gegenstände ihren Eigenthümern wieder zugestellt worden. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Franscini und Collin Alles aufgeboten haben, um die Schuldigen zu ermitteln; es war ihnen redlicher Ernst, von dem Schweizer-Namen die Schmach abzuwaschen, welche die Neapolitanischen Willen nichts ausrichten, das brauche ich Ihren Lesern in Cöln, Mainz, Ulm, Schweidnitz und wie alle die andern klassischen Orte heißen, wohl nicht erst auseinander zu setzen. - Schon am 2. Febr. d. J. hatte der Gr. Rath von Luzern beschlossen, sämmtlichen Stiftern und Förderern des Sonderbunds, der Geistlichkeit, den Klöstern, der Regierung, den Großrathsmitgliedern, welche mit Umgehung des dem Volke aufstehenden Veto's dafür gestimmt hatten, eine angemessene Contribution aufzulegen, weil der Canton unter der Last seiner 5-6 Mill. Schw. Fr. Schulden schier erlag. Die Ausführung dieses Decrets gegen die Regierungsmitglieder trat sofort ein, gerieth im Uebrigen aber in's Stocken. Darauf wurden statt der dem Clerus aufzuerlegenden Contribution die zwei reichsten Klöster aufgehoben; reichte aber Alles noch nicht hin. Darauf wurde denn auch das Decret gegen den alten Gr. Rath in Anwendung gebracht und mit specieller Festsetzung der Beiträge für die einzelnen Mitglieder (90 an der Zahl) am 11. d. angenommen. Auf der Liste zeigen sich unter anderm Siegwart Müller und Mazzola mit 20,000 Fr., Dr. Scherrer mit 15,000 Fr., Sigrist und Alois Haut mit 10,000 Fr., Joseph Zünd mit 8000 Fr., Bernhard Meyer mit 1000 Fr. u. s. w. Die Gesammtsumme, welche der alte Gr. Rath zu bezahlen hat, beträgt 313,500 Fr. - Daß der deutsche Zollverein in Folge der in Frankreich festgesetzten Ausfuhrprämien den Zoll auf Seidenwaaren zu verdoppeln beschlossen hat, macht bei den Schweizern viel böses Blut. Natürlich aber wendet sich ihre Erbitterung darüber nicht gegen den eigentlichen Urheber dieser Maßregel, gegen Frankreich, sondern gegen Deutschland, und die eben etwas beschwichtigte Deutschenfresserei wird wohl wieder neu aufblühen. Gegen Frankreich, dessen Eingangszölle auf Seidenwaaren einer wirklichen Prohibition gleich kommen, habe ich noch kein Wort des Tadels gehört; desto mehr aber gegen Deutschland. Als die Märzbewegung begann, sagte mir einige Zeit nachher ein Schweizer, mit dem Liberalismus in Deutschland müsse es wohl nicht weit her sein, weil - man noch nicht einmal daran gedacht habe, die Gränzzölle gegen die Schweiz aufzuheben. Von Frankreich verlangt amn das natürlich nicht; "Frankreich ist nun einmal ein Prohibitivland!!" Nachtrag. * Frankfurt, 21. August. Nach einer in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung durch den Reichsminister des Auswärtigen gemachten Mittheilung sind zu Gesandten der Centralgewalt ernannt: nach London Abgeordneter v. Andrian, nach Paris Abgeordneter v. Raumer, nach Schweden Abg. Welcker, nach Holland Abg. Compes, nach Belgien Abg. Rotenhahn, nach der Schweiz Abg. Raveaux. Wie der Reichsminister des Innern der Versammlungen mittheilt, hat die hannover'sche Regierung durch ihren Bevollmächtigten v. Bothmer die unumwundene Anerkennung der Centralgewalt und des Gesetzes über dieselbe ausgesprochen. Ueber den Antrag Vischer's, die Berathung der Art III. und IV. der Grundrechte zu vertagen, wurde Tagesordnung beschlossen. Es sprachen über Art III. der Grundrechte (kirchliche Verhältnisse) die Abg. Weißenborn, Philipps, Biedermann, Pauer von Neisse, Jordan von Marburg, Plathner, Wedekind, Welcker, Vogel von Dillingen, Tafel von Zweibrücken und Dieringer, worauf um 2 Uhr die Berathung auf morgen vertagt wurde. (Fr. J.)Handelsnachrichten. [irrelevantes Material] [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Z. Ich hatte mich anders besonnen. - Ueber Mendelssohn habe er früher mehrmals gehört, daß er kein Vermögen besitze, und daß Lassalle ihn unterhalten müsse; nach Mendelssohn's Flucht sei er beauftragt worden, ihm einen Fünfzigthalerschein nach Lüttich zu überbringen. - In Aachen, wohin er von Düsseldorf aus zurückgekehrt, sei ihm Mendelssohn verkleidet begegnet und habe ihm gesagt, daß er sich auf der Flucht befinde. Der Zeuge stellt die Angabe Hoppe's, wonach er zu diesem gesagt habe: "Es ist alles verloren, seht doch einmal den armen Doktor an!" - in Abrede. - Einige Tage nachher habe Lassalle ihm angekündigt, er solle nach Brüssel; dort werde er den Mendelssohn treffen und mit diesem nach dem Haag reisen, wo die Meyendorf sich aufhalte; vielleicht werde es doch noch gelingen die Kassette zu bekommen. Er sei darauf zu Mendelssohn gereist und dann mit ihm 14 Tage im Haag gewesen. - Lassalle habe ihn ausgescholten wegen seiner Aussage vor dem Instruktionsrichter, weil er den Namen der Gräfin genannt habe. Lassalle habe ihn auf seine Erwiederung, daß er doch die Wahrheit sage müsse, gefragt, ob er auf der Universität so wenig gelernt habe, daß er noch an solchen Kleinigkeiten hange? Ende Fbr. 1847 habe er sich mit Lassalle überworfen und ihm eine Rechnung von 425 Thlr. 10. Sgr. eingereicht, die er noch zu fordern habe. Einige Tage, nachdem des Zeugen Vater aus dem Dienst der Gräfin getreten, habe dieser ihm gesagt, L. sei mit dem Bierbrauer Lölgen bewaffnet nach Schönstein gereist; er möge ihnen folgen und verhindern, daß gegen den Grafen etwas geschehe; darauf sei er wirklich nach Schönstein gereist und habe dem Verwalter daselbst mitgetheilt, daß Lassalle und sein Begleiter dahin kommen würden. Pr. Sie kennen v. Stockum? Z. Ich wurde mit ihm durch den Postsekretär Goedsche bekannt. v. Stockum ersuchte mich, die Gesinnungen Hoppe's zu erforschen, ferner bei meinem Vater und dem Grafen Paul dahin zu wirken, daß letzterer seine Mutter verlasse. Stockum versprach hierfür mir zum ferneren Studiren behülflich zu sein oder eine Stelle beim Grafen zu verschaffen. Für v. Stockum blieb ich nur 14 Tage thätig, ich habe von ihm außer für baare Auslagen kein Geld bekommen. Pr. Sie haben dem Barbierer Schaafhausen erzählt, daß Ihr Vater monatlich 40 Thlr. auf Lebenszeit vom Grafen beziehe? Z. Es mag wohl sein, indessen weiß ich nichts davon ob mein Vater wirklich eine solche Rente bezieht; jene Aeußerung gegen Schaafhausen kann nur aus der Absicht hervorgegangen sein, ihn von der Partei der Gräfin zu entfernen. Pr. Wie sind sie mit Arnold Goedsche bekannt geworden? Z. Ich lernte ihn erst kennen als ich zur Gräfin in keiner Beziehung mehr stand. Ich habe bei ihm in Köln wohl zuweilen etwas genossen und einmal bei ihm geschlafen. Pr. Ihr Benehmen in dieser Sache gibt wenig erfreuliche Hoffnung für Ihre Wirksamkeit in dem Stande, den Sie gewählt haben Nachmittags-Sitzung. Angekl. Sie haben gehört, welche Verbrechen mir der Zeuge zur Last gelegt hat. Ich werde Ihnen darthun, daß dieser Paul Kurz in der Zeugenbestecherbande, die unter dem Befehle des Hrn. von Stockum steht, eine hauptsächliche Rolle spielt, und zwar die gedoppelte, sowohl selbst falsches Zeugniß abzulegen, als Andere dazu zu verleiten. Jetzt nur einige Fragen. - Der Zeuge hat gestanden, dem Louis Schaafhausen mitgetheilt zu haben, daß sein Vater die lebenslängliche Rente von monatlich 40 Thalern vom Grafen Hatzfeldt beziehe: Zeuge: Ich habe das vielleicht dem Schaafhausen gesagt, aber blos zum Schein, um ihn von der Gräfin abwendig zu machen. Pr. Um ihn nämlich durch die Hoffnung auf einen ähnlichen Erwerb für den Grafen zu gewinnen? Zeuge: Ja. Angekl: Ich bitte nun aber den Zeugen zu fragen, ob er nicht auch seinem Schneider Erardt in Düsseldorf dieselbe Mittheilung gemacht hat? Z. Nein. Angekl. Dies wird konstatirt werden. - Hat nicht der Zeuge ferner bei seiner Reise nach Wissen am 4. März 1847, die er erwähnte, dem Gräflich-Hatzfeldt'schen Schloßverwalter Höller in Schönstein die Mittheilung gemacht, er habe den Diener Lassalle's, Franz Hoppe, für die Partei des Grafen gewonnen und theile ihm dieses Alles mit? Ich bemerke, daß der Zeuge dessen durch den Brief des Rentmeisters Hungrighausen in Schönstein überführt ist. (Fortsetzung folgt.) Berichtigung. In Nr. 79 der Zeitung vom 18. August ist durch ein Versehen die Interpellation des Angeklagten, welche mit den Worten anfängt: "die Zeugin hat der Gräfin ein vorläufiges, an Eidesstatt abgegebenes Zeugniß" u. s. w., so wie die darauf folgende Antwort und die ferneren Fragen, unter das Zeugnis der Frau Kurz gestellt. Sie sind aber an die Frau Fachen gerichtet gewesen und gehören zu deren Aussage. Hr. Schützendof. (S. Nro. 74 d. Ztg.) Nachdem der Abgeordnete des "Vereins der Arbeiter und Arbeitgeber" (bei Hrn. Stadtrath Reusch) vom Frankfurter Demokratenkongreß heimgekehrt, seinen Kommittenten Bericht erstattet, wurden auf die Beschlüsse jenes Kongresses hin die Herren Schützendorf und Becker zu Mitgliedern des rheinisch-westphälischen Central-Ausschusses ernannt. Herr Schützendorf nahm diese Wahl an, er beschloß sodann gemeinschaftlich mit den Herren Gottschalk, Jansen, Schneider II. und Marr den Provinzial-Kongreß zu berufen, und zwar auf den 9. Juli nach Köln. Die inzwischen eingetretene Verhaftung von Gottschalk und Flucht von Jansen, machten die nöthigen Vorarbeiten fast unmöglich, so daß, zumal noch Nützlichkeitsgründe in Betracht gezogen wurden, die Aussetzung des Kongresses auf einige Zeit wünschenswerth erschien. Bis dahin war Hr. Schützendorf mit Allem einverstanden. Er bereiste sodann, ohne einen Stellvertreter zu beauftragen, verschiedene Gewerbekongresse und gab durch Nichts zu verstehen, daß er von seinen frühern Ansichten zurückgekommen. Unter diesen Umständen hielten es die in Köln anwesenden Mitglieder des Central-Ausschusses für keinen zu kühnen Griff, wenn sie auch ohne Herrn Schützendorf die ohnehin genehmigte Verlegung des Tages ausführten und den 13. August statt des 9. Juli festsetzten. Jeder wird hieraus ermessen, in wie weit Hrn. Schützendorf weder von der Einberufung noch von dem Zwecke eines Kongresses Etwas bekannt war. Mit mehr Recht könnte man wohl sagen, daß Niemand der Zweck und der Sinn seiner desfallsigen Erklärung bekannt ist. Man hätte erwarten können, daß Herr Schützendorf bei seiner letzten mehrtägigen Anwesenheit in Köln Veranlassung genommen, sich über die von ihm seitdem beliebte Stellung zum Central-Ausschusse und seinem Verein, dem er als erster Präsident vorsteht, auszusprechen, und wir haben in dieser Voraussetzung mit der Erfüllung unseres Versprechens in Nro. 74 d. Z. angestanden. Wir haben uns aber getäuscht. Was geschieht, ist hier schon klar, Das Warum wird offenbar, Wenn die Todten auferstehen? Einstweilen dürfte vielleicht die Erklärung des Herrn Schützendorf durch Folgendes erklärt werden: Um dieselbe Zeit, als Hr. Schützendorf den Central-Ausschuß verleugnete, erhielt er eine Zuschrift von dem hiesigen Vereine der Gewerksmeister, mit der Aufforderung, sich sofort über seinen Austritt aus dem Central-Ausschusse zu erklären, oder sein Mandat als Abgeordneter zum Zunftkongresse zurückzugeben Hr. Schützendorf ist aber noch zur Stunde wohlbestallter Vertreter der Kölner Gewerke in Frankfurt. Wie es aber mit seiner Demokratie steht, müssen sein Verein und der Central-Ausschuß bis jetzt noch rathen. Der Gerant, Korff. welche früher oder später an's Ruder zu kommen hofft. Hr. Disraeli hatte die Rolle, als Vorkämpfer der letztern aufzutrete. Seine Rede war sehr sorgfältig ausgearbeitet und es versteht sich demnach von selbst, daß eine wohlgedrechselte Phrase der andern folgte und die Logik, welche darin herrschte, jeden Tory (außer Lord G. Bentinck) zum Entzücken brachte. Die Logik bestand darin, nachzuweisen, daß England mit Beiseitesetzung der heiligen Allianz-Verträge gewisse neuere Ideen von Konstitution und dergleichen bei den italienischen Regierungen bevorwortet und begünstigt habe. Namentlich wurde Palmerstons Spezialbevollmächtigter, Lord Minto, (Schwiegervater von Lord J. Russel) hart mitgenommen wegen seines Auftretens in Neapel und Sizilien. Hr. Disraeli und die Tory-Parthei sehen in den Sizilianern nichts als Rebellen, infame Empörer, die man durch Kartätschen, Galgen etc. zur Liebe und zum Gehorsam zurückbringt. In demselben Lichte, ja in einem schrecklicheren erscheinen ihm und ihr die Lombarden, die Venetianer, die Modenesen, die Parmesaner: sie alle haben gottlose Rebellion gemacht; drum hätte England stets den legitimen Regierungen zur Seite stehen sollen. Nun aber gar eine englische Vermittlung im Einverständniß mit Frankreich! Disraeli begreift am allerwenigsten, wie man jetzt in Oberitalien etwas vermitteln könne. Das natürlichste sei, daß Lord Palmerston sich einmal den Battel zur Hand nehme und die Verträge von 1815 durchlese. Oestreich sei wieder im Besitz alles dessen, was ihm in Wien garantirt worden; Sardinien ebenfalls. Wolle man etwa aus der Lombardei eine rothe oder weiße Republik machen? Da der Witz von seiner Partei belacht wird, so münzt er ihn noch auf verschiedene Weise aus und wird allen langweilig, nur nicht den Tories. Das Schrecklichste für England ist jedenfalls das Handinhandgehen mit der Regierung in Frankreich, mit den schrecklichen Jacobinern. Der Redner zieht wie ein Rohrsperling gegen Frankreich los u. weiß nicht oder will nicht wissen, daß das jetzige Bourgeoisregime in Paris von dem englischen sich nur durch seine offenherzige Rücksichtslosigkeit unterscheidet. Lord Palmerston erscheint nun als Kämpe auf dem Turnierplatz des Auswärtigen. Der Cupido lächelt siegbewußt. Er ist auch von Disraeli viel schwärzer und schlimmer geschildert worden, als er wirklich ist. Cupido-Palmerston würde selbst mit Satan in herzliches Einverständniß treten, wenn dies der Whig-Politik von Nutzen wäre. Er hat sich freilich für gewisse konstitutionelle Conzessionen in Italien ausgesprochen; aber wer thäte das heutzutage nicht. Und wahrlich, eine Politik, wie sie der Tory Disraeali empfiehlt, wäre für die Emanzipation Italiens 1000mal erfolgreicher gewesen, als die hinterlistige zweideutige des Lord Palmerston. Durch eine Disraeli'sche Politik wäre Frankreich längst zum Einschreiten gezwungen worden und Italien hätte nicht auch auf England lächerliche Hoffnungen gebaut. Lord Palmerston geht aus der Debatte als Sieger hervor, weil er klar nachweist, daß er gerade überall das englische Krämerinteresse wahrgenommen habe. wie er dies auch ferner thun werde. * London, 19. Aug. Der Economist giebt in seiner heutigen Nummer die genausten Nachrichten über den Stand der Aernte in Irland, Schottland und England. Es geht daraus hervor, daß die Kartoffelärnte durch den ganzen Süden und Westen von Irland, namentlich in den Grafschaften Cork, Kerry und Limerick als total mißrathen und die Aernte im Allgemeinen nicht besser als die von 1846 anzusehen ist. In Schottland und England wird der Ertrag jedenfalls geringer als der von 1847 sein, und dürfte er mit Ausnahme von Hafer und Gerste wohl kaum ein besseres Resultat als der Herbst von 1846 liefern. Die nachtheiligen Folgen, meint der Economist, welche aus einem solchen Stand der Dinge entstehen müssen, werden noch dadurch fühlbarer gemacht, daß man nicht wie in 1846 eine Periode der Prosperität, sondern eine Zeit großer Entbehrungen und Verluste hinter sich hat, und bei den obwaltenden politischen Verhältnissen keineswegs jenen geregelten Waarenabsatz der früheren Jahre nach dem Kontinent erwarten kann. Auf der andern Seite wird indeß das bevorstehende Unheil dadurch wieder einigermaßen gut gemacht, daß die Aernte nicht, wie im Jahre 1846, ebenfalls in Frankreich, Belgien, Holland und der Rheinprovinz mißrathen ist, so daß diese Länder also nicht mit England auf den noch Proviant besitzenden Märkten im Einkauf konkurriren, sondern im Gegentheil im Stande sein werden, zur Befriedigung der englischen Getreide-Nachfrage sehr bedeutend beizutragen. Der Hauptunterschied zwischen den Jahren 1846/47 und 1848/49 wird aber darin liegen, daß der Stand unsrer heutigen Handelsverhältnisse bei weitem gesünder als der der damaligen Zeit ist, die großen kommerziellen Unternehmungen der letzten Jahre vor 1846 wurden auf Credit und nicht mit einem entsprechenden Kapital geführt, so daß sie zu den entsetzlichsten Schwindeleien ausarteten und Häusern, die schon seit Jahren insolvent waren, zu den gefährlichsten Spekulationen und schließlich zu allgemeinem Ruin Veranlassung gaben. Alles zusammengenommen wird daher das unleugbar große Unheil einer fast durchgängig schlechten Aernte dieses Mal nicht jene entsetzlichen Folgen haben, wie man es vielleicht dem ersten Anschein nach erwarten sollte. Am meisten wird natürlich nach wie vor Irland zu leiden haben. Schweiz. Chur, 16. Aug. Nach Aussagen eines Puschlavers, der den 15. Morgens angelangt ist, nachdem er die ganze Nacht durch gefahren war, hat sich eine bedeutende Colonne Brescianer und Bergamasker mit Geschütz, Munition und Proviant ins Veltlin zurückgezogen mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Tonale und Stelvio gegen die von Tyrol und von der italienischen Seite herandringenden Oesterreicher zu halten. Wenn diese Truppe, wie wir erwarten, sich tüchtig zeigt, so ist doch wenigstens da die Ehre der Lombarden gerettet. Die Brescianer und Bergamasker sind unstreitig die kriegerischste Völkerschaft der Lombardei. *** Zürich den 19. Aug. Während Karl Albert capitulirt und die Lombarden schaarenweise fliehen, fleht noch eine kleine Heeresmacht unter den Waffen, entschlossen, wie es scheint, den Kampf gegen die verhaßten Oestreicher fortzusetzen. Auf dem Stevio, den die Oestreicher schon mehrmals von Tyrol aus zu übersteigen versuchten, wobei sie einmal sogar mit den im Münsterthal stationiten Schweizer Soldaten zusammengerathen, die 24 Oesterreicher gefangen nahmen, auf dem Stelvio commandirt General d'Aspice noch etwa 1200 M., entschlossen diese Höhe nebst dem Tonale zu behaupten. Das Veltlin (Val Tellina hat sich erhoben u. die Republik erklärt. General d'Aspice ist Präsident. Die republikanischen Farben sind bereits als Abzeichen bei den Truppen auf dem Stelvio eingeführt. Bereits haben mehrere Gefechte, namentlich am 11. d., auf dem Stelvio und am Tonale statt gefunden, und man erwartet bald neue Operationen. Eine Colonne Breaner und Bergamasken soll sich mit Geschütz, Munition und Proviant in's Veltlin zurückgezogen haben mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Stelvio und Tonale gegen die von Tyrol und der italienischen Seite her andringenden Oestreicher zu halten. Flüchtlinge verstärken täglich die kleine Heeresmacht. Also berichten Bündner Blätter und italienische Flüchtlinge, die man auch in Zürich sehr zahlreich, manche in Uniform, sich auf den Promenaden und Kaffehäusern umhertreiben sieht. Einer derselben wurde von einem Zürcher, dem er diese Nachricht mittheilte, in eine große schnurbartdrehende Verlegenheit gesetzt durch die einfache Frage, warum er nicht auch dort sei anstatt seine Kokarde und Uniform hier zur Schau zu tragen. Die Sympathie der Schweizer für Italien hat sich bedeutend abgekühlt, theils wegen der gar zu schnellen Niederlage der Italiener, theils weil Radetzky ein paar bei Vicenza gefangene Schweizer anständig behandeln und frei in ihre Heimath ziehen ließ. Diese sind ganz entzückt darüber, wie „herablassend und anerkennend“ Radetzky zu ihnen gesprochen habe, und auch viele andere Schweizer fühlen sich dadurch geschmeichelt. Uebrigens ist es unbillig, den Lombarden wegen Mangels an Muth Vorwürfe zu machen, denn Hauptschuld an der Niederlage bleibt Karl Alberts Verrath und die Unthätigkeit der provisorischen Regierung. Die Zahl der Flüchtlinge steigt in's Unglaubliche; allein aus Mailand sollen bereits über 3000 Flüchtlinge angekommen sein. Von dem ganz überfüllten Canton Tessin verbreiten sie sich über die übrigen Cantonen; viele ziehen nach Frankreich. Von Seiten der Regierungen wird Vorsorge getroffen, daß sie auf dem Zuge nach Frankreich Quartier und Kost finden. Die tapferen Tessiner, die den grimmigen Redetzky im Geist schon in ihrer Mitte sehen, schicken täglich Depeschen an den Vorort und verlangen Truppen zu ihrem Schutz. Der Vorort hat darauf die Herrn Munzinger von Solothurm und Thalschreiber Kathoi von Ursern als eidgenöss. Commission nach Tessin geschickt mit dem Auftrage, die dortige Regierung in ihren Bestrebungen zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Innern, zur Wahrung der Unverletzlichkeit des schweizerischen Gebietes, zu unterstützen und nach Maßgabe der Umstände die geeigneten Mittel anzuordnen. Die Herren Franscini und Collin, die nach Neapel geschickt waren, um über das Benehmen der Schweizer-Regimenter in den Neapolitanischen Bluttagen eine Untersuchung anzustellen, sind zurückgekehrt, ohne daß bis jetzt über das Resultat ihre Sendung Etwas verlautet hätte. Wahrscheinlich haben sie nicht viel herausgebracht, obgleich seiner Zeit Schweizer-Officiere selbst in ihren Briefen erzählten, es sei allerdings Einiges geplündert worden, aber man habe nach beendigter Action den Soldaten die Taschen visitirt, und so seien die meisten geraubten Gegenstände ihren Eigenthümern wieder zugestellt worden. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Franscini und Collin Alles aufgeboten haben, um die Schuldigen zu ermitteln; es war ihnen redlicher Ernst, von dem Schweizer-Namen die Schmach abzuwaschen, welche die Neapolitanischen Willen nichts ausrichten, das brauche ich Ihren Lesern in Cöln, Mainz, Ulm, Schweidnitz und wie alle die andern klassischen Orte heißen, wohl nicht erst auseinander zu setzen. ‒ Schon am 2. Febr. d. J. hatte der Gr. Rath von Luzern beschlossen, sämmtlichen Stiftern und Förderern des Sonderbunds, der Geistlichkeit, den Klöstern, der Regierung, den Großrathsmitgliedern, welche mit Umgehung des dem Volke aufstehenden Veto's dafür gestimmt hatten, eine angemessene Contribution aufzulegen, weil der Canton unter der Last seiner 5-6 Mill. Schw. Fr. Schulden schier erlag. Die Ausführung dieses Decrets gegen die Regierungsmitglieder trat sofort ein, gerieth im Uebrigen aber in's Stocken. Darauf wurden statt der dem Clerus aufzuerlegenden Contribution die zwei reichsten Klöster aufgehoben; reichte aber Alles noch nicht hin. Darauf wurde denn auch das Decret gegen den alten Gr. Rath in Anwendung gebracht und mit specieller Festsetzung der Beiträge für die einzelnen Mitglieder (90 an der Zahl) am 11. d. angenommen. Auf der Liste zeigen sich unter anderm Siegwart Müller und Mazzola mit 20,000 Fr., Dr. Scherrer mit 15,000 Fr., Sigrist und Alois Haut mit 10,000 Fr., Joseph Zünd mit 8000 Fr., Bernhard Meyer mit 1000 Fr. u. s. w. Die Gesammtsumme, welche der alte Gr. Rath zu bezahlen hat, beträgt 313,500 Fr. ‒ Daß der deutsche Zollverein in Folge der in Frankreich festgesetzten Ausfuhrprämien den Zoll auf Seidenwaaren zu verdoppeln beschlossen hat, macht bei den Schweizern viel böses Blut. Natürlich aber wendet sich ihre Erbitterung darüber nicht gegen den eigentlichen Urheber dieser Maßregel, gegen Frankreich, sondern gegen Deutschland, und die eben etwas beschwichtigte Deutschenfresserei wird wohl wieder neu aufblühen. Gegen Frankreich, dessen Eingangszölle auf Seidenwaaren einer wirklichen Prohibition gleich kommen, habe ich noch kein Wort des Tadels gehört; desto mehr aber gegen Deutschland. Als die Märzbewegung begann, sagte mir einige Zeit nachher ein Schweizer, mit dem Liberalismus in Deutschland müsse es wohl nicht weit her sein, weil ‒ man noch nicht einmal daran gedacht habe, die Gränzzölle gegen die Schweiz aufzuheben. Von Frankreich verlangt amn das natürlich nicht; „Frankreich ist nun einmal ein Prohibitivland!!“ Nachtrag. * Frankfurt, 21. August. Nach einer in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung durch den Reichsminister des Auswärtigen gemachten Mittheilung sind zu Gesandten der Centralgewalt ernannt: nach London Abgeordneter v. Andrian, nach Paris Abgeordneter v. Raumer, nach Schweden Abg. Welcker, nach Holland Abg. Compes, nach Belgien Abg. Rotenhahn, nach der Schweiz Abg. Raveaux. Wie der Reichsminister des Innern der Versammlungen mittheilt, hat die hannover'sche Regierung durch ihren Bevollmächtigten v. Bothmer die unumwundene Anerkennung der Centralgewalt und des Gesetzes über dieselbe ausgesprochen. Ueber den Antrag Vischer's, die Berathung der Art III. und IV. der Grundrechte zu vertagen, wurde Tagesordnung beschlossen. Es sprachen über Art III. der Grundrechte (kirchliche Verhältnisse) die Abg. Weißenborn, Philipps, Biedermann, Pauer von Neisse, Jordan von Marburg, Plathner, Wedekind, Welcker, Vogel von Dillingen, Tafel von Zweibrücken und Dieringer, worauf um 2 Uhr die Berathung auf morgen vertagt wurde. (Fr. J.)Handelsnachrichten. [irrelevantes Material] [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Z. Ich hatte mich anders besonnen. ‒ Ueber Mendelssohn habe er früher mehrmals gehört, daß er kein Vermögen besitze, und daß Lassalle ihn unterhalten müsse; nach Mendelssohn's Flucht sei er beauftragt worden, ihm einen Fünfzigthalerschein nach Lüttich zu überbringen. ‒ In Aachen, wohin er von Düsseldorf aus zurückgekehrt, sei ihm Mendelssohn verkleidet begegnet und habe ihm gesagt, daß er sich auf der Flucht befinde. Der Zeuge stellt die Angabe Hoppe's, wonach er zu diesem gesagt habe: „Es ist alles verloren, seht doch einmal den armen Doktor an!“ ‒ in Abrede. ‒ Einige Tage nachher habe Lassalle ihm angekündigt, er solle nach Brüssel; dort werde er den Mendelssohn treffen und mit diesem nach dem Haag reisen, wo die Meyendorf sich aufhalte; vielleicht werde es doch noch gelingen die Kassette zu bekommen. Er sei darauf zu Mendelssohn gereist und dann mit ihm 14 Tage im Haag gewesen. ‒ Lassalle habe ihn ausgescholten wegen seiner Aussage vor dem Instruktionsrichter, weil er den Namen der Gräfin genannt habe. Lassalle habe ihn auf seine Erwiederung, daß er doch die Wahrheit sage müsse, gefragt, ob er auf der Universität so wenig gelernt habe, daß er noch an solchen Kleinigkeiten hange? Ende Fbr. 1847 habe er sich mit Lassalle überworfen und ihm eine Rechnung von 425 Thlr. 10. Sgr. eingereicht, die er noch zu fordern habe. Einige Tage, nachdem des Zeugen Vater aus dem Dienst der Gräfin getreten, habe dieser ihm gesagt, L. sei mit dem Bierbrauer Lölgen bewaffnet nach Schönstein gereist; er möge ihnen folgen und verhindern, daß gegen den Grafen etwas geschehe; darauf sei er wirklich nach Schönstein gereist und habe dem Verwalter daselbst mitgetheilt, daß Lassalle und sein Begleiter dahin kommen würden. Pr. Sie kennen v. Stockum? Z. Ich wurde mit ihm durch den Postsekretär Goedsche bekannt. v. Stockum ersuchte mich, die Gesinnungen Hoppe's zu erforschen, ferner bei meinem Vater und dem Grafen Paul dahin zu wirken, daß letzterer seine Mutter verlasse. Stockum versprach hierfür mir zum ferneren Studiren behülflich zu sein oder eine Stelle beim Grafen zu verschaffen. Für v. Stockum blieb ich nur 14 Tage thätig, ich habe von ihm außer für baare Auslagen kein Geld bekommen. Pr. Sie haben dem Barbierer Schaafhausen erzählt, daß Ihr Vater monatlich 40 Thlr. auf Lebenszeit vom Grafen beziehe? Z. Es mag wohl sein, indessen weiß ich nichts davon ob mein Vater wirklich eine solche Rente bezieht; jene Aeußerung gegen Schaafhausen kann nur aus der Absicht hervorgegangen sein, ihn von der Partei der Gräfin zu entfernen. Pr. Wie sind sie mit Arnold Goedsche bekannt geworden? Z. Ich lernte ihn erst kennen als ich zur Gräfin in keiner Beziehung mehr stand. Ich habe bei ihm in Köln wohl zuweilen etwas genossen und einmal bei ihm geschlafen. Pr. Ihr Benehmen in dieser Sache gibt wenig erfreuliche Hoffnung für Ihre Wirksamkeit in dem Stande, den Sie gewählt haben Nachmittags-Sitzung. Angekl. Sie haben gehört, welche Verbrechen mir der Zeuge zur Last gelegt hat. Ich werde Ihnen darthun, daß dieser Paul Kurz in der Zeugenbestecherbande, die unter dem Befehle des Hrn. von Stockum steht, eine hauptsächliche Rolle spielt, und zwar die gedoppelte, sowohl selbst falsches Zeugniß abzulegen, als Andere dazu zu verleiten. Jetzt nur einige Fragen. ‒ Der Zeuge hat gestanden, dem Louis Schaafhausen mitgetheilt zu haben, daß sein Vater die lebenslängliche Rente von monatlich 40 Thalern vom Grafen Hatzfeldt beziehe: Zeuge: Ich habe das vielleicht dem Schaafhausen gesagt, aber blos zum Schein, um ihn von der Gräfin abwendig zu machen. Pr. Um ihn nämlich durch die Hoffnung auf einen ähnlichen Erwerb für den Grafen zu gewinnen? Zeuge: Ja. Angekl: Ich bitte nun aber den Zeugen zu fragen, ob er nicht auch seinem Schneider Erardt in Düsseldorf dieselbe Mittheilung gemacht hat? Z. Nein. Angekl. Dies wird konstatirt werden. ‒ Hat nicht der Zeuge ferner bei seiner Reise nach Wissen am 4. März 1847, die er erwähnte, dem Gräflich-Hatzfeldt'schen Schloßverwalter Höller in Schönstein die Mittheilung gemacht, er habe den Diener Lassalle's, Franz Hoppe, für die Partei des Grafen gewonnen und theile ihm dieses Alles mit? Ich bemerke, daß der Zeuge dessen durch den Brief des Rentmeisters Hungrighausen in Schönstein überführt ist. (Fortsetzung folgt.) Berichtigung. In Nr. 79 der Zeitung vom 18. August ist durch ein Versehen die Interpellation des Angeklagten, welche mit den Worten anfängt: „die Zeugin hat der Gräfin ein vorläufiges, an Eidesstatt abgegebenes Zeugniß“ u. s. w., so wie die darauf folgende Antwort und die ferneren Fragen, unter das Zeugnis der Frau Kurz gestellt. Sie sind aber an die Frau Fachen gerichtet gewesen und gehören zu deren Aussage. Hr. Schützendof. (S. Nro. 74 d. Ztg.) Nachdem der Abgeordnete des „Vereins der Arbeiter und Arbeitgeber“ (bei Hrn. Stadtrath Reusch) vom Frankfurter Demokratenkongreß heimgekehrt, seinen Kommittenten Bericht erstattet, wurden auf die Beschlüsse jenes Kongresses hin die Herren Schützendorf und Becker zu Mitgliedern des rheinisch-westphälischen Central-Ausschusses ernannt. Herr Schützendorf nahm diese Wahl an, er beschloß sodann gemeinschaftlich mit den Herren Gottschalk, Jansen, Schneider II. und Marr den Provinzial-Kongreß zu berufen, und zwar auf den 9. Juli nach Köln. Die inzwischen eingetretene Verhaftung von Gottschalk und Flucht von Jansen, machten die nöthigen Vorarbeiten fast unmöglich, so daß, zumal noch Nützlichkeitsgründe in Betracht gezogen wurden, die Aussetzung des Kongresses auf einige Zeit wünschenswerth erschien. Bis dahin war Hr. Schützendorf mit Allem einverstanden. Er bereiste sodann, ohne einen Stellvertreter zu beauftragen, verschiedene Gewerbekongresse und gab durch Nichts zu verstehen, daß er von seinen frühern Ansichten zurückgekommen. Unter diesen Umständen hielten es die in Köln anwesenden Mitglieder des Central-Ausschusses für keinen zu kühnen Griff, wenn sie auch ohne Herrn Schützendorf die ohnehin genehmigte Verlegung des Tages ausführten und den 13. August statt des 9. Juli festsetzten. Jeder wird hieraus ermessen, in wie weit Hrn. Schützendorf weder von der Einberufung noch von dem Zwecke eines Kongresses Etwas bekannt war. Mit mehr Recht könnte man wohl sagen, daß Niemand der Zweck und der Sinn seiner desfallsigen Erklärung bekannt ist. Man hätte erwarten können, daß Herr Schützendorf bei seiner letzten mehrtägigen Anwesenheit in Köln Veranlassung genommen, sich über die von ihm seitdem beliebte Stellung zum Central-Ausschusse und seinem Verein, dem er als erster Präsident vorsteht, auszusprechen, und wir haben in dieser Voraussetzung mit der Erfüllung unseres Versprechens in Nro. 74 d. Z. angestanden. Wir haben uns aber getäuscht. Was geschieht, ist hier schon klar, Das Warum wird offenbar, Wenn die Todten auferstehen? Einstweilen dürfte vielleicht die Erklärung des Herrn Schützendorf durch Folgendes erklärt werden: Um dieselbe Zeit, als Hr. Schützendorf den Central-Ausschuß verleugnete, erhielt er eine Zuschrift von dem hiesigen Vereine der Gewerksmeister, mit der Aufforderung, sich sofort über seinen Austritt aus dem Central-Ausschusse zu erklären, oder sein Mandat als Abgeordneter zum Zunftkongresse zurückzugeben Hr. Schützendorf ist aber noch zur Stunde wohlbestallter Vertreter der Kölner Gewerke in Frankfurt. Wie es aber mit seiner Demokratie steht, müssen sein Verein und der Central-Ausschuß bis jetzt noch rathen. Der Gerant, Korff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar083b_005" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0424"/> welche früher oder später an's Ruder zu kommen hofft. Hr. Disraeli hatte die Rolle, als Vorkämpfer der letztern aufzutrete. Seine Rede war sehr sorgfältig ausgearbeitet und es versteht sich demnach von selbst, daß eine wohlgedrechselte Phrase der andern folgte und die Logik, welche darin herrschte, jeden Tory (außer Lord G. Bentinck) zum Entzücken brachte. Die Logik bestand darin, nachzuweisen, daß England mit Beiseitesetzung der heiligen Allianz-Verträge gewisse neuere Ideen von Konstitution und dergleichen bei den italienischen Regierungen bevorwortet und begünstigt habe. Namentlich wurde Palmerstons Spezialbevollmächtigter, Lord Minto, (Schwiegervater von Lord J. Russel) hart mitgenommen wegen seines Auftretens in Neapel und Sizilien. Hr. Disraeli und die Tory-Parthei sehen in den Sizilianern nichts als Rebellen, infame Empörer, die man durch Kartätschen, Galgen etc. zur Liebe und zum Gehorsam zurückbringt. In demselben Lichte, ja in einem schrecklicheren erscheinen ihm und ihr die Lombarden, die Venetianer, die Modenesen, die Parmesaner: sie alle haben gottlose Rebellion gemacht; drum hätte England stets den legitimen Regierungen zur Seite stehen sollen. Nun aber gar eine englische Vermittlung im Einverständniß mit Frankreich! Disraeli begreift am allerwenigsten, wie man jetzt in Oberitalien etwas vermitteln könne. Das natürlichste sei, daß Lord Palmerston sich einmal den Battel zur Hand nehme und die Verträge von 1815 durchlese. Oestreich sei wieder im Besitz alles dessen, was ihm in Wien garantirt worden; Sardinien ebenfalls. Wolle man etwa aus der Lombardei eine rothe oder weiße Republik machen? Da der Witz von seiner Partei belacht wird, so münzt er ihn noch auf verschiedene Weise aus und wird allen langweilig, nur nicht den Tories. Das Schrecklichste für England ist jedenfalls das Handinhandgehen mit der Regierung in Frankreich, mit den schrecklichen Jacobinern. Der Redner zieht wie ein Rohrsperling gegen Frankreich los u. weiß nicht oder will nicht wissen, daß das jetzige Bourgeoisregime in Paris von dem englischen sich nur durch seine offenherzige Rücksichtslosigkeit unterscheidet. Lord Palmerston erscheint nun als Kämpe auf dem Turnierplatz des Auswärtigen. Der Cupido lächelt siegbewußt. Er ist auch von Disraeli viel schwärzer und schlimmer geschildert worden, als er wirklich ist. Cupido-Palmerston würde selbst mit Satan in herzliches Einverständniß treten, wenn dies der Whig-Politik von Nutzen wäre. Er hat sich freilich für gewisse konstitutionelle Conzessionen in Italien ausgesprochen; aber wer thäte das heutzutage nicht. Und wahrlich, eine Politik, wie sie der Tory Disraeali empfiehlt, wäre für die Emanzipation Italiens 1000mal erfolgreicher gewesen, als die hinterlistige zweideutige des Lord Palmerston. Durch eine Disraeli'sche Politik wäre Frankreich längst zum Einschreiten <hi rendition="#g">gezwungen</hi> worden und Italien hätte nicht auch auf England lächerliche Hoffnungen gebaut. Lord Palmerston geht aus der Debatte als Sieger hervor, weil er klar nachweist, daß er gerade überall das englische Krämerinteresse wahrgenommen habe. wie er dies auch ferner thun werde.</p> </div> <div xml:id="ar083b_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 19. Aug.</head> <p>Der Economist giebt in seiner heutigen Nummer die genausten Nachrichten über den Stand der Aernte in Irland, Schottland und England. Es geht daraus hervor, daß die Kartoffelärnte durch den ganzen Süden und Westen von Irland, namentlich in den Grafschaften Cork, Kerry und Limerick als total mißrathen und die Aernte im Allgemeinen nicht besser als die von 1846 anzusehen ist.</p> <p>In Schottland und England wird der Ertrag jedenfalls geringer als der von 1847 sein, und dürfte er mit Ausnahme von Hafer und Gerste wohl kaum ein besseres Resultat als der Herbst von 1846 liefern.</p> <p>Die nachtheiligen Folgen, meint der Economist, welche aus einem solchen Stand der Dinge entstehen müssen, werden noch dadurch fühlbarer gemacht, daß man nicht wie in 1846 eine Periode der Prosperität, sondern eine Zeit großer Entbehrungen und Verluste hinter sich hat, und bei den obwaltenden politischen Verhältnissen keineswegs jenen geregelten Waarenabsatz der früheren Jahre nach dem Kontinent erwarten kann. Auf der andern Seite wird indeß das bevorstehende Unheil dadurch wieder einigermaßen gut gemacht, daß die Aernte nicht, wie im Jahre 1846, ebenfalls in Frankreich, Belgien, Holland und der Rheinprovinz mißrathen ist, so daß diese Länder also nicht mit England auf den noch Proviant besitzenden Märkten im Einkauf konkurriren, sondern im Gegentheil im Stande sein werden, zur Befriedigung der englischen Getreide-Nachfrage sehr bedeutend beizutragen.</p> <p>Der Hauptunterschied zwischen den Jahren 1846/47 und 1848/49 wird aber darin liegen, daß der Stand unsrer heutigen Handelsverhältnisse bei weitem gesünder als der der damaligen Zeit ist, die großen kommerziellen Unternehmungen der letzten Jahre vor 1846 wurden auf Credit und nicht mit einem entsprechenden Kapital geführt, so daß sie zu den entsetzlichsten Schwindeleien ausarteten und Häusern, die schon seit Jahren insolvent waren, zu den gefährlichsten Spekulationen und schließlich zu allgemeinem Ruin Veranlassung gaben.</p> <p>Alles zusammengenommen wird daher das unleugbar große Unheil einer fast durchgängig schlechten Aernte dieses Mal nicht jene entsetzlichen Folgen haben, wie man es vielleicht dem ersten Anschein nach erwarten sollte. Am meisten wird natürlich nach wie vor Irland zu leiden haben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Schweiz.</head> <div xml:id="ar083b_007" type="jArticle"> <head>Chur, 16. Aug.</head> <p>Nach Aussagen eines Puschlavers, der den 15. Morgens angelangt ist, nachdem er die ganze Nacht durch gefahren war, hat sich eine bedeutende Colonne Brescianer und Bergamasker mit Geschütz, Munition und Proviant ins Veltlin zurückgezogen mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Tonale und Stelvio gegen die von Tyrol und von der italienischen Seite herandringenden Oesterreicher zu halten. Wenn diese Truppe, wie wir erwarten, sich tüchtig zeigt, so ist doch wenigstens da die Ehre der Lombarden gerettet. Die Brescianer und Bergamasker sind unstreitig die kriegerischste Völkerschaft der Lombardei.</p> </div> <div xml:id="ar083b_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>***</author></bibl> Zürich den 19. Aug.</head> <p>Während Karl Albert capitulirt und die Lombarden schaarenweise fliehen, fleht noch eine kleine Heeresmacht unter den Waffen, entschlossen, wie es scheint, den Kampf gegen die verhaßten Oestreicher fortzusetzen. Auf dem Stevio, den die Oestreicher schon mehrmals von Tyrol aus zu übersteigen versuchten, wobei sie einmal sogar mit den im Münsterthal stationiten Schweizer Soldaten zusammengerathen, die 24 Oesterreicher gefangen nahmen, auf dem Stelvio commandirt General d'Aspice noch etwa 1200 M., entschlossen diese Höhe nebst dem Tonale zu behaupten. Das Veltlin (Val Tellina hat sich erhoben u. die <hi rendition="#g">Republik</hi> erklärt. General d'Aspice ist Präsident. Die republikanischen Farben sind bereits als Abzeichen bei den Truppen auf dem Stelvio eingeführt. Bereits haben mehrere Gefechte, namentlich am 11. d., auf dem Stelvio und am Tonale statt gefunden, und man erwartet bald neue Operationen. Eine Colonne Breaner und Bergamasken soll sich mit Geschütz, Munition und Proviant in's Veltlin zurückgezogen haben mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Stelvio und Tonale gegen die von Tyrol und der italienischen Seite her andringenden Oestreicher zu halten. Flüchtlinge verstärken täglich die kleine Heeresmacht. Also berichten Bündner Blätter und italienische Flüchtlinge, die man auch in Zürich sehr zahlreich, manche in Uniform, sich auf den Promenaden und Kaffehäusern umhertreiben sieht. Einer derselben wurde von einem Zürcher, dem er diese Nachricht mittheilte, in eine große schnurbartdrehende Verlegenheit gesetzt durch die einfache Frage, warum er nicht auch dort sei anstatt seine Kokarde und Uniform hier zur Schau zu tragen. Die Sympathie der Schweizer für Italien hat sich bedeutend abgekühlt, theils wegen der gar zu schnellen Niederlage der Italiener, theils weil Radetzky ein paar bei Vicenza gefangene Schweizer anständig behandeln und frei in ihre Heimath ziehen ließ. Diese sind ganz entzückt darüber, wie „herablassend und anerkennend“ Radetzky zu ihnen gesprochen habe, und auch viele andere Schweizer fühlen sich dadurch geschmeichelt. Uebrigens ist es unbillig, den Lombarden wegen Mangels an Muth Vorwürfe zu machen, denn Hauptschuld an der Niederlage bleibt Karl Alberts Verrath und die Unthätigkeit der provisorischen Regierung. Die Zahl der Flüchtlinge steigt in's Unglaubliche; allein aus Mailand sollen bereits über 3000 Flüchtlinge angekommen sein. Von dem ganz überfüllten Canton Tessin verbreiten sie sich über die übrigen Cantonen; viele ziehen nach Frankreich. Von Seiten der Regierungen wird Vorsorge getroffen, daß sie auf dem Zuge nach Frankreich Quartier und Kost finden. Die tapferen Tessiner, die den grimmigen Redetzky im Geist schon in ihrer Mitte sehen, schicken täglich Depeschen an den Vorort und verlangen Truppen zu ihrem Schutz. Der Vorort hat darauf die Herrn Munzinger von Solothurm und Thalschreiber Kathoi von Ursern als eidgenöss. Commission nach Tessin geschickt mit dem Auftrage, die dortige Regierung in ihren Bestrebungen zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Innern, zur Wahrung der Unverletzlichkeit des schweizerischen Gebietes, zu unterstützen und nach Maßgabe der Umstände die geeigneten Mittel anzuordnen.</p> <p>Die Herren Franscini und Collin, die nach Neapel geschickt waren, um über das Benehmen der Schweizer-Regimenter in den Neapolitanischen Bluttagen eine Untersuchung anzustellen, sind zurückgekehrt, ohne daß bis jetzt über das Resultat ihre Sendung Etwas verlautet hätte. Wahrscheinlich haben sie nicht viel herausgebracht, obgleich seiner Zeit Schweizer-Officiere selbst in ihren Briefen erzählten, es sei allerdings Einiges geplündert worden, aber man habe nach beendigter Action den Soldaten die <hi rendition="#g">Taschen visitirt,</hi> und so seien die meisten geraubten Gegenstände ihren Eigenthümern wieder zugestellt worden. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Franscini und Collin Alles aufgeboten haben, um die Schuldigen zu ermitteln; es war ihnen redlicher Ernst, von dem Schweizer-Namen die Schmach abzuwaschen, welche die Neapolitanischen Willen nichts ausrichten, das brauche ich Ihren Lesern in Cöln, Mainz, Ulm, Schweidnitz und wie alle die andern klassischen Orte heißen, wohl nicht erst auseinander zu setzen. ‒ Schon am 2. Febr. d. J. hatte der Gr. Rath von Luzern beschlossen, sämmtlichen Stiftern und Förderern des Sonderbunds, der Geistlichkeit, den Klöstern, der Regierung, den Großrathsmitgliedern, welche mit Umgehung des dem Volke aufstehenden Veto's dafür gestimmt hatten, eine angemessene Contribution aufzulegen, weil der Canton unter der Last seiner 5-6 Mill. Schw. Fr. Schulden schier erlag. Die Ausführung dieses Decrets gegen die Regierungsmitglieder trat sofort ein, gerieth im Uebrigen aber in's Stocken. Darauf wurden statt der dem Clerus aufzuerlegenden Contribution die zwei reichsten Klöster aufgehoben; reichte aber Alles noch nicht hin. Darauf wurde denn auch das Decret gegen den alten Gr. Rath in Anwendung gebracht und mit specieller Festsetzung der Beiträge für die einzelnen Mitglieder (90 an der Zahl) am 11. d. angenommen. Auf der Liste zeigen sich unter anderm Siegwart Müller und Mazzola mit 20,000 Fr., Dr. Scherrer mit 15,000 Fr., Sigrist und Alois Haut mit 10,000 Fr., Joseph Zünd mit 8000 Fr., Bernhard Meyer mit 1000 Fr. u. s. w. Die Gesammtsumme, welche der alte Gr. Rath zu bezahlen hat, beträgt 313,500 Fr. ‒ Daß der deutsche Zollverein in Folge der in Frankreich festgesetzten Ausfuhrprämien den Zoll auf Seidenwaaren zu verdoppeln beschlossen hat, macht bei den Schweizern viel böses Blut. Natürlich aber wendet sich ihre Erbitterung darüber nicht gegen den eigentlichen Urheber dieser Maßregel, gegen Frankreich, sondern gegen Deutschland, und die eben etwas beschwichtigte Deutschenfresserei wird wohl wieder neu aufblühen. Gegen Frankreich, dessen Eingangszölle auf Seidenwaaren einer wirklichen Prohibition gleich kommen, habe ich noch kein Wort des Tadels gehört; desto mehr aber gegen Deutschland. Als die Märzbewegung begann, sagte mir einige Zeit nachher ein Schweizer, mit dem Liberalismus in Deutschland müsse es wohl nicht weit her sein, weil ‒ man noch nicht einmal daran gedacht habe, die Gränzzölle gegen die Schweiz aufzuheben. Von Frankreich verlangt amn das natürlich nicht; „Frankreich ist nun einmal ein Prohibitivland!!“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Nachtrag.</head> <div xml:id="ar083b_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 21. August.</head> <p>Nach einer in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung durch den Reichsminister des Auswärtigen gemachten Mittheilung sind zu Gesandten der Centralgewalt ernannt: nach London Abgeordneter v. Andrian, nach Paris Abgeordneter v. Raumer, nach Schweden Abg. Welcker, nach Holland Abg. Compes, nach Belgien Abg. Rotenhahn, nach der Schweiz Abg. Raveaux. Wie der Reichsminister des Innern der Versammlungen mittheilt, hat die hannover'sche Regierung durch ihren Bevollmächtigten v. Bothmer die unumwundene Anerkennung der Centralgewalt und des Gesetzes über dieselbe ausgesprochen. Ueber den Antrag Vischer's, die Berathung der Art III. und IV. der Grundrechte zu vertagen, wurde Tagesordnung beschlossen. Es sprachen über Art III. der Grundrechte (kirchliche Verhältnisse) die Abg. Weißenborn, Philipps, Biedermann, Pauer von Neisse, Jordan von Marburg, Plathner, Wedekind, Welcker, Vogel von Dillingen, Tafel von Zweibrücken und Dieringer, worauf um 2 Uhr die Berathung auf morgen vertagt wurde.</p> <bibl>(Fr. J.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Handelsnachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <head>[Gerichtsprotokoll]</head> <div xml:id="ar083b_010" type="jArticle"> <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.</head> <p>(Fortsetzung.)</p> <p>Z. Ich hatte mich anders besonnen. ‒ Ueber Mendelssohn habe er früher mehrmals gehört, daß er kein Vermögen besitze, und daß Lassalle ihn unterhalten müsse; nach Mendelssohn's Flucht sei er beauftragt worden, ihm einen Fünfzigthalerschein nach Lüttich zu überbringen. ‒ In Aachen, wohin er von Düsseldorf aus zurückgekehrt, sei ihm Mendelssohn verkleidet begegnet und habe ihm gesagt, daß er sich auf der Flucht befinde. Der Zeuge stellt die Angabe Hoppe's, wonach er zu diesem gesagt habe: „Es ist alles verloren, seht doch einmal den armen Doktor an!“ ‒ in Abrede. ‒ Einige Tage nachher habe Lassalle ihm angekündigt, er solle nach Brüssel; dort werde er den Mendelssohn treffen und mit diesem nach dem Haag reisen, wo die Meyendorf sich aufhalte; vielleicht werde es doch noch gelingen die Kassette zu bekommen. Er sei darauf zu Mendelssohn gereist und dann mit ihm 14 Tage im Haag gewesen. ‒ Lassalle habe ihn ausgescholten wegen seiner Aussage vor dem Instruktionsrichter, weil er den Namen der Gräfin genannt habe. Lassalle habe ihn auf seine Erwiederung, daß er doch die Wahrheit sage müsse, gefragt, ob er auf der Universität so wenig gelernt habe, daß er noch an solchen Kleinigkeiten hange? Ende Fbr. 1847 habe er sich mit Lassalle überworfen und ihm eine Rechnung von 425 Thlr. 10. Sgr. eingereicht, die er noch zu fordern habe. Einige Tage, nachdem des Zeugen Vater aus dem Dienst der Gräfin getreten, habe dieser ihm gesagt, L. sei mit dem Bierbrauer Lölgen bewaffnet nach Schönstein gereist; er möge ihnen folgen und verhindern, daß gegen den Grafen etwas geschehe; darauf sei er wirklich nach Schönstein gereist und habe dem Verwalter daselbst mitgetheilt, daß Lassalle und sein Begleiter dahin kommen würden.</p> <p>Pr. Sie kennen v. Stockum?</p> <p>Z. Ich wurde mit ihm durch den Postsekretär Goedsche bekannt. v. Stockum ersuchte mich, die Gesinnungen Hoppe's zu erforschen, ferner bei meinem Vater und dem Grafen Paul dahin zu wirken, daß letzterer seine Mutter verlasse. Stockum versprach hierfür mir zum ferneren Studiren behülflich zu sein oder eine Stelle beim Grafen zu verschaffen. Für v. Stockum blieb ich nur 14 Tage thätig, ich habe von ihm außer für baare Auslagen kein Geld bekommen.</p> <p>Pr. Sie haben dem Barbierer Schaafhausen erzählt, daß Ihr Vater monatlich 40 Thlr. auf Lebenszeit vom Grafen beziehe?</p> <p>Z. Es mag wohl sein, indessen weiß ich nichts davon ob mein Vater wirklich eine solche Rente bezieht; jene Aeußerung gegen Schaafhausen kann nur aus der Absicht hervorgegangen sein, ihn von der Partei der Gräfin zu entfernen.</p> <p>Pr. Wie sind sie mit Arnold Goedsche bekannt geworden?</p> <p>Z. Ich lernte ihn erst kennen als ich zur Gräfin in keiner Beziehung mehr stand. Ich habe bei ihm in Köln wohl zuweilen etwas genossen und einmal bei ihm geschlafen.</p> <p>Pr. Ihr Benehmen in dieser Sache gibt wenig erfreuliche Hoffnung für Ihre Wirksamkeit in dem Stande, den Sie gewählt haben</p> <p>Nachmittags-Sitzung.</p> <p>Angekl. Sie haben gehört, welche Verbrechen mir der Zeuge zur Last gelegt hat. Ich werde Ihnen darthun, daß dieser Paul Kurz in der Zeugenbestecherbande, die unter dem Befehle des Hrn. von Stockum steht, eine hauptsächliche Rolle spielt, und zwar die gedoppelte, sowohl selbst falsches Zeugniß abzulegen, als Andere dazu zu verleiten. Jetzt nur einige Fragen. ‒ Der Zeuge hat gestanden, dem Louis Schaafhausen mitgetheilt zu haben, daß sein Vater die lebenslängliche Rente von monatlich 40 Thalern vom Grafen Hatzfeldt beziehe:</p> <p>Zeuge: Ich habe das vielleicht dem Schaafhausen gesagt, aber blos zum Schein, um ihn von der Gräfin abwendig zu machen.</p> <p>Pr. Um ihn nämlich durch die Hoffnung auf einen ähnlichen Erwerb für den Grafen zu gewinnen?</p> <p>Zeuge: Ja.</p> <p>Angekl: Ich bitte nun aber den Zeugen zu fragen, ob er nicht auch seinem Schneider Erardt in Düsseldorf dieselbe Mittheilung gemacht hat?</p> <p>Z. Nein.</p> <p>Angekl. Dies wird konstatirt werden. ‒ Hat nicht der Zeuge ferner bei seiner Reise nach Wissen am 4. März 1847, die er erwähnte, dem Gräflich-Hatzfeldt'schen Schloßverwalter Höller in Schönstein die Mittheilung gemacht, er habe den Diener Lassalle's, Franz Hoppe, für die Partei des Grafen gewonnen und theile ihm dieses Alles mit? Ich bemerke, daß der Zeuge dessen durch den Brief des Rentmeisters Hungrighausen in Schönstein überführt ist.</p> <p> <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> <p><hi rendition="#g">Berichtigung.</hi> In Nr. 79 der Zeitung vom 18. August ist durch ein Versehen die Interpellation des Angeklagten, welche mit den Worten anfängt: „die Zeugin hat der Gräfin ein vorläufiges, an Eidesstatt abgegebenes Zeugniß“ u. s. w., so wie die darauf folgende Antwort und die ferneren Fragen, unter das Zeugnis der Frau <hi rendition="#g">Kurz</hi> gestellt. Sie sind aber an die Frau <hi rendition="#g">Fachen</hi> gerichtet gewesen und gehören zu deren Aussage.</p> </div> <div xml:id="ar083b_011" type="jArticle"> <head>Hr. Schützendof. (S. Nro. 74 d. Ztg.)</head> <p>Nachdem der Abgeordnete des „Vereins der Arbeiter und Arbeitgeber“ (bei Hrn. Stadtrath Reusch) vom Frankfurter Demokratenkongreß heimgekehrt, seinen Kommittenten Bericht erstattet, wurden auf die Beschlüsse jenes Kongresses hin die Herren Schützendorf und Becker zu Mitgliedern des rheinisch-westphälischen Central-Ausschusses ernannt. Herr Schützendorf nahm diese Wahl an, er beschloß sodann gemeinschaftlich mit den Herren Gottschalk, Jansen, Schneider II. und Marr den Provinzial-Kongreß zu berufen, und zwar auf den 9. Juli nach Köln. Die inzwischen eingetretene Verhaftung von Gottschalk und Flucht von Jansen, machten die nöthigen Vorarbeiten fast unmöglich, so daß, zumal noch Nützlichkeitsgründe in Betracht gezogen wurden, die Aussetzung des Kongresses auf einige Zeit wünschenswerth erschien. Bis dahin war Hr. Schützendorf mit Allem einverstanden. Er bereiste sodann, ohne einen Stellvertreter zu beauftragen, verschiedene Gewerbekongresse und gab durch Nichts zu verstehen, daß er von seinen frühern Ansichten zurückgekommen. Unter diesen Umständen hielten es die in Köln anwesenden Mitglieder des Central-Ausschusses für keinen zu kühnen Griff, wenn sie auch ohne Herrn Schützendorf die ohnehin genehmigte Verlegung des Tages ausführten und den 13. August statt des 9. Juli festsetzten. Jeder wird hieraus ermessen, in wie weit Hrn. Schützendorf weder von der Einberufung noch von dem Zwecke eines Kongresses Etwas bekannt war. Mit mehr Recht könnte man wohl sagen, daß Niemand der Zweck und der Sinn seiner desfallsigen Erklärung bekannt ist. Man hätte erwarten können, daß Herr Schützendorf bei seiner letzten mehrtägigen Anwesenheit in Köln Veranlassung genommen, sich über die von ihm seitdem beliebte Stellung zum Central-Ausschusse und seinem Verein, dem er als erster Präsident vorsteht, auszusprechen, und wir haben in dieser Voraussetzung mit der Erfüllung unseres Versprechens in Nro. 74 d. Z. angestanden. Wir haben uns aber getäuscht.</p> <lg type="poem"> <l>Was geschieht, ist hier schon klar,</l><lb/> <l>Das Warum wird offenbar,</l><lb/> <l>Wenn die Todten auferstehen?</l><lb/> </lg> <p>Einstweilen dürfte vielleicht die Erklärung des Herrn Schützendorf durch Folgendes erklärt werden: Um dieselbe Zeit, als Hr. Schützendorf den Central-Ausschuß verleugnete, erhielt er eine Zuschrift von dem hiesigen Vereine der Gewerksmeister, mit der Aufforderung, sich sofort über seinen Austritt aus dem Central-Ausschusse zu erklären, oder sein Mandat als Abgeordneter zum Zunftkongresse zurückzugeben Hr. Schützendorf ist aber noch zur Stunde wohlbestallter Vertreter der Kölner Gewerke in Frankfurt. Wie es aber mit seiner Demokratie steht, müssen sein Verein und der Central-Ausschuß bis jetzt noch rathen.</p> </div> </div> <div type="imprint"> <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/> Druck von Wilhelm Clouth in Köln.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0424/0002]
welche früher oder später an's Ruder zu kommen hofft. Hr. Disraeli hatte die Rolle, als Vorkämpfer der letztern aufzutrete. Seine Rede war sehr sorgfältig ausgearbeitet und es versteht sich demnach von selbst, daß eine wohlgedrechselte Phrase der andern folgte und die Logik, welche darin herrschte, jeden Tory (außer Lord G. Bentinck) zum Entzücken brachte. Die Logik bestand darin, nachzuweisen, daß England mit Beiseitesetzung der heiligen Allianz-Verträge gewisse neuere Ideen von Konstitution und dergleichen bei den italienischen Regierungen bevorwortet und begünstigt habe. Namentlich wurde Palmerstons Spezialbevollmächtigter, Lord Minto, (Schwiegervater von Lord J. Russel) hart mitgenommen wegen seines Auftretens in Neapel und Sizilien. Hr. Disraeli und die Tory-Parthei sehen in den Sizilianern nichts als Rebellen, infame Empörer, die man durch Kartätschen, Galgen etc. zur Liebe und zum Gehorsam zurückbringt. In demselben Lichte, ja in einem schrecklicheren erscheinen ihm und ihr die Lombarden, die Venetianer, die Modenesen, die Parmesaner: sie alle haben gottlose Rebellion gemacht; drum hätte England stets den legitimen Regierungen zur Seite stehen sollen. Nun aber gar eine englische Vermittlung im Einverständniß mit Frankreich! Disraeli begreift am allerwenigsten, wie man jetzt in Oberitalien etwas vermitteln könne. Das natürlichste sei, daß Lord Palmerston sich einmal den Battel zur Hand nehme und die Verträge von 1815 durchlese. Oestreich sei wieder im Besitz alles dessen, was ihm in Wien garantirt worden; Sardinien ebenfalls. Wolle man etwa aus der Lombardei eine rothe oder weiße Republik machen? Da der Witz von seiner Partei belacht wird, so münzt er ihn noch auf verschiedene Weise aus und wird allen langweilig, nur nicht den Tories. Das Schrecklichste für England ist jedenfalls das Handinhandgehen mit der Regierung in Frankreich, mit den schrecklichen Jacobinern. Der Redner zieht wie ein Rohrsperling gegen Frankreich los u. weiß nicht oder will nicht wissen, daß das jetzige Bourgeoisregime in Paris von dem englischen sich nur durch seine offenherzige Rücksichtslosigkeit unterscheidet. Lord Palmerston erscheint nun als Kämpe auf dem Turnierplatz des Auswärtigen. Der Cupido lächelt siegbewußt. Er ist auch von Disraeli viel schwärzer und schlimmer geschildert worden, als er wirklich ist. Cupido-Palmerston würde selbst mit Satan in herzliches Einverständniß treten, wenn dies der Whig-Politik von Nutzen wäre. Er hat sich freilich für gewisse konstitutionelle Conzessionen in Italien ausgesprochen; aber wer thäte das heutzutage nicht. Und wahrlich, eine Politik, wie sie der Tory Disraeali empfiehlt, wäre für die Emanzipation Italiens 1000mal erfolgreicher gewesen, als die hinterlistige zweideutige des Lord Palmerston. Durch eine Disraeli'sche Politik wäre Frankreich längst zum Einschreiten gezwungen worden und Italien hätte nicht auch auf England lächerliche Hoffnungen gebaut. Lord Palmerston geht aus der Debatte als Sieger hervor, weil er klar nachweist, daß er gerade überall das englische Krämerinteresse wahrgenommen habe. wie er dies auch ferner thun werde.
* London, 19. Aug. Der Economist giebt in seiner heutigen Nummer die genausten Nachrichten über den Stand der Aernte in Irland, Schottland und England. Es geht daraus hervor, daß die Kartoffelärnte durch den ganzen Süden und Westen von Irland, namentlich in den Grafschaften Cork, Kerry und Limerick als total mißrathen und die Aernte im Allgemeinen nicht besser als die von 1846 anzusehen ist.
In Schottland und England wird der Ertrag jedenfalls geringer als der von 1847 sein, und dürfte er mit Ausnahme von Hafer und Gerste wohl kaum ein besseres Resultat als der Herbst von 1846 liefern.
Die nachtheiligen Folgen, meint der Economist, welche aus einem solchen Stand der Dinge entstehen müssen, werden noch dadurch fühlbarer gemacht, daß man nicht wie in 1846 eine Periode der Prosperität, sondern eine Zeit großer Entbehrungen und Verluste hinter sich hat, und bei den obwaltenden politischen Verhältnissen keineswegs jenen geregelten Waarenabsatz der früheren Jahre nach dem Kontinent erwarten kann. Auf der andern Seite wird indeß das bevorstehende Unheil dadurch wieder einigermaßen gut gemacht, daß die Aernte nicht, wie im Jahre 1846, ebenfalls in Frankreich, Belgien, Holland und der Rheinprovinz mißrathen ist, so daß diese Länder also nicht mit England auf den noch Proviant besitzenden Märkten im Einkauf konkurriren, sondern im Gegentheil im Stande sein werden, zur Befriedigung der englischen Getreide-Nachfrage sehr bedeutend beizutragen.
Der Hauptunterschied zwischen den Jahren 1846/47 und 1848/49 wird aber darin liegen, daß der Stand unsrer heutigen Handelsverhältnisse bei weitem gesünder als der der damaligen Zeit ist, die großen kommerziellen Unternehmungen der letzten Jahre vor 1846 wurden auf Credit und nicht mit einem entsprechenden Kapital geführt, so daß sie zu den entsetzlichsten Schwindeleien ausarteten und Häusern, die schon seit Jahren insolvent waren, zu den gefährlichsten Spekulationen und schließlich zu allgemeinem Ruin Veranlassung gaben.
Alles zusammengenommen wird daher das unleugbar große Unheil einer fast durchgängig schlechten Aernte dieses Mal nicht jene entsetzlichen Folgen haben, wie man es vielleicht dem ersten Anschein nach erwarten sollte. Am meisten wird natürlich nach wie vor Irland zu leiden haben.
Schweiz. Chur, 16. Aug. Nach Aussagen eines Puschlavers, der den 15. Morgens angelangt ist, nachdem er die ganze Nacht durch gefahren war, hat sich eine bedeutende Colonne Brescianer und Bergamasker mit Geschütz, Munition und Proviant ins Veltlin zurückgezogen mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Tonale und Stelvio gegen die von Tyrol und von der italienischen Seite herandringenden Oesterreicher zu halten. Wenn diese Truppe, wie wir erwarten, sich tüchtig zeigt, so ist doch wenigstens da die Ehre der Lombarden gerettet. Die Brescianer und Bergamasker sind unstreitig die kriegerischste Völkerschaft der Lombardei.
*** Zürich den 19. Aug. Während Karl Albert capitulirt und die Lombarden schaarenweise fliehen, fleht noch eine kleine Heeresmacht unter den Waffen, entschlossen, wie es scheint, den Kampf gegen die verhaßten Oestreicher fortzusetzen. Auf dem Stevio, den die Oestreicher schon mehrmals von Tyrol aus zu übersteigen versuchten, wobei sie einmal sogar mit den im Münsterthal stationiten Schweizer Soldaten zusammengerathen, die 24 Oesterreicher gefangen nahmen, auf dem Stelvio commandirt General d'Aspice noch etwa 1200 M., entschlossen diese Höhe nebst dem Tonale zu behaupten. Das Veltlin (Val Tellina hat sich erhoben u. die Republik erklärt. General d'Aspice ist Präsident. Die republikanischen Farben sind bereits als Abzeichen bei den Truppen auf dem Stelvio eingeführt. Bereits haben mehrere Gefechte, namentlich am 11. d., auf dem Stelvio und am Tonale statt gefunden, und man erwartet bald neue Operationen. Eine Colonne Breaner und Bergamasken soll sich mit Geschütz, Munition und Proviant in's Veltlin zurückgezogen haben mit dem Vorsatze, sich da vereinigt mit den Truppen auf dem Stelvio und Tonale gegen die von Tyrol und der italienischen Seite her andringenden Oestreicher zu halten. Flüchtlinge verstärken täglich die kleine Heeresmacht. Also berichten Bündner Blätter und italienische Flüchtlinge, die man auch in Zürich sehr zahlreich, manche in Uniform, sich auf den Promenaden und Kaffehäusern umhertreiben sieht. Einer derselben wurde von einem Zürcher, dem er diese Nachricht mittheilte, in eine große schnurbartdrehende Verlegenheit gesetzt durch die einfache Frage, warum er nicht auch dort sei anstatt seine Kokarde und Uniform hier zur Schau zu tragen. Die Sympathie der Schweizer für Italien hat sich bedeutend abgekühlt, theils wegen der gar zu schnellen Niederlage der Italiener, theils weil Radetzky ein paar bei Vicenza gefangene Schweizer anständig behandeln und frei in ihre Heimath ziehen ließ. Diese sind ganz entzückt darüber, wie „herablassend und anerkennend“ Radetzky zu ihnen gesprochen habe, und auch viele andere Schweizer fühlen sich dadurch geschmeichelt. Uebrigens ist es unbillig, den Lombarden wegen Mangels an Muth Vorwürfe zu machen, denn Hauptschuld an der Niederlage bleibt Karl Alberts Verrath und die Unthätigkeit der provisorischen Regierung. Die Zahl der Flüchtlinge steigt in's Unglaubliche; allein aus Mailand sollen bereits über 3000 Flüchtlinge angekommen sein. Von dem ganz überfüllten Canton Tessin verbreiten sie sich über die übrigen Cantonen; viele ziehen nach Frankreich. Von Seiten der Regierungen wird Vorsorge getroffen, daß sie auf dem Zuge nach Frankreich Quartier und Kost finden. Die tapferen Tessiner, die den grimmigen Redetzky im Geist schon in ihrer Mitte sehen, schicken täglich Depeschen an den Vorort und verlangen Truppen zu ihrem Schutz. Der Vorort hat darauf die Herrn Munzinger von Solothurm und Thalschreiber Kathoi von Ursern als eidgenöss. Commission nach Tessin geschickt mit dem Auftrage, die dortige Regierung in ihren Bestrebungen zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Innern, zur Wahrung der Unverletzlichkeit des schweizerischen Gebietes, zu unterstützen und nach Maßgabe der Umstände die geeigneten Mittel anzuordnen.
Die Herren Franscini und Collin, die nach Neapel geschickt waren, um über das Benehmen der Schweizer-Regimenter in den Neapolitanischen Bluttagen eine Untersuchung anzustellen, sind zurückgekehrt, ohne daß bis jetzt über das Resultat ihre Sendung Etwas verlautet hätte. Wahrscheinlich haben sie nicht viel herausgebracht, obgleich seiner Zeit Schweizer-Officiere selbst in ihren Briefen erzählten, es sei allerdings Einiges geplündert worden, aber man habe nach beendigter Action den Soldaten die Taschen visitirt, und so seien die meisten geraubten Gegenstände ihren Eigenthümern wieder zugestellt worden. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Franscini und Collin Alles aufgeboten haben, um die Schuldigen zu ermitteln; es war ihnen redlicher Ernst, von dem Schweizer-Namen die Schmach abzuwaschen, welche die Neapolitanischen Willen nichts ausrichten, das brauche ich Ihren Lesern in Cöln, Mainz, Ulm, Schweidnitz und wie alle die andern klassischen Orte heißen, wohl nicht erst auseinander zu setzen. ‒ Schon am 2. Febr. d. J. hatte der Gr. Rath von Luzern beschlossen, sämmtlichen Stiftern und Förderern des Sonderbunds, der Geistlichkeit, den Klöstern, der Regierung, den Großrathsmitgliedern, welche mit Umgehung des dem Volke aufstehenden Veto's dafür gestimmt hatten, eine angemessene Contribution aufzulegen, weil der Canton unter der Last seiner 5-6 Mill. Schw. Fr. Schulden schier erlag. Die Ausführung dieses Decrets gegen die Regierungsmitglieder trat sofort ein, gerieth im Uebrigen aber in's Stocken. Darauf wurden statt der dem Clerus aufzuerlegenden Contribution die zwei reichsten Klöster aufgehoben; reichte aber Alles noch nicht hin. Darauf wurde denn auch das Decret gegen den alten Gr. Rath in Anwendung gebracht und mit specieller Festsetzung der Beiträge für die einzelnen Mitglieder (90 an der Zahl) am 11. d. angenommen. Auf der Liste zeigen sich unter anderm Siegwart Müller und Mazzola mit 20,000 Fr., Dr. Scherrer mit 15,000 Fr., Sigrist und Alois Haut mit 10,000 Fr., Joseph Zünd mit 8000 Fr., Bernhard Meyer mit 1000 Fr. u. s. w. Die Gesammtsumme, welche der alte Gr. Rath zu bezahlen hat, beträgt 313,500 Fr. ‒ Daß der deutsche Zollverein in Folge der in Frankreich festgesetzten Ausfuhrprämien den Zoll auf Seidenwaaren zu verdoppeln beschlossen hat, macht bei den Schweizern viel böses Blut. Natürlich aber wendet sich ihre Erbitterung darüber nicht gegen den eigentlichen Urheber dieser Maßregel, gegen Frankreich, sondern gegen Deutschland, und die eben etwas beschwichtigte Deutschenfresserei wird wohl wieder neu aufblühen. Gegen Frankreich, dessen Eingangszölle auf Seidenwaaren einer wirklichen Prohibition gleich kommen, habe ich noch kein Wort des Tadels gehört; desto mehr aber gegen Deutschland. Als die Märzbewegung begann, sagte mir einige Zeit nachher ein Schweizer, mit dem Liberalismus in Deutschland müsse es wohl nicht weit her sein, weil ‒ man noch nicht einmal daran gedacht habe, die Gränzzölle gegen die Schweiz aufzuheben. Von Frankreich verlangt amn das natürlich nicht; „Frankreich ist nun einmal ein Prohibitivland!!“
Nachtrag. * Frankfurt, 21. August. Nach einer in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung durch den Reichsminister des Auswärtigen gemachten Mittheilung sind zu Gesandten der Centralgewalt ernannt: nach London Abgeordneter v. Andrian, nach Paris Abgeordneter v. Raumer, nach Schweden Abg. Welcker, nach Holland Abg. Compes, nach Belgien Abg. Rotenhahn, nach der Schweiz Abg. Raveaux. Wie der Reichsminister des Innern der Versammlungen mittheilt, hat die hannover'sche Regierung durch ihren Bevollmächtigten v. Bothmer die unumwundene Anerkennung der Centralgewalt und des Gesetzes über dieselbe ausgesprochen. Ueber den Antrag Vischer's, die Berathung der Art III. und IV. der Grundrechte zu vertagen, wurde Tagesordnung beschlossen. Es sprachen über Art III. der Grundrechte (kirchliche Verhältnisse) die Abg. Weißenborn, Philipps, Biedermann, Pauer von Neisse, Jordan von Marburg, Plathner, Wedekind, Welcker, Vogel von Dillingen, Tafel von Zweibrücken und Dieringer, worauf um 2 Uhr die Berathung auf morgen vertagt wurde.
(Fr. J.) Handelsnachrichten. _ [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.)
Z. Ich hatte mich anders besonnen. ‒ Ueber Mendelssohn habe er früher mehrmals gehört, daß er kein Vermögen besitze, und daß Lassalle ihn unterhalten müsse; nach Mendelssohn's Flucht sei er beauftragt worden, ihm einen Fünfzigthalerschein nach Lüttich zu überbringen. ‒ In Aachen, wohin er von Düsseldorf aus zurückgekehrt, sei ihm Mendelssohn verkleidet begegnet und habe ihm gesagt, daß er sich auf der Flucht befinde. Der Zeuge stellt die Angabe Hoppe's, wonach er zu diesem gesagt habe: „Es ist alles verloren, seht doch einmal den armen Doktor an!“ ‒ in Abrede. ‒ Einige Tage nachher habe Lassalle ihm angekündigt, er solle nach Brüssel; dort werde er den Mendelssohn treffen und mit diesem nach dem Haag reisen, wo die Meyendorf sich aufhalte; vielleicht werde es doch noch gelingen die Kassette zu bekommen. Er sei darauf zu Mendelssohn gereist und dann mit ihm 14 Tage im Haag gewesen. ‒ Lassalle habe ihn ausgescholten wegen seiner Aussage vor dem Instruktionsrichter, weil er den Namen der Gräfin genannt habe. Lassalle habe ihn auf seine Erwiederung, daß er doch die Wahrheit sage müsse, gefragt, ob er auf der Universität so wenig gelernt habe, daß er noch an solchen Kleinigkeiten hange? Ende Fbr. 1847 habe er sich mit Lassalle überworfen und ihm eine Rechnung von 425 Thlr. 10. Sgr. eingereicht, die er noch zu fordern habe. Einige Tage, nachdem des Zeugen Vater aus dem Dienst der Gräfin getreten, habe dieser ihm gesagt, L. sei mit dem Bierbrauer Lölgen bewaffnet nach Schönstein gereist; er möge ihnen folgen und verhindern, daß gegen den Grafen etwas geschehe; darauf sei er wirklich nach Schönstein gereist und habe dem Verwalter daselbst mitgetheilt, daß Lassalle und sein Begleiter dahin kommen würden.
Pr. Sie kennen v. Stockum?
Z. Ich wurde mit ihm durch den Postsekretär Goedsche bekannt. v. Stockum ersuchte mich, die Gesinnungen Hoppe's zu erforschen, ferner bei meinem Vater und dem Grafen Paul dahin zu wirken, daß letzterer seine Mutter verlasse. Stockum versprach hierfür mir zum ferneren Studiren behülflich zu sein oder eine Stelle beim Grafen zu verschaffen. Für v. Stockum blieb ich nur 14 Tage thätig, ich habe von ihm außer für baare Auslagen kein Geld bekommen.
Pr. Sie haben dem Barbierer Schaafhausen erzählt, daß Ihr Vater monatlich 40 Thlr. auf Lebenszeit vom Grafen beziehe?
Z. Es mag wohl sein, indessen weiß ich nichts davon ob mein Vater wirklich eine solche Rente bezieht; jene Aeußerung gegen Schaafhausen kann nur aus der Absicht hervorgegangen sein, ihn von der Partei der Gräfin zu entfernen.
Pr. Wie sind sie mit Arnold Goedsche bekannt geworden?
Z. Ich lernte ihn erst kennen als ich zur Gräfin in keiner Beziehung mehr stand. Ich habe bei ihm in Köln wohl zuweilen etwas genossen und einmal bei ihm geschlafen.
Pr. Ihr Benehmen in dieser Sache gibt wenig erfreuliche Hoffnung für Ihre Wirksamkeit in dem Stande, den Sie gewählt haben
Nachmittags-Sitzung.
Angekl. Sie haben gehört, welche Verbrechen mir der Zeuge zur Last gelegt hat. Ich werde Ihnen darthun, daß dieser Paul Kurz in der Zeugenbestecherbande, die unter dem Befehle des Hrn. von Stockum steht, eine hauptsächliche Rolle spielt, und zwar die gedoppelte, sowohl selbst falsches Zeugniß abzulegen, als Andere dazu zu verleiten. Jetzt nur einige Fragen. ‒ Der Zeuge hat gestanden, dem Louis Schaafhausen mitgetheilt zu haben, daß sein Vater die lebenslängliche Rente von monatlich 40 Thalern vom Grafen Hatzfeldt beziehe:
Zeuge: Ich habe das vielleicht dem Schaafhausen gesagt, aber blos zum Schein, um ihn von der Gräfin abwendig zu machen.
Pr. Um ihn nämlich durch die Hoffnung auf einen ähnlichen Erwerb für den Grafen zu gewinnen?
Zeuge: Ja.
Angekl: Ich bitte nun aber den Zeugen zu fragen, ob er nicht auch seinem Schneider Erardt in Düsseldorf dieselbe Mittheilung gemacht hat?
Z. Nein.
Angekl. Dies wird konstatirt werden. ‒ Hat nicht der Zeuge ferner bei seiner Reise nach Wissen am 4. März 1847, die er erwähnte, dem Gräflich-Hatzfeldt'schen Schloßverwalter Höller in Schönstein die Mittheilung gemacht, er habe den Diener Lassalle's, Franz Hoppe, für die Partei des Grafen gewonnen und theile ihm dieses Alles mit? Ich bemerke, daß der Zeuge dessen durch den Brief des Rentmeisters Hungrighausen in Schönstein überführt ist.
(Fortsetzung folgt.)
Berichtigung. In Nr. 79 der Zeitung vom 18. August ist durch ein Versehen die Interpellation des Angeklagten, welche mit den Worten anfängt: „die Zeugin hat der Gräfin ein vorläufiges, an Eidesstatt abgegebenes Zeugniß“ u. s. w., so wie die darauf folgende Antwort und die ferneren Fragen, unter das Zeugnis der Frau Kurz gestellt. Sie sind aber an die Frau Fachen gerichtet gewesen und gehören zu deren Aussage.
Hr. Schützendof. (S. Nro. 74 d. Ztg.) Nachdem der Abgeordnete des „Vereins der Arbeiter und Arbeitgeber“ (bei Hrn. Stadtrath Reusch) vom Frankfurter Demokratenkongreß heimgekehrt, seinen Kommittenten Bericht erstattet, wurden auf die Beschlüsse jenes Kongresses hin die Herren Schützendorf und Becker zu Mitgliedern des rheinisch-westphälischen Central-Ausschusses ernannt. Herr Schützendorf nahm diese Wahl an, er beschloß sodann gemeinschaftlich mit den Herren Gottschalk, Jansen, Schneider II. und Marr den Provinzial-Kongreß zu berufen, und zwar auf den 9. Juli nach Köln. Die inzwischen eingetretene Verhaftung von Gottschalk und Flucht von Jansen, machten die nöthigen Vorarbeiten fast unmöglich, so daß, zumal noch Nützlichkeitsgründe in Betracht gezogen wurden, die Aussetzung des Kongresses auf einige Zeit wünschenswerth erschien. Bis dahin war Hr. Schützendorf mit Allem einverstanden. Er bereiste sodann, ohne einen Stellvertreter zu beauftragen, verschiedene Gewerbekongresse und gab durch Nichts zu verstehen, daß er von seinen frühern Ansichten zurückgekommen. Unter diesen Umständen hielten es die in Köln anwesenden Mitglieder des Central-Ausschusses für keinen zu kühnen Griff, wenn sie auch ohne Herrn Schützendorf die ohnehin genehmigte Verlegung des Tages ausführten und den 13. August statt des 9. Juli festsetzten. Jeder wird hieraus ermessen, in wie weit Hrn. Schützendorf weder von der Einberufung noch von dem Zwecke eines Kongresses Etwas bekannt war. Mit mehr Recht könnte man wohl sagen, daß Niemand der Zweck und der Sinn seiner desfallsigen Erklärung bekannt ist. Man hätte erwarten können, daß Herr Schützendorf bei seiner letzten mehrtägigen Anwesenheit in Köln Veranlassung genommen, sich über die von ihm seitdem beliebte Stellung zum Central-Ausschusse und seinem Verein, dem er als erster Präsident vorsteht, auszusprechen, und wir haben in dieser Voraussetzung mit der Erfüllung unseres Versprechens in Nro. 74 d. Z. angestanden. Wir haben uns aber getäuscht.
Was geschieht, ist hier schon klar,
Das Warum wird offenbar,
Wenn die Todten auferstehen?
Einstweilen dürfte vielleicht die Erklärung des Herrn Schützendorf durch Folgendes erklärt werden: Um dieselbe Zeit, als Hr. Schützendorf den Central-Ausschuß verleugnete, erhielt er eine Zuschrift von dem hiesigen Vereine der Gewerksmeister, mit der Aufforderung, sich sofort über seinen Austritt aus dem Central-Ausschusse zu erklären, oder sein Mandat als Abgeordneter zum Zunftkongresse zurückzugeben Hr. Schützendorf ist aber noch zur Stunde wohlbestallter Vertreter der Kölner Gewerke in Frankfurt. Wie es aber mit seiner Demokratie steht, müssen sein Verein und der Central-Ausschuß bis jetzt noch rathen.
Der Gerant, Korff.
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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