Neue Rheinische Zeitung. Nr. 96. Köln, 7. September 1848.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 96. Köln, Donnerstag den 7. September. 1848. Die "Neue Rheinische Zeitung" erscheint vom 1. Juni an, mit Ausnahme des Montags, täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer ct. Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr 6 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Die neuerdings getroffenen Anordnungen werden es in wenigen Tagen der Expedition möglich machen, die Versendung des Blattes mit der größten Regelmäßigkeit zu besorgen. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt). Frankfurt (Nationalversammlung. Die Vollmacht zum Abschluß des Waffenstillstands an Preußen). Berlin. (Vereinbarungssitzung. -- Das Ministerium der That. -- Die rheinische Autonomie. -- Text des Waffenstillstandes). Rendsburg. (Der Waffenstillstand). Erfurt. (Der Erfurter Zeitung die Fenster eingeworfen). Kassel. (Das kurfürstl. Vermögen. -- Unruhen). Triest. (Fiume zu Kroatien geschlagen). Italien. (Neues Ministerium in Sizilien. -- Gavazzi. -- Die Amnestie in Modena. -- Maßregeln gegen Livorno. -- General Zuccheri vom Volk verhaftet. -- Karl Alberts Proklamation. -- Das römische Parlament vertagt). Mailand. (Vermehrung der Kasernen. -- Garibaldi. -- Verödung der Stadt). Französische Republik. Paris. (Cormenin's Brochure. -- Theater-Censur. -- Manifest an Deutschland. -- Protest der Lombarden. -- Nationalversammlung). Belgien. Brüssel (Guizot). Großbritannien. London. (Ein Brief Louis Blanc's). Amerika. (Feuersbrunst in Albany. -- Nachrichten aus Mexiko, Südamerika und Westindien). Ungarn. (Schwarzgelbe Räubereien der Serben) Rußland. Petersburg. (Russische Politik gegen Deutschland und Frankreich. Deutschland. ** Köln, 6. September. Die Polendebatte in Frankfurt (Schluß.) Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. !!! Frankfurt, 4. Sept. 71. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: Fortsetzung und Berathung über die Grundrechte. Der Minister des Aeußern, Heckscher, der heute seinen Gnadenstoß bekommen hat, bringt die Bedingungen des von Preußen abgeschlossenen Waffenstillstands zur Sprache. Es bleibt nun der Centralgewalt Deutschlands überlassen, denselben hintendrein zu genehmigen oder nicht. Preußen habe dabei allerdings seine Vollmacht überschritten. Heckscher verliest den Waffenstillstand selbst, nachdem er vorher um Ruhe und Mäßigung gebeten. Alle Dokumente werden gedruckt werden und nächstens erscheinen, man möchte nicht voreilig sein. Auch er (Heckscher) ist sich bewußt, auch in dieser Sache seine volle Pflicht gethan zu haben. Folgende sind die interestantesten der 12 Artikel: Art. 1. Die Feindseligkeiten werden für sieben Monate abgebrochen. Art. 6. Die beiden Herzogthümer sind von allen Truppen zu räumen, die schleswigschen Truppen gehen (also von den holsteinischen getrennt) nach Schleswig. In Altona durfen 2000 Bundestruppen und in Alsen 2000 Dänen zurückbleiben. Art. 7. Aufhören der alten provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein und Bildung einer neuen von 2 Dänen, 2 Preußen und Hrn. v. Moltke als Präsidenten an der Spitze. (Mißbilligung. Heckscher: meine Herren Geduld!!!) Art. 11. Dem definitiven Frieden präjudiziren diese Bedingungen nicht. Hierzu kommen viele Separatartikel als Ergänzungen, z. B. ad 6 (s. oben): Die militärischen Streitigkeiten in den Herzogthümern schlichtet ein preußischer General; ad 7 (s. oben): Präsident der neuen Regierung wird v. Moltke. Stellvertreter v. Falkenberg. Für Lauenburg wird eine aus ebenso (preußisch-dänischen) gemischten Elementen gebildete Regierungskommission niedergesetzt. Heckscher liest weiter eine lange so eben von Camphausen erhaltene Zuschrift, die über den Abschluß des Waffenstillstands preußische Erläuterungen und Rechtfertigungen gibt. Die Schrift ist lang und verwickelt, im diplomatischen Styl der alten Schule, den Camphausen prächtig gelernt. Heckscher liest schnell und nicht besonders deutlich, als wenn er sich schämte. Hauptinhalt: Bei Dänemark war die Centralgewalt noch nicht notifizirt. Der Bundestag ist zwar aufgehoben -- aber der Bund besteht noch. Deshalb hat der König von Preußen im Namen des Bundes gehandelt und -- die Centralgewalt hat hintendrein zu sanktioniren. Preußen könne nicht in Verdacht kommen, Partikularinteressen verfolgt zu haben. Preußen sei bisher in der danischen Sache in Deutschland aufgegangen. Heckscher erneuert schließlich seinen Antrag: die Nationalversammlung wolle erst nach schleunigem Abdruck aller Aktenstücke und nach Bericht des Ausschusses einen Tag bestimmen, an dem sie in dieser Sache einen Beschluß faßt. (Links: Die Vollmacht wollen wir hören). Heckscher: Die Vollmacht ist ohne die andern Aktenstücke nicht zu verstehen. (Links: Die Vollmacht ist die Hauptsache) Dahlmann: Nachdem der Abschluß des Waffenstillstandes außer Zweifel, und da erst heute vom Minister die Bedingungen mitgetheilt werden, so habe ich gestern dem Präsidenten die vier folgenden Interpellationen an den Minister des Aeußern übergeben. 1. Ist es wahr, daß die provisorische Regierung in Schleswig-Holstein aufgelöst, ihre Gesetze und Verfügungen aufgehoben, daß also diese (mit erhobener Stimme) von der Centralgewalt anerkannte Regierung plötzlich für eine ungesetzliche Macht erklärt worden ist? Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 96. Köln, Donnerstag den 7. September. 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an, mit Ausnahme des Montags, täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an. Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer ct. Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich. Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr 6 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf. Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung. Die neuerdings getroffenen Anordnungen werden es in wenigen Tagen der Expedition möglich machen, die Versendung des Blattes mit der größten Regelmäßigkeit zu besorgen. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt). Frankfurt (Nationalversammlung. Die Vollmacht zum Abschluß des Waffenstillstands an Preußen). Berlin. (Vereinbarungssitzung. — Das Ministerium der That. — Die rheinische Autonomie. — Text des Waffenstillstandes). Rendsburg. (Der Waffenstillstand). Erfurt. (Der Erfurter Zeitung die Fenster eingeworfen). Kassel. (Das kurfürstl. Vermögen. — Unruhen). Triest. (Fiume zu Kroatien geschlagen). Italien. (Neues Ministerium in Sizilien. — Gavazzi. — Die Amnestie in Modena. — Maßregeln gegen Livorno. — General Zuccheri vom Volk verhaftet. — Karl Alberts Proklamation. — Das römische Parlament vertagt). Mailand. (Vermehrung der Kasernen. — Garibaldi. — Verödung der Stadt). Französische Republik. Paris. (Cormenin's Brochure. — Theater-Censur. — Manifest an Deutschland. — Protest der Lombarden. — Nationalversammlung). Belgien. Brüssel (Guizot). Großbritannien. London. (Ein Brief Louis Blanc's). Amerika. (Feuersbrunst in Albany. — Nachrichten aus Mexiko, Südamerika und Westindien). Ungarn. (Schwarzgelbe Räubereien der Serben) Rußland. Petersburg. (Russische Politik gegen Deutschland und Frankreich. Deutschland. ** Köln, 6. September. Die Polendebatte in Frankfurt (Schluß.) Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. !!! Frankfurt, 4. Sept. 71. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: Fortsetzung und Berathung über die Grundrechte. Der Minister des Aeußern, Heckscher, der heute seinen Gnadenstoß bekommen hat, bringt die Bedingungen des von Preußen abgeschlossenen Waffenstillstands zur Sprache. Es bleibt nun der Centralgewalt Deutschlands überlassen, denselben hintendrein zu genehmigen oder nicht. Preußen habe dabei allerdings seine Vollmacht überschritten. Heckscher verliest den Waffenstillstand selbst, nachdem er vorher um Ruhe und Mäßigung gebeten. Alle Dokumente werden gedruckt werden und nächstens erscheinen, man möchte nicht voreilig sein. Auch er (Heckscher) ist sich bewußt, auch in dieser Sache seine volle Pflicht gethan zu haben. Folgende sind die interestantesten der 12 Artikel: Art. 1. Die Feindseligkeiten werden für sieben Monate abgebrochen. Art. 6. Die beiden Herzogthümer sind von allen Truppen zu räumen, die schleswigschen Truppen gehen (also von den holsteinischen getrennt) nach Schleswig. In Altona durfen 2000 Bundestruppen und in Alsen 2000 Dänen zurückbleiben. Art. 7. Aufhören der alten provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein und Bildung einer neuen von 2 Dänen, 2 Preußen und Hrn. v. Moltke als Präsidenten an der Spitze. (Mißbilligung. Heckscher: meine Herren Geduld!!!) Art. 11. Dem definitiven Frieden präjudiziren diese Bedingungen nicht. Hierzu kommen viele Separatartikel als Ergänzungen, z. B. ad 6 (s. oben): Die militärischen Streitigkeiten in den Herzogthümern schlichtet ein preußischer General; ad 7 (s. oben): Präsident der neuen Regierung wird v. Moltke. Stellvertreter v. Falkenberg. Für Lauenburg wird eine aus ebenso (preußisch-dänischen) gemischten Elementen gebildete Regierungskommission niedergesetzt. Heckscher liest weiter eine lange so eben von Camphausen erhaltene Zuschrift, die über den Abschluß des Waffenstillstands preußische Erläuterungen und Rechtfertigungen gibt. Die Schrift ist lang und verwickelt, im diplomatischen Styl der alten Schule, den Camphausen prächtig gelernt. Heckscher liest schnell und nicht besonders deutlich, als wenn er sich schämte. Hauptinhalt: Bei Dänemark war die Centralgewalt noch nicht notifizirt. Der Bundestag ist zwar aufgehoben — aber der Bund besteht noch. Deshalb hat der König von Preußen im Namen des Bundes gehandelt und — die Centralgewalt hat hintendrein zu sanktioniren. Preußen könne nicht in Verdacht kommen, Partikularinteressen verfolgt zu haben. Preußen sei bisher in der danischen Sache in Deutschland aufgegangen. Heckscher erneuert schließlich seinen Antrag: die Nationalversammlung wolle erst nach schleunigem Abdruck aller Aktenstücke und nach Bericht des Ausschusses einen Tag bestimmen, an dem sie in dieser Sache einen Beschluß faßt. (Links: Die Vollmacht wollen wir hören). Heckscher: Die Vollmacht ist ohne die andern Aktenstücke nicht zu verstehen. (Links: Die Vollmacht ist die Hauptsache) Dahlmann: Nachdem der Abschluß des Waffenstillstandes außer Zweifel, und da erst heute vom Minister die Bedingungen mitgetheilt werden, so habe ich gestern dem Präsidenten die vier folgenden Interpellationen an den Minister des Aeußern übergeben. 1. Ist es wahr, daß die provisorische Regierung in Schleswig-Holstein aufgelöst, ihre Gesetze und Verfügungen aufgehoben, daß also diese (mit erhobener Stimme) von der Centralgewalt anerkannte Regierung plötzlich für eine ungesetzliche Macht erklärt worden ist? <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0481"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No 96. Köln, Donnerstag den 7. September. 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="jExpedition"> <p>Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an, mit Ausnahme des Montags, täglich. 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(Der Erfurter Zeitung die Fenster eingeworfen). Kassel. (Das kurfürstl. Vermögen. — Unruhen). Triest. (Fiume zu Kroatien geschlagen).</p> <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. (Neues Ministerium in Sizilien. — Gavazzi. — Die Amnestie in Modena. — Maßregeln gegen Livorno. — General Zuccheri vom Volk verhaftet. — Karl Alberts Proklamation. — Das römische Parlament vertagt). Mailand. (Vermehrung der Kasernen. — Garibaldi. — Verödung der Stadt).</p> <p><hi rendition="#g">Französische Republik</hi>. Paris. (Cormenin's Brochure. — Theater-Censur. — Manifest an Deutschland. — Protest der Lombarden. — Nationalversammlung).</p> <p><hi rendition="#g">Belgien</hi>. Brüssel (Guizot).</p> <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. London. (Ein Brief Louis Blanc's).</p> <p><hi rendition="#g">Amerika</hi>. (Feuersbrunst in Albany. — Nachrichten aus Mexiko, Südamerika und Westindien).</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. (Schwarzgelbe Räubereien der Serben)</p> <p><hi rendition="#g">Rußland</hi>. 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Es bleibt nun der Centralgewalt Deutschlands überlassen, denselben hintendrein zu genehmigen oder nicht. Preußen habe dabei allerdings seine Vollmacht überschritten. Heckscher verliest den Waffenstillstand selbst, nachdem er vorher um Ruhe und Mäßigung gebeten. Alle Dokumente werden gedruckt werden und nächstens erscheinen, man möchte nicht voreilig sein. Auch er (Heckscher) ist sich bewußt, auch in dieser Sache seine volle Pflicht gethan zu haben.</p> <p>Folgende sind die interestantesten der 12 Artikel:</p> <p>Art. 1. Die Feindseligkeiten werden für sieben Monate abgebrochen.</p> <p>Art. 6. Die beiden Herzogthümer sind von allen Truppen zu räumen, die schleswigschen Truppen gehen (also von den holsteinischen getrennt) nach Schleswig. In Altona durfen 2000 Bundestruppen und in Alsen 2000 Dänen zurückbleiben.</p> <p>Art. 7. Aufhören der alten provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein und Bildung einer neuen von 2 Dänen, 2 Preußen und Hrn. v. Moltke als Präsidenten an der Spitze. (Mißbilligung. Heckscher: meine Herren Geduld!!!)</p> <p>Art. 11. Dem definitiven Frieden präjudiziren diese Bedingungen nicht. Hierzu kommen viele Separatartikel als Ergänzungen, z. B. ad 6 (s. oben): Die militärischen Streitigkeiten in den Herzogthümern schlichtet ein preußischer General; ad 7 (s. oben): Präsident der neuen Regierung wird v. Moltke. Stellvertreter v. Falkenberg. Für Lauenburg wird eine aus ebenso (preußisch-dänischen) gemischten Elementen gebildete Regierungskommission niedergesetzt. Heckscher liest weiter eine lange so eben von Camphausen erhaltene Zuschrift, die über den Abschluß des Waffenstillstands preußische Erläuterungen und Rechtfertigungen gibt. Die Schrift ist lang und verwickelt, im diplomatischen Styl der alten Schule, den Camphausen prächtig gelernt. Heckscher liest schnell und nicht besonders deutlich, als wenn er sich schämte.</p> <p>Hauptinhalt: Bei Dänemark war die Centralgewalt noch nicht notifizirt. Der Bundestag ist zwar aufgehoben — aber der Bund besteht noch. Deshalb hat der König von Preußen im Namen des Bundes gehandelt und — die Centralgewalt hat hintendrein zu sanktioniren. Preußen könne nicht in Verdacht kommen, Partikularinteressen verfolgt zu haben. Preußen sei bisher in der danischen Sache in Deutschland aufgegangen. Heckscher erneuert schließlich seinen Antrag: die Nationalversammlung wolle erst nach schleunigem Abdruck aller Aktenstücke und nach Bericht des Ausschusses einen Tag bestimmen, an dem sie in dieser Sache einen Beschluß faßt. (Links: Die Vollmacht wollen wir hören).</p> <p>Heckscher: Die Vollmacht ist ohne die andern Aktenstücke nicht zu verstehen. (Links: Die Vollmacht ist die Hauptsache)</p> <p>Dahlmann: Nachdem der Abschluß des Waffenstillstandes außer Zweifel, und da erst heute vom Minister die Bedingungen mitgetheilt werden, so habe ich gestern dem Präsidenten die vier folgenden Interpellationen an den Minister des Aeußern übergeben.</p> <p rendition="#et">1. Ist es wahr, daß die provisorische Regierung in Schleswig-Holstein aufgelöst, ihre Gesetze und Verfügungen aufgehoben, daß also diese (mit erhobener Stimme) von der Centralgewalt anerkannte Regierung plötzlich für eine ungesetzliche Macht erklärt worden ist?<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0481/0001]
Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 96. Köln, Donnerstag den 7. September. 1848. Die „Neue Rheinische Zeitung“ erscheint vom 1. Juni an, mit Ausnahme des Montags, täglich. Bestellungen für das nächste Quartal, Oktober bis Dezember, wolle man baldigst machen. Alle Postämter Deutschlands nehmen Bestellungen an.
Für Frankreich übernehmen Abonnements Hr. G. A. Alexander, Nr. 28 Brandgasse in Straßburg, und Nr. 23 Rue Notre-Dame de Nazareth in Paris, so wie das königl. Ober-Postamt in Aachen; für England die Herren J. J. Ewer ct. Comp. 72 Newgate-Street in London; für Belgien und Holland die resp. königl. Brief-Postämter und das Postbureau in Lüttich.
Abonnementspreis in Köln vierteljährlich 1 Thlr. 15 Sgr., in allen übrigen Orten Preußens 1 Thlr. 24 Sgr 6 Pf. Inserate: die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. 6 Pf.
Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.
Die neuerdings getroffenen Anordnungen werden es in wenigen Tagen der Expedition möglich machen, die Versendung des Blattes mit der größten Regelmäßigkeit zu besorgen.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt). Frankfurt (Nationalversammlung. Die Vollmacht zum Abschluß des Waffenstillstands an Preußen). Berlin. (Vereinbarungssitzung. — Das Ministerium der That. — Die rheinische Autonomie. — Text des Waffenstillstandes). Rendsburg. (Der Waffenstillstand). Erfurt. (Der Erfurter Zeitung die Fenster eingeworfen). Kassel. (Das kurfürstl. Vermögen. — Unruhen). Triest. (Fiume zu Kroatien geschlagen).
Italien. (Neues Ministerium in Sizilien. — Gavazzi. — Die Amnestie in Modena. — Maßregeln gegen Livorno. — General Zuccheri vom Volk verhaftet. — Karl Alberts Proklamation. — Das römische Parlament vertagt). Mailand. (Vermehrung der Kasernen. — Garibaldi. — Verödung der Stadt).
Französische Republik. Paris. (Cormenin's Brochure. — Theater-Censur. — Manifest an Deutschland. — Protest der Lombarden. — Nationalversammlung).
Belgien. Brüssel (Guizot).
Großbritannien. London. (Ein Brief Louis Blanc's).
Amerika. (Feuersbrunst in Albany. — Nachrichten aus Mexiko, Südamerika und Westindien).
Ungarn. (Schwarzgelbe Räubereien der Serben)
Rußland. Petersburg. (Russische Politik gegen Deutschland und Frankreich.
Deutschland. ** Köln, 6. Sept..
Die Polendebatte in Frankfurt (Schluß.)
_ !!! Frankfurt, 4. Sept. 71. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: Fortsetzung und Berathung über die Grundrechte.
Der Minister des Aeußern, Heckscher, der heute seinen Gnadenstoß bekommen hat, bringt die Bedingungen des von Preußen abgeschlossenen Waffenstillstands zur Sprache. Es bleibt nun der Centralgewalt Deutschlands überlassen, denselben hintendrein zu genehmigen oder nicht. Preußen habe dabei allerdings seine Vollmacht überschritten. Heckscher verliest den Waffenstillstand selbst, nachdem er vorher um Ruhe und Mäßigung gebeten. Alle Dokumente werden gedruckt werden und nächstens erscheinen, man möchte nicht voreilig sein. Auch er (Heckscher) ist sich bewußt, auch in dieser Sache seine volle Pflicht gethan zu haben.
Folgende sind die interestantesten der 12 Artikel:
Art. 1. Die Feindseligkeiten werden für sieben Monate abgebrochen.
Art. 6. Die beiden Herzogthümer sind von allen Truppen zu räumen, die schleswigschen Truppen gehen (also von den holsteinischen getrennt) nach Schleswig. In Altona durfen 2000 Bundestruppen und in Alsen 2000 Dänen zurückbleiben.
Art. 7. Aufhören der alten provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein und Bildung einer neuen von 2 Dänen, 2 Preußen und Hrn. v. Moltke als Präsidenten an der Spitze. (Mißbilligung. Heckscher: meine Herren Geduld!!!)
Art. 11. Dem definitiven Frieden präjudiziren diese Bedingungen nicht. Hierzu kommen viele Separatartikel als Ergänzungen, z. B. ad 6 (s. oben): Die militärischen Streitigkeiten in den Herzogthümern schlichtet ein preußischer General; ad 7 (s. oben): Präsident der neuen Regierung wird v. Moltke. Stellvertreter v. Falkenberg. Für Lauenburg wird eine aus ebenso (preußisch-dänischen) gemischten Elementen gebildete Regierungskommission niedergesetzt. Heckscher liest weiter eine lange so eben von Camphausen erhaltene Zuschrift, die über den Abschluß des Waffenstillstands preußische Erläuterungen und Rechtfertigungen gibt. Die Schrift ist lang und verwickelt, im diplomatischen Styl der alten Schule, den Camphausen prächtig gelernt. Heckscher liest schnell und nicht besonders deutlich, als wenn er sich schämte.
Hauptinhalt: Bei Dänemark war die Centralgewalt noch nicht notifizirt. Der Bundestag ist zwar aufgehoben — aber der Bund besteht noch. Deshalb hat der König von Preußen im Namen des Bundes gehandelt und — die Centralgewalt hat hintendrein zu sanktioniren. Preußen könne nicht in Verdacht kommen, Partikularinteressen verfolgt zu haben. Preußen sei bisher in der danischen Sache in Deutschland aufgegangen. Heckscher erneuert schließlich seinen Antrag: die Nationalversammlung wolle erst nach schleunigem Abdruck aller Aktenstücke und nach Bericht des Ausschusses einen Tag bestimmen, an dem sie in dieser Sache einen Beschluß faßt. (Links: Die Vollmacht wollen wir hören).
Heckscher: Die Vollmacht ist ohne die andern Aktenstücke nicht zu verstehen. (Links: Die Vollmacht ist die Hauptsache)
Dahlmann: Nachdem der Abschluß des Waffenstillstandes außer Zweifel, und da erst heute vom Minister die Bedingungen mitgetheilt werden, so habe ich gestern dem Präsidenten die vier folgenden Interpellationen an den Minister des Aeußern übergeben.
1. Ist es wahr, daß die provisorische Regierung in Schleswig-Holstein aufgelöst, ihre Gesetze und Verfügungen aufgehoben, daß also diese (mit erhobener Stimme) von der Centralgewalt anerkannte Regierung plötzlich für eine ungesetzliche Macht erklärt worden ist?
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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