Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 99. Köln, 10. September 1848. Beilage.

Bild:
erste Seite
Beilage zu Nr. 99 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Sonntag, 10. September 1848
[Deutschland]

Der Verein zur Wahrung der Volksrechte (wailand Sicherheitsausschuß) hatte am Samstag eine konstituirende Sitzung, die das Verdienst hatte, offiziell-langweilig zu sein. Einige Celebritäten, wie z. B. der grammatisch-patriotische Rhetoriker und punktirte Interpellationsreiter Löhner, die unvermeidlichen Herren Violand und Goldmark u. s. w. wurden unter Beobachtung des klassischen Ceremoniells von Fonck und Blumensträußer vorgestellt und dann eine äußerst geistreiche Debatte eröffnet. In denselben Hallen, worin vor einigen Tagen eine republikanische Adresse zur Sprache gekommen war, wurde nun von konstitutionell-demokratischer Monarchie a la Berlin gefaselt.

Wie man hört, sollen 4 Regimenter sich Wien nähern, ja theilweise und zwar über Schönbrunn schon eingeschmuggelt sein. Es wäre ja eine Schande für eine aus lauter Tapferkeit und Ehre bestehende Armee, die mit Prag, Mailand und Ungarn fertig geworden ist und durch' ihre Jellachichs die Männer braten und die Weiber nothzüchtigen läßt, wenn sie den demokratischen Zustand in Wien noch länger dulden wollte. Ist nicht eine k. k. östreich. Ehren- und Siegesarmee, die unter Jellachichs Befehlen die Gefangenen bratet, ein würdiger Pendant zu den preuß. Shrapnells- und Höllenstein-Kuren?

Der Gemeindeausschuß hat ein Wahlgesetz veröffentlicht, das er als freisinnig anpreist; die Neuwahl der Ausschußmitglieder wird nun innerhalb der nächsten Tage beginnen und die Zeitungen, wie Maueranschläge fordern Wiens Bevölkerung auf, nur in demokratischem Sinn zu wählen. Gelingt die Wahl, so erhalten wir vielleicht eine zweite Auflage des Sicherheitsausschusses.

Alle Welt ist über die Triumphzüge des Hrn. Samuel Deutsch erstaunt, die derselbe im Namen Wiens in Frankfurt und Hanau gehalten. Die wahren Demokraten unserer Stadt hätten allerdings solchen Empfang in Deutschland verdient, wie aber Herr Samuel Deutsch dazu kommt, die dem demokratischen Muthe und Geiste Wiens gewordene Sympathie Deutschlands so ohne weiteres zu eskamotiren, würde wunderbar erscheinen müssen, wenn man nicht wüßte, daß überhaupt in Deutschland die lächerlichsten Persönlichkeiten (a la Berlin) sich an die Spitze der demokratischen Partei unberufen drängen. Hr. Samuel Deutsch hatte am 6. Aug. nicht einmal den Muth, mit der demokratischen Vereins-Fahne aufzutreten, obwohl damals gar keine Gefahr drohte.

* Wien, 5. Sept.

Es wird mancherlei über Veränderung des Ministeriums gesprochen, doch würden dies vorläufig höchstens Personal- aber keine Systemsveränderung sein. Man hört, daß der Ban Jellachich abermals nach Wien berufen worden.

14 Düsseldorf, 8. Sept.

Die energischen Demonstrationen der hiesigen Demokraten scheinen den Herren vom Parket Beine gemacht zu haben. Die Strafrathskammer hat vorgestern beschlossen, daß ein weiteres Verfahren gegen Freiligrath statthaben solle, und sind bereits gestern die Aktenstücke nach Köln abgegangen. Freiligrath soll durch sein Gedicht "die Todten an die Lebenden" die Bürger direkt aufgereizt haben, "sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende Staatsregierung umzustürzen." Daß der Anklagesenat zu Köln obigen Beschluß bestätigen wird, unterliegt zwar noch einem Zweiffel, es fragt sich nur, ob man es wagen wird, Freiligrath vor die Assisen, welche Ende d. M. ihren Anfang nehmen, zu stellen. Seine Freisprechung und folglich eine Niederlage der Regierung, wird unausbleiblich sein.

* Mainz, 7. Sept.

Wir erhalten aus Mainz ein fliegendes Blatt folgenden Inhalts:

Kabinetsbefehl.

Ich habe sehr mißfällig vernehmen müssen, daß besonders junge Offiziere Vorzüge ihres Standes vor dem Civilstande behaupten wollen. Ich werde dem Milttär sein Ansehen geltend zu machen wissen, wenn es ihm wesentliche Vortheile zuwege bringt, und das ist auf dem Schauplatze des Kriegs, wo sie ihre Mitbürger mit Leib und Leben zu vertheidigen haben. Allein im Uebrigen darf sich kein Soldat unterstehen, weß Standes und Ranges er auch sei, einen meiner Bürger zu brüsquiren. Sie sind es, nicht ich, die die Armee unterhalten; in ihrem Brode steht das Heer der meinen Befehlen anvertrauten Truppen; und Arrest, Kassation und Todesstrafe werden die Folgen sein, die jeder Kontravenient von meiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat.

Berlin, den 1. Januar 1798.

(Unterz.) Friedrich Wilhelm III.

Das Dresd'ner Journal erinnert Angesichts der bedauerlichen Spaltung zwischen einem großen Theile des Militärs und der Bürger in Preußen an obenstehenden Kabinetsbefehl des vorigen preußischen Königs, und erscheint es nicht ungeeignet, denselben besonders bei K. Preußischer Garnison in Mainz in Erinnerung zu bringen. Recht bleibt ewig Recht!

Mainz, den 7. September 1848.

Mehrere Mainzer Bürger.

* Kiel, 5 Sept.

Bei der provisorischen Regierung ist gestern Abend von dem Grafen Carl Moltke, welcher sich bekanntlich auf Heiligenstedten, einem Gute des Grafen Blome, befindet, ein Schreiben eingelaufen, worin derselbe die Anzeige macht, daß er besorge, einer drohenden Gefahr ausgesetzt zu sein, weßhalb er die provisorische Regierung um Schutz bitte. Die provisorische Regierung hat denn auch die geeigneten Anordnungen getroffen, daß der Bittsteller, bei dem sich der preußische Major Wildenbruch befindet, unter sicherem Geleite entfernt werde.

Rendsburg, 6. Sept.

Die Truppendurchmärsche haben ihren regelmäßigen Fortgang. Heute ist ein Theil des braunschweigischen Kontingents hier angekommen, um morgen früh auf der Eisenbahn nach Altona zu gehen. Die andere Hälfte folgt morgen nach. General Wrangel selbst ist heute in Schleswig und wird zu morgen hier erwartet, von wo er nach zweitägigem Aufenthalt sich nach Stettin begeben wird. Von dort aus wird er, wie es heißt, nach wie vor als Oberfeldherr der deutschen Truppen in Schleswig-Holstein fungiren, während General Bonin über alle in den Herzogthümern bleibenden deutschen Truppen, natürlich die schleswig-holsteinischen inbegriffen, das specielle Kommando haben und sein Hauptquartier zweifelsohne in Rendsburg aufschlagen wird.

-- Von Itzehoe erfährt man, daß Kammerherr Reedtz und Gr. C. Moltke ohne weitere Belästigung nach Hamburg entlassen sind. Die Arretirung der beiden Sekretäre war auf Grund ihrer dänichen Pässe erfolgt. Gegen Moltke war keinerlei Demonstration versucht worden, nur hatte man das Gut Heiligenstedten umstellt, um ihn nicht entwischen zu lassen.

(Schl.-H.Z.)
* Rendsburg, 6. Sept.

In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde über den Verfassungsentwurf verhandelt. Unter den angenommenen §§. lautet § 5:

"Die für ganz Deutschland oder die Herzogthümer insbesondere von den gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungsmäßigen Gewalten Deutschlands erlassenen oder zu erlassenden Gesetze und Anordnungen sind für die schleswig-holsteinischen Staatsgewalten # Staatsbürger verbindlich."

* Hamburg, 7. Sept.

Die Versammlung der erbgesessenen Bürgerschaft hat diesen Nachmittag die Anträge des Senats, -- sowohl die finanziellen, als die auf Einsetzung einer konstituirenden Versammlung bezüglichen -- angenommen.

* Königsberg, 6. Septbr.

Herr Kirchmann ist im Kreise Niederung (preußisch Litthauen) mit Akklamation zum Deputirten in die Vereinbarer-Versammlung gewählt worden. Möge sich nur derselbe nicht etwa auch, wie so viele Andere, dem Handwerk der Volsverrätherei hingeben; denn außerdem daß dieses Gewerbe das schmachvollste ist, schmachvoller als Mord etc., ist es auch zu Zeiten das allergefährlichste. Und diese Zeit ist nicht fern.

* Hirschberg (in Schlesien), 3. Sept.

Zwischen hier und Liegnitz und überhaupt in ganz Niederschlesien herrscht auf dem Lande fast noch mehr Aufregung als in den Städten. Die Landleute kommen in Haufen zusammen und verbinden sich, keine herrschaftlichen Zinsen mehr zu entrichten. Ja, sie setzen sogar Strafen für diejenigen fest, welche dennoch solche Zinsen zahlen sollten. Viele dieser Bauern bilden sich steif und fest ein, die Frankfurter Versammlung habe alle diese Zinsen abgeschafft und diese Beschlüsse würden ihnen nur gesetzwidrig verheimlicht.

Ratibor, 5. Sept.

Gestern ist das Schloß Hultschin, 2 Meilen von hier entfernt, durch die Bauern zerstört worden. Mobilar, Akten u. s. w. sind vernichtet. Der Verwalter hat flüchten müssen. Das Schloß gehört dem Hrn. Baron v. Rothschild in Wien.

(Börs.-H.)
Hultschin, 3. Aug.

Das Verhalten des Abgeordneten des Ratiborer Kreises in Frankfurt veranlaßte die Absendung folgender Adresse:

"An den Abgeordneten Herrn Fürsten Lichnowsky. Sie haben in einer Versammlung der Wahlmänner zu Kranowitz öffentlich erklärt, daß derjenige ein Hundsfott sei, der nicht offen der Partei des Volkes angehöre. Ihre Thätigkeit in der Nationalversammlung zu Frankfurt hat nur die Eitelkeit und den Egoismus Ihrer aristokratischen Privilegien an den Tag gelegt. In allen Reden und Abstimmungen haben Sie die Interessen des Volkes mit Füßen getreten. Sie haben bei der Polenfrage gewiß gegen den allgemeinen Volkswillen die Freiheit der Nationalitäten verhöhnt. Sie haben gegen die Abschaffung des Adels gesprochen; schon die Klugheit hätte Ihnen Schweigen gebieten müssen. Sie haben endlich in der Amnestiefrage aller Billigkeit und Humanität Hohn gesprochen. Sie erhalten hiermit unser unumwundenes Mißtrauensvotum.

Hultschin, im August 1848.

520 Urwähler und Wahlmänner des Ratiborer Kreises.

(A. Od. Z.)
* Dessau 30. Aug.

Unser Landtag hat am 29. in einer sehr lebhaften Sitzung folgende Bestimmung des Grundgesetzes angenommen: "Dem gesetzmäßig Verhafteten muß bei erfolgter Freisprechung (Nichtschuldig-Erklärung) wegen der Verhaftung eine angemessene Entschädigung vom Staate geleistet werden." Ein Gesetz soll diese Entschädigung näher bestimmen. Wir würden der Majorität der Vereinbarer in Berlin Manches verzeihen können, wenn sie die nämliche Bestimmung dem Grundgesetz einverleibte.

110 Braunschweig, 6. Sept.

Der hiesige Volksverein hat folgende Adresse an die Nationalversammlung erlassen:

Mit dem tiefsten Schmerze haben wir die Bedingungen des zwischen dem Kabinette von Berlin und der dänischen Regierung abgeschlossenen Waffenstillstandes vernommen. Sie haben uns mit der größten Entrüstung erfüllt. Das gesammte deutsche Volk wird sie verwerfen, wird die Namen der Männer brandmarken, welche zu einem solchen Machwerk hülfreiche Hand bieten konnten.

Das preußische Kabinet ist durch die Centralgewalt zur Abschließung des Waffenstillstandes mit Dänemark ermächtigt worden, und hat ihn abgeschlossen; aber nicht etwa zur Ehre Deutschlands, sondern zu dessen Schmach, nicht unter Wahrung der Rechte der Herzogthümer Schleswig-Holstein, sondern indem es sie preisgab Deutschland ist verrathen, über die Herzogthümer der frühere, durch eine glorreiche Volkserhebung beseitigte Dränger wieder als rechtmäßiger Herrscher erkannt und die durch das Vertrauen des Volks berufene provisorische Regierung zu beseitigen versucht worden.

Das preußische Kabinet behauptet im Auftrage des "deutschen Bundes" gehandelt zu haben und von diesem zur Abschließung des Waffenstillstandes ermächtigt worden zu sein. Der preußische Unterhändler hat sich damit vor ganz Europa einer empörenden Lüge schuldig gemacht. Der deutsche Bund ist ein Hirngespinnst, etwas nicht Existirendes. Das deutsche Volk erkennt nur die Centralgewalt und mit ihr den Bundesstaat an. Wer aber dieser Staatsform die Anerkennung versagt, der ist ein Rebell; wer sie nach Außen verleugnet, ein Verräther.

Hohe Versammlung! Wir verkennen die schwere Bedeutung, das Kritische unserer politischen Lage durchaus nicht. Aber eben darum, weil Gefahr vorhanden -- Gefahr von Innen und von Außen -- haben wir das Recht, von der zur Leitung der deutschen Reichs-Angelegenheiten durch eine Revolution aus der Machtvollkommenheit des Volks hervorgegangenen Behörde die größte Energie zu verlangen: den Muth von Männern, welche bereit sind, das Volk mitten durch die Deutschlands Einheit und Deutschlands Freiheit bedrohenden Gefahren kühn hindurchzuführen.

Nur auf solche Weise vermag das Vaterland vor innerer Zerrüttung, vor augenblicklicher Anarchie, vor größerer Nivellirung der bestehenden Verhältnisse bewahrt zu werden. Die hohe Reichsversammlung und mit ihr die Centralgewalt, in dieser Ansicht mit uns gewiß übereinstimmend, werden, dessen halten wir uns versichert, sich muthig an die Spitze des deutschen Volkes stellen, die staatliche Neugestaltung unseres Vaterlandes weiter führen und vollenden -- Deutschland nach Außen aber in jene Achtung gebietende Stellung einweisen, zu der es vermöge seiner Größe berechtigt ist, die zu erringen das deutsche Volk kein Opfer scheuen wird.

In dieser Hoffnung zeichnet etc.

Italien.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Mailand, 1. Septbr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Verona, 28. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Ungarn.
* Pesth, 31. August.

Man besorgt einen Aufstand, den Ausbruch einer von Wien vorbereiteten Emeute. Drum war auch hier wie in Osen die Nationalgarde seit vorgestern konfignirt. Das Unterhaus wird sich wahrscheinlich zur Uebernahme von 200 Mill. der östreichischen Staatsschuld bequemen, um dadurch wie

Beilage zu Nr. 99 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Sonntag, 10. September 1848
[Deutschland]

Der Verein zur Wahrung der Volksrechte (wailand Sicherheitsausschuß) hatte am Samstag eine konstituirende Sitzung, die das Verdienst hatte, offiziell-langweilig zu sein. Einige Celebritäten, wie z. B. der grammatisch-patriotische Rhetoriker und punktirte Interpellationsreiter Löhner, die unvermeidlichen Herren Violand und Goldmark u. s. w. wurden unter Beobachtung des klassischen Ceremoniells von Fonck und Blumensträußer vorgestellt und dann eine äußerst geistreiche Debatte eröffnet. In denselben Hallen, worin vor einigen Tagen eine republikanische Adresse zur Sprache gekommen war, wurde nun von konstitutionell-demokratischer Monarchie à la Berlin gefaselt.

Wie man hört, sollen 4 Regimenter sich Wien nähern, ja theilweise und zwar über Schönbrunn schon eingeschmuggelt sein. Es wäre ja eine Schande für eine aus lauter Tapferkeit und Ehre bestehende Armee, die mit Prag, Mailand und Ungarn fertig geworden ist und durch' ihre Jellachichs die Männer braten und die Weiber nothzüchtigen läßt, wenn sie den demokratischen Zustand in Wien noch länger dulden wollte. Ist nicht eine k. k. östreich. Ehren- und Siegesarmee, die unter Jellachichs Befehlen die Gefangenen bratet, ein würdiger Pendant zu den preuß. Shrapnells- und Höllenstein-Kuren?

Der Gemeindeausschuß hat ein Wahlgesetz veröffentlicht, das er als freisinnig anpreist; die Neuwahl der Ausschußmitglieder wird nun innerhalb der nächsten Tage beginnen und die Zeitungen, wie Maueranschläge fordern Wiens Bevölkerung auf, nur in demokratischem Sinn zu wählen. Gelingt die Wahl, so erhalten wir vielleicht eine zweite Auflage des Sicherheitsausschusses.

Alle Welt ist über die Triumphzüge des Hrn. Samuel Deutsch erstaunt, die derselbe im Namen Wiens in Frankfurt und Hanau gehalten. Die wahren Demokraten unserer Stadt hätten allerdings solchen Empfang in Deutschland verdient, wie aber Herr Samuel Deutsch dazu kommt, die dem demokratischen Muthe und Geiste Wiens gewordene Sympathie Deutschlands so ohne weiteres zu eskamotiren, würde wunderbar erscheinen müssen, wenn man nicht wüßte, daß überhaupt in Deutschland die lächerlichsten Persönlichkeiten (à la Berlin) sich an die Spitze der demokratischen Partei unberufen drängen. Hr. Samuel Deutsch hatte am 6. Aug. nicht einmal den Muth, mit der demokratischen Vereins-Fahne aufzutreten, obwohl damals gar keine Gefahr drohte.

* Wien, 5. Sept.

Es wird mancherlei über Veränderung des Ministeriums gesprochen, doch würden dies vorläufig höchstens Personal- aber keine Systemsveränderung sein. Man hört, daß der Ban Jellachich abermals nach Wien berufen worden.

14 Düsseldorf, 8. Sept.

Die energischen Demonstrationen der hiesigen Demokraten scheinen den Herren vom Parket Beine gemacht zu haben. Die Strafrathskammer hat vorgestern beschlossen, daß ein weiteres Verfahren gegen Freiligrath statthaben solle, und sind bereits gestern die Aktenstücke nach Köln abgegangen. Freiligrath soll durch sein Gedicht „die Todten an die Lebenden“ die Bürger direkt aufgereizt haben, „sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende Staatsregierung umzustürzen.“ Daß der Anklagesenat zu Köln obigen Beschluß bestätigen wird, unterliegt zwar noch einem Zweiffel, es fragt sich nur, ob man es wagen wird, Freiligrath vor die Assisen, welche Ende d. M. ihren Anfang nehmen, zu stellen. Seine Freisprechung und folglich eine Niederlage der Regierung, wird unausbleiblich sein.

* Mainz, 7. Sept.

Wir erhalten aus Mainz ein fliegendes Blatt folgenden Inhalts:

Kabinetsbefehl.

Ich habe sehr mißfällig vernehmen müssen, daß besonders junge Offiziere Vorzüge ihres Standes vor dem Civilstande behaupten wollen. Ich werde dem Milttär sein Ansehen geltend zu machen wissen, wenn es ihm wesentliche Vortheile zuwege bringt, und das ist auf dem Schauplatze des Kriegs, wo sie ihre Mitbürger mit Leib und Leben zu vertheidigen haben. Allein im Uebrigen darf sich kein Soldat unterstehen, weß Standes und Ranges er auch sei, einen meiner Bürger zu brüsquiren. Sie sind es, nicht ich, die die Armee unterhalten; in ihrem Brode steht das Heer der meinen Befehlen anvertrauten Truppen; und Arrest, Kassation und Todesstrafe werden die Folgen sein, die jeder Kontravenient von meiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat.

Berlin, den 1. Januar 1798.

(Unterz.) Friedrich Wilhelm III.

Das Dresd'ner Journal erinnert Angesichts der bedauerlichen Spaltung zwischen einem großen Theile des Militärs und der Bürger in Preußen an obenstehenden Kabinetsbefehl des vorigen preußischen Königs, und erscheint es nicht ungeeignet, denselben besonders bei K. Preußischer Garnison in Mainz in Erinnerung zu bringen. Recht bleibt ewig Recht!

Mainz, den 7. September 1848.

Mehrere Mainzer Bürger.

* Kiel, 5 Sept.

Bei der provisorischen Regierung ist gestern Abend von dem Grafen Carl Moltke, welcher sich bekanntlich auf Heiligenstedten, einem Gute des Grafen Blome, befindet, ein Schreiben eingelaufen, worin derselbe die Anzeige macht, daß er besorge, einer drohenden Gefahr ausgesetzt zu sein, weßhalb er die provisorische Regierung um Schutz bitte. Die provisorische Regierung hat denn auch die geeigneten Anordnungen getroffen, daß der Bittsteller, bei dem sich der preußische Major Wildenbruch befindet, unter sicherem Geleite entfernt werde.

Rendsburg, 6. Sept.

Die Truppendurchmärsche haben ihren regelmäßigen Fortgang. Heute ist ein Theil des braunschweigischen Kontingents hier angekommen, um morgen früh auf der Eisenbahn nach Altona zu gehen. Die andere Hälfte folgt morgen nach. General Wrangel selbst ist heute in Schleswig und wird zu morgen hier erwartet, von wo er nach zweitägigem Aufenthalt sich nach Stettin begeben wird. Von dort aus wird er, wie es heißt, nach wie vor als Oberfeldherr der deutschen Truppen in Schleswig-Holstein fungiren, während General Bonin über alle in den Herzogthümern bleibenden deutschen Truppen, natürlich die schleswig-holsteinischen inbegriffen, das specielle Kommando haben und sein Hauptquartier zweifelsohne in Rendsburg aufschlagen wird.

— Von Itzehoe erfährt man, daß Kammerherr Reedtz und Gr. C. Moltke ohne weitere Belästigung nach Hamburg entlassen sind. Die Arretirung der beiden Sekretäre war auf Grund ihrer dänichen Pässe erfolgt. Gegen Moltke war keinerlei Demonstration versucht worden, nur hatte man das Gut Heiligenstedten umstellt, um ihn nicht entwischen zu lassen.

(Schl.-H.Z.)
* Rendsburg, 6. Sept.

In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde über den Verfassungsentwurf verhandelt. Unter den angenommenen §§. lautet § 5:

„Die für ganz Deutschland oder die Herzogthümer insbesondere von den gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungsmäßigen Gewalten Deutschlands erlassenen oder zu erlassenden Gesetze und Anordnungen sind für die schleswig-holsteinischen Staatsgewalten # Staatsbürger verbindlich.“

* Hamburg, 7. Sept.

Die Versammlung der erbgesessenen Bürgerschaft hat diesen Nachmittag die Anträge des Senats, — sowohl die finanziellen, als die auf Einsetzung einer konstituirenden Versammlung bezüglichen — angenommen.

* Königsberg, 6. Septbr.

Herr Kirchmann ist im Kreise Niederung (preußisch Litthauen) mit Akklamation zum Deputirten in die Vereinbarer-Versammlung gewählt worden. Möge sich nur derselbe nicht etwa auch, wie so viele Andere, dem Handwerk der Volsverrätherei hingeben; denn außerdem daß dieses Gewerbe das schmachvollste ist, schmachvoller als Mord etc., ist es auch zu Zeiten das allergefährlichste. Und diese Zeit ist nicht fern.

* Hirschberg (in Schlesien), 3. Sept.

Zwischen hier und Liegnitz und überhaupt in ganz Niederschlesien herrscht auf dem Lande fast noch mehr Aufregung als in den Städten. Die Landleute kommen in Haufen zusammen und verbinden sich, keine herrschaftlichen Zinsen mehr zu entrichten. Ja, sie setzen sogar Strafen für diejenigen fest, welche dennoch solche Zinsen zahlen sollten. Viele dieser Bauern bilden sich steif und fest ein, die Frankfurter Versammlung habe alle diese Zinsen abgeschafft und diese Beschlüsse würden ihnen nur gesetzwidrig verheimlicht.

Ratibor, 5. Sept.

Gestern ist das Schloß Hultschin, 2 Meilen von hier entfernt, durch die Bauern zerstört worden. Mobilar, Akten u. s. w. sind vernichtet. Der Verwalter hat flüchten müssen. Das Schloß gehört dem Hrn. Baron v. Rothschild in Wien.

(Börs.-H.)
Hultschin, 3. Aug.

Das Verhalten des Abgeordneten des Ratiborer Kreises in Frankfurt veranlaßte die Absendung folgender Adresse:

„An den Abgeordneten Herrn Fürsten Lichnowsky. Sie haben in einer Versammlung der Wahlmänner zu Kranowitz öffentlich erklärt, daß derjenige ein Hundsfott sei, der nicht offen der Partei des Volkes angehöre. Ihre Thätigkeit in der Nationalversammlung zu Frankfurt hat nur die Eitelkeit und den Egoismus Ihrer aristokratischen Privilegien an den Tag gelegt. In allen Reden und Abstimmungen haben Sie die Interessen des Volkes mit Füßen getreten. Sie haben bei der Polenfrage gewiß gegen den allgemeinen Volkswillen die Freiheit der Nationalitäten verhöhnt. Sie haben gegen die Abschaffung des Adels gesprochen; schon die Klugheit hätte Ihnen Schweigen gebieten müssen. Sie haben endlich in der Amnestiefrage aller Billigkeit und Humanität Hohn gesprochen. Sie erhalten hiermit unser unumwundenes Mißtrauensvotum.

Hultschin, im August 1848.

520 Urwähler und Wahlmänner des Ratiborer Kreises.

(A. Od. Z.)
* Dessau 30. Aug.

Unser Landtag hat am 29. in einer sehr lebhaften Sitzung folgende Bestimmung des Grundgesetzes angenommen: „Dem gesetzmäßig Verhafteten muß bei erfolgter Freisprechung (Nichtschuldig-Erklärung) wegen der Verhaftung eine angemessene Entschädigung vom Staate geleistet werden.“ Ein Gesetz soll diese Entschädigung näher bestimmen. Wir würden der Majorität der Vereinbarer in Berlin Manches verzeihen können, wenn sie die nämliche Bestimmung dem Grundgesetz einverleibte.

110 Braunschweig, 6. Sept.

Der hiesige Volksverein hat folgende Adresse an die Nationalversammlung erlassen:

Mit dem tiefsten Schmerze haben wir die Bedingungen des zwischen dem Kabinette von Berlin und der dänischen Regierung abgeschlossenen Waffenstillstandes vernommen. Sie haben uns mit der größten Entrüstung erfüllt. Das gesammte deutsche Volk wird sie verwerfen, wird die Namen der Männer brandmarken, welche zu einem solchen Machwerk hülfreiche Hand bieten konnten.

Das preußische Kabinet ist durch die Centralgewalt zur Abschließung des Waffenstillstandes mit Dänemark ermächtigt worden, und hat ihn abgeschlossen; aber nicht etwa zur Ehre Deutschlands, sondern zu dessen Schmach, nicht unter Wahrung der Rechte der Herzogthümer Schleswig-Holstein, sondern indem es sie preisgab Deutschland ist verrathen, über die Herzogthümer der frühere, durch eine glorreiche Volkserhebung beseitigte Dränger wieder als rechtmäßiger Herrscher erkannt und die durch das Vertrauen des Volks berufene provisorische Regierung zu beseitigen versucht worden.

Das preußische Kabinet behauptet im Auftrage des „deutschen Bundes“ gehandelt zu haben und von diesem zur Abschließung des Waffenstillstandes ermächtigt worden zu sein. Der preußische Unterhändler hat sich damit vor ganz Europa einer empörenden Lüge schuldig gemacht. Der deutsche Bund ist ein Hirngespinnst, etwas nicht Existirendes. Das deutsche Volk erkennt nur die Centralgewalt und mit ihr den Bundesstaat an. Wer aber dieser Staatsform die Anerkennung versagt, der ist ein Rebell; wer sie nach Außen verleugnet, ein Verräther.

Hohe Versammlung! Wir verkennen die schwere Bedeutung, das Kritische unserer politischen Lage durchaus nicht. Aber eben darum, weil Gefahr vorhanden — Gefahr von Innen und von Außen — haben wir das Recht, von der zur Leitung der deutschen Reichs-Angelegenheiten durch eine Revolution aus der Machtvollkommenheit des Volks hervorgegangenen Behörde die größte Energie zu verlangen: den Muth von Männern, welche bereit sind, das Volk mitten durch die Deutschlands Einheit und Deutschlands Freiheit bedrohenden Gefahren kühn hindurchzuführen.

Nur auf solche Weise vermag das Vaterland vor innerer Zerrüttung, vor augenblicklicher Anarchie, vor größerer Nivellirung der bestehenden Verhältnisse bewahrt zu werden. Die hohe Reichsversammlung und mit ihr die Centralgewalt, in dieser Ansicht mit uns gewiß übereinstimmend, werden, dessen halten wir uns versichert, sich muthig an die Spitze des deutschen Volkes stellen, die staatliche Neugestaltung unseres Vaterlandes weiter führen und vollenden — Deutschland nach Außen aber in jene Achtung gebietende Stellung einweisen, zu der es vermöge seiner Größe berechtigt ist, die zu erringen das deutsche Volk kein Opfer scheuen wird.

In dieser Hoffnung zeichnet etc.

Italien.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Mailand, 1. Septbr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Verona, 28. August.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Ungarn.
* Pesth, 31. August.

Man besorgt einen Aufstand, den Ausbruch einer von Wien vorbereiteten Emeute. Drum war auch hier wie in Osen die Nationalgarde seit vorgestern konfignirt. Das Unterhaus wird sich wahrscheinlich zur Uebernahme von 200 Mill. der östreichischen Staatsschuld bequemen, um dadurch wie

<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0001" n="0499"/>
    <front>
      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 99 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <docImprint>
          <docDate>Sonntag, 10. September 1848</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar099b_001" type="jArticle">
          <p>Der Verein zur Wahrung der Volksrechte (wailand Sicherheitsausschuß) hatte am                         Samstag eine konstituirende Sitzung, die das Verdienst hatte,                         offiziell-langweilig zu sein. Einige Celebritäten, wie z. B. der                         grammatisch-patriotische Rhetoriker und punktirte Interpellationsreiter                         Löhner, die unvermeidlichen Herren Violand und Goldmark u. s. w. wurden                         unter Beobachtung des klassischen Ceremoniells von Fonck und Blumensträußer                         vorgestellt und dann eine äußerst geistreiche Debatte eröffnet. In denselben                         Hallen, worin vor einigen Tagen eine republikanische Adresse zur Sprache                         gekommen war, wurde nun von konstitutionell-demokratischer Monarchie à la                         Berlin gefaselt.</p>
          <p>Wie man hört, sollen 4 Regimenter sich Wien nähern, ja theilweise und zwar                         über Schönbrunn schon eingeschmuggelt sein. Es wäre ja eine Schande für eine                         aus lauter Tapferkeit und Ehre bestehende Armee, die mit Prag, Mailand und                         Ungarn fertig geworden ist und durch' ihre Jellachichs die Männer braten und                         die Weiber nothzüchtigen läßt, wenn sie den demokratischen Zustand in Wien                         noch länger dulden wollte. Ist nicht eine k. k. östreich. Ehren- und                         Siegesarmee, die unter Jellachichs Befehlen die Gefangenen <hi rendition="#g">bratet</hi>, ein würdiger Pendant zu den preuß.                         Shrapnells- und Höllenstein-Kuren?</p>
          <p>Der Gemeindeausschuß hat ein Wahlgesetz veröffentlicht, das er als freisinnig                         anpreist; die Neuwahl der Ausschußmitglieder wird nun innerhalb der nächsten                         Tage beginnen und die Zeitungen, wie Maueranschläge fordern Wiens                         Bevölkerung auf, nur in demokratischem Sinn zu wählen. Gelingt die Wahl, so                         erhalten wir vielleicht eine zweite Auflage des Sicherheitsausschusses.</p>
          <p>Alle Welt ist über die Triumphzüge des Hrn. Samuel Deutsch erstaunt, die                         derselbe im Namen Wiens in Frankfurt und Hanau gehalten. Die wahren                         Demokraten unserer Stadt hätten allerdings solchen Empfang in Deutschland                         verdient, wie aber Herr Samuel Deutsch dazu kommt, die dem demokratischen                         Muthe und Geiste Wiens gewordene Sympathie Deutschlands so ohne weiteres zu                         eskamotiren, würde wunderbar erscheinen müssen, wenn man nicht wüßte, daß                         überhaupt in Deutschland die lächerlichsten Persönlichkeiten (à la Berlin)                         sich an die Spitze der demokratischen Partei unberufen drängen. Hr. Samuel                         Deutsch hatte am 6. Aug. nicht einmal den Muth, mit der demokratischen                         Vereins-Fahne aufzutreten, obwohl damals gar keine Gefahr drohte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 5. Sept.</head>
          <p>Es wird mancherlei über Veränderung des Ministeriums gesprochen, doch würden                         dies vorläufig höchstens Personal- aber keine Systemsveränderung sein. Man                         hört, daß der Ban Jellachich abermals nach Wien berufen worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>14</author></bibl> Düsseldorf, 8. Sept.</head>
          <p>Die energischen Demonstrationen der hiesigen Demokraten scheinen den Herren                         vom Parket Beine gemacht zu haben. Die Strafrathskammer hat vorgestern                         beschlossen, daß ein weiteres Verfahren gegen Freiligrath statthaben solle,                         und sind bereits gestern die Aktenstücke nach Köln abgegangen. Freiligrath                         soll durch sein Gedicht &#x201E;die Todten an die Lebenden&#x201C; die Bürger direkt                         aufgereizt haben, &#x201E;sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die                         bestehende Staatsregierung umzustürzen.&#x201C; Daß der Anklagesenat zu Köln obigen                         Beschluß bestätigen wird, unterliegt zwar noch einem Zweiffel, es fragt sich                         nur, ob man es wagen wird, Freiligrath vor die Assisen, welche Ende d. M.                         ihren Anfang nehmen, zu stellen. Seine Freisprechung und folglich eine                         Niederlage der Regierung, wird unausbleiblich sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mainz, 7. Sept.</head>
          <p>Wir erhalten aus Mainz ein fliegendes Blatt folgenden Inhalts:</p>
          <p><hi rendition="#g">Kabinetsbefehl</hi>.</p>
          <p>Ich habe sehr mißfällig vernehmen müssen, daß besonders junge Offiziere                         Vorzüge ihres Standes vor dem Civilstande behaupten wollen. Ich werde dem                         Milttär sein Ansehen geltend zu machen wissen, wenn es ihm wesentliche                         Vortheile zuwege bringt, und das ist auf dem Schauplatze des Kriegs, wo sie                         ihre Mitbürger mit Leib und Leben zu vertheidigen haben. Allein im Uebrigen                         darf sich kein Soldat unterstehen, weß Standes und Ranges er auch sei, einen                         meiner Bürger zu brüsquiren. Sie sind es, <hi rendition="#g">nicht ich</hi>,                         die die Armee unterhalten; <hi rendition="#g">in ihrem</hi> Brode steht das                         Heer der meinen Befehlen anvertrauten Truppen; und Arrest, Kassation und                         Todesstrafe werden die Folgen sein, die jeder Kontravenient von meiner                         unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat.</p>
          <p>Berlin, den 1. Januar 1798.</p>
          <p>(Unterz.) <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm III.</hi> </p>
          <p>Das Dresd'ner Journal erinnert Angesichts der bedauerlichen Spaltung zwischen                         einem großen Theile des Militärs und der Bürger in Preußen an obenstehenden                         Kabinetsbefehl des vorigen preußischen Königs, und erscheint es nicht                         ungeeignet, denselben besonders bei K. Preußischer Garnison in Mainz in                         Erinnerung zu bringen. Recht bleibt ewig Recht!</p>
          <p>Mainz, den 7. September 1848.</p>
          <p>Mehrere Mainzer Bürger.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kiel, 5 Sept.</head>
          <p>Bei der provisorischen Regierung ist gestern Abend von dem Grafen Carl                         Moltke, welcher sich bekanntlich auf Heiligenstedten, einem Gute des Grafen                         Blome, befindet, ein Schreiben eingelaufen, worin derselbe die Anzeige                         macht, daß er besorge, einer drohenden Gefahr ausgesetzt zu sein, weßhalb er                         die provisorische Regierung um Schutz bitte. Die provisorische Regierung hat                         denn auch die geeigneten Anordnungen getroffen, daß der Bittsteller, bei dem                         sich der preußische Major Wildenbruch befindet, unter sicherem Geleite                         entfernt werde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_006" type="jArticle">
          <head>Rendsburg, 6. Sept.</head>
          <p>Die Truppendurchmärsche haben ihren regelmäßigen Fortgang. Heute ist ein                         Theil des braunschweigischen Kontingents hier angekommen, um morgen früh auf                         der Eisenbahn nach Altona zu gehen. Die andere Hälfte folgt morgen nach.                         General Wrangel selbst ist heute in Schleswig und wird zu morgen hier                         erwartet, von wo er nach zweitägigem Aufenthalt sich nach Stettin begeben                         wird. Von dort aus wird er, wie es heißt, nach wie vor als Oberfeldherr der                         deutschen Truppen in Schleswig-Holstein fungiren, während General Bonin über                         alle in den Herzogthümern bleibenden deutschen Truppen, natürlich die                         schleswig-holsteinischen inbegriffen, das specielle Kommando haben und sein                         Hauptquartier zweifelsohne in Rendsburg aufschlagen wird.</p>
          <p>&#x2014; Von Itzehoe erfährt man, daß Kammerherr Reedtz und Gr. C. Moltke ohne                         weitere Belästigung nach Hamburg entlassen sind. Die Arretirung der beiden                         Sekretäre war auf Grund ihrer dänichen Pässe erfolgt. Gegen Moltke war                         keinerlei Demonstration versucht worden, nur hatte man das Gut                         Heiligenstedten umstellt, um ihn nicht entwischen zu lassen.</p>
          <bibl>(Schl.-H.Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rendsburg, 6. Sept.</head>
          <p>In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde über den                         Verfassungsentwurf verhandelt. Unter den angenommenen §§. lautet § 5:</p>
          <p>&#x201E;Die für ganz Deutschland oder die Herzogthümer insbesondere von den                         gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungsmäßigen Gewalten Deutschlands                         erlassenen oder zu erlassenden Gesetze und Anordnungen sind für die                         schleswig-holsteinischen Staatsgewalten # Staatsbürger verbindlich.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Hamburg, 7. Sept.</head>
          <p>Die Versammlung der erbgesessenen Bürgerschaft hat diesen Nachmittag die                         Anträge des Senats, &#x2014; sowohl die finanziellen, als die auf Einsetzung einer                         konstituirenden Versammlung bezüglichen &#x2014; angenommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Königsberg, 6. Septbr.</head>
          <p>Herr Kirchmann ist im Kreise Niederung (preußisch Litthauen) mit Akklamation                         zum Deputirten in die Vereinbarer-Versammlung gewählt worden. Möge sich nur                         derselbe nicht etwa auch, wie so viele Andere, dem Handwerk der                         Volsverrätherei hingeben; denn außerdem daß dieses Gewerbe das                         schmachvollste ist, schmachvoller als Mord etc., ist es auch zu Zeiten das                         allergefährlichste. Und diese Zeit ist nicht fern.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Hirschberg (in Schlesien), 3.                         Sept.</head>
          <p>Zwischen hier und Liegnitz und überhaupt in ganz Niederschlesien herrscht auf                         dem Lande fast noch mehr Aufregung als in den Städten. Die Landleute kommen                         in Haufen zusammen und verbinden sich, keine herrschaftlichen Zinsen mehr zu                         entrichten. Ja, sie setzen sogar Strafen für diejenigen fest, welche dennoch                         solche Zinsen zahlen sollten. Viele dieser Bauern bilden sich steif und fest                         ein, die Frankfurter Versammlung habe alle diese Zinsen abgeschafft und                         diese Beschlüsse würden ihnen nur gesetzwidrig verheimlicht.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_011" type="jArticle">
          <head>Ratibor, 5. Sept.</head>
          <p>Gestern ist das Schloß <hi rendition="#g">Hultschin</hi>, 2 Meilen von hier                         entfernt, durch die Bauern zerstört worden. Mobilar, Akten u. s. w. sind                         vernichtet. Der Verwalter hat flüchten müssen. Das Schloß gehört dem Hrn.                         Baron v. Rothschild in Wien.</p>
          <bibl>(Börs.-H.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_012" type="jArticle">
          <head>Hultschin, 3. Aug.</head>
          <p>Das Verhalten des Abgeordneten des Ratiborer Kreises in Frankfurt veranlaßte                         die Absendung folgender Adresse:</p>
          <p>&#x201E;An den Abgeordneten Herrn Fürsten Lichnowsky. Sie haben in einer Versammlung                         der Wahlmänner zu Kranowitz öffentlich erklärt, daß derjenige ein Hundsfott                         sei, der nicht offen der Partei des Volkes angehöre. Ihre Thätigkeit in der                         Nationalversammlung zu Frankfurt hat nur die Eitelkeit und den Egoismus                         Ihrer aristokratischen Privilegien an den Tag gelegt. In allen Reden und                         Abstimmungen haben Sie die Interessen des Volkes mit Füßen getreten. Sie                         haben bei der Polenfrage gewiß gegen den allgemeinen Volkswillen die                         Freiheit der Nationalitäten verhöhnt. Sie haben gegen die Abschaffung des                         Adels gesprochen; schon die Klugheit hätte Ihnen Schweigen gebieten müssen.                         Sie haben endlich in der Amnestiefrage aller Billigkeit und Humanität Hohn                         gesprochen. Sie erhalten hiermit unser unumwundenes Mißtrauensvotum.</p>
          <p>Hultschin, im August 1848.</p>
          <p>520 Urwähler und Wahlmänner des Ratiborer Kreises.</p>
          <bibl>(A. Od. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dessau 30. Aug.</head>
          <p>Unser Landtag hat am 29. in einer sehr lebhaften Sitzung folgende Bestimmung                         des Grundgesetzes angenommen: &#x201E;Dem gesetzmäßig Verhafteten muß bei erfolgter                         Freisprechung (Nichtschuldig-Erklärung) wegen der Verhaftung eine                         angemessene Entschädigung vom Staate geleistet werden.&#x201C; Ein Gesetz soll                         diese Entschädigung näher bestimmen. Wir würden der Majorität der                         Vereinbarer in Berlin Manches verzeihen können, wenn sie die nämliche                         Bestimmung dem Grundgesetz einverleibte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>110</author></bibl> Braunschweig, 6. Sept.</head>
          <p>Der hiesige Volksverein hat folgende Adresse an die Nationalversammlung                         erlassen:</p>
          <p>Mit dem tiefsten Schmerze haben wir die Bedingungen des zwischen dem                         Kabinette von Berlin und der dänischen Regierung abgeschlossenen                         Waffenstillstandes vernommen. Sie haben uns mit der größten Entrüstung                         erfüllt. Das gesammte deutsche Volk wird sie verwerfen, wird die Namen der                         Männer brandmarken, welche zu einem solchen Machwerk hülfreiche Hand bieten                         konnten.</p>
          <p>Das preußische Kabinet ist durch die Centralgewalt zur Abschließung des                         Waffenstillstandes mit Dänemark ermächtigt worden, und hat ihn                         abgeschlossen; aber nicht etwa zur Ehre Deutschlands, sondern zu dessen                         Schmach, nicht unter Wahrung der Rechte der Herzogthümer Schleswig-Holstein,                         sondern indem es sie preisgab Deutschland ist verrathen, über die                         Herzogthümer der frühere, durch eine glorreiche Volkserhebung beseitigte                         Dränger wieder als rechtmäßiger Herrscher erkannt und die durch das                         Vertrauen des Volks berufene provisorische Regierung zu beseitigen versucht                         worden.</p>
          <p>Das preußische Kabinet behauptet im Auftrage des &#x201E;deutschen Bundes&#x201C; gehandelt                         zu haben und von diesem zur Abschließung des Waffenstillstandes ermächtigt                         worden zu sein. Der preußische Unterhändler hat sich damit vor ganz Europa                         einer <hi rendition="#g">empörenden Lüge</hi> schuldig gemacht. Der deutsche                         Bund ist ein Hirngespinnst, etwas nicht Existirendes. Das deutsche Volk                         erkennt nur die Centralgewalt und mit ihr den <hi rendition="#g">Bundesstaat</hi> an. Wer aber dieser Staatsform die Anerkennung                         versagt, der ist ein Rebell; wer sie nach Außen verleugnet, ein                         Verräther.</p>
          <p>Hohe Versammlung! Wir verkennen die schwere Bedeutung, das Kritische unserer                         politischen Lage durchaus nicht. Aber eben darum, weil Gefahr vorhanden &#x2014;                         Gefahr von Innen und von Außen &#x2014; haben wir das Recht, von der zur Leitung                         der deutschen Reichs-Angelegenheiten durch eine Revolution aus der                         Machtvollkommenheit des Volks hervorgegangenen Behörde die größte Energie zu                         verlangen: den Muth von Männern, welche bereit sind, das Volk mitten durch                         die Deutschlands Einheit und Deutschlands Freiheit bedrohenden Gefahren kühn                         hindurchzuführen.</p>
          <p>Nur auf solche Weise vermag das Vaterland vor innerer Zerrüttung, vor                         augenblicklicher Anarchie, vor größerer Nivellirung der bestehenden                         Verhältnisse bewahrt zu werden. Die hohe Reichsversammlung und mit ihr die                         Centralgewalt, in dieser Ansicht mit uns gewiß übereinstimmend, werden,                         dessen halten wir uns versichert, sich muthig an die Spitze des deutschen                         Volkes stellen, die staatliche Neugestaltung unseres Vaterlandes weiter                         führen und vollenden &#x2014; Deutschland nach Außen aber in jene Achtung                         gebietende Stellung einweisen, zu der es vermöge seiner Größe berechtigt                         ist, die zu erringen das deutsche Volk kein Opfer scheuen wird.</p>
          <p>In dieser Hoffnung zeichnet etc.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar099b_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 688.</bibl>                </note>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_016_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 688.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_017_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 688.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_018_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 688.</bibl>                </note>
          <head>Mailand, 1. Septbr.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 688.</bibl>                </note>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar099b_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 688.</bibl>                </note>
          <head>Verona, 28. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar099b_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Pesth, 31. August.</head>
          <p>Man besorgt einen Aufstand, den Ausbruch einer von Wien vorbereiteten Emeute.                         Drum war auch hier wie in Osen die Nationalgarde seit vorgestern konfignirt.                         Das Unterhaus wird sich wahrscheinlich zur Uebernahme von 200 Mill. der                         östreichischen Staatsschuld bequemen, um dadurch wie
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0499/0001] Beilage zu Nr. 99 der Neuen Rheinischen Zeitung. Sonntag, 10. September 1848 [Deutschland] Der Verein zur Wahrung der Volksrechte (wailand Sicherheitsausschuß) hatte am Samstag eine konstituirende Sitzung, die das Verdienst hatte, offiziell-langweilig zu sein. Einige Celebritäten, wie z. B. der grammatisch-patriotische Rhetoriker und punktirte Interpellationsreiter Löhner, die unvermeidlichen Herren Violand und Goldmark u. s. w. wurden unter Beobachtung des klassischen Ceremoniells von Fonck und Blumensträußer vorgestellt und dann eine äußerst geistreiche Debatte eröffnet. In denselben Hallen, worin vor einigen Tagen eine republikanische Adresse zur Sprache gekommen war, wurde nun von konstitutionell-demokratischer Monarchie à la Berlin gefaselt. Wie man hört, sollen 4 Regimenter sich Wien nähern, ja theilweise und zwar über Schönbrunn schon eingeschmuggelt sein. Es wäre ja eine Schande für eine aus lauter Tapferkeit und Ehre bestehende Armee, die mit Prag, Mailand und Ungarn fertig geworden ist und durch' ihre Jellachichs die Männer braten und die Weiber nothzüchtigen läßt, wenn sie den demokratischen Zustand in Wien noch länger dulden wollte. Ist nicht eine k. k. östreich. Ehren- und Siegesarmee, die unter Jellachichs Befehlen die Gefangenen bratet, ein würdiger Pendant zu den preuß. Shrapnells- und Höllenstein-Kuren? Der Gemeindeausschuß hat ein Wahlgesetz veröffentlicht, das er als freisinnig anpreist; die Neuwahl der Ausschußmitglieder wird nun innerhalb der nächsten Tage beginnen und die Zeitungen, wie Maueranschläge fordern Wiens Bevölkerung auf, nur in demokratischem Sinn zu wählen. Gelingt die Wahl, so erhalten wir vielleicht eine zweite Auflage des Sicherheitsausschusses. Alle Welt ist über die Triumphzüge des Hrn. Samuel Deutsch erstaunt, die derselbe im Namen Wiens in Frankfurt und Hanau gehalten. Die wahren Demokraten unserer Stadt hätten allerdings solchen Empfang in Deutschland verdient, wie aber Herr Samuel Deutsch dazu kommt, die dem demokratischen Muthe und Geiste Wiens gewordene Sympathie Deutschlands so ohne weiteres zu eskamotiren, würde wunderbar erscheinen müssen, wenn man nicht wüßte, daß überhaupt in Deutschland die lächerlichsten Persönlichkeiten (à la Berlin) sich an die Spitze der demokratischen Partei unberufen drängen. Hr. Samuel Deutsch hatte am 6. Aug. nicht einmal den Muth, mit der demokratischen Vereins-Fahne aufzutreten, obwohl damals gar keine Gefahr drohte. * Wien, 5. Sept. Es wird mancherlei über Veränderung des Ministeriums gesprochen, doch würden dies vorläufig höchstens Personal- aber keine Systemsveränderung sein. Man hört, daß der Ban Jellachich abermals nach Wien berufen worden. 14 Düsseldorf, 8. Sept. Die energischen Demonstrationen der hiesigen Demokraten scheinen den Herren vom Parket Beine gemacht zu haben. Die Strafrathskammer hat vorgestern beschlossen, daß ein weiteres Verfahren gegen Freiligrath statthaben solle, und sind bereits gestern die Aktenstücke nach Köln abgegangen. Freiligrath soll durch sein Gedicht „die Todten an die Lebenden“ die Bürger direkt aufgereizt haben, „sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende Staatsregierung umzustürzen.“ Daß der Anklagesenat zu Köln obigen Beschluß bestätigen wird, unterliegt zwar noch einem Zweiffel, es fragt sich nur, ob man es wagen wird, Freiligrath vor die Assisen, welche Ende d. M. ihren Anfang nehmen, zu stellen. Seine Freisprechung und folglich eine Niederlage der Regierung, wird unausbleiblich sein. * Mainz, 7. Sept. Wir erhalten aus Mainz ein fliegendes Blatt folgenden Inhalts: Kabinetsbefehl. Ich habe sehr mißfällig vernehmen müssen, daß besonders junge Offiziere Vorzüge ihres Standes vor dem Civilstande behaupten wollen. Ich werde dem Milttär sein Ansehen geltend zu machen wissen, wenn es ihm wesentliche Vortheile zuwege bringt, und das ist auf dem Schauplatze des Kriegs, wo sie ihre Mitbürger mit Leib und Leben zu vertheidigen haben. Allein im Uebrigen darf sich kein Soldat unterstehen, weß Standes und Ranges er auch sei, einen meiner Bürger zu brüsquiren. Sie sind es, nicht ich, die die Armee unterhalten; in ihrem Brode steht das Heer der meinen Befehlen anvertrauten Truppen; und Arrest, Kassation und Todesstrafe werden die Folgen sein, die jeder Kontravenient von meiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat. Berlin, den 1. Januar 1798. (Unterz.) Friedrich Wilhelm III. Das Dresd'ner Journal erinnert Angesichts der bedauerlichen Spaltung zwischen einem großen Theile des Militärs und der Bürger in Preußen an obenstehenden Kabinetsbefehl des vorigen preußischen Königs, und erscheint es nicht ungeeignet, denselben besonders bei K. Preußischer Garnison in Mainz in Erinnerung zu bringen. Recht bleibt ewig Recht! Mainz, den 7. September 1848. Mehrere Mainzer Bürger. * Kiel, 5 Sept. Bei der provisorischen Regierung ist gestern Abend von dem Grafen Carl Moltke, welcher sich bekanntlich auf Heiligenstedten, einem Gute des Grafen Blome, befindet, ein Schreiben eingelaufen, worin derselbe die Anzeige macht, daß er besorge, einer drohenden Gefahr ausgesetzt zu sein, weßhalb er die provisorische Regierung um Schutz bitte. Die provisorische Regierung hat denn auch die geeigneten Anordnungen getroffen, daß der Bittsteller, bei dem sich der preußische Major Wildenbruch befindet, unter sicherem Geleite entfernt werde. Rendsburg, 6. Sept. Die Truppendurchmärsche haben ihren regelmäßigen Fortgang. Heute ist ein Theil des braunschweigischen Kontingents hier angekommen, um morgen früh auf der Eisenbahn nach Altona zu gehen. Die andere Hälfte folgt morgen nach. General Wrangel selbst ist heute in Schleswig und wird zu morgen hier erwartet, von wo er nach zweitägigem Aufenthalt sich nach Stettin begeben wird. Von dort aus wird er, wie es heißt, nach wie vor als Oberfeldherr der deutschen Truppen in Schleswig-Holstein fungiren, während General Bonin über alle in den Herzogthümern bleibenden deutschen Truppen, natürlich die schleswig-holsteinischen inbegriffen, das specielle Kommando haben und sein Hauptquartier zweifelsohne in Rendsburg aufschlagen wird. — Von Itzehoe erfährt man, daß Kammerherr Reedtz und Gr. C. Moltke ohne weitere Belästigung nach Hamburg entlassen sind. Die Arretirung der beiden Sekretäre war auf Grund ihrer dänichen Pässe erfolgt. Gegen Moltke war keinerlei Demonstration versucht worden, nur hatte man das Gut Heiligenstedten umstellt, um ihn nicht entwischen zu lassen. (Schl.-H.Z.) * Rendsburg, 6. Sept. In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde über den Verfassungsentwurf verhandelt. Unter den angenommenen §§. lautet § 5: „Die für ganz Deutschland oder die Herzogthümer insbesondere von den gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungsmäßigen Gewalten Deutschlands erlassenen oder zu erlassenden Gesetze und Anordnungen sind für die schleswig-holsteinischen Staatsgewalten # Staatsbürger verbindlich.“ * Hamburg, 7. Sept. Die Versammlung der erbgesessenen Bürgerschaft hat diesen Nachmittag die Anträge des Senats, — sowohl die finanziellen, als die auf Einsetzung einer konstituirenden Versammlung bezüglichen — angenommen. * Königsberg, 6. Septbr. Herr Kirchmann ist im Kreise Niederung (preußisch Litthauen) mit Akklamation zum Deputirten in die Vereinbarer-Versammlung gewählt worden. Möge sich nur derselbe nicht etwa auch, wie so viele Andere, dem Handwerk der Volsverrätherei hingeben; denn außerdem daß dieses Gewerbe das schmachvollste ist, schmachvoller als Mord etc., ist es auch zu Zeiten das allergefährlichste. Und diese Zeit ist nicht fern. * Hirschberg (in Schlesien), 3. Sept. Zwischen hier und Liegnitz und überhaupt in ganz Niederschlesien herrscht auf dem Lande fast noch mehr Aufregung als in den Städten. Die Landleute kommen in Haufen zusammen und verbinden sich, keine herrschaftlichen Zinsen mehr zu entrichten. Ja, sie setzen sogar Strafen für diejenigen fest, welche dennoch solche Zinsen zahlen sollten. Viele dieser Bauern bilden sich steif und fest ein, die Frankfurter Versammlung habe alle diese Zinsen abgeschafft und diese Beschlüsse würden ihnen nur gesetzwidrig verheimlicht. Ratibor, 5. Sept. Gestern ist das Schloß Hultschin, 2 Meilen von hier entfernt, durch die Bauern zerstört worden. Mobilar, Akten u. s. w. sind vernichtet. Der Verwalter hat flüchten müssen. Das Schloß gehört dem Hrn. Baron v. Rothschild in Wien. (Börs.-H.) Hultschin, 3. Aug. Das Verhalten des Abgeordneten des Ratiborer Kreises in Frankfurt veranlaßte die Absendung folgender Adresse: „An den Abgeordneten Herrn Fürsten Lichnowsky. Sie haben in einer Versammlung der Wahlmänner zu Kranowitz öffentlich erklärt, daß derjenige ein Hundsfott sei, der nicht offen der Partei des Volkes angehöre. Ihre Thätigkeit in der Nationalversammlung zu Frankfurt hat nur die Eitelkeit und den Egoismus Ihrer aristokratischen Privilegien an den Tag gelegt. In allen Reden und Abstimmungen haben Sie die Interessen des Volkes mit Füßen getreten. Sie haben bei der Polenfrage gewiß gegen den allgemeinen Volkswillen die Freiheit der Nationalitäten verhöhnt. Sie haben gegen die Abschaffung des Adels gesprochen; schon die Klugheit hätte Ihnen Schweigen gebieten müssen. Sie haben endlich in der Amnestiefrage aller Billigkeit und Humanität Hohn gesprochen. Sie erhalten hiermit unser unumwundenes Mißtrauensvotum. Hultschin, im August 1848. 520 Urwähler und Wahlmänner des Ratiborer Kreises. (A. Od. Z.) * Dessau 30. Aug. Unser Landtag hat am 29. in einer sehr lebhaften Sitzung folgende Bestimmung des Grundgesetzes angenommen: „Dem gesetzmäßig Verhafteten muß bei erfolgter Freisprechung (Nichtschuldig-Erklärung) wegen der Verhaftung eine angemessene Entschädigung vom Staate geleistet werden.“ Ein Gesetz soll diese Entschädigung näher bestimmen. Wir würden der Majorität der Vereinbarer in Berlin Manches verzeihen können, wenn sie die nämliche Bestimmung dem Grundgesetz einverleibte. 110 Braunschweig, 6. Sept. Der hiesige Volksverein hat folgende Adresse an die Nationalversammlung erlassen: Mit dem tiefsten Schmerze haben wir die Bedingungen des zwischen dem Kabinette von Berlin und der dänischen Regierung abgeschlossenen Waffenstillstandes vernommen. Sie haben uns mit der größten Entrüstung erfüllt. Das gesammte deutsche Volk wird sie verwerfen, wird die Namen der Männer brandmarken, welche zu einem solchen Machwerk hülfreiche Hand bieten konnten. Das preußische Kabinet ist durch die Centralgewalt zur Abschließung des Waffenstillstandes mit Dänemark ermächtigt worden, und hat ihn abgeschlossen; aber nicht etwa zur Ehre Deutschlands, sondern zu dessen Schmach, nicht unter Wahrung der Rechte der Herzogthümer Schleswig-Holstein, sondern indem es sie preisgab Deutschland ist verrathen, über die Herzogthümer der frühere, durch eine glorreiche Volkserhebung beseitigte Dränger wieder als rechtmäßiger Herrscher erkannt und die durch das Vertrauen des Volks berufene provisorische Regierung zu beseitigen versucht worden. Das preußische Kabinet behauptet im Auftrage des „deutschen Bundes“ gehandelt zu haben und von diesem zur Abschließung des Waffenstillstandes ermächtigt worden zu sein. Der preußische Unterhändler hat sich damit vor ganz Europa einer empörenden Lüge schuldig gemacht. Der deutsche Bund ist ein Hirngespinnst, etwas nicht Existirendes. Das deutsche Volk erkennt nur die Centralgewalt und mit ihr den Bundesstaat an. Wer aber dieser Staatsform die Anerkennung versagt, der ist ein Rebell; wer sie nach Außen verleugnet, ein Verräther. Hohe Versammlung! Wir verkennen die schwere Bedeutung, das Kritische unserer politischen Lage durchaus nicht. Aber eben darum, weil Gefahr vorhanden — Gefahr von Innen und von Außen — haben wir das Recht, von der zur Leitung der deutschen Reichs-Angelegenheiten durch eine Revolution aus der Machtvollkommenheit des Volks hervorgegangenen Behörde die größte Energie zu verlangen: den Muth von Männern, welche bereit sind, das Volk mitten durch die Deutschlands Einheit und Deutschlands Freiheit bedrohenden Gefahren kühn hindurchzuführen. Nur auf solche Weise vermag das Vaterland vor innerer Zerrüttung, vor augenblicklicher Anarchie, vor größerer Nivellirung der bestehenden Verhältnisse bewahrt zu werden. Die hohe Reichsversammlung und mit ihr die Centralgewalt, in dieser Ansicht mit uns gewiß übereinstimmend, werden, dessen halten wir uns versichert, sich muthig an die Spitze des deutschen Volkes stellen, die staatliche Neugestaltung unseres Vaterlandes weiter führen und vollenden — Deutschland nach Außen aber in jene Achtung gebietende Stellung einweisen, zu der es vermöge seiner Größe berechtigt ist, die zu erringen das deutsche Volk kein Opfer scheuen wird. In dieser Hoffnung zeichnet etc. Italien. _ * _ * _ Mailand, 1. Septbr. _ _ Verona, 28. August. _ Ungarn. * Pesth, 31. August. Man besorgt einen Aufstand, den Ausbruch einer von Wien vorbereiteten Emeute. Drum war auch hier wie in Osen die Nationalgarde seit vorgestern konfignirt. Das Unterhaus wird sich wahrscheinlich zur Uebernahme von 200 Mill. der östreichischen Staatsschuld bequemen, um dadurch wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz099b_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz099b_1848/1
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 99. Köln, 10. September 1848. Beilage, S. 0499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz099b_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.