Neue Rheinische Zeitung. Nr. 95. Köln, 6. September 1848.des deutschen Volkes, die Einführung des Prinzips der Humanität und gleicher Berechtigung in allen gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen, die entschiedene Durchführung des demokratischen Prinzips im deutschen Vaterlande. Die Beschlüsse der Nationalversammlung werden sowohl für das deutsche Volk als für seine Fürsten für bindend anerkannt." Ferner wurde eine Adresse an die Nationalversammlung, die Annullirung des Verbotes der demokratischen Vereine betreffend, von dem Demokraten Ludwig Wallerstein entworfen und angenommen. 12 Berleburg, 1. September. Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau, um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. -- Bei einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war. Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 29. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 25. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Reggio, (im Modenesischen), 23. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Piacenza, 26. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 25. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 27. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 24. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 17 Paris, 1. Sept. Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: "Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn". Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden "verkanaillirt" hat, wie La Liberte in Lyon sich ausdrückt, "und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!" Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: "Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoriciere hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?" -- Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter alle englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische "Corsaire" behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf "La Reforme" folgende Erwidrung einrückte: "Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: Ewerbeck, deutscher Demokrat." Die "Reform" begleitete dies mit freundlicher Beistimmung. 12 Paris, 31. Aug. Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum. Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? "Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun": das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin: "Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc." Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: "die Franzosen kommen," jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: "Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen." Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. "Die Deutschen kommen nach Frankreich!" Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle -- Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. "Achtung der Nationalität!" Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen- sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre. Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen. Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab. Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette. (Fortsetzung folgt.) Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des Leipziger Dienstmädchenparlaments durchgegangen sei. Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen. *) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.
des deutschen Volkes, die Einführung des Prinzips der Humanität und gleicher Berechtigung in allen gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen, die entschiedene Durchführung des demokratischen Prinzips im deutschen Vaterlande. Die Beschlüsse der Nationalversammlung werden sowohl für das deutsche Volk als für seine Fürsten für bindend anerkannt.“ Ferner wurde eine Adresse an die Nationalversammlung, die Annullirung des Verbotes der demokratischen Vereine betreffend, von dem Demokraten Ludwig Wallerstein entworfen und angenommen. 12 Berleburg, 1. September. Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau, um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. — Bei einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war. Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 29. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 25. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Reggio, (im Modenesischen), 23. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Piacenza, 26. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 25. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 27. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 24. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 17 Paris, 1. Sept. Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: „Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn“. Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden „verkanaillirt“ hat, wie La Liberté in Lyon sich ausdrückt, „und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!“ Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: „Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoricière hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?“ — Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter alle englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische „Corsaire“ behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf „La Reforme“ folgende Erwidrung einrückte: „Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: Ewerbeck, deutscher Demokrat.“ Die „Reform“ begleitete dies mit freundlicher Beistimmung. 12 Paris, 31. Aug. Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum. Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? „Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun“: das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin: „Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc.“ Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: „die Franzosen kommen,“ jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: „Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen.“ Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. „Die Deutschen kommen nach Frankreich!“ Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle — Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. „Achtung der Nationalität!“ Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen- sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre. Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen. Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab. Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette. (Fortsetzung folgt.) Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des Leipziger Dienstmädchenparlaments durchgegangen sei. Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen. *) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.
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Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar095_013_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. 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Aug.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar095_020_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl> </note> <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 24. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar095_021" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 1. Sept.</head> <p>Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: „Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn“. Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden „verkanaillirt“ hat, wie La Liberté in Lyon sich ausdrückt, „und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!“ Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: „Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoricière hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?“ — Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter <hi rendition="#g">alle</hi> englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) <note place="foot">*) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.</note> Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische „Corsaire“ behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf „La Reforme“ folgende Erwidrung einrückte: „Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: <hi rendition="#g">Ewerbeck</hi>, deutscher Demokrat.“ Die „Reform“ begleitete dies mit freundlicher Beistimmung.</p> </div> <div xml:id="ar095_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 31. Aug.</head> <p>Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum.</p> <p>Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? „Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun“: das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin:</p> <p>„Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc.“ Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: „die Franzosen kommen,“ jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: „Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen.“ Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. „Die Deutschen kommen nach Frankreich!“ Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle — Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. „Achtung der Nationalität!“ Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen-</p> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar095_005a" type="jArticle"> <p>sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre.</p> <p>Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen.</p> <p>Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab.</p> <p>Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette.</p> <p> <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> </div> <div xml:id="ar095_023" type="jArticle"> <p>Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des <hi rendition="#g">Leipziger Dienstmädchenparlaments</hi> durchgegangen sei.</p> </div> <div xml:id="ar095_024" type="jArticle"> <p>Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0479/0003]
des deutschen Volkes, die Einführung des Prinzips der Humanität und gleicher Berechtigung in allen gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen, die entschiedene Durchführung des demokratischen Prinzips im deutschen Vaterlande. Die Beschlüsse der Nationalversammlung werden sowohl für das deutsche Volk als für seine Fürsten für bindend anerkannt.“ Ferner wurde eine Adresse an die Nationalversammlung, die Annullirung des Verbotes der demokratischen Vereine betreffend, von dem Demokraten Ludwig Wallerstein entworfen und angenommen.
12 Berleburg, 1. September. Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau, um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. — Bei einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war. Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden.
Italien. * _ * Turin, 29. Aug. _ * Rom, 25. August. _ * Reggio, (im Modenesischen), 23. Aug. _ * Piacenza, 26. Aug. _ * Rom, 25. Aug. _ * Florenz, 27. Aug. _ 27 Neapel, 24. August. _ Französische Republik. 17 Paris, 1. Sept. Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: „Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn“. Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden „verkanaillirt“ hat, wie La Liberté in Lyon sich ausdrückt, „und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!“ Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: „Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoricière hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?“ — Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter alle englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische „Corsaire“ behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf „La Reforme“ folgende Erwidrung einrückte: „Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: Ewerbeck, deutscher Demokrat.“ Die „Reform“ begleitete dies mit freundlicher Beistimmung.
12 Paris, 31. Aug. Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum.
Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? „Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun“: das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin:
„Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc.“ Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: „die Franzosen kommen,“ jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: „Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen.“ Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. „Die Deutschen kommen nach Frankreich!“ Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle — Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. „Achtung der Nationalität!“ Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen-
sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre.
Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen.
Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab.
Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette.
(Fortsetzung folgt.)
Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des Leipziger Dienstmädchenparlaments durchgegangen sei.
Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen.
*) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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