Neue Rheinische Zeitung. Nr. 84. Köln, 24. August 1848.lizei-Verordnungen und Gesetzen möglichst vertraut machen; eine gedruckte Sammlung derselben soll ihm ausgehändigt werden. §. 12. Sein Dienst besteht darin, Uebertretungen jener Gesetze und Verordnungen möglichst vorzubeugen, wenn sie aber geschehen sind, pflichtmäßig und wahrheitsgetreu anzuzeigen; die Anzeigen müssen durch genaue Angaben des Thatbestandes, der etwaigen Zeugen, der Verdachtsgründe etc. so vollständig gemacht werden, daß eine Bestrafung des Kontravenienten möglich wird. - Da die meisten Schutzmänner in der Abfassung genügender Protokolle unerfahren sind, so sollen sie ihre Anzeigen an die Wachtmeister der Wache erstatten und diese sollen die Protokolle aufnehmen und von den Anzeigern unterschreiben lassen. §. 14. Während des Patrouillendienstes soll der Schutzmann hauptsächlich auf Erhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit bedacht sein; zu dem Ende jeden Auflauf und Tumult möglichst verhindern und unterdrücken, wenn nöthig durch Abführung des- oder derjenigen, welche die Veranlassung dazu gegeben, nach der Wache. Gelingt es ihm nicht die Ruhe wieder herzustellen, so hat er schleunigst dem wachthabenden Wachtmeister Meldung zu machen, der dann mit Hülfsmannschaften herbeizueilen, und wenn auch mit diesen die Herstellung der Ruhe nicht gelingt, die benachbarten Wachen zu requiriren u. gleichzeitig Meldung an den Hauptmann zu machen hat. §. 15. Verdächtige Personen, welche sich nicht legitimiren können, hat der Patrouilleur anzuhalten und auf die Wache zu führen. §. 17. Besonders Abends und Nachts hat der Patrouilleur obdachlose Herumtreiber und Frauenzimmer, welche Straßenhurerei treiben, aufzugreifen und auf die Wache zu bringen, von dort werden sie der betreffenden Behörde vorgeführt. Ebenso sind nächtliche Ruhestörer auf die Wache zu führen. §. 19. Die Schutzmänner sollen wo möglich immer in demselben Reviere patrouilliren, damit sie sich mit allen Verhältnissen und Einwohnern dieses Reviers bekannt machen können. Sie müssen wissen, wer in diesem Reviere wohnt und welches Geschäft jeder einzelne Hauseigenthümer und Miether treibt; verdächtige oder unter Polizei-Aufsicht stehende Personen müssen sie besonders genau beobachten, und wenn solche Nachts häufig nicht nach Hause kommen, die Orte zu ermitteln suchen, wo sie sich aufhalten, in diesem Falle auch wegen der unter Polizei-Aufsicht stehenden Anzeige machen; sie müssen kontrolliren, ob eingetroffene Fremde, neu eingezogene Miether, neues Gesinde etc. gehörig angemeldet ist; kurz, es darf in diesem Reviere ihrer Aufmerksamkeit nichts einigermaßen Beachtenswerthes entgehen. §. 21. Wenn die Schutzmänner mit der Bürgerwehr zusammentreffen, so sollen sie sich gegen dieselbe mit Anstand, Ruhe und Festigkeit benehmen; den Befehlen der Offiziere der Bürgerwehr sind die Schutzmänner nicht unterworfen. §. 22. Bei militärischen Uebungen, und wenn die Schutzmänner in geschlossenen Trupps unter Kommando ihrer Vorgesetzten agiren, müssen sie den Kommando's augenblickliche Folge leisten und sich überhaupt gerade so benehmen, wie der Soldat in Reihe und Glied. §. 23. Von seinen Waffen darf der Schutzmann außer dem §. 22 vorgesehenen Falle, nur im äußersten Nothfalle Gebrauch machen, nämlich nur: a) wenn Gewalt oder Thätlichkeit gegen ihn selbst bei Ausübung seines Dienstes verübt wird; b) wenn auf der That entdeckte oder sonst verfolgte Verbrecher sich ihrer Verhaftung mit offener Gewalt oder mit gefährlichen Drohungen widersetzen; c) wenn er auf andere Weise den ihm angewiesenen Posten nicht behaupten, oder die ihm anvertrauten Personen nicht schützen kann. §. 24. Ueber alle Dienst-Angelegenheiten muß der Schutzmann die unbedingteste Verschwiegenheit beobachten. Ausplaudern dienstlicher Geheimnisse wird mit Entlassung aus dem Dienste gestraft. §. 26. Den nicht gerade im Dienste befindlichen Schutzmännern liegen, wenn sie zufällige Wahrnehmungen machen, dieselbe Verpflichtungen ob, wie den im Dienste befindlichen. §. 27. Jedes besondere polizeiliche Geschäft, welches dem Schutzmann übertragen werden möchte, soll er rechtzeitig mit Treue und Eifer ausführen. §. 28. Wenn der Schutzmann auf der Straße im Dienste ist, soll er sich alles Plauderns mit Leuten aus dem Publikum enthalten. §. 29. Besonders eifrige und umsichtige Schutzmänner sollen durch Beförderung zu Wachtmeistern oder durch Geld-Renumerationen belohnt werden. Die heutige Sitzung der Vereinbarungs-Versammlung, welche erst um 5 Uhr Nachmittags begann, war nur zur Wahl des neuen Präsidiums bestimmt. Die Stimmzettel werden abgegeben und das Resultat wird in der morgenden Sitzung veröffentlicht. Die Wahl Grabow's zum Präsidenten ist unzweifelhaft, da kein Anderer von irgend einer Partei als Kandidat aufgestellt ist. Nachschrift. Man befürchtet heute Abend Unruhen in Folge der Charlottenburger Excesse. Eine große Masse Volks versammelt sich eben am Opernhaus und will nach Charlottenburg ziehen um Rache zu üben, da von Seiten des Ministeriums, trotz seiner der Deputation gegebenen Versprechungen, auch nicht das Geringste geschehen ist. Die Anstifter und Theilnehmer an den gestrigen Excessen sind bekannt, aber keine einzige Verhaftung, die das Volk beruhigt hätte, ist vorgenommen. Das Volk sieht, daß das Ministerium für die Reaktion Partei nimmt, kein Recht ausübt, deshalb will es selbst Recht üben. 40 Berlin, 21. Aug. Sie werden bereits von dem Charlottenburger Attentat vernommen haben, von den Bestialitäten, mit denen die Preußenpartei ihre langgehegte Wuth an einem kleinen Häuflein von Demokraten ausließ, von den planmäßigen Angriffen auf Leben und Eigenthum, welche an den Demokraten als Aufruhr und Plünderung mit jahrelanger Zuchthausstrafe geahndet worden wären, denen aber bei dieser Partei das wackere Ministerium der That ruhig zusieht. Lassen Sie sich die nähern Details in Kürze mittheilen. In Charlottenburg, welches sich bereits durch seine Angriffe auf unsere März-Gefangenen, und vor Kurzem erst wieder auf die Studenten, einen loyalen Ruf erworben hat, wurde in vergangener Woche ein demokratischer Klub gegründet. Der Pöbel, aufgehetzt durch die hohen Beamten und durch die Soldateska, widersetzte sich dessen Zusammenkommen und warf die Mitglieder mit Steinen. Als sich dieselben bei dem Buchhändler Egbert Bauer versammelten, stürmten sie dessen Haus, zogen ihn sowohl als seinen Bruder, Bruno Bauer, auf die Straße, und prügelten und mißhandelten beide. Das zweite Garderegiment, welches zur Parade aufgestellt war, sah der Sache ruhig und lächelnd zu. Die Bürgerwehr, die sich unter den Pöbel mischte, leistete zwar wesentliche Dienste, aber nicht im Interesse der Ruhe, sondern beim Mißhandeln der Demokraten. Bauer's Haus wurde demolirt, der Kaufmann Jakoby aus seinem Haus geschleppt und höchst gefährlich verwundet; einem Arbeiter ist das Bein zerschlagen. Die Polizei war ruhig auf dem Platze und sah mit großer Gemüthlichkeit zu. Der Major der Bürgerwehr brachte die beiden Bauer nach dem Schulhause, äußerte aber, daß er nicht im Stande sei, die Bürgerwehr zur Aufrechthaltung der Ruhe herbeizuholen; die Leute lachten ihn aus. Der Herr Major gehört dem "patriotischen" Vereine an. Ein verwundeter Maurer hat zu Protokoll ausgesagt, daß der Herr Land- und Stadtgerichtsdirektor Gartz die Leute dazu aufgefordert habe, Bauer's Haus zu demoliren, und sich erboten es zu beschwören. - Um 7 Uhr kam die Kunde in den Berliner Kongreß der Demokraten der Mark Brandenburg, welcher jetzt hier versammelt ist. Es wurde eine Deputation, an deren Spitze sich der Präsident des demokratischen Klubs, Abgeordneter Assessor Schramm und der Kammerg.-Assess. Hertzfeld befanden, an den Minister des Innern gesandt. Sie trafen ihn bei Herrn v. Auerswald. Der konstitutionelle Minister Kühlwetter wußte noch nichts von der ganzen Sache, versprach aber, wie gewöhnlich, Alles zu thun! - Als die beiden Volksversammlungen, welche gerade stattfanden, die Nachricht bekamen, wollten sie Rache nehmen, und es hat schwer gehalten, sie davon abzubringen. Wir werden nun sehen, was das Ministerium der That gegen solche Akte der Brutalität, wo weder Person, noch Eigenthum, noch Hausrecht gesichert ist, thun wird, um die Missethäter zu bestrafen, oder ob es sie, wie den Kommandanten von Schweidnitz, zu ihrem Vergnügen herumreisen läßt. 27 Breslau, 19. August. In Betreff der früheren Nachrichten aus Rußland haben wir bis jetzt weder eine Bestätigung noch eine Widerlegung erhalten. Der letzte Zug der oberschlesischen Bahn (von gestern Abend) brachte nichts Neues. Nur so viel wird von Reisenden aus Krakau versichert, daß in Warschau Alles ruhig ist. Aus Schweidnitz erfahren wir, daß gestern das Füsilier-Bataillon der 22er, welches im Auftrage der Reaction so viel Bürgerblut auf sich geladen, endlich abmarschirt ist. * Wien, 17. Aug. Eine Anzahl Mitglieder der akademischen Legion begab sich gestern zu Sr. Maj. dem Kaiser, um ihm die Gefahren für die öffentliche Ruhe vorzustellen, welche durch die fernere Anwesenheit der Cibini erwachsen würden. Das fruchtete. Kaum war eine Stunde verflossen, so war die schwarzgelbe Katze abgereist und die Kamarilla verliert an ihr eine der perfidesten, durchtriebensten und thätigsten Kreaturen. Schweidnitz, 19. August. Nachdem gestern Nachmittag noch zwei Kompagnien des 2. Bat. 7. Inf. Reg. per Eisenbahn hier angekommen waren, so daß gegenwärtig dieses ganze Bataillon hier steht, - verließen zwischen 4 und 5 Uhr die Zweiundzwanziger unsere Stadt, um nimmer wieder zu kehren, - wie wir hoffen. Dieser Abmarsch, der ganz im Geheimen betrieben worden zu sein scheint, kam recht unerwartet, aber nichtsdestoweniger sehr erwünscht. Der Bestimmungsort dieses Truppentheils ist noch nicht bekannt; vorläufig ist er auf den benachbarten Dörfern Weizenrodau, Wilkau, Nitschendorf, Kirschdorf etc. einquartiert. (A. O.-Z.) 102 Posen, 19. Aug. Heute früh ist eine Deputation aus 6 Personen von hier nach Berlin abgegangen, um dem Staatsministerium eine Adresse zu überreichen, worin die Belassung des Gen.-Lt. v. Steinäcker in seinem jetzigen Verhältniß beantragt wird. Derselbe wäre mit dem hiesigen Deutschthum so verwachsen, daß der eine ohne den andern Theil nicht bestehen könne; durch ihn würde der Eine im Zaume gehalten, der Andere beschwichtigt, und man könne, wenn die Abberufung zur Wahrheit werde, nicht dafür stehen, daß das deutsche Element, schon genug gekränkt durch die Straflosigkeit der Anstifter der letzten Insurrektion, seine gerechte Erbitterung an der "fremden" Nation auslasse. Das ist so des Pudels Kern: von der Zurücksetzung, welche für Steinäcker in seiner Abberufung füglich gefunden werden kann - kein Wort; überhaupt ist die ganze Adresse des krassesten Egoismus voll, und Sie werden aus einzelnen Stellen ersehen, daß dieselben nur gemildert sind, um "von keinem Standpunkte aus als gehässig angesehen werden zu können." Die Sache macht sich; man fürchtet das Aufhören des Säbel-Regiments, und sucht durch die lautesten Ausbrüche des Patriotismus die anwandelnden Gefühle der Furcht niederzuhalten. An Unterschriften kein Mangel; Soldaten figuriren en Masse und für den circa 1000 Mann starken Schutz-Verein von Owinsk und Umgegend unterschreiben 20 Vertrauensmänner ein für allemal in Pausch und Bogen. Die Deputation will in Berlin so lange bleiben, bis sie eine zufriedenstellende Antwort erhalten hat; persönlich könne man doch nicht so abgespeist werden, als nach Verlauf von Wochen durch eine ministerielle Zuschrift. 15 München, 18. August. Die demokratischen Vereine sind nun auch in Baiern verboten. "Maximilian II, von Gottes Gnaden König von Baiern," und sein Ministerium Ton-Dittmer haben eine Verordnung vereinbart, worin diese die Republik erstrebenden "staatsverrätherischen "Vereine für gesetzwidrig erklärt und die Regierungen angewiesen werden, ihre Theilnehmer mit aller Strenge der alten reaktionären Gesetze zu verfolgen. Im ganzen südwestlichen Deutschland, in Baden, Baiern, Würtemberg - mit Ausnahme von Hohenzollern und Sigmaringen - sind jetzt die demokratischen Vereine glücklich beseitigt und die Landesväter können ruhig schlafen. In der That, das "freie Associationsrecht" macht raschere Fortschritte als die Cholera! 109 Wien, 18. August. Die Betheiligung des Sicherheitsausschusses an der Adresse, welche der Linken Frankfurts zugeschickt wird, ruft heute von Seite der Gift und Galle speienden Reaktionsblätter: "Zuschauer, Presse, Geißel," die fulminanteste Polemik hervor. - Die Geißel, das wüthendste Organ dieser todesröchelnden Absolutisten, sagt in einem "Der vereinigte Ausschuß in Wien erklärt sich für Republik" überschriebenen Ausfall: Oder ist es etwas anders, wenn er eine Adresse eines Klubs unterzeichnet, worin republikanische Prinzipien als die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit erklärt werden?? Jetzt, ihr Männer Wiens, ist es an der Zeit zu zeigen, was ihr wollt und für wen ihr streitet. Keinen Gewaltschritt, (wie gern sähe sie ihn!) nur einfach Zurückruf eurer Vertreter aus dem Ausschuß, der seine ultrademokratische Ansicht einer Menge aufdringen will, die keine (?) republikanischen Ideen hat. Aber auch für euch, verantwortliche Minister, ist es an der Zeit, zu handeln und zu zeigen, welche Farbe ihr vertreten wollt - auch an der Reichsversammlung ist es, zu zeigen, daß sie nicht blos vom Kaiser, sondern von einer, ihr Ansehen usurpirenden, Behörde etwas zu fordern den Muth hat!" Was wird der Krötenteich in Frankfurt dazu sagen, wenn er eine republikanische Adresse von Wien, und nicht etwa von einem Wiener Klub, sondern von der obersten Kommunalbehörde, ja vom Reichstage bekommt; wenn, was kaum zu bezweifeln, das Ministerium dem Hecker Aufenthalt in Wien verstattet? - Die Redakteure des Studentenkurirs veröffentlichen heute eine Danksagung für ihre Befreiung an den Professor Füster, der die Kaution geleistet, an die akademische Legion für ihre Verwendung beim Ministerium, an die Bürger und Wehrmänner und an die Arbeiter, die sich statt der Studenten verhaften lassen wollten. Fischhoff, der neu kreirte Ministerialrath, hat sich bei dieser Gelegenheit noch unpopulärer gemacht, als er es durch sein Haschen nach dieser Stelle schon geworden ist. Sein Sitz auf der äußersten Linken im Reichstag ist blose Heuchelei. Einige Studenten hatten sich im Interesse ihrer gefangenen Kollegen zum Minister Dobblhoff begeben und im Vorzimmer besagten Fischhoff getroffen. Sie glaubten nichts Besseres thun zu können, als diesen zu ersuchen, die Sache gütlich beizulegen. Aber Fischhoff erwiederte mit büreaukratischer Amtsmine: "Nein, dem Gesetze muß Geltung verschafft werden!" Vergebens stellte ein H. Frannelich vor, das betreffende Preßgesetz sei ein provisorisches; man solle die Bürgschaft irgend eines bekannten Bürgers annehmen. Fischhoff bestand auf seiner Meinung, durch die Garde einschreiten zu lassen und begab sich zum Kommandanten der Nationalgarde. Hierauf wendeten sich die Studenten direkt an Dobblhof, der zugab, daß das provisorische Preßgesetz mangelhaft sei und die Sache gütlich beizulegen versprach. - So eben komme ich von einem Spaziergang durch die Straßen. - Das Volk verschlingt die Flugblätter und Zeitungen mit Heißhunger, wie ein Jahrtausende getrockneter Schwamm die Feuchtigkeit einsaugt. Ein Knäul steht um eine Ecke, ein Blatt zu lesen, welches von einem Priester der Universität gegen die Deutsch katholiken geschrieben ist und sich in den entsetzlichsten Schmähungen wider sie ergeht. Alle riefen: "Ein Jesuit, wo wohnt der Kerl!" Ich versichere Sie, binnen 14 Tagen ist ganz Wien nur eine Gemeinde, eine Deutschkatholische. - Auf der morgigen Parade wird der Kaiser, so sagt man, in der Uniform der Nationalgarde erscheinen; er wird die deutschen Farben tragen. Was wird das ewig in der Kabinets-Garde-Uniform steckende Hohenzollern dazu sagen? Doch auch hier wird es nur eine List der Kamarilla sein, die dahin zielt, daß der Kaiser sich die Sympathien der 80,000 Nationalgarden erwerbe. Und dies dürfte trotz Jellachich, Windischgrätz, Radetzky, diesem kabalistischen Dreieck der Monarchie, sich wohl der Mühe verlohnen. Die hiesigen Blätter sind voll von büreaukratisch-soldatischen Greuelscenen aus Galizien und Krakau, von denen ich mir einen Abschnitt zu senden erlaube; die Völker-Aneinanderhetze in der serbisch-kroatisch-illyrisch-österreichischen Vendee vermehrt dieselben täglich mit reichlichen Beiträgen. Wenn das Gewitter sich aus Italien, Böhmen, Ungarn über Wien recht tüchtig zusammengezogen hat und zum Losbruch kommt, wozu vorerst jedoch Ungarn überwunden sein muß, dann wird Europa erzittern, der Tag der endlich wahren Freiheit oder schwärzesten Knechtschaft wird erscheinen. Erinnern Sie sich, daß Wien in Deutschland den Anstoß gegeben; ich hoffe, es wird ihn noch einmal zu geben bald Gelegenheit bekommen. Der Boden wird täglich mehr unterminirt, nicht die Säulen des Herkules werden im Stande sein, den alten Bau länger vor dem Einsturz zu wahren. - 25ste Reichstagssitzung. Vorsitz: Strobach. Nach der gewöhnlichen Einleitung wird die Berathung über den Antrag Kudlich's fortgesetzt. - Sie beginnt zu langweilen. Die öffentliche Meinung fängt an, den Reichstag heftig darüber zu tadeln, daß er nicht tüchtig handelt, statt lange und viel zu schwatzen. Man will keine wortwägenden Amendements und keine glänzenden Reden; man will glänzende, rasche Thaten; man will die sofortige entschädigungslose Aufhebung des Feudalismus, und des Adels. Man wirft dem Reichstag vor, daß er die Zeit und Begeisterung mißachte, das Gewitter sich zusammenthürmen lasse, statt erstere zu schonen und letzteres durch entschiedenes Handeln abzuwenden. Man hat sehr Recht. Hawelka aus Böhmen hält eine konfuse Rede über Ober- und Untereigenthum, Emphyteusis, Jesuitismus und Husitismus und über Nathans des Weisen Satz; scheint indessen zuletzt gleichwohl Aufhebung ohne Entschädigung zu belieben, - wenn es ihm Ernst damit ist. Schuselka zieht einen Vorfall herbei, der den Kuranda betroffen, indem letzterer in Kollin am Abende seiner Verheirathung insultirt worden. Schuselka frägt daher das Ministerium: "Ob es einen Gesetzentwurf für die Unverletzlichkeit der Abgeordneten des Frankfurter Parlaments (!!!???) einbringen wolle? (ridiculus mus! Die Versammlung bleibt stumm.) Der Justizminister erklärt mit Recht, das gehöre nach Frankfurt. Schuselka ist damit nicht zufrieden, weil das Parlament in Böhmen nicht anerkannt werde (ich wollte, es würde überall ebenso verleugnet), der Deputirte also keinen Schutz dort finde. Die Stellung zu Frankfurt werde in der Verfassung erwähnt werden müssen und so könne man anticipando, für die dorthin zu sendenden Deputirten, einen Grundsatz (!!!) aussprechen. Der Justizminister erklärt wiederholt, daß dies hier nicht angehe, Schuselka aber will nun einen Antrag darüber stellen. Jetzt treten noch andere Interpellationswölfe, wie die Presse sie nennt, auf, und Hubicki erkundigt sich beim Kriegsminister, ob für die Nationalgarde genügender Waffenvorrath vorhanden sei. Latour erwiedert mit gewohnter Naivität, der Vorrath von ältern Gewehren sei bereits erschöpft, die Perkussionsgewehre aber seien für die Armee bestimmt, die Nationalgarde könne von ihm daher nichts erhalten. Hubicki: Ob Maßregeln getroffen, Waffen herbeizuschaffen, oder ob sie getroffen würden? Latour: Das sei nicht seine Pflicht, das gehe den Minister des Innern an. Hubicki: Er frage den Minister des Innern, warum die Nationalgarde nicht bewaffnet sei? Dobblhof, wie allzeit unhörbar: Wegen Mangel an Waffen. Es sei bisher unentschieden, ob die Bewaffnung der Nationalgarde dem Staate oder der Gemeine zustehe. Das provisorische Gesetz entscheide sich für das letztere. Hubicki findet gerade das Gegentheil im provisorischen Gesetz. Dobblhof: Er verstehe es umgekehrt. Die Bewaffnung der Nationalgarde von Seite des Staats sei unmöglich. Hubicki, Herrschaftsbesitzer von Olegow aus Galizien: Die Volksbewaffnung sei eine Lebensfrage. Ob das Ministerium einen ungefähren Ausweis darüber habe, wie viele Gewehre zur Bewaffnung der Nationalgarde nöthig seien und ob es gesonnen sei, diese zu besorgen? Dobblhof (unhörbar): Er habe keinen und werde keinen erhalten. Man wisse ja nicht, wie weit das System der Volksbewaffnung gehen solle. Bis jetzt sei nur dort eine Nationalgarde errichtet, wo 1000 Einwohner seien. Manchmal habe ein solcher Ort nur 30, manchmal 200 Nationalgarden. Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Ob der Minister des Innern wisse, wieviel Nationalgarden unter den Waffen seien. Dobblhof: Er könne dieses nicht sagen; müsse sich einen großen Termin ausbedingen, um darauf zu antworten. Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Es sei keine Lächerlichkeit, es handle sich um einen der Hauptgrundsätze der Freiheit; er frage den Minister der Arbeiten, ob er Waffenfabriken angelegt habe? Schwarzer: Fabriken gehören nicht in meinen Ressort! Nachdem noch der Finanz- und der Kriegsminister den obigen ähnliche Ausweichungs-Phrasen zum Besten gegeben, worauf Hubicki mit einem Ausruf, daß periculum in mora sei, sich niedersetzt, hat dieses Balgen mit den ministeriellen Katzen ein Ende. Ingram, ein langweiliger Patron, erhebt sich, um die Ablösung mit Entschädigung zu vertheidigen. Ihm folgt mit denselben Ansichten, Doliak, worauf Sierakowski nochmals, aber vergeblich, auf den Schluß der Debatte anträgt. Der Redner Goriup, die entschädigungslose Aufhebung der Lasten vertheidigend, setzt dieselbe fort und endet unter dem lebhaften Beifalle des Reichstags. - Morgen beginnt die Sitzung wegen der Parade erst um 5 Uhr Nachmittags. Hamburg, 22. Juli.
Sämmtliche Privat- und Geschäftsbriefe von Petersburg und Moskau, erstere vom 16. d. mit dem Dampfboot über Lübeck, sprechen mit keiner Silbe von Unruhen in einer oder der andern dieser Städte. Die Petersburger freuen sich des allmähligen Verschwindens der Cholera; es kamen nur noch 14 bis 15 Fälle täglich vor. (B. H.)Polen. Krakau, 11. Aug. Am 6. Aug. haben etliche Soldaten, die bis jetzt noch nicht ausgemittelt werden konnten einer Magd Hände und Füße zusammengebunden, sie in die Weichsel geworfen, gegenüber dem Orte, den man Krajewski nennt. Etliche Bürger wurden im Bilaner Wäldchen, während eines Spazierganges von acht Feldmessern, mit tüchtigen, buchenen Knülteln bewaffnet, wüthend überfallen. Glücklicherweise schlugen jedoch die sechs Spaziergänger die Banditen in die Flucht, und zwangen sie zum Wegwerfen der Waffen, wovon ein riesiges Exemplar wir gerade bei einem der Ueberfallenen betrachteten. Abends gegen 9 Uhr begegneten einige Korporäle vom Regimente Palombini etlichen Tischlergesellen, die frohen Muthes laut sprechend, scherzend und lachend ihren Weg gingen. Dieses Gelächter nun reizte die schwarze Galle der Gewaltigen, und es fielen Bewaffnete über Wehrlose her. Die Gesellen flohen, wurden aber erreicht, und bekamen für diese neue Frechheit ihren wohlverdienten Lohn, der eine bekam einen schweren Hieb in den Kopf, dem andern wurden beide Hände zerhackt und der dritte kam mit einem Bajonettstoß davon. Ein gewisser Pszczelnielli wurde gegen 11 Uhr Abends von einer Patrouille ohne den geringsten Vorwand überfallen und angehalten; alle vom Regiment Schöhals Nr. 29, Komp. 4. Nicht besänftigt durch den von Pszczelnielli ihnen dargereichten Branntwein (den die Patrouille sich aber wohl schmecken ließ) führte sie ihren Trankgeber, in Begleitung des Polizeidieners Toman, auf die Hauptwache. Gefäustet, gebläut, gekolbt, suchte der Unglückliche Heil in der Flucht, bekam dabei einen Bajonettstich in den lizei-Verordnungen und Gesetzen möglichst vertraut machen; eine gedruckte Sammlung derselben soll ihm ausgehändigt werden. §. 12. Sein Dienst besteht darin, Uebertretungen jener Gesetze und Verordnungen möglichst vorzubeugen, wenn sie aber geschehen sind, pflichtmäßig und wahrheitsgetreu anzuzeigen; die Anzeigen müssen durch genaue Angaben des Thatbestandes, der etwaigen Zeugen, der Verdachtsgründe etc. so vollständig gemacht werden, daß eine Bestrafung des Kontravenienten möglich wird. ‒ Da die meisten Schutzmänner in der Abfassung genügender Protokolle unerfahren sind, so sollen sie ihre Anzeigen an die Wachtmeister der Wache erstatten und diese sollen die Protokolle aufnehmen und von den Anzeigern unterschreiben lassen. §. 14. Während des Patrouillendienstes soll der Schutzmann hauptsächlich auf Erhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit bedacht sein; zu dem Ende jeden Auflauf und Tumult möglichst verhindern und unterdrücken, wenn nöthig durch Abführung des- oder derjenigen, welche die Veranlassung dazu gegeben, nach der Wache. Gelingt es ihm nicht die Ruhe wieder herzustellen, so hat er schleunigst dem wachthabenden Wachtmeister Meldung zu machen, der dann mit Hülfsmannschaften herbeizueilen, und wenn auch mit diesen die Herstellung der Ruhe nicht gelingt, die benachbarten Wachen zu requiriren u. gleichzeitig Meldung an den Hauptmann zu machen hat. §. 15. Verdächtige Personen, welche sich nicht legitimiren können, hat der Patrouilleur anzuhalten und auf die Wache zu führen. §. 17. Besonders Abends und Nachts hat der Patrouilleur obdachlose Herumtreiber und Frauenzimmer, welche Straßenhurerei treiben, aufzugreifen und auf die Wache zu bringen, von dort werden sie der betreffenden Behörde vorgeführt. Ebenso sind nächtliche Ruhestörer auf die Wache zu führen. §. 19. Die Schutzmänner sollen wo möglich immer in demselben Reviere patrouilliren, damit sie sich mit allen Verhältnissen und Einwohnern dieses Reviers bekannt machen können. Sie müssen wissen, wer in diesem Reviere wohnt und welches Geschäft jeder einzelne Hauseigenthümer und Miether treibt; verdächtige oder unter Polizei-Aufsicht stehende Personen müssen sie besonders genau beobachten, und wenn solche Nachts häufig nicht nach Hause kommen, die Orte zu ermitteln suchen, wo sie sich aufhalten, in diesem Falle auch wegen der unter Polizei-Aufsicht stehenden Anzeige machen; sie müssen kontrolliren, ob eingetroffene Fremde, neu eingezogene Miether, neues Gesinde etc. gehörig angemeldet ist; kurz, es darf in diesem Reviere ihrer Aufmerksamkeit nichts einigermaßen Beachtenswerthes entgehen. §. 21. Wenn die Schutzmänner mit der Bürgerwehr zusammentreffen, so sollen sie sich gegen dieselbe mit Anstand, Ruhe und Festigkeit benehmen; den Befehlen der Offiziere der Bürgerwehr sind die Schutzmänner nicht unterworfen. §. 22. Bei militärischen Uebungen, und wenn die Schutzmänner in geschlossenen Trupps unter Kommando ihrer Vorgesetzten agiren, müssen sie den Kommando's augenblickliche Folge leisten und sich überhaupt gerade so benehmen, wie der Soldat in Reihe und Glied. §. 23. Von seinen Waffen darf der Schutzmann außer dem §. 22 vorgesehenen Falle, nur im äußersten Nothfalle Gebrauch machen, nämlich nur: a) wenn Gewalt oder Thätlichkeit gegen ihn selbst bei Ausübung seines Dienstes verübt wird; b) wenn auf der That entdeckte oder sonst verfolgte Verbrecher sich ihrer Verhaftung mit offener Gewalt oder mit gefährlichen Drohungen widersetzen; c) wenn er auf andere Weise den ihm angewiesenen Posten nicht behaupten, oder die ihm anvertrauten Personen nicht schützen kann. §. 24. Ueber alle Dienst-Angelegenheiten muß der Schutzmann die unbedingteste Verschwiegenheit beobachten. Ausplaudern dienstlicher Geheimnisse wird mit Entlassung aus dem Dienste gestraft. §. 26. Den nicht gerade im Dienste befindlichen Schutzmännern liegen, wenn sie zufällige Wahrnehmungen machen, dieselbe Verpflichtungen ob, wie den im Dienste befindlichen. §. 27. Jedes besondere polizeiliche Geschäft, welches dem Schutzmann übertragen werden möchte, soll er rechtzeitig mit Treue und Eifer ausführen. §. 28. Wenn der Schutzmann auf der Straße im Dienste ist, soll er sich alles Plauderns mit Leuten aus dem Publikum enthalten. §. 29. Besonders eifrige und umsichtige Schutzmänner sollen durch Beförderung zu Wachtmeistern oder durch Geld-Renumerationen belohnt werden. Die heutige Sitzung der Vereinbarungs-Versammlung, welche erst um 5 Uhr Nachmittags begann, war nur zur Wahl des neuen Präsidiums bestimmt. Die Stimmzettel werden abgegeben und das Resultat wird in der morgenden Sitzung veröffentlicht. Die Wahl Grabow's zum Präsidenten ist unzweifelhaft, da kein Anderer von irgend einer Partei als Kandidat aufgestellt ist. Nachschrift. Man befürchtet heute Abend Unruhen in Folge der Charlottenburger Excesse. Eine große Masse Volks versammelt sich eben am Opernhaus und will nach Charlottenburg ziehen um Rache zu üben, da von Seiten des Ministeriums, trotz seiner der Deputation gegebenen Versprechungen, auch nicht das Geringste geschehen ist. Die Anstifter und Theilnehmer an den gestrigen Excessen sind bekannt, aber keine einzige Verhaftung, die das Volk beruhigt hätte, ist vorgenommen. Das Volk sieht, daß das Ministerium für die Reaktion Partei nimmt, kein Recht ausübt, deshalb will es selbst Recht üben. 40 Berlin, 21. Aug. Sie werden bereits von dem Charlottenburger Attentat vernommen haben, von den Bestialitäten, mit denen die Preußenpartei ihre langgehegte Wuth an einem kleinen Häuflein von Demokraten ausließ, von den planmäßigen Angriffen auf Leben und Eigenthum, welche an den Demokraten als Aufruhr und Plünderung mit jahrelanger Zuchthausstrafe geahndet worden wären, denen aber bei dieser Partei das wackere Ministerium der That ruhig zusieht. Lassen Sie sich die nähern Details in Kürze mittheilen. In Charlottenburg, welches sich bereits durch seine Angriffe auf unsere März-Gefangenen, und vor Kurzem erst wieder auf die Studenten, einen loyalen Ruf erworben hat, wurde in vergangener Woche ein demokratischer Klub gegründet. Der Pöbel, aufgehetzt durch die hohen Beamten und durch die Soldateska, widersetzte sich dessen Zusammenkommen und warf die Mitglieder mit Steinen. Als sich dieselben bei dem Buchhändler Egbert Bauer versammelten, stürmten sie dessen Haus, zogen ihn sowohl als seinen Bruder, Bruno Bauer, auf die Straße, und prügelten und mißhandelten beide. Das zweite Garderegiment, welches zur Parade aufgestellt war, sah der Sache ruhig und lächelnd zu. Die Bürgerwehr, die sich unter den Pöbel mischte, leistete zwar wesentliche Dienste, aber nicht im Interesse der Ruhe, sondern beim Mißhandeln der Demokraten. Bauer's Haus wurde demolirt, der Kaufmann Jakoby aus seinem Haus geschleppt und höchst gefährlich verwundet; einem Arbeiter ist das Bein zerschlagen. Die Polizei war ruhig auf dem Platze und sah mit großer Gemüthlichkeit zu. Der Major der Bürgerwehr brachte die beiden Bauer nach dem Schulhause, äußerte aber, daß er nicht im Stande sei, die Bürgerwehr zur Aufrechthaltung der Ruhe herbeizuholen; die Leute lachten ihn aus. Der Herr Major gehört dem „patriotischen“ Vereine an. Ein verwundeter Maurer hat zu Protokoll ausgesagt, daß der Herr Land- und Stadtgerichtsdirektor Gartz die Leute dazu aufgefordert habe, Bauer's Haus zu demoliren, und sich erboten es zu beschwören. ‒ Um 7 Uhr kam die Kunde in den Berliner Kongreß der Demokraten der Mark Brandenburg, welcher jetzt hier versammelt ist. Es wurde eine Deputation, an deren Spitze sich der Präsident des demokratischen Klubs, Abgeordneter Assessor Schramm und der Kammerg.-Assess. Hertzfeld befanden, an den Minister des Innern gesandt. Sie trafen ihn bei Herrn v. Auerswald. Der konstitutionelle Minister Kühlwetter wußte noch nichts von der ganzen Sache, versprach aber, wie gewöhnlich, Alles zu thun! ‒ Als die beiden Volksversammlungen, welche gerade stattfanden, die Nachricht bekamen, wollten sie Rache nehmen, und es hat schwer gehalten, sie davon abzubringen. Wir werden nun sehen, was das Ministerium der That gegen solche Akte der Brutalität, wo weder Person, noch Eigenthum, noch Hausrecht gesichert ist, thun wird, um die Missethäter zu bestrafen, oder ob es sie, wie den Kommandanten von Schweidnitz, zu ihrem Vergnügen herumreisen läßt. 27 Breslau, 19. August. In Betreff der früheren Nachrichten aus Rußland haben wir bis jetzt weder eine Bestätigung noch eine Widerlegung erhalten. Der letzte Zug der oberschlesischen Bahn (von gestern Abend) brachte nichts Neues. Nur so viel wird von Reisenden aus Krakau versichert, daß in Warschau Alles ruhig ist. Aus Schweidnitz erfahren wir, daß gestern das Füsilier-Bataillon der 22er, welches im Auftrage der Reaction so viel Bürgerblut auf sich geladen, endlich abmarschirt ist. * Wien, 17. Aug. Eine Anzahl Mitglieder der akademischen Legion begab sich gestern zu Sr. Maj. dem Kaiser, um ihm die Gefahren für die öffentliche Ruhe vorzustellen, welche durch die fernere Anwesenheit der Cibini erwachsen würden. Das fruchtete. Kaum war eine Stunde verflossen, so war die schwarzgelbe Katze abgereist und die Kamarilla verliert an ihr eine der perfidesten, durchtriebensten und thätigsten Kreaturen. Schweidnitz, 19. August. Nachdem gestern Nachmittag noch zwei Kompagnien des 2. Bat. 7. Inf. Reg. per Eisenbahn hier angekommen waren, so daß gegenwärtig dieses ganze Bataillon hier steht, ‒ verließen zwischen 4 und 5 Uhr die Zweiundzwanziger unsere Stadt, um nimmer wieder zu kehren, ‒ wie wir hoffen. Dieser Abmarsch, der ganz im Geheimen betrieben worden zu sein scheint, kam recht unerwartet, aber nichtsdestoweniger sehr erwünscht. Der Bestimmungsort dieses Truppentheils ist noch nicht bekannt; vorläufig ist er auf den benachbarten Dörfern Weizenrodau, Wilkau, Nitschendorf, Kirschdorf etc. einquartiert. (A. O.-Z.) 102 Posen, 19. Aug. Heute früh ist eine Deputation aus 6 Personen von hier nach Berlin abgegangen, um dem Staatsministerium eine Adresse zu überreichen, worin die Belassung des Gen.-Lt. v. Steinäcker in seinem jetzigen Verhältniß beantragt wird. Derselbe wäre mit dem hiesigen Deutschthum so verwachsen, daß der eine ohne den andern Theil nicht bestehen könne; durch ihn würde der Eine im Zaume gehalten, der Andere beschwichtigt, und man könne, wenn die Abberufung zur Wahrheit werde, nicht dafür stehen, daß das deutsche Element, schon genug gekränkt durch die Straflosigkeit der Anstifter der letzten Insurrektion, seine gerechte Erbitterung an der „fremden“ Nation auslasse. Das ist so des Pudels Kern: von der Zurücksetzung, welche für Steinäcker in seiner Abberufung füglich gefunden werden kann ‒ kein Wort; überhaupt ist die ganze Adresse des krassesten Egoismus voll, und Sie werden aus einzelnen Stellen ersehen, daß dieselben nur gemildert sind, um „von keinem Standpunkte aus als gehässig angesehen werden zu können.“ Die Sache macht sich; man fürchtet das Aufhören des Säbel-Regiments, und sucht durch die lautesten Ausbrüche des Patriotismus die anwandelnden Gefühle der Furcht niederzuhalten. An Unterschriften kein Mangel; Soldaten figuriren en Masse und für den circa 1000 Mann starken Schutz-Verein von Owinsk und Umgegend unterschreiben 20 Vertrauensmänner ein für allemal in Pausch und Bogen. Die Deputation will in Berlin so lange bleiben, bis sie eine zufriedenstellende Antwort erhalten hat; persönlich könne man doch nicht so abgespeist werden, als nach Verlauf von Wochen durch eine ministerielle Zuschrift. 15 München, 18. August. Die demokratischen Vereine sind nun auch in Baiern verboten. „Maximilian II, von Gottes Gnaden König von Baiern,“ und sein Ministerium Ton-Dittmer haben eine Verordnung vereinbart, worin diese die Republik erstrebenden „staatsverrätherischen „Vereine für gesetzwidrig erklärt und die Regierungen angewiesen werden, ihre Theilnehmer mit aller Strenge der alten reaktionären Gesetze zu verfolgen. Im ganzen südwestlichen Deutschland, in Baden, Baiern, Würtemberg ‒ mit Ausnahme von Hohenzollern und Sigmaringen ‒ sind jetzt die demokratischen Vereine glücklich beseitigt und die Landesväter können ruhig schlafen. In der That, das „freie Associationsrecht“ macht raschere Fortschritte als die Cholera! 109 Wien, 18. August. Die Betheiligung des Sicherheitsausschusses an der Adresse, welche der Linken Frankfurts zugeschickt wird, ruft heute von Seite der Gift und Galle speienden Reaktionsblätter: „Zuschauer, Presse, Geißel,“ die fulminanteste Polemik hervor. ‒ Die Geißel, das wüthendste Organ dieser todesröchelnden Absolutisten, sagt in einem „Der vereinigte Ausschuß in Wien erklärt sich für Republik“ überschriebenen Ausfall: Oder ist es etwas anders, wenn er eine Adresse eines Klubs unterzeichnet, worin republikanische Prinzipien als die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit erklärt werden?? Jetzt, ihr Männer Wiens, ist es an der Zeit zu zeigen, was ihr wollt und für wen ihr streitet. Keinen Gewaltschritt, (wie gern sähe sie ihn!) nur einfach Zurückruf eurer Vertreter aus dem Ausschuß, der seine ultrademokratische Ansicht einer Menge aufdringen will, die keine (?) republikanischen Ideen hat. Aber auch für euch, verantwortliche Minister, ist es an der Zeit, zu handeln und zu zeigen, welche Farbe ihr vertreten wollt ‒ auch an der Reichsversammlung ist es, zu zeigen, daß sie nicht blos vom Kaiser, sondern von einer, ihr Ansehen usurpirenden, Behörde etwas zu fordern den Muth hat!“ Was wird der Krötenteich in Frankfurt dazu sagen, wenn er eine republikanische Adresse von Wien, und nicht etwa von einem Wiener Klub, sondern von der obersten Kommunalbehörde, ja vom Reichstage bekommt; wenn, was kaum zu bezweifeln, das Ministerium dem Hecker Aufenthalt in Wien verstattet? ‒ Die Redakteure des Studentenkurirs veröffentlichen heute eine Danksagung für ihre Befreiung an den Professor Füster, der die Kaution geleistet, an die akademische Legion für ihre Verwendung beim Ministerium, an die Bürger und Wehrmänner und an die Arbeiter, die sich statt der Studenten verhaften lassen wollten. Fischhoff, der neu kreirte Ministerialrath, hat sich bei dieser Gelegenheit noch unpopulärer gemacht, als er es durch sein Haschen nach dieser Stelle schon geworden ist. Sein Sitz auf der äußersten Linken im Reichstag ist blose Heuchelei. Einige Studenten hatten sich im Interesse ihrer gefangenen Kollegen zum Minister Dobblhoff begeben und im Vorzimmer besagten Fischhoff getroffen. Sie glaubten nichts Besseres thun zu können, als diesen zu ersuchen, die Sache gütlich beizulegen. Aber Fischhoff erwiederte mit büreaukratischer Amtsmine: „Nein, dem Gesetze muß Geltung verschafft werden!“ Vergebens stellte ein H. Frannelich vor, das betreffende Preßgesetz sei ein provisorisches; man solle die Bürgschaft irgend eines bekannten Bürgers annehmen. Fischhoff bestand auf seiner Meinung, durch die Garde einschreiten zu lassen und begab sich zum Kommandanten der Nationalgarde. Hierauf wendeten sich die Studenten direkt an Dobblhof, der zugab, daß das provisorische Preßgesetz mangelhaft sei und die Sache gütlich beizulegen versprach. ‒ So eben komme ich von einem Spaziergang durch die Straßen. ‒ Das Volk verschlingt die Flugblätter und Zeitungen mit Heißhunger, wie ein Jahrtausende getrockneter Schwamm die Feuchtigkeit einsaugt. Ein Knäul steht um eine Ecke, ein Blatt zu lesen, welches von einem Priester der Universität gegen die Deutsch katholiken geschrieben ist und sich in den entsetzlichsten Schmähungen wider sie ergeht. Alle riefen: „Ein Jesuit, wo wohnt der Kerl!“ Ich versichere Sie, binnen 14 Tagen ist ganz Wien nur eine Gemeinde, eine Deutschkatholische. ‒ Auf der morgigen Parade wird der Kaiser, so sagt man, in der Uniform der Nationalgarde erscheinen; er wird die deutschen Farben tragen. Was wird das ewig in der Kabinets-Garde-Uniform steckende Hohenzollern dazu sagen? Doch auch hier wird es nur eine List der Kamarilla sein, die dahin zielt, daß der Kaiser sich die Sympathien der 80,000 Nationalgarden erwerbe. Und dies dürfte trotz Jellachich, Windischgrätz, Radetzky, diesem kabalistischen Dreieck der Monarchie, sich wohl der Mühe verlohnen. Die hiesigen Blätter sind voll von büreaukratisch-soldatischen Greuelscenen aus Galizien und Krakau, von denen ich mir einen Abschnitt zu senden erlaube; die Völker-Aneinanderhetze in der serbisch-kroatisch-illyrisch-österreichischen Vendée vermehrt dieselben täglich mit reichlichen Beiträgen. Wenn das Gewitter sich aus Italien, Böhmen, Ungarn über Wien recht tüchtig zusammengezogen hat und zum Losbruch kommt, wozu vorerst jedoch Ungarn überwunden sein muß, dann wird Europa erzittern, der Tag der endlich wahren Freiheit oder schwärzesten Knechtschaft wird erscheinen. Erinnern Sie sich, daß Wien in Deutschland den Anstoß gegeben; ich hoffe, es wird ihn noch einmal zu geben bald Gelegenheit bekommen. Der Boden wird täglich mehr unterminirt, nicht die Säulen des Herkules werden im Stande sein, den alten Bau länger vor dem Einsturz zu wahren. ‒ 25ste Reichstagssitzung. Vorsitz: Strobach. Nach der gewöhnlichen Einleitung wird die Berathung über den Antrag Kudlich's fortgesetzt. ‒ Sie beginnt zu langweilen. Die öffentliche Meinung fängt an, den Reichstag heftig darüber zu tadeln, daß er nicht tüchtig handelt, statt lange und viel zu schwatzen. Man will keine wortwägenden Amendements und keine glänzenden Reden; man will glänzende, rasche Thaten; man will die sofortige entschädigungslose Aufhebung des Feudalismus, und des Adels. Man wirft dem Reichstag vor, daß er die Zeit und Begeisterung mißachte, das Gewitter sich zusammenthürmen lasse, statt erstere zu schonen und letzteres durch entschiedenes Handeln abzuwenden. Man hat sehr Recht. Hawelka aus Böhmen hält eine konfuse Rede über Ober- und Untereigenthum, Emphyteusis, Jesuitismus und Husitismus und über Nathans des Weisen Satz; scheint indessen zuletzt gleichwohl Aufhebung ohne Entschädigung zu belieben, ‒ wenn es ihm Ernst damit ist. Schuselka zieht einen Vorfall herbei, der den Kuranda betroffen, indem letzterer in Kollin am Abende seiner Verheirathung insultirt worden. Schuselka frägt daher das Ministerium: „Ob es einen Gesetzentwurf für die Unverletzlichkeit der Abgeordneten des Frankfurter Parlaments (!!!???) einbringen wolle? (ridiculus mus! Die Versammlung bleibt stumm.) Der Justizminister erklärt mit Recht, das gehöre nach Frankfurt. Schuselka ist damit nicht zufrieden, weil das Parlament in Böhmen nicht anerkannt werde (ich wollte, es würde überall ebenso verleugnet), der Deputirte also keinen Schutz dort finde. Die Stellung zu Frankfurt werde in der Verfassung erwähnt werden müssen und so könne man anticipando, für die dorthin zu sendenden Deputirten, einen Grundsatz (!!!) aussprechen. Der Justizminister erklärt wiederholt, daß dies hier nicht angehe, Schuselka aber will nun einen Antrag darüber stellen. Jetzt treten noch andere Interpellationswölfe, wie die Presse sie nennt, auf, und Hubicki erkundigt sich beim Kriegsminister, ob für die Nationalgarde genügender Waffenvorrath vorhanden sei. Latour erwiedert mit gewohnter Naivität, der Vorrath von ältern Gewehren sei bereits erschöpft, die Perkussionsgewehre aber seien für die Armee bestimmt, die Nationalgarde könne von ihm daher nichts erhalten. Hubicki: Ob Maßregeln getroffen, Waffen herbeizuschaffen, oder ob sie getroffen würden? Latour: Das sei nicht seine Pflicht, das gehe den Minister des Innern an. Hubicki: Er frage den Minister des Innern, warum die Nationalgarde nicht bewaffnet sei? Dobblhof, wie allzeit unhörbar: Wegen Mangel an Waffen. Es sei bisher unentschieden, ob die Bewaffnung der Nationalgarde dem Staate oder der Gemeine zustehe. Das provisorische Gesetz entscheide sich für das letztere. Hubicki findet gerade das Gegentheil im provisorischen Gesetz. Dobblhof: Er verstehe es umgekehrt. Die Bewaffnung der Nationalgarde von Seite des Staats sei unmöglich. Hubicki, Herrschaftsbesitzer von Olegow aus Galizien: Die Volksbewaffnung sei eine Lebensfrage. Ob das Ministerium einen ungefähren Ausweis darüber habe, wie viele Gewehre zur Bewaffnung der Nationalgarde nöthig seien und ob es gesonnen sei, diese zu besorgen? Dobblhof (unhörbar): Er habe keinen und werde keinen erhalten. Man wisse ja nicht, wie weit das System der Volksbewaffnung gehen solle. Bis jetzt sei nur dort eine Nationalgarde errichtet, wo 1000 Einwohner seien. Manchmal habe ein solcher Ort nur 30, manchmal 200 Nationalgarden. Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Ob der Minister des Innern wisse, wieviel Nationalgarden unter den Waffen seien. Dobblhof: Er könne dieses nicht sagen; müsse sich einen großen Termin ausbedingen, um darauf zu antworten. Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Es sei keine Lächerlichkeit, es handle sich um einen der Hauptgrundsätze der Freiheit; er frage den Minister der Arbeiten, ob er Waffenfabriken angelegt habe? Schwarzer: Fabriken gehören nicht in meinen Ressort! Nachdem noch der Finanz- und der Kriegsminister den obigen ähnliche Ausweichungs-Phrasen zum Besten gegeben, worauf Hubicki mit einem Ausruf, daß periculum in mora sei, sich niedersetzt, hat dieses Balgen mit den ministeriellen Katzen ein Ende. Ingram, ein langweiliger Patron, erhebt sich, um die Ablösung mit Entschädigung zu vertheidigen. Ihm folgt mit denselben Ansichten, Doliak, worauf Sierakowski nochmals, aber vergeblich, auf den Schluß der Debatte anträgt. Der Redner Goriup, die entschädigungslose Aufhebung der Lasten vertheidigend, setzt dieselbe fort und endet unter dem lebhaften Beifalle des Reichstags. ‒ Morgen beginnt die Sitzung wegen der Parade erst um 5 Uhr Nachmittags. Hamburg, 22. Juli.
Sämmtliche Privat- und Geschäftsbriefe von Petersburg und Moskau, erstere vom 16. d. mit dem Dampfboot über Lübeck, sprechen mit keiner Silbe von Unruhen in einer oder der andern dieser Städte. Die Petersburger freuen sich des allmähligen Verschwindens der Cholera; es kamen nur noch 14 bis 15 Fälle täglich vor. (B. H.)Polen. Krakau, 11. Aug. Am 6. Aug. haben etliche Soldaten, die bis jetzt noch nicht ausgemittelt werden konnten einer Magd Hände und Füße zusammengebunden, sie in die Weichsel geworfen, gegenüber dem Orte, den man Krajewski nennt. Etliche Bürger wurden im Bilaner Wäldchen, während eines Spazierganges von acht Feldmessern, mit tüchtigen, buchenen Knülteln bewaffnet, wüthend überfallen. Glücklicherweise schlugen jedoch die sechs Spaziergänger die Banditen in die Flucht, und zwangen sie zum Wegwerfen der Waffen, wovon ein riesiges Exemplar wir gerade bei einem der Ueberfallenen betrachteten. Abends gegen 9 Uhr begegneten einige Korporäle vom Regimente Palombini etlichen Tischlergesellen, die frohen Muthes laut sprechend, scherzend und lachend ihren Weg gingen. Dieses Gelächter nun reizte die schwarze Galle der Gewaltigen, und es fielen Bewaffnete über Wehrlose her. Die Gesellen flohen, wurden aber erreicht, und bekamen für diese neue Frechheit ihren wohlverdienten Lohn, der eine bekam einen schweren Hieb in den Kopf, dem andern wurden beide Hände zerhackt und der dritte kam mit einem Bajonettstoß davon. Ein gewisser Pszczelnielli wurde gegen 11 Uhr Abends von einer Patrouille ohne den geringsten Vorwand überfallen und angehalten; alle vom Regiment Schöhals Nr. 29, Komp. 4. Nicht besänftigt durch den von Pszczelnielli ihnen dargereichten Branntwein (den die Patrouille sich aber wohl schmecken ließ) führte sie ihren Trankgeber, in Begleitung des Polizeidieners Toman, auf die Hauptwache. Gefäustet, gebläut, gekolbt, suchte der Unglückliche Heil in der Flucht, bekam dabei einen Bajonettstich in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar084_003" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0428"/> lizei-Verordnungen und Gesetzen möglichst vertraut machen; eine gedruckte Sammlung derselben soll ihm ausgehändigt werden.</p> <p>§. 12. Sein Dienst besteht darin, Uebertretungen jener Gesetze und Verordnungen möglichst vorzubeugen, wenn sie aber geschehen sind, pflichtmäßig und wahrheitsgetreu anzuzeigen; die Anzeigen müssen durch genaue Angaben des Thatbestandes, der etwaigen Zeugen, der Verdachtsgründe etc. so vollständig gemacht werden, daß eine Bestrafung des Kontravenienten möglich wird. ‒ Da die meisten Schutzmänner in der Abfassung genügender Protokolle unerfahren sind, so sollen sie ihre Anzeigen an die Wachtmeister der Wache erstatten und diese sollen die Protokolle aufnehmen und von den Anzeigern unterschreiben lassen.</p> <p>§. 14. Während des Patrouillendienstes soll der Schutzmann hauptsächlich auf Erhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit bedacht sein; zu dem Ende jeden Auflauf und Tumult möglichst verhindern und unterdrücken, wenn nöthig durch Abführung des- oder derjenigen, welche die Veranlassung dazu gegeben, nach der Wache. Gelingt es ihm nicht die Ruhe wieder herzustellen, so hat er schleunigst dem wachthabenden Wachtmeister Meldung zu machen, der dann mit Hülfsmannschaften herbeizueilen, und wenn auch mit diesen die Herstellung der Ruhe nicht gelingt, die benachbarten Wachen zu requiriren u. gleichzeitig Meldung an den Hauptmann zu machen hat.</p> <p>§. 15. Verdächtige Personen, welche sich nicht legitimiren können, hat der Patrouilleur anzuhalten und auf die Wache zu führen.</p> <p>§. 17. Besonders Abends und Nachts hat der Patrouilleur obdachlose Herumtreiber und Frauenzimmer, welche Straßenhurerei treiben, aufzugreifen und auf die Wache zu bringen, von dort werden sie der betreffenden Behörde vorgeführt. Ebenso sind nächtliche Ruhestörer auf die Wache zu führen.</p> <p>§. 19. Die Schutzmänner sollen wo möglich immer in demselben Reviere patrouilliren, damit sie sich mit allen Verhältnissen und Einwohnern dieses Reviers bekannt machen können. Sie müssen wissen, wer in diesem Reviere wohnt und welches Geschäft jeder einzelne Hauseigenthümer und Miether treibt; verdächtige oder unter Polizei-Aufsicht stehende Personen müssen sie besonders genau beobachten, und wenn solche Nachts häufig nicht nach Hause kommen, die Orte zu ermitteln suchen, wo sie sich aufhalten, in diesem Falle auch wegen der unter Polizei-Aufsicht stehenden Anzeige machen; sie müssen kontrolliren, ob eingetroffene Fremde, neu eingezogene Miether, neues Gesinde etc. gehörig angemeldet ist; kurz, es darf in diesem Reviere ihrer Aufmerksamkeit nichts einigermaßen Beachtenswerthes entgehen.</p> <p>§. 21. Wenn die Schutzmänner mit der Bürgerwehr zusammentreffen, so sollen sie sich gegen dieselbe mit Anstand, Ruhe und Festigkeit benehmen; den Befehlen der Offiziere der Bürgerwehr sind die Schutzmänner nicht unterworfen.</p> <p>§. 22. Bei militärischen Uebungen, und wenn die Schutzmänner in geschlossenen Trupps unter Kommando ihrer Vorgesetzten agiren, müssen sie den Kommando's augenblickliche Folge leisten und sich überhaupt gerade so benehmen, wie der Soldat in Reihe und Glied.</p> <p>§. 23. Von seinen Waffen darf der Schutzmann außer dem §. 22 vorgesehenen Falle, nur im äußersten Nothfalle Gebrauch machen, nämlich nur: a) wenn Gewalt oder Thätlichkeit gegen ihn selbst bei Ausübung seines Dienstes verübt wird; b) wenn auf der That entdeckte oder sonst verfolgte Verbrecher sich ihrer Verhaftung mit offener Gewalt oder mit gefährlichen Drohungen widersetzen; c) wenn er auf andere Weise den ihm angewiesenen Posten nicht behaupten, oder die ihm anvertrauten Personen nicht schützen kann.</p> <p>§. 24. Ueber alle Dienst-Angelegenheiten muß der Schutzmann die unbedingteste Verschwiegenheit beobachten. Ausplaudern dienstlicher Geheimnisse wird mit Entlassung aus dem Dienste gestraft.</p> <p>§. 26. Den nicht gerade im Dienste befindlichen Schutzmännern liegen, wenn sie zufällige Wahrnehmungen machen, dieselbe Verpflichtungen ob, wie den im Dienste befindlichen.</p> <p>§. 27. Jedes besondere <hi rendition="#g">polizeiliche</hi> Geschäft, welches dem Schutzmann übertragen werden möchte, soll er rechtzeitig mit Treue und Eifer ausführen.</p> <p>§. 28. Wenn der Schutzmann auf der Straße im Dienste ist, soll er sich alles Plauderns mit Leuten aus dem Publikum enthalten.</p> <p>§. 29. Besonders <hi rendition="#g">eifrige</hi> und umsichtige Schutzmänner sollen durch Beförderung zu Wachtmeistern oder durch Geld-Renumerationen belohnt werden.</p> <p>Die heutige Sitzung der Vereinbarungs-Versammlung, welche erst um 5 Uhr Nachmittags begann, war nur zur Wahl des neuen Präsidiums bestimmt. Die Stimmzettel werden abgegeben und das Resultat wird in der morgenden Sitzung veröffentlicht. Die Wahl <hi rendition="#g">Grabow's</hi> zum Präsidenten ist unzweifelhaft, da kein Anderer von irgend einer Partei als Kandidat aufgestellt ist.</p> <p>Nachschrift. Man befürchtet heute Abend Unruhen in Folge der Charlottenburger Excesse. Eine große Masse Volks versammelt sich eben am Opernhaus und will nach Charlottenburg ziehen um Rache zu üben, da von Seiten des Ministeriums, trotz seiner der Deputation gegebenen Versprechungen, auch nicht das Geringste geschehen ist. Die Anstifter und Theilnehmer an den gestrigen Excessen sind bekannt, aber keine einzige Verhaftung, die das Volk beruhigt hätte, ist vorgenommen. Das Volk sieht, daß das Ministerium für die Reaktion Partei nimmt, kein Recht ausübt, deshalb will es selbst Recht üben.</p> </div> <div xml:id="ar084_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>40</author></bibl> Berlin, 21. Aug.</head> <p>Sie werden bereits von dem Charlottenburger Attentat vernommen haben, von den Bestialitäten, mit denen die Preußenpartei ihre langgehegte Wuth an einem kleinen Häuflein von Demokraten ausließ, von den planmäßigen Angriffen auf Leben und Eigenthum, welche an den Demokraten als Aufruhr und Plünderung mit jahrelanger Zuchthausstrafe geahndet worden wären, denen aber bei <hi rendition="#g">dieser</hi> Partei das wackere Ministerium der That ruhig zusieht. Lassen Sie sich die nähern Details in Kürze mittheilen. In Charlottenburg, welches sich bereits durch seine Angriffe auf unsere März-Gefangenen, und vor Kurzem erst wieder auf die Studenten, einen loyalen Ruf erworben hat, wurde in vergangener Woche ein demokratischer Klub gegründet. Der Pöbel, aufgehetzt durch die hohen Beamten und durch die Soldateska, widersetzte sich dessen Zusammenkommen und warf die Mitglieder mit Steinen. Als sich dieselben bei dem Buchhändler Egbert Bauer versammelten, stürmten sie dessen Haus, zogen ihn sowohl als seinen Bruder, Bruno Bauer, auf die Straße, und prügelten und mißhandelten beide. Das zweite Garderegiment, welches zur Parade aufgestellt war, sah der Sache ruhig und lächelnd zu. Die Bürgerwehr, die sich unter den Pöbel mischte, leistete zwar wesentliche Dienste, aber nicht im Interesse der Ruhe, sondern beim Mißhandeln der Demokraten. Bauer's Haus wurde demolirt, der Kaufmann Jakoby aus seinem Haus geschleppt und höchst gefährlich verwundet; einem Arbeiter ist das Bein zerschlagen. Die Polizei war ruhig auf dem Platze und sah mit großer Gemüthlichkeit zu. Der Major der Bürgerwehr brachte die beiden Bauer nach dem Schulhause, äußerte aber, daß er nicht im Stande sei, die Bürgerwehr zur Aufrechthaltung der Ruhe herbeizuholen; die Leute lachten ihn aus. Der Herr Major gehört dem „patriotischen“ Vereine an. Ein verwundeter Maurer hat zu Protokoll ausgesagt, daß der Herr Land- und Stadtgerichtsdirektor <hi rendition="#g">Gartz</hi> die Leute dazu aufgefordert habe, Bauer's Haus zu demoliren, und sich erboten es zu beschwören. ‒ Um 7 Uhr kam die Kunde in den Berliner Kongreß der Demokraten der Mark Brandenburg, welcher jetzt hier versammelt ist. Es wurde eine Deputation, an deren Spitze sich der Präsident des demokratischen Klubs, Abgeordneter Assessor Schramm und der Kammerg.-Assess. Hertzfeld befanden, an den Minister des Innern gesandt. Sie trafen ihn bei Herrn v. Auerswald. Der konstitutionelle Minister Kühlwetter wußte noch nichts von der ganzen Sache, versprach aber, wie gewöhnlich, Alles zu thun! ‒ Als die beiden Volksversammlungen, welche gerade stattfanden, die Nachricht bekamen, wollten sie Rache nehmen, und es hat schwer gehalten, sie davon abzubringen. Wir werden nun sehen, was das Ministerium der That gegen solche Akte der Brutalität, wo weder Person, noch Eigenthum, noch Hausrecht gesichert ist, thun wird, um die Missethäter zu bestrafen, oder ob es sie, wie den Kommandanten von Schweidnitz, zu ihrem Vergnügen herumreisen läßt.</p> </div> <div xml:id="ar084_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>27</author></bibl> Breslau, 19. August.</head> <p>In Betreff der früheren Nachrichten aus Rußland haben wir bis jetzt weder eine Bestätigung noch eine Widerlegung erhalten. Der letzte Zug der oberschlesischen Bahn (von gestern Abend) brachte nichts Neues. Nur so viel wird von Reisenden aus Krakau versichert, daß in Warschau Alles ruhig ist. Aus Schweidnitz erfahren wir, daß gestern das Füsilier-Bataillon der 22er, welches im Auftrage der Reaction so viel Bürgerblut auf sich geladen, endlich abmarschirt ist.</p> </div> <div xml:id="ar084_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 17. Aug.</head> <p>Eine Anzahl Mitglieder der akademischen Legion begab sich gestern zu Sr. Maj. dem Kaiser, um ihm die Gefahren für die öffentliche Ruhe vorzustellen, welche durch die fernere Anwesenheit der Cibini erwachsen würden. Das fruchtete. Kaum war eine Stunde verflossen, so war die schwarzgelbe Katze abgereist und die Kamarilla verliert an ihr eine der perfidesten, durchtriebensten und thätigsten Kreaturen.</p> </div> <div xml:id="ar084_007" type="jArticle"> <head>Schweidnitz, 19. August.</head> <p>Nachdem gestern Nachmittag noch zwei Kompagnien des 2. Bat. 7. Inf. Reg. per Eisenbahn hier angekommen waren, so daß gegenwärtig dieses ganze Bataillon hier steht, ‒ verließen zwischen 4 und 5 Uhr die Zweiundzwanziger unsere Stadt, um nimmer wieder zu kehren, ‒ wie wir hoffen. Dieser Abmarsch, der ganz im Geheimen betrieben worden zu sein scheint, kam recht unerwartet, aber nichtsdestoweniger sehr erwünscht. Der Bestimmungsort dieses Truppentheils ist noch nicht bekannt; vorläufig ist er auf den benachbarten Dörfern Weizenrodau, Wilkau, Nitschendorf, Kirschdorf etc. einquartiert.</p> <bibl>(A. O.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar084_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>102</author></bibl> Posen, 19. Aug.</head> <p>Heute früh ist eine Deputation aus 6 Personen von hier nach Berlin abgegangen, um dem Staatsministerium eine Adresse zu überreichen, worin die Belassung des Gen.-Lt. v. Steinäcker in seinem jetzigen Verhältniß beantragt wird. Derselbe wäre mit dem hiesigen Deutschthum so verwachsen, daß der eine ohne den andern Theil nicht bestehen könne; durch ihn würde der Eine im Zaume gehalten, der Andere beschwichtigt, und man könne, wenn die Abberufung zur Wahrheit werde, nicht dafür stehen, daß das deutsche Element, schon genug gekränkt durch die Straflosigkeit der Anstifter der letzten Insurrektion, seine gerechte Erbitterung an der „<hi rendition="#g">fremden</hi>“ Nation auslasse.</p> <p>Das ist so des Pudels Kern: von der Zurücksetzung, welche für Steinäcker in seiner Abberufung füglich gefunden werden kann ‒ kein Wort; überhaupt ist die ganze Adresse des krassesten Egoismus voll, und Sie werden aus einzelnen Stellen ersehen, daß dieselben nur gemildert sind, um „von keinem Standpunkte aus als gehässig angesehen werden zu können.“</p> <p>Die Sache macht sich; man fürchtet das Aufhören des Säbel-Regiments, und sucht durch die lautesten Ausbrüche des Patriotismus die anwandelnden Gefühle der Furcht niederzuhalten.</p> <p>An Unterschriften kein Mangel; Soldaten figuriren en Masse und für den circa 1000 Mann starken Schutz-Verein von Owinsk und Umgegend unterschreiben 20 Vertrauensmänner ein für allemal in Pausch und Bogen.</p> <p>Die Deputation will in Berlin so lange bleiben, bis sie eine zufriedenstellende Antwort erhalten hat; persönlich könne man doch nicht so abgespeist werden, als nach Verlauf von Wochen durch eine ministerielle Zuschrift.</p> </div> <div xml:id="ar084_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>15</author></bibl> München, 18. August.</head> <p>Die demokratischen Vereine sind nun auch in Baiern verboten. „Maximilian II, von Gottes Gnaden König von Baiern,“ und sein Ministerium Ton-Dittmer haben eine Verordnung vereinbart, worin diese die Republik erstrebenden „staatsverrätherischen „Vereine für gesetzwidrig erklärt und die Regierungen angewiesen werden, ihre Theilnehmer mit aller Strenge der alten reaktionären Gesetze zu verfolgen. Im ganzen südwestlichen Deutschland, in Baden, Baiern, Würtemberg ‒ mit Ausnahme von Hohenzollern und Sigmaringen ‒ sind jetzt die demokratischen Vereine glücklich beseitigt und die Landesväter können ruhig schlafen. In der That, das „freie Associationsrecht“ macht raschere Fortschritte als die Cholera!</p> </div> <div xml:id="ar084_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>109</author></bibl> Wien, 18. August.</head> <p>Die Betheiligung des Sicherheitsausschusses an der Adresse, welche der Linken Frankfurts zugeschickt wird, ruft heute von Seite der Gift und Galle speienden Reaktionsblätter: „<hi rendition="#g">Zuschauer, Presse, Geißel,</hi>“ die fulminanteste Polemik hervor. ‒ Die Geißel, das wüthendste Organ dieser todesröchelnden Absolutisten, sagt in einem „<hi rendition="#g">Der vereinigte Ausschuß in Wien erklärt sich für Republik</hi>“ überschriebenen Ausfall: Oder ist es etwas anders, wenn er eine Adresse eines Klubs unterzeichnet, worin republikanische Prinzipien als die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit erklärt werden?? Jetzt, ihr Männer Wiens, ist es an der Zeit zu zeigen, <hi rendition="#g">was</hi> ihr wollt und für <hi rendition="#g">wen</hi> ihr streitet. <hi rendition="#g">Keinen Gewaltschritt,</hi> (wie gern sähe sie ihn!) nur einfach Zurückruf eurer Vertreter aus dem Ausschuß, der <hi rendition="#g">seine ultrademokratische</hi> Ansicht einer Menge aufdringen will, die <hi rendition="#g">keine</hi> (?) republikanischen Ideen hat. Aber auch für euch, <hi rendition="#g">verantwortliche Minister,</hi> ist es an der Zeit, zu <hi rendition="#g">handeln</hi> und zu zeigen, welche Farbe ihr vertreten wollt ‒ auch an der <hi rendition="#g">Reichsversammlung</hi> ist es, zu zeigen, daß sie nicht blos vom <hi rendition="#g">Kaiser,</hi> sondern von einer, <hi rendition="#g">ihr</hi> Ansehen usurpirenden, <hi rendition="#g">Behörde</hi> etwas zu <hi rendition="#g">fordern</hi> den Muth hat!“</p> <p>Was wird der Krötenteich in Frankfurt dazu sagen, wenn er eine republikanische Adresse von Wien, und nicht etwa von einem Wiener Klub, sondern von der obersten Kommunalbehörde, ja vom Reichstage bekommt; wenn, was kaum zu bezweifeln, das Ministerium dem Hecker Aufenthalt in Wien verstattet? ‒ Die Redakteure des Studentenkurirs veröffentlichen heute eine Danksagung für ihre Befreiung an den Professor <hi rendition="#g">Füster,</hi> der die Kaution geleistet, an die akademische Legion für ihre Verwendung beim Ministerium, an die Bürger und Wehrmänner und an die Arbeiter, die sich statt der Studenten verhaften lassen wollten. Fischhoff, der neu kreirte Ministerialrath, hat sich bei dieser Gelegenheit noch unpopulärer gemacht, als er es durch sein Haschen nach dieser Stelle schon geworden ist. Sein Sitz auf der äußersten Linken im Reichstag ist blose Heuchelei. Einige Studenten hatten sich im Interesse ihrer gefangenen Kollegen zum Minister Dobblhoff begeben und im Vorzimmer besagten Fischhoff getroffen. Sie glaubten nichts Besseres thun zu können, als diesen zu ersuchen, die Sache gütlich beizulegen. Aber <hi rendition="#g">Fischhoff</hi> erwiederte mit büreaukratischer Amtsmine: „Nein, dem Gesetze muß Geltung verschafft werden!“ Vergebens stellte ein <hi rendition="#g">H. Frannelich</hi> vor, das betreffende Preßgesetz sei ein provisorisches; man solle die Bürgschaft irgend eines bekannten Bürgers annehmen. Fischhoff bestand auf seiner Meinung, durch die Garde einschreiten zu lassen und begab sich zum Kommandanten der Nationalgarde. Hierauf wendeten sich die Studenten direkt an Dobblhof, der zugab, daß das provisorische Preßgesetz mangelhaft sei und die Sache gütlich beizulegen versprach. ‒</p> <p>So eben komme ich von einem Spaziergang durch die Straßen. ‒ Das Volk verschlingt die Flugblätter und Zeitungen mit Heißhunger, wie ein Jahrtausende getrockneter Schwamm die Feuchtigkeit einsaugt. Ein Knäul steht um eine Ecke, ein Blatt zu lesen, welches von einem Priester der Universität gegen die <hi rendition="#g">Deutsch katholiken</hi> geschrieben ist und sich in den entsetzlichsten Schmähungen wider sie ergeht. Alle riefen: „Ein Jesuit, wo wohnt der Kerl!“ Ich versichere Sie, binnen 14 Tagen ist ganz Wien nur <hi rendition="#g">eine</hi> Gemeinde, eine <hi rendition="#g">Deutschkatholische.</hi> ‒ Auf der morgigen Parade wird <hi rendition="#g">der Kaiser,</hi> so sagt man, <hi rendition="#g">in der Uniform der Nationalgarde erscheinen;</hi> er wird die deutschen Farben tragen. Was wird das ewig in der Kabinets-Garde-Uniform steckende Hohenzollern dazu sagen? Doch auch hier wird es nur eine List der Kamarilla sein, die dahin zielt, daß der Kaiser sich die Sympathien der 80,000 Nationalgarden erwerbe. Und dies dürfte trotz Jellachich, Windischgrätz, Radetzky, diesem kabalistischen Dreieck der Monarchie, sich wohl der Mühe verlohnen.</p> <p>Die hiesigen Blätter sind voll von büreaukratisch-soldatischen Greuelscenen aus Galizien und Krakau, von denen ich mir einen Abschnitt zu senden erlaube; die Völker-Aneinanderhetze in der serbisch-kroatisch-illyrisch-österreichischen Vendée vermehrt dieselben täglich mit reichlichen Beiträgen. Wenn das Gewitter sich aus Italien, Böhmen, Ungarn über Wien recht tüchtig zusammengezogen hat und zum Losbruch kommt, wozu vorerst jedoch Ungarn überwunden sein muß, dann wird Europa erzittern, der Tag der endlich wahren Freiheit oder schwärzesten Knechtschaft wird erscheinen. Erinnern Sie sich, daß Wien in Deutschland den Anstoß gegeben; ich hoffe, es wird ihn noch einmal zu geben bald Gelegenheit bekommen. Der Boden wird täglich mehr unterminirt, nicht die Säulen des Herkules werden im Stande sein, den alten Bau länger vor dem Einsturz zu wahren.</p> <p>‒ <hi rendition="#g">25ste Reichstagssitzung.</hi> Vorsitz: <hi rendition="#g">Strobach.</hi> Nach der gewöhnlichen Einleitung wird die Berathung über den Antrag Kudlich's fortgesetzt. ‒ Sie beginnt zu langweilen. Die öffentliche Meinung fängt an, den Reichstag heftig darüber zu tadeln, daß er nicht tüchtig handelt, statt lange und viel zu schwatzen. Man will keine wortwägenden Amendements und keine glänzenden Reden; man will glänzende, rasche Thaten; man will die sofortige entschädigungslose Aufhebung des Feudalismus, und des Adels. Man wirft dem Reichstag vor, daß er die Zeit und Begeisterung mißachte, das Gewitter sich zusammenthürmen lasse, statt erstere zu schonen und letzteres durch entschiedenes Handeln abzuwenden. Man hat sehr Recht.</p> <p><hi rendition="#g">Hawelka</hi> aus Böhmen hält eine konfuse Rede über Ober- und Untereigenthum, Emphyteusis, Jesuitismus und Husitismus und über Nathans des Weisen Satz; scheint indessen zuletzt gleichwohl Aufhebung ohne Entschädigung zu belieben, ‒ wenn es ihm Ernst damit ist.</p> <p><hi rendition="#g">Schuselka</hi> zieht einen Vorfall herbei, der den Kuranda betroffen, indem letzterer in Kollin am Abende seiner Verheirathung insultirt worden. Schuselka frägt daher das Ministerium: „Ob es einen Gesetzentwurf für die Unverletzlichkeit der Abgeordneten des Frankfurter Parlaments (!!!???) einbringen wolle? (ridiculus mus! Die Versammlung bleibt stumm.)</p> <p>Der Justizminister erklärt mit Recht, das gehöre nach Frankfurt.</p> <p><hi rendition="#g">Schuselka</hi> ist damit nicht zufrieden, weil das Parlament in Böhmen nicht anerkannt werde (ich wollte, es würde überall ebenso verleugnet), der Deputirte also keinen Schutz dort finde. Die Stellung zu Frankfurt werde in der Verfassung erwähnt werden müssen und so könne man anticipando, für die dorthin zu sendenden Deputirten, einen Grundsatz (!!!) aussprechen.</p> <p>Der Justizminister erklärt wiederholt, daß dies hier nicht angehe, Schuselka aber will nun einen Antrag darüber stellen.</p> <p>Jetzt treten noch andere Interpellationswölfe, wie die Presse sie nennt, auf, und <hi rendition="#g">Hubicki</hi> erkundigt sich beim Kriegsminister, ob für die Nationalgarde genügender Waffenvorrath vorhanden sei.</p> <p><hi rendition="#g">Latour</hi> erwiedert mit gewohnter Naivität, der Vorrath von ältern Gewehren sei bereits erschöpft, die Perkussionsgewehre aber seien für die Armee bestimmt, die Nationalgarde könne von ihm daher nichts erhalten.</p> <p><hi rendition="#g">Hubicki:</hi> Ob Maßregeln getroffen, Waffen herbeizuschaffen, oder ob sie getroffen würden?</p> <p><hi rendition="#g">Latour:</hi> Das sei nicht seine Pflicht, das gehe den Minister des Innern an.</p> <p><hi rendition="#g">Hubicki:</hi> Er frage den Minister des Innern, warum die Nationalgarde nicht bewaffnet sei?</p> <p><hi rendition="#g">Dobblhof,</hi> wie allzeit unhörbar: Wegen Mangel an Waffen. Es sei bisher unentschieden, ob die Bewaffnung der Nationalgarde dem Staate oder der Gemeine zustehe. Das provisorische Gesetz entscheide sich für das letztere.</p> <p><hi rendition="#g">Hubicki</hi> findet gerade das Gegentheil im provisorischen Gesetz.</p> <p><hi rendition="#g">Dobblhof:</hi> Er verstehe es umgekehrt. Die Bewaffnung der Nationalgarde von Seite des Staats sei unmöglich.</p> <p><hi rendition="#g">Hubicki,</hi> Herrschaftsbesitzer von Olegow aus Galizien: Die Volksbewaffnung sei eine Lebensfrage. Ob das Ministerium einen ungefähren Ausweis darüber habe, wie viele Gewehre zur Bewaffnung der Nationalgarde nöthig seien und ob es gesonnen sei, diese zu besorgen?</p> <p><hi rendition="#g">Dobblhof</hi> (unhörbar): Er habe keinen und werde keinen erhalten. Man wisse ja nicht, wie weit das System der Volksbewaffnung gehen solle. Bis jetzt sei nur dort eine Nationalgarde errichtet, wo 1000 Einwohner seien. Manchmal habe ein solcher Ort nur 30, manchmal 200 Nationalgarden.</p> <p><hi rendition="#g">Hubicki</hi> (unter Gelächter und Zischen): Ob der Minister des Innern wisse, wieviel Nationalgarden unter den Waffen seien.</p> <p><hi rendition="#g">Dobblhof:</hi> Er könne dieses nicht sagen; müsse sich einen großen Termin ausbedingen, um darauf zu antworten.</p> <p><hi rendition="#g">Hubicki</hi> (unter Gelächter und Zischen): Es sei keine Lächerlichkeit, es handle sich um einen der Hauptgrundsätze der Freiheit; er frage den Minister der Arbeiten, ob er Waffenfabriken angelegt habe?</p> <p><hi rendition="#g">Schwarzer:</hi> Fabriken gehören nicht in meinen Ressort!</p> <p>Nachdem noch der Finanz- und der Kriegsminister den obigen ähnliche Ausweichungs-Phrasen zum Besten gegeben, worauf Hubicki mit einem Ausruf, daß periculum in mora sei, sich niedersetzt, hat dieses Balgen mit den ministeriellen Katzen ein Ende.</p> <p><hi rendition="#g">Ingram,</hi> ein langweiliger Patron, erhebt sich, um die Ablösung mit Entschädigung zu vertheidigen. Ihm folgt mit denselben Ansichten, <hi rendition="#g">Doliak,</hi> worauf <hi rendition="#g">Sierakowski</hi> nochmals, aber vergeblich, auf den Schluß der Debatte anträgt. Der Redner <hi rendition="#g">Goriup,</hi> die entschädigungslose Aufhebung der Lasten vertheidigend, setzt dieselbe fort und endet unter dem lebhaften Beifalle des Reichstags. ‒ Morgen beginnt die Sitzung wegen der Parade erst um 5 Uhr Nachmittags.</p> </div> <div xml:id="ar084_011" type="jArticle"> <head>Hamburg, 22. Juli.</head> <p>Sämmtliche Privat- und Geschäftsbriefe von Petersburg und Moskau, erstere vom 16. d. mit dem Dampfboot über Lübeck, sprechen mit keiner Silbe von Unruhen in einer oder der andern dieser Städte. Die Petersburger freuen sich des allmähligen Verschwindens der Cholera; es kamen nur noch 14 bis 15 Fälle täglich vor.</p> <bibl>(B. H.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar084_012" type="jArticle"> <head>Krakau, 11. Aug.</head> <p>Am 6. Aug. haben etliche Soldaten, die bis jetzt noch nicht ausgemittelt werden konnten einer Magd Hände und Füße zusammengebunden, sie in die Weichsel geworfen, gegenüber dem Orte, den man Krajewski nennt.</p> <p>Etliche Bürger wurden im Bilaner Wäldchen, während eines Spazierganges von acht Feldmessern, mit tüchtigen, buchenen Knülteln bewaffnet, wüthend überfallen. Glücklicherweise schlugen jedoch die sechs Spaziergänger die Banditen in die Flucht, und zwangen sie zum Wegwerfen der Waffen, wovon ein riesiges Exemplar wir gerade bei einem der Ueberfallenen betrachteten.</p> <p>Abends gegen 9 Uhr begegneten einige Korporäle vom Regimente Palombini etlichen Tischlergesellen, die frohen Muthes laut sprechend, scherzend und lachend ihren Weg gingen. Dieses Gelächter nun reizte die schwarze Galle der Gewaltigen, und es fielen Bewaffnete über Wehrlose her. Die Gesellen flohen, wurden aber erreicht, und bekamen für diese neue Frechheit ihren wohlverdienten Lohn, der eine bekam einen schweren Hieb in den Kopf, dem andern wurden beide Hände zerhackt und der dritte kam mit einem Bajonettstoß davon.</p> <p>Ein gewisser Pszczelnielli wurde gegen 11 Uhr Abends von einer Patrouille ohne den geringsten Vorwand überfallen und angehalten; alle vom Regiment Schöhals Nr. 29, Komp. 4. Nicht besänftigt durch den von Pszczelnielli ihnen dargereichten Branntwein (den die Patrouille sich aber wohl schmecken ließ) führte sie ihren Trankgeber, in Begleitung des Polizeidieners Toman, auf die Hauptwache. Gefäustet, gebläut, gekolbt, suchte der Unglückliche Heil in der Flucht, bekam dabei einen Bajonettstich in den </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428/0002]
lizei-Verordnungen und Gesetzen möglichst vertraut machen; eine gedruckte Sammlung derselben soll ihm ausgehändigt werden.
§. 12. Sein Dienst besteht darin, Uebertretungen jener Gesetze und Verordnungen möglichst vorzubeugen, wenn sie aber geschehen sind, pflichtmäßig und wahrheitsgetreu anzuzeigen; die Anzeigen müssen durch genaue Angaben des Thatbestandes, der etwaigen Zeugen, der Verdachtsgründe etc. so vollständig gemacht werden, daß eine Bestrafung des Kontravenienten möglich wird. ‒ Da die meisten Schutzmänner in der Abfassung genügender Protokolle unerfahren sind, so sollen sie ihre Anzeigen an die Wachtmeister der Wache erstatten und diese sollen die Protokolle aufnehmen und von den Anzeigern unterschreiben lassen.
§. 14. Während des Patrouillendienstes soll der Schutzmann hauptsächlich auf Erhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit bedacht sein; zu dem Ende jeden Auflauf und Tumult möglichst verhindern und unterdrücken, wenn nöthig durch Abführung des- oder derjenigen, welche die Veranlassung dazu gegeben, nach der Wache. Gelingt es ihm nicht die Ruhe wieder herzustellen, so hat er schleunigst dem wachthabenden Wachtmeister Meldung zu machen, der dann mit Hülfsmannschaften herbeizueilen, und wenn auch mit diesen die Herstellung der Ruhe nicht gelingt, die benachbarten Wachen zu requiriren u. gleichzeitig Meldung an den Hauptmann zu machen hat.
§. 15. Verdächtige Personen, welche sich nicht legitimiren können, hat der Patrouilleur anzuhalten und auf die Wache zu führen.
§. 17. Besonders Abends und Nachts hat der Patrouilleur obdachlose Herumtreiber und Frauenzimmer, welche Straßenhurerei treiben, aufzugreifen und auf die Wache zu bringen, von dort werden sie der betreffenden Behörde vorgeführt. Ebenso sind nächtliche Ruhestörer auf die Wache zu führen.
§. 19. Die Schutzmänner sollen wo möglich immer in demselben Reviere patrouilliren, damit sie sich mit allen Verhältnissen und Einwohnern dieses Reviers bekannt machen können. Sie müssen wissen, wer in diesem Reviere wohnt und welches Geschäft jeder einzelne Hauseigenthümer und Miether treibt; verdächtige oder unter Polizei-Aufsicht stehende Personen müssen sie besonders genau beobachten, und wenn solche Nachts häufig nicht nach Hause kommen, die Orte zu ermitteln suchen, wo sie sich aufhalten, in diesem Falle auch wegen der unter Polizei-Aufsicht stehenden Anzeige machen; sie müssen kontrolliren, ob eingetroffene Fremde, neu eingezogene Miether, neues Gesinde etc. gehörig angemeldet ist; kurz, es darf in diesem Reviere ihrer Aufmerksamkeit nichts einigermaßen Beachtenswerthes entgehen.
§. 21. Wenn die Schutzmänner mit der Bürgerwehr zusammentreffen, so sollen sie sich gegen dieselbe mit Anstand, Ruhe und Festigkeit benehmen; den Befehlen der Offiziere der Bürgerwehr sind die Schutzmänner nicht unterworfen.
§. 22. Bei militärischen Uebungen, und wenn die Schutzmänner in geschlossenen Trupps unter Kommando ihrer Vorgesetzten agiren, müssen sie den Kommando's augenblickliche Folge leisten und sich überhaupt gerade so benehmen, wie der Soldat in Reihe und Glied.
§. 23. Von seinen Waffen darf der Schutzmann außer dem §. 22 vorgesehenen Falle, nur im äußersten Nothfalle Gebrauch machen, nämlich nur: a) wenn Gewalt oder Thätlichkeit gegen ihn selbst bei Ausübung seines Dienstes verübt wird; b) wenn auf der That entdeckte oder sonst verfolgte Verbrecher sich ihrer Verhaftung mit offener Gewalt oder mit gefährlichen Drohungen widersetzen; c) wenn er auf andere Weise den ihm angewiesenen Posten nicht behaupten, oder die ihm anvertrauten Personen nicht schützen kann.
§. 24. Ueber alle Dienst-Angelegenheiten muß der Schutzmann die unbedingteste Verschwiegenheit beobachten. Ausplaudern dienstlicher Geheimnisse wird mit Entlassung aus dem Dienste gestraft.
§. 26. Den nicht gerade im Dienste befindlichen Schutzmännern liegen, wenn sie zufällige Wahrnehmungen machen, dieselbe Verpflichtungen ob, wie den im Dienste befindlichen.
§. 27. Jedes besondere polizeiliche Geschäft, welches dem Schutzmann übertragen werden möchte, soll er rechtzeitig mit Treue und Eifer ausführen.
§. 28. Wenn der Schutzmann auf der Straße im Dienste ist, soll er sich alles Plauderns mit Leuten aus dem Publikum enthalten.
§. 29. Besonders eifrige und umsichtige Schutzmänner sollen durch Beförderung zu Wachtmeistern oder durch Geld-Renumerationen belohnt werden.
Die heutige Sitzung der Vereinbarungs-Versammlung, welche erst um 5 Uhr Nachmittags begann, war nur zur Wahl des neuen Präsidiums bestimmt. Die Stimmzettel werden abgegeben und das Resultat wird in der morgenden Sitzung veröffentlicht. Die Wahl Grabow's zum Präsidenten ist unzweifelhaft, da kein Anderer von irgend einer Partei als Kandidat aufgestellt ist.
Nachschrift. Man befürchtet heute Abend Unruhen in Folge der Charlottenburger Excesse. Eine große Masse Volks versammelt sich eben am Opernhaus und will nach Charlottenburg ziehen um Rache zu üben, da von Seiten des Ministeriums, trotz seiner der Deputation gegebenen Versprechungen, auch nicht das Geringste geschehen ist. Die Anstifter und Theilnehmer an den gestrigen Excessen sind bekannt, aber keine einzige Verhaftung, die das Volk beruhigt hätte, ist vorgenommen. Das Volk sieht, daß das Ministerium für die Reaktion Partei nimmt, kein Recht ausübt, deshalb will es selbst Recht üben.
40 Berlin, 21. Aug. Sie werden bereits von dem Charlottenburger Attentat vernommen haben, von den Bestialitäten, mit denen die Preußenpartei ihre langgehegte Wuth an einem kleinen Häuflein von Demokraten ausließ, von den planmäßigen Angriffen auf Leben und Eigenthum, welche an den Demokraten als Aufruhr und Plünderung mit jahrelanger Zuchthausstrafe geahndet worden wären, denen aber bei dieser Partei das wackere Ministerium der That ruhig zusieht. Lassen Sie sich die nähern Details in Kürze mittheilen. In Charlottenburg, welches sich bereits durch seine Angriffe auf unsere März-Gefangenen, und vor Kurzem erst wieder auf die Studenten, einen loyalen Ruf erworben hat, wurde in vergangener Woche ein demokratischer Klub gegründet. Der Pöbel, aufgehetzt durch die hohen Beamten und durch die Soldateska, widersetzte sich dessen Zusammenkommen und warf die Mitglieder mit Steinen. Als sich dieselben bei dem Buchhändler Egbert Bauer versammelten, stürmten sie dessen Haus, zogen ihn sowohl als seinen Bruder, Bruno Bauer, auf die Straße, und prügelten und mißhandelten beide. Das zweite Garderegiment, welches zur Parade aufgestellt war, sah der Sache ruhig und lächelnd zu. Die Bürgerwehr, die sich unter den Pöbel mischte, leistete zwar wesentliche Dienste, aber nicht im Interesse der Ruhe, sondern beim Mißhandeln der Demokraten. Bauer's Haus wurde demolirt, der Kaufmann Jakoby aus seinem Haus geschleppt und höchst gefährlich verwundet; einem Arbeiter ist das Bein zerschlagen. Die Polizei war ruhig auf dem Platze und sah mit großer Gemüthlichkeit zu. Der Major der Bürgerwehr brachte die beiden Bauer nach dem Schulhause, äußerte aber, daß er nicht im Stande sei, die Bürgerwehr zur Aufrechthaltung der Ruhe herbeizuholen; die Leute lachten ihn aus. Der Herr Major gehört dem „patriotischen“ Vereine an. Ein verwundeter Maurer hat zu Protokoll ausgesagt, daß der Herr Land- und Stadtgerichtsdirektor Gartz die Leute dazu aufgefordert habe, Bauer's Haus zu demoliren, und sich erboten es zu beschwören. ‒ Um 7 Uhr kam die Kunde in den Berliner Kongreß der Demokraten der Mark Brandenburg, welcher jetzt hier versammelt ist. Es wurde eine Deputation, an deren Spitze sich der Präsident des demokratischen Klubs, Abgeordneter Assessor Schramm und der Kammerg.-Assess. Hertzfeld befanden, an den Minister des Innern gesandt. Sie trafen ihn bei Herrn v. Auerswald. Der konstitutionelle Minister Kühlwetter wußte noch nichts von der ganzen Sache, versprach aber, wie gewöhnlich, Alles zu thun! ‒ Als die beiden Volksversammlungen, welche gerade stattfanden, die Nachricht bekamen, wollten sie Rache nehmen, und es hat schwer gehalten, sie davon abzubringen. Wir werden nun sehen, was das Ministerium der That gegen solche Akte der Brutalität, wo weder Person, noch Eigenthum, noch Hausrecht gesichert ist, thun wird, um die Missethäter zu bestrafen, oder ob es sie, wie den Kommandanten von Schweidnitz, zu ihrem Vergnügen herumreisen läßt.
27 Breslau, 19. August. In Betreff der früheren Nachrichten aus Rußland haben wir bis jetzt weder eine Bestätigung noch eine Widerlegung erhalten. Der letzte Zug der oberschlesischen Bahn (von gestern Abend) brachte nichts Neues. Nur so viel wird von Reisenden aus Krakau versichert, daß in Warschau Alles ruhig ist. Aus Schweidnitz erfahren wir, daß gestern das Füsilier-Bataillon der 22er, welches im Auftrage der Reaction so viel Bürgerblut auf sich geladen, endlich abmarschirt ist.
* Wien, 17. Aug. Eine Anzahl Mitglieder der akademischen Legion begab sich gestern zu Sr. Maj. dem Kaiser, um ihm die Gefahren für die öffentliche Ruhe vorzustellen, welche durch die fernere Anwesenheit der Cibini erwachsen würden. Das fruchtete. Kaum war eine Stunde verflossen, so war die schwarzgelbe Katze abgereist und die Kamarilla verliert an ihr eine der perfidesten, durchtriebensten und thätigsten Kreaturen.
Schweidnitz, 19. August. Nachdem gestern Nachmittag noch zwei Kompagnien des 2. Bat. 7. Inf. Reg. per Eisenbahn hier angekommen waren, so daß gegenwärtig dieses ganze Bataillon hier steht, ‒ verließen zwischen 4 und 5 Uhr die Zweiundzwanziger unsere Stadt, um nimmer wieder zu kehren, ‒ wie wir hoffen. Dieser Abmarsch, der ganz im Geheimen betrieben worden zu sein scheint, kam recht unerwartet, aber nichtsdestoweniger sehr erwünscht. Der Bestimmungsort dieses Truppentheils ist noch nicht bekannt; vorläufig ist er auf den benachbarten Dörfern Weizenrodau, Wilkau, Nitschendorf, Kirschdorf etc. einquartiert.
(A. O.-Z.) 102 Posen, 19. Aug. Heute früh ist eine Deputation aus 6 Personen von hier nach Berlin abgegangen, um dem Staatsministerium eine Adresse zu überreichen, worin die Belassung des Gen.-Lt. v. Steinäcker in seinem jetzigen Verhältniß beantragt wird. Derselbe wäre mit dem hiesigen Deutschthum so verwachsen, daß der eine ohne den andern Theil nicht bestehen könne; durch ihn würde der Eine im Zaume gehalten, der Andere beschwichtigt, und man könne, wenn die Abberufung zur Wahrheit werde, nicht dafür stehen, daß das deutsche Element, schon genug gekränkt durch die Straflosigkeit der Anstifter der letzten Insurrektion, seine gerechte Erbitterung an der „fremden“ Nation auslasse.
Das ist so des Pudels Kern: von der Zurücksetzung, welche für Steinäcker in seiner Abberufung füglich gefunden werden kann ‒ kein Wort; überhaupt ist die ganze Adresse des krassesten Egoismus voll, und Sie werden aus einzelnen Stellen ersehen, daß dieselben nur gemildert sind, um „von keinem Standpunkte aus als gehässig angesehen werden zu können.“
Die Sache macht sich; man fürchtet das Aufhören des Säbel-Regiments, und sucht durch die lautesten Ausbrüche des Patriotismus die anwandelnden Gefühle der Furcht niederzuhalten.
An Unterschriften kein Mangel; Soldaten figuriren en Masse und für den circa 1000 Mann starken Schutz-Verein von Owinsk und Umgegend unterschreiben 20 Vertrauensmänner ein für allemal in Pausch und Bogen.
Die Deputation will in Berlin so lange bleiben, bis sie eine zufriedenstellende Antwort erhalten hat; persönlich könne man doch nicht so abgespeist werden, als nach Verlauf von Wochen durch eine ministerielle Zuschrift.
15 München, 18. August. Die demokratischen Vereine sind nun auch in Baiern verboten. „Maximilian II, von Gottes Gnaden König von Baiern,“ und sein Ministerium Ton-Dittmer haben eine Verordnung vereinbart, worin diese die Republik erstrebenden „staatsverrätherischen „Vereine für gesetzwidrig erklärt und die Regierungen angewiesen werden, ihre Theilnehmer mit aller Strenge der alten reaktionären Gesetze zu verfolgen. Im ganzen südwestlichen Deutschland, in Baden, Baiern, Würtemberg ‒ mit Ausnahme von Hohenzollern und Sigmaringen ‒ sind jetzt die demokratischen Vereine glücklich beseitigt und die Landesväter können ruhig schlafen. In der That, das „freie Associationsrecht“ macht raschere Fortschritte als die Cholera!
109 Wien, 18. August. Die Betheiligung des Sicherheitsausschusses an der Adresse, welche der Linken Frankfurts zugeschickt wird, ruft heute von Seite der Gift und Galle speienden Reaktionsblätter: „Zuschauer, Presse, Geißel,“ die fulminanteste Polemik hervor. ‒ Die Geißel, das wüthendste Organ dieser todesröchelnden Absolutisten, sagt in einem „Der vereinigte Ausschuß in Wien erklärt sich für Republik“ überschriebenen Ausfall: Oder ist es etwas anders, wenn er eine Adresse eines Klubs unterzeichnet, worin republikanische Prinzipien als die einzig mögliche Grundlage für Deutschlands Freiheit und Einheit erklärt werden?? Jetzt, ihr Männer Wiens, ist es an der Zeit zu zeigen, was ihr wollt und für wen ihr streitet. Keinen Gewaltschritt, (wie gern sähe sie ihn!) nur einfach Zurückruf eurer Vertreter aus dem Ausschuß, der seine ultrademokratische Ansicht einer Menge aufdringen will, die keine (?) republikanischen Ideen hat. Aber auch für euch, verantwortliche Minister, ist es an der Zeit, zu handeln und zu zeigen, welche Farbe ihr vertreten wollt ‒ auch an der Reichsversammlung ist es, zu zeigen, daß sie nicht blos vom Kaiser, sondern von einer, ihr Ansehen usurpirenden, Behörde etwas zu fordern den Muth hat!“
Was wird der Krötenteich in Frankfurt dazu sagen, wenn er eine republikanische Adresse von Wien, und nicht etwa von einem Wiener Klub, sondern von der obersten Kommunalbehörde, ja vom Reichstage bekommt; wenn, was kaum zu bezweifeln, das Ministerium dem Hecker Aufenthalt in Wien verstattet? ‒ Die Redakteure des Studentenkurirs veröffentlichen heute eine Danksagung für ihre Befreiung an den Professor Füster, der die Kaution geleistet, an die akademische Legion für ihre Verwendung beim Ministerium, an die Bürger und Wehrmänner und an die Arbeiter, die sich statt der Studenten verhaften lassen wollten. Fischhoff, der neu kreirte Ministerialrath, hat sich bei dieser Gelegenheit noch unpopulärer gemacht, als er es durch sein Haschen nach dieser Stelle schon geworden ist. Sein Sitz auf der äußersten Linken im Reichstag ist blose Heuchelei. Einige Studenten hatten sich im Interesse ihrer gefangenen Kollegen zum Minister Dobblhoff begeben und im Vorzimmer besagten Fischhoff getroffen. Sie glaubten nichts Besseres thun zu können, als diesen zu ersuchen, die Sache gütlich beizulegen. Aber Fischhoff erwiederte mit büreaukratischer Amtsmine: „Nein, dem Gesetze muß Geltung verschafft werden!“ Vergebens stellte ein H. Frannelich vor, das betreffende Preßgesetz sei ein provisorisches; man solle die Bürgschaft irgend eines bekannten Bürgers annehmen. Fischhoff bestand auf seiner Meinung, durch die Garde einschreiten zu lassen und begab sich zum Kommandanten der Nationalgarde. Hierauf wendeten sich die Studenten direkt an Dobblhof, der zugab, daß das provisorische Preßgesetz mangelhaft sei und die Sache gütlich beizulegen versprach. ‒
So eben komme ich von einem Spaziergang durch die Straßen. ‒ Das Volk verschlingt die Flugblätter und Zeitungen mit Heißhunger, wie ein Jahrtausende getrockneter Schwamm die Feuchtigkeit einsaugt. Ein Knäul steht um eine Ecke, ein Blatt zu lesen, welches von einem Priester der Universität gegen die Deutsch katholiken geschrieben ist und sich in den entsetzlichsten Schmähungen wider sie ergeht. Alle riefen: „Ein Jesuit, wo wohnt der Kerl!“ Ich versichere Sie, binnen 14 Tagen ist ganz Wien nur eine Gemeinde, eine Deutschkatholische. ‒ Auf der morgigen Parade wird der Kaiser, so sagt man, in der Uniform der Nationalgarde erscheinen; er wird die deutschen Farben tragen. Was wird das ewig in der Kabinets-Garde-Uniform steckende Hohenzollern dazu sagen? Doch auch hier wird es nur eine List der Kamarilla sein, die dahin zielt, daß der Kaiser sich die Sympathien der 80,000 Nationalgarden erwerbe. Und dies dürfte trotz Jellachich, Windischgrätz, Radetzky, diesem kabalistischen Dreieck der Monarchie, sich wohl der Mühe verlohnen.
Die hiesigen Blätter sind voll von büreaukratisch-soldatischen Greuelscenen aus Galizien und Krakau, von denen ich mir einen Abschnitt zu senden erlaube; die Völker-Aneinanderhetze in der serbisch-kroatisch-illyrisch-österreichischen Vendée vermehrt dieselben täglich mit reichlichen Beiträgen. Wenn das Gewitter sich aus Italien, Böhmen, Ungarn über Wien recht tüchtig zusammengezogen hat und zum Losbruch kommt, wozu vorerst jedoch Ungarn überwunden sein muß, dann wird Europa erzittern, der Tag der endlich wahren Freiheit oder schwärzesten Knechtschaft wird erscheinen. Erinnern Sie sich, daß Wien in Deutschland den Anstoß gegeben; ich hoffe, es wird ihn noch einmal zu geben bald Gelegenheit bekommen. Der Boden wird täglich mehr unterminirt, nicht die Säulen des Herkules werden im Stande sein, den alten Bau länger vor dem Einsturz zu wahren.
‒ 25ste Reichstagssitzung. Vorsitz: Strobach. Nach der gewöhnlichen Einleitung wird die Berathung über den Antrag Kudlich's fortgesetzt. ‒ Sie beginnt zu langweilen. Die öffentliche Meinung fängt an, den Reichstag heftig darüber zu tadeln, daß er nicht tüchtig handelt, statt lange und viel zu schwatzen. Man will keine wortwägenden Amendements und keine glänzenden Reden; man will glänzende, rasche Thaten; man will die sofortige entschädigungslose Aufhebung des Feudalismus, und des Adels. Man wirft dem Reichstag vor, daß er die Zeit und Begeisterung mißachte, das Gewitter sich zusammenthürmen lasse, statt erstere zu schonen und letzteres durch entschiedenes Handeln abzuwenden. Man hat sehr Recht.
Hawelka aus Böhmen hält eine konfuse Rede über Ober- und Untereigenthum, Emphyteusis, Jesuitismus und Husitismus und über Nathans des Weisen Satz; scheint indessen zuletzt gleichwohl Aufhebung ohne Entschädigung zu belieben, ‒ wenn es ihm Ernst damit ist.
Schuselka zieht einen Vorfall herbei, der den Kuranda betroffen, indem letzterer in Kollin am Abende seiner Verheirathung insultirt worden. Schuselka frägt daher das Ministerium: „Ob es einen Gesetzentwurf für die Unverletzlichkeit der Abgeordneten des Frankfurter Parlaments (!!!???) einbringen wolle? (ridiculus mus! Die Versammlung bleibt stumm.)
Der Justizminister erklärt mit Recht, das gehöre nach Frankfurt.
Schuselka ist damit nicht zufrieden, weil das Parlament in Böhmen nicht anerkannt werde (ich wollte, es würde überall ebenso verleugnet), der Deputirte also keinen Schutz dort finde. Die Stellung zu Frankfurt werde in der Verfassung erwähnt werden müssen und so könne man anticipando, für die dorthin zu sendenden Deputirten, einen Grundsatz (!!!) aussprechen.
Der Justizminister erklärt wiederholt, daß dies hier nicht angehe, Schuselka aber will nun einen Antrag darüber stellen.
Jetzt treten noch andere Interpellationswölfe, wie die Presse sie nennt, auf, und Hubicki erkundigt sich beim Kriegsminister, ob für die Nationalgarde genügender Waffenvorrath vorhanden sei.
Latour erwiedert mit gewohnter Naivität, der Vorrath von ältern Gewehren sei bereits erschöpft, die Perkussionsgewehre aber seien für die Armee bestimmt, die Nationalgarde könne von ihm daher nichts erhalten.
Hubicki: Ob Maßregeln getroffen, Waffen herbeizuschaffen, oder ob sie getroffen würden?
Latour: Das sei nicht seine Pflicht, das gehe den Minister des Innern an.
Hubicki: Er frage den Minister des Innern, warum die Nationalgarde nicht bewaffnet sei?
Dobblhof, wie allzeit unhörbar: Wegen Mangel an Waffen. Es sei bisher unentschieden, ob die Bewaffnung der Nationalgarde dem Staate oder der Gemeine zustehe. Das provisorische Gesetz entscheide sich für das letztere.
Hubicki findet gerade das Gegentheil im provisorischen Gesetz.
Dobblhof: Er verstehe es umgekehrt. Die Bewaffnung der Nationalgarde von Seite des Staats sei unmöglich.
Hubicki, Herrschaftsbesitzer von Olegow aus Galizien: Die Volksbewaffnung sei eine Lebensfrage. Ob das Ministerium einen ungefähren Ausweis darüber habe, wie viele Gewehre zur Bewaffnung der Nationalgarde nöthig seien und ob es gesonnen sei, diese zu besorgen?
Dobblhof (unhörbar): Er habe keinen und werde keinen erhalten. Man wisse ja nicht, wie weit das System der Volksbewaffnung gehen solle. Bis jetzt sei nur dort eine Nationalgarde errichtet, wo 1000 Einwohner seien. Manchmal habe ein solcher Ort nur 30, manchmal 200 Nationalgarden.
Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Ob der Minister des Innern wisse, wieviel Nationalgarden unter den Waffen seien.
Dobblhof: Er könne dieses nicht sagen; müsse sich einen großen Termin ausbedingen, um darauf zu antworten.
Hubicki (unter Gelächter und Zischen): Es sei keine Lächerlichkeit, es handle sich um einen der Hauptgrundsätze der Freiheit; er frage den Minister der Arbeiten, ob er Waffenfabriken angelegt habe?
Schwarzer: Fabriken gehören nicht in meinen Ressort!
Nachdem noch der Finanz- und der Kriegsminister den obigen ähnliche Ausweichungs-Phrasen zum Besten gegeben, worauf Hubicki mit einem Ausruf, daß periculum in mora sei, sich niedersetzt, hat dieses Balgen mit den ministeriellen Katzen ein Ende.
Ingram, ein langweiliger Patron, erhebt sich, um die Ablösung mit Entschädigung zu vertheidigen. Ihm folgt mit denselben Ansichten, Doliak, worauf Sierakowski nochmals, aber vergeblich, auf den Schluß der Debatte anträgt. Der Redner Goriup, die entschädigungslose Aufhebung der Lasten vertheidigend, setzt dieselbe fort und endet unter dem lebhaften Beifalle des Reichstags. ‒ Morgen beginnt die Sitzung wegen der Parade erst um 5 Uhr Nachmittags.
Hamburg, 22. Juli. Sämmtliche Privat- und Geschäftsbriefe von Petersburg und Moskau, erstere vom 16. d. mit dem Dampfboot über Lübeck, sprechen mit keiner Silbe von Unruhen in einer oder der andern dieser Städte. Die Petersburger freuen sich des allmähligen Verschwindens der Cholera; es kamen nur noch 14 bis 15 Fälle täglich vor.
(B. H.) Polen. Krakau, 11. Aug. Am 6. Aug. haben etliche Soldaten, die bis jetzt noch nicht ausgemittelt werden konnten einer Magd Hände und Füße zusammengebunden, sie in die Weichsel geworfen, gegenüber dem Orte, den man Krajewski nennt.
Etliche Bürger wurden im Bilaner Wäldchen, während eines Spazierganges von acht Feldmessern, mit tüchtigen, buchenen Knülteln bewaffnet, wüthend überfallen. Glücklicherweise schlugen jedoch die sechs Spaziergänger die Banditen in die Flucht, und zwangen sie zum Wegwerfen der Waffen, wovon ein riesiges Exemplar wir gerade bei einem der Ueberfallenen betrachteten.
Abends gegen 9 Uhr begegneten einige Korporäle vom Regimente Palombini etlichen Tischlergesellen, die frohen Muthes laut sprechend, scherzend und lachend ihren Weg gingen. Dieses Gelächter nun reizte die schwarze Galle der Gewaltigen, und es fielen Bewaffnete über Wehrlose her. Die Gesellen flohen, wurden aber erreicht, und bekamen für diese neue Frechheit ihren wohlverdienten Lohn, der eine bekam einen schweren Hieb in den Kopf, dem andern wurden beide Hände zerhackt und der dritte kam mit einem Bajonettstoß davon.
Ein gewisser Pszczelnielli wurde gegen 11 Uhr Abends von einer Patrouille ohne den geringsten Vorwand überfallen und angehalten; alle vom Regiment Schöhals Nr. 29, Komp. 4. Nicht besänftigt durch den von Pszczelnielli ihnen dargereichten Branntwein (den die Patrouille sich aber wohl schmecken ließ) führte sie ihren Trankgeber, in Begleitung des Polizeidieners Toman, auf die Hauptwache. Gefäustet, gebläut, gekolbt, suchte der Unglückliche Heil in der Flucht, bekam dabei einen Bajonettstich in den
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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