Neue Rheinische Zeitung. Nr. 98. Köln, 9. September 1848.Rhone-Mündungen -- Barbaroux: Ich erkläre, daß ich frei stimme, denn nie würden Mörder auf meinen Willen Einfluß üben. Louis ist der Verschwörung gegen die Freiheit überführt, ich stimme für den Tod. In einigen Stunden werde ich für die Austreibung der ganzen Race der Bourbons stimmen. Finistere -- Marec: Ich stimme für Einsperrung während des Kriegs und Verbannung nach dem Frieden. Der Namensaufruf ist geschlossen. Der Präsident Vergniaud: Während das Büreau die Nachrechnung der Stimmen vollzieht, will ich die Versammlung davon in Kenntniß setzen, daß zwei Briefe eingelaufen sind, einer von den Vertheidigern Louis', der andere von dem Minister des Auswärtigen, welcher ein Schreiben des spanischen Ministers ankündigt. (Ruf in allen Theilen des Saals, bei der Tagesordnung zu bleiben.) Garan-Coulon: Ich glaube nicht, daß wir die spanischen Nachrichten zu hören brauchen. Welcher Art auch die Depesche sei, sie darf keinen Einfluß auf uns üben. Der Brief der Vertheidiger Louis' dagegen. ... Danton: Ich erinnere, daß bei Eröffnung des Namensaufrufes .... Garan: Ich habe meine Meinung noch nicht ausgesprochen. J. B. Louvet: Du bist noch nicht König, Danton. (Heftiger Tumult.) Was für ein Privilegium soll das sein? Ich verlange, daß der Erste, der einen Redner unterbricht, zur Ordnung gerufen werde. Danton: Ich verlange, daß der Unverschämte, der eben sagte, ich sei noch nicht König, mit Verweis zur Ordnung gerufen werde ... Wenn Garan das Wort vor mir verlangt zu haben behauptet, trete ich es ihm ab. Garan: Ich wiederhole, daß wir den spanischen Brief nicht zu hören brauchen. Was die Vertheidiger Louis' betrifft, so glaube ich, daß ihr sie nicht zurückweisen dürft, ohne eurem Urtheil den Schein von Parteilichkeit und Leidenschaft zu geben. Danton: Ich stimme ebenfalls dafür, daß wir die Vertheidiger Louis' hören, wenn das Dekret erst verkündet sein wird; ich bin überzeugt, daß sie Euch nichts Neues sagen, und daß sie eben so wenig Aktenstücke bringen, die geeignet wären, Euren Beschluß zu ändern. Was aber Spanien betrifft, so gestehe ich, daß ich erstaunt bin über die Kühnheit einer Macht, welche sich nicht scheut, offenen Einfluß auf unsere Berathung üben zu wollen. Wenn Jeder meine Meinung theilte, so würde man hierfür allein schon Spanien den Krieg erklären. Wie! Man erkennt unsere Republik nicht an, und will ihr doch Gesetze vorschreiben! Man erkennt sie nicht an, und will an den Abstimmungen ihrer Repräsentanten Theil nehmen! Bürger, verwerft alle schamlose Anträge; nichts von Unterhandlungen mit der Tyrannei; zeigt euch würdig des Volks, welches euch sein Vertrauen geschenkt hat und das auch seine Repräsentanten richten wird, wenn seine Repräsentanten es verrathen. (Gensonne erscheint auf der Tribüne. Ruf nach der Tagesordnung.) Gensonne: Ich glaube, wie Danton, daß die Vertheidiger Louis' erst gehört werden dürfen, wenn das Resultat der Abstimmung verkündet worden ist. In Betreff Spaniens ergreife ich diese Gelegenheit, um die Versammlung zu einem ihrer würdigen Beschluß aufzufordern. Ich verlange, daß über den Brief, den man ankündigt, zur Tagesordnung übergegangen werde. (Mehrere Stimmen: Unterstützt! Unterstützt!) Robespierre: Ich bin der Meinung, und die Versammlung scheint mir ebenfalls davon überzeugt, daß bevor die Vertheidiger Louis' gehört werden, das Dekret verkündet werden muß. Aber ihr dürft nicht jetzt schon beschließen, daß ihr sie noch hören wollt; diese Bestimmung wäre eben so sehr den Grundsätzen, wie dem dringenden Interesse der Freiheit entgegen. Sie wäre den Grundsätzen entgegen; denn wenn ein Dekret verkündet ist, darf kein Mensch gegen seine Anwendung reklamiren (Murren), zumal wenn durch dies Dekret die Volksrepräsentanten die Todesstrafe eines Tyrannen verkünden. Ich wiederhole: es kömmt weder einem Tyrannen, noch seinen Vertheidigern, noch einem Bürger zu, eine Reklamation zu erheben. Wenn ihr ein solches Verfahren dulden würdet, wäre es euch unmöglich, die Erfüllung eines Beschlusses vorauszusehen, denn es würden sich jeden Tag, unter jedem Vorwand die kleinlichsten Intriguen gegen euch erheben; man müßte wieder von vorn anfangen, und immer wieder auf's Neue anfangen. Auch würdet ihr nie zu dem großen Ziel kommen, welches ihr erreichen müßt, und welches Frankreich von euch erwartet. Wir würden nichts gethan haben, und die Feinde der Freiheit würden neue Hoffnung auf einen Sieg erhalten. Die Prinzipien selbst, welche euch bei euerm Urtheil geleitet, verbieten euch, die Vertheidiger Louis' zu hören; ihr dürft keine neue Frage mehr gestatten. Ich verlange, daß der Präsident das Resultat verkünde und daß die Versammlung über den Antrag, die Vertheidiger Louis' zu hören, zur Tagesordnung schreite. .... (Die Diskussion ist geschlossen.) Der Präsident: Bürger, ich habe das Resultat der Abstimmung zu verkünden. Ihr übt einen großen Akt der Gerechtigkeit; ich hoffe, daß die Menschlichkeit euch die tiefste Ruhe beobachten läßt. Wenn die Gerechtigkeit gesprochen hat, tritt die Menschlichkeit an ihre Stelle. Von den 745 Mitgliedern des Convents ist einer gestorben, sechs sind krank, zwei sind abwesend ohne Entschuldigung und im Protokoll vermerkt; eilf sind im Auftrag abwesend; vier haben sich der Abstimmung enthalten; es bleiben 721 Stimmende. Die Majorität ist 361. [Deutschland] Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Berlin, 6. Septbr. Der Finanzminister Hansemann liegt an einer Erkältung krank darnieder. Zwar soll sein Zustand durchaus nicht besorgnißerregend sein, doch wird der Herr Minister die morgige wichtige Vereinbarersitzung aus diesem Anlaß nicht besuchen. -- Nach der Voss. Zeitung würde das Ministerium in der morgigen Sitzung doch die Majoritöt erhalten, ohne daß die Linke ihre Drohung in Ausführung brächte. -- Der Prinz von Preußen wird den Winter wieder in Berlin wohnen; seine Potzdamer Umgebung miethet bereits Wohnungen in Berlin. -- # Unser Wiener Briefe und Zeitungen sind heute wieder ausgeblieben, was in der jüngsten Zeit mehrmals vorgekommen. Liegt die Schuld an den östreichischen oder an den preußischen Postbehörden? 68 Wien, 3. Sept. Das Ministerium wird mit jedem Tage frecher und reaktionärer. Das zeigt sich wiederum aus einem von Dobblhoff unterzeichneten Erlaß, der die Strafen enthält, welche von nun an für wörtliche oder thätliche Beleidigungen und Widersetzlichkeit gegen die "Sicherheitswache" abzubüßen sein werden. Welchen Eindruck die Forderung Frankreichs, die östreichische Regierung habe sich binnen 48 Stunden über Annahme oder Ablehnen der französisch-englischen Vermittelung zu erklären, auf die hiesige Börse gemacht, zeigt das plötzliche Fallen der 5proz. Metalliques von 83 auf 80. Stralsund, 31. August. Hier in Stralsund trägt die Märzerrungenschaft der Preßfreiheit ben Advokaten bereits ganz leidliche Früchte. Der hiesige Advokat Schwing, Sohn des Bürgermeisters, hat seitdem nicht weniger wie 26 Preßprozesse, theils für eigene, theils für fremde Rechnung aufgenommen. Da aber beinahe sämmtliche incriminirte Artikel sich gegen die hiesigen städtischen Verwaltungsmißbräuche auslassen; die hierortige Vereinigung aber der Justiz mit der Administration nach dem Modus einer hier noch gehandhabten alten Gemeindeordnung von 1616 den solcher Gestalt Angeschuldigten in dem Richter auch zugleich seinen Gegner finden läßt; da ferner der gewissermaßen in Preßsachen als gemeiner Anwalt benutzte Advokat Schwing mit einem großen Theile dieser angegriffenen und in eigener Sache zu Gericht sitzenden Herren ganz nahe verwandt ist, so geht die ganze Angelegenheit nach der alten Schule Formen Rechtens, wie geschmiert. Perhorrescenz-Gesuche, die in Folge solcher anhängig gemachten Preß-Prozesse eingereicht wurden, weil z. B. der Kläger, der Bürgermeister Schwing, in 2ter Instanz selbst Richter, in der 1sten aber dessen Neffe als solcher fungirt, werden abschlägich beschieden. (Osts. Ztg.)Groß-Glogau, 3. Septbr. Zwischen den Dominial- und Rustikalbesitzern unseres Kreises dürfte es demnächst leicht zu unangenehmen Erörterungen, wir wollen nicht sagen: zu unangenehmen Auftritten kommen. In Berücksichtigung der Zwecke der in Berlin und Breslau zusammengetretenen Vereine der Dominialbesitzer, hat sich auch hier ein Verein zum Schutze des Eigenthums, und zur Wahrung der bisherigen Vorrechte der größeren Grundbesitzer gebildet, wogegen nun die sämmtlichen Rustikalbesitzer dieses Kreises und der Umgegend aufgefordert worden sind, jetzt nicht ruhig zuzusehen, sondern gleichfalls in Vereine zusammenzutreten, ihre gerechten und billigen Forderungen vorzutragen, und auf Entfernung aller Prärogativen und Bevorrechtungen großer Grundbesitzer zu dringen. Eine derartige Versammlung ist auch bereits ausgeschrieben. Der Glogauer landwirthschaftliche Verein wird in seiner nächsten Sitzung am 12. Sept. in der Bahnhofs-Restauration zu Klopschen diese Angelegenheit gleichfalls in Erwägung nehmen. (A. O. Z.)Mainz, 5. Sept. Vor einigen Stunden ist durch den polizeilichen Ausrufer bekannt gemacht worden, daß das Zusammenstehen von fünf Personen auf der Straße nicht gestattet sei, und die Patrouillen den Befehl hätten, gegen Zuwiderhandelnde einzuschreiten; auch das Stehen vor den Bilderläden ist verboten. Altona, 6. Sept. Auch bis heute früh war in Kiel nichts von Bedeutung vorgefallen. Nachträglich erfährt man, daß zwei von den vom Grafen v. Moltke zum Eintritte in die neue provisorische Regierung aufgeforderten Männern sich nicht abgeneigt gezeigt haben, die Bürden eines solchen Amtes zu übernehmen, jedoch dem Grafen offen erklärt haben, sie könnten sich dazu unter seinem Präsidium durchaus nicht entschließen, und seien der Ansicht, daß er kein Ministerium zu Stande bringen würde, da die öffentliche Meinung ihm abhold sei. Man vermuthet nun, daß entweder der König von Dänemark einen Schleswig-Holsteiner (wie Viele meinen, den Grafen Baudissin-Borstel) zur Bildung einer provisorischen Regierung ermächtigen, oder daß die Centralgewalt einige Kommissarien zur Verwaltung Schleswig-Holsteins hersenden würde. (H. B. H.)Flensburg, 5. Sept. Nachdem nun heute die Oldenburger und Hanseaten gen Süden abmarschirt, General Wrangel, sowie circa 8000 Preußen hier bereits eingetroffen sind, welche ebenfalls jenen morgen folgen werden, vermag jeder Vernünftige es zu würdigen, was die große Armee denn eigentlich hier geleistet. Seitdem die Waffenstillstandsbedingungen bekannt geworden, herrscht hier eine Stimmung, aus der nichts weniger als Beruhigung der Gemüther hervorgehen kann. Es werden insbesondere in Flensburg Konflikte ausbrechen, schlimmer denn je. Schon jetzt stellen Abgeordnete der Eiderdänen sich wieder hier ein; die Polizei hat lobenswerther Weise einigen derselben, welche frech genug waren, mit dänischer Kokarde einherzustolziren, nachgespürt und sie vertrieben, bald werden aber "die Wölfe in Schafskleidern" zu uns kommen und die alte Geschichte wird wieder neu. (H. B. H.)Rendsburg, 5. Sept. In Folge der nach Süden gerichteten Truppenbewegungen sind die diesen Morgen per Eisenbahn und auf der Landstraße abgegangenen hannover'schen Bataillone durch andere ersetzt worden, deren Bleiben aber auch nicht lange sein wird. Auch zog hannover'sche Kavallerie diesen Mittag hier durch. -- In Itzehoe hat sich der Unwille der Bürgerschaft über die Anwesenheit des Grafen C. Moltke auf Heiligenstedten in eigenmächtiger Arretirung seiner Sekretäre und sonst Luft gemacht. Graf Reventlou-Preetz ist heute dorthin gegangen, um etwaigem weiteren unbefugten Einschreiten vorzubeugen. (S. H. Z.)Ungarn. * Fiume, 31. Aug. Es sind heute 1000 Gränzer und "Rothmäntel" hier eingerückt und haben die Stadt im Namen "des Königs von Kroatien" besetzt. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Modena, 28. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik.
17 Paris, 4. September. Wie übel es den Volksfeinden allgemach zu Muthe wird, ergeben hie und da unbewußt entschlüpfte Stoßseufzer, z. B. schreit "La Patrie", dieses, die aristokratische Bourgeoisie ordentlich systematisch betreibende Abendblatt: "Nur keine Illusion! das wäre gefährlich. Die Junisieger, die Nationalassemblee, die Herrn Proudhon's Theorieen verdammte, irren, wenn sie meinen, der Socialismus sei durch Kanonen und Tribünenpredigten bis jetzt entmuthigt worden. Der Kommunismus des Herrn Cabet schreitet stets vor, in zahllosen Exemplaren seiner kleinen Flugblätter und Broschüren und Almanachs das Eigenthum, die Gesellschaftsgliederung rastlos mit Pfeilen beschießend. Bildet Euch nicht ein, unser Volk studire die französische Revolutionsgeschichte der Herren Thiers, Mignet, Lamartine; nein, die Ouvriers und Ouvrieren lesen die Geschichte derselben, wie Herr Cabet sie darstellt." Paris, 6. Sept. Divisionsgeneral Charron, bisheriger Kabinets-Chef im Kriegsministerium (Abtheilung für algierische Angelegenheiten) ist zum Generalgouverneur von Algerien ernannt. Rhone-Mündungen — Barbaroux: Ich erkläre, daß ich frei stimme, denn nie würden Mörder auf meinen Willen Einfluß üben. Louis ist der Verschwörung gegen die Freiheit überführt, ich stimme für den Tod. In einigen Stunden werde ich für die Austreibung der ganzen Raçe der Bourbons stimmen. Finistère — Marec: Ich stimme für Einsperrung während des Kriegs und Verbannung nach dem Frieden. Der Namensaufruf ist geschlossen. Der Präsident Vergniaud: Während das Büreau die Nachrechnung der Stimmen vollzieht, will ich die Versammlung davon in Kenntniß setzen, daß zwei Briefe eingelaufen sind, einer von den Vertheidigern Louis', der andere von dem Minister des Auswärtigen, welcher ein Schreiben des spanischen Ministers ankündigt. (Ruf in allen Theilen des Saals, bei der Tagesordnung zu bleiben.) Garan-Coulon: Ich glaube nicht, daß wir die spanischen Nachrichten zu hören brauchen. Welcher Art auch die Depesche sei, sie darf keinen Einfluß auf uns üben. Der Brief der Vertheidiger Louis' dagegen. … Danton: Ich erinnere, daß bei Eröffnung des Namensaufrufes ‥‥ Garan: Ich habe meine Meinung noch nicht ausgesprochen. J. B. Louvet: Du bist noch nicht König, Danton. (Heftiger Tumult.) Was für ein Privilegium soll das sein? Ich verlange, daß der Erste, der einen Redner unterbricht, zur Ordnung gerufen werde. Danton: Ich verlange, daß der Unverschämte, der eben sagte, ich sei noch nicht König, mit Verweis zur Ordnung gerufen werde … Wenn Garan das Wort vor mir verlangt zu haben behauptet, trete ich es ihm ab. Garan: Ich wiederhole, daß wir den spanischen Brief nicht zu hören brauchen. Was die Vertheidiger Louis' betrifft, so glaube ich, daß ihr sie nicht zurückweisen dürft, ohne eurem Urtheil den Schein von Parteilichkeit und Leidenschaft zu geben. Danton: Ich stimme ebenfalls dafür, daß wir die Vertheidiger Louis' hören, wenn das Dekret erst verkündet sein wird; ich bin überzeugt, daß sie Euch nichts Neues sagen, und daß sie eben so wenig Aktenstücke bringen, die geeignet wären, Euren Beschluß zu ändern. Was aber Spanien betrifft, so gestehe ich, daß ich erstaunt bin über die Kühnheit einer Macht, welche sich nicht scheut, offenen Einfluß auf unsere Berathung üben zu wollen. Wenn Jeder meine Meinung theilte, so würde man hierfür allein schon Spanien den Krieg erklären. Wie! Man erkennt unsere Republik nicht an, und will ihr doch Gesetze vorschreiben! Man erkennt sie nicht an, und will an den Abstimmungen ihrer Repräsentanten Theil nehmen! Bürger, verwerft alle schamlose Anträge; nichts von Unterhandlungen mit der Tyrannei; zeigt euch würdig des Volks, welches euch sein Vertrauen geschenkt hat und das auch seine Repräsentanten richten wird, wenn seine Repräsentanten es verrathen. (Gensonne erscheint auf der Tribüne. Ruf nach der Tagesordnung.) Gensonne: Ich glaube, wie Danton, daß die Vertheidiger Louis' erst gehört werden dürfen, wenn das Resultat der Abstimmung verkündet worden ist. In Betreff Spaniens ergreife ich diese Gelegenheit, um die Versammlung zu einem ihrer würdigen Beschluß aufzufordern. Ich verlange, daß über den Brief, den man ankündigt, zur Tagesordnung übergegangen werde. (Mehrere Stimmen: Unterstützt! Unterstützt!) Robespierre: Ich bin der Meinung, und die Versammlung scheint mir ebenfalls davon überzeugt, daß bevor die Vertheidiger Louis' gehört werden, das Dekret verkündet werden muß. Aber ihr dürft nicht jetzt schon beschließen, daß ihr sie noch hören wollt; diese Bestimmung wäre eben so sehr den Grundsätzen, wie dem dringenden Interesse der Freiheit entgegen. Sie wäre den Grundsätzen entgegen; denn wenn ein Dekret verkündet ist, darf kein Mensch gegen seine Anwendung reklamiren (Murren), zumal wenn durch dies Dekret die Volksrepräsentanten die Todesstrafe eines Tyrannen verkünden. Ich wiederhole: es kömmt weder einem Tyrannen, noch seinen Vertheidigern, noch einem Bürger zu, eine Reklamation zu erheben. Wenn ihr ein solches Verfahren dulden würdet, wäre es euch unmöglich, die Erfüllung eines Beschlusses vorauszusehen, denn es würden sich jeden Tag, unter jedem Vorwand die kleinlichsten Intriguen gegen euch erheben; man müßte wieder von vorn anfangen, und immer wieder auf's Neue anfangen. Auch würdet ihr nie zu dem großen Ziel kommen, welches ihr erreichen müßt, und welches Frankreich von euch erwartet. Wir würden nichts gethan haben, und die Feinde der Freiheit würden neue Hoffnung auf einen Sieg erhalten. Die Prinzipien selbst, welche euch bei euerm Urtheil geleitet, verbieten euch, die Vertheidiger Louis' zu hören; ihr dürft keine neue Frage mehr gestatten. Ich verlange, daß der Präsident das Resultat verkünde und daß die Versammlung über den Antrag, die Vertheidiger Louis' zu hören, zur Tagesordnung schreite. ‥‥ (Die Diskussion ist geschlossen.) Der Präsident: Bürger, ich habe das Resultat der Abstimmung zu verkünden. Ihr übt einen großen Akt der Gerechtigkeit; ich hoffe, daß die Menschlichkeit euch die tiefste Ruhe beobachten läßt. Wenn die Gerechtigkeit gesprochen hat, tritt die Menschlichkeit an ihre Stelle. Von den 745 Mitgliedern des Convents ist einer gestorben, sechs sind krank, zwei sind abwesend ohne Entschuldigung und im Protokoll vermerkt; eilf sind im Auftrag abwesend; vier haben sich der Abstimmung enthalten; es bleiben 721 Stimmende. Die Majorität ist 361. [Deutschland] Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Berlin, 6. Septbr. Der Finanzminister Hansemann liegt an einer Erkältung krank darnieder. Zwar soll sein Zustand durchaus nicht besorgnißerregend sein, doch wird der Herr Minister die morgige wichtige Vereinbarersitzung aus diesem Anlaß nicht besuchen. — Nach der Voss. Zeitung würde das Ministerium in der morgigen Sitzung doch die Majoritöt erhalten, ohne daß die Linke ihre Drohung in Ausführung brächte. — Der Prinz von Preußen wird den Winter wieder in Berlin wohnen; seine Potzdamer Umgebung miethet bereits Wohnungen in Berlin. — # Unser Wiener Briefe und Zeitungen sind heute wieder ausgeblieben, was in der jüngsten Zeit mehrmals vorgekommen. Liegt die Schuld an den östreichischen oder an den preußischen Postbehörden? 68 Wien, 3. Sept. Das Ministerium wird mit jedem Tage frecher und reaktionärer. Das zeigt sich wiederum aus einem von Dobblhoff unterzeichneten Erlaß, der die Strafen enthält, welche von nun an für wörtliche oder thätliche Beleidigungen und Widersetzlichkeit gegen die „Sicherheitswache“ abzubüßen sein werden. Welchen Eindruck die Forderung Frankreichs, die östreichische Regierung habe sich binnen 48 Stunden über Annahme oder Ablehnen der französisch-englischen Vermittelung zu erklären, auf die hiesige Börse gemacht, zeigt das plötzliche Fallen der 5proz. Metalliques von 83 auf 80. Stralsund, 31. August. Hier in Stralsund trägt die Märzerrungenschaft der Preßfreiheit ben Advokaten bereits ganz leidliche Früchte. Der hiesige Advokat Schwing, Sohn des Bürgermeisters, hat seitdem nicht weniger wie 26 Preßprozesse, theils für eigene, theils für fremde Rechnung aufgenommen. Da aber beinahe sämmtliche incriminirte Artikel sich gegen die hiesigen städtischen Verwaltungsmißbräuche auslassen; die hierortige Vereinigung aber der Justiz mit der Administration nach dem Modus einer hier noch gehandhabten alten Gemeindeordnung von 1616 den solcher Gestalt Angeschuldigten in dem Richter auch zugleich seinen Gegner finden läßt; da ferner der gewissermaßen in Preßsachen als gemeiner Anwalt benutzte Advokat Schwing mit einem großen Theile dieser angegriffenen und in eigener Sache zu Gericht sitzenden Herren ganz nahe verwandt ist, so geht die ganze Angelegenheit nach der alten Schule Formen Rechtens, wie geschmiert. Perhorrescenz-Gesuche, die in Folge solcher anhängig gemachten Preß-Prozesse eingereicht wurden, weil z. B. der Kläger, der Bürgermeister Schwing, in 2ter Instanz selbst Richter, in der 1sten aber dessen Neffe als solcher fungirt, werden abschlägich beschieden. (Osts. Ztg.)Groß-Glogau, 3. Septbr. Zwischen den Dominial- und Rustikalbesitzern unseres Kreises dürfte es demnächst leicht zu unangenehmen Erörterungen, wir wollen nicht sagen: zu unangenehmen Auftritten kommen. In Berücksichtigung der Zwecke der in Berlin und Breslau zusammengetretenen Vereine der Dominialbesitzer, hat sich auch hier ein Verein zum Schutze des Eigenthums, und zur Wahrung der bisherigen Vorrechte der größeren Grundbesitzer gebildet, wogegen nun die sämmtlichen Rustikalbesitzer dieses Kreises und der Umgegend aufgefordert worden sind, jetzt nicht ruhig zuzusehen, sondern gleichfalls in Vereine zusammenzutreten, ihre gerechten und billigen Forderungen vorzutragen, und auf Entfernung aller Prärogativen und Bevorrechtungen großer Grundbesitzer zu dringen. Eine derartige Versammlung ist auch bereits ausgeschrieben. Der Glogauer landwirthschaftliche Verein wird in seiner nächsten Sitzung am 12. Sept. in der Bahnhofs-Restauration zu Klopschen diese Angelegenheit gleichfalls in Erwägung nehmen. (A. O. Z.)Mainz, 5. Sept. Vor einigen Stunden ist durch den polizeilichen Ausrufer bekannt gemacht worden, daß das Zusammenstehen von fünf Personen auf der Straße nicht gestattet sei, und die Patrouillen den Befehl hätten, gegen Zuwiderhandelnde einzuschreiten; auch das Stehen vor den Bilderläden ist verboten. Altona, 6. Sept. Auch bis heute früh war in Kiel nichts von Bedeutung vorgefallen. Nachträglich erfährt man, daß zwei von den vom Grafen v. Moltke zum Eintritte in die neue provisorische Regierung aufgeforderten Männern sich nicht abgeneigt gezeigt haben, die Bürden eines solchen Amtes zu übernehmen, jedoch dem Grafen offen erklärt haben, sie könnten sich dazu unter seinem Präsidium durchaus nicht entschließen, und seien der Ansicht, daß er kein Ministerium zu Stande bringen würde, da die öffentliche Meinung ihm abhold sei. Man vermuthet nun, daß entweder der König von Dänemark einen Schleswig-Holsteiner (wie Viele meinen, den Grafen Baudissin-Borstel) zur Bildung einer provisorischen Regierung ermächtigen, oder daß die Centralgewalt einige Kommissarien zur Verwaltung Schleswig-Holsteins hersenden würde. (H. B. H.)Flensburg, 5. Sept. Nachdem nun heute die Oldenburger und Hanseaten gen Süden abmarschirt, General Wrangel, sowie circa 8000 Preußen hier bereits eingetroffen sind, welche ebenfalls jenen morgen folgen werden, vermag jeder Vernünftige es zu würdigen, was die große Armee denn eigentlich hier geleistet. Seitdem die Waffenstillstandsbedingungen bekannt geworden, herrscht hier eine Stimmung, aus der nichts weniger als Beruhigung der Gemüther hervorgehen kann. Es werden insbesondere in Flensburg Konflikte ausbrechen, schlimmer denn je. Schon jetzt stellen Abgeordnete der Eiderdänen sich wieder hier ein; die Polizei hat lobenswerther Weise einigen derselben, welche frech genug waren, mit dänischer Kokarde einherzustolziren, nachgespürt und sie vertrieben, bald werden aber „die Wölfe in Schafskleidern“ zu uns kommen und die alte Geschichte wird wieder neu. (H. B. H.)Rendsburg, 5. Sept. In Folge der nach Süden gerichteten Truppenbewegungen sind die diesen Morgen per Eisenbahn und auf der Landstraße abgegangenen hannover'schen Bataillone durch andere ersetzt worden, deren Bleiben aber auch nicht lange sein wird. Auch zog hannover'sche Kavallerie diesen Mittag hier durch. — In Itzehoe hat sich der Unwille der Bürgerschaft über die Anwesenheit des Grafen C. Moltke auf Heiligenstedten in eigenmächtiger Arretirung seiner Sekretäre und sonst Luft gemacht. Graf Reventlou-Preetz ist heute dorthin gegangen, um etwaigem weiteren unbefugten Einschreiten vorzubeugen. (S. H. Z.)Ungarn. * Fiume, 31. Aug. Es sind heute 1000 Gränzer und „Rothmäntel“ hier eingerückt und haben die Stadt im Namen „des Königs von Kroatien“ besetzt. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Modena, 28. Aug. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik.
17 Paris, 4. September. Wie übel es den Volksfeinden allgemach zu Muthe wird, ergeben hie und da unbewußt entschlüpfte Stoßseufzer, z. B. schreit „La Patrie“, dieses, die aristokratische Bourgeoisie ordentlich systematisch betreibende Abendblatt: „Nur keine Illusion! das wäre gefährlich. Die Junisieger, die Nationalassemblée, die Herrn Proudhon's Theorieen verdammte, irren, wenn sie meinen, der Socialismus sei durch Kanonen und Tribünenpredigten bis jetzt entmuthigt worden. Der Kommunismus des Herrn Cabet schreitet stets vor, in zahllosen Exemplaren seiner kleinen Flugblätter und Broschüren und Almanachs das Eigenthum, die Gesellschaftsgliederung rastlos mit Pfeilen beschießend. Bildet Euch nicht ein, unser Volk studire die französische Revolutionsgeschichte der Herren Thiers, Mignet, Lamartine; nein, die Ouvriers und Ouvrieren lesen die Geschichte derselben, wie Herr Cabet sie darstellt.“ Paris, 6. Sept. Divisionsgeneral Charron, bisheriger Kabinets-Chef im Kriegsministerium (Abtheilung für algierische Angelegenheiten) ist zum Generalgouverneur von Algerien ernannt. <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar098_006" type="jArticle"> <pb facs="#f0002" n="0490"/> <p>Rhone-Mündungen — Barbaroux: Ich erkläre, daß ich frei stimme, denn nie würden Mörder auf meinen Willen Einfluß üben. Louis ist der Verschwörung gegen die Freiheit überführt, ich stimme für den Tod. In einigen Stunden werde ich für die Austreibung der ganzen Raçe der Bourbons stimmen.</p> <p>Finistère — Marec: Ich stimme für Einsperrung während des Kriegs und Verbannung nach dem Frieden.</p><lb/> <p>Der Namensaufruf ist geschlossen.</p> <p>Der Präsident Vergniaud: Während das Büreau die Nachrechnung der Stimmen vollzieht, will ich die Versammlung davon in Kenntniß setzen, daß zwei Briefe eingelaufen sind, einer von den Vertheidigern Louis', der andere von dem Minister des Auswärtigen, welcher ein Schreiben des spanischen Ministers ankündigt.</p> <p>(Ruf in allen Theilen des Saals, bei der Tagesordnung zu bleiben.)</p> <p>Garan-Coulon: Ich glaube nicht, daß wir die spanischen Nachrichten zu hören brauchen. Welcher Art auch die Depesche sei, sie darf keinen Einfluß auf uns üben. Der Brief der Vertheidiger Louis' dagegen. …</p> <p>Danton: Ich erinnere, daß bei Eröffnung des Namensaufrufes ‥‥</p> <p>Garan: Ich habe meine Meinung noch nicht ausgesprochen.</p> <p>J. B. Louvet: Du bist noch nicht König, Danton. (Heftiger Tumult.) Was für ein Privilegium soll das sein? Ich verlange, daß der Erste, der einen Redner unterbricht, zur Ordnung gerufen werde.</p> <p>Danton: Ich verlange, daß der Unverschämte, der eben sagte, ich sei noch nicht König, mit Verweis zur Ordnung gerufen werde … Wenn Garan das Wort vor mir verlangt zu haben behauptet, trete ich es ihm ab.</p> <p>Garan: Ich wiederhole, daß wir den spanischen Brief nicht zu hören brauchen. Was die Vertheidiger Louis' betrifft, so glaube ich, daß ihr sie nicht zurückweisen dürft, ohne eurem Urtheil den Schein von Parteilichkeit und Leidenschaft zu geben.</p> <p>Danton: Ich stimme ebenfalls dafür, daß wir die Vertheidiger Louis' hören, wenn das Dekret erst verkündet sein wird; ich bin überzeugt, daß sie Euch nichts Neues sagen, und daß sie eben so wenig Aktenstücke bringen, die geeignet wären, Euren Beschluß zu ändern.</p> <p>Was aber Spanien betrifft, so gestehe ich, daß ich erstaunt bin über die Kühnheit einer Macht, welche sich nicht scheut, offenen Einfluß auf unsere Berathung üben zu wollen. Wenn Jeder meine Meinung theilte, so würde man hierfür allein schon Spanien den Krieg erklären. Wie! Man erkennt unsere Republik nicht an, und will ihr doch Gesetze vorschreiben! Man erkennt sie nicht an, und will an den Abstimmungen ihrer Repräsentanten Theil nehmen! Bürger, verwerft alle schamlose Anträge; nichts von Unterhandlungen mit der Tyrannei; zeigt euch würdig des Volks, welches euch sein Vertrauen geschenkt hat und das auch seine Repräsentanten richten wird, wenn seine Repräsentanten es verrathen. (Gensonne erscheint auf der Tribüne. Ruf nach der Tagesordnung.)</p> <p>Gensonne: Ich glaube, wie Danton, daß die Vertheidiger Louis' erst gehört werden dürfen, wenn das Resultat der Abstimmung verkündet worden ist. In Betreff Spaniens ergreife ich diese Gelegenheit, um die Versammlung zu einem ihrer würdigen Beschluß aufzufordern. Ich verlange, daß über den Brief, den man ankündigt, zur Tagesordnung übergegangen werde. (Mehrere Stimmen: Unterstützt! Unterstützt!)</p> <p>Robespierre: Ich bin der Meinung, und die Versammlung scheint mir ebenfalls davon überzeugt, daß bevor die Vertheidiger Louis' gehört werden, das Dekret verkündet werden muß. Aber ihr dürft nicht jetzt schon beschließen, daß ihr sie noch hören wollt; diese Bestimmung wäre eben so sehr den Grundsätzen, wie dem dringenden Interesse der Freiheit entgegen. Sie wäre den Grundsätzen entgegen; denn wenn ein Dekret verkündet ist, darf kein Mensch gegen seine Anwendung reklamiren (Murren), zumal wenn durch dies Dekret die Volksrepräsentanten die Todesstrafe eines Tyrannen verkünden. Ich wiederhole: es kömmt weder einem Tyrannen, noch seinen Vertheidigern, noch einem Bürger zu, eine Reklamation zu erheben. Wenn ihr ein solches Verfahren dulden würdet, wäre es euch unmöglich, die Erfüllung eines Beschlusses vorauszusehen, denn es würden sich jeden Tag, unter jedem Vorwand die kleinlichsten Intriguen gegen euch erheben; man müßte wieder von vorn anfangen, und immer wieder auf's Neue anfangen. Auch würdet ihr nie zu dem großen Ziel kommen, welches ihr erreichen müßt, und welches Frankreich von euch erwartet. Wir würden nichts gethan haben, und die Feinde der Freiheit würden neue Hoffnung auf einen Sieg erhalten. Die Prinzipien selbst, welche euch bei euerm Urtheil geleitet, verbieten euch, die Vertheidiger Louis' zu hören; ihr dürft keine neue Frage mehr gestatten. Ich verlange, daß der Präsident das Resultat verkünde und daß die Versammlung über den Antrag, die Vertheidiger Louis' zu hören, zur Tagesordnung schreite.</p> <p>‥‥ (Die Diskussion ist geschlossen.)</p> <p>Der Präsident: Bürger, ich habe das Resultat der Abstimmung zu verkünden. Ihr übt einen großen Akt der Gerechtigkeit; ich hoffe, daß die Menschlichkeit euch die tiefste Ruhe beobachten läßt. Wenn die Gerechtigkeit gesprochen hat, tritt die Menschlichkeit an ihre Stelle.</p> <p>Von den 745 Mitgliedern des Convents ist einer gestorben, sechs sind krank, zwei sind abwesend ohne Entschuldigung und im Protokoll vermerkt; eilf sind im Auftrag abwesend; vier haben sich der Abstimmung enthalten; es bleiben 721 Stimmende.</p> <p>Die Majorität ist 361.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar098_007_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Redaktioneller Kommentar zum Finanzplan der Linken in der preußischen Nationalversammlung. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 676.</bibl> </note> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar098_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 6. Septbr.</head> <p>Der Finanzminister Hansemann liegt an einer Erkältung krank darnieder. Zwar soll sein Zustand durchaus nicht besorgnißerregend sein, doch wird der Herr Minister die morgige wichtige Vereinbarersitzung aus diesem Anlaß nicht besuchen. — Nach der Voss. Zeitung würde das Ministerium in der morgigen Sitzung doch die Majoritöt erhalten, ohne daß die Linke ihre Drohung in Ausführung brächte. — Der Prinz von Preußen wird den Winter wieder in Berlin wohnen; seine Potzdamer Umgebung miethet bereits Wohnungen in Berlin. —</p> </div> <div xml:id="ar098_009" type="jArticle"> <head>#</head> <p>Unser Wiener Briefe und Zeitungen sind heute wieder ausgeblieben, was in der jüngsten Zeit mehrmals vorgekommen. Liegt die Schuld an den östreichischen oder an den preußischen Postbehörden?</p> </div> <div xml:id="ar098_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>68</author></bibl> Wien, 3. Sept.</head> <p>Das Ministerium wird mit jedem Tage frecher und reaktionärer. Das zeigt sich wiederum aus einem von Dobblhoff unterzeichneten Erlaß, der die Strafen enthält, welche von nun an für wörtliche oder thätliche Beleidigungen und Widersetzlichkeit gegen die „Sicherheitswache“ abzubüßen sein werden. Welchen Eindruck die Forderung Frankreichs, die östreichische Regierung habe sich binnen 48 Stunden über Annahme oder Ablehnen der französisch-englischen Vermittelung zu erklären, auf die hiesige Börse gemacht, zeigt das plötzliche Fallen der 5proz. Metalliques von 83 auf 80.</p> </div> <div xml:id="ar098_011" type="jArticle"> <head>Stralsund, 31. August.</head> <p>Hier in Stralsund trägt die Märzerrungenschaft der Preßfreiheit ben Advokaten bereits ganz leidliche Früchte. Der hiesige Advokat Schwing, Sohn des Bürgermeisters, hat seitdem nicht weniger wie 26 Preßprozesse, theils für eigene, theils für fremde Rechnung aufgenommen. Da aber beinahe sämmtliche incriminirte Artikel sich gegen die hiesigen städtischen Verwaltungsmißbräuche auslassen; die hierortige Vereinigung aber der Justiz mit der Administration nach dem Modus einer hier noch gehandhabten alten Gemeindeordnung von 1616 den solcher Gestalt Angeschuldigten in dem Richter auch zugleich seinen Gegner finden läßt; da ferner der gewissermaßen in Preßsachen als gemeiner Anwalt benutzte Advokat Schwing mit einem großen Theile dieser angegriffenen und in eigener Sache zu Gericht sitzenden Herren ganz nahe verwandt ist, so geht die ganze Angelegenheit nach der alten Schule Formen Rechtens, wie geschmiert. Perhorrescenz-Gesuche, die in Folge solcher anhängig gemachten Preß-Prozesse eingereicht wurden, weil z. B. der Kläger, der Bürgermeister Schwing, in 2ter Instanz selbst Richter, in der 1sten aber dessen Neffe als solcher fungirt, werden abschlägich beschieden.</p> <bibl>(Osts. Ztg.)</bibl> </div> <div xml:id="ar098_012" type="jArticle"> <head>Groß-Glogau, 3. Septbr.</head> <p>Zwischen den Dominial- und Rustikalbesitzern unseres Kreises dürfte es demnächst leicht zu unangenehmen Erörterungen, wir wollen nicht sagen: zu unangenehmen Auftritten kommen. In Berücksichtigung der Zwecke der in Berlin und Breslau zusammengetretenen Vereine der Dominialbesitzer, hat sich auch hier ein Verein zum Schutze des Eigenthums, und zur Wahrung der bisherigen Vorrechte der größeren Grundbesitzer gebildet, wogegen nun die sämmtlichen Rustikalbesitzer dieses Kreises und der Umgegend aufgefordert worden sind, jetzt nicht ruhig zuzusehen, sondern gleichfalls in Vereine zusammenzutreten, ihre gerechten und billigen Forderungen vorzutragen, und auf Entfernung aller Prärogativen und Bevorrechtungen großer Grundbesitzer zu dringen. Eine derartige Versammlung ist auch bereits ausgeschrieben. Der Glogauer landwirthschaftliche Verein wird in seiner nächsten Sitzung am 12. Sept. in der Bahnhofs-Restauration zu Klopschen diese Angelegenheit gleichfalls in Erwägung nehmen.</p> <bibl>(A. O. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar098_013" type="jArticle"> <head>Mainz, 5. Sept.</head> <p>Vor einigen Stunden ist durch den polizeilichen Ausrufer bekannt gemacht worden, daß das Zusammenstehen von fünf Personen auf der Straße nicht gestattet sei, und die Patrouillen den Befehl hätten, gegen Zuwiderhandelnde einzuschreiten; auch das Stehen vor den Bilderläden ist verboten.</p> </div> <div xml:id="ar098_014" type="jArticle"> <head>Altona, 6. Sept.</head> <p>Auch bis heute früh war in Kiel nichts von Bedeutung vorgefallen. Nachträglich erfährt man, daß zwei von den vom Grafen v. Moltke zum Eintritte in die neue provisorische Regierung aufgeforderten Männern sich nicht abgeneigt gezeigt haben, die Bürden eines solchen Amtes zu übernehmen, jedoch dem Grafen offen erklärt haben, sie könnten sich dazu unter seinem Präsidium durchaus nicht entschließen, und seien der Ansicht, daß er kein Ministerium zu Stande bringen würde, da die öffentliche Meinung ihm abhold sei. Man vermuthet nun, daß entweder der König von Dänemark einen Schleswig-Holsteiner (wie Viele meinen, den Grafen Baudissin-Borstel) zur Bildung einer provisorischen Regierung ermächtigen, oder daß die Centralgewalt einige Kommissarien zur Verwaltung Schleswig-Holsteins hersenden würde.</p> <bibl>(H. B. H.)</bibl> </div> <div xml:id="ar098_015" type="jArticle"> <head>Flensburg, 5. Sept.</head> <p>Nachdem nun heute die Oldenburger und Hanseaten gen Süden abmarschirt, General Wrangel, sowie circa 8000 Preußen hier bereits eingetroffen sind, welche ebenfalls jenen morgen folgen werden, vermag jeder Vernünftige es zu würdigen, was die große Armee denn eigentlich hier geleistet. Seitdem die Waffenstillstandsbedingungen bekannt geworden, herrscht hier eine Stimmung, aus der nichts weniger als Beruhigung der Gemüther hervorgehen kann. Es werden insbesondere in Flensburg Konflikte ausbrechen, schlimmer denn je. Schon jetzt stellen Abgeordnete der Eiderdänen sich wieder hier ein; die Polizei hat lobenswerther Weise einigen derselben, welche frech genug waren, mit dänischer Kokarde einherzustolziren, nachgespürt und sie vertrieben, bald werden aber „die Wölfe in Schafskleidern“ zu uns kommen und die alte Geschichte wird wieder neu.</p> <bibl>(H. B. H.)</bibl> </div> <div xml:id="ar098_016" type="jArticle"> <head>Rendsburg, 5. Sept.</head> <p>In Folge der nach Süden gerichteten Truppenbewegungen sind die diesen Morgen per Eisenbahn und auf der Landstraße abgegangenen hannover'schen Bataillone durch andere ersetzt worden, deren Bleiben aber auch nicht lange sein wird. Auch zog hannover'sche Kavallerie diesen Mittag hier durch. — In Itzehoe hat sich der Unwille der Bürgerschaft über die Anwesenheit des Grafen C. Moltke auf Heiligenstedten in eigenmächtiger Arretirung seiner Sekretäre und sonst Luft gemacht. Graf Reventlou-Preetz ist heute dorthin gegangen, um etwaigem weiteren unbefugten Einschreiten vorzubeugen.</p> <bibl>(S. H. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar098_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Fiume, 31. Aug.</head> <p>Es sind heute 1000 Gränzer und „Rothmäntel“ hier eingerückt und haben die Stadt im Namen „des Königs von Kroatien“ besetzt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar098_018_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 9. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 677.</bibl> </note> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar098_019_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 9. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 677.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Modena, 28. Aug.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar098_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 4. September.</head> <p>Wie übel es den Volksfeinden allgemach zu Muthe wird, ergeben hie und da unbewußt entschlüpfte Stoßseufzer, z. B. schreit „La Patrie“, dieses, die aristokratische Bourgeoisie ordentlich systematisch betreibende Abendblatt: „Nur keine Illusion! das wäre gefährlich. Die Junisieger, die Nationalassemblée, die Herrn Proudhon's Theorieen verdammte, irren, wenn sie meinen, der Socialismus sei durch Kanonen und Tribünenpredigten bis jetzt entmuthigt worden. Der Kommunismus des Herrn Cabet schreitet stets vor, in zahllosen Exemplaren seiner kleinen Flugblätter und Broschüren und Almanachs das Eigenthum, die Gesellschaftsgliederung rastlos mit Pfeilen beschießend. Bildet Euch nicht ein, unser Volk studire die französische Revolutionsgeschichte der Herren Thiers, Mignet, Lamartine; nein, die Ouvriers und Ouvrieren lesen die Geschichte derselben, wie Herr Cabet sie darstellt.“</p> </div> <div xml:id="ar098_021" type="jArticle"> <head>Paris, 6. Sept.</head> <p>Divisionsgeneral Charron, bisheriger Kabinets-Chef im Kriegsministerium (Abtheilung für algierische Angelegenheiten) ist zum Generalgouverneur von Algerien ernannt.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0490/0002]
Rhone-Mündungen — Barbaroux: Ich erkläre, daß ich frei stimme, denn nie würden Mörder auf meinen Willen Einfluß üben. Louis ist der Verschwörung gegen die Freiheit überführt, ich stimme für den Tod. In einigen Stunden werde ich für die Austreibung der ganzen Raçe der Bourbons stimmen.
Finistère — Marec: Ich stimme für Einsperrung während des Kriegs und Verbannung nach dem Frieden.
Der Namensaufruf ist geschlossen.
Der Präsident Vergniaud: Während das Büreau die Nachrechnung der Stimmen vollzieht, will ich die Versammlung davon in Kenntniß setzen, daß zwei Briefe eingelaufen sind, einer von den Vertheidigern Louis', der andere von dem Minister des Auswärtigen, welcher ein Schreiben des spanischen Ministers ankündigt.
(Ruf in allen Theilen des Saals, bei der Tagesordnung zu bleiben.)
Garan-Coulon: Ich glaube nicht, daß wir die spanischen Nachrichten zu hören brauchen. Welcher Art auch die Depesche sei, sie darf keinen Einfluß auf uns üben. Der Brief der Vertheidiger Louis' dagegen. …
Danton: Ich erinnere, daß bei Eröffnung des Namensaufrufes ‥‥
Garan: Ich habe meine Meinung noch nicht ausgesprochen.
J. B. Louvet: Du bist noch nicht König, Danton. (Heftiger Tumult.) Was für ein Privilegium soll das sein? Ich verlange, daß der Erste, der einen Redner unterbricht, zur Ordnung gerufen werde.
Danton: Ich verlange, daß der Unverschämte, der eben sagte, ich sei noch nicht König, mit Verweis zur Ordnung gerufen werde … Wenn Garan das Wort vor mir verlangt zu haben behauptet, trete ich es ihm ab.
Garan: Ich wiederhole, daß wir den spanischen Brief nicht zu hören brauchen. Was die Vertheidiger Louis' betrifft, so glaube ich, daß ihr sie nicht zurückweisen dürft, ohne eurem Urtheil den Schein von Parteilichkeit und Leidenschaft zu geben.
Danton: Ich stimme ebenfalls dafür, daß wir die Vertheidiger Louis' hören, wenn das Dekret erst verkündet sein wird; ich bin überzeugt, daß sie Euch nichts Neues sagen, und daß sie eben so wenig Aktenstücke bringen, die geeignet wären, Euren Beschluß zu ändern.
Was aber Spanien betrifft, so gestehe ich, daß ich erstaunt bin über die Kühnheit einer Macht, welche sich nicht scheut, offenen Einfluß auf unsere Berathung üben zu wollen. Wenn Jeder meine Meinung theilte, so würde man hierfür allein schon Spanien den Krieg erklären. Wie! Man erkennt unsere Republik nicht an, und will ihr doch Gesetze vorschreiben! Man erkennt sie nicht an, und will an den Abstimmungen ihrer Repräsentanten Theil nehmen! Bürger, verwerft alle schamlose Anträge; nichts von Unterhandlungen mit der Tyrannei; zeigt euch würdig des Volks, welches euch sein Vertrauen geschenkt hat und das auch seine Repräsentanten richten wird, wenn seine Repräsentanten es verrathen. (Gensonne erscheint auf der Tribüne. Ruf nach der Tagesordnung.)
Gensonne: Ich glaube, wie Danton, daß die Vertheidiger Louis' erst gehört werden dürfen, wenn das Resultat der Abstimmung verkündet worden ist. In Betreff Spaniens ergreife ich diese Gelegenheit, um die Versammlung zu einem ihrer würdigen Beschluß aufzufordern. Ich verlange, daß über den Brief, den man ankündigt, zur Tagesordnung übergegangen werde. (Mehrere Stimmen: Unterstützt! Unterstützt!)
Robespierre: Ich bin der Meinung, und die Versammlung scheint mir ebenfalls davon überzeugt, daß bevor die Vertheidiger Louis' gehört werden, das Dekret verkündet werden muß. Aber ihr dürft nicht jetzt schon beschließen, daß ihr sie noch hören wollt; diese Bestimmung wäre eben so sehr den Grundsätzen, wie dem dringenden Interesse der Freiheit entgegen. Sie wäre den Grundsätzen entgegen; denn wenn ein Dekret verkündet ist, darf kein Mensch gegen seine Anwendung reklamiren (Murren), zumal wenn durch dies Dekret die Volksrepräsentanten die Todesstrafe eines Tyrannen verkünden. Ich wiederhole: es kömmt weder einem Tyrannen, noch seinen Vertheidigern, noch einem Bürger zu, eine Reklamation zu erheben. Wenn ihr ein solches Verfahren dulden würdet, wäre es euch unmöglich, die Erfüllung eines Beschlusses vorauszusehen, denn es würden sich jeden Tag, unter jedem Vorwand die kleinlichsten Intriguen gegen euch erheben; man müßte wieder von vorn anfangen, und immer wieder auf's Neue anfangen. Auch würdet ihr nie zu dem großen Ziel kommen, welches ihr erreichen müßt, und welches Frankreich von euch erwartet. Wir würden nichts gethan haben, und die Feinde der Freiheit würden neue Hoffnung auf einen Sieg erhalten. Die Prinzipien selbst, welche euch bei euerm Urtheil geleitet, verbieten euch, die Vertheidiger Louis' zu hören; ihr dürft keine neue Frage mehr gestatten. Ich verlange, daß der Präsident das Resultat verkünde und daß die Versammlung über den Antrag, die Vertheidiger Louis' zu hören, zur Tagesordnung schreite.
‥‥ (Die Diskussion ist geschlossen.)
Der Präsident: Bürger, ich habe das Resultat der Abstimmung zu verkünden. Ihr übt einen großen Akt der Gerechtigkeit; ich hoffe, daß die Menschlichkeit euch die tiefste Ruhe beobachten läßt. Wenn die Gerechtigkeit gesprochen hat, tritt die Menschlichkeit an ihre Stelle.
Von den 745 Mitgliedern des Convents ist einer gestorben, sechs sind krank, zwei sind abwesend ohne Entschuldigung und im Protokoll vermerkt; eilf sind im Auftrag abwesend; vier haben sich der Abstimmung enthalten; es bleiben 721 Stimmende.
Die Majorität ist 361.
[Deutschland] _ * Berlin, 6. Septbr. Der Finanzminister Hansemann liegt an einer Erkältung krank darnieder. Zwar soll sein Zustand durchaus nicht besorgnißerregend sein, doch wird der Herr Minister die morgige wichtige Vereinbarersitzung aus diesem Anlaß nicht besuchen. — Nach der Voss. Zeitung würde das Ministerium in der morgigen Sitzung doch die Majoritöt erhalten, ohne daß die Linke ihre Drohung in Ausführung brächte. — Der Prinz von Preußen wird den Winter wieder in Berlin wohnen; seine Potzdamer Umgebung miethet bereits Wohnungen in Berlin. —
# Unser Wiener Briefe und Zeitungen sind heute wieder ausgeblieben, was in der jüngsten Zeit mehrmals vorgekommen. Liegt die Schuld an den östreichischen oder an den preußischen Postbehörden?
68 Wien, 3. Sept. Das Ministerium wird mit jedem Tage frecher und reaktionärer. Das zeigt sich wiederum aus einem von Dobblhoff unterzeichneten Erlaß, der die Strafen enthält, welche von nun an für wörtliche oder thätliche Beleidigungen und Widersetzlichkeit gegen die „Sicherheitswache“ abzubüßen sein werden. Welchen Eindruck die Forderung Frankreichs, die östreichische Regierung habe sich binnen 48 Stunden über Annahme oder Ablehnen der französisch-englischen Vermittelung zu erklären, auf die hiesige Börse gemacht, zeigt das plötzliche Fallen der 5proz. Metalliques von 83 auf 80.
Stralsund, 31. August. Hier in Stralsund trägt die Märzerrungenschaft der Preßfreiheit ben Advokaten bereits ganz leidliche Früchte. Der hiesige Advokat Schwing, Sohn des Bürgermeisters, hat seitdem nicht weniger wie 26 Preßprozesse, theils für eigene, theils für fremde Rechnung aufgenommen. Da aber beinahe sämmtliche incriminirte Artikel sich gegen die hiesigen städtischen Verwaltungsmißbräuche auslassen; die hierortige Vereinigung aber der Justiz mit der Administration nach dem Modus einer hier noch gehandhabten alten Gemeindeordnung von 1616 den solcher Gestalt Angeschuldigten in dem Richter auch zugleich seinen Gegner finden läßt; da ferner der gewissermaßen in Preßsachen als gemeiner Anwalt benutzte Advokat Schwing mit einem großen Theile dieser angegriffenen und in eigener Sache zu Gericht sitzenden Herren ganz nahe verwandt ist, so geht die ganze Angelegenheit nach der alten Schule Formen Rechtens, wie geschmiert. Perhorrescenz-Gesuche, die in Folge solcher anhängig gemachten Preß-Prozesse eingereicht wurden, weil z. B. der Kläger, der Bürgermeister Schwing, in 2ter Instanz selbst Richter, in der 1sten aber dessen Neffe als solcher fungirt, werden abschlägich beschieden.
(Osts. Ztg.) Groß-Glogau, 3. Septbr. Zwischen den Dominial- und Rustikalbesitzern unseres Kreises dürfte es demnächst leicht zu unangenehmen Erörterungen, wir wollen nicht sagen: zu unangenehmen Auftritten kommen. In Berücksichtigung der Zwecke der in Berlin und Breslau zusammengetretenen Vereine der Dominialbesitzer, hat sich auch hier ein Verein zum Schutze des Eigenthums, und zur Wahrung der bisherigen Vorrechte der größeren Grundbesitzer gebildet, wogegen nun die sämmtlichen Rustikalbesitzer dieses Kreises und der Umgegend aufgefordert worden sind, jetzt nicht ruhig zuzusehen, sondern gleichfalls in Vereine zusammenzutreten, ihre gerechten und billigen Forderungen vorzutragen, und auf Entfernung aller Prärogativen und Bevorrechtungen großer Grundbesitzer zu dringen. Eine derartige Versammlung ist auch bereits ausgeschrieben. Der Glogauer landwirthschaftliche Verein wird in seiner nächsten Sitzung am 12. Sept. in der Bahnhofs-Restauration zu Klopschen diese Angelegenheit gleichfalls in Erwägung nehmen.
(A. O. Z.) Mainz, 5. Sept. Vor einigen Stunden ist durch den polizeilichen Ausrufer bekannt gemacht worden, daß das Zusammenstehen von fünf Personen auf der Straße nicht gestattet sei, und die Patrouillen den Befehl hätten, gegen Zuwiderhandelnde einzuschreiten; auch das Stehen vor den Bilderläden ist verboten.
Altona, 6. Sept. Auch bis heute früh war in Kiel nichts von Bedeutung vorgefallen. Nachträglich erfährt man, daß zwei von den vom Grafen v. Moltke zum Eintritte in die neue provisorische Regierung aufgeforderten Männern sich nicht abgeneigt gezeigt haben, die Bürden eines solchen Amtes zu übernehmen, jedoch dem Grafen offen erklärt haben, sie könnten sich dazu unter seinem Präsidium durchaus nicht entschließen, und seien der Ansicht, daß er kein Ministerium zu Stande bringen würde, da die öffentliche Meinung ihm abhold sei. Man vermuthet nun, daß entweder der König von Dänemark einen Schleswig-Holsteiner (wie Viele meinen, den Grafen Baudissin-Borstel) zur Bildung einer provisorischen Regierung ermächtigen, oder daß die Centralgewalt einige Kommissarien zur Verwaltung Schleswig-Holsteins hersenden würde.
(H. B. H.) Flensburg, 5. Sept. Nachdem nun heute die Oldenburger und Hanseaten gen Süden abmarschirt, General Wrangel, sowie circa 8000 Preußen hier bereits eingetroffen sind, welche ebenfalls jenen morgen folgen werden, vermag jeder Vernünftige es zu würdigen, was die große Armee denn eigentlich hier geleistet. Seitdem die Waffenstillstandsbedingungen bekannt geworden, herrscht hier eine Stimmung, aus der nichts weniger als Beruhigung der Gemüther hervorgehen kann. Es werden insbesondere in Flensburg Konflikte ausbrechen, schlimmer denn je. Schon jetzt stellen Abgeordnete der Eiderdänen sich wieder hier ein; die Polizei hat lobenswerther Weise einigen derselben, welche frech genug waren, mit dänischer Kokarde einherzustolziren, nachgespürt und sie vertrieben, bald werden aber „die Wölfe in Schafskleidern“ zu uns kommen und die alte Geschichte wird wieder neu.
(H. B. H.) Rendsburg, 5. Sept. In Folge der nach Süden gerichteten Truppenbewegungen sind die diesen Morgen per Eisenbahn und auf der Landstraße abgegangenen hannover'schen Bataillone durch andere ersetzt worden, deren Bleiben aber auch nicht lange sein wird. Auch zog hannover'sche Kavallerie diesen Mittag hier durch. — In Itzehoe hat sich der Unwille der Bürgerschaft über die Anwesenheit des Grafen C. Moltke auf Heiligenstedten in eigenmächtiger Arretirung seiner Sekretäre und sonst Luft gemacht. Graf Reventlou-Preetz ist heute dorthin gegangen, um etwaigem weiteren unbefugten Einschreiten vorzubeugen.
(S. H. Z.) Ungarn. * Fiume, 31. Aug. Es sind heute 1000 Gränzer und „Rothmäntel“ hier eingerückt und haben die Stadt im Namen „des Königs von Kroatien“ besetzt.
Italien. * _ * Modena, 28. Aug. _ Französische Republik. 17 Paris, 4. September. Wie übel es den Volksfeinden allgemach zu Muthe wird, ergeben hie und da unbewußt entschlüpfte Stoßseufzer, z. B. schreit „La Patrie“, dieses, die aristokratische Bourgeoisie ordentlich systematisch betreibende Abendblatt: „Nur keine Illusion! das wäre gefährlich. Die Junisieger, die Nationalassemblée, die Herrn Proudhon's Theorieen verdammte, irren, wenn sie meinen, der Socialismus sei durch Kanonen und Tribünenpredigten bis jetzt entmuthigt worden. Der Kommunismus des Herrn Cabet schreitet stets vor, in zahllosen Exemplaren seiner kleinen Flugblätter und Broschüren und Almanachs das Eigenthum, die Gesellschaftsgliederung rastlos mit Pfeilen beschießend. Bildet Euch nicht ein, unser Volk studire die französische Revolutionsgeschichte der Herren Thiers, Mignet, Lamartine; nein, die Ouvriers und Ouvrieren lesen die Geschichte derselben, wie Herr Cabet sie darstellt.“
Paris, 6. Sept. Divisionsgeneral Charron, bisheriger Kabinets-Chef im Kriegsministerium (Abtheilung für algierische Angelegenheiten) ist zum Generalgouverneur von Algerien ernannt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |