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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 94. Köln, 5. September 1848.

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Die Dringlichkeit dieser Interpellation wird mit großer Majorität angenommen.

D'Ester liest die betreffenden Aktenstücke, die Protestation an den König und das Einberufungsschreiben wörtlich vor. Diese Vorlesung erregt ungemeine Heiterkeit, denn die Lausitzer Ritterschaft fängt damit an, daß sie ihre verfassungsmäßigen Rechte auf die mit dem König Johann von Böhmen im Jahre 1390 abgeschlossenen Privilegien begründen wollen. Die Lausitzer Kreisstände wollen ferner für sich mit dem Könige ihre neuen Privilegien vereinbaren, und erklären, daß sie die Beschlüsse der Vereinbarerversammlung nicht anerkennen werden, indem dieselbe nur berufen sei, eine Verfassung mit der Krone zu vereinbaren. -- Er frägt den Minister, ob derselbe Kenntniß von der Einberufung des Lausitzer Kommunallandtages habe, und welche Maßregeln er gegen diese Uebergriffe ergreifen wolle?

Der Minister des Innern erklärt, daß er bis jetzt auch nicht das Geringste von diesen Vorfällen wisse; werde aber noch heute das Erforderliche anordnen.

Abg. Behnsch beantragt den von der Kommission zur Untersuchung der Zustände des Großherzogthums Posen, vorgestern gefaßten Beschluß, worüber der Bericht gestern Abend gedruckt vertheilt wurde, wegen der Dringlichkeit sofort vor der Tagesordnung zu berathen. Mit großer Majorität angenommen.

Die Reichsversammlung zu Frankfurt a. M. habe am 26. Juli

"die Aufnahme derjenigen Theile des Großherzogthums Posen, welche auf den Antrag der königl. preußischen Regierung durch einstimmige Beschlüsse des Bundestages vom 22. April und 2. Mai in den deutschen Bund aufgenommen worden sind, bestätigt," und
"die vor dem königl. preuß. Kommissar, General Pfuel, am 4. Juni angeordnete vorläufige Demarkationslinie zwischen dem polnischen und dem deutschen Theile vorläufig anerkannt, sich aber die letzte Entscheidung über die zu treffende Abgränzung zwischen beiden Theilen nach dem Ergebniß weiterer von der Centralgewalt zu veranstaltender Erhebungen vorbehalten."

Angesichts dieser Beschlüsse der Frankfurter Reichsversammlung erachtet sich die Komission für verpflichtet, obwohl sie noch nicht im Stande ist, der hohen Versammlung einen auch nur einigermaßen erschöpfenden Bericht über den ganzen Stand der Dinge abzustatten, vorläufig den Antrag zu stellen:

"Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen, bis dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat ihrer Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im Großherzogthum Posen nicht definitiv feststellen zu lassen."

Die Abgeordneten Auerswald und Geßler tragen trotz der beschlossenen Dringlichkeit darauf an, die Diskussion bis Montag zu vertagen. Geßler erklärt, daß man durch die Annahme des Antrags vielleicht mit der Frankfurter Versammlung in Differenzen gerathen könne, und dies der Ueberlegung bedürfe.

Da der Minister des Innern sich für die Vertagung bis Montag ausspricht, so geht man zur Berathung des Berichts der Central-Abtheilung wegen Unterstützung der in ihren Civilverhältnissen verarmten Krieger aus den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815.

Abg. Feyerabend verliest den sehr langen Bericht der Central-Abtheilung über die verarmten Krieger.

Die Central-Abtheilung stellt folgende Anträge:

1. die den Kombattanten aus den Jahren 1813-1815 durch die Kabinetsordre vom 13 März 1846 in den Stufen 12 und 11 B. zugestandene Klassensteuerbefreiung wird auch auf die Steuerstufe 11 A. ausgedehnt.

2. Die nach Beendigung des Krieges bei dem Ausscheiden aus dem Dienste erfolgte Verzichtleistung auf Invaliden-Ansprüche wird als nicht geschehen betrachtet.

3. Für den Anspruch auf Unterstützung genügt der Nachweis der Dürftigkeit und die Beibringung einer ärztlichen Bescheinigung darüber, daß die Invalidität in Folge der Kriegsstrapazen eingetreten ist, selbst wenn auch keine Verwundung nachgewiesen wird.

4. Den anerkannten Unterstützungsberechtigten wird nach Vollendung des 60. Lebensjahres, im Fall wirklicher Hülfsbedürftigkeit der erhöhete Unterstützungsbetrag von resp. 2 Thlr. und 3 Thlr. monatlich gezahlt, und

5. Die Anzahl der noch lebenden und verarmten Krieger, welche keine Invaliden-Unterstützung beziehen, ist zu ermirteln, und wird bis zum Eingange dieser Nachricht der weitere Beschluß vorbehalten.

Zahlreiche Amendements verlangen ausreichende Unterstützung von wenigstens 5 Sgr. täglich. (60 Thlr. jährlich).

Minister Hansemann: So sehr ich auch die Verdienste der Krieger anerkenne, so muß ich doch die Pflichten meines Amtes wahrnehmen. Die Versammlung möge sich hüten, Ausgaben zu votiren, deren Umfang sie gar nicht berechnen könne. Erklärt sich gegen die Amendements und für die Central-Abtheilung.

Abstimmung: Alle Amendements werden verworfen, nur das des Abg. Sänger: "Die Unterstützung auch auf die Invaliden der Jahre 1806 und 7 auszudehnen," und ein zweites Amendement: "Auch die invaliden Krieger aus allen französischen Kriegen, die sich im ganzen preußischen Staat befinden, hinzuzuziehn," angenommen, ebenso die sämmtlichen fünf Anträge der Central-Abtheilung.

Auf Antrag der Petitions-Kommission wird noch die Bildung einer Kommission für medizinische Angelegenheiten gebidet. Ueber die Art der Zusammensetzung entsteht noch eine Diskussion, da Dr. D'Ester beantragte sie solle aus allen Aerzten und Apothekern, die sich in der Versammlung befinden, bestehen. Jedoch wird der Antrag der Petitions-Kommission, daß jede Abtheilung ein Mitglied für diese Kommission zu wählen habe, angenommen.

Schluß der Sitzung.

35 Berlin, 1. Sept.

Es wird nächstens in der Vereinbarungsversammlung ein Antrag eingebracht werden, welcher die Genehmigung der Versammlung zur gerichtlichen Verfolgung des Abgeordneten Lisinski verlangt, weil, wie in dem Antrage behauptet wird, derselbe der Erregung von Aufruhr verdächtig sein soll.

103 Berlin, 1. Sept.

Die Vertrauensmänner der hiesigen Bürgerwehr, welche bekanntlich eine Repräsentation der sämmtlichen 120 Kompagnien bilden, indem jede Kompagnie einen Vertrauensmann zu dieser Versammlung gewählt hat, haben in ihrer letzten Sitzung folgende Beschlüsse gefaßt:

1) Die Bürgerwehr Berlins erklärt ihre Mißbilligung über das Benehmen des Kommando's bei der Haussuchung im Lokale des Handwerkervereins, und ihre Zustimmung zu dem Benehmen des Corps der jüngern Kaufleute, welches thatsächlich gegen den blinden Gehorsam protestirt.

2) Die Bürgerwehr stellt beim Kommando den Antrag: dahin zu wirken, daß die Bürgerwehr nicht mit der Schutzmannschaft gemeinschaftlich und zur Unterstützung der Schutzmänner verwendet werde, bevor die letzteren nicht verfassungsmäßig organisirt sind.

12 Liegnitz, 30. August.

Heute Vormittag 12 Uhr ist der Buch- und Steindruckerei-Besitzer Harry d'Oench wegen Majestäts-Beleidigung besteht in der Herausgabe einer lithographischen Zusamstellung einer hochschwangern Jungfrau mit einem Seilschwenker, mit der Seitenschrift: "Ich stelle mich an die Spitze der Bewegung" und mit der Unterschrift: "Preußen geht in Deutschland auf."

* Bremen, 1. Septbr.

Der "Bremer Zeit." wird aus dem südlichen Holstein unterm 31. August geschrieben:

"Um den Deutschen die Schmach ihrer, ihnen durch die Frankfurter und Berliner Diplomaten herbeigeführten thatlosen Haltung bis zuletzt fühlen zu lassen, haben die Dänen nicht nur ihre einzelnen Neckereien an der jütschen Gränze fortgesetzt, sondern noch ehegestern die Hamburger Lootsengalliot und das Lootsenschiff an der Eider aus Uebermuth und Muthwillen geraubt!!

*

Unter allen Bedingungen des Waffenstillstandes ist für uns Deutsche und unseren Geldbeutel folgende am ergötzlichsten:

"Deutschland bezahlt die Kosten der schwedischen Hülfssendung und Schweden garantirt Dänemark 2 Millionen für die freizugebenden genommenen deutschen Schiffe, so daß, wenn der Friede nicht mit Dänemark und Deutschland zu Stande kommt, Schweden Dänemark diese zwei Millionen bezahlt und sich dafür an Deutschland hält.

* Hamburg, 2. Septbr.

Nach der Rostocker Zeitung werden die Friedensunterhandlungen zwischen Deutschland und Dänemark in Lübeck stattfinden. Der Hamburger Dampfer raucht schon, der auf Befehl des preußischen Ministeriums geheizt worden, um 6 oder 7 Uhr die mit Kourierpferden aus Lübeck kommenden dänischen und preußischen Offiziere nach Cuxhaven zu bringen, daß sie die Blokade aufheben.

Aus dem südlichen Holstein, 1. Sept.

Heute Mittag verbreitete sich in Altona das bis jetzt aller Begründung entbehrende und, bei der äußern Lage der Dinge, auch höchst unwahrscheinliche Gerücht, in Kiel sei die Republik proklamirt. Aber doch spricht dies Gerücht eine höchst beachtenswerths Thatsache aus, und bezeichnet das, was man von der Stimmung der Gemüther in der geistigen Hauptstadt der Herzogthümer möglich hält. Für die Verbindung mit Dänemark findet sich, außer in den beiden Aemtern Hadersleben und Tondern, nirgend eine nur irgend beachtenswerthe Minorität, eben so wenig als auch für das Haus Augustenburg, für welches und gegen die Republik Friedrich Wilhelm IV. seine Garden Anfang April nach Schleswig-Holstein sandte.

(Brem. Z.)
*

Wie die Stimmung in den Herzogthümern beschaffen ist, davon giebt auch folgende Stelle in der "Schleswig-Holsteinischen Zeitung" einen Begriff:

"Es ist mancher schon jetzt der Meinung, daß Deutschland im April sicherer gethan hätte, mehr zu wagen; und nicht Wenige, die bisher keineswegs an eine neue Umwälzung dachten, sind durch die letzten Ereignisse geheilt worden von ihren konstitutionellen Sympathien. Unser Widerstand kann hier in einer Zeit, wo Alles wandelbar ist, und heute wankt, was gestern felsenfest stand, vielleicht von unberechenbaren Folgen sein."

Lübeck, 1. Sept.

Der lange erwartete Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark ist endlich gestern durch die in Lübeck erfolgte Auswechselung der Ratifikationen der am 26. v. M. in Malmö abgeschlossenen Konvention definitiv zu Stande gebracht worden und wird sofort durch Aufhebung der Blokade seine Ausführung erhalten.

Mannheim.

Wie die Mannh. Abdz. erzählt, wurde in Mannheim am 1. Sept. Abends, nachdem ein Fackelzug zu Ehren Grohe's und seiner Vertheidiger Brentano und Eller von der Polizei verboten, denselben im Garten des Badener Hofes ein Ständchen bei Fackelschein gebracht. Als hierauf die Anwesenden den Herren Eller und Brentano auf dem kurzen Weg nach ihrem Gasthof (dem Weinberg) Geleit gaben -- wobei die Reste einiger wenigen Fackeln leuchteten -- seien kurhessische Soldaten, badische Gensd'armen und Polizeisoldaten mit gefälltem Bajonnet ihnen entgegengetreten, wobei wehrlose bei dem Zuge ganz unbetheiligte Personen auf der Straße angefallen und mißhandelt, Weiber und Mädchen durch Bajonnetstiche verwundet wurden.

Italien.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Turin, 26. August.
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* Mailand, 27. August.
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*
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* Florenz, 26. Aug.
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Französische Republik.
15 Paris, 2. Sept.

Die Herren Bourgeois haben entdeckt, daß wenn die übermäßige Arbeitsfrist der Ouvriers durch ein Dekret vermindert werde, dies eine "unsittliche, ungerechte, unerträgliche" Beschränkung der Freiheit eben dieser Ouvriers sei, wogegen man die "Unglücklichen" auf alle Weise schützen müsse. Hr. Leon Faucher, der "kühne Denker", Hr. Charles Dupin, der "hohe Geist", waren dreist genug, diesen Satz auszusprechen. Letzterer beschenkte die Versammlung noch mit einigen seiner beruchtigten Zahlenexempel und statistischen Data, z. B. der Nationalreichthum wachse seit 1789 täglich trotz aller Umstürze, und heute kämen 125 Franken auf den Kopf bei etwaiger gleicher Vertheilung was dreimal mehr sei wie vor 89. Auch erfuhr man, daß kurz vor der Februarrevolution die Arbeiter vor lauter Geldüberfluß kaum gewußt wohin, und glücklicherweise sich desselben auf der Sparkasse entledigen konnten: wo sie runde neun Millionen in 6 Wochen deponirt; folglich habe das Volk nicht aus Misere damals revolutionirt. Ferner ließen die Bourgeois sich von ihrem "gelehrten und kühnen Denker" erzählen, wie die Lebensdauer in Frankreich seit 89 zu-, die Summe der Todesfälle abgenommen, der "Gebrauch der Strümpfe und Halsbinden im Volk" sich verallgemeinert, kurz die Lage des Arbeiters "recht gehäbig" geworden. "Nicht nur kühne und gelehrte Denker, ruft La Republique, tragen Krawaten und Strümpfe bei uns, sondern sogar -- es ist auffallend, -- auch Jaques Bonhomme (d. h. der gemeine Mann). Um dies Mirakel zu thun, brauchte die Bourgeoisie in zärtlicher Liebe zum Volke circa 59 Jahre; was wird sie erst in fernern 59 Jahren diesem bestrümpften und bekrawateten Volke bescheert haben! Hr. Dupin hat ihr ja wieder, seit 30 Jahren gewiß zum 30sten Male, vordemonstrirt das Arbeitsvolk sei glücklich, erspare, hasse alle Arbeitsorganisirer und Sozialisten, abreite mäßig und bete seine Arbeitsherren an. So etwas heutigen Tages sich vorplaudern lassen, das thut dem Ohr wohl, man muß leider meist das Unkengeschrei der Sozialumwühler hören. Bitte, Herr Dupin, demonstriren Sie weiter! und Sie, Herr Leon Faucher, biederer Verfechter der menschlichen Freiheit, großer würdiger Kapitalist, der Sie auffahren wie vor einer Klapperschlange vor dem Plane der Regierung, die Fabrikstunden auf zwölf als Maximum zu fixiren, und gerührt rufen: man darf nicht die Freiheit des Arbeiters so beschränken! Bitte, fahren Sie fort, Hr. Leon Faucher, Sie kommen noch weit." -- Die Klubs wehren sich; gestern war ich in dem von Bonne Nouvelle (wo einst der Barbes'sche, und der durch die bekannte Pariser Bande reicher Modeaffen und Tagediebe auf die schamloseste Weise dreimal gesprengte Frauenklub gewesen); es ward über die Kammersitzung rapportirt und über eine Hypothekarleihbank diskutirt; auch eine Petition um Aufheben des Belagerungszustandes beschlossen, da erst dann eine genügende Diskussion über die in Kurzem stattfindenden Ersatzwahlen möglich werde. Bouleward du Temple ist ein kleinerer Klub, unter dem Namen "Socialistenkursus", wo folglich auch Kinder und Frauen Zutritt haben; der junge Dameth präsidirt, wie im Bonne Nouvelle Bernard, beide Mitarbeiter der Demokratie pacifique, aber keineswegs mehr abstrakte Fourieristen. Ein anderer ist der Klub "de L'Organisation du Travail". Es wird im Prospektus zur Formirung von Gruppen zu je 10 Personen aufgefordert (gleichviel welches Geschlechts, nur die Existenzmittel müssen vorhanden sein und socialistische Gesinnung); zehn Gruppen bilden eine Serie, zehn Serien eine zusammengesetzte Serie. "Zweimal Monats erscheint ein Bülletin mit Adressen der so Associirten, mit Arbeitsgesuchen und Arbeitsnachweisungen, mit Projekten und Kritiken von Associationssystemen zwischen Patronen und Arbeitern, damit möglichst bald in allen Werkstätten, die einem Mitgliede dieser Gesellschaft gehören, das Salariat schwinde. Später wird ein Journal erscheinen, und eine volksverständliche Socialbibliothek. Die Geldbeiträge und Aktien werden später zu Societätsmagazinen u. dgl. verwandt, zu Zehrungszetteln bei Arbeitsmangel, zu Vorschuß von Arbeit, Rohstoff, Instrumenten und Geld; später wird eine Produktenaustauschbank versucht, nebst Landkauf und Kolonisationen." Mittlerweile lodert schon hie und dort der Bürgerkrieg in den Reihen der uniformirten Nationalgarde.

-- Es wird in Montpellier nochmals gewählt, und man erwartet dann ein allgemeines Aufziehen der weißen Lilienfahne der Bourbons im ganzen Süden. In Nimes klopften sich so eben Kalvinisten und Katholiken, in Arles schrieen die Nationalgardisten "es lebe der König"; in den Thernes bei Paris sind zwei Bourgeoiskapitäne mit Junikreuzen beehrt worden (trotz der Weigerung einer Kommission dieser Banlienelegion) und zwar zwei wüthende

Die Dringlichkeit dieser Interpellation wird mit großer Majorität angenommen.

D'Ester liest die betreffenden Aktenstücke, die Protestation an den König und das Einberufungsschreiben wörtlich vor. Diese Vorlesung erregt ungemeine Heiterkeit, denn die Lausitzer Ritterschaft fängt damit an, daß sie ihre verfassungsmäßigen Rechte auf die mit dem König Johann von Böhmen im Jahre 1390 abgeschlossenen Privilegien begründen wollen. Die Lausitzer Kreisstände wollen ferner für sich mit dem Könige ihre neuen Privilegien vereinbaren, und erklären, daß sie die Beschlüsse der Vereinbarerversammlung nicht anerkennen werden, indem dieselbe nur berufen sei, eine Verfassung mit der Krone zu vereinbaren. — Er frägt den Minister, ob derselbe Kenntniß von der Einberufung des Lausitzer Kommunallandtages habe, und welche Maßregeln er gegen diese Uebergriffe ergreifen wolle?

Der Minister des Innern erklärt, daß er bis jetzt auch nicht das Geringste von diesen Vorfällen wisse; werde aber noch heute das Erforderliche anordnen.

Abg. Behnsch beantragt den von der Kommission zur Untersuchung der Zustände des Großherzogthums Posen, vorgestern gefaßten Beschluß, worüber der Bericht gestern Abend gedruckt vertheilt wurde, wegen der Dringlichkeit sofort vor der Tagesordnung zu berathen. Mit großer Majorität angenommen.

Die Reichsversammlung zu Frankfurt a. M. habe am 26. Juli

„die Aufnahme derjenigen Theile des Großherzogthums Posen, welche auf den Antrag der königl. preußischen Regierung durch einstimmige Beschlüsse des Bundestages vom 22. April und 2. Mai in den deutschen Bund aufgenommen worden sind, bestätigt,“ und
„die vor dem königl. preuß. Kommissar, General Pfuel, am 4. Juni angeordnete vorläufige Demarkationslinie zwischen dem polnischen und dem deutschen Theile vorläufig anerkannt, sich aber die letzte Entscheidung über die zu treffende Abgränzung zwischen beiden Theilen nach dem Ergebniß weiterer von der Centralgewalt zu veranstaltender Erhebungen vorbehalten.“

Angesichts dieser Beschlüsse der Frankfurter Reichsversammlung erachtet sich die Komission für verpflichtet, obwohl sie noch nicht im Stande ist, der hohen Versammlung einen auch nur einigermaßen erschöpfenden Bericht über den ganzen Stand der Dinge abzustatten, vorläufig den Antrag zu stellen:

„Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen, bis dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat ihrer Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im Großherzogthum Posen nicht definitiv feststellen zu lassen.“

Die Abgeordneten Auerswald und Geßler tragen trotz der beschlossenen Dringlichkeit darauf an, die Diskussion bis Montag zu vertagen. Geßler erklärt, daß man durch die Annahme des Antrags vielleicht mit der Frankfurter Versammlung in Differenzen gerathen könne, und dies der Ueberlegung bedürfe.

Da der Minister des Innern sich für die Vertagung bis Montag ausspricht, so geht man zur Berathung des Berichts der Central-Abtheilung wegen Unterstützung der in ihren Civilverhältnissen verarmten Krieger aus den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815.

Abg. Feyerabend verliest den sehr langen Bericht der Central-Abtheilung über die verarmten Krieger.

Die Central-Abtheilung stellt folgende Anträge:

1. die den Kombattanten aus den Jahren 1813-1815 durch die Kabinetsordre vom 13 März 1846 in den Stufen 12 und 11 B. zugestandene Klassensteuerbefreiung wird auch auf die Steuerstufe 11 A. ausgedehnt.

2. Die nach Beendigung des Krieges bei dem Ausscheiden aus dem Dienste erfolgte Verzichtleistung auf Invaliden-Ansprüche wird als nicht geschehen betrachtet.

3. Für den Anspruch auf Unterstützung genügt der Nachweis der Dürftigkeit und die Beibringung einer ärztlichen Bescheinigung darüber, daß die Invalidität in Folge der Kriegsstrapazen eingetreten ist, selbst wenn auch keine Verwundung nachgewiesen wird.

4. Den anerkannten Unterstützungsberechtigten wird nach Vollendung des 60. Lebensjahres, im Fall wirklicher Hülfsbedürftigkeit der erhöhete Unterstützungsbetrag von resp. 2 Thlr. und 3 Thlr. monatlich gezahlt, und

5. Die Anzahl der noch lebenden und verarmten Krieger, welche keine Invaliden-Unterstützung beziehen, ist zu ermirteln, und wird bis zum Eingange dieser Nachricht der weitere Beschluß vorbehalten.

Zahlreiche Amendements verlangen ausreichende Unterstützung von wenigstens 5 Sgr. täglich. (60 Thlr. jährlich).

Minister Hansemann: So sehr ich auch die Verdienste der Krieger anerkenne, so muß ich doch die Pflichten meines Amtes wahrnehmen. Die Versammlung möge sich hüten, Ausgaben zu votiren, deren Umfang sie gar nicht berechnen könne. Erklärt sich gegen die Amendements und für die Central-Abtheilung.

Abstimmung: Alle Amendements werden verworfen, nur das des Abg. Sänger: „Die Unterstützung auch auf die Invaliden der Jahre 1806 und 7 auszudehnen,“ und ein zweites Amendement: „Auch die invaliden Krieger aus allen französischen Kriegen, die sich im ganzen preußischen Staat befinden, hinzuzuziehn,“ angenommen, ebenso die sämmtlichen fünf Anträge der Central-Abtheilung.

Auf Antrag der Petitions-Kommission wird noch die Bildung einer Kommission für medizinische Angelegenheiten gebidet. Ueber die Art der Zusammensetzung entsteht noch eine Diskussion, da Dr. D'Ester beantragte sie solle aus allen Aerzten und Apothekern, die sich in der Versammlung befinden, bestehen. Jedoch wird der Antrag der Petitions-Kommission, daß jede Abtheilung ein Mitglied für diese Kommission zu wählen habe, angenommen.

Schluß der Sitzung.

35 Berlin, 1. Sept.

Es wird nächstens in der Vereinbarungsversammlung ein Antrag eingebracht werden, welcher die Genehmigung der Versammlung zur gerichtlichen Verfolgung des Abgeordneten Lisinski verlangt, weil, wie in dem Antrage behauptet wird, derselbe der Erregung von Aufruhr verdächtig sein soll.

103 Berlin, 1. Sept.

Die Vertrauensmänner der hiesigen Bürgerwehr, welche bekanntlich eine Repräsentation der sämmtlichen 120 Kompagnien bilden, indem jede Kompagnie einen Vertrauensmann zu dieser Versammlung gewählt hat, haben in ihrer letzten Sitzung folgende Beschlüsse gefaßt:

1) Die Bürgerwehr Berlins erklärt ihre Mißbilligung über das Benehmen des Kommando's bei der Haussuchung im Lokale des Handwerkervereins, und ihre Zustimmung zu dem Benehmen des Corps der jüngern Kaufleute, welches thatsächlich gegen den blinden Gehorsam protestirt.

2) Die Bürgerwehr stellt beim Kommando den Antrag: dahin zu wirken, daß die Bürgerwehr nicht mit der Schutzmannschaft gemeinschaftlich und zur Unterstützung der Schutzmänner verwendet werde, bevor die letzteren nicht verfassungsmäßig organisirt sind.

12 Liegnitz, 30. August.

Heute Vormittag 12 Uhr ist der Buch- und Steindruckerei-Besitzer Harry d'Oench wegen Majestäts-Beleidigung besteht in der Herausgabe einer lithographischen Zusamstellung einer hochschwangern Jungfrau mit einem Seilschwenker, mit der Seitenschrift: „Ich stelle mich an die Spitze der Bewegung“ und mit der Unterschrift: „Preußen geht in Deutschland auf.“

* Bremen, 1. Septbr.

Der „Bremer Zeit.“ wird aus dem südlichen Holstein unterm 31. August geschrieben:

„Um den Deutschen die Schmach ihrer, ihnen durch die Frankfurter und Berliner Diplomaten herbeigeführten thatlosen Haltung bis zuletzt fühlen zu lassen, haben die Dänen nicht nur ihre einzelnen Neckereien an der jütschen Gränze fortgesetzt, sondern noch ehegestern die Hamburger Lootsengalliot und das Lootsenschiff an der Eider aus Uebermuth und Muthwillen geraubt!!

*

Unter allen Bedingungen des Waffenstillstandes ist für uns Deutsche und unseren Geldbeutel folgende am ergötzlichsten:

„Deutschland bezahlt die Kosten der schwedischen Hülfssendung und Schweden garantirt Dänemark 2 Millionen für die freizugebenden genommenen deutschen Schiffe, so daß, wenn der Friede nicht mit Dänemark und Deutschland zu Stande kommt, Schweden Dänemark diese zwei Millionen bezahlt und sich dafür an Deutschland hält.

* Hamburg, 2. Septbr.

Nach der Rostocker Zeitung werden die Friedensunterhandlungen zwischen Deutschland und Dänemark in Lübeck stattfinden. Der Hamburger Dampfer raucht schon, der auf Befehl des preußischen Ministeriums geheizt worden, um 6 oder 7 Uhr die mit Kourierpferden aus Lübeck kommenden dänischen und preußischen Offiziere nach Cuxhaven zu bringen, daß sie die Blokade aufheben.

Aus dem südlichen Holstein, 1. Sept.

Heute Mittag verbreitete sich in Altona das bis jetzt aller Begründung entbehrende und, bei der äußern Lage der Dinge, auch höchst unwahrscheinliche Gerücht, in Kiel sei die Republik proklamirt. Aber doch spricht dies Gerücht eine höchst beachtenswerths Thatsache aus, und bezeichnet das, was man von der Stimmung der Gemüther in der geistigen Hauptstadt der Herzogthümer möglich hält. Für die Verbindung mit Dänemark findet sich, außer in den beiden Aemtern Hadersleben und Tondern, nirgend eine nur irgend beachtenswerthe Minorität, eben so wenig als auch für das Haus Augustenburg, für welches und gegen die Republik Friedrich Wilhelm IV. seine Garden Anfang April nach Schleswig-Holstein sandte.

(Brem. Z.)
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Wie die Stimmung in den Herzogthümern beschaffen ist, davon giebt auch folgende Stelle in der „Schleswig-Holsteinischen Zeitung“ einen Begriff:

„Es ist mancher schon jetzt der Meinung, daß Deutschland im April sicherer gethan hätte, mehr zu wagen; und nicht Wenige, die bisher keineswegs an eine neue Umwälzung dachten, sind durch die letzten Ereignisse geheilt worden von ihren konstitutionellen Sympathien. Unser Widerstand kann hier in einer Zeit, wo Alles wandelbar ist, und heute wankt, was gestern felsenfest stand, vielleicht von unberechenbaren Folgen sein.“

Lübeck, 1. Sept.

Der lange erwartete Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark ist endlich gestern durch die in Lübeck erfolgte Auswechselung der Ratifikationen der am 26. v. M. in Malmö abgeschlossenen Konvention definitiv zu Stande gebracht worden und wird sofort durch Aufhebung der Blokade seine Ausführung erhalten.

Mannheim.

Wie die Mannh. Abdz. erzählt, wurde in Mannheim am 1. Sept. Abends, nachdem ein Fackelzug zu Ehren Grohe's und seiner Vertheidiger Brentano und Eller von der Polizei verboten, denselben im Garten des Badener Hofes ein Ständchen bei Fackelschein gebracht. Als hierauf die Anwesenden den Herren Eller und Brentano auf dem kurzen Weg nach ihrem Gasthof (dem Weinberg) Geleit gaben — wobei die Reste einiger wenigen Fackeln leuchteten — seien kurhessische Soldaten, badische Gensd'armen und Polizeisoldaten mit gefälltem Bajonnet ihnen entgegengetreten, wobei wehrlose bei dem Zuge ganz unbetheiligte Personen auf der Straße angefallen und mißhandelt, Weiber und Mädchen durch Bajonnetstiche verwundet wurden.

Italien.
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* Turin, 26. August.
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* Mailand, 27. August.
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* Florenz, 26. Aug.
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Französische Republik.
15 Paris, 2. Sept.

Die Herren Bourgeois haben entdeckt, daß wenn die übermäßige Arbeitsfrist der Ouvriers durch ein Dekret vermindert werde, dies eine „unsittliche, ungerechte, unerträgliche“ Beschränkung der Freiheit eben dieser Ouvriers sei, wogegen man die „Unglücklichen“ auf alle Weise schützen müsse. Hr. Leon Faucher, der „kühne Denker“, Hr. Charles Dupin, der „hohe Geist“, waren dreist genug, diesen Satz auszusprechen. Letzterer beschenkte die Versammlung noch mit einigen seiner beruchtigten Zahlenexempel und statistischen Data, z. B. der Nationalreichthum wachse seit 1789 täglich trotz aller Umstürze, und heute kämen 125 Franken auf den Kopf bei etwaiger gleicher Vertheilung was dreimal mehr sei wie vor 89. Auch erfuhr man, daß kurz vor der Februarrevolution die Arbeiter vor lauter Geldüberfluß kaum gewußt wohin, und glücklicherweise sich desselben auf der Sparkasse entledigen konnten: wo sie runde neun Millionen in 6 Wochen deponirt; folglich habe das Volk nicht aus Misere damals revolutionirt. Ferner ließen die Bourgeois sich von ihrem „gelehrten und kühnen Denker“ erzählen, wie die Lebensdauer in Frankreich seit 89 zu-, die Summe der Todesfälle abgenommen, der „Gebrauch der Strümpfe und Halsbinden im Volk“ sich verallgemeinert, kurz die Lage des Arbeiters „recht gehäbig“ geworden. „Nicht nur kühne und gelehrte Denker, ruft La Republique, tragen Krawaten und Strümpfe bei uns, sondern sogar — es ist auffallend, — auch Jaques Bonhomme (d. h. der gemeine Mann). Um dies Mirakel zu thun, brauchte die Bourgeoisie in zärtlicher Liebe zum Volke circa 59 Jahre; was wird sie erst in fernern 59 Jahren diesem bestrümpften und bekrawateten Volke bescheert haben! Hr. Dupin hat ihr ja wieder, seit 30 Jahren gewiß zum 30sten Male, vordemonstrirt das Arbeitsvolk sei glücklich, erspare, hasse alle Arbeitsorganisirer und Sozialisten, abreite mäßig und bete seine Arbeitsherren an. So etwas heutigen Tages sich vorplaudern lassen, das thut dem Ohr wohl, man muß leider meist das Unkengeschrei der Sozialumwühler hören. Bitte, Herr Dupin, demonstriren Sie weiter! und Sie, Herr Leon Faucher, biederer Verfechter der menschlichen Freiheit, großer würdiger Kapitalist, der Sie auffahren wie vor einer Klapperschlange vor dem Plane der Regierung, die Fabrikstunden auf zwölf als Maximum zu fixiren, und gerührt rufen: man darf nicht die Freiheit des Arbeiters so beschränken! Bitte, fahren Sie fort, Hr. Leon Faucher, Sie kommen noch weit.“ — Die Klubs wehren sich; gestern war ich in dem von Bonne Nouvelle (wo einst der Barbes'sche, und der durch die bekannte Pariser Bande reicher Modeaffen und Tagediebe auf die schamloseste Weise dreimal gesprengte Frauenklub gewesen); es ward über die Kammersitzung rapportirt und über eine Hypothekarleihbank diskutirt; auch eine Petition um Aufheben des Belagerungszustandes beschlossen, da erst dann eine genügende Diskussion über die in Kurzem stattfindenden Ersatzwahlen möglich werde. Bouleward du Temple ist ein kleinerer Klub, unter dem Namen „Socialistenkursus“, wo folglich auch Kinder und Frauen Zutritt haben; der junge Dameth präsidirt, wie im Bonne Nouvelle Bernard, beide Mitarbeiter der Demokratie pacifique, aber keineswegs mehr abstrakte Fourieristen. Ein anderer ist der Klub „de L'Organisation du Travail“. Es wird im Prospektus zur Formirung von Gruppen zu je 10 Personen aufgefordert (gleichviel welches Geschlechts, nur die Existenzmittel müssen vorhanden sein und socialistische Gesinnung); zehn Gruppen bilden eine Serie, zehn Serien eine zusammengesetzte Serie. „Zweimal Monats erscheint ein Bülletin mit Adressen der so Associirten, mit Arbeitsgesuchen und Arbeitsnachweisungen, mit Projekten und Kritiken von Associationssystemen zwischen Patronen und Arbeitern, damit möglichst bald in allen Werkstätten, die einem Mitgliede dieser Gesellschaft gehören, das Salariat schwinde. Später wird ein Journal erscheinen, und eine volksverständliche Socialbibliothek. Die Geldbeiträge und Aktien werden später zu Societätsmagazinen u. dgl. verwandt, zu Zehrungszetteln bei Arbeitsmangel, zu Vorschuß von Arbeit, Rohstoff, Instrumenten und Geld; später wird eine Produktenaustauschbank versucht, nebst Landkauf und Kolonisationen.“ Mittlerweile lodert schon hie und dort der Bürgerkrieg in den Reihen der uniformirten Nationalgarde.

— Es wird in Montpellier nochmals gewählt, und man erwartet dann ein allgemeines Aufziehen der weißen Lilienfahne der Bourbons im ganzen Süden. In Nimes klopften sich so eben Kalvinisten und Katholiken, in Arles schrieen die Nationalgardisten „es lebe der König“; in den Thernes bei Paris sind zwei Bourgeoiskapitäne mit Junikreuzen beehrt worden (trotz der Weigerung einer Kommission dieser Banlienelegion) und zwar zwei wüthende

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          <p>Die Dringlichkeit dieser Interpellation wird mit großer Majorität                         angenommen.</p>
          <p>D'Ester liest die betreffenden Aktenstücke, die Protestation an den König und                         das Einberufungsschreiben wörtlich vor. Diese Vorlesung erregt ungemeine                         Heiterkeit, denn die Lausitzer Ritterschaft fängt damit an, daß sie ihre                         verfassungsmäßigen Rechte auf die mit dem König Johann von Böhmen im Jahre                         1390 abgeschlossenen Privilegien begründen wollen. Die Lausitzer Kreisstände                         wollen ferner für sich mit dem Könige ihre neuen Privilegien vereinbaren,                         und erklären, daß sie die Beschlüsse der Vereinbarerversammlung nicht                         anerkennen werden, indem dieselbe nur berufen sei, eine Verfassung mit der                         Krone zu vereinbaren. &#x2014; Er frägt den Minister, ob derselbe Kenntniß von der                         Einberufung des Lausitzer Kommunallandtages habe, und welche Maßregeln er                         gegen diese Uebergriffe ergreifen wolle?</p>
          <p>Der Minister des Innern erklärt, daß er bis jetzt auch nicht das Geringste                         von diesen Vorfällen wisse; werde aber noch heute das Erforderliche                         anordnen.</p>
          <p>Abg. Behnsch beantragt den von der Kommission zur Untersuchung der Zustände                         des Großherzogthums Posen, vorgestern gefaßten Beschluß, worüber der Bericht                         gestern Abend gedruckt vertheilt wurde, wegen der Dringlichkeit sofort vor                         der Tagesordnung zu berathen. Mit großer Majorität angenommen.</p>
          <p>Die Reichsversammlung zu Frankfurt a. M. habe am 26. Juli</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;die Aufnahme derjenigen Theile des Großherzogthums Posen,                         welche auf den Antrag der königl. preußischen Regierung durch einstimmige                         Beschlüsse des Bundestages vom 22. April und 2. Mai in den deutschen Bund                         aufgenommen worden sind, bestätigt,&#x201C; und<lb/>
&#x201E;die vor dem königl. preuß.                         Kommissar, General Pfuel, am 4. Juni angeordnete vorläufige                         Demarkationslinie zwischen dem polnischen und dem deutschen Theile vorläufig                         anerkannt, sich aber die letzte Entscheidung über die zu treffende                         Abgränzung zwischen beiden Theilen nach dem Ergebniß weiterer von der                         Centralgewalt zu veranstaltender Erhebungen vorbehalten.&#x201C;</p>
          <p>Angesichts dieser Beschlüsse der Frankfurter Reichsversammlung erachtet sich                         die Komission für verpflichtet, obwohl sie noch nicht im Stande ist, der                         hohen Versammlung einen auch nur einigermaßen erschöpfenden Bericht über den                         ganzen Stand der Dinge abzustatten, vorläufig den Antrag zu stellen:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen, bis                         dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat ihrer                         Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im Großherzogthum                         Posen nicht definitiv feststellen zu lassen.&#x201C;</p>
          <p>Die Abgeordneten Auerswald und Geßler tragen trotz der beschlossenen                         Dringlichkeit darauf an, die Diskussion bis Montag zu vertagen. Geßler                         erklärt, daß man durch die Annahme des Antrags vielleicht mit der                         Frankfurter Versammlung in Differenzen gerathen könne, und dies der                         Ueberlegung bedürfe.</p>
          <p>Da der Minister des Innern sich für die Vertagung bis Montag ausspricht, so                         geht man zur Berathung des Berichts der Central-Abtheilung wegen                         Unterstützung der in ihren Civilverhältnissen verarmten Krieger aus den                         Feldzügen von 1813, 1814 und 1815.</p>
          <p>Abg. Feyerabend verliest den sehr langen Bericht der Central-Abtheilung über                         die verarmten Krieger.</p>
          <p>Die Central-Abtheilung stellt folgende Anträge:</p>
          <p>1. die den Kombattanten aus den Jahren 1813-1815 durch die Kabinetsordre vom                         13 März 1846 in den Stufen 12 und 11 B. zugestandene Klassensteuerbefreiung                         wird auch auf die Steuerstufe 11 A. ausgedehnt.</p>
          <p>2. Die nach Beendigung des Krieges bei dem Ausscheiden aus dem Dienste                         erfolgte Verzichtleistung auf Invaliden-Ansprüche wird als nicht geschehen                         betrachtet.</p>
          <p>3. Für den Anspruch auf Unterstützung genügt der Nachweis der Dürftigkeit und                         die Beibringung einer ärztlichen Bescheinigung darüber, daß die Invalidität                         in Folge der Kriegsstrapazen eingetreten ist, selbst wenn auch keine                         Verwundung nachgewiesen wird.</p>
          <p>4. Den anerkannten Unterstützungsberechtigten wird nach Vollendung des 60.                         Lebensjahres, im Fall wirklicher Hülfsbedürftigkeit der erhöhete                         Unterstützungsbetrag von resp. 2 Thlr. und 3 Thlr. monatlich gezahlt,                         und</p>
          <p>5. Die Anzahl der noch lebenden und verarmten Krieger, welche keine                         Invaliden-Unterstützung beziehen, ist zu ermirteln, und wird bis zum                         Eingange dieser Nachricht der weitere Beschluß vorbehalten.</p>
          <p>Zahlreiche Amendements verlangen ausreichende Unterstützung von wenigstens 5                         Sgr. täglich. (60 Thlr. jährlich).</p>
          <p>Minister Hansemann: So sehr ich auch die Verdienste der Krieger anerkenne, so                         muß ich doch die Pflichten meines Amtes wahrnehmen. Die Versammlung möge                         sich hüten, Ausgaben zu votiren, deren Umfang sie gar nicht berechnen könne.                         Erklärt sich gegen die Amendements und für die Central-Abtheilung.</p>
          <p>Abstimmung: Alle Amendements werden verworfen, nur das des Abg. Sänger: &#x201E;Die                         Unterstützung auch auf die Invaliden der Jahre 1806 und 7 auszudehnen,&#x201C; und                         ein zweites Amendement: &#x201E;Auch die invaliden Krieger aus allen französischen                         Kriegen, die sich im ganzen preußischen Staat befinden, hinzuzuziehn,&#x201C;                         angenommen, ebenso die sämmtlichen fünf Anträge der Central-Abtheilung.</p>
          <p>Auf Antrag der Petitions-Kommission wird noch die Bildung einer Kommission                         für medizinische Angelegenheiten gebidet. Ueber die Art der Zusammensetzung                         entsteht noch eine Diskussion, da Dr. D'Ester beantragte sie solle aus allen                         Aerzten und Apothekern, die sich in der Versammlung befinden, bestehen.                         Jedoch wird der Antrag der Petitions-Kommission, daß jede Abtheilung ein                         Mitglied für diese Kommission zu wählen habe, angenommen.</p>
          <p>Schluß der Sitzung.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>35</author></bibl> Berlin, 1. Sept.</head>
          <p>Es wird nächstens in der Vereinbarungsversammlung ein Antrag eingebracht                         werden, welcher die Genehmigung der Versammlung zur gerichtlichen Verfolgung                         des Abgeordneten Lisinski verlangt, weil, wie in dem Antrage behauptet wird,                         derselbe der Erregung von Aufruhr verdächtig sein soll.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Berlin, 1. Sept.</head>
          <p>Die Vertrauensmänner der hiesigen Bürgerwehr, welche bekanntlich eine                         Repräsentation der sämmtlichen 120 Kompagnien bilden, indem jede Kompagnie                         einen Vertrauensmann zu dieser Versammlung gewählt hat, haben in ihrer                         letzten Sitzung folgende Beschlüsse gefaßt:</p>
          <p>1) Die Bürgerwehr Berlins erklärt ihre Mißbilligung über das Benehmen des                         Kommando's bei der Haussuchung im Lokale des Handwerkervereins, und ihre                         Zustimmung zu dem Benehmen des Corps der jüngern Kaufleute, welches                         thatsächlich gegen den blinden Gehorsam protestirt.</p>
          <p>2) Die Bürgerwehr stellt beim Kommando den Antrag: dahin zu wirken, daß die                         Bürgerwehr nicht mit der Schutzmannschaft gemeinschaftlich und zur                         Unterstützung der Schutzmänner verwendet werde, bevor die letzteren nicht                         verfassungsmäßig organisirt sind.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Liegnitz, 30. August.</head>
          <p>Heute Vormittag 12 Uhr ist der Buch- und Steindruckerei-Besitzer Harry                         d'Oench wegen Majestäts-Beleidigung besteht in der Herausgabe einer                         lithographischen Zusamstellung einer hochschwangern Jungfrau mit einem                         Seilschwenker, mit der Seitenschrift: &#x201E;Ich stelle mich an die Spitze der                         Bewegung&#x201C; und mit der Unterschrift: &#x201E;Preußen geht in Deutschland auf.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bremen, 1. Septbr.</head>
          <p>Der &#x201E;Bremer Zeit.&#x201C; wird aus dem südlichen Holstein unterm 31. August                         geschrieben:</p>
          <p>&#x201E;Um den Deutschen die Schmach ihrer, ihnen durch die Frankfurter und Berliner                         Diplomaten herbeigeführten thatlosen Haltung bis zuletzt fühlen zu lassen,                         haben die Dänen nicht nur ihre einzelnen Neckereien an der jütschen Gränze                         fortgesetzt, sondern noch ehegestern die Hamburger Lootsengalliot und das                         Lootsenschiff an der Eider aus Uebermuth und Muthwillen geraubt!!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_018" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Unter allen Bedingungen des Waffenstillstandes ist für uns Deutsche und                         unseren Geldbeutel folgende am ergötzlichsten:</p>
          <p>&#x201E;Deutschland bezahlt die Kosten der schwedischen Hülfssendung und Schweden                         garantirt Dänemark 2 Millionen für die freizugebenden genommenen deutschen                         Schiffe, so daß, wenn der Friede nicht mit Dänemark und Deutschland zu                         Stande kommt, Schweden Dänemark diese zwei Millionen bezahlt und sich dafür                         an Deutschland hält.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Hamburg, 2. Septbr.</head>
          <p>Nach der Rostocker Zeitung werden die Friedensunterhandlungen zwischen                         Deutschland und Dänemark in Lübeck stattfinden. Der Hamburger Dampfer raucht                         schon, der auf Befehl des preußischen Ministeriums geheizt worden, um 6 oder                         7 Uhr die mit Kourierpferden aus Lübeck kommenden dänischen und preußischen                         Offiziere nach Cuxhaven zu bringen, daß sie die Blokade aufheben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_020" type="jArticle">
          <head>Aus dem südlichen Holstein, 1. Sept.</head>
          <p>Heute Mittag verbreitete sich in Altona das bis jetzt aller Begründung                         entbehrende und, bei der äußern Lage der Dinge, auch höchst                         unwahrscheinliche Gerücht, <hi rendition="#g">in Kiel sei die Republik                             proklamirt</hi>. Aber doch spricht dies Gerücht eine höchst                         beachtenswerths Thatsache aus, und bezeichnet das, was man von der Stimmung                         der Gemüther in der geistigen Hauptstadt der Herzogthümer möglich hält. Für                         die Verbindung mit Dänemark findet sich, außer in den beiden Aemtern                         Hadersleben und Tondern, nirgend eine nur irgend beachtenswerthe Minorität,                         eben so wenig als auch für das Haus Augustenburg, für welches und gegen die                         Republik Friedrich Wilhelm IV. seine Garden Anfang April nach                         Schleswig-Holstein sandte.</p>
          <bibl>(Brem. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar094_021" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Wie die Stimmung in den Herzogthümern beschaffen ist, davon giebt auch                         folgende Stelle in der &#x201E;Schleswig-Holsteinischen Zeitung&#x201C; einen Begriff:</p>
          <p>&#x201E;Es ist mancher schon jetzt der Meinung, daß Deutschland im April sicherer                         gethan hätte, mehr zu wagen; und nicht Wenige, die bisher keineswegs an eine                         neue Umwälzung dachten, sind durch die letzten Ereignisse geheilt worden von                         ihren <hi rendition="#g">konstitutionellen</hi> Sympathien. Unser Widerstand                         kann hier in einer Zeit, wo Alles wandelbar ist, und heute wankt, was                         gestern felsenfest stand, vielleicht von unberechenbaren Folgen sein.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_022" type="jArticle">
          <head>Lübeck, 1. Sept.</head>
          <p>Der lange erwartete Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark ist                         endlich gestern durch die in Lübeck erfolgte Auswechselung der                         Ratifikationen der am 26. v. M. in Malmö abgeschlossenen Konvention                         definitiv zu Stande gebracht worden und wird sofort durch Aufhebung der                         Blokade seine Ausführung erhalten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar094_023" type="jArticle">
          <head>Mannheim.</head>
          <p>Wie die Mannh. Abdz. erzählt, wurde in Mannheim am 1. Sept. Abends, nachdem                         ein Fackelzug zu Ehren Grohe's und seiner Vertheidiger Brentano und Eller                         von der Polizei verboten, denselben im Garten des Badener Hofes ein                         Ständchen bei Fackelschein gebracht. Als hierauf die Anwesenden den Herren                         Eller und Brentano auf dem kurzen Weg nach ihrem Gasthof (dem Weinberg)                         Geleit gaben &#x2014; wobei die Reste einiger wenigen Fackeln leuchteten &#x2014; seien                         kurhessische Soldaten, badische Gensd'armen und Polizeisoldaten mit                         gefälltem Bajonnet ihnen entgegengetreten, wobei wehrlose bei dem Zuge ganz                         unbetheiligte Personen auf der Straße angefallen und mißhandelt, Weiber und                         Mädchen durch Bajonnetstiche verwundet wurden.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar094_024_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 653.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar094_025_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 653.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 26. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar094_026_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 653.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mailand, 27. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar094_027_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 653.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar094_028_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 653.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 26. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar094_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Paris, 2. Sept.</head>
          <p>Die Herren Bourgeois haben entdeckt, daß wenn die übermäßige Arbeitsfrist der                         Ouvriers durch ein Dekret vermindert werde, dies eine &#x201E;unsittliche,                         ungerechte, unerträgliche&#x201C; Beschränkung der Freiheit eben dieser Ouvriers                         sei, wogegen man die &#x201E;Unglücklichen&#x201C; auf alle Weise schützen müsse. Hr. Leon                         Faucher, der &#x201E;kühne Denker&#x201C;, Hr. Charles Dupin, der &#x201E;hohe Geist&#x201C;, waren                         dreist genug, diesen Satz auszusprechen. Letzterer beschenkte die                         Versammlung noch mit einigen seiner beruchtigten Zahlenexempel und                         statistischen Data, z. B. der Nationalreichthum wachse seit 1789 täglich                         trotz aller Umstürze, und heute kämen 125 Franken auf den Kopf bei etwaiger                         gleicher Vertheilung was dreimal mehr sei wie vor 89. Auch erfuhr man, daß                         kurz vor der Februarrevolution die Arbeiter vor lauter Geldüberfluß kaum                         gewußt wohin, und glücklicherweise sich desselben auf der Sparkasse                         entledigen konnten: wo sie runde neun Millionen in 6 Wochen deponirt;                         folglich habe das Volk nicht aus Misere damals revolutionirt. Ferner ließen                         die Bourgeois sich von ihrem &#x201E;gelehrten und kühnen Denker&#x201C; erzählen, wie die                         Lebensdauer in Frankreich seit 89 zu-, die Summe der Todesfälle abgenommen,                         der &#x201E;Gebrauch der Strümpfe und Halsbinden im Volk&#x201C; sich verallgemeinert,                         kurz die Lage des Arbeiters &#x201E;recht gehäbig&#x201C; geworden. &#x201E;Nicht nur kühne und                         gelehrte Denker, ruft La Republique, tragen Krawaten und Strümpfe bei uns,                         sondern sogar &#x2014; es ist auffallend, &#x2014; auch Jaques Bonhomme (d. h. der gemeine                         Mann). Um dies Mirakel zu thun, brauchte die Bourgeoisie in zärtlicher Liebe                         zum Volke circa 59 Jahre; was wird sie erst in fernern 59 Jahren diesem                         bestrümpften und bekrawateten Volke bescheert haben! Hr. Dupin hat ihr ja                         wieder, seit 30 Jahren <hi rendition="#g">gewiß</hi> zum 30sten Male,                         vordemonstrirt das Arbeitsvolk sei glücklich, erspare, hasse alle                         Arbeitsorganisirer und Sozialisten, abreite mäßig und bete seine                         Arbeitsherren an. So etwas heutigen Tages sich vorplaudern lassen, das thut                         dem Ohr wohl, man muß leider meist das <hi rendition="#g">Unkengeschrei der                             Sozialumwühler</hi> hören. Bitte, Herr Dupin, demonstriren Sie weiter!                         und Sie, Herr Leon Faucher, biederer Verfechter der <hi rendition="#g">menschlichen Freiheit,</hi> großer würdiger Kapitalist, der Sie                         auffahren wie vor einer Klapperschlange vor dem Plane der Regierung, die                         Fabrikstunden auf zwölf als Maximum zu fixiren, und gerührt rufen: man darf                         nicht die <hi rendition="#g">Freiheit</hi> des Arbeiters so beschränken!                         Bitte, fahren Sie fort, Hr. Leon Faucher, Sie kommen noch weit.&#x201C; &#x2014; Die Klubs                         wehren sich; gestern war ich in dem von Bonne Nouvelle (wo einst der                         Barbes'sche, und der durch die bekannte Pariser Bande reicher Modeaffen und                         Tagediebe auf die schamloseste Weise dreimal gesprengte Frauenklub gewesen);                         es ward über die Kammersitzung rapportirt und über eine Hypothekarleihbank                         diskutirt; auch eine Petition um Aufheben des Belagerungszustandes                         beschlossen, da erst dann eine genügende Diskussion über die in Kurzem                         stattfindenden Ersatzwahlen möglich werde. Bouleward du Temple ist ein                         kleinerer Klub, unter dem Namen &#x201E;Socialistenkursus&#x201C;, wo folglich auch Kinder                         und Frauen Zutritt haben; der junge Dameth präsidirt, wie im Bonne Nouvelle                         Bernard, beide Mitarbeiter der Demokratie pacifique, aber keineswegs mehr                         abstrakte Fourieristen. Ein anderer ist der Klub &#x201E;de L'Organisation du                         Travail&#x201C;. Es wird im Prospektus zur Formirung von Gruppen zu je 10 Personen                         aufgefordert (gleichviel welches Geschlechts, nur die Existenzmittel müssen                         vorhanden sein und socialistische Gesinnung); zehn Gruppen bilden eine                         Serie, zehn Serien eine zusammengesetzte Serie. &#x201E;Zweimal Monats erscheint                         ein <hi rendition="#g">Bülletin</hi> mit Adressen der so Associirten, mit                         Arbeitsgesuchen und Arbeitsnachweisungen, mit Projekten und Kritiken von                         Associationssystemen zwischen Patronen und Arbeitern, damit möglichst bald                         in allen Werkstätten, die einem Mitgliede dieser Gesellschaft gehören, das                         Salariat schwinde. Später wird ein <hi rendition="#g">Journal</hi> erscheinen, und eine volksverständliche Socialbibliothek. Die Geldbeiträge                         und Aktien werden später zu Societätsmagazinen u. dgl. verwandt, zu                         Zehrungszetteln bei Arbeitsmangel, zu Vorschuß von Arbeit, Rohstoff,                         Instrumenten und Geld; später wird eine Produktenaustauschbank versucht,                         nebst Landkauf und Kolonisationen.&#x201C; Mittlerweile lodert schon hie und dort                         der Bürgerkrieg in den Reihen der uniformirten Nationalgarde.</p>
          <p>&#x2014; Es wird in Montpellier nochmals gewählt, und man erwartet dann ein                         allgemeines Aufziehen der weißen Lilienfahne der Bourbons im ganzen Süden.                         In Nimes klopften sich so eben Kalvinisten und Katholiken, in Arles schrieen                         die Nationalgardisten &#x201E;es lebe der König&#x201C;; in den Thernes bei Paris sind                         zwei Bourgeoiskapitäne mit Junikreuzen beehrt worden (<hi rendition="#g">trotz</hi> der Weigerung einer Kommission dieser Banlienelegion) und                         zwar zwei wüthende
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[0475/0003] Die Dringlichkeit dieser Interpellation wird mit großer Majorität angenommen. D'Ester liest die betreffenden Aktenstücke, die Protestation an den König und das Einberufungsschreiben wörtlich vor. Diese Vorlesung erregt ungemeine Heiterkeit, denn die Lausitzer Ritterschaft fängt damit an, daß sie ihre verfassungsmäßigen Rechte auf die mit dem König Johann von Böhmen im Jahre 1390 abgeschlossenen Privilegien begründen wollen. Die Lausitzer Kreisstände wollen ferner für sich mit dem Könige ihre neuen Privilegien vereinbaren, und erklären, daß sie die Beschlüsse der Vereinbarerversammlung nicht anerkennen werden, indem dieselbe nur berufen sei, eine Verfassung mit der Krone zu vereinbaren. — Er frägt den Minister, ob derselbe Kenntniß von der Einberufung des Lausitzer Kommunallandtages habe, und welche Maßregeln er gegen diese Uebergriffe ergreifen wolle? Der Minister des Innern erklärt, daß er bis jetzt auch nicht das Geringste von diesen Vorfällen wisse; werde aber noch heute das Erforderliche anordnen. Abg. Behnsch beantragt den von der Kommission zur Untersuchung der Zustände des Großherzogthums Posen, vorgestern gefaßten Beschluß, worüber der Bericht gestern Abend gedruckt vertheilt wurde, wegen der Dringlichkeit sofort vor der Tagesordnung zu berathen. Mit großer Majorität angenommen. Die Reichsversammlung zu Frankfurt a. M. habe am 26. Juli „die Aufnahme derjenigen Theile des Großherzogthums Posen, welche auf den Antrag der königl. preußischen Regierung durch einstimmige Beschlüsse des Bundestages vom 22. April und 2. Mai in den deutschen Bund aufgenommen worden sind, bestätigt,“ und „die vor dem königl. preuß. Kommissar, General Pfuel, am 4. Juni angeordnete vorläufige Demarkationslinie zwischen dem polnischen und dem deutschen Theile vorläufig anerkannt, sich aber die letzte Entscheidung über die zu treffende Abgränzung zwischen beiden Theilen nach dem Ergebniß weiterer von der Centralgewalt zu veranstaltender Erhebungen vorbehalten.“ Angesichts dieser Beschlüsse der Frankfurter Reichsversammlung erachtet sich die Komission für verpflichtet, obwohl sie noch nicht im Stande ist, der hohen Versammlung einen auch nur einigermaßen erschöpfenden Bericht über den ganzen Stand der Dinge abzustatten, vorläufig den Antrag zu stellen: „Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen, bis dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat ihrer Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im Großherzogthum Posen nicht definitiv feststellen zu lassen.“ Die Abgeordneten Auerswald und Geßler tragen trotz der beschlossenen Dringlichkeit darauf an, die Diskussion bis Montag zu vertagen. Geßler erklärt, daß man durch die Annahme des Antrags vielleicht mit der Frankfurter Versammlung in Differenzen gerathen könne, und dies der Ueberlegung bedürfe. Da der Minister des Innern sich für die Vertagung bis Montag ausspricht, so geht man zur Berathung des Berichts der Central-Abtheilung wegen Unterstützung der in ihren Civilverhältnissen verarmten Krieger aus den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815. Abg. Feyerabend verliest den sehr langen Bericht der Central-Abtheilung über die verarmten Krieger. Die Central-Abtheilung stellt folgende Anträge: 1. die den Kombattanten aus den Jahren 1813-1815 durch die Kabinetsordre vom 13 März 1846 in den Stufen 12 und 11 B. zugestandene Klassensteuerbefreiung wird auch auf die Steuerstufe 11 A. ausgedehnt. 2. Die nach Beendigung des Krieges bei dem Ausscheiden aus dem Dienste erfolgte Verzichtleistung auf Invaliden-Ansprüche wird als nicht geschehen betrachtet. 3. Für den Anspruch auf Unterstützung genügt der Nachweis der Dürftigkeit und die Beibringung einer ärztlichen Bescheinigung darüber, daß die Invalidität in Folge der Kriegsstrapazen eingetreten ist, selbst wenn auch keine Verwundung nachgewiesen wird. 4. Den anerkannten Unterstützungsberechtigten wird nach Vollendung des 60. Lebensjahres, im Fall wirklicher Hülfsbedürftigkeit der erhöhete Unterstützungsbetrag von resp. 2 Thlr. und 3 Thlr. monatlich gezahlt, und 5. Die Anzahl der noch lebenden und verarmten Krieger, welche keine Invaliden-Unterstützung beziehen, ist zu ermirteln, und wird bis zum Eingange dieser Nachricht der weitere Beschluß vorbehalten. Zahlreiche Amendements verlangen ausreichende Unterstützung von wenigstens 5 Sgr. täglich. (60 Thlr. jährlich). Minister Hansemann: So sehr ich auch die Verdienste der Krieger anerkenne, so muß ich doch die Pflichten meines Amtes wahrnehmen. Die Versammlung möge sich hüten, Ausgaben zu votiren, deren Umfang sie gar nicht berechnen könne. Erklärt sich gegen die Amendements und für die Central-Abtheilung. Abstimmung: Alle Amendements werden verworfen, nur das des Abg. Sänger: „Die Unterstützung auch auf die Invaliden der Jahre 1806 und 7 auszudehnen,“ und ein zweites Amendement: „Auch die invaliden Krieger aus allen französischen Kriegen, die sich im ganzen preußischen Staat befinden, hinzuzuziehn,“ angenommen, ebenso die sämmtlichen fünf Anträge der Central-Abtheilung. Auf Antrag der Petitions-Kommission wird noch die Bildung einer Kommission für medizinische Angelegenheiten gebidet. Ueber die Art der Zusammensetzung entsteht noch eine Diskussion, da Dr. D'Ester beantragte sie solle aus allen Aerzten und Apothekern, die sich in der Versammlung befinden, bestehen. Jedoch wird der Antrag der Petitions-Kommission, daß jede Abtheilung ein Mitglied für diese Kommission zu wählen habe, angenommen. Schluß der Sitzung. 35 Berlin, 1. Sept. Es wird nächstens in der Vereinbarungsversammlung ein Antrag eingebracht werden, welcher die Genehmigung der Versammlung zur gerichtlichen Verfolgung des Abgeordneten Lisinski verlangt, weil, wie in dem Antrage behauptet wird, derselbe der Erregung von Aufruhr verdächtig sein soll. 103 Berlin, 1. Sept. Die Vertrauensmänner der hiesigen Bürgerwehr, welche bekanntlich eine Repräsentation der sämmtlichen 120 Kompagnien bilden, indem jede Kompagnie einen Vertrauensmann zu dieser Versammlung gewählt hat, haben in ihrer letzten Sitzung folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Die Bürgerwehr Berlins erklärt ihre Mißbilligung über das Benehmen des Kommando's bei der Haussuchung im Lokale des Handwerkervereins, und ihre Zustimmung zu dem Benehmen des Corps der jüngern Kaufleute, welches thatsächlich gegen den blinden Gehorsam protestirt. 2) Die Bürgerwehr stellt beim Kommando den Antrag: dahin zu wirken, daß die Bürgerwehr nicht mit der Schutzmannschaft gemeinschaftlich und zur Unterstützung der Schutzmänner verwendet werde, bevor die letzteren nicht verfassungsmäßig organisirt sind. 12 Liegnitz, 30. August. Heute Vormittag 12 Uhr ist der Buch- und Steindruckerei-Besitzer Harry d'Oench wegen Majestäts-Beleidigung besteht in der Herausgabe einer lithographischen Zusamstellung einer hochschwangern Jungfrau mit einem Seilschwenker, mit der Seitenschrift: „Ich stelle mich an die Spitze der Bewegung“ und mit der Unterschrift: „Preußen geht in Deutschland auf.“ * Bremen, 1. Septbr. Der „Bremer Zeit.“ wird aus dem südlichen Holstein unterm 31. August geschrieben: „Um den Deutschen die Schmach ihrer, ihnen durch die Frankfurter und Berliner Diplomaten herbeigeführten thatlosen Haltung bis zuletzt fühlen zu lassen, haben die Dänen nicht nur ihre einzelnen Neckereien an der jütschen Gränze fortgesetzt, sondern noch ehegestern die Hamburger Lootsengalliot und das Lootsenschiff an der Eider aus Uebermuth und Muthwillen geraubt!! * Unter allen Bedingungen des Waffenstillstandes ist für uns Deutsche und unseren Geldbeutel folgende am ergötzlichsten: „Deutschland bezahlt die Kosten der schwedischen Hülfssendung und Schweden garantirt Dänemark 2 Millionen für die freizugebenden genommenen deutschen Schiffe, so daß, wenn der Friede nicht mit Dänemark und Deutschland zu Stande kommt, Schweden Dänemark diese zwei Millionen bezahlt und sich dafür an Deutschland hält. * Hamburg, 2. Septbr. Nach der Rostocker Zeitung werden die Friedensunterhandlungen zwischen Deutschland und Dänemark in Lübeck stattfinden. Der Hamburger Dampfer raucht schon, der auf Befehl des preußischen Ministeriums geheizt worden, um 6 oder 7 Uhr die mit Kourierpferden aus Lübeck kommenden dänischen und preußischen Offiziere nach Cuxhaven zu bringen, daß sie die Blokade aufheben. Aus dem südlichen Holstein, 1. Sept. Heute Mittag verbreitete sich in Altona das bis jetzt aller Begründung entbehrende und, bei der äußern Lage der Dinge, auch höchst unwahrscheinliche Gerücht, in Kiel sei die Republik proklamirt. Aber doch spricht dies Gerücht eine höchst beachtenswerths Thatsache aus, und bezeichnet das, was man von der Stimmung der Gemüther in der geistigen Hauptstadt der Herzogthümer möglich hält. Für die Verbindung mit Dänemark findet sich, außer in den beiden Aemtern Hadersleben und Tondern, nirgend eine nur irgend beachtenswerthe Minorität, eben so wenig als auch für das Haus Augustenburg, für welches und gegen die Republik Friedrich Wilhelm IV. seine Garden Anfang April nach Schleswig-Holstein sandte. (Brem. Z.) * Wie die Stimmung in den Herzogthümern beschaffen ist, davon giebt auch folgende Stelle in der „Schleswig-Holsteinischen Zeitung“ einen Begriff: „Es ist mancher schon jetzt der Meinung, daß Deutschland im April sicherer gethan hätte, mehr zu wagen; und nicht Wenige, die bisher keineswegs an eine neue Umwälzung dachten, sind durch die letzten Ereignisse geheilt worden von ihren konstitutionellen Sympathien. Unser Widerstand kann hier in einer Zeit, wo Alles wandelbar ist, und heute wankt, was gestern felsenfest stand, vielleicht von unberechenbaren Folgen sein.“ Lübeck, 1. Sept. Der lange erwartete Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark ist endlich gestern durch die in Lübeck erfolgte Auswechselung der Ratifikationen der am 26. v. M. in Malmö abgeschlossenen Konvention definitiv zu Stande gebracht worden und wird sofort durch Aufhebung der Blokade seine Ausführung erhalten. Mannheim. Wie die Mannh. Abdz. erzählt, wurde in Mannheim am 1. Sept. Abends, nachdem ein Fackelzug zu Ehren Grohe's und seiner Vertheidiger Brentano und Eller von der Polizei verboten, denselben im Garten des Badener Hofes ein Ständchen bei Fackelschein gebracht. Als hierauf die Anwesenden den Herren Eller und Brentano auf dem kurzen Weg nach ihrem Gasthof (dem Weinberg) Geleit gaben — wobei die Reste einiger wenigen Fackeln leuchteten — seien kurhessische Soldaten, badische Gensd'armen und Polizeisoldaten mit gefälltem Bajonnet ihnen entgegengetreten, wobei wehrlose bei dem Zuge ganz unbetheiligte Personen auf der Straße angefallen und mißhandelt, Weiber und Mädchen durch Bajonnetstiche verwundet wurden. Italien. * _ * Turin, 26. August. _ * Mailand, 27. August. _ * _ * Florenz, 26. Aug. _ Französische Republik. 15 Paris, 2. Sept. Die Herren Bourgeois haben entdeckt, daß wenn die übermäßige Arbeitsfrist der Ouvriers durch ein Dekret vermindert werde, dies eine „unsittliche, ungerechte, unerträgliche“ Beschränkung der Freiheit eben dieser Ouvriers sei, wogegen man die „Unglücklichen“ auf alle Weise schützen müsse. Hr. Leon Faucher, der „kühne Denker“, Hr. Charles Dupin, der „hohe Geist“, waren dreist genug, diesen Satz auszusprechen. Letzterer beschenkte die Versammlung noch mit einigen seiner beruchtigten Zahlenexempel und statistischen Data, z. B. der Nationalreichthum wachse seit 1789 täglich trotz aller Umstürze, und heute kämen 125 Franken auf den Kopf bei etwaiger gleicher Vertheilung was dreimal mehr sei wie vor 89. Auch erfuhr man, daß kurz vor der Februarrevolution die Arbeiter vor lauter Geldüberfluß kaum gewußt wohin, und glücklicherweise sich desselben auf der Sparkasse entledigen konnten: wo sie runde neun Millionen in 6 Wochen deponirt; folglich habe das Volk nicht aus Misere damals revolutionirt. Ferner ließen die Bourgeois sich von ihrem „gelehrten und kühnen Denker“ erzählen, wie die Lebensdauer in Frankreich seit 89 zu-, die Summe der Todesfälle abgenommen, der „Gebrauch der Strümpfe und Halsbinden im Volk“ sich verallgemeinert, kurz die Lage des Arbeiters „recht gehäbig“ geworden. „Nicht nur kühne und gelehrte Denker, ruft La Republique, tragen Krawaten und Strümpfe bei uns, sondern sogar — es ist auffallend, — auch Jaques Bonhomme (d. h. der gemeine Mann). Um dies Mirakel zu thun, brauchte die Bourgeoisie in zärtlicher Liebe zum Volke circa 59 Jahre; was wird sie erst in fernern 59 Jahren diesem bestrümpften und bekrawateten Volke bescheert haben! Hr. Dupin hat ihr ja wieder, seit 30 Jahren gewiß zum 30sten Male, vordemonstrirt das Arbeitsvolk sei glücklich, erspare, hasse alle Arbeitsorganisirer und Sozialisten, abreite mäßig und bete seine Arbeitsherren an. So etwas heutigen Tages sich vorplaudern lassen, das thut dem Ohr wohl, man muß leider meist das Unkengeschrei der Sozialumwühler hören. Bitte, Herr Dupin, demonstriren Sie weiter! und Sie, Herr Leon Faucher, biederer Verfechter der menschlichen Freiheit, großer würdiger Kapitalist, der Sie auffahren wie vor einer Klapperschlange vor dem Plane der Regierung, die Fabrikstunden auf zwölf als Maximum zu fixiren, und gerührt rufen: man darf nicht die Freiheit des Arbeiters so beschränken! Bitte, fahren Sie fort, Hr. Leon Faucher, Sie kommen noch weit.“ — Die Klubs wehren sich; gestern war ich in dem von Bonne Nouvelle (wo einst der Barbes'sche, und der durch die bekannte Pariser Bande reicher Modeaffen und Tagediebe auf die schamloseste Weise dreimal gesprengte Frauenklub gewesen); es ward über die Kammersitzung rapportirt und über eine Hypothekarleihbank diskutirt; auch eine Petition um Aufheben des Belagerungszustandes beschlossen, da erst dann eine genügende Diskussion über die in Kurzem stattfindenden Ersatzwahlen möglich werde. Bouleward du Temple ist ein kleinerer Klub, unter dem Namen „Socialistenkursus“, wo folglich auch Kinder und Frauen Zutritt haben; der junge Dameth präsidirt, wie im Bonne Nouvelle Bernard, beide Mitarbeiter der Demokratie pacifique, aber keineswegs mehr abstrakte Fourieristen. Ein anderer ist der Klub „de L'Organisation du Travail“. Es wird im Prospektus zur Formirung von Gruppen zu je 10 Personen aufgefordert (gleichviel welches Geschlechts, nur die Existenzmittel müssen vorhanden sein und socialistische Gesinnung); zehn Gruppen bilden eine Serie, zehn Serien eine zusammengesetzte Serie. „Zweimal Monats erscheint ein Bülletin mit Adressen der so Associirten, mit Arbeitsgesuchen und Arbeitsnachweisungen, mit Projekten und Kritiken von Associationssystemen zwischen Patronen und Arbeitern, damit möglichst bald in allen Werkstätten, die einem Mitgliede dieser Gesellschaft gehören, das Salariat schwinde. Später wird ein Journal erscheinen, und eine volksverständliche Socialbibliothek. Die Geldbeiträge und Aktien werden später zu Societätsmagazinen u. dgl. verwandt, zu Zehrungszetteln bei Arbeitsmangel, zu Vorschuß von Arbeit, Rohstoff, Instrumenten und Geld; später wird eine Produktenaustauschbank versucht, nebst Landkauf und Kolonisationen.“ Mittlerweile lodert schon hie und dort der Bürgerkrieg in den Reihen der uniformirten Nationalgarde. — Es wird in Montpellier nochmals gewählt, und man erwartet dann ein allgemeines Aufziehen der weißen Lilienfahne der Bourbons im ganzen Süden. In Nimes klopften sich so eben Kalvinisten und Katholiken, in Arles schrieen die Nationalgardisten „es lebe der König“; in den Thernes bei Paris sind zwei Bourgeoiskapitäne mit Junikreuzen beehrt worden (trotz der Weigerung einer Kommission dieser Banlienelegion) und zwar zwei wüthende

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 94. Köln, 5. September 1848, S. 0475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz094_1848/3>, abgerufen am 03.12.2024.