Neue Rheinische Zeitung. Nr. 84. Köln, 24. August 1848.Rücken, floh trotz dem weiter, bis ihn ein Gewehrschuß in der Slawkower Gasse niederstreckt. Von da schleifte man ihn auf die Hauptwache, wo der Bedauernswürdige mit Kolbenstößen erfrischt, und überdies von den Soldaten, als hätte er zuerst auf die Patrouille geschossen, angeklagt wurde. Doch ein amtliches Polizei-Protokoll, welches mit dem Verwundeten im St. Lazarusspital aufgenommen wurde, und das Zeugenverhör des Polizeidieners Pietruszka, bewiesen klar, daß Pszczelnielli außer einem, in der Polizeidirektion niedergelegten Spazierstocke, keine Waffe bei sich gehabt habe. "So viel geschah an einem Abend!" Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 17. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 12. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Forli, 10. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Livorno, 12. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 10. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 16 Paris, 21. August. Die Liebesblicke nach Rußland mehren sich: Der "Siecle" und "La Patrie" bewiesen so eben die Nothwendigkeit "einer Allianz des beweglichen westlichen Elements mit dem beharrlichen östlichen;" wobei "die deutsche Fieberhaftigkeit an Donau und Spree" ausdrücklich bedauert und ihr ein "schleuniges Heilmittel" gewünscht wird. Uebriges hat der nicht fieberhafte Theil Deutschlands den östreichischen Freiherrn v. Andrian, Vicepräsidenten der Frankfurter Nationalversammlung, hergeschickt, um Namens der deutschen Centralgewalt mit General Cavaignac eine friedliche Vergleichung in der italiänischen Sache zu besprechen. - Das Gelüsten nach einem Könige, gleichviel welchem, zeigt sich auch wohl darin, daß juridische Vorladungen und Municipalakten in Paris und in den Provinzen bereits "Namens des Königs" (au nom du roi) überschrieben worden; man kann diese Fälle, die sich wiederholen, unmöglich für Zufallswerk nehmen. So requirirten die Maikes in kleineren Ortschaften des Centrums au nom du roi kürzlich eine Gemeindesteuer; so ward gestern Proudhon's "Representant du Peuple" in dem Redaktionslokal im Namen des "Prokurators des Königs" mit Beschlag belegt. Anlaß zu diesem Angriff auf das Blatt ist wohl ein Brief, worin die "Bourgeois des Constitutionnel" hart gerüttelt worden, und ein andrer von einem gefangenen Insurgenten aus der Conciergerie; "in beiden hat der Herr Prokurator des Königs ohne Zweifel eine Aufhetzung der untern Klassen gegen die obern gesehen (höhnt die heutige Nummer), aber wie? giebt es denn in einer so schönen Republik zwei entgegenstehende Klassen? und sind nicht alle Franzosen ganz gleich vor dem Gesetz? und haben sie nicht das Motto: Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe auf alle Mauern geschrieben? hat nicht hier zu Lande alle Welt ein und dasselbe allgemeine Stimmrecht? Die Deputirten in der Kammer nennen sich ja sämmtlich Vertreter des Volks, und schreien täglich: wir sind Volk, wir sind Volk!! Es ist also lächerlich, zu meinen, in Frankreich existirte mehr als eine einzige Klasse; ergo kann unser Journal auch nicht sogenannten Klassenhaß bereiten, und es wird abwarten bis ein Prokurator der Republik angreifend auftritt." Proudhon ruft dem Chef der Executive zu: "Höre uns an, Cavaignac, wir wollen dich nicht anklagen, du bist schuldlos an den Greueln dieser Tage nach dem Junisieg. Die Aechtungen in Masse, die Angebereien, das Niedermetzeln in Masse und im Einzelnen, das willkührliche Einkerkern, das an die Zeit vor 1789 erinnernde Vergessenbleiben in den Kerkern der 1848ger Bourgeoisie, das Heulen und Kreischen dieser höchst ruhm-tugend- und siegreichen Bourgeoisie gegen jede ehrenhafte Herzensregung und jeden gesunden logischen Gedanken, das Ringeln u. Züngeln der alten giftigen Würmer, die gleichwohl im Februar in Stücke zerhauen schienen durch die unbezwingliche Kraft der heiligen Volksmajestät: dies Alles, Eugen Cavaignac, ist nicht von dir gekommen. Du bist eine republikanische, reine Seele, und das Volk weiß es; du hast getrauert denn du durftest den Strom nicht hemmen. Wie der Araber dem Tiger das Kind hinwirft um die Mutter zu retten: so hast du gehandelt. Aber jetzt naht die Stunde, wo du halt! sprechen mußt zu den Wüthrichen. Ein Mann, wie du von der Flut der Ereignisse auf den Gipfel gehoben, vergaß einst das Schreckenssystem zu zügeln: und er fiel, und fünfzig lange Jahre häuften die Revolutions- und Volksfeinde allen Unrath ihrer Verleumdungen auf ihn, den Sündenbock der Revolution, und dennoch eine unbefleckte Persönlichkeit war dieser Maximilian Robespierre. Die 93. Revolution wußte nichts mehr nach seinem Tode zu sagen; die 1848. hat noch nicht einmal ihr erstes Wort gesprochen, und wenn auch die ganze alte Welt sich gegen sie auflehnt, siegen wird die heutige Sturmbewegung, d. h. das Volk wird emancipirt, wird aus dem Elend befreit werden. Die Volksverräther schleifen ihre Dolche, sie wollen die junge Republik meucheln; diese Herren Königsfreunde werden bald einen Handstreich riskiren; Cavaignac, wache! wache in der Kammer wie in der Straße! es geht eine neue, hoffentlich die letzte Versuchung los, man will die in Thränen zerfließenden Frauen der Insurgenten als Mittel gegen die Volkszukunft, gegen das Heil der Welt gebrauchen: jedes Mittel ist den Machiavelisten und Malthusianern und Jesuiten recht. Volk! laß dich nicht wieder kirren!" Auch der "Spectateur republicain" sagt: "Henri der Erlöser, wie seine halbwahnsinnige Partei ihn nennt, wird jetzt so gebraucht wie vor dem Juni Bonaparte. Sein Name wird nur mit Geldbestechung ausgesprochen, das verzweifelnde Volk hat bisher wenig an diesen mittelmäßigsten aller Fürstensöhne zu denken Zeit gehabt. Der schurkische Constitutionnel bleibt natürlich in der Rolle, wenn er seit drei Tagen in künstlich gemachtem Zürnen seinem Publikum vorgestikulirt: die rothe, demokratisch-sociale Republik wolle unter Vorschieben des Lilienpannier's diesmal den Schlag wagen. Noch eine Straßenschlacht und unsre Republik verendet, das wissen unsre Feinde, und wir bitten unsre Freunde, im Verein mit la Reforme, mit dem Journal Proudhon's, aufzupassen: es geht um das Wohl Europa's." Hingegen trommelt der Siecle, der die Tücke des dumpfen Bourgevisherzens heute ausschüttet und "alle socialistischen Journale" denuncirt, als "Aufwiegler des leidenden Volks, zu einer Demonstration in diesen Tagen." Er ist dreist genug, die Schandthaten der Mobile, die Brutalitäten der Herren Nationalgardisten, die Frevel des geheimen Gerichts rein zu leugnen; er wagt's die Bourgeoisgarde und Mobile (mit wahrhaft dummer Uebergehung der so überaus anspruchlosen, stets ins dickste Feuer vorgeschobenen Linieninfanterie) die "unsterblichen Märtyrer und Sieger vom Juni, die auf den Dank Europa's und Amerika's Anspruch haben" zu tituliren. Und es finden sich alle Tage Reklamationen nach Deportirten, die erst jetzt richterlich freigesprochen, aber längst unter Segel gegangen sind. Im Fort Jory droht die Wache oft noch mit Erschießen; die Offiziere hetzen Sie zu allem möglichen Unfug; als neulich ein Gefangener vorsprang und schrie: "französische Soldaten, Kinder des Volkes, ihr droht: gut, schießt mich nieder!" da rührte sich kein Gewehr. Polizeiagenten, deren Beglaubigung noch vom ehemaligen Präfekten Caussidiere unterzeichnet war, arretirte die Bourgeoisgarde "lediglich wegen der gehaßten Unterschrift" und sie werden jetzt deportirt als "Helfershelfer des Räubers Caussidiere", dem die reiche Bank- und Börsenkanaille allein verdankt, im Februar nicht ausgeräuchert worden zu sein wie der Fuchs im Bau. So eben ist ein Barrikadenchef zu lebenslänglichen Galeeren verurtheilt; man wechselt mit den Strafen ab, wie es scheint. Die Generale, die zu Gericht sitzen, brilliren durch Logik: Z. B. verlangten sie neulich die Frau und Mutter des Angeklagten sollten, statt um Gnade zu bitten, lieber "die Person ausfindig machen, der er das Leben gerettet haben will, die aber, wie wir vermuthen, todt ist." Diese "Person" ist ein Infanterist, der zufällig der Frau des Angeklagten nachher begegnete und gern durch sein Zeugniß den Insurgenten von der Deportation rettete. Verweigerungen des Abschieds sind annoch an der Tagesordnung. "In Lyon, sagt der "Censeur", verhaftet der Polizeikommissär Villeneuve ohne Mandat und auf offenem Markt, im Regen und Sonnenschein, jeden Arbeiter und sonstigen Bürger, der, wie er sagt, zu weit vorgeschrittene Meinungen (des opinions trop avancees) besitzt; das gelindeste ist eine Haft von 48 Stunden; wie angenehm für den, der dringliche Geschäfte hat"! Der "Censeur", ist bekanntlich ein philiströser Bourgeoisrepublikaner, aber er sieht sich genöthigt, die "Gazette de Lyon" zu bekämpfen. Diese ist sehr verläumderisch und erzählte z. B., der Redakteur der Dankadresse an Proudhon und Greppo sei ein gemeiner Bankerottirer; sie ist gezwungen zu widerrufen. Mit Jubel verkündet die "gute" Presse und läßt in den Straßen ausrufen die Verurtheilung Michelots zu den Galeeren, wegen eines alten Bankerots; Michelot war Präsident des Sorbonneklubs, und nur deshalb läßt die Bourgeoisie es ausschreien. Hr. Senard, der Kartätschenheld von Rouen, hat zwar auf der Tribüne geheult: Proudhon und die andern Sozialistenchefs seien "feige Zerstörer", allein dürften nicht die Chefs der Tyrannenklasse, unter der jetzt 8 Millionen Produzenten schmachten, noch viel "feiger" sein? Der Karlismus dürfte übrigens dem Minister des Innern bald Gelegenheit geben, seine "Bravour und Manneswürde" zu zeigen; in Paris, in Fecamp hat man weiße Fahnen weggenommen, die Spießbürger in Bourges haben von der zweiten Pariser Legion doch noch eine Lilienfahne zum Angebinde gekriegt. Das Journal des erkauften Alphons Karr, der an den durch seine "Guepes" erschriebenen dreihunderttausend Franken nicht genug hat, findet es "empörend", daß der "Pere Duchesne" die Kaution von 24,000 Fr. aufbringt; auch jubelt er über die Unterdrückung des "revolutionären Schwindel verbreitenden "Schneiderateliers zu Clichy, wo gleicher Tagelohn herrschte und sehr gute Arbeit gemacht ward. Die Stadt Paris schuldet diesen 1600 associirten Schneidergesellen nicht nur an 40,000 Fr. für gelieferte Nationalgardenröcke, sondern ist auch so unehrlich gewesen, daß sie die bei ihnen bestellte Arbeit nicht hat abholen lassen, wodurch natürlich die Kasse der Assoeiirten, die buchstäblich mit Null anfingen und schnell, trotz der infamen Kabalen der Meister und der Anfangs den Kredit verweigernden Tuchlieferanten, einen starken Nettogewinnst machten, gesprengt ward. Tüchtige deutsche Socialisten arbeiteten ebenfalls darin. Paris, 21. August. Cavaignac's Spezialorgan, der bekannte Speetateur Republicain, beginnt diesen Morgen mit folgender Kriegserklärung gegen Oestreich: "An dem Tage, an welchem sich die Regierung als Vermittlerin in den Angelegenheiten Italiens anbot, wußte sie der Ruhe Europa's und der Sache der Civilisation das Opfer jedes Ehrgeizes zu bringen. Aber sie hat sich nimmer verstanden, der Ehre und Würde des französischen Namens auch nur den leisesten Angriff geschehen zu lassen. Wir (der Spektateur) glauben nicht anstehen zu dürfen, uns in dieser Beziehung für die Gefühle der Regierung zu verbürgen. Ihre Politik in Bezug auf Italien, wie aller Mächte, die bei der italischen Frage mehr oder weniger betheiligt sind, war eine loyale und aufrichtige. Ihre Erklärungen an Oestreich waren würdig und offen. Sie hatte daher Grund zu hoffen, man werde am Hofe von Wien ihre versöhnliche Sprache hören. Die Nachricht von der Abberufung (desaveu) des Generals Welden und die augenblickliche Suspension der Einfälle in die päbstlichen Staaten (legations) berechtigten uns zu der Voraussetzung, das kaiserliche Kabinet werde den einzigen möglichen Weg einschlagen, der ihm übrig blieb, wenn es ihm mit Annahme der Mediation Englands und Frankreichs wirklich Ernst war. Indessen hören wir daß sich die Abberufung des Generals Welden nicht bestätige, noch erhielten wir keine Nachricht, ob Oestreich das Anerbieten einer englisch franz. Mediation wirklich annehme, und auf anderem Wege erfahren wir sogar, daß die Einfälle der Oestreicher in die Legationen fortdauern. Unter diesen Umständen und um diesen Unschlüssigkeiten und Ungewißheiten ein Ende zu machen, welche vielleicht nur in der Langsamkeit und Unentschlossenheit der nächsten Umgebung des Kaisers ihren Grund haben, die wir aber nicht länger ertragen können, hat die Regierung der Republik beschlossen, auf sofortige Entscheidung des Rücken, floh trotz dem weiter, bis ihn ein Gewehrschuß in der Slawkower Gasse niederstreckt. Von da schleifte man ihn auf die Hauptwache, wo der Bedauernswürdige mit Kolbenstößen erfrischt, und überdies von den Soldaten, als hätte er zuerst auf die Patrouille geschossen, angeklagt wurde. Doch ein amtliches Polizei-Protokoll, welches mit dem Verwundeten im St. Lazarusspital aufgenommen wurde, und das Zeugenverhör des Polizeidieners Pietruszka, bewiesen klar, daß Pszczelnielli außer einem, in der Polizeidirektion niedergelegten Spazierstocke, keine Waffe bei sich gehabt habe. „So viel geschah an einem Abend!“ Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 17. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 12. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Forli, 10. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Livorno, 12. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 10. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 16 Paris, 21. August. Die Liebesblicke nach Rußland mehren sich: Der „Siécle“ und „La Patrie“ bewiesen so eben die Nothwendigkeit „einer Allianz des beweglichen westlichen Elements mit dem beharrlichen östlichen;“ wobei „die deutsche Fieberhaftigkeit an Donau und Spree“ ausdrücklich bedauert und ihr ein „schleuniges Heilmittel“ gewünscht wird. Uebriges hat der nicht fieberhafte Theil Deutschlands den östreichischen Freiherrn v. Andrian, Vicepräsidenten der Frankfurter Nationalversammlung, hergeschickt, um Namens der deutschen Centralgewalt mit General Cavaignac eine friedliche Vergleichung in der italiänischen Sache zu besprechen. ‒ Das Gelüsten nach einem Könige, gleichviel welchem, zeigt sich auch wohl darin, daß juridische Vorladungen und Municipalakten in Paris und in den Provinzen bereits „Namens des Königs“ (au nom du roi) überschrieben worden; man kann diese Fälle, die sich wiederholen, unmöglich für Zufallswerk nehmen. So requirirten die Maikes in kleineren Ortschaften des Centrums au nom du roi kürzlich eine Gemeindesteuer; so ward gestern Proudhon's „Representant du Peuple“ in dem Redaktionslokal im Namen des „Prokurators des Königs“ mit Beschlag belegt. Anlaß zu diesem Angriff auf das Blatt ist wohl ein Brief, worin die „Bourgeois des Constitutionnel“ hart gerüttelt worden, und ein andrer von einem gefangenen Insurgenten aus der Conciergerie; „in beiden hat der Herr Prokurator des Königs ohne Zweifel eine Aufhetzung der untern Klassen gegen die obern gesehen (höhnt die heutige Nummer), aber wie? giebt es denn in einer so schönen Republik zwei entgegenstehende Klassen? und sind nicht alle Franzosen ganz gleich vor dem Gesetz? und haben sie nicht das Motto: Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe auf alle Mauern geschrieben? hat nicht hier zu Lande alle Welt ein und dasselbe allgemeine Stimmrecht? Die Deputirten in der Kammer nennen sich ja sämmtlich Vertreter des Volks, und schreien täglich: wir sind Volk, wir sind Volk!! Es ist also lächerlich, zu meinen, in Frankreich existirte mehr als eine einzige Klasse; ergo kann unser Journal auch nicht sogenannten Klassenhaß bereiten, und es wird abwarten bis ein Prokurator der Republik angreifend auftritt.“ Proudhon ruft dem Chef der Executive zu: „Höre uns an, Cavaignac, wir wollen dich nicht anklagen, du bist schuldlos an den Greueln dieser Tage nach dem Junisieg. Die Aechtungen in Masse, die Angebereien, das Niedermetzeln in Masse und im Einzelnen, das willkührliche Einkerkern, das an die Zeit vor 1789 erinnernde Vergessenbleiben in den Kerkern der 1848ger Bourgeoisie, das Heulen und Kreischen dieser höchst ruhm-tugend- und siegreichen Bourgeoisie gegen jede ehrenhafte Herzensregung und jeden gesunden logischen Gedanken, das Ringeln u. Züngeln der alten giftigen Würmer, die gleichwohl im Februar in Stücke zerhauen schienen durch die unbezwingliche Kraft der heiligen Volksmajestät: dies Alles, Eugen Cavaignac, ist nicht von dir gekommen. Du bist eine republikanische, reine Seele, und das Volk weiß es; du hast getrauert denn du durftest den Strom nicht hemmen. Wie der Araber dem Tiger das Kind hinwirft um die Mutter zu retten: so hast du gehandelt. Aber jetzt naht die Stunde, wo du halt! sprechen mußt zu den Wüthrichen. Ein Mann, wie du von der Flut der Ereignisse auf den Gipfel gehoben, vergaß einst das Schreckenssystem zu zügeln: und er fiel, und fünfzig lange Jahre häuften die Revolutions- und Volksfeinde allen Unrath ihrer Verleumdungen auf ihn, den Sündenbock der Revolution, und dennoch eine unbefleckte Persönlichkeit war dieser Maximilian Robespierre. Die 93. Revolution wußte nichts mehr nach seinem Tode zu sagen; die 1848. hat noch nicht einmal ihr erstes Wort gesprochen, und wenn auch die ganze alte Welt sich gegen sie auflehnt, siegen wird die heutige Sturmbewegung, d. h. das Volk wird emancipirt, wird aus dem Elend befreit werden. Die Volksverräther schleifen ihre Dolche, sie wollen die junge Republik meucheln; diese Herren Königsfreunde werden bald einen Handstreich riskiren; Cavaignac, wache! wache in der Kammer wie in der Straße! es geht eine neue, hoffentlich die letzte Versuchung los, man will die in Thränen zerfließenden Frauen der Insurgenten als Mittel gegen die Volkszukunft, gegen das Heil der Welt gebrauchen: jedes Mittel ist den Machiavelisten und Malthusianern und Jesuiten recht. Volk! laß dich nicht wieder kirren!“ Auch der „Spectateur republicain“ sagt: „Henri der Erlöser, wie seine halbwahnsinnige Partei ihn nennt, wird jetzt so gebraucht wie vor dem Juni Bonaparte. Sein Name wird nur mit Geldbestechung ausgesprochen, das verzweifelnde Volk hat bisher wenig an diesen mittelmäßigsten aller Fürstensöhne zu denken Zeit gehabt. Der schurkische Constitutionnel bleibt natürlich in der Rolle, wenn er seit drei Tagen in künstlich gemachtem Zürnen seinem Publikum vorgestikulirt: die rothe, demokratisch-sociale Republik wolle unter Vorschieben des Lilienpannier's diesmal den Schlag wagen. Noch eine Straßenschlacht und unsre Republik verendet, das wissen unsre Feinde, und wir bitten unsre Freunde, im Verein mit la Reforme, mit dem Journal Proudhon's, aufzupassen: es geht um das Wohl Europa's.“ Hingegen trommelt der Siècle, der die Tücke des dumpfen Bourgevisherzens heute ausschüttet und „alle socialistischen Journale“ denuncirt, als „Aufwiegler des leidenden Volks, zu einer Demonstration in diesen Tagen.“ Er ist dreist genug, die Schandthaten der Mobile, die Brutalitäten der Herren Nationalgardisten, die Frevel des geheimen Gerichts rein zu leugnen; er wagt's die Bourgeoisgarde und Mobile (mit wahrhaft dummer Uebergehung der so überaus anspruchlosen, stets ins dickste Feuer vorgeschobenen Linieninfanterie) die „unsterblichen Märtyrer und Sieger vom Juni, die auf den Dank Europa's und Amerika's Anspruch haben“ zu tituliren. Und es finden sich alle Tage Reklamationen nach Deportirten, die erst jetzt richterlich freigesprochen, aber längst unter Segel gegangen sind. Im Fort Jory droht die Wache oft noch mit Erschießen; die Offiziere hetzen Sie zu allem möglichen Unfug; als neulich ein Gefangener vorsprang und schrie: „französische Soldaten, Kinder des Volkes, ihr droht: gut, schießt mich nieder!“ da rührte sich kein Gewehr. Polizeiagenten, deren Beglaubigung noch vom ehemaligen Präfekten Caussidiere unterzeichnet war, arretirte die Bourgeoisgarde „lediglich wegen der gehaßten Unterschrift“ und sie werden jetzt deportirt als „Helfershelfer des Räubers Caussidiere“, dem die reiche Bank- und Börsenkanaille allein verdankt, im Februar nicht ausgeräuchert worden zu sein wie der Fuchs im Bau. So eben ist ein Barrikadenchef zu lebenslänglichen Galeeren verurtheilt; man wechselt mit den Strafen ab, wie es scheint. Die Generale, die zu Gericht sitzen, brilliren durch Logik: Z. B. verlangten sie neulich die Frau und Mutter des Angeklagten sollten, statt um Gnade zu bitten, lieber „die Person ausfindig machen, der er das Leben gerettet haben will, die aber, wie wir vermuthen, todt ist.“ Diese „Person“ ist ein Infanterist, der zufällig der Frau des Angeklagten nachher begegnete und gern durch sein Zeugniß den Insurgenten von der Deportation rettete. Verweigerungen des Abschieds sind annoch an der Tagesordnung. „In Lyon, sagt der „Censeur“, verhaftet der Polizeikommissär Villeneuve ohne Mandat und auf offenem Markt, im Regen und Sonnenschein, jeden Arbeiter und sonstigen Bürger, der, wie er sagt, zu weit vorgeschrittene Meinungen (des opinions trop avancées) besitzt; das gelindeste ist eine Haft von 48 Stunden; wie angenehm für den, der dringliche Geschäfte hat“! Der „Censeur“, ist bekanntlich ein philiströser Bourgeoisrepublikaner, aber er sieht sich genöthigt, die „Gazette de Lyon“ zu bekämpfen. Diese ist sehr verläumderisch und erzählte z. B., der Redakteur der Dankadresse an Proudhon und Greppo sei ein gemeiner Bankerottirer; sie ist gezwungen zu widerrufen. Mit Jubel verkündet die „gute“ Presse und läßt in den Straßen ausrufen die Verurtheilung Michelots zu den Galeeren, wegen eines alten Bankerots; Michelot war Präsident des Sorbonneklubs, und nur deshalb läßt die Bourgeoisie es ausschreien. Hr. Senard, der Kartätschenheld von Rouen, hat zwar auf der Tribüne geheult: Proudhon und die andern Sozialistenchefs seien „feige Zerstörer“, allein dürften nicht die Chefs der Tyrannenklasse, unter der jetzt 8 Millionen Produzenten schmachten, noch viel „feiger“ sein? Der Karlismus dürfte übrigens dem Minister des Innern bald Gelegenheit geben, seine „Bravour und Manneswürde“ zu zeigen; in Paris, in Fecamp hat man weiße Fahnen weggenommen, die Spießbürger in Bourges haben von der zweiten Pariser Legion doch noch eine Lilienfahne zum Angebinde gekriegt. Das Journal des erkauften Alphons Karr, der an den durch seine „Guepes“ erschriebenen dreihunderttausend Franken nicht genug hat, findet es „empörend“, daß der „Pere Duchesne“ die Kaution von 24,000 Fr. aufbringt; auch jubelt er über die Unterdrückung des „revolutionären Schwindel verbreitenden „Schneiderateliers zu Clichy, wo gleicher Tagelohn herrschte und sehr gute Arbeit gemacht ward. Die Stadt Paris schuldet diesen 1600 associirten Schneidergesellen nicht nur an 40,000 Fr. für gelieferte Nationalgardenröcke, sondern ist auch so unehrlich gewesen, daß sie die bei ihnen bestellte Arbeit nicht hat abholen lassen, wodurch natürlich die Kasse der Assoeiirten, die buchstäblich mit Null anfingen und schnell, trotz der infamen Kabalen der Meister und der Anfangs den Kredit verweigernden Tuchlieferanten, einen starken Nettogewinnst machten, gesprengt ward. Tüchtige deutsche Socialisten arbeiteten ebenfalls darin. Paris, 21. August. Cavaignac's Spezialorgan, der bekannte Speetateur Republicain, beginnt diesen Morgen mit folgender Kriegserklärung gegen Oestreich: „An dem Tage, an welchem sich die Regierung als Vermittlerin in den Angelegenheiten Italiens anbot, wußte sie der Ruhe Europa's und der Sache der Civilisation das Opfer jedes Ehrgeizes zu bringen. Aber sie hat sich nimmer verstanden, der Ehre und Würde des französischen Namens auch nur den leisesten Angriff geschehen zu lassen. Wir (der Spektateur) glauben nicht anstehen zu dürfen, uns in dieser Beziehung für die Gefühle der Regierung zu verbürgen. Ihre Politik in Bezug auf Italien, wie aller Mächte, die bei der italischen Frage mehr oder weniger betheiligt sind, war eine loyale und aufrichtige. Ihre Erklärungen an Oestreich waren würdig und offen. Sie hatte daher Grund zu hoffen, man werde am Hofe von Wien ihre versöhnliche Sprache hören. Die Nachricht von der Abberufung (desaveu) des Generals Welden und die augenblickliche Suspension der Einfälle in die päbstlichen Staaten (lègations) berechtigten uns zu der Voraussetzung, das kaiserliche Kabinet werde den einzigen möglichen Weg einschlagen, der ihm übrig blieb, wenn es ihm mit Annahme der Mediation Englands und Frankreichs wirklich Ernst war. Indessen hören wir daß sich die Abberufung des Generals Welden nicht bestätige, noch erhielten wir keine Nachricht, ob Oestreich das Anerbieten einer englisch franz. Mediation wirklich annehme, und auf anderem Wege erfahren wir sogar, daß die Einfälle der Oestreicher in die Legationen fortdauern. Unter diesen Umständen und um diesen Unschlüssigkeiten und Ungewißheiten ein Ende zu machen, welche vielleicht nur in der Langsamkeit und Unentschlossenheit der nächsten Umgebung des Kaisers ihren Grund haben, die wir aber nicht länger ertragen können, hat die Regierung der Republik beschlossen, auf sofortige Entscheidung des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar084_012" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0429"/> Rücken, floh trotz dem weiter, bis ihn ein Gewehrschuß in der Slawkower Gasse niederstreckt. Von da schleifte man ihn auf die Hauptwache, wo der Bedauernswürdige mit Kolbenstößen erfrischt, und überdies von den Soldaten, als hätte er zuerst auf die Patrouille geschossen, angeklagt wurde. 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Andrian, Vicepräsidenten der Frankfurter Nationalversammlung, hergeschickt, um Namens der deutschen Centralgewalt mit General Cavaignac eine friedliche Vergleichung in der italiänischen Sache zu besprechen. ‒ Das Gelüsten nach einem Könige, gleichviel welchem, zeigt sich auch wohl darin, daß juridische Vorladungen und Municipalakten in Paris und in den Provinzen bereits „Namens des Königs“ (au nom du roi) überschrieben worden; man kann diese Fälle, die sich wiederholen, unmöglich für Zufallswerk nehmen. So requirirten die Maikes in kleineren Ortschaften des Centrums au nom du roi kürzlich eine Gemeindesteuer; so ward gestern Proudhon's „Representant du Peuple“ in dem Redaktionslokal im Namen des „Prokurators des Königs“ mit Beschlag belegt. Anlaß zu diesem Angriff auf das Blatt ist wohl ein Brief, worin die „Bourgeois des Constitutionnel“ hart gerüttelt worden, und ein andrer von einem gefangenen Insurgenten aus der Conciergerie; „in beiden hat der Herr Prokurator des Königs ohne Zweifel eine Aufhetzung der untern Klassen gegen die obern gesehen (höhnt die heutige Nummer), aber wie? giebt es denn in einer so schönen Republik zwei entgegenstehende Klassen? und sind nicht alle Franzosen ganz gleich vor dem Gesetz? und haben sie nicht das Motto: Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe auf alle Mauern geschrieben? hat nicht hier zu Lande alle Welt ein und dasselbe allgemeine Stimmrecht? Die Deputirten in der Kammer nennen sich ja sämmtlich Vertreter des Volks, und schreien täglich: wir sind Volk, wir sind Volk!! Es ist also lächerlich, zu meinen, in Frankreich existirte mehr als eine einzige Klasse; ergo kann unser Journal auch nicht sogenannten Klassenhaß bereiten, und es wird abwarten bis ein Prokurator der Republik angreifend auftritt.“ Proudhon ruft dem Chef der Executive zu: „Höre uns an, Cavaignac, wir wollen dich nicht anklagen, du bist schuldlos an den Greueln dieser Tage nach dem Junisieg. Die Aechtungen in Masse, die Angebereien, das Niedermetzeln in Masse und im Einzelnen, das willkührliche Einkerkern, das an die Zeit vor 1789 erinnernde Vergessenbleiben in den Kerkern der 1848ger Bourgeoisie, das Heulen und Kreischen dieser höchst ruhm-tugend- und siegreichen Bourgeoisie gegen jede ehrenhafte Herzensregung und jeden gesunden logischen Gedanken, das Ringeln u. Züngeln der alten giftigen Würmer, die gleichwohl im Februar in Stücke zerhauen schienen durch die unbezwingliche Kraft der heiligen Volksmajestät: dies Alles, Eugen Cavaignac, ist nicht von dir gekommen. Du bist eine republikanische, reine Seele, und das Volk weiß es; du hast getrauert denn du durftest den Strom nicht hemmen. Wie der Araber dem Tiger das Kind hinwirft um die Mutter zu retten: so hast du gehandelt. Aber jetzt naht die Stunde, wo du halt! sprechen mußt zu den Wüthrichen. Ein Mann, wie du von der Flut der Ereignisse auf den Gipfel gehoben, vergaß einst das Schreckenssystem zu zügeln: und er fiel, und fünfzig lange Jahre häuften die Revolutions- und Volksfeinde allen Unrath ihrer Verleumdungen auf ihn, den Sündenbock der Revolution, und dennoch eine unbefleckte Persönlichkeit war dieser Maximilian Robespierre. Die 93. Revolution wußte nichts mehr nach seinem Tode zu sagen; die 1848. hat noch nicht einmal ihr erstes Wort gesprochen, und wenn auch die ganze alte Welt sich gegen sie auflehnt, siegen wird die heutige Sturmbewegung, d. h. das Volk wird emancipirt, wird aus dem Elend befreit werden. Die Volksverräther schleifen ihre Dolche, sie wollen die junge Republik meucheln; diese Herren Königsfreunde werden bald einen Handstreich riskiren; Cavaignac, wache! wache in der Kammer wie in der Straße! es geht eine neue, hoffentlich die letzte Versuchung los, man will die in Thränen zerfließenden Frauen der Insurgenten als Mittel gegen die Volkszukunft, gegen das Heil der Welt gebrauchen: jedes Mittel ist den Machiavelisten und Malthusianern und Jesuiten recht. Volk! laß dich nicht wieder kirren!“ Auch der „Spectateur republicain“ sagt: „Henri der Erlöser, wie seine halbwahnsinnige Partei ihn nennt, wird jetzt so gebraucht wie vor dem Juni Bonaparte. Sein Name wird nur mit Geldbestechung ausgesprochen, das verzweifelnde Volk hat bisher wenig an diesen mittelmäßigsten aller Fürstensöhne zu denken Zeit gehabt. Der schurkische Constitutionnel bleibt natürlich in der Rolle, wenn er seit drei Tagen in künstlich gemachtem Zürnen seinem Publikum vorgestikulirt: die rothe, demokratisch-sociale Republik wolle unter Vorschieben des Lilienpannier's diesmal den Schlag wagen. Noch eine Straßenschlacht und unsre Republik verendet, das wissen unsre Feinde, und wir bitten unsre Freunde, im Verein mit la Reforme, mit dem Journal Proudhon's, aufzupassen: es geht um das Wohl Europa's.“ Hingegen trommelt der Siècle, der die Tücke des dumpfen Bourgevisherzens heute ausschüttet und „alle socialistischen Journale“ denuncirt, als „Aufwiegler des leidenden Volks, zu einer Demonstration in diesen Tagen.“ Er ist dreist genug, die Schandthaten der Mobile, die Brutalitäten der Herren Nationalgardisten, die Frevel des geheimen Gerichts rein zu leugnen; er wagt's die Bourgeoisgarde und Mobile (mit wahrhaft dummer Uebergehung der so überaus anspruchlosen, stets ins dickste Feuer vorgeschobenen Linieninfanterie) die „unsterblichen Märtyrer und Sieger vom Juni, die auf den Dank Europa's und Amerika's Anspruch haben“ zu tituliren.</p> <p>Und es finden sich alle Tage Reklamationen nach Deportirten, die erst jetzt richterlich freigesprochen, aber längst unter Segel gegangen sind. Im Fort Jory droht die Wache oft noch mit Erschießen; die Offiziere hetzen Sie zu allem möglichen Unfug; als neulich ein Gefangener vorsprang und schrie: „französische Soldaten, Kinder des Volkes, ihr droht: gut, schießt mich nieder!“ da rührte sich kein Gewehr. Polizeiagenten, deren Beglaubigung noch vom ehemaligen Präfekten Caussidiere unterzeichnet war, arretirte die Bourgeoisgarde „lediglich wegen der gehaßten Unterschrift“ und sie werden jetzt deportirt als „Helfershelfer des Räubers Caussidiere“, dem die reiche Bank- und Börsenkanaille allein verdankt, im Februar nicht ausgeräuchert worden zu sein wie der Fuchs im Bau. So eben ist ein Barrikadenchef zu lebenslänglichen Galeeren verurtheilt; man wechselt mit den Strafen ab, wie es scheint. Die Generale, die zu Gericht sitzen, brilliren durch Logik: Z. B. verlangten sie neulich die Frau und Mutter des Angeklagten sollten, statt um Gnade zu bitten, lieber „die Person ausfindig machen, der er das Leben gerettet haben will, die aber, wie wir vermuthen, todt ist.“ Diese „Person“ ist ein Infanterist, der zufällig der Frau des Angeklagten nachher begegnete und gern durch sein Zeugniß den Insurgenten von der Deportation rettete. Verweigerungen des Abschieds sind annoch an der Tagesordnung. „In Lyon, sagt der „Censeur“, verhaftet der Polizeikommissär Villeneuve ohne Mandat und auf offenem Markt, im Regen und Sonnenschein, jeden Arbeiter und sonstigen Bürger, der, wie er sagt, zu weit vorgeschrittene Meinungen (des opinions trop avancées) besitzt; das gelindeste ist eine Haft von 48 Stunden; wie angenehm für den, der dringliche Geschäfte hat“! Der „Censeur“, ist bekanntlich ein philiströser Bourgeoisrepublikaner, aber er sieht sich genöthigt, die „Gazette de Lyon“ zu bekämpfen. Diese ist sehr verläumderisch und erzählte z. B., der Redakteur der Dankadresse an Proudhon und Greppo sei ein gemeiner Bankerottirer; sie ist gezwungen zu widerrufen. Mit Jubel verkündet die „gute“ Presse und läßt in den Straßen ausrufen die Verurtheilung Michelots zu den Galeeren, wegen eines alten Bankerots; Michelot war Präsident des Sorbonneklubs, und nur deshalb läßt die Bourgeoisie es ausschreien. Hr. Senard, der Kartätschenheld von Rouen, hat zwar auf der Tribüne geheult: Proudhon und die andern Sozialistenchefs seien „feige Zerstörer“, allein dürften nicht die Chefs der Tyrannenklasse, unter der jetzt 8 Millionen Produzenten schmachten, noch viel „feiger“ sein? Der Karlismus dürfte übrigens dem Minister des Innern bald Gelegenheit geben, seine „Bravour und Manneswürde“ zu zeigen; in Paris, in Fecamp hat man weiße Fahnen weggenommen, die Spießbürger in Bourges haben von der zweiten Pariser Legion doch noch eine Lilienfahne zum Angebinde gekriegt. Das Journal des erkauften Alphons Karr, der an den durch seine „Guepes“ erschriebenen dreihunderttausend Franken nicht genug hat, findet es „empörend“, daß der „Pere Duchesne“ die Kaution von 24,000 Fr. aufbringt; auch jubelt er über die Unterdrückung des „revolutionären Schwindel verbreitenden „Schneiderateliers zu Clichy, wo gleicher Tagelohn herrschte und sehr gute Arbeit gemacht ward. Die Stadt Paris schuldet diesen 1600 associirten Schneidergesellen nicht nur an 40,000 Fr. für gelieferte Nationalgardenröcke, sondern ist auch so unehrlich gewesen, daß sie die bei ihnen bestellte Arbeit nicht hat abholen lassen, wodurch natürlich die Kasse der Assoeiirten, die buchstäblich mit Null anfingen und schnell, trotz der infamen Kabalen der Meister und der Anfangs den Kredit verweigernden Tuchlieferanten, einen starken Nettogewinnst machten, gesprengt ward. Tüchtige deutsche Socialisten arbeiteten ebenfalls darin.</p> </div> <div xml:id="ar084_023" type="jArticle"> <head>Paris, 21. August.</head> <p>Cavaignac's Spezialorgan, der bekannte Speetateur Republicain, beginnt diesen Morgen mit folgender Kriegserklärung gegen Oestreich:</p> <p>„An dem Tage, an welchem sich die Regierung als Vermittlerin in den Angelegenheiten Italiens anbot, wußte sie der Ruhe Europa's und der Sache der Civilisation das Opfer jedes Ehrgeizes zu bringen. Aber sie hat sich nimmer verstanden, der Ehre und Würde des französischen Namens auch nur den leisesten Angriff geschehen zu lassen. Wir (der Spektateur) glauben nicht anstehen zu dürfen, uns in dieser Beziehung für die Gefühle der Regierung zu verbürgen. Ihre Politik in Bezug auf Italien, wie aller Mächte, die bei der italischen Frage mehr oder weniger betheiligt sind, war eine loyale und aufrichtige. Ihre Erklärungen an Oestreich waren würdig und offen. Sie hatte daher Grund zu hoffen, man werde am Hofe von Wien ihre versöhnliche Sprache hören. Die Nachricht von der Abberufung (desaveu) des Generals Welden und die augenblickliche Suspension der Einfälle in die päbstlichen Staaten (lègations) berechtigten uns zu der Voraussetzung, das kaiserliche Kabinet werde den einzigen möglichen Weg einschlagen, der ihm übrig blieb, wenn es ihm mit Annahme der Mediation Englands und Frankreichs wirklich Ernst war.</p> <p>Indessen hören wir daß sich die Abberufung des Generals Welden nicht bestätige, noch erhielten wir keine Nachricht, ob Oestreich das Anerbieten einer englisch franz. Mediation wirklich annehme, und auf anderem Wege erfahren wir sogar, daß die Einfälle der Oestreicher in die Legationen fortdauern. Unter diesen Umständen und um diesen Unschlüssigkeiten und Ungewißheiten ein Ende zu machen, welche vielleicht nur in der Langsamkeit und Unentschlossenheit der nächsten Umgebung des Kaisers ihren Grund haben, die wir aber nicht länger ertragen können, hat die Regierung der Republik beschlossen, auf sofortige Entscheidung des </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0429/0003]
Rücken, floh trotz dem weiter, bis ihn ein Gewehrschuß in der Slawkower Gasse niederstreckt. Von da schleifte man ihn auf die Hauptwache, wo der Bedauernswürdige mit Kolbenstößen erfrischt, und überdies von den Soldaten, als hätte er zuerst auf die Patrouille geschossen, angeklagt wurde. Doch ein amtliches Polizei-Protokoll, welches mit dem Verwundeten im St. Lazarusspital aufgenommen wurde, und das Zeugenverhör des Polizeidieners Pietruszka, bewiesen klar, daß Pszczelnielli außer einem, in der Polizeidirektion niedergelegten Spazierstocke, keine Waffe bei sich gehabt habe.
„So viel geschah an einem Abend!“
Italien. * _ Turin, 14. Aug. _ * Turin, 17. Aug. _ * Florenz, 12. Aug. _ Neapel, 5 Aug. _ * Forli, 10. Aug. _ * Livorno, 12. Aug. _ * Rom, 10. Aug. _ _ Französische Republik. 16 Paris, 21. August. Die Liebesblicke nach Rußland mehren sich: Der „Siécle“ und „La Patrie“ bewiesen so eben die Nothwendigkeit „einer Allianz des beweglichen westlichen Elements mit dem beharrlichen östlichen;“ wobei „die deutsche Fieberhaftigkeit an Donau und Spree“ ausdrücklich bedauert und ihr ein „schleuniges Heilmittel“ gewünscht wird. Uebriges hat der nicht fieberhafte Theil Deutschlands den östreichischen Freiherrn v. Andrian, Vicepräsidenten der Frankfurter Nationalversammlung, hergeschickt, um Namens der deutschen Centralgewalt mit General Cavaignac eine friedliche Vergleichung in der italiänischen Sache zu besprechen. ‒ Das Gelüsten nach einem Könige, gleichviel welchem, zeigt sich auch wohl darin, daß juridische Vorladungen und Municipalakten in Paris und in den Provinzen bereits „Namens des Königs“ (au nom du roi) überschrieben worden; man kann diese Fälle, die sich wiederholen, unmöglich für Zufallswerk nehmen. So requirirten die Maikes in kleineren Ortschaften des Centrums au nom du roi kürzlich eine Gemeindesteuer; so ward gestern Proudhon's „Representant du Peuple“ in dem Redaktionslokal im Namen des „Prokurators des Königs“ mit Beschlag belegt. Anlaß zu diesem Angriff auf das Blatt ist wohl ein Brief, worin die „Bourgeois des Constitutionnel“ hart gerüttelt worden, und ein andrer von einem gefangenen Insurgenten aus der Conciergerie; „in beiden hat der Herr Prokurator des Königs ohne Zweifel eine Aufhetzung der untern Klassen gegen die obern gesehen (höhnt die heutige Nummer), aber wie? giebt es denn in einer so schönen Republik zwei entgegenstehende Klassen? und sind nicht alle Franzosen ganz gleich vor dem Gesetz? und haben sie nicht das Motto: Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe auf alle Mauern geschrieben? hat nicht hier zu Lande alle Welt ein und dasselbe allgemeine Stimmrecht? Die Deputirten in der Kammer nennen sich ja sämmtlich Vertreter des Volks, und schreien täglich: wir sind Volk, wir sind Volk!! Es ist also lächerlich, zu meinen, in Frankreich existirte mehr als eine einzige Klasse; ergo kann unser Journal auch nicht sogenannten Klassenhaß bereiten, und es wird abwarten bis ein Prokurator der Republik angreifend auftritt.“ Proudhon ruft dem Chef der Executive zu: „Höre uns an, Cavaignac, wir wollen dich nicht anklagen, du bist schuldlos an den Greueln dieser Tage nach dem Junisieg. Die Aechtungen in Masse, die Angebereien, das Niedermetzeln in Masse und im Einzelnen, das willkührliche Einkerkern, das an die Zeit vor 1789 erinnernde Vergessenbleiben in den Kerkern der 1848ger Bourgeoisie, das Heulen und Kreischen dieser höchst ruhm-tugend- und siegreichen Bourgeoisie gegen jede ehrenhafte Herzensregung und jeden gesunden logischen Gedanken, das Ringeln u. Züngeln der alten giftigen Würmer, die gleichwohl im Februar in Stücke zerhauen schienen durch die unbezwingliche Kraft der heiligen Volksmajestät: dies Alles, Eugen Cavaignac, ist nicht von dir gekommen. Du bist eine republikanische, reine Seele, und das Volk weiß es; du hast getrauert denn du durftest den Strom nicht hemmen. Wie der Araber dem Tiger das Kind hinwirft um die Mutter zu retten: so hast du gehandelt. Aber jetzt naht die Stunde, wo du halt! sprechen mußt zu den Wüthrichen. Ein Mann, wie du von der Flut der Ereignisse auf den Gipfel gehoben, vergaß einst das Schreckenssystem zu zügeln: und er fiel, und fünfzig lange Jahre häuften die Revolutions- und Volksfeinde allen Unrath ihrer Verleumdungen auf ihn, den Sündenbock der Revolution, und dennoch eine unbefleckte Persönlichkeit war dieser Maximilian Robespierre. Die 93. Revolution wußte nichts mehr nach seinem Tode zu sagen; die 1848. hat noch nicht einmal ihr erstes Wort gesprochen, und wenn auch die ganze alte Welt sich gegen sie auflehnt, siegen wird die heutige Sturmbewegung, d. h. das Volk wird emancipirt, wird aus dem Elend befreit werden. Die Volksverräther schleifen ihre Dolche, sie wollen die junge Republik meucheln; diese Herren Königsfreunde werden bald einen Handstreich riskiren; Cavaignac, wache! wache in der Kammer wie in der Straße! es geht eine neue, hoffentlich die letzte Versuchung los, man will die in Thränen zerfließenden Frauen der Insurgenten als Mittel gegen die Volkszukunft, gegen das Heil der Welt gebrauchen: jedes Mittel ist den Machiavelisten und Malthusianern und Jesuiten recht. Volk! laß dich nicht wieder kirren!“ Auch der „Spectateur republicain“ sagt: „Henri der Erlöser, wie seine halbwahnsinnige Partei ihn nennt, wird jetzt so gebraucht wie vor dem Juni Bonaparte. Sein Name wird nur mit Geldbestechung ausgesprochen, das verzweifelnde Volk hat bisher wenig an diesen mittelmäßigsten aller Fürstensöhne zu denken Zeit gehabt. Der schurkische Constitutionnel bleibt natürlich in der Rolle, wenn er seit drei Tagen in künstlich gemachtem Zürnen seinem Publikum vorgestikulirt: die rothe, demokratisch-sociale Republik wolle unter Vorschieben des Lilienpannier's diesmal den Schlag wagen. Noch eine Straßenschlacht und unsre Republik verendet, das wissen unsre Feinde, und wir bitten unsre Freunde, im Verein mit la Reforme, mit dem Journal Proudhon's, aufzupassen: es geht um das Wohl Europa's.“ Hingegen trommelt der Siècle, der die Tücke des dumpfen Bourgevisherzens heute ausschüttet und „alle socialistischen Journale“ denuncirt, als „Aufwiegler des leidenden Volks, zu einer Demonstration in diesen Tagen.“ Er ist dreist genug, die Schandthaten der Mobile, die Brutalitäten der Herren Nationalgardisten, die Frevel des geheimen Gerichts rein zu leugnen; er wagt's die Bourgeoisgarde und Mobile (mit wahrhaft dummer Uebergehung der so überaus anspruchlosen, stets ins dickste Feuer vorgeschobenen Linieninfanterie) die „unsterblichen Märtyrer und Sieger vom Juni, die auf den Dank Europa's und Amerika's Anspruch haben“ zu tituliren.
Und es finden sich alle Tage Reklamationen nach Deportirten, die erst jetzt richterlich freigesprochen, aber längst unter Segel gegangen sind. Im Fort Jory droht die Wache oft noch mit Erschießen; die Offiziere hetzen Sie zu allem möglichen Unfug; als neulich ein Gefangener vorsprang und schrie: „französische Soldaten, Kinder des Volkes, ihr droht: gut, schießt mich nieder!“ da rührte sich kein Gewehr. Polizeiagenten, deren Beglaubigung noch vom ehemaligen Präfekten Caussidiere unterzeichnet war, arretirte die Bourgeoisgarde „lediglich wegen der gehaßten Unterschrift“ und sie werden jetzt deportirt als „Helfershelfer des Räubers Caussidiere“, dem die reiche Bank- und Börsenkanaille allein verdankt, im Februar nicht ausgeräuchert worden zu sein wie der Fuchs im Bau. So eben ist ein Barrikadenchef zu lebenslänglichen Galeeren verurtheilt; man wechselt mit den Strafen ab, wie es scheint. Die Generale, die zu Gericht sitzen, brilliren durch Logik: Z. B. verlangten sie neulich die Frau und Mutter des Angeklagten sollten, statt um Gnade zu bitten, lieber „die Person ausfindig machen, der er das Leben gerettet haben will, die aber, wie wir vermuthen, todt ist.“ Diese „Person“ ist ein Infanterist, der zufällig der Frau des Angeklagten nachher begegnete und gern durch sein Zeugniß den Insurgenten von der Deportation rettete. Verweigerungen des Abschieds sind annoch an der Tagesordnung. „In Lyon, sagt der „Censeur“, verhaftet der Polizeikommissär Villeneuve ohne Mandat und auf offenem Markt, im Regen und Sonnenschein, jeden Arbeiter und sonstigen Bürger, der, wie er sagt, zu weit vorgeschrittene Meinungen (des opinions trop avancées) besitzt; das gelindeste ist eine Haft von 48 Stunden; wie angenehm für den, der dringliche Geschäfte hat“! Der „Censeur“, ist bekanntlich ein philiströser Bourgeoisrepublikaner, aber er sieht sich genöthigt, die „Gazette de Lyon“ zu bekämpfen. Diese ist sehr verläumderisch und erzählte z. B., der Redakteur der Dankadresse an Proudhon und Greppo sei ein gemeiner Bankerottirer; sie ist gezwungen zu widerrufen. Mit Jubel verkündet die „gute“ Presse und läßt in den Straßen ausrufen die Verurtheilung Michelots zu den Galeeren, wegen eines alten Bankerots; Michelot war Präsident des Sorbonneklubs, und nur deshalb läßt die Bourgeoisie es ausschreien. Hr. Senard, der Kartätschenheld von Rouen, hat zwar auf der Tribüne geheult: Proudhon und die andern Sozialistenchefs seien „feige Zerstörer“, allein dürften nicht die Chefs der Tyrannenklasse, unter der jetzt 8 Millionen Produzenten schmachten, noch viel „feiger“ sein? Der Karlismus dürfte übrigens dem Minister des Innern bald Gelegenheit geben, seine „Bravour und Manneswürde“ zu zeigen; in Paris, in Fecamp hat man weiße Fahnen weggenommen, die Spießbürger in Bourges haben von der zweiten Pariser Legion doch noch eine Lilienfahne zum Angebinde gekriegt. Das Journal des erkauften Alphons Karr, der an den durch seine „Guepes“ erschriebenen dreihunderttausend Franken nicht genug hat, findet es „empörend“, daß der „Pere Duchesne“ die Kaution von 24,000 Fr. aufbringt; auch jubelt er über die Unterdrückung des „revolutionären Schwindel verbreitenden „Schneiderateliers zu Clichy, wo gleicher Tagelohn herrschte und sehr gute Arbeit gemacht ward. Die Stadt Paris schuldet diesen 1600 associirten Schneidergesellen nicht nur an 40,000 Fr. für gelieferte Nationalgardenröcke, sondern ist auch so unehrlich gewesen, daß sie die bei ihnen bestellte Arbeit nicht hat abholen lassen, wodurch natürlich die Kasse der Assoeiirten, die buchstäblich mit Null anfingen und schnell, trotz der infamen Kabalen der Meister und der Anfangs den Kredit verweigernden Tuchlieferanten, einen starken Nettogewinnst machten, gesprengt ward. Tüchtige deutsche Socialisten arbeiteten ebenfalls darin.
Paris, 21. August. Cavaignac's Spezialorgan, der bekannte Speetateur Republicain, beginnt diesen Morgen mit folgender Kriegserklärung gegen Oestreich:
„An dem Tage, an welchem sich die Regierung als Vermittlerin in den Angelegenheiten Italiens anbot, wußte sie der Ruhe Europa's und der Sache der Civilisation das Opfer jedes Ehrgeizes zu bringen. Aber sie hat sich nimmer verstanden, der Ehre und Würde des französischen Namens auch nur den leisesten Angriff geschehen zu lassen. Wir (der Spektateur) glauben nicht anstehen zu dürfen, uns in dieser Beziehung für die Gefühle der Regierung zu verbürgen. Ihre Politik in Bezug auf Italien, wie aller Mächte, die bei der italischen Frage mehr oder weniger betheiligt sind, war eine loyale und aufrichtige. Ihre Erklärungen an Oestreich waren würdig und offen. Sie hatte daher Grund zu hoffen, man werde am Hofe von Wien ihre versöhnliche Sprache hören. Die Nachricht von der Abberufung (desaveu) des Generals Welden und die augenblickliche Suspension der Einfälle in die päbstlichen Staaten (lègations) berechtigten uns zu der Voraussetzung, das kaiserliche Kabinet werde den einzigen möglichen Weg einschlagen, der ihm übrig blieb, wenn es ihm mit Annahme der Mediation Englands und Frankreichs wirklich Ernst war.
Indessen hören wir daß sich die Abberufung des Generals Welden nicht bestätige, noch erhielten wir keine Nachricht, ob Oestreich das Anerbieten einer englisch franz. Mediation wirklich annehme, und auf anderem Wege erfahren wir sogar, daß die Einfälle der Oestreicher in die Legationen fortdauern. Unter diesen Umständen und um diesen Unschlüssigkeiten und Ungewißheiten ein Ende zu machen, welche vielleicht nur in der Langsamkeit und Unentschlossenheit der nächsten Umgebung des Kaisers ihren Grund haben, die wir aber nicht länger ertragen können, hat die Regierung der Republik beschlossen, auf sofortige Entscheidung des
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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