Neue Rheinische Zeitung. Nr. 101. Köln, 13. September 1848.[Spaltenumbruch]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 16 Paris, 9.Septbr. Mit unendlicher Wuth heult bereits ein Theil der legitimistischen Presse der Provinzen gegen Cavaignac. Der dem General keineswegs geneigte, demokratische " National de l' Ouest" in Nantes sagt:" Das Gebelfer der henry-orleanistischen Schooß- und Schweißhunde gegen den Mann, dem sie den Hals verdanken, (er wäre bei Gott! ihnen von den fliegenden Junimännern amputirt worden) ist bezeichnend; die lieben Herren glauben sich schon geborgen, seit sie die legitimistischen Stadtrathswahlen in zwei Drittel von Frankreich durchgesetzt. Sie werden aber nochmals sich kompromittiren, und diesmal waschen wir schon jetzt unsere Hände in Unschuld, wir ahnden ein namenloses, ein unerhörtes Volksgericht über die bestreßten und pomadirten Volksverhöhner und Volksbetrüger, ein Gottesgericht vor Ablauf des Jahrzehends, gegen das 1793 ein Puppenspiel. Wir ahnden eine allgemeine Hatzjagd (un laisser-courre) derjenigen, die bis anher das Wildpret gewesen, auf die bisherigen Herren Jäger. Die unverschämte Bande, die 1792 vor den Mistgabeln ihrer Bauern floh und die flammenden-Familienschlösser im Stiche ließ, sich in Koblenz einnistete und den französischen Namen in dem damals noch so befangenen Deutschland durch Lüderlichkeit und Verrücktheit vollends zum Abscheu machte, diese legitimistische Brut, die die Guillotine vergessen haben, hat einen Bund mit den zahllosen Sprößlingen des greisen Schuftes Louis Philipp geschlossen; man hofft, nein, man schwört Stein und Bein bereits auf recht baldige Restaurirung; man will wieder einmal, wie 1816 zu Toulouse und an der Rhone, Kegel schieben mit abgehackten Republikanerköpfen und nach abgehauenen Händen Scheibenschießen treiben, wieder baarfuß Kirchenbuße thun, und Kindesmörderinnen und Kirchendiebe hinrichten, wieder die Herren im schwarzen langen Rock anbeten u. s. w. " Das Landvolk in den Pyrenäen ist ganz gut organisirt, und setzte gegen 6000 Linien-und Nationalgardesoldaten durch, daß die neun Sous Uebersteuer nicht erhoben wurde; 7000 Bäuerinnen sogar marschirten zur Schlacht, wohl bewaffnet, und es waren legitimistische Chefs kenntlich. Die"Democratie pacifique" ruft: "Ihr wollt also den Staatshaushalt stets durch neue Steuern führen? Narren, was wollt Ihr machen, wenn einst Frankreich Euch zuruft, wir zahlen keinen Liard mehr! Ihr thätet besser, statt durch Uebersteuern den Bauer zum Rebell zu machen, die Reichen zu belasten, nicht mit albernen Luxusabgaben, worüber sie nur lachen und wofür sie sich rächen, indem sie gar nicht mehr Luxusarbeit bestellen; sondern zwingt sie, indem Ihr z. B. die Eisenbahnen ihnen unter den Beinen wegzieht, oder die Versicherungsanstalten, die Roulage, die Courtage, die Agiotage; ihnen das geschäftige, einträgliche Vermitteln zwischen Produzent und Konsument verbittert und endlich ganz ihnen abgewöhnt, sei's auf gemüthliche, sei's auf energische Weise; durch die Agrikulturagentschaften, die Landschulen, deren Ihr seit Flocon's Ministerium 400 habt, könntet Ihr dem Bauer so viel helfen, als den Blutigeln des Bauers schaden. Die Thorheit der Absolutisten ist, dem Bauer goldene Berge zu verheißen, und nachher ihm nicht einmal satt essen zu geben; wir haben das Flugblatt in Händen mit der Liste der henry-philippistischen Minister: Genoude, Minister des Innern; Berryer, des Aeußern; Odilon-Barrot, Justiz u. s. w. Fluch den Dummköpfen, die da mit ködern wollen. Wir sagen noch heute, der 24. Februar kam einige Jahre zu früh, aber wer jetzt die Republik attakirte, den würden wir persönlich bekämpfen." Selbst in Mans, einer größeren Stadt, ist am Freiheitsbaum ein Zettel zu lesen mit den gröbsten Schmähungen auf die Republik und Lobessprüchen auf "den guten Henri, der Frankreich's Wunden heilen wird. " Cavaignac hat erklärt, er werde sein Leben preisgeben, aber nie mit dem Royalismus unterhandeln. Worauf die "Liberte" von Lyon sagt: "Er weiß nicht, was er spricht; er hat 16 Jahre nichts thun können als Löwen und Beduinen jagen; dabei lernt man weder Sozialismus noch sogar Kriegskunst. Kommt es zum Kampfe, so möge er nur nicht aus Ruhmsucht das Oberkommando nehmen; er steht nicht mehr den Kabylen gegenüber. Uebrigens, wenn man jahrelang immer Tacitus und Plutarch im Feldlager gelesen hat, so ist man zwar wohl ein guter Republikaner, aber ein stehengebliebener, kurz gerade einer wie die edeln Kameraden Senard und Marrast ihn brauchen. Senard ist nebenher Spion des kleinen Thiers, der vermuthlich nebst Odilon Barrot die Sendung hat, die französische Bourgeoisklasse zum Höhepunkt und Fallpunkt zu bringen, und zwar in Jahresfrist, wonach denn ein Riesengrab das ganze Gelichter verschlingt, Todte nebst Todtengräbern, und das neue Geschlecht, das Proletariat, tritt auf die Bühne. Uns scheint Barrot der greise Tartüff, Thiers der dreiste Sünder, Hauranne der feierliche Falschmünzer, und Dupin der kühne Gelehrte berufen zu sein die Bourgeoisie zu Grabe zu geleiten. Wir wollen die Glocke ziehen." Dieses Blatt bemerkt zugleich, in Lyon seien 381 Jesuiten flüchtig angelangt, und bereits korrespondirten sie auf's Eifrigste nach Oestreich, Urschweiz, Belgien, Rom; es verlangt sofortiges Austreiben dieser "unheiligen" Väter, die offenbar bald den zweiten Sonderbundskrieg in der Schweiz anfachen werden, wie wir nach positiven Anzeigen wissen. Möge die Republik des Herrn Senard und Bastide nicht dümmer, nicht jesuitenfreundlicher sein als die absoluten Könige des letzten Jahrhunderts; doch wir fürchten... " - Die deutschen Demokraten werden von den Pariser und Provinzialblättern oft rühmend anerkannt; der "National de l'Ouest" brachte eine umständliche Schilderung des Frankfurter Parlaments vom demokratischen Standpunkt aus; die Herren Lychnowski, Soiron, Höfken, Senff und Konsorten werden gebührlich geschlagen, dagegen die Linke belobt und ermuthigt; Benedey (M. Jakobus Benedey genannt) wird als "sehr sanft und matt " geschildert, und"warum der König ihn so lange verbannt gehalten, ist ein Räthsel; Herr Jakobus Benedey ist ein stets ungefährlicher Mensch gewesen." Auch über Oestreich sind mehrere Artikel der"Neuen Rhein. Ztg." in die Departementspresse gegangen. Die Ansichten über die dänischen Verhältnisse aufzuklären, ist aber bisher mißlungen; die Dänen hatten zu gut vorgearbeitet. - Die Misere ist so groß, daß die zwölf Maires von Paris im Hotel de Ville delibrirten und als"vorläufig einziges Heilmittel die sofortige Uebersiedelung nach Algier" bei der Kammer beantragen. Der Prozeß der Maigefangenen wird, um Aufregung in Paris zu meiden, wie der Babens'sche im vorigen Jahrhundert, in Bendome oder Beauvais statt finden; zugleich umgibt die Herrscherklasse Paris mit einem vierfachen Ringe von Garnisonen und Feldlagern bis auf 80 Lieues; was nicht verhindert, daß nicht wieder so eben hart an seiner Ringmauer in den Batignolles eine Feldstation von 8960 Infanteristen formirt wird; macht fünf im Ganzen. Paris, 10.Sept.
Der Sturz des deutschen Reichsministeriums und die Gährung in Berlin, von wo die Exekutivgewalt wichtige Depeschen erwartet, erregen hier das größte Aufsehen. Leider sieht man in den deutschen Angelegenheiten nicht klar; sie [Spaltenumbruch] sind für unsere Journalschreiber ein Labyrinth, aus dem sich Wenige herausfinden. - General Lamvrieiere, Kriegsminister, hat dem betreffenden Ausschuß der Nationalversammlung versprochen, seinen berüchtigten Kolonisationsplan für die bewußten 10,000 Arbeiter sowohl als für die Juniräuber morgen, Montag, vorzulegen. - In einigen Pyrenäen-Departements, namentlich im Thale von Arros waren wegen der 45 Centimensteuer heftige Unruhen ausgebrochen. Indessen zeigt der Moniteur heute das Ende derselben amtlich an. Großbritannien. * London, 10. Sept. Der Economist gibt einen Auszug aus den kürzlich veröffentlichten Exportlisten des britischen Handels, woraus hervorgeht, daß sich die Ausfuhr von Manufakturwaaren, nach fast allen Theilen der Welt, von 1845 bis 1847 sehr verringert hat. Eine Ausnahme machen Neu-Süd-Wales und die Australischen Kolonieen, namentlich aber die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, welche statt für 6,830,460 L. in 1846: für 10,974,161 L. in 1847 an englischen Manufakturwaaren einführten. Die großen nach England gemachten Kornsendungen stehen natürlich mit dieser steigenden Einfuhr von Manufakturwaaren in genauem Zusammenhange. 27 London, 9. Sept.
Der Schluß der diesjährigen Session veranlaßt F. O'Connor zu einem leitenden Artikel im "Northern-Star", dessen wesentlichste Stellen folgende sind: Das Parlament ist geschlossen und seine Handlungen werden ein dauerndes Brandmal sein für die, welche ihnen ihre Sanktion verliehen. Ich darf behaupten, daß niemals ein Parlament, so lange es ein solches gegeben, den Interessen der arbeitenden Klasse wüthender und feindlicher entgegengetreten, als das gegenwärtige. Die blutdürstigen Gesetze, die fast einstimmig angenommen worden, liefern den Beweis, wie weit die Mittelklassen zu gehen bereit sind, um jede Bewegung zu unterdrücken, die Verminderung ihrer Profite zum Ziel hat. Sobald es sich zeigte, daß die französische Republik alle Hoffnungen derer, welche sie begründet hatten, vernichtete: da beschloß die englische Regierung aus Furcht, der Geist in den Kontinentalstaaten könnte das englische Volk anstecken, Gesetz und Verfassung hintansetzen und mit dem Schwert zu regieren. Zu diesem Zweck wurde der Generalstab der Müssiggänger vermehrt, während die Hülfsquellen des Volkes zu ihrer Fütterung sich verminderten. Vom ersten Minister der Krone bis herab zum gemeinsten Polizeispion (detective) sind alle Klassen zu einer großen Verschwörung gegen den Armen organisirt. Dagegen wird jeder Versuch des Volkes, sein Auskommen durch Arbeit zu gewinnen, als Hochverrath und Aufruhr bezeichnet und bestraft. Nichts war natürlicher, als daß die Veränderung in Frankreich, die der arbeitenden Klasse so viele Vortheile verhieß, die englischen Arbeiter mit ähnlichen Hoffnungen in Betreff ähnlicher Veränderungen erfüllte. So lange die Verwirklichung dieser Hoffnungen des französischen Volks zweifelhaft blieb, duldete die englische Regierung eine der stärksten politischen Agitationen, die in unserm Lande vorgekommen. Doch als in Frankreich die Herrschaft der Mittelklasse aufs Neue mittelst des Schwerts errichtet, als die Hoffnung auf Besserstellung des Volks verschwunden war: da suchte unsere Regierung, durch die Vorgänge in Frankreich ermuthigt, Rache zu nehmen an denjenigen, deren Enthusiasmus bis dahin geduldet worden. So aufregend auch die Sprache vieler Deputirten bei der Nationalkonvention, so stark und bedrohlich die Reden in einer Menge von Londoner Meetings lauteten: so wurde doch kein einziges gerichtliches Verfahren gegen jene Redner eingeleitet, bis die Mittelklasse in Frankreich abermals die Oberhand gewonnen. In derselben Weise, wie das französische Volk behandelt worden, wurde jetzt auch am englischen Rache genommen. Die Regierung ergriff die tyrannischsten Maßregeln und wurde von der Mittelklasse des Unterhauses aufs wärmste unterstützt. Nachdem die Parlamentssession vorüber, will die Mittelklasse, unter Leitung der Herren Cobden, Hume und Konsorten, abermals das Gaukelspiel einer Reformbewegung erneuern. Feargus O'Connor weist aus der Geschichte des Chartismus nach, daß letzterer sich von den Männern der Scheinreform weder 1839, nach 1841, 42 und 45 hat irre führen lassen und daß er eben so wenig im Jahre 1848 von seinem Wege abzubringen sein wird. - In einem zweiten Artikel überschrieben:" Arbeit, die Quelle allen Reichthums" wird gezeigt, daß die Arbeitsfrage, weil völlig unbegriffen, Könige entthront und für Kapitalisten wie Regierungen zum schreckenerregenden Gespenst wird. In Folge des Uebergewichts, das die Maschinen und durch letztere die Mittelklasse erlangt hat, beschäftigt sich das Parlament alltäglich mit Beschützung des Eigenthums, der Rechte und Vorrechte der Geldklasse, während Hume und Cobden und die Anhänger der Manchester-Schule dem Parlament aufs heftigste das Recht bestreiten, sich in die Arbeitsfrage zu mischen. Dem Parlament wird zugerufen: "Rüstet uns mit der nöthigen Macht aus, die Mißvergnügten niederzuhalten, das Elend der Armen zu unserm Profit auszubeuten. Dafür wollen wir Euch Geldmittel bewilligen, um Eure Polizeimacht auf den Beinen zu halten, Eure Spione zu bezahlen, die Truppen hin und her marschiren zu lassen, Feldlager zu errichten, Flotten zu bemannen, Eure Opfer aus allen Winkeln hervorzuhetzen und Eure Hochverräther zu deportiren. Nur laßt Euch nicht einfallen, durch Einmischung in die Arbeiterfrage an unsern Geldbeutel zu rühren, sonst stürzen wir Euch vom Sitz der Gewalt und heben Eure Feinde über die Trümmer Eurer Macht empor." Dänemark. Kopenhagen, 2.Sept. [Spaltenumbruch]
Statt daß hier bisher nur eine Partei hervortrat, deren Feldgeschrei war:"Dänemark bis zur Eider", hat sich neuerdings auch eine zweite Partei geltend gemacht, die wir als die rein demokratische bezeichnen möchten. Von ihr geht das Programm für die bevorstehenden Wahlen zur dänischen Reichsversammlung aus, und halten wir dafür, daß diese Partei gar bald an die Spitze der Verwaltung des Staats treten werde, zumal wenn es ihr gelingen sollte, tüchtige Leiter zu gewinnen, woran es ihr bisher noch zu gebrechen scheint. Nebenbei ist übrigens auch die zwar nicht offen hervortretende Partei der Aristokratie, die nicht gern Alles verlieren möchte, mit der alten Bureaukratie, namentlich der höheren, verbunden, ganz in der Stille nicht unthätig, und wirkt gleichfalls nach Kräften unbemerkt auf den Sturz des Ministeriums hin, das schon ohnehin nicht mehr sich sattelfest fühlt, da es einsieht, sein Programm nicht innehalten zu können. Der Sturz desselben kann indeß, wenigstens auf die Dauer, nur der reinen Demokratie zum Siege verhelfen. Wenn dies aber auch nicht der Fall sein sollte, so würden wir den Sturz des Ministeriums doch immer nur mit Freuden begrüßen, da eine größere Despotie, verbunden mit Espionage, Denunciation und Kalumnie, wie sie das jetzige Ministerium ausübt, überall kaum denkbar ist, und selbst die Rückkehr unter die frühere absolute Alleinherrschaft der Fortdauer des jetzigen Zustandes vorzuziehen sein möchte. Dies fühlt auch das dänische Volk in immer größeren Kreisen, wenn auch zur Zeit nur noch dunkel. Aber vielleicht werden schon die nächsten Wochen Licht in dies Dunkel bringen, und dann wehe Denen, die das Volk in die jetzige Kalamität hineingeführt haben. (Börf.-H.)Schweiz. * Bern, 5. Sept.
Nach dem gestern erfolgten Wiederzusammentritt der Tagsatzung wurde der vorörtliche Bericht über die Geschäftsführung verlesen. Darin kamen auch die italienischen Angelegenheiten zur Sprache. Es ging aus den Mittheilungen namentlich hervor, daß Karl Albert verlangt habe, und übereingekommen sei mit Oestreich direkt und ohne Vermittelung zu unterhandeln, und die Stadt Verona als Vereinigungspunkt der Bevollmächtigten ausgewählt sei, wozu Oestreich den Militärgouverneur von Mailand, Fürsten v. Schwarzenberg, ernannt habe, der auf dem Punkte seiner Abreise stehe. (Ist abgereist.) Nachtrag. * Köln, 12. Sept. 1 Uhr Mittags. In Folge der gestrigen Exzesse hat sich das Volk heute Mittag immer stürmischer um das Rathhaus geschaart. Reden wurden gehalten, eine Deputation, von zahlreichen Schaaren begleitet, begab sich zu dem Regierungspräsidenten und Bürger-Kommandanten Wittgenstein um denselben aufs Rathhaus zu holen. Hr. Wittgenstein erschien, und das Volk drang in den Rathhaussaal. Ein Redner verlangte hier die sofortigeEntfernung des 27. Regiments. Hr. Wittgenstein suchte die Aufregung zu beschwichtigen, und erklärte, die sofortige Entfernung sei nicht möglich; er selbst sei erst vor 2 Stunden hier angekommen, habe sich sofort zu dem General Kaiser begeben und von diesem die Zusicherung erhalten, daß das Regiment sogleich in die Forts gezogen werden solle. Das Volk antwortete dieser Nachricht mit dem Geschrei:"Nicht in die Forts! Auf die Haide mit dem Regiment!" Einzelne Redner riefen dem Hrn. Wittgenstein zu, daß er in seiner doppelten Stellung als Regierungspräsident und Bürgerkommandant sich zweideutig zeige, und kein Vertrauen von den Bürgern verdiene. Das Volk gab seinen Beifall mit dem stürmischen Ruf:"Abdanken! Abdanken! " zu erkennen. Hr. Wachter und Advokat Schneider II verlangten zur Beruhigung des Volkes, daß sofort Generalmarsch geschlagen werde, und die Bürgerwehr unter die Waffen trete. Als Hr. Wittgenstein die immer steigende Aufregung sah, holte er den General Kaiser herbei und erklärte in dessen Gegenwart: "General Kaiser sehe ein, daß die preußische Soldateska grobe Excesse begangen habe; er wolle durch den Telegraphen sogleich in Koblenz anfragen, welche Richtung das Regiment nehmen solle; in 2 Stunden könne die Antwort eintreffen, bis dahin aber mögen die Bürger sich beruhigen! " Die Menge antwortete mit dem einstimmigen Ruf: "Keine Minute! Hinaus auf die Haide mit den Soldaten!" Zuletzt erklärte sich Hr. Wittgenstein damit einverstanden, daß bis zum Eintreffen der Antwort aus Coblenz, die Bürgerwehr unter die Waffen treten solle. So eben schlägt man in allen Straßen Generalmarsch. Die Bürgerwehr tritt unter die Waffen. Der Rheinische Demokratenkongreß zu Köln. In Ausführung der Beschlüsse des Frankfurter Demokratenkongreßes vom 14-17. Juni und in Folge Aufrufs des Rheinischen Kreißausschusses vom 4. August fand am 13. und 14. August der erste Rheinische Demokratenkongreß statt. Es haben an demselben Theil genommen: 1. Der demokratische Verein in Köln. 2. Der Arbeiter-Verein in Köln. 3. Der Verein der Arbeiter und Arbeitgeber in Köln. 4. Der politische Klub in Solingen. 5. Der Volksklub in Düsseldorf. 6. Der Verein für demokratische Monarchie in Düsseldorf. 7. Der Arbeiter-Verein in Krefeld. 8. Der Volksverein in Kettwig. 9. Der demokr. Verein in Trier. 10. Der Volksverein in Dortmund. 11. Der Arbeiterverein in Hamm. 12. Der demokr. Verein in Rochem. 13. Der Arbeiterverein in Mülheim am Rhein. 14. Der demokr.Verein in Mülheim an der Ruhr. 15. Der demokr. Verein in Bonn. 16. Der politische Klub in Barmen. 17. Der Rheinisch-Westphalische Verein in Berlin, welche im Ganzen durch 40 Abgeordnete vertreten werden. An den Berathungen haben außerdem mehrere andere Demokraten Theil genommen, die nicht Kraft besonderen Auftrages erschienen waren. In der ersten Sitzung, am 13. August Vormittags 10-1Uhr, im kleinern Saale bei Stollwerk, wurden zunächst gewählt zum Vorsitzenden, der Präsident des demokr. Vereins in Köln, Adv. Schneider II, zum Stellvertreter den Präsidenten des Bonner demokr. Vereins Professer Kinkel, zu Schriftfuhrern Adv. Schily aus Trier und Lehrer Imandt aus Krefeld. Sodann wurde die Frage wegen des Stimmrechts dahin erledigt, daß nur Abgeordnete stimmen können, daß aber nicht nach Vereinen sondern nach Köpfen gestimmt werden solle und zwar, weil nicht von dem Interesse der einzelnen Vereine sondern von dem Gesammtinteresse der Demokraten die Rede sein konne. Auf die fernere Frage ob die westphälischen Deputirten zugelassen werden sollen, wurde beschlossen, daß da in Frankfurt Rheinland und Westphalen zu Einem Kreise verbunden, der Centralausschuß in Berlin als wesentlich vollziehende Behörde, Westphalen nicht wider den Willen der dortigen Vereine abtrennen könne, daß eine Wechselwirkung bei den Provinzen aufeinander wichtig und besonders auf die Entwicklung der Demokratie in Westphalen von Einfluß sei, eine Trennung Preußens nach seinen einzelnen Provinzen nur das specifische Preußenthum fördere, den Westphälischen Vereinen vollkommenes Stimmrecht zustehe. Als Gegenstand der Kongreßverhandlungen wurde die Organisation des Kreisverbandes und die auf das äußere Bestehen bezughabenden formellen Maßregeln erklärt, die materiellen Maßnahmen einem späteren Kongresse vorbehalten, für die Berichterstattung der einzelnen Vereine eine öffentliche Sitzung auf den Nachmittag angesetzt. Als besondere Vorlagen wurden vom Kreisausschusse die Fragen überreicht: 1. Wege und Mittel zu finden, um die einzelnen Vereine mit einander und dem Vororte in Verbindung zu setzen und wie die Bildung von Vereinen befördert werden könne. 2. Wie die Vereine nach außen zu wirken haben. 3. Wie und in welchem Maße die Geldmittel zu beschaffen seien. Der Kongreß empfahl hierauf einstimmig den ununterbrochenen Briefwechsel als das nächste Mittel des gegenseitigen Verkehrs so wie die Veröffentlichungen durch die demokratischen Blätter, und machte jedem Ortsverein die monatliche Einsendung von Berichten an den Kreisausschuß und Letzterem die Zusammenstellung und auszugsweisen Mittheilung der Berichte an die einzelnen Vereine zur Pflicht. Für die Wirksamkeit nach Außen wurde zunächst die Presse empfohlen und darauf aufmerksam gemacht wie dringend nothwendig es sei demokratische Blätter nach Kräften zu unterstützen, die reaktionären aber überall zu verdrängen. Mündliche Propaganda wurde ferner als wirksames Mittel, namentlich für das Landvolk empfohlen. In Betreff der näheren Ausführung wurde auf die Nützlichkeit von Emissären, besonders aber von den auf dem Lande zu haltenden Volksversammlungen aufmerksam gemacht, es wurde namentlich hervorgehoben, wie das Land der Demokratie näher stehe, als die Städte, in denen, die Reaktion hauptsächlich ihren Sitz und ihre Stärke habe, wie der Bauerstand unter dem fortwährenden Drucke der Steuern und Feudallasten und der Beamtenvormundschaft wesentlich radikal geworden und der Demokratie, wenn er sähe, daß diese für ihn in die Schranken träte, ganz zufallen werde Adressen und Proteste gegen Regierungsübergriffe im ausgedehntesten Maße wurden als nützlich anerkannt und in Betreff derselben beschlossen, daß die Adressen und Proteste der einzelnen Vereine wegen allgemeinen Maßregeln oder Zustände dem Vororte mitzutheilen und von diesem nach Befinden der einzelnen Vereinen zur Verbreitung und Unterschriftsammlung zu übersenden seien und daß wenn der Kreisausschuß oder ein einzelner Verein die Beförderung einer derartigen Manifestation ablehne, dies nur unter Angabe der Gründe geschehen dürfe. In Betreff der Geldmittel, mit denen der Kreisausschuß zu versehen sei, [Spaltenumbruch]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 16 Paris, 9.Septbr. Mit unendlicher Wuth heult bereits ein Theil der legitimistischen Presse der Provinzen gegen Cavaignac. Der dem General keineswegs geneigte, demokratische „ National de l' Ouest“ in Nantes sagt:„ Das Gebelfer der henry-orleanistischen Schooß- und Schweißhunde gegen den Mann, dem sie den Hals verdanken, (er wäre bei Gott! ihnen von den fliegenden Junimännern amputirt worden) ist bezeichnend; die lieben Herren glauben sich schon geborgen, seit sie die legitimistischen Stadtrathswahlen in zwei Drittel von Frankreich durchgesetzt. Sie werden aber nochmals sich kompromittiren, und diesmal waschen wir schon jetzt unsere Hände in Unschuld, wir ahnden ein namenloses, ein unerhörtes Volksgericht über die bestreßten und pomadirten Volksverhöhner und Volksbetrüger, ein Gottesgericht vor Ablauf des Jahrzehends, gegen das 1793 ein Puppenspiel. Wir ahnden eine allgemeine Hatzjagd (un laisser-courre) derjenigen, die bis anher das Wildpret gewesen, auf die bisherigen Herren Jäger. Die unverschämte Bande, die 1792 vor den Mistgabeln ihrer Bauern floh und die flammenden-Familienschlösser im Stiche ließ, sich in Koblenz einnistete und den französischen Namen in dem damals noch so befangenen Deutschland durch Lüderlichkeit und Verrücktheit vollends zum Abscheu machte, diese legitimistische Brut, die die Guillotine vergessen haben, hat einen Bund mit den zahllosen Sprößlingen des greisen Schuftes Louis Philipp geschlossen; man hofft, nein, man schwört Stein und Bein bereits auf recht baldige Restaurirung; man will wieder einmal, wie 1816 zu Toulouse und an der Rhone, Kegel schieben mit abgehackten Republikanerköpfen und nach abgehauenen Händen Scheibenschießen treiben, wieder baarfuß Kirchenbuße thun, und Kindesmörderinnen und Kirchendiebe hinrichten, wieder die Herren im schwarzen langen Rock anbeten u. s. w. “ Das Landvolk in den Pyrenäen ist ganz gut organisirt, und setzte gegen 6000 Linien-und Nationalgardesoldaten durch, daß die neun Sous Uebersteuer nicht erhoben wurde; 7000 Bäuerinnen sogar marschirten zur Schlacht, wohl bewaffnet, und es waren legitimistische Chefs kenntlich. Die„Democratie pacifique“ ruft: „Ihr wollt also den Staatshaushalt stets durch neue Steuern führen? Narren, was wollt Ihr machen, wenn einst Frankreich Euch zuruft, wir zahlen keinen Liard mehr! Ihr thätet besser, statt durch Uebersteuern den Bauer zum Rebell zu machen, die Reichen zu belasten, nicht mit albernen Luxusabgaben, worüber sie nur lachen und wofür sie sich rächen, indem sie gar nicht mehr Luxusarbeit bestellen; sondern zwingt sie, indem Ihr z. B. die Eisenbahnen ihnen unter den Beinen wegzieht, oder die Versicherungsanstalten, die Roulage, die Courtage, die Agiotage; ihnen das geschäftige, einträgliche Vermitteln zwischen Produzent und Konsument verbittert und endlich ganz ihnen abgewöhnt, sei's auf gemüthliche, sei's auf energische Weise; durch die Agrikulturagentschaften, die Landschulen, deren Ihr seit Flocon's Ministerium 400 habt, könntet Ihr dem Bauer so viel helfen, als den Blutigeln des Bauers schaden. Die Thorheit der Absolutisten ist, dem Bauer goldene Berge zu verheißen, und nachher ihm nicht einmal satt essen zu geben; wir haben das Flugblatt in Händen mit der Liste der henry-philippistischen Minister: Genoude, Minister des Innern; Berryer, des Aeußern; Odilon-Barrot, Justiz u. s. w. Fluch den Dummköpfen, die da mit ködern wollen. Wir sagen noch heute, der 24. Februar kam einige Jahre zu früh, aber wer jetzt die Republik attakirte, den würden wir persönlich bekämpfen.“ Selbst in Mans, einer größeren Stadt, ist am Freiheitsbaum ein Zettel zu lesen mit den gröbsten Schmähungen auf die Republik und Lobessprüchen auf „den guten Henri, der Frankreich's Wunden heilen wird. “ Cavaignac hat erklärt, er werde sein Leben preisgeben, aber nie mit dem Royalismus unterhandeln. Worauf die „Liberte“ von Lyon sagt: „Er weiß nicht, was er spricht; er hat 16 Jahre nichts thun können als Löwen und Beduinen jagen; dabei lernt man weder Sozialismus noch sogar Kriegskunst. Kommt es zum Kampfe, so möge er nur nicht aus Ruhmsucht das Oberkommando nehmen; er steht nicht mehr den Kabylen gegenüber. Uebrigens, wenn man jahrelang immer Tacitus und Plutarch im Feldlager gelesen hat, so ist man zwar wohl ein guter Republikaner, aber ein stehengebliebener, kurz gerade einer wie die edeln Kameraden Senard und Marrast ihn brauchen. Senard ist nebenher Spion des kleinen Thiers, der vermuthlich nebst Odilon Barrot die Sendung hat, die französische Bourgeoisklasse zum Höhepunkt und Fallpunkt zu bringen, und zwar in Jahresfrist, wonach denn ein Riesengrab das ganze Gelichter verschlingt, Todte nebst Todtengräbern, und das neue Geschlecht, das Proletariat, tritt auf die Bühne. Uns scheint Barrot der greise Tartüff, Thiers der dreiste Sünder, Hauranne der feierliche Falschmünzer, und Dupin der kühne Gelehrte berufen zu sein die Bourgeoisie zu Grabe zu geleiten. Wir wollen die Glocke ziehen.“ Dieses Blatt bemerkt zugleich, in Lyon seien 381 Jesuiten flüchtig angelangt, und bereits korrespondirten sie auf's Eifrigste nach Oestreich, Urschweiz, Belgien, Rom; es verlangt sofortiges Austreiben dieser „unheiligen“ Väter, die offenbar bald den zweiten Sonderbundskrieg in der Schweiz anfachen werden, wie wir nach positiven Anzeigen wissen. Möge die Republik des Herrn Senard und Bastide nicht dümmer, nicht jesuitenfreundlicher sein als die absoluten Könige des letzten Jahrhunderts; doch wir fürchten… “ ‒ Die deutschen Demokraten werden von den Pariser und Provinzialblättern oft rühmend anerkannt; der „National de l'Ouest“ brachte eine umständliche Schilderung des Frankfurter Parlaments vom demokratischen Standpunkt aus; die Herren Lychnowski, Soiron, Höfken, Senff und Konsorten werden gebührlich geschlagen, dagegen die Linke belobt und ermuthigt; Benedey (M. Jakobus Benedey genannt) wird als „sehr sanft und matt “ geschildert, und„warum der König ihn so lange verbannt gehalten, ist ein Räthsel; Herr Jakobus Benedey ist ein stets ungefährlicher Mensch gewesen.“ Auch über Oestreich sind mehrere Artikel der„Neuen Rhein. Ztg.“ in die Departementspresse gegangen. Die Ansichten über die dänischen Verhältnisse aufzuklären, ist aber bisher mißlungen; die Dänen hatten zu gut vorgearbeitet. ‒ Die Misere ist so groß, daß die zwölf Maires von Paris im Hotel de Ville delibrirten und als„vorläufig einziges Heilmittel die sofortige Uebersiedelung nach Algier“ bei der Kammer beantragen. Der Prozeß der Maigefangenen wird, um Aufregung in Paris zu meiden, wie der Babens'sche im vorigen Jahrhundert, in Bendome oder Beauvais statt finden; zugleich umgibt die Herrscherklasse Paris mit einem vierfachen Ringe von Garnisonen und Feldlagern bis auf 80 Lieues; was nicht verhindert, daß nicht wieder so eben hart an seiner Ringmauer in den Batignolles eine Feldstation von 8960 Infanteristen formirt wird; macht fünf im Ganzen. Paris, 10.Sept.
Der Sturz des deutschen Reichsministeriums und die Gährung in Berlin, von wo die Exekutivgewalt wichtige Depeschen erwartet, erregen hier das größte Aufsehen. Leider sieht man in den deutschen Angelegenheiten nicht klar; sie [Spaltenumbruch] sind für unsere Journalschreiber ein Labyrinth, aus dem sich Wenige herausfinden. ‒ General Lamvrieiere, Kriegsminister, hat dem betreffenden Ausschuß der Nationalversammlung versprochen, seinen berüchtigten Kolonisationsplan für die bewußten 10,000 Arbeiter sowohl als für die Juniräuber morgen, Montag, vorzulegen. ‒ In einigen Pyrenäen-Departements, namentlich im Thale von Arros waren wegen der 45 Centimensteuer heftige Unruhen ausgebrochen. Indessen zeigt der Moniteur heute das Ende derselben amtlich an. Großbritannien. * London, 10. Sept. Der Economist gibt einen Auszug aus den kürzlich veröffentlichten Exportlisten des britischen Handels, woraus hervorgeht, daß sich die Ausfuhr von Manufakturwaaren, nach fast allen Theilen der Welt, von 1845 bis 1847 sehr verringert hat. Eine Ausnahme machen Neu-Süd-Wales und die Australischen Kolonieen, namentlich aber die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, welche statt für 6,830,460 L. in 1846: für 10,974,161 L. in 1847 an englischen Manufakturwaaren einführten. Die großen nach England gemachten Kornsendungen stehen natürlich mit dieser steigenden Einfuhr von Manufakturwaaren in genauem Zusammenhange. 27 London, 9. Sept.
Der Schluß der diesjährigen Session veranlaßt F. O'Connor zu einem leitenden Artikel im „Northern-Star“, dessen wesentlichste Stellen folgende sind: Das Parlament ist geschlossen und seine Handlungen werden ein dauerndes Brandmal sein für die, welche ihnen ihre Sanktion verliehen. Ich darf behaupten, daß niemals ein Parlament, so lange es ein solches gegeben, den Interessen der arbeitenden Klasse wüthender und feindlicher entgegengetreten, als das gegenwärtige. Die blutdürstigen Gesetze, die fast einstimmig angenommen worden, liefern den Beweis, wie weit die Mittelklassen zu gehen bereit sind, um jede Bewegung zu unterdrücken, die Verminderung ihrer Profite zum Ziel hat. Sobald es sich zeigte, daß die französische Republik alle Hoffnungen derer, welche sie begründet hatten, vernichtete: da beschloß die englische Regierung aus Furcht, der Geist in den Kontinentalstaaten könnte das englische Volk anstecken, Gesetz und Verfassung hintansetzen und mit dem Schwert zu regieren. Zu diesem Zweck wurde der Generalstab der Müssiggänger vermehrt, während die Hülfsquellen des Volkes zu ihrer Fütterung sich verminderten. Vom ersten Minister der Krone bis herab zum gemeinsten Polizeispion (detective) sind alle Klassen zu einer großen Verschwörung gegen den Armen organisirt. Dagegen wird jeder Versuch des Volkes, sein Auskommen durch Arbeit zu gewinnen, als Hochverrath und Aufruhr bezeichnet und bestraft. Nichts war natürlicher, als daß die Veränderung in Frankreich, die der arbeitenden Klasse so viele Vortheile verhieß, die englischen Arbeiter mit ähnlichen Hoffnungen in Betreff ähnlicher Veränderungen erfüllte. So lange die Verwirklichung dieser Hoffnungen des französischen Volks zweifelhaft blieb, duldete die englische Regierung eine der stärksten politischen Agitationen, die in unserm Lande vorgekommen. Doch als in Frankreich die Herrschaft der Mittelklasse aufs Neue mittelst des Schwerts errichtet, als die Hoffnung auf Besserstellung des Volks verschwunden war: da suchte unsere Regierung, durch die Vorgänge in Frankreich ermuthigt, Rache zu nehmen an denjenigen, deren Enthusiasmus bis dahin geduldet worden. So aufregend auch die Sprache vieler Deputirten bei der Nationalkonvention, so stark und bedrohlich die Reden in einer Menge von Londoner Meetings lauteten: so wurde doch kein einziges gerichtliches Verfahren gegen jene Redner eingeleitet, bis die Mittelklasse in Frankreich abermals die Oberhand gewonnen. In derselben Weise, wie das französische Volk behandelt worden, wurde jetzt auch am englischen Rache genommen. Die Regierung ergriff die tyrannischsten Maßregeln und wurde von der Mittelklasse des Unterhauses aufs wärmste unterstützt. Nachdem die Parlamentssession vorüber, will die Mittelklasse, unter Leitung der Herren Cobden, Hume und Konsorten, abermals das Gaukelspiel einer Reformbewegung erneuern. Feargus O'Connor weist aus der Geschichte des Chartismus nach, daß letzterer sich von den Männern der Scheinreform weder 1839, nach 1841, 42 und 45 hat irre führen lassen und daß er eben so wenig im Jahre 1848 von seinem Wege abzubringen sein wird. ‒ In einem zweiten Artikel überschrieben:„ Arbeit, die Quelle allen Reichthums“ wird gezeigt, daß die Arbeitsfrage, weil völlig unbegriffen, Könige entthront und für Kapitalisten wie Regierungen zum schreckenerregenden Gespenst wird. In Folge des Uebergewichts, das die Maschinen und durch letztere die Mittelklasse erlangt hat, beschäftigt sich das Parlament alltäglich mit Beschützung des Eigenthums, der Rechte und Vorrechte der Geldklasse, während Hume und Cobden und die Anhänger der Manchester-Schule dem Parlament aufs heftigste das Recht bestreiten, sich in die Arbeitsfrage zu mischen. Dem Parlament wird zugerufen: „Rüstet uns mit der nöthigen Macht aus, die Mißvergnügten niederzuhalten, das Elend der Armen zu unserm Profit auszubeuten. Dafür wollen wir Euch Geldmittel bewilligen, um Eure Polizeimacht auf den Beinen zu halten, Eure Spione zu bezahlen, die Truppen hin und her marschiren zu lassen, Feldlager zu errichten, Flotten zu bemannen, Eure Opfer aus allen Winkeln hervorzuhetzen und Eure Hochverräther zu deportiren. Nur laßt Euch nicht einfallen, durch Einmischung in die Arbeiterfrage an unsern Geldbeutel zu rühren, sonst stürzen wir Euch vom Sitz der Gewalt und heben Eure Feinde über die Trümmer Eurer Macht empor.“ Dänemark. Kopenhagen, 2.Sept. [Spaltenumbruch]
Statt daß hier bisher nur eine Partei hervortrat, deren Feldgeschrei war:„Dänemark bis zur Eider“, hat sich neuerdings auch eine zweite Partei geltend gemacht, die wir als die rein demokratische bezeichnen möchten. Von ihr geht das Programm für die bevorstehenden Wahlen zur dänischen Reichsversammlung aus, und halten wir dafür, daß diese Partei gar bald an die Spitze der Verwaltung des Staats treten werde, zumal wenn es ihr gelingen sollte, tüchtige Leiter zu gewinnen, woran es ihr bisher noch zu gebrechen scheint. Nebenbei ist übrigens auch die zwar nicht offen hervortretende Partei der Aristokratie, die nicht gern Alles verlieren möchte, mit der alten Bureaukratie, namentlich der höheren, verbunden, ganz in der Stille nicht unthätig, und wirkt gleichfalls nach Kräften unbemerkt auf den Sturz des Ministeriums hin, das schon ohnehin nicht mehr sich sattelfest fühlt, da es einsieht, sein Programm nicht innehalten zu können. Der Sturz desselben kann indeß, wenigstens auf die Dauer, nur der reinen Demokratie zum Siege verhelfen. Wenn dies aber auch nicht der Fall sein sollte, so würden wir den Sturz des Ministeriums doch immer nur mit Freuden begrüßen, da eine größere Despotie, verbunden mit Espionage, Denunciation und Kalumnie, wie sie das jetzige Ministerium ausübt, überall kaum denkbar ist, und selbst die Rückkehr unter die frühere absolute Alleinherrschaft der Fortdauer des jetzigen Zustandes vorzuziehen sein möchte. Dies fühlt auch das dänische Volk in immer größeren Kreisen, wenn auch zur Zeit nur noch dunkel. Aber vielleicht werden schon die nächsten Wochen Licht in dies Dunkel bringen, und dann wehe Denen, die das Volk in die jetzige Kalamität hineingeführt haben. (Börf.-H.)Schweiz. * Bern, 5. Sept.
Nach dem gestern erfolgten Wiederzusammentritt der Tagsatzung wurde der vorörtliche Bericht über die Geschäftsführung verlesen. Darin kamen auch die italienischen Angelegenheiten zur Sprache. Es ging aus den Mittheilungen namentlich hervor, daß Karl Albert verlangt habe, und übereingekommen sei mit Oestreich direkt und ohne Vermittelung zu unterhandeln, und die Stadt Verona als Vereinigungspunkt der Bevollmächtigten ausgewählt sei, wozu Oestreich den Militärgouverneur von Mailand, Fürsten v. Schwarzenberg, ernannt habe, der auf dem Punkte seiner Abreise stehe. (Ist abgereist.) Nachtrag. * Köln, 12. Sept. 1 Uhr Mittags. In Folge der gestrigen Exzesse hat sich das Volk heute Mittag immer stürmischer um das Rathhaus geschaart. Reden wurden gehalten, eine Deputation, von zahlreichen Schaaren begleitet, begab sich zu dem Regierungspräsidenten und Bürger-Kommandanten Wittgenstein um denselben aufs Rathhaus zu holen. Hr. Wittgenstein erschien, und das Volk drang in den Rathhaussaal. Ein Redner verlangte hier die sofortigeEntfernung des 27. Regiments. Hr. Wittgenstein suchte die Aufregung zu beschwichtigen, und erklärte, die sofortige Entfernung sei nicht möglich; er selbst sei erst vor 2 Stunden hier angekommen, habe sich sofort zu dem General Kaiser begeben und von diesem die Zusicherung erhalten, daß das Regiment sogleich in die Forts gezogen werden solle. Das Volk antwortete dieser Nachricht mit dem Geschrei:„Nicht in die Forts! Auf die Haide mit dem Regiment!“ Einzelne Redner riefen dem Hrn. Wittgenstein zu, daß er in seiner doppelten Stellung als Regierungspräsident und Bürgerkommandant sich zweideutig zeige, und kein Vertrauen von den Bürgern verdiene. Das Volk gab seinen Beifall mit dem stürmischen Ruf:„Abdanken! Abdanken! “ zu erkennen. Hr. Wachter und Advokat Schneider II verlangten zur Beruhigung des Volkes, daß sofort Generalmarsch geschlagen werde, und die Bürgerwehr unter die Waffen trete. Als Hr. Wittgenstein die immer steigende Aufregung sah, holte er den General Kaiser herbei und erklärte in dessen Gegenwart: „General Kaiser sehe ein, daß die preußische Soldateska grobe Excesse begangen habe; er wolle durch den Telegraphen sogleich in Koblenz anfragen, welche Richtung das Regiment nehmen solle; in 2 Stunden könne die Antwort eintreffen, bis dahin aber mögen die Bürger sich beruhigen! “ Die Menge antwortete mit dem einstimmigen Ruf: „Keine Minute! Hinaus auf die Haide mit den Soldaten!“ Zuletzt erklärte sich Hr. Wittgenstein damit einverstanden, daß bis zum Eintreffen der Antwort aus Coblenz, die Bürgerwehr unter die Waffen treten solle. So eben schlägt man in allen Straßen Generalmarsch. Die Bürgerwehr tritt unter die Waffen. Der Rheinische Demokratenkongreß zu Köln. In Ausführung der Beschlüsse des Frankfurter Demokratenkongreßes vom 14-17. Juni und in Folge Aufrufs des Rheinischen Kreißausschusses vom 4. August fand am 13. und 14. August der erste Rheinische Demokratenkongreß statt. Es haben an demselben Theil genommen: 1. Der demokratische Verein in Köln. 2. Der Arbeiter-Verein in Köln. 3. Der Verein der Arbeiter und Arbeitgeber in Köln. 4. Der politische Klub in Solingen. 5. Der Volksklub in Düsseldorf. 6. Der Verein für demokratische Monarchie in Düsseldorf. 7. Der Arbeiter-Verein in Krefeld. 8. Der Volksverein in Kettwig. 9. Der demokr. Verein in Trier. 10. Der Volksverein in Dortmund. 11. Der Arbeiterverein in Hamm. 12. Der demokr. Verein in Rochem. 13. Der Arbeiterverein in Mülheim am Rhein. 14. Der demokr.Verein in Mülheim an der Ruhr. 15. Der demokr. Verein in Bonn. 16. Der politische Klub in Barmen. 17. Der Rheinisch-Westphalische Verein in Berlin, welche im Ganzen durch 40 Abgeordnete vertreten werden. An den Berathungen haben außerdem mehrere andere Demokraten Theil genommen, die nicht Kraft besonderen Auftrages erschienen waren. In der ersten Sitzung, am 13. August Vormittags 10-1Uhr, im kleinern Saale bei Stollwerk, wurden zunächst gewählt zum Vorsitzenden, der Präsident des demokr. Vereins in Köln, Adv. Schneider II, zum Stellvertreter den Präsidenten des Bonner demokr. Vereins Professer Kinkel, zu Schriftfuhrern Adv. Schily aus Trier und Lehrer Imandt aus Krefeld. Sodann wurde die Frage wegen des Stimmrechts dahin erledigt, daß nur Abgeordnete stimmen können, daß aber nicht nach Vereinen sondern nach Köpfen gestimmt werden solle und zwar, weil nicht von dem Interesse der einzelnen Vereine sondern von dem Gesammtinteresse der Demokraten die Rede sein konne. Auf die fernere Frage ob die westphälischen Deputirten zugelassen werden sollen, wurde beschlossen, daß da in Frankfurt Rheinland und Westphalen zu Einem Kreise verbunden, der Centralausschuß in Berlin als wesentlich vollziehende Behörde, Westphalen nicht wider den Willen der dortigen Vereine abtrennen könne, daß eine Wechselwirkung bei den Provinzen aufeinander wichtig und besonders auf die Entwicklung der Demokratie in Westphalen von Einfluß sei, eine Trennung Preußens nach seinen einzelnen Provinzen nur das specifische Preußenthum fördere, den Westphälischen Vereinen vollkommenes Stimmrecht zustehe. Als Gegenstand der Kongreßverhandlungen wurde die Organisation des Kreisverbandes und die auf das äußere Bestehen bezughabenden formellen Maßregeln erklärt, die materiellen Maßnahmen einem späteren Kongresse vorbehalten, für die Berichterstattung der einzelnen Vereine eine öffentliche Sitzung auf den Nachmittag angesetzt. Als besondere Vorlagen wurden vom Kreisausschusse die Fragen überreicht: 1. Wege und Mittel zu finden, um die einzelnen Vereine mit einander und dem Vororte in Verbindung zu setzen und wie die Bildung von Vereinen befördert werden könne. 2. Wie die Vereine nach außen zu wirken haben. 3. Wie und in welchem Maße die Geldmittel zu beschaffen seien. Der Kongreß empfahl hierauf einstimmig den ununterbrochenen Briefwechsel als das nächste Mittel des gegenseitigen Verkehrs so wie die Veröffentlichungen durch die demokratischen Blätter, und machte jedem Ortsverein die monatliche Einsendung von Berichten an den Kreisausschuß und Letzterem die Zusammenstellung und auszugsweisen Mittheilung der Berichte an die einzelnen Vereine zur Pflicht. Für die Wirksamkeit nach Außen wurde zunächst die Presse empfohlen und darauf aufmerksam gemacht wie dringend nothwendig es sei demokratische Blätter nach Kräften zu unterstützen, die reaktionären aber überall zu verdrängen. Mündliche Propaganda wurde ferner als wirksames Mittel, namentlich für das Landvolk empfohlen. In Betreff der näheren Ausführung wurde auf die Nützlichkeit von Emissären, besonders aber von den auf dem Lande zu haltenden Volksversammlungen aufmerksam gemacht, es wurde namentlich hervorgehoben, wie das Land der Demokratie näher stehe, als die Städte, in denen, die Reaktion hauptsächlich ihren Sitz und ihre Stärke habe, wie der Bauerstand unter dem fortwährenden Drucke der Steuern und Feudallasten und der Beamtenvormundschaft wesentlich radikal geworden und der Demokratie, wenn er sähe, daß diese für ihn in die Schranken träte, ganz zufallen werde Adressen und Proteste gegen Regierungsübergriffe im ausgedehntesten Maße wurden als nützlich anerkannt und in Betreff derselben beschlossen, daß die Adressen und Proteste der einzelnen Vereine wegen allgemeinen Maßregeln oder Zustände dem Vororte mitzutheilen und von diesem nach Befinden der einzelnen Vereinen zur Verbreitung und Unterschriftsammlung zu übersenden seien und daß wenn der Kreisausschuß oder ein einzelner Verein die Beförderung einer derartigen Manifestation ablehne, dies nur unter Angabe der Gründe geschehen dürfe. In Betreff der Geldmittel, mit denen der Kreisausschuß zu versehen sei, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0003" n="0507"/> <cb n="1"/> <div xml:id="ar101_016_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 701.</bibl> </note> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar101_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>16</author></bibl> Paris, 9.Septbr.</head> <p>Mit unendlicher Wuth heult bereits ein Theil der legitimistischen Presse der Provinzen gegen Cavaignac. Der dem General keineswegs geneigte, demokratische „ National de l' Ouest“ in Nantes sagt:„ Das Gebelfer der henry-orleanistischen Schooß- und Schweißhunde gegen den Mann, dem sie den Hals verdanken, (er wäre bei Gott! ihnen von den fliegenden Junimännern amputirt worden) ist bezeichnend; die lieben Herren glauben sich schon geborgen, seit sie die legitimistischen Stadtrathswahlen in zwei Drittel von Frankreich durchgesetzt. Sie werden aber nochmals sich kompromittiren, und diesmal waschen wir schon jetzt unsere Hände in Unschuld, wir ahnden ein namenloses, ein unerhörtes Volksgericht über die bestreßten und pomadirten Volksverhöhner und Volksbetrüger, ein Gottesgericht vor Ablauf des Jahrzehends, gegen das 1793 ein Puppenspiel. Wir ahnden eine allgemeine Hatzjagd (un laisser-courre) derjenigen, die bis anher das Wildpret gewesen, auf die bisherigen Herren Jäger. Die unverschämte Bande, die 1792 vor den Mistgabeln ihrer Bauern floh und die flammenden-Familienschlösser im Stiche ließ, sich in Koblenz einnistete und den französischen Namen in dem damals noch so befangenen Deutschland durch Lüderlichkeit und Verrücktheit vollends zum Abscheu machte, diese legitimistische Brut, die die Guillotine vergessen haben, hat einen Bund mit den zahllosen Sprößlingen des greisen Schuftes Louis Philipp geschlossen; man hofft, nein, man schwört Stein und Bein bereits auf recht baldige Restaurirung; man will wieder einmal, wie 1816 zu Toulouse und an der Rhone, Kegel schieben mit abgehackten Republikanerköpfen und nach abgehauenen Händen Scheibenschießen treiben, wieder baarfuß Kirchenbuße thun, und Kindesmörderinnen und Kirchendiebe hinrichten, wieder die Herren im schwarzen langen Rock anbeten u. s. w. “ Das Landvolk in den Pyrenäen ist ganz gut organisirt, und setzte gegen 6000 Linien-und Nationalgardesoldaten durch, daß die neun Sous Uebersteuer nicht erhoben wurde; 7000 Bäuerinnen sogar marschirten zur Schlacht, wohl bewaffnet, und es waren legitimistische Chefs kenntlich. Die„Democratie pacifique“ ruft: „Ihr wollt also den Staatshaushalt stets durch neue Steuern führen? Narren, was wollt Ihr machen, wenn einst Frankreich Euch zuruft, wir zahlen keinen Liard mehr! Ihr thätet besser, statt durch Uebersteuern den Bauer zum Rebell zu machen, die Reichen zu belasten, nicht mit albernen Luxusabgaben, worüber sie nur lachen und wofür sie sich rächen, indem sie gar nicht mehr Luxusarbeit bestellen; sondern zwingt sie, indem Ihr z. B. die Eisenbahnen ihnen unter den Beinen wegzieht, oder die Versicherungsanstalten, die Roulage, die Courtage, die Agiotage; ihnen das geschäftige, einträgliche Vermitteln zwischen Produzent und Konsument verbittert und endlich ganz ihnen abgewöhnt, sei's auf gemüthliche, sei's auf energische Weise; durch die Agrikulturagentschaften, die Landschulen, deren Ihr seit Flocon's Ministerium 400 habt, könntet Ihr dem Bauer so viel helfen, als den Blutigeln des Bauers schaden. Die Thorheit der Absolutisten ist, dem Bauer goldene Berge zu verheißen, und nachher ihm nicht einmal satt essen zu geben; wir haben das Flugblatt in Händen mit der Liste der henry-philippistischen Minister: Genoude, Minister des Innern; Berryer, des Aeußern; Odilon-Barrot, Justiz u. s. w. Fluch den Dummköpfen, die da mit ködern wollen. Wir sagen noch heute, der 24. Februar kam einige Jahre zu früh, aber wer jetzt die Republik attakirte, den würden wir persönlich bekämpfen.“ </p> <p>Selbst in Mans, einer größeren Stadt, ist am Freiheitsbaum ein Zettel zu lesen mit den gröbsten Schmähungen auf die Republik und Lobessprüchen auf „den guten Henri, der Frankreich's Wunden heilen wird. “ Cavaignac hat erklärt, er werde sein Leben preisgeben, aber nie mit dem Royalismus unterhandeln. Worauf die „Liberte“ von Lyon sagt: „Er weiß nicht, was er spricht; er hat 16 Jahre nichts thun können als Löwen und Beduinen jagen; dabei lernt man weder Sozialismus noch sogar Kriegskunst. Kommt es zum Kampfe, so möge er nur nicht aus Ruhmsucht das Oberkommando nehmen; er steht nicht mehr den Kabylen gegenüber. Uebrigens, wenn man jahrelang immer Tacitus und Plutarch im Feldlager gelesen hat, so ist man zwar wohl ein guter Republikaner, aber ein stehengebliebener, kurz gerade einer wie die edeln Kameraden Senard und Marrast ihn brauchen. Senard ist nebenher Spion des kleinen Thiers, der vermuthlich nebst Odilon Barrot die Sendung hat, die französische Bourgeoisklasse zum Höhepunkt und Fallpunkt zu bringen, und zwar in Jahresfrist, wonach denn ein Riesengrab das ganze Gelichter verschlingt, Todte nebst Todtengräbern, und das neue Geschlecht, das Proletariat, tritt auf die Bühne. Uns scheint Barrot der greise Tartüff, Thiers der dreiste Sünder, Hauranne der feierliche Falschmünzer, und Dupin der kühne Gelehrte berufen zu sein die Bourgeoisie zu Grabe zu geleiten. Wir wollen die Glocke ziehen.“ Dieses Blatt bemerkt zugleich, in Lyon seien 381 Jesuiten flüchtig angelangt, und bereits korrespondirten sie auf's Eifrigste nach Oestreich, Urschweiz, Belgien, Rom; es verlangt sofortiges Austreiben dieser „unheiligen“ Väter, die offenbar bald den zweiten Sonderbundskrieg in der Schweiz anfachen werden, wie wir nach positiven Anzeigen wissen. Möge die Republik des Herrn Senard und Bastide nicht dümmer, nicht jesuitenfreundlicher sein als die absoluten Könige des letzten Jahrhunderts; doch wir fürchten… “ ‒ Die deutschen Demokraten werden von den Pariser und Provinzialblättern oft rühmend anerkannt; der „National de l'Ouest“ brachte eine umständliche Schilderung des Frankfurter Parlaments vom demokratischen Standpunkt aus; die Herren Lychnowski, Soiron, Höfken, Senff und Konsorten werden gebührlich geschlagen, dagegen die Linke belobt und ermuthigt; Benedey (M. Jakobus Benedey genannt) wird als „sehr sanft und matt “ geschildert, und„warum der König ihn so lange verbannt gehalten, ist ein Räthsel; Herr Jakobus Benedey ist ein stets ungefährlicher Mensch gewesen.“ Auch über Oestreich sind mehrere Artikel der„Neuen Rhein. Ztg.“ in die Departementspresse gegangen.</p> <p>Die Ansichten über die dänischen Verhältnisse aufzuklären, ist aber bisher mißlungen; die Dänen hatten zu gut vorgearbeitet. ‒ Die Misere ist so groß, daß die zwölf Maires von Paris im Hotel de Ville delibrirten und als„vorläufig einziges Heilmittel die sofortige Uebersiedelung nach Algier“ bei der Kammer beantragen. Der Prozeß der Maigefangenen wird, um Aufregung in Paris zu meiden, wie der Babens'sche im vorigen Jahrhundert, in Bendome oder Beauvais statt finden; zugleich umgibt die Herrscherklasse Paris mit einem vierfachen Ringe von Garnisonen und Feldlagern bis auf 80 Lieues; was nicht verhindert, daß nicht wieder so eben hart an seiner Ringmauer in den Batignolles eine Feldstation von 8960 Infanteristen formirt wird; macht fünf im Ganzen.</p> </div> <div xml:id="ar101_018" type="jArticle"> <head>Paris, 10.Sept.</head> <p>Der Sturz des deutschen Reichsministeriums und die Gährung in Berlin, von wo die Exekutivgewalt wichtige Depeschen erwartet, erregen hier das größte Aufsehen. Leider sieht man in den deutschen Angelegenheiten nicht klar; sie <cb n="2"/> sind für unsere Journalschreiber ein Labyrinth, aus dem sich Wenige herausfinden.</p> <p>‒ General Lamvrieiere, Kriegsminister, hat dem betreffenden Ausschuß der Nationalversammlung versprochen, seinen berüchtigten Kolonisationsplan für die bewußten 10,000 Arbeiter sowohl als für die Juniräuber morgen, Montag, vorzulegen.</p> <p>‒ In einigen Pyrenäen-Departements, namentlich im Thale von Arros waren wegen der 45 Centimensteuer heftige Unruhen ausgebrochen. Indessen zeigt der Moniteur heute das Ende derselben amtlich an.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar101_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 10. Sept.</head> <p>Der Economist gibt einen Auszug aus den kürzlich veröffentlichten Exportlisten des britischen Handels, woraus hervorgeht, daß sich die Ausfuhr von Manufakturwaaren, nach fast allen Theilen der Welt, von 1845 bis 1847 sehr verringert hat. Eine Ausnahme machen Neu-Süd-Wales und die Australischen Kolonieen, namentlich aber die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, welche statt für 6,830,460 L. in 1846: für 10,974,161 L. in 1847 an englischen Manufakturwaaren einführten. Die großen nach England gemachten Kornsendungen stehen natürlich mit dieser steigenden Einfuhr von Manufakturwaaren in genauem Zusammenhange.</p> </div> <div xml:id="ar101_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>27</author></bibl> London, 9. Sept.</head> <p>Der Schluß der diesjährigen Session veranlaßt F. O'Connor zu einem leitenden Artikel im „Northern-Star“, dessen wesentlichste Stellen folgende sind: Das Parlament ist geschlossen und seine Handlungen werden ein dauerndes Brandmal sein für die, welche ihnen ihre Sanktion verliehen. Ich darf behaupten, daß niemals ein Parlament, so lange es ein solches gegeben, den Interessen der arbeitenden Klasse wüthender und feindlicher entgegengetreten, als das gegenwärtige. Die blutdürstigen Gesetze, die fast einstimmig angenommen worden, liefern den Beweis, wie weit die Mittelklassen zu gehen bereit sind, um jede Bewegung zu unterdrücken, die Verminderung ihrer Profite zum Ziel hat. Sobald es sich zeigte, daß die französische Republik alle Hoffnungen derer, welche sie begründet hatten, vernichtete: da beschloß die englische Regierung aus Furcht, der Geist in den Kontinentalstaaten könnte das englische Volk anstecken, Gesetz und Verfassung hintansetzen und mit dem Schwert zu regieren. Zu diesem Zweck wurde der Generalstab der Müssiggänger vermehrt, während die Hülfsquellen des Volkes zu ihrer Fütterung sich verminderten. Vom ersten Minister der Krone bis herab zum gemeinsten Polizeispion (detective) sind alle Klassen zu einer großen Verschwörung gegen den Armen organisirt. Dagegen wird jeder Versuch des Volkes, sein Auskommen durch Arbeit zu gewinnen, als Hochverrath und Aufruhr bezeichnet und bestraft. Nichts war natürlicher, als daß die Veränderung in Frankreich, die der arbeitenden Klasse so viele Vortheile verhieß, die englischen Arbeiter mit ähnlichen Hoffnungen in Betreff ähnlicher Veränderungen erfüllte. So lange die Verwirklichung dieser Hoffnungen des französischen Volks zweifelhaft blieb, duldete die englische Regierung eine der stärksten politischen Agitationen, die in unserm Lande vorgekommen. Doch als in Frankreich die Herrschaft der Mittelklasse aufs Neue mittelst des Schwerts errichtet, als die Hoffnung auf Besserstellung des Volks verschwunden war: da suchte unsere Regierung, durch die Vorgänge in Frankreich ermuthigt, Rache zu nehmen an denjenigen, deren Enthusiasmus bis dahin geduldet worden. So aufregend auch die Sprache vieler Deputirten bei der Nationalkonvention, so stark und bedrohlich die Reden in einer Menge von Londoner Meetings lauteten: so wurde doch kein einziges gerichtliches Verfahren gegen jene Redner eingeleitet, bis die Mittelklasse in Frankreich abermals die Oberhand gewonnen. In derselben Weise, wie das französische Volk behandelt worden, wurde jetzt auch am englischen Rache genommen. Die Regierung ergriff die tyrannischsten Maßregeln und wurde von der Mittelklasse des Unterhauses aufs wärmste unterstützt. Nachdem die Parlamentssession vorüber, will die Mittelklasse, unter Leitung der Herren Cobden, Hume und Konsorten, abermals das Gaukelspiel einer Reformbewegung erneuern. Feargus O'Connor weist aus der Geschichte des Chartismus nach, daß letzterer sich von den Männern der Scheinreform weder 1839, nach 1841, 42 und 45 hat irre führen lassen und daß er eben so wenig im Jahre 1848 von seinem Wege abzubringen sein wird. </p> <p> ‒ In einem zweiten Artikel überschrieben:„ Arbeit, die Quelle allen Reichthums“ wird gezeigt, daß die Arbeitsfrage, weil völlig unbegriffen, Könige entthront und für Kapitalisten wie Regierungen zum schreckenerregenden Gespenst wird. In Folge des Uebergewichts, das die Maschinen und durch letztere die Mittelklasse erlangt hat, beschäftigt sich das Parlament alltäglich mit Beschützung des Eigenthums, der Rechte und Vorrechte der Geldklasse, während Hume und Cobden und die Anhänger der Manchester-Schule dem Parlament aufs heftigste das Recht bestreiten, sich in die Arbeitsfrage zu mischen. Dem Parlament wird zugerufen: „Rüstet uns mit der nöthigen Macht aus, die Mißvergnügten niederzuhalten, das Elend der Armen zu unserm Profit auszubeuten. Dafür wollen wir Euch Geldmittel bewilligen, um Eure Polizeimacht auf den Beinen zu halten, Eure Spione zu bezahlen, die Truppen hin und her marschiren zu lassen, Feldlager zu errichten, Flotten zu bemannen, Eure Opfer aus allen Winkeln hervorzuhetzen und Eure Hochverräther zu deportiren. Nur laßt Euch nicht einfallen, durch Einmischung in die Arbeiterfrage an unsern Geldbeutel zu rühren, sonst stürzen wir Euch vom Sitz der Gewalt und heben Eure Feinde über die Trümmer Eurer Macht empor.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Dänemark.</head> <div xml:id="ar101_021" type="jArticle"> <head>Kopenhagen, 2.Sept.</head> <p>Statt daß hier bisher nur eine Partei hervortrat, deren Feldgeschrei war:„Dänemark bis zur Eider“, hat sich neuerdings auch eine zweite Partei geltend gemacht, die wir als die rein demokratische bezeichnen möchten. Von ihr geht das Programm für die bevorstehenden Wahlen zur dänischen Reichsversammlung aus, und halten wir dafür, daß diese Partei gar bald an die Spitze der Verwaltung des Staats treten werde, zumal wenn es ihr gelingen sollte, tüchtige Leiter zu gewinnen, woran es ihr bisher noch zu gebrechen scheint. Nebenbei ist übrigens auch die zwar nicht offen hervortretende Partei der Aristokratie, die nicht gern Alles verlieren möchte, mit der alten Bureaukratie, namentlich der höheren, verbunden, ganz in der Stille nicht unthätig, und wirkt gleichfalls nach Kräften unbemerkt auf den Sturz des Ministeriums hin, das schon ohnehin nicht mehr sich sattelfest fühlt, da es einsieht, sein Programm nicht innehalten zu können. Der Sturz desselben kann indeß, wenigstens auf die Dauer, nur der reinen Demokratie zum Siege verhelfen. Wenn dies aber auch nicht der Fall sein sollte, so würden wir den Sturz des Ministeriums doch immer nur mit Freuden begrüßen, da eine größere Despotie, verbunden mit Espionage, Denunciation und Kalumnie, wie sie das jetzige Ministerium ausübt, überall kaum denkbar ist, und selbst die Rückkehr unter die frühere absolute Alleinherrschaft der Fortdauer des jetzigen Zustandes vorzuziehen sein möchte. Dies fühlt auch das dänische Volk in immer größeren Kreisen, wenn auch zur Zeit nur noch dunkel. Aber vielleicht werden schon die nächsten Wochen Licht in dies Dunkel bringen, und dann wehe Denen, die das Volk in die jetzige Kalamität hineingeführt haben.</p> <bibl>(Börf.-H.)</bibl> </div> <cb n="3"/> </div> <div n="1"> <head>Schweiz.</head> <div xml:id="ar101_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Bern, 5. Sept.</head> <p>Nach dem gestern erfolgten Wiederzusammentritt der Tagsatzung wurde der vorörtliche Bericht über die Geschäftsführung verlesen. Darin kamen auch die italienischen Angelegenheiten zur Sprache. Es ging aus den Mittheilungen namentlich hervor, daß Karl Albert verlangt habe, und übereingekommen sei mit Oestreich direkt und ohne Vermittelung zu unterhandeln, und die Stadt Verona als Vereinigungspunkt der Bevollmächtigten ausgewählt sei, wozu Oestreich den Militärgouverneur von Mailand, Fürsten v. Schwarzenberg, ernannt habe, der auf dem Punkte seiner Abreise stehe. (Ist abgereist.)</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Nachtrag.</head> <div xml:id="ar101_023" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 12. Sept.</head> <p>1 Uhr Mittags. In Folge der gestrigen Exzesse hat sich das Volk heute Mittag immer stürmischer um das Rathhaus geschaart. Reden wurden gehalten, eine Deputation, von zahlreichen Schaaren begleitet, begab sich zu dem Regierungspräsidenten und Bürger-Kommandanten Wittgenstein um denselben aufs Rathhaus zu holen. Hr. Wittgenstein erschien, und das Volk drang in den Rathhaussaal.</p> <p>Ein Redner verlangte hier die <hi rendition="#g">sofortige</hi>Entfernung des 27. Regiments. Hr. Wittgenstein suchte die Aufregung zu beschwichtigen, und erklärte, die sofortige Entfernung sei nicht möglich; er selbst sei erst vor 2 Stunden hier angekommen, habe sich sofort zu dem General Kaiser begeben und von diesem die Zusicherung erhalten, daß das Regiment sogleich in die Forts gezogen werden solle.</p> <p>Das Volk antwortete dieser Nachricht mit dem Geschrei:„Nicht in die Forts! Auf die Haide mit dem Regiment!“</p> <p>Einzelne Redner riefen dem Hrn. Wittgenstein zu, daß er in seiner doppelten Stellung als Regierungspräsident und Bürgerkommandant sich zweideutig zeige, und kein Vertrauen von den Bürgern verdiene.</p> <p>Das Volk gab seinen Beifall mit dem stürmischen Ruf:„Abdanken! Abdanken! “ zu erkennen.</p> <p>Hr. Wachter und Advokat Schneider II verlangten zur Beruhigung des Volkes, daß sofort Generalmarsch geschlagen werde, und die Bürgerwehr unter die Waffen trete.</p> <p>Als Hr. Wittgenstein die immer steigende Aufregung sah, holte er den General Kaiser herbei und erklärte in dessen Gegenwart: „General Kaiser sehe ein, daß die preußische Soldateska grobe Excesse begangen habe; er wolle durch den Telegraphen sogleich in Koblenz anfragen, welche Richtung das Regiment nehmen solle; in 2 Stunden könne die Antwort eintreffen, bis dahin aber mögen die Bürger sich beruhigen! “</p> <p>Die Menge antwortete mit dem einstimmigen Ruf: „Keine Minute! Hinaus auf die Haide mit den Soldaten!“ </p> <p>Zuletzt erklärte sich Hr. Wittgenstein damit einverstanden, daß bis zum Eintreffen der Antwort aus Coblenz, die Bürgerwehr unter die Waffen treten solle.</p> <p>So eben schlägt man in allen Straßen Generalmarsch. Die Bürgerwehr tritt unter die Waffen.</p> </div> <div xml:id="ar101_024" type="jArticle"> <head>Der Rheinische Demokratenkongreß zu Köln.</head> <p>In Ausführung der Beschlüsse des Frankfurter Demokratenkongreßes vom 14-17. Juni und in Folge Aufrufs des Rheinischen Kreißausschusses vom 4. August fand am 13. und 14. August der erste Rheinische Demokratenkongreß statt. Es haben an demselben Theil genommen: </p> <list> <item>1. Der demokratische Verein in Köln.</item> <item>2. Der Arbeiter-Verein in Köln.</item> <item>3. Der Verein der Arbeiter und Arbeitgeber in Köln.</item> <item>4. Der politische Klub in Solingen.</item> <item>5. Der Volksklub in Düsseldorf.</item> <item>6. Der Verein für demokratische Monarchie in Düsseldorf.</item> <item>7. Der Arbeiter-Verein in Krefeld.</item> <item>8. Der Volksverein in Kettwig.</item> <item>9. Der demokr. Verein in Trier.</item> <item>10. Der Volksverein in Dortmund.</item> <item>11. Der Arbeiterverein in Hamm.</item> <item>12. Der demokr. Verein in Rochem.</item> <item>13. Der Arbeiterverein in Mülheim am Rhein.</item> <item>14. Der demokr.Verein in Mülheim an der Ruhr.</item> <item>15. Der demokr. Verein in Bonn.</item> <item>16. Der politische Klub in Barmen.</item> <item>17. Der Rheinisch-Westphalische Verein in Berlin, welche im Ganzen durch 40 Abgeordnete vertreten werden. An den Berathungen haben außerdem mehrere andere Demokraten Theil genommen, die nicht Kraft besonderen Auftrages erschienen waren.</item> </list> <p>In der ersten Sitzung, am 13. August Vormittags 10-1Uhr, im kleinern Saale bei Stollwerk, wurden zunächst gewählt zum Vorsitzenden, der Präsident des demokr. Vereins in Köln, Adv. Schneider II, zum Stellvertreter den Präsidenten des Bonner demokr. Vereins Professer Kinkel, zu Schriftfuhrern Adv. Schily aus Trier und Lehrer Imandt aus Krefeld. Sodann wurde die Frage wegen des Stimmrechts dahin erledigt, daß nur Abgeordnete stimmen können, daß aber nicht nach Vereinen sondern nach Köpfen gestimmt werden solle und zwar, weil nicht von dem Interesse der einzelnen Vereine sondern von dem Gesammtinteresse der Demokraten die Rede sein konne. Auf die fernere Frage ob die westphälischen Deputirten zugelassen werden sollen, wurde beschlossen, daß da in Frankfurt Rheinland und Westphalen zu Einem Kreise verbunden, der Centralausschuß in Berlin als wesentlich vollziehende Behörde, Westphalen nicht wider den Willen der dortigen Vereine abtrennen könne, daß eine Wechselwirkung bei den Provinzen aufeinander wichtig und besonders auf die Entwicklung der Demokratie in Westphalen von Einfluß sei, eine Trennung Preußens nach seinen einzelnen Provinzen nur das specifische Preußenthum fördere, den Westphälischen Vereinen vollkommenes Stimmrecht zustehe.</p> <p>Als Gegenstand der Kongreßverhandlungen wurde die Organisation des Kreisverbandes und die auf das äußere Bestehen bezughabenden formellen Maßregeln erklärt, die materiellen Maßnahmen einem späteren Kongresse vorbehalten, für die Berichterstattung der einzelnen Vereine eine öffentliche Sitzung auf den Nachmittag angesetzt.</p> <p>Als besondere Vorlagen wurden vom Kreisausschusse die Fragen überreicht: </p> <p>1. Wege und Mittel zu finden, um die einzelnen Vereine mit einander und dem Vororte in Verbindung zu setzen und wie die Bildung von Vereinen befördert werden könne.</p> <p>2. Wie die Vereine nach außen zu wirken haben.</p> <p>3. Wie und in welchem Maße die Geldmittel zu beschaffen seien. </p> <p>Der Kongreß empfahl hierauf einstimmig den ununterbrochenen Briefwechsel als das nächste Mittel des gegenseitigen Verkehrs so wie die Veröffentlichungen durch die demokratischen Blätter, und machte jedem Ortsverein die monatliche Einsendung von Berichten an den Kreisausschuß und Letzterem die Zusammenstellung und auszugsweisen Mittheilung der Berichte an die einzelnen Vereine zur Pflicht.</p> <p>Für die Wirksamkeit nach Außen wurde zunächst die Presse empfohlen und darauf aufmerksam gemacht wie dringend nothwendig es sei demokratische Blätter nach Kräften zu unterstützen, die reaktionären aber überall zu verdrängen. Mündliche Propaganda wurde ferner als wirksames Mittel, namentlich für das Landvolk empfohlen. In Betreff der näheren Ausführung wurde auf die Nützlichkeit von Emissären, besonders aber von den auf dem Lande zu haltenden Volksversammlungen aufmerksam gemacht, es wurde namentlich hervorgehoben, wie das Land der Demokratie näher stehe, als die Städte, in denen, die Reaktion hauptsächlich ihren Sitz und ihre Stärke habe, wie der Bauerstand unter dem fortwährenden Drucke der Steuern und Feudallasten und der Beamtenvormundschaft wesentlich radikal geworden und der Demokratie, wenn er sähe, daß diese für ihn in die Schranken träte, ganz zufallen werde Adressen und Proteste gegen Regierungsübergriffe im ausgedehntesten Maße wurden als nützlich anerkannt und in Betreff derselben beschlossen, daß die Adressen und Proteste der einzelnen Vereine wegen allgemeinen Maßregeln oder Zustände dem Vororte mitzutheilen und von diesem nach Befinden der einzelnen Vereinen zur Verbreitung und Unterschriftsammlung zu übersenden seien und daß wenn der Kreisausschuß oder ein einzelner Verein die Beförderung einer derartigen Manifestation ablehne, dies nur unter Angabe der Gründe geschehen dürfe.</p> <p>In Betreff der Geldmittel, mit denen der Kreisausschuß zu versehen sei,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507/0003]
_ Französische Republik. 16 Paris, 9.Septbr. Mit unendlicher Wuth heult bereits ein Theil der legitimistischen Presse der Provinzen gegen Cavaignac. Der dem General keineswegs geneigte, demokratische „ National de l' Ouest“ in Nantes sagt:„ Das Gebelfer der henry-orleanistischen Schooß- und Schweißhunde gegen den Mann, dem sie den Hals verdanken, (er wäre bei Gott! ihnen von den fliegenden Junimännern amputirt worden) ist bezeichnend; die lieben Herren glauben sich schon geborgen, seit sie die legitimistischen Stadtrathswahlen in zwei Drittel von Frankreich durchgesetzt. Sie werden aber nochmals sich kompromittiren, und diesmal waschen wir schon jetzt unsere Hände in Unschuld, wir ahnden ein namenloses, ein unerhörtes Volksgericht über die bestreßten und pomadirten Volksverhöhner und Volksbetrüger, ein Gottesgericht vor Ablauf des Jahrzehends, gegen das 1793 ein Puppenspiel. Wir ahnden eine allgemeine Hatzjagd (un laisser-courre) derjenigen, die bis anher das Wildpret gewesen, auf die bisherigen Herren Jäger. Die unverschämte Bande, die 1792 vor den Mistgabeln ihrer Bauern floh und die flammenden-Familienschlösser im Stiche ließ, sich in Koblenz einnistete und den französischen Namen in dem damals noch so befangenen Deutschland durch Lüderlichkeit und Verrücktheit vollends zum Abscheu machte, diese legitimistische Brut, die die Guillotine vergessen haben, hat einen Bund mit den zahllosen Sprößlingen des greisen Schuftes Louis Philipp geschlossen; man hofft, nein, man schwört Stein und Bein bereits auf recht baldige Restaurirung; man will wieder einmal, wie 1816 zu Toulouse und an der Rhone, Kegel schieben mit abgehackten Republikanerköpfen und nach abgehauenen Händen Scheibenschießen treiben, wieder baarfuß Kirchenbuße thun, und Kindesmörderinnen und Kirchendiebe hinrichten, wieder die Herren im schwarzen langen Rock anbeten u. s. w. “ Das Landvolk in den Pyrenäen ist ganz gut organisirt, und setzte gegen 6000 Linien-und Nationalgardesoldaten durch, daß die neun Sous Uebersteuer nicht erhoben wurde; 7000 Bäuerinnen sogar marschirten zur Schlacht, wohl bewaffnet, und es waren legitimistische Chefs kenntlich. Die„Democratie pacifique“ ruft: „Ihr wollt also den Staatshaushalt stets durch neue Steuern führen? Narren, was wollt Ihr machen, wenn einst Frankreich Euch zuruft, wir zahlen keinen Liard mehr! Ihr thätet besser, statt durch Uebersteuern den Bauer zum Rebell zu machen, die Reichen zu belasten, nicht mit albernen Luxusabgaben, worüber sie nur lachen und wofür sie sich rächen, indem sie gar nicht mehr Luxusarbeit bestellen; sondern zwingt sie, indem Ihr z. B. die Eisenbahnen ihnen unter den Beinen wegzieht, oder die Versicherungsanstalten, die Roulage, die Courtage, die Agiotage; ihnen das geschäftige, einträgliche Vermitteln zwischen Produzent und Konsument verbittert und endlich ganz ihnen abgewöhnt, sei's auf gemüthliche, sei's auf energische Weise; durch die Agrikulturagentschaften, die Landschulen, deren Ihr seit Flocon's Ministerium 400 habt, könntet Ihr dem Bauer so viel helfen, als den Blutigeln des Bauers schaden. Die Thorheit der Absolutisten ist, dem Bauer goldene Berge zu verheißen, und nachher ihm nicht einmal satt essen zu geben; wir haben das Flugblatt in Händen mit der Liste der henry-philippistischen Minister: Genoude, Minister des Innern; Berryer, des Aeußern; Odilon-Barrot, Justiz u. s. w. Fluch den Dummköpfen, die da mit ködern wollen. Wir sagen noch heute, der 24. Februar kam einige Jahre zu früh, aber wer jetzt die Republik attakirte, den würden wir persönlich bekämpfen.“
Selbst in Mans, einer größeren Stadt, ist am Freiheitsbaum ein Zettel zu lesen mit den gröbsten Schmähungen auf die Republik und Lobessprüchen auf „den guten Henri, der Frankreich's Wunden heilen wird. “ Cavaignac hat erklärt, er werde sein Leben preisgeben, aber nie mit dem Royalismus unterhandeln. Worauf die „Liberte“ von Lyon sagt: „Er weiß nicht, was er spricht; er hat 16 Jahre nichts thun können als Löwen und Beduinen jagen; dabei lernt man weder Sozialismus noch sogar Kriegskunst. Kommt es zum Kampfe, so möge er nur nicht aus Ruhmsucht das Oberkommando nehmen; er steht nicht mehr den Kabylen gegenüber. Uebrigens, wenn man jahrelang immer Tacitus und Plutarch im Feldlager gelesen hat, so ist man zwar wohl ein guter Republikaner, aber ein stehengebliebener, kurz gerade einer wie die edeln Kameraden Senard und Marrast ihn brauchen. Senard ist nebenher Spion des kleinen Thiers, der vermuthlich nebst Odilon Barrot die Sendung hat, die französische Bourgeoisklasse zum Höhepunkt und Fallpunkt zu bringen, und zwar in Jahresfrist, wonach denn ein Riesengrab das ganze Gelichter verschlingt, Todte nebst Todtengräbern, und das neue Geschlecht, das Proletariat, tritt auf die Bühne. Uns scheint Barrot der greise Tartüff, Thiers der dreiste Sünder, Hauranne der feierliche Falschmünzer, und Dupin der kühne Gelehrte berufen zu sein die Bourgeoisie zu Grabe zu geleiten. Wir wollen die Glocke ziehen.“ Dieses Blatt bemerkt zugleich, in Lyon seien 381 Jesuiten flüchtig angelangt, und bereits korrespondirten sie auf's Eifrigste nach Oestreich, Urschweiz, Belgien, Rom; es verlangt sofortiges Austreiben dieser „unheiligen“ Väter, die offenbar bald den zweiten Sonderbundskrieg in der Schweiz anfachen werden, wie wir nach positiven Anzeigen wissen. Möge die Republik des Herrn Senard und Bastide nicht dümmer, nicht jesuitenfreundlicher sein als die absoluten Könige des letzten Jahrhunderts; doch wir fürchten… “ ‒ Die deutschen Demokraten werden von den Pariser und Provinzialblättern oft rühmend anerkannt; der „National de l'Ouest“ brachte eine umständliche Schilderung des Frankfurter Parlaments vom demokratischen Standpunkt aus; die Herren Lychnowski, Soiron, Höfken, Senff und Konsorten werden gebührlich geschlagen, dagegen die Linke belobt und ermuthigt; Benedey (M. Jakobus Benedey genannt) wird als „sehr sanft und matt “ geschildert, und„warum der König ihn so lange verbannt gehalten, ist ein Räthsel; Herr Jakobus Benedey ist ein stets ungefährlicher Mensch gewesen.“ Auch über Oestreich sind mehrere Artikel der„Neuen Rhein. Ztg.“ in die Departementspresse gegangen.
Die Ansichten über die dänischen Verhältnisse aufzuklären, ist aber bisher mißlungen; die Dänen hatten zu gut vorgearbeitet. ‒ Die Misere ist so groß, daß die zwölf Maires von Paris im Hotel de Ville delibrirten und als„vorläufig einziges Heilmittel die sofortige Uebersiedelung nach Algier“ bei der Kammer beantragen. Der Prozeß der Maigefangenen wird, um Aufregung in Paris zu meiden, wie der Babens'sche im vorigen Jahrhundert, in Bendome oder Beauvais statt finden; zugleich umgibt die Herrscherklasse Paris mit einem vierfachen Ringe von Garnisonen und Feldlagern bis auf 80 Lieues; was nicht verhindert, daß nicht wieder so eben hart an seiner Ringmauer in den Batignolles eine Feldstation von 8960 Infanteristen formirt wird; macht fünf im Ganzen.
Paris, 10.Sept. Der Sturz des deutschen Reichsministeriums und die Gährung in Berlin, von wo die Exekutivgewalt wichtige Depeschen erwartet, erregen hier das größte Aufsehen. Leider sieht man in den deutschen Angelegenheiten nicht klar; sie
sind für unsere Journalschreiber ein Labyrinth, aus dem sich Wenige herausfinden.
‒ General Lamvrieiere, Kriegsminister, hat dem betreffenden Ausschuß der Nationalversammlung versprochen, seinen berüchtigten Kolonisationsplan für die bewußten 10,000 Arbeiter sowohl als für die Juniräuber morgen, Montag, vorzulegen.
‒ In einigen Pyrenäen-Departements, namentlich im Thale von Arros waren wegen der 45 Centimensteuer heftige Unruhen ausgebrochen. Indessen zeigt der Moniteur heute das Ende derselben amtlich an.
Großbritannien. * London, 10. Sept. Der Economist gibt einen Auszug aus den kürzlich veröffentlichten Exportlisten des britischen Handels, woraus hervorgeht, daß sich die Ausfuhr von Manufakturwaaren, nach fast allen Theilen der Welt, von 1845 bis 1847 sehr verringert hat. Eine Ausnahme machen Neu-Süd-Wales und die Australischen Kolonieen, namentlich aber die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, welche statt für 6,830,460 L. in 1846: für 10,974,161 L. in 1847 an englischen Manufakturwaaren einführten. Die großen nach England gemachten Kornsendungen stehen natürlich mit dieser steigenden Einfuhr von Manufakturwaaren in genauem Zusammenhange.
27 London, 9. Sept. Der Schluß der diesjährigen Session veranlaßt F. O'Connor zu einem leitenden Artikel im „Northern-Star“, dessen wesentlichste Stellen folgende sind: Das Parlament ist geschlossen und seine Handlungen werden ein dauerndes Brandmal sein für die, welche ihnen ihre Sanktion verliehen. Ich darf behaupten, daß niemals ein Parlament, so lange es ein solches gegeben, den Interessen der arbeitenden Klasse wüthender und feindlicher entgegengetreten, als das gegenwärtige. Die blutdürstigen Gesetze, die fast einstimmig angenommen worden, liefern den Beweis, wie weit die Mittelklassen zu gehen bereit sind, um jede Bewegung zu unterdrücken, die Verminderung ihrer Profite zum Ziel hat. Sobald es sich zeigte, daß die französische Republik alle Hoffnungen derer, welche sie begründet hatten, vernichtete: da beschloß die englische Regierung aus Furcht, der Geist in den Kontinentalstaaten könnte das englische Volk anstecken, Gesetz und Verfassung hintansetzen und mit dem Schwert zu regieren. Zu diesem Zweck wurde der Generalstab der Müssiggänger vermehrt, während die Hülfsquellen des Volkes zu ihrer Fütterung sich verminderten. Vom ersten Minister der Krone bis herab zum gemeinsten Polizeispion (detective) sind alle Klassen zu einer großen Verschwörung gegen den Armen organisirt. Dagegen wird jeder Versuch des Volkes, sein Auskommen durch Arbeit zu gewinnen, als Hochverrath und Aufruhr bezeichnet und bestraft. Nichts war natürlicher, als daß die Veränderung in Frankreich, die der arbeitenden Klasse so viele Vortheile verhieß, die englischen Arbeiter mit ähnlichen Hoffnungen in Betreff ähnlicher Veränderungen erfüllte. So lange die Verwirklichung dieser Hoffnungen des französischen Volks zweifelhaft blieb, duldete die englische Regierung eine der stärksten politischen Agitationen, die in unserm Lande vorgekommen. Doch als in Frankreich die Herrschaft der Mittelklasse aufs Neue mittelst des Schwerts errichtet, als die Hoffnung auf Besserstellung des Volks verschwunden war: da suchte unsere Regierung, durch die Vorgänge in Frankreich ermuthigt, Rache zu nehmen an denjenigen, deren Enthusiasmus bis dahin geduldet worden. So aufregend auch die Sprache vieler Deputirten bei der Nationalkonvention, so stark und bedrohlich die Reden in einer Menge von Londoner Meetings lauteten: so wurde doch kein einziges gerichtliches Verfahren gegen jene Redner eingeleitet, bis die Mittelklasse in Frankreich abermals die Oberhand gewonnen. In derselben Weise, wie das französische Volk behandelt worden, wurde jetzt auch am englischen Rache genommen. Die Regierung ergriff die tyrannischsten Maßregeln und wurde von der Mittelklasse des Unterhauses aufs wärmste unterstützt. Nachdem die Parlamentssession vorüber, will die Mittelklasse, unter Leitung der Herren Cobden, Hume und Konsorten, abermals das Gaukelspiel einer Reformbewegung erneuern. Feargus O'Connor weist aus der Geschichte des Chartismus nach, daß letzterer sich von den Männern der Scheinreform weder 1839, nach 1841, 42 und 45 hat irre führen lassen und daß er eben so wenig im Jahre 1848 von seinem Wege abzubringen sein wird.
‒ In einem zweiten Artikel überschrieben:„ Arbeit, die Quelle allen Reichthums“ wird gezeigt, daß die Arbeitsfrage, weil völlig unbegriffen, Könige entthront und für Kapitalisten wie Regierungen zum schreckenerregenden Gespenst wird. In Folge des Uebergewichts, das die Maschinen und durch letztere die Mittelklasse erlangt hat, beschäftigt sich das Parlament alltäglich mit Beschützung des Eigenthums, der Rechte und Vorrechte der Geldklasse, während Hume und Cobden und die Anhänger der Manchester-Schule dem Parlament aufs heftigste das Recht bestreiten, sich in die Arbeitsfrage zu mischen. Dem Parlament wird zugerufen: „Rüstet uns mit der nöthigen Macht aus, die Mißvergnügten niederzuhalten, das Elend der Armen zu unserm Profit auszubeuten. Dafür wollen wir Euch Geldmittel bewilligen, um Eure Polizeimacht auf den Beinen zu halten, Eure Spione zu bezahlen, die Truppen hin und her marschiren zu lassen, Feldlager zu errichten, Flotten zu bemannen, Eure Opfer aus allen Winkeln hervorzuhetzen und Eure Hochverräther zu deportiren. Nur laßt Euch nicht einfallen, durch Einmischung in die Arbeiterfrage an unsern Geldbeutel zu rühren, sonst stürzen wir Euch vom Sitz der Gewalt und heben Eure Feinde über die Trümmer Eurer Macht empor.“
Dänemark. Kopenhagen, 2.Sept. Statt daß hier bisher nur eine Partei hervortrat, deren Feldgeschrei war:„Dänemark bis zur Eider“, hat sich neuerdings auch eine zweite Partei geltend gemacht, die wir als die rein demokratische bezeichnen möchten. Von ihr geht das Programm für die bevorstehenden Wahlen zur dänischen Reichsversammlung aus, und halten wir dafür, daß diese Partei gar bald an die Spitze der Verwaltung des Staats treten werde, zumal wenn es ihr gelingen sollte, tüchtige Leiter zu gewinnen, woran es ihr bisher noch zu gebrechen scheint. Nebenbei ist übrigens auch die zwar nicht offen hervortretende Partei der Aristokratie, die nicht gern Alles verlieren möchte, mit der alten Bureaukratie, namentlich der höheren, verbunden, ganz in der Stille nicht unthätig, und wirkt gleichfalls nach Kräften unbemerkt auf den Sturz des Ministeriums hin, das schon ohnehin nicht mehr sich sattelfest fühlt, da es einsieht, sein Programm nicht innehalten zu können. Der Sturz desselben kann indeß, wenigstens auf die Dauer, nur der reinen Demokratie zum Siege verhelfen. Wenn dies aber auch nicht der Fall sein sollte, so würden wir den Sturz des Ministeriums doch immer nur mit Freuden begrüßen, da eine größere Despotie, verbunden mit Espionage, Denunciation und Kalumnie, wie sie das jetzige Ministerium ausübt, überall kaum denkbar ist, und selbst die Rückkehr unter die frühere absolute Alleinherrschaft der Fortdauer des jetzigen Zustandes vorzuziehen sein möchte. Dies fühlt auch das dänische Volk in immer größeren Kreisen, wenn auch zur Zeit nur noch dunkel. Aber vielleicht werden schon die nächsten Wochen Licht in dies Dunkel bringen, und dann wehe Denen, die das Volk in die jetzige Kalamität hineingeführt haben.
(Börf.-H.)
Schweiz. * Bern, 5. Sept. Nach dem gestern erfolgten Wiederzusammentritt der Tagsatzung wurde der vorörtliche Bericht über die Geschäftsführung verlesen. Darin kamen auch die italienischen Angelegenheiten zur Sprache. Es ging aus den Mittheilungen namentlich hervor, daß Karl Albert verlangt habe, und übereingekommen sei mit Oestreich direkt und ohne Vermittelung zu unterhandeln, und die Stadt Verona als Vereinigungspunkt der Bevollmächtigten ausgewählt sei, wozu Oestreich den Militärgouverneur von Mailand, Fürsten v. Schwarzenberg, ernannt habe, der auf dem Punkte seiner Abreise stehe. (Ist abgereist.)
Nachtrag. * Köln, 12. Sept. 1 Uhr Mittags. In Folge der gestrigen Exzesse hat sich das Volk heute Mittag immer stürmischer um das Rathhaus geschaart. Reden wurden gehalten, eine Deputation, von zahlreichen Schaaren begleitet, begab sich zu dem Regierungspräsidenten und Bürger-Kommandanten Wittgenstein um denselben aufs Rathhaus zu holen. Hr. Wittgenstein erschien, und das Volk drang in den Rathhaussaal.
Ein Redner verlangte hier die sofortigeEntfernung des 27. Regiments. Hr. Wittgenstein suchte die Aufregung zu beschwichtigen, und erklärte, die sofortige Entfernung sei nicht möglich; er selbst sei erst vor 2 Stunden hier angekommen, habe sich sofort zu dem General Kaiser begeben und von diesem die Zusicherung erhalten, daß das Regiment sogleich in die Forts gezogen werden solle.
Das Volk antwortete dieser Nachricht mit dem Geschrei:„Nicht in die Forts! Auf die Haide mit dem Regiment!“
Einzelne Redner riefen dem Hrn. Wittgenstein zu, daß er in seiner doppelten Stellung als Regierungspräsident und Bürgerkommandant sich zweideutig zeige, und kein Vertrauen von den Bürgern verdiene.
Das Volk gab seinen Beifall mit dem stürmischen Ruf:„Abdanken! Abdanken! “ zu erkennen.
Hr. Wachter und Advokat Schneider II verlangten zur Beruhigung des Volkes, daß sofort Generalmarsch geschlagen werde, und die Bürgerwehr unter die Waffen trete.
Als Hr. Wittgenstein die immer steigende Aufregung sah, holte er den General Kaiser herbei und erklärte in dessen Gegenwart: „General Kaiser sehe ein, daß die preußische Soldateska grobe Excesse begangen habe; er wolle durch den Telegraphen sogleich in Koblenz anfragen, welche Richtung das Regiment nehmen solle; in 2 Stunden könne die Antwort eintreffen, bis dahin aber mögen die Bürger sich beruhigen! “
Die Menge antwortete mit dem einstimmigen Ruf: „Keine Minute! Hinaus auf die Haide mit den Soldaten!“
Zuletzt erklärte sich Hr. Wittgenstein damit einverstanden, daß bis zum Eintreffen der Antwort aus Coblenz, die Bürgerwehr unter die Waffen treten solle.
So eben schlägt man in allen Straßen Generalmarsch. Die Bürgerwehr tritt unter die Waffen.
Der Rheinische Demokratenkongreß zu Köln. In Ausführung der Beschlüsse des Frankfurter Demokratenkongreßes vom 14-17. Juni und in Folge Aufrufs des Rheinischen Kreißausschusses vom 4. August fand am 13. und 14. August der erste Rheinische Demokratenkongreß statt. Es haben an demselben Theil genommen:
1. Der demokratische Verein in Köln.
2. Der Arbeiter-Verein in Köln.
3. Der Verein der Arbeiter und Arbeitgeber in Köln.
4. Der politische Klub in Solingen.
5. Der Volksklub in Düsseldorf.
6. Der Verein für demokratische Monarchie in Düsseldorf.
7. Der Arbeiter-Verein in Krefeld.
8. Der Volksverein in Kettwig.
9. Der demokr. Verein in Trier.
10. Der Volksverein in Dortmund.
11. Der Arbeiterverein in Hamm.
12. Der demokr. Verein in Rochem.
13. Der Arbeiterverein in Mülheim am Rhein.
14. Der demokr.Verein in Mülheim an der Ruhr.
15. Der demokr. Verein in Bonn.
16. Der politische Klub in Barmen.
17. Der Rheinisch-Westphalische Verein in Berlin, welche im Ganzen durch 40 Abgeordnete vertreten werden. An den Berathungen haben außerdem mehrere andere Demokraten Theil genommen, die nicht Kraft besonderen Auftrages erschienen waren.
In der ersten Sitzung, am 13. August Vormittags 10-1Uhr, im kleinern Saale bei Stollwerk, wurden zunächst gewählt zum Vorsitzenden, der Präsident des demokr. Vereins in Köln, Adv. Schneider II, zum Stellvertreter den Präsidenten des Bonner demokr. Vereins Professer Kinkel, zu Schriftfuhrern Adv. Schily aus Trier und Lehrer Imandt aus Krefeld. Sodann wurde die Frage wegen des Stimmrechts dahin erledigt, daß nur Abgeordnete stimmen können, daß aber nicht nach Vereinen sondern nach Köpfen gestimmt werden solle und zwar, weil nicht von dem Interesse der einzelnen Vereine sondern von dem Gesammtinteresse der Demokraten die Rede sein konne. Auf die fernere Frage ob die westphälischen Deputirten zugelassen werden sollen, wurde beschlossen, daß da in Frankfurt Rheinland und Westphalen zu Einem Kreise verbunden, der Centralausschuß in Berlin als wesentlich vollziehende Behörde, Westphalen nicht wider den Willen der dortigen Vereine abtrennen könne, daß eine Wechselwirkung bei den Provinzen aufeinander wichtig und besonders auf die Entwicklung der Demokratie in Westphalen von Einfluß sei, eine Trennung Preußens nach seinen einzelnen Provinzen nur das specifische Preußenthum fördere, den Westphälischen Vereinen vollkommenes Stimmrecht zustehe.
Als Gegenstand der Kongreßverhandlungen wurde die Organisation des Kreisverbandes und die auf das äußere Bestehen bezughabenden formellen Maßregeln erklärt, die materiellen Maßnahmen einem späteren Kongresse vorbehalten, für die Berichterstattung der einzelnen Vereine eine öffentliche Sitzung auf den Nachmittag angesetzt.
Als besondere Vorlagen wurden vom Kreisausschusse die Fragen überreicht:
1. Wege und Mittel zu finden, um die einzelnen Vereine mit einander und dem Vororte in Verbindung zu setzen und wie die Bildung von Vereinen befördert werden könne.
2. Wie die Vereine nach außen zu wirken haben.
3. Wie und in welchem Maße die Geldmittel zu beschaffen seien.
Der Kongreß empfahl hierauf einstimmig den ununterbrochenen Briefwechsel als das nächste Mittel des gegenseitigen Verkehrs so wie die Veröffentlichungen durch die demokratischen Blätter, und machte jedem Ortsverein die monatliche Einsendung von Berichten an den Kreisausschuß und Letzterem die Zusammenstellung und auszugsweisen Mittheilung der Berichte an die einzelnen Vereine zur Pflicht.
Für die Wirksamkeit nach Außen wurde zunächst die Presse empfohlen und darauf aufmerksam gemacht wie dringend nothwendig es sei demokratische Blätter nach Kräften zu unterstützen, die reaktionären aber überall zu verdrängen. Mündliche Propaganda wurde ferner als wirksames Mittel, namentlich für das Landvolk empfohlen. In Betreff der näheren Ausführung wurde auf die Nützlichkeit von Emissären, besonders aber von den auf dem Lande zu haltenden Volksversammlungen aufmerksam gemacht, es wurde namentlich hervorgehoben, wie das Land der Demokratie näher stehe, als die Städte, in denen, die Reaktion hauptsächlich ihren Sitz und ihre Stärke habe, wie der Bauerstand unter dem fortwährenden Drucke der Steuern und Feudallasten und der Beamtenvormundschaft wesentlich radikal geworden und der Demokratie, wenn er sähe, daß diese für ihn in die Schranken träte, ganz zufallen werde Adressen und Proteste gegen Regierungsübergriffe im ausgedehntesten Maße wurden als nützlich anerkannt und in Betreff derselben beschlossen, daß die Adressen und Proteste der einzelnen Vereine wegen allgemeinen Maßregeln oder Zustände dem Vororte mitzutheilen und von diesem nach Befinden der einzelnen Vereinen zur Verbreitung und Unterschriftsammlung zu übersenden seien und daß wenn der Kreisausschuß oder ein einzelner Verein die Beförderung einer derartigen Manifestation ablehne, dies nur unter Angabe der Gründe geschehen dürfe.
In Betreff der Geldmittel, mit denen der Kreisausschuß zu versehen sei,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |